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Jahrgang Das Reichserbhofrecht Der Bauer muß deutſch, ariſch und ehrbar ſein. 0 2 iſten⸗ Noch während der Beratungen des Deutſchen Juriſten tages 950 5 Reichsregierung das neue Reichserbhofgeſetz veröffentlicht. Für die Auslegung des Geſetzes wichtig iſt die Einleitung, die die Grund ſätze der ganzen Regelung enthält: 1 ande und forſtwirtſchaftlicher Beſitz in der Größe von mindeſtens einer Ackernahrung und von höchſtens 125 Hek⸗ tar iſt Erbhof, wenn er einer bauernfähigen Perſon gehört. Der Eigentümer des Erbhofs heißt Bauer. Bauer kann nur ſein, wer deutſcher Staatsbürger, deutſchen oder ſtammesgleichen Blutes und ehrbar iſt. Der Erbhof geht ungeteilt auf den Anerben über. Die Rechte der Mit⸗ erben beſchränken ſich auf das übrige Vermögen des Bauern. Nicht als Anerben berufene Abkömmlinge erhal⸗ ten eine den Kräften des Hofes entſprechende Berufsaus⸗ bildung und Ausſtattung; geraten ſie unverſchuldet in Not, ſo wird ihnen die Heimatzuflucht gewährt. Das Anerbenrecht kann durch Verfügung von Todeswegen nicht ausgeſchloſſen oder beſchränkt werden. Der Erbhof iſt grundſätzlich unveräußerlich und unbelaſtbar. Schon aus dieſen Grundſätzen ergibt ſich, daß allerdings das preußiſche Geſetz über bäuerliches Erbhofrecht vom 15. Mai 1933 dem Reichsgeſetz als Vorbild gedient hat. Die neue reichsgeſetzliche Regelung weicht jedoch in vielen Einzelpunk⸗ ten von dieſem Vorbild ab. So beſtimmt das neue Geſetz z. B., daß die Erbhöfe allgemein von amtswegen in die Erbhöferolle eingetragen werden, während das preußiſche Geſetz dies nur für Landſchaften mit Anerben⸗ ſitze vorſah und die Eintragung ſonſt von einem Antrag des Eigentümers abhängig machte. Auch enthielt das preu⸗ ßiſche Geſetz noch keine Höchſtgrenze für den Erbhof. Ausnahmen von dieſer Höchſtgrenze von 125 Hektar kann allerdings auch künftig der Reichsernährungsminiſter zu⸗ laſſen, wenn beſtimmte Vorausſetzungen vorliegen. Intereſ⸗ ſant iſt die ſtrenge Regelung für den Namen. Nur der Eigentümer eines Erbhofs heißt künftig in Deutſchland Bau er. Der Eigentümer oder Beſitzer anderen land⸗ oder forſtwirtſchaftlich genutzten Grundeigentums heißt Landwirt. Streng ſind auch die Erforderniſſe, die an die Ab⸗ ſtammung des Bauern geſtellt werden. Deutſchen oder ſtammesgleichen Blutes iſt nämlich nicht. wer unter ſeinen Vorfahren väterlicher⸗ oder mütterlicherſeits jüdiſches oder farbiges Blut hat. Natürlich mußte den Nachforſchungen eine Grenze geſetzt werden, und zwar iſt der 1. Januar 1800 gewählt worden. Ferner muß der Bauer ehrbar ſein. Er muß fähig ſein, den Hof ordnungsmäßig zu bewirtſchaften, wobei man⸗ gelnde Altersreife allein keinen Hinderungsgrund bildet. Iſt der Bauer aber nicht ehrbar oder nicht zur Bewirtſchaf⸗ tung fähig oder kommt er ſeinen Schuldverpflichtungen nicht nach, obwohl ihm dies bei ordnungsmäßiger Wirt⸗ ſchaftsführung möglich wäre, ſo kann das Anerbengericht auf Antrag des Landesbauernführers die Verwaltung und Nutznießung des Erbhofes dauernd oder auf Zeit auf den Ehegatten des Bauern oder auf denjenigen übertragen, der im Falle des Todes des Bauern der Anerbe wäre. Iſt ein Ehegatte oder Anerbe nicht vorhanden oder ſind dieſe nicht bauernfähig, ſo kann das Anerbengericht das Eigentum am Erbhof auf Antrag des Reichsbauernführers auf eine von dieſem vorzuſchlagende bauernfähige Perſon übertragen. Falls geeignete Verwandte des Bauern vorhanden ſind, ſoll der Reichsbauernführer einen von die⸗ ſen vorſchlagen. Die Reihenfolge der Verwandten als Anerben hat ſich gegenüber dem preußiſchen Geſeß kaum geändert. Hervor⸗ zuheben iſt jedoch aus der reichsgeſetzlichen Regelung, daß innerhalb der gleichen Ordnung je nachdem in der Gegend geltenden Brauch Aelteſten⸗ oder Jüngſtenrecht entſcheidet. Beſteht kein beſtimmter Brauch, ſo gilt Jün g. ſtenrecht. An Kindesſtatt angenommene Perſonen ſind übrigens nicht zur Anerbenfolge berufen. Hat der Anerbe bereits einen Erbhof, ſo kann er trotzdem den angefallenen Hof übernehmen; ſein eigener Hof fällt dann an den näch⸗ ſten Anerben des Erblaſſers. Der Anerbe kann alſo tau⸗ ſchen. Nach dem preußiſchen Geſetz konnte der Erblaſſer durch teſtamentariſche Verfügung aus der Liſte der ver⸗ ſchiedenen Anerben einen beſtimmten Erben wählen. Nach dem neuen Reichsgeſetz kann er nur innerhalb der erſten Ordnung, alſo unter ſeinen Söhnen und Söhnes⸗ ſöhnen, eine Wahl treffen, und dies auch nur dann, wenn in der Gegend bei Inkrafttreten des Reichserbhofgeſetzes An⸗ erbenrecht nicht Brauch geweſen iſt, wenn in der Gegend zu dieſer Zeit freie Beſtimmung durch den Bauern üblich geweſen iſt oder wenn ein wichtiger Grund vorliegt und das Anerbengericht ſeine Zuſtimmung gibt. Nur wenn ehe⸗ liche Söhne oder Sohnesſöhne nicht vorhanden ſind, kann der Bauer mit Zuſtimmung des Anerbengerichts auch in der übrigen Anerbenliſte wählen. Uebrigens kann der Erb⸗ laſſer ſtets beſtimmen, daß der Anerbe als Zuſatz zu ſeinem Namen den Hofnamen führt. a i Veräußerung und Belaſtung des Erbhofes iſt nur mit Zuſtimmung des Anerbengerichts zuläſſig, wenn ein wich⸗ tiger Grund vorliegt. Der Erbhof ſteht jedoch unter Voll⸗ ſtreckungsſchutz. Und ſelbſt die auf dem Erbhof i landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe ſind gegen wangsvoll⸗ ſtreckung geſchützt, ſoweit ſie zum Zubehör gehören oder zum Unterhalt des Bauern oder ſeiner Familie bis zur nächſten Ernte erforderlich ſind. Handelt es ſich um eine Forderung von mehr als 150 Mark, ſo kann der Kreis⸗ bauernführer, falls er vom Reichsnährſtand dazu ermächtigt iſt, die Schuld auf den Reichsnährſtand übernehmen, Dienstag, den 3. Oktober 1933 Heburtstul de Meihspriſdenten Reichskanzler Hitler in Neudeck. N Neudeck, 2. Oktober. In bewunderswerter geiſtiger und körperlicher Friſche beging auf ſeinem Stammſitz Neudeck der Reichspräſident und Generalfeldmarſchall von Hindenburg ſeinen Geburts⸗ tag— den 86.— zum erſtenmal im neuen Deutſchland der nationalen Erhebung. Ueber Haus Neudeck lag an dem prächtigen oſtpreußi⸗ ſchen Frühherbſtmorgen der gewohnte ländliche Friede. Kurz nach neun Uhr erſchienen als erſte Gratulanten die Schulkinder des Gemeindeverbandes. Der Reichs⸗ präſident, der einen außerordentlich friſchen und ge⸗ ſunden Eindruck machte, erſchien in Begleitung ſeines Soh⸗ nes auf der Terraſſe des Hauſes. Nachdem die Kinder den Reichspräſidenten mit dem Choral„Lobe den Herrn“ be⸗ grüßt hatten, hielt der Lehrer eine kurze Anſprache. Der Reichspräſident ſprach darauf einige Dankesworte, in denen er ſeiner Hoffnung auf die heranwachſende deutſche Jugend Ausdruck gab. Hindenburg ſchloß mit einem Hoch auf das deutſche Vaterland. Anſchließend wurden die Schulkinder vom Reichspräſidenten mit Schokolade bewirtet. Gegen 9,30 Uhr nahm der Reichspräſident, ebenfalls auf der offenen Terraſſe, die Glückwünſche ſeiner Inſpek⸗ toren und Hofleute ſowie der Vertreter der Gemeinden entgegen. Der Reichspräſident richtete an jeden Einzelnen einige perſönliche Worte. Die Inſpektoren erhielten zum Andenken an den Tag Eichenſtöcke mit dem ſilbernen Namenszug„Hindenburg“. Der Beſuch des Kanzlers Reichskanzler Adolf Hitler traf Montag mittag um 13,40 Uhr mit ſeiner Begleitung auf dem Flughafen Ma⸗ rienburg ein. Nach Begrüßung durch Staatsrat Graf zu Dohna⸗Finkenſtein und Landrat Dr. Schwendowius und Abſchreiten der Front des SS⸗Sturmes fuhr der Reichs⸗ kanzler unverzüglich im Kraftwagen nach Neudeck weiter. Reichskanzler Adolf Hitler iſt kurz nach 18 Uhr von Fin⸗ kenſtein kommend im Kraftwagen im Haus Neudeck einge⸗ troffen. In ſeiner Begleitung befand ſich der Führer der ScS⸗Brigade Danzig⸗Oſtpreußen, Lorenz. An der Ein⸗ fahrt zum Haus Neudeck hatten die SA, SS und Stahl⸗ helmabordnungen aus dem Kreiſe Roſenberg Aufſtellung genommen. Eine große Menſchenmenge, die während des ganzen Nachmittags auf die Ankunft des Führers gewar⸗ tet hatte, bereitete ihm einen begeiſterten Empfang. Unter dem Jubel der Menge fuhr der Kanzler zum Schloß Neu⸗ deck, um dem Reichspräſidenten ſeine Glückwünſche zum 86. Geburtstag auszuſprechen. Der Beſuch des Kanzlers trug ausgeſprochen per⸗ ſönlichen Charakter, wie überhaupt der Geburtstag des Reichspräſidenten ohne jeglichen offiziellen Pomp be⸗ gangen wurde. s Auch politiſche Kombinationen, die verſchiedentlich an den Beſuch des Kanzlers geknüpft worden ſind, werden im Hauſe Neudeck als völlig gegenſtandslos bezeichnet. Es muß vielmehr betont werden, daß die Geburtstagsfeier ausgeſprochen familiären Charakter trug. Unter den Geburtstagsgäſten befinden ſich keine poli⸗ tiſchen Perſönlichkeiten, und auch Staatsſekretär Meißner iſt zurzeit nicht in Neudeck anweſend. In der nächſten Umgebung des Reichspräſidenten wird der Beſuch des Reichskanzlers als Zeichen der herzlichen, menſchlichen Verbundenheit zwiſchen dem Feldmarſchall und dem Volkskanzler empfunden und wärmſtens begrüßt. Amtlich wird über den Beſuch des Kanzlers bei Hinden⸗ burg mitgeteilt: Aus Anlaß des Geburtstages des Herrn Reichspräſi⸗ denten hat der Herr Reichskanzler ſich zu einem kurzen Be⸗ ſuch nach Neudeck begeben, um dem Herrn Reichspräſiden⸗ ten perſönlich ſeine und der Reichsregierung Glückwünſche zu überbringen. In der RNeichshauptſtadt Obwohl auf Wunſch des Reichspräſidenten von beſon⸗ deren Feſtlichkeiten aus Anlaß ſeines 86. Geburtstages ab⸗ geſehen worden iſt, zeigt die Reichshauptſtadt reichen Flag⸗ genſchmuck. Bereits in den frühen Vormittagsſtunden hatte ſich eine unüberſehbare Menſchenmenge in der Wilhelm⸗ ſtraße eingefunden, um die Ereigniſſe, die ſich in Berlin zu Ehren des Reichspräſidenten abwickeln, aus nächſter Nähe zu beobachten. der dann an die Stelle des Gläubigers tritt. Im übrigen iſt eine Durchführungsverordnung angekündigt, durch die die Zwangsvollſtreckung in die Erzeugniſſe des Erbhofs noch weiter auf öffentliche Abgaben und ſonſtige öffentlich⸗rechtliche Geldforderungen beſchränkt wird, ſo daß private Gläubiger den Erbhof und ſeine Erzeug⸗ niſſe überhaupt nicht mehr angreifen können. Bei den Amtsgerichten werden Anerbengerichte errichtet, die auch die Erbhöferolle zu führen haben; ſie entſcheiden in der Beſetzung von einem Richter und zwei Bauern. Gegen ihre Entſcheidung iſt Berufung zuläſſig. Oberſte Inſtanz ſoll das Reichserbhofgericht werden. Die Eintragungen in die Erbhöferolle und ins Grundbuch ſind gebührenfrei. Wichtig iſt vor allem, daß der Anerbe keine Erbſchafts⸗ oder Grunderwerbsſteuer zu zahlen hat. Das Reichserbhofgeſetz findet Anwendung auf alle Erb⸗ fälle, die nach dem 1. Oktober 1933 eintreten. Gleichzeitig ſind die landesgeſetzlichen Vorſchriften, namentlich alſo das preußiſche Erbhofrecht außer Kraft geſetzt worden. „Vertreter von Heer und Marine, Nr. 230 Die Reichshauptſtadt hat wieder einen Sonderdienſt einrichten läſſen. Bereits mit der erſten Poſt ſind annä⸗ hernd 3000 Giückwunſchſchreiben in der Wilhelmſtraße ein⸗ gegangen. Der größte Teil der paſtaliſchen Sendungen, mehr als im Vorjahre, ging jedoch nach Schloß Neudeck, ſo daß dort eine Exttaleitung für die ankommenden Tele- gramme gelegt werden mußte. Faſt alle Vertreter der aaskändiſchen Staaten, Perſön⸗ lichkeiten der Politik und Geſelichaft, der Wirtſchaft und des Handels, der Kunſt und der Wiſſenſchaft ſind im Reichs⸗ präſidentenpalais erſchienen, um ihre Karten abzugeben und ſich in das Gäſtebuch ec'neutragen. Mehrfach warſchier⸗ ten Ehrenabordnungen der SA und Se von Berlin⸗Bran⸗ denburg mit ihren Standartenkapellen am Präſidentenplatz im Paradeſchritt vorbei. Parade des Wachtregimenks. Auf dem Paradeplatz der Kaſerne in der Rathenower Straße ſand vor Reichswehrminiſter von Blomberg eine Parade des Wachtregiments ſtatt. Unter den Klängen des Präſentiermarſches ſchritt der Reichswehrminiſter die Front ab und hielt danach eine kurze Anſprache, die in drei Hurras auf den Reichspräſidenten und Generalfeldmarſchall von Hindenburg ausklang. Dann folgte der Vorbeimarſch der Truppe. Neben den Glückwünſchen der offiziellen Perſönlichkei⸗ ten, der Reichsminiſter und Staatsminiſter der Länder, der von Reichsbahn und Reichsbank, der Spitzen der Provinzialbehörden, der Städte und Gemeinden ſowie der Vertreter der deutſchen Wirtſchaft ſind dem Herrn Reichspräſidenten aus allen Kreiſen und von Deutſchen im Auslande zahlreiche Bekundungen der Treue und Verehrung zugegangen. Ausklang in Neudeck In einer durch ihre Schlichtheit tief ergreifenden Kund⸗ gebung der SA, SS und St im Park von Neudeck hat Montag abend die Feier des 86. Geburtstages des Reichs⸗ präſidenten in Gegenwart des Reichskanzlers Adolf Hitler ihren ſymboliſchen Höhepunkt erreicht. f Vor der Schloßterraſſe ſammelten ſich die Formationen in dem Park, deſſen dunkler Wald durch den Schein von tau⸗ ſend Fackeln erleuchtet war. Dann trat der Reichs prä⸗ ſident in großer Uniform an die Brüſtung und blickte lange auf die braunen, ſchwarzen und grauen Kolonnen, auf die Fahnen, die dem Feldmarſchall an ſeinem Ehren⸗ tage den Gruß des erwachten Deutſchland entboten. Ein kurzes Kommando: Der SS-Brigadeführer Lorenz hält an Stelle des derzeitigen Gauleiters Koch. deſſen Ankunft ſich durch ſck'echtes Flugwetter verzögerte, eine kurze An⸗ ſprache, die mit dem Wunſche ſchloß, daß der Reichspräſi⸗ dent dem deutſchen Volk noch viele Jahre erhalten bleiben möge. Der Brigadeführer bringt ein dreifaches Hoch auf den Reichspräſidenten und Generalfeldmarſchall aus. Dann antwortet der Reichspräſident mit kräf⸗ kiger, ohne Lautſprecher weithin hörbarer Stimme. Er dankt den vor ihm aufmarſchierten Soldaten des alten und jungen Deukſchland für ihre Treue zum Vaterland und bringt ein dreifaches Hurra auf das deufſche Vaterland aus. Lauf brauſt aus kauſenden jungen Kehlen der alte ſiegreiche Ruf empor. Anker den Klängen des Präſenkiermarſches 3 18 dann die Kolonnen und der Vorbeimarſch be⸗ ginnt. Es war ein unvergeßliches Bild, in ſeiner Art noch ein⸗ drucksvoller als manche Maſſenkundgebung, wie unter leuch⸗ tenden Fackeln die braunen, ſchwarzen und grauen Kolon⸗ nen unter den Bäumen des preußiſchen Waldes an dem Er⸗ retter dieſes umkämpften Landes vorüberzogen, wie der Feldmarſchall immer wieder grüßend die Hand an die Mütze hob, während hinter ihm der junge Kanzler ſtand, der Deutſchlands innere Freiheit erkämpfte. Als der Vorbeimarſch beendet war und die Marſchmuſik in der Ferne verklang, trat der Reichspräſident noch ein⸗ mal an die Ramve, um ſich mit einem„Guten Abend aller⸗ ſeits“ von der Menge zu verabſchieden. Im Schloß fand dann ein Eſſen ſtatt, an dem außer dem Reichskanzler und den in Neudeck anweſenden Verwandten des Reichspräſidenten u a. Oberpräſident Gau⸗ leiter Koch, Brigadeführer Lorenz, Regierungspräſident Budding⸗Marienwerder, Kammerherr von Oldenburg⸗Ja⸗ nuſchau und eine Reihe von alten Militärs und jungen Füh⸗ rern der SA und SS teilnahmen. Die Glückwünſche der Wehrmacht Reichswehrminiſter Generaloberſt von Blomberg hat an den Herrn Reichspräſidenten ein Glückwunſchtelegramm geſandt, in dem es heißt: Wenn Sie, hochverehrter Herr Generalfeldmarſchall und Reichspräſident, das 86. Lebensjahr Ihres an Arbeit und Erfolgen geſegneten Lebens vollenden, ſo wird Sie der Ju⸗ bel eines dankbaren Volkes begrüßen, dem Sie durch die Berufung der Regierung Hitler den Glauben an ein eini⸗ ges, von nakionalem Wollen durchglühtes Vaterland wie⸗ dergegeben haben. In der vorderſten Reihe der Dankbaren ſteht die Wehrmacht, die ſich heute wieder mit Stolz der Waffenkräger einer geeinten Nation nennen kann. N 1 1 Hindenburgfeier in Newyork Newyork, 2. Okt. In Gemeinſchaft mit dem„Bund der Freunde des neuen Deutſchland“ veranſtaltete der Stahl⸗ helm, Ortsgruppe Newyork, eine Feier zu Ehren des Ge⸗ burtstages des Reichspräſidenten von Hindenburg. Unter den zahlreichen Anweſenden befanden ſich auch viele ame⸗ rikaniſche ſowie ukrainiſche Kriegsteilnehmer. Dank an Stadt und Land Für Durchführung des Ernkedanktages⸗ Der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft und der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propa⸗ ganda, Dr. Goebbels, erlaſſen folgenden Aufruf: „Die Kundgebung des deutſchen Bauern auf dem Bücke⸗ berg bei Hameln anläßlich des Deutſchen Erntedanktage⸗ hat in einem bisher noch nicht dageweſenen Ausmaß das deutſche Bauerntum vereinigt und ein machtvolles Bekennt⸗ nis des deutſchen Bauern zum nationalſozialiſtiſchen Staate dargeſtellt. Eine Kundgebung derartigen Ausmaßes kann nur durch vorbildliche Zuſammenarbeit aller amtlichen und nichtamtlichen Stellen ermöglicht werden. Ihnen ſoll hiermit dafür beſonderer Dank ausgeſprochen werden. Insbeſondere haben die Führung des deutſchen Bauerntums, die Reichs⸗ wehr, die Polizei, die Reichsbahn und die Deutſche Reichs⸗ poſt und die örtlichen Verwaltungsſtellen in vorbildlicher Weiſe mit allen Organiſationen und Formationen der na⸗ tionalſozialiſtiſchen Bewegung zuſammengearbeitet. Am Ge⸗ lingen der Kundgebung haben weiterhin in anerkennens⸗ werter Weiſe die an der techniſchen Ausgeſtaltung der Kundgebung Beteiligten mitgewirkt. Beſonderer Dank und Anerkennung gebührt jedoch den Männern des Arbeits⸗ dienſtes, die in aufopfernder Arbeit bei Tag und Nacht die techniſchen Vorausſetzungen zum Gelingen der Kundgebung geſchaffen haben. Schließlich ſei auch allen denjenigen Dank ausgeſpro⸗ chen, die im ganzen Reich zu ihrem Teil mik dazu beigetra⸗ gen haben, den„Deutſchen Ernkedanktag 1933“ zu einem machtvollen Bekennknis des deutſchen Volkes zu ſeinem Bauerntum zu geſtalten. Der Deutſche Erntedanktag iſt durch das Juſammenwir⸗ ken der neuen Volksgemeinſchaft in Stadt und Land zum größten Symbol dieſer Vereinigung des geſamten deukſchen Volkes geworden.“ Bewunderung für Bückeberg Engliſches Urteil:„Die Geburt einer neuen Welt“. London, 2. Oktober. Die beiden Ereigniſſe, die in Deutſchland den 1. Okto⸗ ber gekennzeichnet haben, das Erntedankfeſt und der Beginn des großen Winterhilfsfeldzuges finden in der Londoner Preſſe außerordentliche Beachtung. Aus der Führerrede wird beſonders die Stelle erwähnt, daß Deutſchland keine Eroberungspläne hat. Der Berliner Korreſpondent der„Morning Poſt“ ſagt: Die Mittagsmahlzeit von einem Gang war eine hiſtoriſche Begebenheit. Eine warmherzige Schilderung findet ſich im„Daily Expreß“, deſſen Sonderkorreſpondenk in Dresden„der Ge⸗ burt einer neuen Welt“ beigewohnt zu haben erklärk. Er ſagt: Niemals iſt ein mächtigeres Feſt veranſtaltet worden. Hitler, der Meiſterregiſſeur, hat das Bündnis zwiſchen Stadt- und Landleuten beſiegelt. 1 Zunahme des Welthandels Allmähliche Beſſerung der Wirtkſchaftslage. . Genf, 2. Oktober. Der Wirtſchaftsausſchuß der Völkerbundsverſammlung begann mit der Beratung des vom eſtländiſchen Außenmi⸗ niſter vorgelegten Berichts über die Weltwirtſchaftskonfe⸗ renz, wobei die Hinweiſe auf eine allmähliche Beſſe⸗ rung der allgemeinen Wirtſchaftslage am meiſten intereſ⸗ ſierten. Nach Mitteilungen des Direktors der Finanzabtei⸗ lung des Völkerbundes beträgt die Zunahme der in⸗ duſtriellen Produktion gegenüber dem Vorjahr in den Vereinigten Staaten 70 Prozent, in Frankreich 22 Pro⸗ zent, in Deutſchland 18 Prozent, in Kanada 11 Prozent und in Japan 8 Prozent. Zum erſten Male ſei ſeit Beginn der Kriſe eine Zu- nahme des Volumens des Welthandels zu verzeichnen, und zwar gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent. Die gleichen Fortſchrütte ſeien in der Eingliederung der Arbeitsloſen in die Produktion feſtzuſtellen. + 2 2 90 7 0 aliot liber Dauæig. Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. (40 Nun begibt ſich Frau Katharina in die Küche, denn es ſoll etwas Gutes gebraten und gebacken werden. An Antje hat keiner gedacht. Sie iſt auf dem oberſten Boden, wo man ſo weit, weit über die Dächer von Danzig ſehen kann. Sie hat Würzkräu⸗ ter geordnet, die da oben in ſauberen Bündeln zum Trock⸗ nen einſt aufgehängt ſind: Thymian und Salbei, Majoran e 5 ie 3 5 ganze Oberboden nach und ſie pendeln im Luftzug der offenen Fen⸗ ſter hin und her. 5 1 f 25 Antje ſteht auf einer Trittleiter und knüpft neue Schnüre um die Balken. Der Luftzug hat ihr die Schläfenhaare ver⸗ weht und den rehbraunen Scheitel. Sie hört die Stare zwit⸗ ſchern vor ihren Käſten und ſieht die goldenen Ringe der Frühlingsſonne auf den dunklen, alten Balken. Ein Sehnen iſt in ihr, von dem ſie ſich ſelber keine Rechenſchaft geben kann. hört ſie das Rufen und Trappen im Hauſe. Das Da Türenſchlagen und fröhliches Sprechen. Und wie ſie erſtaunt und lauſchend den Kopf hebt, ver⸗ 1 ſie deutlich die Namen Klaus Veldeke und Eva⸗ aria'. Da weiß ſie, daß das Schiff aus Dänemark angekommen iſt. An der Trittleiter hält ſie ſich mit beiden Handen, daß ſie nicht fällt, ſo zittern ihr plötzlich die Knie. Minutenlang ſteht ſie regungslos wie erſtarrt— dann ſteigt ſie langſam ea Setzt ſich auf die unterſte Sproſſe und ſtützt den Kopf in beide Hände. ö nd all der Jammer und die grenzenloſe Not, die ſie den langen, furchtbaren Winter gelitten hat um ihn, wer⸗ den wieder wach in ihrer Seele und fangen an, ſie von neuem zu martern. Was ſoll ſie tun? Gott, was ſoll ſie tun? Sie möchte eh verkriechen wie ein Mäuslein im allertiefſten Keller⸗ och. ö Und da hört ſie ſchon Frau Katharinas Stimme rufen nach ihr. 1 Schöne Worte Rede Paul-Boncours in Genf. Genf, 3. Oktober. In der Völkerbundsverſammlung am Montag ſprach auch der franzöſiſche Außenminiſter Paul⸗Boncour, der es jedoch vermied, auf Einzelheiten einzugehen, insbeſondere behandelte er die Abrüſtungsfrage nur ſehr fü chti g. Er bemerkte hierzu, es handle ſich jetzt darum, ob die Abrüſtungskonferenz Erfolg haben oder ob es zu einem allgemeinen Rüſtungswettlauf kommen werde. Von dieſer Frage hänge die ganze künftige Orientierung Euro⸗ pas und der Welt ab. In einer Zeit, da in Europa gewal⸗ tige Gedankengänge zum Durchbruch gelangten, unterſtütze Frankreich alle Anregungen, die das Recht über die Gewalt ſtellen(2). Der franzöſiſche Außenminiſter, der bei ſeinem Erſcheinen auf der Tribüne lebhaft begrüßt worden war, erntete am Schluß ſeiner Ausführungen nur ſchwachen Beifall. Judenanſiedlung in Paläſtina Deutſche Verhandlungen.— Aussprache im Völkerbunds⸗ ausſchußz. Genf, 2. Oktober. Im politiſchen Ausſchuß der Völkerbundsverſammlung wurde bei Erörterung der Mandatsfrage auch das Problem der jüdiſchen Einwanderung nach Paläſtina geſtreift. Aus den Reden der verſchiedenen Delegierten ergab ſich, daß eine Anzahl Länder im Augenblick ſtark daran in⸗ tereſſiert iſt, für ihren füdiſchen Bevölkerungs⸗ überſchuß eine Anſiedlungsmöglichkeit in Paläſting zu ſchaffen. Insbeſondere kam es dem polniſchen Verkre⸗ ter darauf an, gegenüber der Ein wander ung aus Deutſchland auch die Intereſſen der polniſchen Juden nicht in den Hintergrund kreten zu laſſen. Der engliſche Vertreter wies darauf hin, daß die Mandatsgebiete in Vorderaſien nur über beſchränkten Raum verfügen und daß überſtürzte Löſungen und Maſ⸗ ſeneinwanderungen die allgemeinen Verhältniſſe und die gute Verwaltung beeinträchtigen könnten. Der deutſche Delegierte, Geſandter von Kel⸗ ler, kam zunächſt auf die Mandatsfrage im allgemeinen zu ſprechen. Zur Frage der jüdiſchen Auswanderung unter⸗ ſchied er die allgemeine und die ſpezielle Seite. Aus den Erklärungen, die hier bereits abgegeben worden ſeien. ginge deutlich hervor, daß ſich die Einwanderung in Paläſtina in ſteigendem Maße aus einer Reihe von Staaten zuſam⸗ menſetze. Was ſeine Regierung angehe, ſo könne er mitteilen, daß günſtige Verhandlungen mit den zuſtändigen Be; a hörden eingeleitet worden ſeien. Zuſammenfaſſend iſt feſtzuſtellen, daß die Debatte über dieſes Thema einen normalen Verlauf genommen hat, daß in keiner Weiſe in irgendwie aggreſſiver Art auf Deutſchland Bezug genommen wurde und daß allge⸗ mein die Judenfrage als internationales Aus⸗ wanderungsproblem, an dem viele Staaten intereſ⸗ ſiert ſind, angeſehen wurde. 8 Frankreichs„Großmut“ Beſeitigung der Reichswehr, aber keine modernen Waffen! Die Deutſche Diplomatiſch⸗Politiſche Korreſpondenz ſchreibt u. a.: „Frankreich hat bekanntlich den Umbau der Reichswehr aus einem langdienenden Berufsheer in eine kurzdienende Miliz gefordert und ſich naturgemäß mit einer entſprechenden Erhöhung der Kopfſtärke des deutſchen Heeres einverſtanden erklärt. 1 Die deutſche Forderung geht dahin, daß der Gleich⸗ arligkeit der Wehrform die Gleicharkigkeit der Bewaff N nung zu enkſprechen hat, 3 daß alſo Deutſchland keine Waffen verſagt werden dürfen, die die anderen Staaten für ihre Verteidigung für unent⸗ behrlich halten. Frankreich iſt anderer Anſicht. roßmütig erklärt es ſich bereit, dem auf die doppelte Kopfzahl ver⸗ ſtärkten deutſchen Heer auch eine Verdoppelung der Waffenbeſtände zuzugeſtehen, wie ſie der Verſail⸗ ler Vertrag feſtſetzt! Nicht einmal unzweifelhaft defenſiwe Waffen wie Flug ⸗ abwehrdeſchüke ſollen Deutſchland erlaubt werden. Ebenſo nicht die enkſcheidenden modernen Waffen wie Flugzeuge, Tanks und ſchwere Geſchütze, die Frankreich in gewalkigen Mengen beſitzt. Deutſchland ſoll ſich mit den in der heuti⸗ gen Jeit völlig ungenügenden und auch in ihren Mengen unzulänglichen Waffen von Verſailles begnügen. Dafür ſoll Deutſchland die von den Franzoſen mit Recht oder Unrecht als militäriſch beſonders wertvoll angeſehene 12jährige Dienſtzeit beſeitigen und die von den Franzoſen wegen ihrer Leiſtungsfähigkeit beſonders ge⸗ fürchtete Reichswehr in eine kurzdienende und den Franzoſen viel weniger gefährlich erſcheinende Miliz um⸗ wandeln. Gleichzeitig will aber Frankreich für die nächſten vier Jahre ſeine in jeder Hinſicht überſteigerten Rüſtungen nicht im geringſten vermindern. So ſehen Abrüſtung und Gleichberechtigung nach über anderthalb Jahren Abrüſtungsverhandlungen in der fran⸗ zöſiſchen Auffaſſung aus. Solange dies ſo iſt, kann man auf eine Einigung ſchwerlich hoffen. Wer die Verantworkung dafür zu kragen hak. kann nicht zweifelhaft ſein.“ Ein paar Tanks Der diplomatiſche Korreſpondent des„Daily Telegraph“ ſagt, eine Verdoppelung des deutſchen Heeres bei gleichzei⸗ tiger Annahme einer kurzen Dienſtzeit, wie ſie im britiſchen Plan vorgeſehen ſei, würde natürlich eine entſprechende Verdoppelung des Kriegsmaterials mit ſich bringen, das der Verſailler Vertrag erlaube, d. h. der leichten Feld⸗ geſchütze, Haubitzen und Maſchinengewehre. Der Grundſatz einer„Abſchlagszahlung“ in Tanks und ſchweren Geſchützen von der Ark, wie ſie in der kommenden Abrüſtungskonvenkion angeführt ſein werden, ſei von Großbritannien Deutſchland gegenüber zugeſtanden wor⸗ den. Allerdings wollten die Deutſchen darüber hinaus Er ⸗ kundungs flugzeuge Flugabwehrgeſchütze und das Recht, 5 mit ſchwerer Artillerie an den Oſtgrenzen an⸗ zulegen. Muſſolinis Oonauvorſtoß Beneſch als Gegenſpieler.— Der Plan der Kleinen Enkenke. Mit jener bemerkenswerten Energie, die alle diplomati⸗ ſchen Handlungen des italieniſchen Miniſterpräſidenten kenn⸗ zeichnet, hat Muſſolini jetzt einen Vorſtoß in der Donau⸗ frage unternommen, der geeignet ſein kann, endlich in die dort ſchwebenden und durch mancherlei Intereſſentenwünſche komslizierten Probleme Klarheit zu bringen. Der Plan, über den Einzelheiten noch nicht bekannt ſind, knüpft an an die Empfehlungen der Konferenz von Streſa, die vor nun ge⸗ nau einem Jahr ihre Arbeiten abſchloß, ohne daß es bisher gelungen wäre, die von ihr vorgeſchlagenen Getreide⸗ vor zugszölle für die notleidenden Donauagrarſtaa⸗ ten auch wirklich durchzuführen. Hier ſoll nun der Muſſo⸗ liniplan einſetzen. Er iſt inſofern erweitert, als auch für andere Produkte eine bevorzugte Zollbehandlung vorgeſehen iſt, ſo insbeſondere für Erzeugniſſe der öſter⸗ reichiſchen Induſtrie. Die Aklivität, die von den Staaksmännern des kleinen Verbandes, beſonders von Herrn Beneſch, entfaltet wird, geht immer wieder dahin, auch Angarn und Oeſterreich in den Inkereſſenkreis Prag-Bukareſt-Belgrad einzubeziehen. Die letzten Wochen haben allerdings gezeigt, daß die Gegen⸗ ſätze innerhalb der Kleinen Entente nicht gering ſind. Man wird die Meldungen, die von einem baldigen Abſchlußz eines„Balkan- Locarno“ unter Einbeziehung Bulga⸗ riens ſprechen, mit Jurückhaltung aufnehmen. beſonders weil auch Bulgarien auf ſeine reviſioniſtiſche Politik nicht verzichken kann. Zuſammenarbeit mit Deutſchland Die italieniſche Delegation bei der Völkerbundsverſamm⸗ lung in Genf hat der deutſchen Delegation ein Memo⸗ randum überreicht über eine wirtſchaftliche Hilſe fur die Donauländer durch handelspolitiſche Maßnahmen. Das Memorandum, das zurzeit von den amtlichen deutſchen Stellen geprüft wird, greift erfreulicherweiſe eine Reihe von Gedankengängen über die Wirtſchaftspolitik im Donauraum auf, die von Deutſchland ſeit einer Reihe von Jahren ver⸗ treten worden ſind. Bei der ſich aus dem Memorandum er⸗ gebenden grundſätzlichen Uebereinſtimmung in der handelspolitiſchen Beurteilung des Donauproblems durch beide Regierungen iſt zu hoffen, daß ſich hier die Möglichkeit eines fruchtbringenden wirtſchaftlichen Zuſam⸗ menwirkens zum Nutzen der durch die Kriſe ſchwer heimge⸗ ſuchten Donauländer eraibt. i Sie kann nicht antworten, die Kehle iſt ihr wie zuge⸗ ſchnürt. Aber ſie taumelt hoch, greift ſich an die Stirn— und wirft noch einen langen Blick aus dem Bodenfenſter zum blauen Himmel. ö „Klaus Veldeke! Daß du nur wieder da biſt— Klaus Veldeke! O barmherziger Gott, ich danke dir!“ ö Und ſie preßt die beiden gefalteten Hände gegen die Bruſt. Dann geht ſie die Treppe herunter. Unten auf der Diele ſind viele Stimmen. Und Frau Katharina ruft wiedes nach ihr. Da geht ſie die anderen Treppen auch noch herab — und dann die dritte und letzte. Aber ihr Schritt wird langſamer— und muß ſie 10 wieder feſthalten am Geländer. Anten auf der Diele ſteht Klaus Veldeke, den Hut in der Hand, die blonden Haare zerweht, die hohen, ſchweren Waſſerſtiefel noch an den Füßen— einen Geruch von Teer in allen Kleidern. Und das Geſicht ſo braun, ſo braun a und Sonne— und die Augen wie blauer ahl. a Er hört nicht, was die anderen alle um ihn her ſchwätzen und fragen. Er ſieht nicht die Gaffer, die durch die offene Haustür von der Gaſſe her ſtarren und den heimgekehrten Seefahrer bewundern wollen, auf den Danzig ſchon voll Sehnſucht ſeit Wochen gewartet. f Dias ſieht und hört er alles nicht mehr. Seine Augen ſehen nur das Mädchen, das da ſo ſchwer und langſam die Treppe herunterkommt, das ſo gewachſen iſt in dieſem Winter und ſo ſchmal geworden iſt im Geſicht. Er reißt ſich zuſammen, weil ſo viele Augen auf ihn ſehen und geht ihr in aller Form entgegen. Nimmt ihre zitternde eiskalte Hand an die Lippen und ſagt: ö „Gott zum Gruß, Jungfrau Borcke.“ Sie ſchlägt die Augen groß und voll auf zu ihm und erwidert leiſe: 5 0 „Gott zum Gruß, Klaus Veldecke.“ 1 Er zuckt zuſammen. 1 So weiß ſie ſchon, wer er iſt? Weiß alles? Ach, wenn er ſie doch allein ſprechen könnte jetzt! Aber ſie laſſen ihn nicht allein. Antje muß Frau Katharina in die Küche folgen, alles ſchön herzurichten für den Heimgekommenen. Und abends find Gäſte da vom Rat, die den Geldbringer feiern wollen. Es wird ſehr ſpät und manches Fäßlein Wein muß dran glauben. Antje ſitzt im lichten Feſtkleid zwiſchen den anderen und die gelben Kerzen werfen hellen Schein auf ihren rehbraunen sich kaun Sie nippt nur am Glaſe und ihre Wangen röten ich kaum. Immer wieder ſucht Klaus Veldeke nach einer Gelegen⸗ heit, ſie allein zu ſprechen. Aber immer ſind zu viele Men⸗ ſchen um ſie her und immer wieder ſoll er von ſeiner Fahrt über die Oſtſee erzählen. Bis die Nacht kommt, eine laue, lautloſe Frühlings⸗ nacht— wo ſie bei Mondenſchein, ohne Fackelgeleit, endlich alle auseinandergehen. 88 8 178 15 5 Frau Katharina und Antje ſind ſchon früher hinaufge⸗ 1 5 in ihre Schlaframmern. In der Nacht hat Antje ange, lange nicht einſchlafen können.— i * 3 Am anderen Tag muß Klaus Veldeke ſehr früh zum Bür⸗ germeiſter und bleibt lange auf dem Rathaus. Beim Mit⸗ kageſſen ſprechen ſie nur von den Polen und von dem Ver⸗ langen des Danziger Volkes, energiſch gegen die Truppen bei Dirſchau vorzugehen, aus Empörung über die Ueber⸗ fälle in Werder. Die Regierung ſowie die Oberſten und Hauptleute ſind dagegen, weil es nur ein unnötiges Verzetteln der Kräfte wäre. Lieber ſoll man warten, bis der Pole wieder unmittel⸗ bar vor Danzig ſteht, bis er zum zweiten Male heranrückt zur Belagerung. Nicht vorher in kleinen Plänkeleien koſtbare Kraft und koſtbares Blut verlieren. Und alle vom Rat ſind derſelben Anſicht. Aber die Wut unter den Bürgern iſt ſo groß, daß ſie kaum mehr zu halten ſind.— Nach dem Mittageſſen hält Frau Katharina ihr Mittags⸗ 1 wie immer, während Bertie ins Kontor herunter⸗ geht. „Die Zeit hat Klaus Veldeke erſehnt, um endlich ein Wörtchen unter vier Augen mit Antje ſprechen zu können. Und er begreift nicht, warum ſie ihm ſo ſcheu ausweicht und immer aus dem Wege geht. Jetzt ſitzt ſie in Frau Katharinas Wohngemach ganz allein am Spinnrad, als Klaus Veldeke eintritt. Er zieht leiſe die Tür hinter ſich ins Schloß und atmet ein wenig ſchwer. Sieht ſie an und findet wieder, daß ſie blaß und ſchmal eworden iſt, während er fort war. Sieht die Nachmittags⸗ ſonne auf ihrem Scheitel flimmern und geht langſam zu ihr herüber. i 3 3 — e e ee „Minister“ ſtatt„Staatsrat“. Um Verwechflungen mit der Inſtitution des preußiſchen Staatsrates zu vermeiden, wird in Baden zukünftig die Amtsbezeichnung„Staatsrat“ allgemein durch„Miniſter“ erſetzt. Eine Mehrbelaſtung der Staatskaſſe erfolgt durch dieſe Aenderung nicht. Das der⸗ zeitige Mitglied der badiſchen Staatsregierung ohne eigenen Geſchäftskreis, Prof. Schmitthenner, führt künftig die Amts⸗ bezeichnung„Miniſter“. () Erleichterungen für Oeſchelbronn. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt mit: Der Juſtizmmiſter hat das Grundbuchamt Oeſchelbronn ermächtigt, die Koſten für Be⸗ urkundungen, Eintragungen, Auszüge, Abſchriften und Zeug⸗ niſſe aus dem Grundbuch, die aus Anlaß des Brandes in Oeſchelbronn beim Grundbuchamt Oeſchelbronn zum Zwecke des Wiederaufbaues entſtehen, aus Billigkeitsgründen nach⸗ zullaſſen. 8 UI Heidelberg.(Von der Leiter zu Tode ge⸗ ſtürzt.) Ein 32jähriger Bäckergeſelle in Schlierbach iſt von einer Leiter in der Scheune ſeines Meiſters abgeſtürzt. Er erlitt daber einen Schädelbruch, an deſſen Folgen er in der Heidelberger Klinik verſtarb. Heidelberg.(Die neue Aniverſitätsverfaſ⸗ ſung.) Als letzter nach den alten Beſtimmungen gewählter Rektor übergab nunmehr Profeſſor Andreas die Amtsge⸗ ſchäfte einem ernannten Rektor, Profeſſor Groh. Damit schließt ein faſt 550jähriges Kapitel Heidelberger Univerſi⸗ täts⸗ und Rektoratsgeſchichte ab. Seit der Gründung der Univerſität ſind 681 Rektoren gewählt worden. OU Hockenheim.(Rücktritt des Bürgermei⸗ ſters.) Bürgermeiſter Klein iſt von ſeinem Poſten als Bürgermeiſter der Stadt Hockenheim zurückgetreten. Als kommiſſariſcher Bürgermeiſter wurde der Ortsgruppenlei⸗ ter der NSDAP, Neuſchäfer, beſtimmt. U veimen.(Tödlicher Unfall im Zement⸗ werk.) Im Portlandzementwerk Leimen ſtürzte der Brenner Jakob Herrmann aus Nußloch aus drei Meter Höhe ab und war ſofort tot. () Seebach b. Ottenhöfen.(Geſtörter Ernte tanz.) In der Nacht zum Montag ertötnte gegen 11,30 Uhr hier plötzlich Feueralarm. Während im Gaſthaus„Hirſchen“ Erntetanz war, brach im gegenüberliegenden Oekonomiege⸗ bäude des„Hirſchen“ Feuer aus, das im Nu das mit Erntevorräten und Heu gefüllte Gebäude in ein Flammen⸗ meer verwandelte. Das Vieh konnte gerettet werden, das Gebäude brannte bis auf den Grund nieder. () Gernsbach.(Am Hochzeitstage verun⸗ Sen Auf der Murgtalſtraße von Hilpertsau nach ernsbach verunglückte der 40 Jahre alte Bahnangeſtellte Leo Kalmbacher mit ſeinem Motorrad. Er wurde dabei ſchwer am Kopfe verletzt. K., der am ſelben Tage getraut worden war, wollte mit ſeiner Ehefrau eine Hochzeitsfahrt nach Freiburg unternehmen. f 5 u Wagenſchwend bei Mosbach.(Kind verbrannt.) Die neun Jahre alte Tochter des Maurers Rudolf Geier, die allein zu Hauſe die Kinder hütete, wollte Feuer machen, um das Mittageſſen zu bereiten. Dabei fingen die Kleider Feuer. Das Kind rannte auf die Straße und rief um Hilfe. Nachbarsleute verſuchten, das Feuer zu löſchen oder zu er⸗ ſticken, doch dies war nicht mehr möglich und ſo verbrannten ihm ſämtliche Kleider am Leib, wobei es ſehr ſchwere Brand⸗ 2 5 erlitt, an deren Folgen es wenige Stunden ſpäter ſtarb. 9 Brombach bei Lörrach.(Vier Familien obdach⸗ los durch Brand.) Im alten Rathaus brach Feuer aus, wodurch ein Dachſtock und die im zweiten Stock befindlichen Wohnungen zerſtört und die im erſten Stock liegenden, durch Waſſermaſſen ſo ſtark in Mitleidenſchaft gezogen wurden, daß ſie ebenfalls geräumt werden mußten. Vier kinderreiche und nur ſchlecht verſicherte Familien wurden durch das Feuer obdachlos. Eine Familie beſitzt nicht weniger als 12 Kinder. Ueber die Brandurſache ſind noch Erhebungen im Gange. Neue Feſtnahmen in Pforzheim ( Pforzheim, 2. Okt. Wie der Polizeibericht meldet, mußte wegen Störung des Wirtſchaftsfriedens der verhei⸗ ratete 22 Jahre alte Tabakwarenhändler Erwin Schön in Schutzhaft genommen verden. Schön hatte ſich den Be⸗ ſchlüſſen der Pforzheimer Fachgruppe der Tabakhändler als einziger widerſetzt und wollte ſich den allgemein als gültig anerkannten Vorſchriften auf dem Gebiete der Preispolitik nicht fügen. Der Privatmann Emil Madlener von hier wurde in Konſtanz feſtgenommen, als er verſuchte, einen größeren Geldbetrag in die Schweiz zu ſchmuggeln. Eine Hausſuchung ergab, daß Madlener auf verſchiedenen Banken in der Schweiz, zum Teil auf andere Namen lautend, er⸗ hebliche Geldbeträge angelegt hatte. Er hatte ſich in der Schweiz ein Haus gekauft. Ein größerer Betrag Schweizer Franken, den man in ſeiner Wohnung vorfand, wurde eben⸗ falls beſchlagnahmt, weil die Deviſen nicht angemeldet waren. Ferner erhielt ein 23 Jahre alter jüdiſcher Kaufmann eine Haftſtrafe von 14 Tagen wegen groben Anfugs, weil er bei Nachſuche um Beſtellungen auf Romanhefte ſich auf⸗ dringlich benahm und den Leuten gegenüber äußerte, ſie müßten doch„für die Bewegung und das Vaterland etwas übrig haben“, ſo daß die Leute zunächſt in dem Glauben waren, es handle ſich um einen Nationalſozialiſten, der ihnen ein Angebot mache. Rekor derfolg der Ortenauer Her bſtmeſſe O Offenburg, 2. Okt. Wenn man gehofft hat, daß der Rekordbeſuch der Ortenauer Herbſtmeſſe jemals zu überbieten war, ſo hat dieſe Hoffnung bei der diesjährigen Ortenauer Herbſtmeſſe ſeine Rechtfertigung erfahren. Die NS.⸗Bauern⸗ ſchaft der Ortenau hat aber dazu ihr gut Teil beigetragen, indem ſie ihr Erntedankfeſt aus den Gemeinden in die Stadt Offenburg verlegte, und hier einen ſtundenlangen Zug von Spende⸗ und Erntewagen, Trachtengruppen und Muſikkapellen in der Stadt Offenburg veranſtaltete. Em glücklicher Ge⸗ danke. So kam eine unübersehbare Menge von en nach der Stadt Offenburg, und ſo ward au 0 Ortenauer Herbſtmeſſe ein glänzender Beſuch zuteil. Die Geſchäftsleute, durch deren Fleiß und Opferfreudig⸗ keit dieſe wundervolle Ausſtellung, die, nach dem Arkeil der Fachleute von auswärts, ihresgleichen ſuchen darf, haben das a der Bevölkerung der Ortenau in größtem Aus⸗ maße auf ſich gelenkt. Zur Herbſtmeſſe wurde in Offenburg auch der Geſchäftshausneubau Ludwig Heß, ein Meiſterwerk der Architektur und ein Beweis für den Erfolg des tüchtigen tung von ehemaligen Stadträten und Familien verſtorbener Stadträte.„„ der Ausſtellung der Aus den Nachbarländern. Die Familientragödie in Ludwigshafen. Hierzu wird noch ergänzend berichtet: Als ſie die Wohnung mit Gewalt öffneten, bol ſich ihnen ein ſchauriges Bild. In dem einen Bett lag erſchoſſen der Mann, während zu Füßen des anderen Beltes die 39 Jahre alte Frau kot zu Boden lag. Im anderen Zimmer lagen ebenfalls von Schüſſen niedergeſtreckt zwei Töchter im Alter von 14 und 16 Jahren. Die 16jährige lebte noch, ſtarb aber kurz darauf im Krankenhaus. Alle waren durch Kopfſchüſſe getötet worden. Die gerichtliche Unterſuchung ergab, daß die Frau die grauenvolle Tat begangen 95 Sie hat zunächſt ihren Mann, dann die Kinder erſchoſſen und zum Schluß ſelbſt Hand an ſich gelegt. Die Frau hat mit zwei Piſtolen die Tat ausgefühürt. Ueber die Motive zur Tat hört man ver⸗ ſchiedenes. Der Hauptgrund ſoll aber der ſein, daß die Fa⸗ milie am Montag aus der Wohnung und aus dem Laden⸗ geſchäft geſetzt werden ſollte. Die wirtſchaftlichen Verhält⸗ niſſe hatten die Familie zu Grunde gerichtet. Die beiden Töchter beſuchten das Mädchenlyzeum in Ludwigshafen. Ein Wilderer erſchoſſen Im Mosbacher Tal bei Dahn. a Dahn, 2. Oktober. Das Dahner Tal wird in letzter Zeit beſonders ſchwer von Wilderern heimgeſucht. Vor wenigen Wochen wurde eine ſiebenköpfige Wildererbande aus Bruchweiler dingfeſt gemacht und in das Pirmaſenſer Gefängnis eingeliefert, die inzwiſchen eingeſtanden hat, in letzter Zeit ſieben Rehe ge⸗ frevelt zu haben. Jetzt kam es im Mosbacher Tal bet Dahn zu einem ſchweren Zuſammenſtoß mit Wilderern, bei dem einer der Wilddiebe, ein bekannter Kommuniſt und Wilderer namens Heinrich Wahl aus Pirmaſens, erſchoſſen wurde. Sein Kom⸗ plize konnte entkommen. Ueber dieſen Vorfall erfahren wir folgende Einzelheiten: Forſtverwalter Friedrich Jung aus Dahn, ein bei den Wil⸗ derern wegen ſeines Draufgängertums ſehr gefürchteter Be⸗ amter, ſtieß bei einem Reviergang gegen Abend auf zwei Perſonen, die ſich unter dem Schutze eines Dickichts an⸗ schickten, ein Reh zu zerlegen. Auf ſeinen Anruf hin flüchtete der eine Wilderer, während der andere zum Gewehr griff und es offenbar zu einem Zweikampf kommen laſſen wollte. Daraufhin gab der Beamte einen Schuß ab, der den Wilderer tödlich traf. Die Perſonalien des Geflüchteten konnten noch nicht feſtgeſtellt werden. Triebwagen gegen Lokomotive Triebwagen ausgebrannt.— Neun Schwerverletzte. Reinheim(Odenwald). Auf der Nebenbahnſtrecke Rein⸗ heim Reichelsheim ereignete ſich ein Eiſenbahnunglück. Der auf der Strecke verkehrende Triebwagen erlitt hinter Fränkiſch⸗Crumb einen Motordefekt und mußte halten, in Reichelsheim war inzwiſchen eine Lokomotive beſtellt und in Fahrt geſetzt worden. Nach Beſeitigung des Triebwa⸗ gendefekts ſetzte dieſer ſeinen Weg fort, was dem Fahr⸗ dienſtleiter nach Reichelsheim gemeldet wurde. Es war jedoch nicht mehr möglich, die Lokomotive unterwegs an⸗ zuhalten, da die einzige auf der Strecke liegende Zwiſchen⸗ ſtation telefoniſch nicht zu eder gel war, weil ſich der Be⸗ amte dieſer Station zu dieſer Zeit außerhalb des Dienſt⸗ raumes befand. Es kam zu einem Juſammenſtoß zwiſchen dem Triebwa· gen und der Lokomolſve. Während der Führer des Trieb wagens abſpringen konnte, wurde der Cokomotioführer aus ſeinem Stand geſchleudert und ſchwer verletzt. Unter den Fahrgäſten, die den Zuſammenſtoß kommen ſahen, ent⸗ ſtand eine Panik, da nach dem Zuſammenſtoß der Ben · zintank des Triebwagens Feuer fing. Von den 25 Inſaſſen des Triebwagens erlitten neun Perſonen ſchwere Verletzun⸗ gen und mußten in das Stadtkrankenhaus nach Darmftadt kransvorkierk werden. Feiger Mord in Eſſen Eſſen, 2. Okt. Kurz nach Mitternacht wurde der 41⸗ jährige Kranführer Karl Weithöfer aus Eſſen⸗Dellwig vor den Zechentoren der Zeche„Levin“ von bisher unbe⸗ kannten Tätern durch einen Bruſtſtich getötet. Weithöfer der ſich auf dem Nachhauſewege befand, iſt von zwei Män⸗ nern angerempelt worden, von denen ihm wahrſcheinlich der größere den Stich verſetzt hat. Motorrad durchfährt Schranke— 2 Tote Stulkgark, 3. Okt. Die Keichsbahndirektion Skuftgart keilt mit: Am Montag um 14 Uhr durchfuhr ein Motorrad mit Beiwagen in großer Geſchwindigkeik die geſchloſſene Bahnſchranke am Wegübergang beim Bahnhof Fiſch⸗ bach am Bodenſee. Das Mokorrad wurde von dem um bot Zeit fälligen Perſonenzug Radolfzell— Iried⸗ richshafen erfaßt und zertrümmerk. Der Lenker, ein Kauf- mann aus Rom, wurde getötek. ſein Begleiter, ein Skudent aus Wilhelmshaven, erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß er auf dem Transport ins Krankenhaus ſtarb. Oreieckfahrt des„Graf Zeppelin hamburg, 3. Okt. Wie die Hapag mitteilt, wird das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ vom 14. bis 31. Oktober eine Fahrt nach Süd ⸗ und Nordamerika unternehmen, die als große Dreiecksfahrt wieder einmal die Augen der ganzen Welt auf das deutſche Verkehrsunternehmen lenken wird. Die Reiſe beginnt mit der gewöhnlichen Südamerika⸗ Route Friedrichshafen— Rio de Janeiro— Pernambuco, geht dann nach Miami auf Florida und von dort nach der Weltausſtellung in Chicago. Ueber Newyork fährt das Luftſchiff dann am 28. Oktober nach Sevilla in Spanien. 17 jähriger Mörder Tilſit, 2. Okt. In Neuargeningken wurde die Beſitzers⸗ frau Zawhlka in ihrer Küche von dem 17jährigen be ihr beſchäftigten Arbeiter Balzer in beſtialiſcher Weiſe erſchla⸗ gen, beraubt und im Hausgarten vergraben. Dorf eingeäſchert Martigny(Wallis), 2. Okt. Von einem ſchweren Scha ⸗ denfeuer iſt in der Nacht das an der Straße nach dem Gro⸗ ßen St. Bernhard gelegene Dorf Bovernier heimgeſucht worden. 15 Häuſer und ſieben Scheunen des kleinen, nur 300 Perſonen zählenden Ortes wurden eingeäſchert. Iwei Menſchen kamen in den Flammen um. Vergnügungsdampfer gekentert— 22 Tote Tokio, 2. Okt. Ein japaniſcher Vergnügungsdampfer iſt auf dem Meer in der Nähe der Küſte von Kumamoto ge⸗ kentert. 22 Perſonen fanden den Tod, mehr als 100 werden vermißt. Nur 40 konnten gerettet werden. Das Unglück iſt auf Sturm und Ueberlaſtung des Schiffes zurückzuführen. Lalcale Nuudocliau Oktober oder Gilbhard g Wenn der Oktober ins Land zieht, dann ſind wir in der Natur ſchon mitten im Herbſt. Die goldigen Tage des Sommers ſind entſchwunden. Am 23. September hat der Sommer den kalendermäßigen Abſchied genommen und ſeinem melancholiſchen Nachfolger, dem Herbſt, Platz ge⸗ macht. Am Morgen und Abend ſtreifen die Nebel über die Gefilde, ſommermüde Blätter fallen als ein Zeichen der irdiſchen Vergänglichkeit. Das Spätjahr hat ſchon einen tüchtigen Vorſtoß gemacht, wenn auch in den Gär⸗ ten noch das lebensfrohe Feuer der letzten Herbſtblumen lodert. Die Kraft der Sonne iſt ſchwächer geworden und auch ihr Glanz hat nachgelaſſen. In den Wäldern zerreißt die friedliche Stille das ſcharfe Knallen der Büchſen der Jäger. Der Oktober iſt der Weinmonat. Da werden in den Weinbergen die Trauben geerntet und gekeltert und beim ſüßen Moſt entwickelt ſich ein fröhliches Treiben. In der Pfalz, an der Bergſtraße und in anderen Weinbau⸗ gebieten gibt es luſtige Weinerntefeſte. Des Spätſommers heiße Tage haben rote Wangen auf die auf den Bäumen le Aepfel gemalt und die Birnen ſaftig werden aſſen. Eine recht fröhliche Zeit— wenn die Verhältniſſe ſich auch da und dort geändert haben— kommt, wenn um die Mitte des Monats Oktober in den Dörfern und Märkten luſtig grüßend die Kirchweihfahne flattert und das Kirch⸗ weihfeſt ankündigt. Tage vorher ſchon wird in Haus und Hof, in Scheunen und Ställen geſcheuert, gente und ſau⸗ ber gemacht. Von altersher kommt Gebratenes, Geſot⸗ tenes und Gebackenes an den Kirchweihtagen zu hohen Ehren und die Kirchweihgans bedeutet für den, der ſie ſich noch zu leiſten vermag, landauf, landab einen begehr⸗ ten Genuß. Ueberall herrſcht beim Kirchweihfeſt gehobene Stimmung und aus den Wirtshäuſern lockt ſchmetternde Muſik zum Schwingen des Tanzbeins. Für den Landmann ſchafft der Oktober neue Arbeit: Dem Boden muß die letzte Winterſaat anvertraut werden und wenn zuweilen das Wetter draußen ſich auch recht unwirſch ſich geſtaltet, der Bauer verrichtet unverdroſſen ſeine Arbeit fur das neue Jahr, wenn er auch manchmal ſeufzt:„Ich armer Sämann muß auf's Feld, ſo ſehr die warme Stub gefällt“. a Im Oktober iſt das Wetter im allgemeinen meiſt recht unbeſtändig und in dieſer Unbeſtändigkeit kann der Okto⸗ ber in unſeren Breitegraden mit dem ſprichwörtlichen Aprilwetter wetteifern. Nach dem Hundertjährigen Kalen⸗ der iſt der Anfang des Oktober noch ſchön und gar nicht kalt, um den 7. Oktober herum ſoll trübes und kaltes Wetter einſetzen, die zweite Hälfte auch zumeiſt trüb, win⸗ dig und regneriſch; ſie ſoll wenig ſchöne Tage aufweiſen. * i Wenn der Soziusfahrer eine Piſtole hat. Auf der Straße zwiſchen Rheinau und Pfingſtberg wurde ein Kraft⸗ radfahrer, deſſen auf dem Rückſitz mitfahrender Bruder eine geladene Piſtole in der Hoſentaſche mitführte, dadurch ver⸗ letzt, daß ſich während der Fahrt ein Schuß löſte und dem Kraftradfahrer in das Geſäß drang. Der Verletzte fand Auf⸗ nahme im Krankenhaus. UI Selbſttötung und Selbſttötungsverſuch. In Mann⸗ heim haben ſich drei Perſonen, darunter ein Ehepaar, das Leben genommen. In der Abſicht, ſich das Leben zu nehmen, hat ein 68 Jahre alter Schneider ſich mit einem Raſiermeſſer eine Schnittwunde am linken Handgelenk beigebracht. i Kind durch Auto verletzt. Auf der Schulſtraße iſt ein fünf Jahre alter Knabe von einem Perſonenkraftwagen erfaßt und eimge Meter weit geſchleift worden. Das Kind erhielt Wunden am Kopfe und an beiden Beinen und ver⸗ mutlich auch innere Verletzungen. ö * 1 Die Hindenburgfeier der Seckenheimſchule. Wiederum verſammelten ſich die Schüler der Seckenheimſchule zu einer ſchlichten Feier. Diesmal galt es nicht eines einzelnen Standes zu gedenken. Die Schule gedachte des Geburtstages unſeres hochverehrten Reichspräſidenten von Hindenburg. Die Feier eröffnete das im Weltkrieg ſo viel geſungene Lied „O Deutſchland hoch in Ehren“. In ſchönem Wechſel brachten Gedicht, Lied und Sprechchor den Dank und die Anhänglich⸗ keit, Liebe und Verehrung zum Ausdruck. In zu Herzen gehenden Worten wurde der Jugend das überreiche, von treueſter Pflichterfüllung getragene Leben des ehrwürdigen Feldmarſchalls gezeichnet, von der Kadettenzeit über die ſchickſalsvolle Schlacht bei Tannenberg bis zur Uebernahme des ſchweren, verantwortungsvollen Amtes als Präſident des deutſchen Volkes. Mit dem vaterländiſchen Bekenntnis, dem Deutſchland⸗ und Horſt Weſſel⸗Lied ſchloß die ein⸗ drucksvolle Feier. Schlußübung i der Freiw. Feuerwehr und Sanitätskolonne Ilvesheim. Am Sonntag nachmittag fand in Gegenwart von Feuer⸗ wehrkommandant Agricola⸗Ladenburg, von Bürgermeiſter Hornberger, den Gemeinderäten und Amtswaltern eine kombinierte Uebung der Feuerwehr mit der Sanitätskolonne ſtatt. Gegeben war die Aufgabe, einem im Saale des Gaſt⸗ hauſes„Zur Krone“ bei einer Veranſtaltung plötzlich aus⸗ gebrochenen Brande zu begegnen. Da der Saal voll beſetzt war und eine Panik entſtand, wurde mit der Feuerwehr zugleich die Sanitätskolonne alarmiert. Während die Feuer⸗ wehr von drei Seiten her dem Brandherd zu Leibe rückte, brachten die Sanitäter die Verletzten zur Verbandſtelle, wo Sanitätsarzt Dr. Hofmann die Arbeit leitete und kon⸗ trollierte. Eine große Zuſchauermenge folgte mit Spannung dem raſchen Zugreifen der Wehrleute und Sanitäter. Anſchlie⸗ ßend fand im Schulhof noch unter dem ſchneidigen Kom⸗ mando des langjährigen Führers Hammann einige Marſch⸗ bewegungen und Freiübungen ſtatt, die zeigten, daß auch dieſer Uebungszweig bei der Ilvesheimer Wehr eifrig ge⸗ pflegt wird. Es wurden dann Auszeichnungen verteilt: für 25 jährige Mitgliedſchaft an Kommandant Hammann und Sattlermeiſter Carl Wagner, für 40 jährige an Mützen⸗ macher Krämer. Sowohl der Uebungsleiter als auch der Bürgermeiſter ſprachen ihre Glückwünſche aus und ihre Anerkennung für die gezeigten Uebungen. Auch die Sani⸗ tätskolonne unter Kolonnenführer Hartmann hat muſter⸗ haft gearbeitet, beſonders intereſſant war das Handinhand⸗ arbeiten mit der Feuerwehr. Ein dreifaches Sieg⸗Heil durch Bürgermeiſter Hornberger auf Reichskanzler, Reichsſtatt⸗ halter und Regierung beſchloß die Uebungen. Gr. i 1 1 4 5 5 * 1 78 3 3 33 e 2 .. K r 585 2 e 5 — 3 3 Abturnen des Tbd.„Jahn“. Am kommenden Sonntag verſammelt der Tbd.„Jahn“ ſeine geſamten aktiven Kräfte im Schloßgarten zu einem Abturnen als Abſchluß der dies⸗ jährigen Sommerarbeit. Es ſoll dabei vor allem dem jungen Nachwuchs Gelegenheit gegeben werden in aller Oeffent⸗ lichkeit in frohem Wettkampf die Kräfte zu meſſen. Aber auch die älteren Semeſter werden es ſich nicht nehmen laſſen, der Jugend beiſpielgebend voranzugehen. Das Pro⸗ gramm wird durch Staffelläufe und Sondervorführungen ergänzt, ſicher recht viele Turn⸗ und Sportfreunde an⸗ locken, zumal Eintritt nicht erhoben wird. Verſchmelzung der Bezirksſparkaſſe Ladenburg mit Weinheim. Die Bezirksſparkaſſe Ladenburg wird nach der heutigen Bekanntmachung im Anzeigenteil aufgrund einer miniſte⸗ riellen Entſchließung mit Wirkung ab 1. Oktober ds. Is. mit der Bezirksſparkaſſe Weinheim verſchmolzen. Dieſe Verſchmelzung war notwendig geworden, nachdem die Be⸗ zirksſparkaſſe Ladenburg ſchon ſeit über zwei Jahren ihren wirtſchaftlichen Funktionen nicht mehr vollſtändig hat nach⸗ kommen können. Sie iſt aber auch bedingt durch die Ein⸗ ſchränkung ihres Wirkungskreiſes, welche infolge Eingemein⸗ dung der bisher bürgenden Gemeinden Friedrichsfeld, Seckenheim und Wallſtadt durch die Stadt Mannheim her⸗ vorgerufen worden iſt. Hinzu kommen noch die Auswir⸗ kungen des durch die Bankenkriſe des Sommers 1931 ent⸗ ſtandenen Abhängigkeitsverhältniſſes zur Akzept⸗ und Garantiebank als Kreditgeberin. Die Verwaltung der Be⸗ zirksſparkaſſe Weinheim hat in monatelangen unter Führung des Miniſteriums des Innern durchgeführten Verhand⸗ lungen ſich bereit erklärt, die Ladenburger Sparkaſſe in ſich aufzunehmen und iſt dabei deren bürgenden Gemeinden in weitgehendem Maße entgegengekommen. Dieſelben werden in Hinkunft dem Bürgſchaftsverband Weinheims angehören. Die Bezirksſparkaſſe Weinheim gilt als eine der beſt⸗ geleiteten Sparkaſſen des badiſchen Landes und ſteht in Bezug auf ihre finanzielle Stärke mit an erſter Stelle. Mit der Durchführung der Verſchmelzung werden ſelbſt⸗ b verſtändlich die Bewohner des bisherigen Ladenburger Be⸗ zirks die gleichen Vorteile, wie Zinsverbilligung, Kredit⸗ gewährung in mäßigem Rahmen eté., gewährt, wie dies in zufriedenſtellender Weiſe auch den Weinheimer Be⸗ zirksbewohner bisher zuteil geworden iſt. Insbeſondere muß bei dieſem Zuſammenhang darauf hingewieſen werden, daß Weinheim ſeine Zinſen ſchon ſeit Monaten auf Friedensſätze nahezu zurückgeſtellt hat. Aber auch die Gemeinden als ſolche werden an den Ueberſchüſſen nach Ablauf einer gewiſſen Wartezeit teilnehmen. Ab 1. Oktober 1933 hat die Bezirks⸗ ſparkaſſe Ladenburg ihre eigene Rechtsperſönlichkeit auf⸗ gegeben, dafür wird die Bezirksſparkaſſe Weinheim je eine ſelbſtändige Zweigſtelle in Ladenburg, Mhm.⸗Seckenheim und vorausſichtlich auch in Schriesheim für ihren Südbezirk unterhalten. So bedauerlich es auch für ſich iſt, daß ein ehemals ſelbſtändig ſich tragendes Inſtitut ſeine Eigenheit aufgeben muß, ſo erfreulich iſt es, daß durch die Umorgani⸗ ſation eine neue Plattform für einen geſunden Aufbau geſchaffen wird. Der Ruf, den die Bezirksſparkaſſe Weinheim beſitzt, iſt ein derat guter, daß auch das Ladenburg in den letzten Jahren verlorengegangene Vertrauen wieder in hohem Maße zurückkehren wird. Herbſtabende Der Herbſt naht mit ſeinen Abenden von ganz beſon⸗ derem Reiz. Der lange Winterabend, der eine Steigerung häuslicher Geſelligkeit und öffentlicher feſtlicher Veranſtal⸗ tungen bringt, bereitet ſich langſam vor, während noch ſom⸗ merliche Gepflogenheiten leiſe nachklingen. Der Herbſt iſt der Mittler zwiſchen Sommer und Winter, er verbindet zwei Extreme und hat ebenſo wie ſein Gegenſtück, der Früh⸗ ling, von jeder dieſer beiden gegenſätzlichen Jahreszeiten etwas. Die Tage ſind merklich kürzer geworden, und künſt⸗ liches Licht beherrſcht ſchon die Straßen der Stadt, ehe noch da und dort die Arbeit des Tages ihr Ende erreicht hat. Auf dem Lande, wo naturgemäß die Arbeit mehr als in der Stadt vom Tage abhängig iſt, wo zumindeſt die Außen⸗ arbeiten mit Beginn der Dunkelheit abgebrochen werden müſſen, ertönt zeitiger der Klang der Glocke, die den Feier⸗ abend einläutet. Die Abende im Herbſt nehmen eine Zwi⸗ ſchenſtellung ein. Sie erinnern wohl noch an die ſchönen Sommerabende, aber der winterliche Eindruck beginnt ſich doch ſchon ſtark bemerkbar zu machen. Länger als in den anderen Jahreszeiten kämpfen Licht und Dunkel miteinan⸗ der um die Herrſchaft. Stunden vergehen, ehe die erſten Abendſchatten ſich zu nächtlichem Dunkel vertieft haben, aber gerade in dieſem Uebergangszuſtand, in dieſem zeitlich ſo ausgedehnten Ringen zwiſchen Licht und Finſternis liegen die Schönheiten herbstlichen Seins. In der Stadt merkt man zwar nur wenig davon, man muß fern ihrem Lärm und ihrem Lichtermeer auf dem Lande ſein, um den Herbſt⸗ abend recht genießen zu können, muß an einem warmen, klaren Abend den allmählich verlöſchenden Tag belauſchen können, wenn mit der Dunkelheit das große Schweigen ſich herabſenkt, oder erleben, wie geheimnisvoll wallende Nebel, die über einem Fluß oder den Wieſen der Niederung auf⸗ ſteigen, gegen das Licht ſtreiten, ſich ausbreiten und das vertraute Bild plötzlich fremd und ſeltſam verändert er⸗ ſcheinen laſſen, dann offenbart ſich uns der Herbſtabend in ſeiner ganzen eigenartigen, ſchwermütigen Schönheit. 1 Von geſtern auf heute Halle. In Bad Dürrenberg fand die Einweihung der „Staatlichen Schule für Wirtſchaft und Arbeit“ ſtatt, in der in 10 Monatskurſen jeweils 50 junge deutſche Volksgenoſſen in der naätionalſozialiſtiſchen Weltanſchauung, Staats⸗ und Wirtſchaftsauffaſſung geſchult werden ſollen. Zürich. Der deutſche Philoſophie⸗ und Pädagogik⸗Pro⸗ feſſor Freytag, der in letzter Zeit infolge ſeiner national⸗ gen ausgeſetzt war, iſt zurückgetreten. „Ich bin nicht Ihr Ankergebener.“ Saarbrücken. Der Präſident der Handelskammer zu Saarbrücken, Fabrikant Bodo Karcher, hatte in der Voll⸗ ſitzung der Handelskammer am 10. Juli die reſtloſe Rück⸗ gliederung des Saargebietes ins Reich als ſelbſtverſtänd⸗ liche Vorausſetzung vorbereitender Wirtſchaftsregelung be⸗ zeichnet. Im Gegenſatz zur Regierungskommiſſion habe die Handelskammer nicht die Pflicht, neutral zu ſein, ſie könne im Abſtimmungskampf nicht unbeteiligter Zuſchauer ſein. Der Präſident der Regierungskommiſſion hat darauf an den Handelskammerpräſidenten ein Schrei⸗ ſich als Behörde jede politiſche Kundgebung verſagen. Nun⸗ mehr hat Präſident Karcher ein ausführliches Antwort⸗ ſchreiben an Präſident Knox gerichtet, in dem er betont, die politiſche Neugeſtaltung des Saargebiets liege ohne Zwei⸗ fel im Rahmen der Kompetenz der Kammer. Da die Erörte⸗ rung der Beibehaltung des gegenwärtigen Saarregimes nur unter Würdigung der bisher mit dieſem Regime ge⸗ machten Erfahrungen möglich ſei, werde ſich eine Kritik an den Maßnahmen der Regierungskommiſſion auch in Zu⸗ kunft kaum vermeiden laſſen. Das Schreiben ſchließt nach einem Hinweis auf die von Präſident Knox gewählte „durchaus ungewöhnliche“ Form ſeines Schreibens mit fol⸗ genden Worten:„Ich bin nicht Ihr Untergebener, weder 1 noch als frei gewählter Präſident der Handels⸗ ammer.“ Deukſchnakionale Partei im Saargebiet aufgelöſt. Saarbrücken. Die Deutſchnationale Volkspartei des Sagargebietes hat ihre Auflöſung beſchloſſen. Der bisherige Führer erklärt, daß die politiſche Entwicklung im Saarge⸗ biet für eine fruchtbare politiſche Tätigkeit der Partei keine Möglichkeit mehr laſſe. Die Mitglieder werden aufgefordert, in die NSDAP einzutreten. Innerhalb der Wirtſchaftspar⸗ tei und der Deutſch⸗Saarländiſchen Volkspartei ſind Ver⸗ handlungen über deren Auflöſung im Gange. 1 * f Ik Deutſche Kriegerleichen aufgefunden. Im Kampf⸗ 9505 zwiſchen Arras und Lens wurden die Ueberreſte von 00 deutſchen Soldaten aus dem Weltkrieg entdeckt. Einige von ihnen konnten identifiziert werden. a a Ausſchreitung gegen deutſches Geſandtſchaftsmitglied. Der deutſche Geſandte in Prag, Dr. Koch, hatte eine längere Unterredung mit dem F des tſchechoſlo⸗ wakiſchen Außenminiſters Dr. Krofta über den Zwiſchenfall vom Samstag, bei dem es wegen Tragens des national⸗ ſozialiſtiſchen Parteiabzeichens zu tumultuariſchen Angriffen gegen ein Mitglied der Geſandtſchaft gekommen war. Mini⸗ ſter Krofta ſprach das Bedauern der Regierung über den ſches Einſchreiten gegen die Schuldigen. Gefängnis in Schweden wegen Beleidigung Goerings. Das Stockholmer Amtsgericht verurteilte den Herausge⸗ ber der kommuniſtiſchen Zeitung„Ny Dag“ wegen vier, den preußiſchen Miniſterpräſidenten Goering ſchwer be⸗ n Artikeln zu insgeſamt vier Monaten Ge⸗ ängnis.. ſozialiſtiſchen Betätigung in der Schweiz vielfach Anfeindun⸗ ben gerichtet, in dem er erklärte, die Handelskammer müſſe Fall aus. Der Geſandte verlangte nachdrücklichſt ein energi⸗ Schwere Kämpfe in Havanna. Schwere Kämpfe begannen in Havanna zwiſchen Of⸗ fizieren, die im Hotel National eingeſchloſſen ſind, und den Soldaten, die das Hotel bewachen. Die Kämpfe dehnten ſich auch auf andere Teile der Stadt aus. Kommuniſtiſche Füh⸗ rer und Agitatoren zettelten Unruhen an und erklärten den Streik und andere Maßnahmen zur Vergeltung für den „blutigen Freitag“. Im ganzen wurden in den Kämpfen drei Offiziere, fünf Soldaten und ein Amerikaner getötet. A Touriſtengruppe im Matterhorngebiet vermißt. Eine führerloſe deutſche Touriſtengruppe, die das Matterhorn be⸗ ſteigen wollte, wird vermißt. Die letzten Spuren finden ſich in der Matterhornhütte. Die nach den Vermißten ausge⸗ ſandte Führerkolonne mußte unverrichteter Dinge zurück⸗ e Infolge Schneefalles ſind die Nachforſchungen ſehr erſchwert. 4 Ar Engliſcher Dampfer geſtrandet. Der engliſche Damp⸗ fer„Moorwood“, der von London nach Bordeaux unter⸗ wegs war, ſtrandete in dichtem Nebel am Banec⸗Felſen in der Nähe der Inſel Molene. Die Beſatzung wurde vom deutſchen Schlepper„Seefalke“ gerettet. Das Schiff ſelbſt gilt als verloren. ar Voung Stkribling zum Krüppel geworden. Der be⸗ kannte amerikaniſche Boxer Poung Stribling wurde bei einem Zuſammenſtoß ſeines Motorrades mit einem Kraft⸗ wagen am linken Fuß ſo ſchwer verletzt, daß dieſer ampu⸗ tiert werden mußte. . Mannheimer Theaterſchau Spielplan vom 2. bis 9. Oktober 1933. d Im Nationaltheater: Dienstag, 3. Oktober: Miete B 4. Sondermiete B 2: Suſanna oder der Menſchenſchutzverein. Komödie von Robert Walter. Anfang 20 Uhr. Ende 22% Uhr. Mittwoch, 4. Oktober: Miete M 4: Aida. Oper von Verdi. Anfang 19.30 Uhr. Ende 22.45 Uhr. Donnerstag, 5. Oktober: Miete D 4. Sondermiete D: Der Vetter aus Dingsda. Operette von Eduard Künneke. Anfang 20 Uhr. Ende 22.15 Uhr. Freitag, 6. Oktober: Miete H 4. Sondermiete H 2: Egmont von Goethe. Anfang 19.30 Uhr. Ende 22.30 Ahr. 8 Samstag, 7. Oktober: Schülervorſtellung für die Schüler phöherer Lehranſtalten. Ohne Kartenverkauf: Luiſe Millerin(Kabale und Liebe). Trauerſpiel von Friedrich Schiller. Anfang 15 Uhr. Ende 17.45 Uhr.— Abends: Miete A 4. Sondermiete A 2: Zum letzten Male: Annelieſe von Deſſau. Operette von Ro⸗ bert Winterberg. Anfang 19.30 Uhr. Ende 22 Uhr. (Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Sonntag, 8. Oktober: Zweite Vorſtellung für Erwerbs⸗ loſe. Ohne Kartenverkauf: Der Vetter von Dings⸗ da. Operette von Eduard Künneke. Anfang 14.30 Ahr. Ende 16.45 Uhr.— Abends: Miete E 4. Sondermiete E 2: Die Zauberflöte. Oper von Mozart. An⸗ fang 19.30 Uhr. Ende nach 22.30 Uhr.(Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Wetterbericht Ein Rücken hohen Druckes verbindet das über Island und den britiſchen Inſeln neu aufgebaute Hoch mit dem über Südrußland gelegenen Kern. Die Fortdauer der Schönwetter⸗ lage iſt damit wieder für mehrere Tage geſichert.— Vorher⸗ ſage: Morgennebel. Tagsüber heiter und warm. Amtliche Veröffentlichungen der Stadt Mannheim. Die auf Freitag, den 6. Oktober 1933, feſt⸗ geſetzte Verſteigerung der Kirchweihplätze in den Vororten Seckenheim, Feudenheim, Fried⸗ richsfeld und Rheinau wird verlegt a) für Rheinau auf Dienstag, den 10. Ok⸗ tober 1933, 9.30 Uhr, f für Friedrichsfeld am gleichen Tag 11 Uhr, Durch Entschließung des bad. Staats- b) für Seckenheim am gleichen Tag 15.30 Uhr, und für Feudenheim am gleichen Tag 16.30 Uhr. 0 In Seckenheim wird wieder ein Platz zur Auf⸗ ſtellung eines Pferdchen⸗Karuſſells verſteigert. Mannheim, 2. Oktober 1933. 5 5 Der Oberbürgermeiſter. Verſammlungs⸗Kalender. g Tod.„Jahn“. Heute Abend 8.30 Uhr Zu⸗ ſammenkunft aller wehrpflichtigen Turner im Lokal. Letzter Anmeldetermin. imer end eech 1 Zimmer und Küche 2 immer und Küche mit Speiſekammer ſofort zu vermieten und Keller an ruhige Näheres in der Ge⸗ Leute zu vermieten. ſchäftsſtelle ds. Bl. eee Ilvesheim. e Hitlerſtr. 324, ministeriums vom 25. Sept. 1933 Nr. 11996 wurde die Bezirkssparkasse Ladenburg mit Wirkung vom 1. Oktober 1933 an aufgehoben und mit der Bezirkssparkasse Weinheim zusammengelegt. Die bisherigen Kassen in Ladenburg und Mhm.-Seckenheim werden als selb- ständige Zweigstellen der Bezirkssparkasse Weinheim weitergeführt. Weinheim, den 2. Oktober 1933. eaktsspartasse lenneln. deschäſts Uebertragung. Einer verehrl. Einwohnerschaft von Seckenheim Kenntnis, dal ich mein zur das Geschäft meines Vaters, übernommen. Ooschäfts-Vebernahme und Anplellung. Wie aus nebenstehendem ersichtlich, habe ich Zähringerstraße 37, Aoeder-Rochherde Schmiede- und Schlosserei Kaacbat auf meinen Sohn übertragen habe. Für das mir in dieser Zeit von meiner Kundschaft entgegengebrachte Vertrauen danke ich bestens und bitte dasselbe auch auf meinen Sohn übertragen zu wollen. Albert Spannagel Schmiedemeister. lech werde bestrebt sein, eine werte Kundschaft prompt und preiswert zu bedienen und bitte die verehrl. Einwohnerschaft von Seckenheim, das meinem Vater entgegengebrachte Vertrauen auch auf mich übertragen zu wollen. ö Theodor Spannagel Schmiedemeister. ESCH- Oefen 0 Groeon Fanreisen esse Oele Kupfer, emailliert, ö Beton, mit Auslauf Die Oefen und Herde werden mit Rohr geliefert. Georg Röser.