5 Tages · und Anzeigenblatt Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Reklamen 60 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Nabatt. Für Plat⸗Vorſchriften wird keine Garantie übernommen. für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Berkimdblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 9 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illustriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig). „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Schriftleitung, Druck u. Verlag: G. Härdle, Zähringerſtr. 68. Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 33. Jahrgang Minderheitenſchuz und Judenfrage Grundſätzliche deulſche Rede in Genf.— Keine Germaniſie⸗ rungsbeſtrebungen. Genf, 3. Oktober. Die Debatte im Minderheitenausſchuß des Völkerbundes wurde am Dienstag durch eine längere Rede des deutſchen Vertreters, Geſandten von Keller, eröffnet. Geſandter von Keller führte u. a. aus: In den Debatten der letzten drei Jahre wurden von den verſchiedenſten Seiten die Mängel aufgezeigt, die dem Ver⸗ fahren vor dem Wölkerbund zum Schutze der Minderheiten anhaften. Das Problem der nationalen Minderheiten er⸗ ſchöpft ſich nun aber nicht in der Frage des Verfahrens. Es handelt ſich um eine grundſätzliche Auseinanderſet⸗ zung über das Nationalitätenproblem. Ich halte e⸗ daher für nötig, einmal an die Wurzel des Problems heran⸗ zugehen. Die Proklamation des Selbſtbeſtimmungs⸗ rechts der Völker im Weltkrieg ließ die Hoffnung aufkcei⸗ men, daß bei einer Neuordnung der Staaten Europas dem Nationalitätenproblem weitgehend Rechnung getragen werden würde. f Die auf Grund der Friedensverträge vorgenommenen Grenzziehungen haben uch e ſchwer enk ⸗ äuſcht. Von beſonderer Bedeutung für die Beurteilung des jet⸗ zigen Standes des Nationalitätenproblems iſt die immer noch beſtehende Tendenz zu einer mehr oder weniger er⸗ zwungenen Aſſimilierung fremder Minderheiten durch das Mehrheitsvolk. Der Einzelmenſch fühlt ſich heut⸗ zutage viel ſtärker zu ſeinem Volkstum und der ihm eigenen Kultur verbunden als früher. Das deutſche Volk hat dieſen Wandel vielleicht am intenſivſten von allen Völkern durchgemacht, und es iſt daher kein Zufall, daß die Bedeu⸗ tung der natürlichen Bindung an das Volkstum von deut⸗ ſcher Seite ſo ſtark betont wird. Andererſeits iſt aber von deutſcher Seile immer wieder betont worden, daß das neue Deutſchland kiefes Verſtändnis hat für die gleichen Gefühle und die Lebensintereſſen der anderen Völker, die wir zu reſpeklieren bereit ſind. Wir ken⸗ nen nicht den Begriff des Germaniſierens, wir weh⸗ ren uns aber auch gegen jeden Verſuch, Deutſche zu enkna⸗ ktionaliſieren, woher dieſe Verſuche auch immer kommen mögen. Kein religiöſes Problem In der Diskuſſion der Oeffenklichkeit iſt die Juden ⸗ frage verſchiedenklich mit der Minderheitenfrage verquickt worden. Es iſt nicht angängig, dieſes Problem, das ein be; ſonders gelagertes Raſſenproblem darſtellt, ohne weiteres mit der ſonſtigen Minderheitenfrage in Verbindung zu brin⸗ gen. Junächſt ſind die Juden Deulſchlands weder eine sprachliche noch eine nationale Minderheil. Sie fühlen ſich nicht als ſolche und haben niemals Wünſche geäußert, als ſolche behandelt zu werden. Die Ausübung der füdiſchen Religion iſt in Deutſchland völlig ungehinderk. Die religiöſe Frage ſpielt bei der Auseinanderſetzung mik dem deutſchen Bolk keine Rolle. Es handelt ſich in Deutſchland in erſter Linie um ein bevölkerungspoliliſches und ſoziales Problem, das in der Nachkriegszeit eine beſondere Verſchärfung durch eine ſtarke Wanderung des Judenkums von Oſteuropa nach dem Weſten erhalten hak. Es iſt ein Problem ſui generis, das als ſolches auch eine beſondere Löſung wird erfahren müſſen. Im übrigen habe ich aus den Aeußzerungen verſchiedener Redner in diefer Kommiſſion aus anderem Anlaß mit be⸗ ſonderem Intereſſe feftſtellen können, daß auch außerhalb Deutſchlands anerkannt wird, daß es ſich bei der Juden · frage um ein beſonderes Problem handelt, für das in einer großen Anzahl von Ländern Löſungen geſucht werden. Ein franzöſiſcher Vorſtoß Nach den Ausführungen des deutſchen Vertreters ſtellte der ungariſche Delegierte Baranyai feſt, daß die Lage deten keineswegs als befriedigend angeſehen wird. Nach der Rede des ungariſchen Delegierten begann der Aufmarſch derjenigen Länder, die ſich der Minderheiten⸗ frage aus taktiſchen Gründen gegenüber Deutſchland bedienen. Der franzöſiſche Senator Berenger erklärte, das Deutſche Reich habe die Grundſätze des Minderheitenrechts nicht nur durch Handlungen, die man verſchieden beurteilen könne, ſondern durch geſetzgeberiſche Maßnahmen verletzt. Dieſe direkte Verletzung ſei vom Völkerbundsrat im Juni anläßlich des Falles Bernheim für Oberſchleſien feſtgeſtellt worden. Berenger rich⸗ tete an die deutſche Delegation die Frage, wie das Reich die Geſetze, zu denen der Rat im Juni Stellung zu nehmen ge⸗ habt 5 mit den Grundſätzen des Minderheitenſchutzes vereinbare. Der ſchwediſche Außenminiſter Sandler ſich bei der Begründung ſeines in der Verſammlung ange kündigten Vorſtoßes in der gleichen Richtung. 5. Der polniſche Delegterte Graf Raczinſki begrüßte die ſchwediſche 5 zur Minderheitenfrage. Er legte den Entwurf einer Entſchließung vor, N Ein Angebot an Deuiſchland? „Der diplomatiſche Korreſpondent der„Morning Poſt“ erklärt, es ſei weder von einer Einheitsfront gegen Deutſch⸗ 55 noch von gemeinſamen Vorſchlägen an Deutſchland die bewegte 3 Mittwoch, den 4. Oktober 1933 Nr. 231 Attentat auf Dollfuß. Der Bundeskanzler leicht verletzt.— Ein Marxiſt der Täter. Wien, 4. Oktober. Im Parlament wurde Dienstag nachmittag gegen 2,30 Uhr ein Revolveranſchlag auf Bundeskanzler Dr. Dollfuß verübt, der von zwei Schüſſen am Arm, wie es heißt, leicht verletzt wurde. Der Täter iſt ein marxiſtiſcher Wehrmann. Dollfuß hielt ſich aus Anlaß einer Sitzung des Chriſtlich⸗ ſozialen Klubs im Parlamentsgebäude auf. Der Täter wurde feſtgenommen. 1275. 5 Nach einer Sitzung der Chriſtlichſozialen gegen 2,30 Uhr war der Bundesanzler Dr. Dollfuß im Begelff fortzugehen und ſprach noch im Veſtibül des Parlaments vor der Por⸗ tierloge mit Handelsminiſter Stockinger und einigen chriſt⸗ lichſozialen Abgeordneten, als ein Mann auf ihn zutrat und ihm mit der linken hand ein Schreiben überreichte und zugleich die rechte hand hinter dem Rücken vorholte und zwei Schüſſe auf ihn abgab. Der eine Schuß aus dem Revolver, Kaliber 6,5, traf den Bundeskanzler am rechten Oberarm, der andere gegen die Bruſt gerichtete Schuß prallte aber ab. Das Geſchoß wurde dann auf dem Boden des Veſtibüls gefunden. Dr. Dollfuß trat ſofort in die Portierloge zurück, wo er mit den Wor⸗ ten:„Ich glaube, ich bin durchſchoſſen worden“ Rock und Weſte öffnete. Unterhalb des rechten Oberarmes zeigte ſich ein großer Blutfleck. Dr. Dollfuß ſagte hierauf:„Wir brau⸗ chen aber kein Rettungsauto. Fahren Sie mich ſogleich auf die Klinik Dr. Denk und verſtändigen Sie den Dr. Toma⸗ nek(einen Jugendfreund); machen Sie kein Aufſehen!“ Er ließ ſich in ſeinem eigenen Auto in die Klinik fahren. Der Täter iſt ein entlaſſener Gefreiter des Bundesheeres, deſſen Name noch nicht bekannt iſt. Nach der Tat ſtürzten ſich ſofort die anweſenden Abgeordneten auf ihn und ver⸗ prügelten ihn heftig. Die Polizei führte ihn dann auf die nächſtgelegene Wachtſtube. Sogleich nach dem Anſchlag er⸗ ſchien auch der Vizekanzler Fey im Parlament. Der Befund Auf der erſten Unfallſtation, wohin Bundeskanzler Dollfuß ſofort nach dem Vorfall gebracht wurde, wurde eine Röntgenaufnahme gemacht, die folgenden Befund ergab: Der erſte Schuß ſtreifte die linke Bruſtſeite, hat den Rock durchſchlagen, das Hemd aber nicht mehr und hat auch eine Verletzung zur Folge gehabt. Der zweite Schuß war ein Streifſchuß, der den rechten Oberarm getroffen hat. Das Geſchoß iſt aber nur leicht unter der Haut verlaufen, ohne Nerven oder Gefäße zu verletzen. Nach der Röntgenaufnahme hat der Bundeskanzler den Vizekanzler Fey und den Sozialminiſter Schmidt empfan⸗ gen. Das Befinden des Bundeskanzlers iſt verhältnismäßig gut. Der Täter Nach Mitteilungen der Polizei iſt der Mann, der auf Dollfuß ſchoß, ein 1 Gefreiter des Bundesheeres namens Dertil. Er iſt 22 Jahre alt und in Wien geboren. Gegenwärtig iſt er arbeitslos. In ſeinem erſten Verhör erklärte der Akkenkäker, kein Nationalſozialiſt zu ſein, ſondern dem ſozialdemokratiſchen Wehrverband als Mitglied angehört zu haben. Man nimmt vorläufig an, daß der Grund zur Tat die Rache wegen der Entlaffung aus dem Bundesheere ge⸗ weſen iſt. Wie verlautet, hat Vizekanzler Jey kurz nach dem At⸗ tentat einen Miniſterrat einberufen. Die Gründe Der ehemalige Gefreite Dertil wurde in der Polizeiwacht⸗ ſtube im Juſtizpalaſt vom Polizeipräſidenten einem erſten Verhör unterzogen. Auf die Frage, warum er das Attentat begangen habe, erwiderte er, daß er auf einen Mann habe aufmerkſam machen wol ⸗ len, dem er die Fähigkeit 7 Oeſterreichs Führer zu ſein. Auf die weitere Frage, ob er den Bundeskanzler töten wollte, ſagte Dertil, daß das nicht ſeine Abſicht war; er könne aber nicht verhehlen, daß bei einem Attentat mit einer ſolchen Möglichkeit gerechnet werden müßte. Der amtliche Bericht. Ueber den Anſchlag auf den Bundeskanzler Dollfuß wird ein amtlicher Bericht ausgegeben, deſſen Darſtellung von den bisherigen Meldungen nicht abweicht. Nachzutragen wäre noch, daß der Täter Dertil dem dritten Infanterieregi⸗ ment als Gefreiter angehörte und zwei Stunden vor dem e im Parlament war, um dort auf Dollfuß zu war⸗ en. f Vizekanzler Fey über den Anſchlag Vizekanzler Fey machte um 5,30 Uhr abends perſönlich durch Radio der Oeffentlichkeit Mitteilung über den Anſchlag auf Bundeskanzler Dollfuß. Ein Miniſterrat, der um 4,30 Uhr von ihm einberufen worden war, habe ſich mit dem Attentat beſchäftigt und ſeiner Freude und Genug⸗ tuung über das Mißlingen des Anſchlages auf den Kanzler Ausdruck gegeben. Der Miniſterrat habe den Bundeskanzler ſeiner geſchloſſenen und unentwegten Gefolg⸗ ſchaft verſichert. Der Reichsaußenminiſter an Dollfuß Berlin, 4. Okt. Reichsminiſter Freiherr von Neurath hat dem öſterreichiſchen Bundeskanzler Dollfuß anläßlich des auf ihn verübten verbrecheriſchen Anſchlages ſeine auf⸗ richtigſten Wünſche für die glückliche Errettung aus Lebens⸗ gefahr ausgeſprochen. Engliſche Telegramme. a London, 4. Okt. Miniſterpräſident Macdonald und Sir John Simon haben Dr. Dollfuß in Telegrammen ihre Teil⸗ nahme aus Anlaß des gegen ihn unternommenen Anſchla⸗ ges ausgedrückt. a Glückwunſch des deutſchen Geſchäſtsträgers Wien, 4. Okt. Der deutſche Geſchäftsträger, Prinz Er⸗ bach, hat im Bundeskanzleramt vorgeſprochen und ſeine Glückwünſche zu dem glücklichen Ausgang des auf Bundes⸗ Dea. Dr. Dollfuß verübten Anſchlages zum Ausdruck ge⸗ racht. 7 ³·Ü 1. ͥ Vyddd ²Ü A VT+TfwßdbTTbfbbfbß o( Aber man glaube, daß die Vorſchläge über die Kon⸗ trolle, zwei Perioden von je vier Jahren, Verdoppelung des deutſchen Kriegsmaterials und Verweigerung des Beſitzes von Waffenmuſtern den Inhalt eines Angebotes darſtellten, das dem Neichsaußenminiſter in Genf von den Vertretern Großbritanniens, Frankreichs und der Vereinigten Staaten geſondert unterbreitet worden ſei. Franzöſiſche Schliche Angebliche„Enthüllungen“: 200 000 Mann Heeresſtärke. „Echo de Paris“, das dem franzöſiſchen Generalſtab naheſteht, hat angebliche„Enthüllungen“ veröffentlicht über die Vereitſchaft Frankreichs, ſeine Truppenſtärke auf 200 000 Mann und ſeine Dienſtzeit herabzuſetzen. Zunächſt hat dieſe Meldung großes Aufſehen erregt. Allmählich aber wird es klar, daß es ſich nur um ein ſehr geſchicktes Spiel mit verteilten Rollen handelt. Sehr prompt hat der „Temps“ eine Meldung aus Genf oeröffentlicht, die offen⸗ ſichtlich Merkmale amtlicher Stellen an ſich trägt. Es wird darin betont, daß es ſich bei allen Erörterungen um die Ef⸗ fektivſtärke erſt um eine„Möglichkeit in weiter Ferne“ handele. Der„Matin“ ſchreibt, daß die Verhand⸗ lungen den Gedanken einer Bewährungsfriſt, wäh⸗ rend der Deutſchland ſein Heer umwandeln müſſe, in den Vordergrund gerückt hätten. 5 Erſt nachher ſollte eine Herabſetzung für die übrigen Heere formell verſprochen werden, und zwar durch ein Ter ⸗ minabkommen, das ſchon jetzt abgeſchloſſen werden ſollte. Für die Zeit nach der Bewührungsfriſt ſei noch alles un⸗ beſtimmt. Es ſei auch nichts Beſtimmkes über die neuen De⸗ fenſivwaffen geſagt worden, die man Deutſchland nach der Vewährungofriſt zuerkennen könne. Die Beharrlichkeit, mit der ſich Frankreich ſeinen mora⸗ liſchen und juriſtiſchen Verpflichtungen in der Abrüſtung zu entziehen ſucht, wird dabei höchſtens noch übertroffen von der Skrupelloſigkeit in der Wahl der taktiſchen Mit⸗ tel, deren neueſte jene Meldung des„Echo de Paris“ iſt. Steuervereinfachung Nur noch wenige große Steuern.— Einheitliche Skeuer⸗ verwaltung. „Auf dem Deutſchen Juriſtentag ſprach Staatsſekretär im Reichsfinanzminiſterium, Reinhardt, über die Finanz⸗ reform. Er führte u. a. aus: Reich, Länder und Gemeinden werden ſtenerlich als eine Einheit betrachtet werden. Die ſteuerliche Vereinfachung wird darin beſtehen, daß die Vielheit der Steuern in Reich, Län⸗ dern und Gemeinden abgelöſt wird durch einige große Steuern, die die Einnahmequelle für die Geſamtheit von Reich, Ländern und Gemeinden ſein werden. Ländern und Gemeinden wird noch genügend Spielraum für Anpaſſung an die örtlichen Verhältniſſe gegeben ſein. Der ſteuerlichen Vereinfachung gemäß wird auch eine einheitliche Steuerverwaltung geſchaffen wer⸗ den. Der Steuerpflichtige wird dann nur noch einer ein⸗ zigen Stelle, nämlich dem Finanzamt, Steuererklärun⸗ gen abzugeben haben, an dieſer einzigen Stelle Steuerbe⸗ ſcheide erhalten und nur noch an dieſe einzige Stelle Steuer⸗ zahlungen zu leiſten haben. Die Zahl der Steuerbeſcheide wird weſentlich verkleinert werden, ebenſo die Zahl der Fäl⸗ ligkeitstage. Der Steuerpflichtige wird von der einheitlichen Steuerverwaltung im Jahre grundſätzlich nur einen Steuer⸗ beſcheid erhalten, aus dem ſich auch ergeben wird, wann und in welcher Höhe er im Laufe des Jahres Steuerzahlungen zu leiſten hat. Die Vereinfachung des Steuerweſens wird zu einer weſentlichen Senkung der Verwaltungskoſten füh⸗ ren. Der erſparte Betrag wird zur Senkung der Steuerla⸗ ſten verwendet werden. In ihrer Ganzheit wird die Vereinfachung des Steuer⸗ weſens zu einer weſenklichen Senkung der auf der Produk⸗ kion und dem Verbrauch liegenden Laſten und Koſten füh⸗ ren und eine bahnbrechende Maßnahme zur Geſundung von Wirlſchaft und Finanzen werden. f „Arbeitsgemeinſchaſt katholiſcher Deutſcher“ Der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, gibt fol⸗ gende Anordnung über die Schaffung einer„Arbeitsge⸗ meinſchaft katholiſcher Deutſcher“ bekannt: In der Arbeitsgemeinſchaft werden Männer zuſammen⸗ 2 die ihre Kräfte und Kenntniſſe in aktiver Arbeit ür folgende Aufgaben einſetzen wollen: 1. In dem katholiſchen Volksteil das. deutſche National⸗ bewußtſein zu ſtärken, eine ehrliche, rückhaltsloſe Mitarbeit am Nationalſozialismus zu vertiefen und zu vermehren, die Reihen aktiver Kämpfer zu vergrößern, 2. insbeſondere für ein klares Verhältnis zwiſchen Kirche, Staat und NSA bis in die letzten Inſtanzen zu ſorgen, Mißverſtändniſſe von vornherein aus dem Wege zu röumen und alle Störungsverſuche im Keime zu verhindern. Auf dieſe Weiſe ſoll krotz aller konfeſſionellen Grenzen die völkiſche Einheit vertieft und ausgebaut werden und sollen die kalholiſchen Werte reſllos dem Neubau des Reiches fruchtbar gemacht werden. Die Arbeitsgemeinſchaft iſt ſomit keine Maſſenorgani⸗ ſation, ſie verzichtet auf Maſſenwerbung und nimmt korpo⸗ rativen Beitritt nicht entgegen. Die Leitung beſteht aus⸗ ſchließlich aus erprobten Kämpfern, den Parteigenoſſen Hans Dauer⸗ München, Major a. D. von Detten⸗Ber⸗ lin und Regierungspräſident Rudolf zur Bonſen⸗ Köln. Die oberſte Leitung hat Vizekanzler von Papen übernommen, zum Geſchäftsführer wurde Dr. Graf Thun⸗ Berlin beſtellt. Die„Arbeiksgemeinſchaft katholiſcher Deutſcher“ iſt für die obengenannten Aufgaben innerhalb der Reichsgrenzen die von der Reichsleitung der NS DA einzig und als maß ⸗ ben anerkannte Stelle. Die Gliederungen der NS DA aben die Arbeitsgemeinſchaft in ihrer Tätigkeit bei allen ſich bietenden Gelegenheiten zu unkerſtützen. Deuiſches Recht— NRaſſenrecht Feierliche Proklamation der neuen Akademie. Leipzig, 3. Okt. Die auf die Schaffung eines deutſchen Rechts gerichtete Arbeit des Deutſchen Juriſtentages erhielt ihre feierliche Krönung durch die Proklamation der Akade⸗ mie für deutſches Recht, die in der Aula der Univerſität durch den Führer der Deutſchen Rechtsfront, Reichsjuſtizkommiſ⸗ ſar Staatsminiſter Dr. Frank vorgenommen wurde. Nach Begrüßungsworten des Rektors legte Geheimrat Profeſſor D. Kiſch die Diele und die Aufgaben der Akademie dar. Er führte u. a. aus: Es geht um kein geringeres als um den großen Gedanken, eine wiſienſchaftliche Zentralſtelle zu ſchaffen fü die Mitarbeit an der Umgeſtaltung und Fert⸗ bildung des deutſchen Rechts im Sinne der Weltanſchauung des neuen Reiches. Der Anteil der Akademie an dem Er⸗ neuerungswerk ſoll der ſein, daß hier die grundlegenden Probleme des Rechtslebens, der Geſetzgebung, der Verwal⸗ tung und Rechtspflege von der höheren Warte allgemeiner Betrachtung und wiſſenſchaftlicher Methode in Angriff ge⸗ nommen werden. Die Wiſſenſchaft ſoll aber auf die Ein⸗ fachheit, auf die Volksverbundenheit des deut⸗ Gedanken des Gemeinwohls und der Gerechtigkeit einen ebenſo klaren und volkstümlichen Ausdruck ſuchen. Reichsjuſtizkommiſſar Dr. Frank gab, bevor er die Proklamation vornahm, einen Ueberblick über die Geſchichte des bisherigen Kampfes des Deutſchtums und der deutſchen Wiſſenſchaft gegen das Eindringen fremder Rechtsgedanken in unſer öffentliches Leben. Wir glauben an die nordiſche Vergangenheit und eine Zukunftsmöglichkeit und führen nunmehr den Kampf nicht nur auf der Rechkseben gegen das fremde Recht, ſondern N führen ihn im geſamien Geiſſesbereich durch die Hinelnle⸗ gung des Begriffs der Naſſe. Deulſches Recht wird in Zu⸗ kunft Naſjſenrecht ſein. Kanzlerrede auf dem Juriſtentag Abſchluß der Kundgebung für deutſches Recht. Auto nach Leipzig. Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. (41 5 „Antje, du haſt geſtern Klaus Veldeke zu mir geſagt? So weißt du alle?“ Sie will antworten, aber ſie kann nicht. Ihre Hände zit⸗ tern ſo ſehr, daß ſie den Faden fallen läßt. Da ſchiebt er mit ſeinem Fuß das Rad beiſeite. 5 „Antje, Kind— ſüße Antje— nun weißt du, warum ich dir damals noch nichts ſagen durfte. Obſchon mir das Herz oft ſo voll war.“ 1 Er faßt nach ihren Händen, die eiskalt in den ſeinen iegen. f „Warum ſiehſt du mich nicht an, Antje? Warum biſt du ſo ohne Leben heute? Keb, du dich gar nicht ein wenig ge⸗ freut, daß ich geſund wieder heimgekommen bin? Oder haſt du Furcht vor mir— jetzt, wo du gewiß weißt, daß ich dein Verlobter bin? Sieh, dazumal haſt du mehr Vertrauen zu mir gehabt. Haſt mir immer alles 11575 ö Er beugt ſich tief herab zu ihr und ſucht ihren Blick. Und da hebt ſie ihre Augen auf zu ihm. O, ſo tief, ſo, ſo traurig! 5 2 „Dazumal habe ich großes Vertrauen zu Euch gehabt, Klaus Veldeke, weil ich noch nicht wußte, daß Ihr mich auf einen Monat verpfändet hattet an Euren Bruder.“ Er prallt zurück— läßt ihre Hände fahren und wird fahl im Geſicht. 5 5 „Verpfändet? O Gott, Antje, wie kannſt du ſo ſagen? Verpfändet? Nein, nein, das habe ich nicht getan— das hatte ich bei Gott nicht gewollt!“ Ihr Geſicht iſt weiß und ſtarr wie zuvor. f „Das habt Ihr doch getan, Klaus Veldeke. Wie Ihr es auch drehen und wenden möget. Verpfändet wie ein armes Tier— wie ein Stück Hausrat.“ Er ſchreit auf. g 1 „Antje, bei Gott, das kann ich nicht hören! Das iſt eine furchtbare Anklage. Laß dir doch alles erklären. Sieh, ich war in großer Not, in großer Bedrängnis— ich—“ ſchen Rechts bedacht ſein und für die klaren und großlinigen telganges zog ſich das ſchwarze Band der Mützen des Ss⸗ Spaliers hin, im übrigen herrſchte das Braun der SA⸗Uni⸗ form vor. Die grüne Schar dicht vor dem Rednerpult waren 130 Referen da re aus dem Jüterboger Gemeinſchafts⸗ ager. Der Kanzler, mit jubelnden Ovationen begrüßte, hielt die Schlußanſprache, in der er in feſſelnder Weiſe Ge⸗ danken über das Recht im neuen Staate gab. Politiſches Allerlei Berlin. Das Geheime Staatspolizeiamt ließ im Lauben⸗ 1 am Teltow⸗Kanal eine Durchſuchung vornehmen. efunden wurden eine größere Anzahl Waffen und bela⸗ ſtendes Material. 5 8 8. Lebensmiktel bei Reiſenden nicht mehr zollfrei. Aus einer ſoeben vom Reichswirtſchaftsminiſter erlaſſe⸗ nen Verordnung ergibt ſich, daß eine bisher noch offen ge⸗ weſene Quelle illegaler Lebensmitteleinfuhr nunmehr ver⸗ ſtopft worden iſt. Bisher war es nämlich geltendes Recht, daß Perſonen, die als Reiſende die Grenze überſchreiten, ohne beſondere Einfuhrbewilligung in ihrem Reiſegut auch Lebensmittel, mit Ausnahme beſtimmter Luxuswaren, bis zu 2,5 Kilogramm je Lebensmittel ohne Beſchränkung der Geſamtmenge zum Verbrauch im eigenen Haushalt mitfüh⸗ ren konnten. Für Perſonen, die aus ſonſtiger Veranlaſſung die Grenze überſchritten, galt, daß ſie derartige Lebens⸗ mittel bis zu einem Kilogramm pro Lebensmittel frei ein⸗ führen konnten. Dieſe beiden Beſtimmungen ſind nunmehr geſtrichen worden. Beſchäftigung für 10 000 Landarbeiterfamilien. Im Einvernehmen mit dem Reichsarbeitsminiſterium hat der Präſident für Arbeitsvermittlung und Arbeitslo⸗ ſenverſicherung eine Ausdehnung der ſogenannten Land⸗ hilfemaßnahmen verfügt. Während bisher im Wege der Landhilfe vor allem jugendliche Arbeitsloſe als Landhelfer untergebracht wurden, werden nunmehr von der Reichs ⸗ anſtalt Beihilfen auch für die Einſtellung von Landarbei⸗ terfamilien gewährt. Die Einſtellung muß vor dem 31. März 1934 erfolgen, vor allem alſo im Winter. Die Beihilfe be⸗ trägt 20 Mark pro Monat pro wiedereingeſtellte Familie. Es wird angenommen, daß durch dieſe Maßnahme rund 10 000 Landarbeiterfamilien mehr eingeſtellt werden können. Gruß engliſcher Faſchiſten an Nürnberg. Der Leiter der britiſchen Faſchiſtenorganiſation in Lon⸗ don hat dem Nürnberger Oberbürgermeiſter, Willy Liebel, zur Erinnerung an die ihm unvergeßliche Zuſammenkunft beim Reichsparteitag im Auftrag des Führers der engliſchen e Mogley, deſſen Bild mit faſchiſtiſchem Gruß über⸗ andt. Paris. Der Genefr Korreſpondent des„Journal“ glaubt zu wiſſen, daß der franzöſiſche Außenminiſter Paul⸗Bon⸗ cour dem polniſchen Außenminiſter Beck gegenſiber die Ab⸗ ſicht ausgeſprochen habe, den Pariſer Beſuch Becks demnächſt in Warſchau zu erwidern. f Oslo. In Melbo(Norwegen) haben drei junge Kommu⸗ niſten die Hakenkreuzfahne am deutſchen Konſulat abge⸗ ſchnitten und zerriſſen. Dollfuß im Nundſunk Bundeskanzler Dr. Dollfuß ſprach Dienstag abend vom Arbeitszimmer ſeiner Wohnung aus durch den Rundfunk. Er führte u. a. aus, er habe ſelbſt Wert darauf gelegt, im Radio zu ſprechen, weil er wiſſe, daß die Berichte nach ſol⸗ chen Ereigniſſen vielfach doch nicht ganz geglaubt werden. Er werde von der Wohnung aus die Regierungsgeſchäfte ſelbſtverſtändlich weiterführen und hoffe im übrigen bereits übermorgen ſeinen Amtspflichten im Büro nachkommen zu können Der Kanzler ſchloß:„Man kann beruhigt und über⸗ zeugt ſein, daß ich in voller Ruhe und in dem tiefen Be⸗ wußtſein, meine Aufgabe und meine Pflicht gegenüber mei⸗ ner lieben Heimat und auch denen gegenüber, die in dieſem Vaterland wohnen, erfüllt zu haben, mit tiefem Ernſt und⸗ mit abſoluter Feſtigkeit die mir geſtellten Aufgaben weiter erfüllen werde. Die ſpaniſche Regierung geſtürzt Mißtrauensvokum der Corkes. Madrid, 4. Oktober. ö Der ſpaniſchen Regierung wurde Dienslag abend von den Cortes mit 189 gegen 100 Stimmen das Mißtrauen ausgeſprochen. Das Kabinett iſt daraufhin zurückgetreten. 1 Die Lage wird in unterrichteten Kreiſen als ernſt bezeichnet. Er ſuchte nach Worten. Sie ſchnitt ihm die Rede ab. drängnis. laſſen, die ich ſo jung und unbekannt hier war. Einen und hat nicht den Mut gehabt, mir die Wahrheit zu ſagen.“ „Antje, ſei barmherzig! Ich durfte es ja nicht! Ich hatte ja Bertie mein Wort gegeben. Ehe ich dich kannte— ehe ich dich je geſehen. Ach, wenn du ahnteſt, wie ſehr ich darunter gelitten die ganze lange Zeit! Und wie meine Seele gewar⸗ let hat auf dich— gejubelt hat nach dir! Tag um Tag, Nacht um Nacht! Ich habe jenes törichte Verſprechen, ſo ich damals in Unbedachtſamkeit gegeben, ſchon ſchwer und bit⸗ ter büßen müſſen. Frage Bertie, wie ich ihn beſchworen habe, mir mein Wort zurückzugeben vor der Abfahrt. Er hat es nicht gewollt.“. Sie ſah an ihm vorüber und ſagte leiſe: „Meine Qual war ſo groß, daß ich wieder heim wollte nach Leba, daß ich unten am Mottlauhafen geſtanden habe in Wind und Regen, um niederzugleiten in das graue und tiefe Waſſer. So weit hattet Ihr mich getrieben mit Eurem Scherz. Nur die Glocken von St. Marien haben mich wieder zurückgerufen. So groß war meine Not, Klaus Vel⸗ deke.“ Er ſtand erſchüttert. Und begriff ſein Tun damals jetzt ſelber nicht. f Kniete nieder vor ihr und beugte in Demut den blonden Kopf. „Vergib mir, Antje. Ich habe ſchwer geſündigt an dir. O Gott, mein Leben wollt' ich geben, könnt' ich rückgängig machen, was ich damals getan. Ich tat es im Unverſtand, Antje. Hatte nur Gedanken für Danzig und mein heißes Arbeiten um die Stadt. O, vergib mir!“ 8 Sein Kopf lag auf ihren Händen, die im Schoße ruhten. 15 daß ſie die Hand jetzt hob und lind auf ſeinen Scheitel egte! g ö 5 5 „Und wenn ein Mann in der höchſten Bedrängnis iſt, ſo achtet er die Ehre eines Mägdleins höher als ſeine Be⸗ Mein Vater hat mich voll Vertrauen ziehen ganzen Monat lang hat man mit mir geſpielt und mich h Hat zugegeben, wie ich die größten Qualen litt Adolf Hitlers G Holländiſches Interview mi Stabschef Röhm. Amſterdam, 4. Oktober. „Allgemeen Handelsblad“ veröffentlicht im Rahmen ſeiner Artikelſerie„Auffaſſungen im und über das neue Deutſchland“ ein Interview ſeines Berliner Korreſpondenten mit dem Stabschef der SA, Ernſt Röhm. Auf die Frage:„Wie ſtark ſind heute SA⸗, SS⸗ und Stahlhelmformationen, die unter Ihrem Kommando ſtehen, und wie iſt es möglich, für dieſe gewaltige politiſche Armee die Summen aufzubringen, welche zur Verwaltung. Einkleidung, Verpflegung uſw. nötig ſind?“, antwortete Röhm u. a.: „Adolf Hitlers SA läßt ſich mit keiner Armee, mit kei⸗ ner Miliz, mit keinem ſonſtigen Wehrſyſtem der Welt ver⸗ gleichen. Denn ſie iſt keines von ihnen. Allen genannken Heeren haftel der Begriff der bewaffneten Machk an. Das gerade iſt nach dem ausgesprochenen Willen Adolf Hitlers die SA nicht. Die Reichswehr iſt der alleinige Waffenträger des Rei⸗ ches, die SA die Willens⸗ und Ideenträger der nationalſo⸗ zialiſtiſchen deutſchen Revolution. Der gewaltige 14jährige geiſtige Kampf, welcher der Erringung der ſtaatlichen Macht voranging, forderte vom SA⸗Mann ſchwere finanzielle Opfer. Alle Bedürfniſſe für Dienſtbekleidung, Propaganda⸗ fahrten uſw. mußte er aus eigenen Mitteln beſtrei⸗ ten. Das ſchlichte, oft ausgeblichene und verwaſchene Braunhemd iſt das Ehrenkleid des SA⸗Mannes geworden. Auch heute noch nach dem Siege, nachdem faſt zwei Mil⸗ lionen in den Reihen der SA ſtehen, geht der SA⸗Mann ſei⸗ nem bürgerlichen Beruf nach und widmet genau wie früher ſeine Freizeit dem SA⸗Dienſt. Eine Ausnahme von dieſer Regel war der Aufmarſch der SA anläßlich des Reichspar⸗ teitages in Nürnberg. Um bei dieſer großen Manifeſtation des nationalſozialiſtiſchen Staates ein einheitliches Bild ihrer Geſchloſſenheit zu bieten, wurden die an dem Aufmarſch teil⸗ nehmenden Teile der SA neu eingekleidet. Die er⸗ heblichen Summen, die dafür erforderlich waren, wurden ſeitens der politiſchen Organiſation der Partei als Zeichen ihres Dankes für die unerhörten Opfer, die der SA⸗Mann in den Jahren des Kampfes gebracht hatte, aus Mitglieder⸗ beiträgen, Sammlungen und Spenden aufgebracht. Die Koſten der Verwaltung der SA ſind, gemeſſen an der zahlenmäßigen Größe dieſes Rieſenapparakes, unwahr⸗ ſcheinlich gering. Freiwilligkeit war und iſt die Borausſet⸗ zung jedes Dienſtes in der galonalſozialiſtiſchen Bewegung. Der Bürgerkrieg auf Kuba Der Sturm auf das Hotel.— Offiziere niedergemetzelt.— Anarchie. Havanna, 3. Oktober. Der Kampf um das von ehemaligen Offizieren der Re⸗ gierung Ceſpedes beſetzte Nacional⸗Hotel hat zuletzt unge⸗ wöhnlich blutige Formen angenommen. Als der erſte An⸗ griff mißglückte, ließ der Kommandant der Belagerer das Gebäude unter Artilleriefeuer nehmen. Sehr bald klafften in den Mauern große Breſchen. Der Dachſtuhl gin in Flammen. An der Belagerung beteiligte ſich auch das au der Reede verankerte Kanonenboot„Patria“. Außerdem wurden bei dem Angriff zwei Tanks mit Maſchinengeweh⸗ ren eingeſetzt. Trotzdem haben die Verſchanzten bis zum Letzten ſtandgehalten. Die Frauen der Belagerten haben ſich an den amerikaniſchen Geſandten mit der Bitte gewandt, weiterem Blutvergießen durch ſein Einſchreiten ein Ende zu machen. Es wurde ihnen geantwortet, daß nur Präſi⸗ dent Rooſevelt in der Lage ſei, den Geſandten zu einem ſolchen Schritt zu ermächtigen. Die im Hotel Nacional eingeſchloſſenen Offiziere muß ten ſich ſchließlich ergeben. Die Truppen drangen in das Hokel ein, bemächkigten ſich der Waffen und führten die Offiziere davon. Im Hotel lagen 20 Tote: 15 Offiziere ſind ſchwer verletzt. Nach den letzten Meldungen ſoll der Reſt der enkwaffneten Offiziere nach ihrer Kapitulakion niedergemek⸗ zelt worden ſein. Nach Anbruch der Dunkelheil kam es über ⸗ * all in der Stadt zu Schießereien. Wie es heißt, ſtehen Sol⸗ daten im Kampf gegen Kommuniſten und Skudenken. An dem einen Tag hat es ſchätzungsweiſe 75 Toke und Hunderte von Verwundeten gegeben. Das von der Soldateska des ſogenannten Oberſten Ba⸗ tiſta eingenommene Nacional⸗Hotel ſtellt nur noch eine rie⸗ ſenhafte Ruine dar. Das Innere iſt von plündernden und betrunkenen Soldaten erfüllt. Ach, daß ein warmes Licht jetzt käme in ihre fernen, müden Augen! ö Ach, daß ein Wörtlein voll Güte und verſtehendem Ver⸗ zeihen über ihre weißen Lippen ginge! N Jetzt hob er den Kopf und ſah ſie an. „Antje!“ f O Gott, wo waren die Roſen geblieben von ihren Wan⸗ gen und die lachende Sonne in ihren rehbraunen Augen? Hatte ſein Tun ſie zum Steinbild gemacht wie die gra⸗ nitnen Grabplatten da unten um St. Marien? „Antje, ſage mir ein gutes Wort— ein einziges!“ 1 Sie hob ihre Hände und preßte ſie an die Schläfen. Ich kann nicht, Klaus Veldeke. Ihr habt etwas zer⸗ brochen in mir, das ſo licht und rein und gläubig war. Das war mein Vertrauen zu Euch.“ 5. f Schwer hob er ſich von den Knien. Schwer und breit ſtand er vor ihr. ö „Antje, meine Liebe zu dir ſoll größer ſein als alles andere. Meine Liebe ſoll dich wieder herausheben aus Furcht und Zweifel und Mißtrauen. Aber ich will dich nicht quälen damit. Ich will nun gehen und dich wieder allein 1 Ich hatte mir unſer Wiederſehen ſo anders gedacht, Antje, ſo ganz, ganz anders.“ 8 8 Er ging zur Tür. Wie zögernd. Als warte er darauf, noch einmal zurückgerufen zu werden. Als er den Türgriff in der Hand hatte, wandte er ſich um, ſah ſie lange und tief an: N „Ich komme nun nicht wieder zu dir als bis du mich rufſt, Antje. Denn ich will dir keine Laſt und Qual ſein. Bei Gott, nein, Antje, das will ich nicht!“ f Und er ging hinaus. i Regungslos ſaß Antje. Es war auch kein Tropfen Blut mehr in ihrem Geſicht. f Als er gegangen, war es, als wollte ſie die Arme heben, als wollte ſie aufſpringen und ihm nach. Aber ſie ſanken zuſammen. Ganz tief, ganz klein. Und ſie fürchtete ſich ſelber vor dem Stolz der Borcke, der in ihr wach geworden war.— 5 — 1 der Bad. Kommunalen Landesbank Von 5.75 auf 5.50 Prozent. Der Verwaltungsrat der Badiſchen Kommunalen Lan⸗ desbank hat auf Antrag des Vorſtehers des Badiſchen Spar⸗ kaſſen⸗ und Giroverbandes wiederum eine Zinsermäßigung beſchloſſen. Mit Wirkung vom 1. Oktober 1933 wird der Zinsſatz für kurzfriſtige Gemeindekredite angeſichts der außer⸗ ordentlich ungünſtigen Finanzlage ſo vieler Gemeinden von 5.75 auf 5.50 v. H. herabgeſetzt, nachdem die Bank bereits auf 1. Auguſt 1933 eine Senkung von 6 auf 5.75 v. H. durchgeführt hat. Die Badiſche Kommunale Landesbank— Girozentrale— Mannheim berechnet durch dieſe Zinsgebarung mit die niedrigſten Zinſen unter den deutſchen Girozentralen. Zins ſenkung 60 Veteranen der Arbeit werden geehrt Anſprache des Miniſterpräſidenten Köhler an die alten Mit⸗ arbeiter von Carl Benz. U Großſachſen, 3. Okt. Zu einer würdigen Feier hatte die älteſte Automobilfabrik der Welt, Daimler⸗Benz, in Ge⸗ meinſchaft mit dem Allgemeinen Schnauferl⸗Club, Sektion Baden⸗Pfalz, nach Großſachſen eingeladen. 60 Veteranen der Arbeit, zumeiſt im Alter von 60 bis 80 Jahren, die erſten Mitarbeiter des Autopioniers Carl Benz, kamen in Wagen und Omnibuſſen nach Großſachſen, um hier im„Zähringer Hof“ noch einmal gemeinſam Rückblick auf die geleiſtete Arbeit zu halten. Groß war die Freude der Alten, daß es ſich „Mutter Benz“ trotz ihrer 85 Jahre nicht hatte nehmen laſſen, einige Stunden im Kreiſe der ehemaligen Mitarbeiter ihres Mannes zu weilen. Auch der badiſche Miniſterpräſident Köhler war gekommen, um die Grüße der badiſchen Regie⸗ rung zu überbringen. Im Mittelpunkt der Feier, die durch muſikaliſche und deklamatoriſche Vorträge umrahmt war, ſtand die Rede des Miniſterpräſidenten, der u. a. ausführte, daß es den Männern der Arbeit zu danken ſei, wenn wir heute den Kraftwagen nehmen. Wir in Baden ſeien ſtolz darauf, daß hier die Geburtsſtätte des Kraftwagens liege. Der Führer habe ihm einmal geſagt:„es ſet kein Wunder, daß in Baden der Kraftwagen entwickelt wurde, denn nicht jeder Menſchen⸗ ſchlag ſei geeignet, dieſe Meiſterwerke der Präziſion zu ſchaf⸗ fen“. Zuſammen mit dem Führer, fuhr der Redner fort, wür⸗ den die Nöte der Gegenwart gemeiſtert und Deutſchland einer glücklichen Zukunft entgegengeführt. Wie damals, würden wir uns auch heute durchſetzen durch die Leiſtung unſeres Geiſtes und durch unſerer Hände Arbeit. Der Miniſter ſchloß ſeine Rede mit einem begeiſtert aufgenommenen Sieg⸗Heil auf die deutſche Arbeit und den deutſchen Geiſt. ö Schwere Autounfälle bei Weinheim Weinheim, 3. Okt. Ein aus der Schweiz kommender erſonenkraftwagen wollte in der Bergſtraße beim Roſen⸗ brunnen einen in Richtung Heidelberg fahrenden Perſonen⸗ kraftwagen überholen. Der Führer verlor dabei infolge der hohen Geſchwindigkeit die Gewalt über den Wagen und ge⸗ riet aus der Fahrbahn. Das Fahrzeug, das wider einen Baum fuhr, wurde ſchwer beſchädigt. Die drei Inſaſſen des Wagens, Karl Maurer, Adolf Dettrichler und Otto Meier, alle aus Altdorf aus der Schweiz, erlitten ſchwere Schnitt⸗ wunden und mußten durch die Weinheimer Sanitätskolonne nach Heidelberg in die Klinik gebracht werden. i An der gleichen Stelle ereignete ſich wiederum ein An⸗ fall. Der aus Frankfurt ſtammende Gärtner Ernſt Kaufmann ſtürzte aus unbekannter Arſache von ſeinem Fahrrad und zog ſich dabei ſchwere Kopfverletzungen zu, die ſeine Ueber⸗ führung ins Krankenhaus notwendig machten. 180 000 Mark für das badiſche Winkerhilfswerk. () Karlsruhe, 4. Okt. Die ſtündlich bei der Gaufüh⸗ rung Baden des Winterhilfswerkes des deutſchen Volkes ein⸗ laufenden Meldungen zeigen, in welch erfreulichem Maße der Klang der Glocken, die das große Werk nationalſoziali⸗ ſtiſcher Hilfsbereitſchaft am vergangenen Sonntag einläute⸗ ten, einen Widerhall in den Herzen aller Volksgenoſſen ge⸗ funden hat. Der ganze Geldſpenden⸗Betrag erreichte in den erſten drei Tagen die Höhe von 180 000 Mark. Wiederaufrollung des Falles Speckmaier? ( Karlsruhe, 3. Okt. Am 5. Mai ds. Is. war der 24jährige Proviſionsreiſende Otto Karl Speckmaier aus Pforzheim wegen Raubmordes an dem Pforzheimer Schmuck⸗ warenfabrikanten Karl Bauer vom hieſigen Schwurgericht zum Tode verurteilt worden. Das Reichsgericht hatte ſeine Reviſion verworfen. Der Verurteilte hat nunmehr die Wie deraufnahme des Verfahrens beantragt. Er behauptet, zwei in dem Schwurgerichtsprozeß gegen ihn vernommene Zeugen ſeien Anſtifter bezw. Mitwiſſer geweſen. Gegen die Betref⸗ fenden wurde Vorunterſuchung wegen Meineids eingeleitet. Bis zum Abſchluß dieſes Verfahrens wurde die Verbeſchei⸗ dung des Gnadengeſuchs Speckmaiers ausgeſetzt. Fehlherbſt in Endingen a. K. Endingen a. K. Das furchtbare Hagelwetter vom 13. Juli 1932 mit ſeinen unüberſehbaren Schäden hat auch für dieſes Jahr für den Weinbau am Kaiſerſtuhl nur einen geringen Exktrag erhoffen laſſen. Aber der Herbſt⸗ ausfall 1933 iſt noch bekrüblicher als ſelbſt Peſſimiſten ge⸗ dacht hatten. Befonders im Endinger Rebgebiet, dem zweit⸗ größten des Kaiſerſtuhls, ſieht man Frauen und Kinder nur mit einem Körbchen am Arm die paar Trauben ein⸗ bringen, ſelten, daß ſich ein Eimer füllen„Auch im benachbarten Riegel hat der vernichtende Hagelſchlag des Vorjahres in dieſem Jahr nur einen kümmerlichen Behang aufzuweiſen. Schweres Verkehrsunglück 8 Ein Toter— zwei Verletzte. (O Säckingen, 3. Okt. Auf der Landſtraße Brennet— Säckingen fuhr ein Motorrad auf einen entgegenkommenden Kadfahrer auf. Das Motorrad war beſetzt von zwei Oef⸗ lingern, die nach Säckingen zu einer Verſammlung fahren wollten. Der Soziusfahrer Erwin Bächle zog ſich beim Skurz q ſchwere Verletzungen zu, daß er verſtarb. D des Motorrades ſowie der Radfahrer mußten mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht fwerden.. Lörrach, 3. Okt. Hier findet am kommenden Sams⸗ tag und Sonntag eine große Grenzlandkundgebung ſtatt, zu der der Reichsſtatthalter Robert Wagner mit der ganzen ba⸗ diſchen Regierung ihre Teilnahme zugeſagt haben. Die Ver⸗ anſtaltung wird in großem Stile aufgezogen und dürfte an Umfang und Bedeutung alle bisherigen oberbadiſchen Grenz landkundgebungen übertreffen. Die Vorbereitungen für die Kundgebung ſind bereits getroffen. f ſchweren in ſeiner vollendeten Form als Selbſtverſtändlichkeit hin⸗ achter durch den dem Bürgermeiſteramt zur Vermutung liegt nahe, daß es wohl mit den in der letzten Woche durchgeführten kontrolle nicht im zu werden. rannte in der Nacht der Lieferwagen des Metzgermeiſters nichts geändert, denn die Winzer freuen ſich, ihre läßt. Auch im Der Führer Aus den Nachbarländern Ludwigshafen.(Radfahrer von Auto umge⸗ fahren.) Ein 22 Jahre alter Radfahrer von hier wurde auf dem Viadukt von einem ihm entgegenkommenden Perſonen⸗ kraftwagen, der von einer Dame gelenkt wurde, angefahren. Infolge des Anſtoßes fiel der Radfahrer zu Boden und blieb unter der Stoßſtange des Kraftfahrzeuges liegen. Er zog ſich an Armen und Füßen Prellungen zu. Das Fahrrad wurde ſtark beſchädigt. 5 Zweibrücken.(Marokkaniſche Ueberläufer.) Von der Gendarmerie Hornbach wurde ein Marokkaner in das hieſige Unterſuchungsgefängnis eingeliefert, der aus ſeiner Garniſon Saarburg(Lothringen) in voller Aniform an⸗ geblich wegen ſchlechter Behandlung deſertiert war. f — Nagold. e In Haiterbach kam es zwiſchen größtenteils betrunkenen jungen Leuten zu Rauf⸗ händeln, bei denen ein Beteiligter zwei nicht lebensgefähr⸗ liche Stichwunden davontrug. Den einſchreitenden Landjäger⸗ und Polizeibeamten wurde Widerſtand entgegengeſetzt. Durch das Stationskommando Nagold wurden im Laufe des andern Tags ſechs Beteiligte feſtgenommen und in das Amtsgericht Nagold eingeliefert. d — Aahſtetten, OA. Laupheim.(Lebendig ver⸗ brannt.) Das vierjährige Töchterchen Paula des Bauern Bernhard Schwarz kam auf dem Felde dem Feuer zu nahe, während die Eltern mit Kartoffelernten beſchäftigt waren. Die Kleider des Kindes fingen Feuer und bis der Vater zu Hilfe kam, hatte die Kleine ſo ſchwere Brandwunden erlitten, ſo daß es einige Stunden ſpäter ſtarb. ö Darmſtadt.(Das Eiſenbahnunglück bei Fränkiſch⸗Crumbach.) Ueber die Urſache des Eiſen⸗ bahnunglücks, das ſe im Gerſprenztal ereignete, hören wir von der Polizeipreſſeſtelle noch folgendes: Der Triebwagen mußte wegen Verſagens des Motors etwa 150 Meter hin⸗ ter Kainsbach halten. Der Zugführer beantragte beim Fahrdienſtleiter in Niederkainsbach Abſchleppung und for⸗ derte in Reichelsheim eine Lokomotive an. Dieſe ging ab, ohne vorausgemeldet zu ſein. Inzwiſchen war aber der Triebwagen wieder fahrbereit geworden und fuhr ab, da dem Zugführer auf Erkundigungen hin bedeutet wurde, daß die Lokomotive wohl angefordert, aber ihre Abfahrt noch nicht gemeldet ſei. Der Fahrdienſtleiter hatte deshalb gegen die Abfahrt des Triebwagens keinen Einwand zu erheben; er hätte aber den Zug erſt in Reichelsheim anmel⸗ den müſſen. Der Unfall wurde durch den ſtarken Nebel und die ſchlechte Sicht in der Kurve begünſtigt. N — Skiftung Arthur von Weinbergs. Frankfurt a. M., 4. Okt. Geheimrat Dr. Arthur vorn Weinberg hat anläßlich ſeines 50jährigen Arbeitsjubiläums eine Stiftung von 50 000 Mark errichtet. Die Zinſen und Teile des Kapitals ſollen zur Linderung beſonderer Notfälle bei langandauernder Erwerbsloſigkeit, zur Unterſtützung von Angehörigen des verarmten Mittelſtandes, ferner zur Er⸗ holung von Müttern kinderreicher Familien beitragen. Flugzeug verbrannt Ein Toter Dübendorf, 4. Okt. Ein für die Diviſionsmanöver ein⸗ eſetztes Flugzeug verunglückte im Kanton Zürich. Die Be⸗ 1 93 wurde ofenbar vom Nebel überraſcht. Beim Auf⸗ ſchlagen geriet das Flugzeug in Brand. Während der Pi⸗ lat mit ſchweren Brandwunden davonkam, wurde der Beob⸗ Aufſchlag ſofort getötet. Er blieb in den Flammen des brennenden Flugzeuges zurück. Kilometerſteine als Geldverſteck. — Berghülen, OA. Blaubeuren, 3. Okt. In letzter Zeit wurden die Kilometerſteine der Nachbarſchaftsſtraßen einer Reinigung unterzogen und neu beſchriftet. Dabei ent⸗ deckte ein Handwerksmann, daß die Umgebung der Steine dazu benützt wurde, Geldbeträge zu verſtecken. Die Nach⸗ prüfung an ſolchen Kilometer⸗ und Hektometerſteinen hat er⸗ geben, daß an nicht weniger als vier ſolchen Stellen Silber geld aufbewahrt war. Die Geldbeträge wurden als Fund Aufbewahrung übergeben. Die Bettlerrazzien zuſammenhängt und die Brüder der Landſtraße ſich vorher der erſammelten Bettler⸗ unterſtützungen dadurch entledigten, um bei einer Leibes⸗ Beſitz größerer Geldbeträge befunden Iwei Todesopfer eines Verkehrsunglücks. 1 Sdarburg. Auf der Provinzialſtraße bei Meurich Lauter von hier, der von dem 24 Jahre alten Sohn des Be⸗ ſitzers geſteuert wurde, in der Kurve in voller Fahrt Nader. einen Baum. Der Wagen ging dabei vollſtändig in Trüm⸗ mer. Von den vier Inſaſſen des Wagen wurden der Führer ſowie die 20jährige Tochter des Metzgers Sternberg ſofort getötet. Die beiden anderen Mitfahrer kamen mit leichteren Verletzungen davon. d Saarbrücken.(Aus dem Saarweinbaugebiet.) Der Weinhandel an der Saar lag während des ganzen Sommers ſtill. Trotz der 8 Ernteausſichten hat ſich in den letzten Tagen die Nachfrage erhöht, und es kam aich verſchiedenenorts zu Verkäufen. In der Preislage ba eller räumen zu können, um dem„Neuen“ Platz zu machen. Mitt⸗ lere 1932er koſten bis zu 700 Mark pro Fuder, wogegen beſ⸗ ſere Sachen entſprechend höher bewertet und bezahlt wer⸗ den. Naubmord in Krakau— Drei Tote Krakau, 3. Okt. Banditen überfielen einen Geldbrief träger, als er einem Ehepaar eine kleine Geldſendung aus⸗ händigen wollte. Die Räuber ſchoſſen 5 den Geldbriefträger, das Ehepaar und deren Tochter nieder. Der Geldbcriefträger und die Eheleute waren ſofort tot. Die Tochter erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Die Raubmörder konnten mit einer Beute von etwa 18 000 Zloty entfliehen. Young Stribbling geſtorben Macon(Georgia), 4. Okt. Der Boxer Young Stribbling, dem der linke Fuß nach einem Sturz vom Motorrad abge. nommen werden mußte, iſt nun geſtocben. Das bedeutet einen ſchweren Verluſt für den amerikaniſchen Borſport, denn Stribbling gehörte trotz ſeiner 29 Jahre noch immer zur erſten Klaſſe der Welt. dem bunten Herbſtlaub greift, um ſich einen Strauß davon f in ene vor en das Wort gilt auch in dieſem Falle n ſe Geſunoheitspflege im Herbſt Der Monat Oktober bringt die richtige Herbſtwitterung. Kühle Nächte, ſchöne herrliche Tage, naßkalte Nebel und rauhe Abendwinde wechſeln miteinander ab. Da heißt es in geſundheitlicher Beziehung einigermaßen vorſichtig ſein. Beim Eintritt der Herbſtwitterung muß ſich die Kleidung der Wit⸗ terung anpaſſen. Solange es ſchön und warm iſt, kann man wohl noch mit leichter Kleidung auskommen; macht ſich aber die Kühle bemerkbar, dann muß man Anter⸗ oder Ueber⸗ kleider anziehen. Alle Perſonen, die ſchon am frühen Morgen hinaus müſſen oder die der Beruf erſt ſpät abends eim⸗ kehren läßt, werden auch an ſchönen Tagen eines Schutzes nicht entbehren können, da es frühmorgens und am Abend ſchon recht empfindlich kühl werden kann. Um ſich in der Uebergangszeit geſund zu erhalten, iſt es auch notwendig, da⸗ für zu ſorgen, daß der Stoffwechſel immer regelmäßig von ſtatten geht. Wer an unfreundlichen Tagen zu Hauſe bleiben will oder muß, ſollte ſich hier die nötige Bewegung ver⸗ ſchaffen. Beſonders Kinder ſollen me müßig herumſitzen. Zur Vermeidung von Erkältungen muß auch auf das Schuhwerk große Sorgfalt gelegt werden. Naſſe Füße ſind häufig die Arſache ſchwerwiegender Erkältungskrankheiten. Wenn es käl⸗ ter wird, muß natürlich auch der Ofen in Anſpruch genom⸗ men werden. Da erfahrungsgemäß auch an ſchönen Tagen die Wohnungen unter der Einwirkung der kalten Nächte ſehr kühl ſind, empfiehlt es ſich, einzuheizen, aber auch darauf 5 5 5 daß die Temperatur etwa 15—17 Grad Celſius eträgt. Jeſtiiches Eröffnungskonzert. Das feſtliche Konzert zur Eröffnung der Städtiſchen Hochſchule 8 Muſik und Theater am Donnerstag wird von erſten Lehrkräften der Anſtalt beſtritten. Ausführende ſind: die Damen Eliſabeth Bleicher, Emma Wolf⸗Dengel; die Herren Wilhelm Fenten, Max Kergl, Karl Müller, Karl Oehler, Max von Pauer. Die Klavierbegleitung der Geſänge übernimmt Rudolf Bo⸗ ruvka. 5 i 750 Mannheimer Volksſchulklaſſen beim VDA. Dem Volksbund für das Deutſchtum im Ausland iſt es in Mann⸗ heim gelungen, alle 750 Klaſſen der Mannheimer Volks⸗ ſchulen für ſeine volksdeutſche Arbeit zu gewinnen. 75⁰ Colkeſchlgaſen haben ſich alſo verpflichtet, durch freiwillige Gaben monatlich je 1 Mark als Mindeſtbeitrag zu ſammeln und ſo dem ſchwer ringenden Auslandsdeutſchtum bei ſeinem Kampf mit ihren Kräften zu helfen. Die Poſtanſtalt auf dem Flugplatz wurde infolge wei⸗ terer Einſchränkung des Flugverkehrs ebenſo wie im Vor⸗ jahr mit Ablauf des 30. September für den allgemein en Verkehr geſchloſſen. Luftpoſtſendungen können jedoch an. Werktagen in der Zeit von 11— 14 Uhr, in der ein Beamter für die Bearbeitung der abgehenden und ankommenden Flugſendungen auf dem Flugplatz anweſend iſt, dort ein⸗ geliefert werden. II Neckarhaufen.(Reltiſcher Grabfund.) Auf dem Gewann„Bei den Friedhofäckern“ wurde dieſer Tage ein Frauengrab aus den Keltenzeiten angeſchnitten. Das Skelett lag 70 Zentimeter im ſandigen Mergelboden und zerfiel zum Teil beim Herausnehmen. Am linken Anterarm fand man vier Bronzearmringe, deren Enden ſtempelartig verdickt und mit feiner Rhombenziſelur geſchmückt ſind. Vermutlich geht der Fund auf das 2. oder 8. Jahrhundert v. Chr. zurück. — Neue Wohlfahrtsbriefmarken der Deutſchen Reichs⸗ poſt. Im Rahmen des Winterhilfswerks gibt die Deutſche Reichspoſt für die Deutſche Nothilfe vom J. November an Wohlfahrtsbriefmarken und eine Wohlfahrtspoſtkarte her⸗ aus, die Richard Wagner und ſeinen Werken gewidmet ſind. Die Wohlfahrtspoſtkarte trägt als Wertſtempel ein Bruſtbild Richard Wagners und auf der linken Hälfte der Anſchriftſeite ein Bild des Feſtſpielhauſes in Bayreuth. Die neun Briefmarken von 3 bis 40 Pfennig bringen Darſtel⸗ lungen aus ſeinen Werken. Näheres über Vertrieb uſw. wird noch bekannt gegeben. 0 Schont das Herbſtlaub! 1 Herrlich iſt der deutſche Wald, wenn er in leuchtenden Farben in allen Schattierungen von Gelb, Rot und Braun aufflammt, und viele preiſen den Herbſt wegen dieſer Pracht als die ſchönſte Jahreszeit. Kein Wunder iſt es, daß gar mancher gern und begierig auf ſeinen Wanderungen nach als Schmuck mit in ſein Heim zu nehmen. Doch„Gemein⸗ 1 ſeiner vollen Vedeukung. Die Schönheit der Natur iſt für alle da, jeder ſoll ſich daran freuen, und der einzelne hat nicht das Recht, wo es ihm gerade gefällt, ſich Zweige abzubre⸗ chen. Es iſt ein Staab ad der den er damit begeht, ſei es am Beſitz des Staates, alſo der Allgemeinheit, oder eines einzelnen, dem der Wald gehört. Das Geſetz verbietet es daher, Herbstlaub zu pflücken. Dürfte ungeſtört und unge⸗ ſtraft eine wilde Räuberei einſetzen. dann wären die Bäume in der Nähe der Städte bald ihrer Zier beraubt. Das Ver⸗ bot i aber nicht nur im Intereſſe der Allgemeinheit berech⸗ tigt, ſondern es dient vor allem dem Schutz der Bäume ſelbſt. Da ſind zum Beiſpiel unſere herrlichen deütſchen Buchen, die beſonders unter den Plünderungen zu leiden haben. Das gleiche Schickſal erdulden en die prächtigen Roteichen, dis mühſam aus Amerika eingeführt wurden, damit ſie hier eine neue Heimat finden und Tauſende und aber Tauſende natur⸗ liebender Menſchen erfreuen. Beraubt man dieſe Bäume im Herbſt ihres Laubes, ſo ſtört man ſie in ihrem Wachstum und beeinträchtigt die Entwicklung ihrer Form. Ebenſo wird der wilde Wein geſchädigt, wenn man ihn nicht in Ruhe läßt, deſſen hell⸗ oder dunkelrot glühendes Laub als präch⸗ tiger Herbſtſchmuck von Zäunen und Mauern oder Haus⸗ wänden unſer Auge entzückt. Darum, laßt die Hände von dem, das euch nicht gehört, ſchont das Herbſtlaub, begnügt euch mit dem, das in eurem Garten wächſt oder euch von irgendeiner Seite gegeben wird, oder das ihr euch für wenige Groſchen kaufen könnt. Alle wollen und ſollen ſich der Schön⸗ heit des Herbſtes erfreuen. ö Wetterbericht. Das öſtliche Hoch, dem wir die nachſommerliche Wit⸗ terung der letzten Woche verdankten, iſt zerfallen und hat die Führung an das zwiſchen Island und Schottland auf⸗ gebaute Hochdruckgebiet abgegeben. Wir rechnen daher mit dem Eintritt kühlerer Witterung.— Vorherſage: Umbildung der Wetterlage, Uebergang zu kühlerer Witterung, Bewöl⸗ kungszunahme, ſpäter auch Strich regen. 85 . C 3 Rechte und Pflichten freiwillig Verſicherter und Weiterverſicherter in der Kranken⸗Verſicherung. Millionen deutſcher Volksgenoſſen gehören pflicht⸗ gemäß der Krankenverſicherung an. Auch die Zahl der⸗ jenigen iſt nicht klein, die freiwillig verſichert ſind, um ſich einen Schutz gegen Krankheit zu verſchaffen. Jeder Kaſſenpraktiker weiß, daß das Bedürfnis der Verſicherung erheblich geſtiegen iſt. Die Rechte und Pflichten der frei⸗ willig Verſicherten ſind durch das Geſetz geregelt. Es iſt daher von Bedeutung, über die Grundzüge dieſer Beſtim⸗ mungen unterrichtet zu ſein. Insbeſondere gilt dieſes aber für die Perſonen, die ihre Rechte nicht verfallen laſſen wollen, die ſie durch langjährige Mitgliedſchaft erworben haben. Gerade ältere Leute, die nach langer Arbeit aus der Beſchäftigung ausſcheiden, verſäumen es oft, ſich einen Schutz gegen Krankheit im Alter zu ſichern. Ein Mitglied kann, wenn es auf Grund der Reichsverſicherung oder bei dem Reichsknappſchaftsverein in den vorangegangenen zwölf Monaten mindeſtens 26 Wochen oder unmittelbar vorher mindeſtens 6 Wochen verſichert war, wenn es aus der verſicherungspflichtigen Beſchäftigung ausſcheidet, in ſeiner Lohnſtufe Mitglied bleiben, ſolange es ſich regelmäßig im Inland aufhält und nicht Mitglied einer anderen Krankenkaſſe wird. Wer Mitglied bleiben will, muß es der Kaſſe binnen drei Wochen nach dem Ausſcheiden und nach Beendigung der Kaſſenleiſtungen anzeigen. Für Erwerbsloſe, deren Unterſtützungsdauer abgelaufen iſt, beginnt die Erklärungs⸗ friſt mit dem Ablauf der Unterſtützung. Die Notverordnung vom 26. 7. 1930 hat auch in der Fortſetzung der Mitglied⸗ ſchaft eine wichtige Aenderung gebracht. Stirbt z. B. ein Mitglied, ſo kann der überlebende Ehegatte, wenn er nicht ſelbſt auf Grund eines Reichsgeſetzes für den Fall der Krankheit verſichert iſt, die Mitgliedſchaft unter denſelben Vorausſetzungen wie ein Mitglied fortſetzen. Die Mitgliedſchaft Verſicherungsberechtigter erliſcht, wenn zweimal nacheinander am Zahltage die Beiträge nicht entrichtet ſind und ſeit dem erſten dieſer Zahltage min⸗ deſtens vier Wochen vergangen ſind. Dieſe Vorſchrift iſt für die Krankenverſicherung ſtreng ausgeprägt. Aber gerade in dieſem Punkt wird viel verſäumt. Und oft iſt die Strei⸗ chung der Mitgliedſchaft die unausbleibliche Folge. Vielen Kaſſenmitgliedern iſt nicht bewußt, daß dieſe Folgen oft ſchlimmer ſind als es den Anſchein hat. Wenn die Mitglied⸗ ſchaft erliſcht, ſo gehen endgültig alle Rechte verloren, die auf Grund langjähriger Arbeit erworben ſind. Und das bedeutet, daß Volksgenoſſen gerade im Alter ohne Schutz im Falle von Krankheit ſind. Ein freiwilliger Wieder⸗ eintritt oder Neuaufnahme kann wegen vorgeſchrittenen Alters nicht erfolgen(auch nicht bei Erſatzkaſſen). So bleibt dann für dieſen Perſonenkreis ſelten etwas anderes übrig, als ſich mit dem Verluſt ihrer Anſprüche abzufinden. Die Folge iſt, daß dann die öffentliche Fürſorge bei ein⸗ tretenden Krankheitsfällen helfen muß. Allen freiwillig Verſicherten muß daher dringend nahe gelegt werden, ihren Verpflichtungen zur Beitragszahlung pünktlich nachzukommen. Die meiſten Weiterverſicherten ſind auf ihre Invalidenrente angewieſen und gehören einer niedrigen Beitragsſtufe an. Dieſe Möglichkeit, für geringes Geld die Krankenhilfe für ihre alten Tage geſichert zu ſehen, ſollte Veranlaſſung geben, aufs peinlichſte auf Einhaltung der Zahlungsfriſt zu achten. Es ſoll auch in dieſer Stelle dringend darauf hingewieſen werden, daß es nur die eigenſten Intereſſen der Mitglieder ſind, die ſie durch ordnungsmäßige Zahlungsfriſt wahren. Es beſteht Anſpruch auf ärztliche Behandlung und Verſorgung mit Arznei, Brillen, Bruchbänder und anderen kleineren Heilmitteln. Es wird ferner Krankengeld, ge⸗ gebenenfalls Anſtaltsbehandlung, Krankenhauspflege und Familienhilfe gewährt. Und da die freiwilligen Mitglieder micht ſchlechter geſtellt werden dürfen, wie die ſonſtigen Mitglieder, beſteht auch Anſpruch auf Sterbegeld. Schulen und Handwerkerwoche Der Reichsſtand des Deutſchen Handwerks hat ſich in einer Eingabe an die Kultusminiſterien der Länder mit der Frage einer Teilnahme der Schulen an der Werbewoche für den handwerklichen Berufsſtand vom 15. bis 21. Oktober beſchäftigt. Die Eingabe bittet darum, daß zu den vielen Ver⸗ anſtaltungen, die für die Werbung des Handwerks in der erwähnten Woche geplant ſind und die auch auf Theatern und im Rundfunk überall im Reiche das E erfaſſen werden, auch eine Beteiligung der Schulen hinzukommen möge. Die Bedeutung des Handwerks in der Volkswirtſchaft ſolle in dieſer Woche in den Schulen beſonders dargelegt werden, u. a. mit dem Hinweis darauf, daß es etwa 1,3 Millionen Handwerksbetriebe gibt, in denen außer den ſelb⸗ Abele Meiſtern 17 Millionen Geſellen, Gehilfen und rbeiter, 750 000 Lehrlinge und 100 000 Angeſtellte Arbeit und Brot fänden. Es könne geſagt werden, daß, die Fami⸗ lienangehörigen eingerechnet, rund 8 Millionen Menſchen von der Betätigung im Handwerk leben. Auch müſſe die kulturelle Bedeutung des Handwerks in den Schulen gewür⸗ digt werden. Weiter wird für die Berufsſchulen eine Be⸗ trachtung der Geſchmacksbildung und Handwerkskunſt emp⸗ fohlen ſowie die Vornahme von Führungen durch Gewerbe⸗ muſeen.— Der Reichsſtand des Deutſchen Handwerks be⸗ merkt dazu, daß nach ſeinen Informationen eine Anzahl Schulen bereits entſprechende Anweiſungen erhalten hätten. Mehrere Länderminiſterien hätten alſo ſchon die Bitte des Handwerks erfüllt. b 5 Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Mittwoch, 4. Oktober: Miete M 4: Aid a. Oper von Verdi. Anfang 19.30 Uhr. Ende 22.45 Uhr. Donnerstag, 5. Oktober: Miete D 4. Sondermiete D: Der Vetter aus Dingsda. Operette von Eduard Künneke. Anfang 20 Uhr. Ende 22.15 Uhr. Freitag, 6. Oktober: Miete H 4. Sondermiete H 2: 1„ von Goethe. Anfang 19.30 Ahr. Ende 22.30 r. Samstag, 7. Oktober: Schülervorſtellung für die Schüler Höherer Lehranſtalten. Ohne Kartenverkauf: Luiſe Millerin(Kabale und Liebe). Trauerſpiel von Friedrich Schiller. Anfang 15 Uhr. Ende 17.45 Uhr.— Abends: Miete A 4. Sondermiete A 2: Zum letzten Male: Annelieſe von Deſſau. Operette von Ro⸗ bert Winterberg. Anfang 19.30 Uhr. Ende 22 Uhr. (Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). N Geburtenzahl und Beſchäftigungsgrad. Vor dem Weltkrieg ſtieg der deutſche Bevölkerungs⸗ zuwachs von jährlich 500 000 im Jahr 1880 auf über 800 000 und 1906 ſogar über 910 000 ſtetig an. Die Auf⸗ und Erziehungskoſten eines Menſchen bis zum vollendeten 16. Lebensjahr betragen nieder gerechnet mindeſtens 3000 RM. Allein ſein Geburtenüberſchuß brachte Deutſch⸗ land vor dem Kriege ein Mehr an Warennachfrage gegen⸗ über Frankreich von ca. 2,7 Milliarden Mark. Für etwa 1,5—2 Millionen Menſchen wurde alſo laufend Arbeit allein durch den ſtetigen ſtarken Geburtenzuwachs geſchaffen, der heute bekanntlich ſogar unter die franzöſiſche Ziffer geſunken iſt. Um das Wohnungsbedürfnis ſeines Volks⸗ zuwachſes zu decken, mußte Deutſchland auch jährlich für mehrere Milliarden Mark mehr Wohnungen bauen, als Frankreich, das eine ganz geringe Bautätigkeit aufwies, da ja im weſentlichen nur die baufällig gewordenen Ge⸗ bäude durch neue zu erſetzen waren. Welche Werte in Deutſchland durch die ſtarke Bautätigkeit in der Vorkriegs⸗ zeit geſchaffen wurden, das zeigt die Ziffer der Immobiliar⸗ feuerverſicherung, die damals jährlich um mehr als 53,6 Milliarden Mark zunahm. Hierin iſt freilich auch der Zu⸗ wachs an gewerblichen Bauten mit enthalten. Aber das raſche Wachstum der Induſtrie ergab ſich ſeinerſeits vielfach auch aus dem ſtarken Steigen der Volksziffer, die Milli⸗ ardenanlagen in Wohnungen, Waſſerleitungen, Kanaliſa⸗ tion, Schulen, Fabriken und Verkehrsmitteln erforderte, die alle wieder den Abſatz anderer Induſtrien förderten. Anrichtige augaven im Zeugnis N Mit einem intereſſanten Streitfall über ein Zeugnis hatte ſich das Reichsarbeitsgericht zu befaſſen. Der Kläger hatte ein von ſeinem früheren Arbeitgeber ausgeſtelltes Zeugnis angefochten und Schadenerſatz verlangt. Schon die Vorinſtanzen hatten die Klage abgewieſen, und das Be⸗ rufungsgericht hatte feſtgeſtellt, daß es ſich hinſichtlich der Beurteilung der Leiſtungen und des dienſtlichen Verhaltens des Klägers um ein gutes, wenn nicht ſogar ſehr gutes N handle. Vor dem Reichsarbeitsgericht erklärte der läger, daß Zeugniſſe erfahrungsgemäß in der Regel über Verdienſt gut ausgeſtellt würden. Demgegenüber führt das Arbeitsgericht, das die Klage ebenfalls abwies, aus, daß das Zeugnis allerdings dazu dienen ſolle, ſich um eine neue Arbeitsſtelle bewerben zu können, und daß es deshalb denen, an die ſich der Dienſtverpflichtete wendet, Auskunft über Befähigung und Leiſtungen geben müſſe. Keineswegs aber könne gebilligt werden, daß Zeugniſſe die Leiſtungen höher bewerten, als ſie zu bewerten ſind. Wenn inſoweit bewußt unrichtige Angaben gemacht würden, könne daraus der Dienſtberechtigte einem Dritten, der ſich im Vertrauen auf die Richtigkeit der Angaben verlaſſen und daher den Dienſt⸗ verpflichteten angenommen hat. ſchadenerſatzpflichtig wer⸗ den. Der Kläger hatte auch bemängelt, daß in dem Zeug⸗ nis. das ſeinen Namen, ſeinen Doktortitel und ſeine frühere Berufseigenſchaft anführt, die Anrede„Herr“ fehle. Das Reichsarbeitsgericht erklärt, es könne nicht anerkannt wer⸗ den, daß dies der Verkehrsübung entſpreche, geſchweige denn, daß aus der Fortlaſſung dieſes Zuſatzes nachteilige Schlüſſe auf das dienſtliche Verhalten oder die Leiſtungen gezogen werden und daher ein Schadenerſatzanſpruch gegen den früheren Arbeitgeber begründet ſein könne. Tomaten, Tomaten, Tomaten Von Thereſe Wagner. Neben Weißkraut in allen Formen iſt es wohl die To⸗ mate, die am meiſten verbraucht wird. Kaum irgend eine andere Frucht hat ſich in ſo raſchem Maße die Beliebtheit aller errungen. Heiße Sonne hat uns ein beſonders rei⸗ ches Tomatenjahr beſchert. Täglich erſcheint die Tomate bei Arm und Reich auf dem Tiſche. Das einfachſte Mahl iſt mit Tomaten angenehm und ſchön anzuſehen. Zahlreiche Rezepte ſind im vom Reichsverband des deutſchen Garten⸗ baues herausgegebenen Tomatenbüchlein„Sonnenge⸗ küßte deutſche Tomaten“. Aber auch früh zum Frühſtück auf Fettbrot oder Käſe ſollten ſie ebenſowenig vergeſſen werden, wie als Mitgabe zum Frühſtücksbrot der Kinder in die Schule, wenn Obſt knapp iſt. Enthalten ſie doch reichlich verſchiedene Vitamine und Mineralſtoffe. Profeſ⸗ ſor Dr. v. Noorden ſagt über die Tomate,„daß der ganze deutſche Tomatenvitaminbedarf aus deutſchen Tomaten gedeckt werden könnte und man keine Auslandsware ſtatt⸗ deſſen brauchte“. l 3 Der Charakter der Tomate geſtattet es ihre Werte in rohem wie gekochtem Zuſtande zu genießen. Was liegt da näher, als recht fleißig bei billigen Preiſen und großem Angebot einzumachen. Die üppige Freilondernte iſt auf knapp zwei Monate bei uns beſchränkt. Danach läßt die Ernte ſchon etwas nac und Treibtomaten einmachen. wäre unmwirtſchoftſich. Darum jetzt die Zeit nützen, flei⸗ ßig einmachen, da die Tomate ſo anſpruchslos iſt, weder Zucker noch viel Mühe verlangt. Immer hatten wir einen großen Tomatenbezug aus dem Ausland, der nicht nur in der knappſten Zeit aus Kalifornien und den Kanariſchen Inſeln kam, ſondern aus einer Reihe europäiſcher Länder, die Millionen damit verdienten, während alljährlich Tau⸗ ſende von Tonnen Tomaten aus deutſcher Ernte verdarben. Das muß nun grundlegend anders werden! Wenn wir aus der Wirtſchaftsnot heraus wollen, dürfen wir deutſche Ern⸗ ten nicht verderben laſſen, denn verdorbene Ernten ſind verſchleudertes Geld; und das bedeutet Hunger und Mangel an irgend einer Stelle für deutſche Menſchen. Irgendwo in der Volkswirtſchaft ſchließt dann der„Ring der Wirt⸗ ſchaftsbelebung“ nicht! Friſchhalten für Mangelzeiten im Winter und Frühling, nichts umkommen laſſen, iſt Haus⸗ frauenpflicht! 10 Waſchen und trocknen wir mittelgroße und kleine reife, aber feſte Tomaten, durchſtechen ſie mehrfach, packen ſie in Steriliſiergläſer und paſteuriſieren im Keſſel 15—20 Minu⸗ ten bei 65 Grad, auch 75 Grad verträgt die Frucht bei langſamer Erhitzung(entgegen andern Gemüſen lang⸗ ſam 9. Keinerlei Zutat, auch kein Waſſer! Oder die Frucht in dicke Scheiben ſchneiden, mit leichtem Weineſſig bedek⸗ ken(zweidrittel Höhe) und ebenſo paſteuriſieren.(Zum Verzehren von Winterſalaten und kalten Platten.) Auch das Markkochen iſt einfach! Dies aber muß durchgeſtrichen, etwas eingedickt und in Selterflaſchen oder weithalſigen zum Steriliſieren geeigneten Flaſchen 20 Minuten bei 75 Grad ſteriliſiert werden. Wer Ueberfluß an Tomaten hat, gebe ſie als Spende an Notleidende oder erfreue die Ar⸗ beitsdienſtlager damit. Verderben laſſen aber iſt Verbre⸗ chen an der Volkswirtſchaft! 5 Verſammlungs⸗Kalender. i Siedertafel. Heute Abend 8.30 Uhr Probe. Sammel⸗Anzeiger nur für Mitglieder der Landwirtſchaftl. Ein⸗ und Verkaufs ⸗Genoſſenſchaft. Schöne Einlegſchweine zu verkaufen. Auskunft im Lager. Wir bringen Ihnen elegante, orthopadische Damen- Suche ſoſort⸗ gn fleißiges, ehrliches Mädchen für 3 Tage in d. Woche. Hoefer, Ilvesheim Schloßſtraße 124. 3- Zimmerwohnung per 1. Nov. geſucht. Off. unt. Nr. 1073 CCCFFCCTC((ͤͤ ͤ ͤ ͤ CTC Spangen- Schuhe, vornehme an d. Geſchäftsſt. d. Bl. Unsere Modelle, echt Eidechsverzierung, Heute friſch: Kassenstunden sind ab morgen Donnerstag: Vormittags von 8-12 Uhr Nachmittags von 2— 5 Uhr Samstags von 8— 1 Uhr Berirksparkasse Weinheim Zweigstelle Mhm.-Seckenheim. Futtermittel äußerst billig! b. Pfund per Zix. 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