Erſcheint täglich, ait Ans nahme der Sonn- und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poft Mk. 1.60 In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Keklamen 60 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Für Platz⸗Vorſchriften wird keine Garantie übernommen. Tünrs und duigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Berkündblatt für den Stadttell Mhm.⸗Seckenheim. G Annahmeſchluß für Inſerate und Rotizen vormittags 9 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Aluſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig). „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Schriftleitung, Druck u. Verlag: G. Härdle, Zähringerſtr. 68. Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 33. Jahrgang Donnerstag, den 5. Oktober 1933 Nr. 232 Verabſchiedung des Schriftleiter⸗Geſetzes. Berlin, 5. Oktober. Das Reichskabinett verabſchiedete in ſeiner heuligen Sihung das vom Keichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda vorgelegte Schriftleitergeſetz. Durch dieſes Geſetz wird der Schrifkleiterberuf zu einem Träger öffent⸗ licher Aufgaben gemacht. Das Geſetz enthält Vorſchriften über die Zulaſſung zum Schriftleiterberuf, über ſeine Ausübung, ſeinen Schutz in verbandsrechtlicher und ſtrafrechtlicher Beziehung und regelt die Ueberleitung in den neuen Rechkszuſtand. Der Reichsverband der Deutſchen Preſſe erhält die Eigenſchaft einer Körperſchaft des öffenklichen Rechtes, die alle Schriftleiter umfaßt. Das Geſetz ſieht u. a. auch die Schaffung von Berufsgerichten vor, denen Aufgaben des Rechtsſchutzes unter Ueberwachung der Schriftleiter über⸗ tragen werden. Weitere Beſchlüſſe des Reichskabinetts In der Kabinettsſitzung wurde ferner ein Geſetz über die ſchiedsgerichtliche Erledigung privatrechtlicher Streitig⸗ keiten des Reichsfiskus angenommen. Weiter beſchloß das Reichskabinett ein Geſetz zur Gewährleiſtung des Rechksfriedens, wonach Richter, Staatsanwälte oder Beamte, die mit politi⸗ ſchen und e ee betraut ſind, aber auch An⸗ gehörige der Wehrmacht, des Luftſchutzverbandes, der SA, der SS, des Stahlhelmes und Amtsverwalter der NSDAP ſowie Schöffen, Geſchworene, Zeugen oder Sachverſtändige vor Gericht unter einen beſonderen Schutz geſtellt werden. Danach wird mit dem Tode, lebenslänglichem Zuchthaus oder mit Zuchthaus bis zu 15 Jahren beſtraft, wer es unter nimmt, die angeführten Perſonen aus politiſchen Beweg⸗ gründen oder wegen ihrer amtlichen oder dienſtlichen Tä⸗ kigkeit zu köten, oder wer zu einer ſolchen Tötung auffor⸗ dert, ſich erbietet, ein ſolches Erbieten annimmt, oder eine ſolche Tökung mit einem anderen verabredet. Die gleichen ſchweren Strafen werden feſtgeſetzt für die Herſteller und Verbreiter von hochverräkeriſchen Druckſchriften im Auslande und für die Einfüührung und Verbreikung ſolcher Druck- ſchriften im Inlonde. f Schließlich wurde ein Geſetz über organiſatoriſche Maß⸗ nahmen zur Förderung des Außenhandels verabſchiedet, das gemeinſam mit den Durchführungsbeſtimmungen dem⸗ nächſt veröffentlicht werden wird. Nur noch eine einzige Steuer Geſetze in verſtändlichem Deutſch. Berlin, 5. Oktober. Während der Sitzung des Arbeitsbeſchaffungsausſchuſſes des Deutſchen Induſtrie⸗ und Handelstages machte Staats⸗ ſekretär Reinhardt vom Reichsfinanzminiſterium außerordent⸗ lich intereſſante Mitteilungen über das kommende Steuer⸗ vereinfachungsgeſetz. Darnach wird in abſehbarer Zeit jeder Steuerpflichtige nur mit einer einzigen Steuer zu tun haben, die gezahlt werden muß. Jede Kompliziertheit wird beſeitigt werden. Die Geſetze und Beſimmungen werden in einem Deutſch ab⸗ gefaßt ſein, das jedermann zu leſen verſteht. Jeder Steuer⸗ pflichtige erhält im Jahre einen einzigen Steuerbeſcheid, nach dem er ſich genaueſtens einrichten kann. Die Reichsregierung hofft, die Steuerrechtsſicherheit ganz enorm heben zu können. Neue Exiſtenz für ältere Angeſtellte Richtlinien für Gewährung von Darlehen. ö Wie bereits durch Preſſemeldungen bekannt geworden iſt, hat der Reichsarbeitsminiſter der Reichsanſtalt für Ar⸗ beitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung Mittel zur Gewährung von Produktivdarlehen an erwerbsloſe ältere Angeſtellte zur Verfügung geſtellt, um den Darlehensneh⸗ mern die Errichtung einer ſelbſtändigen Exiſtenz zu er⸗ möglichen. Als Darlehensnehmer kommen über 40 Jahre alte Angeſtellte in Vetracht, die ohne ausreichenden Erwerb ſind und nach Lage des Arbeitsmarktes bis auf weiteres keine Ausſicht 5 Unterbringung in einer geeig⸗ neten Arbeitnehmerſtellung haben. Weiblichen Per⸗ ſonen kann in Ausnahmefällen gleichfalls ein Darlehen 1 werden, ſofern ſie das 35. Lebensjahr überſchritten aben. Mit Hilfe der Darlehen für erwerbsloſe ältere Ange⸗ ſtellte dürfen nur Vorhaben gefördert werden, die die be⸗ gründete Ausſicht bieten, daß der Antragſteller eine dau⸗ erhafte Exiſtenz erlangt. Insbeſondere gilt als Vor⸗ ausſetzung, daß der Antragſteller die perſönliche und beruf liche Eignung für die von ihm angeſtrebte Tätigkeit ſo⸗ wie die nötigen Erfahrungen und die erforderliche Zuver⸗ käſſigkeit beſitzt, daß ferner das Vorhaben Ausſicht auf Er⸗ folg bietet, daß ein wirtſchaftliches Bedürfnis für dieſe Tä⸗ tigkeit beſteht und daß das Vorhaben in betriebstechniſcher Hinſicht keinen Anlaß zu Bedenken bietet. Die Sicherung der Darlehensrückzahlung kann erfolgen vor allem durch die Beſtellung, Uebertragung oder Verpfändung einer Hypothek oder Grundſchuld. Auch iſt die Bürgſchaft von zahlungsfähigen Perſonen ermöglicht. Die Darlehen ſollen regelmäßig einen Betrag von 1000 bis 2000 Mark nicht überſteigen. Wohlfahrtsämtern ausgegeben. Die Verzinſung wird im Einzelfalle zwiſchen 3,5 und 4,5 Prozent im Jahre feſtgeſetzt. Die Rückzahlung ſoll ſpäteſtens nach zwei bis vier Jahren in der Regel be⸗ endet ſein. Vordrucke für Darlehensanträge werden bei den Emigrantenfrage und Völkerbund Der holländiſche Ankrag.— 50. bis 60 000 Emigranten. Genf, 4. Oktober. Im Wirtſchaftsausſchuß der Völkerbundsverſammlung wurde der holländiſche Antrag über die Frage der deutſchen Auswanderer behandelt. Der holländiſche Außenminiſter de Graeff betonte, daß es der holländiſchen Regierung vollkommen fernliege, ſich in die inneren deutſchen Angelegenheiten einzumiſchen und daß der holländiſche Antrag in keiner Weiſe als eine Kritik des gegenwärtigen Regimes in Deukſchland und der von ihm ergriffenen Maßnahmen aufgefaßt wer den dürfe. Es handle ſich um eine rein wirtſchaftlich⸗tech⸗ niſche Angelegenheit, wobei man von der Tatſache auszu⸗ gehen habe, daß die Wirtſchaft und der Arbeitsmarkt der übrigen Länder von der Abwanderung aus Deutſchland be⸗ troffen würden. de Graeff bezifferte die Geſamtzahl der deutſchen Emigranten auf 50- bis 60 000, die Zahl der nach Holland Ausgewanderten auf 6⸗ bis 7000. Erklärung des deutſchen Delegierten 6 Der deutſche Delegierte gab ſodann folgende Erklärung ab: Der Vertreter der Niederlande hat in der Vollſitzung der Bundesverſammlung erklärt und heute wiederholt, daß dem vorliegenden Antrage jede Abſicht einer Kritik inner⸗ deutſcher Maßnahmen fernliege. Die deutſche Delegation hat von dieſer Erklärung Akt genommen. Sie würde ſich in der Tat einer Diskuſſion, die dieſe von dem Herrn nie⸗ derländiſchen Außenminiſter ſelbſt gezogene klare Grenze überſchritte, mit aller Entſchiedenheit wider ⸗ ſetzen müſſen. Aber auch innerhalb der von dem niederländiſchen Herrn Außenminiſter gezogenen Grenze kann die deutſche Delega⸗ tion der Lage der Sache nach ſich maleriell an der Behand⸗ lung der durch den Ankrag aufgeworfenen Fragen nicht be⸗ keiligen. Die Perſonen, auf die der Antrag ſie bezieht, — 5 ſich aus den verſchiedenſten Gründen veranlaßt geſe⸗ en, ins Ausland zu gehen. Ein Teil hat dies getan, weil ihm die durch die natio⸗ nale Erhebung in Deutſchland geſchaffene Lage nicht mehr die gleiche bevorzugte ſoziale und geſetz⸗ liche Stellung gewährleiſtet. die er über das berechtigte Maß hinaus früher in Deutſchland genoſſen hat; ein ande⸗ rer Teil, weil die innerpolitiſchen Verhältniſſe in Deutſchland ſeinen egoiſtiſchen Wünſchen nicht mehr ent⸗ ſprechen. Endlich iſt ein nicht geringer Teil durch ein ſchlechtes Gewiſſen ins Ausland getrieben worden. Daneben hat aber bei dieſer Abwanderung eine beſondere Rolle die allgemein bekannte Tatſache geſpielt, daßz Deutſchland ſeit langer Zeit, beſonders aber nach dem Weltkriege, in ungewöhnlichem Maße der Zu⸗ wanderung aus öſtlichen Gebieten ausgeſetzt geweſen iſt und krotz eigener Not eine große Zahl landfremder Perſonen aufgenommen hat. Es iſt nur ein kleiner Teil dieſer Perſonen, der jetzt wieder Deutſchland verlaſſen und ſich in die Nachbarländer bege⸗ ben hat. Dabei iſt es nicht unintereſſant, feſtzuſtellen, daß dieſer Teil nicht in die in Betracht kommenden Gebiete zu⸗ rückgewandert iſt, von denen er nach Deutſchland gekom⸗ men iſt, ſondern in andere Nachbarländer Deutſchlands. Wenn die Nachbarländer jetzt internationale Maßnah⸗ men für notwendig halten, um die Frage der Behandlung der in Rede ſtehenden Perſonen zu regeln, ſo muß die deut⸗ ſche Delegation die Prüfung und Notwendigkeit ſolcher Maß⸗ nahmen den Delegationen derjenigen Länder überlaſſen, die an der Ang⸗legenheit intereſſiert ſind. f Die deutſc: Delegation iſt allerdings nicht der Anſicht, daß die Verwirklichung des Zwecks, den der niederländiſche Ankrag verfolgt, in den Aufgabenkreis des Völkerbundes gezogen werden ſollte. Es darf unter keinen Amſtänden da⸗ zu kommen, daß die elwa geplanten Maßnahmen in anderer Weiſe zu einem Stützpunkt derjenigen Elemente werden, die das Ziel verfolgen, vom Ausland her die deutſche Regierung offen oder heimlich zu bekämpfen.' An die Ausführungen des deutſchen Vertreters ſchloß ſich eine kurze Debatte an, die damit endete, daß ein Unter⸗ ausſchuß für dieſe Frage eingeſetzt wurde.— Auf die Frage des Präſidenten, ob die deutſche Delegation ebenfalls in dem Ausſchuß vertreten zu ſein wünſche, erklärte der deutſche Delegierte, daß die Deutſchen einen ſolchen Wunſch nicht hätten. Deutſche Zurückweiſung Frankreich wollte Judendebatte. Genf, 5. Oktober. Im 6. Ausſchuß des Völkerbundes wurde die Minder⸗ heitendebatte fortgeſetzt. Der Vertreter Englands ſetzte ſich ausfüührlich mit den Ausführungen des deutſchen Ver⸗ treters vom Dienstag auseinander, wobei er erklärte, man müſſe die Juden als eine raſſenmäßige Minderheit be⸗ trachten. Schließlich ergriff noch einmal der deutſche Delegierte, Geſandter von Keller, das Wort, um mit aller Enkſchie⸗ denheit den Verſuch des franzöſiſchen Delegierten. den be⸗ reils erledigten Fal Bernheim(der ſich im Namen der oberſchleſiſchen Juden an den Völkerbund gewandt halle. Die Red.) in die Aussprache hereinzuziehen. Der eigenkliche Zweck dieſes Verfahrens ſei wohl, eine Diskuſſion über die inner polifiſchen Verhälkniſſe Deutſchlands zu entfachen. Deutſchland und Frankreich Göring über das Recht zur Selbſtverkeidigung. Paris, 5. Oktober. „Paris Soir“ veröffentlicht ein Interview ſeines nach Deutſchland entsandten Sonderberichterſtatters Jules Sauer⸗ mein mit dem preußiſchen Miniſterpräſidenten Göring. Nach dieſem Interview erklärte der Miniſterpräſident u. a.: Wir wollen keinen Krieg. Ich ſage das als Soldat, deſſen Handwerk jahrelang darin beſtand, Krieg zu führen, und ich werde ſagen, warum wir keinen Krieg wollen. Frankreich und Deutſchland können unmöglich ſich gegenſeitig vernichken wollen. Sie ſind in keinem früheren Kriege ſoweit gekommen, und es wird ihnen auch niemals gelingen. Um ein Stückchen Erde ſoll niemals Krieg geführt werden, aber gegen einen Feind, der uns vernichten möchte, muß Krieg ſein bis auf den letzten Mann und bis zum letzten Atemzuge. Wir haben keine Revanchegedanken. Ein altes deutſches Lied begann mit den Worten:„Siegreich wollen wir Frankreich ſchlagen“. Ich habe Befehl erteilt, es nicht mehr zu ſingen. Miniſterpräſident Göring ging alsdann zum Flugwe⸗ ſen über, indem er ſagke: Ich brauche Verteidigungswaffen. Als Chef des deulſchen Flugweſens gehe ich von drei Grund⸗ ſätzen aus, die ich als drei Pflichten anſehe. Junächſt muß ich das Verkehrsflugweſen organiſieren, deſſen Budget 1929 de⸗ zimiert worden iſt. Das Material iſt nicht mehr modern. Es enkſpricht nicht mehr den Sicherheitserforderniſſen. Wir brauchen überall dreimotorige Flugzeuge. Zweitens will ich nicht in Deutſchland den Fliegergeiſt untergehen laſſen. Die deutſche Jugend muß die Freude am Fliegen behalten. Drittens will ich beweiſen. daß wir ein Mindeſtmaß von 2 in der Luft benötigen wie zu Lande und zu Waſ⸗ er. Ich verlange eine kleine Luftflotee, beſtehend aus Flugzeugen, die zu leicht gebaut ſind, um für den Ab⸗ wurf von Bomben zu dienen und wenn man will, ſogar mit einem Brennſtoffworrat, der keine lange Flugzeit geſtattet. Dieſe kleinen Jagdflugzeuge, die zum Angriff ungeeig⸗ net ſind, können uns gegen Angreifer nützen. Uno jegt zum Schluß folgendes: Iſt es nicht elend und av⸗ ſurd, dieſer ewige Streit und dieſe Spannung, die niemals zwiſchen unſeren beiden Völkern aufhören? Glauben Sie, daß wir einen einzigen Gegenſtand der Zwiekracht häkten, der es lohnte, daß wir unſere Exi⸗ ſtenz derart vergiften? Ich ſehe keinen. Wenn der Führer ſich für das deutſche Volk verpflichtet, handelt es ſich um eine endgültige, vorbe⸗ haltloſe Verpflichtung und die ganze Nation wird ihm folgen. Aber haben Sie in Frankreich trotz Ihres Parteiſtreites und Ihrer parlamentariſchen Kompromiſſe einen Mann? f Der Dank des Reichspräſidenten Berlin, 5. Okt. Der Herr Reichspräſident gibt folgendes bekannt: Auch in dieſem Jahre ſind mir zu meinem Geburtstag aus allen Teilen des Keiches und allen Kreiſen der Be⸗ völkerung, beſonders auch von Deutſchen im Auslande, zahlloſe Glückwünſche telegraphiſch, brieflich ſowie durch die Preſſe zugegangen, die mich herzlich erfreut haben. Da es mir unmöglich iſt, jedem Einzelnen zu danken, ſpreche ich allen, die meiner freundlich gedacht haben, auf dieſem Wege meinen kiefempfundenen Dank aus. NSA der Tſchechoflowaket 8 beſchließt Auflöſung Prag, 4. Oktober. Der Parteivorſtand der Deulſchen Natkionalſozialiſtiſchen Arbeiterpartei in der kchechoflowakiſchen Republik hat auf Grund der ihm vom außerordentlichen Parteitag in Boden⸗ bach erteilten Vollmacht die Einſtellung der Tätigkeit und ihre Liquidierung beſchloſſen. Parteiamtlich wird erklärt, daß infolge der politiſchen Verhältniſſe ein erfolgreicher Einſaz im polikiſchen Kampf unmöglich ſei. Die Mandate in den öffenklichen Vertretungs⸗ körpern ſeien nach Möglichkeit beizubehalten. In einem vom erſten Präſidenten der Partei, Abg. Ingenieur Jung, erlaſſenen Aufruf wird erklärt, daß ange⸗ ſichts der durch das Urteil des Oberſten Gerichtes gegebenen Sachlage eine Weiterführung der Parteitätigkeit ausge⸗ ſchloſſen erſcheine. Im übrigen habe die Partei niemals eine Politik der gewaltſamen Lostrennung der deutſchen Gebiete von der tſchechoflowakiſchen Republik betrieben oder gebil⸗ ligt und niemals eine gewaltſame Löſung der Nationali⸗ tätenfrage angeſtrebt oder gefordert. Der Zentrale der Deutſchen Nationalſozialiſtiſchen Ar ⸗ beiterparkei ſowie allen Orts-, Bezirks-, Kreis- und Landes⸗ organiſationen der Partei iſt es von amtlicher Seite unker⸗ ſagt worden, noch weiterhin tätig zu werden. „In der Begründung zu dieſem Verbot heißt es u. a., be⸗ reits alle Beſtrebungen der Partei, alle Deutſchen zu ver⸗ einigen, ſchlöſſen in ſich die Zeichen der Gewalt ein. Fer⸗ ner werden in der Begründung dieſe Bemühungen als Ver⸗ letzungen ſowohl des Strafgeſetzes als auch des Paragraphen 113 der Verfaſſungsurkunde(Erhaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung) bezeichnet. Mit derſelben Begründung wurde der Deutſchen Natio⸗ nalen Partei jedes Tätigwerden verboten. Dieſe Partei habe, ſo heißt es in der Begründung, öffentlich ihre Abſicht kundgetan, ſich mit der Deutſchen Nationalſozialiſtiſchen Ar⸗ beiterpartei zu verſchmelzen. * acht Uhr abends im Reichstag tätig geweſen ſei. Portal 2 um acht Uhr abends geſchloſſen werde, habe er, Neunter Tag des Reichstagsbrandprozeſſes.— Die ſchwe⸗ ren Aktentaſchen.— Der Mann mik dem Schlapphut.— van der Lubbe und Torgler. ö Leipzig, 4. Oktober. Nach mehrtägiger Unterbrechung wurde der Prozeß wegen der Reichstagsbrandſtiftung vor dem Reichsgericht am Mittwoch fortgeſetzt. . Gegenüber einem von Ausländern unterzeichneten Te⸗ legramm an den Vorſitzenden, wonach Dimitroff nach Schluß der letzten Verhandlung von der Schupo mi ß⸗ handelt worden ſein ſoll, wird durch Ausſagen der Ver⸗ teidiger und des Polizeihauptmanns feſtgeſtellt, daß von Mißhandlungen keine Rede ſein könne. Es wird dann über die Beteiligung des Angeklagten Torgler an dem Reichstagsbrand verhandelt. Auf die Frage des Vorſitzenden erwidert Torgler, daß er am Abend vor dem Reichstagsbrand etwa bis 8,15 oder 8,20 Uhr im Reichskagsgebäude geweſen ſei. Er habe zuſammen mit dem früheren kommuniſtiſchen Abgeordneten Koenen und der Sekretärin der kommuniſti⸗ ſchen Reichstagsfraktion das Reichstagsgebäude verlaſſen. Die Frage des. ee ob er wiſſe, wo ſich der flüch⸗ tige Koenen aufhalte, kann der Angeklagte nicht be⸗ antworten. Der Vorſitzende hält dem Angeklagten dann vor, daß er am 27. Februar mit zwei Aktentaſchen in den Reichstag zurückgekehrt ſei, die beſonders ſchwer gewe⸗ ſen ſein ſollen. Torgler erklärt, er habe wiederholt, faſt jeden Samstag und jeden Montag, den Reichstag mit zwei Aktentaſchen verlaſſen und betreten. In den Taſchen hätten ſich Zeitungen befunden, die er noch nicht geleſen habe. Der Vorſitzende bemerkt weiter, daß zwei Zeugen ihre Ausſagen noch dahin ergänzt hätten, daß der Angeklagte Torgler ſich ſcheu umgeſehen hätte. Torgler er⸗ klärt, daß er dazu keinerlei Veranloſſung gehabt habe. Vorſitzender: Wir müſſen uns jetzt damit beſchäf⸗ tigen, wo Sie ſich am Tage der Brandſtiftung auf⸗ gehalten haben. Wann ſind Sie in den Reichstag ge⸗ kommen? b Torgler: Etwa zwiſchen 11 und 11,15 Uhr habe ich den Reichskag durch Porkal 2 betreten. Ich bin an dem Brandtage nicht eine einzige Minute aus dem Reichstage herausgegangen. Ich bin nur zweimal ins Haupkgeſchoß gekommen und zwar vormittags zwiſchen 11.30 und 11,45 Ahr und dann um elwa 4.30 Uhr, um meine Poſt zu holen. Vorſitzender: In der Anklage wird die Möglich⸗ keit erörtert, daß Sie nachmittags zwei Uhr etwa von dem Zeugen Schmal vor dem Reichstag geſehen wur⸗ den. Er hat geſagt, er hätte Sie, bald nachdem er van der Lubbe geſehen hatte, auch auf der Straße geſehen, wie Sie mit einem Paket die Straßenbahn verlaſſen hät⸗ ten. Er hat aber geſagt, es wäre auch entfernt möglich, daß dies an einem anderen Tage geweſen ſei. ö Torgler: Ich kann mit aller Beſtimmtheit ſagen, daß ich am Montag, dem Tage der Brandſtiftung, zwiſchen 11,45 Uhr und 8,20 Uhr abends weder irgend ein Reichstagsportal berührt habe noch aus dem Reichstage herausgegangen bin, dagegen iſt es richtig, daß ich am Samstag um 1 Uhr mittags den Reichstag verlaſſen habe, um bei Aſchinger am Potsdamer Platz eine Kleinigkeit zu eſſen. Ich bin dann in der Straßenbahn wieder zum Reichs⸗ tag zurückgefahren. Es iſt möglich, daß mich bei dieſer Ge⸗ legenheit der Zeuge Schmal mit einem Kuchenpa⸗ ket geſehen hat. Der Angeklagte Torgler gibt weiter an, daß Koenen um etwa 6,30 Uhr zu ihm in den Reichstag kam und daß er dann bis zum Schluß mit ihm zuſammen geweſen ſei. Der Vorſitzende fragt dann den Angeklagten, wes⸗ halb Torgler ſeine Garderobe, die unten im Reichs⸗ tag hing, ins Zimmer bringen ließ. Torgler erklärt dazu, daß er wiederholt eg 115 o das wenn er länger blieb, ſeine Garderobe heraufſchaffen laſſen, um Ueberſtunden der Beamten zu vermeiden. Wenn nun die Anklageſchrift behauptet, der Amtsgehilfe Kohls ſagt, er hätte in meinem Zimmer angerufen und es hätte ſich niemand gemeldet, ſo iſt das völlig ausgeſchloſſen. Denn Koenen, ich und die Sekretärin waren beſtimmt im Faust liler Dauæig. Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. (42 Sternklar und traumtief werden jetzt die Frühlings⸗ nächte. Jedesmal voll neuer Wunder, Wunder vom Wach⸗ ſen, Werden und Keimen. And jeden Morgen ſteigt mit ſegnenden, goldenen Hän⸗ den ein neuer, ſtrahlender Frühlingstag empor über Dan⸗ zig. Und wie alle Jahre quellen die Fliederknoſpen an den uralten Büſchen längs der Stadtmauer und leiſe und zag⸗ galt beginnen die Fröſche ihr erſtes Konzert im ſchwarzen Wallgraben jenſeits der Mauer und weiter fort an den ſumpfigen Ufern der Mottlau, wo ſie aus der Niederung kommt. Im großen Packhof des Veldekehauſes ſteht auch ein Flie⸗ derbuſch. Er ſteht da ſo recht geſchützt in der Ecke, zwiſchen en ee 5 1 Aprilſonne ſcheint faſt den ihn nieder, daß ſei dicht am Brechen ſind. ee cen en Alle Tage ſchlüpft Antje zu ihm herunter und ſieht nach, ob er denn immer noch nicht aufgeblüht iſt. Undſiſte dent an die vielen, vielen Fliederbüſche daheim im Burggarten zu Leba. Auch ein Kaſtanienbaum ſteht vor Antjes Fenſter. Aber er reicht mit ſeinen Zweigen nicht ganz bis hinauf zu ihr. Sie muß ſich weit hinausbiegen, um ſeine großen, klebrigen Knoſpen deutlich ſehen zu können. Und ſie ſehnt ſich nach dem Tag, wo die braunen, blanken Hüllen ſpringen wer⸗ den und feine, grünbehaarte Hände mit taſtenden Fingern in die Sonne ſich recken. Still und ruhig leben Antje Borcke und Klaus Veldeke nebeneinander. Sie ſehen ſich wenig, denn der Ratsherr iſt faſt den ganzen Tag in der Stadt bei der Bürgerwehr be⸗ ſchäftigt. Kommt auch ſelten pünktlich zu den Mahlzeiten und ißt meiſt für ſich allein, wenn die anderen ſchon lange fertig ſind. Antje fühlt es deutlich, daß er ihr mit Willen aus dem Wege geht und es iſt eine unendliche Einſamkeit in ihrer Seele. Sie weiß, es ſteht in ihrer Macht und Kraft, mit Fraktionszimmer. Ich kann mir den Vorgang nur ſo erklä⸗ ren, daß der Zeuge Kohls im Nebenzimmer auf den zwei⸗ ten Anſchluß der Fraktion angerufen hat. Ich mußte ja auch im Zimmer geweſen ſein, weil ich auf den Anruf des Schriftſtellers Birkenhauer wartete. Das war ja der Sinn, weshalb ich überhaupt noch im Reichstag war. Vorſitzender: Nach dem Geſpräch mit Birkenhauer ſind Sie wieder ins Obergeſchoß hinaufgegangen, und dann haben Sie zuſammen mit Koenen und Fräulein Rehme den Reichstag verlaſſen. Sie waren die letzten, die an dieſem Abend aus dem Reichstag gingen. g Torgler: Am Tage nach dem Reichstagsbrand las ich in 3 Preſſe, daß Koenen, Fräulein Rehme und ich fluchtartig den Reichstag verlaſſen hätten. Ich lege größten Wert auf die Feſtſtellung, daß davon keine Rede 5 kann. Wir ſind im Gegenteil ſehr gemütlich und langſamer als ſonſt gegangen, und das lag daran, daß Fräulein Rehme ſchon wegen ihrer ſtarken Figur ſchlecht gehen kann und daß 5 an dieſem Tage außerdem an einer Venenentzündung itt. Die Begegnung hinter der Glastür Vorſitzender: Nun kommen wir zu den Bekun⸗ dungen der Zeugen Karwahne, Frey und Kroyer. Die Zeugen ſagen, ſie hätten am Nachmittag des 27. Februar, alſo am Freitag, etwa um drei Uhr oder um 3,30 Uhr, von rechts kommend eine Begegnung mit Ihnen gehabt, wie Sie im Vorraum des Haushaltsausſchußſaales, zuſammen mit van der Lubbe in enkgegengeſetzter i Richtung enklang kamen. 5 ö Bei der Erörterung dieſer Sache bitte ich Sie, die Fragen ſo zu beantworten, daß damit auch wirklich die Frage gelöſt wird, auf die es ankommt. Angeklagter Torgler: Ich habe während der Vor⸗ unterſuchung niemals verſucht, irgendetwas zu verſchwei⸗ gen, und ich werde das auch hier nicht tun. Wenn mir ein⸗ mal ein Irrtum unterlaufen iſt, ſo bemühe ich mich ſtets, ihn aufzuklären. Der Angeklagte fuhr dann fort: Ich weiß nichts von einer Begegnung, die ſo ausgeſehen hätte, daß ich von rechts den 8588 entgegengekommen bin. Ich weiß aber ganz poſitiv und habe davon ſchon bei meiner erſten Vernehmung geſagt, 9 daß ich am Brandlage nicht über die Glaskür, die zum Haushallsausſchußſaal führt, hinausgekommen bin. Es iſt alſo ausgeſchloſſen, daß ich von rechts her gekommen bin. Ich habe aber die erſte Be egremg in ganz deutlicher Erinnerung. Ich habe dabei 170 e m Sn in der Ecke links geſeſſen. Die Glastür ging auf und die Herren kamen herein. Ich ſehe noch ganz deutlich vor mir, wie der letzte, nämlich Herr Frey, ſich noch einmal nach mir umdrehte. Das fiel mir ſo auf, daß ich zu meinem Geſprächspartner ſagte:„Herrgott, was gucken mich denn dieſe an?“ Was van der Lubbe anbelangt, ſo erkläre ich noch ⸗ mals mit aller Beſtimmtheit: Ich habe nie in meinem Le⸗ ben van der Lubbe kennen gelernt, habe ihn nie geſehen, ge⸗ ſprochen oder auch nur ſeinen Namen gekannt. Zum erſten Male ſah ich ihn am Dienskag, den 28. Februar, 11 Uhr vormittags, als Kriminalkommiſſar Heiſig mich ihm gegen⸗ überſtellte. ö i Der Vorſitzende ſtellt feſt, daß die Zeugenausſagen mit den Angaben des Angeklagten im Hauptinhalt über⸗ einſtimmen, nur nicht in dem entſcheidenden Punkt, daß nämlich die drei Zeugen mit Beſtimmtheit erklären, Torgler ſei ihnen entgegengekommen. a Der Vorſitzende hält dem Angeklagten weiter vor, daß die gleichen Zeugen ihn dann, als ſie noch einmal zu⸗ rückkamen, erneut geſehen hätten, und zwar ſoll diesmal ein Mann mit ihm auf dem Sofa. haben, der einen Hut ins Geſicht gezogen halte und nach der Behauptung der Anklage der Angeklagte Po⸗ poff geweſen ſein ſoll. Torgler erklärt, daß er von den drei Bulga⸗ habe erſtmalig in der Schutzhaft etwa am 12. März gehört abe. Auf eine Frage des Vorſitzenden, wer es denn ge⸗ weſen ſei, der bei der zweiten Begegnung auf dem Sofa ſaß und einen langen Mantel und den Hut tief im Geſicht trug, erklärt Torgler, der Abgeordnete Dr. Neubauer. Nach einer kurzen Unterbrechung der Sitzung hält der Vorſitzende dem Angeklagten Torgler vor, daß er über die ſehr wichtige Begegnung mit den drei Zeugen Kar⸗ wahne. Frey und Kroyer bei ſeinen verſchiedenen einem einzigen Wörtlein alles zu ändern. Und ſie weiß auch und fühlt es täglich, wie er danach hungert. Und ſie iſt oft nahe, o ſo nahe daran, zu ihm zu gehen und zu ſagen: 5 „Klaus Veldeke, laß alles wieder gut und licht ſein zwi⸗ ſchen uns. Weil wir doch beide nimmer leben können, wenn eins vorübergeht am andern. Weil unſere Seelen verküm⸗ mern müſſen, wenn ſie getrennt ſind.“ Und dann geht ihr Herz in raſchen Schlägen und ihre Wangen glühen, wenn ſie ſeinen Schritt draußen hört auf Diele und Treppen. Und ſie muß den Scheitel tief, tief beu⸗ gen über die Arbeit in ihrem Schoß, damit er nicht den lichten Glanz in ihren Augen ſieht, wenn er über die Schwelle tritt. Aber dann, jäh, wenn ſie ſchon aufſpringen und ihm entgegenlaufen will, hält etwas Unſichtbares ſie gepackt und reißt ſie zurück. a Das iſt der Jahrhunderte alte Stolz der Borcke, der kei⸗ nen Flecken oder Makel duldet auf ſeiner Ehre. Und dieſer Stolz kann ſich aufbäumen, ſo wild, ſo hart, daß er alles andere niederreißt. Und er ſpricht zu ihr in ſchlafloſen Nächten: „Sei ſtolz und denke daran, wer du biſt. Sei kein ſchwa⸗ ches Weib, das über ſein Herz alles andere vergißt! Zertritt dein Herz und denke daran, daß er dich einſt verpfändet hat, das heißt: preisgegeben einem anderen. Belogen dich und deinen reinen Glauben. Erbarmungslos dich gelaſſen in tief⸗ ſter Not! Vergiß das nie, Antje Borcke!“ So ſingt der Stolz. Und ſie wühlt ihr heißes Geſicht in die Kiſſen und weint bitterlich. Draußen liegt die Frühlingsnacht mondhell über den ſpitzen Dächern. * Und dann kommt der 16. April, jener Tag, an dem die geſamte Veſatzung von Danzig, nämlich 3000 Mann und etwa 7000 Bürger, ausrücken, um den Polen zu ſchlagen. Zum Liebſchauer See ziehen ſie, weſtlich von Dirſchau. Wo der Pole Aufſtellung genommen. Das Volk von Danzig 1 Vernehmungen in der Vorunterſuchung widerſpre⸗ chende Angaben gemacht habe. 5 5 Aus den weiteren zur Verleſung kommenden Verneh⸗ mungsprotokollen hebt Torglers Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Sack, beſonders eine Stelle hervor, in der davon die Rede iſt, daß Torgler und Dr. Neubauer für den näch⸗ ſten Tag, 2 den Tag nach dem Reichstags⸗ brand, Beſprechungen im Reichstag mit ſozialdemokrati⸗ ſchen Abgeordneten zur Anbahnung einer Einheitsfront der Linken vereinbart hatten. Der Verteidiger weiſt weiter dar⸗ auf hin, daß Torgler ſich große Mühe gegeben habe, die Verwechſlung aufzuklären, die nach ſeiner Meinung den Zeugen Karwahne, Kroyer und Frey unterlaufen ſei. Auf weitere Fragen des Vorſitzenden erklärt Torgler, eine Verwechſlung von Popoff mit Neubauer für möglich. Fragen an van der Lubbe Der Vorſitzende wendet ſich nun an den Angeklag⸗ ten van der Lubbe und fragt ihn, ob er am Tage der Brandſtiftung nachmittags im Reichstag gewe⸗ fen ſei, und zwar zuſammen mit dem Angeklagten Torg⸗ 112 van der Lubbe(nach einigem Zögern): Nein, das glaube ich nicht. Vorſitzender: Darauf können Sie doch nur mit Ja oder Nein antworten. Sie ſind alſo nicht mit Torgler zu⸗ ſammengeweſen? 5 van der Lubbe: Nein! Vorſitzender: Kennen Sie Torgler von früher? van der Lubbe: Nein. War er allein? Vorſitzender: Einer Anregung des Verteidigers folgend, frage ich Sie, van der Lubbe, ausdrücklich, ob Sie den Keiechskag allein angeſteckt haben oder ob Ihnen ir⸗ gendwelche Leute dabei geholfen haben? van der Lubbe zögerk zunächſt, dann geht ein Lä⸗ cheln über ſeine züge und er antwortet: Nein. Borſitzender: Was denn? Sie müſſen uns die Wahrheit ſagen. Iſt Ihnen bekannt, daß durch Gutachten nachzuweisen iſt, daß ſie allein es garnicht gemacht haben können? van der Lubbe: Ja. Vorſitzender: Haben Sie den RKeichskag allein angeſteckt oder mit anderen? van der Lubbe: Allein. Borſitzender: Niemand hat ekwas vorgerichkek? van der Lubbe: Nein. Rechtsanwalt Dr. Sack fragt, ob ihm jemand die Ein⸗ ſtiegsſtelle in das Reichstagsgebäude vorher gezeigt abe? 5 van der Lubbe verneint auch das. Der Vorſitzende erklärt, es ſei notwendig, noch einmal den Tatbeſtand näher durch die Sachverſtän⸗ digen⸗ und Zeugenausſagen feſtzuſtellen, worauf Rechtsan⸗ walt Dr. Sack erwidert, daß ihm dieſe Gutachten bekannt ſeien und daß er dazu bloß bemerken wolle, daß ſie ſeines Erachtens Fehler enthielten, daß nämlich nicht unter denſelben Verhältniſſen wie der Reichstagsbrand im Ple⸗ narſaal entſtanden iſt, auch nachher die Brandverſuche vor⸗ genommen wurden. Dimitroff fragt Angeklagter Dimitroff: Da es abſolut ausge⸗ ſchlofſen iſt, daß van der Lubbe allein dieſe Sache meiſtern konnte, ſtelle ich an ihn die Frage: Wie kann er ſelbſt die merkwürdige Tatſache erklären. daß es ihm beim Wohlfahrksamt nicht gelungen iſt, dieſe kleine Bude anzuſtecken, während bei dem großen, koloſſalen, maſſiven Keichstagsgebäude, das ziemlich ſcharf bewacht iſt, er behaupten will, daß er allein in einer Vier ⸗ telſtunde dieſen Rieſenbrand enkfachen konnte? Vorſitzender: van der Lubbe, können Sie eine Aufklärung darüber geben, weshalb Sie die Brandſtiftung im Wohlfahrtsamt nicht durchführen konnten? van der Lubbe: Nein. f Der Mann mit der Kiſte Als letzter Punkt wird dem Angeklagten Torgler die Ausſage des Zeugen Weberſtedt vorgehalten, der an⸗ gegeben hat, daß er am Brandtage oder an einem der dem Brande vorhergehenden Tage gegenüber dem Fraktions⸗ zimmer der Kommuniſten zwei Männer getroffen habe, von denen der eine Tan eff und der andere van der Lubbe geweſen ſein ſoll. Der Größere habe eine Kiſte auf der Schul⸗ ter getragen. N 8 hat es begehrt, in heißer Empörung gegen den Feind. Ges gen den beſonnenen Rat der Regierung. 85 l Aber es reißt ihnen allen im Blut und in den Fäuſten, ſie können die ſtete Drangſalierung in Werder nicht mehr mit anſehen. Und ſo geht denn der unabſehbare Zug im Morgengrauen dieſes knoſpenden Frühlingstages durch die Straßen von Danzig. Als die Sonne aufgeht, ſpiegelt ſie ſich in Harniſchen und Helmen, in Lanzen und Schwertern, 5 in Reih und Glied durch die alten, wuchtigen Tore mar⸗ ieren. Hell leuchten die weißen Kreuze auf rotem Felde im Wappen von Danzig und trutzig ſchauen die beiden Löwen nach Dirſchau herüber, von wo das Unheil droht. Aus allen Fenſtern ſchauen und winken Frauen und Kinder und von Mund zu Mund geht es brauſend und jubelnd:„Heil Dan⸗ zigl Heil und Sieg über Danzig!“ Antje iſt ſchon mit der Sonne und den Vögeln wach, es hat ſie nicht mehr gelitten in ihrem Kämmerlein. Jetzt kommt ihr auf der Diele Klaus Veldeke entgegen, vom Kopf bis zu den Füßen gerüſtet mit Harniſch, Helm und Schwert. Ein frohes Blitzen in ſeinen Augen, weil wieder die Tat ihn ruft und das raſche Handeln. Weil es endlich zu Kampf und Entſcheidung gehen ſollte. „Nun wirſt du wieder froher werden, Antje, denn nun komme ich dir für längere Zeit aus den Augen. Wir machen 151 einen Ausfall, wahrſcheinlich bis nach Dirſchau hin⸗ unter.“ Er reicht ihr die Hand hin. a „Leb wohl, Antje, und vergiß, was ich dir tat. Es hat mich bitter gereut und ich wollte, du hätteſt mir vergeben, ehe denn ich in den Kampf gehe.“ 1 legt ihre Rechte zag in die ſeine und ſieht ihn nicht an. „Lebt wohl, Klaus Veldeke und kommt geſund zurück.“ Er hält ihre Hand feſ: „Für wen, Antje?“ „Für Danzig, das ſtolz auf Euch iſt.“ „Rur für Danzig, Antje?“ Wieder iſt der Kampf in ihr. Aber er hat heute keine Zeit zu warten. Draußen ſchmet⸗ tern die Hörner. 5 4 4 9 0 5 8 8 1 8 8 8 2 5 EE im Reichstag geſehen, als ich das wurde. Auch Torgler habe ich vor meiner Verhaftung nicht gekannt. ſtellvertretende 5 über die großen Feiern am 9. November mit. Der Zug mit dem Führer wird ſich genau wie am 9. November 1923 vom Bürgerbräu⸗Keller zur Feldherrnhalle bewegen. Dort wird die Weihe eines Ehrenmals für die Gefal⸗ lenen des 9. November vorgenommen werden, ſpäter auch die Vereidigung der Hitlerſtandarte und die von 10 000 bayeriſchen Bürgermeiſtern durch Innenminiſter Grundſteinlegung des Führerhauſes Straße vollzogen werden. Angeklagter Torgler erklärt mit aller Beſtimmtheit, daß er nie einen Menſchen mit einer Kiſte geſehen habe. Im übrigen gingen durch dieſen Vorraum ſo viele Menſchen hindurch, die er überhaupt nicht kenne. Ja oder Nein? Vorſitzender(zu van der Lubbe): Sind Sie vor dem Brande jemals im Reichstag geweſen? van der Lubbe: Ja(Bewegung im Zuhörerraum). Vorſitzender: Am Tage des Brandes oder am Tage vor dem Brande? van der Lubbe: Am ſelben Tage. Vorſitzender: Am ſelben Tagen waren Sie ſchon im Reichstag? van der Lubbe: Nein. 5 Nach einem längeren Hin und Her zwiſchen dem Vor⸗ ſitzenden und van der Lubbe, bei dem dieſer lauter wider⸗ ſprechende und verwirrte Auskünfte gibt, fragt der Vor⸗ ſitzende ſchließlich: Waren Sie ſchon vorher einmal drin im Reichstag? van der Lubbe: Nein. Vorſitzender: Ihre Antwort iſt alſo ſo zu verſte⸗ hen, daß Sie vor dem Reichstag waren, etwa um 2 Uhr, 1 Zeuge Schmal Sie geſehen hat? Iſt das damals ge⸗ weſen? van der Lubbe: Jd. Vorſitzender: Innen drin im Reichstag ſind Sie vorher nicht geweſen? f van der Lubbe: Nein. Der Vorſitzende fragt nun den Angeklagten Ta⸗ neff, ob er mit van der Lubbe einmal im Reichstag ge⸗ weſen ſei. Taneff: Ich habe van der Lubbe zum erſten Male erſtemal vernommen Die Weiterverhandlung findet am Donnerstag ſtatt. Dertil kein Nationalſozialiſt Die Unkerſuchung des Anſchlages auf Dollfuß. i Wien, 5. Oktober. Ueber die bisherigen Ergebniſſe der zur Aufklärung des Anſchlages auf Dr. Dollfuß von der Polizei geführten Anker⸗ ſuchung wird bekannt, daß in dem in der Wohnung des Täters Dertil beſchlagnahmten Schriftenmaterial auch poli⸗ tiſchen Inhalts keinerlei Legitimation oder Belege dafür gefunden worden ſeien, daß er Mitglied der nationalſozia⸗ liſtiſchen Partei geweſen ſei. Nach dem Grunde der Tat befragt, antwortete Dertil wiederholt, er habe die Oeffentlichkeit auf ſeinen Stiefvater Dr. Günther aufmerkſam machen wollen, als den einzigen Mann, der Oeſterreich im jetzigen Augen⸗ blick retten könne. Der 9. November in München München, 5. Okt. In einer Parteiverſammlung teilte der Gauleiter Nippold nähere Einzelheiten Vereidigung Adolf Wagner. Schließlich wird auch am 9. November die in der Arcis⸗ Recht und Naſſe Der Kanzler auf dem Deutſchen Juriſtentag. In ſeiner Anſprache auf dem Deutſchen Juriſtentag er⸗ läuterte der Führer die weltanſchaulichen Grundlagen des Rechts und zeigte den Wandel auf, dem in der Entwicklung der Völker auch die Rechtsauffaſſungen unterworfen ſind. Er ſprach insbeſondere über die raſſiſche Bedingtheit des Rechts⸗ begriffes, die zu Erkenntniſſen führe, die für die Zukunft von entſcheidender Bedeutung Rechtsleben werden würden. auch im internationalen Ein Skaat, der ſeine raſſiſche Miſſion begriffen habe, kenne keine Unterdrückung fremder Völker. Nur auf dem Boden dieſer geiſtig ebenſo umwälzenden wie politiſch ver⸗ pflichtenden Erkennkniſſe könne eine wirkliche organiſche Völkergemeinſchaft als mögliche Weltordnung enkſtehen. Aus dieſer Einheit zwiſchen Volk und Staat ergebe ſich klar und eindeutig die Aufgabe der Staatsfüh⸗ rung: Volkserhaltung, Raſſenſchutz und Raſſenpflege, alle anderen Aufgaben ſeien dadurch in natürlicher Bedingtheit gegeben Die Rechtsauffaſſung des liberalen Staates ende im Zerfall eines Volkes, das am Staat und ſeiner Juſtiz allmählich irre werde. Der totale Staat werde keinen Unter⸗ ſchied bilden zwiſchen Recht und Moral. Nur im Rahmen einer gegebenen Weltanſchauung könne und müſſe eine Ju⸗ ſtiz unabhängig ſein. f Der Führer ſchloß ſeine eindrucksvollen Ausführungen mit einem Appell an die deutſchen Juriſten, ſich im Sinne der Einheit der Staatsauffaſſung und Rechtsauffaſſung den Verpflichlungen gegenüber dem Volke bewußt zu ſein. Vor dem Kanzler hatte Reichsjuſtizkommiſſar Dr. Frank eine längere, grundlegende Abſchlußrede gehalten, in der er auf die Gelegenheit für die deutſchen Juriſten hin⸗ wies, wieder alles gutzumachen, was volksfremde Juriſten in der Vergangenheit geſündigt haben. Der Richter ſolle nicht der Repräſentant einer Paragraphenſkala ſein, ſondern der großmütige Richterkönig. Rechtsſeele und Volksſeele ſeien miteinander in Einklang zu bringen. Auch nach außen hin gehe das deutſche Volk nur die Wege des Rechts. Politiſches Allerlei Wegen Tragen des Hakenkreuzabzeichens verurkeilt. In Schientochlowitz(Polniſch⸗Oberſchleſien) wurde im Verwaltungsſtrafverfahren ein Bruder des kürzlich erſchoſ⸗ ſenen Volksbundsmitgliedes Konrad Dielong aus Friedens⸗ hütte wegen Tragens eines Hakenkreuzabzeichens zu 14 Ta⸗ gen ſtrengen Arreſt ohne Strafaufſchub verurteilt, nachdem er bereits lange Zeit in Unterſuchungshaft geſeſſen hat. Ein Schwarz⸗Meer⸗Locarno? Der diplomatiſche Korreſpondent des„Daily Telegraph“ will berichten können, daß Verhandlungen über ein Schwarz⸗ Meer⸗Locarno zwiſchen der Türkei, der Sowjetunion, Ru⸗ mänien, Griechenland, Bulgarien und Südſlawien in Gang gekommen ſeien. Dies ſei die Folge der gegenſeitigen Be⸗ ſuche der Herrſcher und Miniſter der Balkanländer. Aus dem badiſchen Lande. Kabinettsſitzung der badiſchen Regierung Die Not des Hotzenwaldes. () Karlsruhe, 4. Okt. Die Preſſeſtelle beim Staats⸗ miniſterium teilt mit: Die badiſche Regierung trat unter dem Vorſitz des Miniſterpräſidenten mit dem Reichsſtatthalter zu einer Kabinettſitzung zuſammen, an welcher der Handels⸗ kammerpräſident Dr. Kentrup, der Präſident der badiſchen Handwerkskammer, Näher⸗Heidelberg, der Landesbauernfüh⸗ rer Huber und der Geſchäftsführer Schmidt der Bauernkam⸗ mer teilnahmen. a Der Reichsſtatthalter erſtattete Bericht über ſeine Ein⸗ drücke auf der Fahrt durch den Hotzenwal d. Die allge⸗ meine Grenzlandnot Badens treffe dieſes Gebiet beſonders ſchwer. Ein Hauptgrund hierzu ſei in der abgeſchloſſenen Lage und den unzureichenden Verkehrsverhältniſſen zu ſuchen. Die Bevölkerung des Hotzenwaldes ſet von den früheren Regierungen vernachläſſigt worden, es müſſe in dieſer Be⸗ ziehung viel Verſäumtes nachgeholt werden. In der Haupt⸗ ſache aber müſſe die Hilfe von der landwirtſchaftlichen Seite her erfolgen. Hierzu machte das geſchäftsführende Vor⸗ ſtandsmitglied der Bauernkammer, Schmidt, verſchiedene prak⸗ tiſche Vorſchläge. Innenminiſter Pflaumer wies auf ver⸗ ſchiedene Möglichkeiten der Finanzierung hin. Gegen 6 Uhr ſchloß der Miniſterpräſident die Sitzung. Gammiungen von Geid⸗ und Gachſpenden () Karlsruhe, 4. Okt. Die Kreisleitung der NSDAP Karlsruhe teilt mit: Sammlungen von Geld- und Sachſpenden ſind laut Ver⸗ fügung des Führers verboten. Die Genehmigung zur Samm⸗ lung kann nur durch den zuſtändigen politiſchen Leiter er⸗ folgen. In Fällen der Zuwiderhandlung haben die Betroffe⸗ nen ſofortige Verhaftung zu gewärtigen. Zurzeit iſt nur Genehmigung zur Sammlung für das Winterhilfswerk erteilt. Die Sammler und Sammlerinnen be⸗ ſitzen weiße Armbinden. Außerdem befinden ſich an den Sam⸗ melbüchſen Klebeſtreifen, welche die Sammler und Samm⸗ lerinnen ausweiſen. J g Einheitsbewertung erſt 1. Januar 19335 ). Karlsruhe, 4. Okt. Die Preſſeſtelle beim Staats⸗ miniſterium teilt mit: Die nächſte Einheitsbewertung, die für den 1. Januar 1934 vorgeſehen war, iſt auf den 1. Januar 1935 hinaus⸗ geſchoben worden. Die Angaben in den Hausliſten, deren Ausfüllung jährlich auf 10. Oktober verlangt wird, ſind daher nicht erforderlich, ſoweit ſie ſich auf die Bewertung des Grundvermögens erſtrecken. Es wird alſo die Ausfüllung der Ziffern 2 bis 5 auf Seite 1 und der Spalten 4 bis 6 auf Seite 2, 3, und 4 in den diesjährigen von den Haus⸗ beſitzern aufzuſtellenden Hausliſten unnötig. Von Einbrechern erſchoſſen Feuerkampf mit einer Einbrecherband.. () Karlsruhe, 5. Oktober. Die Karlsruher Kriminalpolizei nahm am Mittwoch vor⸗ mittag im Faſanengarten eine Razzia gegen eine Einbrecher⸗ bande vor, die ſeit einiger Zeit die ganze Umgegend unſicher gemacht hatte. In einem Pavillon entdeckten dann die Be⸗ amten zwei der Verbrecher, die hier genächtigt hatten. Als ſie die Einbrecher verhaften wollten, feuerte der 23 Jahre alte Tagner Franz Zwinger auf den Kriminalkommiſſar Wil⸗ helm Rumpf einen Revolverſchuß ab, der den Beamten in den Kopf traf und deſſen ſofortigen Tod herbeiführte. Durch weitere Schüſſe wurde der Kriminalaſſiſtent Friedrich Kuch leicht verletzt. Während es gelang, den einen der beiden Einbrecher feſtzunehmen, konnte der Haupttäter Zwinger, nur mit Hoſe und Weſte bekleidet. im Gebüſch entkommen. Die Nachforſchungen nach ihm wurden ſofort aufgenommen, doch iſt es noch nicht gelun den, den Peohre ber fethunehmen. 8 Die Fahndung nach dem flüchtigen Zwinger iſt 5 erfolglos geblieben. An ſämtliche Polizeipräſidenten Deutſch⸗ bie Se e gegen 5 15 Auen worden. Alah 5 im Reich, beſo 5 reich, ſind eit 5. U Heidelberg.(Drei Monate für Steuerhin⸗ terziehung.) Die Metzgersehefrau Luiſe Hildenbrand aus Baierthal, die bisher völlig unbeſcholten war und in guten Verhältniſſen lebt, ſuchte ohne Wiſſen ihres Mannes zehn Mark Fleiſchſteuer dadurch zu hinterziehen, daß ſie die amt⸗ liche Wiegekarte für zwei Schweine durch eine ſelbſt geſchrie⸗ bene mit viel geringerem Gewicht vertauſchte. Das Gericht verurteilte die Angeklagte zu drei Monaten Gefängnis und 40 Mark Geldſtrafe. UI Heidelberg.(Un berechtigter Waffenbeſitz.) Bei dem 49jährigen Tüncher Georg Brüny aus Peterstal fand man bei einer Durchſuchung eine Handgranate und einen Karabiner. In die Angelegenheit waren außerdem der 49 jährige Zementeur Peter Hug und ſein 35jähriger Be⸗ rufskollege Heinrich Weiß verwickelt. Das Schöffengericht verurteilte Hug zu drei, Weiß zu vier und Brüny zu fünf Monaten Gefängnis. g Im Zementwerk tödlich verunglückt. i Heidelberg, 4. Okt. Im Portland⸗Zementwerk Hei⸗ delberg, in deren Steinbruch erſt vor etwa acht Tagen ein 31jähriger Arbeiter von nachſtürzenden Geſteinsmaſſen er⸗ ſchlagen wurde, hat ſich jetzt wiederum ein tödlicher Anglücks⸗ fall ereignet. Aus bis jetzt noch unaufgeklärter Arſache ſtürzte der 37jährige verheiratete Brenner Jakob Hermann aus Nuß⸗ loch bei den Brennöfen aus drei Meter Höhe ab und war ſofort tot. Der Verunglückte hinterläßt Frau und fünf un⸗ mündige Kinder. Ein ſchwerer Zuſammenſtoz. s () Baden⸗Baden, 4. Okt. Ein ſchwerer Verkehrsunfall ereignete ſich auf der Schwarzwaldſtraße. Der von Sinzheim kommende Holzhauer Franz Schweigert aus Baden⸗Lichten⸗ tal ſtieß in der Dunkelheit mit einem Kraftrad in der Kurve bei der Kläranlage in voller Fahrt gegen einen aus ent⸗ gegengeſetzter Richtung mit einem Fahrrad kommenden Rei⸗ ſenden namens Hillert, obwohl deſſen Rad beleuchtet war und er auch rechts gefahren iſt. Hillert wurde vom Rad ge⸗ ſchleudert und blieb mit einer ſchweren Knieverletzung lie⸗ gen. Auch der leichtſinnige, anſchemend betrunkene, Kraft⸗ fahrer erlitt verſchiedene Verletzunes en de Ver⸗ letzte mußten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Das Fahrrad wurde vollſtändig zertrümmert, auch das Kraftrad wurde beſchädigt. Schweigert wird ſich wegen fahrläſſiger Körperverletzung zu verantworten haben.„„ U Heidelberg.(Im Tode nachgefolgt.) Vor acht Tagen ſtarb der in Schlierbach wohnende ehemalige Mann⸗ heimer Realgymnaſiumsdirektor Alex Kanzler. Die Witwe, die den ſchweren Schickſalsſchlag nicht zu überwinden vermochte, iſt nun ihrem Gatten im Tode nachgefolgt. Sie hat ein Alter von 61 Johren erreicht. Reilingen bei Schwetzingen.(Ein Lausbuben⸗ ſtreich.) Auf dem Adolf⸗Hitler⸗Platz, der anläßlich ſeiner Einweihung mit Fahnen ausgeſchmückt war, wurde von einem zirka drei Meter hohen Maſt eine Hakenkreuzfahne herunter⸗ geholt und fortgeſchafft. Die Fahne fand man ſpäter in zer⸗ riſſenem Zuſtand auf der auf dem Adolf⸗Hitler⸗Platz er⸗ richteten Feſtbühne vor. () Bühl.(Wieder Traubenmarkt.) Da der im letzten Jahre abgehaltene Traubenmarkt ſich gut be⸗ währt hat und ſtets gut befahren war, und die Trauben, ſo⸗ wohl Tafeltrauben wie auch Trauben zum Keltern, zu guten Preiſen ſchlanken Abſatz fanden, ſoll auf Beſchluß der Markt⸗ kommiſſion dieſer Traubenmarkt auch dieſes Jahr wieder ſtattfinden und zwar im Anſchluß an den jeweiligen Obſt⸗ markt nachmittags 2 Uhr. 1 .. Zur Handwerkswerbewoche Vom 15. bis 20. Oktober.— Ein ganzer Berufsſtand wirbk. Das Deutſche Handwerksinſtitut, Berlin, ſchreibt unter der Ueberſchrift: Was hat der Handwerksmeiſter zu tun? U. d. Deutſche Männer und Frauen! Deutſche Handwerksmei⸗ ſter! Nur eine kurze Spanne Zeit trennt uns von der Woche im Oktober, die uns, dem Handwerk gehört. Ein gan⸗ zer Berufsſtand wirbt! Millionen deutſcher Volksgenoſſen blicken in dieſen Tagen auf uns; für hunderttauſende jun⸗ ger Menſchen, die einſt unſere Aufgabe in Haus und Werk⸗ ſtatt weiterführen ſollen, ſind wir Beiſpiel und Vorbild. Sei jeder der großen Verantwortung bewußt, die er als Ange⸗ höriger unſeres Standes damit übernimmt! Wir vertreten den Adel der Arbeit— und Adel verpflichtet! Jeder Handwerksmeiſter muß in der Werbewoche ſeine Wohnung, ſeine Werkſtatt und ſeinen Verkaufsraum, wenn es irgend geht, mit friſchem Grün, ſonſt mit Fahnen ſchmük⸗ ken. Unter allen Umſtänden müſſen mehrere Exemplare des großen ſchönen Werbeplakates an ſichtbarer Stelle aus⸗ gehangen werden, evtl. auch beim Nachbarn, dem Einzel⸗ händler, in Kaffeehäuſern, in Läden und an öffentlichen Anſchlagplätzen.(Die Plakate ſind zum Preiſe von etwa 0,12 bzw. 0,18 Mark von den örtlichen Organiſationen erhältlich.) Es iſt ſelbſtverſtändlich Pflicht, daß jeder Handwerksmei⸗ ſter und jedes Familienmitglied ein Werbe⸗Abzeichen trägt. Darüber hinaus muß jede Handwerkerfamilie im Bekann⸗ ten⸗ und Kundenkreis für den Kauf des Abzeichens werben. Der Teilnahme an Volksbeluſtigungen, Aufführungen von Handwerksbräuchen, Veranſtaltungen von Feuerwerk, von Umzügen uſw. darf ſich kein Meiſter, Geſelle oder Lehr⸗ ling entziehen. Macht ſelbſt den Anfang mit der Arbeitsbeſchaffung im Kleinen! Zeigt ſelbſt, daß es tatſächlich auf jeden Einzelnen ankommt und gebt euch gegenſeitig Aufträge! Meidet Wa⸗ renhaus und mittelſtandsfeindliche Betriebe! Stellt eure Betriebe für Beſuche von Schulklaſſen uſw. zur Verfügung. Laden und Werkſtatt müſſen dazu einen muſterhaften Eindruck machen. Wenn der Betrieb ein Schaufenſter beſitzt, bedarf es im Hinblick auf die große Bedeutung der Veranſtaltung der ganz beſonderen Pflege! Hat der Meiſter kein Schaufenſter, ſo ſollte er ein deut⸗ lich lesbares, ſauberes Straßenſchild mit Angabe der Ruf⸗ nummer und einer kurzen Empfehlung dort anbringen, wo er ſeine Kunden zu empfangen wünſcht. Die Jeikungsreklame iſt gerade für dieſe Veranſtaltung nicht zu entbehren, denn der Intereſſentenkreis iſt durch die anderen Mittel allein nicht vollſtändig zu erfaſſen. Es kommen zunächſt in Frage: eine Gemeinſchaftsanzeige, dabei evtl. Nen⸗ nung der werbenden Handwerksmeiſter. Hier die Stich⸗ worte für den Text: Preisangabe, Hinweiſe auf Preiswür⸗ digkeit, beſonders günſtige Zahlungsbedingungen, beſonders gediegene Arbeit, Berückſichtigung von Sonderwünſchen, Erläuterung zur Zweckmäßigkeit der ausgeſtellten Stücke, Hinweis auf Skizzen, Modelle und insbeſondere auf das Schaufenſter; ferner Einzelanzeige, hauptſächlich für jene Be⸗ triebe, die kein Schaufenſter haben. Wenn deren Name auch in der Gemeinſchaftsanzeige ſchon erſcheint, ſo ſollte nach Möglichkeit doch auch das Einzelinſerat benutzt werden. Es hat nachgewieſenermaßen namentlich in kleinen und mitt⸗ leren Städten eine ſehr ſtarke Werbewirkung. Die Empfehlungskarte muß die Inſeratwerbung und die anderen Werbemittel unterſtützen. Im Gegenſatz zur Werbung durch die Zeitung kann die Empfehlungskarte im Bekannten⸗ und Kundenkreis abgegeben werden. An ſonſtigen Druckſachen kommt ein nett geſchrie⸗ bener Proſpekt in Frage mit guten Abbildungen, evtl. auch als Faltblatt. Daneben können auch einfachere Werbezettel benutzt werden, u. U. ſind Handzettel zur Verteilung auf der . als Zeitungsbeilage, als Briefbeilage uff. zu emp⸗ ehlen. Gerade anläßlich der Handwerkswoche ſollte auf keinen Fall auf die Werbung durch einen perſönlichen Brief an die Kundſchaft verzichtet werden. Zu den genannten Werbemitteln kommt noch eines, neben hervorragender Leiſtung das Wichtigſte: Die perſön⸗ liche Werbung durch den Meiſter! 5 Deutſche Meiſter! Diſziplin und Arbeitsfreude, beſonders noch jetzt in dieſen letzten Wochen der Vorbereitung! Zeigt jetzt. was ihr könnt, zeigt Sinn und Geſchmack bei eurer Propaganda! Denn nach dem Geſicht eurer Werbung beur⸗ teilt man eure Leiſtungen! Masser brünkern-Zuppe 5 9 2 olcale Nuudocliau — Erhöhung der Bürgerſteuer nur in Ausnahmefällen. Der Reichsfinanzminiſter macht in einem Erlaß darauf aufmerkſam, daß der Zeitpunkt vom 21. Oktober für die Berückſichtigung von Gemeindebeſchlüſſen über die Bürger⸗ ſteuer der alleräußerſte iſt. Es liege, um die ordnungs⸗ mäßige Ausſchreibung der Steuerkarten und die rechtzei⸗ tige Einbehaltung der Steuer nicht zu gefährden, im dringenden Intereſſe der Gemeinden ſelbſt, über die Höhe der Bürgerſteuer ſo früh Beſchluß zu faſſen, daß er ſpä⸗ teſtens am 10. Oktober nach Genehmigung durch die Lan⸗ desregierung wirkſam wird, ſo daß gleich nach dieſem Tage mit der Ausſchreibung der Steuerkarten begonnen werden kann. Der Reichsfinanzminiſter ſieht übrigens kei⸗ nen Anlaß, den Steuerſatz für die Bürgerſteuer zu er⸗ höhen, oder höchſtens in Ausnahmefällen. Nach ſeiner Meinung iſt vielmehr zu prüfen, ob die Verhältniſſe nicht eine gewiſſe Ermäßigung der Steuerſätze geſtatten; dies 9933 insbeſondere für die Gemeinden, die die Bürgerſteuer 1933 mit außerordentlich hohen Sätzen erhoben hätten. OEG. ⸗Zug mit einem Fuhrwerk zuſammengeſtoßen Ein Fuhrwerk aus Ilvesheim ſtieß beim Ueberqueren der Geleiſe mit einem Zug der OEG. zuſammen. Drei Inſaſſen des Pferdefuhrwerks ſtürzten vom Wagen und trugen leichte Verletzungen davon. Das Pferd wurde ebenfalls verletzt. Der Sachſchaden an den beiden Fahrzeugen war nicht er⸗ heblich. b „Amtseinführung des Poltzeipräſidenten. In der Po⸗ lizeikaſerne fand die feierliche Amtseinführung des neuen Polizeipräſidenten Dr. Ramſperger durch Innenminiſter Pflaumer ſtatt, der in einer kurzen Anſprache an die Polizei betonte, daß deren Aufgabe keine leichte ſei. Denn die Geg⸗ ner ſeien nicht tot, ſie würden immer wieder verſuchen, wenn auch zwecklos, gegen den neuen Staat anzurennen. Der Mi⸗ niſter ſprach ſodann dem ſcheidenden Polizeipräſidenten Sackſofſky Dank und Anerkennung für ſeine bisher geleiſtete Arbeit aus. Nach einem dreifachen Sieg⸗Heil auf Hinden⸗ burg, Hitler und das deutſche Vaterland und nach dem Deutſchland⸗ und Horſt⸗Weſſellied ſchritt Innenminiſter Pflau⸗ mer die Front der SA. ab. I Aus der Kunſthalle. Neben der Werbeausſtellung der beiden Mannheimer Künſtler Joachim Lutz und Willi Sohl ſind zwet weitere Sonderausſtellungen eröffnet worden. Die eine enthält Leihgaben aus der badiſchen Kunſthalle Karls⸗ ruhe, die andere zeigt den Nachlaß des vor neun Jahren ge⸗ ſtorbenen Malers Walter Lilie⸗Schwetzingen. „& „Vom Proletariat zum Ar beiterlum“ Vortrag Auguſt Winnigs im Roſengarten. ö In einem von den Mannheimer Ortsgruppen der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront und des Kampfbundes für Deutſche Kultur veranſtalteten Vortragsabend ſprach der bekannte Arbeiter⸗ führer Auguſt Winnig über das Thema„Vom Proletariat zum Arbeitertum“. Jeder denkende Arbeiter, ſo führte der Redner u. a. aus, werde einmal vor der Frage ſtehen: Wer bin ich?— Habe ich eine Aufgabe zu erfüllen?— Bin ich dazu da, mein Schickſal zu dulden oder zu geſtalten? Nach⸗ dem das Bürgertum die Kraft, das Staatsſchiff zu lenken, eingebüßt hatte, war ſtatt des deutſchen Arbeitertums, das das Erbe antreten ſollte, nur ein von Haß erfülltes Pro⸗ cant zur Stelle. Da plötzlich kam vor 12, 14 Jahren der Gedanke des autoritären Staates in Deutſchland auf. Die Verſuche, die Ziele auf dem Wege des Umſturzes zu er⸗ reichen, ſchlugen fehl, denn ein unheimlich ſtarker Wille zur Geſetzmäßigkeit iſt deutſche Art, und es iſt ein Zeichen von unerhörter, kaum zu erfaſſender Willenskraft, daß es Adolf Hitler— einem Arbeiter— gelungen iſt, dieſen geſetzmäßigen Weg bis zum Erfolg zu gehen. Adel und Bürgertum hatten von der Geſchichte ihre Aufgaben erhalten. Die Aufgaben des Arbeitertums?— Wer kann ſie vorausſehen? Wir wiſſen nur, daß wir zu Beginn der Zeit ſtehen, die wir das„Dritte Reich“ nennen. — Landhelfer und Arbeitsdienſt. Bisher war die wei⸗ tere Vermittlung von männlichen Landhelfern auf Anter⸗ ſtützungsempfänger beſchränkt. Der Präſident der Reichsan⸗ ſtalt für Arbeitsvermittlung kann unter den gegenwärtigen finanziellen Verhältniſſen darin auch keine Aenderung zu Gunſten nichtunterſtützter Arbeitsloſer eintreten laſſen. Er hat ſich aber damit einverſtanden erklärt, daß nichtunter⸗ ſtützte zur Entlaſſung kommende Arbeitsdienſtwillige Land⸗ helfer werden können, wenn ſie im Einzelfalle für die Tätig⸗ keit in der Landhilfe beſondere Eignung und Neigung mit⸗ bringen. Um die gebotene Verbindung zwiſchen Arbeitsdienſt, Landhilfe und Siedlung zu wahren, hat ſich der Präſident der Reichsanſtalt ferner mit der Zulaſſung von nichtunter⸗ ſtützten männlichen Arbeitſuchenden zur Landhilfe in Einzel⸗ fällen einverſtanden, wenn dieſe nachweiſen können. daß ſie ſich in dem Ausbildungsgang zum Siedler in irgend einer Form befinden. Entſprechende Anträge von Arbeitsloſen müſ⸗ ſen mit einer Befürwortung durch einen Siedlungsträger, eine Siedlerſchule oder eine Siedlerberatungsſtelle verſehen ſein. —„Kalender der Deutſchen Arbeitsfront“. Die Deutſche Arbeitsfront hat einen„Kalender der deutſchen Arbeit“ her⸗ ausgegeben. In ihm ſprechen der Reichsminiſter Dr. Göbbels und Reichsarbeitsminiſter Seldte zum deutſchen Arbeiter. Er enthält Beiträge von Dr. Ley, Walter Schuhmann, Albert Förſter, Reichsſchulungsleiter Otto Gohdes, Reichsrundfunk⸗ direktor Eugen Hadamovpſky und vielen anderen. Der Ka⸗ lender, der reichhaltiges Bildmaterial enthält, iſt nach Inhalt und Ausſtattung ein Volksbuch im beſten Sinne. Die Auf⸗ lage des 224 Seiten ſtarken Bandes wird 4 Millionen Stück betragen. Der Preis beträgt 50 Pfennig. 1 ech ueberfall auf einen Sparkaſſenverwalter vor Ge⸗ richt. Wegen Totſchlagsverſuchs verhandelte das Schwurge⸗ richt gegen den 45 Jahre alten vorbeſtraften Hilfsarbeiter Karl Walter aus Philippsburg, der am Nachmittag des 14. Juli im Nathausgang den Sparkaſſenverwalter Hermann Schäfer in Philippsburg überfallen und ihm einen Meſſerſtich über dem linken Auge verſetzt hatte. Die Tat geſchah aus Erregung darüber, weil Schäfer nach Meinung Walters die Zwangsverſteigerung und Räumung ſemes Hauſes veranlaßt hatte. Der Staatsanwalt beantragte ein Jahr Gefängms, das Gericht erkannte jedoch wegen gefährlicher Körperverletzung auf fünf Monate Gefängnis, wovon zweteinhalb Monate al⸗ verbüßt gelten. g U Schriesheim. Waſſer auf Obſt getrunken — geſtorben.) Der ſechsjährige Volksſchüler Alois Dö⸗ ringer trank auf Birnen einen Schluck Waſſer. Kurz dar⸗ auf ſtarb das Kind. ide Familie hat erſt im vorigen Som⸗ mer einen erwachſenen Sohn durch Ertrinken verloren. Die neue Landwirtſchaftsſchule in Hockenheim Die Errichtung würde in aunßerordentlicher Kreisverſammlung genehmigt. ö Am Dienstag Nachmittag, 3. Oktober, trat in Hocken⸗ heim die Kreisverſammlung des Kreiſes Mannheim zu einer außerordentlichen Sitzung zuſammen, auf deren Tages⸗ ordnung lediglich die Errichtung einer landwirtſchaftlichen Schule in Hockenheim ſtand. Im Bürgerſaal des Rathauſes begrüßte Kreisvorſitzender Gotthans die Kreisräte und Kreisabgeordneten und ging kurz auf die Gründe ein, die zu dem Plan geführt haben, in Hockenheim eine Landwirt⸗ ſchaftsſchule ins Leben zu rufen; er würdigte dabei be⸗ ſonders das Entgegenkommen der Stadtgemeinde Hocken⸗ heim, wodurch eigentlich erſt die Abſicht verwirklicht wer⸗ den kann. Die Schule, an der bereits im November der Unterricht aufgenommen werden ſoll, entſpricht einem drin⸗ genden Bedürfnis, ſie ſoll am Aut zau des Vaterlandes mithelfen. i Mit Eintritt in die Tagesordnung wurde zunächſt Stadtrat Runkel zum Vorſitzenden der Kreisverſammlung gewählt, Kreisrat Zinkgräf(Weinheim) wurde ſtellver⸗ tretender Vorſitzender; als Schriftführer beſtimmte man die Kreisabgeordneten Schneider und Lenz. Zu einer Aus⸗ ſprache kam es nicht, dagegen konnte der Leiter der Kreis⸗ landwirtſchaftsſchule Ladenburg, Dr. Krumm, ſinnige Aus⸗ führungen über die Notwendigkeit der Errichtung einer gleichartigen Anſtalt für den Bezirk Schwetzingen machen. Er wies darauf hin, daß das landwirtſchaftliche Schul⸗ weſen gegenüber gewerblichen und ſonſtigen Fortbildungs⸗ ſchulen im Rückſtand geblieben ſei, weil wir in Baden zu wenig Landwirtſchaftsſchulen haben, die dazu nur mit freiwilligem Beſuch rechnen können. Als man die Abſicht kundtat, im früheren Amtsbezirk Schwetzingen eine ſolche Schule zu gründen, traten die Städte Schwetzingen und Hockenheim im Wettbewerb. Zunächſt mußte die geogra⸗ phiſche Lage in Betracht gezogen werden. Nach Süden iſt die nächſte Landwirtſchaftsſchule in Graben, nach Nor⸗ den in Ladenburg; Hockenheim liegt ziemlich genau in der Mitte, auch zwiſchen den Schulen in Wiesloch und Speyer. Außerdem liegt Hockenheim inmitten des Gebietes, das bisher für den Schulbeſuch in Ladenburg überhaupt kaum in Betracht kam und fügt ſich in das vorhandene Schulnetz gut ein. In und um Schwetzingen gibt es rund 3000 landwirtſchaftliche Betriebe, ehenſo viele aber auch um Hockenheim, ſo daß es gleich iſt, ob die Schüler aus der Schwetzinger Gegend nach Hockenheim fahren, oder um⸗ gekehrt. Schließlich ſprach die Gebäudefrage unbedingt für Hockenheim. Schwetzingen hatte das Stadtbauamt zur Ver⸗ fügung geſtellt, das aber zu eng geweſen wäre und keinerlei nutzbare Fläche um das Haus aufzuweiſen hat, ebenſa fehlten die Nebengebäude. In Hockenheim hat man eine ideale Löſung gefunden. Die Stadtgemeinde ſtellt ein leeres Jabrikgebäude zur Verfügung, das ſie vorläufig auf fünf Jahre dem Kreis Mannheim koſtenlos überläßt; auch über⸗ nimmt ſie die Koſten des erforderlichen Umbaues und trägt die Koſten für den Schuldiener und die Beleuchtung. Die Abſtimmung ergab keinen Widerſpruch, do daß noch im Laufe dieſer Woche mit den Arbeiten begonnen werden kann, damit die Schule in einem Monat betriebs⸗ fertig iſt. Der Vorſitzende der Kreisverſammlung betonte noch beſonders, daß die Schule kein Konkurrenzunternehmen für die Landwirtſchaftsſchule in Ladenburg darſtelle, ſon⸗ dern zur Ausbildung tüchtiger Landwirte in einem Bezirk diene, der bisher wegen ungünſtiger Verkehrsverbindung nicht erfaßt werden konte. Die Landwirte Hockenheims und der Umgebung ſollten nun auch für die Schule werben, zum Wohle des deutſchen Bauernſtandes. Ergänzend genehmigte die Kreisverſammlung noch die neue Satzung für die landwirtſchaftlichen Schulen des Kreiſes Mannheim und den Voranſchlag für die neue Schule in Hockenheim, der nur einen Zuſchuß von 8320 Rm. bedingt. Die Kreis⸗ verſammlung gab einſtimmig dem Wunſche Ausdruck, daß das Miniſterium den Landwirtſchaftsaſſeſſor Hartner in Ladenburg, den bewährten Mitarbeiter Dr. Krumms zum Schulvorſtand in Hockenheim beſtimmen möge. Vor ver Sitzung war Gelegenheit geboten, das Ge⸗ bäude zu beſichtigen. Es iſt die frühere Riegerſche Zigarren⸗ fabrik an der Karlsruher Straße; ſie iſt um das Jahr 1900 erbaut und wurde vor etwa fünf Jahren ſtillgelegt. Ein großer Fabrikſaal, der das ganze erſte Obergeſchoß des ſchmuckloſen Backſteinbaues einnimmt, wird durch Ein⸗ ehen von Wänden derart verändert, daß zwei Lehrſäle, ein Vorſtandszimmer, die Lehrmittelſammlung und das Laboratorium untergebracht werden können. Hof, Neben⸗ gebäude und Garten ſind vorhanden. In das Erdgeſchoß kommt die Städtiſche Sparkaſſe, deren gegenwärtiges Bü⸗ rogebäude vom Schulvorſtand bezogen wird. Die Teil⸗ nehmer an der Kreisverſammlung beſichtigten nach der Sitzung noch die Wanderherberge des Kees Mannheim. 4 Mit der Errichtung einer zweiten Landwirtſchafts⸗ ſchule wird einem dringenden Bedürfnis Rechnung ge⸗ kragen, namentlich im Hinblick darauf, daß die landwirt⸗ ſchaftlichen Intereſſen mehr als bisher gefördert werden Wollen. Das ganze Land Baden beſitzt zurzeit 30 land⸗ wirtſchaftsſchulen(ohne die zwei Bauernhochſchulen in Karlsruhe und Freiburg), nur eine diefer Schulen ent⸗ fällt, auf den Kreis Mannheim, während die anderen Kreiſe zwei bis fünf Landwirtſchaftsſchulen haben. Der künftig zu tragende finanzielle Aufwand für zwei Schulen wird wahrſcheinlich noch etwas niedriger ſein, als er es bis vor wenigen Jahren für die Schule Ladenburg allein war. Neben der beſſeren Erfaſſung der Bauernſöhne bringt eine zweite Schule den Vorteil, daß durch die Teilung des bisher zu großen Schulbezirkes eine durchgreifendere Beratungstäligkeit in den Betrieben der ehemaligen Land⸗ wirtſchaftsſchüler möglich wird. i ö 70 Neues aus aller Welt a Kreisleiter tödlich verunglückt. Zwiſchen Altenheg⸗ nenberg und Hattenhofen(Bayern) ſtießen der Kreisleſ ter von Landsberg, Dr. Hermann Gmelin, und der Motor⸗ truppenführer von Althegnenberg, Seebauer, mit ihren Motorrädern in voller Fahrt zuſammen. Seebauer blieb mit einem doppelten Beinbruch im Graben liegen, Dr. Gme⸗ lin wurde ſo ſchwer verletzt, daß er ſtarb. Zwei Kinder verbrannt Furchtbares Brandunglück in Neckargarkach. Heilbronn, 4, Okt. Im Hauſe der Familie Reiz in Nek⸗ kargarkach wurde im Dachſtuhl ein Brand enkdeckt. die Jeuerwehr war ſofort zur Stelle und ſchlug, da das Haus verſchloſſen war, das Dach ein, wobei ſie zwei Kinder im Al- ker von drei und fünf Jahren leblos im Stroh liegend auf⸗ fand. Das eine Kind war bereits kot, das andere ſtarb auf dem Wege ins Krankenhaus. Die Eltern und die ältere Schweſter der Kinder waren ausgegangen, und nur die beiden jüngſten blieben im Hauſe. Unter dem Dach lag Heu und Stroh, dort befand ſich auch ein Schlafzimmer. Todesurteil im Handwerk⸗Prozeß Frankfurt a. M., 5. Oktober. Das Schwurgericht ver⸗ urkeilte den Kochlehrling Reitinger wegen Mordes an dem SA-Mann Hans Handwerk in Tateinheit mit ſchwerem Landfriedensbruch und wegen Mordverſuches in drei Fäl⸗ 1 Tode, dauernden Ehrverluſt und zwei Jahren uchthaus. Der N te Fuhrmann Ernſt Kniedel wurde we⸗ gen ſchweren d zu zwei Jahren Gefäng⸗ nis und fünf Jahren Ehrverluſt verurteilt. Förderturm und Schacht eingeſtürzt Grubenunglück in Oberſchleſien.— 11 Verſchüttete. Kalkowitz, 4. Oktober. Auf der Kohlengrube in Eichenau ſtürzle während des Schichkwechſels der Förderkurm und der Jörderſchacht an⸗ ſcheinend infolge Ankerſpülung der Schachtwände ein. Neun Bergarbeiter wurden verſchüttet. Von den umliegenden Gruben ſind 13 Rektungskolonnen mit den Reltungsarbei⸗ ten beſchäftigt. Es wird verſuchk, auch vom Welterſchacht aus an die Verunglückten heranzukommen. Es beſteht je⸗ doch wenig Ausſicht, die Verſchütteten lebend zu bergen, weil ſie vermutlich durch die herabſtürzenden Geſteins⸗ maſſen erſchlagen wurden. Da die Grube ſtets unter Schlammwaſſer zu leiden hatte und erſt vor zwei Monaten völlig überſchwemmt wurde, wird angenommen, daß die Urſache in der Unterſpülung der Schachtanlage zu ſuchen iſt. Verſammlungs⸗Kalender. Ev, Kirchenchor. Heute Abend 8 Uhr Probe. Tv. 98. Heute Abend 8.30 Uhr antreten ſämtl. Wehrturner in der Turnhalle. —— NSO., Ortsgruppe Seckenheim. Morgen Ii Kreitag, den 6. ds. Mts., abends 8 Ühr, im„Deutſchen Hof“ Mitglieder ver⸗ ſammlung. Redner: Pg. Fiſcher, Mann⸗ heim. Erſcheinen iſt Pflicht, auch für ſolche Mitglieder, für die im Betrieb kaſſiert wird. Meine Kanzlei befindet sich nunmehr * frischgebrannten Mannheim-Seckenheim, Offenburgerstr. 23. Sprechstunde: ö l Montags bis Freitags 8—8 Uhr Samstags 9—1 Uhr. Fernsprecher Nr. 47187. Bernh. Zeh, gechts- und veminlungs-Agentur (Mitglied des Relchsbundes deutscher Rechtsbefstände). der Heute Georg Röser. Diät-Brote, Eden, Nussa und Nussana Saͤngerbund Mannheim-Seockenneim 5 Unserm Sangesbruder LUDWIG MEYER 0 und seiner lieben Braut GRETEI. ö zur heutigen Vermählung die herz- lichsten Glücle. u. Segenswünschie. 2 Acher⸗Grundſtücke getrennt zu verkaufen Größe ca. 18 u. 19 ar. Näheres Bernh. Zeh, Mhm.⸗Sechenheim, Offenburgerſtr. 23.(Nachm. 3—8 Uhr). sowie Markenbutter frisch eingetroffen im fieformhaus Bergmann. Pferdedung zu verkaufen. Zähringerſtraße 26. Die Sänger. 4 P———— N FEE Kath. Jungmännewerein pm. Seckenbeim Das eld des Dorpes Unserm lieben Mitglied 0 LUDWIG METER und seiner lieben Braut GRETEL. zur heutigen Vermählung Gottes Gnade und Segen. Die 1 A»( Taglohn- eitel für Bauhandwerker (nach vorgeschriebenem städtischen Muster) zu haben im Verlag des„Neckar-Bote“. dem Daefe Spart bei der ältesten Bank und Sparkasse am Platze Ländl. KMreatosrein Secgenneim e. G. m. u. H. in Mannheim-Seckenheim. Gegründet 1881. —