Erscheint täglich, uit Ausnahme der Sonn- und Felertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60 2 der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Reklamen 60 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Für Platz⸗Vorſchriften wird keine Garantie übernommen. Tages · und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Berkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Annahmeſchluß für Inſerate und Rotizen vormittags 9 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Iluſtriertes Anterhaltungsblatt“(vierſeitig). „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Schriftleitung, Druck u. Verlag: G. Härdle, Zähringerſtr. 68. Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 33. Jahrgang Der Neuaufbau deutſchen Preſſe. Berufsſtändiſcher Aufbau. Selbſtverwaltung und eigene Gerichtsbarkeit.— Das neue Preſſerecht.— Ein Schrift- i leitergeſetz. Berlin, 5. Oktober. Der 4. Oktober 1933 wird in der Geſchichte der deutſchen Preſſe zu einem Gedenktag erſter Ordnung werden. An die⸗ ſem Tage iſt ihr durch den Reichsminiſter Dr. Goebbels, der ſelbſt dieſem Berufsſtande angehört, eine Ehrung zuteil ge⸗ 1 wie man ſie bisher nirgendwo in der Welt erlebt hat. Sie hat aus der Hand der deutſchen Staatsregierung das höchſte Geſchenk erhalten, das ihr zuteil werden konnte, die abſolute innere Unabhängigkeit. Der deutſche Schrift⸗ leiter iſt kraft des Geſetzes nur ſeinem Volk und ſeiner Na⸗ lion, ſonſt niemanden mehr, weder dem Verleger noch ir- gendwelchen Geldgebern oder Intereſſengruppen verant⸗ wortlich. Sein Beruf wurde als erſter ſtändiſch aufgebaut, er hat das größtmögliche Maß von Selbſtverwalkung, ſeine eigene Gerichtsbarkeit und damit das modernſte Preſſe⸗ geſetz der Welt erhalten. In den Grundzügen wurde das Geſetz unmittelbar nach Abſchluß der Kabinettsſitzung bekannt. Wenige Stun⸗ den ſpäter erſchien der entſchloſſenſte Verfechter des Ge⸗ ſetzes, Dr. Goebbels, im überfüllten großen Saal des Häu⸗ ſes der deutſchen Preſſe, um in Gegenwart zahlreicher Ehrengäſte vor der Preſſe in einer groß angelegten, wun⸗ dervoll klaren und eindringlichen Rede das große Werk zu begründen und darzulegen. Der Vorſitzende des Reichs⸗ verbandes der deutſchen Preſſe, SS⸗Oberführer Dr. Diet ⸗ rich, eröffnete die bedeutſame Sitzung und gab dann Reichs miniſter Or. Goebbels das Wort. Dieſer führte im weſentlichen Folgendes aus: „Die Reichsregierung hat das neue Schriftleitergeſetz beſchloſſen und ich glaube, wir ſtehen damit an einem ent⸗ 0 7 Wendepunkt in der Entwicklung der öffentlichen Meinung in Deutſchland überhaupt. Der Glaube, daß es eine Freiheit des Geiſtes und eine Freiheit der Mei⸗ nung, losgelöſt vom nationalen und vom völkiſchen In⸗ tereſſe überhaupt geben könne, dieſer Glaube iſt allgemach im Rückzug begriffen. Man begiunt nicht nur in Deutſchland. ſondern jn der ganzen Welk mehr und mehr einzuſehen, daß die Freiheit des Geiſtes und die Freiheit der Meinung Grenzen finden müſſen, wo ſie ſich mit den Rechten und Berpflichkungen des Volks- und Staatskörpers zu ſtoßen beginnen. Dieſe Begrenzung der Geiſtes⸗ und Meinungsfreiheit wird ſich immer dann zum Segen des ganzen Staatsweſens auswirken, wenn die Mehrheit der Wohlmeinenden ſie ſich freiwillig auferlegt und ſie von ſtaatswegen den renitenten und ſabotierenden Elementen aufgezwungen wird. In dem Augenblick, in dem der Staat ſich dieſes ſauveränen Rechtes begibt, begibt er ſich der Möglichkeit, eine zielbewußte und konſequente Politik nach innen und nach außen zu betreiben. Niemand ſoll ſo 5 en zu glauben, 92 in der na⸗ kionalſozialiſtiſchen Führung nicht eine Meinungsver⸗ ſchiedenheit aufkommen könne. Und niemand ſoll glauben, daß Meinungsverſchiedenheiten nicht unter vier Augen offen ausgekämpft würden. Was uns aber vom Leerlauf des Parlamentarismus und der li⸗ beralen Demokratie unterſcheidet, das iſt: Wenn einmal bei einer Meinungsverſchiedenheit eine Entſcheidung ge⸗ troffen iſt, dann wird dieſe Entſcheidung akzeptiert von dem, der dafür und dawider iſt. 5 i Vor allem muß die Preſſe ſich eins klar machen: Es lebt nun einmal im deutſchen Volke ein unausrottbarer Hang, das gedruckte Wort viel ernſter zu neh⸗ men als das geſprochene. Aus dieſer Erkenntnis heraus muß man mit größerer Verantwortung an die Drucklegung eines Wortes gehen als an ſein Ausſprechen. Die weitaus überwiegende Mehrzahl des deutſchen Volkes hat auf dieſe Regierung ihre allerletzte Hoffnung geſetzt. Möglich, daß die Regierung in einzelnen Beſchlüſſen irrt, unmöglich aber anzunehmen, daß nach dieſer Re⸗ gierung etwas Beſſeres kommen könne. Es kann deshalb für jeden nationalgeſinnten und verant⸗ worth Staatsbürger gar keine Möglichkeit ge⸗ ben als die Entf itſchlüfſe und die Beſchlüſſe diefer Regierung zu decken unnd haft zu ſorgen, daß ſie zu greifbaren Er⸗ gebniſſen führen. 5. Ift es für einen Schriftleiter etwas Entehrendes, wenn anſtelle des Verlegers der Staat eintritt? Heißt es nicht etwa größeren Idealen zu dienen, wenn er ſich dem Willen und den Aufgaben des Staates ein⸗ und unterordnet, als wenn er ſich dem Willen und den Aufgaben eines zweckbe⸗ ſtimmten Konzerns oder wirtſchaftlichen Unternehmers unterordnet? Keine Geſinnungstumperei! Es iſt das ſouveräne Recht des Staates, die öffentliche Meinung in ihrer Geſtaltung zu überwachen. Wenn heute in Journaliſtenkreiſen Klage darüber geführt wird, daß das Bild der deutſchen Preſſe zu uniform geworden ſei, ſo muß ich dem gegenüberhalten, daß das nicht im Willen der Regierung geweſen iſt. Ich kann doch nichts dafür, wenn Zeilungen, die früher gegen die nationalſozialiſtiſche Bewe⸗ gung Sturm gelaufen ſind, heute päpſtlicher ſein wollen als der Papſt(Beifall). Wir zwingen Sie doch nicht zur Charak⸗ Freitag, den 6. Oktober 1938 terloſigkeit. Wir verlangen nur, daß Sie nichts gegen den Staat unternehmen. Uns kann es ſchon ganz recht fei wenn die freie Diskuſſion beginnt. Selbſtverſtändlich hat ſie ſich im Rahmen der Linien zu halten, die wir für die große Politik gezogen haben. a Wir wollen keine Geſinnungslumperei, ſondern wir wollen eine offene und ehrliche Sprache. Wir wollen aufrichtige Männer haben, die aus vollſtem Herzen und mit ganzer Verantwortung dieſem Staat die⸗ nen, weil ſie ihn für zweckmäßig und für das Beſte halten, ſchei 1 den gegebenen Umſtänden überhaupt möglich er⸗ eint. f Das ganze deutſche Preſſeweſen iſt auf eine abſolut neue Baſis geſtellt. Jeder hat im Rahmen der großen Aufgaben, die wir erfüllen müſſen, volle Entfaltungsfrei⸗ heit. Die Regierung hat ein Intereſſe daran, aufrich⸗ tige Männer zu beſitzen, die die Feder zu handhaben verſtehen und die auf ihre Art an den großen nationalen Arbeiten mitzuarbeiten entſchloſſen ſind. Die Geſtaltung der Preſſe geſchieht im offenen Licht des Tage- und jeder, der an ihr mitarbeitet, übernimmt für das, was er tut, auch die Verantwortung. Dabei bekommen Sie, meine Herren, ein größtmögliches Maß von Selbſtverwal⸗ tung. Sie werden zugeben, daß die Regierung Ihnen da⸗ mit ein ungeheures Maß von Vertrauen ent⸗ gegenbringt, ein Vertrauen, deſſen Sie ſich nun auch durch Ihre Arbeit würdig zeigen müſſen. Das Schriftleitergeſetz, das Ihnen hiermit in die Hand gegeben wird, iſt, ich möchte faſt ſagen, das modernſte der Welt. Ich glaube, auf die Dauer kann kein Preſſemann Freude an ſeinem Beruf empfinden. wenn er feſtſtellen muß, daß ſeine Politik dem Wohle des Staates und dem Wohle des Volkes zu widerläuüft. Ich kann Ihnen von dieſer Stelle aus geſtehen: Ich habe die natürliche Abſicht, der warmherzige Be⸗ ſchützer der deulſchen Preſſe zu ſein und zu bleiben. Wenn mir im Geſetz das Recht zugeſtanden iſt, den Füh⸗ rer des Reichsverbandes der 5 1 Preſſe zu ernennen, ſo möchte ich hiermit Herrn Dr. Dietrich zum Führer des Reichsverbändes der deutſchen Preſſe ernennen. In fünf bis ſechs Jahren erſt werden Sie die Früchte ernten können, die Sie von dieſem Geſetz zu erwarten haben. Es wird endlich einmal in einem Skaate die öffenkliche Mei⸗ nung ſaubet, ernſt, verantworkungsbewußt und wahrhaf. kig machen. Ich bitte Sie alſo, daß Sie ſich von nun ab mit der Regierung vereinigen in dem ernſten Willen, Deulſch⸗ land aus der Ariſe ju erlöſen, dem Volke wieder ſeine Ar ⸗ beit und ſein Brot zurückzugeben, und ich bin der Ueber zeugung, wenn das unſer feſter Entſchluß iſt dann wird Deukſchland herrlicher denn je wieder auferſtehen. Der ſtürmiſche Beifall, mit dem die Ausführungen des Reichsminiſters aufgenommen wurden, wiederholte ſich, als Dr. Dietrich dem allgemeinen Empfinden Ausdruck verlieh. Zum Geſetz ſelbſt machte er noch längere, Befriedigung und Dank zum Ausdruck bringende Ausführungen. N Zum Schluß verlieh Dr. Dietrich ſeinem Dank für das Geſetzgebungswerk dadurch Ausdruck, daß er Dr. Goeb⸗ bels bat, die Ehrenmitgliedſchaft des Reichsver⸗ bandes der deutſchen Preſſe annehmen zu wollen. Mit einem Heil auf den Führer fand dieſe Kundgebung der von den Feſſeln des Liberalismus befreiten deutſchen Preſſe ihren Abſchluß. Das Schriftleitergeſetz Das Schriftleitergeſetz, das die Reichsregierung beſchloſ⸗ ſen und verkündet hat, hat 47 Paragraphen. Die haupt⸗ ſächlichen Beſtimmungen beſagen: Die im Hauptberuf oder auf Grund der Beſtellung zum Hauptſchriftleiter ausgeübte Mitwirkung an der Geſtaltung des geiſtigen Inhaltes der im Reichsgebiet herausgegebenen Zeitungen und politiſchen Zeitſchriften durch Wort, Druck oder Bild iſt eine in ihren beruflichen Pflichten und Rechten vom Staat durch dieſes Geſetz geregelte öffentliche Aufgabe. Ihre Träger heißen Schriftleiter. Niemand darf ſich Schrifk⸗ leiter nennen, der nicht nach dieſem Geſetz dazu befugt iſt. Schriftleiter kann nur ſein, wer 1. die deutſche Staatsangehörigkeit beſitzt, 2. die bürgerlichen Ehrenrechte und die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter nicht verloren hat, 3. a ri⸗ ſcher Abſtammung iſt und nicht mit einer Perſon nichtari⸗ ſcher Abſtammung verheiratet iſt, 4. das 2 1. Lebens ⸗ jahr vollendet hat, 5. geſchäftsfähig iſt, 6. fach ⸗ männiſch ausgebildet iſt, 7. die Eigenſchaften hat, die die Aufgabe der geiſtigen Einwirkung auf die Heffent⸗ lichkeit erfordert. f Die 5 Ein ſung zum Schriftleiterberuf wird auf An⸗ trag durch Eintragung in die Berufsliſte der Schriftleiter be. wirkt. Die Berufsliſten werden bei den Landesverbänden der deutſchen Preſſe geführt. e 1 Schriftleiter ſind in Sonderheit verpflichtet, aus den Zeitungen alles fernzuhalten,. J. was eigennützige Zwecke mit gemeinnützigen in einer die Oeffentlichkeit irreführenden Weiſe vermengt, 2. was geeignet iſt, die Kraft des Deutſchen Rei⸗ chers nach außen oder im Innern, den Gemeinſchaftswillen des deutſchen Volkes, die deutſche Wehrhaftigkeit, Kultur oder Wirtſchaft zu ſchwächen oder die religiöſen Emp⸗ findungen anderer zu verletzen, 3. was gegen die Ehre und Würde eines Deutſchen verſtößt, g 5 Nr. 233 Steuerreform und Straßenbau Aus dem Arbeitsbeſchaffungsausſchuß des Induſtrie⸗ und Handelskages. Berlin, 6. Oktober. Der Arbeitsbeſchaffungsausſchuß des Deutſchen Induſtrie⸗ und Handelstages trat unter dem Vorſitz des Präſidenten Dr. von Renteln zum erſtenmal ſeit ſeiner Berufung zu⸗ ſammen. Präſident Dr. von Renteln hielt eine Rede, in der er die Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen der Reichsregie⸗ rung eingehend ſchilderte. Dann ergriff der Staatsſekretär im Reichsfinanzminiſterium Fritz Reinhardt das Wort zu Ausführungen über die Finanz⸗ und Steuerpolitik der Reichsregierung. Die Steuergeſetze, ſo erklärte er, und die neue Abgabenordnung werden aus nationalſozialiſtiſchem Geiſt geboren ſein. Bei der Bemeſſung der ESinkommenſteuer wird in weitgehendem Maß bevölkerungspolitiſchen Grundſätzen entſprochen werden. die Sleuerreform wird ſich nicht nur auf die Steuern des Reiches, ſondern ſelbſtverſtändlich auch auf diejenigen der Länder und Gemeinden erſtrecken. Der Generalinſpekteur für das deutſche Straßenweſen, Dr. Todt. äußerte ſich über die Aufgaben auf dem Ge⸗ biete des Autoſtraßenbaues. Im nächſten Jahr wird man weitere große Straßen bauten in Angriff nehmen. Die Finanzierung eines Straßennetzes von 6000 Kilometern iſt bereits geſichert. Dr. Todt warnte vor einer ungeſunden Aufblähung in der Bauinduſtrie. Der vorhan⸗ dene Apparat reicht völlig aus, um der kommenden Auf⸗ gaben Herr zu werden. Bei einer weiteren Ausdehnung würde nach Ablauf einer beſtimmten Zeit keine Arbeits⸗ möglichkeit mehr vorhanden ſein. 5 3 Gegen geflüchtete Hetzer Aus dem Geſetz zur Gewährleiſtung des Rechtsfriedens. Das Reichskabinett hat, wie bereits gemeldet, ein Ge⸗ ſetz zur Gewährleiſtung des Rechstfriedens beſchloſſen, das in den nächſten Tagen im Reichsgeſetzblatt veröffentlicht 18 wird. Von unterrichteter Seite wird dazu u. a. er⸗ Art: Die revolutionäre Welle der nationalſozialiſtiſchen Re⸗ volution als ſolche iſt abgeſchloſſen. Angriffe gegen den Be⸗ ſtand, die Sicherheit und das Anſehen des Staates oder Ge⸗ walttaten gegen ſeine Träger, die Träger der natio⸗ nalſozialiſtiſchen Bewegung, müſſen unter Ein⸗ ſatz aller ſtaatlichen Machtmittel unterdrückt werden. Ge⸗ rade die Erfahrungen und die Entwicklung der letzten Zeit haben gezeigt, daß die geltenden Geſetzesvorſchriften zur Be⸗ kämpfung der ſtaatsfeindlichen Beſtrebungen nicht aus⸗ reichen. Veſonders gefährlich für Staat und Volk ſind auch die Beſtrebungen derjenigen ſtaatsfeindlichen Kräfte, die das Feld ihrer gegen die nationalſozialiſtiſche Revolu⸗ tion gerichteten Tätigkeit ins Ausland verlegt haben. Was den Schutz des Skaates gegen ſtaatsfeindliche Tä⸗ kigkeit im Auslande anlangt, ſo iſt hier niedergelegt, daß mit der ſchweren Strafe, die das Geſetz vorſieht, nämlich mit der Todesſtrafe oder lebenslänglichem Juchthaus oder Zuchthaus bis zu 15 Jahren, jeder beſtraft wird der im Auslande eine Druckſchrift, durch die der Tatbeſtand des Hochverrats begründet wird, herſtellt, verbreitet oder ſonſt ſich des Verbrechens des Hochverrates ſchuldig macht. Hierzu tritt die weitere Beſtimmung, daß jeder, der es unternimmt, eine dieſer hochverräteriſchen Druckſchriften, die im Auslande hergeſtellt worden iſt, ins Inland einzuführen oder nach ihrer Einführung im Inlande zu verbreiten, oder wer ein im Auslande begangenes hochverräteriſches Verbrechen im Inlande fördert, ebenfalls zu den genannten een verurteilt werden kann. ine andere Gruppe von Strafbeſtimmungen richtet ſich gegen die Einfuhr von ſtaatsgefährlichen Druck⸗ ſchriften, die mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren beſtraft wird. Unter dieſe Strafe fallen die Verbreiter von Druck⸗ We die den äußeren Tatbeſtand eines Verbrechens, z. gegen das Geſetz gegen die Neubildung von Parteien oder des Widerſtandes gegen die Staatsgewalt oder auch des Tatbeſtandes einer ſogenannten Lügen⸗ und Greuelmeldung darſtellen. Innsbruck. Der verantwortliche Redakteur der Inns⸗ brucker ſozialdemokratiſchen„Volksſtimme“ wurde zu 1000 Schilling Geldſtrafe und drei Wochen Arreſt verurteilt, weil die„Volksſtimme, den deutſchen Außenminiſter als„Geſin⸗ nungsfreund des Attentäters“ bezeichnet hatte. 4. was die Ehre oder das Wohl eines anderen wider⸗ rechtlich verletzt, ſeinem Rufe ſchadet, ihn lächerlich oder verächtlich macht, 5 5. was aus anderen Gründen ſittenwidrig iſt. Schriftleiter ſind verpflichtet ihren Beruf gewiſſenhaft auszuüben und ſich durch ihr Verhalten innerhalb und außerhalb ihres Berufes der Achtung, die er erfordert, wür⸗ dig zu zeigen. Gefängnis für Preſſebeſtechung. Wer es unternimmt, einen Schriftleiter oder einen Ver⸗ leger oder deſſen Vertreter durch Anbieten, Verſprechen oder Gewähren eines Vorteiles zur Vornahme, Herbeiführung, oder Duldung einer gegen die Forderungen verſtoßenden Ge⸗ ſtaltung des geiſtigen Inhaltes einer Zeitung zu beſtimmen, wird wegen Preſſebeſtechung mit Gefängnis oder mit Geld⸗ ſtrafe beſtraft. 15 0 7 1 1 . . 5 — 3 5 1 1 1 5 1 1 1 . 1 8 1 Die Lügen des„Braunbuchs“ Scharfe Jurückweiſung im Reichstagsbrandprozeß.— Sack war bei Branking. Leipzig, 5. Oktober. Zu Beginn der Donnerstag⸗Verhandlung wird zu⸗ nächſt der Angeklagte Torgler weiter vernommen. Der Vorſitzende hält dem Angeklagten die Ausſage des Amtsge⸗ hilfen Aldert vor, daß van der Lubbe am 27. Je⸗ bruar im Reichstag geweſen ſei, und daß er ihn ſelbſt in den Fahrſtühlen nach oben befördert habe. Nach einiger Zeit ſei derſelbe Mann wieder mit einer Papier⸗ tüte in der Hand heruntergekommen. Torgler betont er⸗ neut, daß er van der Lubbe nicht kenne; im übrigen halte er es für ausgeſchloſſen, daß man einen ſo ausſehenden Menſchen ungehindert in den Reichstag hineingelaſſen hätte. Der Vorſitzende weiſt dann darauf hin, daß van der Lubbe damals doch noch nicht ſo abgeriſſen gewe⸗ ſen ſei. van der Lubbe ſei doch auch ſchon früher, wie ein Zeuge bekundet, im Reichstag geweſen und zwar bei einer Beſichtigung. Torgler erwidert, daß ſich bei Maſſen⸗ beſichtigungen jeder, ganz gleich wie er ausſah, betei⸗ ligen durfte, wenn er ſein Eintrittsgeld bezahlte. 5 Der Vertreter des Oberreichsanwaltes, Pariſius, fragt den Angeklagten Torgler, ob bei der kommuniſtiſchen Fraktion immer nur elegant gekleidete Ka⸗ valiere verkehrt hätten. Torgler erwiderte, beſonders an Tagen, an denen der Sozialpolitiſche Ausſchuß tagte, ſeien Erwerbsloſe gekommen, aber gerade daan ſeien die Reichs⸗ tagsabgeordneten beſonders auf dem Poſten geweſen. Leute ohne Kragen ſeien nicht aus den Augen gelaſſen worden. Der Vorſitzende weiſt weiter auf die Ausſagen einer Zeugin hin, daß der kommuniſtiſche Abgeordnete Koenen zuſammen mit van der Lubbe den Fahrſtuhl hinaufgefahren ſei. Torgler hält das für ausgeſchloſſen. Der Vorſitzende hält dem Angeklagten Torgler weiter die Ausſage des Zeugen Weberſtedt vor, daß am Tage nach dem Brand auf dem kommuniſtiſchen Frak⸗ tionszimmer beide Schreibmaſchinen entfernt wa⸗ ren und das ganze Zimmer ſo aufgeräumt geweſen ſei, als ob man die Abſicht hatte, nicht zurückzukehren. Das Loch im Glasdach Torgler erklärt, daß ſeines Wiſſens nur eine Schreib⸗ maſchine dort ſtand und daß von Ausräumen ebenſo wenig wie bei den anderen Zimmern die Rede geweſen ſein kann. Weiter gibt der Vorſitzende eine Zeugenausſage be⸗ kannt, wonach am Tage des Brandes ein Loch in dem Glasdach feſtgeſtellt worden iſt. Ueber dem kom⸗ muniſtiſchen Fraktions zimmer ſei eine Scheibe heraus geweſen und die Scherben hätten unten gelegen. Ueber dem Loch ſei eine Leiter angeſtellt geweſen. Der Angeklagte Torgler erwidert, daß ihm dieſer Vorgang völ⸗ lig unverſtändlich ſei. Als er abends das Zimmer verlaſſen habe, habe er nichts davon bemerkt. Vorſitzender: Auch Spuren von genagel⸗ ten Stiefeln ſollen auf einem Fenſterplatz entdeckt wor⸗ den ſein, über das man vom zweiten Obergeſchoß zu den kommuniſtiſchen Fraktionsräumen gelangen kann. Torgler erklärt, daß von den Angeſtellten des Frak⸗ 1 niemand genagelte Schuhe gehabt habe. Die Vorgänge nach dem Brand Es kommen dann die e nach dem Reichstags⸗ brand zur Sprache. Angeklagter Torgler ſchildert, daß er vom Reichstag aus zum Reſtaurant Aſchinger am Bahn⸗ hof Friedrichſtraße gegangen iſt, wo er ſich mit dem Zeu⸗ gen Birkenhauer verabredet hatte. In ſeiner Beglei⸗ tung war außerdem Koenen. Etwa um 10 Uhr, fuhr Torgler fort, ſei ein Kellner an ihren Tiſch gekommen und habe gefragt, ob ſie ſchon wüßten, daß der Reichstag brenne. Torgler erklärt, er habe das zunächſt als Flach⸗ ſerei aufgefaßt und geſagt: Machen Sie doch keinen Un⸗ ſinn. Der Kellner erwiderte jedoch: Nein, nein, es ſind ſchon Tauſende da. Dann habe ich die Sache ernſthaft aufgefaßt. Ich bin ſofort aufgeſtanden, und wir haben kurz nach 10 Uhr das Reſtaurant verlaſſen. BVBorſitzender: Das weſentliche bei der Sache iſt doch, daß der Zeuge Hoeft. der Geſchäftsführer des Lokals, ſich darüber wunderte, daß Sie die Nachricht ſo ruyig auf- genommen haben. als Sie da zuſammenſaßzen. Torgler: Das iſt nur dadurch zu erklären, daß wir, die wir ollein hinten in der Ecke ſaßen, noch gar keine Ahnung davon hatten, wenn auch vorn die Leute es ſchon wußten und aufgeregt waren. Er habe ſich in die Straßen⸗ bahn geſetzt und ſei zum Reichstag gefahren. Er habe es aber aufgegeben, durch die Abſperrung zu kommen, be⸗ ſonders, nachdem er geſehen habe, daß in dem Flügel, wo die Zimmer der kommuniſtiſchen Fraktion lagen, alles dun⸗ kel war. Er ſei dann zu Aſchinger zurückgefahren und habe dort Birkenhauer ſeine Beobachtungen erzählt. Vorſitzender: Als belaſtendes Moment wird gel⸗ tend gemacht und durch Zeugen belegt, daß an dem Abend im Reſtaurant Schlawicki in der Dirckſenſtraße ein auffal⸗ lend reger Verkehr an Ihrem Tiſch geherrſcht habe. Die Unterredung ſei in leiſem Flüſterton geführt und abgebrochen, wenn ſich Leute dem Tiſch näherten. Einige Teil⸗ nehmer ſeien in wahrnehmbarer Unruhe geweſen. Es ſeien viele Telephongeſpräche geführt worden. Angeklagter Torgler: An unſerem Tiſch iſt nichts im Flüſterton geſprochen worden. Wir haben natürlich ziem⸗ lich erregt den Reichstagsbrand beſprochen und uns dar⸗ über unterhalten, welche politiſche Bedeutung das haben könnte. Ich bin ſehr häufig ans Telephon gegangen, um mich zu informieren. Die Verleumdung des Auslandes Nach einer längeren Pauſe, in der Verhandlungen zwi⸗ ſchen der Verteidigung und dem Senat ſtattfanden, gab Rechtsanwalt Dr. Sack eine Erklärung ab, in der es u. a. heißt: Es tagt in Paris der ſogenannte Unterſuchungsaus⸗ ſchuß, der den Reichstagsbrand klären will. An dieſem Ausſchuß nimmt auch teil der amerikaniſche Kollege Hayes. Ich erhalte ſoeben eine Verlautbarung, nach der Hayes in Paris dem Sonden ram gegenüber ſich geäußert haben ſoll, daß er ein ſeltſames Be⸗ tragen der Verteidigung feſtſtellen müſſe, die bei der Ent⸗ laſtung der Angeklagten gleichzeitig die wahren Schuldi⸗ gen an der Brandſtiftung hätte angeben müſſen. Ich verwahre mich gegen dieſen Anwurf, daß meine Verteidigung irgend iſt eines deutſchen Anwalles unwürdig, Gerüchle, politiſche Kombinationen, wie ſie im Braunbuch enthalten ſind, hier als Beweisankräge zu formulieren. Oberreichsanwalt Dr. Werner: Ich ſtimme den Aus⸗ führungen des Verteidigers vollkommen bei, die ſich gegen die Verleumdungen richteten, die in einem Teil der Aus⸗ landspreſſe und in dem ſog. Braunbuch erhoben worden ſind Dieſe Behauptungen ohne jede Unterlage haben in dieſem Stadium des Prozeſſes auch mir keinen Anlaß gegeben, auf dieſe Dinge irgendwie einzugehen. Der Verteidiger war in London Rechtsanwalt Dr. Sack: Ich habe in der Nacht vom Freitag zum Samstag in einem Hotel in London mit Rechtsanwalt Branting zuſammengeſeſſen und ihm in Ge⸗ genwart meiner Referendare und ſeiner ſogen. Sekretäre erklärt, welche verſchiedenen Gerüchte nicht nur haltlos ſind, ſondern, wenn ſie immer wieder vorgebracht werden, den Stempel der Verleumdung tragen: 1. das Gerücht, an dem Brandtage wären Reichs⸗ tagsbeamte aus beſtimmten Gründen beurlaubt wor⸗ den. Ich habe erklärt, daß ſei unrichtig; es waren die Be⸗ amten im Dienſt geweſen, die turnusmäßig an dieſem Tage ihren Dienſt zu machen hatten. Es handelt ſich dabei um alte Beamte, die aus dem alten Regime übernom⸗ men worden ſind, nicht etwa um neue, die erſt von den neuen Regierungsſtellen angeſtellt worden ſind. 2. habe ich feſtgeſtellt, daß die Feuerwehr inner⸗ halb von vier Minuten von zwei verſchiedenen Wachen zur Stelle war. Alles andere Gerede iſt nichts weiter als Kom⸗ bination oder auf Bösartigkeit zurückzuführende Verleum⸗ dungen. Ich hatte in London mitanhören müſſen, wie der frühere Miniſter Grzeſinſki folgende Worte geſprochen hat: Wenn der höchſte Alarm für die Feuerwehr nicht an⸗ geordnet geweſen iſt, dann muß er verboten geweſen ſein. Darauf habe ich dem Rechtsanwalt Branting erklärt, die Feuerwehr iſt in kürzeſter Friſt in die höchſte, die fünfte, Alarmſtufe verſetzt worden. Ich habe weiter erklärt, es ſei ein unſinniges Gerücht, daß ein Trupp S A⸗Leute in der Dorotheenſtraße auf das Zeichen des Führers Ernſt gewartet habe und dann auf Motorrädern durch Berlin ge⸗ raſt ſei. Ich habe ferner erklärt, daß alles ſofort alarmiert wurde und in kurzer Zeit alles polizeilich abgeriegelt war. Wenn jetzt wieder ſolche Gerüchte auftauchen, ſo richten ſie ſich von ſelbſt, aber ſie können dann nur noch als An⸗ würfe gegen die Verteidigung und als ein bösarkiger An- griff gegen die deutſche Rechtspflege gewerkel werden. Rechtsanwalt Dr. Seuffert teilt mit, daß ihm geſtern ein Schreiben von dem Pariſer Komitee zugegangen iſt, in dem 15 nahegelegt wird, van der Lubbe durch zwei anerkannte ſchweizeriſche Sachverſtändige unterſu⸗ chen zu laſſen. Ich halte es unter der Würde eines deutſchen Rechtsanwaltes, erklärt Dr. Seuffert, nach Paris an ein ſolches Komitee überhaupt eine Antwort zu geben. Es wird dann in der Verhandlung fortgefahren. Nachdem der Vorſitzende durch das überaus dreiſte Verhalten des Angeklagten Dimitroff zu energi⸗ ſchem Eingreifen veranlaßt worden war, wird dem Ange⸗ klagten Torgler eine Zeugenausſage vorgehalten, wonach Torgler einige Zeit vor dem Brand mit Dimitroff im Reichstag, an einer Brüſtung lehnend, geſehen worden iſt. Torgler erklärt, daß er Dimitroff erſtmalig in ſei⸗ 945 Leben in Leipzig in dieſer Verhandlung kennen gelernt abe. Der Vorſitzende gibt dann eine Zeugenausſage des Bergmannes Kunzack, der früher ſelbſt KFommuniſt war, bekannt. Dieſer Zeuge hat von einer Zuammenkunft berichtet, die im Jahre 1925 in Düne der“ ſtattgefunden haben ſoll. Leiter der Anger dere Abg. Heinz Neuman. Es waren drei Holländer anweſend, von denen einer Lübben hieß, der nach der Ausſage des Zeugen unbedingt mit dem Angeklagten van der Lubbe identiſch ſei. Torgler erklärt, daß die Bekundungen Kunzacks in keiner Weiſe mit der Wahrheit übereinſtimmen. 1925 ſei van der Lubbe erſt 16 Jahre alt geweſen, und es ſei nicht vorſtellbar, daß ein ſo junger Menſch ſchon als Füh⸗ rer der holländiſchen Kommuniſten auftreten konnte. Der Oberreichsanwalt weiſt darauf hin, daß der junge Holländer auf der Düſſeldorfer Konferenz lediglich erklärte, er wolle eine kommuniſtiſche Jugendbewe⸗ gung in Holland ins Leben rufen. Schwer belaſtende Aeußerungen Dem Angeklagten Torgler wird dann eme Ausſage des Zeugen Grothe vorgehalten, der Ende Februar noch Ka⸗ meradſchaftsführer im Rot⸗Frontkämpferbund war. Dieſer Zeuge habe bekundet, daß im Rot⸗Frontkämpferbund am 26. Februar 1933 Hochalarm geherrſcht habe. Die aktien Gruppen ſeien in Gaſtwirtſchaften und Privatwohnungen un⸗ tergebracht worden. Am Nachmittag des 27. ſei befohlen worden, die Alarmquartiere zu räumen. Grothe hat dann weiter von Aeußerungen berichtet, die er von anderen gehört hat. Ein Kraftfahrer Singer ſoll etwa Anfang April ge⸗ ſagt haben, daß der Reichstagsbrand in der Tat das Signal für das allgemeine Losſchlagen geweſen ſei. Die Aktion ſei aber falſch geführt worden und infolge⸗ deſſen verpufft. Ein gewiſſer Kempner ſoll zu Grothe geäußert haben, er, Kempner, habe die Verbindung gehabt zwiſchen der Zentrale und der Brandſtiftung. Er habe das Brandmaterial am Portal des Reichs⸗ tages an einen großen Schwarzen abgegeben, der Popoff geweſen ſei. Nempner ſoll ferner geſagt haben, es ſeten Ausländer genommen worden, um die deutſchen Kommu⸗ niſten nicht zu belaſten. Die Brandſtiftung hat in den Hän⸗ den Torglers gelegen, der insbeſondere die Mittäter habe hineinlaſſen ſollen. Der Beginn ſei auf halb 8 Uhr abends feſtgeſetzt worden. N Einige Tage vorher ſei der Plan im Liebknechthaus be⸗ raten worden. An dieſen Beratungen habe entweder Torgler oder Koenen teilgenommen, außerdem van der Lubbe und Popoff. Popoff ſollte den Rückweg decken. Der Angeklagte Torgler erklärt, alle dieſe Angaben ſeien geradezu phantaſtiſch. Er wiſſe von alledem nicht das Geringſte. Torgler weiſt darauf hin, daß das Liebknechthaus bereits am 23. Februar von der Poltzei beſetzt geweſen ſei. Der Angeklagte Dimitroff verſucht dann wieder, politiſche Fragen an den Angeklagten Torgler zu richten, die aber bald vom Vorſitzenden abgelehnt werden. Darauf wurde die Verhandlung auf Freitag vertagt. Es 5 dann der Angeklagte Dimitroff zur Tat vernommen werden. dee dier dere Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. (43 Da läßt er ihre Hand fahren, ſtrafft ſich und ſagt kalt: „Du haſt recht, Danzig braucht mich. Sonſt niemand. Ich war ein Narr. Es iſt jeder ein Narr, der ſein Herz an eine Frau hängt, der Tag und Nacht nichts anderes denkt als dieſe Frau. Der einmal gemeint hat, als er ein⸗ ſam draußen fuhr auf der ſalzigen See, es ſchlage ihm ein Herz entgegen in reiner Liebe. Ich weiß nicht, warum du ſo ſpielſt mit mir, Antje. Ich habe gefehlt, Gott ſeits ge⸗ — Aber ich heiſchte in Demut Vergebung für mein törich⸗ es Tun. Du haſt meine Bitte nicht gehört. Du willſt ſie nicht hören. Dann iſt es ja beſſer, wenn der Pole mich trifft. Sie halten hier alle im Veldekehaus ohnehin nicht viel von mir. Spricht's und wendet ſich raſch zur Tür. Schwingt ſich draußen auf ſeinen Rappen und trabt die Straße herunter.— 5 Nun ſind die Fliederbüſche e an der alten Stadtmauer und in der düſteren Ecke vom Packhof am Vel⸗ dekehaus. Sie haben die Knoſpen geſprengt und es iſt ein Duften und Weben um die zitternden blauen und weißen Dolden. Und die Kaſtanien e leuchtende Ker⸗ zen in den tiefblauen Frühlingshimmel und von ihren höch⸗ ſten Aeſten zwitſchern und ſchnattern die Stare ohne Unter⸗ brechung von früh bis ſpät. Und auf dem Giebel des Pferdeſtalles flötet jeden Mor⸗ gen, wenn die Sonne aufgeht, eine kleine, ſchwarze Amſel — und jeden Abend wieder, wenn die Nebel aus den Mott⸗ lauwieſen ſteigen und der Turm der Marienkirche in Pur⸗ pur glüht. 5 Dann lauſcht Antje hinaus von ihrem ſtillen 9 platz und denkt an die vielen, vielen Amſeln und Droſſeln in Leba. Und hat eine unbezwingliche Sehnſucht, einmal wieder daheim zu ſein und über den See zu fahren. Denn . noch nie in ihrem ganzen Leben hat ſie ſich ſo einſam und verlaſſen gefühlt wie jetzt. Und ſie träumt von Klaus Veldekes Heimkehr, daß ſie ihm froh und friſch entgegeneilen will, ihm beide Hände hin⸗ ſtrecken und ihm ſagen: „Es iſt alles wieder gut zwiſchen uns, Klaus! Ich habe ließ alles vergeben! Und es war töricht, daß ich dich ſo ziehen ieß.“ Ach, hundertmal ſagt ſie das in ihrem Innern und ſie malt ſich aus, wie er wohl heimkommen wird. Bekränzt mit Frühlingsblumen als lachender Sieger, ganz Danzig ihm zujubelnd— ihm und all den anderen, die ausgezogen in ſtolzer Uebermacht gegen den ahnungsloſen Feind. Mit viel Beute würden ſie heimkehren— mit Waffen und Geſchützen. Und es würde plötzlich ſo licht und froh werden im Veldekehauſe wie noch nie. Ach, es konnte nun ja auch nicht mehr lange währen. 7 war ja ſchnell erreicht und der Kampf würde kurz ein. O, dieſe Frühlingsnächte, die ſo geheimnisvoll und leben⸗ dig woren! Wo ein Duften emporſtieg aus aller Erde, als reckten unſichtbare, ungeborene Blüten ihre Häupter und taſteten ſuchend in ein unbekanntes Leben hinein. Um den blühenden Kaſtanienbaum ſummten am Tage die Bienen und abends ſegelten lautlos die erſten Fledermäuſe um ſein Geäſt und um den Giebel. 1770 Frau Katharina hatte großes Reinemachen angeordnet und im Packhof hingen Federbetten und Teppiche über den Stangen zum Auslüften. In den Gaſſen und an den Fen⸗ ſtern ſah man frohe geſchäftige Frauen, die mit Kuchenblechen hantierten und alles zur Heimkehr der ausgezogenen Krie⸗ ger rüſteten. Die Frühlingsſonne meinte es ſo gut, daß es ordentlich heiß war, und am alten Wallgraben blühten ſchon die Veil⸗ chen. Ein verfrühter Storch kreiſte ſinnend über dem Tor und die Kinder, die ihn in den Gaſſen zuerſt entdeckt hat⸗ ten, jubelten laut. Es war ein großes Aufatmen überall nach dem langen, bangen und böſen Winter, wo man geduckt einhergegangen 8 785 der unſichtbaren Fauſt, die einen Tag und Nacht rohte. Nun würde wohl alle Not bald ein Ende haben, wenn die zehntauſend Mann ſiegreich wieder heimkehrten! Immer ſtärker wurde das Duften des jungen Frühlings — immer goldener leuchtete die Sonne vom Aufgang bis zum Niedergang. NFoſige Jungfrauen ſaßen des Abends auf den Steinbän⸗ ken neben dem Beiſchlag und flochten Kränze für die Heim⸗ kehrenden. Banden Fliederblüten mit hinein und ſchneeweiße Narziſſen für den Herzallerliebſten. und ſangen alte Ma⸗ rienlieder dazu und Treugeſänge gegen den böſen Feind. Und an ſo einem verträumten, linden Frühlingsabend war es, als die letzten Sonnenſtrahlen den Turm der Ma⸗ rienkirche rotgelb malten und die ſchwarzen Amſeln um die Wette von den ſpitzen Giebeln flöteten— als das Abend⸗ läuten auf allen Türmen verklungen war und weiße Nebel von den Mottlauwieſen ſtiegen— als man noch zu einem Schwätzchen mit der Frau Gevatterin oder Nachbarin auf der Gaſſe beiſammen ſtand und ſich nicht entſchließen konnte, ins Haus zu gehen— an ſolch einem Abend war es, als vom Dirſchauer Tor her ein einzelner Mann geritten kam, in Schweiß und Blut gebadet, mit verhängten Zügeln. In ſeinem wilden Angeſicht war ein ſo großes Entſetzen, daß man todblaß wurde, wenn man nur hineinſah. Und er ſtand in den Bügeln ſeines abgehetzten Kleppers und ſchrie es allen zu, die es hören wollten: „Draußen am Siebſchauer See, da liegen ſie alle in ihrem Blute, Eure Söhne und Brüder und Männerl Polen hat uns geſchlagen, völlig geſchlagen! Am zweiten Tage weſtlich von Dirſchau. Die noch haben fliehen können, folgen mir auf dem Fuß. Nehmt Eure grünen Kränze für all die hundert Totenbahren, Ihr Frauen von Danzig!“ So ritt er durch die Gaſſen und ließ Entſetzen zurück, wohin er kam. Wie ein jäh aufgeſcheuchter Bienenſchwarm haſtete man durcheinander. Lief vor die Tore und ſpähte, ob die anderen noch nicht kämen! Und dann kamen ſie! Zu Pferde— zu Fuß— ge⸗ ſchleppt und geſtützt von den Kameraden— zu Tode er⸗ ſchöpft— ermattet— gejagt. Und ſie berichten mit zucken⸗ den Lippen von den ungeheueren Verluſten. Zweitauſend⸗ fünfhundert Tote und achthundert Gefangene! Ungezählte irren noch in den Wäldern von Bankau, wo ſie von den Bauern der Umgebung gehetzt und totgeſchlagen werden. Aus dlembiadiscliem laude Kabinettsſitzung der badiſchen Regierung Die Arbeitsbeſchaffung in Baden. Karlsruhe, 6. Oktober. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt mit: Am Donnerstag trat die badiſche Regierung zu einer Kabinetts⸗ ſitzung zuſammen, an welcher der Reichsſtatthalter teilnahm. Miniſterpräſident Köhler führte den Vorſitz. Zunächſt ging die Regterung auf die Bluttat im Fa⸗ ſanengarten in Karlsruhe ein, bei welcher ein pflicht⸗ treuer Beamter ſein Leben laſſen mußte. Es wurde beſchloſ⸗ ſen die Koſten für ſeine Beiſetzung auf die Staats⸗ kaſſe zu übernehmen. Im Anſchluß daran wurden Fra⸗ gen der Vertretung Badens in Berlin behan⸗ delt. Zum weiteren Verlauf der Sitzung wurden Beamte der einſchlägigen Miniſterien und der Wirtſchaft zugezogen. Der Mimiſterpräſident erſtattete Bericht über Maßnah⸗ men zur Arbeitsbeſchaffung in Baden. Ein⸗ gehende Ausführungen über großzügige Arbeitsbeſchaf⸗ fungspläne und ihre Finanzierung machte Oberregierungs⸗ rat Emele vom Landesgewerbeamt. Einen großen Raum nimmt die dringend notwendige Inſtandſetzung öf⸗ fentlicher Gebäude im Rahmen des Arbeitsbeſchaf⸗ fungsprogramms ein. Die Mittel ſind vom Reich bereitge⸗ ſtellt und ſind bereits gleichmäßig über das Land verteilt. Ebenſo wird ſofort der Bau von Waſſerleitungen und Kanaliſattionen in Angriff genommen. Es muß anerkannt werden, daß das Reich in der Finanzierung die⸗ ſer Projekte dem Land Baden außerordentlich entgegenge⸗ kommen iſt und großes Verſtändnis für Badens Grenz⸗ landlage gezeigt hat. Vorgeſehen ſind ferner umfangreiche Projekte auf dem Gebiet der Kultur⸗ und Meliora⸗ tionsarbeiten. Ueber weitere Arbeiten auf den ge⸗ nannten Gebieten ſchweben ausſichtsreiche Verhandlungen. Dabei iſt das Ziel, daß die verfügbaren Summen nicht nur den großen Städten, ſondern auch demflachen Land e zufließen. Es iſt mit unmittelbarer Inangriffnahme dieſer Projekte noch in dieſem Herbſt zu rechnen. ö Nach kurzer Stellungnahme des Miniſterpräſidenten ging Miniſterialrat Dr. Imhoff in einem längeren Refe⸗ rat auf die ſtaatlichen Maßnahmen auf dem Ge⸗ biet der Siedlung und der Geländeinſtandſet⸗ zung und deren Finanzierung ein. Anſchließend ergriff Reichs ſtalthalter Wagner f das Wort. Wie der 9 e ſei auch er ein Geg⸗ ner jeder unorganiſchen Wirtſchaftsentwicklung, die früher oder ſpäter zu Rückſchlägen führen müſſe. Das dürfe bei allen Maßnahmen zur Belebung der Wirtſchaft nicht vergeſſen werden. Das Ziel muß ſein: Erhaltung und Ver⸗ e des Nationalvermögens. Deckung des Bedarfes auf dem Inlandsmarkt wäre einer der wichtigſten Wege zu die⸗ ſem Ziel. Der Schlüſſel der Geſamtwirtſchaftsbelebung liegt bei der Landwirtſchaft. Darum muß die Rückführung der Erwerbsloſen aufs Land und die Schaffung bäuerlicher Exiſtenzen mit aller Kraft betrieben werden. Hier liegt die größte Aufgabe des Arbeitsdienſtes. Auch der Straßen⸗ bau und eine großzügige Aufforſtung ſind Möglich⸗ keiten zur Mehrung des nationalen Vermögens und damit zur früheren oder Fpkkeren Belebung der deutſchen Wirt⸗ ſchaft. Warnung von böswilligen Schwätzer n (0 Karlsruhe, 5. Okt. Die Preſſeſtelle beim Staats⸗ miniſterium teilt mit: f b In der letzten Zeit mußte verſchiedentlich feſtgeſtellt werden, daß von Seiten unbelehrbarer Elemente, die ſich mit der Tatſache des nationalſozialiſtiſchen Staates immer noch nicht abfinden können, planmäßig und in zerſetzender Abſicht unwahre Gerüchte in Umlauf geſetzt worden ſind, welche das Anſehen der Führer des neuen Deutſchland ſchädigen ſollen und direkte Angriffe gegen den neuen Staat darſtellen. Be⸗ dauerlicherweiſe mußte in einzelnen Fällen auch feſtgeſtellt werden, daß ſolche Gerüchte bei Nationalſozialiſten Glauben gefunden haben und durch ſie weiterverbreitet wurden. ö Die Regierung ſieht ſich veranlaßt, aufs eindringlichſte vor der Bekeiligung an ſolchem Geſchwätz zu warnen. Die Perſönlichkeit und die Maßnahmen der Regierung haben das Licht der Kritik nicht zu ſcheuen. Sie haben aber auch keinen Anlaß, ſich ſtraflos zum Gegenſtand verſteckter bolſchewi⸗ ſſtiſcher Zerſetzungsverſuche machen zu laſſen. Es wird daher gegen diejenigen, welche derartige Schwätzereien ausſtreuen oder weiterverbreiten, mit aller gebotenen Rückſichtsloſig⸗ keit eingeſchritten werden, gleichgültig ob die Wurzel des Geſchwätzes Gehäſſigkeit gegen den nationalſozialiſtiſchen Staat oder nur in der Dummheit des Schwätzers zu ſuchen iſt. 5() Karlsruhe, 5. Oktober. ( Der Mord an Kriminalkommiſſar Rumpf. Wie be⸗ reits berichtet, wurde am Mittwoch der Kriminalkommiſſar Rumpf von dem Einbrecher Franz Zwinger durch einen Kopf⸗ ſchuß getötet. Bei der herrſchenden Dunkelheit war es Zwinger gelungen, im Gebüſch des Faſanengartens zu entkommen und ſich in den Hardtwald zu flüchten. Die ſofort von einer Hundertſchaft Polizei ſowie von berittener Polizei und Po⸗ lizeihunden aufgenommene Fahndung nach dem Mörder iſt bis jetzt erfolglos geblieben. An ſämtliche Polizeipräſidien Deutſchlands ſind Steckbriefe gegen Zwinger erlaſſen wor⸗ den und auch die Grenzübergänge im ganzen Reich, insbe⸗ ſondere die nach Frankreich, ſind orientiert und verſtärkt wor⸗ den. Der erſchoſſene Kriminalkommiſſar Rumpf iſt Vater von fünf Kindern, von denen das jüngſte acht Jahre alt iſt. Er ſtand ſeit dem Jahre 1901 im Dienſte der Poli⸗ zei. (i Wiesloch.(uutounfall.) An der Straßenkreu⸗ Arne Wiesloch—Nauenberg wurde der Förderwagen des Alfred Wagner von Mühlhauſen von dem Anhängewagen der Gebr. Bott angefahren und ſchwer beſchädigt. Emil Hermann aus Mühlhauſen trug ſchwere Kopfverletzungen da⸗ von. 5 a i Buchen.(Tödlicher Anfall.) Auf dem Hof Baiertal ber Großrinderfeld ereignete ſich ein tödlicher An⸗ glücksfall. Der 20 Jahre alte Oskar Fleckenſtein aus Wurz burg fiel während des Dreſchens vom zweiten Stock auf den 1 Ein Schädelbruch führte den ſofortigen Tod Derbei. 2 Neuſtadt im Schwarzwald.(Edelwerß auch im Schwarzwald?) Einen ſeltenen Fund machte ein Wan⸗ derburſche in der Gegend von Neuglashütten. An einer ſelten begangenen Strecke entdeckte er Edelweiß. Es iſt bis jetzt noch kein Fall bekannt, daß dieſe ausgeſprochene Hoch⸗ gebirgspflanze auch im Hochſchwarzwald wild gedeiht. (—) Konſtanz.(Blinder tödlich verunglückt.) Auf der Inſel Reichenau kam der 75 Jahre alte Landwirt Gottfried Keller, der ſchon ſeit 25 Jahren vollſtändig blind iſt, in der Scheune zu Fall. Dabei erlitt er einen Schädel⸗ bruch, dem er nach einigen Stunden erlag. 55 die gleiche Angabe, wurde aber nicht operiert, Aus den Nachbarlaͤndern Ludwigshafen.(Sechs Monate wegen Be⸗ trugs.) Unter dem ſchwindelhaften Vorgeben, er ſei von Laſtwagenbeſitzern beauftragt ſich Geld für Benzin zu lei hen, weil angeblich der Betriebsſtoff unterwegs ausgegan⸗ gen war, ließ ſich der 24jährige Arbeiter Friedrich Stahl aus Ludwigshafen in drei Fällen Geldbeträge von insge⸗ ſamt 9.50 Mark aushändigen. Er quittierte mit falſchem Namen. Wegen Urkundenfälſchung und Betrugs wurde Stahl vom Schöffengericht Ludwigshafen zu ſechs Mona⸗ ten Gefängnis verurteilt. 5 Germersheim.(Selbſtmord oder Verbrechen?) Einige hundert Meter unterhalb der Germersheimer Schiffs⸗ brücke wurde die Leiche einer Frau geländet, die als die der Arbeitersehefrau Singer aus Ettlingen in Baden identifr⸗ ziert wurde. Obwohl keinerlei Verletzungen an der Leiche feſt⸗ zuſtellen waren, ſoll doch eine Sektion vorgenommen werden, da verſchiedene Umſtände bei der Auffindung der Leiche ſo ungewöhnlich ſind, daß auch ein Verbrechen vorliegen kann. Annweiler.(den Denunzianten an den Kra⸗ gen.) Der Rechner des hieſigen Konſumvereins Gutting wurde wieder aus der Haft entlaſſen, da feſtgeſtellt wurde. daß die gegen ihn gerichteten Angriffe vollſtändig haltlos waren. Der Sonderbeauftragte für die Konſumvereine in Pirmaſens hat daraufhin die Entlaſſung Guttings abge⸗ lehnt. Gegen die fte r des Gutting wird nun ein Ver⸗ fahren wegen falſcher Anſchuldigung anhängig gemacht werden. Der Konſumvereinsangeſtellten Frieda Hofäcker, der Tochter des flüchtigen Gewerkſchaftsſekretärs Hofäcker wurde bereits auf den nächſtzuläſſigen Termin gekündigt. Kaiſerslautern.(Vom Traktor überfahren.) Das 10 Jahre alte Töchterchen des Waldarbeiterobmanns Jakob Walter in Diemerſtein wurde auf der Straße von einem Traktor erfaßt und zu Boden geworfen. Dabei fiel es ſo unglücklich, daß es von dem nachfolgenden Anhänge⸗ wagen überfahren und lebensgefährlich verletzt wurde. Das Kind wurde ſofort ins Krankenhaus Kaiſerslautern einge⸗ liefert, wo es hoffnungslos darniederliegt. Mainz.(Sechs Jahre Zuchthaus b Tot⸗ ſchlags.) Das Schwurgericht der Provinz Rheinheſſen verurteilte den 20jährigen Schloſſer Friedrich Wünſch von hier wegen Totſchlags zu ſechs Jahren Zuchthaus und ſechs Jahren Ehrverluſt unter Anrechnung von vier Monaten Unterſuchungshaft. Der Verurteilte hatte am 20. Mai in der Holzſtraße das 18jährige Dienſtmädchen Anna Staudt von hier durch einen Revolverſchuß ins Herz getötet. * Frankfurt a. M.(Ein n Der 23⸗ jährige Schreiner Preiß aus einem Dorf bei Sondershau⸗ ſen iſt ein Spezialiſt im Aufſuchen von Krankenhäuſern, bei denen er ſchwere innere Leiden vortäuſcht und infolgedeſ⸗ ſen Aufnahme findet. Aus der Strafanſtalt Freiendiez ent⸗ laſſen, kam er am 10. Juli nach Hanau und teilte einem SA.⸗Mann mit, daß er an einer Blinddarmentzündung leide. Nach dem Landeskrankenhaus gebracht, machte er ſondern zwei Tage lang beobachtet. Sein Darm war in Ordnung. Run gab er die Täuſchung zu und erklärte, er habe nur die Abſicht gehabt, von der Straße wegzukommen. Jetzt ſtand er vor dem Schöffengericht Hanau unter der Anklage des Rückfallbetrugs. Es ergab ſich, daß er in den letzten Jahren wohl 60 bis 80 Krankenhäuſer unter Vortäuſchung ſchwe⸗ rer Leiden aufgeſucht hat. Etwa neunmal iſt ihm der Leib aufgeſchnitten worden, denn die Aerzte mußten ſeinen An⸗ aben nachgehen. Er erhielt wegen Rückfallbetrugs und Handstreich dei ein Jahr Gefängnis und zwei Wochen Haft. — Heilbronn.(Vorſicht beim Obſtbrechen.) Beim Obſtbrechen ſtürzte Frau Krach von Binswangen vom Baum. Mit ſchweren Verletzungen mußte ſie ins Krankenhaus Neckarſulm verbracht werden.— In Nordheim fiel der 45 Jahre alte verheiratete Landwirt Friedrich Donner vom Baum. Mit ener ſchweren Gehirnerſchütterung wurde er be⸗ wußtlos vom Platze getragen.— Auch in Neckarſulm ſtürzte ein älterer Bürger beim Aepfelbrechen vom Baum. Mit einem Schlüſſelbeinbruch wurde er ins Krankenhaus ver⸗ bracht. — Sonſingen, OA. Urach.(Tollkirſch⸗Vergif⸗ tung.) Einer hieſigen Familie wurde auf tragiſche Weiſe ihr einziges zweieinvierteljähriges Söhnchen entriſſen. Das Kind, das mit ſeinen Eltern auf dem Felde geweſen war, hatte unbemerkt Tollkirſchen gegeſſen und iſt trotz ärzt⸗ lichen Bemühungen an den Folgen der Vergiftung geſtor⸗ ben. Gattenmord in Saarbrücken. Saarbrücken, 6. Okt. Die 43 Jahre alte Ehefrau Jo⸗ hanna Sowe wurde in ihrer Wohnung in der Metzerſtraße 39 von ihrem Ehemann durch einen Piſtolenſchuß ſchwer verletzt, ſo daß ſie ins Reppersberg⸗Krankenhaus gebracht werden mußte. Auf dem Transport iſt die Frau ihrer Verletzung erlegen. Zwiſchen den beiden Eheleuten, die ſchon ſeit längerer Zeit getrennt lebten, beſtand die Abſicht der Eheſcheidung. Trier.(Ein koſtſpieliges Weſpenneſt.) In einer Knieſtockwohnung in Pallien haben ſich während des Sommers Weſpen zwiſchen der Decke und dem Dachboden eingeniſtet. Die Bewohner wußten das nicht und konnten ſich kaum vor Weſpen retten, obwohl Fenſter und Türen oft den ganzen Tag über geſchloſſen gehalten wurden. Schließlich entdeckten ſie das Neſt. Es war ſehr gefährlich, nahe an das Neſt heranzugehen, und man wußte nicht, wie tief die Weſpen in der Decke ſaßen. Zunächſt wurde mit einer Säure verſucht, die Tiere zu töten. Die Arbeit erwies ſich als umſonſt. Nunmehr iſt radikal vorgegangen worden. Man ſichtete die Stelle ab und arbeitete dann mit Gas. Ein gro⸗ ßer Eimer voll Weſpen hatte in dem Loch, das 75 Zentime⸗ ter lang, 50 Zentimeter breit und 15 Zentimeter hoch war, gehauſt. Die Decke mußte an der Stelle ganz beſeitigt wer⸗ den, da die Tiere alles unterwühlt hatten. Saarbrücken.(Die Ehefrau getötet.) Die 43 Jahre alte Ehefrau Sowo, die von ihrem Mann getrennt lebt, wurde durch einen Schuß ſchwer verletzt. Sie iſt im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen. Der Mörder flüch⸗ tete nach der Tat, wurde jedoch von einem auf der Straße patrouillierenden Landjäger feſtgenommen. 0 If Ver Stolz einer alten Witwe. Eine alte Witwe, die in den Jahren 1923-27 vom Solinger Wohlfahrtsamt ins⸗ i 1450 Mark bezogen hatte, brachte den Wunſch vor, ieſe Unterſtützung zurückzuzahlen, de ſie inzwiſchen einen Aufwertungsbetrag von 3000 Mark erhalten habe und auch eine kleine Rente beziehe. Sie begründete ihren Wunſch da⸗ 15 daß ſie nach ihrem Ableben keine Schulden hinterlaſ⸗ 1575 18 1 77 fahre 5 5 nicht, daß vielleicht einmal en, daß ſie j ützur Lien ß; ſie jemals Unterſtützungen Locale Nuudocliau Gleichſchaltung im Männergeſangverein 1861. Die am Samstag, 30. Sept. 1933, im Männergeſang⸗ verein 1861 ſtattgefundene Gleichſchaltung hatte folgendes Ergebnis: Zum neuen Führer des Vereins wurde Herr Wilhelm Erny beſtimmt. Derſelbe ernannte folgende Sänger zu ſeinen Mitarbeitern: Stellvertreter: Gg. Erny; Schriftführer: Hermann Bauer jr.; Kaſſier: Alb. Schmitt: Sachwart: Karl Weißling; Beiſitzer: Oskar Thoma. Nach Beendigung der Gleichſchaltung gab der Chor⸗ meiſter des Vereins, Herr Hauptlehrer Roſer, bekannt, daß nach den neuen Beſtimmungen die Weiterführung ſeines Amtes nicht mehr in Frage komme und er Letz⸗ teres zur Verfügung ſtellen müſſe. In humorvollen und würzigen Worten richtete Herr Roſer ſeine Abſchiedsworte an die Sänger. Herr Roſer, der ſein Amt nun ſchon 11 Jahre im M. G. B. bekleidet, konnte ſich der größten Beliebtheit bei den Sängern erfreuen und ſich deren vollſtes Vertrauen erwerben. Nur ungern ſehen ihn die Sänger aus ihren Reihen ſcheiden. In uneigennütziger Weiſe hat ſich Herr Roſer in den Dienſt des Vereins geſtellt und in eifriger und opferwilliger Arbeit denſelben auf ſeine heutige Höhe gebracht. Der Dank aller Sänger iſt ihm gewiß. Als Anerkennung für ſeine dem Verein treu geleiſteten Dienſte wurde Herr Roſer zum Ehrenchormeiſter ernannt. * Große Pfingſtbergſeier.(zu Ehren der hl. The⸗ reſia vom Kinde.) Am Rande der Großſtadt liegt, ſanft hingebettet, der Pfingſtberg mit einer ſchlichten Ka⸗ pelle, der heiligen Thereſia vom Kinde Jeſu geweiht. Zwei koſtbare Reliquien der heiligen Thereſia vom Kinde Jeſu bergend,„vom Staube“ und„vom Fleiſche“ der Heiligen. iſt dieſes ſtille Heiligtum das Ziel vieler Beter. Am kom⸗ menden Sonntag, den 8. Oktober, feiert die Pfingſtberg⸗ kuratie ihr Patroziniumsfeſt. Um halb 10 Uhr morgens iſt feierliches Hochamt zu Ehren der Heiligen. Nachmittags um halb 3 Uhr iſt auf dem Kirchplatz die Feſtpredigt des Hochw. Herrn Pfarrkuraten Karl Baur von St. Paul. Nach der Andacht iſt die Prozeſſion durch die Straßen des Pfingſtberges, wobei Se. Gnaden der Hochwürdigſte Herr Prälat Joſeph Bauer das Allerheiligſte tragen wird. Mögen an dieſem Tage recht viele Gläubige den Weg nach dem Pfingſtberg finden. St. Thereſia vom Kinde Jeſu, dieſe wunderbare Heilige, die einer im Materialismus verfal⸗ lenen Welt in reiner leuchtenden Schönheit die Freiheit der Kinder Gottes auftut, wird beſonders im Jubeljahr ihrer Seligſprechung wahr machen, was ſie vor ihrem Tode verſprochen hat:„Mein Himmel wird ſein, Gutes zu tun auf Erden. Ich werde die Menſchen lehren, Gott ſo zu lieben, wie ich ihn geliebt habe.“ Der neue Mannheimer Landrat. Landrat Ludwig Veſenbeckh hat ſeine bisherige Wirkungsſtätte Tauberbiſchofsheim verlaſſen, um ſeinen neuen Poſten als Landrat des Bezirkes Mannheim angu⸗ treten. Sein Nachfolger, Landrat Dr. Denzel, bisher Re⸗ gierungsrat in Pforzheim, hat am gleichen Tage die ihm übertragenen Dienſtgeſchäfte übernommen.— Landrat Ve⸗ ſenbecky war ſeit 1. Januar 1921 Oberamtmann des Be⸗ zirkes Tauberbiſchofsheim; aus ſeinem bisherigen Wirkungs⸗ kreis geht ihm der Ruf eines pflichttreuen und fähigen Be⸗ amten voraus. A Volksbetrüger. Das ſtädtiſche Fürſorgeamt hat Ver⸗ anlaſſung, einen ganz beſonders kraſſen Fall der Oeffent⸗ lichkeit bekannt zu geben. Der Anterſtützungsempfänger Hein⸗ rich Hedrich, Mar⸗Joſef⸗Straße 37, ein notoriſcher Bettler, beſitzt in ſeiner Fünfzimmerwohnung eine Art Kartothek, in welcher die Adreſſen beſonders begüteter Leute verzeichnet ſind. In ſyſtematiſcher Reihenfolge werden Bettelbriefe ab⸗ geſchickt und der Erfolg ſcheint, nach Rückſprache mit einigen Perſonen, finanziell ſehr gut geweſen zu ſein. Hedrich hat die Bettelei direkt erwerbsmäßig betrieben. Die Oeffent⸗ lichkeit wird deshalb aufgefordert, derartige Bettelbriefe ſo⸗ fort dem Fürſorgeamt Mannheim zu übergeben, damit ener⸗ giſch dagegen eingeſchritten werden kann. — Kein Kinderzuſchlag für Beamtenſöhne, die SA. Männer ſind. Der Reichsfinanzminiſter hat entſchieden, daß während der Tätigkeit bei einer SS⸗ oder SA⸗For⸗ mation der Kinderzuſchlag nicht gewährt werden kann. Der Miniſter erklärt, er verkenne nicht den beſonderen erzieheriſchen Wert, den der Dienſt bei einer SS⸗ oder SA⸗Formation für die Angehörigen aller Berufsſtände haben kann. Nach zwingender Vorſchrift des Beſoldungs⸗ geſetzes darf der Kinderzuſchlag für Kinder vom vollende⸗ ten 16. bis vollendeten 21. Lebensjahr indeſſen nur ge⸗ währt werden, wenn ſie ſich in der Schulausbildung oder in der Ausbildung für einen künftig gegen Entgelt auszu⸗ übenden Lebensberuf befinden und wenn ſie nicht ein eige⸗ nes Einkommen von mindeſtens monatlich 30 Mark haben. Als Schulausbildung oder als Lebensberufsausbildung im engeren Sinne dieſer Vorſchrift kann jedoch nach Auffaſ⸗ ſung des Reichsfinanzminiſters der Dienſt bei der SS, und der SA auch bei wohlwollendfter Anwendung der Vor⸗ ſchrift nicht angeſehen werden. l —„Amtliche Mitteilungen in Entſchuldungsſachen“. Das Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirtſchaft gibt von Anfang Oktober 1933 ab unter dem Titel„Amtliche Mitteilungen in Entſchuldungsſachen“ eine Zeitſchrift heraus, die im Verlage Franz Vahlen, Berlin, erſcheint. Ueber den amtlichen Teil hinaus werden von berufenen Fachleuten die ſich bei der praktiſchen Durchführung der Entſchuldung und des Oſthilfeverfahrens ergebenden Fragen erörtert und ge⸗ gebenenfalls einſchlägige Rechtſprechung abgedruckt. Der Be⸗ zugspreis für die„Amtlichen Mitteilungen“— die einmal wöchentlich, nach Bedarf öfter, erſcheinen— beträgt 2.40 Mark monatlich. Der Bezug kann nur durch die Poſt erfolgen. — die Wohlfahrtsmarken 1933. Die am 1. November zur Ausgabe gelangenden Wohlfahrtsmarken der Deutſchen Reichspoſt mit Darſtellungen aus den Werken Richard Wagners werden, wie in den früheren Jahren, mit einem geringen Zuſchlag verkauft, der bei den kleinen Werten nur 2, 3 und 4 Pfennig beträgt. Die Wohlfahrtspoſtkarte zu 6 Pfennig mit dem Bilde Wagners im Freimarkenſtem⸗ pel wird mit einem Zuſchlag von 4 Pfennig verkauft. Der Erlös aus den Zuſchlägen fließt der Deutſchen Nothilfe zu und bildet einen Teil des großen Winterhilfswerks. Auch Heftchen mit Marken zu 4, 6, 8 und 12 Pfennig zum Preiſe von 2 Mark wird die Deutſche Reichspoſt ausgeben. Der Vertrieb der Wohlfahrtsmarken dauert bis Ende Februar 1934, die Gültigkeit der Wertzeichen endigt am 30. Juni 1934. 8 3 FFF . e ee— 5 SGeerichtszeitung. U Giftmordverſuch an der Mutter. Das Mannheimer Schwurgericht hatte am 17. Juli den 19 Jahre alten Arbei⸗ ter Hermann Trommel aus Brühl wegen Totſchlagsverſuchs an der Mutter zu zwei Jahren ſieben Monaten Zuchthaus verurteilt. Trommel hatte ein Verhältnis mit einem jungen Mädchen, das die Mutter nicht gerne ſah. Als ſie dann ihrem Sohne den verderblichen Verkehr verbot, und ihm gleich⸗ zeitig noch Vorhaltungen machte, daß er ſie mehrmals be⸗ ſtohlen hatte, faßte der mißratene Sohn den Plan, ſeine Mutter zu vergiften. Zu dieſem Zweck ſchüttete er ein ſtark wirkendes Gift in die Kaffeekanne, doch wurde er hierbei von ſeiner Schweſter überraſcht, die ſofort Anzeige erſtattete. Ge⸗ gen das Urteil des Schwurgerichts hatte dann Trommel Reviſion beim Reichsgericht eingelegt, die jetzt jedoch als un⸗ begründet verworfen wurde. II Zwei Jahre Gefängnts für Zuhälter. Das Schöffen⸗ gericht verurteilte den Kellner Jakob Ebel aus Frankweiler, der ſchon ſeit 1925 ſeine Hauptexiſtenzmittel aus dem Sumpfe der Nachtwelt bezieht, wegen Zuhälteret zu zwei Jahren Ge⸗ fängnis und Ueberweiſung an die Landespolizei. Außerdem werden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren aberkannt. 1 Bauernregeln vom Oktober. Nach alten Bauern⸗ regeln ſoll ein ſonniger Oktober den baldigen Eintritt des Winters verkünden, denn: Iſt im Oktober das Wetter hell, ſo bringt es her den Winter ſchnell; iſt aber im Oktober Froſt und Wind, wird Januar und Hornung gelind.— Weiter heißt es: Nordlichtſchein bringt Kälte ein.— Sitzt das Laub an den Bäumen feſt, ſich ſtrenger Winter er⸗ warten läßt.— Wandert die Feldmaus nach dem Haus, bleibt der Froſt nicht lange aus.— Auf den Tag St. Gal⸗ lus die Weidekuh in den Stall muß und der Apfel in den Korb muß.— Wenn Simon und Judas vorbei, rückt der Winter herbei.— Halten die Krähen Konzilium, ſo ſieh nach Feuerholz dich um.— Wenn im Moor viel Irrlicht ſtehn, bleibt das Wetter lange ſchön.— Hat der Oktober viel Regen gebracht, ſo hat er auch gut die Egge bedacht. — Nichts kann mehr vor Raupen ſchützen, als wenn der Oktober erſcheint mit Pfützen.— Mengt der Oktober ſich in den Winter, ſo iſt dann dieſer umſo gelinder.— Je fet⸗ ter die Vögel und Dachſe ſind, deſto kälter erſcheinet das Chriſtkind.— Oktoberhimmel voller Sterne, hat warme Oefen gerne.— Kriechen die Eichhörnchen bald zu Neſt, wird das Motor hart und feſt. — Schädlingsbekämpfung im Oktober. Die wichtigſte Ar⸗ beit iſt das Anlegen von Leimringen gegen den Froſtſpanner. Das abgefallene Laub beherbergt vielfach gefährliche Krank⸗ heitserreger. Wenn es auf den Vererdungshaufen gebracht wird, geſchieht das unter reichlicher Beigabe von Aetzkalk. Das Umgraben der Baumſcheiben wirkt günſtig auf die Er⸗ mährungsverhältniſſe des Baumes, wobei auch viele tieriſche Schädlinge, die im Boden überwintern, vernichtet werden. Angebracht iſt gleichzeitig eine kräftige Kalkgabe. Sogleich nach der Ernte kann mit der winterlichen Baumpflege be⸗ gonnen werden, auch mit dem Auslichten und dem Schnitt. Alle Bäume ſind durch Abkratzen und Abbürſten von Flech⸗ ten, Moos und alter Borke zu reinigen, Fruchtmumien zu entfernen, der Abfall zu ſammeln und zu verbrennen. Nach dem Reinigen iſt ein Beſtreichen des Stammes und der ſtär⸗ keren Aeſte mit 15—20prozentigem Obſtbaumkarbolineum, auch Schwefelkalkbrühe, vorzunehmen. Bei dem Beerenobſt ſind die Schildläuſe zu vernichten. Soweit möglich, nehme man die befallenen Triebe ganz weg oder ſchneide die Sträu⸗ 15 entſprechend ſtark zurück. Im Gemüſegarten iſt auf Engerlinge zu achten. Findet das Amgraben und Tiefpflü⸗ gen im kalten Boden nicht zu ſpät ſtatt, ſo kommen dabei jetzt noch die verſchiedenen Entwicklungsſtufen des Käfers zum Vorſchein, die man zum Vertilgen ſorgſam auflieſt. 5824 Kraſtfahrzeugunfälle 1932 207 Tote, 3800 Verletzte. Die Statiſtik der Kraftfahrzeugunfälle, die in Baden alljährlich vom Badiſchen Statiſtiſchen Landesamt unter Mit⸗ wirkung der Polizeibehörden durchgeführt wird, erfaßt alle Straßenverkehrsunfälle, an denen Kraftfahrzeuge jeder Art, vom Kraftrad bis zur Zugmaſchine, beteiligt waren. Im Jahre 1932 ſind in Baden 5824 Kraftfahr⸗ zeugunfälle feſtgeſtellt worden. Faſt die Hälfte dieſer Unfälle, 2586, das ſind 44,4 v. H. der Geſamtzahl, haben ich in den 5 größten Städten des Landes ereignet. Davon entfallen auf die Stadt Mannheim 957, auf [Karlsruhe 629, auf Freiburg 416, auf Heidel⸗ berg 395 und auf Pforzheim 189. Nicht ganz das gleiche Bild ergibt ſich, wenn man die örtliche Verteilung der Unfälle nach Amtsbezirken betrachtet. An der Spitze ſtehen auch hier die Amtsbezirke Mannheim mit 1137, d. ſ. 19.5 v. H. der Geſamtzahl, Karlsruhe mit 837, d. ſ. 14.4 v. H., Freiburg mit 524, d. ſ. 9.0 v. H. und Heidelberg mit 478, d. ſ. 8.2 v. H. Dann aber folgen in der Reihe der Amtsbezirke: Konſtanz mit 267, d. ſ. 4.6 v. H., Raſtatt(ein⸗ ſchließlich Baden⸗Baden) mit 259, d. ſ. 4.4 v. H. und jetzt erſt Pforzheim mit 215, d. ſ. 3.7 v. H. Die geringſte Zahl der Anfälle hat der Amtsbezirk Pfullendorf mit 7 zu ver⸗ zeichnen. N An den im Laufe des Berichtsjahres feſtgeſtellten Ver⸗ kehrsunfällen waren ſelbſtverſtändlich nicht nur in Baden beheimatete Fahrzeuge beteiligt, ſondern auch eine erhebliche Zahl außerbadiſcher Krafträder und ⸗wagen, die vor allem in den Sommermonaten, zur Hauptreiſezeit, unſer Land befahren. Daraus erklärt ſich wohl zum Teil die Feſtſtellung, daß auch im Jahre 1932 die meiſten Unfälle in den Mo⸗ naten Juli(650), Auguſt(690) und September(620) vor⸗ kamen. Zwiſchen 500 und 600 Unfälle weiſen die Monate Mai, Junt und Oktober auf. Der November hat etwas mehr als 400, die übrigen Monate haben weniger als 400 An⸗ fälle; die geringſte Zahl findet ſich im Januar mit 290. In der Geſamtzahl der an den Unfällen beteiligten Kraftfahrzeugen find die Perſonenkraftwagen leinſchließlich der Omnibuſſe) mit 3612 am ſtärkſten vertreten. An zweiter Stelle ſtehen die Krafträder mit 2102. Die Laſt- und Liefer⸗ kraftwagen ſind mit 1517 und die Zugmaſchinen mit 95 Fahrzeugen beteiligt. Anterſucht man die Art der Anfälle, ſo zeigt ſich, daß die Zuſammenſtöße zweier Kraftfahrzeuge (1834) am häufigſten ſind. Zuſammenſtöße mit Nadfahrern wurden 1472, mit Perſonen 938, mit Fuhrwerken 407, mit Straßenbahnen 204 und mit Eiſenbahnen 17 feſtgeſtellt. Die übrigen Anfälle(952) ereigneten ſich entweder durch Ab⸗ kommen von der Fahrbahn, Anfahren an Bäume, Laternen, Einfriedigungen uſw. oder durch Defekt am Fahrzeug, durch Sturz u. ä. Von beſonderem Intereſſe iſt die Frage nach den Ar⸗ 155 auf die die Anfälle zurückzuführen ſind. Hier zeigt ich zunächſt, daß die ſtark überwiegende Mehrzahl, nämlich 4871 durch unvorſchriftsmäßiges Fahren hervorgerufen wurde. In 359 Fällen trugen Fußgänger die Schuld. Bei 152 Fahr⸗ zeugführern wurde beim Unfall Trunkenheit und bei 4 Ueber⸗ müdung feſtgeſtellt. bb. Iflannorooreim mbm.⸗Zeconbeim Neues aus aller Welt 150 Kilometer Zuggeſchwindigkeit Probefahrt München— Augsburg— Alm— Stuklgark. München, 5. Okt. Der Generaldirektor der Reichsbahn nahm an einer Probefahrt auf der Strecke München—Augs⸗ burg Ulm— Stuttgart bis Plochingen teil. Mit einer von der AEG gelieferten 3 Schnellzugslokomotive, die den Meßwägen und ſieben D⸗Zugwagen mit einem Gewicht von 307 Tonnen beförderte, wurde mehrfach eine Geſchwin⸗ digkeit zwiſchen 140 und 150 Stundenkilometer, zwiſchen München und Augsburg ſogar eine ſolche von 153 Stun⸗ denkilometer erreicht. Trotz einiger Geſchwindigkeitsermäßi⸗ gungen infolge Umbaues wurde die Strecke München Augsburg in 38 Minuten zurückgelegt. In Plochingen be⸗ ſichtigte der Generaldirektor das dortige Freiluftunterwerk. Schließlich überzeugte er ſich von der Leiſtungsfähigkeit des elektriſchen Zugbetriebes auch durch eine Bergfahrt auf der Geislinger Steige. Todesurteil Lüneburg, 6. Okt. Die 29jährige Witwe Meyer aus Betzhorn wurde zum Tode verurteilt, weil ſie im Mai die⸗ gift 2 ihren 56jährigen Ehemann durch Kleeſalz ver⸗ giftet hat. Ab Epileptiker zerbeißt Benzinflaſche. Ein mit Epilepſie behafteter 33 Jahre alter erwerbsloſer Arbeiter in Gunzen⸗ hauſen(Bayern) griff während eines Anfolles nach einem mit Benzin gefüllten Fläſchchen, führte es zum Munde und zerbiß es. Hierbei gerieten ihm Flüſſigkeit und Glasſplitter in Mund und Hals. Er wurde in das Krankenhaus ver⸗ bracht, wo er ſtarb. b Tödliches Spiel mit Karbid. In Fürth(Bayern) ſpiel⸗ ten mehrere Knaben mit Glasflaſchen, die ſie mit Karbid und Waſſer füllten und zum Zerplatzen brachten. Dabei wurde dem 13jährigen Andreas Faber durch Glasſplitter die Halsſchlagader aufgeriſſen. Im Kinderſpital ſtarb der Knabe. Wien. Der Glaſergehilfe Waigemanner, der Dertil den Revolver gegeben hat, mit dem dieſer auf Dr. Dollfuß ſchoß, wurde feſtgenommen, ebenſo andere Perſonen aus Dertils Bekanntenkreis. 61 Tote beim Waldbrand bei Hollhwood Los Angeles, 5. Okt. Die Anterſuchung der Waldbrand. kataſtrophe in der Nähe von Hollywood hat ergeben, daß Brandſtiftung in Frage kommt. Als Täler iſt ein arbeits⸗ loſer kechniſcher Jilmangeſtellter verhaftet worden. 61 Per- ſonen ſind bei dem Brand ums Leben gekommen. Gendergruppe Weſt Köln, Frankfurt und Stuttgart ſchaffen gemeinſam das neue Junkprogramm im Weſten. Eine der wichtigſten programmſchöpferiſchen Taten des Reichsſendeleiters iſt die Errichtung der deutſchen Sender⸗ gruppe Weſt. Reichsſendeleiter Hadamovsky proklamierte dieſe Sendergruppe Weſt über alle deutſchen Sender. In⸗ haltlich führte er etwa folgendes aus: Die drei Rundfunkgeſellſchaften, die an der allen heer⸗ ſtraße der Römer vom Bodenſee bis zur Nordſee liegen, der Südfunk(Stuttgart), der Südweſtfunk(Frankfurk) und der Weſtfunk(Köln) haben ſich zu einer Programmgemein⸗ ſchaft zuſammengeſchloſſen. 8 Jeder der drei Geſellſchaften der Sendergruppe Weſt iſt ihre beſondere Aufgabe zugewieſen. So wird Köln künf⸗ tig die muſikaliſchen Darbietungen großen Formats(große ſymphoniſche, choriſche und muſikdramatiſche Werke) brin⸗ gen, die Darbietungen kleineren Formats(Kammer⸗Sym⸗ phonien, Kammeropern, allgemeiner Darſtellungstypus: Mozart) werden von Stutkgart gepflegt werden, und Frankfurt wird das zwiſchen den beiden genannten muſikaliſchen Darſtellungsgruppen liegende Gebiet der Spieloper, des muſikaliſchen Volksſtückes, der Operette uſw. beſonders wahrnehmen. a f Ebenſo auf muſikaliſchem Gebiete wurden die großen Geltungsbereiche des menſchlichen Lebens methodiſch aufge⸗ teilt, und zwar übernimmt Köln den Wertbereich des„Kör⸗ perlichen“ in allen ſeinen Abwandlungen: Gymnaſtik, Hy⸗ giene, Ernährung, Raſſenkunde, Erbforſchung. Frank furt übernimmt es, den Wertbereich des„Sozialen (Wirtſchaft und Arbeit) in ſeinem vollem Umfange und mit allen heutigen und künftigen funkiſchen Möglichkeiten dar⸗ zuſtellen, während Stuttgart die„allgemeine Bildung“ in ſeine beſondere Pflege genommen hat. Geſchäftliche Mitteilungen. Für die Hausfrau. In der letzten Zeit hat man öfter die Aufforderung geleſen, im Intereſſe unſerer Land⸗ wirtſchaft wieder mehr Grünkern zu kochen. Was iſt Grün⸗ kern? Es iſt der vor der Reife geſchnittene, mit den Aehren auf der Darre oder im Ofen gedörrte und dann ausgedro⸗ ſchene Dinkel, der beſonders in Süddeutſchland angebaut wird und beliebt iſt. Kenner ſchätzen namentlich die Grünkernſuppe, und mit Recht. Iſt ſie doch wegen ihres Nährwertes, ihrer Bekömmlichkeit und ihres lieblichen Ge⸗ ſchmacks nicht nur für Geſunde, ſondern auch für Kranke ſehr zu empfehlen. Auf einfachſte Weiſe, ſchnell und billig ſtellt man ſie aus Maggi's Grünkernſuppe her, die in hohem Maße alle Eigenſchaften einer ſelbſt zubereiteten beſitzt. Kolender b Tv. 98. Heute Abend nach der Turnſtunde Spielerverſammlung. Fußball⸗Vereinigung 1898 Mannheim⸗Seckenheim/ E. B. Heute abend Saaltraining: 6 Uhr Schüler mit anſchließender Beſprechung 7 Uhr Jugend mit anſchließender Beſprechung 8 Uhr Senioren. Alles hat reſtlos zu erſcheinen. Im Anſchluß findet die übliche Spieler⸗ Verſammlungs ⸗ ſollten die Vorteile in der Etage Ringel prüfen. Selbſt den Minderbemittelten. die knapp an Geld ſind, bietet ſich Gelegenheit, für wenig Geld ein gutes Kleidungsſtück zu erhalten. Deshalb kommen Sie zwanglos ſehen, bevor Sie Ihren Bedarf dechen Alfter, Paletots, Anzüt 20.—, 28.— 35.—, 45.— und 52.— Mk. Täglich Eingang von Herbſt-Neuheiten. Hoſen 1.95 an. 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Bringe hiermit zur Kenntnis, daß ich ab 15. Oktober Hüuaiöhlachtungen übernehme. Um geneigten Zuſpruch bittet Eilfrachtbriefe Ermin Seitz, Aheinfelderſtraße. i Germania-Drogerie W. Höllstin; Neckar-Drog. Hornung: Georg Röser und wo Plakate sichtbar. Frachthriefe Koſtenvorauſchläge Um zahlreiche Beteiligung wird erſucht. Der Vorſtand. für Bauhandwerker (nach vorßéschflebenem städtischen Muster) a zu haben im Verlag des„Neckar-Bote“. Schöne Tag lohn: gettel i inner., nung 17 7 Win Auer auf 15. Oktober oder ſtätte per 1. November zu vermieten. d in d. Geſchäfts ff. d. Bl. der Geſchäftsſt. d. Bl. 5 Pabetkurten, gelbe 1—2 Zimmer Fagnabmeputelkürten und Küche mit Auhüngezuhlkarte ſtets vorrätig rumerei des N eee 1. November zu mieten u erfr. geſucht. Näheres in r for Prelsabsehkag feformhaus bergmann Hltdeutsch. Roggenbrot 1500 gr 61 Pfe. Hamb. Roggenbrot 1᷑5)500 fr 58 Pfg. bas belebte Frücntebrot 65 Pfg. Fst. Smyrna-Sultaninen ½ Pfd. 26 Pfg. Neuform-Weinbeeren ½ Pfd. 28 Pfg. 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