2. Blatt zu Wr. 233 Freitag, 6. Ot. agas Wirtſchaſtliche Amſchau Nach den nunmehr vorliegenden amtlichen Nachrichten betrug im zweiten Vierteljahr 1933 der Rückgang der deut⸗ ſchen Ausfuhr gegenüber dem erſten Vierteljahr 1933 nur 1,6 Millionen Reichsmark. Die Ausfuhr ging von 1169, 7 Millionen auf 1168,1 Millionen zurück. Die Ausfuhrpreiſe ſanken von 66,8 auf 65,8(1928 gleich 100). Die Ausfuhr⸗ mengen nahmen um 1,3 v. H. zu. Die Ausfuhr von Le⸗ bensmitteln und Getränken war mengen⸗ und wert⸗ mäßig im Rückgang und erreichte mit 34,5 Millionen Reichsmark den tiefſten Punkt ſeit Beginn der Kriſe. Gleiches gilt für die Ausfuhr von Rohſtoffen und Halb⸗ fabrikaten. Demgegenüber hat die Ausfuhr von Fer⸗ tigwaren dem Werte nach um 1,5 Prozent, der Menge nach um 4,6 Prozent zugenommen, in der Gliederung der Ausfuhr alſo eine geſunde Entwicklung. Aus ſaiſonmäßi⸗ en Gründen hat gegenüber dem erſten Quartal die Aus⸗ uhr nach europäiſchen Märkten zu-, nach überſeeiſchen Märkten dagegen abgenommen. Bei Gegenüberſtellung der Umſatzzahlen der zweiten Quartale 1932 und 1933 er⸗ gibt ſich das umgekehrte Bild. Die bereits im dritten Quar⸗ tal des Vorjahres zu beobachtende Zunahme der Ausfuhr nach Ueberſee iſt alſo auch für das abgelaufene Vierteljahr feſtzuſtellen. Das gilt auch dann noch, wenn man das Ruß⸗ landgeſchäft, durch deſſen ſcharfe Schrumpfung natürlich der Anteil der europäiſchen Märkte an unſererGeſamtausfuhr ungünſtig beeinflußt wurde, ausſchaltet. Der Anteil Ruß⸗ lands an der Geſamtausfuhr fiel von 12,7 Prozent auf 7,1 Prozent. Erheblich geringer war die Schrumpfung gegen⸗ über den ausgeſprochenen Induſtrieländern und den ausge⸗ ſprochenen Agrarländern. Stark rückläufig war die deut⸗ ſche Ausfuhr nach Nordamerika und erreichte ſowohl gegenüber den Vereinigten Staaten als auch gegenüber Kanada einen Tiefpunkt. Der Führer der Deutſchen Arbeitsfront, Staatsrat Dr. Ley, befindet ſich zurzeit auf einer Inſpektionsreiſe durch ganz Deutſchland. In Königsberg erklärte er vor den Ver⸗ bandsbezirksleitern der Angeſtellten⸗ und Arbeiterverbände Wäbedteſ ton daß eine wichtige Aufgabe darin beſtehe, die Arbeitsfront vom Klaſſenhaß freizumachen.„Wenn es uns gelingt,“ ſo führte Dr. Ley aus,„Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu neuen Menſchen zu erziehen, dann ſind Ta⸗ rifverträge überflüſſig. Wer Verträge abſchlie⸗ ßen will, ſucht ſeinen Vorteil. Wir brauchen zwar noch Ta⸗ rifverträge, müſſen aber ſchließlich ohne ſie auskommen. Alle arbeitenden Menſchen ſollen davon überzeugt werden, daß einer ohne den anderen nicht leben kann. Daß der deutſche Arbeiter einen gerechten Lohn erhalten muß, iſt ſelbſtverſtändlich. Wenn wir noch nach zehn Jahren über den Lohn ſtreiten, dann hat die Partei ihr Ziel nicht er⸗ reicht. Wir beabſichtigen, bis zum 1. Mai das Lebens⸗ niveau des deutſchen Volkes um 10 Prozent zu heben. Bis dahin ſoll der Lohn allgemein um 10 Prozent erhöht wer⸗ den, aber auch die Leiſtung muß um 10 Prozent größer werden. Solchen Fortſchritt müſſen wir ohne Tarifverträge erreichen. Die Preisbildungskommiſſion des ſchweizer Volkswirt⸗ ſchaftsdepartements hat unlängſt einen Bericht zur Wa⸗ renhausfrage erſcheinen laſſen, einer Frage, die ebenſo wie in Deutſchland auch in der Schweiz überaus ak⸗ tuell iſt angeſichts der auch dort ſehr vernehmlich geworde⸗ nen Wünſche des Einzelhandels nach einer Einſchränkung oder gar Aufhebung des Syſtems der Warenhäuſer und der Einheitspreisgeſchäfte. Wegen der Gleichartigkeit der Lage ſind daher die Ausführungen des Berichtes der ſchweizeriſchen Preisbildungskommiſſion auch für den deut⸗ ſchen Einzelhandel von Intereſſe. Man lieſt da:„Gewiß iſt es ſo, daß die Einheitspreisgeſchäfte den Preis⸗ vorteil beim Einkauf der Waren den Konſumenten weiter⸗ eben. Wir möchten erwähnen, daß das Einheitspreisge⸗ ſchäft dieſen oder jenen Artikel billig in den Handel bringt, der vorher von den betreffenden Spezialhandelsfirmen mit hohen Margen kalkuliert worden iſt... Doch ſollte u. E. der tiefe Verkaufspreis für ſich allein nie maßgebend ſein. Es kommt immer darauf an, wie die Elemente der Preis⸗ bildung ausſehen. Dieſe Auffaſſung iſt vertretbar ſelbſt vom Standpunkt der ärmſten Konſumenten aus. Denn Preisangebote von Lieferantenfirmen, die nur auf Grund äußerſter Einſchränkung der Koſten und damit auf Grund tiefer oder ſogar tiefſter Löhne möalich ſind, liegen nicht im volkswirtſchaftlichen Intereſſe.“ Die rückſichtskoſe Preispolitik der Einheitspreisgeſchäfte zwingt auch Waren⸗ häuſer, die früher ihren Lieferanten loyale Preiſe gezahlt hatten, zu Preisdruck„und in dieſem Moment wird das Spezialgeſchäft ebenfalls zwangsweiſe zur Herabſetzung ſeiner Preiſe unter ein durch die Herſtellungs⸗ und Ein⸗ ſtandskoſten gerechtfertigtes Niveau gezwungen ſein“. 5* Keine Exiſtenzvernichtung durch Steuerſttafen Der Reichsfinanz⸗, der Reichswirtſchafts⸗ und der Reichsjuſtizminiſter haben eine gemeinſame zweite Durch⸗ . zum Geſetz gegen den Verrat der eutſchen Volkswirtſchaft erlaſſen. Darin werden vor allem Erleichterungen gewährt für die Nachzahlungs⸗ pflicht, die das Volksverratsgeſetz bei ſolchen Vermögen vorſieht, die der Steuerpflicht bisher entzogen wurden. Der Steuerpflichtige, ſo wird beſtimmt, kann verlangen, daß zu wenig bezahlte Steuern, die das Vermögen, den Ertrag, das Einkommen oder den Umſatz treffen, nur inſoweit nach⸗ erhoben werden, als ſie auf die Zeit ſeit dem 1. Ja⸗ nuar 1930 entfallen. Ein Steuerpflichtiger kann jedoch auch verlangen, daß das Finanzamt einen Pauſchal⸗ betrag feſtſetzt, durch deſſen Entrichtung der Steuerpflich⸗ tige ſeiner Nachzahlungsoflicht einſchließlich der Zinspflicht genügt. Dieſer Pauſchalbetrag darf nicht höher ſein als 40 v. H. des Wertes, den das angezeigte Vermögen, für das Steuern verkürzt worden ſind, am 1. Juni 1933 gehabt hat. Dieſen Wert und den Pauſchalbetrag ſetzt das Finanz⸗ amt feſt. Die Feſtſetzung iſt unanfechtbar. Grundſätzlich und über dieſe Spezialſache hinaus bedeutſam iſt die Be⸗ ſtimmung der drei Miniſter, daß das Finanzamt bei Feſt⸗ ſetzung des Pauſchalbetrages nach wirtſchaftlichen Geſichts⸗ punkten zu entſcheiden hat. Die Zahlungen dürften nicht dazu führen, daß der Steuerpflichtige wirtſchaftlich zum Erliegen kommt oder gezwungen ſei, ſeinen Betrieb in fachlich nicht gerechtfertigter Weiſe einzuſchränken. Von der Anzeigepflicht aufgrund des Volksverratsgeſet⸗ zes ſind im übrigen aus genommen worden Anſprüche aus einem mit einer ausländiſchen Verſicherungsunterneh⸗ mung abgeſchloſſenen Verſicherungsvertrag, ſofern die Un⸗ ternehmung im Inlande erlaubt iſt und der Vertrag zum inländiſchen Geſchäft der Geſellſchaft gehört. Arbeitsbeſchaffung im Kleinen. Werbung des Handwerks. Mannheim, 5. Oktober. Im Rahmen der Reichswerbewoche des Handwerks„Se⸗ gen der Arbeitsbeſchaffung im Kleinen“,„Auf den Ein⸗ zelnen kommt es an“, will das Mannheimer Handwerk den Sonntag, den 15. Oktober ds. Is. zu einem Feſttag erſter Ordnung machen. Wie Herr Syndikus Dipl. Kaufmann Schoe⸗ nel in einer Preſſebeſprechung mitteilte, will das Mann⸗ heimer Handwerk an dieſem Tage zeigen, daß Mannheim noch das Recht für ſich beanſprucht, die lebendige Stadt genannt zu werden. Durch drei Böllerſchüſſe ſoll die Mannheimer Bevöl⸗ kerung geweckt werden. Choräle des Poſaunenchors der Kon⸗ kordienkirche werden dieſes Vorhaben unterſtützen. Die ka⸗ tholiſchen Handwerker werden ſich mit ihren Geſellen und Lehrlingen unter Vorantritt einer Kapelle zur Jeſuitenkirche begeben, wo um halb 8 Uhr ein Feſtgottesdienſt ſtattfindet. Ihre evangeliſchen Kollegen marſchieren ebenfalls geſchloſſen zum Feſtgottesdienſt in die Chriſtuskirche um 8 Uhr. Ein beſonderes Ereignis wird nachmittags um 2 Uhr der Feſtzug: Das deutſche Handwert werden. Erwa 5000 Meiſter, Geſellen und Lehrlinge in hi⸗ ſtoriſchem Zunftkoſtüm oder im ſchlichten Ehrenkleid der Arbeit werden teilnehmen. Etwa 30 Feſtwagen, von den Mannheimer Innungen geſtellt, werden vom Werdegang des Handwerks und ſeiner Kunſt berichten. 20 Muſikkorps, Fanfarenbläſer⸗, Zin⸗ keniſtengruppen uſw. werden, ebenfalls ſämt⸗ lich in Koſtüm, mitwirken. Als beſonderer Anziehungspunkt ſoll die berittene Kapelle des Reichswehr⸗Reiter⸗Regiments Cannſtatt mitwirken.(U. W. iſt ſeit dem Kriege keine be⸗ rittene Kapelle mehr in einem Feſtzug gezeigt worden.) Der Zug ſelbſt wird vier Abteilungen umfaſſen, nämlich 1. Das Handwerk im Mittelalter(1500). 2. Das Handwerk in der kurpfälziſchen Reſidenz Mannheim(1780). 3. Das Handwerk in der Gegenwart, und 4. Das Handwerk im neuen Reich. Der Oberbürgermeiſter hat dem Handwerk jede mögliche Anterſtützung zugeſagt. Die Leitung des Feſtzuges richtet an alle Mannheimer Bürger die Bitte, ſich in den Dienſt der Sache zu ſtellen, für den Beſuch Mannheims und ſemes Feſtzuges zu werben und für Ausſchmückung der Häuſer zu ſorgen. 1 Handel und Wirtſchaſt (Ohne Gewähr.) Mannheimer Wochenmarktpreiſe vom 5. Oktober. Auf dem heutigen Wochenmarkt wurden folgende Verbraucher⸗ preiſe für ein Pfund in Pfennig ermittelt: Kartoffeln, alte 3.5 bis 4; Salatkartoffeln 10; Wirſing 8 bis 10; Weißkraut 7 bis 8; Rotkraut 8 bis 12; Blumenkohl, Stück 10 bis 50; Karotten, Büſchel 5 bis 6; Gelbe Rüben 6 bis 10; Rote Rüben 7 bis 10; Spinat 7 bis 15; Mangold 6 bis 12; Zwiebeln 6 bis 8; Grüne Bohnen 10 bis 25; Grüne Erbſen 20 bis 30; Kopfſalat, Stück 5 bis 15; Endivienſalat, Stück 5 bis 10; Oberkohlraben, Stück 4 bis 8; Tomaten 6 bis 12; Radieschen, Büſchel 3 bis 5; Rettich, Stück 4 bis 10; Meer⸗ rettich, Stück 15 bis 35; Schlangengurken und Salatgurken, Stück 4 bis 15; Einmachgurken, pro 100 100 bis 200 Sup⸗ pengrünes, Büſchel 4 bis 5; Peterſilie, Büſchel 3 bis 53 Schnittlauch, Büſchel 3 bis 5; Lauch, Stück 3 bis 8; Aepfel 10 bis 35; Birnen 10 bis 30; Pfirſiche 12 bis 35; Brom⸗ beeren 35; Hagebutten 25; Hagebuttenmark 40; Preißelbeeren 30 bis 35; Zwetſchgen 14 bis 18; Bananen, Stück 3 bis 8; Süßrahmbutter 145 bis 160: Landbutter 130 bis 140; Wei⸗ ßer Käſe 20 bis 30; Eier, Stück 8 bis 13. Mannheimer Produktenbörſe vom 5. Oktober: Offtzielle Preiſe per 100 Kilogramm netto, waggonfrei Mannheim, ohne Sack in Reichsmark: Weizen, inl. 20 bis 20.10; dto. Feſtpreis franko Vollbahnſtation des Erzeugers Bezirk 9 18.80; desgl. Bezirk 10 19; desgl. Bezrk 11 19.30; Roggen, ſüdd. 16.25 bis 16.50; dto. Feſtpreis franko Vollbahnſtation Bezirk 9 15.80; Bezirk 8 15.50; Hafer, inl. 14.25; Som⸗ mergerſte, inl. 18 bis 19.50; Gerſte, pfälz. 19 bis 20.50; Futtergerſte 16.30 Mais mit Sack 18.50; Erdnußkuchen 16.50; Sojaſchrot 14.75; Rapskuchen 12; Palmkuchen 14; Seſamkuchen 16; Leinkuchen 16.75; Biertreber mit Sack 15; Trockenſchnitzel ab Fabrik 8.75; Wieſenheu, loſe 4.80; Rot⸗ kleeheu 5; Luzernekleeheu 6 bis 6.50; Preßſtroh(Roggen und Weizen) 2; dto.(Hafer und Gerſte) 1.20 bis 1.40; Weizen⸗ mehl, Spezial Null mit Austauſchweizen 29.25; November 29.40; Dezember 29.55; desgl. mit Inlandsweizen, Oktober 27.75; November 27.90; Dezember 28.05; Roggenmehl, nordd. 22.50 bis 23.50, pfälz. und ſüdd. 22.75 bis 23.75; Weizen⸗ kleie, feine mit Sack 9.25; dto. grobe 9.75; Roggenkleie 8.50 bis 9.50; Weizenfuttermehl 10.50; Roggenfuttermehl 9.50 bis 11.50; Wetzennachmehl 14 bis 15.50. Mannheimer Kleinviehmarkt vom 5. Oktober: Zufuhr und Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht bezw. Stück in Reichsmark: 13 Kälber 26 bis 45; 52 Schafe nicht notiert; 161 Schweine nicht notiert; 510 Ferkel, Ferkel bis ſechs Wochen 6 bis 9, über ſechs Wochen 10 bis 14, 122 Läufer 13 bis 19 Mark.— Marktverlauf: Kälber ruhig, langſam geräumt; Schweine ruhig, nicht notiert; Ferkel und Läufer ruhig, Ueberſtand. 1 „Der Volksempfänger VE. 3017 Von Ernſt Hoene, Kreisfunkwart der NSDAP. Man ſtelle ſich vor: Alle 28 radiobauenden Firmen Deutſchlands, ſonſt in ſcharfem Konkurrenzkampf mit Preis⸗ unterbietung und viel lauter Reklame: Heute bauen ſie alle an einem kleinen Apparat, laufen auf den fließenden Bändern in den Fabriken die ſorgfältig geprüften Einzelteile des VE. 301(Volks⸗Empfänger in Erinnerung an den 30. 1.), bis dann zum Schluß Hunderttauſende von fertigen Ge⸗ räten ihren Weg ins Volk antreten. Was will der kleine Apparat? Dr. Göbbels hat die Forderung aufgeſtellt: Run d⸗ funk in jedes Haus! In kurzem ſoll über jedem Dach die Antenne ſtehen. der Rundfunkapparat genau ſo eine A ſein wie der Küchenherd oder die tägliche eitung. Ohne die tatkräftige ſozialiſtiſche Mitarbeit von In⸗ duſtrie und Handel wäre es auch gar nicht möglich geworden, für ſo billiges Geld einen leiſtungsfähigen Empfänger, wie ihn der VE. 301 darſtellt, auf den Markt zu bringen. Wer Radiobaſtler iſt, rechne ſich einmal aus, was ihn das Ge⸗ rät bei Selbſtherſtellung koſten würde. Ich glaube nicht, daß die Rechnung unter 100 Mark abſchließen wird. And ſo koſtet er nur 76 Mark mit eingebautem Lautſprecher. Die Gewinne ſind klein, es iſt ſcharf kalkuliert worden. Das ſchöne dunkle Holzgehäuſe kommt z. B. auf 4.13 Mark. Ein Mehr von einem halben Pfennig würde bei 100 000 Stück chon 500 Mark ausmachen. Hergeſtellt wird es auf beſon⸗ eren Wunſch der Regierung von der deutſchen Holzinduſtrie im Bayern⸗ und Böhmerwald, weil dort hart an der tſche⸗ chiſchen Grenze unſere Volksgenoſſen unter dem Verfall des Wirtſchaftsrebens beſonders leiden mußten. Dem deutſchen Funkhandel gebührt der Dank des deutſchen Volkes, daß er freiwillig auf die bisherigen hohen Gewinne aus dem Rundfunkgeſchäft verzichtete und ſich für den Volksempfänger trotz einer ungleich kleineren Gewinnſpanne ins Zeug legt. Wie teuer wird der Volksempfänger VE. 301? „Ja“, ſagt mancher,„wie gern möchte ich Radio hören, gerade auf den Winter, aber wer bezahlt mir den Apparat und die ſonſtigen Koſten?“ Es wäre eine ſchlechte Organi⸗ ſation, hätte man dieſen wichtigſten Punkt vergeſſen. 76 Mark ſind kein Pappenſtiel für einen Arbeiter, der nur wenig Geld in der Woche heimbringt und erſt recht für einen Bauern, der überhaupt ſelten etwas Bares ſieht. Die Händler gehen auf Ratenzahlungen ein(bis zu zehn Monaten). Drei Apparatetypen werden gebaut, je nach der elektri⸗ ſchen Stromverſorgung: Für Wechſelſtrom, für Gleichſtrom und für Batteriebetrieb, wenn kein elektriſches Licht im Hauſe. Die beiden erſten Typen koſten beide 76 Mark, die letzte ohne Batterien 65 Mark. Dazu ſtellt dann die In⸗ duſtrie eine beſondere Batterie mit großer Lebensdauer und einen Heizakku her, ſo daß der geſamte Anſchaffungspreis auch ungefähr derſelbe bleibt wie beim Betrieb aus dem Lichtnetz. 5 Was verbraucht der VE. 301 an Strom? Die kleinſten im Haushalt verwandten elektriſchen Glühbirnen verbrauchen 15 Watt, d. h. in 67 Stunden 1 Kilowattſtunde. Unſer Volks⸗ empfänger für Wechſelſtromanſchluß kommt mit wenig mehr aus, nämlich mit 18 Watt. Wir können 56 Stunden Radio hören, bis eine Kilowattſtunde verbraucht iſt, 1 Stunde Be⸗ trieb koſtet alſo bei 40 Pfennig pro Kilowatt weniger als 1.5 Pfennig. Beim Gleichſtromempfänger ſtellt ſich der Ver⸗ brauch etwas höher. f Wie iſt der VE. 301 ausgerüſtet? Bisher intereſſierte dieſe Frage meiſt nur den Baſtler, aber heute muß es jeder wiſſen. Es iſt ein Einkreisempfänger, d. h. er enthält einen Abſtimmkreis, ferner eine Grobabſtimmung der Antenne. Zwei Röhren ſind eingebaut, dazu kommt die Gleichrichter⸗ röhre. Die Verſtärkerſtufe iſt durch einen Uebertrager an⸗ geſchloſſen. Als Lautſprecher wurde nun kein e verwandt, ſondern ein ſogen.„Freiſchwinger“, weil bei nen Leiſtungen beide Syſteme faſt gleichwertig ſind, der Ko⸗ ſtenunterſchied aber groß. Die Endröhre hat 0.8 Watt Aus⸗ gangsleiſtung. Für die Trennſchärfe und Lautſtärke macht eine gute Antennenanlage ſehr viel aus. Es wird ein bleibendes Ver⸗ dienſt des Reichsminiſters Dr. Göbbels ſein, das Wunder einer Einigung im deutſchen Rundfunk fertig gebracht zu haben. Der Ausdruck dieſer Tat iſt der Volksempfänger. Wenn er nur maßgebend dazu beiträgt, neue Millionen deut⸗ 1—5 Volksgenoſſen für den Rundfunk zu gewinnen, ſo wird as Ziel bald erreicht ſein: Rundfunk in jedes Haus! Adolf Hitler auf dem Leipziger Juriſtentag. Von rechts: Adolf Hit⸗ ler, Reichsjuſtizkommij⸗ ſar Frank und Reichs⸗ arbeitsminiſter Seldte während der Abſchluß⸗ kundgebung in der Leipziger Meſſehalle betonung gibt. verſchmolzen werden können. zu einem werden. Ablage des Cheglücks. Eheprobleme im Dritten Reich. Von Gertrud Reinſch. Mit der Reorganiſation des geſamten deutſchen Staats⸗ weſens muß auch eine ſolche der Grundzelle desſelben, der Ne Gkn Familie, der Ghe vor ſich gehen. Das, was uns der Marxis⸗ mus als Eheglück anpries, iſt lediglich ein überpotenzierter Sexualismus geweſen. Niemals aber kann eine Ehe von Beſtand und glücklich ſein die dem Sexualismus eine Ueber⸗ Die Grundlage liegt vielmehr im Menſchen — Mann wie Frau!— ſelbſt. Hier muß die altgermaniſche Anſchauung hervorgehoben werden, die das Weſen der rechten Ehe am leichteſten verſtänd⸗ lich werden läßt, nämlich, daß Mann und Frau je eine Hälfte darſtellen und beide zuſammen erſt durch den ehehaften Bund Eins ge⸗ ſondert iſt einfach ein Unding Wer vollwertig ſein will. muß ſich ehehaft mit dem ihm beſtimmten Manne bzw. mit der ihm beſtimmten Frau verbinden, aber nur mit dieſer, und die Grundlage iſt geſchaffen, um ein zeitliches Glück darauf auf⸗ zubauen. das wiederum eins der Mittel iſt, ein ewiges Glück zu erreichen! Aber nur der Mann, der ſich ehehaft mit: der für ihn beſtimmten Frau verbindet, iſt nicht mehr Hälfte eines Menſchen. Darum muß der Mann ganz Mann. die Frau ganz Weib ſein. Hand in Hand mit dieſer Selbſtverſtändlichkeit, die unſere Ururahnen ſtreng befolgten, geht die weitere Selbſtverſtänd⸗ lichkeit, daß ſich die Frau nicht zum männlichen Beruf drängen ſoll. Das iſt bereits durch entſprechende Maßnahmen der Reichsregierung berückſichtigg worden. Sie verſuche weiter nicht, ein Mannweib zu werden, und glaube nicht den ver⸗ lockenden Verheißungen falſcher Propheten, die ihr eine natur⸗ eſetzmäßig unmögliche Freiheit verheißen. Dieſe beruht ediglich auf übertriebenen egoiſtiſch⸗materiellen Urſachen. Die Frau iſt jenen willkommenes Ausbeutungsobjekt, weil ſie ge⸗ ringer bezahlt wird als die männliche Arbeitskraft. und dieſe Minderbewertung ſollte ſie ſelbſt als ihrer unwürdig ablehnen. Da erhebt ſich jedoch die Frage, was ſie an dieſer Stelle tun ſoll, um ſich nicht ausſchinden zu laſſen und einem papierenem Ewigkeitswahn nachzujagen. Der Vollmann und die Vollfrau ſollen gemeinſam daran arbeiten, die Ehe zu einer wahren und geſunden Zelle des Staatsweſens, des deutſchen Volkes zu machen, alle Ehe⸗ hinderniſſe, die ja doch nur auf falſchen Vorausſetzungen und Kulturauswüchſen beruhen, zu beſeitigen, damit dieſe wieder ur Wurzel kommender Allgermanen werde. ie ſollen und müſſen daran arbeiten, die Ehe wieder allen zugänglich und möglich zu machen, mit der Ehe die natur⸗ urgeſetzliche Grundlage anzuſtrebenden Glückes zu bieten! Die Ehe iſt für den nordiſchen, den deutſchen Menſchen zu tief in ſeinem ihm vererbten ariogermaniſchen Charakter ver⸗ wurzelt, als daß es möglich wäre, ſie mit Phraſen in ihrer urſprünglichen Art aus ſeinem Wollen zu reißen. Sie iſt und wird noch viel mehr in eine neue Phaſe veredelter Art treten, ſobald das Innerlichkeitsbewußtſein wieder reſtlos in der ariſchen Menſchheit heraufgedämmert iſt. Kein Zwang iſt dazu erforderlich, ſondern nur der geeignete Lebensboden, der bereits ſeitens der nationalen Regierung rate ie worden iſt. Dieſe Ehebaſis iſt naturnotwendig, entwickelt ſich aus Innerlichkeits⸗ gründen von ſelber, ohne äußeren Umſturz. Die Ehen müſſen und werden mehr auf größerer gegenſeitiger Aufrichtigkeit und nicht auf materiellem, bei dem erſten Anſturm ſich als Trug erweiſendem Boden geſchloſſen werden. Auf der materiellen Baſis beruhten 99 von 100 Ehen, die in Skandalen, Unglück und Scheidung endeten. Das erfordert weiter, daß das Sexuelle per weiter überpotenziert wird, ſondern als etwas Selbſt⸗ verſtändliches, Naturgeſetzmäßiges angeſehen wird, nicht als Luſtgebiet der niederen Triebe, ſondern als geiſtig⸗ſexuelle Ver⸗ bindungsurſache zweier verſchieden geſchlechtlicher Menſchen⸗ kinder. Damit dämmert die Zeit endlich herauf, die von den Armanen der Urzeit erſtrebt wurde: eine Zeit, in der nur die Ehe gilt, die von der Zucht des Gottmenſchen erfüllt wird. So erſt kann ſich auch das Wort Geibels erfüllen:„Am deut⸗ ſchen Weſen wird die Welt geneſen!“ Zuerſt muß es aber der oder die Einzelne, dann die Zweieinheit Ehe, damit die Familie, die Sippe, das Volk und ſchließlich die Raſſe. Kindesliebe. Von Chriſtine Holſtein. Da iſt ein kleines Mädchen, bei dem es zu Hauſe drunter und drüber geht. Es ſind arme Leute und ſie haben viele Kinder, und doch— die Mutter könnte ordentlicher ſein. Nichts Rührenderes, als das kindliche Bemühen des kleinen Mädchens, ihr Heim in recht günſtigem Lichte erſcheinen zu laſſen, ihr ängſtlich forſchender Blick, ob man auch nichts an ihrer Mutti auszuſetzen findet. Mit beſonderer Betonung erzählt ſie: „Meine Mutti ſagt immer, reinlich und ordentlich muß alles ein.“ Wenn ſie in anderen geordneten Häuslichkeiten ſpielt, ſagt ſie entſchuldigend:„Bei uns is es ja nicht ſo, aber wir haben doch die ſchlechte Wohnung.“ Wenn ihre Mutter ſie in Gegenwart anderer„Dumme Trine!“ ſchilt oder„Sei nicht ſo keß!“, was ſie wohl für Erziehung hält, dann ſagt die Kleine mit wehem, tapferem Lächeln:„Mutti macht bloß Spaß.“ Eeinmal hatte die Familie eine beſſere nee Ausſicht, eine Portierſtelle, mietefrei, aber die Frau mußte die Treppen⸗ aufgänge fegen und wiſchen.„Det kann ich doch nicht, bei die vielen Kinder“, ſagte ſie klagend.„So ville Arbeit— det bin ich nicht imſtande.“ Da hob die kleine Siebenjährige, die dabei⸗ ſtand und der Mutter Stöhnen mit anhörte, bittend die Händ⸗ chen:„Ooch Mutti. ich kann, laß mich...“ * Ganz anders als dies liebe weiche Seelchen, das man immer in den Arm nehmen und ſtreicheln möchte, iſt unſer junger Freund Alexander. Zehnjährig, groß, rank und ſchlank, mit freien blauen Augen und goldbraunem Wuſchelkopf. ein Prachtjunge. e 5 Alexander und ſeine Mutter, das iſt eine Geſchichte. a Alexanders Vater iſt mit einer ſchweren Kriegsbeſchädigung aus dem Felde heimgekommen und ſieben Wochen nach der Geburt des kleinen Alexander geſtorben. Da hat die junge Frau etwas durchgemacht; die jahrelange Pflege des Mannes, und nun allein mit dem kleinen Kinde Man weiß, wie karg die Kriegswitwenrenten waren. Genäht hat ſie, Serienartikel, manchmal Tag und Nacht, und für ſich und ihren Jungen eine blitzſaubere, kleine Häuslichkeit geſchaffen mu hübſchen Möbeln. Dann iſt das Geſpenſt der Arbeitsloſigkeit über ſie gekommen. Und noch ein anderes Geſpenſt— eine unheimliche Krankheit, wie ſie wohl heutzutage viele Menſchen befällt. l Die Krankheit beſteht in furchtbaren Angſtanfällen, die ſte wie eine finſtere Wolke überſchatten und ihr jede klare Be⸗ ſinnung rauben.„Ich verſtehe es, daß Menſchen ſich in dem Zuſtande das Leben nehmen“, hat ſie mir einmal weinend geklagt.„Geduld“, ſagt der Arzt,„Geduld, es wird wieder— wenn Sie es nur durchhalten können.“ Wird ſie es durch⸗ halten? Sie hat ja ihren Alexander Wenn man ſie beſucht, ſizt er mit einem Buch am Fenſter. Sieht man ihn auf der Straße ſpringen und ſpielen, dann iſt ſicher Großmutter da. Wenn beim Mittageſſen ihre Hände zittern und ihre Glieder fliegen. lacht Alexander ſie forſch und zärtlich aus:„Ooch, Mutti, das is ja komiſch“, bis ſie ſelber lächeln muß. Einmal, in einer dunklen, fürchterlichen Nacht, hat ſie die Angſt ums Herz nicht mehr ausgehalten.„Mir iſt jetzt alles gleich, ich muß fort, ich haue ab“ und taſtet nach der Tür. Und noch mehr: Da ſteht plötzlich Alexander vor ihr. Erwachend blickt die unglückliche Frau in das entſchloſſene Geſicht ihres kleinen Jungen Er ſchließt zu, zieht den Schlüſſel ab und ſagt— was hat der zehnjährige Junge zu ſeiner Mutter geſagt? „Das aibt's nicht, Mutti. Ich will dich einmal wiederſehen. Und wenn du en Selbſtmörder biſt, kommen wir ſpäter nicht mehr zuſammen.“ Ach, es gibt unter den Kindern ſo manche kleine Helden⸗ ſeele, ſo manchen winzig kleinen Kreuzträger, der klaglos und geduldig die ſchwere Laſt ſeiner Eltern mitträgt. Man kann eine gute Hausſtan fein— — auch ohne daß Küche und Haushalt das einzige Geſprächs⸗ thema bilden! — auch ohne daß man immer nur in Hauskleid und Schürze herumläuft! — auch ohne ſich ſtändig zu beklagen: Dazu habe ich als Haus⸗ frau keine Zeit! — auch ohne reſtlos im Haushalt aufzugehen! — auch ohne die hauswirtſchaftlichen Talente ſchweſtern herabzuſetzen! auch ohne zu glauben, daß man unerſetzlich ſei! auch ohne über einen großen Geldbeutel zu verfügen! auch ohne ununterbrochen über ſchlechte Zeiten zu klagen! auch ohne von morgens bis abends ohne Raſt und Ruhe auf den Beinen zu ſein! — auch ohne daß man darüber ſeine Pflichten als Gattin und Mutter verſäumte! — auch ohne aus der Mücke kleinen, häuslichen Mißgeſchicks gleich einen Elefanten zu machen! Femina. Welche Frau iſt wirtschaftlich? Von Fritz Hocke. Heute mehr denn je iſt die Frage nach Wirtſchaftlichkeit in jedem Haushalt eine brennende geworden, und es wird uns daher intereſſieren, wie ſich dieſe Eigenſchaft vor allem in der Handſchrift der Frau ausprägt— iſt doch dieſe Leiterin und Seele jedes„häuslichen Betriebs“. Die Handſchriftkunde, be— ſtrebt, uns in allen Belangen des praktiſchen Lebens als wert⸗ volles Hilfsmittel zu dienen, wird uns auch hier eine dankens⸗ werte Führerin ſein, und wir müſſen uns vor allem fragen, welche andere Eigenſchaften den Charakterzug der Wirtſchaft⸗ lichkeit bedingen. Da wären in erſter Linie anzuführen: Spar⸗ ſamkeit, Einteilungsſinn, Ueberblick, die Fähigkeit, mit ge⸗ gebenen geldlichen Mitteln klug rechnen zu können.— Spar⸗ ſamkeit werden wir auf Grund einer Handſchrift dann feſt⸗ ſtellen können, wenn links und rechts im Schriftſtück kein oder nur ein beſcheidener„Reſpektraum“ vorhanden iſt beziehungs⸗ weiſe wenn ſich der linke Rand gegen das Ende zu ver⸗ mindert, ferner, wenn die Schrift gedrängt erſcheint, wobei vielfach das letzte Wort der Zeile zuſammengedrängt am rechten Briefrand heruntergezogen wird. Als Begleiterſcheinung des haushälteriſchen Sinnes werden wir auch Selbſtbeherr⸗ ſchung und etliche Willensſtärke vorausſetzen müſſen, da eine ſparſame Frau ſich des einen von ihren Leidenſchaften nicht ſo leicht wird hinreißen laſſen, des anderen aber auf die Er⸗ füllung manchen Wunſches wird Verzicht leiſten müſſen. Die Selbſtbeherrſchung offenbart ſich nun in einer Schrift, vor allem unſerer Mit⸗ i in einer vorwiegend ſenkrechten Schriftlage. in größerer oder, geringerer Gleichmäßigkeit ihrer Elemente— ſie wird eher eckig als abgerundet erſcheinen und ziemlich genau ausgeführte Ober- ſowie Satzzeichen aufweiſen, neben vornehmlich ſchmaler Schleifenbildung und geringer Längenunterſchiedlichkeit: die Willensſtärke wird ſich in Druckbetonung zeigen,. in Regel⸗ mäßigkeit und vorwiegend eckigem Schriſtcharakter. Bei wirt⸗ ſchaftlich veranlagten Frauen werden wir auch eher eine kleine als eine große Schrift antreffen, da ja hierdurch die Möglich⸗ keit geboten wird, den zur Verfügung ſtehenden Raum beſſer ausnützen zu können. Auf Einteilungsſinn und Ueberblick in einer Schrift werden wir dann ſchließen dürfen, wenn Rand⸗, Zeilen⸗ und Wortabſtand ziemlich gleichmäßig gebildet ſind, keine„Zeilenverſtrickungen“ auftreten, das heißt, die Ober⸗ längen der unteren Zeile mit den Unterlängen der oberen zu⸗ ſammenfallen, der Schriftraum gut ausgenützt iſt, ohne daß hierdurch die Klarheit des Schriftbildes eine Einbuße erleidet. Im Zuſammenhang mit einer vorwiegend verbundenen Schrift deuten dann dieſe Merkmale auf ein klares, logiſches Denk⸗ vermögen, das mit gegebenen Tatſachen gut zu rechnen verſteht und ſich dieſen anzupaſſen weiß Die Frau, die für den Wert des Geldes wenig Verſtändnis aufzubringen vermag, dieſes nicht als„Beſitz“, ſondern ledig⸗ lich als ein Mittel zur Ausgabe betrachtet, um ſich den jeweils erſehnten Lebensgenuß zu verſchaffen, wird auch in ihrer Hand⸗ ſchrift weſentlich andere Züge aufweiſen. Selbſtzügelung und Willenskraft ihrer wirtſchaftlichen Geſchlechtsgenoſſin mangeln ihr jedenfalls, und ſo werden wir in ihrer Schrift vor allem Unregelmäßigkeit, ausgeprägte Schleifenbildung, große Längen⸗ unterſchiedlichkeit, ungenaue Setzung der Satz⸗ und Oberzeichen, ſtarke Rechtsgeneigtheit, neben mangelnder Druckbetonung und Vorherrſchen von Rundungen beziehungsweiſe„Fadenſchrift“ (Wechfel von Girlanden⸗, Bogen⸗ und Eckenbildung) wahr⸗ nehmen können. Für ihre Großzügigkeit ſpricht die Größe ihrer Handſchrift, für ihr Bedürfnis nach äußerem Glanz die breite Randbildung und für die Sorgloſigkeit, die ſie Geld und Geldeswert entgegenbringt, die Weite der Schrift, neben Größe der Zwiſchenräume zwiſchen den einzelnen Zeilen, Worten und Buchſtaben. Die geringe Raumausnützung bleibt das hervorſtechendſte Merkmal derartiger Schriften. Die weite, ge⸗ räumige Schrift allein verrät bloß eine Neigung zu Geld⸗ ausgaben. Iſt die weite Schrift ſtark nach rechts geneigt und fehlen in ihr die Kennzeichen für Willenskraft, ſo liegt Ver⸗ ſchwendungsſucht vor, gleichwie bei übermäßiger Randbildung links und rechts Werden die Anfänge der einzelnen Zeilen nicht ſallrecht untereinander geſchrieben und zeigt der rechte Rand große, unregelmäßige Lücken, ſo dürfen wir jedenfalls geringen Einteilungsſinn auch in wirtſchaftlicher Hinſicht vor⸗ ausſetzen Beſonders in einer weit auseinandergezogenen, ſtark nach rechts geneigten Schrift iſt der Schluß auf un⸗ beſonnene, mit den Einnahmen nicht in Einklang ſtehende Geldausgaben naheliegend. Wird der anfangs links breite Schriftrand gegen unten zu immer enger, dann haben wir eine Schrifturheherin vor uns, die nach außen gern Freigebigkeit und Vornehmheit bekunden will, im engeren Familienkreis jedoch und bei kleinen Ausgaben vielfach, aber nicht immer wirtſchaftlich ſpart. Mitunter finden wir dieſe Schrifteigen⸗ tümlichkeit auch bei Frauen die durch irgendeinen Glücksfall in unerwartet gute Verhältniſſe aufgeſtiegen ſind, nun auch in Geldausgaben gerne vornehm erſcheinen wollen, aber den ver⸗ anlagungsgemäß gegebenen Sinn für Sparſamkeit auf die Dauer nicht zu unterdrücken vermögen. Bei der Feſtſtellung von Wirtſchaftlichkeit aus einer Hand⸗ ſchrift ſpielt— wie aus dem Dargelegten erhellt— die Aus⸗ nützung des zur Verfügung ſtehenden Raumes eine hervor⸗ ragende Rolle, und es erſcheint daher ohne weiteres verſtänd⸗ lich, daß ſich, für Rückſchlüſſe auf dieſe Eigenſchaft, Poſte, Au. ſichts⸗ und Beſuchskarten wenig eignen, da die Schriftgröße un⸗ willkürlich von dem beſchränkten Raum beeinflußt wird. Des anderen aber kann oft ſchon das Briefformat für die erwähnten Eigenſchaften einen wertvollen Hinweis liefern, da in der Regel Schrifturheberinnen mit weiter Schrift ſich großer Brief⸗ bogen bedienen, wie umgekehrt kleine Formate von Eng⸗ ſchreibenden bevorzugt werden! e 1 * Praktiſche Winke Das Kochbuch— ein Ratgeber. In den Witzblättern wird der Wert des Kochbuches oft ſo ſehr bezweifelt, daß die junge Hausfrau unſchlüſſig wird, ob ſie ſich ſeiner Füh⸗ rung anvertrauen ſoll. Tatſächlich gibt es noch ältere Aus⸗ gaben, die zu ſehr mit den Worten„man nehme“ arbeiten, daß ſie für die heutige Zeit nicht paſſen, denn heute iſt Be⸗ ſchränkung ebenſo ſehr eine wirtſchaftliche Tugend wie das Gebot einer hygieniſchen Erkenntnis. Wer aber eins der neuen Sparkochbücher verwendet, die auch in billigen Einzel⸗ ausgaben über beſtimmte Gebiete(Kartoffelküche, Gemüſe⸗ küche, Fiſchküche uſw.) erhältlich ſind, der wird immer gut fahren Beſonders aber dann, wenn man es ſich zum Grund⸗ ſatze macht, ſich ergänzende Hefte ſelbſt anzulegen. Dies iſt durch Einkleben von Rezepten und Anweiſungen aus guten Zeitſchriften ohne weiteres möglich. Mit der Zeit trägt man damit einen Schatz zuſammen, der die Frage:„Was eſſen wir morgen?“ ſofort beantworten läßt. * t. Zeitungspapier und Teppiche. Es empfiehlt ſich, unter große Teppiche entfaltete Bogen Zeitungspapier zu legen, die den Boden unter dem Teppich bedecken. Der Staub fällt dann nicht direkt auf den Fußboden, ſondern auf das Papier und iſt durch Zuſammenſchlagen des Papiers raſch beſeitigt. Auch bietet die Zeitungsunterlage einen Mottenſchutz für das Ge⸗ webe des Teppichs t. Verſilberte Gefüße. Will man verſilberte Gefäße ein⸗ packen, um ſie längere Zeit wegzuſtellen, ſo ſchützt man ſie vor dem Anlaufen durch Einwickeln mit Stanniol. f. Zwiebelſaft als Klebſtoff. Zwiebelſaft klebt außerordent⸗ lich feſt. Um Papier auf Metall zu befeſtigen, waſche man zu⸗ erſt den metallenen Gegenſtand gut mit Soda auf und beſtreiche dann das Papier mit dem Saft einer gekochten Zwiebel. f. Reinigung leerer Oelflaſchen. Man füllt die Flaſche mit feiner Aſche und ſtellt ſie in einen Topf mit kaltem Waſſer: dieſes bringt man langſam zum Kochen, läßt es eine Weile kochen und dann wieder erkalten. Dann ſchüttet man die Aſche aus der Flaſche, wäſcht dieſe mit warmem Seifenwaſſer und ſpült mit kaltem Waſſer nach. s k. Schnelles Reinigen der Bettfedern. Um Bettfedern, die durch Einwirkung von feuchter Luft zuſammengefallen ſind, wieder zu lockern und ſie gleichmäßig zu reinigen, unternimmt man vielfach das ſogenannte Keſſeln, wozu ſich die Waſch⸗ maſchinen gut eignen. Die Federn werden trocken in den Keſſel geſchüttet und über ſchwachem Feuer langſam gerührt. Durch die Wärme lockern ſie ſich, und alle Unreinigkeiten fallen auf den Boden des Keſſels. 5 1. Leichtes Rücken ſchwerer Möbelſtücke. Die Erleichterung beſteht beim Rücken großer Möbel darin, daß man das be⸗ treffende Möbelſtück an einer Seite anhebt und unter die beiden angehobenen Füße einen alten Teppich oder Bett⸗ vorleger ſchiebt. Nun läßt man die beiden Möbelfüße wieder darauf nieder und ergreift die beiden Teppichenden mit den Händen. Eine zweite Perſon hebt die entgegengeſetzten Möbel⸗ füße ſcharf an, ſo daß nur noch zwei Füße auf dem Teppich ſtehen. Nun beginnt die andere Perſon, die die Teppichenden hält, zu ziehen, und das Möbelſtück läßt ſich auf dieſe Weiſe unſchwer durch das Zimmer expedieren, ohne den Fußboden zu zerkratzen. Durch dieſen Kniff laſſen ſich die ſchwerſten Möbelſtücke verhältnismäßig leicht und ſchnell an einen anderen Ort bringen. k. Tinten- und Oelflecke. Oelflecke in Marmorplatten be⸗ kommt man mit Benzin oder Terpentin heraus. Tintenflecke, wenn ſie nicht zu alt ſind, gehen durch Abreiben mit einer durchgeſchnittenen Zitrone heraus. Mit Petroleum, Zinnaſche oder Bohnerwachs wird nachpoliert. A die Nack. f. Huſenleber lengliſche Art). Von der Leber entfernt man alle blutigen und zerſchoſſenen Stellen und legt ſie eine Weile in kaltes Waſſer. Abgetrocknet in Mehl gewälzt, in reichlich Fett mit Zwiebeln und feingeſchnittenen Aepfeln gebraten. Nicht zu lange braten, ſonſt wird ſie hart, und erſt in fertigem Zuſtande ſalzen. f. Kalbszunge auf Florentiner Art. Eine Kalbszunge wird abgekocht, abgezogen und in Scheiben geſchnitten. Aus der eingekochten Brühe, etwas Sahne und weißer Mehlſchwitze bereitet man eine würzige, ziemlich dicke Soße, die noch mit Eigelb und Sahne abgezogen und dann durchpaſſiert wird. Ferner kocht man jungen Spinat, tropft ihn gut ab, ſchwenkt ihn in Butter und würzt ſodann. Nun gibt man den Spinat auf eine längliche, feuerfeſte Schüſſel, ordnet die Zungenſcheiben darauf an, übergießt mit der dick gehaltenen Soße, ſtreut Par⸗ 5 und Butterflocken darüber und bäckt es dann gold⸗ gelb. f. Lendenbeefſteaks, Rumpſteaks, Roſtbraten werden bedeutend zarter, wenn man ſie anſtatt in Butter in glühend⸗heißem aus⸗ gelaſſenen Rinderfett bratet und die Butter zur Soße extra zerläßt. Der Milchgehalt der Butter läßt das Fleiſch oft kochen anſtatt braten; das iſt dann die Urſache des Zähſeins. f. Reis mit Mirabellen. Für vier bis fünf Perſonen be⸗ nötigt man Pfund beſten Reis, 1 bis 2 Eier, 4 Pfund Zucker, abgeriebene Zitronenſchale und etwa ein Liter Milch. Den Reis überbrüht man mit kochendem Waſſer, ſpült ihn mit kaltem ab und ſetzt ihn mit der Milch, einem Stich Butter, dem Zucker und einer kleinen Priſe Salz auf. Er ſoll mehr quellen als kochen. Sobald er körnig⸗weich iſt, rührt man das Eigelb zu und miſcht den gut geſchlagenen Eiweißſchnee darunter. Die abgeriebene Zitronenſchale hat man während des Kochens dazu⸗ gegeben. Man richtet den Reis bergartig auf einer halbtiefen Schüſſel an, macht eine Vertiefung hinein und füllt ſie mit den etwas von ihrem Saft befreiten Mirabellen. Den Reſtſaft gibt man nebenher. Man kann den Reis auch in einen Rand füllen, ſtürzen und mit den Mirabellen umgeben. Die Speiſe ſoll eben angewärmt aufgetragen werden. f. Bücklinge mit Reis. Die nötige Anzahl Bücklinge wird von Haut und Gräten befreit, beliebig zerteilt, in Butter an⸗ gebraten. In eine aut mit Butter heſtrichene, mit Reibbrot beſtreute Form gibt man eine Lage Fleiſchbrühreis, darauf die angebratenen Bücklinge, die nochmals mit einer Lage Reis über⸗ deckt werden. Sie werden mit zerklopftem Ei beſtrichen, mit Reibbrot und Käſe beſtreut, nach Belieben noch mit Butter beträufelt und bei ſchwacher Unterhitze im Bratrohr leicht gefärbt. k. Teebrötchen. 100 Gramm Schinken mit 100 Gramm ent⸗ gräteten Sardellen fein hacken; 100 Gramm Butter mit zwei Eidottern verrühren, mit dem Schinken und den Sardellen vermiſchen und gut vermengen und dann auf Toaſt oder Milch⸗ brötchen ſtreichen. t. Felchen, blau geſotten, kalt. Kleine, gereinigte Blaufelchen werden gekrümmt, auf eine Platte gelegt und mit kochendem Efſig beträufelt. Sodann gibt man ſie in einen kochenden Sud von Waſſer, Salz, iſſig, Wein, Gewürz und Wurzelwerk, läßt ſie bis 17 Kocher kommen, worauf man ſie wegſtellt und im Sud erkalten läßt; ie werden mit Mayonnaiſe ſerviert. 1