2. Blatt zu Wr. 239 Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. In Genf iſt man wieder einmal verſammelt, um abzu⸗ rüſten oder wenigſtens ſo zu tun, als ob. Am Montag ſoll der Hauptausſchuß der Abrüſtungskonferenz zu⸗ ſammentreten. Schon ſeit Mitte der Woche weilen die Hauptdelegierten in Genf, um in perſönlichen Beſprechun⸗ gen die Möglichkeiten abzutaſten, die ſich bieten. Sie ſind bei der Haltung Frankreichs nicht eben groß. Die bisherigen Unterredungen zwiſchen den einzelnen Delegationen, beſon⸗ ders zwiſchen Engländern, Franzoſen und Amerikanern, ha⸗ ben die im Intereſſe des Abrüſtungswerkes erwartete Er⸗ leichterung der Situation nicht gebracht. Demnach wird den Verhandlungen im Hauptausſchuß am kommenden Montag vorausſichtlich nur eine formale Bedeutung zukommen. Von dem bisherigen Gang der Verhandlungen bleibt der Eindruck beſtehen, als ſei das Bewußtſein der Verantwortung für der urſprünglichen Macdonald⸗Plan gerade in dem Lande nicht mehr vorherrſchend, deſſen Premierminiſter aufs Engſte mit dem Plan verbunden iſt. Man hat auf engliſcher Seite verſucht, die Abänderungen, die man auf franz ö⸗ ſiſchen Druck hin am Konventionsentwurf offenbar vorzunehmen bereit iſt, mit einer moraliſchen Begründung zu erklären. Die innerpolitiſche Situation, ſo lautet die Les⸗ art, ſei heute in Deutſchland eine völlig andere als zur Zeit des Fünfmächteabkommen. Eine ſolche Beweisfüh⸗ rung geht an der für die internationale Politik grundlegen⸗ den Tatſache vorbei, daß die außenpolitiſchen Anſprüche eines Landes nicht der Reflex innenpolitiſcher Entwicklun⸗ gen, welcher Art auch immer ſie ſein mögen, ſind, ſondern der Ausdruck der hiſtoriſch gewordenen ſtaatlichen Lebens⸗ notwendigkeiten. Dieſe aber ſind für das Deutſchland der na⸗ tionalen Revolution die gleichen wie für jenes des 11. De⸗ zember 1932. Es iſt auch deshalb völlig verkehrt, zur Begrün⸗ dung einer auf der anderen Seite vorhandenen mangelnden Abrüſtungsbereitſchaft auf die innere Entwicklung Deutſch⸗ lands zurückzugreifen, weil der Macdonald⸗Plan, der dem im Dezember 1932 zugeſtandenen Gleichberechtigungs⸗ anſpruch konkrete Geſtalt verleihen ſollte, erſt im März 1933, alſo über zwei Monate nach Amtsantritt der Regierung Hit⸗ ler, in Genf unterbreitet wurde. Es entſpräche nicht dem Prinzip der Gleichberechtigung, wenn man die Diskrimi⸗ nierung Deutſchlands, wie ſie im Verſailler Vertrag enthal⸗ ten iſt und nach dem Konventionsentwurf beſeitigt werden ſoll, nun dadurch wieder aufleben ließe, daß man die Dis⸗ kriminierung nun in die Konvention ſelbſt hineinnimmt. Dieſe grundſätzliche Erwägung gilt nicht zuletzt für die Frage der Luftwaffe, die Deutſchland von den anderen Mäch⸗ ten auch weiterhin völlig vorenthalten werden ſoll, obwohl eine Abſchaffung der Luftwaffe in den anderen Staaten nicht zu erwarten iſt. 5 Obwohl zwiſchen Frankreich, England und Amerika eine Einigung nicht vorliegt, iſt es zu erwarten, daß der Verſuch gemacht werden wird, Deutſchland in den Hauptpunkten vor die Frage der Annahme oder der Ablehnung zu ſtellen. Den wichtigſten Diskuſſionsgegen⸗ tand bilden die Konſequenzen, die aus der vorgeſchlagenen mwandlung der Reichswehr hinſichtlich der Be⸗ waffnung zu ziehen ſind. Die anderen Mächte haben ſich noch nicht klar gemacht, daß die Umwandlung der Reichs⸗ wehr vom erſten Tage an techniſche Vorkehrungen nach einem einheitlichen und auf lange Sicht berechneten Plan notwendig macht. Man hat ſich in dieſen Delegationen mit dieſer Frage entweder überhaupt noch nicht ernſtlich be⸗ ſchäftigt, oder man glaubt, daß eine entſprechende quanti⸗ tative e des im Verſailler Vertrag zugeſtande⸗ nen Materials, aber keine qualitativen Aenderungen in Frage kommen können. Es liegt gegenüber Deutſchland der Verſuch einer rein politiſchen und nur mit machtpoliti⸗ ſchen Erwägungen zu begründenden Diskriminierung vor. Es ſind bereits gewiſſe Kompromißvorſchläge aufgetaucht, die insbeſondere von der um eine Vermittlung ſtark be⸗ mühten amerikaniſchen Delegation ausgehen und die Deutſchland die Annahme einer Konvention dadurch erleich⸗ tern wollen, daß die erſte Periode, die ſogenannte Pro⸗ bezeit, abgekürzt wird. Von vielen Jahren iſt ſchon keine Rede mehr. Man ſpricht von zwei Jahren oder 18 Monaten, nach deren Ablauf Deutſchland die Herſtellung gewiſſer Verteidigungswaffen und der Bau von Feſtungsanlagen geſtattet werden ſoll. Doch ſteht auch hier bei der Gegenſeite die politiſche Frage im Vordergrunde, daß zunächſt, wenn auch auf kurze Zeit, die Kontrolle einſetzen und funk⸗ tionieren ſoll. In Genfer deutſchen Kreiſen wird be⸗ tont, daß Deutſchland keine Konvention unter⸗ zeichnen kann, die nicht in den Kardinalfragen den deut⸗ ſchen Forderungen gerecht wird, wobei daran erinnert wird, daß Deutſchland in den letzten Tagen immer wieder ſeine Verſtändigungsbereitſchaft hinſichtlich der quantitativen Seite der Gleichberechtigung erklärt hat Alle Kompromiß⸗ vorſchläge, die dieſem rechtlich und moraliſch hegrſindeton deutſchen Standpunkt nicht gerecht werden, können daher für Deutſchland nicht ernſthaft in Betracht kommen. Der Streit um die Oſtchinabahn, die von der Sow⸗ jetunion ſeinerzeit den Japanern beziehungsweiſe dem neuen mandſchuriſchen Staat zum Verkauf angeboten wurde, hat ſich erneut verſchärft. Nachdem die Verhandlungen, die in Tokio geführt wurden, zunächſt einen günſtigen Verlauf zu nehmen verſprachen, gerieten ſie bei der Debatte um den Kaufpreis ins Stocken. Die Japaner, die offenbar damit rechneten, daß im weiteren Verlauf der politiſchen Entwick⸗ lung, insbeſondere der Konſilidierung des Mandſchukuo, die Ruſſen die Bahn für einen niedrigeren Preis verkaufen würden und für die zudem die Oſtchinabahn aus geographi⸗ ſchen Gründen nicht die gleiche ſtrategiſche Bedeutung be⸗ ſitz wie ehedem für die Sowfetunion, zeigten keine Nei⸗ ung, auf die ſowjetruſſiſchen Preisforderungen einzuge⸗ hen. Ende September wurden leitende Sowjetangeſtellte der Oſtchinabahn von den mandſchuriſchen Behörden verhaftet Die deffentlichkeit der Sowjetunion erklärte nun, daß dieſe Aktion auf Betreiben des Führers der mandſchuriſchen De⸗ legation bei den Tokioter Eiſenbahnverhandlungen erfolgt ſei und daß die intellektuelle Urheberſchaft den Japanern zuzuſchreiben eſi. Nunmehr ſind von der Sowjetregierung vier angebliche Geheimdokumente veröffentlicht wor⸗ den, aus denen eine Beſtätigung dieſer Behauptungen zu entnehmen ſein ſoll. In Tokio hat dieſer Schritt naturge⸗ mäß ungeheures Aufſehen und lebhaften Proteſt hervorge⸗ rufen. Man will aber den Bericht des japaniſchen Botſchaf⸗ ters in Moskau abwarten. ehe man einen divlomatiſchen Schritt tut. Man wird die Drohungen, die aus Anlaß dieſes Konfliktes in Moskau ausgeſtoßen werden und die von einer Gefährdung des Friedens im Fernen Oſten durch Japan ſprechen, nicht allzu wörtlich nehmen dürfen. .— 22 Weibliche Lehrer und Beamt⸗ Ein Hinweis des Reichsinnenminiſters. Die von verſchiedenen Reichs-, Landes⸗ und Gemeinde⸗ ſtellen durchgeführten weitgehenden Abwehrmaßnahmen gegen weibliche Beamte, Lehrer und Angeſtellte haben zu zahlreichen Eingaben und Vorſchlägen beim Reichsminiſter des Innern geführt. Es wurde darauf hingewieſen, daß ſich Ae Stellen bei ihrem Vorgehen offenbar von der Anſchauung leiten ließen, im nationalſozialiſtiſchen Staat ſeien weibliche Beamte und Angeſtellte grund⸗ ſätzlich aus dem öffentlichen Dienſt zu entfernen oder aus dem bisher ine gehabten Amt in ein ſolches von geringerem Range und Einkommen oder in eine Angeſtelltenſtelle ab⸗ zudrängen. Det Reichsminiſter ſieht ſich daher veranlaßt, nach⸗ drücklichſt darauf hinzuweiſen, daß die Geſetzesvorlage zu einem derartigen allgemeine Vorgehen gegen weihliche Be⸗ amke und Lehrer keine Handhabe bietet. Grundſätlich iſt bei gleicher Eignung männlicher und weiblicher Kräfte für eine Verwendung im öffentlſchen Nienſt dem männlichen Bewerber der Vorzug zu geben. Andererſeits erfordert auf beſtimmten Gebieten, namentlich im Bereich der Jugend pflege und Jugendfürſorge, zum Teil auch in dem des An⸗ kerrichts, das dienſtliche Bedürfnis die Verwendung weibli⸗ cher Kräfte in Beamten- und Angeſtelltenſtellen. Verheiratete weibliche Beamte und Lehrer ſind nach den geſetzlichen Vorſchriften nur dann zu entlaſſen, wenn ihre wirtſchaftliche Verſorgung dauernd geſichert er⸗ ſcheint. Dieſe Vorausſetzung muß zweffellos vorliegen. HElfr Aus DR NOf, SEET WARM UMD BROT! Spenden für das deutſche Winterhilfswerk durch alle Banken, Sparkaſſen und Poſtanſtalten Der Aufbau des Reichs nährſtandes Kundgebung des Landhandelsbundes Baden- Pfalz. Bad Dürkheim, 13. Okt. In ſachlich klaren Ausführun⸗ gen verbreitete ſich am Donnerstag nachmittag in der Turn⸗ halle Bad Dürkheim Oskar Kaiſer⸗Berlin auf Ein⸗ ladung der Gaugruppe Baden⸗Pfalz des Landhandelsbundes grundlegend über den Aufbau des deutſchen Nährſtandes. Zuvor begrüßte der Gauführer des Landhandelsbundes, Dr. Zahn⸗Mannheim, als Verſammlungsleiter die aus Kreiſen der Bauern, Müller, Händler mit Wein, land⸗ wirtſchaftlichen Erzeugniſſen und Bedarfsſtoffen ſowie ver⸗ wandten Erwerbsgruppen Erſchienenen. Oskar Kaiſer ſtellte für die Wirtſchaft dieſelben Richt⸗ linien auf wie für die Politik, in der das Führerprinzip ſich Geltung verſchafft habe. Sei früher der Staat der Spiel⸗ ball im wirtſchaftlichen Wirrwarr geweſen, ſo gehe es heute nicht mehr in erſter Linie darum, mehr Geld zu verdie⸗ nen, ſondern um den neuen Aufbau der deutſchen Wirt⸗ ſchaft, in der der Nährſtand die erſte Gruppe bedeute. Es müſſe alles organiſiert werden, was auf deut⸗ ſchem Boden wachſe. Der Reichsnährſtand werde am 20. Oktober in einem großen Agrargeſetz erfaßt und neu aufgebaut werden. Die Grundlage ſei der deutſche Bauer, dem durch Erb⸗ hof und Entſchuldungsgeſetz die Möglichkeit einer berufs⸗ ſtändiſchen Enkwicklung geboten werde. Der Landhandels⸗ bund, der die Hauptabteilung 4, bäuerliche Selbſtverwal⸗ tung, umfaſſe, werde ſich die Menſchen, denen er den Han⸗ del überlaſſe, nach ihrer Berufseignung, näher anſchauen. Wer gegen die Berufsehre verſtoße, verliere ſeine Exiſten. Dieſe Ehrenauffaſſung beſtimme der deutſche Handel ſelbſt, Der deulſche Handelsſtand ſolle wieder ein Ehrenſtand wer⸗ den. Der Landhandelsbund verlange die völlig freie Gleich · ſtellung des Handels mit den Genoſſenſchaften. Bolte Freitag, 13. Okt. 1933 Oie konfeſſionellen Jugendverbände Abgrenzung der Arbeitsgebiete. 5 Berlin, 13. Okt. Unter dem Vorſitz von Miniſterialdi⸗ rektor Dr. Buttmann fand eine Beſprechung mit dem Füh⸗ rer der evangeliſchen Jugendverbände, D. 1 und 7 a der katholiſchen Jugendverbände, Prälat Wol⸗ er, ſtatt. Von den Leitern der konfeſſionellen Jugendverbände wurde betont, daß ſie den Vorrang der nationalſozialiſtiſchen Jugendorganiſation, die den Namen des Führers trage, in jeder Weiſe anerkennen. Sie wünſchken jedoch, daß die Ju⸗ Ne des Reiches auch den konfeſſionellen Verbänden eſtimmte Arbeitsgebiete zuweiſen, da ſie den feſten Wunſch häkten, am neuen Skaale mitzuarbeiten. In einer neuen Beſprechung unter Leitung des Ju⸗ gendführers des Reichs ſoll zu dem Verbot des Jugend⸗ führers, das den Mitgliedern der ee eine gleich⸗ zeitige Mitgliedſchaft bei den konfeſſionellen Verbänden unterſagt, erneut Stellung genommen werden. Bei der Be⸗ ſprechung war der gemeinſame Wille reibungsloſer Zuſam⸗ menarbeit klar erkennbar. Uebereinſtimmend wurde feſtge⸗ ſtellt, daß eine Mitgliederwerbung zwiſchen den einzelnen Jugendverbänden mit Mitteln wirtſchaftlichen Druckes un⸗ erwünſcht ſei. Es ſoll eine Schiedsſtelle eingerichtet werden, die etwaige Unſtimmigkeiten zwiſchen den Jugend⸗ verbänden ſchlichten wird. 5 r Nur eingetragene Handwerker! Durch ein Rundſchreiben des Reichsarbeitsminiſters an die Länderregierungen vom 9. Oktober iſt jetzt auch die Frage endgültig geregelt worden, welche Handwerker zu Inſtand⸗ ſetzungsarbeiten aus Reichszuſchüſſen zuzulaſſen ſind. In dem Rundſchreiben heißt es nämlich:„Rechnungen ſind nur anzuerkennen, wenn der Gewerbebetrieb des Ausſtellers po⸗ lizeilich angemeldet und in die Handwerksrolle oder das Handelsregiſter eingetragen iſt.“ Beide Vorausſetzungen müſſen alſo erfüllt ſein, ſowohl die polizeiliche Anmeldung wie auch die Eintragung in die Handwerksrolle oder in das Handelsregiſter. 2 Handel und Wirtſchaft 95 7 5(Ohne Gewähr.) Mannheimer Produktenbörſe vom 12. Oktober. Offizielle Preiſe per 100 Kilogramm, waggonfrei Mannheim, ohne Sack. Weizen inl. 19.75 bis 19.90, dito Feſtpreis franko Vollbahnſtation des Erzeugers Bezirk 9 18.80, dito Bezirk 10 19, dito Bezirk 11 19.30, Roggen ſüdd. frei Mannheim 16.30 bis 16.60, dito Feſtpreis franko Vollbahnſtation des . Erzeugers Bezirk 9 15.80, dito Bezirk 8 15.50, Hafer inl. 14.25, Sommergerſte inl. 18 bis 19.50, Pfälzergerſte 19 bis 20.50, Futtergerſte 16.50, Mais mit Sack 18.50, Erdnußkuchen 16, Soyaſchrot 14.75, Rapskuchen 12, Palm⸗ kuchen 14, Seſamkuchen 16, Leinkuchen 16.75, Biertreber mit Sack 15, Trockenſchnitzel ab Fabrik 8.75, Wieſenheu loſes 5.80 bis 6, Rotkleeheu 6, Luzernekleehen 7.50 bis 8, Preßſtroh Roggen und Weizen 2, Hafer und Gerſte 1.80 bis 2, gebunden Roggen und Weizen 1.40 bis 1.70, Hafer und Gerſte 1.20 bis 1.40, Weizenmehl Spezial Null mit Austauſchweizen 29.25, November 29.40, Dezember 29.55, dito aus Inlandsweizen 27.5, November 277.90, Dezember 28.05, Roggenmehl nord⸗ deutſches 22.50 bis 23.50, dito pfälziſches und ſüddeutſches 22.75 bis 23.75, Weizenkleie feine mit Sack 9, dito grobe 9.50, Roggenkleie 8.50 bis 9.50, Weizenfuttermehl 10.40, 2990 f e 9.50 bis 11.50, Weizennachmehl 14 bis 305 0 2. Mannheimer Wochenmarktpreiſe vom 12. Oktober. Vom Städtiſchen Büro für Preisſtatiſtik wurden folgende Ver⸗ braucherpreiſe für ein Pfund in Reichspfennig ermittelt: Kartoffeln 3,5 bis 4, Salatkartoffeln 10, Wirſing? bis 12, Weißkraut 6 bis 7, Rotkraut 7 bis 12, Blumenkohl 10 bis 40, Karotten Büſchel 5 bis 6, Gelbe Rüben 8 bis 10, Rote Rüben 7 bis 8, Spinat 6 bis 12, Mangold 7 bis 10, Zwiebeln 6 bis 10, Grüne Bohnen 15 bis 25, Grüne Erbſen 25 bis 35, Kopfſalat Stück 5 bis 12, Endiwienſalat Stück 5 bis 10, Oberkohlraben Stück 5 bis 6, Tomaten 8 bis 16, Radieschen Büſchel 4 bis 6, Rettich Stück 4 bis 10, Meerrechttich Stück 15 bis 35, Schlangengurken(groß) Stück 5 bis 40, Einmachgurken 1 bis 2, Suppengrünes Büſchel 4 bis 5, Peterſilie Büſchel 4 bis 5, Schnittlauch Büſchel 3 bis 5, Lauch Stück 3 bis 8, Aepfel 12 bis 30, Birnen 10 bis 30, Trauben 20 bis 30, Maronenpilze 25 bis 35, Steinpilze 45 bis 50, Pfifferlinge 45, Champignon 40 bis 80, Pfirſiche 15 bis 25, Preiſelbeeren 40, Zwetſchgen 13 bis 20, Zitronen Stück 3 bis 7. Mannheimer Kleinviehmarkt vom 12. Oktober. Zufuhr und Preiſe: 31 Kälber, 21 Schafe, 106 Schweine, nicht no⸗ tiert; 603 Ferkel, bis 6 Wochen 5 bis 8, über 6 Wochen 9 bis 14, 180 Läufer, 13 bis 19 per Stück. Marktverlauf: Ferkel und Läufer ruhig. 5 Napoleons Orden wiedergefunden. Nationalgeſinnte Stu⸗ denten hatten im Jahre 1919 die in der Schlacht bei Belle⸗Alliance er⸗ beuteten Orden und Ehrenzeichen Napole⸗ ons J. beiſeitegebracht, um ſie vor der— von ihnen befürchteten— Auslieferung an die Franzoſen zu bewahren. Von einem ungenann⸗ ten Mann ſind die Or⸗ den und Ehrenzeichen jetzt dem preußiſchen Mi⸗ niſterpräſidenten Göring übergeben worden. . ʒĩ)— 1 0 1 1 9 1 0 ö 5 1 1 0 1 0 5 4 Zur Reichshandwerkerwoche 9 8 5 Vom 15. bis 22. Oktober. f Deutſches Volk, tu auf die Augen, Richte deinen ganzen Sinn Zu des Handwerks Ehrenfeſte Auf den Ernſt der Sache hin! Deutſches Volk, tu auf die Herzen, Sieh“ des Handwerks tiefſten Stand, Das im Schickſalsſtrom der Zeiten Kaum die Klippen überwand. Deutſches Volk, tu auf die Hände, Setz' fürs Handwerk dich zur Wehr! Hilf dem blanken Wappenſchilde Wieder auf zu alter Ehr'! Deutſches Volk, denk an die Wahrheit, Die dein Urahn ſchon erkannt: „Als das deutſche Handwerk blühte, Blühte auch das deutſche Land!“ Beſinnliches über das Handwerk Von Karl Zeleny, Vizepräſident des Reichsſtandes des 85 Deutſchen Handwerks. i Handwerk war von Beginn der Menſchheit an und wird bleiben bis an ihr Ende. * Als das deutſche Volk der Maſchine untertan wurde, begann ſein kultureller Abſtieg. Man möge dem Handwerk die Möglichkeit geben, Herr ſeiner Maſchine zu ſein, und auch das Handwerk wird dann ſeinen Beitrag zur kulturellen Neugeſtaltung des deutſchen Volkes leiſten. 9 0 Es iſt etwas Tiefes um den Dreiklang: Meiſter, Ge⸗ ſelle und Lehrling. Wenn die verfloſſene Zeit auch im Hand⸗ werk den Begriff des Arbeitgebers und Arbeitnehmers prägte, dann wird das Handwerk jederzeit der Stand ſein, der dem alten Dreiklang um des Friedens im deutſchen Volke willen wieder neuen Sinn gibt. * Man hat ſo gern in den verfloſſenen Jahren das deutſche Volk als eine große Familie bezeichnet und hat ver⸗ geſſen, daß die Harmonie der Familie im Handwerk Geltung beſaß, daß Meiſter, Meiſterin, Geſellen, Lehrlinge, Söhne und Töchter in engſter Verbundenheit in dem geſunden deut⸗ ſchen Familienſinn wirkten. Die neue Zeit bringt die An⸗ erkenntnis dieſer Verbundenheit aufs neue. Das deutſche Volk wird jetzt erſt recht zur deutſchen Familie werden. f 5 Das iſt das Schöne im Handwerk, daß der Lehrling bald Geſelle und der Geſelle bald Meiſter werden kann, wenn ſie tüchtig ſind. Ihr Leben hat Sinn und Ziel und formt Charakter und Perſönlichkeit. Wir wollen dieſes Gut um des deutſchen Volkes willen pflegen und vertiefen. Die verfloſſene Zeit hat auch im Handwerk den Begriff des Arbeitgebers und Arbeitnehmers geprägt. Ironie des Schicksals, als der Arbeitgeber keine Arbeit geben und der Arbeitnehmer keine Arbeit nehmen konnte, und als ſie dennoch innerlich verbunden hheben. i Der Nationalſoziausmus ſagt, daß Blut und Boden ſchickſalsbeſtimmend für das Werden eines Volkes ſeien. Dann gilt auch für das Handwerk der Satz, daß Blut und Boden für ſeinen Stand ſchickſalsbeſtmmend ſind. Das Werk der Hand eines deutſchen Handwerksmeiſters, mag es noch ſo oft wiederholt werden, iſt einmalig, und das iſt die Stärke des Handwerks. 2 Es war das Verbrechen am deutſchen Volke, daß man in den verfloſſenen Jahren ihm ſeinen Geſchmack, ſeine Le⸗ bensbedürfniſſe, ſeine ganze Haltung mellieren, gleichmachen wollte. Das Handwerk hat ſich in den Auseinanderſetzungen dieſer Zeit behauptet und will mitwirken, daß die dem Deutſchen eigene Sehnſucht nach Werten, perſönlichen und individuellen Erzeugniſſen möglichſt bald befriedigt wird. * 75* Ebenſo wie eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, kann ein unehrlicher Handwerksmeiſter den geſamten Stand des Handwerks unehrlich machen. Man höre auf, aus der engen Haltung eines Handwerkers Rückſchlüſſe auf den gan⸗ zen Stand zu ziehen. 8 a Wenn das Handwerk heute manchmal nur um Kleines kämpft, dann möge man bedenken, daß man in den ver⸗ floſſenen Jahren es mit Gewalt kleinzumachen verſuchte. Die große Zeit wird auch das Handwerk groß finden, wenn ihm die kleinen und kärglichen, ſeit Jahren verſprochenen und niemals gehaltenen Zuſagen erfüllt werden. Wahres Handwerk iſt göttliches Wollen, in Material und Stoff umgeſetzt. Der wahre Meiſter pflegt nicht nach Achtſtundenta und Sechstagewoche zu fragen. Er wirkt am Werk durch ächte, wenn inneres Gebot ihn zu wirken heißt. Es wäre Verbrechen an der Seele des deutſchen Meiſters, wollte man ſein Wirken in die Grenzen von Stunden zwingen. Viele tauſend Handwerksmeiſter haben mit ihren Geſellen Brot und Not lange Zeit geteilt, ehe ſie, ſelbſt von der Not des Tages erdrückt, ihre Geſellen der Arbeitsloſigkeit preisgaben. Nicht aus Zweckmäßigkeitsgründen allein haben die Meiſter in Zeiten wirtſchaftlicher Not ihre Geſellen be⸗ halten, ſondern weil das Wirken am gleichen Werk, im glei⸗ chen Raum, mit gleichem Werkzeug und vom gleichen Ethos getragen, ſtärker zuſammenſchweißt, als Lohn und Kapital es vermögen. 4 Wenn es einmal als Schande für den Schulentlaſſenen galt, ein Handwerk lernen zu können, ſo wird es in Zukunft eine Ehre ſein, im Handwerk zu wirken, denn das Hand⸗ werk hat ſeine Seele wiedergefunden, als das deutſche Volk ſeine Seele wiederfand. R Handwerk und Bauerntum Stellen wir uns die deutſchen Berufsſtände als eine große Pyramide vor, deren tragende und lebenbringende Grundlage das Bauerntum iſt, dann erhebt ſich auf dieſem Bauerntum naturgemäß das deutſche Handwerk. Nicht nur, daß es in der geſchichtlichen Entwicklung in engſter und aus enaſter Verbindung zum Bauerntum entſtand, nein, auch Landſtraße des Lebens/ den c s. 5 Eine Barriere verſperrte die Straße. Die Autos hielten auf halber Höhe. Eiſengrau ſchien das Waſſer des Fjords, darin ſpiegelten ſich weiße Wolkenballen und die ſteilragen⸗ den Felswände. Knut Tobors, der mächtige Gutsherr, ſtieg aus dem erſten Wagen aus, formte die Hände zu einem Trichter und mimte einen Ousrufen:„Meine Herrſchaften, bitte, alles aus⸗ ſteigen, die letzten zwanzig Minuten bis zum Gutshaus müſ⸗ ſen wir ſchon gehen. e Man ſtieg aus. Die Geſellſchaft ſetzte ſich in Gruppen in Bewegung. Straßenarbeiter gingen ihrer ſchweren Ar⸗ beit auf der Chauſſee nach, ſie blickten kaum auf, als die Fremden mit viel Geſchwätz und Gelächter an ihnen vorbei⸗ zamen. 8 Zwei Damen der Osloer Geſellſchaft ſprachen laut über das ſchwere Los dieſer Straßenarbeiter und meinten, wenn man ihnen nur einige hundert Kronen zeigte, würden ſie ſchon ihre Seligkeit dafür hingeben. „Vielleicht auch nicht!“ ſagte mit auffallender Schärfe Frau Karin Lund.„Was wiſſen Sie, meine Damen, von dieſen Männern und ihrem Leben!“ Niemand von der Ge⸗ ſellſchaft achtete auf dieſen Wortwechſel, nur Johann Arlen, der Dichter, ſuchte das Geſicht dieſer Frau und ihre Augen zu ergründen. Der Abend und das Feſt im Gutshof, in dem Bequem⸗ lichkeit und Ueberfluß mit breiten Händen geſpendet wurden, ließen manche Feſſeln der Konvention fallen. Der Gutshof lag direkt an der Landſtraße, hinter ihm öffnete ſich ein Nebental des Fjords, durch das munter ein Fluß zu Tal ſprang, und vor dem Hauſe war eine weite Plattform aus Fels, von der man ſogar die Lichter der Hafenſtadt ſah. Auf der Ter⸗ raſſe hatten ſich jene verſammelt, denen das laute Treiben im Hauſe bei Glä⸗ ſerklang und Tanz u viel war. Auch er Hausherr war unter denen, die hier ſaßen. Er un⸗ terbrach die Stille. „Und wären Sie mir böſe, Gnädigſte, wenn ich Sie an das Geſpräch des heutigen Nachmit⸗ tags erinnerte? Ich wittere ein Erleb⸗ nis. Würden Sie Nur Johann Arlen, der Dichter, ſuchte das Geſicht der Frau zu ergründen. Er ſprach dies ſo gutmütig, ſo, als wäre dieſe Bitte das Alltäg⸗ Karin Lund wirklich zu erzählen anfing. Sie begann: „Sie wiſſen wohl nicht, daß ich meine Jugend als Er⸗ zieherin auf einer Farm im Staate Illinois verbracht habe. Ich war arm, meine Eltern hatte ich früh verloren, und ſo mußte ich froh ſein, daß ich die Kinder eines Farmers be⸗ treuen durfte. Zwanzig Jahre war ich alt, als ich eines Morgens vom Gericht einen Brief erhielt, laut dem mir ein verſtorbener, faſt unbekannter Onkel ein Vermögen von reren hunderttauſend Dollar vermachte. Das Teſtamen. hielt aber die Klauſel, daß ich die Erbſchaft nicht antreten dürfte, wenn ich bis zur Vollendung meines 21. Lebensjahres nicht verheiratet wäre. Meine Ueberraſchung in jener Mor⸗ genſtunde, als ich den Brief bekam, kann ſich wohl jeder aus⸗ malen. Ich möchte nur erwähnen, daß ich noch vier Wochen lichſte der Welt, daß Zeit hatte, und wenn ich bis dahin nicht einen Mann ge⸗ funden hatte, konnte ich die Rieſenerbſchaft nicht antreten. ch hatte bis dahin nie daran gedacht zu heiraten, und auch jetzt lag mir der Gedanke ferner als alles andere. Aber der Farmer und ſeine Frau redeten tagtäglich auf mich ein, bis mir ſelbſt der Gedanke einer Heirat gar nicht mehr ſo ſchreck⸗ lich ſchien. Sie hatten nämlich immer ein Argument ins Treffen geführt: die Leichtigkeit, mit der eine Ehe nach den Geſetzen des Staates Illinois geſchloſſen und wieder geſchie⸗ den werden konnte.„Nimm dir doch irgendeinen Straßen⸗ arbeiter, gib ihm 2000 Dollar. und er iſt zu allem bereit.“ Ich ſah ſie täglich in ihren grauleinenen Anzügen vorbei⸗ marſchieren zur Arbeit an der endloſen Straße. Und dann geſchah es. Ich war auf der Veranda der Farm, als ich plötzlich einen dieſer Arbeiter auf mich zu⸗ kommen ſah. Er war groß und jung. Der zerlumpte Kittel konnte nicht verhehlen, daß er einſt beſſere Tage geſehen hatte. Mit ſtockender Stimme bat er um ein Glas Waſſer. Wer hätte das nicht als einen Fingerzeig des Schickſals auf⸗ gefaßt? Ich nahm mir Mut, brachte ihm außer dem Glas Waſſer eine Zigarette und bat ihn, einen Augenblick in das Haus einzutreten. Dann ſchickte ich den Farmer vor, der machte das Geſchäft für 2000 Dollar fertig. Er fuhr mit dem jungen Mann am anderen Tage in die Stadt und kleidete ihn ein. Dann wurde der Zeitpunkt feſtgeſetzt, wo wir uns bei dem Richter treffen würden. Ich war, Sie können ſich denken, in der furchtbarſten Aufregung, als wir nach der Stadt fuhren. Dann ſtanden wir im Vor⸗ zimmer des Richters und warteten. Und pünktlich zur ver⸗ einbarten Zeit kam der junge Mann. Aber nicht in dem eben erſtandenen Stadtanzug und nicht mit der Geſte deſſen. der 2000 Dollar einkaſſieren will. Da ſtand er vor uns. der Straßenarbeiter, im geflickten Kittel und mit dem großen Hut, der das Geſicht vor der Sonne ſchützen ſoll, und unter dem Arm hielt er ein Paket, das er wortlos dem Farmer übergab. Der wollte etwas ſagen, aber der junge Mann hob die Hände und winkte ab. „Es hat keinen Zweck, daß wir darüber sprechen.“ ſagte er.„Ich kann einfach nicht und will nicht. 2000 Dollar be⸗ deuten zwar augenblicklich für mich alles. Ich kann mein Leben neu anfangen. Aber ich will mich nicht verkaufen.“ Er brachte das alles ſehr fenen und mit zu Boden ge⸗ enktem Blick hervor. Mich hat er dabei nicht ein einziges Mal angeſehen, und dieſe Verachtung des jungen Mannes fühle ich heute noch. Dann ging er.— Noch vierzehn Tage hatte ich Zeit, aber ſelbſt weniger Zeit fir genügt, um— allerdings ür eine etwas größere Summe — einen Herrn der beſſeren Ge⸗ ſellſchaft zu kaufen—— und das war der Herrenreiter Lund.“— Wieder war Schweigen um die Menſchen. Einer ſtand auf und trat bis an den Rand der Terraſſe. Sein breiter Rücken und ſein ſchmaler Kopf hoben ſich ſcharf und dunkel von dem hellen Nacht- bimmel ab. Und hinaus auf den Fjord ſprach Johann Arlen, er ſprach leiſe, aber Karin Lund hörte die Worte doch:„Menſchen zu ver⸗ 8 hat er längſt verlernt, der Straßenarbeiter von amals.“— „Es hat keinen Zweck, daß wir dar⸗ über ſprechen,“ ſagte er,„ich kann einfach nicht und will nicht.“ finden Sie in großer Auswahl bei S 7, 6 Mannheim, Breſtestrage S 1, 6 weil heute noch dauernde und lebensbedingende Wechſelwir⸗ kungen zwiſchen beiden beſtehen. Am beſten erſehen wir das aus der Tatſache, daß ein ſehr hoher Prozentſatz der handwerklichen Betriebe ſowohl ſachlich als auch örtlich in das Landleben eingeſchaltet iſt. 35 000 Müller, 60 000 Schmiede, 39 000 Stellmacher, 158 000 Schuhmacher, 88 000 Fleiſcher, 124000 Schreiber u. a. m. ſind direkt im Lebens⸗ kreis des Bauern tätig. Bedarf es noch eindringlicherer Zahlen, um zu beweiſen wie ſehr ſich die Lebensintereſſen dieſer beiden Berufsſtände, des Handwerks und des Bauern⸗ tums berühren? Die Feſtſtellung dieſer Verbundenheit ver⸗ pflichtet, denn am Beiſpiel der Zuſammenarbeit dieſer bei⸗ den Berufsſtände muß ſich zeigen, was nationalſozialiſtiſcher Gemeinſchaftswille zu leiſten imſtande iſt. Beachten wir die Entwicklung der letzten Jahrhunderte, ſo zeigt ſich, daß das Handwerk urſprünglich ſich als ein Teil des Bauerntums gefühlt hat, ſehr im Gegenſatz zum reinen Handel, der durch ſeine Markthandhabung ſchon früh eine deutliche Scheidung und Trennung verurſachte. Erſt ſehr ſpät hat ſich dann die teilweiſe Trennung von Hand⸗ werk und Bauerntum vollzogen, ohne aber das zahlreiche Ineinandergreifen auf den verſchiedenſten Gebieten und in verſchiedenſter Art zu verhindern. Die politiſche Entwicklung unter dem Einfluß von Libe⸗ ralismus und Marxismus hat Bauerntum und Handwerk meiſt in einheitlicher und geſchloſſener Front geſehen. Aber ſtärker als wirtſchaftliche Verbindungen ketten die Werte Bauerntum und Handwerk zuſammen, die dem in⸗ neren Verhältnis des Bauern und Handwerkers zu ſeiner Arbeit entſpringen. Das iſt die perſönliche, ſchöpferiſche Tatkraft, die in beiden Berufen das Werk durch eigener Hände Arbeit entſtehen läßt. Wenn auch die Erforderniſſe der modernen techniſchen Entwicklung eine teilweiſe Durch⸗ ſetzung mit Maſchinen gebracht haben, ſo iſt und bleibt bei⸗ der Stände Arbeit doch immer Handarbeit. die ſo ganz an⸗ ders das perſönliche Empfinden der Schaffensfreude an⸗ klingen läßt, als das Werkſchaffen in der ſeelenloſen, mecha⸗ niſierten Maſſenherſtellung. Mit derſelben Liebe und dem⸗ ſelben Stolz, mit dem der Bauer an ſeinem Land und ſeinem Hof hängt, mit demſelben 1 8 und derſelben Freude iſt der Handwerker mit ſeinem Betrieb verbunden, und nicht ſelten iſt der Beruf ſchon ſeit Generationen in der Familie vererbt. und Traditionsſtolz geben auch hier— wie beim Bauern— der Arbeit innere Kraft und Weihe. So verbinden ſich wirtſchaftliche und ideelle Kräfte und ſchaffen zwiſchen Bauerntum und Handwerk eine feſte Brücke gegenſeitiger Schickſalsverbundenheit und bilden ſo eine un⸗ erſchütterliche Grundlage gemeinſamer Arbeitsmöglichkeiten, die die beſte Gewähr für das Gelingen des Aufbauplanes der nationalſozialiſtiſchen Staatsführung ſind. N K. H. Backhaus. „ Paradies und Steppe Eine Fahrt durch Indien. 8 Wer Indien nur von einem Beſuch ſeiner großen Ha⸗ fenſtädte Bombay oder Madras her kennt, hat noch keinen Begriff von der wechſelvollen Landſchaft dieſer ſchier un⸗ ermeßlichen Welt. Nur die Küſte im Weſten, die einer jährlichen Niederſchlagsmenge von 8 Metern Regen aus⸗ geſetzt iſt, entfaltet ſich als das eigentliche Wunderland, wie es den Europäern vorſchwebt. Dort wimmelt es von Men⸗ ſchen, die ſich an dem flachen Strand im Schatten der Ko⸗ kospalmen und der Fülle der Früchte und Blumen erfreuen. Südlich von Bombay finden ſich keine Häfen. Ueberall ſind der Küſte Lagunen vorgelagert, auf denen kleine Hüt⸗ ten ſtehen. Die künſtliche Verbindung dieſer kleinen, vor⸗ gelagerten Inſeln hat dazu geführt, daß parallel mit dem Meer eine Binnenwaſſerſtraße verläuft, in der einfache Boote verkehren, die in einem ſtillen Fahrwaſſer den Kü⸗ ſtenverkehr bequem bewältigen können. Will man von Vombay oſtwärts ins Land eindrin⸗ gen, ſo zeigt ſich bald, daß ſich an die 300 bis 400 Meter hohen Vorberge ſtufenförmig der Gebirgszug der Weſt Ghats anſchließt. Zugleich wird der immergrüne Planzen⸗ wuchs der paradieſiſchen Weſtküſte abgelöſt von dem Mon⸗ ſunwald, der nur während der Zeit des Sommerregens ein großes Wachstum erreicht und in den langen Mona⸗ ten der Trockenzeit kahl und dürr wird. Dort befinden ſich die Höhenſtationen der Europäer, wie z. B. des Gouver⸗ neurs von Bombay, wenn ſie vor der unerträglichen Som⸗ merhitze an der Küſte flüchten müſſen. Je weiter man auf der Hochebene vordringt, deſto geringer werden die Nieder⸗ ſchläge. 15 bis 30 Kilometer entfernt von einem Ort, an dem die Regenhöhe noch 6,50 Meter mißt, herrſchen Trok⸗ kenheit und Dürre. Das fruchtbare Land geht in ein Step⸗ pengebiet über, das ſich nur noch mit der ungariſchen oder afrikaniſchen Steppenlandſchaft vergleichen läßt.„Soweit es möglich iſt“, erklärte Profeſſor Krebs in einem Vortrag über ſeine große Indienreiſe in der Geſellſchaft für Erd⸗ kunde zu Berlin,„ſucht man das Waſſer des regenreichen Weſtens für die Bewäſſerung der öſtlichen Hochebene zu verwenden. Davon bleibt aber nicht allzuviel, denn auch die Induſtrieſtadt Bombay ſtellt ihre Anſprüche und er⸗ langt aus den großen Staubecken Elektrizität aus Waſſer⸗ kraft für ihre Fabriken.“ Wovon leben die Eingeborenen des indiſchen Hoch⸗ landes? Sie betreiben vor allem eine ausgedehnte Forſt⸗ wirtſchaft; denn im Monſunwald ſtrebt der Teakbaum em⸗ por, der mit ſeinen faſt meterlangen Blättern bis 50 Me⸗ ter hoch wird und das härteſte Holz der Welt liefert, das für alle möglichen Zwecke, beſonders für die Herſtellung von Schiffsmaſten, verwandt wird. Daneben liefert der indiſche Urwald, deſſen Bäume ſich in verſchiedener Höhe in vier bis fünf Stockwerken aufbauen, andere edle Hölzer wie das Sandelholz und die Rot⸗ und Weißzeder. Die muſterhafte Waldwirtſchaft iſt von einem deutſchen Förſter aufgebaut worden. Daneben gedeiht die Baumwolle, ſo⸗ weit die Bewäſſerung nur einigermaßen ausreicht. Im Südoſten finden ſich Kaffeeplantagen im Schatten hoher Bäume. Südindien zeigt geſchloſſene Kaffeewälder, in de⸗ nen im Dezember die Ernte ſtattfindet. Aber nur, wo der Regenfall gering iſt, iſt die Kaffeekultur möglich; denn die geernteten Bohnen müſſen zu kleinen Haufen aufgeſchüttet und im Freien getrocknet werden, ohne daß ſie auch nur im geringſten feucht werden. Die Kaffeeproduktion iſt die Do⸗ mäne der kleinen Betriebe. Den Tee jedoch ſtellen größere Genoſſenſchaften gemeinſchaftlich her, und zwar handelt es ſich dabei vorwiegend um die Anpflanzung von chineſiſchen Tee, der widerſtandsfähiger iſt als der eigentliche indiſche und in Höhen bis zu 2200 Metern noch gedeiht. Vereinzelt finden ſich Chininbäume. Reiskulturen ſind an der feucht⸗ warmen Südküſte angelegt. 5 Die indiſchen Völkerſchaften im Innern ſind vielfach noch reine Hirtenvölker, die lediglich von der Viehzucht, hauptſächlich von der Büffelzucht, leben. Nicht ſelten iſt unter ihnen die Vielmännerei üblich, die ſich in der eigen⸗ artigen Form zeigt, daß die Frau nicht nur ihrem Manne, ſondern auch ſeinen ſämtlichen Brüdern gehört. An der bevölkerten Südoſtküſte finden ſich wiederum Höhenſtatio⸗ nen, die nicht nur den Europäern das Leben erträglich ma⸗ chen. Dort haben ſich die Maharadſchahs prachtvolle Häu⸗ ſer und üppige Gärten geſchaffen, in denen der Rhodo⸗ dendron zur Weihnachtszeit blüht. Die Frauen dieſer vor⸗ nehmen Inder aus Haiderabad oder Maiſur unterſcheiden ſich in der Kleidung von denen der Aermſten nur wenig. Die Nationaltracht iſt das große rechtwinklige Tuch, das die Frauen kunſtvoll um ſich zu ſchlingen wiſſen, ganz gleich, 15 1 Leinen, Vaumnolle, Seide oder koſtbarſtem Bro⸗ at iſt. Die Straßen Indiens ſind, wie Profeſſor Krebs, der insgeſamt 21 000 Kilometer zurückgelegt hat, verſichert, ſehr ut. Es fehlt aber an Brücken, und immer wieder iſt das uto, das den Fremden durchs Land führt, gezwungen, mitten durch das Waſſer der Flüſſe zu fahren. Dabei gilt es, die Zeit des tiefſten Waſſerſtandes abzuwarten. Ge⸗ duld, Geld und Zeit ſind die Erforderniſſe, die der Euro⸗ päer für eine indiſche Reiſe mitbringen muß. Hat er ſie, ſo lernt er nicht nur eine vielfältige Landſchaft und ein vielgeſtaltiges Volk kennen, ſondern er wird auch vertraut mit den verſchiedenſten Schattierungen der Religionen, die es in Indien gibt. Er erlebt die üppigüberladene Pracht der Hindutempel, die nicht ſelten in ihrer bunten Bewegt⸗ heit an einen Jahrmarkt erinnern. Er ſieht die Moſcheen der Moguls, der Mohammedaner. Auf einſamen Wegen findet er einfache Tempel und nicht ſelten auf offener Feld⸗ flur rieſige Abbilder einer großen Götterfamilie. Es gibt reine Brahmanenſtädte wie Naſik, wo man allenthalben die vornehmen Brahmanen den Baderitus ihrer Religion erfüllen ſieht, es gibt ganz moderne Städte, wie Puna, und auf den öden Höhen Weiler, deren Bewohner Anhänger von Naturreligionen ſind. Rings um die vereinzelten por⸗ tugieſiſchen Städte zeigt ſich der Einfluß portugieſiſcher Re⸗ ligionstätigkeit in früheren Jahrhunderten. Eingeborene, deren Blut niemals mit europäiſchem gemiſcht worden iſt, tragen die wohlklingendſten portugieſiſchen Namen, die an die ehemaligen Lehnsherren erinnern. Im ganzen zeigt ſich, daß das indiſche Volk, getrennt durch die Verſchiedenheit ſeiner 300 Sprachen, dennoch ge⸗ eint iſt durch die engliſche Sprache, die überall als Ver⸗ ſtändigungsmittel dient. Geeint auch iſt Indien durch die Anſätze, die ſich überall zu einer modernen Induſtrialiſie⸗ rung finden. Es zeigt ſich, daß in vielen Teilen durchaus die Möglichkeit beſteht, daß ſich Indien ſelbſt regiert. Aber man kann noch lange nicht ſagen, daß dies überall der Fall iſt. C òðV1 Helft den armen olksgenoſſen, opfert zum Winterhilfswerk. Spendeneinzahlungen ſind erwünſcht auf Poſtſcheckkonto Karlsruhe 360 Landesführung„ WE e 22 6 dd schine legellalin. Was der Reichsbank die Deviſen,/ was der Weltwirt⸗ ſchaft die Kriſen, was dem Freud ſind die Komplexe,/ dem Juriſt Kauſalkonnexe,/ was dem Frühling iſt der Mai,/ —.— dem Darmkatarrh ein Hafer⸗ brei,/ was der Lo ein Dreiſpitz⸗ hut,/ an dem ne Feder bam⸗ meln tut,/ das iſt jedem echten Mann eine glatte Kegelbahn./ Wenn er ſo nach des Tages Laſt/ die ſchwere Kugel zart umfaßt,/ dann iſt der Notdis⸗ kont vergeſſen/ und auch die vielen Börſenbaiſſen/ und wer für wen jetzt„ſtillehält“/ auf dieſer leicht verdrehten Welt./ Mit Eleganz wird angeſetzt,/ damit ſie nicht nach links ab⸗ wetzt,/ damit ſie ja nicht kälter wird,/ auf keinen Fall ins Leere irrt. Ein Kegler iſt ein ſolcher Mann,/ der keine Kugel hal⸗ ten kann,/ der mit'ner Ku⸗ auf Kegel zielt/ und ſtets nach allen Neunen ſchielt,/ der immer hofft auf Kranz und Gans/ Wer die Wahl hat und es dann bringt zum Ratzenſchwanz,/ den Mißerfolg mit Bier vernichtet/ den Keglerſchmerz mit Schnaps abdichtet. Die Kugel macht teils leicht, teils ſchwer/ das Leben dieſem Haſardeur./ Die Bruſt fühlt er vor Luſt erbeben,/ geht ſie mal grade nicht daneben,/ und bleibt der König nur noch ſteh'n,/ dann ſchwelgt er auf der Menſchheit Höh'n/ in Siegesrauſch und Machtbeſitz/ wie der Empereur bei Auſter⸗ litz./ Entfleucht iſt der Pantoffelheld,/ der ihm das Leben ſonſt vergällt./ Ja, vor Aurelie nicht mehr zittern,/ nie mehr in ſich zuſammenknittern,/ ſie ſoll mit ihrer Rede Schwall/ jetzt finden kräft'gen Widerhall./ Die Sachen ſind von nun an aus,/ denn künftig bin ich Herr im Haus. Bedauerlicherweiſ kleinlaut/ wird Meier, iſt ſein Bier verdaut./ Der Schnäpſe Kraft iſt am Verfliegen,/ es tropft nur noch, um zu verſiegen,/ was man Zivilcourage nennt, die jetzt Herr Meier nicht mehr kennt. Er ſieht Aurelie in Gedanken/ und fühlt beinſeits N ein zitternd Wanken./ Der Donner rollt, um ihn zu ſtra⸗ fen,/ Aurelie ſcheint noch nicht zu ſchlafen./ Ein Aug' ſpäht durch der Türe Schlitz,/ da kracht auch ſchon ein Kugel⸗ blitz./ Vor ſolchen roh' Natur⸗ gewalten/ verwandelt ſich in tauſend Falten„des Kummers, was man Meier nennt. Ja, dieſes Kegelabends End'/ zeigt klar: In ſeiner Ehewelt/— weiß Meier, wie man„ſtille⸗.—— . 6 Gegenſätze ziehen ſich an. Wir bringen Ihnen: Elegante 428K Damenschuhe In Boxcalf schwarz und braun Lack- leder und Chevr. in der Preisklasse 0⁰⁰ Eine sehr große Auswahl schöner Damen-Schuhe die selbst dem verwöhntest en Geschmack entsprechen in der Preisklasse: Carl Fritz& cie. H 1, 8 MaNNHEIN, reite Straße Frau Kubatſch blicket ihren Mann„in ſchwerer Kriſen⸗ ſtimmung an. Es kulminiert des Kegelns Sinn/ bei ihr im gänslichen Gewinn.! Schon fünfzehn Jahr iſt's ihr ein Graus, er bringt das Tierchen nicht nach Haus.“ Und doch beköſtigt er ſich nur/ mit Kegel⸗Fachliteratur.“ Hugo iſt theoretiſch ſtark,/ doch praktiſch fehlt ihm Murks und Mark.“ Drum droſſelt ſie ihm den Kredit/ und kegelt heute ſelber mit./ Sie will ihm auf der Holzbahn zeigen, er hat in ſpe auch hier zu ſchweigen. Ihr erſter Schub mit Rumm und Bumm/ wirft jählings alle Neune um./ Die zweite Kugel macht'nen Satz,“ klebt dann vier Meter vor dem Platz, mit Ach und Krach kommt ſie vom Fleck und ſchmeißt ein ſchönes linkes Eck./ Die dritte läuft auch langſam vor,/ man wünſcht ihr einen Hilfsmotor,/ ſie trudelt ſchwächlich und recht bang/ auf der Vereinsbahn ſich enklang! doch — ſde durch die Gaſſe/ und wirft mit ück die Kegelmaſſe./ Die Herr'n der Schöpfung frißt der Neid ob ſolcher Kugelſicherheit./ Herr Kubatſch, in ſich ſelbſt ver⸗ ſunken, hört's dröhnen laut und ſiegestrunken:/„Sag, Hugo. wär's nicht fürchterlich,/ dein Keglerleben ohne mich? Frau Kubatſch ſchmeißt den Laden. Herr Notverordnüngsſchreiber Klöte/ ein e ohne Flöte,/ ein Waiſenkind war der von Hameln,/ denn ſo viel konnt' er nicht verſammeln/ um ſich, wie das Herr Klöte kann,/ in Ratzen ſtellt er ſeinen Mann, darin hält er den Weltrekord,“er läßt nicht eine über Bord./ Nimmt er die Kugel glatt und klein,/ trifft er nullkommanull von neun. Nimmt er ſie aber wuchtig groß/ und legt ſo recht von hinten los,/ dann zittert er in Hoffnungsweh'n,/ dies⸗ mal wird's ſicher knorke geh'n,/ diesmal treff' ich doch ſicher Holz!“Es blüht in ihm des Keglers Stolz,/ der Aug⸗ 5 5 ſtern folgt dem „„ Kugellauf,/ das Herz regt ſich entfetzlich auf./ Sie rollt dahin mit dumpfem Ton, der Kugel Rieſendimenſion./ Lorbeeren gibt's und Ehrenpal⸗ men,/ die muß ja alles glatt zer⸗ . N 5 malmen,/ die 9 1 525 wird ſie alle Des Kegelbuben Schmerzensgeld. ringsum kippen. an dieſem Schub iſt nicht zu tippen./ Jetzt kommt ſie an, St. Holz, ſteh bei!/ Der Kegelbub ſchreit einen Schrei:/ „Herr Klöte ſoll zu Hauſe bleiben/ und dort etwas Tiſch⸗ tennis treiben!/ Warum ſoll ich ſein Stümpen büßen/ mit meinen aufgeſchwoll'nen Füßen?/ Ich bin das einz'ge, was er trifft,/ mich, den unſchuld'gen Kegelſtift!“ Die Rieſen⸗ kugel hat verſagt,/ mit mittelgroß wird's jetzt gewagt. Jedoch den Schub will ich nicht ſchildern, weil 1 die Ausdrücke verwildern. Verbinden muß man und verſchalen! den Kegelbub. 5 Herr K. muß zah⸗ len/ die Klinik und noch Geld für Schmerz/ am Arm, am Bein und links am Sterz./ Trotz⸗ dem— Herrn Klöte nichts ge⸗ fällt/ ſo ſehr wie Kegeln auf der Welt. Er kegelt deshalb leider/ am nächſten Frei⸗ tag weiter. Herr Schulze mit dem Ratzen⸗ Weltrekord. e 9 Aberglaube bei großen Männern Soviel auch ſchon gegen den Anſinn des Aberglaubens geſchrieben worden iſt, ſo gibt es doch eine ganze Reihe von großen Männern, die vom Aberglauben nicht ganz frei geweſen ſind. Ein typiſches Beiſpiel dafür iſt Ibſen, der zur Zeit der Jahreswende immer ſehr abergläubiſch und ängſtlich war. In den letzten Stunden des alten Jah⸗ res durften niemals Schreibpapier und Schreibzeug in ſeine Nähe gebracht werden, da Ibſen feſt davon überzeugt war, daß hierdurch ein Mißerfolg für ſeine Arbeit im nächſten Jahre heraufbeſchworen werden würde. Desglei⸗ chen war Goethe in manchen Dingen vom Aberglauben beherrſcht. Auch bei ihm hatte der Uebergang vom alten 5 1005 Jahr eine beſondere Bedeutung und er ſchloß namentlich aus den erſten Worten, die nach dem Glocken⸗ ſchlag Zwölf an ihn gerichtet wurden, was ihm das neue Jahr bringen könnte. Andere große Männer bedienten ſich ähnlicher harm⸗ loſer Methoden, um eine Prognoſe für das neue Jahr dar⸗ aus zu konſtruieren. Wenn man auch im Grunde nicht ein⸗ ſehen wollte, wie ſolche und ähnliche Zufälligkeiten das Schickſal eines ganzen Jahres tatſächlich beeinfluſſen könn⸗ ten, ſo lag doch immerhin ein gewiſſer Reiz und eine ge⸗ wiſſe Nervenſpannung darin, darauf zu lauern, ob die pro⸗ phetiſchen Zeichen, die man ſich ſelber zurechtgelegt hatte, günſtiger oder ungünſtiger Natur waren. Unter dieſem Geſichtswinkel geſehen, darf es auch nicht verwundern, wenn natürlich auch die Perſonen, mit denen man in einer wichtigen Stunde zuſammentraf, eine wichtige Rolle ſpielten. Genau ſo wie eine ſchwarze Katze, die einen am frühen Morgen über den Weg läuft, häufig als Unglücks⸗ zeichen gedeutet wird, genau ſo galten mißliebige und ver⸗ haßte Menſchen, die einem in einem wichtigen Augenblick begegneten, als üble Botſchaft. Gerade dieſe Form von Aberglauben iſt bei zahlreichen großen Männern anzutreffen. Wenn aber dem Zuſam⸗ mentreffen von Perſonen in bedeutungsſchweren Augen⸗ blicken ein ſo außerordentlicher Wert beigemeſſen wurde, was lag da näher, als ſich die Perſonen gleich ſelber aus⸗ zuſuchen und nicht erſt dem Zufall die Schickſalsgeſtaltung zu überlaſſen? So weiß man z. B. von Caruſo, daß er in der Stunde der Jahreswende brünetten Menſchen ängſtlich aus dem Wege ging und für die Silveſterfeier nur Perſo⸗ nen mit blonden Haaren und blauen Augen zu ſich zu Gaſt lud. Er hatte ſeinen Hausangeſtellten alle Jahre aufs neue ſtrenge Anweiſung erteilt, daß Menſchen, die von ihm zu Silveſter nicht ausdrücklich eingeladen waren, unter keinen Umſtänden vorgelaſſen werden durften. Die intimſten Freude des großen Sängers wußten auch, daß Caruſo außerdem noch für ganz beſtimmte Monatstage ähnliche Anweiſungen gab, da Caruſo davon überzeugt war, daß gewiſſe Tage im Leben eines Menſchen erhöhte Bedeutung für ſeine fernere Schickſalsentwicklung haben. Caruſo wollte ſich deshalb an ſolchen Tagen, die ſeiner Meinung nach beſonders ausſchlaggebend waren, unter allen Umſtänden von Perſonen fernhalten, die ihrer gan⸗ zen Kennzeichnung und ihrem ganzen Weſen nach etwa von nachteiligem Einfluß auf ſeine fernere Lebensgeſtal⸗ tung ſein konnten. a n 4 Gteichens Nückkehr zm Zopf. Von Kurt Meyer⸗Rotermund. Unter dem heranwachſenden weiblichen Geſchlecht wird nicht mehr unbedingt auf den Bubikopf geſchworen. Das kurz⸗ geſchorene Sportgirl hat in der betont mädchenhaften Mit⸗ ſchweſter neuerdings eine ernſtliche Konkurrentin erhalten. Ein Backfiſch mit Gretchenkopf iſt eine immer häufigere Er⸗ ſcheinung. Vor wenigen Jahren noch hätte man ſie beſpöttelt — heute rührt ſie wieder an das Herz des Betrachters, iſt wohl⸗ gelitten und wird, als deutſchem Weſen beſonders entſprechend, für charaktervoll löblich angeſehen. Die Frage nach der Ver⸗ gangenheit dieſer Haartracht wird daher nicht unangebracht ſein. Die Zöpfe, die auf altgriechiſchen Bildwerken ſich zeigen, beſtehen aus einer zweiteiligen Flechte, verbunden durch Kreuz⸗ teilchen. Es ſcheint dieſes die älteſte Art, das Haar zu flechten, geweſen zu ſein; und für dieſe Annahme ſpricht auch der Umſtand, daß ſie noch immer bei den mehr im Natur- zuſtande lebenden Völkern, die ſich eines reichen Haarwuchſes erfreuen, üblich iſt. Eine Statue, die Agrippa, die Gemahlin des Germanikus, vorſtellen ſoll, trägt eine ſolche ſtarke Flechte als einzigen Schmuck, um das Hinterhaupt wie ein Diadem gelegt. Eine ſchwierigere Art, das Haar zu ordnen, beſtand in mehreren Zöpfen, die ſchneckenartig aufgewunden und höchſt künſtlich auf dem Scheitel zu einem Wulſt getürmt und mit goldenen Schmucknadeln, wie man ſie bei den Ausgrabungen in Herkulanum vorfand, durchſtochen wurden. Im frühen deutſchen Mittelalter waren Zöpfe ſelten anzutreffen. Bemerkenswert iſt eine aus der Mitte des 12. Jahrhunderts ſtammende Madonnenfigur aus Holz, ein im Palais im Großen Garten von Dresden aufbewahrtes Hauptwerk der ſtrengen, herben Monumentalität des Hoch— romaniſchen; dort fallen über die Bruſt zwei lange Flechten bis zum Seſſel, auf dem die Mutter Gottes ſitzt. Vornehmlich während des 13. Jahrhunderts wurde das Haar aus ſeinen Feſſeln, aus verbergender Hülle gelöſt; beſonders in der höfi⸗ ſchen Damenwelt wurde es Mode, das in der Mitte der Stirn geſcheitelte Haar über Nacken und Schultern in ungebändigter Fülle herabwallen zu laſſen. Die Bilder des Heidelberger Sachſenſpiegels zeigen in der Darſtellung der ſieben freien Künſte bei vier der Frauen das Haar frei und aufgelöſt, die übrigen drei tragen es unter einem Schleier. Zöpfe, mit Perlen oder farbigen und goldenen Schnüren umwunden, ſucht man auf den bildlichen Zeugniſſen jener frühmittelalterlichen Tage meiſt vergeblich; eher werden ſie in den aus Frankreich kommenden Epen erwähnt. Erſt die vom Ende des 14. Jahr⸗ hunderts herrührenden Wandmalereien des bekannten Schloſſes Runkelſtein bei Bozen zeigen unter den nicht übermalten und zudem am beſten erhaltenen Teilen der Malereien einen Reigentanz unter Damen und Herren, wobei eine jede der Teil⸗ nehmerinnen zwei armdicke, bis unter die Kniekehlen herab⸗ fallende blonde oder braune Zöpfe trägt. Nach dem Ablauf der Hohenſtaufen⸗Epoche nahm die bur⸗ gundiſche Zeit Flechten und Zöpfe wieder auf, doch wirkte die auch beim weiblichen Geſchlechte aufkommende Huttracht erneut haarverhüllend; die Hauptſache wurde der Kopfputz, der bald ungeheuerliche Formen annahm und im Zeitalter des Barock und Rokoko ſeinen Höhepunkt erreichte. Ein Zwiſchenſpiel brachte der Zopf a 1a Mozart. In der Biedermeierepoche herrſchte der mit einem großen Kamm am Hinterkopf zu⸗ ſammengeſteckte Zopf vor. Junge Mädchen trugen meiſt ſchlichtes Haar, oft mit„Schmachtlocken“ hinter den Ohren. Der koſtſpielige Handel mit falſchen Zöpfen, wie er ſpäter auf⸗ blühte, war damals noch unbekannt. Dafür liebte man ſog. Seidenlocken. Es waren das Locken von gefärbter roher Seide, die, in zwei dicken Wülſten zuſammengebauſcht, vor der Stirn hingen und mittels eines um den Kopf gebundenen Bandes befeſtigt wurden. Erſt mit dem Verſchwinden der für das Biedermeier charakteriſtiſchen Haube kam der herabhängende Gretchenzopf nebſt Atlasſchleife wieder zur Geltung. Weiter hielt ſich aber daneben der kranzartig um den Kopf gelegte Zopf,„Marienſchein“ genannt. In dieſer Form wurde er faſt zu einem Symbol des Schlichten und Volks⸗ tümlichen, getragen vor allem in der naturnahen Bevölkerung. Im übrigen hat in der Geſchichte der Trachtenmode der Zopf des Mannes eine bei weitem bedeutſamere und intereſſantere Rolle geſpielt. Die Mode der männlichen Zopf⸗ friſur geht auf den preußiſchen König Friedrich Wilhelm J. zurück; er kann als Erfinder, zum mindeſten als Diktator dieſer uniformierenden Tracht gelten. Ein anderer deutſcher Fürſt war es: Großherzog Carl Auguſt von Sachſen⸗Weimar, der zu Anfang der achtziger Jahre im 18. Jahrhundert dem Zopf⸗ zeitalter den Abſchied gab. Peterles Erken inis. Mutti hat heute ihren Buben ſchon zeitig ſchlafen gelegt. Sie will noch mit dem Papa zum Onkel Otto gehen, der heute Geburtstag hat. Peterle liegt nun mit großen, wachen Augen in ſeinem Bettchen. Es iſt noch ziemlich hell draußen; er kann darum gar nicht einſchlafen. Deutlich ſieht er durch einen Spalt der Gardine ſeinen kleinen Freund Paul von drüben. Der ſteht noch am Fenſter und drinnen im Zimmer ſpielt das Radio, Peterle kann jeden Ton deutlich hören. Und jetzt wird 275 ein ganz bekanntes Stück geſpielt. Das iſt doch der lotte Marſch, den Papa immer ſo gern mitſingt. Und danach läßt es ſich auch ſo gut marſchieren. Peterle möchte am liebſten gleich aus dem Bett hopſen, aber Mutti hat ihm zuletzt noch beim Gute⸗Nacht⸗Kuß eingeſchärft:„Bleib ſchön brav, mein Bub, und ſchlaf ſchnell ein!“ Ach, die Mama denkt ſich das ſo leicht, wenn die Muſik drüben noch ſo luſtig ſpielt; da kann Peterle noch lange nicht einſchlafen und er iſt ja auch noch gar nicht ſo ſehr müde. Mit einem Male kommt ihm ein feiner Gedanke. Mutti hat heute ſo ſchöne Früchte eingekocht, ganz ſchwarze Brombeeren und dunkelblaue Pflaumen. Peterle hat mit helfen dürfen und er weiß ganz genau, wo jetzt die großen Einmachgläſer ſtehen. Wenn er ſich einen Stuhl heranrückt, kann er bequem an das Küchenhord heranlangen. Zwar hat der Lehrer in der Schule erſt geſtern vom ſiebenten Gebot geſprochen:„Du ſollſt nicht ſtehlen!“ Aber das iſt ja auch gar kein Stehlen, wenn er nur mal ein ganz klein wenig naſcht!, denkt unſer Peter. Und dann gehören doch auch die eingemachten Früchte ſeiner Mutti. Vielleicht merkt ſie es gar nicht, wenn er nur zwei oder drei davon nimmt. Peterle grübelt, er kämpft einen ſchweren Kampf mit ſeinem guten Gewiſſen. Und trotzdem will ihn der kleine böſe Teufel nicht loslaſſen: Und das iſt ja gar kein Stehlen, das iſt ja nur ein ganz kleines bißchen Naſchen. Vorſichtig klettert er aus dem Bett. Die kleinen Füße huſchen in die Küche. Da!—— er lauſcht. a „Drüben iſt der luſtige Marſch im Radio verklungen. Dafür hört er jetzt ein feines, leiſes Glockenſpiel. Ja, was iſt denn das? Das iſt doch das Glockenſpiel der Potsdamer Garniſon⸗ kirche; das hat ihm doch ſeine Mutti erſt erklärt, daß beim Deutſchlandſender jetzt als Pauſenzeichen der Anfang des Liedes:„Ueb immer Treu' und Redlichkeit“ als Glockenſpiel ertönt, damit alle Menſchen nie mehr Schlechtes tun und darum jedesmal wieder erneut gemahnt werden durch dieſes ſchöne Pauſenzeichen. Mutti hat ihm daraufhin das ganze Lied vor⸗ geſungen und Peterle hat ihr ganz feſt verſprochen, nie in ſeinem Leben mehr etwas Böſes zu tun. Und jetzt? Iſt er nicht nahe daran, alle guten Vorſätze zu vergeſſen?„Nein, Mutti!“ Peterle hat es unwillkürlich ganz laut gerufen, ſo daß ſein kleines Herz vor Schreck heftig klopft. Aber dann eilt er ſchnell wieder zurück in ſein Bettchen und mit einem friedlichen Lächeln auf den Lippen betet er im Traum:„Ueb immer Treu' und Redlichkeit, lieber Gott! Dein Peterle auch.“ Hertha Sabarowsky. n 1, 2 H 1, 4 Mannheim n 1, 18 M 1, 14 1 Drama um einen Zwanzigmarkſchein. Es war ein Montagmorgen. Der Himmel ſchien blau, und die Sonne tat ſchön. Ich war unbeſcholten, der Polizei war nichts Nachteiliges über mich bekannt, kein Gläubiger hatte in meinem Daſein auch nur für einen Pfennig Exiſtenz⸗ berechtigung. Reinen Gemütes ſtieg ich in die Straßenbahn — und hatte meine kleine Geldbörſe vergeſſen, in der ſich die populären„Nickel“, ein Fünfziger und loſes Silber befanden. Ich erſchrak, aber nur ſchwach. Denn ich hatte in einem Um⸗ ſchlag einen Zwanzigmarkſchein bei mir, den ich aus Gefällig⸗ keit abliefern wollte. Das Abliefern hat auch noch einen halben Tag Zeit, wenn man anſonſten bargeldlos in ein ſtädtiſches Verkehrsmittel ſteigt. Ich halte dem Schaffner meinen Retter in Notendruck hin. Er ſchüttelt den Kopf. Er hebt ſeine Geld⸗ taſche, um zu beweiſen, daß ſie noch leicht und ungefüllt iſt. Eine freundliche Dame hilft mir mit zwanzig Pfennig aus und empfängt dafür mein Autogramm.(Billig— nicht wahr?!) Die erſten Schulden ſind gemacht. Na, denke ich, mein Bäcker wird mir den Schein„kleinmachen“ Aber der biedere Meiſter hat noch keine zwanzig Mark in der Ladenkaſſe. In der Apo⸗ theke zieht der Proviſor ein bekümmertes Geſicht. Mein Obſt⸗ händler will mir die Aepfel und die Orangen lieber mit der Quittung ſchicken. Der Metzger ſagt leichtfertig:„Ach, bezahlen Sie doch das nächſte Mal...“. und ſo geht das weiter! Bis 9 Uhr bin ich etwa acht vertrauensſeligen Mitbürgern Geld ſchuldig, und um 9.05 Uhr liefere ich meinen nicht gewechſelten Zwanzigmarkſchein doch dem Empfänger ab. Dies iſt die Tragödie eines Montagmorgens! Aber ich darf mich tröſten: ich bin als Leidtragende nicht allein. Fragen Sie mal herum in der Stadt, wem's Montagmorgens ſchon einmal ſo oder ähnlich ergangen iſt. Und dann erkundigen Sie ſich doch bitte auch mal, warum Leute mit Ladenkaſſen kein Wechſel⸗ geld drin haben? Martha Werth. Wie überdauern Kaßteen gut den Winter? Wer Kakteen hält und nicht mit ihnen umzugehen weiß, ſollte lieber die Finger davonlaſſen, denn die Verluſte werden im Winter beſonders groß ſein. Vor allem aber muß ſich der Kakteenliebhaber ſchon die Mühe nehmen und ſeine Schützlinge richtig pflegen, dann werden ſie die Pflege auch belohnen. Eine ſehr wichtige Frage iſt die der Unterbringung während der kalten Jahreszeit. Handelt es ſich nur um wenige Töpfe, ſtellt man ſie zwiſchen die Doppelfenſter und ſchützt ſie nach außen mit Pappe oder zuſammengerolltem Zeitungspapier gegen Zugluft, die beſonders während der Nacht ſchadet. Am beſten eignet ſich ein nach Oſten. Südoſten oder Süden gelegenes Fenſter dazu. das wenig oder gar nicht benutzt wird. Tags über öffnet man die inneren Fenſter, damit die warme Zimmer⸗ luft Zutritt hat. Ein anderer Weg iſt das Zimmergewächshaus, das auf eine Säule oder ein Tiſchchen in der Nähe des Fenſters aufgeſtellt wird, damit die Pflanzen Licht bekommen. Dabei muß darauf geachtet werden, daß in dem Häuschen keine höhere Temperatur als 10 bis 13 Grad Celſius herrſcht. Wer über mehr als 10 oder 15 Töpfe mit Kakteen verfügt, ſollte ein neueres Verfahren anwenden. Es iſt oft nicht möglich, mehr als 10 bis 20 Töpfe zwiſchen den Doppelfenſtern unter- zubringen. Soll gelüftet werden, muß erſt Topf für Topf weggeräumt werden. Andererſeits fehlt auch der Platz zur Unterbringung aller ſehr häufig. Hier ſind die ſchwenkbaren Kafteenbretter eine gute Abhilfe Sie können zu dritt über⸗ einander angebracht werden und wenn das Fenſter geöffnet werden ſoll, ſchwenkt man ſie nur in das Zimmer und kann das Fenſter öffnen Dadurch iſt gleichzeitig die Notwendigkeit beſeitigt, Topf um Topf beiſeite zu ſtellen, und das Uebel be⸗ hoben, über Platzmangel zu klagen. Je drei Kakteenbretter übereinander ſchwenkbar auf jeder Fenſterſeite angeordnet, bieten für 35 bis 50 Töpfe und Töpfchen bequem Platz. Ge⸗ gebenenfalls können auch mehr als drei, angebracht werden. zettfeqern u. Federbetten vorn 212822 SPS ezialhaus Bettfeelern Graue Federn v. 165 146 5 30. Weige Gänse-Federn W 2.83 Sänsehalbdaunenzdb see 4.50 Graue Daunen pin 1200 8880 6.90 Weige Daunen. pnand 1400 11.7 Benbarchent Bettbarchent beriet t. 44 48045 98 hent eder u. 250 228 405 J. 45 Farbiger Daunenköper, blau, lila, 1 23 grün, fraise etc. 80 om M. 1.95 1.60 Indanthren 180 rn e e, Kn e 1.92 8 130/80, gar. echtrot u. feder- Deckhbetten e mit 6 Plund Federn M. 30.— 25. 19.50 15. 13.50 9.80 Kissen 80/80, garant. echtrot und ſederdicht Blas bee M. 11.50 9.90 7.50 5.95 4.50 2.90 Daunendeckbett tense n Been 37.50 Wir reinigen hre Bettfedern mit der modern- sten Reinigungsmaschine. Vorherige Anmeldung erbeten. Ueber das Bad. Die Reinlichkeit des Körpers iſt wohl das allerwichtigſte und erſte Gebot jeder Körperpflege. Das Reinigungsbad her⸗ zurichten und zu beſorgen, gehört zu den Pflichten der Haus⸗ frau. Der Mann iſt durch den Beruf zu ſehr beſchäftigt— die Kinder denken nicht daran. Jede Hausfrau muß ſich klar darüber ſein, daß das Vollbad das einzige Mittel iſt, um ſich rein und geſund zu erhalten. Das mindeſte iſt, daß man wöchentlich einmal ein Vollbad nimmt; im Sommer jedoch ſollte man ſchon zweimal, wenn nicht noch häufiger, baden. Durch die Hitze und Schweißabſonderung braucht der Körper dies. Kinder unter dem ſchulpflichtigen Alter badet man täglich, weil ſie ja ſonſt immer ſchmutzig ſind. Wichtig iſt die Badetemperatur! Nicht zu kühl, aber auch ja nicht zu heiß! 25 bis 30 Grad iſt wohl das normale und ideale Reinigungsbad. Kühle Bäder, bis zu 20 Grad, ſind ja im Sommer ſehr angenehm. Natürlich dürfen ſie nur von kurzer Dauer ſein. Mit vollem Magen zu baden, iſt eine Un⸗ ſitte, die vermieden werden muß. Nach dem Bad laſſe man am beſten eine kleine Ruhepauſe eintreten. Reines Waſſer und Seife genügen nicht allein, um die Funktionen der Haut zu regulieren. Ein Zuſatz von ſtärkenden, wohlriechenden Eſſenzen iſt ſehr ratſam. Zum Beiſpiel ein Fichtennadelbad wirkt Wunder: nervenſtärkend, erfriſchend, verjüngend. Es macht die Haut weich und geſchmeidig. Für die Schönheitspflege ſind ſolche Bäder unentbehrlich. Es iſt ein großes Unrecht an ſich ſelbſt, wenn man Voll⸗ bäder meidet und damit ſeinen Körper vernachläſſigt: es führt zur Erſchlaffung der Haut, Müdigkeit, ja, ſchließlich zur Kren heit. Es genügt durchaus nicht, wenn man ſich täglich Gesicht und Hände wäſcht. Isabella. Wenn der Winter naht. Wichtige Arbeiten für die Hausfrau. Wenn die kältere Jahreszeit einzuſetzen beginnt, gibt es für die Hausfrau ſo manche Arbeit beſonderer Art. Es heißt vorſorgen und vorbeugen, den Haushalt umſtellen und für den Winter einrichten. Das Wichtigſte ſind zunächſt die Wintervorräte. Hierzu gehört Winterobſt, das gut eingekauft und gelagert werden muß, dann die Winterkartoffeln, die gleichfalls be⸗ ſonderer Behandlung bedürfen. Der Keller iſt alſo für die Aufnahme dieſer Vorräte einzurichten. Wer am Hauſe einen Garten oder einen Balkon beſitzt, nimmt auch hier rechtzeitig eine Umſtellung vox. Etliche Pflanzen müſſen umgetopft, andere geerntet werden. Einige geerntete Knollenfrüchte werden ein⸗ gemietet und Bäume und Sträucher auf die kalten Nächte vor⸗ bereitet: ſie müſſen gekalkt und mit Stroh und Säcken warm eingewintert werden. Auf dem Balkon werden die Herbſt⸗ pflanzen herausgenommen und am vorteilhafteſten Tannen⸗ bäumchen gepflanzt. Eine weitere wichtige Angelegenheit iſt die genaue Prüfreng der Oefen. Waren ſie im vergangenen Winter verſtopft? Dann muß ſofort, ſolange es noch nicht zu kalt iſt, der Ofen⸗ ſetzer geholt werden. Alle anderen Reparaturen— Auswechſeln geplatzter Kacheln, Reparatur des eiſernen Roſtes im Ofen, der Türen und Verſchlüſſe— müſſen gleichzeitig erledigt werden. Dann zu den Fenſtern. Sind die Doppelfenſter im Sommer entfernt worden, werden ſie ſauber abgewaſchen und geputzt, eventuell friſch geſtrichen und wieder eingeſetzt. Die Angeln der Fenſter und Türen werden geölt und vorher mit Petro⸗ leum gereinigt. Sehr weſentlich iſt die Prüfung, ob die Fenſter auch dicht ſchließen! Hier hat man Verwendung für alte Flicklappen; ſie werden in ein aus bunten Lappen ge⸗ nähtes Säckchen geſteckt und dieſes zwiſchen die Fenſter gelegt. Auch alte Strumpflängen können zwiſchengelegt werden, die ebenfalls mit Stoffreſten ausgefüllt und zugenäht werden. Sehr praktiſch und zweckmäßig ſind auch Fußwärmer und Bettſchuhe! Auch dieſe können leicht ſelbſt hergeſtellt werden. Alte Strümpfe und Watte, ſowie Flicklappen können recht nette Wärmer abgeben. Doch all dieſe Arbeiten müſſen unbedingt getan werden— manches andere geſellt ſich ſowieſo noch hinzu—. ſo daß die kluge Hausfrau rechtzeitig ihre Zeit ein⸗ teilt und die Winterarbeiten einkalkuliert! G. R. f. Friſche und alte Heringe zu unterſcheiden. Bei friſchen Heringen iſt das Fleiſch weiß, die Augen liegen flach, ſie ſind wenig ſalzig und riechen nicht nach Tran. Man braucht ſie nicht abzuziehen. Alte Heringe haben gelbes Fleiſch und tief⸗ liegende Augen und riechen tranig; man ſoll ſie nach dem Aus⸗ nehmen 24 Stunden in kaltem Waſſer liegen laſſen und ſodann entgräten Der entgrätete alte Hering, in friſche Milch gelegt, wird viel zarter und gewinnt an Geſchmack. k. Verſtopfte Salzſtreuer. Der Salzſtreuer iſt verſtopft, weil das Salz Feuchtigkeit angezogen hat. Man vermiſcht, um dieſes zu vermeiden, das Salz vor dem Einfüllen mit einer Meſſer⸗ ſpitze Mondamin. fk. Behandlung von Nagelbürſten. Nagelbürſten werden durch die Seifenreſte, die darin hängenbleiben, leicht weich. Um ihnen wieder Feſtigkeit zu geben, legt man die Bürſten von Zeit zu Zeit einige Stunden in kaltes Waſſer, dem man etwas Salz beigefügt hat(mindeſtens einen Eßlöffel auf ein Liter Waſſer). a f. Benutzung von neuem, irdenem Geſchirr. Neues irdenes Geſchirr ſoll man nur mit heißem, mit Eſſig angeſäuertem Waſſer ſorgfältig ausſcheuern. Da die Töpfe auf offenem Feuer leicht zerſpringen, ſoll man ſie zuerſt zwei Tage lang in kaltes Waſſer ſtellen und dann drei Tage lang mit Waſſer gefüllt auf ein ſchwaches Feuer ſetzen, ſo daß das Waſſer heiß wird, aber nicht kocht.. k. Ein wenig bekanntes Hautbleichmittel. Zitronenſcheiben, in Waſchwaſſer gelegt, ſind ein völlig unſchädliches Hautbleich⸗ mittel. Das iſt gewiß ein billiges, kosmetiſches Mittel, das ſich jeder leiſten kann. Koch⸗Rezepte Gelbe Rüben(Mohrrüben). Für 4 Perſonen. Zutaten: 2 Pfund gelbe Rüben, 2 Maggis Fleiſchbrühwürfel, 30 Gr. Butter, 174 Eßlöffel Mehl. 1 Teelöffel Zucker, etwas Salz, Pfeffer und feingehackte Peterſilie. Jubereitung: Man wäſcht die gelben Rüben gut ab, ſchabt ſie ſauber, über⸗ ſpült ſie nochmals ſchnell mit kaltem Waſſer und ſchneidet ſie dann in dünne Scheibchen, Stifte oder kleine Würfel. In der Kaſſerolle läßt man nun die Butter heiß werden, ſchwitzt das Mehl leicht an, ohne daß es Farbe nimmt, löſcht mit Liter kochendem Waſſer ab, rührt glatt, löſt darin Maggis Fleiſchbrühwürfel auf und gibt die gelben Rüben in dieſe ſämige Soße, rührt gut durch, fügt auch noch den Zucker hinzu und läßt zugedeckt auf kleinem Feuer unter zeitweiligem Umrühren garkochen. Vor dem Anrichten ſchmeckt man noch nach Salz ab und rührt die feingehackte Peterſilie darunter. t. Eiertäſe oder Eierſchwamm mit ſüßem Rahm. Drei Eien und 4 Liter füßer Rahm werden gut verquirlt, in ein Töpfchen gefüllt, dieſes in einen Topf mit kochend heißem Waſſer geſtellt, der Topf zugedeckt, und wenn die Maſſe ſeſt geworden iſt, mit einem Löffel ausſtechen, vom Feuer wegnehmen und die aus⸗ geſtochenen Stückchen in die fertige Suppe geben. i A 1 1 55