1 85 1 0 5 Erſcheint tüglich, mit Ausnahme der Sonn- und Felertage. Begugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Keklamen 60 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Für Platz⸗Vorſchriften wird keine Garantie übernommen. Tüte und Mrzeinenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkeündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Secken heim. Annahmeſchluß für Inſerate und Rotizen vormittags 9 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illustriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig). „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Schriftleitung, Druck u. Verlag: G. Härdle, Zähringerſtr. 68. Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 38. Jahrgang ur Vom 15. bis 22. Oktober. Eine eingehende Betrachtung der Lage des Handwerks im vorigen und im laufenden Jahrhundert widerlegt die wenig ſtichhaltige und durch nichts begründete Anſicht, das Handwerk als ſolches ſei durch die wirtſchaftliche Entwicklung mehr oder weniger einfach überholt und dem Untergange geweiht. Die Wiederaufrichtung des kulturell und ſtaats⸗ politiſch wertvollen Handwerkerſtandes iſt reſtlos möglich in einem Staate, in dem„Gemeinnutz vor Eigennutz“ geht. Die⸗ ſer deutſche Staat beſteht heute zweifellos und damit ſind alle Vorausſetzungen für einen Wiederaufſtieg des Hand⸗ werks gegeben: Den Weg beſtimmt der Staatswille, ihn mit Erfolg zu beſchreiten, bleibt der Tatkraft und Beharrlichkeit der Träger dieſes Berufsſtandes vorbehalten. Als Deutſchland in das 19. Jahrhundert eintrat, war in ſeinem Gewerbe die weitaus wichtigſte Betriebsform das Handwerk ſchlechthin. Manufakturen und Fabriken waren noch Einzelerſcheinungen. Teilweiſe hat das Handwerk zwar in dieſem Zeitraume wichtige Arbeitsgebiete an andere wichtige gewerbliche Betriebsformen verloren, aber dennoch ging es insgeſamt betrachtet den Weg des Aufſtieges. Im Jahre 1816 entfielen auf 1000 Einwohner in Preußen 39 Handwerker, 1846 waren es 52 und 1895 betrug die Zahl im Reiche 57. Der Anteil der im Gewerbe Beſchäftigten an der Geſamt⸗ bevölkerung hat ſich mehr als verdoppelt, doch iſt der größte Teil des Bodens, der für das Gewerbe neugewonnen wurde, den mechaniſchen Großbetrieben, alſo der Fabrik, zugefal⸗ len; damit hat die Fabrik langſam die Führung auf ge⸗ werblichem Gebiete erlangt. Dennoch hat ſich das Handwerk behauptet. Zwar wurden ihm manche Teile ſeines Beſitz⸗ ſtandes ganz entriſſen, dafür hatten andere Zweige eine re⸗ gelmäßige Steigerung der Nachfrage nach ihren Erzeugniſſen aufzuweiſen. Trotz des zweifelloſen Rückganges, den das Hand⸗ werk in zahlreichen Gewerben im letzten Jahrhundert erlitt, kann von einer erheblichen Abnahme im ganzen nicht die Rede ſein; dies gilt größtenteils noch für die allerneueſte Zeit. Mannigfaltig allerdings waren die entwicklungsbedingten Umlagerungen und Wandlungen ſowohl des Bedarfs, als auch hinſichtlich der Struktur. Die Großbetriebe wuchſen auf den Gebieten des alten Zunfthandwerkes viel raſcher, als die Zahl der handwerksmäßigen Kleinbetriebe, und doch ſprachen und ſprechen noch heute keine Anzeichen dafür, daß das Hand⸗ werk zum Untergang verurteilt ſer. Auch hat die Vermehrung des Handwerks in einem das Wachstum der Bevölkerung auf manchen Gebieten überholenden Maße nicht zu einer Aeberſetzung des Gewerbes und einer Verſchlechterung der Lage des einzelnen Gewerbetreibenden geführt. Im Gegen⸗ teil, die Einkommensverhältniſſe der Handwerker in vielen Zweigen war vor dem Kriege 1914 weſentlich günſtiger als 100 Jahre früher. Weiter konnte das Handwerk im letzten Jahrhundert das flache Land erobern, was vordem durch die preußiſche Gewerbeverfaſſung annähernd unmöglich war. Schon 1828 betrug die Zahl der Meiſter auf dem Lande 40 Prozent aller überhaupt im Handwerk tätigen. Weiter beeinflußte der in 30er und 40er Jahren auf dem Lande eintretende Wohlſtand der Bevölkerung die Lage des Hand⸗ werks günſtig. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahr⸗ hunderks erfolgte ſodann ein vollſtändiger Bedarfsausgleich zwiſchen Stadt und Land. Am Ende des 19. Jahrhunderts kamen in den Städten 37 und in den Dörfern 38 Einwohner auf 1 Handwerksmeiſter. Dies war die Folge des Nach⸗ laſſens der Eigenproduktion der landwirtſchaftlichen Bevöl⸗ kerung, denn Hausſchlachten und Backen im Hauſe hörte mehr und mehr auf. Für die Verluſte bezw. Einbußen an Wir⸗ kungsmöglichkeit in der Stadt hat das Handwerk auf dem Lande Erſatz gefunden. Dort erfordert die Kleinheit des Marktes keinen Zwiſchenhandel und ſetzt damit dem Vor⸗ drängen der Fabrik noch heute eine Schranke. Es wäre falſch, die ungünſtigen Momente des 19. Jahr⸗ hunderts in der Handwerksentwicklung zu verkennen, weil die eilweiſe Verdrängung des Handwerks aus ſeinen alten Ar⸗ beitsgebieten vielfach den Handwerksmeiſter zum abhängigen Hausinduſtriellen oder auch Fabrikarbeiter machte. Die ein⸗ fache Annahme, der Großbetrieb habe das Handwerk auto⸗ maliſch zerrieben und würde dies noch vollenden, geht völlig fehl. Der Fall, daß die Fabrik kurzerhand das geſamte Pro⸗ duktionsgebiet vermöge ihrer techniſchen Ueberlegenheit dem Handwerk abzunehmen vermag, kommt nur ſelten vor. Der Prozeß des Niederganges des Handwerks iſt äußerſt ſchwer erforſchbar und ſpielt ſich in den komplizierteſten For⸗ men ab. Das charakteriſtiſche Merkmal liegt nach„Böcher“ in der Kundenproduktion, in dem direkten Verkehr des Hand⸗ werkers mit dem Konſumenten der Erzeugniſſe. Noch heute arbeitet der Meiſter meiſt auf Beſtellung, ſelten auf Vorrat. Damit iſt der Handwerker ein idealer Wirtſchaftler im Sinne wahren Volkstums. Im 19. Jahrhundert verlor er dadurch automatiſch, daß die Nachfrage nach einer Reihe von Handwerkerzenar'ſſen, ganz aufhörte oder wenigſtens ſtark Bnachließ. Zuletzt ſet die Wandlung in den Abſatzverhältniſſen bezw. dem veränderten Bedarf erwähnt, wenn Erzeugniſſe des Handwerks nicht mehr für Zwecke der Familienhaus⸗ haltung gebraucht werden, ſondern von Erwerbswirtſchaften benötigt werden. Zuſammenfaſſend iſt über das Schickſal des Handwerks im letzten Jahrhundert zu ſagen: Es hat ſeine Vorherrſchaft, die es am Anfang des 19. Jahrhunderts beſaß, teilweiſe ver⸗ loren. Der Großbetrieb hat es erheblich in den Hintergrund gedrängt und ſeine Bedeutung geſchmälert. Trotzdem, und das zeigt die Entwicklung bis heute, wird das Handwerk „ algen Bunderſe moge ſeinen Platz im Wirtſchaftsleben behaupten können und vor Samstag, den 14. Oktober 1933 1 allem da, wo ſeine Eigenart ihm einen natürlichen Vor⸗ ſprung vor den Formen des zentraliſierten Großbetriebes verleiht, wo die Produktion entweder die Anpaſſung an konkrete, indwiduell beſtimmte Verhältniſſe erfordert und es ſich zugleich um einen aus kleinen Aufträgen zuſammenge⸗ ſetzten Bedarf handelt oder wo eine techniſche Notwendigkeit für die Errichtung bezw. Kapitalinveſtierung techniſcher Groß⸗ betriebe nicht vorliegt. N Berückſichtigt man, daß der nationalſozialiſtiſche Staat der Gegenwart kein Intereſſe an der Kapitalakkumulation durch einige Wenige hat, daß ihm Erhaltung der Volksge⸗ der Raſſe als höchſte Kulturaufgabe wichtiger iſt, als eine ſcheinbare Wirtſchaftsblüte, welche aus relativ geringen Anläſſen im Chaos zu vergehen droht, daß Wirtſchaft Hilfsmittel des Staates und nicht Selbſtzweck iſt, damit es einigen Wenigen gut gehe auf Erden, daß die deutſche Land⸗ wirtſchaft wieder Garant der deutſchen Volksernährung wer⸗ den wird, ſo beſteht kein Zweifel, daß dem Wiederaufſtieg des Handwerks keineswegs engere Grenzen geſetzt ſind, eben⸗ ſo ſeiner Weiterentwicklung, als irgend einem andern Be⸗ rufsſtande. Die Vorausſetzungen ſind heute hierzu gegeben; es kommt nur darauf an, daß ein tatkräftiger, willensſtarker Nachwuchs die Ergebniſſe des Wiederaufbaues beharrlich ſichert und weiter ausbaut. Eines ſoll noch abſchließend Erwähnung finden. Kaum ein deutſcher Berufsſtand hat die deutſche Not mit ſolcher Beſcheidenheit und Zähigkeit getragen, iſt in der Nachkriegs⸗ zeit ſo weng in den Vordergrund getreten, wie der deutſche Handwerker. Er beſchränkte ſich im allgemeinen darauf, reſig⸗ niert mit der Tradition der Väter zu brechen und ſeine Kinder in Anbetracht ſeiner ſchlechten Lage andern Berufen zuzuführen. Auch der in Deutſchland zur Krankheit gewordene Bildungs⸗ und Berechtigungswahnſinn hat wertvolle Kräfte vom Handwerk ferngehalten. Während die Aufgaben anderer Berufe mehr und mehr abgegrenzt wurden, ihre Arbeit ins Feinſte geteilt und unterteilt, ſtiegen die Anforderungen an den Meiſter im Sinne des Univerſellen fortdauernd. Es iſt ein Unding, wenn für andere Berufe Ungeeignete glauben, immerhin für das Handwerk berufen zu ſein. Dreſſierte Wun⸗ dermänner, oftgeprüfte Vielwiſſer oder ähnliche einſeitige Menſchen ſind ungeeignet für das Harte des Handwerkers. Hindenburg zur Handwerkswoche Reichspräſident von Hindenburg hat telegraphiſch dem Reichsbund des Deutſchen Handwerks anläßlich der am 15. Oktober beginnenden Werbewoche für das deutſche Hand⸗ werk ſeine Wünſche wie folgt ausgeſprochen: 8 „Die am 15. Oktober 1933 beginnende Reichshandwerks woche begleiten meine herzlichſten Wünſche. Ich begrüße es, daß nach Jahren des Darniederliegens das deutſche Hand. werk ſeine Kräfte regt und in enger Volksverbundenheit den Weg zu neuer Geltung beſchreiket. Möge dieſem Unler nehmen ein Erfolg beſchieden ſein, würdig der alküberliefer · ten Bedeutung des Handwerks im deukſchen Wirtſchafts⸗ und Kulturleben! gez. von Hindenburg, Ehrenmeiſter des deutſchen Handwerks.“ Durch einen Trick wehrlos Lloyd George verlangt Gerechtigkeit für Deutſchland. N Condon, 13. Oktober. In der„Daily Mail“ behandelt Lloyd George die zeitge⸗ mäße Frage, was werden ſoll, wenn die Abrüſtungskonfe⸗ renz zuſammenbricht. In eindringlichen Worten fordert der vormalige Miniſterpräſident zur gerechten und ehrlichen Handlungsweiſe Gena Deutſchland auf. Im Einzel⸗ nen führt Lloyd George aus: i Deutſchland hat die demütigende Aufgabe ſeiner eigenen Entwaffnung vor mehr als zehn Jahren durchgeführk. Die Siegermächte haben ſeither ihre milikäriſche Macht in jeder Richtung verſtärkt. Das wehrloſe Deutſchland, all 1 0 Nachbarn auf Gnade und Ungnade preisgegeben, hal zehn Jahre lang die Mächte aufgefordert, das eindeulige Ver⸗ ſprechen, das ihm gegeben worden iſt, zu erfüllen. Die For⸗ derung iſt mit kalker Verachtung behandell worden. Deutſch⸗ land hat das Gefühl, daß es durch einen Trick wehrlos ge⸗ macht worden iſt. Frankreich beabſichtigt, den Vertrag von Berfailles ohne Zuſtimmung der anderen Seite durch wei⸗ teren Aufſchub der Abrüſtung außer Kraft zu ſetzen. Deulſchland wird darauf antworten: Ihr habt einen der Haupkteile des Verkrages von verſfailles zunichte gemacht, ſomit könnt Ihr nicht Klage führen, wenn wir ihn nicht länger als anwendbar betrachten! Das heutige Deutſchland iſt nicht das Deutſchland von 1923. Ein paſſiger Widerſtand wie im Ruhrgebiet würde bei dem nationaliſtiſchen Geiſt von 1933 un mög⸗ lich ſein. Schändung deutſcher Gräber durch Polen. Auf dem evangelischen Kirchhof in Konitz hat man wie⸗ der eine Schändung feſtgeſtellt und zwar wurden zwei Grab⸗ ſtellen einer bekannten deutſchen Familie heimgeſucht. Die Tafeln, die auf einem Poſtament befeſtigt ſind, wurden ſamt dieſem umgeworfen, wobei die eine in Trümmer gi Da⸗ bei ſei daran erinnert, daß die polniſche Polizei die Täter der letzten größeren Schändung noch nicht ermittelt hat. Mit Beſorgnis fragt ſich deshalb die deutſch⸗evangeliſche Bevöl⸗ kerung, wann endlich dem wüſten Treiben auf dem Friedhof ein Ende bereitet wird. a 8. Nr. 240 Wie Lubbe gefaßt wurde Keine zwei Perſonen eingeſiiegen.— Prokeſt! Prokeſt!“— Der brennende Plenarſaal. f Berlin, 13. Oktober. Das Ergebnis des Lokaltermins am Reichstagsgebäude iſt, daß ſich der Zeuge Thaler wahrſcheinlich getäuſcht hat, als er annahm, zwei Perſonen ſeien durch das Fen⸗ ſter eingeſtiegen. Der Zeuge erklärte bei dem Lokaltermin ausdrücklich, daß er nicht gleichzeitig zwei Per ⸗ ſonen auf dem Balkon geſehen hat, während man das bisher angenommen hatte. Das Gleiche gilt für den Fackel⸗ ſchein in den Parterreräumen des Reichstages. Auch hier hat ſich ergeben, daß man manchmal der Meinung ſein meinſchaft zur dauernden Behauptung und Höherentwicklung könnte, als bewegten ſich zwei Lichtſtellen an den Fenſtern vorbei, während tatſächlich nur eine Perſon mit dem Feuerbrand durch die Räume ging. Dieſes Ergebnis beſtätigt der Vorſitzende zu Be⸗ inn der Hauptverhandlung am Freitag. Er erklärt, die ugenſcheinnahme habe zur Klärung von Widerſprüchen wiſchen Zeugenausſagen und auch zur Erläuterung der eugenausſagen beigetragen. Insbeſondere, fuhr der Vorſitzende fort, haben Zeugen zum Teil in Abweichung von ihrer früheren Ausſage nicht bekunden können, daß es mehr als einer geweſen iſt, der eingeſtiegen iſt, auch nicht, daß mehr als einer im Erdge⸗ ſchoß hinter den Glasfenſtern enklanggelaufen iſt. Es konnte auch nicht bekundet werden, daß dieſer eine, der unten Nenklanggelaufen iſt, eine Fackel getragen hat. Oberreichsanwalt Dr. Werner behält ſich vor, ſpäter darauf zurückzukommen, ob es wirklich als bereits feſt⸗ ſtehend angeſehen werden kann, daß unten nur ein Mann gelaufen iſt. Der Verteidiger der drei bulg a⸗ riſchen Angeklagten, Rechtsanwalt Dr. Teichert, über⸗ reicht beim Beginn der Verhandlung eine ganze Reihe von Beweisanträgen. Die Gegenüberſtellung der darin genann⸗ ten Zeugen, ſo erklärt der Verteidiger zur Begründung, ſoll dartun, daß eine Verwechſlung der Perſon des Dimi⸗ troff nicht nur theoretiſch möglich iſt, ſondern, daß ſie in zwei Fällen ſogar praktiſch vorgekommen iſt. 1 Der nächſte Zeuge iſt der Polizeiwachtmeiſter Loſigkeit, der zuſammen mit Lateit den Reichstag betre⸗ ten hat. Auch dieſer Zeuge erinnert ſich daran, daß Lateit ſofort den Befehl zum Groß ⸗Alarm, und zwar um 9,17 Uhr gegeben hat. Er habe auch einen kurzen Augenblick den Plenarſaal angeſehen. Hinter dem Präſidentenſtuhl ſei eine hohe Flamme geweſen, ebenſo links vom Stenographentiſch. Sonſt habe nichts gebrannt. Der Zeuge Loſigkeit gibt weiter an: Als wir zurückgingen, kamen Uns auf der Treppe ſchon Feuerwehrleute entgegen, die die Vorhänge herunterriſſen. In dieſem Augenblick ſtieß der Hausinſpektor Scranowitz zu uns, der mir zurief: „Kommen Sie ſofort mit, ich glaube da unken laufen noch mehr!“. Ich faßte das ſo auf, daß er annahm, es ſeien noch mehr Brandſtifter unten. Ich ging mit Scranowitz hinunter, wir fanden aber niemand. 93 HOberreichsanwalt Dr. Werner: Hat der Zeuge im Reichs⸗ tagsgebünde oder bei der Abſperrung vor dem Gebäude SS- oder SA⸗ Leute geſehen? Zeuge Loſigkeit: Nein, ich habe keine SA⸗ oder SS⸗Leute geſehen. Ich war bis 11 Uhr da. Als nächſter Zeuge wird der Wachtmeiſter Poeſchel vernommen, der mit Buwert zuſammen den Streifen⸗ dienſt am Reichstag hatte. Der Zeuge bekundet, daß ihn Buwer zum Pförtner an Portal 5 ſchickte; dieſer ſei völlig erſtaunt geweſen und habe ihm erſt gar nicht glaube“ wollen.„Ich ſagte ihm, er ſolle den Feuermelder ziehen, der im Portal vorhanden iſt und lief dann zurück zu Buwert.“ ö 5 De Angeklagte van der Lubbe hat ſich im Laufe der Verhandlung ſo auf ſeinen Platz zuſammenge⸗ kauert, daß ſein Kopf zwiſchen den Knien ruht. „Hände hoch!“ Die Feſtnahme des Angeklagten van der Lubbe ſchil⸗ dert der Zeuge in folgender Weiſe: Ich hatte ſchon vorher die Piſtole ſchußfertig gemacht. An der Tür zum Umgang ſtieß ich auf Lubbe, der of⸗ fenbar von links nach rechts laufen wollte. Als er mich enk⸗ deckte, ſtutzte er erſchreckt und krat einen Schritt zurück. Ich rief„Hände hoch!“ und dieſer Aufforderung kam Lubbe ſo⸗ fort nach. Ich ging an ihn heran, fühlte ihm die Hoſenta⸗ ſchen nach, fond aber nur ein gewöhnliches Taſchenmeſſer und ein Portemonnaie Außerdem nahm ich ihm aus der Geſäßtaſche ſeinen Paß. i Vorſitzender: Hat er dabei irgendetwas geſagt? Zeuge Paeſchel: Nein, ich habe ihn auch nicht ge⸗ fragt, ſondern nur durchſucht. Er leiſtete gar keinen Wider⸗ e Er hatte nur eine Hoſe und Schuhe an, wei⸗ er nichts, auch kein Hemd. Er war ſchweißüberſtrömt und vollkommen naß. Die Haare hinger ihm ganz wirr ins Geſicht. Vorſitzender: Er ſoll eine gewiſſe befriedigte Miene gezeigt haben, als wenn er ſich freute, daß ihm die Brandſlͤftung gelungen ſei. 5 Zeuge Das kann ich nicht ſagen. Als ich ihn mit dem Polizeigriff abführte und zur Brandenburger⸗Tor⸗Wache 8 brachte, zeigte er einen gleichgültigen Ausdruck. a Er will ſich die Naſe nicht putzen laſſen „Nach einer Pauſe ſitzt der Angeklagte Lubbe zunächſt wieder aufgerichtet. nur mit geſenktem Kopf auf ſeinem Platz. Sein Dolmetſcher reicht ihm ein Taſchen⸗ tuch. van der Lubbe nimmt aber keine Notiz davon. Als der Dolmetſcher ihm dann ſelbſt die Naſe putzen will, ſetzt van der Lubbe dem Widerſtand entgegen, indem er ſeinen Kopf wegzieht und ihn, wie ſchon vor der Pauſe wieder tief zwiſchen die Beine klemmt. Der Nachtpförtner ſagt aus Die Verhandlung wird dann mit der Vernehmung des Zeugen Wendt, des Nachtpförtners von Porkal 5 des Reichstages, fortgeſetzt. Der Zeuge Wendt ſchildert zu⸗ nächſt genau, wie ſich der Nachtdienſt im Reichstage ab⸗ ſpielt. Der Vorſitzende knüpft an die Schilderung die Bemer⸗ kung, daß in der Zeit von 9 bis 10 Uhr im Reichstag kein Beamter irgendeinen Kontrollgang durch die Räume ausführt. . Zu den Vorgängen am Abend der Brandſtiftung erklärt der Zeuge Wendt: Ich habe um 8 Uhr meinen Dienſt an⸗ getreten. Nach etwa 20 Minuten wurde mir vom kommuni⸗ ſtiſchen Fraktionszimmer aus beſtellt, wenn ein Anruf für die Fraktion kommt, möchte ich den Abgeordneten Torg⸗ Ler benachrichtigen. Nach einiger Zeit kam auch der Anruf. Der Abgeordnete Torgler führte in meiner Anweſenheit ein Geſpräch. Auf die Frage des Vorſitzenden, ob er an dem Abend etwas Auffälliges bemerkt habe, antwortet der Zeuge mit Nein. Ob der Angeklagte Torgler eine Ak⸗ tentaſche bei ſich gehabt habe, könne er nicht fagen. Etwa 10 Minuten nach 9 Uhr, fuhr der Zeuge fort, iſt er von einem Schupobeamten unterrichtet worden, daß der Reichstag brannte. Der Zeuge ſchildert dann die Vorgänge der nächſten zehn Minuten. Vorſitzender: Iſt in dieſer Zeit niemand heraus⸗ 1 Können Sie das unbedingt verſichern? Hätten ie es unbedingt ſehen müſſen, wenn jemand da noch her⸗ ausgewiſcht wäre? f Zeuge: Jawohl! Oberreichsanwalt Dr. Werner: Sie nahmen an, daß der Abgeordnete Torgler noch allein im Hauſe war. Tatſächlich waren aber auch Koenen und die Sekretärin noch da. Beſteht überhaupt entfernt eine Möglichkeit, zu wiſſen, wer noch im Hauſe iſt? Der Zeuge gibt an, daß dieſe Mög⸗ lichkeit beſtehe, da am Portal 2 eine genaue Kon⸗ trolle geführt werde. Odberreichsanwalt: Wäre es nicht möglich, daß jemand im Plenarſaal geweſen wäre? Zeuge: Der Plenarſaal iſt immer unverſchloſ⸗ n ſen. Die Frage des Verteidigers, ob die Abgeordneten fluchtartig den Reichstag verlaſſen hätten, beantwor⸗ tet der Zeuge dahin, daß die Abgeordneten genau wie ſonſt das Gebäude verlaſſen hätten. Auf weitere Fragen Dr. Sacks gibt der Zeuge an, daß er den Nationalſoziali⸗ höre nahe geſtanden habe, daß er aber nicht zur Partei ge⸗ höre. Ausſagen des Hausinſpektors Es wird nunmehr der Hausinſpektor des Reichstages, Oberverwaltungsſekretär Scranowitz, vernommen. Er weiſt darauf hin, daß er mit dem Reichstagsgebäude und jeinen Einrichtungen aufs Genaueſte vertraut ſei. Er könne immer erfahren, wer von den Abgeordneten im Hauſe ſei, da die Namen in der Meldeſtelle aufs Genaueſte regiſtriert würden. Gegen 9,15 Uhr habe er in ſeiner Woh⸗ nung das Sirenenſignal der Feuerwehr gehört. Aus der Tatſache, daß die Feuerwehr die Einbahnſtraße in falſcher Richtung durchfahren habe, habe er geſchloſſen, daß die Wehr zum Reichstag fuhr. Er habe ſofort den Nacht⸗ portier telephoniſch gefragt, was los ſei, worauf dieſer ge⸗ antwortet habe: Im Reſtaurant Feuer! Er ſei dann ſelbſt zum Reichstag gelaufen. Der Anblick im Plenarſaal Der Zeuge Scranowitz ſchildert dann ausführlich ſeine Eindrücke beim Betreten des Gebäudes. Er habe die Tür vom Plenarſaal aufgeriſſen und in dieſem kurzen Moment geſehen, daß die drei Portieren hinter dem Präſidentenplatz hell brannten. Rechts und links von dem Stenographentiſch brannten die Portieren ebenfalls lich⸗ terloh. Zur Rechten und Linken in den erſten drei Reihen der Abgeordnetenſitze brannten etwa 20 bis 25 kleine Feuer von etwa 50 Breite; ſie waren alle ungefähr gleichmäßig geformt und unter ſich abgetrennt. Auch auf dem Platz des Präſidenten, auf dem Rednerpult und auf Taeulot liler c c. f Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. 50) a Bertie geht Antje gern aus dem Wege und iſt viel im Kontor und in den Speichern beſchäftigt, weil Klaus mit den neun Fähnlein, jede zu 16 Rotten und 500 Mann, worin die ganze wehrfähige Mannſchaft von Danzig einge⸗ teilt war, genügſam zu tun hatte. Auch mußte er oft im Rathaus und beim Bürgermeiſter ſein; denn die Polen wurden zum zweiten Male vor Danzig erwartet. Wer Klaus Veldeke jetzt bei den Schanzwerken oder im Rathaus traf, der mußte ſich wundern über die große Ver⸗ änderung, die mit dem ſtillen und ernſten Mann vor ſich gegangen war. Es war ein Leben und eine Kraft in ihm wie nie zuvor. f Und in ſeinen Stahlaugen ſtand dasſelbe ſtille, tiefe Licht wie bei Antje, das ſo rein und himmelwärts brannte, wie eines uralten Opferfeuers heilige Flamme, das ſein Leben und Tun verklärte, das einſt 0 im Schatten lag. Denn er wußte, wenn er nun heimkam ins Veldekehaus, dann war da ein leichter Schritt,— eine geliebte Stimme—, eine weiche, ſchmale Hand, die ihm die Falten von der Stirn ſtrich. 5 5 N f Wenn er es jetzt irgend einrichten konnte, kam er jetzt auch immer pünktlich zu den Mahlzeiten und blieb an den ſchönen, langen Abenden ſtill zu Hauſe. Sie ſaßen dann am weit offenen Fenſter im Wohngemach und lauſchten in den ſinkenden bag hinaus, indes der Turm der Marienkirche in Gold gebadet lag und ein Schwalbenpaar unterm Dach⸗ 1 Juni geworden und die Nächte blieben klar und Auch heute wieder iſt ein ſo wunderſamer Abend und und läßt den Faden durch die Finger gleiten. Frau Katharina iſt noch in der Küche beſchäftigt und 8 55 deutlich ihr lautes Sprechen von der offenen Diele erauf. firſt des Pferdeſtalles ſeine Jungen ätzte, denn es war mitt⸗ Antje hat ihr Spinnrad dicht ans offene Fenſter gerückt dem Tiſch des Hauſes flackerten ruhige Flammen. Im Ste⸗ nographenraum fauchten die Flammen geradezu auf beiden Seiten. Nach dem erſten kurzen Blick habe er erſt wieder in den Saal hineingeſehen, als er die Feuerwehr hineinführte und da habe ſchon der ganze Saal ge⸗ brannt. Scranowitz ſchildert weiter ſeine Beobachtungen in dem Umgang vom Plenarſaal. In einem Klubſeſſel habe eine brennende Fackel geſteckt, die er mit dem Fuß wegge⸗ ſtoßen habe. a Ungefähr unter dem Kronleuchter ſei er auf van der Lubbe geſtoßen, der faſt gleichzeitig von dem Polizei- beamken feſtigenommen wurde. Er habe ihn ange⸗ ſchrien, warum er das gelan hälte, worauf van der Lubbe nur geſagt habe: Prokeſt! Protkeſt! Oberreichsanwalt: Sie ſollen geäußert haben, daß unten noch weitere Täter ſeien. Haben Sie etwas geſehen? Zeuge Scranowitz: Ich habe geſagt, das könne doch nicht einer gemacht haben, das müßten mindeſtens ſechs bis acht geweſen ſeien. Das war aber nur eine Vermutung. Geſehen habe ich nichts. Nach meiner da⸗ maligen Ueberzeugung konnte in der kurzen Zeit kein Menſch das zuſtande bringen. Der Zeuge wird dann gefragt, ob er vorzeitig Be⸗ amte an dem Tage entlaſſen habe. In der Preſſe habe geſtanden, daß dies in außergewöhnlicher Weiſe geſche⸗ bab ſei und daß die Beamten ſogar dagegen proteſtiert aben, Zeuge: Dazu habe ich gar keine Befugnis, Beamte außergewöhnlich zu beurlauben. Er habe auch nicht gehört, daß irgend jemand anders Angeſtellte oder Arbeiter an jenem Tage beurlaubt hat. Die Frage Dr. Sacks, ob nach dem 30. Januar 1933 ein Perſonalwechſel im Reichstag erfolgt ſei, beant⸗ wortet der Zeuge mit Nein. ü Oberreichsanwalt: Es iſt einmal behauptet wor⸗ den, das ſei nicht möglich, daß jemand Brandmate⸗ rial in den Reichstag gebracht hätte, denn Sie hätten im⸗ mer beſonders auf die kommuniſtiſche Fraktion aufgepaßt und die Spinden revidiert. Zeuge: Dazu habe ich keine Machtbefugnis. Wenn ich einmal gezwungen war, ein Spind aufzuſchließen, habe ich es nie allein getan. Reviſionen ſind nur von der Kriminal⸗ polizei vorgenommen worden. i Rechtsanwalt Dr. Sack ſtellt noch eine Ergänzungs⸗ frage an den Polizeileutnant Lateit. Es werde behauptet, Lateit hätte die drei Polizeibeamten, mit denen er zuerſt in den Reichstag kam, beſonders zuſam⸗ mengeſtellt.. b Der Zeuge verneint das und betont, daß es ſich um Beamte handelte, die gerade am nächſten ſtanden. Dr. Sack: Alſo nicht drei Tage vorher verab⸗ redet? Der Zeuge lacht und verneint. Die Verhandlung wird dann auf Samstag vertagt. Von geſtern auf heute Zwei Perſonen beim Kohlenſuchen verſchüttet Recklinghauſen, 13. Okt. Auf der Steinhalde der Zeche „Nordſtern“ ſuchten vier Perſonen unberechtigterweiſe Kohlen. Plötzlich löſten ſich Schlackenmaſſen ab und begru⸗ ben zwei von den Kohlenſuchern unter ſich. Die beiden übri⸗ gen konnten ſich in letzter Sekunde in Sicherheit bringen. Die beiden Verſchütteten, eine 45jährige Frau und ein 14⸗ jähriger Junge konnten nur als Leichen geborgen werden. Ende des Gaar⸗Zentrums Aeberführung in die Deutſche Front. Der Landesausſchuß der Zentrumspartei des Saarge⸗ bietes hat den zwiſchen dem Beauftragten der Zentrums⸗ partei und Staatsrat Spaniol getroffenen Vereinbarungen über die Ueberführung der Zentrumspartei in die Deutſche Front zugeſtimmt. In einem Aufruf an ihre Wähler und Anhänger ſtellt die Partei feſt, daß durch dieſen Beſchluß die Jenkrumspar⸗ kei des Sgargebietes als ſelbſtändige Partei zu beſtehen auf⸗ gehört habe. Für den Beſchiuß ſei maßgebend geweſen der Wunſch, die einheitliche Zuſammenfaſung aller ſaardeutſchen Volksgenoſſen zu ermöglichen. Der Aufruf ſchließt mit der Aufforderung, alle Kräfte weiterhin der deulſchen Sache felt Mitarbeit in der Deukſchen Front zur Verfügung zu ellen. 0 Immer wieder ſieht Antje zur alten Turmuhr empor und beugt ſich dann weit aus dem Fenſter, um die Gaſſe hinabzuſpähen. Sie wird faſt ein wenig unruhig, denn ſie haben alle ſchon zu Abend gegeſſen und Klaus iſt immer noch nicht da. Die Stube wird ihr zu eng und ſie möchte am liebſten hinaus ins Freie. Vor die Stadt— vor die Tore—, wo einſt die ſchönen Gärten waren. Die fehlen ihr jetzt im Sommer ſo ganz beſonders. Aber ſie hat Klaus verſpre⸗ chen müſſen, nie mehr allein vor die Stadt zu gehen. Denn da wimmelt es von Söldnern und Mannſchaften und der ganze Umkreis iſt ein ödes, weites Brachfeld, wo die Rot⸗ ten und Fähnlein üben und ein hartes Kommandowort ſchallt, das wenig hineinpaſſen will in all die blühende Juni⸗ pracht ringsum. Manchmal hat Klaus Veldeke ſie mitgenom⸗ men auf die Wälle und Befeſtigungen und ihr alles gezeigt und erklärt. „Denn eines Danzigers Bürgers künftiges Eheweib muß auch mit dieſen Dingen Beſcheid wiſſen und darf nimmer dumm dabei ſtehen, wenn die Mannsleute von der Vertei⸗ digung ihrer Vaterſtadt reden.“ So hatte ſie neben ihm auf der breiten Mauer am Stockturm geſtanden und hatte hinausgeſehen in die wei⸗ zin Lande und wo die Wälder ſich dehnten bis nach Oliva in. 5 „Wenn kein Krieg mehr iſt, Klaus, dann gehen wir miteinander auch einmal durch den ſchönen, grünen wünsch drüben. Das habe ich mir ſchon lange ge⸗ wünſcht.“ Er greift nach ihrer Hand und preßt ſie feſt. Wenn kein Krieg mehr iſt! Wann wird das ſein, Antje?“ f f Daran muß ſie denken, als ſie nun ſo allein und war⸗ tend am Fenſter ſitzt und in den ſtillen, linden Abend hin⸗ austräumt.. Da hört ſie Schritte und fliegt die Treppe herunter, die Haustür aufzureißen. n „O, Klaus, es iſt heute ſpät geworden. Ich habe dein Eſſen warm geſtellt.“ a Sie ſtehen voreinander unten auf der großen Diele und er legt beide Hände weich auf ihre Schultern. Still ſieht er ihr in die Augen und atmet tief: Aus dem badisclien Claude Nobert Wagners Ehrentag Stafettenlauf aus Anlaß des Geburtstages des Reichsſtatt⸗ halters.— Fackelzug der Hitler⸗Jugend. () Karlsruhe, 14. Oktober. Aus Anlaß des Geburtstages des Reichsſtatthalters, der am Freitag 38 Jahre alt wurde, brachte die Hitler⸗ Jugend ihrem Schirmherrn einen Fackelzug dar. Dieſer Fackelzug war zugleich die Beendigung eines großen Stafetten⸗ laufes, den über 9000 Hitler⸗Jungen in den letzten Tagen durch ganz Baden veranſtalteten und vor dem Alten Bahnhof in Karlsrube ſein Ende nahm, wo ſich die Kameradſchaften und die Fähnlein der Karlsruher Hitlerjungen mit ihrem Spielmannszug eingefunden hatten. Die Stafetten kamen vom Bodenſee, vom Markgräler⸗ land bis herunter von der Bergſtraße. Der Wechſel wickelte ſich reibungslos ab. Am halb neun Uhr marſchierte die HJ mit einer Gruppe BdM durch die Kriegs⸗ ſtraße zur Lammſtraße zur Wohnung des Reichsſtatthalters. Gebietsführer Friedhelm Kemper erſtattete dem Schirm⸗ herrn der badiſchen HJ Meldung von den durchgeführten Stafettenläufen und drückte die Hoffnung aus, daß der Reichsſtatthalter noch recht lange unſerem Vaterlande und da⸗ mit unſerer Jugend in der gewohnten vorbildlichen Pflicht⸗ erfüllung dienen möge. Reichsſtatthalter Wagner nahm dann die Geburtstagsrollen und die überbrachten Geſchenke ent⸗ gegen, worauf Gebietsführer Kemper auf den Reichsſtatthalter ein dreifaches Sieg⸗Heil! ausbrachte, in das die jungen Kehlen und die raſch zuſammengekommene Zuſchauermenge begeiſtert einſtimmte. Reichsſtatthalter Wagner dankte hocherfreut für die Glückwünſche der badiſchen Jugend. Er nehme dieſe Wünſche gerne entgegen, aber nicht für ſeine Perſon, ſondern für unſere große Idee und unſere Bewegung. Bleiben Sie, ſo ſagte Robert Wagner, den gro⸗ zen Ideen treu, die uns der Führer gegeben hat, dann dienen Sie dem Volke und ſich ſelbſt. Der Schirmherr der badiſchen HJ brachte ſodann auf unſeren Führer Adolf Hitler ein Siegheil aus, das, mit Begeiſterung aufgenommen, in die Nacht hinausſcholl. Robert Wagner ſchritt ſchließlich die Front der Hitlerujngen und des Jungvolkes mit erhobenem Arm und leuchtenden Auges ab. Das Horſt⸗Weſſel⸗Lied beendete die kurze aber eindrucksvolle Feierſtunde aus An⸗ laß des Geburtstages unſeres Reichsſtatthalters. Nach einem Marſch durch die Kaiſerſtraße löſte ſich der Zug auf dem Ludwigsplatz auf. * „Der Führer“ bringt aus Anlaß des Geburtstages in einem Artikel ſeines Redaktionsmitgliedes Wilhelm Teichmann einen ausführlichen Ausſchnitt aus dem Leben des Reichs⸗ ſtatthalters und über die Männer um ihn. Der Artikel ſchließt:„Wir und mit uns das ganze badiſche Volk wollen dem Manne, der uns nach jahrelangem zähem Ringen die Heimat wiedergab und in dem wir den Garanten für eine ge⸗ ſicherte Zukunft Badens ſehen, unſerem Gauleiter und Reichs⸗ ſtatthalter zu ſeinem heutigen Geburtstage als Dank und Gückwunſch erneut das Gelöbnis treuer Gefolgſchaft ablegen. Anſer Geburtstagsgeſchenk ſoll ſein: Treue um Treue!“ Zahlreiche Glückwünſche zum Geburtstag des Reichs ſtatt· 7 8 N halters. ö Karlsruhe. Dem Herrn Reichsſtatthalter Robert Wag⸗ ner, der Freitag ſeinen 38. Geburtstag feierte, ſind von allen Seiten ungezählte Glückwunſchtelegramme und ⸗ſchreiben nebſt prächtigen Blumenſpenden zugegangen. Die Mitglie- der der Geſamtregierung haben ihm um 11 Uhr vormittags in der Reichsſtatthalterei ihre Glückwünſche ausgeſprochen. U Heidelberg.(Veteranengeburtstag.) Der ehe⸗ malige Portier am Hauptbahnhof, Nikolaus Götz, Kriegsteil⸗ nehmer von 1866, 187071, vollendet am Sonntag, den 15. Oktober ſein 88. Lebensjahr. UI Oftersheim.(Beim Fußballſpiel verletzt.) Ein 27jähriger Fußballſpieler von hier erlitt beim Fußball⸗ ſpiel in Handſchuhsheim durch einen Ballſtoß an den Anter⸗ leib ſo ſchwere Verletzungen, daß er mit dem Auto nach Hauſe tranportiert werden mußte. a 5 U Brühl.(Politiſche Verhaftung.) Wegen kommuniſtiſcher Umtriebe wurde ein 34jähriger verheirateter Mann, der ſich wiederholt verdächtig gemacht hatte, feſtgenom⸗ men und ins Bezirksgefängnis nach Mannheim überführt. der dein ſußes Angencht ſehen darf und fuylen deine Liebe. Es iſt der Quell, aus dem ich alle meine Kraft jetzt 5 beugt ſich tief herab und nimmt ihren Kopf zwi⸗ ſchen ſeine rauhen Hände. 5 5 Ein ſüßes Lächeln iſt in ihrem Geſicht und ſie hält guns ſtill, bis ihre Lippen ſich finden in langem, innigem u Da tönt Frau Katharinas Stimme von oben: „So ihr genugſam der Küſſe gepflogen, wollet an den Abendimbiß denken. Ich habe alles bereitgeſtellt.“. Da muß Antje lachen und ſchwingt ihm voran, die Treppe hinauf. i ö Als er am Eßtiſch ſitzt, indes der Juniabend durch die offenen Fenſter ſchaut, dröhnt jäh ein ungeheurer Schlag, der alle Fenſter erzittern läßt.. Frau Katharina und Antje werden blaß und ſehen ſich an. Da faßt Klaus Veldeke ſtill nach Antjes Hand, die 500 ihm auf dem Tiſchtuche liegt, und ſagt ernſt und ruhig: „Erſchrect Euch nicht, Ihr lieben Frauen. Aber Stephan Bathory iſt heute wieder vor Danzig erſchienen und ſendet uns ſeinen erſten Gruß herüber.“ Frau Katharina ſchreit auf: „O, ihr Heiligen, wie wird es uns nun ergehen? Wo 110 7 75 ſo viele wehrfähige Männer gerade jetzt verloren n?“ 5 Klaus Veldeke nickte langſam vor ſich hin. „Es ſcheint ſo, Frau Mutter, bis es uns endlich einmal gelungen ſein wird, alle Angriffe abzuſchlagen und ihn ganz zu vertreiben. Jetzt iſt er mit einem Heere von 7000 Reitern und 4000 Mann zu Fuß herangerückt. Eigentlich ſoll er zuerſt die Fe⸗ ſtung Weichſelmünde haben angreifen wollen. Aber nun hat er nur den Oberſten Ernſt von Weyher dahin geſchickt. Jetzt ſind die Polen ſchon dabei, auf dem Biſchofsberge Schanzen aufzuwerſen und die Beſchießung zu eröffnen. Ich wußte es heute morgen ſchon.“ Frau Katharina faßte ſich an den Kopf. „And haſt du uns nichts davon geſagt?“ „Wozu Euch vor der Zeit ängſtigen, Frau Mutter? So etwas erfährt man immer noch früh genug.“ 5 UI Seckach.(Schwerer Autounfall.) Am Ortsein⸗ gang gegen Bödigheim bei der Eiſenbahnbrücke rannte ein Auto aus Mannheim, welches aus Walldürn kam, mit voller Geſchwindigkeit gegen einen Baum. Die Inſaſſen erlitten ſchwere Verletzungen am Geſicht, Händen und Füßen. Nur ein Kind blieb wunderbarerweiſe unverletzt. Der Wagen ſelbſt wurde demoliert und mußte abgeſchleppt werden. () Gernsbach.(Verhaftet.) Im Gernsbacher Stadt⸗ wald, unterhalb Loffenau, nahm die Gendarmerie einen Mann feſt, der ſich ſeit fünf Wochen in den verſchiedenſten Gegenden Deutſchlands umhertrieb und in den letzten Tagen hier im Walde kampiert hatte, wobei er ſich von Obſt und Feldfrüchten ernährte. Der Verhaftete iſt 27 Jahre alt und aus Hannover gebürtig. Er war nach ſchweren Anterſchlagungen bei einer Krankenkaſſe flüchtig gegangen und wurde von den Behörden ſteckbrieflich verfolgt. ) Bruchſal.(Nind überfahren.) In Wieſenthal wurde auf der Karlsruherſtraße das jährige Töchterchen des Herrn Heller von einem Laſtkraftwagen angefahren. Das Kind erlitt innere Verletzungen und mußte in das Fürſt⸗ Styrum⸗Hoſpital nach Bruchſal geſchafft werden. 2 Freiburg.(Zuchthaus für ungetreuen Po⸗ lizeidiener.) Die große Strafkammer verhandelte gegen den verheirateten Polizeidiener Karl Dörle von Herbolz⸗ heim, der ſich der erſchwerten Amtsunterſchlagung in mehreren Fällen ſchuldig gemacht hat. D. hat mehrfach dienſtlich ver⸗ einnahmte Gelder, die er teilweiſe unbefugterweiſe kaſſierte, für perſönliche Zwecke verwandt und ſie ſich einfach am Schluſſe des Monats vom Gehalt abziehen laſſen. Das Ge⸗ richt erkannte auf die geſetzlich vorgeſchriebene Mindeſtſtrafe von einem Jahr Zuchthaus. Freiburg.(Unglück durch ſcheuendes Pferd.) Vor dem Anweſen der Winzergenoſſenſchaft in Ihringen ſcheute das Pferd des Landwirts Fritz Meier wegen eines Laſtkraftwagens. Das Tier ſprang ſeitwärts die Böſchung hinunter. Dabei ſtürzte der 20 Jahre alte Ludwig Möcklin aus Bickenſohl vom Wagen, ſo daß ihm die Räder des ſchweren Wagens über den Oberkörper gingen. Er wurde in ſchwer⸗ verletzem Zuſtande in die Freiburger Klinik eingeliefert. * Aus den Nachbarländern 0 „Pfälziſche Nundſchau“ als NG ⸗Organ Die Zeitungs- und damit die Frage der Druckereibeſchäf tiglken in der Pfalz um eienen Schrikt weiter. Neuſtadt a. d. H., 14. Oktober. Der Gauleiter gibt folgendes bekannt: Für die Anerkennung einer zweiten Provinzzeitung in der Pfalz als parteiamtliches Organ waren für mich zwei Punkte beſtimmend, und zwar die Sorge um die Erhaltung der Arbeitsplätze und die abſolute Garantie, daß eine von uns anerkannte Zeitung nicht mehr in der Lage iſt,„neben⸗ hinaus zu tanzen“. Daß das Letztere nur dann geſichert iſt, wenn von uns mehr als 50 Prozent des Verlages vertreten werden geht daraus hervor, daß noch in jüngſter Jeit ein Verlag mir einen Vertrag vorlegte, in dem der Kündigungspaſſus eine Kündigung vorſah für den Fall, daß ſich die poliliſchen Ber hältniſſe ändern würden. Daß ich beim beſten Willen einen ſolchen Vertrag ablehnen mußte, werden die führenden Parkeigenoſſen bei einiger Ueberlegung einſehen, die ſich mit dem Wunſch auf Anerkennung einer ſolchen Zeitung bereils befreundet hakten. Die„Pfälziſche Rundſchau“ hal ſich den Notwendigkeiten, von denen unker keinen Amſtän⸗ den abgewichen werden konnke, gefügt. 51 Prozent des Verlags übernehmen die Garankie, daß für alle Zukunft der Kurs feſtgelegt iſt. Die Erhaltung einer ſtarken Belegſchaft iſt damit end⸗ ültig geſichert. Für die wirtſchaftliche Seite iſt angeordnet, daß weder dem NS3⸗Verlag noch der Partei irgendwelche Mitel aus den Ergebniſſen(51 Prozent Anteil) des„Rund⸗ ſchau“⸗Verlages zufließen dürfen, ſondern daß jeder Ge⸗ winn der VSSh. ausſchließlich überführt wird. Mit der Hauptſchriftleitung iſt der bisherige Gaupreſſewart Steig⸗ ner beauftragt, zum Geſchäftsführer iſt Pa. Stahl be⸗ ſtimmt. Kerwe! Kerwe! Als Mannheim vor mehr als 300 Jahren noch ein Dorf war, da hatte es auch ſeine eigene echte Dorf⸗ kirchweih. Doch als Stadt kam es erſt wieder zu einer eigenen richtigen Kerwe, als eine nach der anderen der umliegenden Ortſchaften eingemeindet wurden. Und jetzt iſt es ſo, daß der Mannheimer am morgigen Sonn⸗ tag auf vier eigene Kirchweihen gehen kann, nach Secken⸗ heim, nach Rheinau, nach Friedrichsfeld und nach Feuden⸗ heim. Auswahl genug, ſodaß dem Alt⸗ Mannheimer die Wahl ſchwer fällt, wohin man gehen ſoll. 1 Die Bedeutung der Kerwe in den Vororten iſt noch recht groß und ſo viel hängt da drum und dran, an Arbeit und Vorbereitung, daß ſie weit ihre Schatten vorauswirft. Wie viele Hausbeſitzer laſſen da ihre Häuſer friſch anſtreichen, daß ſie ſauber und feſtlich glänzen. Die Hausfrauen backen heute zwar nicht mehr ſo viel Kuchen wie einſt, aber doch noch gerade genug, um die vielen Bekannten und Verwandten, denen die Kerwe ein Beſuchs⸗ grund iſt, damit gründlich zu füttern. Mancher Hahn und manche Gans muß den Kopf hinlegen. Den Haſen und Rehen gingen die Jäger auch gehörig nach. Kurz und gut, Küche und Keller werden aufgeboten, um aus⸗ giebig und richtig Kerwe zu feiern, einmal im Jahr ſich etwas Gutes zu gönnen. 5 5 8 Für alle iſt die Kerwe ein Vergnügen, ein Ereignis. Die Kleinen und Kleinſten können es nicht mehr abwarten, bis das erſte Didel—di—didel—di dum der Reitſchul ertönt, die erwachſene Jugend freut ſich auf den Tanz⸗ ſaal, andere werden ſich mal einen Braten gönnen, eine Flaſche Wein oder ſonſt etwas. Wenn dann am Montag morgen, wenn es ſchon bald wieder Tag wird, die Letzten aus der Wirtſchaft kommen, dann wird es manchem paſſieren, daß er das Schlüſſelloch nicht mehr findet. Hoffen wir nun, daß auch der Wettergott es gut meint und den Städtern und auch unſeren ländlichen Nachbarn den„Kerwebeſuch“ erleichtert; denn nach einem kleinen Spaziergang aufs Land gibts Appetit, und das iſt es, was unſere Gaſtſtätten brauchen. Vorſorge haben ſie getroffen, um alle Hungrigen, Durſtigen und Tanz⸗ luſtigen zufrieden zu ſtellen. Alſo auf zur Kirchweih nach Seckenheim! der ſilbernen Hochzeit feiern morgen die Da t 5 Ee nen Lohnert und Frau Anna geb. Seitz. I prinzenſtraße. Kundgebung des deutſchen Handwerks. Die von unſerem Führer Adolf Hitler für das ganze deutſche Reich angeordnete Handwerkswoche wird in der Zeit vom 15. bis 21. Oktober ds. Irs. in jedem Ort, ob Stadt und Land, als Kundgebung des deutſchen Handwerks abgehalten. Es wird kein Haus, keine Familie geben, die nicht in irgend einer Form mit dem Handwerk verwachſen iſt. Keine Kultur, kein Fortſchritt, angefangen beim Bauers⸗ mann bis hinauf zur Induſtrie ohne den Handwerker. Der Handwerker iſt für den Mitmenſchen von der Wiege bis zur Bahre unentbehrlich. Es ſei jedoch nicht nur allein an das Baugewerbe, ſondern auch an das ebenſo wichtige Nahrungsmittelgewerbe und die ſonſtigen Be⸗ rufszweige gedacht. Es wäre zu wünſchen, wenn ſich der zu erwartende Aufſtieg im ſchwer darnieder liegenden Handwerk bald fühlbar machen würde. So wollen auch wir im Vorort Seckenheim dem geſamten Handwerk die ihm gebührende Ehre nicht ver⸗ ſagen und an den kommenden Feſttagen die Häuſer wenig⸗ ſtens durch Heraushängen der Fahnen ſchmücken. Kein einziges Haus dürfte ſich dieſer ſelbſtverſtändlichen Ehren⸗ pflicht entziehen. UI Fahrpreisermäßigung zum Nationaltheater. Die Deut⸗ ſche Reichsbahngeſellſchaft hat genehmigt, daß Beſucher der Vorſtellungen des Nationaltheaters in Mannheim eine Fahr⸗ preisermäßigung erhalten. Die Fahrpreisermäßigung erfolgt in der Weiſe, daß täglich von 12 Uhr ab jeder auswärtige Beſucher einer Vorſtellung des Nationaltheaters bei Löſung der Fahrkarte nach Mannheim einen von der Fahrkartenaus⸗ gabe abgeſtempelten Ausweis erhält, den er mit der Theater⸗ karte der Theaterkaſſe zur Abſtempelung vorlegt. Bei der Rückfahrt gewährt ſodann die Reichsbahn auf Vorzeigen des abgeſtempelten Ausweiſes und der abgeſtempelten Theater⸗ karte eine Fahrpreisermäßigung von 50 Prozent auf den Perſonenzugfahrpreis. Die Rückfahrt muß bis ſpäteſtens 1 Uhr des dem Ausgabetag des Ausweiſes folgenden Tages ange⸗ treten ſein. — Braunhemd darf nicht gepfändet werden! Iſt das Braunhemd pfändbar? Dieſe Frage, die eigentlich kaum auf⸗ geworfen werden dürfte, aber doch bereits praktiſch gewor⸗ den iſt, iſt, wie Landgerichtsdirektor Staud in der„Preußi⸗ ſchen Juſtiz“ hervorhebt, ſchon nach geltendem Recht unbe⸗ denklich zu verneinen. Die Unpfändbarkeit iſt zunächſt ſchon aus Paragraph 811, Ziffer 1, ZPO., herzuleiten. Es han⸗ delt ſich— gemeint iſt ſowohl das braune Ehrenkleid der Parteigenoſſen, der Amtswalter uſw., als auch die Dienſt⸗ kleidung der SA. und SS.— um Kleidungsſtücke, die für den Bedarf des Schuldners unentbehrlich ſind. Ein im Sinne des Paragraphen 811, Ziffer 4, ZPO., ſchutzwürdiger Be⸗ darf liegt vor, da das Braunhemd regelmäßig getragen wird und getragen werden muß im Dienſt der ſtaatstragen⸗ den Bewegung und ihrer SA. und SS. am deutſchen Volk. — Angemeſſener Arbeitsplatz für Kriegsbeſchädigte. Der Reichsarbeitsminiſter hat die Sozialminiſterien der Länder darauf hingewieſen, daß es im Kampfe gegen die Arbeits⸗ loſigkeit eine Ehrenpflicht der Behörden wie der Wirtſchaft ſei, gerade den Volksgenoſſen Arbeit und Brot zu ver⸗ ſchaffen, denen das deutſche Volk ſeine ganz beſondere Dan⸗ kesſchuld abzutragen hat. Es müſſe in abſehbarer Zeit ge⸗ lingen, allen arbeitsfähigen Kriegsbeſchädigten, die dem Vaterland ihre Geſundheit zum Opfer gebracht haben, eine für ſie geeignete Beſchäftigung und ein ausreichendes Ein⸗ kommen zu ſichern. —— FJilmſchau. Kerwe⸗Programm im Palaſt⸗Theater.„Sehnſucht 202“. Dame mit Millionen Vermögen ſucht Anſchluß. Geſtern Freitag hat ſich dieſe Dame dem Publikum vorgeſtellt, und was für ein reizender Kerl, kein Wun⸗ der, wenn ſich ſo viele Bewerber gemeldet haben; es handelt ſich nämlich um die große Schauspielerin Magda Schneider, die in dieſer wunderbaren Tonfilm⸗Operette die Hauptrolle ſpielt. Ihr Partner iſt Fritz Schulz. Ein richtiger Film, der Kerweſtimmung hereinbringt.— Montag iſt Programmwechſel, da ſchlägt die Bombe ein, „Pat und Patachon“ kommen in ihrem erſten deutſch ge⸗ ſprochenen Tonfilm:„Lumpenkavaliere“. Man darf ruhig behaupten, ſowas war wirklich noch nicht da! Wenn ſie 2 Stunden anhaltend lachen wollen, dann ſelbſtverſtändlich ins Palaſt⸗Theater. Wetterbericht Wir befinden uns jetzt in einem ſchmalen iſchenho⸗ vor e 3 5 fuer dem Kanal ſich ene een — Wettervorherſage: Schmales Zwiſche ü 1 wieder beſſer, kühl. 5 i Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Samstag, 14. Oktober: Miete B 5. Uraufführung: Die Kickers. Anfang 20 Uhr, Ende 22.30 Uhr. Sonntag, 15. Oktober: Vormittags⸗Aufführung: Vortrag Anna Bahr⸗Mildenburg:„Muſik und Gebärde“!. Eintrittspreiſe 0.30 bis 1.50 Mark. Anfang 11.30 Uhr. Ende etwa 12.30 Uhr.— Nachmittags: 3. Vorſtellung für Erwerbsloſe. Ohne Kartenverkauf: Suſanna oder Der Menſchenſchutzverein. Komödie von Robert Walter. Anfang 15 Uhr. Ende gegen 17 Ahr.— Abends: Miete H 5. Sondermiete H 3: Die Zauberflöte. Oper von Mozart. Anfang 19.30 Uhr. Ende 22.30 Uhr. (Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Montag, 16. Oktober: Miete A 5: Suſanna oder Der Menſchenſchutzverein. Komödie von Robert Wal⸗ ter. Anfang 20 Uhr. Ende 22 Uhr. Im Neuen Theater(Roſengarten): Sonntag, 15. Oktober: Eintrittspreiſe 0.30 bis 2.50 Mark: Heimat. Schauſpiel von Hermann Sudermann. Anfang 20 Uhr. Ende 22.45 Ubr. Gottesdienſt⸗Ordnung in der evang. Kirche. 18. Sonntag nach Trinitatis, den 15. Oktober 1933. 9.30 Uhr Hauptgottesdienſt. Pfarrer Fichtl. i Kollekte für den evang. Frauenverband für innere Miſſion. 12.30 Kindergottesdienſt. Pfarrer Fichtl. 1 Uhr Chriſtenlehre für die Mädchen. Pfarrer Fichtl. Evang. Jugendbünde. Dienstag abend: Mädchenbund. Mittwoch abend: Jugendbund„Beowulf“. Freitag nachmittag: Mädchenjungſchar. Gottesdienſt⸗Ordnung in der kath. Kirche. Kirchweihfeſt. Samstag: 2— 4, 5— 7, 8 Uhr Beicht. Sonntag: 7.15 Uhr Frühmeſſe. 9.30 Uhr Feſtgottesdienſt.(Kirchenchor 3. deutſche Meſſe von Faiſt.) 1.30 Uhr feierliche Veſper mit Segen. Verſammlungs⸗Kalender. ee ee Angerbund Mannneim-Seckenheim Sängerbund. Heute Abend 8 Uhr Zuſammen⸗ kunft aller Sänger im Lokal. Liedertafel. Der Verein beteiligt ſich heute Abend an der Sängerkundgebung im Ni⸗ belungenſaal. Abfahrt 0 „Löwen“ um 19 Uhr. Reſtloſe Beteiligung iſt Pflicht. ünner⸗iolungnorein 1851 Unserm Sangesbruder GEORG SCHRECH und seiner lieben Braut MARIE per Auto am e heutigen Vermählung die nerzlichsten Glückwünsche. Sie können Ihre Wäsche u. Kleider mit geringen Kosten selbst anfertigen aufder Die Sänger. 3 Der Verein beteiligt ſich heute abend an der Kundgebung im Roſengarten. Treffpunkt 7 Uhr im Lokal zur Abfahrt per Auto. Kirchweih⸗Monntag Frühſchoppen. Zuſammenkunft um 10 Uhr. Fußball⸗Vereinigung 1898 Mannheim⸗Seckenheim/ E. V. Morgen(Kirchweihſontag) finden in Leutershausen folgende N. S. V. Winterhiliswerk. Arbeitsloſen⸗, Kriſen⸗ und Wohl⸗ fahrtsunterſtützungsempfänger können Anträge im Schulhaus, Zimmer 13, vormittags von 10— 12 Uhr ſtellen. Unterſtützung wird nur auf Antrag gewährt. PFHFF Verbands ⸗Wettſpiele ſtatt: 3.00 Uhr 1. Mannſchaften 1.15 Uhr 2. Mannſchaften. Wir laden alle Fußballanhänger zu dieſem ſchweren Kampfe freundl. ein. Die Mannſchaften fahren geſchloſſen ab 12 Uhr vom Lokal. Fahrtgelegenheit für Zuſchauer ab 1 Uhr vom Lokal. Fahrpreis hin u. zurück 50 Pfg. Der Führer. Meine Kanzlei befindet sich nunmehr Mannheim-Seckenheim, Offenburgerstr. 23. Sprechstunde: Montags bis Freitags 8-8 Uhr Samstags 9—1 Uhr. Fernsprecher Nr. 47167. 1 Leh, gecſts. unt vemitlungs-Agentur 0 Mitglied des Relchsbundes deutscher Rechtsbeistände). WA E 2 im modern. Schrank- versenkmöbel. Kostenlose Anleitung im Mähen, Sticken u. Stopfen Unverbindliche Besichtigung erbeten! Gunstige Zahlungsbedi Wochenraten von k. 2.50 an Harun Decker G. m. b. H. INannheim. N 2. 12 Turnverein 98, Mannh.⸗Seckenheim Morgen Sonntag finden folgende Ver⸗ bandsſpiele ſtatt: In Seckenheim: 1.45 Uhr Seckenheim 1b— 1846 l 15 Uhr Seckenheim II— Friedrichsfeld II In Mannheim: To. S'heim 1— Di K. Rot⸗Weiß M'heim] Beginn 15 Uhr.. Abfahrt per Rad halb 2 Uhr ab Turn⸗ halle. Lokal:„Bensheimer Hof“, Kron⸗ In Viernheim: 5 Tv. Seckenheim Igd.— Tv. Viernheim Igd. Abfahrt halb 2 Uhr ab Lokal. Apparate Sämtl. Systeme Volks-Hpparate dn. 76.— ADOLF KERN Elektro-Radio/ Installations- Geschäft Säckingerstraße 24. Die Bfonnackerhof. Cockel sind eingetroffen 5 Salem-Aleikum. — Ueber die Kirchweihe gutbesetzte f 85 Nun Me Vorzügliche Küche. ff. Pfisterer-Bier/ la. Pfälzer Weine often und in Flaschen. Kirchweih-Montag Frühschoppen-Konzert. Es ladet höflichst ein 6 K. Zwingenberger u. Frau. Iunummmß FFF Zur Kirchweihe/ Kirchweih⸗Sonntag u.⸗Montag in den Lokalitäten „Zur Linde“ großes Künstler Konzert kanonen Hörth-Lebherz. Nontag: Frühschoppenkonzert Es ladet hierzu freundl. ein V. Nögler. eee Wirtschaft, zum Bahnhof“, Station. Ueber die Kirchweih-Tage uu Montag Ffühschoppen- Konzert. Hierzu ladet freundl. ein Gustav 1 u. Frau. endeddddddeddaddddddadaddddnes flagge Zum Festkkleid den passenden Schmuck finden Sie in groler Auswahl und in jeder Preislage bei 271770 Otto Löffler, vnrmaoher und Optiker Kloppenheimerstr. 2. Verlobungsringe in allen Nee. 5 ahdadgmnaugadagaacaadagandaummn Leber die beiden Hirchweintage Aenne uirtschaft„Sur Rapelle“. FFUᷣit:::: Jauæ- Hu sclt. Montag: Frübhscheppen- Konzert. Ausschank: ff. Pfisterer- Brau/ Ia. Weine. Gute Hüclie. Es ladet freundlichst ein ß. eeeeganeuenemammeunen ppi nun rehm une Oaàfe- Restaurant „Zum Löwen“ Ueber die Kirchweihtage gutbesetztes Tanz-Orchester. Montag: e e Es ladet ein Uedem Adolf Seitz. Auummmamnmmmmmmammmmmunmmuumunmmummnunammnnbnmmnunmmnumn eeeeededadaddadededdaadaddd eee Wirtschaft„Zum Stern“. Ueber die Kirchweihe gutbesetzte Tanzmusik. der Kapelle Lay, Mannheim. Montag ab 10 Uhr Frühschoppen-Kenzert. ff. Pfisterer-Bräu— la. Weine Gute Küche. Es ladet freundlichst ein f Wilhelm Raufelder. Schleßwirtsch ft. Daniel Kern. uUeddeddaanadacdadadddadanaddmmmmmddmmmmdmmmmdmn Almen gemütlicher e Care weine. IIIa Sonntag, 15. Okt., nachm. 4 Uhr u. Montag, 16. Okt., abends 7 Uhr Ma Tſſifiifffhpfff ff II IIIA iin Es ladet freundlichst ein N Maas u. Frau. Pfälzer Hof. Ueber die Kirchweih Tage gemütlicher Aufenthalt in meinem Lokal. 5 Für reine Pfälzer Weiß und Rotweine und gute Küche eines erstkl. Küchenschefs ist bestens gesorgt. Ausschank von pisterer· Brau. Zum Besuche ladet freundl. ein Auen in den Wirtschaftsraumen blimmungs⸗ omerl mit humoristischen Einlagen. Tiffffisimmttfſimtfümmmmum mmm CCC Toschal Aur Far Ueber die Kirchweihe Fuudlig⸗ i Gemütliche Räume, daher angenehmster Aufenthalt. Hierzu ladet freundl. ein Georg— Jakob Möll u. Frau. „Zum Deutschen Hof“ Anläßlich des Kirchweihfestes gutbesetzte Tanz- Musik an beiden Tagen. Für gute Küche und Keller ist bestens Sesorgt. Es ladet freundl. ein Val. Kunzelmann. Wirtschaft„zum Kaiserhof“. Ueber die Kirchweih-Tage öffentliche Tanz- Musik ausgeführt vom N Orchester-Verein Mannbeim⸗Seckenheim Für gute Speisen und Getränke ist bestens Sorge getragen. Kirchweih⸗Montag vormittags ab 10 Uhr Frühschoppen⸗Konzert. Es ladet freundlichst ein Hdam Gropp. Wirtschaft um Neckartal. Kirchweih-Sonntag u. Montag jeweils von nachmittags 3 Uhr ab großes 4 Lonæeri mit erstkl. humoristischen Einlagen. Zum Ausschank kommt: ff. Pfisterer-Spezialbräu Sute Weine. Vorzügl. Küche in bekannter Güte. Montag Frühschoppen- Konzert Zu zahlreichem Besuche ladet freundl. ein NAagist Vogler. 0 8 Turnöörein 08, Mhm-Serkenheim. Umständehalber darf über die Kirchweihe keine Tanzmusik abgehalten werden. Es findet jedoch im Saale an beiden Tagen Keunzert statt. Wir bitten mit Rücksicht auf die bestehenden Tatsachen die gesamte Ein- wohnerschaft um zahlreichen Besuch. Es wird verabreicht: Gutgepflegtes Pfisterer-Bier, ff. Weine (u. a. Original-Ausschank Schuster-Kallstadt) ohne Preisaufschlag. Gute bürgerliche Küche. Der Führer. Safes erffpgbof Leber die KirctWeihtꝗge SerMutlicher Auferthalt. Es ſadet freundl. ein J. Berlinghof. 2 Salon An beiden Kirchweihtagen H i Fur vorzügliche Speisen und Getränke 8 ist bestens gesorgt. Montag Vormittag ab 10 Uhr N Frühschoppen; Konzert 185 aer freundlichst ein prima Fleisch- und Wurstwaren aus eigener Schlachtung. Ueber die Kirchweihe 1 n Hösl (S.-S.-Kapelle e KFirchweih-Montag großes Frühschoppen Konzert, Gute Küche 5. 3 3 Biere f. pfisterer Märzenbock Prima 1 1 a Otto zürn. Es ladet freundl. ein Otto Hagenlocher u. Frau. Es ladet freundlichst ein Neritann Ehret. 3 91 Die Geparatiſtenſchlacht 9 9 4 im Siebengebirge Der Maurerpolier als Diviſionär.— Plünderer unter dem Schutz der Marokkaner.— Der gefährliche„Bukkerweg“. —„In— Hövel— ſind— ſie!“— Der erfolgreiche Be⸗ freiungskampf. Anläßlich der zehnten Wiederkehr der Separatiſten⸗ abwehrkämpfe bei Aegidienberg veröffentlichen wir aus der von H. Kohlmann⸗Köln herausgegebenen, mit ö Bildmaterial ausgezeichnet ausgeſtatteten Feſtſchrift f folgenden Artikel von Profeſſor Dr. Grimm⸗Eſſen. Wenn man heute im ſtolzen Rheindampfer am Sieben⸗ deute vorbeifährt und weiter von Honnef bis Linz, wer enkt daran, daß auf den ſchönen Höhenzügen, die das Sie⸗ bengebirge vom Weſterwald trennen, damals in deutſcher Notzeit, im November 1923, Schüſſe widerhallten und erbit⸗ terte Kämpfe ausgefochten wurden, um deutſche Ehre und deutſche Freiheit, um die Freiheit des deutſchen Rheins? Am 5. November 1923 ließ die„Oberſte Heeresleitung“ der Separatiſten bei Koblenz eine Truppe verſammeln, die unter dem Oberbefehl eines Maurerpoliers Rang, der ſich tolz„Diviſionär“ nannte, den Auftrag erhielt, bei Linz den hein zu überſchreiten und den Siegkreis bei Siegburg zu erobern. Man wollte ſich einen Brückenkopf auf dem rechten Rheinufer bilden und das beſetzte rheiniſche Gebiet von dem unbeſetzten Deutſchland abriegeln. Auf dem Vor⸗ marſch ſchon plündert en und raubten die bewaff⸗ neten Banden, wo ſie nur konnten. Beſonders ſchlimm hau⸗ ſten ſie in Andernach, Brohl und Umgebung. Sie verſchonten nicht einmal die Abtei Maria Laach. In Brohl töteten ſie drei angeſehene Bürger, darunter den Gaſtwirt Hommen, und verwundeten viele andere Ein⸗ wohner. Am 10. November 1923 erhielt der Diviſionär Rang den Befehl, den Vormarſch über Remagen nach Linz anzutreten. Von den franzöſiſchen Regiebahnen be⸗ fördert und von Marokkanern geleitet, überſchritten die Separatiſten die Eiſenbahnbrücke zwiſchen Remagen und Linz und beſetzten morgens gegen 3 Uhr die Stadt Linz, wo ſie ſofort zu plündern begannen. Sie breiteten ſich dann über Unkel, Rheinbreitſtein bis Honnef aus, wo ſie ihr Hauptquartier errichteten. In der ganzen Umgebung wurde nun requiriert, geraubt und geſtohlen. Am 14. November 1923 ſchloſſen ſich zum erſtenmal die jungen Burſchen von Rheinbreitbach, Unkel und den umlie⸗ genden Orten zuſammen und fielen am Ortseingang von Rheinbreitſtein über die Räuber her. Die Separatiſten aber waren bewaffnet und verwundeten mehrere von den jungen Burſchen ſchwer. Sie unternahmen dann Strafexpe⸗ ditionen in die verſchiedenen Ortſchaften. Das Volk ſteht auf Da beſchloſſen die Bauern, Bürger und Arbeiter in ver⸗ ſchiedenen Dörfern, die da in der Nähe bis tief hinein in den Weſterwald liegen, einen Selbſtſchutz zu bilden und den Verrätern entgegenzutreten. In den Bergen lebte noch die Erinnerung an den„freiwilligen Landſturm des Sieben⸗ gebirges“, der ſchon einmal, 1813, von den heimatlichen Bergen ausgezogen war, die rheiniſche Heimat gegen fran⸗ zöſiſchen Machthunger zu ſchützen. Am 15. November 1923, abends gegen 7 Uhr, ſchickten die Separatiſten von Honnef aus ein Perſonen⸗ und ein Laſtauto die Schmelztalſtraße hinauf. Als dieſe die Höhe von Himberg erreichten, traten ihnen die Bauern und Arbeiter entgegen. Der 18 jährige Schmied Peter Staf ⸗ fel aus Hübnerberg bei Oberpleis wurde hierbei von dem Führer der Separatiſten, einem Berliner Abenteurer na⸗ mens Freitag, erſchoſſen. Die Separatiſten ließen jetzt das Perſonenauto im Stich und flüchteten mit dem Laſt⸗ auto die Schmelztalſtraße hinab nach Honnef. Das Laſtauto wurde unterwegs von einem Erkundungstrupp der Ab⸗ wehrkämpfer im Schmelztal geſtellt, und die Inſaſſen wur⸗ den zuſammengeſchoſſen. Nur der Tſihrer Freitag entkam nach Honnef, wo er dem Diviſionär Rang den Ueberfall be⸗ richtete. Der beſchloß, an den Bauern von Aegidienberg blutige Rache zu nehmen. Die Sturmglocken läuten! Am nächſten Morgen, den 16. November 1923, zog die Truppe der Separatiſten das Schmelztal hinauf, um die Bauern von Aegidienberg und Umgebung zu beſtrafen. An der Waldſchenke„Zum Schmelztal“ machte man Halt, wo man ſich mit Kognak und Wein ſtärkte. Die Waldſchenke „Zum Schmelztal“ wurde zur Operationsbaſis gemacht. Auch die Verwundeten wurden dorthin verbracht. Den gan⸗ zen Tag ging es da ein und aus. Hunderte von Flaſchen Wein und Branntwein wurden getrunken. Man krank den Wein nicht aus Gläſern, ſondern ſchlug den Flaſchen die Hälſe ab und krank ſo die Flaſchen aus. Bezahlt wurde nichts. Der Diviſionär Rang ſtellte einen Requiſitionsſchein aus und ſagte zu dem Wirt:„Die Franzoſen bezah⸗ len alles.“ Als es hell wurde, meldeten Radfahrer den Bauern, die auf der Höhe Wacht hielten, daß die Separatiſten kämen. Sofort läuteten die Sturmglocken in Aegidienberg. Man hatte die Front nicht weit genug nach Norden ausgedehnt. Der rechte Flügel der Verteidiger erwies ſich als zu ſchwach. In den Dörfern Aegidienberg, Hövel und Brüngsberg, die dort lagen, waren außer einigen älte⸗ ren Leuten nur wenige Wachen zurückgelaſſen worden. Der rechte Flügel der Separatiſten reichte bis zum Gutshof „Servatiushof“, den die Räuber beſetzten. Die Sage mel⸗ det, daß der Heilige, der dort im Fenſter einer kleinen Ka⸗ pelle aufgeſtellt iſt, ſich umdrehte und von da ab den Sepa⸗ ratiſten den Rücken zukehrte. 5 Die Verteidiger hatten nicht daran gedacht, daß die Se⸗ paratiſten auf dem linken Flügel einen abkürzenden Fuß⸗ pfad finden würden, der von der mittleren Schmelztalſtraße aus, kurz nachdem der Weg von der Löwenburg durch das Einſiedlertal in das Schmelztal einbiegt, durch den Wald nach Hövel führt. Es iſt dies der ſogenannte Butterweg, den die Bauern früher benutzten, um die Butter nach Honnef zum Markt zu tragen. Ueber dieſen Weg drangen etwa 80 Separatiſten unbemerkt bis Hövel vor, indem ſie den rechten Flügel der Verteidiger umgingen. Die Abwehrkämpfer hatten ihre Hauptſtellung vor dem Dorf Himberg bis zum Hupperich bei Aegidienberg bezogen. Ein ſchönes Bild bietet ſich dort dem Auge: das Siebenge⸗ birge vom Weſterwald her geſehen, links die Löwenburg, rechts der Oelberg, in der Mitte der Lohrberg. Dort wurden die Angreifer mit blutigen Köpfen in den Honnefer Wald zurückgetrieben. Geiſeln im Kugelregen! In Hövel aber hauſten die Separatiſten fürchterlich. Dort waren nur Kinder, Frauen und Greiſe zurückgeblie⸗ ben. Vier alte Männer nahmen die Separatiſten als Geiſeln und ſtellten ſie in den Kugelregen. Es waren die Brüder Theodor und Hubert Weinz, Gerhard Dahm und Leon⸗ hard Kraus, die von den Separatiſten ſchrecklich mißhan delt und verwundet wurden. Theodor Weinz ſtarb an den erhaltenen Verletzungen. Die Kunde von dem Einbruch in Hövel hatte ſich raſch verbreitet. An der Himberger Front erſchien zuerſt ein 14⸗ jähriger Knabe aus Hövel und meldete atemlos und kreide⸗ bleich: „In— Hövel— ſind— ſie!“ Wer irgend entbehrlich war, ſtürmte nun nach Hövel. In kleinen Trupps kamen ſie an; auch die Helfer aus den Nach⸗ bardörfern. Ueberall in den rückwärtigen Gemeinden war jetzt großer Alarm. In Oberpleis hatte der Bür⸗ germeiſter ſofort einen jungen Mann zur Kirche geſchickt. Der ſchlug mit einem Hammer die Glocke ſo hef⸗ tig an, daß aus dem unteren Rande ein Stückheraus ⸗ brach und der Glockenklang ſchauerlich klagend heraus⸗ ſchallte. Die Glocke iſt heute neben der Kirche von Oberpleis in der Niſche eines würdigen Denkmals aufgeſtellt, das der Ehrung der Gefallenen des Weltkrieges gewidmet iſt. Darin ſind am Rande die Worte eingegraben:„Ihr ſollt mich lü· din zu ſtürme“. Die Oberpleiſer und Nonneberger trafen zuerſt vor Hövel ein und ſtürmten das mittlere Dorf. Dort trafen ſie mit den Abwehrkämpfern zuſammen, die von der Himberger Front herbeieilten. Das Gtrafgericht Ein Strafgericht brach jetzt über die Separatiſten her⸗ ein. Was nicht tot oder verwundet war, flüchtete durch den Honnefer Wald, wo ſich die Reſte mit den übrigen Ver⸗ ſprengten trafen, die von der Himberger Front in den Wald zurückgetrieben worden waren. Vierzehn tote Separatiſten wurden nach dem Kampf allein aus Hövel zuſammengetragen und auf dem Kirchhof in Aegidienberg begraben. Sieben konnten nur identifiziert werden. Die übrigen gehörten, wie der ſchlichte Bericht ſagt, zu den„Verlorenen und Verſchollenen des Le⸗ bens“. Die Toten trugen zum Teil noch ihre Löhnung bei ſich, franzöſiſche Frankenſcheine, die nun an die Armen verteilt wurden. Was von den Separatiſten noch am Leben blieb, fand zum großen Teil ein jammervolles Unterkommen in der Fremdenlegion. Die beiden deut⸗ ſchen Opfer des Freiheitskampfes, der 18jährige Peter Staffel und der 65lährige Theodor Weinz. wurden unter allgemeiner Anteilnahme der Bevölkerung beigeſetzt: Theo⸗ dor Weinz in Aegidienberg, Peter Staffel in Eudenbach. Die Jugend und das Alter— ſie waren beide für die Hei⸗ mat gefallen. N Die Kunde von der Bauernſchlachk im Siebengebirge drang überall hin, durch das ganze beſetzte Gebiet und über die Grenzen hinaus. Die Welt horchte auf. Das rheiniſche Volk halte ſich erhoben und vor aller Welt bekundet, daß es kreu bei Deutſchland bleiben wolle. Aeberall erhoben ſich jetzt die Bauern und Bürger, in der Eifel und auch am Rhein, in den Städten und Dörfern. Am 23. November 1923 hielt Poincare in Paris vor dem Abgeordnetenhaus eine große Rede, in der er ſagte, Bis⸗ marcks Werk ſei bedroht. Am 27. November 1923 mußte aber bereits Matthes, einer der oberſten Führer der Se⸗ paratiſten, in Koblenz dem franzöſiſchen Oberkommiſſar den Abſchiedsbrief ſchreiben. Ein jämmerlicher Zuſam⸗ menbruch. 9 a Nur in der Pfalz hielt ſich der Separatismus noch länger, bis auch dort durch die Tötung des Verxäters Heinz⸗Orbis und den Brand des Bezirksamtes in Pirmaſens, wo die empörten Bürger die Separatiſten bei lebendigem Leibe verbrannten, dem Separatismus ein Ende bereitet wurde. Im Mai 1924 wurde Poincare mot ez Das Ruhrge⸗ biet wurde geräumt und ſpäter auch das Rheingebiet. Das Rheinland war gerettet. Der franzöſiſche Preſſechef der Rheinlandarmee hat ein Buch geſchrieben, das den Titel trägt:„Der Rhein— ein deutſcher Sieg!“ Wenn wir heute am Rhein wieder frei als Deutſche leben, ſo haben wir dies in erſter Linie den treuen deut⸗ ſchen Bauern, Arbeitern und Bürgern zu danken, die ſich 1923 gegen die franzöſiſche Unterdrückung und die Separa⸗ 9 5 erhoben. Damals hat ſich der Schwur der Treue be⸗ währt: i „Wir wollen ſein ein einzig Volk von Brüdern, f In keiner Not uns trennen und Gefahr.“ Damals lernte man wieder glauben an das deutſche Volk, wieder ſtolz ſein, daß man Deutſcher war. Rund funk⸗ Programme Stuttgart und Freiburg 1. Br.(Südfunk). Sonntag, 15. Oktober: 6.15 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Wetter, Nachrichten; 8.25 Gymnaſtik; 8.45 Evang. Morgen⸗ feier; 9.30 Stunde der Schaffenden; 10 Kath. Morgenfeier; 10.45 Muſik aus der Zeit des Rokoko; 12 Mittagskonzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Fremdländiſche Weiſen; 14.15 Stunde des Landwirts; 14.30 Kinderſtunde; 15.30 Am Pfälzer Bahnſteig auf und ab, luſtige Hörfolge; 16 Nach⸗ mittagskonzert; 18 Das Ernt'weinfaß, heiteres Hörſpiel; 18.40 Sport; 19 Te deum; 20 Der fliegende Holländer, Oper von Richard Wagner, 22 Zeit, Nachrichten; 22.20 Du mußt wiſſen...; 22.30 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; Montag, 16. Oktober: 10.10 Lyriſche Stimmungsbilder; 10.20 Der Thomanerchor ſingt; 11 Neuigkeiten; 15.15 Er⸗ öffnungsanſprache des Präſidenten des Reichsſtandes des deutſchen Handwerks anläßlich der Reichshandwerkswoche; 15.30 Das deutſche Land— die deutſche Welt; 18 Fran⸗ zöſiſch; 18.20 Baden⸗Baden und ſeine Spielbank, Vorleſung; 18.35 Viertelſtunde des Frontſoldaten; 20.10 Bunter Rund⸗ funkabend; 22 Vortrag über Oeſterreich; 22.45 Lokale Nach⸗ richten, Wetter, Sport; 23 Eine alte rheiniſche Stadtgaſſe ſingt, Hörfolge; 24 Nachtmuſik. Dienstag, 17. Oktober: 10.10 Schulfunt; 10.40 Ita⸗ lieniſche Streichquartette; 13 Toti dal Monte ſingt; 14.30 Geſundheitsvorſorge in der Hitlerjugend, Hörbericht; 15 Kon⸗ zert; 17 Nachmittagskonzert; 18 Italieniſch; 18.20 Vom Südweſtfunk; 18.35 Aerztevortrag; 20 Vortrag des Reichs⸗ bundes für deutſche Sicherheit; 20.10 Konjunktur, Revo⸗ lutionskomödie; 21.20 Abendkonzert; 23 Zur gefälligen Aus⸗ wahl; 24 Von deutſcher Seele. Frankfurt a. M. und Kaſſel(Südweſtfunk!). Sonntag, 15. Oktober: 6.35 Hafenkonzert; 8.25 Gym⸗ naſtik, 8.35 Zeit, Wetter, Nachrichten; 8.45 Evangeliſche Mor⸗ genfeier; 9.30 Feierſtunde der Schaffenden; 10 Katholiſche Morgenfeier; 10.20 Reichsſendung; 11.45 Reichsſendung; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Mittagskonzert; 13.45 Jehn⸗ minutendienſt der Landwirtſchaftskammer Wiesbaden; 13.55 Stunde des Landes; 14.30 Kinderſtunde; 15.30 Beim Vogel⸗ fang auf der Beobachtungsſtation Untermain der Staat⸗ lichen Vogelwarte Helgoland, Hörbericht; 16 Nachmittags- konzert; 18 Als ich Chef des Nachrichtendienſtes war, Vor⸗ trag; 18.30 Fröhliches Zwiſchenſpiel; 19 Sport; 19.20 Reichs⸗ ſendung; 20 Der fliegende Holländer, Oper von Richard Wagner; 22 Zeit, Nachrichten; 22.15 Du mußt wiſſen, 22.20 Lokale Nachrichten. Wetter, Spor: Montag, 16. Oktober: 18 Franzöſiſch; 18.20 Baden⸗ Baden und ſeine Spielbank, Vorleſung; 18.35 Die Hausfrau und das Handwerk, Vortrag; 20.10 Bunter Rundfunkabend; 22.45 Unterhaltungsmuſik; 23 Eine alte rhemiſche Stadt⸗ gaſſe ſingt, Hörfolge. Dienstag, 17. Oktober: 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.30 Geſundheitsvorſorge in der Hitler⸗ jugend, Hörbericht; 18 Italieniſch; 18.20 Aerztevortrag; 18.35 Iſt ein wirtſchaftlicher Aufſtieg des Handwerks möglich?, Vortrag; 20 Vortrag des Reichsbundes für deutſche Sicher ⸗ heit; 21.20 Konzert; 22.45 Unterhaltungsmuſik: 22* 5. Einheimiſcher Fußball. der Kreisklaſſe 1 im Kreiſe Mannheim des D. F. B. Das Fußballgeſchehen iſt unberechenbar; dieſe Tat⸗ ſache liefert den Beweis in der Partie Neckarſtadt— Kur⸗ pfalz. Mit 3:1 mußte ſich der ſtark getippte Favorit auf eigenem Platze geſchlagen betennen. Die anderen Spiele ſind erwartungsgemäß verlaufen, wenn auch das von Rheinau erzielte Reſultat noch im Beſonderen Auf⸗ merkſamteit verdient. Die Reſullate ſind: Neckarſtadt— Kurpfalz 1:3 Rheinau— Edingen 5:2 Neckarhauſen— 1846 1:1 Ilvesheim— Brühl 5:0 Seckenheim— Heddesheim 2:0 Ladenburg— Leutershauſen ausgef. Für die Senſation des Tages ſorgten die Kur⸗ pfälzer. Der Favorit Neckarſtadt mußte ſich dem beſſe len Können beugen und dies ſogar mit einem ganz tlacen Reſultat. Die Neckarſtädtler müßten damit die Tabellen⸗ führung den Ilvesheimern überlaſſen. Rheinau galt als Sieger für die Partie im Vobaus; das Reſultat iſt aver höher als erwartet ausgefallen. Edingen ſcheint nicht in Schwung zu ſein. Neckarhauſen vermochte die Turner nicht nieder zu halten, was eigentlich mit einer kleinen Ueberraschung gleichbedeutend iſt. Die Turner haben einen ſehr wert⸗ vollen Punkt mit nach Hauſe genommen. Ilvesheim vermochte die geſchwächte Brühler Mann⸗ ſchaft kaltzuſtellen und ſtellle auch eim entſprechendes me⸗ ſultat auf. Das Ergebnis zeigt einen Klaſſenunterchieo. Seckenheim nahm ſeinen großen Gegner nur in der erſten Halbzeit ernſt. Das Reſultat war nach den eeſten 45 Minuten Spielzeit bereits 2:0. Im zweiten Spiei⸗ abſchnitt war nur die Hintermannſchaft auf der Höhe, während der Sturm tatenlos blieb. Dank der aufmect⸗ ſamen Tordeckung wurde das Reſultat, das einen Ach⸗ den darſtellt, gehalten und zwei wichtige Puntte „erobert. Die Tabelle weiſt folgende Verſchiebung auf: Vereine Sp. gew. unent. verl. Tore Punkte Ilvesheim 2 2 0 0 7 0 4 Seckenheim 2 2 0 0 41 4 Reckarſtadt 3 2 0 1 8 4 Rheinau 3 2 0 1 85 4 Heddesheim 3 2 0 1 4.3 4 Leutershauſen 2 1 1 0 6:3 3 Edingen 3 1 0 2 6:8 2 Kurpfalz 3 1 0 2 4:6 4 Reckarhauſen 8 0 2 1 3:4 2 46 Mannheim 3 0 2 1 59 2 Brühl 3 0 1 2 2 1 Ladenburg 2 0 0 2 125 0 Am Sonntag ſpielen: Neckarſtadt— Ladenburg Kurpfalz— Neckarhauſen 1846— Ilvesheim 5 Heddesheim— Rheinau Edingen— Brühl a Leutershauſen— Seckenheim Neckarſtadt hat einen leichten Gegner; trotzdem heißt es aufgepaßt, wenn es nicht wieder eine Ueberraſchung wie am Sonntag geben ſoll. Als Favorit gilt Neckarſtadt. Neckarhauſen muß zur Kurpfalz und wird gegen die jetzt aufgemunterte D. J. K. wenig zu beſtellen haben. Die Punkte werden in Neckarau bleiben. 1846 hat Ilvesheim zu Gaſt. Wenn auch Ilvesheim den Turnern haushoch überlegen, ſo ſteht die Tatſache feſt, daß der Gegner den Ilvesheimern nicht liegt. Ilves⸗ a heim wird ſiegen, muß aber ſehr kämpfen. ö Heddesheim muß nach Rheinau und hat keine Garan⸗ tie dafür, daß dieſes Mal die Punkte nicht abgegeben werden müſſen. Rheinau wird die Vorteile des eigenen Platzes ausnützen und einen großen Gegner abgeben. Edingen wird ſich gegen Brühl zwei Punkte holen, zumal die Gäſte noch erſatzgeſchwächt antreten müſſen. Seeckenheim muß nach Leutershauſen. Der Gang iſt ſchwer, denn die Mannſchaft von Leutershauſen hat Seckenheim noch nie geſchlagen. Ueberdies ſteht noch ein unzulängliches Spielgelände zur Verfügung, was dem raumgreifenden Spielſyſtem der Seckenheimer zum Nach⸗ teil werden wird. Es iſt daher ſchon notwendig, daß man ſich auf einen harten Kampf ge faßt macht, der nur bei aller Energieentfaltung günſtig geſtaltet werden kann. Das Spiel braucht einen guten Leiter, dann wird es einen raſſigen Kampf geben. Den Kämpfen wünſchen wir einen angenehmen Verlauf. ch Auswäaͤrtiger Fußball. Ein Tag des Naſenſportes. 3 Das Sportprogramm des dritten Oktoberſonntags iſt faſt ganz auf den Raſenſport zugeſchnitten. Bis auf die bayeriſche Gauliga, deren Spiele abgeſagt wurden, befindet ſich die geſamte deutſche Fußball⸗Gauliga im Punktekampf. Stand der Gauliga Spiele Tore Punkte Karlsruher JN. 4 4·2 6˙2 Freiburger 8. 4 9.7 6·2 VfB. Mühlburg 3 3.1 51 hönix Karlsruhe 4 9:8 4:4 N V. Waldhof 4 7:7 4.4 ö VfR. Mannheim 4 7:7 4·4 5 75 Pforzheim 5 10:7 4:6 Bf. Neckarau 5 5:6 46 Germania Brötzingen 43 2:6 SC. Freiburg 3 5:9 1:5 unter Beweis zu ſtellen. Selbſt Das Programm bringt folgende Treffen: Gau Süd⸗ weſt: 1. FC. Kaiſerslautern— Eintracht Frankfurt, Ale⸗ mannia⸗Olympia Worms— FK. Pirmaſens, FSV. Frank⸗ furt— FSV. Mainz 05, SV. Wiesbaden— Phönix Lud⸗ wigshafen; Gau Baden: Germania Brötzingen— Freibur⸗ ger FC., SC. Freiburg— VfB. Mühlburg, Phönix Karls⸗ ruhe— VfR. Mannheim, S. Waldhof— 1. FC. Pforz⸗ heim(Sa.); Gau Württemberg: SC. Stuttgart— Kickers Stuttgart, Union Böckingen— FC. Birkenfeld, Ulmer FV. — Sportfreunde Stuttgart, SV. Feuerbach— SSV. Alm; Gau Nordheſſen: VfB. Friedberg— SC. 03 Kaſſel, Sp.⸗ Vgg. Kaſſel— Kurheſſen Marburg, Kurheſſen Kaſſel— Sport Kaſſel, Hanau 1893— Boruſſia Fulda; Gau Mit⸗ telrhein: Mülheimer SV.— Bonner FV. FV. Neuendorf — Eintracht Trier, Kölner SC. 99— Kölner CfR., Weſt⸗ mark Trier— VfR. Köln, Rhenania Köln— FC. Kotten⸗ heim. Ein Privatſpiel von Bedeutung iſt das Jubiläumsſpiel der Wormſer Wormatia gegen den VfL. Neckarau am Sams⸗ tag. Handball. Handball wieder in Front. Wenn die Blätter von den Bäumen fallen und die Tage kälter werden, kommt das Handballſpiel wieder zur vollen Geltung. Als der hieſige To. 98 im Jahre 1923 anfing, ſich mit dieſem von Mar Heiſer herausgearbei⸗ teten Spiele zu beſchäftigen, glaubte man nicht, daß nach einer Dekate allſonntäglich 44 Mann zum Wett⸗ kampf antreten würden. In dieſer Zeit wurde mit wech⸗ ſelndem Glück gekämpft. Spielſtarke Mannſchaften in Südbaden, Würktemberg„Rheinland, Pfalz und in Kiel die Minenſuchhalbflotille lernten die hieſigen Turner als ebenbürtige Gegner lennen. In den Pflichtſpielen wurde allerſeits mit viel Pech gekämpft; 4 Jahre lang war der Aufſtieg fällig, äußere Umſtände, nicht Spielſtärle, ver⸗ hinderten ihn, oft durch Eigenverſchulden. Leider war dies auch maßgebend für die diesjährige Klaſſeneinteilung. Tv. 98 muß in der Kreisklaſſe ſpielen, obwohl einwand⸗ frei feſtſteht, daß ſogar Mannſchaf ten der Gauklaſee der Sieg über die Hieſigen nicht leicht gemacht wurde. Der morgige Sonntag bringt den Beginn der Ver⸗ bandsſpiele. Nach der Einigung des geſamten deutſchen Sports treffen wir in der Staffel A der Kreisklaſſe nachſtehende Gegner: To. Schwetzingen, To. Germania Mannheim, Tv. Badenia Feudenheim, D. J. K. Grün⸗ Weiß, D. J. K. Rot⸗Weiß, Reichsbahn⸗T. u. Sp.⸗Verein. Bis jetzt kann man noch nichts über den Ausgang ſagen. doch müßte der To. 98 alles daran ſetzen, die Spitze zu erringen. Der erſte Gegner iſt D. J. K. Rot⸗ Weiß. Die unteren Mannſchaften ſpielen, wie aus der Anzeige erſichtlich iſt. g a W. Motorradrennen in Mannheim⸗Nennplatz. Das Grasbahnrennen, das der Motorfahrer⸗Klub Mannheim am Sonntag nachmittag auf den Rennwieſen veranſtaltet, erfreut ſich einer außerordentlich guten Be⸗ Aus allen Gauen ſind die Meldungen der Grasbahn⸗ matadoren eingegangen. Bertram⸗Berlin, Ryll-Berlin, Buſſe, Flettnar, Buttler, Fleiſchmann und Füglein aus Nürnberg, Giggenbach, Winkler und Schnitzenbaumer aus München ſind eine ſportliche Ausleſe, wie man ſie kaum auf einem Rennen beſſer zuſammengeſtellt findet. Die kleineren Klaſſen ſind auch gut beſetzt, ſodaß man auch da heiße und intereſſante Kämpfe erwarten darf. Die Seitenwagenrennen beſtreiten ebenfalls die beſten Straßen⸗ und Grasbahnfahrer. Es ſind ſo viele Meldungen einge aufen, daß 2 Seitenwagen⸗Rennen ü: Li ſenzfah er allein ſtat inden müſ en. Die Ausweisf a re treten nicht in ſo großer Zahl an; doch iſt ihre Qualität in jeder Hinſicht gut und es wird auch in dieſem Rennen heiß hergehen. Angehörige der SA. und SS.⸗Motorſtürme haben Gelegenheit, in den 2 eingelegten Rennen ihr Können dem ſtarken Geſchlecht nicht nachſtellen und werden in einem Damenrennen auf Leichtmotorrädern eine an⸗ genehme Abwechſlung in das Programm bringen. Da die Eintrittspreiſe im Vergleich zu dem Gebo⸗ tenen niedrig gehalten ſind, iſt mit einem ſehr ſtarken Beſuch zu rechnen. i die Damen werden ſich, 8 9.. 1 um, — Handball. Im einzelnen lautet das Programm wie folgt: Gau Südweſt: SV. 98 Darmſtadt— Tgm. Rüdesheim, VfR. Schwanheim— TSV. Herrnsheim, TSG. Fechenheim— SV. Wiesbaden, Turngeſellſchaft Offenbach— Polizei Darm⸗ ſtadt; Gau Baden: 08 Mannheim— Polizet Karlsruhe, To. Ettlingen— Tbd. Durlach, Phönix Mannheim— S. Waldhof, VfR. Mannheim— Tv. Hockenheim, Tgm. Ketſch — Ty. Nußloch; Gau Württemberg(Weſt): Tv. Cannſtatt — Turngeſellſchaft Stuttgart, To. Stuttgart— Eßlinger TSV., VfB. Stuttgart— Tgm. Eßlingen, Kickers Stutt⸗ gart— Tbd. Cannſtatt,(Oſt): Turnerbund Alm— SSV. Ulm, Tbd. Ravensburg— Ulmer F., Ty. Altenſtadt— Sportfreunde Tübingen, Tgm. Göppingen— Tbd. Tail⸗ fingen; Gau Nordheſſen: SC. 03— Heſſen⸗Preußen Kaſſel, Tuspo 86— Kaſſeler Tgm., Eſchwege 61— Kurheſſen Kaſſel; Gau Mittelrhein: Weſtmark Trier— To. Mühl⸗ heim, SSV. Mühlheim— To. Algenrodt, Tv. Tiefen⸗ ſtein— Poſt Trier, Eintracht Kreuznach— To. Urmitz. Leichtathletik. Das einzige deutſche Ereignis von Bedeutung iſt der Karlshorſter Querfeldeinlauf, der auf der dortigen Pferd: rennbahn ausgetragen wird. Ringen. Die italieniſchen Ringer, der Mannſchaftsmeiſter von Italien, Sportiva Bologna, gehen am Samstag in Lud⸗ wigshafen auf die Matte, wo ſie auf eine Auswahlmann⸗ ſchaft treffen. Am Sonntag kämpfen die Italiener in Mann⸗ heim gegen den ſüdweſtdeutſchen Mannſchaftsmeiſter„Eiche“ Sandhofen. Verſchiedenes. Die„Deutſchland⸗Riege“ der DT. zeigt am Sonntag in Landau(Pfalz) ihr großes Können. In Wiesbaden führt der Deutſche Schützen-Bund ſeine Vereinsmeiſterſchaften im Groß- und Kleinkaliberſchreßen durch. Die Europa-Kunſtflugmeiſterſchaft. Unſer Bild zeigt die beiden großen Gegner Gerhardt Fieſelen (rechts) und den Franzoſen Michel Detroyat, die in Paris um den Titel kämpften. Da der Zweikampf unentſchieden endete, bleibt der Titel im Beſitz des Deutſchen. Wer für die Winterhilfe 0 gibt, bekundet Gemeinſchaftsgeiſt. Er hilft den Notleidenden und unterſtützt die Regierung im Kampf um den Aufſtieg. 5 1 Bezirkssnarhasse Weinneim f f Oeffentlich rechtliche Spar- und Kreditanstalt 22 Belegt! So fängt es an. Geben Sie der Milch sofort einige Kaiser's Brusf-Caramellen bei. Sie lösen den Schleim und ersti dcen Husten, Heiserkeit u. Katarrh in den An- fangen. Sofort helfen, heilt sofort kaufen! EEA . e; Srüst-erdmellen EHE Jetzt Beutel 35 Pfg., f Zweigstellen in Ladenburg, Heddesheim Mhm.-Seckenheim ö Sparverkahr, Scheck, Güro- und Honto-Korrent. Verkehr i Durch die Auflösung der seitherigen Bezirkssparkasse 3 Ladenburg werden die Sparer Gläubiger der Bezirks- sparkasse Weinheim und die Schuldner werden mit ihren Verpflichtungen auf die Bezirkssparkasse Weinheim überschrieben. Die Sicherheit für die hiesigen Sparer ist erhöht durch die erweiterte Haftung der Bezirkssparkasse Weinheim, J auller auch d i 6 75 dose 40 und 78 Pig. b 25 15 185 8 urch das e der Apotheke E. Ketterer: a eim, das höher ist als eine 0 Germania-Drogerie Million Reichsmark. g 5 W. Höllstin; Neckar-Drog. Hornung: Georg Röser . Daß Glück und Heil reichlich erwachſ' 4 Dem Handwerk, wünſcht ihm Hans Sachs. 4 45. Im Hohen Lied der deutſchen Arbeit wird auch das Lob des deutſchen Handwerks geſungen, das in ſeiner Geſchichte in die Anfänge aller Kultur zurückreicht und das mit der deutſchen Kultur unlösbar verbunden iſt. So wie der Nähr⸗ ſtand in ſeiner Verbundenheit mit dem Boden Fundament wurde, auf dem das deutſche Volk entſtanden iſt, wie der Wehrſtand das Land gegen ſeine Feinde ſchützte und es ſtark machte, ſo hat der Stand des Handwerks den alles beherr⸗ ſchenden Geiſt wirkſam befruchtet und die wirtſchaftliche Blüte des Landes mit begründen und erſtarken helfen. Des Handwerks Werden In den Wäldern der Germanen dröhnte der Hammer⸗ ſchlag des Waffenſchmiedes. des königlichen Handwerkers. Die hölzernen Paläſte der Germanenkönige bargen feine Handwerksarbeit. Seit den Tagen Karls des Großen er⸗ lebte es mit dem Reiche einen gewaltigen Aufſtieg, der im Mittelalter gekrönt wurde von den Werken jener Künſtler, vor deren Schöpfungen wir heute noch ſtaunend ſtehen. Durchwandern wir heute die Gaſſen der alten Städte, dann füllen ſich die Häuſer und Straßen wieder mit der Vergan⸗ genheit, und gewaltig erklingt die Symphonie des 81 Handwerks⸗ und Gewerbefleißes. Vor unſeren Augen ziehen die ſtolzen Nen vorüber, die keinen in ihren Reihen dul⸗ deten, der ſein Handwerk nicht verſtand. Das Handwerk bildete den Kern des Bürgertums. Das königliche Beiſpiel einer ſolchen Handwerkerſtadt iſt Nürnberg. Aber auch viele andere Städte wie Lübeck und Köln. Freiburg und Thorn. Straßburg, Danzig und vor allem die flandriſchen Städte künden der Neuzeit den Ruhm des alten Handwerks. Und wenn der deutſche Hand⸗ werker von heute wieder den Stolz auf ſeine Arbeit zurück⸗ gewinnen will. dann muß er an die Meiſter jener Zeit den⸗ OY ken: die Schuhmacher und Weber des 12. Jahrhunderts, die Meſſerſchmiede und Schwertfeger des 13. und 14. Jahrhun⸗ derts und ſchließlich die Bildſchnitzer, Goldſchmiede und Steinmetzen, durch die das Spätmittelalter die erhabenen und beſeelten Formen gewann. Ueberall, wo deutſche Städte im Mittelalter entſtanden ſind, legen ſie heute noch Zeugnis ab von dem Fleiß und Können ihrer Handwerksmeiſter, die Künſtler waren. Albrecht Dürer, der König der Maler, grub in Eiſen und ätzte in Kupfer, ſchnitt in Holz und betrieb den Buchdruck mit gleicher Meiſterſchaft. Im Hirſchvogelhaus in Nürnberg überraſcht ein Saal durch die Schönheit der ge⸗ ſchnitzten Möbel und Wände; der Kunſtſchreiner Peter Flöt⸗ ner war ihr Schöpfer, und ſeine in Holzſchnitten erhaltenen Entwürfe ſind heute noch Vorbild für Goldſchmiede und Kunſthandwerker. Die handgewebten Tuche des Rheins und Flanderns, die Seidenmuſter Süddeutſchlands ſollen in ihrer Güte und Farbenſchönheit heute wieder Auferſtehung feiern, und der Kunſtſchmied und Baumeiſter von heute findet eine Fülle von Beiſpielen in allen Gauen Deutſchlands. Der Ruhm des deutſchen Handwerks drang in alle Welt. Die Könige von Polen riefen deutſche Handwerker ins Land, und die Pracht der alten Königsſtadt Krakau iſt in ihren Hauptwerken von deutſchen Handwerkern geſchaffen. Die beſten Stücke des berühmten Schatzes im Kreml zu Moskau waren Kleinodien der Kunſt Nürnberger Goldſchmiede. Kitſch und Schund konnte es in der Blütezeit des deutſchen Handwerks nicht geben, weil jedes Stück koſtbare Werkarbeit war. Es iſt das Verdienſt der Zünfte, jenen Meiſterſtolz erweckt und gefördert zu haben, dem wir heute die Fülle der mittelalterlichen Handwerksarbeit verdanken. Seine Zünfte Nicht jeder durfte Meiſter ſein. Nur wer als Lehrling und Knecht unter der Aufſicht der Zünfte ſeinen Beruf er⸗ lernt und durch wohlanſtändiges, ſittliches Leben ſich aus⸗ gewieſen und ſchließlich im Meiſterſtück ſeine Kunſt den Berufsgenoſſen unter Beweis geſtellt hatte, wurde aufge⸗ nommen in den Kreis der Meiſter. Und ſo wie die Gemein⸗ ſchaft den Lehrling und Geſellen durch ſtrenge Formen des Betragens im Beruf und der Sitten im täglichen Leben zu disziplinierten Arbeitern und Bürgern erzog, ſo ſetzte in der Blütezeit die Zunft das Erziehungswerk am Meiſter fort. Es iſt bemerkenswert, daß das Handwerk ſeine Blüte der Selbſtverwaltung verdankt. Sie entſtand ſchon im 12. Jahrhundert urſprünglich als ſtaatliche Aufſicht in Form von Oualitätsprüfungen. In Worms ſchloſſen ſich 1106— wahrſcheinlich als erſte Zunft— die Schiffer zu⸗ ſammen, in Würzburg 1128 die Schuhmacher, in Köln 1149 die eee und in Magdeburg 1158 die Schuh⸗ macher. Ueberall ſchloſſen ſich die Gewerbe zuſammen, und der Landesherr verlieh ihnen das Zunftrecht, aufgezeichnet in den Zunftrollen und Ordnungen. An ihrer Spitze ſtanden urſprünglich Beauftragte des Landesherrn und der Räte, und erſt ſpäter erhielten ſie ihre Selbſtändigkeit und wählten Zunftmeiſter aus den eigenen Reihen. Als im 14. bis 16. Jahrhundert das Handwerk ſeine Blüte erlebte, waren die Zünfte teilautonome Körperſchaften mit eigener Verwaltung ihrer Angelegenheiten, 9 5 5 mit polizeilichen Befug⸗ niſſen und eigener Gerichtsbarkeit. Ihre Aufgabe war nicht allein die Förderung der berufseigenen Intereſſen, ſondern ſie betrachteten aus einem verpflichtenden Gefühl der Be⸗ rufsehre auch den Schutz des Konfumenten als ihre Pflicht. Das Ziel der Zünfte begnügte ſich nicht mehr mit der Erziehung und Ueberwachung ihrer Angehörigen ſon⸗ dern erſtrebte Mitbeſtimmung in den Städten, die ſie vereinzelt ſchon im 13. Jahrhundert, beſonders aber im Spätmittelalter durchzuſetzen wußten. So war die Stärke der Städte dort feſt gefügt und ihr Einfluß weitreichend, wo Patrizier und Kaufmannſchaft ſich mit dem Handwerk in die Verwaltung teilten wie in Süd⸗ deutſchland und Flandern und be⸗ ſonders in Köln und Lübeck. Der in den Zünften geborene und von ihnen entwickelte ſtän⸗ diſche Aufgabe gab dem Handwerk die Mitbeſtim⸗ mung im Staat. Unter dem Einfluß der Zünfte wurde die Kunſt des Handwerks der Hebel der Kul⸗ tur des Mittelalters. Daß der Schuhmacher Hans Sachs zugleich als Meiſterſinger Achtung fand, war l kein Zufall, denn in dem Brauch des Meiſterſanges zeigte ſich die kulturelle Höhe des Handwerkerſtandes. Er gab damals dem geiſtigen Leben der Stadt ſtärkſten Auftrieb. Wenn das Volk auszog, um ein Feſt der Zünfte zu feiern, legte es Zeug⸗ nis ab für eine uns heute unbekannte Feſtkultur. In allem bekundete es den Drang zum Guten, pflegte die Heimatliebe, ſchützte den Glauben an Gott und ehrte die Sitte der Väter. Verfall und Wiedergeburt Jeder Höhe folgt ein Niedergang im Kreislauf des Geſchehens. Das Handwerk blieb nicht verſchont. Die Herr⸗ ſchaft der Zünfte ſteigerte ihr Machtſtreben; ihre angeſehene und einflußreiche Stellung hob den Stolz der Zunftgenoſſen. Nur allzu leicht wird aus dem Machtſtreben Herrſchſucht und aus dem Stolz Dünkel. Das durch die Zünfte den Meiſtern errungene wirtſchaftlich geſicherte Leben war auf ſeinem Höhepunkt von der Trägheit gefährdet. Patrizier und Kaufmannſchaft hatten das im Mittelalter vor dem Handwerk erfahren müſſen. Das Handwerk ging den gleichen Weg und war geſchwächt, als fremder Einfluß in Deutſch⸗ land eindrang und der händleriſche Geiſt die Oberhand ge⸗ wann. Als das Kapital ſich zwiſchen Verbraucher und Hand⸗ werker drängte, geriet dieſer in Abhängigkeit. Zwar nahm das Handwerk immer wieder einen Aufſchwung, jedoch ſeine alte Stellung konnte es nicht mehr erringen. Aber das Handwerk iſt heute nicht tot, im Gegenteil, es beſinnt ſich auf ſeine alte Tradition und ſchöpft heute wieder aus den alten Kraftquellen. Die nächſte Woche iſt dem Handwerk gewidmet. Deshalb gilt ihm der Gruß. Sein Aufſtieg ſoll dem deutſchen Volke wieder einen geſunden Mittelſtand geben. Seine Arbeit im neuen Deutſchland wird Zeugnis deutſchen Fleißes ſein und im Geiſte der Vergan⸗ genheit zu neuer deutſcher 1 führen. An der Verachtung der handwerksmäßigen Grundlagen allen Schaffens ſind die bildenden Künſte unfruchtbar geworden. Heute ſoll auf der Grundlage des Könnens im Sinne des Handwerks das Wort Meiſter wieder zu Ehren kommen. Die Zukunft des Handwerks möge geſegnet ſein! FFFTCCCCC 956I7ꝛi e C——— 3.— 5 von Magdalene ſeind. Eiskalt und grau fällt der Nebel, in dem das hinter⸗ pommerſche Land verſinkt wie in düſterer Unendlichkeit. Der glühend heiße, dürre Sommer verging um die Tag⸗ und Nachtgleiche mit Wolkenbrüchen. In den Dörfern hockte die Not auf jeder Türſchwelle. Wie Sickerwaſſer drangen pol⸗ niſche Händler vor, kauften hier einen Hof, dort ein Stück Ackerland. Die Kinder brachten von der Dorfſtraße polniſche Worte mit nach Hauſe.—— Durch den raumen Buchenforſt dröhnte der Sturm. Zwiſchen ſchlanken Stämmen ſtob die braune Blätterſaat. Mächtig wie ein Choral klang das Pommernlied in den Tag hinein. Hermann Ekeblatt ſang es. Er wanderte den Feld⸗ weg hin nach ſeinem Heimatdorf. Er kam von Amerika zurück und konnte als wohlhabender Mann gelten. Aus dem erſten Haus vom Dorf rief ihm jemand zu. Es war Krüger Siemſen, der Ekeblatt erkannte.„Komm rein in die Hinterſtube. Vorn iſt es nicht gemütlich.“ Er führte den Gaſt durch die Küche. Nebenan hörte man lautes Reden in fremder Sprache. Ekeblatt wandte den Kopf. Geht das bei euch alle Tage ſo?“ Siemſen lachte.„Ich komme auf meine Rechnung. Ein Krugwirt kann nicht nach dem Gaſt ſehen, er muß in ſein Portemonnaie gucken.— Trink, Ekeblatt. Willkommen zu Hauſe!— Es iſt nicht mehr viel los hierzulande“ a „Seit wann leidet Ihr das das?“ Ekeblatt wies mit dem Daumen nach der großen Gaſtſtube, wo der Lärm ſchreien⸗ der Flüche brandete.„Sie kaufen auf.“—„Was denn? Frucht oder Vieh?“—„Nee, die Bauernhöfe. Unſer Grund und Boden iſt wohlfeil geworden für die anderen. Unſere Bauern wandern aus, um anderswo als Knecht zu dienen. Die Fremden laſſen was draufgehen bei mir. Menſch, kann ſolch ein Popolſki Schnaps ſaufen! Das ſchüttelt einen beim Zuſehen.“ Ekeblatt ſah ſich den Krug⸗ wirt an. Er hatte von allem ſeinen Profit. Siemſen war fett geworden in der Zeit. „Wie geht es bei uns auf dem Hof? Was macht der Groß⸗ vater?“ fragte Ekeblatt.„Den haben ſie nach Greifswald ge⸗ bracht.“„Was tut er denn da?“ Der Krüger tippte an die Stirn.„Er hat ſich das ganze Elend hier in 2 Kopf ge⸗ Wanderſtock.“ fetzt. 5 i Ekeblatt ſagte nichts. Großvater ſaß im Irrenhaus. „Und Vater und Stina?“—„Die ſind mit den anderen fort. Es iſt ſchon ein Jahr her.“—„Fort?“ Ekeblatt ver⸗ ſtand nicht.„Dein Vater hat verkaufen müſſen— ſie müſſen hier alle ſo langſam verkaufen. Es kann ſich keiner halten. In den letzten Jahren ſind aus unſerer Gegend über fünf⸗ tauſend Menſchen in die Induſtriegebiete abgewandert. Da ſind deine Leute auch.“ Ekeblatt ſtemmte den Kopf in beide Fäuſte. Er war wie betäubt.„Wer hat unſeren Hof gekauft?“—„Stanis⸗ lawſki heißt er.“ Ekeblatt ſtand auf, ſtützte ſich ſchwer auf den Tiſch. Sein Geſicht war ganz grau.„Ich will mir die Beine ein bißchen vertreten. Ich will mal ein bißchen durch den Erlenbuſch gehen.“—„Weit kannſt du da nicht gehen, dort läuft die Grenze.“—„So— dann werde ich nach dem Eichenwald 155 5 unſerem Hof gehen.“—„Den hat Stanislawſki ge⸗ ſſchlagen.“—„Den ganzen Eichenwald?! Fünfhundert Stämme?“—„Menſch, ſchrei doch nicht ſo!“ Ekeblatt ließ ſich noch den Ort ſagen, wo ſein Vater mit der Schweſter hingezogen war.„Du fährſt einen ganzen Tag und noch einen halben mit der Bahn bis hin.“ d Langſam ging Ekeblatt durch das Dorf, die Hände in den Taſchen zu Fäuſten geballt.— Viele Häuſer ſtanden leer, mit windſchief hängender Tür. Die Zäune hatten Lücken. Er hörte auf den Hofplätzen mehr Polniſch als Deutſch.— Da ſah er am Dorfrande den Hof ſeines Vaters und dahinter— ja, dahinter waren nichts als Baumſtümpfe. Dort hatte der ſiebenhundertjährige Eichenwald geſtanden, nach dem die Ekeblatts ihren Namen trugen.— i Am Grabenrand ſaß ſein Schulfreund Konrad Libbeck und ſchälte einen. Ekeblatt rief ihn an.„Du biſt das, Hermann? Du kommſt zu ſpät.“ Der deutete auf den.„Was ſoll das werden?“—„Ein Wan⸗ derſtock.“—„Du kannſt, wenn du magſt, auf dem Eichen⸗ ſchlag dort eine Hausſtelle 1 Ich kaufe unſeren Hof zurück.“ Hermann Ekeblatt ſah gerade vor ſich hin, als er zu dem anderen ſprach.„Ueberlege dir das, ich gehe jetzt mal dieſem Stanislawski„Guten Tag“ ſagen. Du kommſt dann ſo langſam nach. Haſt du mich verſtanden? Damit ich einen Kaufzeugen habe.“—— . Ekeblatt ging raſch durch die Dorfſtraße. Er trat mit einem flotten Zuruf in die große Gaſtſtube und ſetzte ſich an denſelben Tiſch, wo der ſchon ein wenig angeheiterte Stanislawſki ſaß. Er winkte Siemſen zu.„Die Zeche für uns beide geht auf meine Rechnung.“ Der andere lachte. Das gefiel ihm. N 8 Ekeblatt trank ihm unaufhörlich zu, aber er ſelbſt goß den Fuſel hinter ſich an die Wand. Er würde ſich gern hier in der Gegend ankaufen, ob Stanislawſki ihm ein Beſitztum nennen könnte, das verkäuflich ſei? Er zahle die ganze Kauf⸗ ſumme bar aus. Da meinte der, ob er ſeinen Hof kaufen wolle?— Ache— Ekeblatt zuckte mit einem ſonderbaren Geſicht die Achſeln. Den müſſe er erſt mal ſehen. Er kaufe nicht die Katze im Sack. Damit trank er dem Polen zu. ö „Was? Warte, wenn du den Hof geſehen haben wirſt! Das iſt der größte Hof im ganzen Dorf. Haha! Ich habe ihn billig gekauft! Ich werde ihn dir zeigen. Du wirſt heute mein Gaſt ſein.“ 5 N Ekeblatt zahlte die Zeche Gierig ſpähte der andere nach der gefüllten Brieftaſche. Stanislawſki fiel es ſchwer, zu gehen. Im Haus angekommen, betrat Ekeblatt das Wohn⸗ zimmer. Seine Augen ſahen die dunkle Stelle an der Wand, wo des Großvaters Militärbild gehangen hatte. Stanis⸗ lawſki holte eine Flaſche Kognak aus dem Keller, die Fall⸗ tur hinter ſich offen laſſend. Er nahm Gläſer und ein Spiel Karten vom Wandbrett. Ekeblatt ſah ihm zu. Da oben lagen früher die Bibel, das Geſangbuch und das Sparkaſſenheft der Schweſter. g „Du wollteſt mir den Hof zeigen. Wir können dann über den Preis ſprechen. Schnaps und Karten laufen uns nicht weg.“ So wanderte er mit dem Fremden unerkannt durch ſein Vaterhaus und ſah den Verfall des Anweſens. a„Nun, wie gefällt es dir hier, mein Freund?“ fragte Stanislawſki, als ſie wieder unten im Flur ſtanden.„Willſt du den Hof kaufen?“ 5„Nein.“ Ckeblatt ſchüttelte langſam den Kopf.„Er ge⸗ fällt mir nicht.“—„Was?“ Stanislawſki wich vor Ent⸗ täuſchung einen Schritt zurück. „Gib acht!“ Aber es war ſchon zu ſpät. Stanislawfki trat ins Leere und ſtürzte rücklings durch die Falltür in den Keller hin⸗ unter.—— Größlich ſtill war es auf dem düſteren Flur. Kein Laut kam mehr aus der Tiefe. Feucht und eiſig ſtieg es aus dem Kellerſchacht— 5„Siemſen. ich brauche nun doch kein Nacht⸗ quartier. Ich kann in unſe⸗ rem Haus ſchla⸗ E Der in den Wolken Klaus Hennige ſprach nicht gern von ſeiner Jugend. Sie war troſtlos: graue Mauern umſchloſſen den Hof ſeiner Kindheit, ein Schacht, in dem es Tag und Nacht widerhallte vom armſeligen Leben dichtgedrängter Groß⸗ ſtadtmenſchen, Gerüche laſteten ſchier über dem Boden des ſteinernen Käfigs, und eine Ranke, die der Wind ver⸗ wehte, ſchmiegte ſich blaß zwiſchen die Fugen der Aſchen⸗ käſten. Nur oben, wo ſich die Steine öffneten und ein Viereck Himmel ließen, war Sehnſucht. Kopf auf den Armen, breit am Fenſterbrett, hockte das Kind, krampfte das Genick aufwärts und ſtierte empor. Lachende Sonne und Blau, graues Gewölk und der Re⸗ gen wechſelten, ſchön aber für den Jungen war erſt der Himmel, wenn Wolken trieben und der Wind ſich pfeifend herabließ zu ſeinen Niederungen und das Bild zu ſeinen Häupten ſich ſchob und ſich wandelte mit dem Atem des Sturmes. g ö Von da wohl, von dem grauen Gefängnis der Steine und den Wolken des Himmels mochte es ſtammen, daß in „Gib acht!“ Aber es war ſchon zu ſpät. Klaus Hennige die große Sehnſucht war. Arm blieb ſein Leben, doch die Steine wichen und ſein Blick weitete ſich und erfaßte die langen Straßen, die Rund um die Schulter f gehen manchmal die modernen, hellen Garnierungen. Mit vielen neuen Ideen iſt ſo viel Abwechſelung geſchaffen, daß die reizenden Neuheiten gar nicht genug Verwendung finden können. Am liebſten möchte man für jedes Kleid mehrere Garnituren haben. Und da entdeckt man in dem neueſten Einfall der erfinderiſchen Mode wieder eine ſehr praktiſche Angelegenheit. Mit dieſen vielſeitigen Kleinigkeiten kann man ein altes Kleid ganz modern geſtalten. Ein wenig Stoff, und ſchon hat man zwei oder drei neue kleine Sachen angefertigt, die man immer abwechſelt, um das Kleid neu zu beleben. Das moderne Material läßt ſich vorzüglich zu den aparteſten Formen verarbeiten. Runde Kollerkragen, viereckige, ſteif anmutende Taftkragen und Manſchetten, ſchimmernder Samt, glatt gepreßt oder in Streifen ge⸗ muſtert. Kindliche Piquékragen in naiven Schulmädchen⸗ formen, komplizierte Rüſchen und Volants, alles entſteht unter geſchickten Händen. Nr. 1 zeigt eine Abwandlung der vielgeliebten Schleife mit langen, ſpitzen Enden, die um den hochgeſchloſſenen Ausſchnitt rings um den Nacken gehen. In der Mitte iſt die weichdrapierte Schleife durch einen Knoten gehalten. Die Backfiſchbluſe Nr. 2 hat eine Garnitur aus weißem Krepp mit dreifacher Stepperei, weit auseinander⸗ ſtehenden Kragenenden und loſe gebundenem Knoten. Nr. 3 iſt aus feingeſtreiftem Samt gearbeitet. Die abgenäh⸗ ten Tüten ſind mit Glasbatiſt gefüttert. um die korrekte Steifheit zu bewahren. Etwas ganz Neues iſt das moderne Pliſſeeverfahren, das die Herſtellung der verſchiedenſten Muſter im gauffrierten Charakter ermöglicht. Der runde Kragen Nr. 4 hat einen volantartigen, ſtark gekräuſelten Rand. In Nr. 5 findet der neue Modeliebling Taft oder gewachſte Seide Anwendung. Der kleine geknöpfte Riegel am karierten Viereckkragen wiederholt ſich an der Manſchette. Plätze. Und als er wieder älter war und ſeine Hände ſelbſt nun ſchon Brot erwarben, waren es noch immer Wind, Himmel und Luft, die ihn beſeelten, uralte Sehn⸗ ſucht der Menſchheit hielt ihn gefangen, er wollte fliegen! Nicht im Donner von Motoren, maſchinengebunden— auf und ab mit dem Winde, wie die Vögel, bald gleitend in köſtlicher Wende, nieder und auf mit dem Sturm, im⸗ mer getragen von ihm, Menſch ihm verbunden, verwach⸗ ſen— Kind nur der Luft. Droben im Gebirge, wo Schroffen ſich miſchten mit ſanften Halden, Kuppen weit blickten über das Land, ſtand ſein erbärmlicher Schuppen. Er baute, prüfte, ſtudierte. Sein Hirn ſchlug unter dem Druck vieler Bücher und Zah⸗ len, die Hände ſchmerzten von Spanten und Steifen. Heiße Augen von den Zeilen und Kerzen endloſer Nächte, leicht wie die Luft, der er ſich verſchrieben, von Monaten der Entbehrung, ein Ziel vor Augen: Fliegen! Große Bogen deckte er mit Zahlen und Zeichen; ging Holz in Splitter, galt es ein neues, wiſchte die Feder lange Kolonnen, mühte ſein Hirn ſich um andere. Wochen, Mo⸗ nate— Kerzenſtümpfe, trocken Brot— der nannte ihn irr ſchon, wer den Schuppen kannte. Doch einmal war es geſchehen, daß er die Kerze nieder⸗ drückte, daß es ſchwarz wurde um ihn, ganz ſchwarz, und ſo ſtill. Er erſchauerte— er war fertig, am Ziel— wie er glauhte Da nahm er den Umhang, ſtieg aufwärts die Berge, höher, höher! Er war ſchwach, aber die Augen brannten: aufwärts! Und er ſtand hoch über dem Tal, rings um ihn raſte der Sturm. Anter ihm, tief, war das Rauſchen und Neigen der Bäume. Feſt, breiten Fußes, ſtand er, im Sturm. Um den Kopf zerrten die Haare, Kragen auf, offene Bruſt, drängte er hin zum Geliebten. Krampfte die Fäuſte. ſchrie, brüllte in die Majeſtät ſeiner Einſamkeit. Doch eines Sturmes Welle ſtellte ihm jäh den Fürſten der Wälder, den Vogel, den Falk, gegenüber. Abgrund⸗ tief über dem Talmeer der wellenden Kronen, auf gleicher Höhe nur mit dem Menſchen, um Schritte vom Grat hin⸗ ein in das Brauſen, ſtand das Tier. Stetes Zittern lief über die weiten Flügel, ſonſt war kein Leben in ihm, nur der Blick, der harte, unbarmherzige war um Klaus Hennige. Sekunden, Minuten, Auge in Auge, der Menſch und der Falk.„Ich werde fliegen wie du“ fetzte der Sturm ſeine Stimme zu Tal,„fliegen wie du, Falk!“ And das Tier ſtand noch immer, und der Wind bäumte den Loden um den ſchmalen Körper, zerrte am Haar, und ſchlug höh⸗ niſch um Felſen und Stein.„Ja fliegen!“ Auge in Auge, Falke und Menſch, ging des Tieres er⸗ barmungsloſer Blick tief in ſeine entzündeten Sterne. Dann hob es den Kopf, daß die Augen ſchwanden und die Scharte des Schnabels in den Himmel ſtach, weit, tief durchpflügten die, Flügel den Aether, ein⸗, zweimal, ruhig, hoch über der Tiefe, dann flog der Falke. „Warte, Geſelle, ich komme mit dir!“ heulte es durch den Sturm, dann blähte ſich weit, rieſig das Segel eines Umhanges über dem Tal.„Ich fliege, fliege..“ durchzuckte SF Neue Stoffe— neue Kleider formen bis zu dem tief es Klaus Hennige. Aufwärts den Blick zu dem Falken hinter den Wolken fuhr er zu Tal— endlich am Ziel!— Mit den verlockendſten Namen kündigen ſich die moder⸗ nen Seiden für die Nachmittagskleider an. Und in ihrem Wohlklang liegt die Verſicherung, ſich weich und ſchmiegſam um den Körper zu legen und ſchlank zu machen. Dafür eignen ſich am beſten die Formen, die Gewebe wie„Satin brillant“ auch auf der Abſeite zur Geltung kommen laſſen. 1 und glänzend, das iſt eine neue, alte Idee, die man der vielheitigen Verwendbarkeit des Materials zu verdanken hat. Durch neuartige Teilungen des Schnittes wird der Kontraſt beſonders hervorgehoben. Aermelteile, Schulter⸗ garnierungen und Rockbahnen paſſen am beſten zur richtigen Verteilung von glänzend und matt. Das Nachmittags⸗ kleid Nr. 1 iſt mit abnehmbaren Unterärmeln gedacht. Die Puffen ſind a matt verarbeitet, 22 8 8 1 15 N. pitz verlaufenden Glockenbahnen. Mors Der viereckige Ausſchnitt führt in eine Linie, die gekrauſten Puff⸗ ärmel reicht. Eine ganz einfache und elegante Form bildet das Kleid Nr. 2. Die ſchlank⸗ machende diago⸗ nale Teilung gibt dem Kleid die große Linie, die das Ganze kom⸗ pliziert und an⸗ ſpruchsvoll er⸗ ſcheinen läßt. Ein beſonderer Reiz 8 i liegt in der Un⸗ gl regelmäßigkeit der Aermel. Kleine Winke für alle Alte verſchrumpelte Schwämme werden wieder anſehn⸗ 1 wenn man ſie einen halben Tag lang in Eſſigwaſſer . g Rizinusöl iſt nicht nur als Allerweltsheilmittel ver⸗ wendbar. Auf Schuhſohlen ab und zu geſtrichen, macht es die Sohlen haltbarer. Ränder und Schmutzſtellen an Badewannen und Waſch⸗ ſchüſſeln entfernt man ſchnell und ohne Schaden für die Emaille, indem man die innere Seite einer Apfelſinen⸗ oder Zitronenſchale zum Abreiben verwendet. Ungleich abgenutzte Handfeger ſollen nicht fortgeworfen werden. Man ſägt den Griff ab und befeſtigt ihn auf der anderen Seite der Holzplatte. 5 72 (11. Fortſetzung.) Die Hände in den Taſchen, ſchlenderte Keith durch die rieſigen Marmorſäle, in denen der Spielbetrieb im Gange war. Valporuzza eröffnete eine Bac⸗Partie, die Ecarté⸗ Tiſche waren umlagert, die Kronleuchter warfen grelles Licht über die Geſichter. die ſich um die grünen Tiſche dräng⸗ ten. Keith gelangte in einen neuen Saal, den größten und prächtigſten des Palaſtes, wohl zweihundert Menſchen, zu⸗ meiſt Herren im Frack und Smoking, hatten ſich um die Roulettmaſchine verſammelt, Fieber und Senſation mach⸗ ten die Atmoſphäre unerträglich, und die Rufe der Crou⸗ piers gingen in nervöſer Aufregung unter. Eine Zeitlang ſchaute Keith dem Spiel zu. Auf einem gewaltigen Tiſch war ein großer gläſerner Apparat aufgebaut; die weiße Kugel rollte langſam über ſechs Schienen, die in Serpen⸗ tinen abwärts liefen bevor ſie aus der letzten Schiene in die ſtändig rotierende Roulettſcheibe ſprang. Mit irrem Blick und verzerrtem Mund folgten all die Geſichter dem Lauf der Kugel, eine Glühbirne flammte auf, ein Klingelzeichen durchſtach die Luft, im nächſten Augenblick wurden von tau⸗ melnden Händen Geldnoten und Ehips auf die Felder des Tiſches geſchüttet, ſekundenlang herrſchte atemloſe Stille, die Geſichter ſchwankten, dann erfolgte ein einziger Auf⸗ ſchrei, als die Kugel aus der Schiene in die rotierende Scheibe fiel. Zero. Kein Einſatz lag auf Zero. Die Harken der Croupiers fegten über den Tiſch und rafften die Chips und Geldnoten zuſammen, und wieder ſchwankten die er⸗ hitzten Geſichter in langen Reihen.„Machen Sie Ihr Spiel, meine Damen und Herren!“ riefen die Eroupiers, und die weiße Kugel begann von neuem, über das Schienengerüſt zu laufen. Keith lachte leiſe vor ſich hin. Ein gefährliches Spiel. Er warf eine Geldnote wahllos auf Blau und ſah amüſiert zu, wie die Kugel auf Gelb ſprang. Man nannte das ein Geſchicklichkeitsſpiel. Einer der Croupiers erkannte ihn und begrüßte ihn mit tiefer Verneigung. Keith ging weiter, auf der Suche nach de la Haye. * Der Mann, dem ein Ohrläppchen fehlte, ſaß in einem der Nebenräume vor einem Humpen Rotwein. Er lutſchte träge an einer dicken Zigarre und ſchien über den Urſprung aller Dinge nachzudenken. Sein bläuliches Geſicht war ganz regungslos. Lächelnd ſetzte ſich Keith zu ihm. De la Haye verzichtete darauf, dem Urſprung aller 15 nachzuforſchen und ſagte ſchleppend:„Lebſt du denn noch?“ „Soviel ich weiß, ja“, erwiderte Keith gelaſſen, ſchenkte ſich Rotwein ein und proſtete dem dicken Mann zu. Genau ſo wenig wie Dr. Hirnbringer in Berlin über⸗ raſchte es de la Haye, wenn Baron Keith nach langer Ab⸗ weſenheit wieder vor ih auftauchte. Man war daran ge⸗ wöhnt, daß Keith unerwartet erſchien und unerwartet von der Bildfläche verſchwand. Keith war ein Komet, der keine regelmäßige Umlaufzeit hatte. „Dein Wohl!“ ſagte de la Haye und deutete mit den Lippen ein Lächeln an. Der Mann, dem ein Ohrläppchen fehlte, vermutlich in⸗ folge eines Schuſſes, der ſchlecht getroffen hatte, war ſo dick, daß ihm das Atmen Schwierigkeiten machte; de la Haye atmete nicht, ſondern röchelte. Gewöhnt an die Erregungen des Spielſaals, an die Ausbrüche Verzweifelter, an letzte Not und verhängnisvolles Glück, an Razzien, Polizeiverhöre, dunkle Machenſchaften, hatte er ſich eine Ruhe erworben, die ihn wie Eiſen umpanzerte. Kein noch ſo grauſames Ver⸗ brechen, keine noch ſo ſanftmütige Tat, kein Krieg und kein Frieden konnten den dicken Mann rühren. „Ich habe ein Anliegen“, begann Keith ſogleich, und zwar im Ton eines Mannes, der es vorzieht, zu bitten, ob⸗ wohl er befehlen könnte. „Los, mein Alter!“ forderte ihn de la Haye auf. „Wenn du dich erinnern ſollteſt: Vor drei Jahren be⸗ ſorgte 8 dir durch Croce das Kapital für den Palazzo Co⸗ ronini. Jetzt bin ich auf deine Hilfe angewieſen.“ „Damit du es nur weißt“, röchelte de la Haye dankbar, „wenn du Geld brauchſt, kannſt du es haben.“ „Ich brauche kein Geld. Ich brauche mehr als Geld.“ „Mehr als Geld gibt es nicht.“ Skeptiſch lächelnd fügte de la Haye hinzu:„Außer der Liebe.“ Er 4 mit häß⸗ lichem Geräuſch ſeinen Rotwein und blickte den Baron gut⸗ mütig an.„Was brauchſt 55 „Ich brauche den Palazzo Coronini“, antwortete Keith und neigte ſich dem dicken Mann zu, deſſen Lippen ſich vor Erſtaunen weit öffneten.„Für eine Nacht oder höchſtens zwei Nächte muß ich Chef dieſes Hauſes ſein. Du kommſt nicht um deine Einnahmen, alter Freund, es liegt mir einzig und allein an den Einſätzen eines Herrn, der im Palazzo Coronini Roulett ſpielen wird. Einverſtanden?“ „De la Haye nickte mit dem Kopf und röchelte.„Die weiße Kugel funktioniert ausgezeichnet..“ * Verlockend und gefährlich war die Stunde, die Heinz Obra mit der Frau in roſenroter Robe hatte. Er hatte Tango und Walzer mit ihr getanzt, mit faſt geſchloſſenen Augen und einem verſchwenderiſchen Lächeln, und ſeine ganze vorzügliche Haltung deutete gleichſam den Taumel an, in den ihn dieſe Frau verſetzt hatte. Und wäh⸗ rend er ſie langſam drehte, flüſterte er:„Ich habe viele chöne Augenblicke erlebt. Aber ich habe niemals einen 5 128 erlebt wie heute, als ich Sie die große Treppe her⸗ aufkommen ſah. Es war der ſchönſte Augenblick meines Lebens. So, das mußte ich Ihnen ſagen.“ „Sie ſagten es mir ſchon!“ „Ich muß es Ihnen immer wieder ſagen!“ f „Das 5 ſonderbar, ha!“ entgegnete Nora Servans halb ironiſch, halb koſend, und in allen Nerven geſpannt. . e NN HE Als er ſie an ihren Tiſch zurückführte, bot ſie ihm ein Glas Sekt an. Obra trank den Sekt, ſetzte das Glas ab, ſchleuderte es zu Boden und rief:„Scherben bringen Glück! Ich brauche Glück! Glück in der Liebe!“ Sein glänzender Scheitel, ſein Lächeln unter den Spitzen ſeines Bärtchens, ſeine ſinnliche Stimme, ſeine beweglichen Spielerhände waren ihr unangenehm. Dieſer junge Lebe⸗ mann, der über einen Teil der Aktien der Obra⸗Werke ver⸗ fügte, konnte auf die verſchiedenſten Arten lächeln; bald war ſein Lächeln verzückt, bald ironiſch, bald tiefſinnig und bald haltlos. Es war ihr unangenehm, daß ſein Blick langſam über ihr Geſicht taſtete. 5 Sie, daß Sie einen Mund haben, den ich küſſen muß?“ „Sie werden dieſen Mund nie küſſen“, erwiderte Nora, nur noch ironiſch. Obra liebte Frauen, die ſich mit Ironie verteidigten, und ſein Lächeln wurde dringend. Nora Servans blickte ſtarr, als höre ſie nicht zu, über das ſchwarzfunkelnde Meer. „Ich baue Automobile, roſarote Frau, und der ſchönſte Wagen, den ich je gebaut, ſteht in Meſtre, in der Nähe von Venedig. Ich lade Sie zu einer großen Fahrt ein!“ „Wohin?“ Heinz Obra lächelte verwegen:„Nach Raguſa!“ „Abgelehnt!“ ſchnitt Nora ab. Wenige Minuten ſpäter erhob ſie ſich, bot ihm die leicht geſpreizte Hand, die er küßte, ging dem Hotel zu. Er ſchlich hinter ihr her, durch die Halle, die Treppe hinauf, über den halb beleuchteten Gang, bis ſie vor ihrer Zimmertür ſtehen⸗ blieb. Sie ſtand wie zögernd da und war im Begriff, die Tür zu öffnen, als er plötzlich von hinten ihre Schultern umfaßte.„Ich habe Ihnen geſagt, daß ich Ihren Mund küſſen muß“, ziſchte er,„und was ich ſage, halte ich!“ Sie riß ſich los, ihre Augen blitzten, und gleich darauf war ſie hinter ihrer Tür verſchwunden. 5 Obra pfiff vor ſich hin, machte kehrt, ſchlenderte zurück, zechte in der Bar, tanzte mit vielen Frauen und konnte die Frau in roſaroter Robe nicht vergeſſen. Gyldenhoe neckte ihn:„Wenn du verliebt biſt, biſt du ungenießbar! Haſt du dir einen Korb geholt?“ Heinz Obra verzog unartig die Lippen und erklärte: „Ich wette mit dir, daß ich dieſe Frau innerhalb der nächſten vierundzwanzig Stunden erobern werde!“ Am nächſten Tag aber blieb die roſarote Frau unſicht⸗ bar. Weder auf dem Strand noch auf den Tennisplätzen, weder auf der Hotelterraſſe, noch af der Promenade war ie zu finden. Und Obra ſtarrte auf das Meer, als wenn ie Frau ſeiner Sehnſucht aus einer Woge, aus leichtem Schaum auferſtehen könne. * Am Abend Obra ſaß im Speiſeſaal des Exzelſior und hielt den Blick nervös auf die große Treppe gerichtet, über die geſtern um dieſe Zeit die Frau in roſaroter Robe gekommen war. Er trank ſeinen Wein nicht, berührte kaum die Speiſen, ſtrich ſich immer wieder über ſeine ſcharf geſcheitelte Friſur, die glatt und glänzend ſeinen Kopf umſpannte. Gyldenhoe be⸗ merkte ſkeptiſch:„Ich habe nicht den Eindruck, daß du deine Wette gewinnen wirſt!“ Da kam ein Page durch den Saal gelaufen, zu Obra in, dem er genau wie geſtern abend eine Depeſche reichte. rritiert und erregt riß Obra den Verſchluß auf. Der In⸗ halt der Depeſche lautete:„Sie tanzen gut. he ich Sie wieder?“ Gyldenhoe ſah, wie ſich Obra e an die Stirn griff. Gedehnt fragte er:„Etwas Wichtiges?“ „Nein, nichts!“ ſagte Obra bleich, ſtand auf und ent⸗ fernte ſich ohne ein Wort der Erklärung. Na, das iſt aber ſtark, dachte Gyldenhoe beunruhigt. An eine Säule gelehnt, ſtand Obra in der großen, faft leeren Halle. Er hülle ſich in Zigarettenrauch, grübelte und ſtreichelte ſein feines Bärtchen auf der Oberlippe. Er hatte mit der roſaroten Frau e Er hatte auch mit anderen Satuf getanzt. Mit Beryl Tronje, Jane Ferguſon, Stella uf. So ſtand er einige Minuten. Unter ſeinen Schnurr⸗ fahle ner zeigte ſich das mokanteſte Lächeln, deſſen er ig war.. Heinz Obra ſetzte ſich mit einem Ruck in Bewegung, in einer Ecke der Halle befand ſich ein Blumenſtand, mit lächelndem Geſicht ſuchte er fünfundzwanzig Marſchall⸗Niel⸗ Roſen aus. Er betrat den Fahrſtuhl, lächelte unentwegt, bia aus, eilte über den Korridor und ſtand vor der Tür, inter der das Geheimnis wohnte. Er klopfte, keine Antwort. Er legte ſeine Hand am die Klinke, drückte ſie nieder. Die Tür ſprang auf. Mit alttz⸗ ſchneller Bewegung trat Obra in das fremde Zimmer. Nora Servans, nur wenig bekleidet, riß den Kopf herum. Sie erblickte ihn, der eine kühne Entſchuldigung ſtammelte und warf ihm einen erregten Blick zu. Obra verneigte ſich wie ein Kavalier aus dem Rokoko und legte die Roſen auf den Spiegeltiſch. „Und jetzt... hinaus!“ befahl ſie. „Ich gehe ganz beſtimmt nicht“, ſagte Obra, vergaß zu lächeln und zog ſich an die Tür zurück, wo er wie ein Wäch⸗ ter, der ein Heiligtum zu bewachen hat, ſtehenblieb. Die Frau vor dem Spiegel erhob ſich, und ſo, als wenn er nicht mehr anweſend wäre, ſtreifte ſie ſich eine blendend weiße Seidenrobe über ihren Körper. Sie tupfte ſich über das blitzend blonde Haar, zog ſich, leicht gebückt, unter dem Rock die Strümpfe glatt. Geſchmeide funkelte an ihren Händen, an ihrer Bruſt. Der Mann an der Tür ſog genieße⸗ riſch die parfümierte Luft ein. „Geben Sie mir das Cape“, ſagte ſie. Heinz Obra fand das Chinchillacape und legte es ihr mit ſpitzen Fingern um die Schultern.„Darf ich hoffen, daß Sie mit mir tanzen werden?“ „Ich habe keine Zeit“, entgegnete Nora Servans, glitt an den Lichtſchalter, drehte das Licht aus, verließ das Zimmer. Eine ganze Minute lang ſtand Obra im Dunkeln, bevor er ſich entſchloß, ihr nachzueilen. Er raſte die Treppe hinab und ſah gerade noch, wie ſie ſich durch die Drehtür aus dem Hotel entfernte. Ein Page ſtürzte mit Frackmantel und Zylinder auf ihn zu. Und raſch folgte er ihr, die über die Strandpromenade zu den Kais ging, ohne ſich nur einmal umzublicken. Sie rief einen Bootsmann an, ſprang in ein Motor⸗ boot, das ſofort abfuhr. Es blieb ihm keine Zeit zum Ueber⸗ legen. Schon war er in ein zweites Boot geſprungen. „Dem Boot nach!“ rief er erregt, ſich in ſeinen Frackmantel knöpfend. Wind von den Lagunen her ſtürzte ihm entgegen. ein heißer Wind wie Schirokko, der betäubte. Obra ſaß im Bug des Bootes, lächelte ein unvernünftiges Lächeln und wußte, daß er nicht eher ruhen würde, als bis er das Ge⸗ heimnis dieſer Frau gelöſt hatte. Sein Blut glühte. Das Funkeln und Flirren der Lichter Venedigs rückte näher und näher. Vor Obra war die Frau aus dem Boot geſtiegen, und auf der Piazetta war es ſchwer, ihre Spur nicht zu verlieren; mit geſchärftem Blick lief er ihr nach. Wohin ging es? Es ging über den Markusplatz, der von Muſik überſchwemmt war; aus allen Kaffeehäuſern drang das Winſeln der Geigen. Wellen von Menſchen wogten über den Platz. Und weiter ging es durch das Tor des Glocken⸗ turms, die lange ſchmale Straße hinauf, vorbei am Theater San Samuele, durch ein Gewirr trüb beleuchteter Seiten⸗ ſtraßen. Ueber eine Brücke, unter deren geſchweiften Bogen dunkel das Waſſer eines Kanals floß. Obra blieb plötzlich ſtehen, er preßte ſich an die Wand und beobachtete: Zehn Schritte von ihm entfernt hatte die Frau vor einem der alten Paläſte halt gemacht, ihr Schatten fiel quer über die Straße. Das Portal öffnete ſich, Licht blendete in das Dunkel hinaus, raſch verſchwand die Frau im Eingang. Atemlos kam Obra näher. Ueber dem Portal des alten Palaſtes ſtand eine Jahreszahl und das Wort Coronini. Was war Coronini? Gleichzeitig ſah er, daß der Palaſt noch einen zweiten Eingang vom Kanal aus hatte. Und vor dem Kai des Palaſtes hatten viele Gondeln angelegt. Obra ſtieg die drei Marmorſtufen hinauf, zog die altertüm⸗ liche Schelle. Ein ſchwarzſilberner Diener öffnete, ließ ihn eintreten. Erſtaunt ſtellte Obra feſt, daß niemand ihm den Eintritt verweigerte. Der Diener verneigte ſich, nahm ihm 5 und Mantel ab, gerade ſo, als hätte er dieſen Herrn erwartet. Zwiſchen den ſchillernden Spiegelſcheiben des Veſtibüls zündete ſich Obra eine Zigarette an. Als er weiterging, fühlte er ſein Herz heftig Mense Vor ihm lag ein prunk⸗ voller Saal, in dem viele Menſchen verſammelt waren. Der Lichterglanz, die Unruhe der Stimmen, die heiſeren Rufe der Croupiers 8 ihm klar, daß er ſich in einem Spiel⸗ klub befand, und die faſt hyſteriſche e die in der Luft hing, drängte ſich in ſeine Nerven. Er blickte 2 nach der Frau um, aber ſie war nirgends zu ſehen, er lief weiter, kam in andere Säle, hielt einen Diener an, dem er zwei oder drei Zehn⸗Lire⸗Noten in die Hand gleiten ließ. „Haben Sie nicht eine Dame geſehen. ſehr ſchön. nd.. in weißer Robe.. Chinchillacape?— Der Diener hatte dieſe Dame nicht geſehen.. 15 höchſte erregt, lief Obra immer weiter und e überall dort, wo ſich Menſchen zuſammengeballt hatten. Wohl über eine halbe Stunde lang ſuchte er in allen Räumen, aber die Frau war verſchwunden, als wenn ſie dieſes Haus nie betreten hätte. i Erſchöpft hielt Obra an, faſt geiſtesabweſend blickte er auf den Spieltisch die Rouletteſcheibe rotierte, eine weiße Kugel lief über die Schienen eines bel 8 Geſtells, 1 8 8 von Chips wurden über die Felder des Tiſches ge⸗ worfen, in der dunſtigen Luft fanden die ſcharf konzen⸗ trierten Geſichter der Spieler, das Stimmengewirr ſchwoll an, ein Glockenzeichen ertönte, 5 1 ſchob Heinz Obra⸗ eine Tauſend⸗Lire⸗Note auf die Zahl 13, jetzt erfolgte eine nervöſe Stille, klirrend ſprang die Kugel in die rotierende Scheibe, in die Stille hinein ſchrie der Croupier:„Dreizehn!“ Ein Haufen bunter Chips wurde Heinz Obra zugeſchoben. (Fortſetzung folgt.) ruckarbeiten für Handel, Gewerbe und Industrie liefert schnellstens Neckar-Bote-Druckerei Zywei alte WiſentRörner ergänlen. Wie die alten Germenen ihr Bier brauen. Seit geraumer Zeit ſuchen deutſche Forſcher den Schleier zu lüften, der über der Bereitungsweiſe des ger⸗ maniſchen Bieres lag. Das einzige Quellenwerk über das Bier unſerer Vorfahren, die„Germania“ des Römers Tacitus aus dem 1. Jahr⸗ hundert n. Chr., gibt gerade über das, was wir gern wiſſen möchten, nämlich über die Art und den Geſchmack des germaniſchen ieres, keinen Aufſchluß. Alſo mußte die Löſung des Rätſels auf andere Weiſe verſucht wer⸗ den. Im Berliner Muſeum , für Vor⸗ und Frühgeſchichte lagerten halbvergeſſen zwei alte Hörner, die vor zwei Jahrtauſen⸗ den ſchwere Wiſentſchädel geziert hatten und dann offenbar von trinkfrohen Germanenrecken zur Aufnahme ihres Leib⸗ und Ma⸗ ae benutzt worden waren. War es der nur aus Honig ereitete Met geweſen, oder iſt doch etwas Wahres an der vielfach von ante che Sachverſtändigen geäußerten Vermutung, daß das Getränk der alten Germanen in der Hauptſache aus Emmer (einer Weizenart) und Gerſte und nur zuweilen unter Zuſatz von Honig gebraut wurde und einen fäuerlichen Geſchmack hatte. ähn⸗ lich wie das Berliner Weißbier? Die alten Trinkhörner wurden genau unterſucht. und da ent⸗ deckte man in den inneren Furchen der Hörner eingetrocknete Flüſſigkeitsreſte. Das Mikroskop brachte völlige Klarheit: Unſere Vorfahren tranken tatſächlich Bier Allerdings konnte es auf die Reinheit und das Edelaroma unſerer heutigen deutſchen Biere keinen Anſpruch erheben, es war ein recht trübes Getränk, Körner, Spelzen, ſogar Blütenſtäubchen wurden feſtgeſtellt, ein Beweis, daß auch Honig zugeſetzt wurde, wahrſcheinlich wenn ſtatt des alltäg⸗ ichen leichteren„ald“ das gehaltvollere„bjorr“(Bier) gebraut wurde. Ueber die Art des Brauens in jenen Zeiten iſt man auf Vermu⸗ tungen angewieſen. Immerhin hat man in Wohnſtätten, die vor etwa 3000 Jah⸗ ren angelegt wur⸗ den, ſowohl in leh⸗ migen Boden ein⸗ gelaſſene Kochgru⸗ ben entdeckt, in de⸗ nen die Gerſten⸗ maiſche zum Ko⸗ chen gebracht wer⸗ den konnte, als auch verſenkte, ut verſchließbare ongefäße, die alle Vorausſetzungen für eine längere Lage⸗ rung von Bier erfüllten Die Keimung des Korns wurde 25 durch Anfeuchten und Aufhängen des Die Maiſche wurde durch hineingeworfene glühend gemachte Steine erhitzt. Getreides über der offenen Herd⸗ ſtelle erreicht. Das ſo gewonnene „Grünmalz“ wurde geſtampft. mit Waſſer vermaiſcht und dann erwärmt, wodurch der Verzuckerungsprozeß in Gang kam. In der zuckerreichen„Bier⸗ würze“ entwickelte ſich ſchnell eine Na⸗ turgärung, die das Getränk bald alkoho⸗ liſch machte. Auf die Klärung gab man damals nicht oiel. das zeigen die Kör⸗ ner und Spelzen in den Wiſenthörnern. l alten Germanen ſicherlich genau ſo gut Römiſches 1 wie uns das klare, goldig ſchimmernde mit 1600 Jahre aliem Bier mit der weißen Schaumkrone, die eingetrockneien Bier. uns ſo verführeriſch anlächelt. DAL Sprung- Rãtſel. Zwölf Wörter mit je fünf Buchſtaben und folgender Bedeutung ſind zu ſuchen: 1. Stadt im Freiſtaat Sachſen, 2. Stadt in Ungarn, 3. Haustier, 4. Gegenſtand eines Auf⸗ ſatzes, 5. Halbedelſtein, 6. Berg in der Schweiz bei Zürich, 5 Shakeſpeareſche Dramengeſtalt. 8. ſüdamerikaniſches Ge⸗ birge, 9. alte Münze, 10. weiblicher Perſonenname, 11. Meer⸗ enge am Perſiſchen Golf, 12. Mündungsarm der Weichſel. Der Anfang der einzelnen Wörter beginnt in dem inneren Zahlenkreis und endet nach Pfeilrichtung dortſelbſt. Die Buchſtaben der Innenfelder ergeben eine Gaſtſtätte. 5 Scharade. Was köſtlich dir des einen Kunſt bereitet, Was oft der andern Paar dir zugeleitet, Was oft das ganze rührte, denke dir! Das ganze aber ſage mir! Heitere Denkſportaufgabe. Wieviel Tiere haben zu dieſem Fabelweſen beigetragen? 2 5 3 Silbenrätſel. 2 au bat burg cel de dem ei en ger hoe her i i in it ken kla la len lo mi min molt nu ny rams re re ren roß ſchlä ſe te te ter ve wal ze zept zri. Aus vorſtehenden 42 Silben ſind 16 Wörter zu bilden, die folgende Bedeutung haben: 1. Stadt in der Schweiz, 2. Helene 3. Fechtwaffe, 4. Muſikinſtrument, 5. Luftkurort im Schwarzwald. 6. deutſcher Feldherr, 7. Stadt in der Provinz Sachſen, 8. ärztliche Vorſchrift, 9. Feldherr, 10. geo raphiſche Bezeichnung, 11. Seeſäugetier, 12. Nebenfluß der Rhone, 13. vielbeſuchter Ort in Bayern, 14. Redekampf, 15. Stadt in Pommern. 16. Stadt in Schles⸗ wig⸗Holſtein. Sind die Wörter richtig gebildet, ergeben die An angsbuchſtaben von oben nach unten und die Endbuch⸗ ſtaben von unten nach oben geleſen ein Zitat von Chamiſſo. Bilderrätſel. a f Auflöſungen aus voriger Nummer. „Magiſches Zahlen⸗ Quadrat: 11 4 12 25 8 16 17 5 1 1 10 18 1 14 22 23 6 19 2 15 Verſchmelzungs⸗Aufgabe: Wladimir, Otto⸗ mar, Leontine, Fortung. Geraldine, Adalbert. Nikolaus, Gabriele.— Wolfgang. Silbenrätſel: 1. Ananas, 2. Nogat, 3. Seraph, 4. Eſtiſſac. 5. Halali, 6. Nachen, 7. Komet, 8. Odaliske, 9. Surrogat.— Anſehn koſtet nichts. Zweiſilbige Scharade: Fernpaß. Scherz⸗Rätſel: Wandrer— andrer. Füllrätſel: 1. Vorfahren— vorfahren; 2. nach Sicht— Nachſicht; 3. Teilhaber— Teil Haber; 4. Wach⸗ holder— wach Holder. i b Kopfwechſelrätſel: Salta, Emmi, Lamm, Teckel. Eichel. Raſpel, Sumpf, Warze, Aachen, Seſſel, Suppe, Echſe, Raupe— Selterswaſſer. Rätlel: Der Reiſigbeſen. 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Es ſchellt an der Tür. Obwohl ich weiß, daß es mein dreijähriger Bub iſt, frage ich im Scherz:„Wer iſt denn da?“—„Ich!“—„Wer ich?“ Pauſe. Auf einmal:„Ich— von— dir!“(Köln. J. Z.) *. Jällt ihm nicht ein. Eine neue Autoſtraße ſoll gebaut werden. Die Ver⸗ meſſungsbeamten kommen auch zu einem Bauernhauſe und holen den Beſitzer heraus. „Hören Sie einmal“ ſagte der Landmeſſer.„die Straße wird durch Ihre Scheune gehen.“ Der Bauer:„Mir egal, aber wenn Ihr glaubt, ich mache jedesmal, wenn ein Auto kommt, die Türe auf. dann habt Ihr Euch geſchnitten!“ * Frau:„Du, Chriſtoph, biſt doch auch der Meinung. daß das viele Trinken das Leben verkürzt?“ Mann:„Gewiß, liebe Gerholde, ich will gerne zugeben. daß die Zeit dabei ſchneller vergeht.“ Sie ſind ja ſo ſchrecklich heiſer heute, Frau Müller? Ja, mein Mann iſt geſtern abend ſehr ſpät nach Hauſe gekommen. * „Daß Sie Ihrem Gegner im Wirtshaus die Ohr⸗ feige gaben, geſchah doch wohl in der Uebereilung?“ „Jawohl! Ich wollte eigentlich damit warten, bis wir draußen waren!“ 8 Die Scheidung „Du konnteſt dir's ja vorher überlegen, ob wir zuein⸗ ander paſſen oder nicht!“. „Und du? Du natürlich gar nicht! Nein, du biſt abſolut unſchuldig!“ Und er ſchluckte haſtig. „Paul, ſei vernünftig, geh hin und reiche die Schei⸗ dung ein!“ „Und wer hat die Schuld?“ „Na, wir beide.“ „Unſinn, einer muß die Schuld haben!“ „Alſo du!“ „Siehſt du, ſo kannſt nur du reden— ich hätte dich ja auch früher kennen müſſen!“ * Vor dem Richter.„Alſo. Sie wollen ſich ſcheiden laſſen. Warum eigentlich?“ „Wir paſſen nicht zueinander!“ „Das hätten Sie früher merken ſollen!“ Sie eifrig:„Ich habe ja nie gewollt!“ Der Kadi ſchmunzelt:„Wovor?“ „Na, vor der Heirat!“ „Ach ſo! Wäre aber nicht doch eine Einigung möglich?“ Das Ehepaar:„Unmöglich!“ *. Nun laßt ſich der Richter die Papiere geben. Pauſe. Er ſtarrt auf den Schein, ſchüttelt den Kopf, dann ſagt er plötzlich ſehr ernſt:„Ich lehne die Scheidung von vornher⸗ ein ab.“ Das Ehepaar fährt auf:„Unmöglich!“ Der Richter:„Sie ſehen die Lage richtig.“ Paul und Emilie ſtarren ſich erſchrocken und feind⸗ ſelig an. Paul:„Herr Richter, ich verſtehe nicht—“ Der Richter:„Ich auch nicht! Die Menſchen ſollten ſich doch erſt trauen laſſen, bevor ſie ſich ſcheiden wollen!“ Das Ehepaar:„Bitte???!“ a Der Richter:„Ja. Sie ſind nicht verheiratet. Der Lon⸗ doner Trauſchein hat keinen Stempel!“ Emilie:„Paul, wir wären nicht verheiratet?“ Der Richter reicht Paul die Papiere zurück:„Sie ſind mit einem blauen Auge davongekommen. Ich gratuliere!“ Paul:„Herr. Sie beleidigen meine Frau!“ Der Richter:„Sie irren, Sie haben keine Frau— und jetzt gehen Sie!“ Er lächelt. Paul:„Na, dann wird's Zeit!“ Emilie:„Paul——“ Der Richter:„Gehen Sie jetzt!“ Und ſie gingen— nach vier Wochen zum Standesamt —— Paul und Emilie! dle sparsame dswise e Ser e Mit seiner kleinen Tube zu 50 Pf. Konnen Sie e als 100& Ihre Zähne putzen, weil Biox- ULTRA hoch konzentriert ist und nie hart wirds it Froila u fücktr Samt Jubehör 2 8 1 2 Arcona-Chrom-Ballon-Räder, die Präzisions- 10 9% O10 — marke mit Dynamo: tampe, 5 Jahre Garantie von 78.— an 2 789275 Große Redio- u. Mosik-Abteilung. 8 25.— Kofferapparate, Werke, Zubehör, 5 3 1 N Bastlermaterial und Reparaturen 8 35. e billig. Motorrad. Zubehör 20 t 4 enorm billigen freisen 48.. Berlin f 2 b. Hi. Weinmeisterstr. 14 1 Katalog nach auswärts gratis und franko. Der Name garantiert für Onalität Größtes führendes fFahrradhaus Deutschlands. Gegr. 1899