Nuſcheint fäglich, wet Ausnahme der Sunn und Feiertage. Wegngspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60 In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Reklamen 60 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Für Platz⸗Vorſchriften wird keine Garantie übernommen. eee e latt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verbinbblatt für den Stadtteil Müm.⸗Secken helm. Annahmeſchluß für Inſerate und Rotizen vormittags 9 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Aluſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig). „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Schriftleitung, Druck u. Verlag: G. Härdle, Zähringerſtr. 68. Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 33. Jahrgang Der deutſche Donnerſchlag Der Donnerſchlag, der mit der entſchloſſenen Tat des Kanzlers aus Deutſchland kam, hat ſeine Wirkung in der ganzen Welt nicht verfehlt. Es wäre nur zu wünſchen, daß er auch das Gewiſſen der Welt geweckt hätte. Leider aber ſcheint dies, ſoweit man aus dem Widerhall der Kanzler⸗ rede in der Auslandspreſſe feſtſtellen kann, ſo gut wie gar nicht der Fall zu ſein. Man muß allerdings dabei berück⸗ ſichtigen, daß in all' jenen Ländern die Preſſe in Wirklich⸗ keit ja gar nicht der Ausdruck der Volksmeinung iſt. Man müßte Europa aufgeben, wenn man nicht die Hoffnung hätte, daß die Völker um Deutſchland ſelbſt ehrlicher, ver⸗ nünftiger und gerechter urteilen als ihre Staatsmänner und ihre Zeitungen. Mit einer geradezu erſchütternden Verſtändnisloſigkeit reagiert Frankreich auf den deutſchen Schritt; alle Bosheiten und Verdächtigungen müſſen herhalten, um eine unglaubliche Hetze zu füttern. Die Blütenleſe, die im Folgenden gegeben wird, ſtellt nur einen kleinen Ausſchnitt dar. Was ſoll man dazu ſagen, wenn der„Temps“ meint, man erkenne nicht, welche gebieteriſchen Gründe Deutſch⸗ land bewogen haben, mit Genf zu brechen? Man erkenne nicht, ſo fährt das Blatt fort, inwiefern er der Berliner Regierung die Handlungsfreiheit verſchaffen ſoll, die ſie vor allem wünſche. Noch zwei Jahre lang ſei Deutſchland durch alle Beſtimmungen des Völkerbundsſtatuts gebunden. Der Verſailler Vertrag beſtehe in ſeiner ganzen Kraft mit ſeinen militäriſchen, maritimen und Luftklauſeln weiter, ebenſo auch mit ſeinen territorialen Garantien für die Weſtgrenzen der Locarnopakt. Auch der Kellogg⸗Antikriegspakt behalte ſeinen ganzen Wert. Angeſichts dieſer Tatſachen frage man ſich vergeblich, welche Berechnung die Berliner Regierung angeſtellt habe, als ſie aus dem Völkerbund austrat, wo Deutſchland doch ſeinen Einfluß als Großmacht ausüben könnte. Die Inanſpruchnahme des Viererpaktes wäre ein Irrtum, denn er beziehe ſich ja ausdrücklich auf den Völ⸗ kerbund.—„Journal des Debats“, das wie gewöhnlich Deutſchland ſchlechten Willen unterſtellt, ſagt zu den Ausführungen des Kanzlers an die Adreſſe Daladiers: „Dieſe Kundgebungen rühren uns nicht. Wir wiſſen, daß ſie nur die„perfideſten Pläne“ verbergen“, und fährt fort, auch Streſemann hätte geſchworen, daß Deutſch⸗ land endgültig die Grenze anerkennen würde, aber kaum ſeien die„Locarnoküſſe ausgetauſcht“ worden, da habe Streſemann erklärt, er habe nichts Beſtimmtes verſprochen, ſondern nur feſtgeſtellt, daß Deutſchland nicht in der Lage geweſen ſei, gegen Frankreich Krieg zu führen. Das Wort Kan ber deſſen wahre Pläne in dem Buch„Mein ampf“ enthüllt werden, habe auch keinen größeren Wert. —„Intranſigeant“ behauptet, Hitler ſuche Frankreich von ſeinen Verbündeten und Freunden loszutrennen, aber Frankreich bedanke ſich dafür, Deutſchland allein gegen⸗ überzutreten. i Im„Paris Soir“ heißt es: Der Aufruf des Kanzlers beweiſe, daß Hitler trotz ſeines jähen Entſchluſſes nicht die Brücken für immer abbrechen wolle. Er ſchlage im Grunde genommen eine direkte Verſtändigung zwiſchen Deutſchland und Frankreich vor. Wenn es die engliſch⸗fran⸗ zöſiſch⸗amerikaniſche Annäherung aufrecht zu erhalten wiſſe, dann ſei Frankreichs Stellung feſt und die Zukunft ge⸗ ſichert.—„Paris Midi“ vertritt den Standpunkt, daß Deutſchland den Viererpakt gebrochen habe. Aus der Hitler⸗ rede müſſe man die Stelle hervorheben, in der er Dala⸗ dier mit Blumen überſchüttet“ und deutlich auf Elſaß⸗ Lothringen verzichtet habe, ferner die Stelle, in der es heißt: daß nur ein Narr einen Krieg zwiſchen Frankreich Hund Deutſchland wollen könne. Man möge auf dieſe Erklä⸗ rungen nicht vertrauen, aber es ſei doch angenehm, feſtzu⸗ ſtellen, daß Deutſchland auf jeden territorialen Streitfall mit Frankreich verzichte. Eine Verſtändigung, aus der Po⸗ ken ausgeſchloſſen wäre, wäre eine unheilvolle Berech⸗ nung, um nicht zu ſagen, ein Verrat. Herriots Blatt„Ere Nouvelle“ erhebt gegen Deutſch⸗ land die Anklage, daß es die„Völkerbu u 50 17 5 ausgepreßt habe und nun wegwerfen wolle, dabei aber alle durch den Völkerbund erzielten Vorteile behalten wolle. Daß ein Blatt wie der„Figaro“ ſich förmlich über⸗ ſchlägt, kann nicht wunder nehmen. Schon der Kurioſi⸗ tät halber lohnt es ſich zu verzeichnen, daß es in ſeinen Spalten u. a. heißt, Reichskanzler Hitler habe einen„inter⸗ nationalen Putſch“. und Europa herausgefor⸗ dert. Er wolle auf der Plattform des Imperialismus, auf der ſich alle Parteien zuſammenfänden, Wahlen veranſtal⸗ ten. Für Hitler ſei die Wahl jetzt Krieg oder Zuſammen⸗ bruch(). Im„Ami du Peuple“ heißt es u. a.: Wir haben dieſen großen Donnerſchlag wie eine Befreiung herbeige⸗ ſehnt. Wir ſehen darin eine Garantie dafür, daß das fran⸗ zöſiſche Heer trotz der Abrüſtungsvorkämpfer wie Boncour und Blum nicht zu weit entwaffnet wird.— Der ſozialiſti⸗ ſche„Populaire“ überſieht vollkommen die außenpolitiſche Bedeutung der Entſchlüſſe der deutſchen Regierung. Das Blatt müht ſich vielmehr ab, aus den Ereigniſſen einen Be⸗ weis der„innenpolitiſchen Schwäche“ Deutſchlands zu kon⸗ truieren. In der„Vickoire“ heitzt es, es ſei der deutſchen egierung natürlich bewußt, daß weder die Engländer noch die Amerikaner ſich an einer Beſetzung des Rhein- landes beteiligen würden und daß Frankreich allein es ebenfalls nicht beſetzen werde, da es ernſte Zwiſchen⸗ fälle mit der deutſchen Bevölkerung zu beſorgen hätte, aus denen ein neuer Krieg ſich entwickeln könnte. 7757 Die engliſche Preſſe beſpricht die Lage mit betonter Kaltblütigkeit. Sie zeigt das Beſtreben nach objek⸗ 29905 Betrachtungsweiſe und nach Würdigung der deutſchen eweggründe. Vielfach wird auf die Möglichkeit hingewie⸗ en, unter Benutzung des Viermächtepaktes auf die Beſei⸗ 1 Dienstag, den 17. Oktober 1938 Der Reichsaußenminiſter klärt die ausländiſche Preſſe auf. Berlin, 17. Oktober. Reichsaußenminiſter Freiherr von Neurath unterrich⸗ tete am Montag abend die ausländiſche Preſſe über die Gründe und Ziele der Entſcheidungen der Reichsregierung. Er knüpfte dabei an die bedeutſamen Sätze der letzten Rund⸗ funkrede des Reichskanzlers an, in denen es u. a. hieß: Kein Krieg kann Dauerzuſtand der Menſchheit werden, kein Frieden kann die Verewigung des Krie⸗ ges ſein. Die bewußte Deklaſſierung Deutſchlands, die darin liegt, daß man jedem Volk der Welt ein ſelbſtverſtändliches Recht zubilligt, das nur dem deutſchen Volke allein vorent⸗ halten wird, empfinden wir als die Verewigung einer Dis⸗ kriminierung, die für uns unerträglich iſt. Darum iſt, ſo führte der Reichsaußenminiſter aus, die Kernfrage klar gekennzeichnet: Will man die Teilung der Völker in Sieger und Beſiegte verewigen oder endlich den Grundſatz anerkennen, daß alle Staaten gleichberechtigte Mitglieder der Völkergemeinſchaft ſind? Dies iſt entſchei⸗ dend für jede internationale Zuſammenarbeit. Am letzten Samstag iſt in Genf klar zutage getreten, daß man dem deutſchen Volk in einer ſeiner höchſten Exi⸗ ſtenzfragen, in der Frage ſeiner nakionalen Sicherheit, die Gleichberechtigung verſagt. Damit haben die Mächte das Fundament zerſtört, auf dem allein ſich ein ehrliches und fruchlbares Zuſammenwirken der Völker denken läßt. Mit dem offenbaren Willen zur grundſätzlichen Diskriminierung Deukſchlands haben ſie den Grundgedanken des Bölkerbun⸗ des verletzt, haben ſie ſelbſt bekundet, daß ſie auf eine auf⸗ richtige und reale Juſammenarbeit mit Deutſchland keinen Werk legen. f ö 1 91.8 Das deutſche Volk würde ſich ſelbſt diffamieren und würde nicht ehrlich handeln, wenn es trotz dieſer Sachlage ſeinerſeits noch den Schein einer ſolchen Zuſammenarbeit aufrechterhalten wollte. Deutſchland hat die Forderung der Gleichberechtigung ſeit dem Tage erhoben, an dem ſein Eintritt in den Völkerbund zum erſtenmal zur Diskuſſion geſtellt wurde. Sie ſtand ſchon im Mittelpunkt der diplomatiſchen Auseinanderſetzungen zwiſchen Deutſch⸗ land und den damaligen Ratsmächten, die Ende 1924 dem Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund vorausgingen. In der erſten amtlichen Kundgebung des Völkerbundsrates an die dentſche Regierung vom Dezember 1924 ſtehen die folgenden Worte, die ohne jeden Kommentar für ſich ſelbſt rechen? e 0 e ee „Der Rat nimmt Kenntnis davon, daß die deutſche Regierung in Anſehen der Vorausſetzungen, unter denen Deutſchland in en Völkerbund einzutreken wünſcht, auf jede Abſicht verzichtet, für Deutſchland beſondere Ber günſtigungen zu verlangen, daß ſie aber erwarket, daß dieſer Eintritt ſich auf dem Fuße der Gleichberechtigung vollzieht. Der Rat ſtellt feſt, daß die 10 befragten Re⸗ gierungen, d. h. die Ratsmächte, über dieſe Vorausſel⸗ zung völlig einig ſind.“ 5 Dieſe Feſtſtellung allein konnte die Grundlage für die Haltung Deutſchlands in der Abrüſtungsfrage ſein. Der Miniſter erinnerte dann an das un aufrichtige diplomatiſche Spiel um die Vermehrung der Rats⸗ ſitze Anfang 1926, das im März 1926 zu dem beſchämenden Scheitern des Eintritts führte und ſagte weiter: Aber die einſtimmige Aufnahme Deutſchlands, die dann im Herbſt desſelben Jahres erfolgte, konnle angeſichts der vorausgegangenen amklichen Verlautbarung des KAakes über die deutſche Gleichberechtkigung polikiſch nicht anders gewertet werden als die feierliche Juſage aller im Völker⸗ bund vertretenen Regierungen zu der Auffaſſung, daß ſie von jetzt an in der Abrüſtungsfrage auf der Grundlage der deutſchen Gleichberechtigung aufbauen würden. Der Miniſter wies dann auf die in den folgenden Jah⸗ ren von deutſchen Vertretern in Genf gehaltenen Reden hin. in denen Deutſchland ſtets auf die Einlöſung jener Zuſage gedrungen hat und auf die deutſchen Warnungen. daß das Schickſal des Völkerbundes beſiegelt ſei, wenn er an der Aufgabe der Durchführung der allgemeinen Abrü⸗ eee eee ee. tigung der Schwierigkeiten hinzuarveiten.„Morning Post- erklärt: Deutſchland hatte das Gefühl, in der Frage der Gleichberechtigung von Europa zum Narren gehal⸗ ten zu werden.. f „Times“ behaupten, daß der Kanzler Methoden, mit denen er in der inneren Politik deutſchlands gute Erfolge gehabt hat, in die auswärtigen Angelegenheiten einzuführen verſuche. Die Kundgebung an das deutſche Volk enthalte einige offenbare und allgemeine Wahrheiten, die jeder unterſchreiben könne. Aber das meiſte falle nicht ins Gewicht angeſichts der verhältnismäßig geringen Mei⸗ nungsverſchiedenheiten, die in Genf erörtert wurden. Auch die Rundfunkanſprache habe nichts enthalten, was einen Bruch gerade im jetzigen Augenblick gerechtfertigt hätte. Die erſte Pflicht des Völkerbundes ſei, alles Gerede von einer drohenden Kriegsgefahr zu unterlaſſen, und die erſte Pflicht der Regierungen der Welt, ſobald wie möglich den Plan vorzulegen, den Deutſchland verworfen habe. Die Ausſicht auf ein Zuſtandekommen der Konvention ſei im Augen⸗ blick dahin. Aber der Welt ſollte die Möglichkeit gegeben werden, ſie in der Gefüllt zu beurteilen, die man ihr geben wollte. ö 5 i 5 Volles Verſtändnis für den deutſchen Schritt hat man bisher eigentlich nur in der ungariſchen Preſſe entdek⸗ ken können. Der wahre Sachverhalt. Nr. 242 ſtung und damit der Herſtellung der Gleichberechtigung Deutſchlands ſcheitern würde. Niemand konnte an dem Ernſt Deutſchlands mehr zweifeln, als es ſich im Sommer vorigen Jahres wegen der damals ſchon offenbar werdenden Verweigerung der Gleichberechtigung von der Abrüſtungskonferenz zurückzog. 5 Die Einheitsfront von Paris Als man endlich an den entſcheidenden Punkt der Ver⸗ handlungen kam und die hochgerüſteten Staaten über ihren Abrüſtungswillen Farbe bekennen ſollten, ſo fuhr Frei⸗ herr von Neurath fort, ſetzte bezeichnenderweiſe diejenige Wendung ein, die in der Erklärung des Herrn engli⸗ ichen Außenminiſters am Samstag ausmündete. Die Grund- lage für dieſe Wendung iſt in den Pariſer Verhandlungen zwiſchen der franzöſiſchen, engliſchen und amerikaniſchen Regierung geſchaffen morden. Als wir nach dieſen Verhandlungen wieder an den di⸗ plomatiſchen Beſprechungen beteiligt wurden, mußten wir mit Enttäuſchung und Befremden feſtſtellen. daß die bisherige Grundlage der Konferenzverhandlungen garnicht mehr beſtand. Es ſtellte ſich heraus, daß der engliſche Plan von ſeinen Urhebern ſelbſt nich! mehr anerkannt wurde, und daß man ihn grundle gend ändern wollte. Gegenüber dieſem Entſchluß, die mit ſoviel Mühe auf⸗ gebaute Grundlage für ein befriedigendes Abrüſtungsab⸗ kommen einſeitig zum Nachteil Deukſchlands wieder zu be⸗ feiligen und ſich damit über die Dezembervereinbarung hin⸗ wegzuſetzen, gab es für uns nur noch eine Antwort, den Auskrikt cus der Konferenz. Kein Grund zu Leberraſchung Die Staatsmänner und Diplomaten aber, die an den Perhandlungen beteiligt waren, ſind durch unſeren Schritt in keiner Weiſe überraſcht worden. Wir haben während der letzten Genfer Beſprechungen mit aller Deutlichkeit auf die Konſequenzen hingewieſen, die wir ziehen müßten, wenn man uns in der fetzt geplanten Weiſe die Gleichberechtigung verſagen würde. Mit Befriedigung ſtelle ich feſt, daß es während dieſer letzten Verhandlungen von Seiten der Vertreter der Vereinigten Staaten und Italiens nicht an ernſten Bemühungen gefehlt hat, zu vermitteln. Alle dieſe Bemühungen ſcheiterken aber an dem Be⸗ ſtreben anderer Mächte, eine Einheitsfront gegen Deutſchland zuſtandezubringen. 5 Ebenſo wie unſer Anſpruch auf Gleichberechtigung ſchon früher zum Vorwand genommen wurde, um uns als Stö⸗ renfried der Abrüſtungsverhandlungen zu diskreditieren, wird dies auch jetzt wieder verſucht. Demgegenüber muß ich mit aller Entſchiedenheit auf den Zweck der Abrü⸗ ſtungskonferenz und den Sinn der Abrüſtung überhaupt binweiten. Das Ziel iſt erſtens eine möglichſt weitgehende Gerehfegung des Rüſtungsnipeaus der Welt und eine klare vertragliche Feſtlegung dieſes Niveaus; das Ziel iſt zweitens der Rüſtungsaus⸗ gleich zwiſchen den bereits abgerüſteten und den hochge⸗ rüſteten Staaten. 8. Nach Hinweis auf die gewaltigen Rüſtungsunterſchiede erklärte der Miniſter: Jetzt behauptet man, wir hätten durch neue, ganz unge bührliche und über die früheren weil hinausgehende For- derungen eine Verſtändigung unmöglich gemacht. Dieſe Be⸗ haupkung ſchlägt den Tatſachen ins Geſicht. Deutſchlands E tandpunkt Freiherr von Neurath nahm Bezug auf die Inſtruk⸗ tion an die deutſche Botſchaft in London, die den deutſchen Standpunkt noch einmal endgültig feſtſtellt, und erklärte: Wir hielten an dem engliſchen Plan und an einer Konventionsdauer von fünf Jahren feſt, lehnten den Ge⸗ danken einer Bewährungsfriſt ab und beſtanden darauf, daß die Verwirklichung unſerer Gleichberechtigung nicht erſt nach Jahren, ſondern alsbald beginnen müſſe. Wir ſeien bereit, die Umwandlung der Reichswehr in ein kurzdienendes Heer ſofort in Angriff zu nehmen. Welche Bewaffnung dieſes Heer haben müſſe, würde jedoch erſt klargeſtellt werden können, wenn bekannt ſei, welche konkre⸗ ten Abrüſtungsmaßnahmen hinſichtlich des Kriegsmaterials von den hochgerüſteten Staaten übernommen werden wür⸗ den. WH 10 90 Wir lehnten unſererſeits kein Waffenverbok als zu ein⸗ ſchneidend ab, wenn es auf alle Staaten in gleicher Weiſe Anwendung finde. 1 Wir ſeien ſogar bereit, auf die Zuteilung aller Waffen Verzicht zu leiſten, zu deren Vernichtung innerhalb einer beſtimmten Friſt die hochgerüſteten Staa⸗ ten ſich verpflichteten, und deren Verwendung internatio⸗ nal verboten werde. Aus dem Prinzip der Gleichberechti⸗ gung folge, daß die Waffen, die allen Ländern erlaubt blieben, aber für ſie zahlenmäßig limitiert würden, auch für Deutſchland ſchon von Beginn der Konvention an zugelaſſen werden müßten, wobei wir indes durchaus be⸗ reit ſeien, über die Mengen dieſer Waffen mit uns reden zu laſſen. g Der Reichsaußenminiſter wies dann die Behaup⸗ tung Sir John Simons zurück, daß Deutſchland in dieſer Inſtruktion über ſeine früheren Forderungen hinaus⸗ gangen ſei. Er fuhr dann fort: 5 Ich muß hiernach mit aller Beſtimmtheit feſtſtellen, daß nicht unſere Forderungen, ſondern die Haltung der Gegen⸗ ſeile es geweſen iſt, die eine Fortführung der Verhandlun⸗ gen unmöglich gemacht hat. Der Herr engliſcher Außenminiſter hat in ſeiner Er⸗ klärung vom Samstag unter Zuſtimmung Frankreichs und der Vereinigten Staaten an die Stelle des Macdonaldpla⸗ nes einen neuen Plan geſetzt. Der neue Plan Die Abrüſtung der hochgerüſteten Staaten ſoll demnach um vier Jahre hinausgeſchoben, ſoll aber auch für die ſpätere Periode nicht bindend vereinbart werden, da ſie von dem Erfolg des Kontrollſyſtems abhängig ge⸗ macht wird. Praktiſch beſchränkt ſich die Kontrolle aber auf Deutſchland, weil dieſes allein in den nächſten Jahren einſchneidenden Rüſtungsbeſchränkungen unterworfen wäre. Die anderen Mächte hätten es alſo jederzeit in der Hand, ſich auf das Nichtfunktionieren der Kontrolle und angebliche deutſche Vertragsverletzungen zu berufen, um ihrer materiellen Abrüſtungsverpflichtung auszuweichen. Es kommt hinzu, daß für die Zeit nach vier Jahren auch das Maß der dann eventuell beabſichtigten materiellen Abrüſtung voll im Dunkeln gelaſſen worden iſt. Die auch nach dem neuen Plan ſofortk vorzunehmende Umwandlung der Reichswehr in eine kurzdienende Mi⸗ liz iſt nicht eine Konzeſſion an Deutſchland, ſondern eine Konzeſſion Deutſchlands an die anderen Mächte. Die Erſetzung der vorzüglich ausgebildeten 100 000 Mann der Reichswehr durch die doppelte Zahl kurzdienender Mannſchaſten iſt offenſichtlich noch eine weitere Schwächung unſerer jetzigen minimalen Werte, zumal ja ſelbſt die uns jetzt geſtatteten Verſailler Waffen nur für die jeweils im Dienſt ſtehenden 200 000 Mann, nicht aber für die zur Entlaſſung kommenden Mannſchaften bewilligt werden ſollen. Deutſchland hätte alſo 200 000 Gewehre in den Händen kurz ausgebildeter Leute gegenüber etwa acht Millionen Gewehre der Franzoſen. Es iſt geradezu ein hohn, wenn dieſe zweite Entwaffnung Deutſchlands mit dem Schlag⸗ work der Nichtaufrüſtung Deutſchlands begründet wird. Hal man es wirklich für möglich gehalten, daß ſich die deutſche Regierung mit dem Gedanken einer Bewährungsfriſt ab⸗ finden könnte. der ſchon an ſich eine undiskutierbare Diffa⸗ mierung darſtellt, und deſſen Begründung ich nur als eine beleidigende Verleumdung der dentſchen Regierung und als eine völlig grundloſe Verdächtigung ihrer polikiſchen Abſichten kennzeichnen kann? Denn was führt man zur Begründung dieſes unmögli⸗ chen Planes an? Es iſt die angebliche Gefährdung des europäiſchen Friedens durch das neue Deutſchland. Mit Entſchiedenheit wies der Reichsaußenminiſter am Schluß ſeiner Rede alle Verſuche, den mangelnden Abrü⸗ ſtungswillen mit Vorwürfen gegen Deutſch⸗ land zu verſchleiern, zurück. Zum Schluß erklärte der Reichsaußenminiſter, die Konferenz möge beweiſen, ob ſie etwas leiſten könne. Deutſchland ſei abgerüſtet und niemand könne den gewaltigen Rüſtungsabſtand zwiſchen uns und den anderen leugnen. Deulſchland wird, ſo ſchloß Freiherr von Neurath, ſelbftverſtändlich ernſte Abrüftungsvorſchläge jederzeit prüfen und auch weiterhin bereit bleiben, ſich auf der Grund⸗ lage der Gleichberechtigung über ſein künftiges Rüſtungs⸗ regime zu verſtändigen. 5 Henderſons Antwort Telegramm an den Keichsaußenminiſter. Genf, 16. Oktober. Der Präſident der Abrüſtungskonferenz, Henderſon, hat an den Reichsminiſter des Aeußeren, Freiherrn von Neu⸗ rath, das folgende Antworttelegramm gerichtet: „Ich habe dem Hauptausſchuß das Telegramm Ew. Ex⸗ zellenz vom 14. Oktober mitgeteilt, das den Beſchluß der deutſchen Regierung ankündigt, jegliche Beteiligung an den Arbeiten der Konferenz für die Herabſetzung und Begren⸗ zung der Rüſtungen einzuſtellen, und die Gründe für dieſe Entscheidung angibt. Die deutſche Regierung hat dieſe Maßnahme gerade in dem Augenblick getroffen, in dem das Büro ſoeben beſchloſ⸗ ſen hatte, den Hauptausſchuß mit einem genau umriſſenen Programm zu befaſſen. Dieſes Programm, das inner⸗ 11 eines beſtimmten Zeitraumes durchgeführt werden ollte, ſicherte entſprechend den von der Konferenz unter Beteiligung Deutſchlands angenommenen Entſchließungen ſtufenweiſe die Verwirklichung der Herabſetzung der Rü⸗ ſtungen, in einer Weiſe, die ſich mit derjenigen des Kon⸗ ventionsentwurfes vergleichen läßt, mit dem der Haupt⸗ ausſchuß befaßt iſt. Dieſes Programm ſtellte auch mit entſprechenden Si⸗ cherheitsmaßnahmen die Verwirklichung der Rechtsgleich⸗ heit ſicher, die die deutſche Regierung ſtets an die Spitze ihrer Forderungen geſtellt hat. Unter dieſen Umſtänden bedaure ich, daß Ihre Regie⸗ rung dieſe ſchwerwiegende Entſcheidung aus Gründen ge⸗ troffen hat, die ich nicht als ſtichhaltig anſehen kann.“ Wie Henderſons Antwort zuſtandekam, zeigt der Be⸗ richt der Hauptausſchußſitzung in Genf. Im Anſchluß an die von Henderſon vorgetragene Reſolution erklärten die Vertreter Pplens, der Türkei und Rußlands, ſie hätten den Reſolutionspakt eben erſt erhalten und ſeien zu den vorhergegangenen Verhandlungen nicht hinzugezogen worden. Unter dieſen Amſtänden ſeien ſie nicht ohne weiteres in der Lage, der Reſolution zuzuſtimmen. Der Vertreter von Angarn erklärte, daß ſein Land ſich wegen ſeines enkwaffneten Zuſtandes ebenfalls in beſonderer Lage ſähe. Die Erklärungen der vier genannten Vertreter wurden von der Generalkommiſſion als Stimmenthaltung aufgefaßt. Es wurde beſchloſſen, die Note abzuſenden, und feſige⸗ ſtellt, daß ſie mit den genannken Reſerven angenom- men worden ſei. Der Geſamteindruck iſt der einer allgemeinen Unſicherheit und des Gefühls, daß die Aktion durch die abgegebenen Er⸗ klärungen an Schlagkraft eingebüßt hat. Vertagung in Genf Die Haupfausſchuß- Sitzung der Abrüſtungskonferenz. Genf, 17. Oktober. Vor vollbeſetzten Zuſchauer⸗ und Journaliſtentribünen hat der Hauptausſchuß der Abrüſtungskonferenz Montag nachmittag die bereits vor der Sommerpauſe anberaumte Sitzung abgehalten. Die Delegierten aller Länder waren vollzählig erſchienen. Nur die Plätze der deutſchen De⸗ legation blieben leer. Präſident Henderſon verlas das Telegramm des Reichs⸗ außenminiſters von Neurath und ſeine bereits veröffent⸗ lichte Antwort. Sie wurde vom Hauptausſchuß mit Bei⸗ fall aufgenommen. Henderſon begründete den Inhalt der Antwort damit, daß in dem Telegramm des Reichsaußen⸗ miniſters drei Werturteile enthalten ſeien— Un⸗ möglichkeit der Erreichung des einzigen Konferenzzieles, Schuld der hochgerüſteten Staaten und Vereitelung der Gleichberechtigung—, die der Ausſchuß nicht ohne Wider⸗ ſpruch laſſen könne. Henderſon bat darauf den Hauptaus⸗ ſchuß um die Ermächtigung, das vorgeleſene Tele⸗ gramm an Freiherr von Neurath abſenden zu dürfen. In dieſem Augenblick erhob ſich der Vertreter Sowjetrußlands, der Pariſer Votſchafter Dowga⸗ lewſki, um zu erklären, daß er gegen die Abſendung des Telegramms als per ſönliches Telegramm von Henderſon an ſich nichts ein⸗ zuwenden habe, denn in dieſem Telegramm werde auf Beſprechungen Be⸗ zug genommen, an denen Sowjetrußland überhaupt nicht teilgenommen habe. Eine gleichlautende kurze Erklärung gaben ſodann die Vertreter Polens und der Türkei ab. Henderſon machte in ziemlich gereiztem Tone die De⸗ legierten Sowjetrußlands, Polens und der Türkei darauf aufmerkſam, daß er ſowohl wie Sir John Simon einen ausführlichen Bericht über dieſe Beſprechungen im Präſi⸗ dium der Abrüſtungskonferenz gegeben hätten. Er ſtellte ſodann feſt, daß der Hauptausſchuß mit der Abſendung des Telegramms an Freiherrn von Neurath einverſtanden ſei. Dieſe Zuſtimmung wurde von einem Teil der Anweſenden durch Akklamakionen begleitet. Henderſon über Deutſchlands Entſchluß 2 Henderſon fuhr fort, der Beſchluß Deutſchlands, die Ab⸗ rüſtungskonferenz in dem Augenblick zu verlaſſen, in dem man die Hoffnung hatte, raſch zu einem Ergebnis zu kom⸗ men, könne die Schwierigkeiten, mit denen man zu tun habe, nur vermehren. Es ſei ſeine feſte Ueberzeugung, daß die Konferenz ihr Werk mit allem Ernſt fortſetzen und eine Konvention ausarbeiten müſſe. Angeſichts der neuen Lage ſei es notwendig, eine Entſcheidung über den weiteren Gang der Konferenzarbeiten zu treffen. Dieſe Entſcheidung erfordere ſchwerwiegende politiſche Erwägun⸗ gen, ſo daß man den Delegierten durch eine Vertagung des Hauptausſchuſſes Zeit laſſen müſſe, ſich mit ihren Regierun⸗ gen in Verbindung zu ſetzen. a Henderſon ſchlug vor, daß der Haupkausſchuß am Don⸗ nerskag, 26. Oktober, nachmittags wieder zuſammentreten, und daß am Tage vorher eine Sitzung des Büros ſtattfin⸗ den ſolle. Dieſer Vorſchlag wurde ohne Ausſprache ange⸗ nommen und Henderſon ſchloß die Sitzung mik den Wor⸗ ken an die Delegierten:„Ich hoffe, daß Sie alle mit In⸗ ſtruktionen ven Ihren Regierungen zum Abſchluß einer Konvention wiederkommen“ Die Volksabſtimmung Wie ſie durchgeführt wird. Am 12. November 1933 findet gleichzeitig mit der Reichstagswahl eine Volksabſtimmung ſtatt. Für die Durch⸗ führung der Reichstagswahl finden die gleichen Be⸗ ſtimmungen Anwendung, die ſchon bisher bei den Reichs⸗ tagswahlen galten. Auch für die mit der Wahlhandlung verbundene 2 bſtimmung gelten, ſoweit es ſich um das Verfahren handelt, im weſentlichen dieſelben Beſtimmun⸗ gen, die bisher für Volksentſcheide beſtanden. Die das Reichs⸗ tagswahlgeſetz ergänzenden Beſtimmungen, die ſchon bei den letzten Reichstagswahlen Anwendung gefunden hatten, gelten auch für die bevorſtehenden Reichstagswahlen; ſie ſind durch eine beſondere Verordnung des Reichsminiſters des Innern auch für die Volksabſtimmung eingeführt worden, ſo daß die allgemeinen Vorausſetzungen ſowohl für die Wahlhandlung wie für die Abſtimmungshandlung die gleichen ſind. Die Frageſtellung Im Reichsgeſetzblatt Nummer 113 wird eine Verord⸗ nung zur Durchführung der Volksabſtimmung über den Aufruf der Reichsregierung an das deutſche Volk veröf⸗ fentlicht. , Paragraph 3 der Verordnung gibt nähere Auskünfte über den Stimmzettel. Er hat das Format 12 mal 9 Zen⸗ timeter und beſteht aus grünem Papier. Er enthält folgen⸗ den Aufdruck: „Billigt das deutſche Volk die ihm im Aufruf der Reichsregierung vom 14. Oktober 1933 vorgelegte Poli- kik der Reichsregierung und iſt es bereit, dieſe als den Ausdruck ſeiner eigenen Auffaſſung und ſeines eigenen Willens zu erklären und ſich feierlich zu ihr zu bekennen?“ Unter dieſem Aufdruck befinden ſich zwei große qua⸗ dratiſche Felder, von denen eines mit Ja, das andere mit Nein überſchrieben iſt. Zur Art der Stimmabgabe beſtimmt Para⸗ graph 4: Die Stimmabgabe erfolgt in der Weiſe, daß der Stimmberechtigte, der die zur Abſtimmung geſtellte Frage bejahen will, unter dem vorgedruckten Wort„Ja“, der Stimmberechtigte, der ſie verneinen will, unter dem vor⸗ gedruckten Wort„Nein“ in den dafür vorgeſehenen Kreis ein Kreuz ſetzt. ö Im Paragraph 5 wird ausgeführt: Der Stimmzettel wird in demſelben Umſchlag abgegeben, in dem auch der Stimmzettel zur Reichstagswahl abgegeben wird. Nur eine Partei Bekanntlich iſt durch Erlaß des Reichsminiſters des In⸗ nern die Neubildung von Parteien verboten und unter Strafe geſtellt. Daraus läßt ſich ohne weiteres erkennen, daß auf dem Skimmzektel für die Reichstagswahl nur eine Partei ſtehen wird: die Nationalſozialiſtiſche Deutſche Ar⸗ beiterpartei. Der Stimmzettel iſt wie der Stimmzettel der früheren Wahlen hergeſtellt; hinter der Parteibezeichnung befindet ſich ein Kreis, der durch Ankreuzen— wie bisher— Kenntnis davon gibt, daß die Partei gewählt iſt. Wird der Stimmzettel mit nicht angekreuztem Kreis abgeliefert, ſo iſt er ungültig. Auflegung der Stimmliſten vom 2. bis 6. November. Nachdem die Neuwahl des Reichstages und die Volks⸗ abſtimmung auf Sonntag, 12. November, feſtgeſetzt iſt, hat der Reichsminiſter des Innern angeordnet, daß die Stimm⸗ e vom 2. bis 6. November auszule⸗ gen ſind. Tadoot liliet ii. Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. 52) Aber er fühlte, daß ſie in Sorge war. Da nahm er ihre Hand und ſagte ernſt: 5 „Du biſt nun Bürgerin geworden in der großen und freien Stadt Danzig. Und ihre Freiheit muß dir 9öher ſtehen als alles in der Welt, auch als dein eigen Glück und Sicher⸗ heit, Antje. Sieh, wir Männer, die wir im Kampfe ſtehen, haben Frauen nötig, die ſtark und ſelbſtvergeſſen ſind, die uns nicht das Herz ſchwer machen mit bangem Zagen und ängſtlichen Sorgen. Es iſt ein Gott im 7 der für uns alle ſorgt. Den ſollen wir walten laſſen allezeit. Und wenn er uns das Liebſte nimmt im Kampf um die Heimat, ſo hat es alſo ſollen ſein.“ Sie hatte den Scheitel tief geſenkt als er ſprach. Und jedes ſeiner Worte wurde aufgenommen in ihrer Seele mit großem Ernſt und heiligem Willen. Und es war ein Stol in ihr, daß er ſo ſprach und daß ſie dieſes Mannes Wei einſt ſollte werden.. Er küßte 85 auf die Stirn. „Danzig braucht große und ſtarke Mütter, Antje. Und das kommende Geſchlecht darf nicht weich ſein. Denke immer an die heilige Aufgabe, die dir einſt bevorſteht.“ Ihre Augen trafen ſich klar und rein und es war ein heiliges Gelöbnis in ihren Seelen. Durch die breiten Blätter des alten Baumes ſchimmerte der Abendſtern und von St. Marien winkte heimatlich der dunkle Turm herüber. 5 Da fiel alle Furcht von ihrer Seele und ein ſtarkes, gläu⸗ biges Vertrauen wuchs in ihr. Eine Stunde ſpäter ging Klaus Veldeke zum Mottlau⸗ hafen herunter, wo die fünfzig Kähne warteten.— Still und warm iſt die Sommernacht. Leiſe gurgelnd plätſchern die Waſſer gegen das Holzwerk der Schiffe. Wie ſchwarze Schatten ziehen die Bäume und Schanzen am Ufer vorüber. In Weichſelmünde feiert der polniſche Oberſt Ernſt von Weyher ein großes Feſt. Lachen und Becherklirren tönen weit in die Nacht hinaus. Niemand hat acht, was außerhalb des Lagers vor ſich geht. Auch die Wachen ſind ſo. lich trunken geworden, daß ſie in tiefem Schlafe liegen, e noch die Mitternacht da iſt. Wie ein Sturm fallen die tauſend Danziger über alles kommt. Der her, machen nieder, was ihnen in den Weg Oberſt von Weyher, nur mit einem Hemd bekleidet, rettet ſich ins Dunkel der Nacht. 14 Geſchütze, die in Weyhers Verſchanzungen waren, wer⸗ den in die Stadt gebracht oder vernichtet. Als Stephan Bathory von dieſem nächtlichen Ueberfall zu hören bekommt, packt ihn ein unbändiger Zorn. 3000 Reiter ſchickt er ſofort zur Hilfe nach Weiſelmünde, aber die Danziger ſind ſchon längſt wieder fort. In der Mittagsſtunde des nächſten Tages ſteht Klaus Veldeke wieder vor Antje. In ſeinen Augen iſt ein Lachen und er reißt ſie jäh an ſeine Bruſt. „War es nun ſo ſchlimm, kleine Antje? Nur ein loſer Streich, der nicht länger dauerte als eine Nacht. Aber in der Stadt iſt wieder Zwieſpalt.“ Er fährt ſich mit der Hand über die Stirn und ſeine Brauen furchen ſich. „Daß auch in dieſen ſchweren Zeiten nimmer Einigkeit ſein kann zwiſchen Rat und Gewerken! Jetzt in dieſem günſtigen Augenblick, wo der Pole verdutzt und eingeſchüch⸗ tert iſt, verbietet der Rat, den König nicht zu ſehr zu rei⸗ zen. Wenn es nicht ſo bitter ernſt wäre, wäre es zum La⸗ chen! Immer dieſe Angſt und das ſtete Rückenbeugen vor Stephan Bathoryl Wie ſoll es da vorwärts gehen mit Dan⸗ zig? Jetzt wär es juſt die rechte Zeit, das Hauptlager der Polen auf dem Biſchofsberg anzugreifen— aber der Rat will es nicht. Der König ſoll nicht gereizt werden!“ Er lachte bitter auf. „Als ob der Pole auch immer Rückſicht nähme auf uns! Wir Deutſche haben nimmer gelernt, hart und feſt zu ſein, wo es an der geit iſt. Wer allweil mit allen Freund ſein will, der wird von allen genarrt und genasführt.“ Mit großen Schritten durchmaß Klaus Veldeke das Wohn⸗ gemach, wo die Frauen bei der Arbeit ſaßen. Man hatte ſchon in der Stadt gehört, daß es Aufruhr zwiſchen Rat und Bürgerſchaft gegeben. Denn der Rat wollte es nicht ganz mit dem Polenkönig verderben, indes die Bürger⸗ ſchaft die große Neigung hatte, den Dänenkönig Friedrich zum Schutzherrn zu wählen, denn die tüchtigſten Führer in Danzig waren däniſche Offiziere, und eine däniſche 2 8 5 die den Befehl hatte, Danzig im Kampfe mit den Polen zu unterſtützen, wurde täglich auf der Reede erwartet. Nach dieſem nächtlichen Ueberfall auf Weichſelmünde ſetzte eine wütende Beſchießung von ſeiten der Polen ein. Es ſollte des Königs Rache ſein. n flogen 1 8 1 105 als im 4 und afen nicht nur die Kirchen, ſondern auch viele der hohen, ſpitzgiebeligen Wohnhäuſer. 5 1 Antje durfte nicht mehr unter ihrem lieben Baum im Hofe ſitzen, es war gefährlich jetzt geworden. Auch auf die Gaſſe ſollten die Frauen nicht mehr, Klaus Veldeke hatte es verboten. 5 Und dabei wurde der Sommer immer ſchöner und hei⸗ ßer und Antje kam ſich vor wie in einem Gefängnis. Jag und Nacht donnerten die Kanonen über die Stadt, immerwährend mußten die Bürger auf der Hut ſein wegen Feuersgefahr. Und immerwährend gab es zu löſchen und keimende Brände zu erſticken, denn der Sommer war ſehr heiß und trocken. „Speiſe und Trank wurden knapp in Danzig und die Bürger mußten oft Streifzüge in der Umgegend machen, ja ſogar bis vor Dirſchau hin, um ſich zu verproviantieren. Viel armes Bettelvolk zog durch die Gaſſen und bat ver⸗ . 800 8 entrüſt in Schrei der Entrüſtung ging durch die Stadt, als der König von Polen die Waſſerkunſt 55 dem Hohen Tor anzünden ließ. Aber nun ward auch für ihn ſelbſt der Waſ⸗ ſermangel ſo ſchlimm, daß er ſich nicht mehr halten konnte. Denn in den Schanzen wurde die Hitze und die Waſſer⸗ not unerträglich bei der Dürre, und böſe Krankheiten ent⸗ ſtanden im Polenlager. Und endlich, am 15. Juli, gab der König die Belage⸗ rung auf und führte ſeine Truppen ins kleine und f er f. ppe große 1 4 4 8 Aus dem badi scliem Candle Bekämpfung des Doppelverdienertums (Y Karlsruhe, 16. Okt. Wie die Preſſeſtelle beim Staats⸗ miniſterium mitteilt, hat der Kultusminiſter folgende Ver⸗ lautbarung erlaſſen: Die Unterrichtsverwaltung teilt mit, daß der Kampfbund für deutſche Kultur, Landesleitung Baden, am 21. September 1933 Richtlinien für die Beſchaffung von Arbeit und Brot für freiſtehende Tonkünſtler erlaſſen hat. In dieſen Richt⸗ linien ſind Vorſchriften getroffen über das Doppelverdiener⸗ kum von Lehrern und Beamten. Es wird darauf hingewieſen, daß dem Kampfbund für deutſche Kultur kein Recht zu⸗ ſtand, derartige Richtlinien zu erlaſſen. Maßgebend für ſämt⸗ liche Beamte des Staates und Staatsangeſtellte ſind lediglich die von der Reichs- und Landesregierung herausgegebenen Ge⸗ ſetze, Verordnungen und Erlaſſe, insbeſondere das Kapitel IV des Geſetzes zur Aenderung von Vorſchriften auf dem Ge⸗ biete des allgemeinen Beamten⸗, Beſoldungs⸗ und des Verord⸗ nungsrechts vom 30. Juni 1933, das mit den dazu ergangenen Vollzugsvorſchriften die Nebentätigkeit der Beamten regelt. Für die Beamten der Anterrichtsverwaltung iſt in Sonderheit maßgebend die Bekanntmachung vom 4. April 1933 über die Bekämpfung des Doppelverdienertums, hier: Genehmigung von Nebenämtern und Nebenbeſchäftigung. Der Mörder vom Faſanengarter 500 Mark Belohnung für ſeine Ergreifung. () Karlsruhe, 16. Okt. Die Staatsanwaltſchaft hat eine Belohnung bis zu 500 Mark für denjenigen ausgeſetzt, der zur Ergreifung des Mörders Franz Zwinger des Kriminal⸗ kommiſſars Wilhelm Rumpf in Karlsruhe beitragen kann. Der Polizeibeamte iſt, wie gemeldet wurde, am 4. Oktober vormittags bei einer Razzia von Zwinger durch Piſtolen⸗ ſchüſſe getötet worden. Die Perſonalbeſchreibung des Zwin⸗ ger iſt: 1.70 bis 1.75 Meter groß, hagere Geſtalt, mageres, blaſſes Geſicht, ſchwarze zurückgekämmte Haare, Anflug von ſchwarzen Schnurrbärtchen. Anzug: Dunkle Hoſe, Rock aus dunkelgrauem Cordſtoff, und ebenſolche Mütze. Eventuell Fahrrad, Marke Ebert. 1 4** Badiſche Zwillingspfennigſammlung Neue Methode im Kampf gegen den Hunger. () Karlsruhe, 16. Okt. Die Landesſtelle Baden⸗Würt⸗ temberg für Volksaufklärung und Propaganda teilt mit: Im Kampf gegen Hunger und Kälte wird nach einer Ver⸗ einbarung zwiſchen dem badiſchen Einzelhandel und dem Landesführer des Winterhilfswerks von Mitte Oktober ab eine neue wirkungsvolle Methode zur Anwendung kom⸗ men, nämlich eine Zwillingspfenmgſammlung. In allen Ein⸗ zelhandelsgeſchäften in Baden werden neben der Kaſſe Opfer⸗ büchſen des Winterhilfswerks, die mit einem beſonderen Klebeſtreifen gekennzeichnet ſind, zur Aufſtellung gelangen. Jeder Käufer wird nun bei Wareneinkäufen im Werte von einer Mark aufwärts, bei höheren Beträgen für jede Reichs⸗ mark je einen Pfennig in die Opferbüchſe zu Gunſten des Winterhilfswerks abführen. Dasſelbe wird auch der Verkäufer tun. An dieſe Abmachung müſſen ſich nicht nur die dem Einzelhandel angehörenden Geſchäfte, ſondern ſämtliche La⸗ deninhaber halten. Eine ähnliche Maßnahme hat die Vieh⸗ verwertungsgenoſſenſchaft Waldshut emb H. Sitz Tiengen in vorbildlicher Weiſe bereits in Kraft geſetzt. Jedem Ab⸗ lieferer dieſer Genoſſenſchaft werden pro Schwein und Kalb je 20 Pfennig und pro Stück Großvieh 50 Pfennig zu Gun⸗ ſten des Winterhilfswerks vom Verkaufserlös in Abzug ge⸗ bracht. Wie man hört, haben die übrigen badiſchen Vieh⸗ verwertungsgenoſſenſchaften die Abſicht, die große Winter⸗ ſchlacht in der gleichen Weiſe zu unterſtützen. Dieſer allge⸗ mein zu beobachtende Wetteifer im Sinne der Aufrufe der Reichs⸗ und Landesregierung läßt jeden notleidenden Volks⸗ genoſſen mit Ruhe dem Winter entgegenſehen. Ii Heidelberg.(Todesfall.) Im hieſigen St. Jo⸗ ſefshaus iſt Geiſtl. Lehrer Wendelin Fritz aus Bühlertal im Alter von 57 Jahren geſtorben. Von 32 Jahren Prieſter⸗ tätigkeit waren 24 Jahre der Unterweiſung und Erziehung der ſtudierenden Jugend in der Lender'ſchen Anſtalt in Sas⸗ bach gewidmet. Der Entſchlafene wirkte auch einige Zeit im Erzbiſchöflichen Konvikt in Tauberbiſchofsheim. Schönfeld. ohes Alter.) Hier feierte Franz Michael. Maurermeiſter i. R., ſeinen 86. Ge⸗ burtstag. Er iſt von den neun Kriegsveteranen hieſiger Ge⸗ meinde, die den ſiegreichen Feldzug 1870⸗71 gegen Frankreich mitmachten, der noch einzig Ueberlebende. i Eberbach.(Bei der Feuerwehrübung ver⸗ unglückt.) Bei der Schlußprüfung der Freiwilligen Feuer⸗ wehr verunglückte der Steigerobmann Rehberger dadurch, daß die Stützſtangen an der Leiter brachen. Rehberger ſtürzte ab und kam unter die Leiter zu liegen. Er erlitt außer inneren Verletzungen, einen Naſenbeinbruch, ſowie Verletzun⸗ gen am Unterkiefer und Hinterkopf. f i Mosbach.(Errichtung eines Schwimmba⸗ des.) In Kürze ſoll mit dem Bau eines neues Schwimm⸗ bades begonnen werden. Die neue Anlage kommt zwiſchen das alte ſtädtiſche Freibad und die Eiſenbahn. In der Mitte der Anlage befindet ſich das große Schwimmbecken, das ſportliche Ausmaße hat, 5 Bahnen von 2.50 Meter Breite und 50 Meter Länge. Die größte Tiefe beträgt 3.20 Meter, der niederſte Stand iſt 70 Zentimeter. Rechts des Schwimm⸗ bades iſt das Luftbad für Herren, links für Damen, das je eine große Spielwieſe und Planſchbecken für die Jugend enthält. () Baden⸗Baden.(Entwäſſerungsarbeiten.) Auf Gemarkung Oos werden 200 Hektar Acker⸗ und Wieſenge⸗ lände entwäſſert und verbeſſert. Dadurch können 74 Arbeiter auf die Dauer von 26 Wochen beſchäftigt werden. Zur Be⸗ ſtreitung des Aufwandes will man bei der Deutſchen Renten⸗ bankkreditanſtalt ein Darlehen von 66000 Mark aufnehmen. Spenden für Oeſchelbronn. N rlsruhe, 16. Okt. Auf den Aufruf des Reichsſtatt⸗ vaters Ade der Brandgeſchädigten in Heſchelbronn ſind bei der Städtiſchen Sparkaſſe in Karlsruhe bis zum 12. Oktober 1933 insgeſamt 198 173.66 Mark eingegangen. reiburg.(Der erſte Nachtfroſt.) Auf dem 6 05 2 70 Mal das Thermometer unter Null Grad. Bei klarem Himmel wurde minus 1 gemeſſen. Auch in den Niederungen erreichte das Thermometer den Null⸗ punkt. 1 1 5 O Freiburg.(Beſuch des Landesbiſchofs) Am Sonntag ſtattete der Landesbiſchof der evangeliſchen Landes⸗ kirche in Baden, D. Kühlewein, der evangeliſchen Gememde in Freiburg ſeinen erſten Beſuch ab. Die Ludwigskirche war bis auf den letzten Platz von Gläubigen gefüllt und feſtlich geſchmückt. Landesbiſchof D. Kühlewein erinnerte an ſeine Tätigkeit als Vikar an der Chriſtusurche, wo zwei Pfarrer die evangeliſche Gemeinde in Freiburg bedienten, während heute ſechs Pfarrer in ihr tätig ſind. Mit dem äußeren Wachstum müſſe aber auch das innere Schritt halten, eine chriſtliche Gemeinde müſſe erbaut ſein auf allerheiligſtem Glau⸗ ben, wie er im Glaubensbekenntnis zum Ausdruck komme, auf der Liebe, die alle Glieder miteinander verbinde und dem Grundſatz huldige, Gemeinnutz gehe vor Eigennutz und auf der Hoffnung, daß die Barmherzigkeit Jeſu Chriſtt in die Welt der Vollendung hineinleuchte. D Diersheim.(Die Alemannenfunde bei Drers⸗ heim.) Die wiſſenſchaftlichen Ausgrabungen nach den ale⸗ manniſchen Gräbern förderten weitere Urnengräber ans Ta⸗ geslicht. Es ſteht ſchon heute feſt, daß es ſich um einen grö⸗ ßeren Arnenfriedhof handelt aus der Zeit um 300 bis 400 n. Chr. Die Funde lehren auch, daß unſere alemanniſchen Vorfahren in lebhaften Handelsbeziehungen zu den ver⸗ drängten Römern jenſeits des Rheines ſtanden. ö Aus den Nachbarländern Auto überſchlägt ſich Ein Inſaſſe tödlich verletzt. Maxdorf, 16. Oktober. Auf der Straße von Weiſenheim a. S. nach Mardorf überſchlug ſich der Perſonenwagen des Weinhändlers Auguſt Nieth aus Mannheim. Rieth erlitt nur leichte Verletzungen, während ein Mitfahrer, Willi Eder aus Mannheim, ſo ſchwere Verletzungen erlitt, daß er nach Ueberbringung ins Krankenhaus ſtarb. Da angenommen wird, daß Rieth infolge Trunkenheit die Herrſchaft über den Wagen verlor, wurde er von der Gendarmerie verhaftet. In der Kurve verunglückt Gimmeldingen, 16. Oktober. Der mit ſieben Perſonen beſetzte Opelwagen des Speng⸗ lermeiſters Philipp Roth aus Neuſtadt fuhr in der Kurve an der Ecke Bahnhof⸗ und Hauptſtraße gegen Mußbach gegen den Randſtein. Die Inſaſſen flogen auf die Straße; das Auto wurde durch den Anprall ſchwer beſchädigt. Der mit⸗ fahrende SS.⸗Mann Heinrich Schäfer jun. von Gimmeldingen erlitt einen ſchweren Schädelbruch und Verletzungen am Bein und mußte ſofort ins Neuſtadter Krankenhaus überführt werden. Er iſt lebensgefährlich verletzt. 4 1 — 8 Ludwigshafen.(Straßenbahn ⸗ Anhänger macht ſichſelbſtändig.) Am Sonntag nachmittag lief der Anhänger eines Straßenbahnwagens der Linie 3, der ſich auf der Fahrt nach Mannheim befand, infolge Verſa⸗ gens der Weiche an der Kreuzung Kaiſer⸗Wilhelm⸗Lud⸗ wigsſtraße gegen die Kaiſer⸗Wilhelmſtraße. Kupplung und Verbindungskette riſſen und der Anhänger lief allein einige Meter weiter. Dabei wurde eine ledige Hausangeſtellte vom Anhänger erfaßt und zu Boden geworfen. Sie wurde etwa 4 Meter geſchleift und trug leichte Verletzungen da⸗ von. Herxheim.(Unter das eigene Fuhrwerk ge⸗ raten.) Der bei der Firma Max Eichenlaub hier beſchäf⸗ tigte Laſtzugführer Eugen Rohrbacher von hier geriet auf der Straße zwiſchen Germersheim und Rülzheim unter den von ihm geſteuerten Bulldogg. Erheblich verletzt wurde er in das Germersheimer Krankenhaus gebracht. Mainz.(Tödlicher Autounfall.) In Mainz⸗ Guſtavsburg in der Rüſſelsheimer Straße ereignete ſich an der Rampe vor dem Bahnübergang nach Mainz⸗Biſchofs⸗ heim ein tödlicher Unfall. Eine 66 Jahre alte Frau aus Mainz⸗Biſchofsheim wurde von einem Perſonenkraftwagen angerannt und zu Boden geriſſen. Die Frau ſchlug mit dem Kopf auf dem Boden auf. Der Tod trat infolge eines Schä⸗ delbruchs ſofort ein. Die Polizei iſt noch mit der Klärung der Schuldfrage beſchäftigt. — Ulm.(Wild gewordener Ochſe.) Beim Aus⸗ laden auf der Neu⸗Almer Laderampe nahm ein Ochſe Reiß⸗ aus. Der Weg ging den Schienen entlang dem Bahnhof zu. Ein daherkommender Perſonenzug mußte halten, bis es dem Ochſen gefiel, vom Gleis zu gehen. Das af überrannte den Sportplatz. Ein des Wegs kommendes Laſtauto wurde mit den Hörnern bearbeitet und der Kühler ſo beſchädigt, daß das Waſſer auslief. Ein Motorradfahrer ließ ſein Rad im Stich und rannte davon. Zwei mit Seilen bewaffneten Metzgern gelang es ſchließlich, das Tier einzufangen, bevor noch weiterer Schaden entſtand. 1 2 Andernach.(Vermißter als Leiche gelän⸗ det.) Vor acht Tagen verſchwand der 26jahrige Metzger⸗ meiſter Wilhelm Weigel, der ſich erſt vor einigen Tagen ſelbſtändig gemacht hatte, auf rätſelhafte Weiſe. Er hatte angegeben, Vieh einzukaufen. Seit dieſem Zeitpunkt fehlt jede Nachricht von ihm. Nunmehr wurde in Bingen die Leiche eines jungen Mannes geländet. Die Angehörigen ſtellten feſt, daß der Tote der Vermißte iſt. Weigel wollte in wenigen Tagen heiraten. Die Zuſammenhänge des Vor⸗ falls ſind bisher ungeklärt. Wadern(Saar).(Aus dem Omnibus geſchleu⸗ dert.) Bei einer Kundgebung der Sanitäter in Wadern ereignete ſich ein ſchwerer Unfall. Aus einem von Neunkir⸗ chen kommenden Omnibus wurde in der ſcharfen Kurve bei Dagſtuhl ein Mitfahrer geſchleudert. Der Schwerverletzte wurde mit einem doppelten Schädelbruch ins Krankenhaus eingeliefert, wo er nach einer Stunde verſtarb. g i Weiche Die Bluttat in eindenſchle od Simmern(Hunsrück). Die Beweggründe zur Bluttat in Lindenſchied, bei der Frau Schmitt die Witwe Dämgen mit der Hacke erſchlug und ſich dann ſelbſt die Kehle durch⸗ Hann ſollen in Eiferſuchtsmotiven zu ſuchen ſein. Die 35 ahre alte Frau der Landwirts Rudolf Schmitt ſoll den Verdacht gehegt haben, daß ihr Mann mit der 37jährigen Witwe Dämgen intimere Beziehungen unterhielt. Es wird angenommen, daß Frau Schmitt in grenzenloſer Eiferſucht ſchließlich auf den Plan gekommen iſt, die vermeintliche Ne⸗ benbuhlerin zu beſeitigen. Von anderer Seite wird be⸗ kannt, daß der Verdacht der Frau Schmitt gegenüber ihrem Mann und der getöteten Witwe Dämgen zumindeſt in letz⸗ ter Zeit unbegründet geweſen ſei. Frau Schmitt ſelbſt wird als arbeitſame und tüchtige Hausfrau geſchildert. Nuud. ocliau Kirchweih ⸗Kehraus. Die Seckenheimer Kirchweih gehört der Vergangen⸗ heit an. Nocheinige Zuckungen am heutigen Kerwe⸗Dienstag der ob ſeines trübſeligen Ausſehens ſo recht in unſere verkaterte Stimmung paßt und verleitet, ſich an den Ueberbleibſel der reichhaltigen Menüs zu Gute zu tun. Die Gaſtſtättenbeſitzer haben ſich in keinen allzuküh⸗ nen Hoffnungen gewiegt, und Schreiber glaubt kaum, daß einige angenehm enttäuſcht wurden. Immerhin, es war Kerwe und es war trotzdem noch ein Betrieb, wenig⸗ ſtens in den Lokalen, der ſich ſehen laſſen konnte. Wie wir geſtern ja ſchon ſagten, hat die Handwerkerwoche, ſo erfreulich ſie an und für ſich iſt, auf die Peripherieler Mannheims am Sonntag einen Schatten geworfen; das hört man auch von anderen Orten, die mit Beſuch aus der Stadt rechnen. Am Montag herrſchte dann die ge⸗ mütliche Stimmung in den Lokalen bei ausgedehntem Frühſchoppen, den man ſich jetzt ja nur an Kirchweih noch leiſten kann. Unſere kleinere Jugend hat ſich dann nach⸗ mittags die Freude auch nicht nehmen laſſen; trotz des unfreundlichen Wetters waren die Karuſſels und ſonſtiger Buden umlagert. Für ſie iſt Kerwe eben ein Feſt, das ſich aüf dem Juxplatz abwickeln muß. Die größere Jugend hatte nun reichlich genug Gelegenheit das Tanz⸗ bein zu ſchwingen und hat es auch in ausgiebiger Weiſe getan, bis eben doch wieder der Moment kam, wo die Muſik den Kehraus, wenn auch mit x⸗maliger Wieder⸗ holung, anſagen mußte. Der tödliche Anfall des Ludwig Bez durch betrunkenen Kraftfahrer. Wie nun bekannt wird, iſt der Anfall in Heidelberg, dem der 30 jährige Ludwig Bez von hier zum Opfer fiel, durch einen betrunkenen Kraftfahrer entſtanden, der übrigens noch nicht einmal im Beſitze eines Führer⸗ ſcheines geweſen ſein ſoll. Wie die Anterſuchung ergab, trifft nur den Kraftfahrer die Schuld an dem Unglück Er wurde noch in der Nacht verhaftet. Der Verunglückte war mit dem Rad zu Beſuch bei ſeinen Eltern bei Tübingen; auf der Heimfahrt hat ihn dann kurz vor dem Ziel der Anfall betroffen, der einen arbeitſamen Menſchen dahinraffte und ſeiner Familie den Ernährer nahm. Der Familie wird umſo⸗ größere Teilnahme entgegengebracht, da ein Schwager von dem Verunglückten im letzten Jahre ebenfalls durch Verkehrsunfall im blühenden Alter ſein Leben laſſen mußte. Die Pilzausſtellung in Mannheim. Pilzwanderungen. Die Pilzausſtellung erfreut ſich nach wie vor eines ſtarken Beſuches von ſeiten der Erwerbsloſen und Schulen. Im Laufe dieſer Woche werden jeden Abend Lichtbilder⸗ vorträge veranſtaltet:„Ueber unſere einheimiſchen Pilze“, und zwar jeweils um 18 Uhr. Der Eintritt beträgt dafür ebenfalls nur 20 Pfg. für Erwachſene; Erwerbsloſe, Kleinrentner uſw. frei. Das Material der Ausſtellung wird laufend erneuert vor allem durch Aufſammlungen von Erwerbsloſen ſelbſt. Die Leitung iſt für die Lie⸗ ferung von Pilzen jederzeit dankbar. Erwerbsloſe erhalten für die Lieferung von Pilzen künftig ein kleines Pilz⸗ büchlein gratis. Die Pilzwanderungen am Wochenende in den Käfertaler Wald verliefen ſehr zufriedenſtellend. Die nächſte Wanderung findet wieder in den Friedrichs⸗ feld⸗Seckenheimer Wald ſtatt. Trefffpunkt: Mittwoch, 18. Oktober, 14.30 Uhr, Bahnhof Friedrichsfeld⸗Süd. In der Pilzausſtellung werden jederzeit koſtenlos Pilze auf ihre Brauchbarkeit geprüft. i Morgenfeier im Nationaltheater. In Gemeinſchaft mit der Städtiſchen Hochſchule für Muſik und Theater veranſtaltete das Nationaltheater am Sonntag vormittag eine Morgen⸗ feier, in der eine der bedeutendſten Sängerinnen und Dar⸗ ſtellerinnen, die die deutſche Opernbühne je beſeſſen hat, Anna Bahr⸗Mildenburg, in einigen Opernſzenen den voll⸗ endeten Zuſammenklang von Muſik und Gebärde zum Aus⸗ druck brachte. Anna Bahr⸗Mildenburg zeigte in einer Reihe von Opernſzenen aus Werken von Mozart, Beethoven, Weber, Gluck und Richard Strauß ihr meiſterhaftes Darſtellungsver⸗ mögen, das tatſächlich in höchſter Vollendung den Einklang von Muſik, Geſang und Bewegung darbietet. Im zweiten Teil der Vortragsfolge ſah man Anna Bahr⸗Mildenburg in ihrem eigentlichen Element, in verſchiedenen Wagner⸗Opern, denen ſie als eine der treueſten Dienerinnen Bayreuths ihre Berühmtheit verdankt. Das große Spiel der Künſtlerin rief mehrmals ſpontanen Beifall hervor, der ſich am Schluß zu einer ſtürmiſchen Huldigung dieſer unübertrefflichen Ge⸗ ſtaltungskunſt ſteigerte. a 8 1* Gt. Lukas⸗Tag Dem Andenken des heiligen Lukas, des Verfaſſers des dritten Evangeliums und der Apoſtelgeſchichte, iſt von der katholiſchen Kirche der 18. Oktober ee worden. Er Hugend aus Antiochia, war Arzt und nahm ſchon in der ugend das Chriſtentum an. Er ſchloß ſich dem Apoſtel Paulus an, dem er ein treuer Begleiter wurde und dem er auch in die Gefan k nach Rom folgte. Da er nach der Legende auch Maler geweſen iſt, von deſſen Hand zahl⸗ reiche Madonnenbilder, die Jungfrau Maria mit dem Jeſus⸗ kinde, geschaffen worden ſein ſollen, die noch 3 gezeigt werden, wurde er im Mittelalter von Gewerbezünften, denen in der Hauptſache Bilds nitzer, Maler und Drucker ange⸗ hörten, zu ihrem Schutzheiligen erkoren. Das waren die „Lukasgilden“, die namentlich ſeit dem 15. Jahrhundert am Niederrhein und in den Niederlanden beſtanden. An den Tag des heiligen knüpfen ſich auch verſchiedene Bauern⸗ regeln. Es heißt darin u. a.:„Wer in der Lukas⸗Woche Roggen tut ſtreuen, wird es in der folgenden Ernte be⸗ reuen,“ oder auch:„St. Lukas, der Evangeliſt, bringt Spät⸗ roggen ohne Miſt.“ Auf die Kürze des Tages, an dem die Sonne ſchon bald nach fünf Uhr untergeht, deutet das Wort hin:„Lukas macht den Tag kürzer.“ 5 5 7 Wetterbericht Das isländiſche Tief zieht in der Richtung des Solf⸗ ſtromes ab, hinterläßt aber einen Ableger über den britiſchen Inſeln. Für das Feſtland erwarten wir nur geringfügige Ein⸗ wirkungen.— Vorherſage: Nachtfroſtgefahr, örtliche Morgen⸗ 3 unter Tags vorwiegend heiter, wieder mildere Wit⸗ erung. 5 e 7 0 Deine Hand dem Handwerk 5 Die Badiſche Handwerkskammer übergibt der Oeffentlichkeit einen Artikel zur Werbewoche des Handwerks. Darin heißt es u. a.:„Handwerkliches Können muß wieder ſeine alte Bedeutung zurückgewinnen. Darum bedeutet die große Werbeveranſtaltung unter dem Motto:„Segen der Arbeitsbeſchaffung im Kleinen, auf jeden Einzelnen kommt es an!“ mehr als nur ein Kampf um Aufträge! Die alte Verbundenheit des deutſchen Volkes mit handwerklichem Kön⸗ nen, handwerklichem Denken und handwerklicher Schlichtheit ſoll durch den Sieg über Maſſenware, billigen Schund und Pfuſcharbeit zum Ausdruck kommen.“ Der Artikel unterſtreicht, daß das deutſche Volk ſein Handwerk wieder achten und ſchätzen lernen muß als Hort und Pflegeſtätte ſeines beſten Weſens. Das Handwerk hat „ Meiſterarbeit“ zu liefern. Dieſer Verantwortung des Hand⸗ werks gegenüber der Volksgemeinſchaft entſpricht umgekehrt auch eine Verpflichtung der Volksgemeinſchaft gegenüber dem Handwerk. And dieſe beſteht darin, ihm Aufträge ſolcher Art 0 geben, daß es ſeine Fähigkeiten anwenden und entwickeln ann. a a a Der Aufruf klingt in die Worte aus:„Das Handwerk will leben und wird leben! Daran ſollen alle mithefen, Mei⸗ ſter, Geſellen und Lehrlinge, das ganze deutſche Volkte Deutſches Volk!„Deine Hand dem Handwerk!“ Wohlan, das Wort iſt geſprochen. Es folge die lebendige Tat! 8288 A—. 5 Fallende Blätter Das ſich immer mehr verfärbende Laub gemahnt uns mit aller Deutlichkeit daran, daß wir nun in den Herbſt gehen. Meſſinggelb, kupferrot und bronzebraun leuchten die Bäume auf und langſam rieſelt Blatt für Blatt zu Boden. Die feuchten und kühlen Herbſtnächte ſind gekommen und der Nebel, der an manchen Tagen in den frühen Morgen⸗ ſtunden über Wieſen und Felder ſich lagert, deutet an, daß es mit der Jahreszeit immer ſtärker bergab geht. Dem auf⸗ merkſamen Beobachter der Natur wird es aber nicht ent⸗ gehen, daß immer noch eine reiche Pracht von Blumen auf Anger und Acker zu ſehen iſt. Die Matten im Tal ſind mit der Herbſtzeitloſe in ihrem wunderbar ſchönen lila Blüten⸗ ſchmuck geziert. Manche Wieſe erinnert an ein blühendes Krokusfeld im Lenz, wo jetzt blaue Kelche aus dem Boden leuchten. Die Silberdiſteln beleben in anmutiger Weiſe die Berghalde und die Wachholderbüſche, die Schlehdornhecken mit blauen Beeren und die Heckenroſenſträucher mit den roten Hagebutten ſowie die Vogelbeerſträucher mit den roten Korallentrauben vereinigen ſich zu einer Farbenbuntheit, wie ſie nur der Herbſt hervorzaubern vermag. * — Anzeichen kalten Winters. Häufig zeigen ſich heuer im Oktober noch Horniſſen und Weſpen; ja es kommt vor, daß dieſe wehrhaften Räuber aus der Inſektenwelt durch das offene Fenſter in Stube oder Kammer eindringen und die erſchreckten Bewohner beläſtigen. Nach alten Bauern⸗ regeln haben wir„wenn Horniſſen und Weſpen im Oktober ſich häufig zeigen, Haus und Hof aufſuchen und in die Stu⸗ ben fliegen, ein Anzeichen eines kalten und frühzeitigen Win⸗ ters vor uns.“„Wenn im Oktober Horniſſen und Weſpen häufig fliegen, werden wir frühen Winter kriegen“.— „Wenn im Spätherbſt die Weſpen viel ſchwärmen, muß man im Winter den Ofen wärmen“. e a — Taſchenlampe beim Radfahren genügt nicht! Wieder⸗ holt kann man beobachten, beſonders auf dem Lande, daß trotz Verbo: beim Eintritt der Dunkelheit mit Fahrrädern gefahren wird, die entweder keine Beleuchtung oder nur eine mangelhafte haben. Dabei iſt noch auf folgendes aufmerk⸗ ſam zu machen: Man kann des öfteren ſehen, daß Perſonen bei Dunkelheit ihr Fahrrad benutzen, indem ſie in der Hand eine Taſchenlampe halten. Dieſe Art von Beleuchtung iſt mangelhaft und daher ungenügend. Die geſetzlichen Vorſchrif⸗ ten ſchreiben ausdrücklich vor, daß am Rad ſelbſt eine hell⸗ brennende Laterne angebracht ſein muß, die ihren Schein in der Richtung der Fahrbahn wirft. I Kartoffelkrebs in Friedrichsfeld. Auf einem Grund⸗ ſtück in Gemarkung Friedrichsfeld wurden krebskranke Kartof⸗ felknollen vorgefunden. Die Landwirtſchaftsſchule Ladenburg weiſt daher auf die wirtſchaftliche Bedeutung dieſer Kartoffel; krankheit hin. Jeder Bauer ſoll durch Achtſamkeit und Ein⸗ halten der Vorbeugungs⸗ und Bekämpfungsmaßnahmen dazu beitragen helfen, das Auftreten des Kartoffelkrebſes zu ver⸗ hindern.. — Das billige Werbetelegramm, das die Deutſche Reichs⸗ poſt kürzlich eingeführt hat, um die Benutzung des zugkräf⸗ tigen Telegramms auch für geſchäftliche Werbung größeren Amfange zu ermöglichen, wird nach einer neueren Beſtim⸗ mung jetzt ſchon an 50 Empfänger zugelaſſen. Nunmehr kön⸗ nen ſich alſo auch kleinere Firmen der neuen Einrichtung bedienen und ſchon für je 26 bis 30 Pfennig Werbetelegramme mit 30 bis 50 Wörtern Text an 50 einzelne Empfänger ver⸗ ſenden. Alle näheren Auskünfte erteilen die Poſt⸗ und Tele⸗ graphenanſtalten. 5 — Berufsausbildungsſtäfte für Späterblindele in Wer⸗ nigerode. Die mit dem Blindenheim des Reichsdeutſchen Blindenverbandes in Wernigerode a. Harz verbundene Aus⸗ bildungsſtätte hat kürzlich einen Proſpekt herausgebracht, der über Zweck und Einrichtung dieſer Sätte, die nun ſchon ſeit Jahren eine ſegensreiche Tätigkeit insbeſondere für Spät⸗ erblindete ausübt, alles Wiſſenswerte bringt. Er kann ko⸗ ſtenlos von der Leitung der Ausbildungsſtätte in Wernige⸗ rode, Amelungsweg 6, bezogen werden. Bl. K. — Faſt 150 000 Nundfunkſtörungen beſeitigt. Die Deut⸗ ſche Reichspoſt hat jetzt ihre erſte Bilanz in ihrer noch jungen Eigenſchaft als Funkhelfer aufgeſtellt. Die Bilanz umfaßt die erſten neun Monate der Funkhilfetätigkeit der Reichspoſt, d. h. die Zeit vom 1. Okkober 1932 bis Juni 1933. In dieſer Zeit hat die Reichspoſt rund 148 000 Störungen des Rundfunkempfanges beſeitigen können. Von der Geſamtzahl der erledigten Störfälle kam der größte Teil mit faſt 26 v. H. auf Störungen, die durch Kleinmotore und elek⸗ triſche Geräte in Gewerbe, Landwirtſchaft und Haushalt verurſacht wurden. Dabei handelt es ſich um Motoren, Sig⸗ nalanlagen, Bügeleiſen, Heizkiſſen, Staubſauger, zahnärzt⸗ liche Maſchinen, Näh⸗ und Zuſchneidemaſchinen, Vorſchneide⸗ maſchinen, Kühlſchränke uſw. Faſt beinahe ebenſo groß je⸗ doch, nämlich 25 v. H. aller Fälle, war der Anteil jener Störungen, die auf Fehler in der eigenen Anlage des Be⸗ ſchwerdeführers zurückgeführt werden konnten, hervorgerufen 1155.„ Drahtbrüche, alte Röh⸗ „ verbrauchte Anodenbatterien ſadhafte Lautſprecher, durch die Art der Antennenanlage. 5 1 5 5 Neues aus aller Welt a Weihe eines Niobe⸗Ehrenmals. Am Strande bei Gummendorf wurde das Ehrenmal für die bei dem Niobe⸗ Unglück unweit Fehmarn ertrunkenen Matroſen eingeweiht. Die Reichsmarine hatte vom neuen Segelſchulſchiff„Gorch Fock“ eine Abordnung von 40 Mann entſandt. Unter den Ehrengäſten befanden ſich u. a. die Seeleute, die bei der Ka⸗ teſtrophe mit dem Rettungsboot einen Teil der Beſatzung der Niobe gerettet hatten. ab Araufführung eines Schauspiels von Gerhart Haupt ⸗ mann. Den literariſchen Höhepunkt des Tages der deut⸗ ſchen Kunſt bildete die auf Anordnung des Führers im Münchener Schauſpielhaus angeſetzte Uraufführung des neueſten Werkes von Gerhart Hauptmann„Die goldene Harfe“. Die Aufführung, bei der auch der Dichter zugegen war, erfolgte vor ausverkauftem Hauſe und geſtaltete ſich zu einem rauſchenden Erfolg für Werk und Darſteller. ib Mord an einem Amkswalter? Der Kaufmann und Amtswalter der NSDAP Anton Huber wurde am 1. Okto⸗ ber um 13 Uhr in Lauingen a. d. D. als Leiche geländet. Die Spuren an der Leiche laſſen auf ein Verbrechen ſchlie⸗ ßen. Nach den bisherigen Feſtſtellungen hat Huber am 28. September abends einer. Amtswalterſitzung beigewohnt. Dort hat er ſich gegen 11 Uhr abends entfernt. Seitdem war er abgängig. zb Die Leiche unter dem Kleinbahnwagen. In Lever⸗ kuſen ereignete ſich ein entſetzlicher Unglücksfall. Ein Rad⸗ fahrer bemerkte, daß aus dem Geſtänge des elektriſchen Kleinbahnwagens Fleiſchteile hervorragten. Er verfolgte die ſchnell fahrende Elektriſche und erreichte durch lautes Rufen, daß der Führer den Wagen zum Stehen brachte. Hier machte man die grauenvolle Entdeckung, daß das Ge⸗ ſtänge die vollkommen zerſtückelte Leiche eines Mannes barg. Nach den Blutſpuren zu urteilen, iſt der Mann etwa 200 Meter weit geſchleift worden. Ein Mann will geſehen haben, wie der Verunglückte auf die fahrende Elektriſche aufgeſprungen und dabei zu Fall gekommen iſt. Ein Befehl des Führers Saarbrücken, 16. Oktober. Während des Deutſchen Abends anläßlich der Kreistagung des Kreiſes Saarburg in Saarburg wurde der Befehl des Führers verleſen, wos nach ab ſofort jede politiſche, geſchloſſene Kundgebung in der entmilitariſierten Zone verboten iſt. Aus dieſem Grunde wurde die Kreistagung der NSDAP in Saarbrücken ſofort aufgelöſt. Kein Gewiſſenszwang! Der Stellvertreter des Führers hat laut NS folgende Verfügung erlaſſen: 5 „Im Anſchluß an die Erklärung des Reichsbiſchofs Müller. wonach keinem Pfarrer dadurch Schaden erwächſt. daß er nicht der Glaubensbewegung der„Deutſchen Chri⸗ ſten“ angehört, verfüge ich: l 55 Kein Nationalſozialiſt darf irgendwie benachkeiligt werden, weil er ſich nicht zu einer beſtimmten Glaubens⸗ richtung oder Konfeſſion oder weil er ſich zu überhaupt keiner Konfeſſion bekennt. Der Glaube iſt eines jeden eigenſte Angelegenheit, die er nur vor ſeinem Gewiſſen zu verantworten hat. Gewiſſenszwang darf nicht ausgeübt werden.“ 0 Todes-Anzeise. 1 Verwandten, Freunden und Bekannten die traurige Nachricht, dal mein lieber Mann, der gute Vater, Sohn, Bruder, Schwiegersohn und Schwager a Herr Ludwig Bez uns plötzlich entrissen wurde. 5 e In tiefer Trauer: geb. Gippert . Mhm.-Seckenheim, f i nebst Angehörigen. 17. Oktober 1933. von der Leichenhalle aus statt. N 5 infolge eines Unglücksfalles im Alter von 30 Jahren Anna Bez und Kind Die Beerdigung findet morgen Mitt woch, nachm. 3 Uhr Heute friſch: zarte weiße Fiſche ½½ Otr.-Ooſe 45 Pfg. 1 Ltr.⸗Doſe 70 Pfg. 5 Prima 11 deutſche Vollheringe f 1 Stück 8 Pfg. 10 Stück 75 Pfg. Heringe in Gelee Ptr.⸗Ooſe 70 Pfg. Bratheringge Ltr.⸗Doſe 65 Pfg. —.————————— 8—— ä— 8— entgegengenommen. Sammel-⸗Anzeiger Lachs hege s Pfg. aur für Mitglieder der Landwirtſchaftl. Sußbückinge Ein⸗ und Verkaufs⸗Genoſſenſchaft. Pfund 30 Pfg. 5 Bismarckheringe Brikeits! Rollmops Morgen früh ab 7 Uhr gelangt am Bahnhof Friedrichsfeld⸗Nord ein Waggon Briketts zur Ausgabe. Hiervon wird auch an Nichtbeſteller abgegeben. Moſtobſt! Im Laufe dieſer Woche trifft Moſtobſt ein. Beſtellungen hierauf werden im Lager Der Vorſtand. Treue zur Gert-Hrbeit Treue zum Kunden Treue Filet-Heringe in Mayonnaiſe ½ Otr⸗Ooſe 80 Pfg. Heringsſalat in Mayonnaiſe offen,/ Pfd. 20 Pfg. ——— —ä— 2 — 2 ä— — 2 Mayonnaiſe Der billigste Abschluß offen,„, Pfd. 30 Pfg. 1 der diesjährigen Kerwe eee eee e gd nt an? 8 e ist bestimmt ein Besuch Trauer briefe Rechnungen Sage nen even p 135 Tn N. t0 ö werden schnellstens angefertigt in der in ſauberer Ausführung 1 n e,. a8 8 Later. 5 liefert Alles in großer Auswahl. Noch nie ist so gelacht worden Nechar bote Drucherei. giecarbote- Oruczerei]Jufton Iürihmein. wie bei Pat und Patachon in: 5 een eee a eee e 77... r BD: 22 eee eee 2 0 24900 N 2 5 390 1 Achtung Kinder! Euch Gelegenheit Seigstellen in Ladenburg, Heddesheim, Mhm. Seckenheim —————— 1* e n eee eee f, eee n e. eee a ee een eee 8 Die Bezirkspärkasse Weinheim erwartet von den seitherigen Einlegern der Bezirkssparkasse Laden- burg, dal sie auch ihr die Treue halten. erhofft, dall ein kräftiger Zugang an neuen Sparern anwachsen wird. Bei Rückzahlung darf die Kund- schaft einer guten Bedienung sicher sein. anne m pen-Kavaſſesb Beginn Abends 8 Uhr. Um auch; 1 zu geben, findet um 4 Uhr nochmals i eine Vorstellung statt. Zzu uns— sind die 5 Die „Fritz⸗Meiſterklaſſe“ Es wird 32 0 E N . . Irauerkleidung Trauerhüte, Trauerschleier „„ e großer Huswahl 8 Fischer- Riegel MRNNEEIIMI— paradeplat: verkörpert deutſche Meiſterarbeit carl Fritz& cie. N 1, 8 MaNNHEIxM, Breite Straße