Wacheint täglich, uit Ausnahme der Seumn- und Fefertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, burch die Poſt Mk. 1.80. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Reklamen 60 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Für Platz⸗Vorſchriften wird keine Garantie übernommen. Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Berkündblatt für den Stadtteil Müm.⸗Sechenheim. Annahmeſchluß für Inſerate und Rotizen vormittags 9g Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig). „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Schriftleitung, Druck u. Verlag: G. Härdle, Zähringerſtr. 68. Fernſyrecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 33. Jahrgang Acht Millionen Gewehre In den Diplomatenſtuben der europäiſchen Haupt⸗ mächte herrſcht Hochbetrieb. Chiffre⸗Depeſchen laufen auf allen Drähten. Zweifellos werden noch Anſtrengungen gemacht, um gewiſſe Konſequenzen zu vermeiden. Dabei richtet ſich das Hauptintereſſe auf den italieniſchen Staatschef, der ſeinerzeit die Initiative zum Vier⸗ mächtepakt ergriffen hat und der vielleicht erneut die Ini⸗ tiative ergreifen wird, um eine Beſprechung der vier Mächte zu ermöglichen. Ob es dazu allerdings kommt, iſt im Augenblick noch garnicht abzuſehen. Der Viermächte⸗ pakt iſt ſo mit Völkerbundsparagraphen konſtruiert, daß diejenigen, die keine Abrüſtung wollen und die deshalb auch nicht verhandeln wollen, es nicht ſchwer haben werden, eine Ablehnung zu motivieren. Sollten aber wider Erwarten europäiſche Mächte mit uns verhandeln wollen, um zu verſuchen, was zu verſuchen iſt, nun gut, wir ſind dazu bereit. Der Reichskanzler hat ſeine Bereitſchaft ausdrücklich zu erkennen gegeben. Die ultimative Abrü⸗ ſtungskonvention haben wir abgelehnt. Was weiter wird, warten wir ab. Wenn man heute in der Welt ſo tut, als ob die Ent⸗ ſcheidung Deutſchlands eine große Ueberraſchung ſei, ſo iſt das nicht zuletzt geſpieltes Theater. Es muß näm⸗ lich feſtgeſtellt werden, daß der Botſchafter Nadolny in der letzten entſcheidenden Beſprechung mit Sir John Simon, an der übrigens auch Norman Davis teilgenommen hat, klar auf die Gefahren hingewieſen hat, die entſtehen wür⸗ den, wenn Deutſchland die Konvention ablehnen muß. Die deutſche Regierung hat, bevor die endgültige Entſcheidung herauskam, noch abgewartet, was Sir John Simon in Genf zu ſagen hatte. Nach ſeiner Genfer Rede war völ⸗ 20 klar, daß nichts mehr übrigblieb als die Ablehnung. das hat Sir John Simon denn geſagt? Er hat im weſenk⸗ lichen ausgeführt, daß die Abrüſtung der hochgerüſteten Staaten auf vier Jahre vertagt werden ſoll. Ob in einer ſpäteren Zeit abgerüſtet wird, das hängt erſt einmal von dem Ergebnis der Kontrolle ab. Dieſe Kontrolle richtete ſich nur gegen Deutſchland. Wird bei der Kontrolle nichts gefunden, was zu beanſtanden iſt, ſo können immer noch andere Mächte gegen die Methode der Kontrolle Ein⸗ ſpruch erheben und aus dieſem Grunde die Abrüſtung ver⸗ weigern. Man ſieht, Gründe ſind billig wie Brombeeren. Aber ſelbſt wenn alles in Ordnung geht und wenn nach vier Jahren nichts gefunden wird, wenn alſo wirklich kein Grund für eine Abrüſtung vorhanden iſt, ſo iſt für uns die Frage der Gleichberechtigung immer noch nicht geklärt. Wir haben unzweideutige Antwort verlangt, was mit unſern Heer nach vier Jahren geſchehen ſoll. Wir haben eine ſolche klare Antwort nicht bekommen. Die ſo⸗ fortige Umwandlung der Reichswehr in ein Milizheer iſt nicht, das hat der Reichsaußenminiſter in ſeiner Rede vor der ausländiſchen Preſſe am Montag klar herausge- ſtellt, etwa eine Konzeſſion an Deutſchland. ſondern eine Konzeſſion Deutſchlands an die anderen. Geradezu grotesk iſt das Verhalten in der Waffenfrage. Es ſollen uns nur die Waffen von 200 000 Mann zugeſtanden werden, nicht aber die Waffen für— allerdings ſehr mangelhaft ausge⸗ bildete— Reſerven. Iſt das nun eine Gleichberechtigung, wenn Deutſchland 200 000 Gewehre zugebilligt erhält, Frankreich aber uns acht Millionen Ge⸗ wehre gegenüberſtellen kann? Dieſes eine Beiſpiel zeigt beſſer als viele juriſtiſche Konſtruktionen, daß von einer wirklichen Gleichberechtigung Deutſchlands bisher nicht die Rede geweſen iſt N Daß Freiherr von Neurath mit ſeinen treffenden und jeden objektiven Beurteiler überzeugenden Ausführun⸗ gen den Genfer Herrſchern arg auf die Hühneraugen ge⸗ treten hat, geht aus dem Wutgeheul hervor, das beſonders die franzöſiſche Preſſe anſtimmt. Die vorliegenden Blätter⸗ ſtimmen zeichnen ſich durch Gereiztheit und Hemmungs⸗ loſigkeit des Tones aus. Es iſt bemerkenswert, daß der als offiziös geltende„Petit Pariſien“ ſich Ausdrücke leiſtet, wie ſie ſonſt nur in den ſchlimmſten Boulevardblättern zu fin⸗ den ſind. Das Blatt erlaubt ſich, die Ausführungen des Außenminiſters als„hinterhältig“, als„unver⸗ ſchämt“ und als„ultimativ“ zu bezeichnen. Unter völliger, offenbar nicht ganz unbeabſichtigter Verkennung des wahren Sachverhalts glaubt„Petit Pariſien“ den von der deutſchen Regierung erneut zum Ausdruck gebrachten Willen Deutſchlands, allen Bemühungen um eine Zuſam⸗ menarbeit mit den übrigen Staaten und damit auch Frank⸗ reich ſeine loyale Unterſtützung verleihen zu wollen, ſo in⸗ terpretieren zu können, als beabſichtige Deutſchland ſe pa⸗ rate Verhandlungen mit Frankreich. Gegen dieſe, nur in ſeiner eigenen Einbildung beſtehende Möglichkeit macht das Blatt dann ſchärfſtens Front. Es iſt beinahe ſelbſtverſtändlich, daß dabei der übliche Hinweis auf das Inſtrument des Pölkerbundes nicht fehlt, das ja in allen internationalen Diskuſſionen von Frankreich ſtets gebraucht wird. Es kennzeichnet die Bewoisktorune des Blattes am beſten, wenn die 270 1 705 und freimütigen Ausführun⸗ gen des Reichskanzlers als„Doppelzüngig⸗ keit“ bezeichnet werden! Guſtave Herve begrüßt im Gegenſatz zu anderen Blättern in der„Victoire“ die Entſcheidungen der Reichs⸗ regierung, weil damit endlich eine Klärung des deutſch⸗ franzöſiſchen Verhältniſſes ermöglicht werde. Die Aktion Hitlers müſſe, ſo meint Herve. auch den verblendetſten Franzoſen zeigen, daß der Verſailler Vertrag in ſeinem weſentlichen Teil, nämlich der Organiſation des Völkerbun⸗ des als eines Inſtrumentes zur Sicherung des Friedens, unausführbar ſei. Er beſchwört Frankreich, nicht die Hand Deutſchlands zurückzuweiſen.—„Volonte“ warnt da⸗ Mittwoch, den 18. Oktober 1933 Neue Kabinettsbeſchlüſſe Die Reichsbank von ausländiſchem Einfluß befreit. 8 Reichskabinett verabſchiedete in ſeiner Sitzung am Dienstag ein Geſetz über die Aenderung des Bankgeſetzes vom 30. Auguſt 1924. Danach ſoll die Leitung der Reichsbank ſtatt bisher vom Generalrat in Zukunft vom Reichspräſidenten ernannt werden. Die auf den Dawesplan zurückgehende Inſtitution des General⸗ rates der Reichsbank wird beſeitigt. „ Reichsbank erhält weiter die Befugnis, feſtverzins⸗ liche Wertpapiere zur Regulierung des Geldmarkles zu kaufen und zu verkaufen, um dadurch nach Möglichkeit auch auf dem Gebiete des Kapitalmarktes regulierend und fördernd eingreifen zu können. Sie ſoll die gekauften Wert⸗ papiere und in gleicher Weiſe auch die Lombardforderun⸗ gen als bankmäßige Notendeckung verwenden dürfen. Ferner ſollen die Vorſchriften für eine mechaniſche Er⸗ höhung des Diskontſatzes in Verbindung mit einer Notenſteuer beſeitigt werden, da ſie ſich in der prak⸗ tiſchen Erfahrung der letzten Jahre als undurchführbar er⸗ wieſen haben. Die Reichsbank wird weiterhin ermächtigt, eine Abſchlagsdividende zu zahlen, die üblicher⸗ weiſe am 1. Oktober eines jeden Jahres gezahlt werden foll, damit die Reichsbankanteile wieder zu einem bevorzug⸗ ten Anlagepapier des Sparers werden. Die Verkündung des Geſetzes wird nicht vor dem 28. dieſes Monats erfolgen. Verlängerung der Kleinhandelsſperre. Weiterhin genehmigte das Kabinett eine Aenderung des Geſetzes zum Schutze des Einzelhandels vom 12. Mat 1933, das ein allgemeines Verbot der Errichtung neuer Verkaufsſtellen des Einzelhandels für die Zeit bis zum 1. November 1933 vorſah. Durch die heute beſchloſſene Aende⸗ rung wird die Sperre bis zum 1. Juli 1934 verlängert. Der Aufbau des Handwerks Das Reichskabinett verabſchiedete alsdann ein Geſetz über den vorläufigen Aufbau des deutſchen Handwerks, wonach der Reichswirtſchaftsminiſter im Einvernehmen mit dem Roichsarbeitsminiſter ermächtigt wird, über den Auf⸗ bau des deukſchen Handwerks eine vorläuifge Regelung auf der Grundlage allgemeiner Pflichtinnungen und des Führergrundfatzes zu kreffen. a Das deutſche Handwerk im Sinne dieſes Geſetzes um⸗ faßt alle in der Handwerksrolle vertretenen Betriebe, ſo⸗ wejt ſie nicht zum Neichsnährſtand gehören. Hierüber tref⸗ fen der Neichswirtſchaftsminiſter und der Reichsernäh⸗ rungsminiſter gemeinſam nähere Beſtimmungen. Kredite für Kleingewerbetreibende Auf Antrag des Reichswirtſchaftsminiſters beſchloß das Reichskabinett, den Reichsminiſter der Finanzen zu er⸗ mächtigen, namens des Reiches Garantien von insgeſamt zehn Millionen Reichsmark für Kredite zu übernehmen, die von gewerblichen Kreditgenoſſenſchaften oder von Privat⸗ bankiers an Kleingewerbetreibende gegeben werden. Es handelt ſich hierbei um eine Maßnahme im Zuge der Ar⸗ beitsbeſchaffung, die nur als einmaliger Ausnahmevorgang zu bewerten iſt. Schließlich nahm das Reichskabinett ein Geſetz über die Eidesformel der Reichsminiſter und der Mitglieder der Landesregierungen an, wonach die Eidesfor⸗ mel mit dem kürzlich in einem preußiſchen Geſetz feſtgeleg⸗ ten Wortlaut in Uebereinſtimmung gebracht wird. 5 0 Wiederholung der Rede des Kanzlers. Aus dem ganzen Reich geht immerfort an den Rund⸗ funk die Bitte, die große Rede des Reichskanzlers zu wie⸗ derholen. Um dieſen Wünſchen gerecht zu werden, wird der Deutſchlandſender dieſe Rede noch einmal von Wachsplatten ſenden, und zwar am Mittwoch, gegen 22,10 Uhr, im Anſchluß an den Nachrichtendienſt. vor, den deutſchen Reichskanzler der„Hinterhältigkeit“ zu zeihen. Dagegen hält es der Sozialiſtenführer Leon Blum für geboten, im„Populaire“ den Abſchluß eines Abrü⸗ ſtungsabkommens ohne Deutſchland zu fordern, da Frankreich dem Nationalſozialismus keine Konzeſſionen machen dürfe.— Am übelſten iſt der Ton im„Figaro“ und im„Rempart“, die in Hetzereien gegen Deutſchland einander zu übertreffen ſuchen. 5 1 In England ſind die Auffaſſungen geteilt.„Times“, die bei ihren, wenn auch in verhältnismäßig beherrſchter Sprache gehaltenen Angriffen auf Deutſchland in der Lon⸗ doner Preſſe an der Spitze ſteht, ſpricht von dem„thea⸗ traliſchen Schritt Deutſch und Gewohnheit von Diktatoren, die Aufmerkſamkeit ihres Vol⸗ kes auf auswärtige Abenteuer abzulenken. Das Blatt iſt der Meinung, es müſſe unterſucht werden, welche„kollektive Aktion“ möglich wäre, um deutſchland klar zu machen, einen wie ſchweren Fehler es mit ſeinem Schritt vom Samstag begangen habe. Allgemein wird Neuraths Rede als ein Angriff auf den britiſchen Außenminiſter Sir John Simon bezeichnet. Der Korreſpondent des„Daily Tele⸗ graph“ hebt hervor, daß der Reichsaußenminiſter die Schuld an dem Vorfall dem Völkerbund und beſonders Großbritannien zugeſchoben habe.„Daily Expreß bemerkt u. a., die gegen Sir John Simon erhobenen Be⸗ ſchuldigungen erforderten ſofortige Zurückweiſung oder Auf⸗ klärung des eventuellen Mißverſtändniſſes.„News Chro⸗ nicle“ erklärt, eine Konvention müſſe zuſtande kom⸗ men. Nur eine Konvention, die ſelbſtverſtändlich von Deutſchland unterzeichnet werden müßte, könne die deutſchen Behauptungen widerlegen. lands“ und von der —— Nr. 243 Völkerbundsaustritt und Volksabſtimmung Vier Fragen und die Antworten Dr. Goebbels'. Berlin, 18. Oktober. Reichsminiſter Dr. Goebbels gab dem Berichterſtatter des Scherl⸗Verlages, Rolf Brandt, ein Interview, wobei er Antworten auf folgende vier Fragen gab: 1. Das Ausland ſpricht von dem Auskritt Deutſch⸗ lands aus dem Völkerbund und aus der Abrüſtungskon⸗ ferenz zum Teil ſo, als ob damit eine außerordentlich geſpannte Situation geſchaffen werden könnke. Können Sie noch etwas über die Gründe ſagen, die Deutſchland zu dieſem Schritt veranlaßt haben? Anwort: Deutſchland hat die Teilnahme an inter⸗ nationalen Konferenzen, beſonders an der Abrüſtungskon⸗ ferenz und am Völkerbund, von vornherein von beſtimm⸗ ten Bedingungen abhängig gemacht. Die wichtigſte dieſer Bedingungen heißt: Wir fordern gleiche Berechti⸗ gung und wir weigern uns von vor erein, uns mit dem Makel der Ehrloſigkeit behaften zu laſſen. 2. Warum wird aus dieſem Anlaß eine neue Volks⸗ befragung gemacht? Es weiß doch ſeder Menſch, daß das deutſche Volk geſchloſſen hinter der nakionalſoziali⸗ ſtiſchen Regierung ſteht. i Antwort: Freilich, in Deutſchland weiß das jeder⸗ mann. Gewiſſenloſe Hetzer im Ausland behaupten im⸗ mer wieder, daß die nationalſozialiſtiſche Bewegung über Deutſchland ein Regiment des Terrors und der Gewalt auf⸗ gerichtet habe. i Die Nalfshe fraue bet nor gun de Ke. Ausland zu zeigen, daß nicht nur in dieſer Frage, ſondern in allen großen inneren und äußeren Fragen das deut⸗ ſche Volk geſchloſſen und einheitlich hinter Adolf Hitler und ſeiner Bewegung ſteht. Das zu beweiſen iſt Hauptſinn unſerer Volksbefragung. 3. Glauben Sie, daß ernſte Verwicklungen ſich vor⸗ bereiten könnten, wie es gewiſſenloſe Emigranten dem Ausland einzureden verſuchen? Antwort: Keineswegs. Die deutſche Regierung hat im Namen des deutſchen Volkes durch den Mund des Kanzlers der Welt den Frieden und Beruhigung an⸗ geboten. Der Kanzler hat eine große, bisher in Deutſch⸗ land noch niſcht er lebte Geſte ſogar Frank⸗ reich gegenüber gemacht. Deutſchland hat betont, es will den Frieden und lehnt die Gewalt als ein Mittel, öf⸗ fentliche und europäiſche Fragen zu löſen, rundweg ab. 4. Wie beurteilen Sie die Ausſichten, ich meine, pro⸗ zentual, der Regierung bei der kommenden Abſtimmung? Antwort: Das iſt meiner Anſicht nach ein falſcher Ausdruck. Es kann hier weder von Ausſichten der Regie⸗ rung noch von Ausſichten irgend einer Partei die Rede ſein. Ich bin der Ueberzeugung, daß es in der Frage der gleichen Berechtigung, in der Frage des Friedens und in der Frage der nationalen Ehre des deut⸗ ſchen Volkes in Deutſchland überhaupt nur eine einheit⸗ liche Meinung geben kann und ich bin weiterhin der Ueber⸗ zeugung, daß die ganze Nation ſich mit verſchwindenden N Ausnahmen in dieſer Frage hinter die Regierung ſtellen wird. Ich glaube, daß der 12. November der Welt ein ſich!· bares Jeichen für die Tatſache ſein wird, daß das Volk, die nationdlſozialiſtiſche Bewegung und die Führung in 5 ein- und dasf be ſind und ein- und dasſelbe wollen. Der Aufklärungsfeldzug Der Kanzler und Göring an der Spitze. Eſſen, 17. Oktober. Wie die„Nalional- Zeitung“ erfährt, wird der Reichs⸗ kanzler Adolf Hitler ſelbſt mit einer großen Anzahl von Maſſenkundgebungen den kommenden Wahlkampf anfüh⸗ ren. Gleich ihm werden auch alle anderen Miniſter in zahl⸗ reichen Wahlverſammlungen ſprechen. Der 80. Miniſterpräſident Hermann Göring, der eine größere Verſammlungskampagne zugunſten des Winterhilfswerkes zu unternehmen beabſichtigte, wird ebenfalls ſeine ganze Kraft dem außenpolitiſchen Auf k lä⸗ rungsfeldzug widmen und an die Spitze des Werbe⸗ feldzuges des Landes Preußen treten. 45 Millionen Wahlberechtigte Eine halbe Million Jungwähler. Nach den Stimmliſten betrug bei den Wahlen zum Reichstag am 6. November 1932 die Zahl der Stimmberech⸗ tigten überhaupt 44 401 004. Nach dem Geſamtergebnis der Reichstagswahlen am 5. März betrug damals die Zahl der Stimmberechtigten 44 675 826. Das bedeutet einen mo⸗ natlichen Zuwachs an Jungwählern von rund 70 000. Auf Grund dieſer Berechnung muß angenommen werden, daß die Zahl der Stimmberechtigten diesmal mehr als 45 Mil⸗ lionen ausmachen wird. An der Wahl und Volksabſtim⸗ mung vom 12. November dieſes Jahres werden etwa eine halbe Million Jungwähler zum erſten Male teilnehmen. Es erhielten am 5. März 1923 die NSDA N 17 277 185 Stimmen oder 43,9 v. H., die SPD 7181 633 Stimmen oder 18,3 v. H., die KPD 4848 079 Stimmen oder 12,3 v. H., das Zentrum 4 424 905 Stimmen oder 11,2 v. H., die Kampffront Schwarz⸗Weiß⸗Rot 3 136 752 Stim⸗ men oder 8 v. H. Die übrigen Parteien erhielten etwa ins⸗ geſamt 2,4 Millionen Stimmen. 1 Führertagung der NG DAp Die kommenden Aufgaben. Berlin, 17. Oktober. Die für Dienstag nach Berlin einberufene Führerta⸗ gung der NSDAP begann um 11 Uhr im Gebäude des Reichsinnenminiſteriums mit einer Tagung der Gaulei⸗ ter unter Vorſitz des Reichsinnenminiſters Dr. Frick, der zum Wahlleiter der NSDAP für die Volksabſtimmung und für die Reichstagswahl ernannt worden iſt. Sie wurde am Nachmittag mit einer Propagandatagung unter Vorſitz von Reichsminiſter Dr. Goebbels fortgeſetzt. Abends fand dann eine große Geſamtführerta⸗ gung ſtatt, an der neben den Gauleitern und Reichsſtatt⸗ haltern auch eine Reihe von Unterführern der einzelnen Gaue ſowie die Gaupropagandaleiter teilnahmen. Der größte Teil der Gauleiter und ſonſtigen führenden Perſön⸗ lichkeiten der NSDAP befindet ſich in Berlin. Die Beſprechungen der führenden Perſönlichkeiten der NSA gelten den Aufgaben der kommenden Wochen. Vorbereitung des Wahlkampfes Wie die Reichspreſſeſtelle der NSDAP durch die NS mitteilt, befaßte ſich die in Berlin abgehaltene Führerta⸗ gung mit den Fragen der Vorbereitung für die Wahl des Reichstages. Um 11 Uhr vormittags fand eine Beſprechung der Gauleiter mit dem Führer der NS.Reichstagsfrak⸗ tion, Reichsminiſter Dr. Frick, ſtatt, die vor allem der Auf⸗ ſtellung der Kandidatenliſte galt. Um 15,30 Uhr tagten die Gauleiter und Gaupropagandaleiter unter dem Vorſitz des Reichspropagandaleiters Dr. Goebbels, der in großen Zügen die Aufgaben der Bewegung für den bevorſtehenden Wahlkampf umriß. Die wellpolitiſche Bedeutung der bevorſtehenden Wahl und Volksabſtimmung liege darin, daß ſie den Beweis er⸗ bringen werden, daß die Regierung Hitler in Deutſch⸗ land nicht eine Regierung der Gewalt, ſondern in Wahr- heit die Repräſentantin und die Wortführerin des deutſchen Volkes in ſeiner Geſamtheit ſei. Dieſer Wahlkampf werde mit neuen propagan⸗ diſtiſchen Methoden geführt werden und durch die Wucht aufmarſchierender Volksmaſſen ſein demonſtratives Gepräge erhalten. Die Uebertragung durch den Rundfunk werde auf wenige beſondere Kundgebungen beſchränkt. Im Vordergrund ſtehen die Verſamm⸗ F ne und die Propaganda von Mund zu und. Deutſchland, Frankreich und Polen Ein Interview mit Reichsminiſter Dr. Goebbels. London, 17. Oktober. Der Reichspropagandaminiſter Dr. Goebbels hat dem Korreſpondenten der„Daily Mail“ in Berlin, Ward Price, einige Fragen in Zuſammenhang mit dem Austritt Deutſchlands aus dem Völkerbund und der Abrüſtungskon⸗ ferenz beantwortet. Auf die Frage, ob Goebbels eine Ant⸗ wort darauf geben könne, ob Deutſchland nicht bereits mit der Aufrüſtung beginne, ſagte der Propaganda⸗ miniſter: Nein! Deutſchland hält ſich an ſeine vertragli⸗ chen Verpflichtungen. Es erhebt aber die Forderung, daß die anderen Unterzeichner des Vertrages ihre Verſprechun⸗ gen in derſelben Weiſe erfüllen. Auf die Frage, wie die Aeußerungen, die Hitler in ſei⸗ ner Rundfunkrede im Hinblick auf die deutſch⸗fran⸗ zöſiſchen Beziehungen getan habe, mit dem in dem Buche„Mein Kampf“ und ſonſtwo ausgedrücktem Gefühl gegen Frankreich in Einklang gebracht werden könn⸗ ten, habe Goebbels geantwortet, daß das Freundſchafts⸗ angebot, das Hitler an Frankreich machte, ein Beweis für fel Evolutionsfähigkeit der nationalſozialiſtiſchen Partei ei. Schon ſeit längerer Zeit ſei eine Veränderung in der Haltung Deutſchlands gegenüber Frankreich vor ſich ge⸗ gangen. Wenn Deutſchland die Saar zurückerhalke, werde 5 gebietsmäßigen Klagegründe gegen Frankreich aben. Auf die Frage, ob dies auch auf Polen zutreffe, habe der Reichspropagandaminiſter erwidert: Deutſchland könne den Korridor ſicherlich nicht als ſtändige Einrichtung betrachten, aber es ſei der Anſicht, daß es keine Frage in itteleuropa gäbe, die einen neuen Krieg rechtfertigen und Ralmendig wachen yphirde 5 —* 90 7 0 Tad ct liber Dauæiq. Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. 53) Es lag am Tage eine ſchwelende Hitze über Danzig und die Luft über den Dächern zitterte im Sonnenglaſt der Mit⸗ tagsſtunde. Welk und ſchlaff hingen die Blätter von den Bäumen und eine große Staubſchicht lag auf Türmen und Mauerwerk. Von den Schanzen her kommt Klaus Veldeke, das pul⸗ . Hemd weit offen über der braungebrannten Bruſt. Panzerhemd und Helm haben ſie alle längſt weggewor⸗ fen bei dieſer Juliglut und Menſchen und Tiere ſehen zum Himmel und lechzen nach Regen. Aber ſtahlblau und wolkenlos lacht der Himmel auf die durſtende Erde nieder, die um Danzig herum zertreten und zerſtampft iſt und gedüngt von rotem Menſchenblut. Kein Acker iſt beſtellt, kein Feld ſteht in wogenden Halmen, kein Korn reift der Ernte entgegen. Wer hat bei Krieg und Be⸗ lagerung Zeit für dergleichen? i Nun ſieh zu, Danzig, wie du deine Bürger ſatt machen kannſt im kommenden Winter! 8 Aber die Danziger haben frohen Mut, denn der Pole iſt ja wieder im Abzug. Sie läuten die Glocken von St. Ma⸗ rien, daß es weithin ſchallt über alle Lande— ja bis auf die See hinaus. 5 1 Antje hört das Glockenläuten in ihrer Kammer und kann es ſich nicht erklären. Gratia Dei und Oſanna jubeln um die Wette und rufen es über all die ſpitzen Dächer und veräng⸗ ſteten Menſchenſeelen:. 5 „Der Pole iſt fort! Der Pole iſt fort! a Da hört Antje ihren Namen rufen unten auf der Diele. Und als ſie nach unten geht, ſteht da froh und breitſpurig Klaus Veldeke.. 5 „Faß mich nicht an, ſöte Antje, denn ich bin voll Schweiß und Pulverrauch. Und ſehe eher aus wie ein Waffenſchmied denn als ein Ratsherr. Nur künden wollt' ich dir und der Frau Mutter die frohe Mär, daß der Pole im Abziehen iſt. Deutſchland wünſche den Korridor zurückzuerhalken, aber es ſei überzeugt, daß dies Sache von Verhandlungen ſei. Das möge zum Teil unmöglich erſcheinen, aber manche ſcheinbare Anmöglichkeiten ſeien im Europa der letzten Jahre verwirklicht worden. Der Aufſtieg der Ns DA zur Macht ſei eine davon. Erklärung Daladiers Nichtsſagende Worte des franzöſiſchen Miniſterpräſidenken. Paris, 18. Oktober. Der franzöſiſche Miniſterpräſident Daladier führte in einer Erklärung in der Kammer aus, der Austritt Deutſch⸗ lands aus dem Völkerbund habe plötzlich in die Diskuſſion des Problems der Organiſierung des Friedens ein neues Element hineingebracht, deſſen ſämtliche Folgen die Re⸗ gierung gegenwärtig zu ſtudieren ſich bemühe. Die franzö⸗ ſiſche Regierung ſei ſich bewußt, daß ſie von ganzem Her⸗ zen die Politik der internationalen Zuſammenarbeit mit dem heißen Wunſche verfolgt habe, ein Regime des Ver⸗ trauens und der Sicherheit wiederhergeſtellt zu wiſſen, bei dem die Würde aller Völker in gleicher Weiſe gewahrt wäre. Wir ſind, ſo rief Daladier aus, nicht taub, und wir hören jedes Wort; aber wir ſind auch nicht blind gegenüber jedwedem Akt! Weshalb fange die deutſche Regierung, wenn ſie Verſtändigung wünſche, mit dem Bruch an, weshalb widerſetze ſie ſich der Kontrolle? Wenn man bereit ſei, das letzte Gewehr, das letzte Maſchinenge⸗ wehr zu zerſtören, weshalb nehme man da nicht einen loya⸗ len aufrichtigen Plan zur allmählichen Herabſetzung der Rüſtungen an? Am 26. Oktober werde Frankreich beim Völkerbund wie üblich zur Stelle ſein. Frankreich ſei nicht iſoliert, und es ſei entſchloſſen, in Ruhe und Kaltblütigkeit mit gu⸗ tem Beiſpiel voranzugehen, umſomehr, als Frankreich wiſſe, daß es imſtande ſei, die Verteidigung ſeines Gebie⸗ kes und ſeiner Freiheiten zu gewährleiſten. Amerikas künftige Haltung Keine Teilnahme an den europäiſchen Beſprechungen. Genf, 17. Oktober. Auf Grund der aus Waſhington eingetroffenen In⸗ ſtruktionen hat der amerikaniſche Hauptdelegierte Norman Davis folgende offizielle Erklärung veröffentlicht: Wir ſind ig Genf einzig und allein zu Abrüſtungs⸗ zmecken. Solange eine Möglichkeit beſteht, die Verhandlun⸗ gen über die Abrüſtung erfolgreich fortzuſetzen, werden wir gern dazu beitragen. Wic ſtellen nochmals feſt, daß wir in keiner Weiſe po⸗ litiſch an irfgendeine europäiſche Macht gebunden ſind. Jede Uebereinſtimmung der Meinungen, die etwa beſtanden hat, hal ſich allein auf die Frage der Weltabrüſtung bezogen. Ob die Umſtände für die Fortſetzung der gegenwärkigen Abrüſtungsverhandlungen günfſtig ſind oder nicht, iſt eine Frage, die von Europa und nicht von den Vereinigten Staaten beantwortet werden muß. Im Laufe dieſer Woche werden Beſprechungen zwiſchen den europäiſchen Haupt- ftädten ſtattfinden. Wir wünſchen nicht, an dieſen Beſpre⸗ chungen aktio teilzunehmen, da ihre Vorausſetzungen rein poliliſch ſind. Politiſches Allerlei Gefängnis für Beläſtigung eines Ausländers. Die Sonderabteilung des Berliner Schnellgerichts ver⸗ urteilte einen Glasbläſer und einen Kraftwagenführer we⸗ gen Körperverletzung zu je ſechs Monaten Gefängnis. Es handelt ſich um die Beläſtigung des amerikaniſchen Staats⸗ angehörigen Roland Völtz in Düſſeldorf, der nach Anſicht der Angeklagten beim Vorbeitragen einer Hakenkreuzfahne ein verächtliches Benehmen zur Schau getragen hatte. Oberhetzer Braun muß ins Gefängnis. In Saarbrücken ſtanden vier Funktionäre der ſozialde⸗ mokratiſchen Partei vor Gericht unter der Beſchuldigung. Flugblätter von Haus zu Haus verteilt zu haben, in denen ein Verſtoß gegen die Notverordnung vom 20. Mai 1933 erblickt wurde. Der Parteivorſitzende Braun der als Ver⸗ antwortlicher gezeichnet hatte, erhielt, ebenſo wie der Par⸗ teiſekretär Möſſinger, zwei Wochen Gefängnis. Bewäh⸗ rungsfriſt wurde nicht zugebilligt, da ſich das Gericht auf den Standpunkt ſtellte, daß der grobe Unfug der Volksver⸗ hetzung nach Möglichkeit unterbunden werden müſſe. Antje ſchlägt die Hände zuſammen und in ihre Augen ſchießen Tränen. 5 Klaus Veldeke lacht über das ganze Geſicht und nickt ihr zu. 5„Kleine, ſöte Antje! Du biſt auch blaß und ſchmal gewor⸗ den bei dieſer Hitze und ohne ein Tummeln in freier Luft. Nun ſag der Dörte, daß ſie mir ſchnell ein Bad rüſtet und nach dem Abendimbiß ſteigen wir ſelbander den Turm von St. Marien hinauf, was ja ſchon allweil dein großer Wunſch geweſen. Nun iſt keine Gefahr mehr wegen Kugeln oder dergleichen und die Luft iſt ſo rein und klar da oben, daß man ſie trinken möchte wie lauteren Wein.“ Groß und froh leuchten Antjes Rehaugen, als ſie zu Frau Katharina hinaufläuft, ihr alles zu erzählen. Und auch Bertie, der ihr juſt in den Weg kommt, muß teilhaben an ihrer Freude.. g * O, wie kann man nun endlich wieder ſpüren, daß Sommer iſt! Männer, Frauen und Kinder ſtrömen durch die weit geöffneten Tore auf den grünen Anger hinaus! Vor allem die Kinder! Sie tollen und kugeln im Graſe und pflücken ſich die Fäuſte voll Gänſeblümchen und Un⸗ kraut, ſo viel ſie immer greifen können. Denn kann man es überhaupt faſſen, daß die lange Gefangenſchaft in den engen Stadtmauern endlich ein Ende hat? N Aber furchtbar ſieht es in den Schanzen und Befeſtigun⸗ gen der Polen aus! Und rings um Danzig liegt wie ein Kranz die große und wilde Verwüſtung. Alle Bürger von Danzig werden herangezogen zu Aufräumungsarbeiten, die böſe zerſchoſenen Anlagen von Weichſelmünde werden aus⸗ gebeſſert und verſtärkt. Täglich muß ſich ein Fähnlein Bür⸗ ger daran beteiligen. ö. 5 Aber Danzig iſt wohlgemut. Denn däniſche Unterſtützung an Geld, Munition und Geſchützen traf ein.: Als Antje davon hört— beim Mittageſſen im Veldeke⸗ haus ſprechen die Männer darüber— ſieht ſie erſchrocken hin zu Klaus. 0 4 0 „Ich meinte, die Polen ſeien nun für immer abgezogen, Klaus? Soll denn dieſer Krieg nie— und niemals ein Ende haben?“ Frau Katharina nickte. N 1 „Ja, es iſt ein arges Leben jetzt! Und es ſcheint, daß wir nie und nie mehr zur Ruhe kommen ſollen. Was hat Ladung Sörings und Goebbels“ Zur Widerlegung der Braunbuch⸗Lügen über den Reichs⸗ kagsbrand. Berlin, 17. Oktober. Im Reichskagsbrandſtifter⸗Prozeß ſtellte am Dienskag nachmittag gegen Schluß der Verhandlung der Oberreichs⸗ anwalt unter Hinweis auf die lügneriſchen Behaupkungen des Braunbuches den Ankrag, den Polizeipräſidentken 9 ei- nes Breslau, den Oberleutnant Schulz und den Polizeipräſidenten Graf Helldorf⸗Potsdam als Zeugen dafür zu vernehmen, daß ſie mit der Angelegenheit des unkerirdiſchen Ganges zwiſchen Reichstag hab Reichstags- Präſidenkenhaus nicht das geringſte zu kun aben. Weiter beantragte der Oberreichsanwalt die Ladung des preußiſchen Miniſterpräſidenten Göring und des Reichsminiſters Dr. Goebbels zur Widerlegung der unerhörten Behauptungen des Braunbuches, daß beide die inkellektuellen Urheber dieſes Brandſtiftungsplanes gewe⸗ ſen wären. Der Senat gab dieſem Ankrag ſtatt. Heines, Schulz und Graf Helldorf ſollen bereiks am Freitag vernommen wer⸗ den, die Miniſter Göring und Goebbels bei Behandlung der politiſchen Seite des Prozeſſes Am 18. Verhandlungstag nimmt der Oberreichsan⸗ walt zunächſt Stellung zu den Beweisanträgen, die Rechtsanwalt Dr. Teichert für die bulgariſchen An⸗ geklagten geſtellt hat. Soweit dann Zeugen vernommen werden ſollen darüber, daß ſie geglaubt haben, Dimitroff geſehen zu haben, tatſächlich aber einem Irrtum er⸗ legen ſind, beantrage er Ablehnung, denn das könne ohne weiteres als richtig unterſtellt werden. Eben⸗ ſo beantragt er die Ablehnung der Vernehmung des Schlafwagenſchaffners, da ebenfalls unterſtellt werden könne, daß Dimitroff in der Nacht vom 27. zum 28. Februar von München nach Berlin gefahren iſt. Abzulehnen ſeien auch weitere Anträge, durch die be⸗ wieſen werden ſoll, daß eine Verwechſlung anderer Menſchen mit Dimitroff praktiſch vorgekommen iſt. Das könne als wahr unterſtellt werden. beeinträchtige aber in keiner Weiſe die Glaubwürdigkeit derjenigen Zeu⸗ gen, die Dimitroff wirklich erkannt haben. Der Kinokon⸗ trolleur Heinrich werde als Alibizeuge für Popoff und Taneff vernommen werden, ebenſo Frau Gertrud Baum⸗ gart, die Popoff und Taneff im Kino geſehen haben. Es wird nunmehr der Poſtſchaffner Otto, der damals die Briefkaſtenleerung im Reichstage vornahm, als Zeuge vernommen. Der Zeuge ſchildert ſeine Beobachtun⸗ gen bei der 9⸗Uhr⸗Leerung. Es ſei vollſtändig dunkel in der Wandelhalle geweſen. Geräuſche oder Gerüche habe er nicht wahrgenommen. Wenn er ſich recht erinnere, habe minde⸗ ſtens der eine Flügel der großen Glastür zum Plenarſaal offen geſtanden. Der Amtsgehilfe Wocköck, der ſeit elf Jahren Pfört⸗ ner am Portal 2 iſt, bekundet, er habe am 27. Februar ein paar Minuten nach 8 Uhr das Portal geſchloſſen. Auf die Frage des Vorſitzenden, ob jemand ſeinen Schlüſſel zum Portal benutzen könnte, erwiderte der Zeuge, daß das nicht möglich ſei. Auch die Anfertigung eines Wachs⸗ abdruckes von dem Schlüſſel hält der Zeuge für aus⸗ geſchloſſen. Oberreichsanwalt: Der Zeuge hat geſagt, daß er an großen Tagen ſein Tor ſtändig im Auge behalten mußte. War es während der Zeit möglich, daß Abgeord⸗ nete oder vertrauenswürdige Perſonen, die in der Loge telephonierten, ſich an dem Schlüſſel zu ichaf fen machten? Zeuge: Das wäre möglich. Den Herren, die da tele⸗ phoniert haben, kann ich das aber nicht zutrauen. Um ver⸗ trauenswürdige Abgeordnete haben wir uns, wenn ſie tele⸗ phonierten, natürlich nicht weiter gekümmert. Der Amtsgehilfe Kohls, der ſeit etwa 20 Jahren an der Garderobe beim Portal 2 des Reichstages tätig iſt, ſagt aus, am 27. Februar etwa zehn Minuten vor acht Uhr abends habe noch die Garderobe des Abg. Torgler am Rie⸗ gel gehangen. Er habe anrufen wollen, ob die Garderobe nicht hinausgeſchafft werden könnte. Zweimal habe er auf Nummer 321 im Zimmer ga angerufen. Es habe ſich ni e⸗ mand gemeldet und auch das Beſetztzeichen ſei nicht gekommen. ein ſo junges Blut wie Antje in dieſer Zeit von ſeinem Leben? Kein Tanz, keine Luſtbarkeit— keine Freude!“ Erſchrocken ſah Antje zu ihr hinüber. „Nein, nein, Frau Katharina, wie könnt Ihr wohl ſo ſprechen? Nach all dieſen Dingen gelüſtet mich nimmer. Und ich habe nie viel danach gefragt. Nur darum erſehne ich den Frieden, damit die Männer auch endlich wieder ein⸗ 1 zur Ruhe kommen und ein jeder ſeiner Arbeit nachgehen ann. Klaus Veldeke hielt den Becher in der Hand und ſah tief hinein. „Es iſt ſo, wie du ſagſt, Antje. Aber wir müſſen rech⸗ nen damit, daß der Pole dennoch wiederkommt. Denn er wird nicht eher nachgeben, als bis einer von uns am Boden liegt. Er oder Danzig! Und darum heißt es durchhalten bis zum letzten Mann!“ Jetzt ſieht er zu Antje herüber und ſein Blick wird nach⸗ denklich und weich. 5 „Ich habe ſchon die ganzen letzten Tage darüber nachge⸗ dacht, Antje, ob es nicht beſſer ſei, ich bringe dich nun, wo der Pole abgezogen iſt und uns eine Atempauſe läßt, flugs nach Leba herüber, wo du mehr in Sicherheit biſt. Der Weg nach 1 0 iſt jetzt frei. und wenn der Pole nun zum drit⸗ ten Male kommt, wird es ſo ſchwer und hart werden für Danzig wie noch nie.“ 5 Frau Katharina und Bertie waren ſchon aufgeſtanden 8 ihr Tagewerk gegangen, indes die beiden allein ieben. i flog es wie ein Schein über Antjes junges icht. 5 Sie ſollte Leba wieder ſehen? Und den Vater und die Kinder alle? Und die Burg und den See und das weite Pommerland? ö Klaus Veldeke war ans offene Fenſter getreten, durch das die Sommerſonne golden hereinflutete. Er hatte ſich mit dem Rücken gegen die Fenſterbank gelehnt und ſah zu Antje herüber. Und ſah das Leuchten, das ſekundenlang über ihr Geſichtlein flog beim Gedenken an Leba. ö „Nicht wahr, du freuſt dich auf die Deinen? Ich bringe dich hin, gleich morgen in aller Herrgottsfrühe, ſo lange es noch Zeit iſt. Da haſt du Freiheit und Wald und Blumen. Und brauchſt nimmer in ſo engen, heißen Mauern ſitzen und Kanonen donnern hören.“ 15 5 Als der Zeuge im weiteren Verlauf ſeiner Verneh⸗ mung erklärt, daß er ſeinerſeits zuerſt zum Miniſter⸗ präſidenten Göring gefahren und genau das ge⸗ ſagt habe, was er auch hier geſagt habe, fragt Dr. Sack, ob dieſe erſte Ausſage beim Miniſterpräſidenten Göring nicht ein Irrtum ſei? Er könne ſich nicht vorſtellen, daß e Göring eine Vernehmung angeſtellt at. Darauf erklärt der Zeuge, er ſei um 8,45 Uhr nach Hauſe gekommen und habe ſich um 9,30 Uhr ins Bett ge⸗ legt. Gleich nach 10 Uhr habe ſein Nachbar geklingelt und mitgeteilt, der Reichstag brenne. Er ſei dann ſofort mit der Straßenbahn zum Reichstag gefahren. Er ſei dann ins Portal 2 gebracht worden und ſei ſpäter zuſammen mit dem Miniſterpräſidenten Göring im Auto nach dem Mini⸗ ſterium Unter den Linden gefahren und dort vernommen worden. Wenn er nicht irre, ſei es Daluege geweſen, der ihn zu Protokoll vernommen habe. Der Oberreichsanwalt bemerkt dazu, daß Da⸗ luege damals Chef der Kriminalpolizei war. Der Zeuge ſei alſo von der Kriminalpolizei vernommen wor⸗ den wie jeder andere. „Auf eine Frage Dimitroffs, ob der Zeuge mit dem Miniſterpräſidenten Göring noch einmal zuſam⸗ mengekommen ſei, erklärt Kohls, in Sachen der Brandangelegenheit nicht. Der unterirdiſche Gang 5 Der Betriebsingenieur des Reichstages, Riſſe, äußert ſich dann über die techniſchen Anlagen des Reichstages. Die Frage des Rechtsanwaltes Dr. Sack, ob das Perſonal des Präſidentenhauſes, wenn es ins Reichstagsgebäude gelangen will, den unter⸗ irdiſchen Gang benutzen müſſe, bejaht der Zeuge. Rechtsanwalt Dr. Sack: Wenn nun im Präſidenten⸗ haus eine ſogenannte Stabswache von 30 Mann ſtän⸗ dig gelegen habe, hätten Sie und Ihre Leute das beobach⸗ ten müſſen, oder hätte Ihnen das entgehen können? Der Zeuge erwidert, daß ihm das hätte entgehen können, aber der Obermaſchinenmeiſter Mutzka könne viel⸗ leicht darüber Auskunft geben. Als nächſter Zeuge wird der Obermaſchinenmeiſter Mutzka vernommen. Er erklärt, daß der unkerirdiſche Gang nicht vom Reichskag zum Präſidentenpalais führe, ſondern vom Reichstag zum Maſchinenhaus. Der Gang habe ſpäker eine Abzweigung zu dem ſpäker erbauten Präſidentenhaus er⸗ halten, um auch dieſes Haus mit Heizung zu verſorgen. Wenn das Maſchinenhaus in Betrieb ſei, ſeien beide Türen des Ganges geöffnet. Der Vorſitzende erklärt dann, daß eine Ortsbeſichtigung vorgenommen werde, um eine beſſere Grundlage für die weiteren Erörterungen über den unterirdiſchen Gang zu haben. Die Frage des Vorſitzenden, ob er am 27. Februar etwas Auffälliges in dem unterirdiſchen Gang be⸗ merkt habe, wird vom Zeugen verneint. Auf weitere Fragen erklärt Mutzka, es ſei einmal vorgekommen, daß ein Schlüſſel zum Gang verloren ging und auch ver⸗ ſchwunden blieb. Dieſer Vorgang liege aber ſehr weit zurück. Auf eine entſprechende Frage des Vorſitzenden er⸗ klärt der Zeuge weiter, es ſei ihm nicht bekannt, daß im Präſidentenhaus eine SS⸗ oder S A⸗Wache gewe⸗ ſen ſei. Er wiſſe auch nicht, ob Miniſterpräſident Göring damals im Präſidentenpalais gewohnt habe. Was das Braunbuch behauptet Oberreichsanwalt Dr. Werner betont dann in länge⸗ ren Ausführungen, im Braunbuch werde ohne jeglichen Verſuch des Beweiſes die Behauptung aufgeſtellt, daß durch den unterirdiſchen Gang unter Führung des Polizeipräſi⸗ denten Heines⸗Breslau, des Oberleutnants Schulz und des Polizeipräſidenten Graf Helldorf⸗Potsdam S A⸗Abtei⸗ lungen in den Reichstag eingedrungen ſeien und dort den Brand gelegt haben. Für jeden einzel⸗ nen der ausgeſuchten SA⸗ und SS⸗Führer ſei die Stelle genau bezeichnet worden, wo er einzuſetzen hatte. Am Tage vorher ſei Generalprobe abgehalten worden. van der Lubbe ſei als fünfter oder ſechſter mei Als der Beobachtungspoſten im Reichstage meldete, daß die Luft rein ſei, begaben ſich die Brandſtifter an die Arbeit. Die Brandlegung war in wenigen Minuten vollendet, und ſie gingen den gleichen Weg, den ſie gekommen waren, nach getaner Arbeit zurück. van der Lubbe blieb allein im Reichstagsgebäude zurück. b n dem Braunbuch wird das Unerhörte behauptet, ohne auch nur zu verſuchen, einen Beweis zu führen, daß Mini⸗ ſter Goebbels als indirekter Urheber und der eber Miniſterpräſident Göring ebenfalls als Ur⸗ heber des Planes gegolten haben. Es iſt eine Pflicht, wenn olchſe unerhörken und unbe⸗ wieſenen Verdächtigungen in die Welt geſetzt werden, daß dann auch dieſen Herren die Möglichkeit gegeben wird, ſich über alle in dieſem en ang ſtehenden Vor⸗ unge zu äußern,„„ ere auch über die damalige po⸗ 6 5 5 Lage und die dadurch nokwendig gewordenen Maß⸗ nahmen vor Gericht unter Eid auszuſagen. Der Senat beſchloß in dieſem Sinne. Ueber einen Antrag des Angeklagten Dimitroff, ihm das Braunbuch zugänglich zu machen, wird der Senat morgen entſcheiden. 5 Rechtsanwalt Dr. Sack weiſt auf ein Telegramm des Polizeipräſidenten Heines aus Breslau hin, in dem dieſer darlegt, daß er vom 26. Februar bis Anfang März in Gleiwitz war. Dr. Sack erſucht, Zeugen aus Glei⸗ witz zu laden, die über den mehrtägigen Aufenthalt Hei⸗ nes dort ausſagen ſollen, nicht, weil er an der Glaubwür⸗ digkeit des Zeugen zweifle, ſondern weil die Mentalität des Auslandes es verlange. Auch Oberleutnant S habe brieflich mit⸗ 3 daß er zu jener Zeit in Tutzing krank gelegen habe. Gerade weil Oberleutnant Schulz in der Emigran⸗ tenpreſſe als Lügner hingeſtellt werde, beantrage er, auch mehrere Zeugen aus Tutzing zu laden. Da der Oberreichsanwalt keine Bedenken gegen dieſe Beweisanträge geltend macht, erklärt der Vorſitzende, daß die von Dr. Sack beantragten Zeugen geladen und ſobald wie möglich vernommen werden. Die Sitzung wird darauf auf Mittwoch vertagt. Holländiſcher Journaliſt vernommen Auf Grund einer Reihe von Anzeigen wurde im Reichstag der am Reichstagsbrandſtifterprozeß teilnehmende holländiſche Journaliſt Freiherr van Swindern von Krimi⸗ nalbeamten zu einer Vernehmung ins Polizeipräſidium gebeten. Entgegen anderslautenden Meldungen handelt es ſich nicht um eine Verhaftung. Nach ſeiner Ver⸗ nehmung wurde der Holländer wieder freigelaſſen. Aus dem biadioculen Claude Zur Reichstagswahl () Karlsruhe, 17. Okt. Die Preſſeſtelle beim Staats⸗ miniſterium teilt folgende Bekanntmachung des Miniſters des Innern mit: Als Tag der Neuwahl zum Reichstag und der Volksabſtimmung iſt Sonntag, der 12. November 1933, be⸗ ſtimmt worden. Die Stimmliſten und Stimmkarteien für dieſe Abſtimmung ſind in der Zeit vom 2. bis 6. November 1933 auszulegen. Die Gemeinden werden veranlaßt, un⸗ verzüglich ihre Vorkehrungen dahin zu treffen, daß die Stimm⸗ liſten und Stimmkarteien bis zu dem angegebenen Zeitpunkt auslegungsfähig ſind. Nähere Weiſungen für die Durch⸗ führung der Abſtimmungen folgen nach. Säuberung der inneren Verwaltung in Baden 0 Karlsruhe. Aufgrund des Geſetzes zur Wiederher⸗ ſtellung des Berufsbeamtentums ſind bis heute im Bereich der badiſchen inneren Verwaltung 415 Fälle zur Erledi⸗ gung gekommen. Entlaſſen wurden aus dem Staatsdienſt 21 Parteibuchbeamte und kommuniſtiſche Beamte; zur Ruhe geſetzt wurden 14 jüdiſche Beamte, wegen nationaler Unzuverläſſigkeſt wurden 175 Beamte aus dem Staats⸗ dienſt entfernt und 205 in ein anderes Amt verſetzt oder im dienſtlichen Intereſſe bzw. zur Vereinfachung der Ver⸗ waltung zur Ruhe geſetzt. Weitere Fälle ſind beim badi⸗ ſchen Innenminiſterium noch anhängig; die Arbeiter und Angeſtellten der inneren Verwaltung ſind in dieſen Zahlen nicht einbegriffen. Der Kampf gegen Hunger und Kälte (9 Karlsruhe, 17. Okt. Die große Propagandaaktion gegen Hunger und Kälte und für das Winterhilfswerk dauert ſchon die dritte Woche an und erfaßt von Tag zu Tag immer weitere Volkskreiſe. Mit voller Schlagkraft ſtehen im ganzen badiſchen Land die weitverzweigten Kreis⸗ und Ortsorgani⸗ ſationen der nationalſozialiſtiſchen Volkswohlfahrt unter einer Zielſetzung: Für das Winterhilfswerk des deutſchen Volkes! Man kann ſagen, daß nur wenige Tage gebraucht wur⸗ den, um die ganze rieſenhafte Organiſation zu erſtellen. Schon brauſt eine Propaganda und Kundgebungswelle über unſere badiſche Heimat und rüttelt auch den letzten deutſchen Volks⸗ genoſſen auf zum Kampf für dieſes Hochziel einer lebendigen, tatenreichen nationalſozialiſtiſchen deutſchen Volksgemeinſchaft, Die Kreisleiter der NS, die überall an der Spitze der Aktion ſtehen, ſind meiſtenteils nicht nur als Propagandiſten orgamſatoriſch tätig, ſondern auch als Kampfredner, um das große Werk ſelbſt im kleinſten Weiler zum Siege zu tragen. In ſämtlichen großen reſpektiv größeren Städten fanden oder finden auf breiteſter Grundlage Maſſenkundgebungen gegen Hunger und Kälte und für das Winterhilfswerk des deutſchen Volkes ſtatt, in denen jeweils der Gaupreſſe⸗ und Propagandaleiter der NS, Volkswirt Stängle⸗Karlsruhe, einen umfaſſenden, zündenden, zu Herzen gehenden begeiſtern⸗ den Appell an die Maſſen richtet, ſich mit ganzer Kraft und mit dem letzten Willen an dieſem Werke zu beteiligen und den Kampf gegen Hunger und Kälte mit aller Schärfe und Gewiſſenhaftigkeit zu führen. Es iſt bisher feſtzuſtellen, daß die Kundgebungen unter begeiſtertſter Anteilnahme der ganzen Bevölkerung ſtattfinden. Der Wille zur Gemeinſchaft und zum Opfer tritt überall in herzerfriſchender Weiſe in Erſcheinung; die inneren Werte und Wege des National- ſozialismus werden Allgemeingut der deutſchen Nation. Der maßgebliche Prüfſtein eines Tatſoziallsmus findet eine wil⸗ lige, gerüſtete Bewegung und ebenſolches Volk. Die Etappen Baden⸗Baden, Raſtatt, Bruchſal, Emmendingen, Kenzing Bretten, Lahr, Weinheim u. a. m. ſind bereits zurlagedegt und bedeuten einen vollen Erfolg. 5 13 3 12888585 . 8 4 4 Neuer Führer des Pfalzgaues im Kyffhäuſer⸗Bund. UI Heidelberg, 17. Okt. Der Führer des Landesverban⸗ des Baden, General Ullmann, hat zum Führer des Pfalz⸗ gaues den Buchdruckereibeſitzer Paul Braus, Lt. d. L., er⸗ nannt. Damit hat die führerloſe Zeit des Pfalzgaues ihren Abſchluß gefunden. Gauführer Braus iſt in den Reihen der alten Soldaten kein unbekannter Kamerad. Er wurde im Jahre 1915 eingezogen und kam zu den 112ern. Nach ein⸗ jähriger Felddienſtzeit und nachdem er einen Offtziersaſpiran⸗ tenkurs abſolviert hatte, wurde er 1916 Leutnant. Mit ſeinem Regiment nahm er an vielen Kämpfen und Schlachten an der Weſtfront teil und erwarb ſich E. K. 1 und E. K. II, ſowie den Zähringer Löwen. Nach dem Krieg war er eine Zeitlang Vor⸗ ſtand beim 112er⸗Verein. Mit der Ernennung des Gauführers hat man bei der Landesverbandsführung wieder auf eine frühere Gewohnheit zurückgegriffen und den Gauführer aus dem Heidelberger Reſerve⸗ und Landwehroffiziersverein ge · wählt. Dem Pfalzgau gehören nun 22 Vereine der Stadt Heidelberg und 14 Landvereine an, die zuſammen rund 4000 Mitglieder haben. Kommuniſt Klausmann wieder ausgebrochen. () Bruchſal. Aus dem Konzentrationslager Kislau entflohen zwei ehemalige Kommuniſten. Die beiden ſind jetzt noch flüchtig und konnten trotz eifrigſter Nachforſchung der Gendarmerie und SA. nicht wieder gefaßt werden. Es handelt ſich um den ehemaligen kommuniſtiſchen Land⸗ tagsabgeordneten Robert Klausmann und den ehemaligen kommuniſtiſchen Stadtrat Kurt Heiß. i Es ſchneit im Schwarzwald. Freiburg, 17. Okt. Der ſtärkere Temperaturrückgang hat auf den Höhen des Schwarzwaldes von 1000 Meter aufwärts zu Schneefällen geführt. Der Feldberg meldet bei O Grad einen Zentimeter Schnee; das Schneetreiben dauert an. Auch Neuſtadt im Schwarzwald verzeichnet heftiges Schneetreiben. 1 4 4 Ke. AKE.* e Heidelberg.(Rückſichtsloſer Kraftfahrer.) Ein Perſonenkraftfahrer fuhr derart rückſichtslos busch die Rottmannſtraße, daß er beim Ueberholen eines Lieferwagens einen Landwirt anfuhr, der ſchwere Verletzungen erlitt. Er wurde in das Krankenhaus gebracht; der Kraftfahrer in das Bezirksgefängnis eingeliefert. Waghäusel.(Arbeit und Brot.) Die Zucker⸗ fabrik hat ihre diesjährige Kampagne begonnen. Einige hundert Arbeiter aus der Umgebung erhalten für einige Monate wieder Brot und Verdienſt. () Rheinhauſen(Bezirk Bruchſal).(mörder Zwin⸗ ger noch nicht gefaßt.) Das Gerücht, wonach im hieſi⸗ gen Bruchgelände der Mörder Zwinger verhaftet worden wäre, hat ſich nicht bewahrheitet. Es wurde nur ein Hand⸗ werksburſche feſtgenommen, was anſcheinend der Anlaß des Gerüchtes war. Aus der Landes hauptſtadt (0 Der Mörder Zwinger kein SA⸗Mann. Die Preſſe⸗ ſtelle der Standarte 109 teilt mit, daß die von kommuniſti⸗ ſcher Seite ausgeſtreuten Gerüchte, der Mörder des Kri⸗ minalbeamten Rumpf, Zwinger, ſei ein SA⸗Mann geweſen, unrichtig ſind. Der Mörder Zwinger war niemals SA⸗Mann geweſen. () Freitod einer ſchweizer Familie. In einem hieſigen Hotel verübten eine 55jährige Frau aus Zürich und ihr 30jähriger Sohn durch Einnehmen von Zyankali Selbſtmord. Aus einem hinterlaſſenen Brief ging hervor, daß die Tat von den beiden deshalb verübt wurde, weil der in Karls⸗ ruhe ſtudierende Sohn infolge eines Unfalles nicht mehr in der Lage war, ſich ſelbſt eine Exiſtenz zu gründen. Wie hierzu noch mitgeteilt wird, haben die beiden in dem hinter⸗ laſſenen Schreiben auch die Bitte ausgeſprochen, ihre Per⸗ ſonalien nicht zu veröffentlichen. Gernsbach.(Leichtſinn fordert Todesopfer.) Der SA⸗Mann Wilhelm Maier aus Karlsruhe fuhr mit dem Fahrrad nach Gernsbach. Auf der Heimfahrt hängte er ſich an den Anhänger des Bierautos der Brauerei Franz⸗Raſtatt. Als nun ein anderes Laſtauto entgegenkam, ließ ſich Maier los, kam aber zu weit auf die linke Straßenſeite und wurde vom Motorwagen des Laſtzuges erfaßt. Maier geriet unter ein Hinterrad, das ihm über den Kopf ging und dieſen völlig zermalmte. f () Baden-Baden.(Ueberfall.) Auf der Lichten⸗ taler Straße wurde ein Schuhmacher von drei Perſonen überfallen und durch zwei Meſſerſtiche in den Kopf ver⸗ retzt. Von den Tätern, die nach dem Ueberfall flohen und ſich verſteckten, konnten bis jetzt zwei feſtgenommen wer⸗ den. Der Verletzte wurde nach dem Krankenhaus ver⸗ bracht. Nach Ausſage des Arztes ſind die Wunden nicht lebensgefährlich. Es wird vermutet, daß es ſich bei dem Ueberfall um einen Racheakt handelt. Maxrau.(Schwerer Unfall.) Ein ſchwerer An⸗ fall ereignete ſich durch ein ſcheuendes Pferd auf der Land⸗ ſtraße bei Scheibenhardt. Der Lenker des Wagens, ein 69⸗ jähriger Wagnermeiſter aus Beiertheim, wurde dabei in den Wagen geworfen und verlor vollkommen die Herrſchaft über Pferd und Wagen. Als der Wagen über einen Schotter⸗ haufen fuhr, kippte er um und begrub den alten Mann unter ſich. Die Art der Verletzungen konnte bis jetzt noch nicht feſtgeſtellt werden, doch beſteht Lebensgefahr. * 7 Hebelſe er in Schwetzingen Gedenkrede Hermann Eris Buſſes. Ul Schwetzingen, 17. Okt. Mit dem Hebeltrunk fanden die Feiern anläßlich des hundertjährigen Stadtjubiläums von Schwetzingen ihren Abſchluß. Die Hebelfeierlichkeiten begannen mit einer ſchlichten Feier am Grabmal Hebels. Nach⸗ dem Dekan Walther ein Lebensbild des Dichters entworfen hatte, legten Hauptlehrer Klebes und ein Markgräfler Mäd⸗ chen namens des Landesvereins Badiſche Heimat und der Oberländer Hebelgemeinden Kranz⸗ und Blumenſpenden am Dichtergrabe nieder. Am Nachmittag trafen ſich die Ver⸗ ehrer des Dichters zu einer Hebelfeier. Der Vorſitzende der Schwetzinger Ortsgruppe des Landesvereins Badiſche Heimat, Klebes, hieß die Gäſte willkommen. 8 Die Gedenkrede auf Hebel hielt der Freiburger Dichter Hermann Eris Buſſe. Er gab dann ein Lebensbild Hebels aus großer Schau, zeigte, wie in ihm väterliches und mütterliches Erbgut wirkſam wurden, wie die Wunſchkraft der Eltern den Jungen hinauswachſen ließ, bis das Schickſal ihn hinaufführte zu Amt und Würden. Die Landſchaft und die Menſchen des Oberrheins wurden zur geiſtigen Vorrats⸗ kammer Hebels, aus der er dann ſpäter, in Karlsruhe, den Stoff für ſeine Dichtungen ſchöpfte. Hebel wurde zum Dich⸗ ter ſeiner alemanniſchen Heimat, zum Schöpfer der großen Idyllen, die herauswachſen aus der Natur und aus dem Leben der Markgräfler Menſchen. Hebel wurde zum Lehr⸗ meiſter vieler badiſcher und Schweizer Dichter, die ſich an ſeinem Werk ſchulten; denn er iſt als Dichter ein Natur⸗ element, das nicht zu faſſen und nicht zu entkräften iſt, weil es Gott ſelber ſchuf. Durch ſeinen Tod in Schwetzingen wurde Hebel dem ganzen Badner Lande verbunden. Das Gedenken an Hebel darf nicht äußere Sache ſein; wer Hebel nicht lieſt, der führt ſein deutſches Weſen nicht im Herzen, ſondern nur auf den Lippen. N Die Feier war umrahmt von Geſangs⸗ und Muſikvor⸗ trägen der Hebelſchule, auch wurden Gedichte Hebels von Schwetzinger Schülern in alemanniſcher Mundart vorgetragen. — Beim anſchließenden Hebeltrunk wurde nach alter Sitte manches Schöpplein Wein auf den Dichter geleert. Mark⸗ gräfler Maidli erfreuten mit alemanniſchen Liedern Johann 2 Hebels und weitere Gedichtvorträge verſchönten den end. 75—— 5 r 2 N— 5 3— 1 Aus den Nachbarlaͤndern Mutter und Kind durch Gas getötet. Mainz, 17. Oktober. Die 25 Jahre alte Witwe Jakob Schmitt und ihr 9= jähriges Töchterchen Maria wurden in Budenheim in ihren Betten tot aufgefunden. Der 15jährige Sohn, der im oberen Stockwerk ſchlief, hatte in der Nacht ein Streichholz ange⸗ ſteckt, wobei an der Decke größere de e en ſich zeigten. Dies veranlaßte ihn, aufzuſtehen. Er ging in die Küche und bemerkte Gasgeruch. 1 Er verlor eine Zeitlang das Bewußtſein, erholte jedoch bald und ging in das Schlafizmmer der Mutter— Schweſter, wo er feſtſtellte, daß beide ſchon tot waren. Die Mutter hatte vergeſſen, den Haupthahn der Sas⸗ leitung zu ſchließen. Ein Gasſchlauch, der die Verbindun zwiſchen dem Gasherd und der Leitung herſtellte, hatte ſi gelöſt, ſo daß das Gas entſtrömte. ö Blutiger Bruderkamoap f I Mit Revolver und meſſer. 0 Kaiserslautern, 18. Oktober. In den Baracken am Enkenbacher Weg gerieten die Arbeiter Fritz und Willi Blauth in Streit, wobei At Blauth mit einem Walzentevolver fünf Schüſſe auf Willt Blauth abfeuerte und dieſen durch einen Lungen⸗ und Bauchſchuß ſchwer verletzte. 5 f Willi Blauth ſetzte ſich noch mit dem Meſſer zur Wehr und brachte Fritz Blauth einen ſchweren Bauchſtich und einen Kopfſtich bei. Beide wurden ins Krankenhaus ge⸗ bracht, wo ſie labensgefährlich verletzt darniederliegen. 4 8 1 Faltale Nuudocliau Vogelſchutz im Herbe Man iſt gewöhnt, ſchädliche Inſekten in Wald, Feld und Sarten mit Giftſtoffen und Leimringen zu bekämpfen. Viel billiger und vorteilhafter iſt es, ihrer Uebervermehrung durch Vogelſchutz vorzubeugen. Die Biologiſche Reichsanſtalt hat nachgewieſen, daß beiſpielsweiſe ein Meiſenpaar mit ſeiner Nachkommenſchaft im Lauf eines Jahres 1.5 Zentner lebende Inſekten vertilgt. Vogelſchutz iſt alſo keine müßige Spie⸗ lerei, Vogelſchutz iſt eine wirkſame wirtſchaftliche Heaßnahme zur Schädlingsbekämpfung. ö Schon ſind unſere Zugvögel in wärmere Lande ver⸗ ſtrichen. Nur die winterharten Vögel beleben noch unſere Fluren, ſo die nützlichen Meiſen. Sollen ſie im kommenden Jahr in unſeren Gärten niſten, dann müſſen wir jetzt ſchon Niſtgeräte beſorgen und aufhängen, daß ſie im Winter Zu⸗ flucht nehmen können und ſich daran gewöhnen. Aus Niſt⸗ höhlen, die im Sommer bewohnt waren, müſſen wir das alte Geniſt entfernen, weil dasſelbe ſtark mit Milben und Flöhen(Blutſauger) durchſetzt iſt, welche unſere Schützlinge ausſaugen. Die Vögel werden dadurch ſehr geſchwächt und ſind dann nicht mehr ſo widerſtandsfähig. Wir dürfen auch nicht vergeſſen, daß tiefer Schnee die Vögel ihrer natür⸗ lichen Nahrung beraubt. Kerbtierfreſſende Kleinvögel können aber höchſtens einen Tag ohne Nahrung bleiben. Wir ſind dann gezwungen, ſie zu füttern. Die Vorbereitungen dazu müſſen jetzt ſchon getroffen werden. Man reinigt und füllt die Futtergeräte. Das Meiſenfutterholz wird mit Hanfſamen und Rindertalg ausgegoſſen. Für die Singvögel ſammelt man Beeren und Sonnenblumenkerne, um ſie im Winter ge⸗ trocknet aufſtreuen zu können. Wieviel Freude können wir mit einer Winterfütterung, mit ein paar Niſtkäſten uns und unſeren Kindern machen (und mit welch geringen Mitteln)! Und wie nützlich ſind derartige Maßnahmen für jeden Landwirt, wenn ſie ſach⸗ gemäß durchgeführt, wenn erprobte Geräte verwendet werden. * — 100 prozentiges Brennrecht. Von behördlicher Seite wird mitgeteilt, daß die Reichsmonopolverwaltung für Brannt⸗ wein das Brennkontingent für das Betriebsfahr 1933⸗34 neu geregelt und auf 100 Prozent des regulären Brenn⸗ rechtes feſtgeſetzt hat. Den landwirtſchaftlichen Brennereien wurde nun ein Uebernahmepreis bei einem Brennrecht bis zu 600 Hektoliter ausſchließlich der Hefelüftungs⸗ und Me⸗ laſſebrennereien auf 54 Mark je Hektoliter für die erſten 50 Prozent des Brennrechts und auf 41 Mark für die reſt⸗ lichen 50 Prozent feſtgeſetzt. Für Brennereien mit einem regelmäßigen Brennrecht über 600 Hektoliter, ſowie für Brenn⸗, Hefelüftungs⸗ und Melaſſebrennereien gilt ein Ueber⸗ nahmepreis von 47.50 Mark. Aeberſchüſſig hergeſtellter Branntwein wird zu einem Preiſe übernommen, der bei Obſtbrennereien um 20 Prozent und bei anderen Bren⸗ nereien um 50 Prozent geringer iſt, als der Grundpreis von 4/50 Mark. Im vorigen Jahr war das Brennkontingent auf 85 Prozent feſtgeſetzt. Wetter ber ien! Der erſte Ableger des nordatlantiſchen Tiefs ſteht im Weſten an, wird aber nur geringfügige Niederſchläge bringen. Ein zweiter Ausläufer liegt über Irland und Schoktland. Die Witterung dieſer Wochen wird alſo raſchen Veränderungen unterworfen ſein.— Wettervorh Stellenweiſe mildes Weſt,etter, Strichregen, Verſchlechterung der Witterung. Die Pachtzinſen der Domänengüter. „Wie die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium mit⸗ teilt, erläßt der Finanzminiſter folgende Verlautbarung: Den Pächtern der domäneneigenen Parzellengüter wird für die auf Martini 1933 verfallenden Pachtzinſen ein einmaliger Erlaß gewährt, wenn die Pachtzinſen bis ſpäteſtens 31. März 1934 bezahlt werden und nicht bereits eine Ermäßigung bewilligt worden iſt. Der Nach⸗ laß beträgt 10 v. H., wenn der Pachtzins ſpäteſtens am 31. Dezember 1933, 8 v. H., wenn der Pachtzins ſpä⸗ teſtens am 15. Februar 1934 und 6 v. H., wenn der Pachtzins ſpäteſtens am 31. März 1934 bei der Kaſſe eingeht. Ferner wird den Pächtern der domäneneigenen Parzellengüter ein Barzahlungsrabatt von 2 v. H. ge⸗ währt, wenn die Schuldigkeiten bis längſtens 15. Nov. 1933 bezahlt werden. 3. Burſchen in 5 5 n Umzäunung der rei Helmſtädter an der Neckarhäuſer⸗ ſtraße nieder und gelangten auf dieſe Weiſe auf das gärt⸗ neriſche Grundſtück. Hier zertraten ſie die Blumenbeete und vernichteten eine große Anzahl wertvoller Blumenſtöcke. Dann ſchlugen ſie im Vorgebäude der Treibhäuſer sämtliche Schei⸗ ben ein, erbrachen die Türen zu den Treibhäuſern und zer⸗ ſtörten auch hier alles, was den Kerlen in den Weg kam. Der Schaden des Gärtners iſt um ſo größer, als die Vorhalle erſt vor kurzem erbaut wurde. Darauf gingen die Burſchen auf einen Nachbaracker, riſſen Tabakſtauden und Krautköpſe aus und pflaſterten damit die Straße und die nächſtliegenden Aecker. Auch Gartentore und Fenſterläden entfernte man, um ſie in den nächſten Kleeacker oder in des Nachbars Garten zu werfen. Sogar Hausklingeln wurden abgeſchraubt und die einzelnen Teile auf der Straße zerſtreut. Da vor einiger Zeit ſchon einmal ſolche Lausbubereien begangen wurden, aller⸗ dings nicht in dieſer kraſſen Art, vermutet man, daß es dies ſelbe Geſellſchaft war. Die Gendarmerie und die Polize⸗ ſtation haben bereits ſechs Verhaftungen vorgenommen. Das Obſt im Eprichwort „Wie der Baum, ſo die Frucht“.—„Man ſieht bald, was der Baum für Früchte bringen wird.“—„Den Baum erkennſt du an der Frucht, den Buben kennſt du an der Zucht.“„Die Frucht iſt wie der Baum.“—„Edler Baum bringt edle Frucht; ſchlechter Baum bringt ſchlechte Frucht.“ — In all dieſen Sprichwörtern des deutſchen Volkes knüpft der Volksmund an die Frucht der Obſtbäume, vornehmlich der Apfel⸗ und Birnbäume an. Frucht iſt in oben aufge⸗ führten Redensarten alſo mit Obſt, näherhin mit Kernobſt gleich zu ſetzen.— Wichtigſtes Obſt iſt ſeit altersher der Apfel. Daher kommt es auch, daß der Apfel weit mehr als andere Obſtſorten im Sprichwort wiederkehrt. Der Deutſche ſagt:„Der Apfel hängt an der Rute“, das bedeu⸗ tet im Sinne der Volkserziehung: Ein gut erzogenes Kind kennt die Rute.—„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“—„Ein fauler Apfel macht zehn faule Aepfel.“ —„Ein fauler Apfel ſteckt hundert andere an.“—„Dem Buben der Apfel, der Dirn die Birn.“ Alle dieſe Sprich⸗ wörter werden bald mehr, bald weniger im pädagogiſchen Sinn gebraucht.— Vom Obſt ſelbſt ſagt das deutſche Volk: „Früh Obſt, verwelkt bald.“—„Ein edler Baum bringt zeitig Obſt.“—„Auch ein guter Baum bringt ungleich Obſt.“—„Kein Baum iſt ſo gut, er trägt dennoch wurm⸗ ſtichig und knorrig Obſt.“ Neues aus aller Weli Ted im Kino Berlin, 17. Okt. In einem großen Berliner Kino in der Nähe des Kurfürſtendamms ſpielte ſich ein tragiſches Vorkommnis ab. Der Niederiandiſche Generalkonſul Kno⸗ bei aus Leipzig, der einen neuen Film anſehen wollte, er⸗ litt mitten in der Vorſtellung einen Herzſchlag. Ohne daß es vorerſt jemand merkte, ſank er auf ſeinem Platz zuſam⸗ men und ſtarb. Generalkonſul Knobel hatte das Kino friſch und geſund betreten und regen Anteil an der Filmhand⸗ lung genommen, die ihn außerordentlich zu intereſſieren ſchien. Der Film war ober noch nicht bis zur Hälfte abge⸗ rollt, als ihn der Herzſchlag ereilte. Die Beſucher des Ki⸗ nos, die neben ihm ſaßen, kümmerten ſich zuerſt nicht um den merkwürdigen Nachbarn. Sie glaubten, er wolle nur ein kleines Schläfchen halten. Schließlich fiel doch einem Beſucher auf, daß ſich der fremde Mann überhaupt nicht bewegte. Schließlich rüttelte er den Holländer, um dann feſtzuſtellen, daß er es mit einem Toten zu tun hatte. Kno⸗ bel hat in Berlin als Delegierter der holländiſchen Regie⸗ rung am Reichstagsbrandſtifterprozeß teilgenommen. Raubmörder zum Tode verurteilt Köln, 17. Okt. Das Kölner Schwurgericht verurteilte den 23 Jahre alten Melker W. Schurek wegen Mordes in Tateinheit mit Raub zum Tode. Schurek hatte am 18. Mai in einer Feldſcheune bei Brockendorf(Kreis Bergheim) ſei⸗ nen Wanderkollegen im Schlafe überfallen, ihn mit einem Knüppel ohnmächtig geſchlagen und den Beſinnungsloſen dann erpürgt. Nach der Tat nahm er ſich die Habe des Toten. Die Leiche verſteckte er in der Scheune unter Stroh. Das Werk des Naketenforſchers vollendet Osnabrück, 17. Okt. Wie jetzt bekannt wird. hatte der ſo jäh ums Leben gekommene Naketenkonſtrukteur Tiling ſeine Forſchungsarbeiten abgeſchlaſſen, ſo daß er ſein Werk voll⸗ endet hinterlaſſen hat.— Das Exploſionsunglück ereignete ſich in dem Augenblick, als Tiling einen leßten Verbeſſerungsverſuch unternehmen wollte. Die Urſache der dabei entſtandenen Exploſion kann man nach den von Tiling hinterlaſſenen Aufzeichnungen als geklärt anſehen. Sie iſt auf eine Luftbeimiſchung bei der Kompreſ⸗ ſion zurückzuführen, die das Pulver entzündete. Den a Sturz durchs Futterioch. Der Franzenthoma⸗Bauer Peter Fröhlich ſtürzte in ſeinem Anweſen zu Winkelhan⸗ ſen(Bayern) als er Futter ſchneiden wollte durch das Fut⸗ terloch. Dabei wurde er ſo ſchwer verletzt, daß infolge Bruchs der Wirbelſäule der Tod eintrat. A. Oaſtautounglück.— Fünf Opfer. Ein vom SaA⸗ Appell in Stammbach(Bayern) zurückkehrendes, mit 25 Perſonen beſetztes Laſtauto geriet vor der Bahnüberfüh⸗ rung in einer Kurve auf die linke Straßenſeite und ſtürzte in den Straßengraben. Dabei wurden fünf SA⸗Männer teilweiſe ſchwer verletzt. Einer der Verletzten ſtarb. 3 Kinder durch Suppe verbrüht. Baumholder. Im Hauſe des Landwirts H. Train ereignete ſich ein ſchwerer Unglücksfall. Die Ehefrau Train hatte eben die heiße Suppe aufgetragen, als eines ihrer größeren Kinder an die Schüſſel ſtieß, ſo daß dieſe umfiel. Die Suppe ergoß ſich über den Tiſch auf die davor ſtehen⸗ den drei kleineren Kinder, die alle ſchwere Brandwunden er⸗ litten. Das jüngſte davon, das zweieinhalb Jahre alt war, iſt an den vielen Brandwunden geſtorben. Todes-Anzeige. mutter, Schwester, Schwägerin und Tante geb. Schuh im Alter von nahezu 75 Jahren. Mannheim-Seckenheim, 18. Oktober 1933. vom Trauerhause, Hauptstraße 104 aus statt. Am Dienstag Abend ½ 10 Uhr entschlief nach schwerem Leiden unsere liebe, gute Mutter, Großmutter, Schwieger- Hau Barbara Neudeck Die trauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet Freitag, den 20. Oktober, nachmittags 2 Uhr — . —— . ——— Danksagung. Zurückgekehrt vom Grabe unseres nun in Gott ruhenden lieben unvergeßlichen Kindes sagen wir auf diesem Wege für die große Anteilnahme und die zahlreichen Blumenspenden unseren herzlichsten Dank. Besonderen Dank Herrn Pfarrer Fichtl für die trostreichen Worte im Hause und am Grabe, sowie seinem Lehrer und seinen Mitschülern für die Kranzniederlegung. Mannheim-Seckenheim, 18. Oktober 1933. [ iiarre zu kaufen geſucht. 5 Jiu erfragen in der 6 Geſchäftsſtelle ds. Bl. ä ä 42 Ar in Gemarkung Ilvesheim zu verkaufen. Zu erfr. in d. Geſchäftsſt. d. Bl. Familie Uster. Mrterie n- verkalkung, Magen-, Herzleiden Blasen-, Nieren- u. Leber beschwerden 2.— —— Verſammlun Liedertafel. Heute Mittwoch abend 8.30 Uhr 85 Kalend Eingetroffen ein Waggon —.——— gelbe Feldkartoffeln (unſortiert). Beſteller können ſolche heute Mittag an . 7 ö der Bahn abholen oder im Lager. Es werden Noeder-Hoehherde auch an Nichtbeſteller abgegeben. Hei. ichmich, mehl u. Fultormillol ESCh- Oefen 8 8 Fabrikpreisen 70 ö 0 Kupfer, emailliert, Us a 5 0 9 Beton, mit Auslauf Die Oefen und Herde werden mit Rohr geliefert. Georg Röser. Meine Kanzlei befindet sich nunmehr Mannheim-Seckenheim, Offenburgerstr. 23. Sprechstunde: Montags bis Freitags 8—8 Uhr Samstags 9-1 Uhr. Fernsprecher Nr. 47167. Bernh. Zeh, gechts- und Vermittlongs-ugentur Zur Annahme von Bedarfsdeckungs- f ciglied des Reschsbundes deutscher Hecktsbelstäpe). scheinen zugelassen. 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Oktober 1933 Jakob Reinhard Maler- und Tünchergeschäft Meßkircherstraße 55 Wilhelm Hirsch Spenglerei und Installationsgeschäft Offenburgerstraße 17 August Wolf Glasermeister Spezialität: Balkontüren/ Schiebefenster Offenburgerstraße 39 Jakob Weinle Bäckerei Offenburgerstraße 21 August tHülrich Bäckermeister Offenburgerstraße 43 Ernst Bausch Bildhauer 5 Meßkircherstraße 39 Josef Rösch Färberei Chem. Waschanstalt Schwabenstraße 4 Karl Würz Bäckermeister Meersburgerstraße 40 Franz Knoch Tapezier- und Polster-Geschäft Meßkircherstraße 47 Das Handwerk will ſeine Leiſtungs⸗ fähigkeit durch die Wertarbeit ſei⸗ ner Betriebe beweiſen. Es hat aus der Ver⸗ gangenheit gelernt, wohin die Erzeugung und Verſchleuderung minderwertiger Ware führt. Nun, da die Zeiten überſpitzter Ra⸗ tionaliſierungsmaßnahmen, die volkswirt⸗ ſchaftlich weder nutzbringend noch ſozial wa⸗ ren, vorüber ſind, bietet ſich dem Handwerk neuer Lebensraum. Die Organisation des Handwerks iſt enk⸗ ſchloſſen, durch eine berufsſtändiſche Ar⸗ beit dahin zu gelangen, die handwerk⸗ lichen Wirkſchaftszweige wieder zu einem Hauplpfeiler der deutſchen Volkswirt⸗ ſchaft zu machen. Es ſpricht für die Friſche und Regſamkeit, wie für die ſchöpferiſchen Kräfte, die im Handwerk lebendig ſind, daß es als einer der erſten Berufsſtände den Mut findet zu einer ſolchen gewaltigen Kundgebung. Die Feſtſtellung dieſes Lebenswillens iſt umſo erfreulicher, als in den letzten Jahr⸗ zehnten ein merklicher Rückgang des handwerkerlichen Berufsſtandes zu verzeich⸗ nen war. Umſatztätigkeit und Beſchäftigung haben bis in die letzte Zeit ſtändig abge⸗ nommen. Es mag erwähnt werden, daß noch im Jahre 1928 ein Geſamtumſatz von 20 Milliarden Mark in den deutſchen Hand⸗ werksbetrieben erzielt wurde, während ſich der Umſatz im Jahre 1932 nach den Berech⸗ nungen des Inſtituts für Handwerkswirt⸗ ſchaft nur mehr auf 11 Milliarden belief. Dieſe Schrumpfung iſt die Folge einer ſeit langem geübten, verfehlten Wirtſchaftspolitik geweſen. Trotz alledem hat das Handwerk ſeine Bedeutung in der deutſchen Geſamt⸗ wirtſchaft behalten. In 1,4 Millionen Handwerksbetrieben ſind mehr als 8 Millionen Handwerker und Familienangehörige beſchäftigt. Dieſe Millionen wollen den Aufmarſch des deutſchen Handwerks zu einer großen Son⸗ ſchaffung geſtalten. Sie wollen in allen Schichten das Bewußtſein wecken und feſti⸗ gen, daß es der Zuſammenarbeit aller be⸗ darf, um die Arbeitsloſigkeit zu überwinden. firhhollsbeſchagung um Kleinen. Alle helfen für die Geſamtheit. derwerbung für die winterliche Arbeitsbe⸗ Das deutſche Handwerk will an ſeinem Teil die hoffnungsvolle und zuverſichtliche Stimmung im ganzen deutſchen Volk ſtärken helfen, um es im Kampf gegen die Arbeits⸗ loſigkeit zu weiteren Erfolgen zu führen. Der Winter ſoll hier kein Stocken bringen. Die⸗ ſer Feldzug ſoll Gemeingut der ganzen ge⸗ einten deutſchen Nation ſein. Jeder Einzelne ſoll am Kampf teilnehmen, ſoll mit Einkäu⸗ en, Aufträgen, Reparaturen uſw., und ſeien ſie im Augenblick noch ſo klein, nicht zurück⸗ halten. Jede einzelne Mark krägt durch ihr Rol⸗ len dazu bei, daß Volksgenoſſen, die noch arbeitslos ſind, in den Produk- klionsprozeß eingegliedert werden. Der Kaufende ſchafft nicht allein nur ſich Nutzen, er bewirkt gleichzeitig, daß andere Volksgenoſſen wieder die ihnen lang entbehr⸗ te und faſt fremd gewordene Freude und den Stolz des ſchaffenden Menſchen empfinden. Niemand ſoll darum in dieſem Kampf zu⸗ rückhalten und zögern. Das Handwerk verdient nicht nur aus wirtſchaftlichen Gründen und Erwägungen, ſondern auch als Träger eines ganzen Stan⸗ des, der mit der deutſchen Kultur eng ver⸗ bunden iſt, Erhaltung und Förderung. In dieſem Stande ſind von jeher Verantwor⸗ tungsbewußtſein, Pflicht, Gemeinſinn und Zuſammenarbeit wichtigſtes Erziehungsmit⸗ tel geweſen. Der vom Handwerk eingeleitete Feldzug zur Arbeitsbeſchaffung, der ſeinen Höhepunkt in der gewaltigen Kundgebung des Handwerks, der Handwerkerwoche findet, dient dieſen Zielen. Die Maſſen der Bevölkerung ſollen wie⸗ der zur Erkenntnis des Wertes der Werkmannsarbeit gebracht werden. Und da ſich das Handwerk an jeden einzel⸗ nen Volksgenoſſen wendet, wird auch die Gemeinſchaftsarbeit aller Berufsſtände vor⸗ bildlich zum Ausdruck kommen und deshalb auch der ideelle und der materielle Gewinn der Werbewoche nicht ausbleiben: die För⸗ derung des Zuſammengehöbrigkeitsgefühles und der Volksverbundenheit auf der einen, die Linderung der Not auf der anderen Seite. Wilhelm Sponagel Küfermeister Sasbacherstraße 1 Wilhelm Knoch Malermeister Meßkircherstraße 49 Wilhelm Klumb Gipsergeschäft Offenburgerstraße 52 Theodor Spannagel Schmiedemeister Zähringerstraße Emil Koger Maler- und Tünchergeschäft Hauptstraße 124 Adam Ehrhardt Sattler- und Tapeziergeschäft Staufenerstraße 12 Albert Seitz Schreinermeister Kloppenheimerstraße 47 Philipp Stumpf Bäckermeister Hauptstraße 107 Michael Weiß Maler- und Tünchermeister Ettlingerstraße 28 Emil Biegel Herren- Schneiderei Heumarkt 6 Karl Spannagel Bäckermeister Zähringerstraße 83 Hermann Bauer Stukkateur und Gipsermeister Meersburgerstraße 12 Adolf Seitz Bäckerei und Konditorei Hauptstraße 161 Heinrich Engelhardt Metzgermeister Kloppenheimerstraße 90 Hermann Lochbühler Kunst- u. Bauschlosserei, Waagenreparatur Zähringerstraße 93 Philipp Hauck Bau- und Möbelschreinerei Zähringerstraße 101 H. Sirofnik Kunststickerei/ Zeichnerei Anfertigung von Handarbeiten Unterricht Zähringerstraße 37 5(Laden) Ludwig 5 Lochbühler Mechanische Werkstätte Hauptstraße Thomas Herdt Maurermeister Breisacherstraße 2 2 eee Das gute Pfisterer- Brau Wilhelm Raufelder Elektro- Installation a Maxauerstraße 16 Albert Sitzler, Bäckerei Spezialität: Hausmacher Eiernudeln Maxauerstraße 31 Georgs Erhardt Brennholzsägerei 8 Offenburgerstraße 15 Karl Brüstle Schneidermeister f Meersburgerstraße 14 Deucleurbeiteu aller Art in fachmännischer Ausführung Buchdruckerei Zimmermann WW. 5 Inh.: G. Härdle. 5 Peter Schreck Maurermeister Freiburgerstraße 66 Karl Spies Sattler-, Tapezier- u. Polstergeschäft Kloppenheimerstraße 36 hochste Leistung deulscher erkarbeit bieien qhnen vorslehenoͤe Handwerksmeister und Firmen 1 Ph. Dehoust Bäckerei Hauptstraße 141 Otto Löffler Uhrmacher und Optiker Kloppenheimerstraße 2 Heinrich Neudeck WW. Metzgerei Hauptstraße 104 Peter Klumb Naler- und Tünchergeschäft Kloppenheimerstraße 59 Martin Uster Drahtgeflechte/ Drahtgewebe Siebe Kloppenheimerstraße 75 Adolf Kern Elektr. Installationsgeschäft . Säckingerstraße 24 Nudolf Behringer Buchbindermeister Mod. Bucheinbände/ Bildereinrahmungen Freiburgerstraße 1 Ignaz Keller Baugeschäft Rheinfelderstraße 13 Georg Zwingenberger Maler- und Tünchergeschäft Kapellenstraße 30 Georg Heierling Schneidermeister Kloppenheimerstraße 44 Karl Hartmann Metzgermeister ö Hauptstraße 155 Täglich hat die deutſche Hausfrau Ge⸗ legenheit, die Dienſte des Handwerks in Anſpruch zu nehmen oder die Erzeugniſſe der Handwerksbetriebe für den Gebrauch und Verbrauch in ihrem Haushalt zu kau⸗ fen. Bald iſt es der Bäcker oder der Metzger, die täglich für das leibliche Wohl der Familie ſorgen müſſen, bald iſt es der Schreiner oder der Maler, balo der Inſtallateur oder der Dekorateur, die durch ihre Arbeiten die Wohnung inſtand⸗ halten und behaglich geſtalten, bald iſt es der Schneider, die Schneiderin, bald die Putz⸗ macherin oder der Schuhmacher, die die verſchiedenen Stücke der Bekleidung für die Hausfrau und ihre Familien liefern, bald iſt es der Friſeur, der für die Haarpflege zu ſorgen hat, bald iſt es der Uhrmacher, der Goldarbeiter, bald der Photograph u. a. Handwerker, die im Auftrag der Hausfrau für den privaten Haushalt be⸗ ſchäftigt ſind. ueberall— ob Stadt oder Land, ob Süden oder Norden, ob Oſten oder Weſten unſeres Vaterlandes, allerorts eine Dienſtbereitſchaft des Handwerkers für die deutſche Hausfrau, ein tägliches Auf⸗ traggeben der Hausfrau an das Handwerk, ein Erfüllen der Aufträge durch das Hand⸗ werk, ein ununterbrochenes Füreinander⸗ arbeiten, ein ſtetes Mizeinanderarbeiten! „Die kluge Hausfrau wird beſtrebt ſein, ihren Bedarf möglich in den gleichen Hand⸗ werksgeſchäften zu decken, nicht nur, weil dies das Einholen und die verſchiedenen Beſtellungen erleichtert, ſondern weil der Handwerker auch ſelbſt, wenn er die Auf⸗ äußerten Wünſche ein beſſeres Verſtehen, ein ſicheres Einfühlen hat. Schon aus dieſen Gründen ſollte die Hausfrau die Geſchäſts⸗ beziehungen zu den einzelnen Handwerks⸗ meiſtern ſo pflegen, daß dieſe zu dauernden werden— ſelbſt dann, wenn ſie glaubt, einmal bei einer Auftragserfüllung Anlaß zu Klagen zu haben. Jeder verſtändige Meiſter wird den berechtigten Klagen einer Hausfrau Gehör ſchenken und wird beſtrebt ſein, offenſichtliche Mängel zu beheben oder bei dem nächſten Auftrag die Wünſche der Deutsche Hausfrau, merſite das Handwerk! werk wird ſich für die Geſamtwirtſchaft traggeberin perſönlich kennt, für die ge⸗ Auftraggeberin mit beſonderer Sorgfalt zu erfüllen. 8 Dieſe Förderung der Geſchäftsbeziehun⸗ gen der deutſchen Hausfrau und dem Hand⸗ in einer Weiſe auswirken, wie ſie für unſere wieder aufſtrebende Wirtſchaft im Intereſſe aller Volksgenoſſen auf das lebhafteſte be⸗ grüßt werden kann. Je mehr Auft äge dem deutſchen Handwerk zugeführt werden. je mehr Gebrauchs⸗ und Verbrauchsgüter un⸗ mittelbar in den handwerklichen Geſchäften gekauft werden, deſto mehr Arbeitskräfte kann die Geſamtheit aller Handwerksbetriebe beſchäftigen, deſto mehr deutſche Jungen und Mädchen können wieder den handwerk⸗ lichen Beruf erlernen. Für jedes deutſche Kind iſt es von unſchätzbarem Wert, dem „Handwerker“ bei der Arbeit zuzuſehen, miterleben zu dürfen, was der Handwerker zu leiſten imſtande iſt, dabei zu ſein, wenn unter den Händen des werktätigen Ar⸗ beiters die Gebrauchsgegenſtände erſtehen. Die Anerkennung und Wertſchätzung der handwerklichen Arbeit durch die Hausfrau überträgt ſich auch auf die Kinder und wirkt damit gleichſam als Anſporn für die heranwachſende Jugend, die jetzt wieder ſtärker den ſelbſtändigen Berufen des Hand⸗ werks zuſtrebt. Die deutſche Hausfrau hat daher die nationale Pflicht, ſoviel wie mög⸗ lich die Arheitskräſte des deutſchen Hand⸗ werks in Anſpruch zu nehmen, die hand⸗ werklichen Erzeugniſſe zu verwenden; ſie darf ſich nicht von der Maſſenware ver⸗ leiten laſſen, und ihre Einkäufe und Be⸗ ſtellungen nur vom ſubjektiv⸗finanziellen Standpunkt aus tätigen.„Gemeinnutz geht vor Eigennutz“ muß auch in Zukunft die Loſung der Hausfrau ſein, ſie muß durch die Zuweiſung von Aufträgen, durch den Kauf der Handwerkswaren das geſamte Hand⸗ werk unterſtützen und fördern, damit ſpäter ihre eigenen Kinder oder die anderen Volks⸗ genoſſinnen in den Millionen Handwerks⸗ betrieben Arbeit und Brot finden, und auf dieſe Art in den Arbeitsprozeß der F Wirtſchaft eingegliedert werden önnen. Schuhmacher- Zwangsinnung Mannheim 0 Beachtung zu schenken. Ortsgruppe Seckenheim- Ilvesheim. Zur Handwerkerwoche haben die innung vereinigten Schuhmachermeister im Schaufenster der Fa. L. Lochbühler, Hauptstr. ausgestellt. 1 Wir bitten die Einwohnerschaft dieser Ausstellung in der Zwangs- Die Ortsgruppe. Max Gropp Metzgermeister Zähringerstraße 43 Jakob Wolf Uhrmacher und Optiker Breisacherstraße 9 Philipp Gehr Gipsergeschäft 1. Ottenhöferstraße 3 5 August Schmidt Spenglermeister Kloppenheimerstraße 46 Max Frey Metzgermeister Freiburgerstr. 54 August Hirsch 1 Fahrzeuge aller Art e 5 Freiburgerstraße 47 Oswald Eschelbach Gipser- und Stukkateurgeschäft Lahrerstr. 75/ Tel, 47275 Emil Baier Maler- und Tünchergeschäft Gengenbacherstr. 3/ Tel. 47007 David Kast Wagnerei n ̃ Zähringerstraße 76 A. Kollnig Bau- und Möbelschreinerei Hauptstraße 85 Alfred Fritz Schneidermeister Offenburgerstraße 37 Von alten Zunftbräuhen „Dank Ihnen Gott um und um, ſo komme ich bald herum! So mit Verlaub und Gunſt, daß ich mag reden und ſtillſtehen. Dabei grüß mir Gott ein ganz ehrſames Handwerk, Meiſter und Ausgelernte, Geſellen und Lehr⸗ burſche, wie uns der liebe Gott allhier heu⸗ tigen Tages bei dieſer hochlöblichen Zuſam⸗ menkunft, bei offener Lade, bei ſtehender Büchſe, in⸗ und ausliegenden Büchſenpfen⸗ nigen, hochlöblichen Artikelsbriefen und Ein⸗ ſchreibebuch, hochlöblichen Ober⸗ und anderen Meiſtern, zum Losſprechen freundlich ver⸗ ſammelt hat. Gott gebe uns allzeit beſſer Glück!“ Mit ſol junge Ha en Worten verabſchiedete ſich der dwerker, der ſoeben nach beendeter Lehrzeit„losgeſprochen“ und damit Geſelle eworden war, von den verſammelten Mei⸗ tern ſeiner Zunft. Das„Losſprechen“ ge⸗ chah, wie auch die Behandlung anderer wichtiger Zunftangelegenheiten, in feierlichen Verſammlungen der Meiſter des betreffenden Handwerks, die in der Regel vormittags ge⸗ halten und de ub„Morgenſprache“ ge⸗ nannt wurden. N 5 Die Worte des neuen Geſellen, die eine feſtſtehende Formel waren, nennen uns auch die Gegenſtände, die bei ſolcher„Morgen⸗ ſprache“ zugegen ſein mußten. Auf dem Ti⸗ ſche, zwiſchen Kerzen, ſtand das Zunftheilig⸗ tum, die Lade. Der Verſammlungsleiter öff⸗ nete ſie unter langwierigen, hergebrachten Redewendungen und entnahm ihr die„Arti⸗ kelbriefe“, die Satzungen und Privilegien der Zunft. Dann war die Büchſe, die Zunft⸗ kaſſe, aufgeſtellt, und endlich war ein Ein⸗ ſchreibebuch vorhanden, in das die Beſchlüſſe der Verſammlung eingetragen wurden. Die Verſammlung wurde meiſt von einem Meiſter geleitet, den ein„Altermann“, auch Zunftmeiſter, Kerzenmeiſter oder noch an⸗ ders genannt, damit beauftragte. Zahl und Amtsdauer der Altermänner war in den einzelnen Orten und Zünften verſchieden. Manchmal waren den Zünften auch von der Obrigkeit Ratsherren als Zunftvorſteher vor⸗ geſetzt, in anderen Fällen lediglich als Wah⸗ 5 der Stadtrechte dem Vorſtande beigege⸗ en. Die zu den Morgenſprachen verſammelte Gemeinſchaft der Meiſter ſtellte die oberſte Inſtanz in Zunftſachen dar. Der Morgen- ſprache fernzubleiben, galt als ſtrafwürdiges Vergehen. Das Privileg der„Altflicker“ zu Berlin(die Schuhausbeſſerer hatten hier ihre eigene Zunft) beſtimmte im Jahre 1399: „Wer die Morgenſprache verſäumt, ver⸗ fällt in die höchſte Strafe der Innung, in drei Schilling⸗Pfennige; verſäumt er ſie aber aus Gleichgültigkeit oder Nichtachtung, ſo ſoll er ſeine Meiſterſchaft verlieren.“ Beſondere Ge⸗ bote regelten den ordnungsgemäßen und friedlichen Verlauf der Morgenſprache. Auch beſtimmt die Berliner Altflicker⸗Ordnung weiter:„Wer in der Morgenſprache mehr Speiſen oder Getränke zu ſich nimmt, als zu ſeines Leibes Nothdurft dient, alſo daß er ſich brechen muß: es ſei Mann oder Frau, der ſoll drei Schilling⸗Pfennige geben.“ Bei den Frauen handelt es ſich offenbar um Mei⸗ ſterswitwen, die das Gewerbe weiterführen. Doch folgen wir dem losgeſprochenen Ge⸗ ſellen. Er begibt ſich zur„Geſellenherberge“, wo ihn der„Altgeſell“ wieder mit feſtſtehen⸗ den Grußformeln willkommen heißt. Der Altgeſell nimmt unter den Geſellen die gleiche Stelle ein, wie der Altermann in der Zunft. Die Geſellen gehörten zwar dem Zunftver⸗ bande an, hatten aber ihre eigenen Vereini⸗ gungen mit Lade, Artikeln, Rechtſprechung, Fürſorge und eigenen Ver⸗ ſammlungen.. aſſe, eigener Die Verſammlungen, in denen die Anlie⸗ gen der Geſellen behandelt wurden, die alſo den Morgenſprachen vergleichbar ſind, fan⸗ den abends ſtatt und hießen„Auflagen“. Die Mitgliedsbeiträge wurden nämlich dabei auf den Tiſch gelegt. Auch bei den Auflagen wur⸗ de bei geöffneter Lade ein feierliches und um⸗ ſtändliches Zeremoniell entfaltet. Die Herberge war indeſſen nicht nur Ver⸗ ſammlungsort, ſondern vor allem auch Un⸗ terkunft für wandernde Geſellen des Hand⸗ werks. In ſpäterer Zeit wurde das Wandern der Geſellen meiſt Vorſchrift. Außerordentlich wichtig war die Verpflich. tung des Altgeſellen, ſelbſt oder durch einen beauftragten„Oertergeſellen“, dem in der Herberge angelangten fremden Kollegen Ar⸗ beit zu verſchaffen. Vielfach war eine Tafel vorhanden, auf der die Namen der Meiſter verzeichnet waren. Die Namen der Meiſter, die Arbeitskräfte brauchten, wurden mit ei⸗ nem„Zwecklein“ markiert. Dieſe Arbeits⸗ vermittlung hieß„Umſchau“. Stand der Geſelle in Arbeit, ſo gehörte er der Familie des Meiſters und teilte ihre Lei⸗ den und Freuden. Zahlreich waren die Vor⸗ schriften, die den Geſellen ſittſamen Lebens⸗ wandel vorſchrieben. 125 Die Ver ffochtenheff 4 ges Handaecbes mit dem lande eee urch ee 500 e eee Tuc ieee Schreiner u. Zimmerleute MAU d Früher wurden faſt ausſchließlich vom Handwerk die Ver⸗ kehrsmittel hergeſtellt, wie Wagen, Geſchirre für Zugtiere und anderes. In den einzelnen Handwerksbetrieben wurden ſie ganz nach den Wünſchen des einzelnen Kunden angefertigt. Groß war ſo die Mannigfaltigkeit des von Pferden gezogenen Fuhrwerks. Heute tritt an die Stelle des Pferdegeſpanns mehr und mehr das Auto, die Eiſenbahn. Dieſe Verkehrsmittel werden in der Indu⸗ ſtrie hergeſtellt, dem Handwerk verbleibt nur die Anfertigung von Teilſtücken und die Vornahme von Reparaturen. Nur auf dem Lande haben ſich die einfacheren Verkehrsmittel noch mehr erhalten, und ſo kommt es. 5 viele Handwerkszweige ihren Sitz heute vorwiegend auf dem Lande haben. Auf dem Lande aber iſt ein großer Teil der Handwerker im Nebenberufe dann Landwirt. So ſind drei Viertel der Schmiede, die 1925 noch in Deutſchland ge⸗ zählt wurden, im Nebenberuf Landwirte, und ebenſo ſind faſt alle Stellmacher auch Landwirte. Aber auch bei den anderen Hand— werkszweigen iſt vielfach eine enge Verbundenheit des Handwerks mit der Landwirtſchaft feſtzuſtellen. Bei den Fleiſchern iſt es faſt die Hälfte, die neben dem Handwerksbetriebe auch noch die Land⸗ wirtſchaft betreiben. Daraus erklärt ſich auch, daß das Handwerk im Kampf um Deutſchlands Erneuerung von Anfang an Hand in Hand mit den Bauern unter unſeren Fahnen 1 und an dem Gelingen der nationalen Wiedergeburt auch heute regſten Anteil hat g Die Frau bleibt im Berufsleben Es liegt jetzt eine Aufklärung über die Stellung der Frau im Dritten Reiche vor, die durch das Aufklärungsamt für Bevölkerungspolitik und Raſſenpflege bekanntgegeben wird. Die Referentin Maria Wesner betont, daß über die Stellung der Frau im Dritten Reich viel geſtritten wor⸗ den ſei und daß Unfriede und Mißmut vor allem in den Reihen der berufstätigen Frauen entſtanden wären. Dieſe Frauen fürchteten, von heute auf morgen aus ihren Stellen verjagt zu werden. Das ſei natürlich Unſinn. Wenn man die Frau aus den akademiſchen Berufen herausziehen wolle, um die dadurch frei werdenden Stellen mit Männern zu beſetzen, ſo ſei das, mit einigen Ausnahmen, zu begrüßen. Sicher aber werde das Heer der Lehrerinnen. Fürſorgerin⸗ nen, Verkäuferinnen, Stenotypiſtinnen, Sekretärinnen uſw. beſtehenbleiben, weil die Frau auf dieſen Poſten zweifellos kraft ihrer natürlichen Anlage geeigneter ſei als der Mann. Vergeſſen werde immer wieder, daß die Nationalſozia⸗ liſten lediglich die Forderung erheben, die Frau ihrer wirk⸗ lichen Beſtimmung, nämlich Hausfrau und Mutter zu ſein, zuzuführen; genauer: ſie wollten den jungen Männern ſchon in den erſten Jahren ihres Berufslebens durch ein ausrei⸗ chendes Gehalt die Möglichkeit geben zu heiraten. In den vergangenen Jahren ſei es ſo geweſen, daß vor allem die akademiſchen Männerkreiſe ſelten vor Mitte der 30er Jahre überhaupt ans Heiraten denken konnten, weil ihre Ein⸗ künfte kaum für eine, noch weniger für mehr Perſonen reichten. Durch frühere Heiratsmöglichkeit würde naturge⸗ mäß ein großer Teil junger Mädchen aus dem Berufsleben ausſcheiden, eine Frage, die von vielen natürlich veranlagten Frauen ſicher nicht als Zwang aufgefaßt werde. Der Ein⸗ wand vom Ueberſchuß an Frauen ſei nicht ſtichhaltig, weil ab 1902 wieder normale Verhältniſſe eingetreten wären, d. h. daß nur ein ganz geringer Ueberſchuß an weiblichen Ge⸗ burten entſcheidend ins Gewicht falle. Die Verfaſſerin unterſcheidet zwiſchen den Frauen, die aus wirtſchaftlicher Not in einen Beruf gedrängt wurden und denjenigen, die lediglich arbeiten gingen, um ſich den zunehmenden Luxusbedarf unſeres„ziviliſierten“ Lebens verſchaffen zu können. Dabei ſpielten meiſt rein egoiſtiſche Gründe die entſcheidende Rolle, unterſtützt natürlich von den Sirenengeſängen der Frauenrechtlerinnen aller Schattierun⸗ gen, die die Hausfrau als beſſeres Dienſtmädchen betrach⸗ teten. So ſchön aber das Leben als ſelbſtändiger Menſch auch ſein mag, vorausgeſetzt, daß die Berufsarbeit die Frau ganz und gar ausfülle, ſo ſehr werde doch jede natürliche Frau ſich danach ſehnen, ihren Haushalt, ihre Kinder und ihr Zuhauſe zu haben. Wie ſchön, ſo ſchließt die Referentin, iſt ein offenes Bekenntnis zum Frauentum, das ſich danach jehnt, einem Manne Gattin und Kameradin, den Kindern eine Mutter zu ſein. a Herbſttage am deutschen Rhein Schiffsreiſe durchs Weinland. RD. In Mainz ſah ich ihn wieder— breit floß er dahin, ſilbern in dem Leuchten der Herbſtſonne, und ſo viele Schiffe trug er liebevoll und behutſam. Wir hielten ſtumme Zwieſprache miteinander, der Rhein und ich, ſeit drei Jahren hatte ich ihn nicht mehr grüßen können. Nun war er wieder der Gebende, und ich nahm ſeier Schön⸗ heiten reiche Fülle mit offenen Händen In der Ebene mit ihrem milchigen Dunſt ſteigt im Nor⸗ den der Taunus auf, die Schloßtürme von Biebrich grü⸗ ßen, zur Seite wächſt wuchtig die Silhouette des Mainzer Doms mit ſeiner raumerobernden Türmung. Faſt ſommer⸗ liche Wärme gießt die Herbſtſonne in die Straßen des „goldenen Mainz“. Man ſpürt es ordentlich, wie die Luft der Rheinſtadt mit Fruchtbarkeit erfüllt iſt. Ruine Ehrenfels bei Rüdesheim. Von Mainz aus beginnt unſere Fahrt, Etappe auf Etappe trägt uns das Schiff weiter, und wir ſtreifen, los⸗ gelöſt von der Gebundenheit an ein Ziel, durch die Hügel⸗ kandſchaft des Rheingaus. In den Abendſtunden werfen die Pappeln in den Taunustälern lange Schatten. Ein mattes Rot iſt über die Wälder getuſcht, ſelbſt die noch grünen Streifen der Weinkulturen haben in den Stunden zwiſchen Tag und Nacht ein herbſtliches Leuchten. Wir durften nicht in die Berge. Vom Beginn der Reife bis zur Leſe ſind ſie geſperrt, ſelbſt für die Bauern. So will es ein uraltes Gebot: Der Wein braucht Ruhe zum Werden. Ein feierlicher Glaube von ſymboliſcher Kraft. Zum Ausreifen braucht alles Lebendige die Stille und die Unberührtheit. Was iſt an den Weinorten im Rheingau ſo Beſonderes? Es gibt viele romantiſche Städte an Flüſſen, und ihre Türme ſpiegeln ſich in den Fluten wider, und doch iſt es nicht der Zauber um ſie, den Oppenheim, Eltville, Eberbach, Schloß Johannisberg, Rüdesheim, Bingen, Sankt Goar dem Fremden als Schönſtes einer Rheinfahrt vermitteln. Von der Frucht⸗ barkeit dieſer Berge ſcheint etwas in die Luft, in die Häuſer und in die Menſchen übergegangen zu ſein. Es iſt, als ob die Geiſter des Weines in jeder Niſche und unter jedem Re⸗ bengeländer ſäßen, auf jedem Weg zwiſchen den Mauern der Weinberge ein Lied verzaubert klänge, und aus dem rauſchen⸗ den Waſſer des Rheins glauben wir uralte Sagen zu ver⸗ nehmen. Ein Land der Kindheit und der Träume, des Still⸗ ſtandes der Zeit iſt dieſes Land am Rhein. Letzter Hort der Romantik auch im Menſchlichen. Wir werden alle verwandelt, wenn wir am Rhein ſtehen, und ſo ein einfacher Berg wie der Loreleifelſen begeiſtert uns, weil hier unſere Phantaſie wacher iſt als ſonſt im Leben und ſonſt auf der Welt. Auch ohne daß eine Aßmannshäuſer Spätleſe oder ein Rauentaler Gewächs den Antrieb dazu gäbe. Im menſchenumſchwärmken Freiligrath⸗Zimmer der be⸗ rühmten„Krone“ zu Aßmannshauſen ſagt eine Ame⸗ rikanerin in gebrochenem Deutſch:„Verſtehen Sie, warum die Deutſchen ihre Hochzeitsreiſen ſo oft ins Ausland machen? Wäre es hier nicht viel ſchöner?“ Der Gefraate konnte nur antworten:„Ja— e weil fürchten, aus Rheinreiſenden zu Weinreiſenden zu derben Aber— welcher Deutſche ſagte draußen nicht auch dem edlen Tropfen zu! Vielleicht, daß man den großen, in ein Fluß⸗ bett gezwängten Touriſtenſtrom fürchtet, in der Meinung, es gäbe kein beſchauliches Weilen bei ſolch einer Rheinreiſe. Aber auch das zeugt von oberflächlichem Urteil; man frage einmal einen, der acht Tage in Bacharach oder Ober⸗ weſel oder Lorch geweſen iſt, der von dort auf die Rhein⸗ höhen hinaufgewandert iſt oder ſtill am Fluß geſeſſen hat. Erſt ſolchem beſchaulichem Aufenthalt enthüllt das Rheintal ſeine ganze Eigenart. Wenn das erſte Licht des Fenſeilige in das Tal fällt, wenn aus den Nebeln, die das jenſeitige Ufer nicht erkennen laſſen, ſich mählich die Sonne heraus⸗ drängt, oder wenn der Abend kommt und es ſtiller wird zwiſchen den Höhen und der große Schlaf der Natur angeht — nur die Menſchen ſind dann noch rege, die Lichter der Schiffe ziehen geheimnisvoll langſam vorbei, und die Lich⸗ ter der Züge huſchen am Hang der Berge hin—, dann ſchließen ſich die Eindrücke zuſammen zu der Erkenntnis: Dieſer Fluß iſt eine eigene Welt! Rheinfahrt iſt eine Städtefahrt, doppelt im Herbſt, wenn die Luft dünner iſt, und—— man nicht müde wird vom Gehen durch Straßen und über Plätze. Mittelalter hat man genug in den Rheinſtädten von Mainz an abwärts bis Köln, und eine Geſchichte des rheimiſchen Kirchenbaues nimmt man im Vorübergehen mit. Die Filigranarbeit der gotiſchen Sankt⸗Werner⸗Kapelle in Bacharach, die ſpätromaniſche Kirche in Boppard im allerbeſten Uebergangsſtil, die wuchtige Schich⸗ tung der Maſſen, wie ſie in Sankt Apoſtel iſt, das alles iſt ein vorzügliches Repetitorium der Hochkultur des deutſchen Kirchenbaues. Man betreibt überhaupt viel 3 1 bei ſolch einer Fahrt am Rhein. Ingelheim beſchwört die Per⸗ önlichkeit Karls des Großen herauf, und der Königsſtuht die Zeiten, da der Rhein mit ſeinen Fürſten das Herz des Reiches war. Darum iſt es gut, daß am Ende dieſer Fahrt zwei große Städte uns dem modernen Leben wiedergeben: Köln und Düſſeldorf. Das iſt wie ein Sprungbrett in den Alltag hinein, den man zwiſchen Mainz, Ehrenbreitſtein und Bonn ganz vergeſſen hatte. C. H. Barnick. — Völkerwanderungen im Tierreich In der Natur herrſcht ewige Bewegung. Die Heuſchrek⸗ ken wandern dorthin, wo ſie gute Ernährungsmöglichkeiten finden, die Vögel ziehen von einer Zone in die andere, Rie⸗ ſenlachſe ſpringen auf ihren Wanderungen über die Waſſer⸗ fälle des amerikaniſchen Feſtlandes, Aale wandern um die halbe Welt, Renntiere durchziehen die nördlichen Steppen, und Rieſenſchildkröten ſammeln ſich zu Millionen im Golf von Mexiko, um ihre Eier abzulegen. Gewohnheit und In⸗ ſtinkt, aber auch Witterungseinflüſſe, Nahrungsmangel oder „ rufen dieſe rätſelhaften Wanderungen ervor. Der Präriewolf, der nahezu ausgerottet iſt, war noch vor hundert Jahren ein in Amerika und Rußland ſehr häu⸗ figes Tier. Wo er noch vorkommt, läuft er allein oder zu zweien und verfolgt bei Nahrungsmangel ſeine Beute Hun⸗ derte von Kilometern weit. Ein hungriger Wolf kann einem Jäger, der ein Stück Wild geſchoſſen hat, tagelang nachſetzen. Noch 1879 wurden in Texas Rudel wandernder Wölfe be⸗ obachtet, die Büffelherden viele hundert Kilometer weit auf den Ferſen folgten. Auch Eichhörnchen wandern. Es iſt bekannt, daß Nagetiere oft mit erſtaunlicher Schnelligkeit irgendwo erſcheinen und ebenſo ſchnell wieder verſchwinden. Auch Kaninchen und Ratten wandern ſtändig. In der Mark Brandenburg hatte es noch in der Mitte des vorigen Jahr⸗ hunderts keine Kaninchen gegeben. Einmal durch einen Jagdliebhaber eingeführt, haben ſie ſich derartig vermehrt, daß man ihnen wegen ihrer Schädlichkeit— ſie unterwüh⸗ len Eiſenbahndämme— keine Schonzeit gewährt. Dieſe Tiere ſind an gewiſſe Lebensbedingungen gebunden. Die größte Wanderung von Kaninchen wurde 1858 in Nordamerika be⸗ obachtet, wo ſich unüberſehbare Scharen in Bewegung ſetzten und auf treibendem Holz ſogar den Trinityfluß überquerten. Auch die wilden Truthähne wandern, verfolgt von Koyoten. Gelegentlich wandern auch die Wachteln, beſonders zahlreich im afrikaniſchen Buſch. Bei dem abnehmenden Wildreich⸗ tum gehen auch die Wanderungen großer Tiere immer mehr zurück. ee Handel und Wirtſchaft 5 (Ohne Gewähr.) Mannheimer Schlachtviehmarkt vom 17. Oktober: Auf⸗ trieb: 199 Ochſen, 120 Bullen, 267 Kühe, 354 Färſen, 739 Kälber, 62 Schafe, 2302 Schweine, 4 Ziegen. Bezahlt wur⸗ den pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen 29 bis 32, 23 bis 26, 25 bis 28; Bullen 26 bis 30, 24 bis 26, 22 bis 24; Kühe 23 bis 26, 18 bis 21, 16 bis 18, 11 bis 13; Färſen 30 bis 32, 27 bis 29, 24 bis 26; Kälber 41 bis 43, 35 bis 39, 30 bis 34, 23 bis 27; Schafe 20 bis 25; Schweine 54 bis 56, 52 bis 55, 50 bis 55, 48 bis 52, —, 44 bis 48.— Marktverlauf: Großvieh mittelmäßig, lang⸗ ſam geräumt; Schweine ruhig, Ueberſtand, geringe Schweine vernachläffigt. Leipzigs Drangſale 1813 Zur Erinnerung an die Leipziger Schlacht vor 120 Jahren. Man braucht heute nur mit einigen kurzen Worten an die kriegeriſchen Ereigniſſe der Oktobertage 1813 zu erinnern, um ſofort das Bild des gewaltigen Völkerringens bei Leipzig entſtehen zu laſſen. In der Leipziger Ebene hatte ſich der Ring der Verbündeten um Napoleon zuſammengezogen, und wenn der Korſe nicht ganz zurückweichen wollte, mußte er die ihm aufgezwungene Schlacht gegen einen überlegenen Gegner annehmen. Der Kampf dauerte vom 16. bis zum 19. Oktober. Der 17. Oktober war ein Tag der Waffenruhe, an dem der Kaiſer der Franzoſen ſein Gluck noch einmal im Verhandeln ſuchte. Wäre Schwarzenberg den genialen Ge⸗ dankengängen Gneiſenaus gefolgt, hätte man bei Leipzig nicht nur einen gewaltigen Sieg errungen ſondern vielleicht eine Vernichtungsſchlacht geſchlagen, die dem Tage von Sedan gleich gekommen wäre. Aber man wagte es nicht, ein Korps zur Absperrung der Rückzugslinie Napoleons abzuſenden. Den Hauptruhm in dem ſchweren Ringen ern⸗ teten die Preußen. Am 16. Oktober hat Blücher bei Möckern in blutigem Kampfe über Marmont geſiegt, während Schwarzenbergs Oeſterreicher bei Wachau unentſchieden fochten. Erſt der 18. Oktober brachte den allgemeinen konzen⸗ triſchen Angriff der Verbündeten mit 255 000 Mann gegen 160 000 Soldaten Napoleons. Der Tag endete nach harten Kämpfen mit einem vollſtändigen Sieg über die Franzoſen. Den Schlußakt des Dramas bildete die Erſtürmung der Stadt am 19. Oktober. f Preußen waren, obgleich ihr König das widernatürliche Bündnis mit Napoleon bis zuletzt aufrechterhielt? Ein Be⸗ wohner Leipzigs hat ſeine Erinnerungen daran aufgezeichnet in einer Schrift, die nach damaliger Sitte den langen Titel trug:„Leipzigs Drangſale oder die ſechs Tage der Angſt, welche die Bewohner Leipzigs vom 13. bis 19. Oktober 1813 erlitten.“ Ueber den Haupttag der Schlacht ſchreibt dieſer biedere Bürger:„In alle Teile der Stadt flogen die Kugeln, und von einer derſelben wurde ein franzöſiſcher General auf der Katharinenſtraße getroffen. Viele Häuſer wurden be⸗ ſchädigt; die Fenſter klirrten unaufhörlich oder zerſprangen; die Erde bebte ringsumher! So brach die Nacht herein, die ſchrecklichſte, welche wir jemals durchwacht hatten! Leipzig war von einem Flammenmeere umgeben— am Himmel 1 05 ſtrahlend der furchtbare Widerſchein von brennenden örfern und von tauſend Wachtfeuern! Ueberall hörte man lautes Geſchrei der Menſchen und dumpfes Rindergebrüll. Der letzte Tag unſerer Stadt und unſeres Lebens ſchien vor⸗ handen zu ſein, und wir ſahen im Geiſte ſchon die Drohung des Herzogs von Padua erfüllt: daß er Leipzig ſo lange verteidigen wolle, bis er über deſſen Aſche dahinſchreiten könne. Daß dies auch wirklich ſein ernſter Entſchluß ge⸗ weſen ſei, beweiſt die Menge von Pech, welche ſchon zum Anbrennen der Vorſtädte bereit lag. Ein Mangel an Nah⸗ rungsmitteln, der in dieſen Tagen faſt bis zur Hungersnot ſtieg, vollendete das unausſprechliche Elend der ärmeren Volksklaſſe und der franzöſiſchen Krieger. Man ſah— o des ſchrecklichen Anblicks!—, daß Arme auf den Straßen jede Erdäpfelſchale mühſam aufſuchten und gierig verſchlan⸗ gen; daß Soldaten von den zahlreich umherliegenden toten Pferden ganze Stücke abſchnitten und roh oder gebraten verzehrten. Um die Lazarette kümmerte ſich bei der allge⸗ meinen Verwirrung kein Menſch, und die Kranken und Ver⸗ wundeten mußten mehrere Tage hungern und durſten. Den Donnerstag, als den 21. Oktober, ſind, wie behauptet wird, allein aus dem Gewandhauſe 400 Tote geſchafft worden. In der bangen Erwartung, daß das Schrecklichſte uns doch noch am folgenden Tage bevorſtehe, verlebten wir bebend die grauenvollſte Nacht!“ Das waren die Tage der Angſt. Als aber die Sieger am 19. Oktober nach Leipzig kamen, wurden ſie von der ſäch⸗ ſiſchen Bevölkerung als Retter und Befreier begrüßt. Das Volk ſpürte in dieſen Tagen zum erſten Male die deutſche Blutsgemeinſchaft, die ſich wider fremde Tyrannei empörte. Das iſt der große Sinn der Völkerſchlacht bei Leipzig, daß hier nicht um die Sache eines Fürſten oder um die Inter⸗ eſſen eines Splitterſtaates gekämpft wurde, nein, es ging um Deutſchland. Wenn damals eine engliſche Zeitung ſchrieb:„Wer gab Deutſchland das erſte Beiſpiel des Ab⸗ falls von Napoleon? Die Preußen. Wer hielt die Schlachten von Lützen und Bautzen? Die Preußen. Wer ſiegte bei Haynau? Die Preußen. Wer bei Großbeeren, bei Katzbach und Dennewitz? Immer die Preußen. Wer bei Kulm, Wartenburg, Möckern und Leipzig? Die Preußen, immer die Preußen“, ſo mochte man ſchon ahnen, daß dieſes Preußen noch einmal bedeutungsvoll für die deutſchen Ge⸗ ſchicke werden würde. Die Kunde von der Leipziger Schlacht drang damals jubelerweckend durch die deutſchen Lande, wie ſpäter die Kunde von Sedan und Tannenberg. Wir aber ſind ſtolz, daß wir den Ruhm der Väter zur Mahnung der deutſchen Ju⸗ gend in einem neuen Reiche verkünden dürfen, das dem uralten Traum von der deutſchen Einheit die letzte Erfüllung geben wird. 4 lh seu Die Sommergeiſter Sommers laufen in Mittagsglut, Ohne die Sohlen zu ritzen, Luſtige Geiſter ohne Blut Ueber der Aehren Spitzen. Wenn die Erde recht dürr und heiß, Werden ſie erſt lebendig; Wenn der Himmel vor Hitze weiß, Spielen ſie dort beſtändig. Jedes Wölkchen die Kinder verſcheucht, Daß ſie ſich eilig verſchlupfen; Wenn ihnen würden die Füße feucht, Stürben ſie hin am Schnupfen. Leicht gekleidet im güldnen Hemd, Glänzen die weißen Gliedchen; In ſilberner Sprache, ſeltſam und fremd Singen ſie köſtliche Liedchen. Doch wenn die Sichel mit drohendem Schall Schwingen gebräunte Hände, Dann hat der glänzende Kinderball, Das Spiel des Sommers ein Ende. Fröſtelnd in Höhlen kauern ſie ich jetzt im Herbſte zuſammen; Sehnend und weinend betrauern ſie Des Sommers liebliche Flammen. e ere e Großvater erzählt Dorfgeſchichlen aus alter Zeit. Seine verheiratete Tochter wohnte in der roßen Stadt und hatte ihm ſchon ſo oft ge⸗ chrieben:„Großvater, komm doch zu uns! Du ſollſt es gut bei uns haben, und die En⸗ kelchen warten ſchon jeden Tag auf dein Kommen.“ Aber der Alte konnte ſich nicht entſchließen, in die weit entfernte Großſtadt zu ziehen. Im Dorf war er geboren, und in ſeinem Dorf wollte er auch ſterben. Mochte die Tochter ihm die Enkelkinder, die er zärt⸗ lich liebte, in den großen Ferien herüber⸗ ſchicken; es tat den Kindern nur gut, wenn ſie einmal eine Weile aus der Großſtadt herauskamen, und ihn, den Alten, der ſich ohne Schaden doch nicht mehr in einen an⸗ dern Boden verpflanzen ließ, riß es nicht aus der gewohnten Umgebung. Wenn ſein Sohn, der einzige, den ihm damals der lange Krieg gelaſſen hatte, das Vieh gefüt⸗ tert hatte und zu Abend hinten alles dicht a 3 war, dann zündete der Alte ſich ſeine urze gende an, ſetzte ſich auf die Ofen⸗ bank und nahm,— darauf freute er ſich immer ſchon ganze Monate im voraus— ſeinen Enkel rechts und ſeine Enkelin links in den Arm, und während die Kinder ſich an ihn drückten, der ſiebenjährige Hans und ſein um ein Jahr jüngeres Schweſterchen, . der Alte, in den dämmernden Abend hinein, ſeinen atemlos horchenden Enkelkindern Geſchichten, wie ſie ihm ſelbſt dereinſt der Vater und Großvater erzählt hatten. Sie waren Bauern wie er, auf glei⸗ chem Grund und Boden geboren und ge⸗ ſtorben. Bunt waren ſeine Geſchichten und wunder⸗ lich gemiſcht aus dem tapferen ſtreit⸗ baren Bauerngeſchlecht, das ſeinerzeit in den Bauernkrieg gezogen war und aus dem ſtil⸗ len, tiefinnerlichen Menſchenſchlag, mit den ſanften Augen und der weichen Stimme, der einerzeit mit der Urgroßmutter ſelig ſeinen Einzug auf dem Hof gehalten hatte. Und die Kinder, die nur die Märchen kannten, wie ſie in den Märchenbüchern ſtehen und wie ſie das Fräulein in dem ſtädtiſchen Kindergar⸗ ten ihnen erzählt hatte, lauſchten atemlos und ohne ſich zu rühren. Nur manchmal, wenn der Alte ſich eine friſche Pfeife anzün⸗ dete, daß das rote Feuerauge ſeines Pfeifen⸗ kopfes durch die immer tiefer werdende Dämmerung blinkte, dann fragte der kleine Hans wohl einmal:„Großvater, wie kommt es, daß deine Märchen und Geſchichten ſo ganz anders ſind als die, die man uns in der großen Stadt erzählt? Weißt du, da er⸗ zählt man uns non Rotkäppchen und Schneewittchen und von Frau Holle und von dem Rieſen Ogyr mit dem einen einzigen großen feurigen Autze. Aber das weißt du wohl nicht? So was gab's auf dem Lande hier bei euch wohl nicht?“ Dann zog der Alte wohl ſtürmiſch an ſeiner Pfeife, daß ſie feurige Funken blies, und dann erzählte er, daß natürlich die Stadt andere Märchen und Geſchichten haben müſſe als Dorf und Land.. Natürlich plagten die Kobolde den Bauers⸗ mann mehr als den Städter, denn ein echter, rechter Kobold fühle ſich nur* dem Lande wohl, wo es immer friſche, ſchöne Milch äbe, und natürlich würde man den geſpen⸗ 8 fee ſchwarzen Hahn, den man nicht an⸗ aſſen und nicht aufheben dürfe, oder er ver⸗ wandle ſich in einen böſen Geiſt, vergeblich in der Stadt ſuchen, denn er treibe ſein We⸗ ſen nur an ländlichen Kreuzwegen, und die chwarze große Katze, die um Mitternacht über die Dorfſtraße ſchleiche und in Wirklich⸗ keit des längſt verſtorbenen unehrlich gewe⸗ ſenen Windmüllers hexeriſches Weib ſei, würde ſich nie in die Stadt verirren, ebenſo⸗ wenig wie der ſchwarze Hund, der in der zwölften Stunde heulend übers Feld ſtreiche, wo während des Dreißigjährigen Krieges Schreckenszeit der große Silberſchatz vergra⸗ ben 1 ſei, der bisher nicht gefunden wurde. Manchmal klopfte dann, während der Alte erzählte und die Kinder mit heiß gewarde⸗ nen Backen lauſchten, noch ein ſpäter Abend⸗ beſuch an, ein Nachbar war's, der mit dem Alten noch Zwieſprach halten wollte in ir⸗ gend einer Gemeindeſache. Und war's ein Bekannter, der des Alten Enkelkinder kannte, dann klopfte er dem Jungen und dem Mäd⸗ chen wohl die Backen und ſagte:„Ja, euer Großvater, zu erzählen weiß er,— und es iſt manchmal gut, daß er für all dieſe Dinge was übrig hat. Weiß keiner in der Gemeinde ſo gut Beſcheid wie er, wies früher geweſen iſt. Euch erzählt er die bunten Sagen und Märchen und uns hilft er manch ſchwere altſtreitige Beſitz- und Rechtsfrage löſen. Euer Opapa iſt uns hier unentbehrlich. Aber kommt recht oft und beſucht ihn!“ Und die Kinder nickten und klammerten ſich an den Alten F. H. M. — Das Lächeln einer ſchönen Frau Von Gerhard Frank. 5 Der Herr Doktor kam aus dem Theater. Er hatte den„Raub der Sabinerinnen“ geſehen, und auf ſeinem Geſicht und dem aller Zuſchauer, die das Theater verließen, lag noch jenes ſtillvergnügte, leichte und ſchamhaft unterdrückte Lächeln, das nicht ſo ſchnell weichen will, wenn man eine luſtige und gut gelungene Aufführung geſehen hat. Im Ausgang ſtieß Herr Doktor eine Dame an, entſchuldigte ſich höflich. Die Dame nickte flüchtig, ſah kurz zu ihm auf, und das Lä⸗ cheln auf ihren Lippen ſchien ſich zu ver⸗ ſtärken. ö i Der Doktor war ein wenig erſtaunt. Das Lächeln dieſer jungen und ſchönen Frau ſchien mehr zu ſein als die nachhaltige Wir⸗ kung der eben geſehenen Poſſe, galt es viel⸗ leicht ihm? Das war nicht unmöglich, er wußte, daß er eine ſtattliche Erſcheinung war, die Frauen imponieren konnte. Sollte dieſes Lächeln ein kleiner Wink ſein, ein Zeichen, vielleicht gar eine Aufforderung? Es war halb elf— für ihn war das noch ſehr früh— und ſo entſchloß er ſich, der Dame unauffällig nachzugehen. Vielleicht gab es eine Möglichkeit, auf eine möglichſt kavaliermäßige Art ihre Bekanntſchaft zu machen! 5 Die Dame ging zur nächſten Straßenbahn⸗ Halteſtelle, wartete auf einen Wagen und ſtieg ein. Eine Straßenbahnfahrt— nun, das iſt ziemlich unverfänglich, dachte der Doktor rode bonfalls ein, ſetzte ſich ihr gegenüber. Wieder huſchte dieſes merkwür⸗ dige Lächeln über die Züge der ſchönen Frau, als ſie ſeiner anſichtig wurde. Der Doktor reckte ſich höher und fühlte voll Stolz, daß er anſcheinend Glück hatte: die⸗ ſes Lächeln konnte nur ihm gegolten haben! Kurz vor der Endſtation verließ die Dame den Wagen— der Doktor auch. ö Sie ging noch ein kleines Stück, hielt am Gartentor einer kleinen Villa, ſchloß die Tür auf— in dieſem Augenblick wollte der Dok⸗ tor an ſie herantreten und ſie fragen, ob er nicht auf ein Wiederſehen hoffen dürfe— da hatte ſie ſchon die Tür geöffnet und ver⸗ ſchwand dahinter. Und wieder lachte ſie, diesmal war es nicht nur das heimliche, blinzelnde, ſchnell über das Geſicht huſchende Lächeln— das war ein richtiges, wenn auch ſchn leiſes, kicherndes Auflachen. Dann ver⸗ chwand ſie ſchnell im Dunkel. Verblüfft ſtand der Doktor vor der Gar⸗ tentür. Was hatte die Dame? Warum war ſie ſo ſchnell verſchwunden? Warum hatte ſie ſo 8 Sollte das doch eine Verheißung ein? a Er ging zu Fuß in die Stadt zurück und ſuchte ſein Stammkaffee auf. Immer mußte er an das Lächeln der ſchönen Frau denken — an dieſes myſteriöſe ſchalkhafte Lächeln. Das ging ihm nicht aus dem Sinn, er wurde nicht fertig damit. Das mußte etwas bedeu⸗ ten— das konnte nichts anderes ſein als eine kleine Ermunterung. Suchte ſie viel⸗ leicht ein Abenteuer, dieſe junge Dame aus dem Theater? Der Oberkellner Franz, der ihn ſeit vie⸗ len Jahren in ſeinem Stammkaffee bediente und ſich einige Freiheiten herausnehmen durfte, begrüßte ihn mit einem ſtillen Schmunzeln. 5 Der Doktor ſah ihn erſtaunt an,„Franz, Sie lächeln auch ſo merkwürdig?“„Auch? Sagen Sie, Herr Doktor? Hat Sie heute abend ſchon jemand ſo angelächelt?“ Der Doktor nickte mißmutig. Franz lächelte weiter:„Kein Wunder, Herr Doktor, ſehen Sie ſich doch mal Ihren Hut an— da ſteckt ja noch die Garderoben⸗ marke dran!“ f Wdierſtände, Lebensanglt Ein jede Tatkraft lähmendes, plötzlich auftretendes Angſtgefühl, irgendeiner Auf⸗ gabe nicht oder nicht mehr gewachſen zu ſein, überfällt bisweilen auch Menſchen, die ſich im Leben bewährt und Erfolge erzielt haben, ſo daß eine Erklärung dafür zu feh⸗ len ſcheint. In ſolchen Fällen handelt es ſich faſt ausſchließlich um ein Verſagen der Nerven, zumeiſt infolge von Ueberarbei⸗ tung, alſo um eine krankhafte Erſcheinung. Die völlige Mutloſigkeit und das Verzwei⸗ feln am eigenen Können und der eigenen Kraft können ſo weit gehen, daß der Er⸗ krankte freiwillig aus dem Leben ſcheidet als Opfer dieſer Lebensangſt. Was wir aber ſonſt im allgemeinen dar⸗ unter verſtehen, geht auf ganz andere Ur⸗ ſachen zurück, zumeiſt allerdings auf Er⸗ ziehungsfehler. Wenn Eltern in falſch verſtandener Liebe ihre Kinder allzuſehr verzärteln, ſie möglichſt von der Umwelt ab⸗ ſchließen, ihnen jeden Willen laſſen und ihnen alle Widerſtände möglichſt aus dem Wege räumen, ſo wird ihre Widerſtands⸗ kraft nicht geſtählt, und ſie bleiben willens⸗ ſchwach. Das gleiche tritt natürlich auch ein, falls die Eltern, in übertriebener Strenge, jede eigene Willensäußerung der Kinder als Auffäſſigkeit unterdrücken zu müſſen glau⸗ ben. Die Figur des Vaters als„Haustyrann“ verſchwindet glücklicherweiſe immer mehr. Aber man neigt nun wieder zu dem entge⸗ gengeſetzten Fehler, allzu nachſichtig zu ſein. Der rechte Mittelweg ſcheint jedenfalls noch nicht gefunden. Treten ſolche Kinder dann ins Leben, ſte⸗ hen ſie ihm fremd und energielos gegenüber. Sie beſitzen nicht den Mut, den Kampf auf⸗ zunehmen. Ein drohendes unbekanntes Etwas richtet ſich das Leben vor ihnen auf, das ſie zu Boden drückt, weil ſie ſelbſt fühlen, daß ſie ihm nicht gewachſen ſind. Sie bleiben ewig abſeits, und das Leben geht an ihnen vorüber. Unſere Zeit mit ihrem harten Da⸗ ſeinskampf verlangt aber Menſchen, deren geiſtige und körperliche Widerſtandskraft von Kind an geſtärkt worden iſt, die mit gutem Wiſſen und reinem Gewiſſen unbe⸗ irrt ihren Weg gehen, ſich nicht dauernd mit Zweifel plagen und mit beiden Füßen feſt auf dem Boden der Wirklichkeit ſtehen. Die die nun einmal vorhanden ſind, dürfen ihre Kraft nicht erlahmen, ſon⸗ dern nur wachſen laſſen. So werden ſie frei bleiben von aller Lebensangſt und frohe Menſchen werden. Nur dem Mutigen ge⸗ hört die Welt! — Eine fürstliche Kegelbahn Als jüngſte Sehenswürdigkeit Regensburgs iſt vor kurzem das Schloß des Fürſten von Thurn und Taxis zur öffentlichen Beſichtigung freigegeben worden. Neben zahlreichen Kunſt⸗ ſchätzen, Gemälden und Gobelins, wertvollen Möbeln, Jagdtrophäen und Waffen, koſtbaren Gläſern und Porzellan findet der Beſucher hier auch eine Kegelbahn, auf deren Wandver⸗ läfelung in langer Reihe die Namen von Fürſt⸗ lichkeiten und Gäſten des Hauſes verzeichnet ſind, die von 1888 bis 1932 auf dieſer Bahn „alle Neune“ geſchoben haben. Daneben be⸗ findet ſich das Rauchzimmer mit ſchönen Jagd⸗ bildern, im Fahnengang ſieht man Zunftfah⸗ nen zurnd die alte Truhe der Regensburger M ger⸗Innung. In den prachtvoll ausgeſtatteten Geſell⸗ ſchaftsräumen beginnt die große Serie der koſtbaren Gobelins, die Epiſoden aus der Ge⸗ ſchichte des Thurn und Taxisſchen Hauſes darſtellen. Der bedeutendſte dieſer Gobelins zeigt den Grafen Leonhard 2. von Thurn und Taxis und die Gräfin Alexandrine von Rye, die während des 30jährigen Krieges das ge⸗ ſamte Poſtweſen des Heiligen Römiſchen Rei⸗ ches deutſcher Nation geleitet hat. Die Ge⸗ ſchichte des Hauſes Thurn und Taris iſt be⸗ kanntlich mit der Entwicklung des Poſtweſens eng verknüpft. 1516 richtete Franz von Thurn und Taxis zwiſchen Wien und Brüſſel die erſte Poſt ein; hundert Jahre ſpäter erhielt ſein Haus als Lehen das Reichs⸗General⸗Erbpoſt⸗ meiſteramt. Erſt 1867 verkauften die Für⸗ ſten den letzten Reſt ihrer Poſtgerechtſame an Preußen und heute noch erinnert die gelbe Farbe der Poſtfahrzeuge an die Fürſten von Thurn und Taxis, die dieſe Farbe in ihrem Wappen führen. 2 Buntes Allerlei Der Köhlerglaube. Campes Wörterbuch, das 13808 erſchien, erklärt, Köhlerglaube iſt ein blinder, auf keine eigene Einſicht und Ueberzeugung, ſondern bloß auf das Wort anderer gegründeter Glaube. Dieſe Erklärung geben andere einſchlägige Werke gleichfalls wieder. Friedrich Seilers Deutſche Sprich⸗ wörterkunde führt an:„Des Köhlers Glaube iſt der beſte“ und fügt erläuternd hinzu: Der Glaube eines von der Welt ganz entfernten und deshalb einfältigen Menſchen. Uebertrof⸗ fen werden aber alle dieſe Erklärungen von einer alten Anekdote, die in ihrer kürzeſten Form ſo lautet: Ein Köhler, nach ſeinem Glauben gefragt, habe geantwortet: ich glaube, was die Kirche glaubt, und auf die Frage, was die Kirche glaube: ſie glaubt, was ich glaube. In aller Ausführlichkeit erzählt Jacobus Andreä 1573 in ſeinen Eßlinger Predigten die Anekdote, dann iſt ſie bei Luther wiederzufinden, und ſchließlich taucht ſie in einer Anlehnung an Luther im 16. Jahrhundert wieder auf. Zurückzugehen ſcheint die Anekdote auf den Ermländiſchen Kardinal und Biſchof Stanislaus Hoſius oder Oſius, der 1804 in Krakau geboren wurde. Luthers Autorität hat den Ausdruck zunächſt unter den Theologen bannt und ſchließlich zum ge⸗ flügelten Wort gmacht, das heute noch nicht ganz verklungen ift. Sommerſchlaf der Tiere. Wie ſich in den nördlicher gelegenen Gegenden viele Tiere beim Herannahen des Winters tief in den Boden eingraben und dort in einen tod⸗ ähnlichen Schlaf verfallen, ſo gibt es in ſüd⸗ licher gelegenen Gegenden, beſonders in den Tropen, auch Tiere, Kriechtiere und Fiſche, die während der heißen Jahreszeit einen Sommerſchlaf abhalten. Iſt der Winterſchlaf in der Erde im Norden ein Schutzmittel der Tiere gegen die zu große Kälte, ſo iſt der Sommerſchlaf vieler Tiere in den heißen Gegenden ein Schutz gegen den Waſſerman⸗ gel. Es gibt in Afrika und Südamerika Fiſche, die ſich im Sommer beim Austrock⸗ nen des Waſſers eine förmliche Kapſel aus Schlamm herſtellen, in die ſie ſich verkrie⸗ chen, und dieſe Kapſel iſt ſo dauerhaft, daß die Fiſche darin auf weite Entferungen hin verſandt werden können. Andere Fiſche gra⸗ ben ſich beim Herannahen der Trocken⸗ periode tief in den Uferſchlamm der Flüſſe ein und warten dort die Zeit ab, bis wie⸗ der Waſſer über ſie hinwegflutet. Uebrigens ſollen auch heimiſche Fiſche in einen derar⸗ tigen Sommerſchlaf verfallen, wenn ſie in der heißen Jahreszeit das Waſſer entbehren müſſen. Wenn... Ein ſchwäbiſcher Landwirt, der bei einer Hochzeit eingeladen war, wurde von ſeinem Freund gefragt, wie es ihm bei dem Feſt gefallen habe.„Hanno“, gab der Gefragte zur Antwort,„wenn d' Supp ſo warm gwäſa wär, wie der Wein. und der Wein ſo alt wie d' Gans, und d'G eis ſo fett wie d'Braut— no wärs ſchön gwäfa!“ Einer, der ſich ſelbſt guillotinierte. In Rouen war ein Schauſpieler Arnot vom Publikum ausgepfiffen worden. Er nahm ſich dieſe Mißfallenskundgebung ſo zu Her⸗ zen, daß er beſchloß, aus dem Leben zu ſcheiden. Er ging in den Requiſitenraum des Theaters, legte dort ſeinen Kopf unter. die Guillotine und brachte den Mechanis⸗ mus zur Auslöſung. Das Beil ſauſte blitz⸗ ſchnell herunter, und wenn es natürlich auch nicht ſcharf war, vermochte es doch durch ſein großes Gewicht das Genick des Schau⸗ ſpielers zu zerbrechen, ſo daß er auf der Stelle tot war. Die Handbewegung. Als der franzöſiſche Botſchafter bei der Hohen Pforte, Graf Ver⸗ gennes, im Dezember 1756 dem neuen Groß⸗ weſir im Diwanſaal des Seraj ſeinen Glück⸗ wunſchbeſuch abſtattete, erſchien ein Türke, der dem Großweſir etwas ins Ohr flüſterte. Der Großweſir zog einen Augenblick die Brauen zuſammen und machte eine kleine horizontale Bewegung mit der Hand. Dann wandte er ſich lächelnd wieder dem Botſchafter zu und ſetzte die Anterhaltung fort. Beim Verlaſſen des Serafs ſah der Botſchafter, wie vor dem äußeren Palaſttor neun friſch abgeſchnittene Köpfe der Reihe nach aufgeſtellt wurden. Die Handbewegung des Großweſirs hatte die neun⸗ fache Hinrichtung befohlen. 1 Luſtige Elke „Ja, mein Hert, Sie ſind aller⸗ Arzt: 0 . ſchlafen Sie denn ö dings recht nervös. des Nachts gut?“ Patient:„Nein, jedenfalls ſehr ſelten!“ Arzt:„Hm, haben Sie denn irgend eine Ahnung, woher das kommen kann?“ ö Patient:„Ja— vielleicht kommt es daher, daß ich Nachkwächter bin!“ 5 Ein Schneider ſchrieb:„Sehr geehrter Herr! Ich muß Ihnen mein Erſtaunen und meine große Verwunderung mitteilen, daß ich immer noch nicht den Betrag erhalten habe, um den ich Sie ſchon wiederholt gebeten habe.“— Der faule Kunde antworteke Sehr geehrter Herr! Ich kann Ihr Erſtaunen und Ihre große Verwunderung nicht verſtehen, denn ich habe das Geld noch nicht abgeſchickt.“ 1 b Lehrer:„Anna, wie heißt das Gegenteil von Leichtſinnig?“ a Anna:„Schwermütig!“ Lehrer:„Gut! Und das Gegenteil von Zufrieden?“ 5 Anna:„Unzufrieden!“ Lehrer:„Und von Frei?“ Anna:„Aber Herr Lehrer!“. Lehrer:„Was iſt denn? Das Gegenteil von Frei ſollſt du ſagen!“ Anna(rotwerdend):„Beſetzt!“