Blätter überſieht die außerordentliche Wirkung der 2. Ble zu Wr. 251 — Cle Freitag, 27. Cht. 1088 Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zuin Zeitgeſchehen. Nicht nur die Ausführlichkeit, in der ſich die Preſſe des Auslandes mit der Rede beſchäſtigt, die Reichskanzler Adolf Hitler als machtvollen Auftakt für den 12. No⸗ vember gehalten hat, erkennt man die Bedeutung, die dieſer deutſchen Kundgebung draußen in der Welt beigemeſ⸗ ſen wird. Auch der Inhalt und der Ton der Kommen⸗ tare, die neben ausführlichen Zitaten aus der Kanzler⸗ rede breiten Raum in der Weltpreſſe beanſpruchen, erkennt man den Willen und den Zwang, ſich mit dem ausein⸗ anderzuſetzen, was der Führer des deutſchen Volkes und der verantwortliche Leiter ſeiner Politik den Deutſchen und der Welt zu ſagen hatte. So ſtark Frankreich durch ſeine eigenen Angele⸗ genheiten, durch den Sturz des Kabinetts Daladier und die Schwierigkeiten der Regierungsneubildung in Anſpruch genommen iſt, ſo ſind doch dieſe Sorgen und Aufgaben zu⸗ rückgetreten hinter der Bedeutung, die die öffentliche Mei⸗ nung unſeres weſtlichen Nachbarlandes der Rede Adolf Hitlers zuerkennt. Der ſtarke Appell des Reichskanzlers an das franzöſiſche Volk, die zur Verſöhnung aus⸗ geſtreckte Hand Deutſchlands endlich zu ergreifen, der ſtür⸗ miſche Beifall, mit dem die Zuhörerſchaft dieſen Worten ihre Zuſtimmung gab, ſind wohl Anlaß genug für die franzöſi⸗ ſche Preſſe, bei dieſem Teil der Kanzlerrede beſonders zu verweilen, und man muß feſtſtellen, daß, abgeſehen von der parteipolitiſch bedingten Enge der Auffaſſung in wenigen links gerichteten Blättern, überall in den vorliegenden franzöfiſchen Preſſeſtimmen die Anerkennung für die Worte und für die Ziele des deutſchen Reichskanzlers und die Be⸗ wunberung für ſeine redneriſche Leiſtung zum Ausdruck kommt. Man kennzeichnet dieſe Rede als eine der be⸗ ſten, die Hitler je gehalten habe, man würdigt den engen Kontakt, den er dabei mit dem deutſchen Volke hatte. und man iſt ſich darüber klar, daß die Welt, an deren Gewiſſen die Kanzlerrede ſo eindrucksvoll, mahnend und fordernd ap⸗ pellierte, auf einen ſolchen Aufruf nicht mit Schweigen ant⸗ worten kann. In England dürfen wir ſeit dem 14. Oktober, ſeit⸗ dem von Deutſchland eine erſte entſcheidende Handlung auf dem Boden der internationalen Politik geſchehen iſt, mit Genugtuung das Bemühen erkennen, Verſtändnis Ur die Lage und für die Handlungen Deutſchlands und 8 politiſchen Führer zu finden. Dieſe Rede Adolf Hit⸗ ers wird wie das helle Licht eines Scheinwerfers dazu hel⸗ fen, der öffentlichen Meinung Englands und dem politiſch ſo ſtark Anteil nehmenden engliſchen Volk den Weg zur Einſicht in die deutſchen Notwendigkeiten zu erleichtern und weiter zu eröffnen. Das zeigt ſich bereits in den Kom⸗ mentaren der großen Londoner Preſſe zu dieſer Rede. Selbſt ein zu ſcharfer Kritik an Deutſchland geneigtes Blatt wie die„Times“ muß feſtſtellen, daß der Reichskanzler kaum an einer Stelle ſeiner Rede ſtärkeren und nachhaltige⸗ ren Beifall fand als da, wo er dem franzöſiſchen Volk die Hand zur Verſöhnung entgegenſtreckte. Keines der en 8 f ede in ihrer alle Kräfte des deutſchen Volkes zuſammenreißenden und vorwärts führenden Wucht, und keines verſchließt ſich der Erkenntnis, daß dieſer neue Wille und dieſe neue Kraft als poſitive Faktoren anerkannt werden müſſen. Der Beſchluß in Genf, den Hauptausſchuß der Abrü⸗ ſtungskonferenz bis zum 4. Dezember zu verta⸗ gen, wird allgemein in der Richtung bewertet, daß die Konferenz jetzt zunächſt in der Schwebe gehalten wird, ohne daß irgendwelche ſachlichen Beſchlüſſe oder bindenden Ver⸗ handlungen ſtattfinden. Die Hoffnung auf eine Einigung mit Deutſchland bildet daher den wahren Hintergrund des Vertagungsbeſchluſſes. Man iſt offenſichtlich, wie auch von franzöſiſcher Seite betont wird, allen Beſchlüſſen aus dem Wege gegangen, die zu einer weiteren Verſchärfung der age und einer Erſchwerung der Verhandlungen mit Deutſchland führen oder die zu einer deutſchen Iſolierung beitragen könnten. Man will jetzt in den näch⸗ ſten Wochen einen engeren Redaktionsausſchuß einſetzen, um nach außen die formelle Weiterführung der Konferenz u ſichern. Dieſer Ausſchuß ſoll ſich im weſentlichen auf die usarbeitung eines einheitlichen Textes auf der Grund⸗ lage der Entwicklung der letzten Monate beſchränken. Aus⸗ drücklich int betont worden, daß bindende Beſchlüſſe oder Entſcheidungen jetzt nicht fallen ſollen. Die Vertagung des Hauptausſchuſſes erfolgte bezeichnenderweiſe unter der Be⸗ dingung, daß bis dahin weſentliche Fortſchritte erzielt ſind. Erfolgt jetzt in den nächſten Wochen die Einigung mit Deutſchland nicht und wird Deutſchland die grundſätzliche ſachliche Gleichberechtigung nicht gewährt, ſo iſt damit das Schickſal der Abrüſtungskonferenz endgültig be⸗ ſiegelt. Aus Moskau und Waſhington zugleich kommen Nachrichten, die für die weltpolitiſche Entwicklung von un⸗ abſehbarer Tragweite ſind. Rußland hat die Ein⸗ ladung Rooſevelts zu einer Konferenz in Waſhington angenommen. Der Chef der ruſſiſchen Außenpolitik ſelbſt, Litwinow, wird nach Waſhington reiſen. Vorher begibt ſich Litwinow noch nach Ankara, um dort die Beziehungen des ruſſiſchen Reiches zur Türkei zu klären. Auch das zeigt eine Aktivierung der ruſſiſchen Außenpolitik, die erſt im vergangenen Sommer durch die Annäherung an Frank⸗ reich ihr neues beſtimmtes Gepräge erhalten hat. daß Rooſevelt ſich Rußland zuwendet, hat ſeine Bedeutung nicht nur für Europa, ſondern ſelbſtverſtändlich und durchaus nicht erſt zuletzt für die Entwicklung im Fernen Oſten. Die Probleme, die das politiſche Dreieck Rußland ⸗Ja⸗ pan⸗Amerika aufwirft, dürften in nächſter Zeit ſehr 10 in den Vordergrund des weltpolitiſchen Intereſſes rücken. C ²˙ wn.— ö. Wiſſen Sie das? Pascal fand als Kind die Elemente der Geometrie. 115 In Berlin laufen jährlich rund 200 000 unbeſtellbare Briefe ein, bei denen weder der Abſender angegeben iſt, noch die Adreſſe des Empfängers ſtimmt. N Die durchſchnittliche Fluggeſchwindigkeit der Brieftau⸗ ben beträgt 70 Kilometer in der Stunde, die Höchſtleiſtun⸗ gen jedoch 100 Kilometer, was einem Schnellzugstempo gleichkommt. f 9 a euklidiſchen Das Winterhilfswerk in Baden Karlkoffel- und Kohlenverſorgung für 450 000 notleidende Badener reſtlos ſichergeſtellt.— 300 000 Mark Reichszu⸗ ſchüſſe für das badiſche Nolgebiel. Karlsruhe, 26. Oktober. Die Landesſtelle Baden— Württemberg für Volksauf⸗ klärung und Propaganda teilt mit: Die Anmeldungen für das Winterhilfswerk 1933 bis 34 des deutſchen Volkes ſind abgeſchloſſen. Die gewaltige Not die infolge der Unfähigkeit des geſtürzten Novemberſyſtems und durch die ausländiſche Haßpolitik in beſonders ſtarkem Maße über das badiſche Grenzland kam, zeigt ſich in der Zahl von faſt 180 000 Einzelanmeldungen. Darunter be⸗ finden ſich rund 150 000 Familien, ſo daß ſich für das ba⸗ diſche Winterhilfswerk eine zu betreuende Geſamtzahl von insgeſamt 450 000 Volksgenoſſen ergibt, die ſich nicht nur aus Erwerbsloſen, ſondern auch aus ſonſtigen notleidenden Schichten der Kleinrentner, Invaliden und verſchämten Ar⸗ men zuſammenſetzt. Dank der Opferfreudigkeit aller Stände iſt die Kohlen⸗ und Kartoffelverſorgung heute ſchon reſtlos geſichert, wozu die Reichsführung der WHW. in Anerkennung der Not in Baden 300 000 Mark Zuſchüſſe zur Verfügung geſtellt hat. Um die vom Jührer begonnene Winterſchlacht aber ſiegreich beendigen zu können, iſt es nökig, noch große Mengen an Kleidern, Schuhen, Wäſche und Lebensmitteln bereikzuſtellen. Für die in Arbeit Stehenden gibt es des⸗ halb kein Halt auf dem beſchrittenen Weg der Opferfreudig⸗ keit, ſondern nur ein Vorwärks, damit der Kampf gegen Hunger und Kälte, dieſe ſozialiſtiſche Großtat des neuen Deukſchlands, ein ganzer Erfolg wird. Geheime Abſtimmung Im übrigen völlige Oeffentlichkeit. In der Oeffentlichkeit ſind über das Wahl⸗ und Abh⸗ ſtimmungsverfahren am 12. November irrige Vorſtellungen entſtanden. Aus dem Wortlaut des Wahlgeſetzes und des Volksentſcheidsgeſetzes, wonach die„Abſtimmungshandlung und die Ermittlung des Ergebniſſes öffentlich ſind“, iſt der Schluß gezogen worden, daß auch die Kennzeichnung des Skimmzettels entgegen der bisherigen, auch in der Reichsverfaſſung feſtgelegten Regelung öffentlich ſei. Demgegenüber wird darauf hingewieſen, daß irgend welche Aenderungen am Wahlrecht oder Wahlverfahren für die bevorſtehende Wahl und Abſtimmung nicht vorge⸗ nommen ſind, daß es ſelbſtverſtändlich bei der durch die be e vorgeſchriebenen„geheimen Wahl“ ver⸗ eibk. Die Feſtſtellung des Wahlergebniſſes Der Reichsinnenminiſter hat eine einheitliche Abſtim⸗ mungsniederſchrift für die Reichstagswahl und die Volks⸗ abſtimmung anfertigen laſſen, die hinſichtlich der Feſtſtel⸗ lung des Abſtimmungsergebniſſes drei für den Abſtim⸗ mungsvorſtand wie für den Wähler wichtige Beſtimmungen enthält. Wenn in einem Umſchlag nur ein Stimmzektel enk halten iſt. s 3. B. nur ein Stimmzettel zur Volksabſtimmung, ſo wird die Nichtabgabe einer Stimme zur Reichstagswahl nicht als„ungültige Stimme“ zur Reichstagswahl betrachtet. Vielmehr beſchränkt ſich in einem ſolchen Falle der Abſtim⸗ mende auf die Stimmabgabe zur Volksabſtimmung, wäh⸗ rend er ſich zur Reichstagswahl der Stimmabgabe ent⸗ hält. Das gleiche gilt für den umgekehrten Fall.— Auch in den Fällen, in denen etwa ein Umſchlag keinen Zettel enthält, gilt die Abgabe des leeren Umſchlages als Enthaltung von der Stimmabgabe ſowohl zur Reichstagswahl wie zur Volksabſtimmung. Somit gilt auch der leere Umſchlag nicht als ungültige Stimme, d. h. er wird weder bei der Reichstagswahl noch bei der Volksabſtimmung als ungültige Stimme gezählt.— Wenn ein Abſtimmender auf irgendeine andere Weiſe als durch ein Kreuz in den Ja- oder in den Nein-Kreis ſeinen Willen kundtut, ſei es, daß er das Wort„Ja“ („Nein“) einträgt oder daß er eines der beiden Vierecke bzw. den Kreis durchſtreicht oder ankreuzt oder das er eines der vorgedruckten Worte zettel gültig. Entſcheidend iſt alſo, daß der Wille des Stimmberechtigten unzweideutig zum Ausdruck kommt. „ elbſtverſtändlich wird ſich die Jeſtſtellung des Ergeb⸗ niſſes wieder in völliger Oeffentlichkeit vollziehen. Kampf den Feldmäuſen! Durch die warme und trockene Witterung ſeit Beginn der Erntezeit hat ſich in weiten Gebieten eine geradezu ka⸗ taſtrophale Mäuſeplage entwickelt. Vielfach iſt der Ertrag der Getreideernte erheblich geſchädigt worden und jetzt wer⸗ den nach Bergung der Gekreideernte die Mäuſe über die Klee⸗ und Kartoffelfelder herfallen. Stellenweiſe iſt der Mäuſebefall ſo ſtark, daß die Landwirte auch von der An⸗ ſaat des Wintergetreides zurückſchrecken, weil ſie glauben, daß die Winterſaaten durch die Mäuſe aufgezehrt werden. Es ſteht jedenfalls feſt, daß ungeheure Werte an Volksver⸗ mögen von den Feldmäuſen gefährdet ſind. Daher müſſen in den bedrohten Gegenden die Land⸗ wirte, an ihrer Spitze die Gemeindeverwaltungen, zum ſchärfſten Kampf gegen die Feldmäuſe aufgerufen werden. Um unſere Brotgetreideverſorgung für das kommende Jahr zu ſichern, muß ſoweit möglich, noch vor der Neube⸗ ſtellung der Felder zum Schutz der Winterſaaten mit allem Nachdruck ein umfangreicher Kampf gegen die Feldmäuſe aufgenommen werden. Bei der Gefährlichkeit der Mäuſe⸗ plage kann nur gemeinſames, gemeindeweiſes Vorgehen zum Ziel ſühren, da bei der Wanderluſt der Mäuſe die Maßnahmen des Einzellandwirts nur geringen Wert haben. Sind aber nach den erſten, allgemein durchgeführ⸗ ten Maßregeln die Neuſaaten, der Klee und die Hack⸗ früchte vor der größten Gefahr bewahrt, ſo hat nach Been⸗ digung der Herbſtarbeiten der je nach Witterung bis weit in den Winter hinein fortzuſetzende Reſtkampf einzuſetzen. der ſich auch die Ackerraine, Böſchungen und dergleichen zum Ziel nehmen muß, wohin ſich die Feldmäuſe während der naſſen Zeit gerne zurückziehen. 5„Ja“(„Nein“) ausſtreicht oder eines dieſer beiden Worte anhakt, ſo iſt der Stimm⸗ 5 Handel und Wirtſchaſt 3 (Ohne Gewähr.) Mannheimer Wochenmarktpreiſe vom 26. Oktober: Es wurden vom Städtiſchen Büro für Preisſtatiſtik folgende Verbraucherpreiſe für ein Pfund in Pfennig ermittelt: Kar⸗ toffeln 3.5 bis 4; Salatkartoffeln 10; Wirſing 7 bis 8; Weiß⸗ kraut 6 bis 7; Rotkraut 7 bis 10; Blumenkohl, Stück 10 bis 25; Karotten, Büſchel 5 bis 6; Gelbe Rüben 8 bis 12; Rote Rüben 7 bis 8; Spinat 6 bis 10; Mangold 7 bis 10; Zwiebeln 6 bis 10; Grüne Bohnen 20 bis 40; Grüne Erbſen 25 bis 30; Kopfſalat, Stück 8 bis 15, Endivienſalat, Stück 5 bis 10; Oberkohlraben, Stück 4 bis 6; Tomaten 10 bis 18; Radieschen, Büſchel 4 bis 6; Rettich, Stück 4 bis 103 Meerrettich, Stück 15 bis 35; Schlangengurken, große, Stück 20 bis 60; Suppengrünes, Büſchel 4 bis 5; Peterſilie, Büſchel 4 bis 5; Schnittlauch, Büſchel 3 bis 5; Lauch, Stück 3 bis 8; Aepfel 12 bis 30; Birnen 10 bis 30; Trauben 25 bis 40; Maronenpilze 25 bis 40; Pfifferlinge 45 bis 55; Champignon 40 bis 80; Grünreizker 20 bis 25; Preißelbeeren 40; Zwetſch⸗ gen 26 bis 28; Süßrahmbutter 150 bis 170; Landbutter 130 bis 140; Weißer Käſe 20 bis 30; Eier, Stück 9 bis 13. Mannheimer Produktenbörſe vom 26. Oktober: Offi⸗ zielle Preiſe per 100 Kilogramm waggonfrei Mannheim, ohne Sack: Weizen 19.50 bis 19.80, Feſtpreis Bezirk 9 18.80, Bezirk 10 19, Bezirk 11 19.30; Roggen, ſüdd. 16.25 bis 16.50, Feſtpreis Bezirk 9 15.80, Bezirk 8 15.50; Hafer 14; Sommergerſte 18 bis 19; Pfälzer Gerſte 18.50 bis 19.50; Futtergerſte 16.50 bis 17; Mais 18.50; Erdnußkuchen 16.25 bis 16.50; Soyjaſchrot 14.50 bis 14.75; Rapskuchen 12; Palmkuchen 14.25; Kokoskuchen 17; Seſamkuchen 16.50; Lein⸗ kuchen 17; Biertreber mit Sack 16.50; Trockenſchnitzel ab Fa⸗ brik 8.75 bis 9; Rohmelaſſe 8.25 bis 8.50; Wieſenheu, loſe 5.40 bis 5.70; Rotkleeheu 5.70 bis 6; Luzernekleeheu 7; Preß⸗ ſtroh(Roggen und Weizen) 2, dto.(Hafer und Gerſte) 1.80 bis 2; Roggen⸗ und Weizenſtroh, gebunden 1.40 bis 1.70, dto.(Hafer und Gerſte) 1.20 bis 1.40; Weizenmehl, Spezial Null mit Austauſchweizen 29.25, November 29.40, Dezember 29.55, dto. aus Inlandsweizen 27.75, November 27.90, De⸗ zember 28.05; Roggenmehl, nordd. 22 bis 23, dto. pfälz. und ſüdd. 22.75 bis 23.75; Weizenkleie, fein mit Sack 9.25 bis 9.50, dto. grobe mit Sack 9.75 bis 10; Roggenkleie 8.50 bis 9.25; Weizenfuttermehl 10.50; Roggenfuttermehl 9.50 bis 11.50; Weizennachmehl 14.25 bis 15.50 Mark. Mannheimer Kleinviehmarkt vom 26. Oktober: Dem Kleinviehmarkt waren 17 Kälber, 10 Schafe, 19 Schweine, 676 Ferkel und 70 Läufer zugefahren. Eine Notiz für Kälber, Schafe und Schweine kam nicht zuſtande. Ferkel bis zu ſechs Wochen erzielten 6 bis 8 Mark, über ſechs Wochen 10 bis 16 Mark und Läuſer 16 bis 22 Mark pro Stück.— Markt⸗ verlauf für Ferkel und Läufe, mittel. Der pfälziſche Tabakanbau 1933. Im Landesfinanzamtsbezirk Würzburg haben im Jahr 1933 13048(i. V. 12 923) Pflanzer eine Fläche 277 165.42(259 209) Ar mit Tabat bepflanzt. Da die zuläſſige Anbaufläche nur 276 538.62(257 476) Ar be⸗ trägt, iſt eine Ueberſchreitung in ziemlich erheblichem Umfange feſtzuſtellen. Im Hauptzollamtsbezirk Landau (Pfalz) machte dieſe Ueberſchreitung 889.03 Ar aus. Hier bebauten 9459(10 664) Pflanzer 192 256.87(207 059.41) Ar mit Tabak, obwohl die zuläſſige Fläche nur 191 604.96(206 599.35) Ar ausmacht. Im Hauptzoll⸗ amtsbezirk Ludwigshafen a. Rh. iſt dagegen die Kontin⸗ gentsfläch, von 80 924.63(47 118.45) Ar bei einer An⸗ baufläche von 80 771.26(48 259.44) Ar um ein geringes unterſchritten worden Die Zahl der Pflanzer iſt hier von 1826 auf 3109 geſtiegen. f Die geſamte Anbaufläche im Deutſchen Reich beträgt 1933 bei 63 329(55 748) Pflanzern 1 196 480.30 (4082 082.34) Ar, die zuläſſige Anbaufläche 1 201 608.40 (1091 830.40) Ar. Der auch im badiſchen Tabakbaugebiet erhebliche Ueberanbau hat den Neichsfinanzminiſter veranlaßt, ver⸗ ſchärfte Richtlinien herauszugeben, um im kommenden Jahr unter allen Umſtänden einen Anbau über die zu⸗ gelaſſene Fläche hinaus zu unterbinden. Ein Entgegen⸗ kommen an Pflanzer, die, ohne, daß ihnen eine Anbau⸗ fläche zugeteilt worden iſt, Tabak pflanzen, ſoll nicht mehr gezeigt werden. Eine Einziehung von im Ueberanbau gewonnene Tabaken ſoll nur dan in Frage kommen, wenn ſie ohne Aufwendungen des Reiches verwertet werden können. In Gemeinden, in denen die züläſſigen Anbauflächen vorſätzlich wiederholt überſchritten wurden, iſt die Anbaufläche 1934 einzuſchränken. „Kameradschaft“ 5 Eine Szene zwischen dem Scharfübrer Kaas und dem Hitler- jungen Quex. Aus dem Ufa. Toufilm„Hitlerjunge Quex“ Dieſer einzige Großtonfilm kommt im hieſigen Palaſt⸗ Theater kommenden Dienstag, Mittwoch 5 zur Aufführung. f Familien⸗Kullut. Von 4 Reinſch. Die Umwertung aller Werte hat eingeſetzt! Wir leben mitten in einer Zeit, die heute Neues bringt und morgen das Neue als Altes ſchon wieder ſtürzt. Man ſagt, wer ſich dagegen emme, würde beiſeite geſchoben werden und müſſe umkommen! ohl möglich— aber nur dann, wenn er ſtillſtand, denn aller Stillſtand iſt Rückschritt. So hat es auch den Anſchein, als ob ſich der ruhige Strom des Familienlebens einen neuen Weg geſucht hat. Iſt es der richtige? Was geht hier vor? So fragen die einen— die anderen ſind auf dem neuen Wege ſchon weit voraus gelaufen und fragen nichts mehr, denn ſie glauben ſich ſchon bald am Ziel. Das Heim von heute iſt meiſtenteils ein möbliertes Zimmer oder eine Neubauwohnung für die, die jetzt erſt die Ehe ſchloſſen. Vergleicht man dieſes Heim mit dem der letzten Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts, ſo bemerkt man trotz allem anders Scheinenden doch einen erfreulichen Hang zur Gemüt⸗ lichkeit. Sind es auch nicht alte Biedermeiermöbel und Plüſch⸗ 3 Nippesſachen oder das ominöſe Kiſſen mit der Aufſchrift „Nur ein Viertelſtündchen!“, ſo findet man doch ſo manches wieder, was einſt beliebt war. Die Vitrine iſt wieder erwacht und„modern“ geworden, man züchtet zwiſchen den Fenſtern wieder Tulpen oder Hyazinthen, liebt ein lauſchiges Eckchen im Zimmer, wie in der Rokokozeit, und findet zum auten Kunſt⸗ produkt wieder zurück. Handwerk und Kunſt ſind auf einem Tiefſtand angekommen, der infolge der Imitationen kommen mußte So galt es, ſich umzuſtellen und an Stelle der Prunkhaftigkeit Einfachheit und Schlichtheit zu bevorzugen. Dank dieſer Umſtellung wurde aber auch der Sinn für das Familienleben wieder geweckt. Die Ueberhaſt des Alltags, die Vergnügungsſucht und das Ueberangebot von Flachheiten löſten den Gegenpol aus: die Verinnerlichung, die, Sehnſucht nach Ruhe. Amerika war das Land, das Oberflächlichkeit und den Relordwahnſinn brachte. Man kennt drüben kein„Heim“, kein Familienleben in unſerem Sinne, und hat auch im Sprachſchatz kein Wort für„gemütlich“, alſo auch dafür keinen Sinn! Die Individualität des einzelnen iſt gleich nichts— alles iſt ent⸗ weder nach Schema F oder exzentriſch und Bluff! Die neuen Wohnungen ſind klein! Dafür kommen aber Raumgefühl und Farbenſinn um ſo mehr wieder zur Geltung. Für große Feſte iſt kein Platz, alſo bleibt man im engeren Freundes⸗ oder Bekannten⸗ oder Familienkreiſe! Die Be⸗ . von Perſon zu Perſon werden dadurch enger; man ommt ſich als Menſch näher und der Kontakt wird feſter ge⸗ ſchloſſen. Man pflegt wieder die Muſik, lieſt gute Bücher, und jeder, der draußen einen harten Exiſtenzkampf zu führen hat, fühlt ſich im gemütlichen Heim, im Kreiſe der Familie wie in einem ſicheren Hafen, wo er Ausgleich und neue Kräfte findet. Es iſt eigentlich überflüſſig, zu ſagen, daß der Familienſinn und das Gemeinſchaftsgefühl wieder erwachen, und daß damit, wie die Geſchichte Englands und beſonders der Hanſeatenſtädte lehren, ein kultiviertes Familienleben im Wiedererwachen iſt, und wie bei jenen zu höherer Entwicklung und Weltgeltung des geſamten Volkes der erſte Schritt getan iſt! Die Locke⸗ rungen, die nach übereinſtimmendem Urteil aller Kenner und Fachleute auf den Amerikanismus zurückzuführen ſind, weichen geiſtiger Kultur und neuer Verinnerlichung, ſobald das Streben nach Harmonie und Familienkultur zum Wollen aller eworden iſt, denn die Quelle jedes Wohlergehens eines Volkes iſt in dem Kulturſtand der einzelnen Familien zu finden. Noch iſt dieſes Wollen nicht Allgemeinwollen geworden, noch tappen unendlich viele blind im Sumpf der en eue und Halbheiten herum, berauſchen ſich an bluffenden Aeußerlich⸗ keiten und ſehen in den Beſinnlichen die„Mucker“! Nicht ſoll das Neue abgelehnt werden, nach dem die Jugend beſonders begierig haſcht— nein: jeder einzelne ſoll vollverantwortlich wiſſen, was er tun darf und was nicht, er ſoll unterſcheiden können zwiſchen„Gut“ und„Böſe“, zwiſchen Schein und Wirk⸗ lichkeit, alſo auch zwiſchen wahrer und Schein⸗Kultur. Es gibt ſehr viel Neues, das gut iſt. Darum gilt es erſt zu prüfen, ob es wertig iſt oder nicht. Soviel iſt ſicher: die tiefinnerliche Sehnſucht nach dem harmoniſchen Familienleben im gemütlichen Heim iſt erwacht, und nun gilt es für jeden einzelnen, dieſes Flämmchen zu chützen! Einfachheit, Schlichtheit und Wiedererweckung des erantwortungsbewußtſeins ſind die Gebote der Zeit, um eine neue und wertvolle Kultur, geboren aus dem wiedererwachten Familienleben, heraufzubeingen. So wird auch das Staats⸗ ganze wieder geneſen, denn es beſteht aus einzelnen Zellen: den Helen en— und wie kann das Ganze geſund ſein, wenn die ellen krank ſind!? Es iſt Zeit— beſinnen wir uns ganz auf uns ſelbſtl „Behutsam.“ Ich ſtand neben Großmutter, als ſie den Glasſchrank öffnete. Da fiel mein Blick auf ihre Hände. Ich kannte dieſe Hände ſolange ich denken konnte. Sie waren mir vertraut wie die Hände meiner Mutter. Aber heute war mir, als ſähe ich ſie zum erſten Male. Wie alt ſie waren, dieſe Hände. Faſt älter als das liebe gute Groß⸗ muttergeſicht, das die weißen Scheitel ſo zierlich umrahmte. Wie hatten ſie aber auch zufaſſen müſſen, dieſe beiden Frauen⸗ hände! Das Geſchick einer großen Familie hatte in ihnen ge⸗ legen, beſonders ſeit der Zeit, da Großmutter allein, ohne die Stütze des treuen Lebensgefährten, geſtanden hatte. un ſah ich ſtaunend zu, wie dieſe beiden Hände, die doch 5 meiſterlich das Leben zu meiſtern verſtanden, ſo zart und ehutſam ſein konnten Vorſichtig nahm Großmutter das alte Porzellangeſchirr aus dem Familienſchrant. a„Großmutter. darf ich dir nicht helfen?“ erbot ich mich eifrig. Doch Großmutter wehrte ab:„Weißt du, Kind, das tue ich lieber ſelber. Ihr jungen Leute geht mir damit nicht vorſichtig 1 um. Bei euch muß alles möglichſt ſchnell gehen, damit hr fertig werdet. Wir Alten aber nehmen uns Zeit, vielleicht erade deshalb, weil wir nur mehr ſo wenig Zeit auf dieſer elt haben!“ Und Großmutter fuhr lächelnd fort. Taſſen und Teller herauszunehmen. „Nun haben ſie ſchon mehr als eine Generation überdauert“, nickte Großmutter vor ſich hin;„aber das tun ſie nur, weil man damit umzugehen verſtand und ſie behutſam anfaßte.“ „Ach, Großmutter, die Menſchen von heute haben aber keine Zeit mehr, behutſam zu ſein. Ich glaube ſogar, daß im Wort⸗ — 5 1 Menſchheit das Wörtchen„behutſam' über⸗ aupt fehlt!“ „Das iſt ſehr ſchade, Kind! Ihr verſteht es eben nicht. ein wenig behutſam miteinander umzugehen!“ „Aber Großmutter, wir ſind doch kein zerbrechliches l ſondern robuſte Menſchen, die ſchon einen tüchtigen Stoß aushalten können!“ 5 5 „Ein wenig behutſamer dürfter ihr dennoch miteinander umgehen, Kind!“ 5 „Ach, Großmutter, dann dürfte man ja nicht einfach drauflos reden, dann müßte man ja vorher jedes Wort auf die Gold⸗ waage legen“ „Jedenfalls wäre es beſſer, wenn ihr jungen Menſchenkinder erſt'ein wenig nachdenken wolltet, ehe ihr ſo ſchnell mit eurem Urteil bei der Hand ſeid. Wie leicht werden dadurch andere, oft in ihren beſten Gefühlen, getränkt. Und wie ſehr ſchadet ſich der Menſch meiſt ſelbſt, der gedankenlos alles herausſagt, was zum nur ſo durch den Kopf fäbhrt!“!“!]!]!“! 3 Während Großmutters alte Hände ſorgſam das feine Porzellan aus dem altersgebräunten Schrank herausnahmen, fuhr ſie ſort:„Kind, wieviel glücklicher wären Ehe und Familienleben, wenn die Menſchen einander nur etwas behut⸗ ſamer behandeln wollten!“ Nun ſtanden Taſſen und Teller fein nebeneinander auf dem Tiſch. Noch immer hielt Großmutter die letzte Taſſe in der Hand und betrachtete ſie faſt zärtlich:„Ihr jungen Menſchen haltet ja nicht viel von unſeren Sprichwörtern, die uns Alten oft ſo gute Dienſte geleiſtet haben Aber es bleibt doch immer wahr, das Wort vom Glück und vom„Glas“! Denn: Glück und Glas, wie leich bricht das! Wer aber ſein Glück ſo behut⸗ ſam anzufaſſen und zu behandeln verſteht wie etwa wertvolles Familienporzellan, der wird es ſich auch nicht ſo leicht zer⸗ ſchlagen. Hat es aber erſt einnnal Sprünge oder iſt gar gekittet, dann iſt doch das Schönſte dahin!“ Dabei ſtrichen Großmutters Altfrauenhände liebkoſend über ihr liebes altes Porzellan. Da konnte man weder einen Sprung entdecken, noch war etwas gekittet. Alles war unverſehrt, trotz jahcelangen Gebrauchs. Genau wie auch Großmutters Leben, das ihre Hände ſtark, aber dennoch behutſam angefaßt hatten. Au zu weite Sicht! Eine lehrreiche Geſchichte aus dem Leben. Eine neue Zeit gebiert auch neue Begriffe— bei neuen Begriffen darf es aber nicht ſein Bewenden haben, es muß auch neuartig und neugeiſtig gehandelt werden können! Heute ſind die jungen, berufausübenden Mädchen im Kurs der Hetratsbörſe ſtark geſunken und bei weitem nicht mehr ſo„gefragt“ wie ſeit der Nachkriegszeit. Der junge Mann unſerer Tage begeiſtert ſich wieder mehr für ein Mädchen, das flott in der Hauswirtſchaft, firm in der Säuglingspflege und friſch im Anpacken der täglichen Pflichten iſt. Alte An⸗ 3 8 ſind über Bord geworfen, neue Anſichten fordern Platz. 5 Zu der Tüchtigkeit einer Hausfrau gehört auch die Kunſt, auf weite Sicht kalkulieren und disponieren zu können. Die Frau iſt aber zu bedauern, die gar zu weitſichtig iſt. Ein Fall aus der Praxis des täglichen Lebeus ſoll den Beweis für dieſe Behauptung erbringen. Da hat ſich ein junges Mädchen, das ſich in feſter Stellung befand und über ein faſt mehr als ausreichendes Einkommen verfügte, auſ ſeine Art für die Zukunft vorbereitet. Es wußte, daß die Männer nicht ſcharenweiſe herumlaufen, die einmal ſeine Hand erwiſchen wollten, und hatte ſich ſo in klarer Er⸗ kenntnis der möglichen Heiratsausſichten darauf eingeſtellt, das Kapital ſchon jetzt wertbeſtändig anzulegen. Nennen wir das junge Mädchen Lotte. Lotte, die im Rechnen eine erſtaunliche Fertigkeit beſaß, hatte ſich in allen Einzelheiten überſchlagen, was ſie einmal als verheiratete Frau an Ausſteuer mit in die Ehe bringen wollte. Es wurde ihr ſehr leicht gemacht, ihre Wünſche zu erfüllen; der Vertreter einer Wäſchefirma war entzückt, Poſten auf Poſten notieren zu dürfen. Wie ſo vielen anderen erging es auch ihr. Da ſie ja nicht ſofort die immerhin beträchtlich angeſchwollene Kaufſumme in bar erlegen konnte und es auch laut Verſicherung des proviſionslüſternen Vertreters nicht einmal brauchte, be⸗ ſtellte ſie eben noch ein paar„Kleinigkeiten“ mehr, um den zungengewandten Herrn loszuwerden. Schneller als ſie gedacht hatte, jand ſie ihr Glück: ſie ſchied aus dem Beruf und heiratete! Und nun erfüllte ſich an ihr in tragiſcher Weiſe der Fluch des„Stotterns“! Ihr Gatte war ebenfalls in„feſter“ Stellung, als ſie ihren gemeinſamen Haushalt gründeten. Durch den Zuſammenbruch ſeiner Firma, den er ſicherlich nicht hatte vorausſehen können, verlor er plötzlich Lohn und Brot, und nun mußte er für die „Weitſichtigkeit“ ſeiner Frau mit ſeinem Beutel einſtehen! Zunächſt brachten ſie die erſten Raten mühſelig auf, dann aber blieb die erſte Rate aus, die erſte Mahnung folgte, und ſo nahm das Schickſal ſeinen Lauf. Das Ratenausbleiben brachte einen Rattenſchwanz von immer ſchärſeren Mahnungen, das Ende vom Lied waren Zahlungsbefehl, Nichtzahlenkönnen, Pfändung, Verſteigerung, Elend über Elend! Dieſer Einzelfall, der in ſeinen Auswirkungen nicht wetter verfolgt werden ſoll, har das Betrübende an ich, eben nicht, nur ein Einzelfall zu ſein! Junge Mädchen und junge Frauen dürfen nie dem Schickſal, das ſie niemals vorher kennen können, auch im feſteſten Glauben und Selbſtpertrauen mit der Binde vor den Augen entgegenlauſen In Geldſachen, banal ge⸗ ſprochen, hört die Gemütlichkeit auf, und dieſe Ungemütlichkeit im Falle ernſterer Vorkommniſſe hat ſchon namenloſes Unglück heraufbeſchworen. Hunger und Darben. Auseinanderleben, Eheſcheidung, Straffälligwerden, ja, Selbſtmord und Wahnſinn, das ſind die Stufen, auf denen ein gar zu weitſichtiger Menſch, gleichviel ob Mann oder Frau, geradeswegs in den Abgrund hinabſteigt. Es kann deshalb allen denen, die einmal kin eine ſolche Lage zu geraten drohen oder gar ſchon geraten ſind, nicht ernſt und dringend genug ein„Laßt ab!“ oder ein„Haltet ein!“ zugerufen werden. Lieber Schritt für Schritt vorwärts, als in kühnen Sprüngen drei Schritte voran, um doch nur vier Schritte zurück⸗ geworfen zu werden! Das ſei die Lehre dieſer Geſchichte, die allen jungen Mädchen und Frauen zur Beherzigung und prak⸗ tiſchen Anwendung empfohlen wird! Gustav Stange. Das Lüften unſerer Wohnräume im Winter. Zweifellos iſt der Aufenthalt in reiner, unverfälſchter Luft zuträglicher als in einer Zimmerluft, die ſtets folgende Bei⸗ mengungen enthält: Waſſerdampf, infolge der Ausatmung und Hautausdünſtung der anweſenden Menſchen, Staub, dem harm⸗ loſe Bakterien und Krankheitserreger anhaften, und kleine, ſchwebende Waſſerdampfbläschen, die von uns beim Sprechen, Nieſen und Huſten herausgeſchleudert werden und häufig die Träger von Auſteckungskeimen ſind. Nun findet in jedem Raum, ſchon infolge des Oeffnens der Türen, beſonders aber bei Temperaturunterſchieden gegenüber der Temperatur der Luft eim Freien, alſo in geheizten Räumen ein Luft⸗ wechfel ſtatt, indem Luft von außen durch die unvermeidlichen Undichtheiten an Türen und Fenſtern eindringt und ebenſo auch Raumluft nach außen entweicht Es iſt der ſogenannte natürliche Luftwechſel, deſſen Größe von der Zahl der Türen und Fenſter und von ihrer Lage zueinander abhängt, außerdem vom Winde ſtark beeinflußt wird Dieſer natürliche Luftwechſel genügt nicht immer allein, um friſche Luft ins Zimmer zu be⸗ kommen. Eine Lufterneuerung muß auch durch das Oeffnen der Fenſter herbeigeführt werden. Es iſt aber in dieſem Falle völlig verkehrt, ein oder zwei Fenſter zu öffnen, um die friſche Luft„hereinzulaſſen“. Bevor dies erreicht iſt, werden die Wände kalt ebenſo die Gegenſlände, und ein großer Teil der Sfenwärme wird völlig nutzlos verbraucht. Mindeſſens muß man zugleich auch das Oberfenſter öffnen, damit die verbrauchte warme Luft, die ſich wegen ihrer Leichtigkeit in dem oberen Teil des Zimmers befindet, ſchnell abziehen kann, während unten die ſchwerere kalte Luft in das Zimmer ſtrömt. Auf dieſe Weiſe entſteht eine ſtändige Bewegung; dies iſt die Hauptſache, denn ſie allein verbürgt eine wirkliche Erneuerung der Zimmer⸗ luft. Eine wirkliche Durchlüftung kann in drei bis vier Minuten erfolgen, und wenn die Luft dabei ſich ſchnell erneuert, dann wird in den drei Minuten die Lüftung weit nachhaltiger ſein. als wenn man ein Fenſter nur lange Zeit offen läßt. Am beſten aber iſt künſtliche Erzeugung von Zugluft. Man fürchte ſich nicht vor Erkältung. Exkältung erſolgt nur, wenn ein und die⸗ ſelbe Seite des Körpers längere Zeit der Abkühlung ausgeſetzt iſt Man öffne alſo ein Fenſter in einem gegenüberliegenden Zimmer und erreicht, daß in wenigen Sekunden durch den Gegenzug die ganze verbrauchte Luft aus den Räumen gefegt und durch friſche Luft von draußen erſetzt wird. Viele Men⸗ ſchen haben geradezu eine Sucht, tagsüber, ſogar im Winter, be⸗ ſonders die Fenſter gründlich zu lüften. Bekanntlich wird die Luft in einem geſchloſſenen Raume hauptfächlich durch die ſich darin aufhaltenden Menſchen infolge der Ausatmung und Aus⸗ dünſtung verunreinigt. Geweß muß zugegeben werden, daß faſt alle Gegenſtände in einem benutzten Raume, die Möbel, die Teppiche, der Fußboden und ſo weiter, da ſie organiſcher, das heißt pflanzlicher oder tieriſcher Herkunft ſind, der Zerſetzung unterliegen und ſo die Güte der Raumluft beeinfluſſen. In⸗ deſſen iſt dieſe Art der Luftverſchlechterung ſo geringfügig, daß ſie kaum von Einfluß iſt, ſofern nicht die Zerſetzung auf Schimmelbildung oder ähnlichen Vorgang, wie etwa Haus⸗ ſchwamm, zurückgeht. Sonſt findet die Verunreinigung der Luft geſchloſſener Räume nur in den Atmungsprodukten und Ausdünſtungsſtoffen von Lebeweſen ihre Urſache. A. E. Vorſicht beim Oeffnen von Saft⸗ und Weinflaſchen. Von F. Boſchann, Werder a. H. Vor einiger Zeit ging durch die Preſſe die Nachricht von folgendem Unglücksfall: Eine Hausfrau wollte eine Saſiflaſche öffnen; der Saft war ſchon in Gärung übergegangen. Wä 5 des Einbohrens des Korkziehers flog die Hälfte des 5 halſes mit dem Korkzieher in die Luft. Der Flaſchenhals ſiog ſo unglücklich, daß er die Halsſchlagader der Frau aufſchnitt. 15 100 das Schreien der Frau Hilfe kam, war ſie ſchon ver⸗ lutet. Aus dieſem Unglücksfall ſollen wir Hausfrauen lernen und müſſen auch hier das Wort beherzigen: Vorbeugen iſt leichter als heilen! Auf ſehr einfache Weiſe kann man ſich da ſchützen, indem man um die zu öffnende Flaſche ein Küchenhandtuch feſt herum⸗ wickelt, ſo daß nur oben der Kork offen bleibt. Paſſiert mit der Flaſche dann wirklich etwas, dann hält das Tuch die Scherben und auch den etwa herumſpritzenden Saft auf. Außerdem ſollten wir in jeder Küche einen Patentkorkzieher haben, der es uns durch einfaches Einſchrauben ermöglicht, den Kork heraus⸗ zubekommen, damit man nicht gezwungen iſt, die Flaſche zwiſchen die Knie zu klemmen und nun unter großer Kraft⸗ anſtrengung den Kork herauszuziehen, was uns oft gar nicht einmal gelingt. Nehmen wir einen ſolchen Korkzieher, dann können wir die Flaſche, von der wir befürchten, daß der In⸗ halt hochſpritzen könnte, in eine Schüſſel ſtellen, und es läuft nichts von dem Inhalt fort. Eigentlich ſollen wir in unſerem Vorrat ja keinen Saft oder Wein haben, bei dem wir ein Hochſpritzen befürchten müſſen, aber bei größeren Vorräten kommt es doch immer ein⸗ mal vor, daß einmal eine Flaſche verbraucht wurde, die ſchon einen etwas ſchadhaften oder gar geſprungenen Hals hatte. Darum iſt Vorſicht immer beſſer als Nachſicht! Di Be f. Abgelegte Flor⸗ und Seidenſtrümpfe zu verwenden. Von zerriſſenen Flor⸗ und Seidenſtrümpfen kann man noch tadellos Puppenſtrümpfe, Schlüpfer und ſo weiter für die Puppe an⸗ fertigen. Zum Geburts- oder Namenstag, wenn die Puppen neu eingekleidet werden, ſind ſolche Strumpfreſte oft noch recht wertvoll. k. Seide von Kunſtſeide zu unterſcheiden. Seide läßt ſich durch die Verbrennungsprobe von Kunſtſeide ſehr leicht unter⸗ ſcheiden. Hält man eine Probe des zu prüfenden Stoffes über eine Flamme, ſo brennt reine Seide ſchneller ab und zieht ſich traus zuſammen, die Aſche ſieht hellbräunlich aus; Kunſtſeide brennt dagegen allmählich ab und hinterläßt wenig Aſche von dunkelbrauner Farbe. Zerdrückt man die Aſche der reinen Seide, ſo zerſtäubt ſie, die der Kunſtſeide aber nicht. Kunſtſeide iſt auch glänzender als reine Seide. t. Enge Handſchuhe zu erweitern. Die zu engen Handſchuhe wickle man in ein feuchtes, weißes Tuch und läßt ſie mehrere Stunden darin liegen. Man wickle ſie am beſten ſo ein, daß zwiſchen jeden Handſchuh eine feuchte Stofflage kommt, ſo, daß er von beiden Seiten angefeuchtet wird Das Tuch darf aller⸗ dings nicht zu naß ſein, weil ſonſt die Farbe des Leders leiden könnte. Nimmt man die Handſchuhe nach mehreren Stunden heraus, ſo ſind ſie gut dehnbar geworden. k. Fett- und Obſtflecke in Möbelbezügen. Auf einfache Weiſe kann man dieſem Uebel abhelfen. Man nimmt einige friſch⸗ gebackene Semmeln, legt ſie in die Ofenröhre, bis ſie heiß ge⸗ worden ſind, bricht ſie dann auseinander und reibt den Fleck mit den Krumen ſo lange, bis er verſchwunden iſt. k. Tannenduft im Zimmer. Man gießt in ein Gefäß ein Liter kochendes Waſſer, träufelt dann einen Teelöffel voll Ter⸗ pentin und ebenſo viel Lavendelöl hinein, und wohlriechender Tannenduft wird das Zimmer durchſtrö— Dieſes Mittel macht außerdem jeden Anſteckungsſtoff unſchädlich. 0 0 D dle Næicll. 0 t. Senfkartoffeln. In heißer Butter werden etwas Mehl und Zucker gebräunt, dann mit gleichen Teilen Waſſer und Weiß⸗ wein(Apfelwein) löſchen und mit Senf zum Sieden bringen. Getochte und in Scheiben geſchnittene Kartoffeln werden etwa eine halbe Stunde lang darin gedünſtet. Saure Eier.(Für drei Perſonen.) Zutaten: 6 friſche Eier, eigroß Butter, 2 Eßlöffel Weizenmehl, gut 1 eber Fleiſchbrühe aus 1 Maggis Fleiſchbrühwürfel, etwas Eſſig, Zucker, Salz. Pfeffer. Zubereſtung: Von der H te der But⸗ ter und dem Mehl macht man eine helle Mehlſchwitze, rührt mit der Fleiſchbrühe eine glatte, ſämige Soße, würzt mit Pfeffer, wenn nötig auch noch etwas Salz, ſchmeckt mit Eſſig und einer Priſe Zucker ab und läßt gut durchkochen. Unter⸗ deſſen macht man den Reſt der Butter auf der Pfanne heiß, 0051 1e 11 3 und bäckt ſie nicht zu hart; richtet ſie dann auf warmer Schüſſel an und gießt die pi ſäuerlich ſchmeckende Soße 19575. Eintopfgericht. Dicke Erbſen⸗Suppe. Für 4 Perſonen. Zutaten; 15 Gr. geräucherten Speck, 3 Würfel Maggiss Erbs mit Speck⸗Suppe, 2 Pfund Kartoffeln. 1 Eßlöffe⸗(20 Gr.) Butterſchmalz, Majoran.. e er eitung: Die geſchälten Kartoffeln in dünne Scheiden oder ganz kleine Stückchen ſchneiden. Dann die Suppenwürfel in ein Viertel Liter kaltem Waſſer zu dünnem, glattem Brei anxühren und in eineinhalb Liter kochendes Waſſer gießen. Nach dem Wiederaufkochen auch die Kartoffeln und den in kleine Würfelchen geſchnittenen und angebratenen Speck mit dem heißgemachten Butter⸗ ſchmalz ſowie ein wenig Majoran dazugeben, durchrühren und zugedeckt unter öfterem Umrühren garkochen laſſen. 1