Waicheint üg fich, wee Nahe der Sen- unh Felertage. Wezugspreis: Manar. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Dit einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Renlamen 60 Pfg.— Bel ABiederhalungen tarifl. Rabatt. är Platz⸗Barſchriſten wirt kene Harantie übernommen. Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Sechenheim und Umgebung. Weriindblatt für den Stadtteil Mü. ⸗Secken ehm. Aunahmeſchkuß ſüt Inſerate und Notizen vormittags 9 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Aluſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig). „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Schriftleitung, Druck u. Verlag: G. Härdle, Zähringerſtr. 68. Nernſnrecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 33. Jahrgang Berlin, 9. November. Donnerstag, den 9 Novembe a 1933 Führer der Fahnenabordnungen mit herzlichem Handſchlag: Dr. Weber, den Führer des Freikorps Oberland, den alten Kämpfer Oberleutnant Roßbach und all die ande⸗ b ren, die einſt an der Spitze ihrer Scharen das Land aus Anläßlich des Ehrentags der nationalſozta⸗ liſtiſchen Bewegung am 9. November 1923 veröf⸗ fentlicht die Nationalſozialiſtiſche Korreſpondenz eine Son⸗ dernummer, der als Einleitung der rers folgende Gedenkworte vorausſchickt: „Am 9. November vor zehn Jahren forderte das Schick⸗ ſal den Opfertod 16 deutſcher Kameraden. „Niemand ahnte damals, daß ihr Tod der nationalſozia⸗ liſtiſchen Bewegung erſt das Leben ſicherte, und daß die Stunde ihres Sterbens zutiefſt der Beginn des Werdens war. aus dem faſt zehn Jahre ſpäter das neue Reich gebo⸗ ren wurde. Denn niemals hätte die 0 Fampffaktor durch die vom Schickſal geſchenkte Zeit des eifens bis zum Siege erhalten werden können, in langen Jahren der Legalität, des Hinwartens, des befehlsmäßigen tellvertreter des Füh⸗ NSDAP. als geſchloſſener s Erduldens gegneriſchen Terrors, in den Tagen enttäuſchter Hoffnungen— nie hätte die NSDapP. den Spaltungsver⸗ uchen zu widerſtehen vermocht, wenn nicht der letzte Natio⸗ nalſozialiſt von der Ueberzeugung durchdrungen geweſen wäre: nicht aus Feigheit verhindert der Führer unſer Los⸗ chlagen, nicht aus mangelnder Entſchlußkraft gibt er keine Angriffsbefehle. Denn daß er den Mut zum Handeln beſitzt, at er am 8. und 9. November 1923 bewieſen. zeigte er, daß er ſich ſelbſt und die Seinen rückſichtslos bis zum Aeußerſten einzuſetzen vermag, wenn es ihm notwen⸗ dig und richtig erſcheint. Den Beweis der furchtbaren Ernſtgaftigkeit ſeines d:⸗ Ehrenhalle neben den maligen Einſatzes aber erbrachten die Toten vor der Feld⸗ herrnhalle.„Sie haben doch geſiegt“, weil ihr Blut den Verſuch der Erhebung zum Ereignis hiſtoriſchen Ausmaßes werden ließ, das Adolf Hitler den Glauben der Gefolgſchaft an ſein bis zum letzten Entſchluß reifendes Führertum ſelbſt in ſchweren Tagen ſicherte. Wir ſenken die Fahnen vor den Toten des 9. Novem- ber, denen wir danken, daß die Bewegung durchhielt bis zum Siege, und alle Toten, die ihnen folgten, nicht vergeb⸗ lich fielen. Aus Toten wird neues Leben. Aus unſeren Toten ward das neue Leben unſeres Vol⸗ kes, ſeien wir ihrer würdig, auf daß auch das Leben unſe⸗ res Volkes ihrer würdig iſt!“ 8 Es folgen dann die Namen der für des Vaterlandes amtticten gefallenen Parteimitglieder. Nach der partei⸗ gung 1893 lite der NSDAP. ſtarben für die Bewe⸗ 2926 bier, 1927 fünf, 1928 fünf, 1929 neun. Dann ſteigt die urve der Todesopfer ſteil an. 1930 fielen für das Haken⸗ teuzbanner 17 Parteigenoſſen, 1931 zweiundvierzig und 2 vierundachtzig. Selbſt noch im Jahre 1933 ſtarben bis Damals 3 tiefſter Not und Schmach errettet haben. Nach dem Gruß an all die erſchienenen Freikorpskämp⸗ fer trat Stabschef Röhm vor die Fahnenfront der Frei⸗ korps und hielt eine zündende Anſprache. Darin führte er u. a. aus: In ihrer Hilfloſigkeit, Zielloſigkeit und Feigheit haben ſich anmaßende Führer von 1918 an die Soldaten von 1919 wenden müſſen. um Deutſchland wieder zu retten. Dieſe Soldaten ſind hier mit ihren Fahnen und Abzeichen wieder erſchienen. Sie haben ihre Pflicht erfüllt, haben ge⸗ kämpft für Deutſchland, haben erreicht, daß über Den land die bolſchewiſtiſche Welle nicht hereinbrechen konnte und haben dem deutſchen Volke wieder Ruhe erkämpft. Ihr Werk ſteht in der Geſchichte feſt. Die wahre Soldaten⸗ eigenſchaft iſt dann von der SA Adolf Hitlers über⸗ nommen worden. Heute, meine Kameraden aus dem Frei⸗ korps, iſt das, für was auch Sie gekämpft haben, und für was wir alten Soldaten draußen im Felde ſtritten, Wirk⸗ lichkeit geworden. Dann nahm Stabschef Röhm die Fahnen aus der Hand ihrer Führer entgegen und übergab ſie in die Obhut der SA. Er begrüßte mit Handſchlag die Führer der Frei⸗ korps und der Zeitfreiwilligen. Mil den Worten:„Die ga⸗ meradſchaft, die uns im Felde geeint hat, wird uns in guten und ſchlechten Zeiten Deulſchlands zuſammenhalten!“ brachte 15 Skabschef ein Sieg Heil auf die alten Freikorps-Kämp⸗ er aus. s In feierlichem Zuge wurden die Fahnen von den dicht, gedrängten Menſchenmaſſen ehrfurchtsvoll mit erhobenem Arm gegrüßt, ins Praune Haus gebracht, wo ſie in der Sturmfahnen der SA Aufſtel⸗ lung finden werden. a 8 Helden und Heldentum der nationalſozialiſtiſchen Bewegung. Die Helden und das Heldentum der nationalſozialiſti⸗ ſchen Bewegung ſtanden im Mittelpunkt des Vortrages, mit dem der Reichspreſſechef der NSDAP., SS-Oberführer Dr. Dietrich, am Mittwoch abend über alle deutſchen Sen⸗ der die Gedenkfeiern für den 9. November 1923 einleitete. Der 9. November 1918 und der 9. November 1923 wur⸗ den von Dr. Dietrich einander gegenübergeſtellt. An beiden durch Verrat eigener 22 Nationalſozialiſten, 1924 vier, 1925 drei, Tagen brach Deutſchlands Hoffnung zuſammen, beidemal Volksgenoſſen.„Das nationale Bayern“ ließ der jungen Bewegung Entwicklungsraug in der trügeriſchen Hoffnung, ſie den weißblauen Neaktionären Mund Separatiſten dienſtbar machen zu können. Idee 15. Auguſt ſechsundvierzig Parteigenoſſen für ihre An dieſe Totenliſte ſchließen ſich die Lebensbilder der 16 deutſchen Kämpfer, die am 9. November 1923 an der Feldherrnhalle und im Wehrkreiskommando in München Vlallen ſind. Ein Gedenkruf des SA.⸗Oberführers Joſeph erchtold„Und ihr habt doch geſiegt“ ſowie zwei Bilder 85 dem Ringen der erſten Jahre der NSDAP. bilden den chluß der Sondernummer der NSK. Die Jehnjahresfeier in München Die Fahnenübergabe der Freikorps. München, 9. November. 1 Im großen Saal des Künſtlerhauſes wurden die offiziel⸗ en Feiern zum 9. November mit einem Preſſeempfang eierlich eingeleitet. Dabei ſprach der ſtellvertretende Gau⸗ 3 Otto Nippold über den Sinn und die Bedeutung 1er 9. November. Wenn die Welt geglaubt habe, Adolf Hit⸗ er in einen Widerſpruch mit ſeinem Volke bringen zu kön⸗ 1 dann werde ſie am Abend des 12. November eine Ent⸗ äuſchung erleben. , Jawohl, ſo erklärte Nippold mit erhobener Stimme, wir ind in der Nacht vom 8. auf den 9. November 1923 verra⸗ en worden. Jawohl. 16 unſerer Beſten wurden vor der Jeldherrnhalle dann erſchoſſen. Jawohl, verirrie deutſche rbeiter haben 300 unſerer SA-Kameraden im letzten Jahr⸗ zehnt ermordet. Aber es hal keinen Sinn, immer in der ergangenheit nachzuwühlen und Schuldige zu ſuchen. Wunn wir in den letzten acht Monaten gezwungen waren, mnerpolikiſche Verhäliniſſe zu bereinigen, ſetzt, am 14. Ok⸗ kober, wurde uns das Kommando gegeben: Front nach außen! Die Einheit des Wollens und Wirkens aller derer, die nach dem Zuſammenbruch in den Novembertagen 1918 als Kämpfer für das Wiedererſtarken des vaterländiſchen Ge⸗ dankens, für Ehre und Freiheit Deutſchlands ſich zuſammen⸗ geſchloſſen hatten, fand am Mittwoch in dem feier! n Akt er Fahnenübergabe der Freikorps an die SA ihren ſinn⸗ fälligen Ausdruck. Auf dem weiten Raum hatten die Ab⸗ ordnungen der Freikorps mit ihren ruhmreichen Fahnen, die Freikorpskämpfer in ihren alten 1 5 Aufſtellung genommen darte 16. Unter den Klängen des Präſentiermarſches ſchritt Stabs⸗ Röb m dis Front der Siu ab and benrüßte dann. dis „ihnen gegenüber die lange Front der Stan⸗ In kühnem Abſprung hoffte A das Bayern Kahrs mitreißen zu können zur deutſchen Erhebung. Am 9. November 1923 beſiegelte ein junges deulſches Heldenge⸗ ſchlecht den Schwur des 9. November 1918, den Schwur, die Schande dieſes Tages zu rächen, zum erſtenmal mii ſeinem Blute.“ Mit dieſen Worten gab Dr. Dietrich den Sinn der Erinnerungsfeiern dieſer Tage. Mit packenden Worten ſchilderte er das Adolf Hitlers, das namenloſe Heldentum der SA, den gigantiſchen Kampf eines kleinen Häufleins gegen eine ganze Welt, den Todesmut, mit dem die braunen Kämp⸗ fer der nationalſozialiſtiſchen Bewegung und damit der Idee Deutſchlands eine Breſche ſchlugen. Manche Erinnerung an Kampfjahre wurden wach, wenn Dr. Dietrich ſchilderte, wie der marxiſtiſche Blutterror durch die Straßen tobte, wie Hunderte und Tauſende in die Gefängniſſe des November⸗ ſtaates geworfen wurden, wie der marxiſtiſche Mordſtahl Hunderte der beſten Kämpfer traf und dennoch immer neue Armeen von Freiheitskämpfern entſtanden, das Banner er⸗ griffen und es weitertrugen bis in den letzten Winkel des deutſchen Landes hinein. f Das Kampfjahr 1932, das zum Schickſalsſahr des Na⸗ tionalſozialismus wurde, die ſeeliſche und körperliche Zer⸗ mürbungstaktik der Gegner ſchweißte die Bewegung zu einer einzigen großen Familie zuſammen, zu einer Schickſalsge⸗ meinſchaft in Not und Tod. „An ihrer Nibelungentreue brachen alle Hoffnungen der Gegner zuſammen.“ Die ganze Größe des Fährers erſtand vor unſeren Augen, als Dr. Dietrich feſſelnde Bilder gab vom Leben und von der Leiſtung dieſes Mannes, von ſeinem Mut. ſei⸗ ner Hingabe, ſeiner Arbeitskraft, ſeinem unbeugſamen Wil⸗ len und der Hintanſetzung ſeiner Perſon. Tollkühne Fahr⸗ ten durch das marxiſtiſche Sachſen mit Schießereien, Flüge in uralten Feldmaſchinen über deutſches Land erſtanden vor unſeren Augen. Wir erfuhren, 0 wie Adolf Hitler 1920 verſuchte, noch rechtzeitig zum Kapp- Pulſch nach Berlin zu kommen, um dieſes inner ⸗ lich ſchwache Unkernehmen vielleicht noch zum Segen Deulſchlands wenden zu können, eine Notlandung auf einem Flugplatz, der von der roten Armee beſetzt war, tollkühne Sturmflüge, die außer dem Führer niemand gewagt hätte. Das alles gab uns einen Ausſchnitt aus dem Wirken des Führers in der Bewegung und war uns Beweis dafür, daß nur die das Schickſal mei⸗ ſtern. die bereit ſind, ihr ganzes Ich in die Wagſchale zu werfen. er Durch i Ehre 8 zur Freiheit Durch Freiheit zum Frieden Werden 8 eee eee ZII! 1 5 Nr. 262 der Führer bei ſeinem Skoßkrupp. München, 9. November. 5 5 in München beſichtigte der Führer in Begleitung des Reichsſchatzmeiſters und der Miniſter Wagner und Eſſer die Fundamente des Parteihausneubaues. Nach ſeiner Ankunft in Inzwiſchen hatte ſich vor dem Braunen Haus der Stoßtrupp Hitlers 1923 aufgeſtellt. Der Führer begrüßte jeden Ein⸗ zelnen der 36 Mitkämpfer durch Handſchlag und unter⸗ hielt ſich mit ihnen. Uebergabe des Münchener Ehrenbürgerbriefes. „Am 14 Uhr erſchienen im Braunen Haus Oberbürger⸗ meiſter Fiehler, die Stadträte Graf und Weber, die Begleiter des Führers von 1923, und Reichsſchatzmeiſter Schwarz. Sie überreichten dem Führer den Ehrenbürger⸗ brief der Landeshauptſtadt. Dann trat plötzlich der Führer auf den Balkon des Braunen Hauſes, von der rieſigen Menſchenmenge mit ungeheurem, immer wieder aufbrandenden Jubel begrüßt. Kurz nach 14 Uhr nahm der Führer zunächſt die Freikorps⸗ fahnen in Augenſchein. Im Kaſino des Braunen Hauſes war der Führer dann mit den alten Kämpfern aus dem Jahre 1923 zusammen, mit den Männern, die am 9. November mit ihm in einer Reihe zur Feldherrnhalle marſchierten und von denen mancher mit ihm ſeine Feſtungshaft teilte. Entlaſtung der Siedlerſtellen Der Reichsernährungsminiſter hat ſich im Benehmen mit dem Reichsfinanzminiſter entſchloſſen, eine Neuregelung der Siedler⸗Rückſtände aus den Kaufverträgen und Rezeſſen über die Siedlerſtellen zu treffen: 1. Alle in der Zeit zom 1. April 1920 bis 31. Dezember 1933 mit Hilfe von Reichs⸗ oder Staatskrediten angeſetzten Neu⸗ und Anliegerſiedler werden für die Zeit vom 1. Juli 1931 bis 31 Dezember 1933 von allen Jabresleiſtungen für die Kredite der öffentlichen Hand befreit. 2. Für das Kalen⸗ derſahr 1934 gelten für alle Siedler ermäßigte Jahreslei⸗ ſtungen. Rückſtände aus der Zeit bis 30. Juni 1931 gelten als geſtundet und ſind bis zum 31. Dezember 1934 nachzu⸗ holen. Zahlungen der Siedler aus der Zeit vom 1. Juli 1931 bis 31. Dezember 1933 werden ihnen gutgebracht und zur Regelung ſonſtiger Schulden verwendet.— Auflöſung des Notringes im Gaargebiet Saarbrücken, 9. November. Die Regierunaskommiſſion hat den Notring der NS. DAP. aufgelöſt. Dieſe Auflöſung wird ſämtlichen Zeitun⸗ gen des Saargebietes in einer Auflagenachricht mitgeteilt. Als Begründung wird angegeben, daß angeblich der Not⸗ ring nicht dem Zweck der Unterſtützung armer und minder⸗ bemittelter Volksgenoſſen diene. Ferner habe der Notring keine den anerkannten Grundſätzen ſozialer Fürſorge ent⸗ ſprechende Verwendung der aufgekommenen Mittel nachge⸗ wieſen. Dagegen ſeien die Mitgliederbeiträge nach Deckung der Verwaltungskoſten in ihrer Geſamtheit der Kaſſe der politiſchen Partei zugeführt worden. Für Zum derhandlungen gegen die Auflöſungsverordnung werden Gefängnis⸗ ſtrafen angedroht. Lloyd George, der Ankläger 5 Die Abrüſtungsdeballe im Unkerhaus. London, 8. November. Seit Deutſchlands Austritt aus der Abrüſtungskonfe⸗ renz war die britiſche Regierung in der Abrüſtungsfrage der engliſchen öffentlichen Wiederguf gegenüber in die Dde⸗ fenſive gedrängt. Veim Wiederzuſammentritt des Parla⸗ ments wollte die Regierung noch bevor die erwarteten Pfeile der Kritik gegen ſie gerichtet wurden, Zeugnis von ihren Bemühungen, Europa zur Abrüſtung zu bekehren, ablegen. Die Erklärungen des Außenminiſters Simon waren inder Hauptſache innerpolitiſch. Sie verfolgten den Zweck, die Kri⸗ tik zu entwaffnen und die Handlungen der Regierung zu rechtfertigen. Vor allem war ihm daran gelegen, den Vor⸗ wurf, daß die Siegerſtaaten für den Austritt Deutſchlands aus der Abrüſtungskonferenz verantwortlich ſeien, zu ent⸗ kräften, und ein Fragezeichen hinter die Beweggründe der deutſchen Regierung zu ſetzen. Die darauf folgende Rede des Führers der Oppoſi⸗ tion und des Führers der Liberalen verliefen eindruckslos. Chamberlain, der heute von vielen als„alter Staatsmann“ angeſehen wird und ſich gern als ſolcher fühlt, gelang es ſehr bald, Deutſchland, wie üblich, mit erhobenem Zeigefinger, als den„ſcharzen Mann“ hinzuſtellen. Da geſchah etwas! Der Mann, der der Hauptvertreter der britiſchen Regierung war, als Verſailles zuſtande kam, Lloyd George, erhob ſich und zerpflückte in einer groß⸗ angelegten Anklagerede— nicht gegen Deutſchland, ſon⸗ dern gegen die Alliierten, vor allem gegen Frankreich, alle Beweisgründe, die gegen Deutſchland mit Erfolg angeführt worden ſind. Lloyd George führte nicht wie Chamberlain fromme Worte ins Feld, ſondern nüchterne Statiſtiken und, als er ſeine Anklage bis zu den Worten. a „die Sieger haben den Friedensvertrag gebrochen“ ſteigerte, erhob ſich im Unterhaus nicht eine Stimme des Widerſpruchs. Lloyd George hat ſich im Unterhaus durch ſein mutiges Eintreten gegen eine faſt geſchloſſene Oppoſition für eine gerechtere Würdigung des deutſchen Standpunktes um den Frieden Europas und der Welt verdient gemacht. Um 4 Uhr nochmittags war die Regierung Anklägerin, um Uhr abends war ſie Angeklagte. * Goebbels rechnet ab Vernichkende Anklage gegen den Kommunismus.— Im Reichstagsbrandprozeß wurde am Mittwoch Reichsminiſter Dr. Goebbels als Zeuge vernommen. Aus dieſem Anlaß war der Andrang wieder beſonders ſtark, die Polizeipoſten waren verſtärkt. Der Vorſitzende, Senatspräſident Dr. Bünger, er⸗ klärt, daß man den Herrn Miniſter als Zeuge vernehme, weil er beſonders hinſichtlich der Frage, worauf denn n die Brandſtiftung zurückzuführen ſei, ein umfaſ⸗ ſendes Urteil habe. Im übrigen ſagte der Vorſitzende: i„Wenn Sie, Herr Miniſter, dabei in die Lage kommen, auf efwas ankworken zu ſollen, was im Braunbuch ſteht, ſo möchte ich gleich dem Irrtum vorbeugen, daß das elwa eine Rechtfertigung gegenüber dem Braunbuch ſein ſoll. Dieſes Braunbuch iſt bereits gekennzeichnet, und eine Rechtferti⸗ gung ihm gegenüber kommt garnicht in Frage.“ Dr. Goebbels äußert ſich auf eigenen Wunſch nicht im Zuſammenhang, gibt vielmehr auf einzelne Fragen aus⸗ führliche Antworten. Vorſitzender: Wann haben Sie vom Reichstags⸗ brand Kenntnis erhalten? Dr. Goebbels: An dem Tage hatte eine Kabinetts⸗ ſizung ſtattgefunden und am Abend dieſes Tages war der Führer in meiner Wohnung zu Gaſt. Auch das iſt im Braunbuch als verdächtig bezeichnet worden, aber es findet eine ſehr einfache Erklärung. Der Führer beſaß damals in Berlin noch keine Privatwohnung, ſon⸗ dern wohnte im Hotel Kaiſerhof. Ich wurde während des Abendbrotes ans Telephon gerufen. Unſer Aus⸗ landspreſſeleiter Dr. Hanfſtängel wohnte damals als Gaſt des e Göring im Reichstagsprä⸗ ſidentenpalais. r benachrichtigte mich nun telephoniſch, daß der Reichstag brenne. a Ich habe dieſe Mitteilung für abſolut abſurd gehalten und glaubte, es handele ſich dabei um einen Scherz. Das habe ich auch dem e ee eindeutig mit⸗ gekeilt. Ich war dazu umſo mehr verſucht, als ich acht Tage vorher einen telephoniſchen Ulk mit Dr. Hanfſtängel veran⸗ 5.70 hatte und glaubte, jetzt komme eine Retourkutſche. Ich agte ihm, ich will das nicht mehr anhören und hängte ein. Ich machte gar keinen Gebrauch von der telephoniſchen Mitteilung. Bald darauf wurde aber wieder telephoniſch von derſelben Stelle angerufen und ich wurde ganz dring⸗ lich darauf aufmerkſam gemacht, daß es nun meine Pflicht et, den Führer darüber zu orientieren, daß der Reichs⸗ tag brenne. Darauf hielt ich es für meine Pflicht, das dem Führer mitzuteilen. Er wollte es zuerſt auch nicht glauben, ſo überraſchend kam die Mitkeilung. Wir haben uns ins Auto geſetzt und ſind in raſendem Tempo zum Reichstag gefahren. Gleich am Portal 2 trat uns Miniſterpräſident Göring entgegen und erklärte, es handele ſich um ein politiſches Attentat, einer der ift. ſei ſchon gefaßt, ein holländiſcher Kommu⸗ niſt. Vorſitzender: Haben Sie die vielfach erwähnte Aeußerung des Reichskanzlers gehört, die ſich auf die Urheberſchaft des Brandes bezog? Dr. Goebbels: Jawohl, es war auch ganz natürlich, denn ſchon am Eingang war uns ja vom Miniſterpräſiden⸗ ten mitgeteilt worden, daß es ſich um ein kommuniſtiſches Attentat handele. ö Als Herr von Papen ſeiner Beſtürzung und Ver⸗ wunderung über dieſe Taklſache Ausdruck gab, ſagte der Jührer: Das iſt ein Zeichen dafür, wie die Situation wirklich iſt. Hier kann man ſehen, in welcher Gefahr Deueſch⸗ land ſteht und das deulſche Volk kann überzeugt ſein, daß ich es 111 meine Pflicht halte, die deulſche Nalion vor die ⸗ ſer Gefahr zu errelten. b Vorſitzender: Ging die Anſicht einheitlich da⸗ hin, daß die Kommuniſten die Urheber ſeien? i Dr. Goebbels: Ganz einheitlich. Es beſtand für uns kein Zweifel darüber, daß dieſes Attentat von langer Hand vorbereitet war, daß dieſe Vorbereitungen von größeren Gruppen getroffen ſein müſſen. Für uns gab es nur eines: daß die kommuniſtiſche Partei hier zum letzten male verſucht halte, die Dinge in einer durch den Reichskags⸗ brand heraufbeſchworenen allgemeinen Anordnung an 7 ſich zu reißen. 5 ö 1 Eine ſeltene Frau Roman von Fr. Lehne. 13) „Verzeihen Sie, Thea, doch möchte ich vorerſt ſelbſt allein nach meiner Frau ſehen. Ihr ſpäter Beſuch möchte Adrienne doch aufregen!“ Seine Stimme klang merkwürdig heiſer. Gerhard blieb nicht lange weg. Als er das Speiſezimmer betrat, ſaß Thea ſchon am Tiſch und hatte ihm mittlerweile ein Brötchen zierlich zurechtgemacht. Der Teekeſſel ſummte und ein friedliches Behagen lag über dem Raum. Unbefangen bediente ſie ihn; er hielt ein⸗ mal ihre Hand feſt mit ſeinen heißen, zuckenden Fingern, als ſie ihm eine Platte reichte. „Nicht!“ ſagte ſie ernſthaft,„das iſt vorbei ſeit unſerm Eintritt ins Haus!“ Und eine Falte erſchien zwiſchen ihren Augenbrauen. i f „Meinſt du? Für mich nicht! Wildkatze du—“ „Danke!“ ſagte ſie trocken und ſah ihn an. In ihren Augen war ein Licht, ein irres, flackerndes Licht. Ihre Wangen waren heiß und die Lippen ſo rot und ſo weich, und ſo lockend. Er meinte ihren Druck noch zu fühlen. Un⸗ bändige Lebensgier und Lebensfreude ſprach aus jedem Blick, lag in jeder Bewegung. i „Thea—“ kam es bittend von ſeinem Munde,„liebe Thea—“ Da ſtand ſie auf. „Ich bin müde, Gerhard. Gute Nacht!“ Er drückte ihre Hand, daß es ſie ſchmerzte, und mit ver⸗ langendem Blick ſah er in ihr heißes Geſicht.„Thea, Mädel,“ bat er wieder,„heute iſt heut!“ Sie ſchüttelte den Kopf und wandte den Blick nach der großen Standuhr.„Nicht mehr. Es geht auf eins. Mitter⸗ nacht iſt vorüber.“ 8 An der Tür drehte ſie ſich noch einmal um, lächelte und warf ihm eine Kußhand zu. „Gute Nacht und ſüße Ruhe, Herr Doktor!“ Sie lachte hell auf und ihr tolles, klingendes Lachen lag ihm noch in den Ohren, als er ſein Schlafzimmer auf⸗ ſuchte. g r—— Borſibender: Das Braunbuch ſchlägt eine beſon⸗ dere politiſche 1 ein, um zu erklären, digen an anderer Stelle zu ſuchen ſeien. Kommuniſtiſche Manöver Dr. Goebbels: Das Manöver iſt mir von der kom⸗ muniſtiſchen Partei bekannt. Es iſt ein alter kommuniſtiſcher Trick, der dann immer angewandt wird, wenn die kommu⸗ niſtiſche Partei ein ſchlechtes Gewiſſen hat.— Der Miniſter wies u. a. auf den tragiſchen Tod des Parteigenoſſen Kü⸗ temeyer hin, der von Kommuniſten niedergeſchlagen und in den Landwehrkanal geworfen wurde. Der Fall, betonte Dr. Goebbels, lag klar und ganz eindeutig. Das Gegenteil wurde nun in der kommuniſtiſchen Preſſe behauptet. Am eklatanteſten aber, fuhr der Miniſter fort, iſt der Fall Horſt Weſſel geweſen. Dieſer Student und Arbeiter zugleich hat ſich mit unausſprechlichem Idealismus für unſere Bewegung einge⸗ ſetzt und nach und nach zwei⸗ bis dreihundert rote Front⸗ kämpfer in die nationalſozialiſtiſche Bewegung hineingezo⸗ gen. Der Erfolg war, daß eine kommuniſtiſche Sprengko⸗ lonne in ſeine Wohnung einbrach und ihn an ſeiner Tür niederſchoß. Nun lag dieſer Fall ſo eindeutig, daß weit über den Kreis unſerer Partei hinaus die Oeffentlichkeit Berlins für uns Stellung zu nehmen begann. Die kommuniſtiſche Partei aber hatte ein ſo ſchlechtes Gewiſſen, daß ſie nur durch ſkrupelloſe Verdrehung der Tatſachen überhaupt etwas für ſich herausholen konnte. Sie behaup⸗ tete plötzlich, daß es ſich nicht um einen Nationalſozialiſten, ſondern um einen Zuhälter gehandelt habe. Es bat ſich dann in dem Prozeß herausgeſtellt, daß diejenigen, die die⸗ ſes Drama zu einem Zuhälterdrama umfälſchten, von kom⸗ muniſtiſchen Funktionären im Karl Liebknecht⸗Haus ange⸗ ſtiftet worden waren. Genau dasſelbe hat ſich jetzt abge⸗ ſpielt. Jetzt haben ſie ein ſolches beſtelltes Theater allerdings nicht in Berlin veranlaßt, ſondern in Lon⸗ don. Ich bedauere nur, daß eine andere Reglerung das zu⸗ gelaſſen hat und kann mir das nur ſo erklären, daß ſie die kommuniſtiſche Partei nicht kennt. Die kommuniſliſche Partei— das ſteht für mich zwei⸗ fellos feſt— iſt die eigentliche Arheberin des Brandes ge⸗ weſen. Ich bin überzeugt, wenn er gelungen wäre, dann würden die Aktenkäter heute als die großen Helden der kom⸗ muniſtiſchen Bewegung auspoſaunt werden. Da das Akten⸗ kal mißlungen iſt, ſucht die Partei, ſich ein Alibi zu ver⸗ ſchaffen. Mir können ſie damit nicht impomeren, denn aus eigener Erfahrung habe ich zu oft feſtgeſtellt, daß ſich dieſe Takkik immer wiederholt. Keine Differenzen im Kabinett Auf eine weitere Frage des Vorſitzenden erklärte Dr. Goebbels, daß es Differenzen über grundſätzliche Fragen damals im Kabinett garnicht gegeben habe. Worüber man manchmal debattierte, auch ſpäter, als ich in das Kabinett eingetreten war, waren lediglichtaktiſche Fragen, vor allem die taktiſche Frage: Wie bekämpfen wir am beſten und erfolgreichſten die kommuniſtiſche Par⸗ tei? Es iſt nicht an dem, daß wir Nationalſozialiſten das Verbot der kommuniſtiſchen Partei verlangt hätten, ſondern dieſes Anſinnen iſt von der deutſchnationalen Par⸗ tei geſtellt worden. a Borſitzender: haben im Kabinett über die Fragen des Reichsktagsbrandes nachher Meinungsverſchie⸗ denheiten beſtanden? Dr. Goebbels: Niemals!— Vorſitzender: Vollen Sie ſich zu der im Braun- buch enthaltenen Beſchuldigung äußern, daß beſtimmle Per⸗ ſonen aus der NS DA als Brandſtifter in Frage kämen? Dr. Goebbels: Ich habe mit großem Erſtaunen feſt⸗ geſtellt, daß das Braunbuch meint, der Plan ſei in meinem Kopf entſtanden. Das iſt auch ein Beweis für die vollkom⸗ mene Phantaſieloſigkeit, mit der die Kommuniſten Propa⸗ ganda machten. Glaubt denn jemand, daß mir keine an⸗ deren Propagandamittel gegen die Kommuni⸗ ſten zur Verfügung ſtehen als ſo eine Brandſtiftung? Was Oberleutnant Schulz anlangt, ſo habe ich ihn ſeit der Par⸗ teikriſe im November vorigen Jahres nicht wieder geſehen. Straſſer und Schulz 7 Es handelte ſich damals bei der Kriſe darum, daß Gre⸗ gor Straſſer ſeine Treue zur Partei nicht ſo bewahrte, wie man das von ihm erwarten durfte. In demſelben Augenblick mußte er von der Tribüne der Oeffentlichkeit verſchwinden und mit ihm ſein Adjutant, Oberleutnant Schulz. Seitdem haben wir alle keinen Verkehr mit 6. Kapitel. Die Beſſerung von Adriennes Befinden war nur von kurzer Dauer. Sie hatte eine ſchlechte Nacht gehabt, heftige Huſtenanfälle ſowie Schmerzen im Körper hatten ſie nicht ſchlafen laſſen. Gerhard telephonierte dem Arzt, der einen Influenza⸗ anfall feſtſtellte und dringend riet, das Zimmer zu hüten, überhaupt den größten Teil des Tages im Bett zuzubringen. Gerhard war nun von einer rührenden Sorgfalt gegen Ada. Er wich kaum von ihrem Lager, ja er arbeitete ſogar in ihrem Zimmer. Ihm war, als habe er der klaren, ſchö⸗ nen Frau etwas abzubitten, was er im Grunde aber doch nicht bereute. Und Thea war ganz unbefangen. Mit ihrer vögleinhaf⸗ ten Heiterkeit erfüllte ſie das Haus. Sie bemühte ſich um Ada in der auſmerkſamſten Weiſe. Nichts war ihr zuviel, unermüdlich lief ſie treppauf, treppab. Adrienne hatte viele lan ſie war gewohnt, ſich bis ins kleinſte bedienen zu aſſen. i Auf Adriennes Wunſch ging Thea täglich aus, damit ſie ſich etwas zerſtreute, und ein ſeltſamer Zufall fügte es, daß ſie dann jedesmal Gerhard traf! Sie ſchlenderten zuſammen durch die Straßen und kehrten ſchließlich in einem Cafe oder Bräu ein, was ihr größtes Vergnügen bildete. Er war ganz in den Banden dieſes jungen Geſchöpfes, das durch dieſe widerſpruchsvolle Art verſtanden hatte, ſeine Sinne zu entflammen. Und Thea tat ihr möglichſtes, ſeine Leidenſchaft noch zu ſchüren. Es gab ihr einen prickelnden Reiz, Gerhards fle⸗ hende Blicke zu ſehen, ſeinen vielſagenden Händedruck zu fühlen. Sie war abwechſelnd kalt und ſpröde, dann wieder zutraulich und freundlich. Nie aber gewährte ſie ihm einen Kuß, ſo ſehr er auch darum bat. Ueber alle Regiſter der Koketterie verfügte ſie. der Mann wußte das wohl, aber das Verlangen nach dieſem jungen, lebensvollen Weſen ließ ſich nicht mehr beſiegen. Gerhard kämpfte einen ehrlichen Kampf. Er hatte wohl das Gefühl des Unrechtes gegen ſeine edle Frau und des⸗ halb war er ſo zu ihr wie in der erſten Zeit ihrer Ehe. Er ließ ſie teilnehmen an den Plänen, die ihn erfüllten. Er beſprach ſie mit ihr und beugte ſich oftmals ihrer Anſicht. Und kam die Stunde, in der er Thea treffen wollte, wurde er unruhig, vergaß ſeine guten Grundſätze— und ging. K daß die Schul⸗ „ den beiden Herken geßpflogen, und nun ſollen wir ausgerechnet dieſen Mann beauftragt haben, den Reichs⸗ tag in Brand zu ſtecken? Vorſitzender: Wiſſen Sie, ob von der kommuniſti⸗ ſchen Partei zeitweilig die Parole zurückgenommen wor⸗ den iſt:„Schlagt die Faſchiſten, wo ihr ſie trefft?“ Dr. Göbbels: Es iſt ſpäter einmal eine Verlautba⸗ rung der kommuniſtiſchen Partei veröffentlicht worden, in der ſie ſich gegen den Individualterror ausſprach. Das war aber praktiſch von keiner Bedeutung. Es ſpielt ja überhaupt im praktiſchen politiſchen Leben keine Rolle, wenn eine Parteileitung ſich gegen den Terror wendet, ihn aber e durchdie unteren Gruppen durchfüh⸗ ren läßt. Reichsgerichtsrat Dr. Coender: Torgler hat es ſo hingeſtellt, als ob er im Reichstage beſonders ver⸗ ſöhnlich aufgetreten wäre. ö Die Maske heruntergeriſſen! Dr. Goebbels: Ich habe Torgler ſehr aufmerkſam jahrelang beobachtet, ohne daß ich je ein Wort mit ihm ge⸗ wechſelt hätte. Ich bin zu der Ueberzeugung gekommen, daß man die kommmniſtiſche Partei in drei Klaſſen eintei⸗ len muß. Es gibt den ehrlichen Arbeiter, der an den Kommunismus glaubt. Wir haben uns immer bemüht, dieſe Menſchen für uns zurückzugewinnen. Es gibt eine zweite Klaſſe, das iſt der Janhagel auf der Straße, den die kommuniſtiſche Partei benutzt, um Verbrechen zu tarnen. Es gibt eine Jritte Klaſſe, bas ſind die ſogenannten Intel⸗ lektuellen, die ſehr ſchlau verſtehen, ſich immer Hinter den Fanatikern zu verkriechen, um dem Zugriff der Ge⸗ richte entzogen zu ſein. N Zu dieſer Klaſſe rechne ich Torgler. Ich glaube nicht an ſeine Biedermännigkeit, ich bin im Gegenkeil überzeugt, daß er einer der gefährlichſten der kommuniftiſchen Führer geweſen iſt, daß Torgler die Maske des Niedermannes nur vorbindet, um duhinter ſeine kommuniſtiſch⸗anarchiſtiſche Gesinnung zu verſktecken. Dieſe Ueberzeugung vaben alle meine Beobachtungen im Reichs ag beſtäligt. Toraler war immer derjenige, der hinler eine Fraktion ſtand. der nie⸗ mals nach gorn zu gehen wagt. Aus vielen Unterredungen mit Parteigenoiſen, die Verſammlungen Targlers besucht haben, weiß ich, daß er immer und immer wieder die Pa⸗ role„Schlagt die Faſchiſten, wo ihr ſie krefft“ ausfprach, daß er dork immer der größte Hetzer war und dann am nächſten Tage im Haushallsausſchuß und Reichskag den ſeriöſen und konzilianten Biedermann ſpielke. berreichs anwalt: Es wird im Braunbuch be⸗ hauptet, daß die Nationalſozialiſten Veranlaſſung gehabt hätten, damals irgendetwas Beſonderes zu tun, weil ihre Ausſichten für die Wahl am 5. März beſonders ſchlecht geweſen ſeien, und weiel ſich auch die nationalſozia⸗ liſtiſchen Kabinettsmitalieder umklammert gefühlt hät⸗ zen von den übrigen Miniſtern und vom Stahlhelm. 5 Dr. Goebbels: Dieſe Unterſtellung iſt geradezu ab⸗ ſurd. Was den erſten Teil anlangt, ſo hat die Partei nie⸗ mals ſo gute Ausſichten gehabt, wie für dieſe Wahl. Was die Umklammerung von Deutſchnationalen und Stahlhelm 3 ſo möchte ich Folgendes ſagen: i ie Führer der nationalen Bewegung, der National- 5 ſozialiſten, der Deutſchnakionalen und des Stahlhelm, haben am 30. Januar dem Reichspräſidenten in die Hand verſpro⸗ chen, daß ſie in Einigkeit und Entſchloſſenheit und ohne Parteihaß an die Löfung der Fragen herangehen würden. Ich habe faſt alle Zuſammenkünfke dieſer Herren mitge⸗ macht und kann nur beſtäligen, daß niemals auch nur in der leiſeſten Erinnerung der Verſuch gemacht iſt, dieſen Bund zu ſprengen. Dimitroff fragt 5 Nunmehr erhebt ſich der Angeklagte Dimitroff und ſtellt 1 Fragen. l 8 Dimitroff: Weiß der Zeuge, daß in Deutſchland Nl inis au oinur guian Sunne gol. un MasG Gunν¾ MAGGI; Suppe, ud. u νοεν ht. kexgestecct, vie die ha ee gte dñppe z Keinem zubereitet. Miel pix 2 ſeloe Koʒtat u Io pq. Dem Mädchen machte dieſes Flirten und Kokettieren Spaß. War es Gerhard nicht, wäre es ein anderer geweſen, es lag ihr im Blut. Solche kleine Abenteuer fand ſie„himm⸗ liſch intereſſant“. Trotzdem war ihr Gerhard nicht gleichgül⸗ tig. Sie war in dieſen hübſchen und eleganten Mann ver⸗ liebt, ohne Gewiſſensbiſſe zu empfinden. Sie nahm ja Ad⸗ rienne nichts. In einigen Wochen mußte ſie wieder abreiſen, dann war ſowieſo alles vorbei. Sie lebte wieder ihr graues, kümmerliches Leben— und hatte nur die Erinnerung! Ach, und ſie ſehnte ſich ſo heraus— jetzt mehr als je! Der Aufenthalt bei Adrienne hatte ſie verwöhnt und ihr Offenbarungen gegeben, wie ſie kaum geahnt hatte. Glühend wuchs die Sehnſucht nach Glanz, nach Leben in ihr. Adrienne hatte viel unter ihrem Huſten zu leiden. Bei dem ſcharfen Wind und der Kälte war es ganz ausgeſchloſ⸗ ſen, daß ſie das Haus verließ. Infolgedeſſen rußte auch der Beſuch eines Feſtes im Künſtlerhauſe unterbleiben, wo⸗ rüber Thea ſehr betrübt war. Sie hatte ſich ja ſo gefreut, einmal an einem ſolchen teilnehmen zu können— und nun war es nichts! Adrienne konnte ihr dieſe Enttäuſchung gut nachfühlen.„Was tun wir nur, Kleinchen, dich zu entſchädi⸗ gen?“ meinte ſie gütig.. f „O, nichts, Tantchen! Es war mir— es kam mir nur ſo an!“ beeilte ſich Thea zu verſichern.„Ich habe es hier doch ſo gut, wie ich es in meinem Leben nicht wieder be⸗ kommen werde!“ „Weißt du keinen Vorſchlag, Gerhard?“ wandte ſich Ad⸗ rienne an ihren Gatten. i g Es war in früher Nachmittagsſtunde. Thea hatte der Tante den Kaffee ſerviert und ſaß nun, mit einer feinen Handarbeit beſchäftigt, an deren Bett, während Gerhard am Fenſter lehnte.. Das junge Mädchen bewunderte immer von neuem das prächtige, ſehr hell und licht gehaltene Schlafzimmer vit den breiten, weißen Reformbetten, den weißen Mullvorhängen, der koſtbaren Marmorwaſchtoflette und dem großen Spie⸗ gelſchrank. Und ihr Wunſch war es, auch einmal ſo etwas zu bekommen. 5 „Ich beſinne mich, teure Ada, weiß aber momentan nichts, entgegnete Gerhard auf die Frage ſeiner Frau. Er wußte wohl etwas; was er aber meinte, hätte er doch nicht ſagen können— eine Redoute, das wäre etwas für Thea geweſen.„„ i m viele politiſche Morde begangen worden ſind? Es wurden die kommuniſtiſchen Führer Karl Liebknecht und Roſa Lu⸗ remburg ermordet f ö Vorſitzender(unterbrechend): Halt! Halt! Wir 75 5 hier aufzuklären, wer den Reichstag in Brand geſteckt „Miniſter Goebbels: Es wäre zweckmäßiger, wenn wir bei Adam und Eva anfingen.(Heiterkeit im Zuhörer⸗ raum.) Als dieſe Morde geſchahen, exiſtierte unſere Bewe⸗ gung noch garnicht und Hitler lag als Kriegsblinder im Lazarett in Paſewalk. ö Dimitroff: Weiß der Zeuge, daß deutſche Staats⸗ männer wie Rathenau und Erzberger von Kreiſen der Rechten. Der Vorſitzende unterbricht. N Dr. Goebbels: Ich habe nicht das Bedürfnis, mich an dieſen Fragen vorbeizudrücken. Die Ermordung Rathe⸗ naus und Erzbergers iſt nicht von nationalſozialiſtiſchen Kreiſen geſchehen. N e Oberreichsanwalt: Ich finde es ſehr entgegen⸗ kommend, daß der Miniſter dieſe Fragen beantwortet. Dr. Goebbels: Ich beankworke die Fragen nicht deshalb, weil ſie zur Findung der Wahrheit beitragen, aber ich will Dimikroff und der Weltpreſſe nicht Gelegenheit ge · ben, zu behaupten, daß ich mich vor der Beantworkung einer Frage verkrochen und gedrückt hätte. Ich habe ande⸗ ren Leuten Rede und Antwort geſtanden als dieſem kleinem kommuniſliſchen Agikakor.(Beifall im Juhörerraum.) Ich bilte, dieſe Fragen zuzulaſſen. i Dimitroff ſtellt noch einige Fragen, bis ihm ſchließ⸗ lich das Wort entzogen wird. f 5 Fragen Torglers Nun erhält der Angeklagte Torgler das Wort zur Fra⸗ geſtellung an den Zeugen: Ii Ihnen bekannt, daß gerade die kommuniſtiſche Partei das allergrößte Intereſſe an einem reibungsloſen Verlauf der Reichstagswah⸗ len vom 5. März hatte, weil ſie ihre Ausſichten außer⸗ ordentlich günſtig einſchätzte, weil ſie erwartete, daß breite Kreiſe der ſozialdemokratiſchen Arbeiter ſich bei dieſen Wah⸗ len zur kommuniſtiſchen Partei bekennen würden? N Dr. Goebbels: Nein, das iſt mir unbekannt. Ich halte es auch für vollkommen unwahrſcheinlich. Die kommu⸗ niſtiſche Partei mochte ſoviel Stimmen von der Sozialde⸗ mökratie bekommen, wie ſie wollte, ſie war doch darüber im Klaren, daß, wenn die Wahlen vorbei waren, die national⸗ ſozialiſtiſche Partei entſchloſſen war, die kommuniſtiſche Par⸗ tei mit Stumpf und Stiel auszurotten. i Torgler: Iſt Ihnen nicht bekannt, daß ernſthafte Verſuche einer Diskuſſion mit den Nationalſozialiſten ge⸗ macht worden ſind? Ich habe ſelbſt mit Nationalſozialiſten über die zwei Weltanſchauungen diskutiert. 5 Miniſter Goebbels in großer Erregung: Ja, Sie haben diskutiert mit dene kleinen S A⸗Leuten, de⸗ nen gegenüber Sie ſich überlegen fühlten. Wenn Sie vor meine Klinge kamen, wagten Sie nicht zu antwor⸗ ten, weil Sie dann unterlegen waren. Ich habe Sie oft ge⸗ nug eingeladen, Sie haben die Gelegenheit aber nicht wahr⸗ genommen. Auf einen Hinweir des Oberreichsanwalts auf die Pa⸗ role„Schlagt die Faſchiſten, wo ihr ſie trefft!“ antwortet Torgler: gch habe ausdrücklich zugegeben, daß dieſe Pa⸗ role eine Zeitlang von der kommuniſtiſchen Partei ausgege⸗ ben wurde. Ich habe aber gerade in dieſer Zeit immer ver⸗ ſucht, den Verſammlungsbeſuchern zu ſagen, daß unter die⸗ ſer Parole zu verſtehen ſei die geiſtige Auseinanderſet⸗ zung.(Lachen im Zuhörerraum.) Dimitroff: Der Zeuge Miniſter Goebbels hat ge⸗ ſagt, daß ſoviel kommuniſteſche Ueverfälle auf die National ⸗ ſozialiſten attgefunden härten. Haben die Notionalſoziali⸗ ſten in dieſer Jeit vor dem Januor 1953 aach ſeiner Mei⸗ nung das Recht gehabt, ſich bewaffnet gegen ſolche Ueber⸗ fälle zu verteidigen? Haben ſich die Nationalſozialiſten ver ⸗ teidigt? ö Dr. Goebbels mit lauter Stimme: Selbſtverſtändlich haben wir uns verteidigt. Glauben Sie, wir laſſen uns von Ihnen ohne Widerſtand abſchlachten? Dimitroff ebenfalls mit erhobener Stimme: Glau⸗ ben Sie jetzt, daß auch die Kommuniſten das Recht hatten, ſich zu verkeidigen? Vorſitzen der: Halt! Wenn Sie ſich nicht anſtändig benehmen, Dimitroff, dann werden Sie allein wegen Ihres Tones ausgeſchloſſen. Ein Wort an das Ausland Dr. Goebbels: Ich habe mich bemüht, mit einer minutiöſen Genauigkeit die im Braunbuch gegen die nakio⸗ nalſozialiſtiſche Bewegung und die deutſche Regierung er ⸗ hobenen Beſchuldigungen zu widerlegen. Ich ſtelle mik Be dauern 35 und das kut die ganze deutſche Reichsregierung, daß dieſe Lügen des Braunbuches immer noch vom Aus- lande verbreitet werden. Ich erwarte von der Auslands- vreſſe. daß Sie nun, nach dieſer minukiöſen Schilderung des wirklichen Talbeſtandes, auch dieſe Schilderung mit derſel⸗ ben Genauigkeit wiedergibt. Es geht nicht an, daß die Re⸗ gierung eines anſtändigen und ehrlichen Volkes ſo vor der ganzen Welt in unwahrhaftiger Weiſe weiter verdächligt wird.(Lebhaftes Beifallsklakſchen.) i Dimitroff war zum Tode verurteilt Der Berichterſtatter trägt dann eine Auskunft des bul⸗ gariſchen Juſtizminiſteriums über die Vorſtrafen des Ange⸗ klagten Dimitroff vor. Danach iſt Dimitroff u. a. 1926 we⸗ gen eines Ueberfalles zum Tode durch den Strang und zum Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte für alle Zeiten verur⸗ teilt worden. Dieſe Strafe iſt durch Amneſtie außer Kraft ſchg worden. Schließlich iſt Dimitroff zu 15 Jahren ver⸗ chärften Kerkers(Zuchthaus) und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte für 20 Jahre wegen Aufſtandes verurteilt wor⸗ den. Dieſe Strafe würde er noch abzubüßen haben. Der Angeklagte Dimitroff erklärt dazu: Alle dieſe Vorſtrafen ſind in meiner Abweſenheit ausgeſprochen wor⸗ den. Ich erkläre, daß ich bereit bin, nach Beendigung des jetzigen Prozeſſes nach Bulgarien zurückzukehren. Die„Vayernhof⸗⸗Kellner Es werden dann die Zeugenvernehmungen über die Verhaftung der Bulgaren fortgesetzt 85 Kellner Röh mer vom Bayernhof erklärt, daß ihm Lubbe nicht be ⸗ kannt ſei. Der Angeklagte van der Lubbe muß aufſtehen und der Zeuge erklärt auch jetzt, daß das Geſicht ihm nicht ganz unbekannt ſei, er könne aber nicht ſagen, daß er ihn etwa im Lokal geſehen habe. N Der nächſte Zeuge iſt der Kellner Hafemann vom ayernhof. N Vorſitzender: Haben Sie im Lokal einmal den An⸗ geklagten van der Lubbe geſehen? lebe 15 euge: Nein, dieſen Mann habe ich nie im Lokal ge ⸗ Vorſitzender: Vor dein Un ben Sie das ſo beſtimmt 5 goa, i Zeuge: Nachdem ich Lubbe geſtern und heute noch⸗ mals. habe, weiß ich beſtimmt, daß dieſer Mann nicht bei uns geweſen zſein kann... Popoff: Was haben auf Sie die Ausländer im Bayernhof für einen Eindruck gemacht? 5 Zeuge: Einen verdächtigen nicht, aber etwas geheim⸗ nisvoll, da ſie ſich immer ſehr leiſe unterhielten. Der Kellner Röſch erklärt mit Beſtimmtheit, daß van 5 Lubbe nicht im Bayernhof war. Er habe ihn nie ge⸗ ehen. Auch die Kellner Koch, Geßler und e ſowie der Geſchäftsführer Münkner vom Bayernhof erklären, daß van der Lubbe nie im Bayernhof geweſen ſei. Als letz. ter der Zeugen aus dem Bayernhof ſagt dann der Kellner Rehbaum aus, er habe den Angeklagten van der Lubbe niemals geſehen. N Der Verhandlung wird auf Donnerstag vertagt; der Freitag ſoll ſitzungsfrei bleiben. e ene Land Berückſichtigung altbewährter NS.⸗Kämpfer () Karlsruhe, 8. Nov. Die Gemeinden(Gemeindever⸗ bände), Kreiſe, Orts⸗ und Innungskrankenkaſſen, öffentlichen Sparkaſſen, die übrigen Körperſchaften, Anſtalten und Stif⸗ tungen des öffentlichen Rechts ſowie ihre Aufſichtsbehörden werden vom Miniſter des Innern darauf aufmerkſam ge⸗ macht, im Einvernehmen mit dem Neichswehrminiſter habe ſich der Reichsinnenminiſter damit einverſtanden erklärt, daß zu Gunſten von bewährten Kämpfern für die nationale Er⸗ hebung noch bis Ende März 1934 die freiwerdenden An⸗ geſtelltenſtellen nur zu 50 v. H. mit Verſorgungsanwärtern beſetzt werden. Die den Schwerkriegsbeſchädigten zugebillig⸗ ten Vorzugsrechte werden durch dieſe Maßnahme nicht be⸗ rührt. Die Vorbehalte für Beamtenſtellen bleiben unver⸗ ändert beſtehen. f Baden auf der Neichswahlliſte . i 43 Kandidaten. () Karlsruhe, 8. November. Der am Dienstag im„Staatsanzeiger“ veröffentlichte Kreiswahlvorſchlag der nationalſoztaliſtiſchen Deutſchen Ar⸗ .(Sitlerbewegung) enthält folgende badiſche Kanſ⸗ idaten: 116 Fabrikbeſitzer Dr. Albert Hackelsberger, Hefflingen, 190 Miniſterpräſident Walter Köhler, Weinheim a. d. B., 210 Schriftſteller Karl Lenz, Heidelberg, 222 SA⸗ Gruppenführer Hanns Ludin, Karlsruhe 1. B., 269 Innenminiſter Karl Pflaumer, Karlsruhe, 296 Kaufmann Hermann Röhn, Heidelberg, 300 Landwirt Albert Roth, Lie dolsheim bei Karlsruhe, 301 Landwirt und Zimmermeister Robert Roth, Liedolsheim bet Karlsruhe, i 397 Schmied und Bürgermeiſter Adalbert All mer in Küls⸗ heim bei Wertheim, 406 Minister Dr. Otto Wacker, Karlsruhe, 414 Reichsſtatthalter Gauleiter Robert Wagner, Karlsruhe, 439 Arbeiter Willy Ziegler, Heidelberg, 459 SA⸗Brigadeführer Joſef Waßmer, Freiburg i. Br., — . 502 Lehrer a. D. Auguſt Kramer, Karlsruhe, 1 520 Studentenführer Dr. Oskar Stäbel, Karlsruhe, 552 Techniker Hans Feit, Mannheim,. 579 Chemiker Dr. Reinhold Roth, Mannheim, 8 627 Landesjugendführer Friedhelm Kemper, Karlsruhe, 673 Rechtsanwalt Johannes Rupp, Karlsruhe,* 674 Bürgermeiſter Otto Wetzel, Heidelberg. f Von Nummer 1 bis 685 ſtimmt der(größtenteils alphabe⸗ tiſch geordnete) Reichswahlvorſchlag mit dem Kreiswahlvor⸗ ſchlag überein. Von 686 folgen dann noch folgende badiſche Kandidaten: g 686 SS⸗Standartenführer Konrad Zahn, Heidelberg, 687 Gaſtwirt Franz Merk, Grafenhauſen bei Bonndorf, 688 Kaufmann Otto Blank, Fahrnau i. W., 3 689 Zahnarzt Dr. Theo Rehm⸗Emmendingen, 5 805 690 Miniſterialrat Profeſſor Herbert Kraft, Karlsruhe, 691 Handlungsgehilfe Arnold Fehlmann, Pforzheim, 555 692 Landwirt Otto Bender, Eichtersheim, 5 693 Rektor Adolf Schuppel⸗Hornberg,. 694 Hauptlehrer Heinrich Koch, Eberbach, 155 695 Natſchreiber Guſtav Robert Oerle, Nußdorf am See, 696 Landwirt Karl Maier, Kappelredeck, 697 Landwirt Wilhelm Otto Geiger, Stebbach bei Sinsheim, 698 Gutsinſpektor Vinzenz Keil, Nußdorf, 699 Bibliothekar Kuno Brombacher, Baden⸗Lichtental, 70⁰ Inſpektor Eugen Speer, Güttingen bei Radolfzell, f 701 Kanzleiaſſiſtenk i. R. Hans Helwig, Hemsbach a. d. B., 702 Oberzollinſpektor Fritz Eiche, Freiburg, i 703 Verwaltungsſekretär Karl Lucke, Karlsruhe, 4 704 Weber Albert Schmidt, Steinen i. W., 150 4 705 Rechtsanwalt Otto Heinrich Schmidt, Bretten,. 706 Landwirt Ernſt Friedrich Hagin, Egringen bei Lörrach. Eberbach.(Dem naſſen Tod entriſſen.) Das am Neckar ſpielende ſiebenjährige Töchterchen des Schuh⸗ machers Roos fiel in den Neckar und wurde auch gleich von den Wellen fortgetragen. Zwei beherzte Männer ſprangen ins Waſſer und retteten das Kind vor dem ſicheren Anter⸗ gange. Das Kind war bereits bewußtlos geworden und mußte durch künſtliche Atembewegungen zum Leben gebracht werden. 8 Eroſtöße in Güddeutſchland Der Herd im Jugſpitzgebiet?„ Karlsruhe, 8. Nov. Meldungen, die aus Nordtirol, dem Allgäu, Württemberg, Oberbaden und der Oſtſchweiz einlaufen, berichten von einem heftigen Erdſtoß, der nachts more 1,45 Uhr in den verſchiedenſten Orten wahrgenommen urde. „Der Erdſtoß, einige Berichte ſprechen von zwei Erd · ſtößen, war von heftigem, dumpfem Nollen begleitet. An einigen Orten haben die Gebäude geſchwankt, überall aber die Möbel gezittert. f Man vermutet, daß der Herd in der Nähe von Ber⸗ wang und Namlos im Zugſpitzgebiet zu ſuchen iſt, wo ſchon am 8. Oktober 1930 ein Beben verzeichnet wurde. Die Seismographen im Geodätiſchen Inſtitut Karls⸗ ruhe verzeichneten in der Nacht ein heftiges Nahbeben in einer Herdentfernung von etwa über 250 Kilometer. Der Beginn der Bewegung fiel auf 1,51,15 Uhr, das Maxi⸗ mum auf 152,05 Uhr. Kurz nach 2 Uhr kamen die Apparate wieder zur Ruhe. Der Stoß erfolgte von ſüdlicher Richtung. Wolfach.(K PD⸗Kurier feſtgenommen.) Im engen Zuſammenarbeiten mit der Geheimen Staatspolizei in Offenburg iſt es gelungen, einen Haslacher KPD⸗Kurier mit noch einem anderen Kommuniſten in Offenburg feſtzunehmen. Bei einer daraufhin in Haslach i. K. vorgenommenen Naz⸗ zia wurden insgeſamt acht Kommuniſten verhaftet. 5 f Ludwigshafen.(Tödlicher Verke rs unfall) An der Kreuzung Wolfram⸗ und Brundſtraße ſtieß ein 99 Jahre alter Radfahrer aus Mannheim, ein auf dem Wald⸗ hof wohnhafter Heizer, mit einem Straßenbahnwagen der Linie 8 zuſammen. Durch den Anprall wurde der Radfah⸗ rer von ſeinem Rade geſchleudert. Er zog ſich hierbei Quetſchungen auf der Bruſt und Verletzungen im Geſicht zu. In bewußtloſem Zuſtand wurde er in das Allgemeine Krankenhaus Mannheim verbracht, wo er nach einigen Stunden verſtarb.„ Haus ſtürzt zuſammen Ein Arbeiker getötet, zwei verletzt. Butzbach, 8. November. Bei Umbauarbeiten in dem Nachbarorte Niederweiſel an einem alten Hauſe, die dem Anhaben dieſes Hauſes dien⸗ ten, um es für die weiteren Arbeiten unterfangen zu kön⸗ nen, ſtürzte das Dach in ſich zuſammen und begrub meh⸗ rere Arbeiter unter ſich. Der Bauhilfsarbeiter und Landwirt Karl Hildebrandt wurde von dem niederſtürzenden Bauwerk ſo ſchwer getrof. fen, daß er auf der Stelle kot war. Die Arbeiter Heinri Jung von Hauſen und heinrich Maas aus Niederweiſel wurden erheblich verletzt. Jung mußte dem Krankenhauſe in Niederweiſel zuge⸗ führt werden. Die behördliche Unterſuchung iſt im Gange. In das Mühlengetriebe geraten Simmern, 8. Okt. Der Landwirt Friedrich Wetzler wollte in ſeinem Mühlenbetrieb in Heyweiler die Treibrie⸗ men wechſeln. Zu dieſem Zweck mußte er zuerſt das Mühl⸗ waſſer umleiten. Als dies geſchehen war, machte er ſich an die Arbeit, wobei er ſich über das Getriebe beugen mußte. Im gleichen Augenblick ſetzten ſich die Kammräder in Be⸗ wegung. Wetzler wurde der Bruſtkorb eingedrückt, was ſei⸗ nen ſofortigen Tod zur Folge hatte. Allem Anſchein nach fü während der Reparaturarbeit mehrere mit Waſſer ge⸗ üllte Käſten des Mühlrads zurückgeſchlagen. Lieferwagen gegen Holzfuhrwerk— Ein Toter Schnaittenbach, 8. Nov. Ein Lieferwagen des Konſum⸗ vereins Amberg ſtieß bei Kötnitzmühle gegen ein Langholz⸗ fuhrwerk, das aus einer Seitenſtraße in die Hauptſtraße einbiegen wollte und deſſen in die Straße hineinragende Baumſtämme in der Dunkelheit nicht zu erkennen waren. Der Anprall war ſo ſtark, daß 0 der ſtarken Baum⸗ tämme wie Zündhölzer abbrachen. Ein Stamm jedoch drang in den Führerſitz, in dem ſich der Lenker und zwei Frauen befanden und verletzte den erſteren ſo unglücklich, daß er ſo⸗ fort tot war. Der Laſtwagen rannte dann gegen einen Stra⸗ ßenbaum und zerſchellte dort vollſtändig. Eine der mitfah⸗ renden Frauen wurde erheblich verletzt, die zweite wurde aus dem Führerſitz herausgeſchleudert. 5 a Wilddieb erſchoſſen. Morgens gegen 5 Uhr ſtieß in Köln⸗Merkenich ein Polizeihauptwachtmeiſter auf einen Wilddieb. Als der Beamte auf den zunächſt flüchtenden Mann mehrere Schreckſchüſſe abgab, drehte ſich dieſer um brachte ſeine Doppelflinte in Anſchlag, um auf den Beamten zu ſchießen. Der Hauptwachtmeiſter kam ihm aber zuvor und erſchoß ſeinen Gegner. Sein Komplize wurde feſtgenommen. ar 400 000 Volksempfänger. Die Nachfrage nach dem Volksempfänger V. E. 301 iſt ſo ſtark, daß in einer Konfe renz der Wirufa die vierte Auflage des Volksgerätes V. E. 301 beſchloſſen wurde. Die Auflage des V. E. 301 beträgt nunmehr 400 000. ar Sühne für einen Nachkwächtermord. Vor dem Kre⸗ felder Schwurgericht fand der in der Nacht zum 8. Novem⸗ ber 1933 an dem Nachtwächter Klinkhammer verübte Mord ſeine Sühne. Der Bauarbeiter J. Butz wurde wegen fahr⸗ läſſiger Tötung zu 12 Jahren Zuchthaus, der Arbeiter. Draake zu ſechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Verurteil⸗ ten haben ſich auf Anweiſung von kommuniſtiſcher Seite in der betreffenden Nacht an den Nachtwächter herangemacht um ihm die Waffe zu rauben. N Das Braune Haus in Wien beſchlagnahmt 1 Wien, 9. Nov. Das Wiener Braune Haus, das ſchon ur Zeit des Verbotes der Partei von der Polizei gef of en worden war, iſt am Mittwoch für den Stadlsſchatg be · chlagnahmt worden. ö N. Der König von Afghaniſtan ermordet London, 9. Nov. Der Londoner Geſandte von Afghani⸗ ſian hat Mittwoch nachmittag die Meidung erhalken. daß der König von Afghaniſtan Mittwoch morgen ermordet worden iſt. der Sohn des ermordeten Herrſchers iſt zum König ausgerufen worden. ee ö Die Zahlungsverpflichtungen Rußlands. Gegenüber den in einem Teil der ausländiſchen Preſſe erſchienenen falſchen Wiedergaben und tendenziöſen Inter⸗ pretationen der Ausſage des Miniſterpräſidenten Göring im Reichstagsbrandprozeß wird von zuständiger Stelle feſt⸗ geſtellt, daß die Sowjetunion ihren Zahlungsverpflichtungen in Deutſchland bisher ſtets pünktlich nachgekommen iſt. aß Franzöſiſcher Geſchwaderflug nach Afrika. Das aus 30 Milt lünen beſtehende franzöſiſche Geſchwader des Generals Guillemin iſt zu ſeinem 25 000⸗Kilometer Flug nach Afrika geſtartet. a AE Wahlunruhen in Kentucky.— Vier Tote. In Ken⸗ tucky(Nordamerika) fanden Wahlen zum Stadtparlament ſowie Bürgermeiſterwahlen ſtatt. Aus dieſem Anlaß kam es an verſchiedenen Orten des Staates zu ſchweren Zuſammen⸗ ſtößen. Insgeſamt wurden vier Perſonen getötet und ſechs verwundet. f 7 . Lalcale Nuuidociiau Zwiſchen Saat und Ernte Anſer menſchliches Tun iſt Saat und Ernte. Hier ſchrei⸗ tet der Bauer über die braune Scholle und läßt die Samen⸗ körner hinabgleiten in die Furche. Dort ſtehen Eltern und Erzieher vor dem Kinde, in deſſen Seele mit vorſichtiger Hand die erſten Samenkörnchen zu einem Leben gelegt wer⸗ den, das vor Gott und den Menſchen dereinſt als ein recht⸗ ſchaffenes erkannt werden ſoll. Da ſehen wir die Dichter und die geiſtig Größten unſeres Volkes; zugleich mit dem Aus⸗ druck ihres eigenen innerſten Erlebens geben ſie uns in ihren Werken den Samen, der bei tauſenden unſerer Mitmenſchen aufgehen ſoll in großen edlen Geſinnungen und Taten, in hoher Güte und Menſchlichkeit. 5 Wir erleben in unſerem ganzen deutſchen Volke das Aufgehen einer Saat, von deren köſtlicher Ernte einſt ganze Generationen zehren und die ſie für immer ſtärken ſoll im Kampf gegen alles, was ihnen weſensfremd iſt. Schwerer aber als die Arbeit des Säens will uns oft das dünken, was zwiſchen Saat und Ernte liegt: Die Zeit des Wartens! 8 Wie undankbar ſind wir manchmal gegen das Schickſal, von dem wir morgen ſchon die Früchte der Saat erwarten, die wir heute ausſtreuten! a Auch in der menſchlichen Seele. die Keime zu neuem, großem Geſchehen in tiefem Dunkel und wir ſind auch hier dazu verurteilt, manche Stunde tatenlos zu⸗ zuſehen und in Demut auf den erſehnten Erfolg zu warten. Was aber an uns liegt, in unſerem Willen und in unſerer Hände Fleiß, das darf nie und nimmer ungeſchehen bleiben. Mag auch ein launiges Schickſal dem einen oder andern Erfüllung bringen, deſſen Hände müßig im Schoß lagen; Niemals wird ein ſolcher Menſch mit jener glücklichen Zu⸗ friedenheit ſich ſeines Beſitzes freuen wie der, der im Schweiße ſeines Angeſichts ſein Feld beſtellte und ſein red⸗ liches Teil zu ſeines Lebens Ernte beitrug. vember. Wenn auch die Feier des Deutſchen Luthertages aus naheliegenden Gründen vom 10. November auf den 19. November verlegt wurde, ſo ſoll doch der 450. Geburts⸗ tag unſeres Reformators der Gemeinde zum Bewußtſein ge⸗ dracht werden. Der Evangeliſche Oberkirchenrat hat daher angeordnet, daß am Freitag, den 10. November von allen Kirchen und Pfarrhäuſern die Kirchenfahne gezeigt werde. Am 8 Ahr vormittags wird eine Viertelſtunde lang mit ſämtlichen Glocken in allen Kirchen dieſer Tag feierlich ein⸗ geläutet. Freitag Rundfunküberkragung 12,50 Uhr. Wie bereits mitgeteilt, überträgt der deutſche Rundfunk am 10. November die große Kundgebung für Frieden, Ar⸗ beit und Brot mit der Rede des Reichskanzlers aus der Ma⸗ ſchinenhalle eines großen Berliner Fabrikbetriebes. Die Uebertragung beginnt bereits um 12,50 Uhr. 5 — Die Wohlfahrtswertzeichen. Die e e haben am 1. November mit dem Verkauf der Wohlfahrtswertzeichen zugunſten der deutſchen Nothilfe begonnen. Die Wertzeichen lind als Briefmarken für den inneren deutſchen Verkehr und für den Verkehr mit dem Ausland zugelaſſen. Als Freigebühr gilt der Nennwert der Wertzeichen. Der Wohlfahrtszuſchlag (von 2—35 Pfennig) fließt der deutſchen Nothilfe zu. Die Gültigkeit der Wohlfahrtswertzeichen dauert bis 30. 6. 34. — Die künſtleriſch vollendet ſchöne Ausführung der Marken⸗ bilder ſteht im Zeichen des Richard⸗Wagner⸗Jahres. Sie ent⸗ ſpricht aber auch dem ideellen Zweck, als Gedenkausgabe zum 10jährigen Beſtehen der deutſchen Nothilfe weiteſte Volkskreiſe für das ſegensreiche Hilfswerk zu gewinnen und dafür alle, auch die kleinſten Spender mit einem Stück 19 deutſcher Kunſt zu erfreuen. Hier können wirklich alle helfen! — Schutz gegen Schnupfen und Erlältung. Mit dem Ein⸗ tritt der naßkalten Tage iſt auch die„Schnupfenfaiſon“ da. Der beſte Schutz gegen Erkältung und Schnupfen iſt die kör⸗ perliche Abhärtung, die aber ſchon in der vorangegangenen war⸗ men Jahreszeit beginnen muß. Sehr wichtig iſt vor allem zweckmäßige, der veränderten Außentemperatur angepaßte Kleidung. Man achte vor allem darauf, daß das Schuhwerk ſich in gutem Zuſtand befindet und ziehe warme Strümpfe an. Wer trotzdem einen Schnupfen bekommen hat, der huſte und nieße anderen nicht rückſichtslos ins Geſicht. Ganz be⸗ ſonders aroß iſt dieſe Gefahr der Anſteckung in menſchenüber⸗ füllten Räumen, insbeſondere auf den Verkehrsmitteln. Auch dem Taſchentuch gehört zur Zeit der Schnupfenſaiſon beſon⸗ dere Aufmerkſamkeit. Durch häufiges, umſtändliches Ent⸗ falten eines vielfach gebrauchten Taſchentuches werden gleich⸗ falls, zumal wenn der entleerte Schleim eingetrocknet iſt, Krankheitskeime in die Luft geſchleudert. Wenn wir auch durch zweckmäßiges hygieniſches Verhalten den eigenen Schnup⸗ fen nicht immer ganz verhindern können, ſo können wir aber doch wenigſtens ſeine Weiterverbreitung verhindern. — Zum 450. Geburtstag Martin Luthers am 10. No⸗ Wahlabzeichen der Neichpropagandaleitung Die Reichspropagandaleitung gibt für alle Volksgenoſ⸗ ſen, die am Sonntag, den 12. November, ihrer Wahlpflicht e für das geſamte Reichsgebiet Wahlabzeichen her⸗ aus. Der Verkauf oder die Verbreitung irgendwelcher ande⸗ rer Plaketten oder Abzeichen, die auf die Wahl Bezug neh⸗ men, iſt aus dieſem Grunde für den Wahltag verboten. Monatskarte für ganz Deutſchland Die Deutſche Reichsbahngeſellſchaft wird am 15. Novem⸗ ber zum erſten Mal eine Monatskarte ausgeben, die für alle Reichsbahnſtrecken gültig iſt. Die Preiſe betragen in der 3. Klaſſe 250 Mark, in der 2. Klaſſe 325 und in der 1. Klaſſe 400 Mark. In Zukunft wird es auch Netzkarten für die 1. Klaſſe, und zwar zum Preiſe von 150 Mark geben. „Martin iſt ein braver Mann“ Deukſche Jugend feiert das Markinsfeſt. Am Rhein und auch in Mitteldeutſchland und in Gegen⸗ den Süddeutſchlands wird ſeit altersher am 10. November das Martinsfeſt beſonders ſchön gefeiert. Es iſt dem Geden⸗ ken an den mildtätigen St. Martin, den Freund der Kin⸗ der und Armen gewidmet. Düſſeldorf und Köln, Vonn und Koblenz und noch manch andere Orte am Rhein haben ihre Martinsfeſte, in keiner Stadt hat es aber ſolche Bedeutung erlangt wie in Düſſeldorf, wo am Martinsabend bis zu 60 Martinszüge der Kinder mit Stocklaternen, Fackeln und bunten Lampen, die meiſt ſelbſtgefertigt ſind, durch lam⸗ piongeſchmückte Straßen zum Rathausplatz mit dem Jan⸗ Wellem⸗Denkmal ziehen, wo zu den Klängen der Kapellen vor den ebenfalls mit bunten Lampen erleuchteten Fenſtern des Rathauſes die altvertrauten Martinslieder geſungen werden. Inmitten dieſer Kinderzüge ſieht man St. Mar⸗ tin, hoch zu Roß, mit Biſchofshut und Krummſtab, um⸗ geben von Bettler, Ritter und Knappe. Um dieſes alte, echt rheiniſche Volksfeſt zu erleben, ſtrbömen am Martinstage aus allen Gegenden, vor allem aus dem nahen Holland, Beſucher herbei. In Koblenz wird der ablage ele in dieſem Jahre zu einem beſonderen Jubiläumsfackelzug ausgeſtaltet werden; denn es ſind jetzt gerade 25 Jahre her, daß dieſes ſchöne Kinderfeſt hier eingeführt wurde. Auch hier wird die Jugend, mit St. Martin auf ſeinem Schimmel in der Mitte, mit Transparenten, Fackeln und bunten Lampen ge die Straßen ziehen und Lieder vom heiligen Martin ingen. In Mitteldeutſchland ſind es vor allem Erfurt und Nordhauſen, wo der Martinstag gefeiert wird. Hier, im vorwiegend proteſtantiſchen Lande, hat ſich das Feſt zu einer Geburtstagsfeier Martin Luthers gewandelt, der ja am Martinstage geboren wurde und den Namen des Hei⸗ ligen erhielt. In Erfurt bevölkern am Abend des Martins⸗ tage Tauſende von Kindern die Straßen und Gaſſen, bun⸗ te Lampions, Fackeln, Windlichter und Stocklaternen in den kleinen Fäuſten. Sie ziehen zum Domplatz hinauf, und dort im Schatten der monumentalen Bauwerke von Dom und Severikirche erklingen dann, mit jugendfriſcher 1 9 85 rung geſungen, die Lieder. Noch heute hört man in ieſer 1 25 alte, 1817 zu Ehren Luthers umgedichtete„Gik⸗ ak⸗Lied“: g „Martin iſt ein braver Mann! f Brennet viele Lichter an, 5 Daß er oben ſehen kann, Was er unten hat getan.“ Wenn dann die„Maria Glorioſa“, die größte Glocke des Erfurter Doms, ihren ehernen Geſang beginnt, ſchweigt alles andächtig; ſind die letzten Klänge verklungen, ſtimmen die Chöre geiſtliche Lieder an. Nach dem Geſang des Lu⸗ therliedes„Ein feſte Burg iſt unſer Gott!“ ziehen dann die Kinder zum Lutherdenkmal oder zum Feſtgottesdienſt in den Bettelordenskirchen. Mit Glockenläuten, Poſaunen⸗ chören und Geſängen der Lutherkurrende ſchließt das Feſt. Nordhauſens Martinifeſt, ſonſt ſchon ein großes Volksfeſt, wird anläßlich des 450. Geburtstages Luthers in beſonderer Weiſe gefeiert werden. Im traditionellen Feſt⸗ wird u. a. Martin Luther auf einem Karren in Nordhau⸗ ſen einziehen, wie er der Legende nach einmal am Martins⸗ tage mit einem Schuſter einfuhr, der ihn unerkannt zum Martinsganseſſen einlud. Reichsſtädtiſchen Bürgermeiſters Michael thers Freund Juſtus Jonas u. a. werden ſcheinen 7 1 —— Wetterbericht Das ſkandinaviſche Tief hat ſich wieder dem Feſtland genähert. Es iſt bereits zu Niederſchlägen gekommen. Vorherſage: Trüb, leichte Niederſchläge; Aufklaren nicht von zuge, der in dieſem Jahre hiſtoriſchen Charakter tragen ſoll, Auch die ehrwürdige Geſtalt des Meyenberg, Lu⸗ im Feſtzug er⸗ Auf Dich kommt es an! Ja, auf Dich kommt es an! Auf Dich, deſſen Name ich nicht kenne, deſſen Weſen ich nicht kenne, auf Dich ganz allein. Auf Dich, der Du den Ehrennamen eines Deutſchen führen darfſt. Auf Dich kommt es an, denn auch Du biſt berufen, mitzuwirken am Aufbau Deines Vaterlandes. Ich kenne Dich nicht. Aber ich weiß es ganz genau: Dich. Unbekannten, hat eine deutſche Mutter geboren, für Dich hat in ſchwerem Kampfe ein deutſcher Vater geſorgt, Du haſt in Deiner Jugend deutſche Lieder geſungen mit jener Begeiſterung, wie ſie nur ein deutſcher Bub, ein deutſches Mädel ſingen kann. Schau, uns alle ruft ein Führer. Mit Schlappheit und Trägheit kann keiner ſein Lebensſchiff lenken, er führte es denn bewußt zu einem Riff, an dem es zerſchellen muß. Kampf iſt die Parole! And das erſte muß der Kampf in ſich ſein, und zwar um ſich. Um ſich ſelbſt! Böſe Geiſter flößen Dir ein, daß Du, wo und wie Du geboren, ſo auch Weg und Ziele finden ſollſt. Ein erbärmlicher Wicht, der andere für ſich ſorgen läßt! Nein, Du ſelbſt biſt der deutſche Mann, die deutſche Frau, Dein größter Stolz muß immer und ewig ſein, daß Du aus Dir geworden, was Du biſt. Aus Deiner Kraft des Geiſtes, aus Deiner Kraft der Hand, die nur Dir gehört. Kampf um das Vaterland, Kampf für das Vaterland! Gibt es etwas Herrlicheres als den Stolz auf die deutſche Heimat, die deutſche Sprache, von den Altvorderen auf Dich vererbt, damit Du es wieder weitergeben ſſollſt an Deine Kinder, die hineinwachſen in eine ſchönere Zukunft? Dieſes Vaterland, dieſe koſtbare Heimat aber zu ehren, für ſie zu leben, das iſt nicht nur eine Pflicht, das iſt ein köſtliches Erleben, iſt Berufung von höherer Warte aus. Darum, Bruder, Schweſter reichen wir uns die deutſche Hand. Wir ſind Kameraden.... auf jeden kommt es an. Auf Dich kommt es an! l Kleinigkeiten Es gibt fo vieles, bei dem man immer geneigt iſt, es mit dem Ausdruck Kleinigkeit abzutun. Das iſt ja gan nebenſächlich, heißt es dann, darauf kommt es doch wirkli nicht an. In manchen Fällen mag das auch zutreffen, denn oft wird etwas aus einem ganz nebenſächlichen, geradezu lächerlichen Grunde wichtig genommen, das wirklich keine Beachtung verdient, alſo katſächlich gänzlich belanglos iſt. Häufig jedoch kommt gerade dieſen ſogenannten Kleinlich⸗ keiten eine große Bedeutung zu, und zwar immer dann, wenn ſie in irgendeiner Weiſe über die Perſönlichkeit eines Menſchen Aufſchluß geben. Eine einzige Geſte, eine Aeuße⸗ rung eines Menſchen, irgend etwas in ſeiner Art, ſich zu kleiden, ſein Verhalten bei dieſer oder jener Gelegenheit und tauſenderlei andere kleine Dinge erhellen oft mit einem Schlage den ganzen Charakter eines Menſchen, geben uns einen ſo tiefen Einblick in ſein geſamtes Denken und Fühlen, als ob wir ihn bereits ſeit Jahren kennen würden. Das iſt namentlich bei dem erſten Zuſammentreffen der Fall, wenn man dem völlig Fremden unbefangen gegenübertritt, und der Blick unwillkürlich, eben in dem Wunſche, zu wiſſen, mit wem man es zu tun hat, beſonders geſchärft iſt. Dann iſt zumeiſt gerade eine ſolche Kleinigkeit ausſchlaggebend dafür, ob wir uns zu ihm hingezogen oder von ihm abgeſtoßen fühlen, denn es wird ja in den ſeltenſten Fällen gleich Ge⸗ legenheit dazu ſein, ſofort engere Fühlung mit ihm zu be⸗ kommen. Gewiß iſt es durchaus möglich, daß man ſich dabei aus irgendeinem Grunde täuſchen kann und daß man ſpäter ſein Urteil gründlich revidieren muß, im allgemeinen aber iſt es doch ſo, wie ſchon das alte Wort ſagt: Der erſte Ein⸗ druck iſt der richtige, und gerade dieſer wird ſehr oft durch das beſtimmt, was man gern als belanglos bezeichnet. Mannheimer Theaterſchau Freitag, 10. November: Miete F 8, Feſtvorſteuung zum 450. Geburtstag von Martin Luther. Zum erſten Male: „Luther“(die Nachtigall von Wittenberg). Deutſche Hiſtorie von Auguſt Strindberg. Anfang 20 Uhr. Ende nach 22.30 Uhr. stag, 11. November: Miete H 8. Zum erſten Male: 1 in Seide“. Operette von Robert Stolz. Anfang 19.30 Uhr. Ende etwa 22.30 Uhr.(Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Sonntag, 12. Novemberg. 6. Vorſtellung für Erwerbs⸗ loſe(ohne Kartenverkauf):„Cavalleria ruſti⸗ cana“ von Pietro Mascagnie; hierauf:„Der Ba⸗ jazzo“ von Ruggiero Leoncavallo. Anfang 14.30 Uhr. Ende 17.15 Ahr.— Abends: Miete G 7:„Venus in Seide“. Operette von Robert Stolz. Anfang 19.30 Ahr. Ende 5 22.30 Uhr.(Eintauſch von Gutſcheinen auf⸗ gehoben). 3 in Aufruf! Es wird hiermit noch einmal beſonders 43225 Beſtand. Fußballvereinigung 98. Heute Abend 6 Uhr Schülertraining. Anſchließend Beſprechung. Das Training der Senioren und Jugend findet wie üblich morgen Freitag ſtatt. Turnerbund Jahn. Heute Abend punkt 8 Uhr Zuſammenkunft ſämtl. Turner und Turner⸗ innen, die gewillt ſind Theater zu ſpielen. N Orts ⸗Bauernſchaft. Uebereinſtimmend mit den Anordnungen die Ehle darauf hingewieſen, daß in allen Arbeits⸗ ſtellen den Arbeitnehmern die Möglichkeit gegeben wird, morgen Freitag, den 10. Nov. von 1250—150 Ahr den Schlußappell Adolf Hitler's durch den Rundfunk zu hören. HGleichzeitig werden alle Beſitzer von Rund⸗ funkgeräten gebeten, dieſe in dieſer Zeit reſtlos einzuſchalten und allen nichtradio⸗ beſitzenden Rachbarn geſtatten, dieſe Ueber⸗ 1 tragung mit anzuhören. 9 Pfeffer, weiß, ganz u. gemahlen 5 g ½1 Pfd. 30 Pfg. Pfeffer, ſchwarz, ganzeu. gemahlen 0 7 Pfd. 29 Pfg. Piment, ganz und gemahlen 5 ½ Pfd. 3 8 Pfg. Nelken, ganz und gemahlen 5 ½1 Pfd. 35 Pfg. Coriander, ganz/ Pfd. 15 Pfg. Mehrere selbstangefertigte A ben-Fneklängen in verschiedenen Ausführungen billig zu verkaufen. 5 Besiehfigen sie bitte unverbindlich mein Lager. Bedarfsdeckungsscheine der Enestandsdarlehen werden in Zahlung genommen. guard Bühler, Schranemesster Säckingerstr. 16. u 1 für Bauhandwerker (nach vorgeschriebenem städtischen Muster) zu haben im Verlag des„Neckar- Bote. nach d latze Seckenhei Dreſchen. Taglohn-Zeftel“ gate Suu B e Garantie für ſauberen Druſch. Landwirte, die Intereſſe haben, geben ihre Adreſſe ab in der Geſchäftsſtelle ds. Bl. geſucht gute Qualitäten. Stumpf, Feudenheim. i Deutſchland, ruht auch morgen Freitag Coriander, gemahlen 5 2 10 der äueriche Bette 1 N. S. O. A. P., Ortsgr. Seckenheim 5.. Pfd. 20 Pfg. 2 Zimmer Seckenheim,. 1 Der Funhkwart. Major an ¼ Pfd. 30 Pfg. und Küche 2 und hört den Schlußappell unſeres Führers g Musk atnüſſe ¼ Pfd. 38 Pf i f g f 165 n 5 4 Pfd. 38 Pfg.] von ruhiger kleiner 3 e ee bc ane 1 chtung! Landwirte! Swieb eln e Familie geſucht. 126. Seckenheims. n Komme mit meiner Oreſchmaſchine Sämtl. Gewürze ſind den geſegzlichen Pünktl. Zahler. N GBulldogbetrieb) Aufordernugen ers und aus,] Adreſſen an die Ge⸗ ſchäftsſtelle ds. Bl. ſeller yl Mietverträge hne u. nreismer 5 haben in der durch die api dl e Siumer mann Ws, Neſlar⸗Bote-ruckerel