Luther— eines Bauern Sohn Zum 150. Geburtstag des Reformators am 10. November Aus dem Lutherlied Bon Conrad Jerdinand Meyer. „Ein' feſte Burg“ im Lande ſteht, drin wacht der Luther früh und ſpät, bis redlich er, und Spruch um Spruch, verdeutſcht das liebe Bibelbuch. Herr Doktor, ſprecht! Wo nahmt ihr her das deutſche Wort ſo voll und ſchwer? „Das ſchöpft ich aus des Volkes Mund, das ſchürft ich aus dem Herzensgrund.“ Herr Luther, gut iſt euer Lehr, ein friſcher Quell, ein ſtarker Speer: der ew'gen Dinge Zuverſicht, des Heuchelwerkes Nichtigkeit! Ein blankes Schwert in offnem Streit!— Ihr bleibt getreu trotz Not und Bann und jeder Zoll ein deutſcher Mann. In Freudenpulſen hüpft das Herz, in Jubelſchlägen dröhnt das Erz. Kein Tal zu fern, kein Dorf zu klein, es fällt mit ſeinen Glocken ein— „Ein' feſte Burg iſt unſer Gott, dran wird der Feind zu Schand und Spott!“ Luther der Deutſche In eine Zeit innerer Unruhe, erfüllt von einem großen Suchen und Fragen auf allen Gebieten in den Ausgang des Mittelalters, am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts wurde Luther hineingeboren. Ueberall tauchten neue Gedanken auf, politiſche, ſoziale und vor allem religiöſe und rangen nach Geſtaltung. Es war ein beſchwerlicher, unendlich mühe⸗ voller Weg durch eine wenig glückliche Jugend, eine oft recht harte Schulzeit, in der Not und Entbehrungen an ihn her⸗ antraten, und das Studium der Jurisprudenz, das ſeinen Geiſt nicht befriedigte, der den jungen Luther ſchließlich zu einem Bruch mit der Welt und ins Kloſter der Auguſtiner nach Erfurt führte. Aber auch hier fand er nicht den er⸗ hofften Frieden. Schwere ſeeliſche Kämpfe ließen ihn nicht zur Ruhe kommen und je tiefer er in bohrendem unermüd⸗ lichen Forſchen und Sinnen in die chriſtliche Glaubenslehre eindrang, um ſo ſtärker wurden die Zweifel, die ihn beſtürm⸗ ten. Gegen die Verweltlichung der Kirche und die Mißſtände im Klerus anzugehen, das war die ungeheure Aufgabe, die er 15 als ſein Ziel ſetzte, und geſtützt allein auf ein uner⸗ chütterliches Gottvertrauen auf ſich nahm. Es war ein gigantiſches Werk, das Luther damit be⸗ ann, an deſſen Gelingen ſelbſt ſeinen begeiſterten Anhängern Zweifel aufſteigen mußten, wenn ſie die beiden ſich gegen⸗ überſtehenden Kämpfer miteinander verglichen: auf der einen ite den einfachen Mönch, der ganz allein auf ſich geſtellt war, und auf der anderen die allmächtige Kirche mit dem Heer ihres Klerus und der Macht der ihr treu ergebenen weltlichen Herrſcher. Er war der Mann des Volkes, aus ſeinem bäuerlichen Urgrund erwachſen, der ſeine edelſten Tu⸗ genden in reinſter Form verkörperte: Treue, Wahrhaftigkeit und Tiefe des Gemüts. Unbeirrbar war ſeine Zähigkeit bei der Durchführung deſſen, das er als recht erkannt hatte, er War voller Leidenſchaft im Zorn wie in der Liebe und von einer wunderbaren Kraft des Gemütes, die von ihm aus⸗ ſtrahlend alle, vom Höchſten bis zum Niedrigſten, in ſeinen Bann zog. Ein echter deutſcher Mann, wahrhaft und treu hat er ſeine Lehren ſeiner Zeit vorgelebt, und darauf beruht eine ungeheure Wirkung, die ihre Kraft über die Jahrhun⸗ erte hinweg bewahrt hat und ſie bis in fernſte Zeit nicht verlieren wird. Anſterblich iſt der heldiſche Kämpfer für Frei⸗ eit und Wahrheit, der durch die Revolution der Geiſter durch ie Reformation ein neues Bekenntnis ſchuf. Der Prote⸗ ſtantismus aber führte ſeinem ganzen Weſen entſprechend über ſeine rein geiſtigen Ziele hinaus auch zu einer politiſchen Neugeſtaltung nicht nur Deutſchlands, ſondern ganz Europas. Den Höhepunkt ſeines Lebenswerkes, die Krönung ſei⸗ ner deutſchen Sendung bedeutet die Ueberſetzung der Bibel während ſeines Aufenthaltes auf der Wartburg. Die Not⸗ wendigkeit, auch der breiten Maſſe, die kein Latein ver⸗ ſtand, das Wort der Heiligen Schrift unmittelbar zugänglich 5 machen, hatte er längſt eingeſehen, aber es hatte ihm bis⸗ er an der für ein ſolches Werk erforderlichen Zeit gefehlt. ur ihm, dem Meiſter des geſprochenen und namentlich des geſchriebenen Wortes, ſeinem ſprachſchöpferiſchen Genie allein, konnte das gewaltige Anternehmen gelingen. Hier⸗ mit hat er dem deutſchen Volke ſeine Sprache erſt geſchaffen, wie es in„Huttens letzte Tage“ von C. F. Meyer heißt: Auf einer grün umwachſenen Burg verſteckt, haſt du die Bibel und das Deutſch entdeckt“. Luthers Sprache, die der reinſte Abglanz ſeines inneren Reichtums war, iſt die eines Goethe, eines Schiller und Kant, und all der anderen Großen deutſcher Zunge geworden und iſt unſere Sprache bis auf den heutigen Tag und wird es bleiben für alle Zeit. Nur aus dem Geiſt eines Luther heraus konnte dieſes underwerk entſtehen, weil er als Sohn des Volkes für alle anz Regungen, ſein Fühlen und Denken, das tiefſte Ver⸗ tändnis beſaß. Hatte der durch ihn entflammte konfeſſionelle Streit das deutſche Volk in zwei große Heerlager geſpalten, f ſchuf er durch die beiden Seiten gemeinſame Sprache ein tarkes, alle umſchlingendes Band, das ſie zuſammenhält und einigt, eben als Deutſche, als Menſchen einer Mutterſprache. Damit wurde Luther auch der große Vorläufer der Be⸗ wegung, die in unſeren Tagen der nationalen Erhebung das deutſche Volk in ſeiner Geſamtheit ergriffen hat, der Re⸗ ormation des deutſchen Menſchen, die wie damals unter der Führung eines Mannes aus dem Volke ſteht und abermals die Rückkehr zu den Quellen völkiſcher Kraft bringen ſoll. 5 So reichen ſich Vergangenheit und Gegenwart die Hand, denn das leuchtende Beiſpiel des großen Reformators weht herüber bis in unſere Tage. Es ſind immer die großen Per⸗ ſönlichkeiten, die Geſchichte machen und ihrer Zeit und den nachfolgenden Jahrhunderten ihren Stempel aufdrücken. Die Männer der Tat als die Träger und Vollender großer Ge⸗ nken geſtalten das Geiſtesleben und damit auch die po⸗ Entwicklung der Völker.. Martin Luther nennt ſich ſelbſt einmal in ſeinen Tiſch⸗ reden„eines Bauern Sohn“. In unſeren Schulbüchern da⸗ gegen ſteht, er ſei der Sohn eines Bergmannes geweſen. Wer hat recht? Wir dürfen uns durch heutige Vorſtellungen nicht irremachen laſſen. Vater Luther ſtammte aus bäuerlicher Fa⸗ milie, aus Möhra in Thüringen, und war ſpäter in Eiſenach und dann in Eisleben im Bergbau tätig. Wir dürfen ihn uns aber nicht als Bergarbeiter im jetzigen Sinne vorſtellen, ſondern als nicht unbemittelten Mann, der nebenbei Land⸗ wirtſchaft betrieb und bald nach Martin Luthers Geburt ſogar Ratsherr in Mansfeld wurde. So war Luthers We⸗ ſen das Erbgut ſeiner bäuerlichen Ahnen. Luthers Erziehung war ſtreng, wie es damals üblich war, und zeitweise lernte er auch in der Jugend ſchon Härten des Lebens kennen. So ſehen wir ihn als kleinen Latein⸗ ſchüler zu Eiſenach unter den Kurrendeſängern ſelbſt für ſeinen Unterhalt ſorgen, bis eine Verwandte ſeiner Mutter, Frau Cotta, ihn im Hauſe aufnimmt. Offenbar waren Luthers elterliche Vermögensverhältniſſe damals ungünſtig geworden. Es ſcheint aber, daß Luther allezeit ſeinen angeborenen frohen Mut bewahrte. Als Student war er ein„hurtiger, fröhlicher Geſelle,“ wie er ſelbſt ſagte. Er ſollte auf väterlichen Wunſch Rechts⸗ wiſſenſchaft ſtudieren, war auch mit 22 Jahren ſchon„Ma⸗ giſter“. Da kommt der erſte große Wendepunkt in ſeinem Luthers Eltern(nach einem Gemälde Cranachs.) Leben: Der Entſchluß, ins Kloſter zu gehen. Es wird er⸗ zählt, Luther ſei in einem furchtbaren Unwetter in Lebens⸗ 5 1 geweſen und habe das Gelübde getan, bei ſeiner rrettung ein Mönch zu werden. Mag ſein, daß eine der⸗ artige Erſchütterung den letzten Anſtoß gab— aber ſeit 1 ſchon rang Luther damals innerlich um Frieden der eele. Es war eine Zeitenwende damals. Das Mittelalter ging zur Neige, auch damals zeigten ſich die unerfreulichen Zeichen eines abſterbenden Zeitalters, die Stürme und Fra⸗ gen eines neuen Werdens. Mancher mag leicht über ſolche Epochen hinwegkommen, aber eine ſchwerblütige, gründliche Bauernnatur wie Luther gerät im Streite der Geiſter in inneren Zwieſpalt. Mit der ganzen Hartnäckigkeit ſeines Weſens treibt er mittelalterliche Bußübungen, ſo daß ſeine Kloſterbrüder ihn für beſeſſen halten. Als er dann durch Zureden wohlwollender Freunde, vor allem des General⸗ vikars Staupitz, zu ruhigerer Auffaſſung gelangt und ſich erſt einmal mit eingehendem Studium theologiſcher Schrif⸗ ten befaßt, beweiſt er wiederum die Gründlichkeit und Ehr⸗ lichkeit ſeiner Natur, die nur den Einſatz der ganzen Per⸗ ſönlichkeit kennt. Bald iſt er ein berühmter Prediger in Sachſen und Meißen, er ſpricht und ſchreibt über theologiſche Fragen, man glaubt, er werde ein großer Gelehrter werden. Und wieder ein Umſchwung: Luthers deutſches Bauern⸗ tum ſetzt ſich durch, bleibt nicht bei weltferner Gelehrten⸗ arbeit ſtehen. Er muß die Gedanken, die er für richtig er⸗ kennt, in die Tat umſetzen— ſo wird er im Jahre 1517 der große Volksmann. Er redet wie das Volk, aus dem er gekommen iſt. Und das Volk verſteht ihn. Solche Menſchen, die ſich mit angeborener Unbeugſamkeit für eine Sache ein⸗ ſetzen, werden unerbittliche Kämpfer ihrer Idee.„Soll ich aber einen Fehl haben, ſo iſt es mir lieber, daß ich zu hart rede und die Wahrheit zu heftig herausſtoße, denn daß i irgend einmal heuchelte und die Wahrheit inne behielte. Man hat Luther vorgeworfen, daß er in ſolchem bäueriſchen Starrſinn die Verſtändigung mit den Schweizern verhin⸗ dert habe— aber nur ein Mann von ſolch unerbittlichem Chargkter kann Führer einer großen Bewegung ſein. Luther mit ſeiner Familie und ſeinem Freunde Melanchthon. Daß Luther ſo bildhaft reden konnte, verdankte er auch ſeiner reichen Phantaſie. Er ſah den Widerſacher leibhaftig, und wenn er das Tintenfaß nach ihm geworfen haben ſolt, ſo iſt das eine hübſche Darſtellung ſeiner Vorſtellungskraft. Phantaſie aber iſt eine Eigenſchaft künſtleriſcher Naturen, und bei Luther lag die künſtleriſche Begabung auf dem Ge⸗ N 1 le Dennerstag, 9. Vov. 1933 biete der ache und der„Frau Mufica. Dagegen ſſt es de g 5g er als Abgeſandter ſeines Kloſters in Nan achtlos an den Werken der Renaiſſance e daß er die Stadt Michelangelos und Lionardos nicht Aber anſfehen Aelhsſtäbte und def bergen 9 been Bebe kunſtfrohen Reichsſtädte eſidenzen gab, deſſen B 1 ganz einſeitig auf theologiſche und ſprachwiſſenſchaftlich Ge⸗ lehrſamkeit zugeſchnitten war, konnte ja für die Kunde Italiens kein Verſtändnis haben. unerbittlich bis zum Starrſinn, nachdenklich und doch von ſcharfem Blick für das Praktiſche, treu u d gaſtlich gegen jedermann— ſo ſtellen wir uns das ild eines dent ſchen Bauern vor. Und ins Geniale onen in er 20e. 5 5 f 1 i neee tte eee eee eee eee eee Luther und wir „Luther ſtand als eine letzte ſchöne Blüte an der Spitze eines vergehenden Zeitalters. Er glaubte, es ſei der An⸗ fang einer neuen Zeit, und es war nur der Anfang eines langen und traurigen Ueberganges zu einer neuen, herr⸗ licheren Zeit des Chriſtentums, die künftig werden ſoll. Drei ſchwere, mühevolle, blutige und freudenloſe Jahrhunderte liegen hinter ſeinem Sterben; noch iſt die Zeit nicht da, aber aus dem blutigen Staube der Gegenwart dämmert die Morgenröte, die er ſchon zu ſehen glaubte und die nur in ſeinem himmelhellen und freudigen Gemüte leuchtete. Was Luther lehrte und wollte, iſt bis auf dieſen Tag von wenigen verſtanden. Seine Zeitgenoſſen verſtanden ihn nicht, er ſelbſt verſtand ſich nicht, denn er ſtand mitten im reißenden Strome einer Zeit und war der Begeiſterte.“ So ſchrieb vor rund hundert Jahren Ernſt Moritz Arndt, und ergriffen leſen wir ſeine prophetiſchen Worte von einer „neuen, herrlicheren Zeit des Chriſtentums, die künftig werden ſoll“, nachdem die nationale Erhebung unſerer Tage, die Reformation des deutſchen Menſchen auch eine Rück⸗ kehr zum Glauben gebracht hat. Dieſe Bewegung hat mit ſolcher Inbrunſt und Stärke eingeſetzt und alle Schichten des Volkes ergriffen, wie man es nach den Erfahrungen der Nachkriegszeit mit ihrer offenen Gottloſigkeit und der Gleichgültigkeit gegenüber allen religiöſen Dingen nicht in entfernteſten für möglich gehalten hätte. Luthers Geiſt 5 wieder wach geworden, des großen Erweckers aus Ver⸗ irrung und Unglauben, und die Kraft ſeines die Jahrhun⸗ derte überſtrahlenden Vorbildes reißt mit unwiderſtehlicher Gewalt die Herzen der Menſchen empor zu Gott. Sehen wir einmal ab von ſeinem eigentlichen Refor⸗ mationswerk, das, ausgehend von dem Streben, eine Er⸗ neuerung der Kirche an Haupt und Gliedern herbeizufüh⸗ ren, ſchließlich zu einem völligen Bruch mit ihr führte und ein neues Bekenntnis ſchuf, das ſchließlich nur ſeinen An⸗ hängern Grund geben würde, Luthers in unauslöſchlicher Dankbarkeit als ihres Befreiers zu gedenken, ſo ſind un⸗ endliche Ströme des Segens von dem Menſchen Luther ausgegangen, die das Volk in ſeiner Geſamtheit beglückt haben. So iſt er über alle trennenden konfeſſionellen Schranken hinweg zu einem großen Einiger der deutſchen Menſchen geworden. Sein höchſtes Verdienſt auf dieſem Wege iſt die Ueber⸗ ſetzung der Bibel, deren Neues Teſtament er während ſei⸗ nens Verweilens auf der Wartburg ins Deutſche übertrug und damit dem Manne aus dem Volke, dem das Latei⸗ niſche ein Buch mit ſieben Siegeln war, die Möglichkeit gab, das Wort der Heiligen Schrift ſelbſt zu leſen, wie es uns die Bibel überliefert hat. Ihm, dem einfachen Bauern⸗ ſohne, der mit dem denken und Fühlen des Volkes aufs innigſte vertraut war, gelang es in Verbindung mit tief⸗ gründiger Gelehrſamkeit und genialer ſprachſchöpferiſcher Begabung, unſerer deutſchen Sprache ihre bleibende Form zu geben.„Er iſt's“, ſo ſchreibt Herder,„der die deutſche Sprache, einen ſchlafenden Rieſen, aufgeweckt und losge⸗ bunden, er iſt's, der die ſcholaſtiſche Wortkrämerei wie jene Wechſlertiſche verſchüttete.“ . Der Großtat der Bibelüberſetzung würdig an die Seite tritt die Schaffung des deutſchen Kirchenliedes, die er ſelbſt in reicher Zahl dichtete, darunter als Krone das herrliche Lied der Reformation„Ein' feſte Burg iſt unſer Gott.“ Aber nicht nur der Text, auch die Melodie ſeiner Lieder iſt zum großen Teil ſein eigenes Werk, und aus der Cho⸗ ralmuſik, die auf ihm fußend ſich zu hoher Blüte entwickelte, führt eine unmittelbare Verbindung zu Bach und über ihn weiter zum größten aller Muſiker, zu Beethoven. Sein Haus, das Familienleben, das er im Kreiſe der Seinen führte, wurde nicht nur das Vorbild für das deutſche Pfarr⸗ haus ſondern für die deutſche Familie überhaupt als Pflanzſtätte echter deutſcher Art, aus der dem Volke, ſo⸗ lange es an lutheriſcher Art feſthielt, reichſter Segen er⸗ wachſen iſt. Die Familie iſt das Fundament, auf dem ſich die menſchliche Geſellſchaft und der Staat aufbauen. So⸗ lange ſie in ihrem Kern geſund iſt, bleibt es auch der Staat, aber der Zerfall des einen muß zwangsläufig auch die Zerſtörung des anderen nach ſich ziehen. So wirkt die ragende Perſönlichkeit des großen Refor⸗ mators in unſerer Jeit wegweiſend fort, und wir müſſen uns nur bemühen, ſeinem erhabenen Beiſpiele zu folgen. Daran erinnerte Reichsinnenminiſter Dr. Frick bei der 1 Lutherfeier in Wittenberg im Sepkember dieſes J ahres, als er Luther als den Helden deutſcher Art feierte. n Luther könne das deutſche Volk wieder ſich ſelbſt er⸗ kennen mit ſeinen Fehlern und Größen, ſeinem kompro⸗ mißloſen Handeln und ſeiner Kraft zur bewußten Einſei⸗ tigkeit. Viele Generationen hätten es verſäumt, das Feuer Luthers in Glut zu halten, um ſo mehr ſei unſere Gene⸗ ration verpflichtet, die ſtrengen Geſetze religiöſer Sittlich⸗ keit, wie er ſie proklamiert habe, wieder für ſich als ver⸗ bindlich zu erklären. 5 5 ——— n Gchwedens größter Dichter Efaias Tegneérs Frithjofsſaga. Auf dem freien Platz nahe beim Dom von Lund ſteht das Denkmal Eſaias Tegnérs. Alljährlich im November fin⸗ den zur Erinnerung an ſeinen Geburtstag am 13. Novem⸗ ber Umzüge und feierliche Anſprachen ſtatt, das Land feiert ſeinen größten Dichter. Tegner hat, unter dem Einfluß der deutſchen Romantik, die ſchwediſche Poeſie der Aufklärungs⸗ periode, die von Voltaire, Pope, Locke und anderen abhän⸗ gig war und in franzöſiſcher Klaſſizität ihr Vorbild ſuchte, abgelöſt und eine nach Inhalt und Form neue Epoche her⸗ aufgeführt. Die Schar der literariſchen Neuerer entdeckte eine neue Welt, die mittelalterliche Vorzeit des Nordens, die Göt⸗ ter der Edda, die Helden der Wikingerzeit, die Kämpfe des alten Skandinavien, das alte Volkslied und den Glanz des Rittertums. Tegnér und ſeine Gefolgſchaft erweckten ein neues nationales Selbſtgefühl, und für die Dichtkunſt brach ein Frühling an, wie ihn Schweden nie wieder erlebt hat. Vieles, was Tegner geſchrieben und gedichtet hat, iſt vergeſſen, anderes nicht über die Grenzen ſeines Vaterlandes binausgedrungen; mit einem Werk jedoch iſt er in die Welt⸗ literatur eingezogen, mit ſeiner Frithjofs⸗Saga, der herr⸗ lichſten Schöpfung der ſchwediſchen Literatur, und in Deutſch⸗ land ebenſo bekannt geworden wie im Norden. In dieſem Werk verſuchte der Dichter, die alte Sagapoeſie des Nordens wiederaufleben zu laſſen. Die Frithjofsſaga iſt die einzige Erinnerung an die älteſten Zeiten fkandinaviſcher Ge⸗ ſchichte. Wahrſcheinlich wurde ſie im 14. Jahrhundert in Is⸗ land niedergeſchrieben, und in dieſer Proſaerzählung miſchen ſich Wahrheit und Dichtung, die wir heute nicht mehr ent⸗ wirren können. Es iſt die Liebesgeſchichte Frithjofs und der ſchönen Ingeborg. Ingeborgs Brüder, die Söhne des ver⸗ ſtorbenen Königs Bele, weiſen Frithjofs Werbung zurück, weil er keinen Fürſtennamen trage. Als die Brüder in den Krieg ziehen müſſen, bringen ſie die Schweſter vor dem er⸗ zürnten Freier in des Lichtgottes Baldur heiligen Bezirk in Sicherheit. Dort beſucht Frithjof, der den Brüdern die Hee⸗ resfolge verweigert hat, unbekümmert um die Heiligkeit des Ortes die ſchöne Ingeborg und verlobt ſich ihr. Er gibt ihr einen herrlichen Armring, und ſie muß ihm geloben, daß ſie ſich nur dann von ihm trennen werde, wenn ſie ihm den Ring zurückgeben wolle. Unterdeſſen ſind die königlichen Brüder von ihrem Feind, dem König Hring, beſiegt wor⸗ den; die Siegesbeute iſt neben einem Drittel ihres Beſitzes Ingeborgs Hand. Als die geſchlagenen Brüder zurückkehren, erfahren ſie, daß Frithjof trotzdem um Ingeborg geworben hat; und ſie ſchicken ihn, um ihn zu verderben, nach den Orkneys, wo er einen rückſtändigen Tribut einziehen ſoll. Aber Frithjof trotzt allen Gefahren und kehrt wohlbehalten zurück. Zu Hauſe haben die Brüder inzwiſchen ſeinen Ho niederge⸗ brannt. Wutentbrannt eilt Frithjof zu den beiden Kömgen, die beim feierlichen Opfer in Baldurshag weilen Im Opfer⸗ ſaal gibt es einen Tumult, wobei die Götterbilder ins Feuer fallen und mit dem ganzen Haus verbrennen. Der Heid hat ſeine Rache, aber als Schänder des Heiligtums iſt er friedlos. Er irrt nun als Wiking, als wilder Seeabenteurer, 3 das Meer, brandſchatzt böſe Menſchen und ſchont die guten. i Schließlich kommt er als armer Salzbeenne⸗r verkleidet an den Hof des Königs Hring, aber Ingeborg erkennt ihn nicht. Nur der König ſpürt in ihm eine verborgene Kraft und fragt nach ſeinem Namen.„Ich hieß Frithjof(Friedens⸗ dieb)“, lautet die Antwort,„als ich mit den Wikingern fuhr: Herthjof(Heerdieb), als ich die Weiber um ihre toten Män⸗ ner weinen machte: Geirthjof(Spießdieb), als ich den Wurf⸗ ſpieß ſchleuderte; Eythjof(Inſeldieb), als ich an den Schä⸗ zen raubte; Helthiof GGöllendieb), als ich Säuglinge ſpießte: Valthjof(Walddieb), als ich über Männer herrſchte; aber jetzt bin ich eine Stunde mit Salzbrennern herumgezogen und bedarf der Hilfe.“ Da verlangt der König, daß er ſeine Lumpen abwerfe, und Frithjof ſteht vor ihnen, hochgewach⸗ ſen und ſtolz mit dem Ring am Arm, Ingeborg wird blut⸗ rot, und auch der König erkennt den Ring; aber Frithjof weicht aus und gibt ſich nicht zu erkennen. Er bleibt als Gaſt am Hofe, rettet den König und ſeine Gemahlin bei einer Fahrt über das Eis aus Todesgefahr. Im Frühjahr darauf gewinnt der König die Gewißheit, daß der Fremde wirklich Frithjof iſt. Hring dringt in ihn zu bleiben und ſich ſeines Reiches und ſeiner Kinder anzunehmen, denn er ſelbſt fühle ſich krank und werde bald ſterben. Und als König Hring wirk⸗ lich bald darauf ſtirbt, wird Frithjof König am Sognefjford und Ingeborgs Gemahl. Dies iſt der Inhalt der Saga, die 5 ganzen Reichtum germaniſchen Volkslebens widerſpie⸗ gelt. Tegnér war der Sohn eines frühverſtorbenen Hilfsgeiſt⸗ lichen und mußte in ſeiner Armut ſich ſelbſt bilden. Als Autodidakt nahm er die Klaſſiker der Antike in ſich auf. Mit 19 Jahren war er bereits Doktor der Philoſophie, bald dar⸗ auf Profeſſor der Aeſthetik und ſpäter der griechiſchen Lite⸗ ratur an der Univerſität Lund. 1824 wurde er Biſchof von Wexiö. Im Jahr darauf erſchien ſeine Frithjofsſaga. 1846 ſtarb er im Alter von 64 Jahren, nachdem eine Gemütskrank⸗ 2 ſeinem Schaffen ſchon Jahre zuvor ein Ende geſetzt e. F Eugeniſche Erziehung Volk und Raſſe.: Einen beachtenswerten Beitrag zu dem Problem Volk und Raſſe liefert die bei Felix Meiner in Leipzig erſchienene Schrift„Eugeniſche Erziehung“ von Dr. phil. et med. Karl Saller, Privatdozent an der Univerſität Göttingen. Der Verfaſſer weiſt darauf hin, daß unſere Zeit dabei ſei, ſich von dem Ideal der vergangenen Epoche, einem ſchranken⸗ loſen Ausleben der Einzelperſönlichkeit, abzukehren und an ſeine Stelle neue Normen zu ſetzen, denen die Mängel nicht anhaften, die ſich für den Indipidualismus im Verlauf des letzten Jahrhunderts ergeben hätten. Ein geſunder Indivi⸗ dualismus wird auch in Zukunft für jede Entwicklung des einzelnen wie der geſamten Kultur notwendig bleiben. Aber es wird ſich darum handeln, den Individuen, in denen ſich das Leben verwirklicht, die alten Zusammenhänge des Lebens wieder bewußt zu machen und ſie wieder höheren Einheiten einzugliedern, aus denen ſie ſich losgelöſt haben. Jetzt gilt es— und dies iſt ſpeziell die Aufgabe der eugeniſchen Erziehung—, den Menſchen und dem einzelnen. auch die Zuſammenhänge und Einheiten bewußt zu machen, von denen ihn ein falſchverſtandener Individualismus weg⸗ geführt hat, und es gilt, ihm die lebentötenden Folgen klar und deutlich vor Augen zu führen, die ein uneingeſchränkter Individualismus zeitigen muß und in der Praxis bereits gezeigt hat. Die Folgen müßten überwunden werden, wenn nicht wie die Geſamtheit auch alle einzelnen aus dem Leben getilgt werden ſollen. Der Verfaſſer macht auf die Natur⸗ wiſſenſchaften und die Lehre von der Vererbung aufmerk⸗ lam. die gezeigt hätten. daß es nicht Einzelperſönlichkeiten ſondern die Generationen ſind, in denen das Leben ffießt, und daß daher ein ſchrankenloſes Ausleben von Einzel⸗ perſönlichkeiten biologiſch kein Recht hat. Was in vergan⸗ genen Generationen geworden iſt, das iſt durch uns der 8 4 aufgegeben, und wir haben kein Recht, uns dieſer Zukunftsaufgabe zu entziehen, wenn wir die Vergangenheit auf uns genommen haben. Das Leben iſt logiſcherweiſe für denjenigen, der es lebt. nicht nur eine natürliche Verechti⸗ gung ſondern auch eine natürliche Verpflichtung. Hier hat die eugeniſche Erziehung einzuſetzen, deren Weſen darin beſtehen muß, bei all der Freiheit, die dem einzelnen als Einzelmenſch gegeben iſt, ihm auch die Schranken und die Gemeinſchaft bewußt zu machen, die ihm von der Natur geſetzt ſind und an die er gebunden iſt, ſoll nicht ſeine Entwicklung als Einzelmenſch zum Tod der Ge⸗ ſamtheit führen. Die Eugenik als praktiſche Wiſſenſchaft baut in das äußere Leben die Schranken ein, die zur ſinn⸗ vollen Erhaltung der Gemeinſchaften und damit des ein⸗ zelnen notwendig ſind. Die Eugenik als Erziehung aber verankert das Verſtändnis für die Notwendigkeit derartiger Schranken auch im einzelnen ſo, daß der einzelne in der Ausgeſtaltung ſeines individuellen Lebens den äußerlich geſetzten Schranken entgegenkommt, ſie in ſich aufnimmt und in freier Erkenntnis das zu ſeinem freien Willen macht, was ihm von Natur Pflicht iſt. Solz und dankbar werden ſpütere Ge⸗ nerationen an Dich denken beulſche drau! Die Du in den Jahren der Not und Ausſichtsloſigkeit nie den Glau⸗ ben und die Hoffnung verlorſt. Dein da“ war entſcheidend am 12. Nobem⸗ ber 1933, dem Tage an dem Du die Schickſalswenge des deutſchen Volkes Der Führer verläßt ſich auf Dein 77 I* Das Leben— ein Traum Von Alexandra David⸗Neel. Die Religionsforſcherin Alexandra David⸗Neel, die lange Jahre in Lamaklöſtern gelebt hat und ſelbſt Buddhiſtin wurde, gibt in ihrem Buche„Heilige und Hexer“(Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig) eine auf eige⸗ nem Erleben beruhende einzigartige Schilderung der Ge⸗ heimniſſe im Lande des Dalai Lama, dem ſagenumwobe⸗ nen Tibet, und damit des geiſtigen Lebens der Völker auf den Hochländern Inneraſiens. Wir bringen nachſtehend einen Abſchnitt aus dem Werk zum Abdruck Die Tibeter verſichern, daß die Beherrſchung des Atem⸗ vorgangs dazu hilft, die Leidenſchaften zu beſiegen, daß ſie uns heiter ſtimmt, den Geiſt zur Betrachtung geneigt macht und die Geiſteskräfte weckt. „Der Atem iſt das Reittier und der Geiſt der Reiter“, predigen die tibetiſchen Myſtiker, und vom Reittier verlangt man Gehorſam. Allein der Atem leitet auch die Tätigkeit des Körpers und beeinflußt die des Geiſtes, woraus ſich zwei Lehrweiſen ergeben; eine leichtere, die ſich durch Atem⸗ regelung den Geiſt unterwirft. Die ſchwierigere dagegen er⸗ zielt dieſe Regelung, indem ſie erſt im Geiſte Ruhe ſchafft. Mit dieſen täglich mehrmals wiederholten Atemübungen verbindet der Einſiedler unter Zuhilfenahme der Kyilkhor⸗ häufig die kontemplative Verſenkung. Ein Kyilkhor iſt eine Art Diagramm, auf Papier oder Stoff gezeichnet, oder in Metall, Stein oder Holz eingeritzt. Manchmal werden ſie auch aus winzigen Fähnchen, Lampen, Weihrauchſtäben, Tormas oder aus Gefäßen hergeſtellt, in denen die verſchiedenſten Gegenſtände enthalten ſind, ſo daß ſie geradezu eine Welt im kleinen bilden. Die dabei vor⸗ kommenden Perſonen und ihr Beiwerk erſcheinen aber meiſt nicht unter ihrem gewöhnlichen Aeußeren. Gottheiten oder Lamas ſind in Form einer kleinen Teigpyramide, Torma ge⸗ nannt, dargeſtellt. Manchmal findet man auch Kyilkhors aus buntem Streuſand auf Bretter oder den Erdboden gezeichnet. Eine der vier höheren Lehranſtalten, die den großen Klöſtern beigeordnet ſind(die Gyud⸗Schule), unterrichtet die Mönche in der Kunſt, die untereinander ſehr N Kyilkhors anzulegen. Ich ſah bei den Sakya⸗pas Anlagen von wenigſtens drei Meter im Umfang. Sie waren aus bun⸗ tem Sand hergeſtellt und von dünnen Stäbchen gehalten, die es ermöglichten, Lagen von verſchiedener Dicke herzuſtellen, wodurch die Zeichnung an unſere Reliefkarten erinnerte. Dieſe Rieſenräder waren von Holz⸗ oder bunten Pappwän⸗ den umrahmt, wohl in Nachahmung von mit Toren ver⸗ ſehenen Wällen; auch an Altarlampen und kleinen Bannern fehlte es dabei nicht. Trapas, die Meiſter in dieſer Art Baukunſt werden möchten, ſtudieren jahrelang ihre Regeln. Der kleinſte Feh⸗ ler in der Zeichnung, in der Wahl der Farben oder des Bei⸗ werks kann, den Lamas nach, die ſchrecklichſten Folgen haben, denn der Kyilkhor iſt ein Handwerkzeug der Magie, eine Waffe, die jeden verwundet, der ſie ungeschickt handhabt. Ferner darf niemand ohne vorherige Einweihung und ausdrücklich erteilte Berechtigung einen Kyilkhor zeichnen. und jede beſondere Abart erfordert neue eihen. Ein Kyilkhor, den ein Nicht⸗Eingeweihter errichtet hat, bleibt ein totes Ding ohne Saft und Kraft. Nur wenige Lamas, die im Beſitz der höheren Weihen ſind, haben Kenntnis von der tieferen bildlichen Bedeutung der Kyilkhors und von ihrer Anwendung. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß die ſchwierigen und groß angelegten Kyilkhors in den Tſcham⸗khangs nicht am Platze ſein würden. Anlage und Zeichnung ſind dort außerordent⸗ lich vereinfacht. Uebrigens weichen die geheimen Kyilkhors der Myſtiker auch wieder von denen in den Gompas ab. Vermutlich erhält der Lehrling am Anfang ſeiner gei⸗ ſtigen Erziehung von ſeinem Lama die Anleitung, wie er ein Diagramm für das, was die Tibeter„Ten“ nennen, herſtel⸗ len muß. Man verſteht darunter einen Gegenſtand, auf den man die Aufmerkſamkeit richten, eine Stütze, auf der ſie ruhen kann. In der Mitte des Kyilkhors wird eine Haupt⸗ figur, ein Gott oder ein Bodhiſatva, angebracht. Um die Gedanken leichter daran feſthalten zu können, ſtellt man die Welt, in die man ſich ihn hineindenkt, und ihre Bewohner durch einige Figuren oder Sinnbilder körperlich dar. Der Schüler muß ſo weit kommen, daß er dieſe ver⸗ ſchiedenen Geſtalten deutlich vor ſich ſieht. Zuerſt hilft er ſich durch Beſchreibungen aus Büchern nach, in denen er allerlei über das Ausſehen der Gottheit, ihre Kleidung, Hal⸗ tung, Wohnung und deren Lage geleſen hat. Nach und nach bildet die Geſtalt ſich aber ganz von ſelbſt, und wenn der Tſcham⸗pa ſich vor ſeinen Kyilkhor ſetzt, braucht er ſich die Einzelheiten nicht mehr ins Gedächtnis zurückzurufen. Viele Schüler bleiben nun an dieſem Punkt ſtehen, ganz mit ſich zufrieden, und ihr Lehrer gibt ſich auch gar keine Mühe, das zu verhindern oder ihnen zu beweiſen, daß ſie noch nicht über das Abe der Myſtik hinausgekommen ſind. Hat der Tſcham⸗pa aber Ausdauer, ſo kann er nun darangehen, den Kyilkhor zu beleben, der bis jetzt ja nur ein totes Ding und eine Hilfe für das Gedächtnis war. Die Hindus beſeelen ſowohl die Diagramme wie die Götterbilder, bevor ſie ihnen Ehrfurcht erweiſen. Sie nennen dieſen Ritus Prana⸗pratiſhta und wollen durch ihn mittels geiſtiger Ausſtörmungen die Kraft des Anbeters auf den angebeteten lebloſen Gegenſtand übertragen. Der ihm von da an erwieſene tägliche Gottesdienſt erhält das ihm ein⸗ geflößte Leben und nährt ſich ſo von derſelben Gedanken⸗ anſpannung, die er verurſacht hat. Fehlt es ihm aber an die⸗ ſem luftigen Nährſtoff, ſo welkt die in ihn hineinverſetzte lebendige Seele dahin. Sie ſtirbt an Entkräftung, und ihre Hülle wird wieder zu einem toten Ding. Hierin liegt einer der Gründe, weshalb die Hindus als Schuld empfinden, wenn nicht täglich ein Ritus vor einmal belebten Götterbildern ab⸗ gehalten wird, es ſei denn, ſie hätten nur ein auf die Dauer einer Feſtlichkeit beſchränktes Leben. In dem Fall gelten ſie am Ende der Feier für tot und werden mit großem Pomp in irgendeinen heiligen Fluß geworfen. Aehnlich beleben auch die tibetiſchen Myſtiker ihre Kyilkhors, haben aber dabei nicht die Abſicht, ſie zu einem Gegenſtand der Anbetung zu machen. Sie können ſogar nach Ablauf einer gewiſſen Uebungszeit den körperlich dargeſtell⸗ ten Kyilkhor ganz entbehren, weil er jetzt für ſie ein rein geiſtiges Bild geworden iſt. a Eine der bei der Schulung am häufigſten, mit oder ohne Kyilkhor angewandten Uebungen verläuft wie folgt: 5 Man beſchwört die Geſtalt einer Gottheit herauf, erſt wird ſie allein betrachtet, dann entſteigen ihrem Körper noch weitere Formen, teils ihr gleich-, teils andersgeartet. Häufig werden vier Perſonen daraus; bei gewiſſen Betrachtungen können ſich aber auch hundert oder gar unzählige entwickeln. Nachdem dieſe verſchtedenen Gottheiten zu klaren, um die Mittelfigur gruppierten Bildern geworden ſind, werden ie ganz allmählich eine nach der anderen von ihr aufgeſogen, o daß ſie zuerſt allein bleibt und endlich ſelbſt zu verblaſſen beginnt. Zuerſt verſchwinden die Füße, dann langſam und nach und nach der Körper und zuletzt der Kopf, bis von dem ganzen Zauberſpuk nur noch ein Pünktchen übrigbleibt, da⸗ dunkel, bunt oder auch leuchtend ſein kann. Die Meiſter der Myſtik glauben aus ſeiner Farbe herausleſen zu können, wie weit ihre Jünger geiſtig fortgeſchritten ſind. Endlich nähert ſich dieſer Punkt dem in Betrachtung verſunkenen Schüler und verſchmilzt mit ihm, wobei auch wieder achtgegeben wer⸗ den muß, in welchen Teil des Körpers er einzudringen ſcheint. Hierauf folgt eine Zeit der Betrachtung; der Punkt wird vom Naljorpa wieder ausgeſtoßen und muß von neuem auf ſeine Farbe hin beobachtet werden. Einige Lehrer geben ihren Schülern an, wo der Punkt ſich mit ihrem Körper vereinigen und wo er ihn wieder verlaſſen ſoll. Sie zeigen dabei gewöhnlich auf die Stelle zwiſchen den Augenbrauen. Andere dagegen raten davon ab, den Verlauf der Sinnes⸗ täuſchung zu beeinfluſſen und wollen ſie einfach beobachtet wiſſen. Oder aber ſie empfehlen je nach der Eigenart des Schülers eine der beiden Lehrweiſen. ü Dei anderen Uebungen wiederum erſcheint ein Lotus, deſſen Blumenblätter ſich allmählich entfalten. Jedes trägt einen Bodhiſatva, das Herz der Blume aber eine Mittel⸗ figur. Gleich nach ſeiner Entfaltung ſchließt ſich der Lotus wieder, und beim Zuſammenfalten geht von jedem Blumen⸗ blatt ein Lichtſtrahl aus, der ſich im Herzen des Lotus ver⸗ liert. Verſchwindet auch das Herz, ſo durchdringt das dabei aufſprühende Licht den in Andacht verſunkenen Mönch. Von dieſer Uebung gibt es viele Abarten. Manchmal ſtellt man ſich auch eine 3 auf allen möglichen Körperteilen ſitzender Gottheiten vor. Viele begnü⸗ en ſich auf ihrem Anſtieg zu den Höhen der Myſtik mit die⸗ em Grade und gefallen ſich, anſtatt weiterzuſtreben, in ſol⸗ chen Viſionen. In meiner trockenen Beſchreibung mögen dieſe Erſcheinungen wenig reizvoll wirken. Sie bieten aber bei einiger Uebung ſo viel Ungeahntes und Ueberraſchendes, daß leicht ein feſſelndes Spiel daraus wird. Dem einſamen Tſcham⸗pa in ſeiner klöſterlichen Welt⸗ flucht bieten ſie Schauſpiele, weit anziehender als die Aus⸗ ſtattungsſtücke unſerer Bühnen. Selbſt wenn man* als Trugbilder erkennt, fühlt man ihren Zauber. Wieviel mehr noch muß der Menſch dadurch berauſcht werden, der das ganze für Wirklichkeit hält! Uebrigens ſind dieſe Uebungen gar nicht zum Vergnü⸗ gen der Einſiedler erſonnen worden. Sie ſollen vielmehr dem Mönch beweiſen, daß die Welt mit all ihren Erſcheinun⸗ gen nur ein Blendwerk unſerer Einbildungskraft iſt. „Aus dem Geiſte gehen ſie hervor, Und der Geiſt verſchlingt ſie wieder“, ingt der Klausner und Dichter Milaraſpa, und das iſt der rgrund der myſtiſchen Lehre in Tibet. ö 1933 N Nr 45 —— 2 „ uollvf usuusceb eis nol hoch gen 5 2 0 0a usodung usssenuucpt neunen u ben l inne Luv 1„ od zo so i 55 enup)t oN ui: gun ueehöot ue Ie Bedlusplo uscpsgazeangß nguscpſppusgicds 1 5 ib uch ujedvuuspoß uebi zuenviebq Jenes nee mee b eech wee ee eee e wog ⸗uogz T ipimenue ui ens ed ue unug z usbifluol ꝛdhv g neue eee eee ee eee n in nv ue e eee een eur aploiquvc ze pu 145 die uebvanea spin Bunmune zeig u e uu dug eloiplessnyñ;— cueſesdlreia oi igel dun un ne zen sein ine ava agvq 20 soi een ee an enen e bee zuhjo ſcpiu ant; usgquig pu id ol iin ine meu ed Inv pT Gi een neee eeuc wee ⸗Joiphue ue uu vc ueupzr duund ꝛvock ue 10108 2 pla elle aue ei uschi Iich sv uefniqleld z; oi zave“— enozzzenlus s m oi efugef zu pc dun Buvg upon dan— sojqunzs gun uung— usupz sieg sf Sequenpig segn ue dim 0 oa quvn usbrꝛozcß sv Alpf zozzehvalig ine beg uso weg Inv ipiugec unica oulejc auelloue zuse soispleqav on 1 pom o uu uebzozc ehh igeleb anT did da suse 120 uv din dee i n enen ene eee 7928 „ isses uebi eue ener een ee e zue uur n eee eee een ee ebe usb ue b ensure— cuegen unu sog Bunbulpcplog qvs so uu eulapq dzequv sog Jip uvul Av due so odo dun fpfvhjellonzoy se qvb ino usb u one did uv Gu en epo bugs be uduebe ur eee enen ene ee gun uebung uo ban usgong ud uv ei oog Kung aun anch Bunzequfz gun gunzgezegz ou om usgebzda ne 200 eue eiu i nos zue— zb freue udgebiea ne sau uefgej oi ud oojuvg uszanſpc usujeß ue u dip oi gun uenen Buna ue ui did bine uv estbvd ide ene u een e ee ne ee eee 1 deen eee en ene eee e ee eue e ue 918 ui lüntec eee eee avp jeſcppgoequn aun uenv Ji aun glvchlog sun pepe ee ede e eee eee een nd e gusjch sva uz uur (uejoqzda pnꝛcahpp;tz) C 8 JC. ĩ ͤ T b eig elnog cpu ond Jene zdf aun mung ei up abs 10 n nb oheilenoc z noa uespoſebuvun 2 uno os usfezsp pz dun ueunjg pic de eue nu due 1 og ue Aol Poach zeupach gion ieee een innen— elozg ĩ0 nee zd 16 ⸗uühesuzocß ua Bunjquvauz zeule ui zj zo qun Ipbagsblnv qu ur sehnen ue onogß oojuog uejog ne zige 216 sog qun ↄplunmusbepo uesgel eig un bang suf 92201 „ ne eee eee d e en een e ⸗ubssvzzeg auge pn b ne ee eee eee udo j usuufm es 18 110 1109 24211 1220 tief uenegue eech noa 200 blues us av 4c qu Jg ⸗Usbejech zus usgeg ui jvuluse eum ei aun upp ne dei e een eee eh en d Anpg oil aue— usbolngol— bc 1— usuuez nb oojubgz seiqnvib 1 vlog dieses aufe slang dnbibusbupfcpt 10 gra Jgelebsnvioa sn scojuvg bunu fee 0 S eb aun: Sunchlius inte Teun! 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men ee eee eee ee eee een een en agg uad e cen e een e qs uuva Sequvg sau and us geben dee eee ue ee e nne ebenen r un r ee zuequs pe u eus zduañ sb„og 4% e ug Sie ſtarrte das Los an. And lachte unaufhaltſam Un⸗ ter Tränen. Denn die kullerten aus den Augen, ob ſie wollte oder nicht. f . Das Los— die Mittelmeerreiſe, ſo war es ja wohl. Ausgerechnet. Aber der liebe Gott hatte ſie nicht gewinnen laſſen. Nein, ganz im Gegenteil. und nun ſaß ſie da und mußte ſich wieder von ihrer armen Mutti ernähren laſſen, bis ſie am Sankt Nimmermehrstag eine Stellung e wo gab's heut Stellungen? Sie glättete das zerknitterte Los. Das hatte ſie ganz vergeſſen. Nee, mit Loſen hatte ſie kein Glück! Sie hatten ſchon manchmal mit den letzten Pfennigen ein bißchen am großen Füllhorn der Fortuna gebettelt. Aber Fortuna wollte nicht. Kein Quäntſchen Glück— ohne einen Tropfen Schweiß. Das ſtand ehern hinter ihrem Leben. Anwiderſtehlich quoll ein Lachen aus ihrer Kehle. Ein bißchen bitter, ein bißchen ſelbſtſpottend, ein bißchen An⸗ klage der Weltordnung.„Der liebe Gott ſoll Sie gewinnen laſſen... Und da hatte man nun auch noch eine ganze Reichsmark weggeworfen. 4 ganze Groſchen. Zwei Brote. Dreißig Semmeln. Aber ſo war man eben. Ver⸗ dreht!— Glaubte an die unmöglichſten Dinge, wie die Liebe zum Beiſpiel. Warum nicht an die Lotterie? Sollte ſie mal. 2 Ach, war ja Unſinn. Mutti würde ſie ſchön auslachen, wenn ſie von ihrem vergeblichen Gang nach dem nächſten Losgeſchäft zurückkam. Sie ſtudierte die Aufſchrift des Loſes.„Zum Beſten der Kinderferienheime... And da ſtand's ja drauf... in ſchönen Lettern— Hauptgewinn: Eine Mittelmeerreiſe und fünfhundert Mark für die Reiſeausrüſtung Wenn es nicht gerade heute geweſen wäre— heute, da ſie ſo ein bißchen verloren und ziellos in der Weltge⸗ ſchichte ſtand— dann wär' ſie ſicherlich nicht gegangen. Aber ſo ging ſie. Was ſchadete es.. ein Gang zwei Stra⸗ ßen weiter? Und die Luft tat ihr auch gut. Na ja.. ein bißchen der Naſe nach... in ein Träumlein hinein * Als Frau Profeſſor Lili Rheydt heimkam, war Till nicht da. Aber fünf Minuten ſpäter polterte etwas an die Tür. Und dann kam etwas mit ſchweren Füßen durch den Flur ſeh ſtahl ſich ſcheu ins Zimmer.. blieb an der Tür ehen i „Muſchimaus?“ Frau Profeſſor ſah deutlicher hin. „Na, was haſt du denn?“ Ac, Müttt, ih Etwas wie Beſorgnis kam über die Mutter. Till war ſo ſonderbar... Sie ſprang auf und trat näher. „Ach, Mutter, ich ſchäm' mich ſo!“ „Aber warum denn? Wieſo denn nur?“ „Ich weiß nicht.“ „Na, erlaube! Das muß man doch ſchließlich wiſſen!“ „Ich— ich— ich hab' in der Lotterie gewonnen.“ „Mädel, du biſt verrückt!“ „Ich glaub auch.“ 3 1 0 alſo! Was redeſt du nur manchmal für dummes eug!“ Nur ein tiefer Seufzer. „Nun werde mal wieder vernünftig, du Eulenſpiegel!“ „Ich kann ja wirklich nichts dafür!“ „aß c At Till?“ 1 ich— den— H.. 5.. Hauptgewinn gekriegt haber 5.. 5.. Hauptg gekrieg 2 Profeſſor Lili Rheydt ſtarrte ihre Tochter an. „Till Eulenſpiegel!“ lachte ſie endlich.„So gefällſt du mir. Nur nicht die Ohren hängen lassen e Verzweifelt rang Till die Hände. g „„Nun glaubt man mir es nicht einmal!— Luxuska⸗ bine!— Erſte Kajüte!“ „Luxuska.. was?“ 1„Ja, ja,“ ſagte Till mit ernſtem Augenaufſchlag. Frau Lili ging rückwärts an den Tiſch, ohne dieſes Meiſtertalent der Eulenſpiegelei aus den Augen zu laſſen, denn bei dem merkwürdigen Schwur„Pellkartoffeln und Hering“ erinnerte ſie ſich wieder an das Los „Du... I“ ſagte ſie vorſichtig...„Du!“ Aber dann wußte ſie plötzlich, daß es wahr war. Tage der Erſchütterung. 1 „Wir haben da auf dem Boden noch den großen Kof⸗ 100 den laſſen wir ein bißchen auffriſchen, dann geht er noch.“ „Gewiß, Till.“ „Außerdem ſieht ihn ja keiner. Höchſtens der Steward oder die Matroſen, denk ich mir.“ „Gewiß, Till.“ „Nur mußt du dir ein paar helle Kleider zurechtmachen, Muſchimaus. Denn in vierzehn Tagen mußt du in Genua ſein. Dampfer„Conte Roſſo— Mit deinen ſchwarzen Fähnchen kannſt du keinen Blumentopf gewinnen.“ 5— wa— wa.“ Till hockte auf der Tiſchkante und baumelte mit den Geſicht vor lauter Vergnügen über der Mutter verdutztes eſicht. „Luxuskabine, mußt du wiſſen, Muſch, darin fahren die ganz Großen.“ In den Mienen Frau Lilis zuckte es. Ihr wurde plötz⸗ lich ſchwach in den Knien, und ſie mußte ſich ſchnell ſetzen. „Nun hör' aber auf. Du biſt nicht ganz geſcheit,“ ſagte ſie ehrlich überzeugt.„Du haſt das Los gekauft, du haſt gewonnen, nicht ich.“ g „Erlaube, Muſch, daß ich geziemend widerſpreche. Die eine Mark für das Los habe ich von dem Geld genommen, das ich jeden Monat laut Familienvertrag an deine Haus⸗ haltskaſſe abzuliefern gezwungen bin. Das heißt: da deine Kaſſe das Riſiko getragen hat, gehört ihr auch der Nutzen. Mit andern Worten: Noc Profeſſor Lili Rheydt fährt am fünfzehnten dieſes Monats mit der„Conte Roſſo“ von Genua ab nach Neapel, Athen, Smyrna, Stambul „Schluß, Schluß, Schluß!“ Frau Profeſſor legte die Hände flach an die Ohren.„Ich will nichts mehr davon hören! Dein iſt das Los, dein iſt der Gewinn. Ich bin vierzig Jahre und habe mein Leben „Genoſſen“ wollte ſie ſagen; aber dieſes Wort wäre doch eine kraſſe Anwahrheit geweſen, und es glitt ihr nicht über die Zunge. i „Anſinn!“ fuhr ſie deshalb um ſo entſchloſſener fort. „Ich mag von dieſen Geſellſchaftsreiſen überhaupt nichts wiſſen— das 1 letztes Wort. Aber du mit deinen einundzwanzig Jahren, Till, für dich iſt das endlich ein⸗ ſehe ein e Traum! Endlich ſollſt du ein Stück Leben het t Aber Till gab ſich noch nicht geſchlagen. Am gleichen Abend ſchrieb ſie einen Eilbrief an die Reederei, und ſchon drei Tage darauf, während der ſie lauter Ausreden für ihr Zögern erfand, hielt ſie die Antwort in den Händen. „Sehr geehrtes gnädiges Fräulein! Leider ſehen wir uns nicht in der Lage, Ihrem Wunſch, den Gutſchein für eine Perſon Luxuskabine in zwei Karten zweiter Klaſſe umzutauſchen, nachzukom⸗ men, da ſämtliche Plätze auf der„Conte Roſſo“ ſchon vergeben ſind. Indem wir Ihnen verſichern, ſonſt immer gern zu Ihren Dienſten zu ſein, begrüßen wir Sie in ausgezeichneter Hochachtung (unleſerlich) Die Direktion.“ Wer weiß, was in einem jungen Mädchenherzen in Augenblicken der Erſchütterung manchmal vorgeht? Welch krauſe Gefühle den Seelenſpiegel erzittern laſſen? Till, zuzeiten keck und widerborſtig bis zum Tezett, dieſelbe Till beugte ſich über das nüchterne Schreiben der Reederei und ließ einen dicken Tränentropfen darauffallen Frau Lili triumphierte. „Das ſieht dir wieder ähnlich ſchalt ſie mit etwas be⸗ legter Stimme.„Solch ein Anſinn! Grad Luxuskabine, das iſt doch der Hauptſpaß dabei! Dritte Klaſſe kann ſchließlich jeder— aber Luxuskabine 33 f i 5 7 N(Fortſetzung folgt.) .* 8. Geckenheimer Familienchronik. a Von Hellmuth Möſſinger. X. Treiber, Weißling, Wetzel, Würthwein, Zahn. Die Treiber, in Mannheim 33 mal, in Secken⸗ heim 12 mal, darunter mit 5 Landwirten vertreten, kommen aus mehreren Stämmen, in der Hauptſache aber aus Ilvesheimer Herkunft wie die Bühler. Hans Phil. Treiber, der am 13. 1. 1705 in Seckenheim Anna Maria Spicard, die letzte eines ausſterbenden Geſchlechts hei⸗ ratet, war der Sohn des 7 Schultheißen Joh. Treiber aus Ilvesheim. Dem Mangel an Verwandten ſeiner Frau mag es zuzurechnen ſein, daß er für ſeine Kinder niemals Paten aus alten Seckenheimer Familien fand, ſondern immer auf ſeine Ilvesheimer Verwandten zurück⸗ griff; als er 1720 ſchon Kirchenälteſter war, holte er ſich ſogar einen Nikolaus Sponagel aus Großenſachſen an der Bergſtraße zum Gevatter. 1725 aber kann er ſeine älteſte Tochter Maria Salome an den Schultheißenſohn Gg. Velten Volz verheiraten. Sein Sohn Alexander heiratet 1731 eine Anna Cath. Benſinger aus Feuden⸗ heim. Sein Enkel Huppertus(Sohn des Nik. T.) machte feinem Jägernamen Ehre, indem er 1787 auch eine Jägers⸗ frau heimführte, Era Kath. Jäger, Tochter des Nikolaus Jäger, Bürger hier, ſodaß in dieſer Jäger⸗Ehe zwei Nikelskinder ſich fanden. Inzwiſchen hatte noch ein zweites Treiber⸗Geſchlecht hier Fuß gefaßt: Andreas Treiber, Metzger, Sohn des 7 Gerichtsverwandten Jak. T. in Eppelheim hatte 1734 die Tochter Anna Barb. des Maurers und Karpfenwirts Rudolf Gaa hier geehelicht und wurde ſo ſelbſt Karpfenwirt. Außer deſſen Sohn Joh. Andreas wird 1768 noch ein zweiter Sohn Tobias als Bürger, Küfermeiſter und Kronenwirt genannt. Ueber die Herkunft der Familie Weißl ing— heute 16 mal in Seckenheim mit nureinem Landwirt vertreten— gibt das Seckenheimer Kirchenbuch ziemlich genaue Aus⸗ kunft. 1698 am 10. Mai wird hier Joh. Heinrich Weißling, Sohn des 7 Jakob W., Bürgers zu Schris⸗ heim, mit Anna Maria, Hans Georg Greſſen, ſ Bürgers und Schiffmann zu Mannheim Witwe, getraut. 1698, 1701 und 1706 läßt dieſer H. Hch. Weißliſg hier Kinder taufen, wobei immer Peter oder Heinrich Seitz Ge⸗ vatter ſtehen. Dann aber:„1707 läßt Hans Philipp Weißling, nunmehr Bürger zu Seckenheim und Anna Maria, deſſen Eheweib, einen Sohn zu Schrisheim, allwo er zuvor wohnhaft, in der reformierten Kirche taufen, namens Wilhelm, ſein Taufpath iſt Wilhelm Merckel, Bürger zu Schrisheim. NB. Der Vatter begehrte, das Kind möchte hier(in Seckenheim) eingeſchrieben werden.“ Bei einem Sohn Joh. Joſua desſelben Phil. Weißling am 30. 3. 1716 iſt der bekannte Joſua Seitz Petterich. Dieſe enge Verbindung der Familien Weiß⸗ ling und Seitz von dazumal fällt auf und bleibt noch zu erforſchen Ob Joh. Heinrich W. und Hans Phil. W. in den angeführten Taufeinträgen zwei verſchiedene Perſonen ſind, oder ob hier nicht ein Schreibfehler vor⸗ liegt, wage ich nicht zu entſcheiden. In ſolch alten Standesregiſtern ſind derartige Schreibfehler oder auch willkürliche Aenderungen in den Vornamen nie ganz ausgeſchloſſen... Die Wetze! ſtammen aus Steinsfurth und ſind ſeit 1765 in Seckenheim anſäſſig, heute mit 6 Familien, worunter ein Landwirt. Jak. Wetzel, ein Metzger, Sohn des Martin W., Bürger und Metzgermeiſter in Steins⸗ furth Amt Mosbach, wurde am 23. 4. 1765 mit Anna Maria, Tochter des Bürgers Tobias Mayer hier, copuliert. Den Namen Wür thwein führt unſer neueſtes Mannheimer Einwohnerbuch nur im Stadtteil Secken⸗ heim auf und zwar mit 15 Einträgen, meiſt ſogenannter freier Berufe, z. T. recht gehobener Stellung, ein Land⸗ wirt befindet ſich nicht darunter. Der Name erſcheint erſtmals am 12. 8. 1688, wo ein Joh. Wolfgang Wirth, Schuldiener, ſeine Tochter taufen läßt. Genaueres über die Familie iſt aus dem Eintrag nicht zu erkennen, ebenſowenig ein Zuſammenhang mit dem nun folgenden Joh. Balthaſar Wirth, der uns umſo häufiger begegnet, da er 56 Jahre lang als reform. Schuldiener hier tätig war, und neben den Einträgen ſeiner eigenen Familie ) Vergl. Rr. 5, 14, 29,32, 93, 40, 41, 42, 43/1933 des„Familienfreund“ * als der Taufpate, Trauzeuge und Allerweltshelſer ſehr oft genannt wird. Am 9. Nov. 1694 wurde alſo Joh. Balth. Wirth, Schuldiener hier, mit Anna Barb., der Tochter des 7 Bürgers Mich. Herbſt, copuliert. In den zahlreichen Einträgen wird er meiſt als Schuldiener bezeichnet, gelegentlich auch als Schulmeiſter, er war alſo Lehrer im heutigen Sinne, Inhaber des Schuldienſtes. Von 1701 an kommt die Schreibweiſe Würthwein, auch Wirthwein und Werthwein auf. Dieſe Namensform hat aber nichts mit einem Gaſtwirt und nichts mit dem Getränk Wein zu tun. Würth iſt die alte Form für das, was wir heute mit Würde oder Wert bezeichnen, Die Endung wein, heute meiſt win geſchrieben, z. B. in Erwin, Baldwin, Borwin, Lewin, bedeutet„Freund“. Der Name Würthwein ſagt mithin ſoviel wie: Freund Wert, oder Freund Gewürzig, um auch dieſen bald ausgeſtorbenen Pfälzer Ausdruck zu gebrauchen. Joh Balth. Würth⸗ wein ließ auch viele eigene Kinder taufen, darunter Zwillingstöchter, er hatte alſo ſtarken Bedarf an Ge⸗ vattersleuten und machte ſo einigermaßen wett, was man ihm an ſozialer Leiſtung zumuütete. Pfarrer, Pfar⸗ rerin, wie auch Pfarrerskinder erſcheinen in der Liſte ſeiner Gevattersleute mehrfach. Aber auch ſonſt zeigt dieſe Liſte, daß Würthwein trotz ſeines beſcheidenen Ein⸗ kommens ein ſehr geachteter Mann geweſen ſein muß. Witwer geworden heiratete er 1710 zum zweiten Male in Wickum bei Frankenthal die Tochter Anna Marg. des dortigen Bürgers Joh. Hch. Jochum. Bei ſeinem 1723 getauften Sohn Joh. Phil., der auch ſein Nach⸗ folger im Amt werden ſollte, waren Gevattersleute „Joh. Ph. Schmal, Kirchenratsſekretarius und deſſen Frau Eheliebſte“. Eine ſeiner Töchter konnte Joh. Balth. Würthwein 1727 an einen jungen Geſell Jak. Wagner nach Kirchheim verheiraten, eine andere 1735 an ſeinen Schul⸗Adjunktus alſo den zweiten oder Hilfslehrer Chriſtof Ding aus Neckarhauſen. Etwa 1750 trat der alte Schuldiener nach 58 hieſigen Dienſtjahren in den Ruheſtand; als am 28. 2. 1752 Joh. Phil. Würthwein mit Anna Cath., des f hieſigen Bürgers Baſtian Frey Tochter, getraut wird, nennt ihn der Eintrag„zeitl. reſorm. Schuldiener, Joh. Balth. Würthweins ludimagiſtri eme⸗ riti ehel. Sohn“. 1754, am 29. 4., ſtiebt„Herr“ Balt Würthwein im hohen Alter von über 80 Jahren an Stickfluß, ſein Sohn Andreas, lediger Bü ger und Schnei⸗ dermeiſter, war ihm, erſt 27 jährig, ſchon 1752 im Tode vorangegangen. d Joh. Phil. Würthwein, der zweite Schuldiener aus der Familie Würthwein, heiratete auch in zweiter Ehe 1766 eine Bauerntochter, Katharina aus der Familie Val. Hörner, ſein Sohn Joh. Martin wird zwar bei ſeiner Hochzeit mit Kath. Barb. Stefan aus Sulzbach als Bürger, alſo als Bauer, bezeichnet. Auf die Dauer aber ſind die Würthwein im bäuerlichen Berufe nicht heimiſch geworden, vielmehr ſamt und ſonders heute in ſogenannten freien Berufen wie ihr Arahne tätig. Die Familie Zahn ſtammt aus der. Mühle in Hockenheim. 1723 holt ſich der verwitwete Ziegler Andr. Bühler ſeine zweite Frau Anna Eliſ. Zahn von dort. Ein Jahr darauf, 1724, folgt ihr nach Seckenheim ihr Bruder Joh. Jak. Jahn, ein Metzger, um die Joſua Seitz Wow., eine geborene Schreiner von Oftersheim, zu heiraten. Bei der Taufe ihres erſtgeborenen Georg Jakob am 18. 2. 1725 werden die beiden Großväter, der Müller und Gerichtsverwandte Joh. Gg. Zahn von Hockenheim und der Gerichtsverwandte Jak. Schreiner von Oftersheim, als Gevattersleute. genannt. Am 7. 2. 1747 heiratet dieſer Sprößling Gg. Jak. Zahn die Tochter Eliſabeth des Matheus Reiß, die beider⸗ ſeitigen Hochzeitsväter werden als Bürger, Einwohner und Kirchenälteſte vorgeſtellt, der Metzgerberuf des Joh. Jak. Zahn aber nicht erwähnt, er ſcheint ihn alſo nicht mehr ausgeübt zu haben. 1787 ſtirbt dieſer Joh. Jak. Zahn als Gerichtsverwandter im hohen Alter von über 86 Jahren,„hat gezeugt 4 Kinder, erlebt 10 Enkel, 17 Urenkel“. Die Familie Zahn war alſo zeitweilig in Seckenheim ſehr ſtark; heute erſcheint ſie im Einwohner⸗ buch mit 3 Einträgen, alle drei als Landwirte bezeichnet.