Vengspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60 J. der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Neklamen 60 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Für Platz⸗Vorſchriſten wird keine Garantſe überneremen. Tages · und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Werinbblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Secken helm. Annahmeſchtuß für Inſerate und Rotizen vormittags 9 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Deilagen:„Auſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig). „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Gchriftleitung, Druck u. Verlag: G. Härdle, Zähringerſtr. 68. Hrrnſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 33. Jahrgang Der Ehrentag der nakionalſozialiſtiſchen Bewegung.— Der Weg des 9. November 1923.— Die Feier an der Feldherrn ⸗ halle. München, 9. November. Im Laufe des Mittwoch trafen 69 Sonderzüge aus allen Teilen des Reiches in München ein. Jeder Sonderzug wurde mit einer Muſikkapelle empfangen. In faſt allen Sälen Münchens kamen am Mittwoch⸗ abend die Kämpfer, die im Baltikum, im Ruhrgebiet, in Oberſchleſien und bei der Erhebung in München oder irgendwo aktiv für ein Wiedererſtarken des Deutſchen Rei⸗ ches gekämpft haben, zuſammen, um ſich nach mehr als zehn Jahren wiederzuſehen und ſich in alter Kameradſchaft die Hände zu drücken. Während ſich im„Sternecker“ die äl⸗ leſten Parteigenoſſen trafen, ſahen ſich im Bürgerbräu⸗ keller die wieder, die vor zehn Jahren am hiſtoriſchen Marſch teilnahmen, der durch die Kugeln der Reaktion an der Feldherrnhalle ein jähes Ende fand. Im Löwen ⸗ bräukeller traf ſich die Standarte Adolf Hit⸗ ler. Die Roßbacher kamen im Arzberger zuſammen. Der Bund„Oberland“ und der Kampfbund verſammel⸗ ten ſich im Hackerkeller. Im Hofbräuhaus war der Schwa⸗ bengau verſammelt. In allen Sälen erklangen die alten Lieder der Kampfzeit wieder. Im Sterneckerbräu — ſich ſchon lange vor 6 Uhr die ganze alte Garde von 20 bis 1923 eingefunden. Ueberall ſah man zwanglos die Männer zuſammenſitzen, die heute die Führer des neuen Deutſchland ſind und damals in Reih und Glied marſchier⸗ ien, in wenigen Formationen, die damals vorhanden waren. Nachdem der Führer im Sterneckerbräu eine Reihe der alten Kämpfer begrüßt hatte, begab er ſich in das Gäß⸗ chen neben dem Sterneckerbräu, um die alte Ge⸗ ſchäftsſtelle der Partei zu beſichtigen, die ſich in einem der Häuſer befand. Im Bürgerbräukeller Gegen 8,30 Uhr fuhr der Führer dann vom Sternecker⸗ bräu zum Bürgerbräukeller, der Stelle, wo am 8. November 1923 das deutſche Schickſal gewendet werden ſollte, wo Männer dem Führer der nationalſozialiſtiſchen Bewegung e Hände reichten, um die Bewegung wenige Stunden ſpä⸗ ter zu verraten. Im Vorraum des Bürgerbräukellers waren die alten Kämpfer von 1923, die am Marſch zur Feld⸗ herrnhalle teilgenommen hatten, angetreten. Hier gab es ſo manches ernſte Wiederſehen. Jedem einzelnen der alten Stoßtruppkämpfer gab der Führer die Hand. Jeder einzelne meldete ſeinen Truppenteil, Namen klangen auf, „Regiment München“. Stoßtrupp Hitler“,„Wiking“,„Roß⸗ bach“,„Oberland“,„Freikorps Epp“ uſw. Am Saaleingang nahm Miniſterpräſident General Göring, der oberſte SA⸗Führer von 1923, den Führer in Empfang und geleitete ihn unter brauſendem Jubel zu dem Tiſch, an dem der Stell⸗ vertreter des Führers, Ru dolf Heß, der Sekretär des Führers, Schnaub, der 1923 zum Stoßtrupp Hitler gehört hatte, der Stoßtruppführer Kallenbach, Graf, Feder und die anderen alten Kämnfer Platz genommen batten. Miniſter⸗ präſident Göring wies darauf hin, daß in dieſem Saal vor genau zehn Jahren zum erſtenmal ein Ereignis die Welt aufhorchen ließ. Zum erſtenmal nahm die ganze Welt Kennt⸗ s von der nationalſozialiſtiſchen Bewegung und ganz Deutschland horchte auf, denn zum erſtenmal erſtand hier ein Führer. Der Führer zu den alten Kämpfern Dann nahm Adolf Hitler das Wort. Er führte u. a. aus: Als heute vor zehn Jahren zum. in Deutſch⸗ land verſucht wurde, den Staat der Schande, den Staat des deutſchen Elends zu überwinden, da geſchah dieſer Verſuch nicht leichtfertig. Es iſt geſchehen unter dem Zwang der bit⸗ terſten deutſchen Not, in der Hoffnung, dieſe Not vielleicht beſeitigen zu können. Wir wiſſen, daß dieſe Erhebung unſeres Volkes damals mißlang. Wenige Stunden ſpäter waren die Vorausſetzungen, auf denen ſie aufgebaut war, nicht mehr gegeben. Als Tragik des Schickſals bezeichnen die einen den damaligen Zuſammenbruch, Vorſehung und Weisheit der Vorſehung möchten wir ihn heute nennen Heute, zehn Jahre ſpäter, wiſſen wir, daß wir damals zwar mit reinem Herzen, mit unerhörter Geſchloſſenheit und auch mit persönlichem Mut an unſere Aufgabe herangingen: aber wir wiſſen heute auch— beſſer als damals—, f daß die Zeit dafür noch nicht reif war. Aber wir haben dem ganzen deutſchen Volk die Augen ge⸗ öffnet, und wir haben der Bewegung den Heroismus in die Wiege gelegt, den ſie ſpäter brauchte, und vor allem: Dieſer Abend und dieſer Tag, ſie haben es uns möglich ge⸗ macht, ſpäter zehn Jahre lang legal zu kämpfen; denn täuſchen Sie ſich nicht: Wenn wir damals nicht gehandelt hätten, hätte ich niemals eine revolutionäre Bewegung 1 ſie bilden und halten und dabei doch legal bleiben men. Man hätte mir mit Recht geſagt: Du redeſt wie die andern und handeln wirſt Du genau ſo wenig wie die an⸗ deren. Aber dieſer Tag, dieſer Entſchluß hat es mir ſpäter ermöglicht, allen Widerſtänden zum Trotz neun Jahre lang durchzuhalten, das heißt zu ſagen: Wir ſind eine revolutio⸗ näre Bewegung, wir werden die Macht erobern, wir werden dieſen Staat zerbrechen, werden ihn uns unterwerfen, und wir wollen dennoch den legalen Weg nicht verlaſſen. Die Zehnjahresfeier in München. Freitag, den 10. November 1933 Die Tat des 8. und 9. November hat nichk nur die Kunde von einer neuen Revolution über Deukſchland ge⸗ tragen, ſondern auch die Kunde einer neuen Weltanſchau⸗ ung. Bon dem Tage an ſehen wir die Bewegung unſere engere Heimat hier verlaſſen und ſich über ganz Deutſch⸗ land verbreiten. Was dann folgte, war nur die Erfüllung, war nur das Aufgehen der Saat. Wir ſtehen nun wieder in einem ſchweren Kampf. Am 12. November muß die deutſche Nation antreten vor der ganzen Welt und eindeutig Stellung nehmen zu Fragen, ob ſie ihre Ehre bewahren, ob ſie in Zukunft Verträge nicht, mehr unterſchreiben wird, die nicht gehalten werden kön⸗ nen, ob ſie den Frieden will, aber auch die Ehre nicht preis⸗ zugeben beabſichtigt. Dazu muß unſer deutſches Volk am 12. November feierlich vor der Welt Stellung nehmen. Ich will der Welt die Möglichkeit nehmen, zu behaupten daß nur ein Staatsmann den Mut beſitzt. einmal ein „Nein“ zu ſagen, daß nur ein Staatsmann allein den Frieden will; ich will der Welt zeigen, daß das ganze deuk⸗ ſche Volk ſo denkt! Wenn dieſe Welt ihrer Differenzen nicht Herr wird, dann ſoll ſie nicht glauben, daß ſie die Schuld auf Deutſch⸗ land abladen kann. Uns zur Unterſchrift unter ein Diktat zu zwingen, wird ihnen nicht mehr gelingen. Hier wird die deutſche Regierung in aller Zukunft immer nur einen Standpunkt einnehmen: Unter Konferenzen verſtehen wir Zuſammenkünfte gleichberechtigter Nationen und unter Beſchlüſſen von Konferenzen verſtehen, wir Beſchlüſſe freier und gleichberechtigter Nationen. Der Völkerbund ſieht uns nicht eher wieder, als bis die letzte Diskriminierung unſeres Volkes beſeitigt iſt. Das deutſche Volk will Ruhe, es will arbeiten, nach ſeiner Facon ſelig werden. Ich glaube, daß wir ſchon jetzt wieder in der Welt feſtſtel⸗ len können: Der Zorn bei all denen, die uns ſchaden wol⸗ len, iſt gewachſen, aber die Achtung derer, die einen wirkli⸗ chen Frieden, eine wirkliche Verſtändigung wünſchen, iſt für Deutſchland durch unſer Handeln geſtiegen. Erſt neun Jahre nach dieſem 9. November, erſt beim drikten Mal iſt die deutſche Erhebung gelungen. Die Schande von damals iſt im Innern nun nach 15 Jahren ausgelöſcht. Zum erſtenmal können alle Deulſchen ſetzt zu⸗ ſammenſtehen, zum erſtenmal für ein Ziel eintreten. Wenn die Nation dieſes erkennt, dann wird in der deutſchen Ge⸗ ſchichte der 12. November 1933 ein Tag der Wiedergewin⸗ nung deulſcher Ehre auch nach außen ſein. Die Feier der hiſtoriſchen Nacht Unter ungeheurer Anteilnahme fand gegen Mitternacht in München am Königsplatz die Feier der hiſtoriſchen Nacht, die Gedenkfeier für die Toten des 9. November 1923 ſtatt. e von Fackeln erhellten den rieſigen Platz. Die andespolizei leitete das Programm mit einem Zapfenſtreich 5 Machtvoll klang das Deutſchlandlied in den Nachthim⸗ mel. Gauleiter Wagner eröffnete die Kundgebung. Noch keine Kundgebung war ſo voll tiefen Ernſtes wie dieſe. Vor dien Jahren marſchierte Adolf Hitler mit den Seinen durch ie Stadt. Feierlich hatten ſich Männer, die damals die Macht in Bayern ausübten, mit dem jungen Deutſchland zu⸗ ſammengeſchworen. Trotzdem hat ein Wortbruch dieſen Schwur zerſtört, und unter den Kugeln brachen an der Feld⸗ herrnhalle die Stürmer und Kämpfer der nationalſozialiſti⸗ ſchen Bewegung zuſammen. Wir wollen heute jener Män⸗ ner gedenken. Wenn heute zwei Millionen das braune Hemd Adolf Hitlers tragen, ſo ſind auch ſie bereit, für Deutſchland alles hinzugeben. Heute iſt derjenige, auf den man vor zehn Jahren ge⸗ ſchoſſen hal, der Kanzler des Deukſchen Reiches. Nach dem Badenweiler Marſch nahm der preußiſche Mi⸗ niſterpräſident Göring das Wort. Er gedachte des Ereig⸗ niſſes, das der erſte flammende Aufruf war, endlich alle Kräfte zuſammenzufaſſen, um Deutſchland nicht in den Ab⸗ grund gleiten zu laſſen. Heute wiſſen wir, daß die Bewegun Deutſchland iſt und daß Deutſchland in ihr geeint iſt. Au dieſe Kundgebung ſoll eine Kundgebung unauslöſchlichen Dankes ſein unſerem Führer, ein ewig währende⸗ Gedenken an die Opfer, die dieſen Sieg ermöglichten. In wenigen Tagen wird der Führer Euch wieder rufen, Sorgt dafür, daß am 12. November die Welt ſieht, daß das deutſche Volk erſcheint. Nebelgrau ſteigt der Morgen des Tages auf, an dem ſich das Blutopfer der 16 deutſchen Freiheitskämpfer an der Feldherrnhalle zu München zum zehnten Male jährt. Wäh⸗ rend ſich die an der Totenehrung ſelbſt teilnehmenden Ver ⸗ bände, die Kämpfer des Jahres 1923 und SS und SA in Schwabing, im Engliſchen Garten und in der Prinzregen⸗ tenſtraße ſammeln, während die Kämpfer des 9. November die 1923 an dieſem Tage aktiv eingeſetzt waren, am hiſtori⸗ ſchen Bürgerbräukeller Aufſtellung nahmen, folgten Mil⸗ lionen, die an dieſer erhebendſten Totenehrung, die die deut⸗ ſche Geſchichte kennt, nicht teilnehmen können, in ihren Ge⸗ danken denen, die ſie als Abord nung entſandt haben, nahmen weitere Millionen an der Mahnmalfeier zum Ge⸗ denken der Novembergefallenen im Rundfunk teil. Ein ganzes Volk ehrte ſo die Toten, die dem dritten Reich von heute den Weg bereitel haben. Im Braunen Haus herrſcht vom frühen Morgen an ein dauerndes Kommen und Gehen. Immer wieder erſchei⸗ nen Abordnungen der alten Kämpfer aus den verſchieden⸗ Nr. ſten Gauen, um dem Führer Geſchenke zu überbringen und ſich bei ihm zu melden. Vom Balkon des Braunen Hauſes weht eine rieſige Hakenkreuzfahne, im Hauſe ſelbſt im Ve⸗ ſtibül des erſten Stockes, mitten zwiſchen Blumengewinden und Kränzen, it ein Alkar aufgeſtellt, auf dem das Bild der am 9. November 1923 gefallenen Kämpfer ſteht. Links und rechts vom Altar ſteht eine Ehren⸗ wache der SS. Unten in der Halle erſcheinen nach und nach die Abordnungen der einzelnen Formationen von 1923 und nehmen ihre alten Fahnen wieder in Empfang, um ſie auf dem hiſtoriſchen Marſch noch einmal durch die Straßen Mün⸗ chens zu tragen. Der Zug zur Feldherrnhalle An der Feldherrnhalle, der geheiligten Stätte des Opfers vom 9. November 1923, drängen ſich die Maſſen ſchon Stunden vor dem feierlichen Akt Kopf an Kopf. Ein prächtiges Bild iſt es, als SA. und SS. vom Sie⸗ gestor her in Sechſer⸗Reihen in zwei tiefen Säulen in die Ludwigſtraße einmarſchieren und mit den Fahnen zu bei⸗ den Seiten der Feldherrnhalle Aufſtellung nehmen. a Die Verbände ſtellten ſich am Münchener Bürgerbräu⸗ keller in derſelben Weiſe auf wie ſeinerzeit am 9. Novem⸗ ber 1923. So ſieht man das Freikorps Roßbach, an ſei⸗ ner Spitze in ſchlichtem Braunhemd Obergruppenführer Heines.: Die Feldherrnhalle in München Dann kommt der Führer in grauer Windjacke, wie er am 9. November marſchierte. Der hiſtoriſche Marſch nimmt ſeinen Anfang. Menſchenmauern rings um den Max⸗Joſeph⸗Platz vor dem Nationaltheater. Schon gegen 12.30 Uhr traf die Spitze dort ein. In tiefer Ergriffenheit grüßt die Menge die Kämpfer des Jahres 1923. In der erſten Reihe marſchiert entblößten Hauptes der Führer, zu ſeiner Seite Miniſterpräſident Göring und Oberleutnant Kriebel. Er folgten dann die 6. Kompagnie unter Oberleutnant Berchtold, die Infante⸗ rieſchule, das Reiterkorps Wrede und die Freikorps ſowie der Bund Oberland. Die Menge grüßt in ehrfurchtsvollem Schweigen die alten Bir nen die im Zuge mit⸗ getragen wurden. Dumpfer Trommelwirbel ſetzte ein, als ſich die Spitze des Zuges der hiſtoriſchen Stätte an der Feldherrnhalle nähert. Minute des Schweigens 12,30 Uhr: Ein Trommelwirbel klingt auf. Böllerſchüſſe dröhnen durch die Stille, die augenblicklich einſetzt. Ganz München erhält durch die Schüſſe das Zeichen, eine Minute in ehrfürchtigem Schweigen zu verharren. Kurze Komman⸗ dos ſchallen über den Platz, die Arme recken ſich zum Deut⸗ ſchen Gruß empor. Ueber das eben noch brodelnde Meer der Menſchenmaſſen ſenkt ſich tiefes Schweigen. Gleichzeitig gibt der Rundfunk über alle deutſchen Sender die Namen der erſten 16 Gefallenen bekannt. Ganz Deutchſland ge⸗ denkt in ein er Minute der Toten, als deren Opfer die Saat des 30. Januar entſproſſen iſt. Vor beimarſch vor dem Führer An der Feldherrnhalle nimmt der Führer den Vorbei⸗ marſch der Kämpfer ab, die barhaupt nun das weite Rund füllen. Jede Sturmfahne wird von den Zehntauſenden mit dem Deutſchen Gruß gegrüßt. Tiefſte Ergriffenheit liegt über allen, an denen die Feldzeichen des Kampfes vor 10 Jahren, zerſchliſſen und in den Farben verblaßt, den⸗ noch gleichſam heute ſieghaft leuchtend, nun in unüberſehba⸗ rer Zahl vorüberziehen, an ihrer Spitze die Blut fahne vom g. November. Dann ſchreitet der Führer die Stufen der Halle hinan, und nun erſt, nach dem feierlichen Gedenken an die Toten, nach der in ihrer Stille doppelt eindringlichen Ehrung der Kämpfer des 9. November, brandet der Jubel der Zeyntau⸗ ſende auf, den Führer zu grüßen. Staatsminiſter Wag⸗ ner eröffnete hierauf den Weiheakt für das Mahnmal an die Gefallenen mit einer Anſprache. Dann tritt Miniſterpräſident Siebert an das Mikro⸗ phon. Er entbietet dem Führer den Deutſchen Gruß und teilt in ſeiner Anſprchae die Ernennung Adolf Hitlers zum Ehren⸗ bürger des Freiſtaates Bayern ſowie die Errichtung eines Adolf Hitler⸗Muſeums der nationalen Erhebung mit. Die Weihe des Mahnmales Am Schluß ſeiner Rede übergibt der bayeriſche Mini⸗ ſterpräſident dem Führer die Ehrenurkunde. Ergrif⸗ fen dankt der Führer dem Miniſterpräſidenten. Dann tritt Hermann Göring vor das Mikrophon und dankte im Namen der alten Garde dem Führer, daß er die braunen Kämpfer zu Ruhm und Freiheit geführt habe. Nach dem preußiſchen Miniſterpräſident ergreift der Stabschef Rö h m das Wort, um dem Führer das Treuegelöbnis ſeiner brau⸗ nen Soldaten an dieſer hiſtoriſchen Stätte noch einmal dar⸗ zubringen. Hierauf betritt der Führer unter den jubelnden Heilrufen der Menge das Rednerpult. Weiherede des Führers Männer der deutſchen Rewolution, meine alte Garde! Als wir im Jahre 1919 in den politiſchen Kampf ein⸗ traten, taten wir es noch als Soldaten. Wir alle haben ehren⸗ haft erſt für Deutſchland unſere Pflicht erfüllt. Erſt als die Heimat verſagte und die politiſche Führung jammervoll preisgab, was Millionen Menſchen mit ihrem Blute erkauft hatten, da entſchloſſen wir uns einzutreten in den Kampf der Heimat ſelbſt. Ausgehend von der Ueberzeugung, daß das Opfer der Soldaten vergeblich ſein muß, wenn die po⸗ litiſche Führung ſchwach wird. Da die Revolution des November 1918 die Geſetze von einſt gebrochen hat, konnte ſie nicht von uns erwarten, daß wir ſie als legalen Rechtszuſtand anerkennen r ärden. Wir haben ihr damals als Männer und politiſche Soldaten den Arieg angefagt, entſchloſſen, die Verantwortlichen des No⸗ vember zu ſtürzen, ſo oder ſo, früher oder ſpäter zur Re⸗ chenſchaft zu ziehen. So ſind wir denn auch im November 1923 marſchiert, erfüllt von dem Glauben, es könnte gelingen, die Schuldigen des November 1918 zu beſeitigen, die Männer zu vernichten, die ſchuld waren an dem namenloſen Unglück unſeres Vol⸗ kes. Das Schickſal hat damals anders entſchieden. Zehn Jahre ſind jetzt vergangen, und es iſt für mich an dieſem Tage das höchſte Glück, daß nunmehr die Hoff⸗ nung von einſt in Erfülluno egoneen iſt, daß wir nun zuſammengehen: die Repräſentanten unſeres Hee⸗ res und die Vertreter unſeres Volkes, daß wir wieder eins geworden ſind, und daß dieſe Einheit niemals mehr in Deutſchland zerbrechen wird. Damit hat erſt dieſes Blutopfer ſeinen Sinn erhalten und iſt nicht vergeblich geweſen. Denn wofür wir ſchon damals marſchierten, das war das. was jetzt Wirklichkeit geworden iſt. Würden unſere Toten des 9. November heute aufer⸗ ſtehen— ſie würden weinen vor Glück, daß neumehr die deuiſche Armee und das erwachende deutſche Volk ſich zu einer Einheit gefunden haben. Deshalb können wir heute mit Recht die Erinnerung an dieſe damalige Zeit pflegen und können mit Recht heute das Denkmal dieſer Zeit enthüllen. Uns hat das Schickſal den Weg gezeichnet, den wir niemals verlaſſen wollen. In dieſer Stunde. da wir wieder antreten für unſer Zolk, wollen wir uns erneut bekennen zu dieſem deutſchen Volk, zu ſeiner Ehre, zu ſeinem gleichen Recht, aber auch zum Bekennknis ſeines Friedenswillens und ſeiner Frie- densliebe. Es iſt ſchmerzlich, die Beſten ſeines Volkes zu verlieren Stets und immer haben die Beſten ihre Bruſt dem Feinde bieten müſſen. So wollen wir denn auch am heutigen Tage uns wieder aus tiefer Ueberzeugung bekennen zu dem Ge⸗ danken des Friedens, wollen uns klarmachen, wie ſchwer die Opfer ſind, die der Kampf erfordert, wollen aber auch dieſe Friedensliebe erneut verbinden mit unſerem Beſchluß, für die Ehre der Nation, für Freiheit der Nation und für ihr gleiches Recht jederzeit mutig einzutreten. Indem wir dieſes Denkmal enthüllen, will ich noch einmal allen denen danken, die in dieſen langen Jahren treu für die deutſche Wiederauferſtehung gekämpft haben, jeder an ſeinem Platz, will danken den Zehn⸗ und Hunderttauſenden von Kameraden der Bewegung, will danken den Männern der anderen Verbände, die, auf anderem Wege mar⸗ ſchierend, am Ende doch zu uns geſtoßen ſind und will auch denen danken, die die Wehrmacht in den neuen Staat hin⸗ einführten. Indem wir heute die ganze Kraft der Nation zuſammen⸗ ſchließen. geben wir den Token nunmehr ihre ewige Ruhe: denn dafür haben ſie gekämpft, dafür ſind ſie gefallen! Und in dieſem kiefſten Sinne wollen wir das Denkmal jetzt ent⸗ hüllen. Brauſend bricht in dieſer Stunde des Gedenkens an die 16 Blutopfer wie ein Schwur, wie jene Gefallenen Leben und Blut einzuſetzen für die Größe und Macht der Bewe⸗ gung in aller Zukunft, das Sieg Heil aus. Ernſt ſteht der, Führer vor dem Mahnmal. Noch einmal verharrt er einige Minuten ſchweigend, dann drückt er vielen alten Kämpfern ergriffen de Hand und grüßt das rieſige Holz⸗ kreuz, das an der Blutſtätte gegenüber dem Mahnmal errichtet worden iſt. Reichswehroffiziere und Offiziere der Landespolizei legen Rieſenlorbeerkränze am Mahnmal nieder. ö Noch einmal ſenken ſich die Jahnen. Dann raicht der Führer dem SA Führer von 1923, hermann Göring, der ſelbſt an dieſer Stelle ſchwer verwundet wurde, und dem SA-Jührer von 1933. Ernſt Röhm, noch einmal die Hand, grüßt noch einmal alle die, die ihn heute wie damals begleiten. 8 g f Als dann kurz darauf der Führer, in ſeinem Wagen ſtehend— neben ihm hatten auch Reichsſtatthalter Ritter von Epp, Miniſterpräſident Göring und Stabschef Nöhm Platz genommen— in langſamer Fahrt durch die Ludwig⸗ ſtraße fuhr, brauſte neuer unbeſchreiblicher Jubel über den weiten Platz. Unter klingendem Spiel erfolgte ſodann der Abmarſch der Fahnenabordnungen und der 195 Standarten der SA und Ss ſowie der Formationen der alten Kämp⸗ fer, die noch einmal am Mahnmal vorüberzogen., Kundgebungen vor dem Braunen Haus Nachdem die Feier an der Feldherrnhalle beendet war, zogen wiederum große Menſchenmaſſen vor das Braune Haus. Der Menſchenandrang wurde lebensgefährlich, als zu der für 15 Uhr angeſetzten Vereidigung von 8300 bayeriſchen Bürgermeiſtern ebenfalls große Menſchenmaſſen nach dem Königsplatz ſtröm⸗ ten. Die Menſchen umdrängten den Führer, als er nach der Feier wieder zum Braunen Haus kam, und der Jubel und die Begeiſterung der Maſſen wurde ſo ungeſtüm, daß gegenüber dem Braunen Hauſe die eiſernen Staketen⸗ zäune vollkommen eingedrückt und eingeriſſen wur⸗ den. Dabei gab es einige Leichtverletzte. Während der Führer im Kaſino des Braunen Hauſes wiederum eine große Zahl von alten Kämpfern zu einem ſchlichten Mittag⸗ eſſen empfing, verlangten draußen immer wieder die Maſſen im Sprechchor, den Führer zu ſehen. 5 Ein minutenlanges Brauſen erfüllt die Luft, als der Führer gegen 4 Ahr auf dem Balkon des Braunen Hauſes erſcheint und ſich der Menge zeigt. Die Wahlpropaganda der Reichsbahn Der Beauftragte des Führerſtabes der Reichsbahndi⸗ rektion Ludwigshafen keilt mit: Am Samstag, den 11. und Sonntag, den 12. November läßt die Reichsbahndirek⸗ kion Ludwigshafen über alle Strecken des Bezirkes der KReichsbahndirektion Ludwigshafen einen Wahlpropa- ganda- Sonderzug verkehren, der das Pfälzer Voll in ein⸗ dringlicher Weiſe auffordert, bei dem am Sonntag, den 12. November, ſtattfindenden Volksbekennknis unſerem Füh- rer Adolf Hitler ſeine Stimme zu geben. 3 95 deulſche Mann. jede deutſche Frau ſtimmt mit a Der Reichstagbrand⸗Prozeß. Frauen um Dimitroff Jeuginnen marſchieren auf.— Die Reiſebegleiterin in der Brandnacht. Zu Beginn der Donnerstagverhandlung im Reichs- tagsbrandprozeß teilt Rechtsanwalt Dr. Teichert mit, daß der als flüchtig bezeichnete Zeuge Kämpfer in Bran⸗ denburg wohne. Zeuge Major a. D. Schröder aus Roſtock entſinnt ſich, daß der Kellner Helmer eines Tages im Bayernhof ihn auf ausländiſche Perſonen beſeiert d gemacht habe. Er Zeuge, habe ihm Er abt ofort der Polizei Mittei⸗ 5— zu machen. Er ſelbſt habe die Ausländer nicht ge⸗ eben. Nun werden einige Frauen als Zeugen über Dimitroff vernommen. Frau Anna Schreiber war von 1927 bis 1929 Aufwartefrau bei einer Sekretärin Fanny Kaſpeizer, bei der Dimitroff und der kommuniſtiſche Landtagsabgeordnete Eberlein in Untermiete gewohnt hatten. Auf den Briefen an Dimitroff ſei der Name Jan Schaafsmanja geſtanden; unter dieſem Namen habe ſie den Untermieter auch gekannt. Er habe viele Bücher mit Bildern über Nacktkultur gehabt, ſie habe deshalb geglaubt, daß er Schriftſteller wäre. Später tat die Frau dort keine Dienſte mehr. Zeugin: Als mich Dimitroff auf der Straße getrof⸗ fen hat, hat er zu mir geſagt: Frau Schreiber, kommen Sie doch wieder zu uns. Da habe ich geantwortet: Nein, zu Ihnen komme ich nicht wieder. Die Wirtſchaft paßt mir nicht. Ich laſſe mir nicht von Ihnen und Fräulein Kaſpeizer däm⸗ lich kommen(in großer Erregung), warum, das werden Sie ja wiſſen, Sie frecher Kerl! a Der Vorſitzende erſucht die Zeugin, ſich in angemeſ⸗ ſener Form zu äußern und fragt, warum Sie denn von Frau Kaſpeizer weggegangen ſei? Zeugin: Weil Herr Dimitroff mich vergewaltigen wollte, darum bin 5 weggegangen.. Dimitroff: Ich bin erſtaunt über dieſe Frechheit. Vorſitzender mit erhobener Stimme: Schweigen Sie, Dimitroff, haben Sie noch eine Frage zu ſtellen? Dimitroff: Eine Frage an dieſe Zeugin zu ſtellen iſt unter meiner Würde. Dimitroff: Ich erkläre folgendes: Ich bin in der Wohnung von Fräulein Kaſpeizer in der zweiten Hälfte des Jahres 1930 bis Ende November 1931 geweſen unter dem Namen Dr. Schaafsma, Schriftſteller. Ich habe in dieſer Zeit niemals Eberlein in der Wohnung geſehen. Hier werden nur unwahre Zeugenausſagen gemacht, damit die Anklage eine Stütze bekommt. Der Vorſitzende ruft in großer Erregung Dimi⸗ 19 10 11 0 weiſe das zurück und entziehe Ihnen das o r Die nächſte Zeugin iſt Fräulein Rösler, die in der Nacht vom 27. zum 28. Februar im Schlafwagen von Mün⸗ chen nach Berlin zuſammen mit Dimitroff gefahren iſt. Auf eine Frage des Vorſitzenden bekundet die Zeugin: Ich ſuchte auf dem Münchener Bahnhof nach Bekannten und kam da⸗ durch mit Dimitroff in ein Geſpräch. Als ſich der Zug in Bewegung geſetzt hatte, kam Dimitroff durch den Wagen und unterhielt ſich mit mir. Wir haben uns bis 1 Uhr oder 1,30 Uhr unterhalten. Wir verabredeten uns für denſelben Abend in Berlin in ein Kaffee. Dann ſind wir auseinander⸗ i Ich habe Dimitroff dann nicht mehr wiederge⸗ ehen. Ich bin morgens ſehr früh aufgeſtanden und wir ka⸗ men an einem großen Bahnhof vorbei, auf dem Zeitungen ausgerufen wurden: Der Reichstag in Flammen! Ich habe das anfänglich nicht geglaubt.. Inzwiſchen hatten Mitreiſende eine Zeitung mitgebracht und unterhielten ſich über den Reichstagsbrand. Auch Di⸗ mitroff kam zum Kaffee und ſah die Zeitung. Ex hat nur mit dem Kopf geſchüttelt, aber abends im Kaffee, hat er geſagt, er glaube nicht., daß es die Kommuniſten ge⸗ macht hätten. Dimitroff: Ich habe geſagt, es müſſen politiſche Provokateure geweſen ſein. Dieſe klaſſiſchen Zeugen der klaſſiſchen Anklageſchrift haben wir hier ja auch auftre⸗ ten ſehen. Der Vorſitzende unterbricht Dimitroff erregt. Dann wird als Zeugin Frau Anni Krü ger vernom⸗ men. Sie wird vom Vorſitzenden darauf hingewieſen, daß ſich in den Akten eine gedruckte Verlobungs⸗ anzeige befindet mit dem Text:„Als Verlobte empfeh⸗ len ſich Anni Krüger und Dr. Jan Schaafsma⸗Schmidt.“ Die Zeugin erklärt dazu, dieſe Karten habe ich drucken laſſen, um den Leuten den Mund zu ſtopfen, die über meine Beziehun⸗ gen zu Herrn Dimitroff klatſchten. Dimitroff hat dieſe Kar⸗ ließ nie geſehen. Er hat auch nicht gewußt, daß ich ſie drucken ieß. Vorſitzender: Was wurde denn über Sie geredet? Zeugin: Ueber meine Beziehungen zu Dimitroff. Ich bin deswegen ja auch von meinem Mann geſchie⸗ den worden. Als der Angeklagte Dimitroff wiederum verſucht, ausfal⸗ lend zu werden, ſpringt der Vorſitzende auf, entzieht dem Angeklagten Dimitroff das Wort und ſchließt unmittelbar darauf die Sitzung. g Der Freitag bleibt ſitzungsfrei. Am Samstag wird die Verhandlung fortgeſetzt. g ——.—.....—.—.——(ͤ— ů e eee eee derer eee egg pn egen „ Eine ſeltene Frau Noman von Fr. Lehne. 14) „Vielleicht, daß du unſer Kleinchen einmal ins Gärtner⸗ platztheater begleiteſt?“ ſagte Adrienne.„Für ich iſt es auch kein Opfer, Gerd, da du gern eine Operette hörſt, wie ich wohl weiß. Iſt es euch denn recht?“ „Mir iſt alles recht, was du ſagſt, Tantchen! Aber es iſt doch nicht nötig, daß Gerhard mitgeht!“ verſetzte Thea mit niedergeſchlagenen Augen.„Liddy kann mich doch obholen.“ „Das iſt ganz ausgeſchloſſen, Kind. Gerhard wird ſchon gern mit dir gehen—“ Sie konnte nicht weiter ſprechen, da ein heftiger Huſtenanfall ſie erſchütterte. Thea ſtützte ſie und ielt ſie am Arm, bis es vorüber war, dann legte ſie die Er⸗ 895d ſanft in die Kiſſen zurück. „Armes Tantchen, daß du ſo leiden mußt!“ Sie ſtrei⸗ chelte Adas Wangen.„Wenn es nur beſſer würde.“ Adrienne verſuchte zu lächeln und nickte ihr zu. Sie fühlte ſich ſehr ſchwach. Ihre Augen ſuchten Gerhard, der noch am Fenſter ſtandd. N 8 Er hatte es nicht über ſich dringen können, an ihr Bett zu eilen, während Thea um ſie beſchäftigt war Immer wie⸗ der bewunderte er die Selbſtbeherrſchung des Mädchens; er konnte nicht ſo unbefangen ſein. Entweder war ſie ſehr naiv, ohne das Vewußtſein ihres Unrechtes Ada gegenüber, oder ſie war ſehr raffiniert und kalt— Theodora verließ das Zimmer unter irgend einem Vor⸗ wand; ſie wollte den beiden Gelegenheit geben, ſich auszu⸗ ſprechen, wohin Gerhard ſie führen ſolle. Sie war ſehr un⸗ glücklich darüber, daß für die nächſte Zeit gicht daran zu denken war, eine Feſtlichkeit zu beſuchen. Mittlerweile war der Karneval vorüber, und ſie hatte nichts davon gehabt und ſie wollte genießen.. „Was haſt du nur, Gerd? Viſt du verſtimmt? fragte Ada leiſe, als ſie allein waren. Jetzt ſaß er bei ihr auf dem Platz, den Thea verlaſſen, und hielt ihre Hand in der ſeinen.„„ 255 „Nein, ich bin nicht verſtimmt, meine Ada! Rur— ich ſorge mich um dich!“ entgegnete er. „O nicht doch, Liebſter, das iſt nicht nötig— das bißchen Huſten! Doch dich ſtört er, ich weiß es— du kannſt darüber nicht ſchlafen. Ich bemühe mich ja ſo, den Huſten zu unter⸗ drücken— aber es geht nicht immer— ſei nicht höſe darü⸗ ber“, und bittend ſah ſie ihn mit den ſchönen dunklen Augen an. Er war doch erſchüttert durch ihre Worte. Weil er in ſündiger Liebe einer anderen gedachte, deshalb konnte er nicht ſchlafen— und ſie meinte, ihr Huſten ſei die Veran⸗ laſſung, ſo daß ſie ihn um Nachſicht hat! 5 Er beugte ſich nieder und küßte ſie auf die Stirn. „Liebe Ada!“ ſagte er leiſe. Da fing ſie wieder von Thea an. Wie lieb ſie die Nichte habe. Sie ſei hier förmlich aufgeblüht, und ſchon um der Schweſter willen, die ſo an dem einzigen Kinde hänge, fühle ſie ſich verpflichtet, Thea noch recht viel Freude zu bereiten. „Ach, Liebſter, Agnes tut mir ja doppelt leid in ihrer reud⸗ und liebeloſen Ehe, nun ich weiß, was einem das eben abe dich Sie hat ja Thea, ihr Kind— und ich — ich habe dich—“ Eine grenzenloſe Liebe klang aus ihren letzten Worten und lag auf ihrem blaſſen Geſicht. Er legte ſeinen Kopf neben den ihren auf die Kiſſen, um ſie nicht anſehen zu müſſen. „Ada, du denkſt viel zu gut von mir— ich bin nur ein ſündiger Menſch— du aber biſt eine Heilige“, flüſterte er mit halberſtickter Stimme. 4 Wenn ſie ahnte, was in ihm vorginge— es wäre ihr Tod! Sie ſtreichelte leiſe ſein dunkles, lockiges Haar und lächelte vor ſich hin. Sie ſprachen nichts mehr. f Jeder dachte ſeine Gedanken. Sie in Glück und Ver⸗ trauen— er in Schmerz und Begehren! 7. Kapitel. Die Vorſtellung war zu Ende. 80 Thea hatte brennend gern den„Walzertraum“ hören wollen und Gerhard hatte die Plätze beſorgt. Beide waren in beſter Stimmung geweſen und bedauerten, daß er vor⸗ bei war. Am Ausgang ſchob er ſeinen Arm unter den ihren. 4 „Wo gehen wir nun hin, Thea?“ Sie lachte ihn an. „O du lieber, o du geſcheiter, o, du ganz gehauter Fratz!l Und Sie fragen noch, Herr Doktor? Ueberall hin, nur nicht nach Hauſe. Am liebſten nach Maxim, dort bin ich ſehr intim.“ Eigentlich hatte er ſich vorgenommen, nach dem Theater nach Hauſe zu fahren. Seine Schuld gegen Adrienne drückte ihn— aber vor Theas blitzenden Augen brachen ſeine guten Vorſätze im Nu zuſammen. „Beſtimmen Sie, Thea.“ „Wo es recht amüſant iſt— ich möchte mal in oine Bar.“ „Aber Thea, Ihre Wünſche ſind ſehr kühn.“ „Tun Sie nur nicht ſo, verehrter Herr Onkel.“ „Sie werden enttäuſcht ſein. Das Nachtleben beginnt erſt ſo viel ſpäter, wenn wir längſt daheim ſein müſfen. Wir werden ſicher allein ſein.“ 75 „Ah, und Sie fürchten ſich davor? Dann auf ins Luit⸗ pold!“ 5 .„Nein, Thea! Erſtens werden wir ſicher keinen Platz mehr bekommen und zweitens werde ich dort viele Bekannte treffen.“ 5 „Und das wäre Ihnen nicht recht? Dann können wir auch nach Hauſe fahren!“ meinte ſie ein wenig pikiert. „Nicht gleich ſo kurz angebunden ſein, Thea. Nein, ich will Sie allein für mich haben!“ verſetzte er, mit heißem Blick ihre Augen ſuchend.„Ich denke, wir werden im Rats⸗ keller etwas eſſen— und jetzt haben wir wieder Masken⸗ freiheit, du kleine, ſüße Theal“ Ein Auto brachte ſie ſchnell zur Stelle. In einer Ecke, von der aus ſie bequem das Lokal üebrſehen konnten, fan⸗ den ſie ein ungeſtörtes Plätzchen an einem Tiſche für ſich. Thea ſtudierte die Speiſekarte. Das tat ſie mit Vorliebe. Schließlich beſtellte ſie doch nicht, ſondern überließ es Ger⸗ ö hard, der ſchon das Richtige für ſie herausfand. Hell klangen ihre Gläſer aneinander. Er hatte eine Flaſche Burgunder kommen laſſen— zur Erwärmung des inneren Menſchen, wie er ſcherzend bemerkte. Denn draußen war es bitterkalt. „O, mich friert nicht— hier meine Hände ſind ganz warm.“ 5 28 Aus dens badloclien Lande Steuerſenkung in Baden Hherabſetzung der landwirkſchaftlichen Grundſteuer um ö 70 Prozent. (J) Karlsruhe, 9. November. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt mit: Die bereits unterm 10. Oktober dieſes Jahres in der Preſſe angekündigte Verordnung des Finanz⸗ und Wirt⸗ ſchaftsminiſters zur Durchführung der Senkung der land⸗ wirtſchaftlichen Grundſteuer(Landwirtſchaft, Forſtwirt⸗ ſchaft, Gärtnerei, Weinbau) iſt im Geſetz⸗ und Verordnungs⸗ blatt Nr. 74 erſchienen. i Geſenkt wird darnach die landwirtſchaftliche Grund- ſteuer des Landes für die Zeit vom 1. Oktober 1933 an um 70 v. 95. Dieſe Steuerſenkung iſt auch für das ganze Rechnungsjahr 1934 in Ausſicht genommen. Eine Senkung der Gemeinde⸗ und Kreisſteuer ſowie der an die Grundſteuer ſich anſchließenden Landes⸗ und Orts⸗ kirchenſteuer kann in Baden ebenſowenig wie in den übri⸗ 5 erfolgen, da hierzu die finanzielle Möglichkeit ehlt. Die Senkung wirkt ſich dahin aus, daß künftig für land⸗ wirtſchaftliches Grundvermögen an Landesgrundſteuer von 100 Mark Steuerwert nur noch zu entrichten ſind bei einem Geſamtwert des ſteuerbaren landwirtſchaftlichen Grundver⸗ mögens von 10 000 Mark und weniger ſtatt 29 Pfennig 9 Pfennig: von mehr als 10 000 Mark, aber nicht mehr als 20 000 Mark ſtatt 38 Pfennig 11 Pfennig; von mehr als 20 000 Mark ſtatt 56 Pfennig 17 Pfennig. die beteiligten Steuerpflichtigen erhalten von den Finanzämtern über das Ausmaß der für ſie in Betracht kommenden Steuerſenkung im einzelnen Nachricht und zwar entweder in ihrem Grund⸗ und Gewerbeſteuerbeſcheid 1933 oder in einer beſonderen Mitteilung. Es empfiehlt ſich daher, Anfragen an die Fi⸗ nanzämter in dieſer Richtung zu unterlaſſen. Die Finanz⸗ ämter haben für die ſchwierige Durchführung der Steuer⸗ ſenkung(Feſtſtellung der Steuergrundlagen, Berechnung der Steuerſenkung und der noch zu erhebenden Steuer ſowie Mitteilung an die Steuerpflichtigen) ausführlich Weiſung erhalten. Bei der außerordentlich großen Steuererleichterung wird erwartet, daß die hiernach künftig verbleibende Teilſteuer⸗ ſchuld pünktlich und in vollem Umfang entrichtet wird. Ebenſo wird die umgehende Zahlung nicht geſtundeter Steuerrückſtände aus der Zeit vor 1. Oktober 1933 erwartet. Die Arbeitsruheſtunde in Baden Karlsruhe, 10. Nov. Die Preſſeſtelle beim Staatsmini⸗ ſterium teilt mit: Die Staatsregierung hat ſämtliche Lan⸗ desbehörden, Landesſtellen und Landesanſtalten angewie⸗ ſen, ſoweit ſich die Möglichkeit hierzu bietet, Vorſorge zu treffen, daß ihren Beamten, Angeſtellten und Arbeitern während der Arbeitsruheſtunde am Freitag, den 10. No⸗ vember zwiſchen 13—14 Uhr Gelegenheit geboten wird, die Anſprache, die der Führer im Kampfe um Deutſchlands Ehre, Freiheit und Frieden in einem großen Berliner Werk halten wird, im Rundfunk anzuhören.— Die Gemeinden und ſonſtigen Körperſchaften werden erſucht, ſich dem Vor⸗ gehen der Landesbehörden anzuſchließen. * Ein Aufruf des evangeliſchen Candesbiſchofs ) Karlsruhe, 9. Nov. Der evangelische Landesbiſchof 1275 zum 12. November einen Aufruf erlaſſen, der in allen ottesdienſten den Gemeinden bekanntgegeben wird. Der Aufruf lautet: 5 An ſämtliche Glieder der evangeliſchen Landeskirche Ba⸗ en! Unſer deutſches Volk iſt zu einer hochbedeutenden Ent⸗ ſcheidung aufgerufen. Unſer Volk ſoll zeigen, daß es geſchloſ⸗ ſen hinter dem Führer ſteht und aus ganzem Herzen ſeiner Politik zuſtimmt, die nichts anderes will als den Frieden unter den Völkern und die Ehre unſeres deutſchen Volkes. Die evangeliſche Bevölkerung unſeres Landes hat Gelegen⸗ heit, an dieſem Tag ein Bekenntnis der Treue und Dank⸗ barkeit gegen unſeren Führer abzulegen, den Gottes Gnade in ſchwerſter Notzeit uns geſchenkt hat und der für das Wohl und für die Zukunft unſeres deutſchen Volkes und da⸗ mit auch unſerer evangeliſchen Kirche ſeine ganze Kraft ein⸗ ſetzt. Ich rufe daher alle Glieder unſerer evangeliſchen Kirche Badens auf an ihrem Teil mitzuhelfen. daß dieſer Tag eine einmütige Kundgebung rückhaltloſen Vertrauens zu dem Werk Adolf Hitlers werde. Landesbiſchof D. Kühlewein. Erzbiſchof Gröber zum 12. November . Freiburg, 10. Nov. Erzbiſchof Dr. Konrad Gröber er⸗ däßt folgenden Aufruf zur Wahl am 12. November: Die deutſche Regierung hat den Völkerbund verlaſſen, weil er die Gleichberechtigung unſerem Volke vorenthielt. Sie wendet ſich nunmehr an das geſamte deutſche Volk, da⸗ mit es am 12. November ſein klares Urteil über dieſen be⸗ deutſamen Schritt ſeiner Regierung fällt. Die Volksstimme will aber noch weiter mehr ſein, als eine Deckung des Re⸗ gierungsbeſchluſſes. Das deutſche Volk ſoll damit als ganzes 210 575 übrigen Völkern eindrucksvoll reden und Gleichberech⸗ 5 fordern. Es erſtrebt damit drei Ziele, die ſowohl der natio⸗ nalen Ehre als dem chriſtlichen Sittengeſetz und Völkerrecht entſprechen. Es ergibt ſich deswegen als vaterländif Pflicht, dem deutſchen Vaterland und Volk wie bisher ſo auch in der gegenwärtigen Schickſalsſtunde die Liebe und Treue zu wahren und am 12. November die Einmütigkeit mit den übrigen Volksgenoſſen zu beweiſen Dabei ver⸗ trauen wir auf des Herrn Reichskanzlers Wort, daß nun unter die für ſo viele treue Staatsbürger ſchmerzliche Ver⸗ gangenheit ein Strich gezogen iſt und das Friedenswerk dez onkordats uns Katholiken unter Ausſchluß von Abſtrichen. Umdeutungen und Uebergriffen geſichert bleibe. Konrad Gröber, Erzbiſchof. 6 Kein Brandwein am Wahltag e Karlsruhe, 8. Nov. Die Preſſeſtelle beim Staate⸗ miniſterium teilt folgende Bekanntmachung des Mini⸗ ſters Auf G b 5 uf Grun s Paragraphen 15 des Gaſtſtättengeſetzes vom 28. April 1930(Reichsgeſetzblatt J, Seite 146 121 der Verordnung des Staatsminiſteriums über den Vollzug des e vom 7. Juli 1930(Geſetz⸗ und Verord⸗ nungsblatt Seite 73) wird der Ausſchank von Branntwein und der Kleinhandel mit Trinkbranntwein am Sonntag, den Motorrad abgeholt. Dabei kam ſie mit dem Fuß in die ng, Frieden und Arbeit in machtvoller Geſchloſſenheit 12. November 1933 bis zum Eintritt i i Baden 5 i f 5* 1 55 e 8 i Heidelberg.(Tragiſcher Tod.) Der 58 Jahre alte ſtädliſche Arbeiter Karl Kolb wurde in ſeiner Wohnung in der Floringaſſe durch Gas vergiftet tot aufgefunden. Kolb, der über 30 Jahre bei der Stadt beſchäftigt war, hat allem Anſchein nach im Halbſchlaf den Hahn der Gaslampe, der nur halb geſchloſſen war, verſehentlich geſtreift und ſo wieder geöffnet. l Sinsheim.(Tödlich verunglückt.) In Daisbach ſtürzte der Maurermeiſter Heinrich Stichling beim Umdecken eines Daches auf den Weg herab, daß er bewußtlos vom Platze getragen werden mußte. Der herbeigerufene Arzt konnte nur noch den Tod des Mannes feſtſtellen. (9) Forbach(Murgtal), 9. Nov.(Bei Baua rbeiten verunglückt.) Bei Bauarbeiten an der Kreisſtraße Forbach— Bermersbach verunglückte der Bauarbeiter Al⸗ bert Eckert dadurch, daß er beim Abladen von ſchweren Granitſteinen von einem ſolchen am Kopfe und am Rücken getroffen und hierbei ernſthaft verletzt wurde, ſo daß er ſo⸗ fort in das Krankenhaus Forbach verbracht werden mußte. O Freiburg.(Zuchthaus wegen Sprengſtoff⸗ verbrechens.) Vor dem Schwurgericht hatte ſich der Hilfs⸗ arbeiter Wilhelm Lehmann aus Weil a. Rh. wegen Ver⸗ gehens gegen das Sprengſtoffgeſetz zu verantworten. Leh⸗ mann hatte als Mitglied der KPD. Verabredungen zur Be⸗ gehung von Terrorakten getroffen. um in den Beſitz des zur Zerſtörung von Gebäuden, Brücken, Eiſenbahndämmen uſw. nötigen Sprengſtoffes zu kommen, verſuchte er in Verbindung mit Arbeitern zu kommen, die in Steinbrüchen beſchäftigt waren. Dieſe bat er wiederholt um Ueberlaſſung von Spreng⸗ ſtoffen aus den Steinbrüchen, doch erreichte er ſein Ziel nicht. Er wurde nunmehr auf Grund des Sprengſtoffgeſetzes zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. 0 3 Müllheim.(Sich ſelbſt in die Luft ge⸗ ſprengt.) In Schweighof bei Müllheim hat ſich ein gräß⸗ licher Selbſtmord ereignet. Ein des Lebens überdrüſſiger jun⸗ ger Mann von 22 Jahren namens Leiſinger ſteckte ſich eine Sprengkapſel in den Mund, die er dann zur N brachte. Die Wirkung war furchtbar. Der Kopf des Ung ück⸗ glücklichen wurde buchſtäblich in Stücke zerriſſen und auch der ganze Oberkörper zeigte furchtbare Sprengwirkungen. Was den jungen Mann in den Tod getrieben hat, iſt noch nicht bekannt. Wahrſcheinlich liegt Liebeskummer vor. i Aus Nah und Fern. Lambrecht gedenkt der Opfer des Separatiſtenüberfalls vor 10 Jahren. Lambrecht. Aus Anlaß der 10. Wiederkehr des Tages, an dem ſeparatiſtiſches Mordgeſindel in Lambrecht einfiel und drei achtbare Bürger niederſchoß, fand eine würdige Gedenkſtunde ſtatt. Punkt 4 Uhr ertönten die Fabrik⸗ und Feuerſirenen und in den Betrieben wurde die Arbeit auf zwei Minuten unterbrochen. In den Schulen wurde auf die Bedeutung des Tages hingewieſen. Der geſamte Stadtrat begab ſich nach dem Friedhof, um an den Gräbern der Op⸗ fer des Separatiſtenüberfalls Kränze niederzulegen. Beim Bürgermeiſteramt lief folgendes Telegramm ein:„An die Einwohner der Stadt Lambrecht! Der Gauleiter der Pfalz und der Brigadeführer der SA. als Bevollmächtigter der Oberſten SA.⸗Führung bei der Regierung der Pfalz grü⸗ ßen in dieſer Stunde das arbeitſame Waldſtädtchen Lam⸗ brecht. Sie gedenken dem Tag der 0 eben Wiederkehr des Separatiſtenüberfalls der tapferen Bevölkerung und der toten Männer, die in ſchwerer Zeit ihrem Vaterland ein leuchtendes Vorbild der Treue waren. Möge aus ihrem Opfer der Segen der Kameradſchaft der Schaffenden und über ein neues Deutſchland der Arbeit, Ehre und des Frie⸗ dens kommen. Der Stellvertreter des Sonderbeauftragten des oberſten SA.⸗Führers bei der Regierung in Speyer. gez. Röhrig.“ Marburg(Durch Exploſion einer Wärme ⸗ flaſche ſchwer verletzt.) In Neuſtadt war eine ver⸗ ſchloſſene mit Waſſer gefüllte Wärmeflaſche in den geheiz⸗ ten Ofen geſtellt worden. Nach kurzer Zeit explodierte die Flaſche und riß den Ofen in Stücke. Durch die umherflie⸗ genden Eiſenſtücke wurde die im Zimmer anweſende Haus⸗ frau ſchwer verletzt. ö Altenſchlierf.(Tragiſcher Tod.) Tod erlitt die Ehefrau Niepoth aus Altenſchlierf. Zur Beer⸗ digung ihrer Schweſter in Stuttgart wurde ſie auf einem 0 EE Speichen. Der Fuß wurde ihr abgeriſſen. Sie ſtarb an Wundſtarrkrampf und wurde neben ihrer Schweſter beer⸗ digt. 5. Doppelmord Heiligenbeil, 9. Nov. In Eichholz(Kreis Heiligenbeil) wurden der Abbaubeſitzer Otto Naß und deſſen Schwieger ⸗ tochter, Frau Naß, in der Wohnung mit einer Axt erſchla⸗ en aufgefunden. Es ſcheint be um einen Raubmord zu andeln. Unter dem Verdacht der Täterſchaft ſtehen ein 22⸗ jähriger Knecht, der flüchtig iſt, und ein etwa 40 Jahre alter er. +————7ð—1 3 100 Prozent Ja⸗Stimmen Oldenburg, 10. Nov. Wie die Preſſeſtelle des Skaaks. miniſteriums mitteilt, lief folgender Funkſpruch ein:„Auf dem Schulſchiff„Deutſchlands haben zur Reichstagswahl und Volksabſtimmung 38 Wahlberechtigte 38 Ja- Stimmen abgegeben. Paßzfälſcherzenkrale in Saarbrücken. Großblittersdorf(Saar). Zwei Verhaftungen, die die Gendarmerie von Großblittersdorf dieſer Tage vornahm, haben zur 1 einer Paßfälſcherzentrale in Saar⸗ brücken geführt. Die beiden Verhafteten führten zwei ver⸗ ſchiedene Päſſe mit 563 Aus dem einen Paß ergaben ſich die Unterſchriften und das Viſum des franzöſiſchen Konſuls in Berlin als gefälſcht. Der zweite Verhaftete hatte eine ebenfalls gefälſchle ſaarländiſche Einreiſeerlaubnts bei ſich. Kommuniſtiſches Bubenſtück Das Grab von Görings Frau geſchändel. Stockholm, 9, November. In der Nacht wurde das Grab von Frau Karin Göring auf dem Kirchhof von Lovö bei Stockholm von Bubenhand geſchändet. Die Kränze und Blu- men Und insbeſondere ein aus Efeu beſtehendes Hakenkreuz wurden vom Grabe weggeriſſen. Auf dem Grab wurde ein . Schreiben gefunden, das einen Proteſt gegen den National⸗ ſozialismus darſtellen ſoll. 9 5 Der An Geſchäftsträger hat im ſchwediſchen ln miniſterium den Vorfall zur Sprache gebracht. Von ftr tän⸗ diger Stelle wurde eine gründliche Unterſuchung und ſtrenge Beſtrafung verſprochen. 8. Wie verlautet, hat ſich Miniſterpräſident Göring ent⸗ ſchloſſen, den Sarg ſeiner Gattin von Schweden nach Deutſchland überführen zu laſſen. Einen tragiſchen f Lalæale Nuudocliau — Martini im Volksglauben. Der 11. November, Mar⸗ tini, gilt im Volksglauben als ein bedeutſamer Tag in meteorologiſcher wie in landwirtſchaftlicher Hinſicht. Wie die⸗ ſer Tag ſich geſtaltet, ſo erfährt das Volk die Art des kom⸗ menden Winters: An Martini Sonnenſchein, tritt ein kalter Winter ein. Wenn auf Martini Nebel ſind, wird der Winter gelind. Wolken an Martinitag, der Winter unbeſtändig wer⸗ den mag. Vor allem gilt der 11. November als der Schnee⸗ bringer. St. Martin reitet gern auf weißem Pferd, ſagt der Volksmund Sehr zutreffend heißt es weiter: An St. Mar⸗ tin raucht es aus dem Kamin, d. h. nun iſt es ſchon ſo kalt, daß man die Zimmer heizen muß. Daher wird auch dem Landwirt der Rat gegeben: Am Martinstag bring die Kuh in den Stall! Nun iſt auch die Zeit gekommen, da die Gänſe fett ſind und der erſte Heurige getrunken werden kann: Bei fetter Gans und Saft der Reben, laßt uns den hl. Martin leben! Leider werden dieſer freundlichen Aufforderung auch heuer nur wenig Glückliche nachkommen können. Die heutige Weiheſtunde ö Kanzlerrede von Siemens⸗Schuckert aus. Die heutige Kundgebung um 12.50 Ahr, bei der der Reichskanzler unmittelbar zur deutſchen Arbeiterſchaft ſpricht, und die auf alle deutſchen Sender und auf alle deutſchen Betriebe übertragen wird, findet im Dynamo⸗Werk der Siemens⸗Schuckert⸗Werke in Berlin ſtatt. b Beflaggung von Freitagmittag an f Im Hinblick auf die bedeutſame Anſprache des Reichs⸗ kanzlers Adolf Hitler an das deutſche Volk hat der Reichs⸗ miniſter des Innern angeordnet, daß die Reichsdienſtge⸗ bäude ſchon von Freitag, den 10. November, mittags 12 Uhr an, bis einſchließlich Sonntag zu flaggen haben. Die Landesregierungen werden gebeten, für die Dienſtgebäude der Länder und der Gemeinden eine gleiche Anordnung zu treffen. Gleichzeitig fordert die Reichsregierung das ganze deutſche Volk auf, ſich dem Vorgehen der Behörden anju⸗ ſchließen. 5 Ul Die ſtädtiſchen Bedienſteten hören die Führer⸗Rede. Die Städt. Preſſeſtelle teilt mit: Am Freitag, den 10. ds. Mts., 13 Uhr, wird der Herr Reichskanzler zum deutſchen Volke ſprechen. Die Rede wird auf Lautſprechern über alle deutſchen Sender übertragen und ſoll den ſtädtiſchen Be⸗ dienſteten zu. Gehör gebracht werden. Hierfür iſt der Roſen⸗ garten(Nibelungenſaal) auserſehen. Alle ſtädtiſchen Ver⸗ waltungen, Betriebe und Anſtalten mit geteilter Arbeitszeit verlegen deshalb— ſoweit es der Dienſt zuläßt— die Tiſch⸗ zeit auf 11 bis 13 Uhr. Die Bedienſteten der Betriebe mit ungeteilter Arbeitszeit werden vom Dienſt befreit und zwar ſo rechtzeitig, daß ſie um 13 Uhr geſchloſſen im Roſengarten ſein können. * — Die Stimmadgabe von Kranken. Von verſchiedenen Seiten gehen bei den Behörden Anträge ein, daß für die Kranken ein erleichtertes Abſtimmungsverfahren in der Woh⸗ nung zugelaſſen werden möge. Dazu teilt der Reichsminiſter des Innern mit, daß dies nicht möglich iſt, da nach dem geltenden Wahlrecht die Wahlhandlung nur in den von der zuſtändigen Behörde beſtimmten öffentlichen Abſtimmungs⸗ räumen vor einem Wahlvorſtand ſtattfinden darf. Nur für Kranken- und Pflegeanſtalten iſt ein vereinfachtes Verfahren vorgeſehen. Gegenüber den Wünſchen nach erleichterter Stimm⸗ abgabe durch Kranke kann nur darauf hingewieſen werden, daß durch die Ortsgruppen der NSDAP. ſowie durch die nationalen Verbände weitgehende Transportmöglichkeiten für Kranke geſchaffen ſind und daß auch das deutſche Rote Kreuz ſich und ſeine Einrichtungen zwecks Ermöglichung der Wahl⸗ ausübung durch Kranke voll zur Verfügung geſtellt hat. 550000 Tagewerke! Arbeitsbeſchaffungsprogramm der Stadt Mannheim. Mannheim, 10. November. Am Donnerstag nachmittag trat der Burgerausſchuß zu einer Sitzung zuſammen, die Oberbürgermeiſter Rennin⸗ ger mit Gedächtnisworten für die am 9. November 1923 vor der Feldherrnhalle Gefallenen eröfnfete. Alle Anweſen⸗ den erhoben ſich von den Plätzen zu Ehren jener Männer. Ohne Ausſprache wurden folgende Punkte der Tages⸗ ordnung einſtimmig genebmigt: 1. Zum Zweck der Arbeitsbeſchaffung 1938-34 kann die Stadt Anleihen bis zum Betrag von vier Millio⸗ nen Mark aufnehmen. 2. Die Vereinbarung zwiſchen dem Miniſterium und der Stadt Mannheim über die Verle⸗ zung der Handelshochſchule von Mannheim nach Heidelberg. 3. und 4. Für Straßenherſtellungen werder 44 518 Mark bewilligt. 5. Im Käfertaler Wald wird — vorbehaltlich der Staatsgenehmigung— eine Fläche von etwa 99 Hektar ausgeſtockt und aus dem Waldverband ausgeſchieden. Es ſoll dort eine Nebenerwerds⸗ ſiedlung anſtelle der in Friedrichsfeld gepnten Siedlung„Alteichwald“ errichtet werden. 6. Es wurden Ar⸗ beiten zur Unterfangung der unter dem Zuſchauer⸗ raum des Nationaltheaters befindlichen Ge⸗ wölbepfeiler in Anariff genommen. wofür 5000 Mark 5 dem für die künſtleriſche Ausgeſtaltung des Bahnhofsvlat⸗ zes genehmiaten und nicht nor nendeten Geſdern zur Ver⸗ fügung geſtellt werden. 7. Die Verſoraunasſatzung für die ſtädtiſchen Arbefter erhält eine Zuſanbeſtimmung, wonach auch ſchon vor Vollendung des 65. Lebensfahres verſor⸗ aunasberechtigte Arbeiter aus dem ſtädtiſchen Dienſt aus⸗ ſcheiden können, wenn dies aus dienſtlichen Gründen not⸗ wendig iſt. Im Anſchluß an die Tagesordnung der öffentlichen Sit⸗ zung machte der Oßberbſüürgermeiſter noch einige Auskſihrun⸗ gen über die Arbeitsbeſchaffunasmaßnah⸗ men der Stadt Mannheim. Seit dem Frühiahr wurden Arbeiten im Umfana von 30 000 Taaewerken mit einem Ge⸗ ſamtaufwand von 800 000 Mark in Anariff oenommen. Da⸗ durch ſind mehr als 200 Mann in Arbeti und Verdfenſt ge⸗ kommen. Eine große Reihe michtiger Arbeiten werden im kommenden Winter ausgeführt. i Für die vom Oberbfürgermeiſter genannten Arbeiten iind 4,45 Millionen Mark notwendig, von denen ein Teil bereits vorhanden iſt. Einſchließlich Arheitsdienſt werden insgeſamt 520 000 Tagewerke bereitageſtellt. womit für 2500 Mann Arbeitsmöalichkeft gegeben iſt. Fiir den Bau d Reichs autobahn ſind die arundſegenden Vararbeite beendet, ſo daß die Bauarhbeften ſelbſt in allernächſter Ze in Anariff genammen werden fönnen. Fine merkliche Entlaſtung des Arbeitsmarktes in Mornpeim wird Beginn des nächſten Jahres zu verzeichnen ſein. 11 i Sie lauern „Wir wollen uns bloß nicht einbilden, daß wir in Deutſchland in einem undurchſichtigen Raum ſitzen! Wir wollen uns vor allem nicht einbilden, daß man nicht mit großer Aufmerkſamkeit in Frankreich verfolgt, was z. B. die Pfalz macht. Nebenan im Saargebiet hat ſich, wie in einer Rück⸗ zugsſtellung ſonſt untergegangener Völkerſchaften, wie in einem Hottentottenreſervoir das ganze Landesverräterge⸗ ſindel und Separatiſtenzeug von den alten Micumleuten aus dem Jahre 1923 bis zu dem Leiter der repulbikaniſchen Beſchwerdeſtelle, Herrn Alfred Falk, dem Großdenunziator von Iſidor Weiß, angeſammelt. ö Sie ſpüren, daß ihnen der Boden unter den Füßen ſchwindet. Sie ſehen, daß in immer ſtärkerem Umfang die nationalſozialiſtiſche Welle ihnen auch die letzte Stellung wegſchwemmen wird. Mit Angſt ſpüren die Verräter, da auch einmal an der Saar ihr letztes Stündlein gekommen ſein wird. Sie lauern., ſie haben immer noch die ſtille Hoffnung, daß doch noch in Deutſchland ſich hier und dort Leute finden, die gegen ihr eigenes Vaterland am 12. No⸗ vember ſtimmen werden. Sie lauern.... Sie lauern auf jede Stimme, die ge⸗ gen Adolf Hitler fallen ſollte. Sie lauern auf jede Ge⸗ meinde, deren Wahlbeteiligung unter dem Durchſchnitt bleibt. Sie lauern und rechnen. Sie paſſen auf und werden nachzählen. Heute ſchon ſitzen ſie bei ihren franzöſiſchen Auf⸗ traggebern herum und flüſtern dieſen zu:„Was werdet Ihr machen, wenn in der 1 3 Stimmen gegen Adolf Hitler abgegeben werden? Wollt Ihr nicht dann bereit ſein, uns nach der Pfalz zurückzuführen?“ Wahrlich, wir ſtehen unter einer gefährlichen Wahlkontrolle. Die Entarteten und Ver⸗ kommenen des eigenen Volkes ſtehen drüben und zeigen über die Grenz. 118. 85 11118 Das deutſche Volk iſt friedlich. Das dritte Reich Adolf Hitlers kämpft nicht für die eigene Aufrüſtung, ſon⸗ dern für die Gleichberechtigung Deutſchlands, nicht für den Krieg, ſondern für den Frieden, nicht für Zerſtörung und Haß, ſondern für Aufbau und Arbeit. Die Separatiſten und Landes verräter, die aus Deutſchland geflohen ſind und jetzt jenſeits der Grenze ſtehen, kämpfen für etwas anderes— d. h. ſie kämp⸗ ſen nicht, aber ſie ſchwindeln, ſie hetzen, ſie verleumden, ſie lügen für neues Unglück und neue Zerſtörung. Wovon träumen dieſe Schurken? Sie träumen davon, geſchützt zu ſein, hinter Mauern von ſchwarzen franzöſiſchen Soldaten in unſer Land zurückkehren zu können, ſie träu⸗ men davon, mit fremder Gewalt zu ſcheußlicher Rache in deutſche Lande wieder einziehen zu können. 2 Jede Stimme, die bei der Wahl am 12. November fehlt, 5 Stimme, die nicht abgegeben wird, jede Stimme gar, die rrſinniger Weiſe als Neinſtimme fällt, iſt eine Stimme für den Sepäratismus, ermutigt die Separatiſten und Volks⸗ verräter, gibt ihnen Hoffnung zu ihren ſchauerlichen Plä⸗ nen. Jeder Miesmacher und jeder Meckerer, der ſeine Stimme nicht abgibt, wird drüben durch die Separatiſten ihren Auftraggebern vorgerechnet. Sehen Sie doch hier mon capitaine, da ſind wieder vier Stimmen, die nicht für Hitler abgegeben ſind, ah, das ſind unſere Leute, ah, die warten nur auf Frankreich, die warten nur auf Schwarz⸗ rotgold, die warten nur auf uns. Wir müſſen uns vollkommen klar ſein darüber, daß die Gefahr beſteht. Man darf nicht ſagen, es komme nicht dar⸗ auf an, ob dieſes oder jenes alte Mütterchen zur Wahl ge⸗ gangen ſei oder nicht. Man darf ſich nicht einbilden, es ſpiele feine Rolle, ob der Waldbauer Sonntags zum Wahllokal gegangen ſei oder nicht. i % Auf ſeine Stimmen kommt es heute an! Seine Stimme entſcheidet. Er trägt das Schickſal des Pfälzerlandes, des ganzen Reiches. 7 5 Beſonders in der Pfalz fallen die Stimmen ums Reich: hier wird die Entſcheidung erzwungen, nicht von der Partei, ſondern von dem geſamten Volke, daß alle Welt weiß, daß der Separatismus tot iſt, vorbei iſt und nie wie ⸗ derkommen kann. 5 Die Pfalz hat es ſchwerer als alle anderen Teile des Reiches, ſie ſtimmt zugleich für das Saarland mit 0 b. Fallen in der Pfalz alle Stimmen für Adolf Hitler, für des Reiches Einheit und Größe, gehen in der Pfalz alle Wahlberechtigten zur Urne, wählen in der Pfalz bei der Volksbefragung wie bei der Reichstagswahl alle immer nur für Adolf Hitler und das ncue Reich, ſo ſinkt die Hoffnung der Franzoſen und der Franzoſenknechte in nichts zuſam⸗ men. i f 1 0 ür zu ſorgen, daß ſie wählen und ih eee klf Aus DER NO, SERT WMRNMHE UMD BROT! Spenden pi dos deulſche Winterhilfswerk durch alle Banken, Sparkaſſen und Poſtanſtalten Wozu Familienforſchung? Ahnentafeln.— Schriftdenkmalſchutz für Kirchenbücher Die Genealogie oder Familienkunde iſt die Wiſſenſchaft vom Urſprung, der Folge und der Verwandtſchaft der Ge⸗ ſchlechter. Die älteſte Genealogie ſind die Götter⸗ und Hel⸗ dengeſchichten, die ſich bei faſt allen Völkern finden. Die Iſraeliten, die das ganze Menſchengeſchlecht auf einen Stammvater zurückführten, ließen von früheſten Zeiten an Geſchlechterregiſter führen. In Deutſchland gab im Mittel⸗ alter die Trennung der Bevölkerung in„Edle“ und„Ge⸗ meine“ den erſteren, die beſondere erbliche Vorrechte er⸗ langten, den Anſtoß, ſich ſorgfältiger mit der Familien⸗ forſchung zu beſchäftigen. Im 15. Jahrhundert traten auch die erſten genealogiſchen Schriftſteller auf, die aber oft, um den Mächtigen zu ſchmeicheln, die Stamm⸗ und Ahnen⸗ tafeln wiſſenſchaftlich fälſchten, ja ſogar manchmal auf die mythologiſchen Helden und ſelbſt über die jüdiſchen Könige auf Adam zurückführten. f Einer der erſten, die einen etwas kritiſcheren Maßſtab an die überlieferte Tradition und die Fabeln legten, war Matthäus von Pappenheim, der gleichwohl, wie die neueſte Forſchung bewieſen hat, verſchiedene Geſchlech⸗ ter und ganze Generationen durcheinandergewirbelt hat. Erſt Ritterſhuſius und Spener verlangten Ende des 17. Jahrhunderts von den Familienforſchern urkund⸗ liche Beweisführung. Von nun an wurde es hiermit all⸗ mählich beſſer, wenn auch von einer wiſſenſchaftlichen Fa⸗ milienforſchung erſt in den letzten Jahrzehnten, vor allem ſeit der Gründung der familienkundlichen Vereine geſpro⸗ chen werden kann. Einen großartigen Aufſchwung nahm die Familienforſchung nach dem Weltkriege, war al⸗ lerdings meiſt noch den gebildeten und vermögenden Ge⸗ ſchlechtern vorbehalten, vor allem wegen der vielen(auch pekunfären) Erſchwerungen, die die alte Tradition be⸗ kämpfenden Reaſerungen der Familienforſchung bereiteten. Erſt die nationalſozfaliſtiſche Regierung ſchuf hier grund⸗ legenden Wandel. Schon aus bevölkerungs⸗ und raſſepoli⸗ kiſchen Gründen leiht ſie der Familienforſchung ihre ſtärkſte Unterſtützung.„Um der Zukunft willen müſſen wir uns mit der Vergangenheit beſchäftigen“, ſo erklärte jüngſt der Sachverſtändige für Raſſeforſchung, Dr. Gercke.„Die Fa⸗ milienforſchung muß ihren Sinn finden in der engen Ver⸗ bindung mit den tiefen Strömen unſeres Blutes“. Sie darf daher nicht mehr Vorrecht der Beaüterten ſein: jedem Deut⸗ ſchen muß es möglich ſein, ſeine Ahnen zu erforſchen. Dazu iſt es aber nötig, die unerſetzlichen Urkunden, aus denen wir Kunde von unſeren Ahnen erhalten können, vor Verluſt und Vernichtung zu bewahren. Es handelt ſich vor allem um die Kirchenbücher, Matrikel der Hochſchulen, Leichenpredigten und andere Urkunden, die für die Fami⸗ lienforſchung wichtig ſind. Von dieſem Gedanken ausgehend, hat Reichsinnenminiſter Dr. Frick auf Vorſchlag von Dr. Achim Gercke an die Landesregierungen einen Erlaß zum Schutze der Schriftdenkmäler gerichtet, in dem es heißt, er beabſichtige, dieſe ſo wichtigen Urkunden unter Schriftdenkmalſ bur zu ſtellen und die Vervielfäl⸗ tigung der Urkunden durch Photokopien zu veranlaſſen. Für den Augenblick bitte er jedoch die Landesregierungen, darauf einzuwirken, daß in Gefahr befindliche Urkunden in ſicheren Räumlichkeiten aufbewahrt werden und daß die Benutzung der Urkunden durch unberufene Perſonen künf⸗ tig unterbleibt. 8 Durch dieſen Erlaß hat der Reichsinnenminiſter nach menſchlichem Ermeſſen erreicht, daß die jetzt noch vorhan⸗ denen familiengeſchichtlichen Urkunden der Nachwelt erhalten bleiben und der ernſten Forſchung zugäng⸗ lich gemacht werden können. Dr. Gercke beabſichtigt, erſt einmal Photokopien von den Kirchenbucheintragun⸗ gen herſtellen zu laſſen, die in landſchaftlichen Sippenäm⸗ tern aufbewahrt und allen Menſchen zugänglich gemacht werden ſollen. Später ſollen Ahnenkarteien in einer Zen⸗ tralſtelle angelegt werden.„Die Fragen der Raſſe ſind keine theoretiſche Sache. Raſſe iſt das Erbgut der Vergan⸗ genheit für unſere Zukunft.“ Rieſenwuchs dei Pilzen In dieſem Jahr ſcheinen die Pilze zum Rieſenwuchs zu neigen. So wird von zwei Orten gemeldet, daß im Lor⸗ ſcher Wald rieſige Pilzexemplare, wie man ſie in anderen Jahren kaum antrifft, gefunden worden ſind. Der Maurer Andreas Ruh aus Bürſtadt entdeckte bei einem Waldſpa⸗ ziergang eine koloſſale Lorchel, die er mit nach Hauſe nahm. Beim Wiegen ergab ſich, daß ſie ein Gewicht von 3,25 Pfund hatte. Ganz abenteuerlich klingt eine Meldung aus Lampert⸗ heim: Von dem Wochenendler Frey in Neuſchloß wurde im Lorſcher Wald ein Pilz von außergewöhnlichem Aus⸗ maß und Gewicht gefunden. Das Rieſenexemplar hatte einen Durchmeſſer von 60 Zentimeter, eine Höhe von 35 Zentimeter und das erſtaunliche Gewicht von 34 Pfund! Aus einem dicken Strunk erheben ſich viele derbe, wellige Hüte, die dachziegelartig übereinander liegen. Der Pilz ge⸗ hört zur Art der Porlinge und iſt von Pilgzſachverſtändigen als ein Rieſenporling feſtgeſtellt worden. Der Geruch und Geſchmack des Fleiſches ſind ſäuerlich. Der Porling iſt wegen ſeines zähen Fleiſches als Gemüſe nicht brauchbar. Doch geben die ausgekochten Pilze einen ſchmackhafte Suppe. Die Schlaftrantheit Aus den Vereinigten Staaten kommen in der letzten Zeit Meldungen, daß in St. Louis die Schlafkrankheit be⸗ reits über 200 Todesopfer verſchlungen hat. Dieſe Krankheit wurde zum erſten Mal von dem bekannten deutſ hen Ge⸗ lehrten Profeſſor Koch in den 80er Jahren in den deutſch⸗ afrikaniſchen Kolonien an den Menſchen entdeckt. Profeſſor Koch beobachtete eine Epidemie, bei der die Eingeborenen I ber ſtarben, ohne daß ſie aufgeweckt oder gerettet wer⸗ en konnten. Profeſſor Koch kam nun bei ſeinen Unter- ſuchungen am Kongo zu dem Ergebnis, daß die berüchtigte Tſe⸗Tſe⸗Fliege der Erreger der furchtbaren Krankheit iſt und ſie auf die Menſchen überträgt. Er bekämpfte die Fliege mit einem Präparat, das ſpäter den Namen„Bayer 205“ er⸗ hielt. Die neue Krankheit wurde von der internationalen Aerzteſchaft mit dem Namen„Schlafkrankheit“ bedacht. Die Krankheit ſelbſt konnte bis jetzt nicht wirkſam bekämpft wer⸗ den. Vielfach tritt bei Schlafkrankheiten, die vom Tod ver⸗ ſchont bleiben, Verblödung und Epilepſie ein. Robert Koch fand übrigens die Erreger der Cholera, des Typhus, der Diphtherie, der Malaria, der Peſt und des Rückfallfiebers und wurde ſo einer der größten Wohltäter der Menſchheit. ! ³ ³ Ad Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Freitag, 10. November: Miete F 8, Feſtvorſteuung zum 450. Geburtstag von Martin Luther. Zum erſten Male: „Luther“(die Nachtigall von Wittenberg). Deutſche Hiaiſtorie von Auguſt Strindberg. Anfang 20 Uhr. Ende . nach 22.30 Uhr. Samstag, 11. November: Miete H 8. Zum erſten Male: „Venus in Seide“. Operette von Robert Stolz. Anfang 19.30 Uhr. Ende etwa 22.30 Uhr.(Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Sonntag, 12. Novemberg. 6. Vorſtellung für Erwerbs⸗ loſe(ohne Kartenverkauf):„Cavalleria ruſti⸗ cana“ von Pietro Mascagnie; hierauf:„Der Ba⸗ jazzo“ von Ruggiero Leoncavallo. Anfang 14.30 Uhr. Ende 17.15 Uhr.— Abends: Miete G 7:„Venus in Seide“. Operette von Robert Stolz. Anfang 19.30 Uhr. d 22.30 Uhr.(Eintauſch von Gutſcheinen auf⸗ gehoben). Montag, 13. November: Miete C 7:„Luther“.(die Nachtigall von Wittenberg). Deutſche Hiſtorie von Auguſt Strindberg. Anfang 20 Uhr. Ende etwa 22.30 Uhr. Verſammlungs⸗Kalender. Fuß ballvereinigung 98. Heute Abend Saal⸗ training wie üblich, Anſchließend wichtige Spielerverſammlung. Das Erſcheinen aller Spieler iſt dringend erforderlich. 1 fiaſijaus„zum gold. Engel“ Hierzu ladet freundl. ein Achtung! Neue kompl. Küchen v. 168. an, neue komplette Schlafz. v. 225. an, gebr. kompl. Schlafz. v. 145. an, gebr. kompl. Küchen V 48. an, Küchenschr. von 12.- an, Kleiderschr. v. 15. an, Ausziehtisch von 22. an, kompl. eich. Speisez. 185.-, neue las. Morgen Samstag früh Achlachlheft. Von 9 Ahr ab Wellfleiſch mit Sauerkraut. Jak. Kloos. Küchenschr. von 28. an, „Sammel Anzeiger ür für Nitgleder der gandwrtſcheftl. Ein⸗ und Verkaufs ⸗Genoſſenſchaft. 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