FF 2. Blatt zu Nr. 264 Triede Die Feierſtunde der Arbeit.— Ganz Deutſchland hörte zu.— Ein Arbeiksvolk, ein Führer.— Der letzte Aufruf des Kanzlers. Berlin, 10. November. Der letzte Appell des Führers galt den deutſchen Arbei⸗ tern, die im neuen Reich erſtmalig in ihrer Geſchichte den Platz einnehmen, der den ſchaffenden Menſchen gebührt, die durch den Führer und ſeine Bewegung Menſchenwürde. An⸗ ſehen und Gleichberechtigung innerhalb der Volksgenoſſen wiedererlangt haben. Der 1. Mai war der Tag, an dem das Bündnis zwiſchen den einzelnen Volksſchichten abgeſchloſſen wurde, der Ehrentag des deutſchen Arbeiters; aber es iſt nicht bei dieſem Tag geblieben. Immer wieder, wenn der Führer und die Regierung vor ſchwerwiegenden Entſchlüſ⸗ ſen ſtanden, ſind ſie zum Volk gegangen. In ſchlichtem äußerlichen Rahmen vollzog ſich heute der Akt, in dem der Führer zwei Tage vor der Wahl zur deut⸗ ſchen Arbeiterſchaft ſprach Durch die Anordnung einer ein⸗ ſtündigen Arbeitspauſe in allen Betrieben des ganzen Rei⸗ ches und die eine Minute Verkehrsſtille gewann das Ereig⸗ nis auch ein beſonderes Gepräge. Aus allen Häuſern hin- gen die Fahnen des alten und neuen Deutſchland. Das Stra⸗ genbild war vollkommen verändert. An der Ehrenſtätte der Arbeit Die Siemens⸗Schuckert⸗Werke in Siemensſtadt harrten in freudiger Erwartung des Führers und Kanzlers Adolf Hitler, der in den Mittagsſtunden im Dynamo⸗Werk ſeinen Appell an die deutſchen Arbeiter richtete. In allen Betrie⸗ ben wurde genau wie an anderen Arbeitstagen das Tage⸗ werk erledigt. Auch im Dynamo⸗Werk, in den drei großen. etwa 255 Meter langen Hallen, die je eine Breite von über 100 Meter beſitzen und ſich faſt 20 Meter emporrecken, deu⸗ tete am Morgen nichts darauf hin, daß hier der Führer zu den deutſchen Arbeitern ſprechen ſollte. Ueberall ſtehen die Rieſenmaſchinen. wie ſie zum Bau der großen Generatoren und Motoren und der vielen anderen Maſchinen gebraucht werden. Von einem Generator aus, der einen Durchmeſſer von fünf Metern beſitzt, richtete der Führer ſeine Worte an die Belegſchaft der Siemenswerke und darüber hinaus an das deuſche Volk. Eine fahrbare Werktreppe, die ſonſt die Monteure bei der Durchführung ihrer Arbeit benutzen, iſt herangeſchoben worden, um dem Führer die Möglichkeit zu eben, auf den Anker hinauf zu gelangen. Als Rednerpult tand ein einfaches Werkzeugſpind da. Die Hallen ſelbſt ha⸗ ben keinen Schmuck erhalten, ſondern ſind ſo belaſſen wor⸗ den wie an anderen Arbeitstagen. Glocken läuteten die Stunde der ſchaffenden Arbeit ein Sirenen verkündeten ſie im ganzen Reich. Kopf an Kopf ſtand die Belegſchaft, ſo wie ſie von der Arbeit gekommen war, Männer und Frauen, Alt und Jung, vom Betriebs⸗ leiter bis zum Lehrling, Ingenieure, Techniker, Abordnun⸗ 1 aus dem eee Betrieb, kurz das geſamte Ar⸗ eitsvolk der Stirn und der Fauſt. f Um 12,30 Uhr erſchien Reichsminiſter Dr. Goeb; bels, von donnernden Heilrufen empfangen. Um 12,45 Uhr ſtammten die Scheinwerfer auf. Unter atemloſer Stille hör⸗ en die Tauſende und Abertauſende die Worte des Propa⸗ gandaminiſters. 5 Anſprache Or. Goebbels Reichsminiſter Dr. Goebbels gab den Bericht von der Stätte der Arbeit, dabei ausgehend von Berlin, der Stadt der Maſſe und der Arbeit. Es ſind gerade 15 Jahre her, ſo ſagte er, da ſtanden die marxiſtiſchen Volksverführer vor den betrogenen Maſſen, um ihnen Freiheit, Schönheit und Würde zu verſprechen. Wie anders iſt das heute. Welch eine gewaltige Demonſtration vor der ganzen Welt! Die deutſche Nation insgeſamt erlebt die eindrucksvollſte Bekundung ihres Willens, die überhaupt denkbar iſt. Feierlich vor der 70 Welt erhebt ſie ihren Anſpruch auf Ehre, Freiheit leichberechtigung und Frieden. Noch vermag man ſich das in ſeiner Tragweite gar nicht vorzuſtellen. Was in zwei Jahrtauſenden unerfüllbar blieb, ier wurde es Wirklichkeit. Das deutſche Wunder iſt ge⸗ chehen. Die Sehnſucht aller Gutgeſinnken wurde erfüllt. Deulſchland iſt erwacht! Wir wollen den Frieden, aber einen Frieden der Ehre; wir haben nicht die Abſicht, Europa in neue Kriegswirren hineinzuftürzen, aber wir wünſchen und hoffen, daß die Welt uns ungeſtört unſerer Arbeik nachgehen läßt. Das deuk⸗ ſche Volk verdient es nicht, als Nation zweiten Ranges be; handelt zu werden. Es iſt kein Zufall, daß der Führer das gerade dem deutſchen Arbeiter in der Entſcheidungsſtunde ſagen will. Der Arbeiter hat die Not und das furchtbare Elend eines ehrloſen Friedens mehr als jeder andere Stand am eigenen Leibe zu verſpüren bekommen. Niemand weiß wie Adolf Hitler, wieviel Not in Deutſchland noch zu Hauſe iſt. In unermüdlicher Zähigkeit hat er mit ſeiner Regierun den Kampf gegen den Verfall aufgenommen. Mögen ſi andere Völker über uns erhaben dünken, Deutſchland beher⸗ bergt heute doch das glücklichſte Volk der Welt Es iſt reicher als die anderen an innerem Glauben. es lebt der feſten Ueberzeugung. daß ihm vom Schickſal die Miſſion auferlegt worden iſt. Europa den Weg zum wirk⸗ lichen Frieden zu zeigen. Wir haben in unſeren Treſors keine Reichtümer aufgeſtapelt, aber in unſeren Herzen ruht die Begründung neuer Ideen und neuer Willenskräfle Deutſchland hat ſich ſelbſt wiedergefunden. Es wird herrli⸗ cher denn je auferſtehen. a Punkt 13 Uhr heulen die Sirenen auf und die Maſchi⸗ nen ſchweigen. Auf allen Straßen und Plätzen, in allen Be⸗ trieben und Kontoren, in den ökfentſſchen Gehäuden und in den Privathäuſern, in den Gaſtſtätten und überall wo deut⸗ ſche Menſchen leben, ſetzt die Minute feierlichen Schweigens ein. Wenige Minuten nach 1 Uhr klingen von der Straße Heilrufe herein, die bald zu einem Toſen anſchwellen. Leuch⸗ tenden Auges ſchreitet der Führer durch eine ſchmale Gaſſe und dankt immer wieder für den jubelnden Empfang. Dann dankt ihm Dr. Goebbels, daß er in dieſer für Deutſchland entſcheidenden Stunde hergekommen iſt, um zum deutſchen Volt zu ſprechen. Das ganze deutſche Volk ſteht in diefer uuαd 8 rot. Stunde hinter ihm, komme was kommen mag. Als der Juy⸗ rer den Generator betritt brauſen noch einmal von allen Seiten nichtendenwollende Heilrufe auf. Als die Heilrufe nicht abbrechen wollen, zeigt der Führer lächelnd auf ſeine Uhr und deutet auf das Mikrophon. Er erhebt noch einmal den Arm und ſofort tritt lautloſe Stille ein. Der Führer be⸗ ginnt: Letzter Appell des Führers Wenn ich heute zu Ihnen und damit zu Millionen an⸗ derer Arbeiter und Arbeiterinnen ſpreche, ſo begann der Führer, dann habe ich mehr Recht dazu, als irgendein an⸗ derer. Ich bin aus Euch ſelbſt herausgewachſen, habe einſt ſelbſt unter Euch geſtanden, bin in viereinhalb Jahren Krieg mitten unter Euch geweſen und ſpreche nun zu Euch, zu denen ich ſelbſt gehöre und mit denen ich mich noch heute verbunden fühle und für die ich letzten Endes auch kämpfte. Denn um meinetwillen wäre der Kampf nicht notwendig. Ich würde ihn auch nicht führen für eine Klaſſe oder für eine beſondere Geſellſchaftsſchicht. Ich führe den Kampf für die Millionenmaſſen unſeres braven, arbeitenden, fleißigen, ſchaffenden Volkes. Ich wende mich in einer geſchichtlichen Stunde an Euch Einmal hat das deutſche Volk in einer ſolchen Stunde verſagt; die Folgen ſind furchtbare geweſen. Ich möchte nicht, daß zum zweitenmal das deutſche Volk in denſelben Fehler verfällt. Die Folgen würden wieder für viele, viele Jahre troſtlos ſein. a Als ich nach Kriegsende ſah, daß die politiſche Führung nicht hielt, was ſie der Nation verſprochen hatte, ſondern, daß das Gegenteil kam, da ging ich in das Volk hinein und habe mit ſechs anderen, gun kleinen Ar⸗ beitern gewirkt und eine Bewegung gegründet aus der eigenen Ueberzeugung heraus, daß die Meinung, man könne durch den Kampf der Klaſſen untereinander das Schickſal auch nur einer Klaſſe beſſern, ein Irrtum iſt. Wir haben dieſen Irrtum im Großen geſehen, auch in der ganzen Welt erlebt, am deutlichſten im Friedensvertrag von Verſailles. Gegen Klaſſenkampf und Völkerkampf! Dieſer Vertrag baut ſich auf zwei grundfalſchen Theſen auf. Erſtens: Der Ausgang eines Krieges, in dem es natürlich immer Sieger und Beſiegte geben muß, könne für ewige Zeiten nun die geltende Rechtsnorm im Völker⸗ leben ſein, d. h. es könne für immer der Sieger im Recht ſein und der Beſiegte der Rechtloſe. Das iſt eine unmögliche Theſe, auf die man keine Völkergemein⸗ ſchaft aufbauen kann. b Die zweite Theſe, die ebenſo falſch iſt, iſt die, zu glauben, es gehe einem Volk um ſo beſſer, je ſchlechter es dem ande⸗ ren geht. Ein ungeheurer Irrtum! Ich hatte erkannt, meine Volksgenoſſen, daß wir aus dieſem Wahnſinn nicht mehr herauskommen würden, ſolange wir denſelben Wahnſinn im Inneren auch unter uns dulden. Was im Großen vertreten wurde, zweierlei Recht der Nationen, die Theorie, daß es einem Volke wirt⸗ ſchaftlich ſchlecht gehen muß, damit das andere leben kann. dieſe Theorie haben wir ja unter uns genau ſo gepredigt. Was i denn für ein Unterſchied zwiſchen der Theorie des Klaſſenkampfes und der Theorie dieſes Völker ⸗ kampfes? Es iſt dasſelbe! Derſelbe Wahnwitz, zu meinen, einer Klaſſe könnte es beſſer gehen, wenn es der anderen ſchlechter geht. 41 war damals im Jahre 1919 überzeugt, daß über alle Klaſſen hinweg das Volk ſich ſelbſt wieder zuſam⸗ menfinden muß. Und heute erleben wir, daß auch der Völkerſtreit untereinander gepflegt wird von ganz beſtimmenten In⸗ tereſſenten. Es iſt eine wurzelloſe internationale Cli⸗ que, die die Völker gegeneinander hetzt. Es ſind das die Menſchen, die überall und nirgendwo zuhauſe ſind, die nir⸗ gends einen Boden haben, auf dem ſie gewachſen ſind, ſon⸗ dern die heute in Berlin leben, morgen in Brüſſel ſein kön⸗ nen, übermorgen in Paris und dann wieder in Prag oder in Wien oder in London, und die ſich überall 0 füh⸗ len. Sie können überall ihre Geſchäfte tätigen, aber das Volk kann ihnen ja nicht nachfolgen, das Volk iſt ja gekettet an ſeinen Boden, iſt gebunden an ſeiene Heimat. Wenn es zu⸗ grundegeht, wo wird ihm geholfen? Die Kraft von uns allen, ſie liegt nicht in internationalen Phantomen, ſie liegt hier in unſerer Heimat. dieſe Kraft zu wecken und zu ſtärken war immer wein Ziel. Daß ein Polk deswegen zugrunde gehen ſoll, weil beſtimmte Organisationen nur vom Bruderkampf leben können, das ſehe ich nicht ein. Da⸗ gegen habe ich den Kampf begonnen und ein Programm aufgeſtellt, daß davon ausging, daß der Einzelne, daß ſein Stand, ſeine Herkunft, ſeine Geburt, ſeine Lebensſtellung oder ſein Vermögen nicht viel bedeuten. Das Volk als ſolches iſt die Quelle, die ewige Quelle, die immer wieder neues Leben gibt. Und dieſe Quelle 5 muß geſunderhalten werden. Was gilt mir eine Theorie, wenn ich ſieben Millionen Erwerbslose ſehe? Ich muß verſuchen, ihnen zunächſt wieder Brot und Arbeit zu geben. Ich wußte, dieſe Aufgabe kann man nur löſen, wenn man die ganze Kraft des Vol: kes für dieſe Ziele zuſammenfaſſen kann. Es war klar, daß ein ſolches Programm, in dem ſich der Nationalis⸗ mus mit dem Sozialismus verbinden muß, nicht in wenigen Jahren verwirklicht wird, daß eine große Er⸗ ziehung notwendig iſt und daß dieſer zukünftige Staat die Menſchen ſich ſelbſt erziehen muß. Mit ſechs oder ſieben Mann habe ich begonnen. Heute iſt es die größte deutſche Bewegung, nicht durch Zufall und nicht, weil mir der Weg leicht gemacht wurde, ſondern weil die Ideen auf die ſie ſich baute, richtig ſind. Wenn ich dieſen Glauben hatte, habe ich ihn nur gehabt, weil ich das Volk kannte und weil ich niemals an der Dualität des deutſchen Volkes zweifelte. ö n Nicht die Intellektuellenſchichten haben mir den Mut ge; geben, dieſes gigantiſche Werk zu beginnen, ſondern den Mut habe ich mir gefaßt, weil ich ſelbſt den deutſchen Ar⸗ beiter und den deutſchen Bauer kannte. Ich wußte, daß dieſe beiden Schichten einſt die Tragenden des neuen Reiches werden, und daß ſich dann von ſelbſt mit ihnen verbinden werde auch die Schicht der geiſtigen Arbeiter. 3 Ein gigantiſches Programm! Und als ich am 30. Januar nach 14jährigem erbitterten Kampf b Auf wurde, da hatte ich nur den einen Wunſch, dieſe große Aufgabe zu erfüllen. 1 Scumstag, II. Nov. 1933 Großes erreicht! Wir haben in dieſen neun Monaten gearbeitet und Gro⸗ ßes erreicht. Vielleicht wird mancher unter Ihnen ſein, der es mir nicht verzeihen kann, daß ich die ee Parteien vernichtete. Ihnen ſage ich: Ich habe die ande⸗ ren Parteien genau ſo vernichtet. Ich habe nicht die Ver⸗ tretung der Arbeiterſchaft beſeitigt, nein, ich habe die Ver⸗ tretung aller Klaſſen 1 0 Ich habe nie ge⸗ ſagt, in dieſem neuen Staat darf der Arbeiter keine Vertre⸗ tung mehr beſitzen. Im Gegenteil, ich bin der Ueberzeugung, daß nur die gleiche Berechtigung aller einen erträglichen Zuſtand für alle ſchaffen kann. Allerdings verſtehe ich dar⸗ unter niemals die Anmaßung der Stände, gegeneinander einen Dauerkrieg zu führen. Das iſt nicht der Zweck unſeres Daſeins, ſondern Sinn und Zweck iſt, daß wir mit gemeinſamer Arbeit ein möglichſt erlräg⸗ liches Leben für unſere Volksgenoſſen, nicht für eine Klaſſe und einen Skand. ſondern für alle ſchaffen. Als ich kam, hatte Deutſchland über 6,2 Millionen Er ⸗ werbsloſe. Und jetzt ſind es 3 710 000. Es iſt das für neun Monate eine Leiſtung, die ſich ſehen laſſen kann.(Stür⸗ miſcher Beifall.) Wir haben die Hände nicht in den Schoß gelegt, ſondern uns abgemüht Tag für Tag. Und wenn einige ſagen: Ja, aber unſer Exiſtenzniveau iſt nicht beſſer geworden, dann antworte ich: das erſte war, daß ich die Menſchen wieder in den Arbeitsprozeß eingliederte, das nächſte wird ſein, die Konſumkraft zu ſtei⸗ gern. Es iſt eine ungeheure Erziehungsarbelt, die wir begonnen haben, und ich weiß. daß ſie noch lange nicht zu Ende iſt. Und wenn links und rechts Verſtockte da ⸗ ſtehen und ſagen: Aber uns bekommt Ihr nie, dann ſage ich: Das iſt uns gleichgültig, aber die Kinder bekommen wir dann! Wenn ich dem deutſchen Volke wieder Arbeit und Brot erſchließen, wenn ich es wieder in Ordnung bringen will, dann kann ich das nur tun, wenn es Ruhe und Frie⸗ den beſitzt. Man ſollte mir nicht zumuten, daß ich ſo wahn⸗ innig ſei, einen Krieg zu wollen. Ich weiß nicht, wieviele von den fremden Staatsmäöännern den Krieg überhaupt als Soldaten mitgemacht haben. Ich habe ihn mitgemacht! Ich kenne ihn. Von denen aber, die heute gegen Deutſchland hetzen und das deutſche Volk ver⸗ leumden— das weiß ich— von denen hat keiner jemals auch nur eine Kugel pfeifen hören. f Wir haben in dieſen neun Monaten uns nur mit unſe⸗ rem Volk beſchäfligt, nur unſere Aufgaben ſtudiert. woll ⸗ ten nur ſie löſen und ich bin der Meinung, andere Staats- männer käten guk. wenn ſie auch ſich ihren eigenen Auf⸗ gaben widmen wollten. 1 Ich habe in dieſen neun Monaten nicht eine Maßnahme getroffen, die irgendeinen Staatsmann beleidigen oder ein Volk verletzen konnte. Im Gegenteil: In dieſen neun Mona⸗ ten erklärte ich immer wieder: Die Völker müßten wieder vernünftig werden und ſich nicht von einer kleinen Clique internationoſer Wenen gooeneinander verhetzen laſſen. Ich erklärte, das deuiſche Volk hal ner den einen Wunſch nach ſeiner Facon ſelig werden zu können, man ſolle uns in Auhe laſſen. 8 Wenn überhaupt jemand auf der Welt ſich bedroht füh⸗ len kann, dann ſind das doch nur wir allein.. Wir wollen Frieden und Verſtändigung, nichts ande ⸗· res! Wir wollen unſeren früheren Gegnern die Hand ge⸗ ben! Es muß ein Strich gezogen werden unter die krau⸗ rigſte Jeit der Wellgeſchichte. Man ſagt: Ihr meint es nicht ehrlich. Ich ſage: Was 5 ich denn tun, daß ihr uns glaubt? Ich glaube, in einer ſol⸗ chen Zeit muß man ſehr hart ſein und darf vor allem von einem Recht keinen Zentimeter abweichen. Es geht nicht an, daß ein Volk alle Rechte hal und das andere Volk hat überhaupt kein Recht. Das geht nicht!(Stürmiſcher, anhaltender Beifall.) Wenn irgendetwas den Frieden erſchüttert und Unfrieden er ⸗ zeugt, dann iſt es eine ſolche ungleiche Verteilung des Rechts. nd ich, ich würde ein Lügner werden am deutſchen Volk. wenn ich ihm eine wirtſchaftliche 1 age ver⸗ ſprechen wollte, ohne zugleich auch ſeine Gleichberechtigung in der Welt zu fordern. Solange ich auf dieſem Platze 585 werde ich mich ſo aufführen, daß mir keiner ſagen kann: Du haſt früher anders geredet, als Du jetzt handelſt. f Ehre und gleiches Necht! Man ſage mir nicht: Ja, was heißt denn Ehre? Meine Arbeiter! Ehre heißt in dieſem Falle gleiches Recht, und gleiches Recht heißt die Möglichkeit, auch ſeine Intereſ⸗ ſen vor den anderen vertreten zu können. Wenn die Welt dikkieren will, dann ohne meine Unter ⸗ ſchrift.(Stürmiſcher Beifall.) Und wenn die Welt ſagt: Ja, wir ſind dazu deshalb ge⸗ zwungen, weil wir Euch nicht trauen können. So? Wann hat das deutſche Volk jemals ſein Wort gebrochen? Es hat leider meiſtens ſein Wort zu hartnäckig und allzu treu gehalten. Hätten wir im Weltkriege nicht ſo ſtur und ſo treu zu unſeren Verbündeken geſtanden. dann wäre vielleicht Deutſchland beſſer gefahren. Wir pro⸗ teſtieren dagegen, daß man den Charakter eines Volkes nach ſeinen Emigranten beurteilen will. Das ſind nicht die wertvollen Elemente einer Nation. Wertvoll ſind die, die da ſind, die arbeiten und ſchaffen und nicht die internatio- nalen Zigeuner. dieſer Clique ſetze ich das Bekennt nis der ganzen Nation und meine eigene Erklärung ent⸗ gegen. Deshalb dieſer Appell zum 12. November. Viele Jahrhunderte hindurch hat das Ausland damit gerechnet, in Deulſchland Verbündete 15 haben. Erſt wa⸗ ren es charakterloſe Fürſten, die eiskalt ihre Völ⸗ ker verrieten, dann ſind es Parkeien geweſen, Welt. anſchauungen. Immer haben ſie Verbündeke gehabt. Jetzt will ich den Gegnern zeigen, daß ſie heute keine Verbündete mehr in Deutſchland haben. Was heute ſich verbunden fühlt, iſt das deutſche Volk ſelbſt. Jahrhundertelang hat es ſein Schicksal verſucht in Un⸗ einigkeit und hat grauenhafte Ergebniſſe geerntet. Ich denke, daß wir jetzt das Schickſal verſuchen in Einigkeit. Ich bin dafür in Deutſchland der Garant, daß dieſe Gemeinſchaft nicht zugunſten einer Seite unſeres Volkes ausſchlägt. Ihr könnt mich als den Mann anſehen, der keiner Klaſſe angehört, der keinem Stande angehört. der über alledem ſteht— ich habe nichts als die Verbindung zum deutſchen Volk!(Langanhaltende Heilrufe.) Was intereſſieren mich die Intellektuellen, was intereſ⸗ ſieren mich die Bürgerlichen. was Proletarier, mich intereſ⸗ ſiert nur das deulſche Volk. Ganz allein ihm gehöre ich und dafür ſetze ich mich ein. 1 —— And dieſes deutſche Volk will ich am 12. November der Welt vorführen, ſo wie es iſt. Sie foll ſehen, daß das, was ich erkläre, nicht die Sprache eines Einzelnen iſt, ſondern, daß das ganze Volk wie ein Mann dahinter ſteht. Und genau ſo bitte ich Sie auch: Treten Sie ein für die⸗ ſen Begriff des gleichen Rechtes, ſo wie Sie ſelbſt kämpfen mußten und gekämpft haben für das eigene Recht als deutſche Arbeiter. Ebenſo müſſen wir heute kämpfen für das Lebensrecht unſeres ganzen Volkes. An das Ausland! Daher müſſen Sie meinen Entſchluß verſtehen, wenn ich den hohen internationalen Mächten nun erkläre: Wir ſind gerne bereit, an jeder Konferenz mitzuwirken, wir ſind gerne bereit, an ſedem internationalen Vertrag mitzuwir⸗ ken— aber immer nur als Gleichberechtigte. Ich habe nie⸗ mals als Privatmann mich in eine vornehme Geſellſchaft eingedrängt, die mich nicht haben wollte oder die mich nicht als gleichwertig anſah. Ich benötige ſie dann nicht, und das deutſche Volk hat genau ſoviel Charakter! Wir ſind nicht irgendwo als Schuhputzer, als Minderwertige beteiligt. Nein, entweder gleiches Recht, oder die Welt ſieht uns auf keiner Konferenz mehr.(Langanhaltender Beifall) Heute hat das Schickſal mir mehr Macht gegeben. als 5 viele Jahrzehnte vorher ein Kanzler in Deutſchland be⸗ aß. Und wenn ich Euch auffordere, am 12. November ein⸗ treten Mann für Mann, für mich zu ſtimmen, für dieſen ntſchluß, für dieſen Reichstag, ſo könnt Ihr nicht ſages. Das brauchſt Du. Ich brauche das perſönlich wirklich nicht. Ich konnte darauf Verzicht leiſten. Ich habe noch für dreieinhalb Jahre e Ich ſtehe feſt. Das deutſche Volk braucht es, Ihr ſelber braucht es. Ihr werdet jetzt vor die Welt treten mit mir und hinter mir und feierlich erklären: Wir wollen nichts anderes als Frieden. Wir wollen nichts anderes als uns unſeren Aufgaben widmen. Wir wol⸗ len unſer gleiches Recht und laſſen uns nicht unſere Ehre von irgendſemand nehmen. Menn wir das am 12. November kun und wenn die ganze Nation hier ihre Pflicht erfüllt, dann wird damit zum erſtenmal vielleicht in der deuiſchen Geſchichte der ganzen Welt klar, daß ſie nun anders mit uns verkehren muß, daß ſie nicht mehr hoffen kann auf unſere Aneinigkeit und Jerſplitterung, daß ſie ſich abfinden muß mit dem, was iſt, nämlich mit dem deutſchen Volk. Mit unbeſchreiblichem Jubelſturm dankte die Arbeiter⸗ ſchaft dem Kanzler. Dieſe Stunde der ſchaffenden Arbeit, in der der Führer inmitten der Arbeiter ſtand, war hin⸗ reißender und bewegender als alle anderen. Wer dieſe Stunde miterlebt hat, dem wird unauslöſchlich die Gewißheit feſtgewurzelt ſein, dieſer Kanzler iſt der Kanzler des Volkes. Eine ſeltene Frau Roman von Fr. Lehne. 15) Thea legte ihre roſigen, rundlichen Hände auf die ſei⸗ nigen. Es durchrieſelte ihn warm—„wirklich“— er hielt ſie feſt und betrachtete ſie—„und was du für hübſche Patſch⸗ chen haſt!“ „Ja, jetzt, weil ich doch nichts zu tun habe. Zu Hauſe muß ich feſte arbeiten— da ziehe ich denn in der Nacht immer Glacehandſchuhe an— alte natürlich, die längſt aus⸗ gedient haben. Heinz Larſen ſagte auch immer, ich hätte „hübſche Patſchchen“— genau denſelben Ausdruck gebrauchte er—“ und ſie lachte hell auf. Er zog die Brauen finſter zuſammen. Die Erwähnung des Schauspielers war ihm unangenehm, wie ein Schatten wollte es ſich auf ſeine fröhliche Stünmung legen— er war eiferſüchtig! „Thea, ich denke, Heinz Larſen iſt längſt vergeſſen, des⸗ halb ſind wir doch hier,“ ſagte er unmucig. „Vergeſſen— ihn? Das werde ech nie!“ entgegnete ſie pathetiſch, ihn mit einem ſchelmiſchen Blick ſtreifend und den Rauch ihrer Zigarette kunſtgerecht in Ringeln von ſich ſtoßend. f Lächelnd ſah er ihr zu, wie ſie das roſige Mäulchen öffnete. „Und ich, Thea— wo bleibe ich?“ „Ach, du, du biſt doch verheiratet— was hab ich davon! Heinz Larſen hätte ich ſofort heiraten können— zum freſſen gern habe ich ihn! Aber für Theodora von Breitenfeld gab es zuviel Hinderniſſe— das erſte und ſchwerwiegendſte war natürlich der Herr Hauptmann! Gerhard, als der es erfuhr, da hat es eine Ohrfeige geſetzt, die tut mir ſetzt noch weh! Das kann ich meinem Vater nicht vergeſſen, daß er mich ge⸗ ſchlagen hat“, ſagte ſie erregt und ihre Augen flimmerten. „Ich kann überhaupt nicht vergeſſen, venn nir jemand unrecht tut! Deshalb war ich froh, daß Tante Ada mich ein⸗ lud, zu kommen— ich konnte Papa nicht mehr ſehen! Und was er für einen groben Brief an Heinz geſchrieben hat— es war empörend! Aber man muß ſtill ſein, weil man da Eiferſucht auf Titelheldin.— Eigenartiges Teſtament.— Operationsſaaltenor.— Anangenehmer Steuerzahler. Theater, gleichgültig ob Bühne oder Film, wirken auf den Beſucher verſchieden. Der eine iſt begeiſtert, er verläßt erbaut die Kunſtſtätte, der andere iſt enttäuſcht und wieder bei anderen werden ganz andere Empfindungen wach, be⸗ ſonders, wenn ſie ſich in lieber Geſellſchaft befinden und wenn die Titelheldin vorteilhaft aussieht. Es entwickelt ſich dann aus dem geſehenen Theater ein neues, in dem die, die eben noch Zuſchauer waren, die Darſteller werden.. Der Vorſitzende des Gerichts mußte öfters Pauſen einlegen, um den Parteien Gelegenheit zu geben, ſich zu ſchneuzen und die Tränen abzutrocknen. Die 18jährige Mimi iſt Servierfräulein und Fritz mit dem herrlichen Spiegelſcheitel iſt angehender Reiſender in Schuhwaren. Sie liebten ſich und beſuchten vor einiger Zeit gemein⸗ ſam eine Kinovorführung. Die Wirkung des Filmromans ſcheint eine unterſchiedliche geweſen zu ſein. Denn ſie ſpricht mit unverkennbar verhaltenem Groll von der Titelheldin grundſätzlich nur als dem„Weib mit den Kulleraugen“ und dem Ganzen als„Quatſch“, während er(allerdings mit zag⸗ haftem Seitenblick nach der Klägerin) die Handlung als ſo anſprechend bezeichnet, daß er den Wunſch hatte, ſich die Sache zweimal anzuſehen, zumal es damals draußen geregnet habe. Der Genuß der zweiten, gewiſſermaßen ſchwarz ge⸗ ſehenen Vorführung, wurde dann nach der glaubwürdigen Darſtellung des Beklagten Fritz dadurch beeinträchtigt, daß ihm ſeine Freundin mehrfach heftig auf die Hühneraugen trat. Um ſich weiteren Mißhandlungen nicht auszuſetzen, hat er mit dem Abgang nach links den verdunkelten Raum ver⸗ laſſen, während Mimi zur Rechten hinausſtrebte. Im Veſtibül hat man ſich dann verfehlt und am anderen Tag bekam Fritz einen tränenſchwangeren Brief, in dem ihm Mimi für immer die Freundſchaft kündigte. Darauf hat er ſie ſchriftlich eine „blöde Gans“ genannt. Sie forderte mit Einſchreibebrief den Ring zurück(in der Anlage Rechnung über 40.25 Mark). Das dramatiſche Ende: Vor dem Amtsgericht. Auf dem Höhepunkt der Handlung holt Fritz ein zuſammengekno⸗ Ehrentag der Münchener NS DA p. Reichskanzler Adolf Hitler begrüßte in Mün⸗ chen im Sternecker die älteſten Parteigenoſſen. Links hinter ihn: der ſtellvertretende Führer Rudolf Heß. mehr Freiheit hat und tun und laſſen kann, was einem ge⸗ fällt, jetzt heißts: Das ſchickt ſich nicht! Natürlich muß mein Zukünftiger viel Geld haben— und Heinz Larſen verdiente auch viel. Er hatte auch was von zu Hauſe.“— „Das iſt wohl die Hauptſache, Thea?“ „Freilich, mit! Glaubſt du, einen armen Mann bürde ich heiraten? Nee, mein Lieber! Da hätte ich längſt unter der Haube ſein können. Allein hungern und entbehren geht noch eher als zu zweien! Er muß reich ſein, den ich mir wünſche, und was Beſonderes— am liebſten Künſtler.“ „Künſtler flößen dir wohl viel Intereſſe ein?“ „Schrecklich viel! Sie ſind doch was anderes als andere Menſchen! Und ich wäre ſo gern auch Künſtlerin geworden! Aber um Mamas willen kann ich es doch nicht tun.“ „So hoch verſteigt ſich dein Ehrgeiz, kleine Thea?“ Sie ſah ihn bei dieſer lächelnd geſtellten Frage ein wenig beleidigt an. „Trauſt du mir das nicht zu? Freilich, Wagnerfängerin oder Heroine wäre nicht aus mir geworden. Aber Operet⸗ tenſängerin oder Variete, das hätte ich ſchon fertig gebrocht! Und das ſchöne Lehen, das man da hat— wie man gefeiert und bewundert wird,— ach, das iſt fein, ich beneide die Da⸗ men wirklich!“. Ihre Augen blitzten ihn dabei herausfordernd an und dann lachte ſie:„Weshalb ſchauſt du mich ſo verblüfft an, Onkel Gerhard? Du wunderſt dich wohl über deine Nichte? Ach, wie bin ich heute froh gelaunt! Ich möchte die ganze Welt umärmeln, Tatſache, ſeid umſchlungen, Millionen!“ „Dann mache doch bei mir den Anfang—“ „Das glaube ich! Wenn du eine Flaſche Sekt, den ich ſo furchtbar gern trinke, ſpendierſt, dann vielleicht!“ neckte ſie. „Aber vom beſten, den es gibt— Pommery.“ Statt aller Antwort winkte er der Kellnerin, der er einen Auftrag gab. „Gerhard, ich ſcherzte ja nur,“ ſagte ſie doch ein wenig erſchreckt, als die Kellnerin mit dem Beſtellten zurückkam. „Aber ich nicht.“ Er goß das ſchäumende Naß in die Kelche.„Proſit!“ Sie hob das Glas gegen ihn und trank. Entzückt ſah er ihr zu. Wie ſie das Mäulchen ſpitzte, erſt wie 0 nippte, und dann den Kopf leicht zurücklehnte und das Glas ohne abzuſetzen austrank. a tetes Taſchentuch hervor, entfaltet es umſtändlich und uber⸗ reicht dem Vorſitzenden das umſtrittene Pfand ſeiner jungen Liebe mit den Worten:„Da habbe ſ'en, ich werfn ſonſt in den Maa!“ Nach einer halben Stunde verläßt das Paar getröſtet den Gerichtsſaal. In der Türfüllung hört man ſie 8 „Awwer Fritz, ins Kino gehn mer net mehr!“ Der Wunſch, Theater zu ſpielen, iſt bei manchen Menſchen groß, und wenn ſie es nicht auf der Bühne können, nun dann führen ſie es unter ſich auf, freilich nicht immer zur Freude ihrer Mitmenſchen. Daß aber ein beſonders Begei⸗ ſterter noch nach ſeinem Tode ſpielen mochte, da es jym zu Lebzeiten nicht vergönnt war, dürfte einzig daſtehen. Ueber 50 Jahre war ein Mann an einem amerikaniſchen Theater als Kuliſſendiener tätig. Sein Lieblingswunſch, einmal im„Ham⸗ let“ mitzuſpielen, hat ihn bis an ſein ſeliges Ende verfolgt. Sehr eigenartig iſt ſein Teſtament, in dem er den Wunſch ausſpricht, daß das, was ihm im Leben verſagt war, nach ſeinem Tode geſchehen ſollte:„Da ich einmal das Theater ſo liebe, wünſche ich, daß mein Kopf an dem Ort verbleibt, wo er gemeinſchaftlich mit meinen Händen über ein halbes Jahr⸗ hundert tätig geweſen iſt. Ich vermache ihn meinem Theater und bitte die Direktion anzuordnen, daß er bei allen Auf⸗ führungen von„Hamlet“ in der betreffenden Frieohofs⸗ ſzene dem Hauptdarſteller vom Totengräber gereicht wird. Ich ſterbe freudig, weil mir wenigſtens nach meinem Ab⸗ leben auf dieſe Weiſe ermöglicht wird, mitzuſpielen und ähnlich wie der Geiſt von Hamlets Vater zu erſcheinen. Da ich für das fedesmalige Auftreten meines Schädels kein Spielhonorar für meine verſorgten Erben verlange, verurſacht mein beſcheidener letzter Wille meinem geliebten Theater keine Koſten.“ Vom Heldentenor haben wir ſchon oft gehört, aber jetzt gibt es noch eine andere Art von Tenören: Operationsſaal⸗ tenor— ein wirklich ſchönes Wort, aber ein ſehr wenig an⸗ genehmer Poſten. Milan Timotitſch, der beſte Tenor der Belgrader Oper, mußte ſich unmittelbar nach einer Vorſtel⸗ lung einer eiligen Operation unterziehen, bei der keine Nar⸗ koſe, ſondern nur örtliche Betäubung angewandt werden durfte. Auf den ſcherzhaften Rat des Chirurgen, ſich über die Operationsangſt durch Singen hinwegzutäuſchen, ging Timotitſch kluger Weiſe ein. Auf dem Operationstiſch, unter dem Meſſer des Arztes, ſang er das ſchöne dalmatiniſche Lied„Addio Mare“, das er kurz vorher auf der Bühne ge⸗ ſungen hatte, und geriet dabei ſo in Feuer, daß er von der Operation überhaupt nichts merkte. Die Aerzte und Schwe⸗ ſtern aber verſichern, daß Timotitſch dies dalmatiniſche Lied im Theater noch nie mit ſolcher Inbrunſt geſungen hat wie hier im Krankenhaus. Timotitſch kann alſo den Titel des erſten Operationsſaaltenors für ſich in Anſpruch nehmen. g Den Titel eines unangenehmen Steuerzahlers erwarb ſich der Beſitzer einer franzöſiſchen Schokoladenfabrik. Nicht weil er, wie das heute meiſt üblich, keine Steuern zahlte, ſondern weil er ſie in Höhe von 2 Millionen Franken in 25⸗Centimes⸗ Stücken entrichtete! Dieſe Zahlungsweiſe erſchien ihm am „bequemſten“, da er ſolche Münzen in beliebigen Mengen aus ſeinen Schokoladen-Automaden herausholt. So fuhren denn eines Tages vor dem Pariſer Finanzamt einige Laſt⸗ autos vor, die rund 40 000 Kilogramm Nickelmünzen geladen hatten. Der Fiskus weigerte ſich zuerſt, dieſe Zahlungsweiſe anzuerkennen; aber der Fabrikant intervenierte beim Finanz⸗ miniſter und erklärte: wenn der Staat ſich weigert, ſeine eigenen Münzen als Steuer anzunehmen, dann zahle ich über⸗ haupt nicht! Was blieb den bedauernswerten Finanzbeamten übrig, als auf Weiſung ihres Miniſters die Säcke anzunehmen, in die Herr Meunier 8 Millionen 25⸗Centimes⸗Stücke ver⸗ packt hatte. Da es ſich als unmöglich erwies, ſämtliche Mün⸗ zen nachzuzählen, begnügte man ſich damit, die Säcke ab⸗ zuwiegen In ihrer Art zu trinken lag ſo viel Genußfrohes, faſt Bacchantiſches— Adrienne würde niemals ſo getrunken haben, ſie war ein richtiges Soubrettchen. Und wie ſie ihn jetzt anſchaute— die roſigen, runden Arme auf den Tiſch legend, die Hände ineinandergeſchlungen, um den vollen, roten Mund ein ſpitzbübiſches Lächeln, und die blanken Au⸗ gen leuchteten vor Luſt— weiß Gott, er hätte eine Dumm⸗ heit machen können— ſie vor allen Leuten in die Arme ziehen— ſie war bezaubernd. Und zum erſtenmal kam ihm der Gedanke ganz klar und bewußt— hätteſt du nur noch nicht geheiratet. du warſt zu jung! Eine Frau wie Adrienne zur Freundin und ein Mäd⸗ chen wie Thea als Geliebte— das wäre ein Leben geweſen! Dann war er frei, während er jetzt durch tauſend Rückſich⸗ ten gebunden war. 905 hatte das zweite Glas ſchon wieder ausgetrunken und das feurige Getränk wirkte auf ſie ein. Sie ſprudelte nur ſo über von tollen, luſtigen Einfällen. Sie hielt ihm ihr Glas entgegen.„Bitte, Onkel Gerhard, auf daß nichts umkommt.“ Er zögerte, ihren Wunſch zu erfüllen. Sie hatte wohl genug. Doch da zürnte ſie.„Du denkſt wohl, ich habe einen Schwips? Keine Ahnung.“ Und ſie ſang:„Ich bin nicht be⸗ trunken, ich bin nicht betrunken, ich bin nur fidel.“ Er konnte nicht widerſtehen und goß ihr von neuem ein. „Wirklich, Onkel Gerhard, ich weiß ganz genau, wann ich genug habe, ich höre dann ſchon auf— aber ich kann eine ganze Menge vertragen! Und ſo ein Flas Sekt läßt einen die Widerwärtigkeiten des Lebens vergeſſen.“ „Du haſt recht, Thea, und in dieſem Sinne Proſit!“ Da ſtieß ſie ihn ſchäkernd an.„Sage mal, Onkel Gerhard, was haſt denn du für Widerwärtigkeiten zu vergeſſen? Ich — mit mir— das iſt was anderes— ſollteſt mal zu uns kommen, mich beſuchen— nicht orei Stunden hielteſt du es aus. Aber du— ſo gut möchte ich es immer haben!“ „Was weißt du, Mädel, davon!“ Er ſtrich ſich über die Stirn und ſchüttelte unwillig den Kopf, wie um unange⸗ h„ du verjagen.„Jetzt müſſen wir aber heim — zahlen Thea verfolgte die Rechnung und war über deren Höhe erſchrocken.„Wie kann das ſein, Gerhard? Ueber zweiund⸗ zwanzig Mark?“ f ü( t . Wh „ r 3 jj 86 Mee ſlelle ich meinen Stammbaum auf? i Wie der Sinn für das Völkiſche in erſter Linie durch die Kenntnis der Geſchichte und den Aufbau des Volkes ge⸗ weckt wird, erhält der Sinn für die Familie einen und deten ſtetige Pflege. Aus dieſem Grunde darf gerade heute, wo die Neugeſtaltung der Familie mit allen Kräften betrieben werden muß, die Familienkunde nicht die private Lieblingsbeſchäftigung einiger weniger Menſchen bleiben, ſondern ſie iſt vielmehr Pflicht jedes Staatsbürgers, deren Erfüllung ſich niemand entziehen darf. Ueberall dort, wo die Vergangenheit einer Familie in Dunkel gehüllt iſt, muß die Familienforſchung ein⸗ ſetzen, um mit allen zur Verfügung ſtellenden Mitteln Daten und nähere Umſtände aus dem Leben längſt dahingegange⸗ ner Familienmitglieder wieder ans Licht des Tages zu för⸗ dern. Auf dem weitverzweigten und zum Teil recht kompli⸗ zierten Gebiet der Familienforſchung wird der Laie ret⸗ tungslos Schiffbruch leiden, wenn er ſich nicht zuvor über die wichtigſten Grundlagen der Familienkunde und alle die zege, die er zu ihrer Erſchließung benutzen kann, verge⸗ wiſſert hat. Irrtümlicherweiſe verſtehen die meiſten Menſchen unter der Bezeichnung„Stammbaum“ alle Aufzeichnungen, die ſich auf die Herkunft einer Familie beziehen. In Wirk⸗ lichkeit unterſcheidet man jedoch zwiſchen dem Stammbaum. 8 1 r „ 5. Ahnenkafel. der Stammtafel und der Ahnentafel, außerdem gibt es noch eine Nachfahrentafel, die im Gegenſatz zu den vorgenannten Arten nicht nur die Manneslinien umfaßt ſondern auch alle weiblichen Verzweigungen, die aber jedoch nur ſelten Anwendung findet. f Beginnen wir einmal mit dem Stammbaum; denn von ihm wird am meiſten geredet, obwohl er infolge be⸗ ſtimmter, nur ſelten vorhandener Vorausſetzungen, die für 8 Aufſtellung erforderlich ſind, eigentlich nur in Ausnahmefällen in Frage kommt. Wie ſein Name verrät, haben wir es hier mit einem Baum, und zwar meiſt mit einer Eiche, zu tun, die mit ihrem Stamm, ihren Zweigen und Aeſten in einer Zeichnung dargeſtellt iſt. Kleine weiße Felder, meiſt in der Form von Wappenſchilden, ſind an dem Baum angebracht und dienen für die Eintragung der ein⸗ zelnen Glieder der Familie. Da der Stammbaum das ge⸗ naue Wachstum der Familie angibt, müſſen am Fuß des Stammes der älteſte Vorfahre, den man ermitteln kann, ſowie ſeine Ehefrau, alſo gewiſſermaßen die Stamm⸗ eltern des Geſchlechtes eingetragen werden. Wie ein Baum wächſt auch die Familie im Laufe der Zeiten, verzweigt und veräſtelt ſich. Auf dem Stammbaum werden die Kinder und Kindeskinder— jedoch nur die Nachkom⸗ men der Söhne, d. h. der Mannesſtamm— in der dem Wachstum gemäßen Weiſe in die Schildchen der Zweige und Aeſte eingezeichnet, bis der Verfertiger des Stammbaumes bei ſich ſelbſt angelangt iſt. Aber auch dann wächſt der Baum 1 weiter, indem die eigenen Nachkommen immer wieder in der Krone des Baumes nachgetragen werden.— Praktiſcher, wenn auch vielleicht nicht ſo anſehnlich wie der Stammbaum iſt die Stammtafel. Deren Eintei⸗ lung iſt nur inſofern von der des Stammbaumes verſchie⸗ den, als der älteſte Vorfahre hier anſtatt am Fuß am oberen Rand eingetragen wird. Seine Kinder werden in einer Reihe daruntergeſetzt und deren Nachkommen verzweigen ſich weiterhin nach unten, wobei von den Töchtern nur die Lebensdaten und ihre Ehemänner, nicht aber ihre Kinder vermerkt werden. Die Stammtafel iſt alſo im Grunde ge⸗ nommen nichts anderes als ein umgekehrter Stammbaum. jedoch weit klarer und überſichtlicher als der Stammbaum.“ Zudem bietet die Stammtafel noch bei den einzelnen Perſo⸗ nen genügenden Raum für Bemerkungen, der beim Stamm⸗ baum in den kleinen Wappenfeldern ſtets ſehr beſchränkt iſt. * * f * ö ö Stammbaum. Mur im ſerrenen Fauen wirro jevoch die Möglichrem ge⸗ geben ſein, einen alten Vorfahren zu ermitteln, was für die Errichtung eines Stammbaumes oder einer Stammtafel als orausſetzung gilt. Häufig kennt man nicht einmal die wich⸗ tigſten Daten aus dem Leben des eigenen Großvaters, mit dem man vielleicht zu ſeinen Lebzeiten perfönlich noch zu⸗ lammengekommen iſt, geſchweige denn Einzelbeiten aus dem d den Impuls durch Einführung in die Familienkunde Daſein eines Ahnen. Es bleibt dann für die Familienfor⸗ ſchung nur der dritte umgekehrte Weg über die Ahnen⸗ tafel übrig, die den Familienſtamm bis zu den beiden Großelternpaaren umfaßt. Zunächſt trägt der Inhaber in das unterſte Feld ſeinen Namen, Stand und Beruf, Ge⸗ burtsdatum und Kort, Taufdatum und ort, Taufkirche, Reli⸗ gion und den Namen ſeiner Frau ein. Dann füllt er die beiden darüberbefindlichen Felder für ſeine Eltern aus, hierbei dürfen auch das Sterbedatum, der Sterbeort und die Grabſtätte nicht vergeſſen werden, ebenſo nicht die Angaben über Tag und Ort ihrer Vermählung, Kirche, Standesamt und die Zahl der Kinder. Dann bleiben noch in der gleichen Weiſe die Felder der beiden Großelternpaare auszufüllen. Für die Erforſchung der uns unbekannten Daten ſtehen uns verſchiedene Quellen zur Verfügung. Da ſind er⸗ ſtens die Standesämter, deren Tätigkeit im ganzen Reich vom Jahre 1876 ab datiert, eine Ausnahme bildet Preußen, das ſeit 1874 und Baden, das ſeit 1871 Standes⸗ ämter beſitzt. Im Rheinland werden ſeit 1800 Zivilſtands⸗ regiſter geführt, die auf eine Anordnung Napoleons, der durch eine genaue Perſonenſtandsaufnahme eine Kontrolle über alle wehrfähigen Männer zu erhalten beabſichtigte, zu⸗ rückzuführen ſind. Eine weitere Quelle ſtellen die Kirchen⸗ bücher dar, die zum Teil bis ins 16. Jahrhundert zurück⸗ reichen, wenn auch viele von ihnen durch Krieg und Feuers⸗ brünſte vernichtet worden ſind. Die Kirchenbücher werden meiſt auf den Pfarrämtern, vielfach aber auch bei Standes⸗ ämtern, Landgerichten und in Archiven aufbewahrt. In den Archiven ſind ferner die Steuerliſten und alle Akten, die die Ortseinwohner aufzählen, ſowie die Bürgerbücher der Städte und die Innungs⸗ und Gildenakten des Handwerks⸗ Fa für die Familienforſchung von beſonderer Be⸗ eutung. H. W. Ludwig. Der ing 70 Von „Und Sie lieben mich wirklich?“ „Ja. Ich liebe Sie.“ „Trotzdem Sie mich erſt drei Tage kennen?“ Er e ihre Hand und führte ſie andächtig an ſeine Lippen.„Kenne ich Sie wirklich erſt drei Tage? Mir iſt, als wären Sie ſchon mein ganzes Leben um mich geweſen. Ich weiß Ihre Gedanken, ohne Ihre Worte zu hören. Ich fühle Ihre Wünſche, ohne daß Sie von ihnen ſprechen. Sie haben mir nie von Ihrer Kindheit erzählt, ich ſehe ſie vor mir.“ Die junge Frau bot ihm ihre offene Hand wie einen Kelch.„Sie formen ſchöne Worte für Ihre Gefühle—“ „Ich weiß nichts von Worten“, küßte er ſie, „ich weiß nur, daß ich Sie liebe, wie ich noch nie eine Frau geliebt habe. Ich weiß nur, daß ich Ihnen vertraue, wie ich noch nie einer Frau ver⸗ 7 0 traut habe. Ich 10 liebe dich.“— Als ſie nach einer Zigarette riff, erſchrak ſie. „Was haſt du, Ge⸗ liebte?!“—„Mein Ring.“—„Was?“ 5„Die ſchwarze Perle „Weil ich nicht glaube, daß Sie iſt aus meinem Ring die Perle hier verloren haben. gefallen.“—„Hier?“ Die Sache kommt mir ſonderbar„Ja. Vor einer Mi⸗ vor. nute ſah ich ſie noch.“ Er ſtand auf. Half ihr ſuchen. Sie trugen die Gläſer vom Tiſch. Rückten Stühle und Seſſel beiſeite. Dachten an den Deſſertteller, an den Teppich, vermuteten die Perle in den Falten der Ser⸗ viette. Aber die Perle blieb verſchwunden. Sie begann nervös zu weinen. „Ich bin ſo verzweifelt— es iſt mein letztes wertvolles Schmuckſtück, ich habe alles verkauft. Was ſoll ich tun, Liebſter?“ „Vielleicht haſt du ſie ſchon früher verloren. Mir iſt, als wenn ich ſchon bei deinem Kommen die leere Faſſung des Ringes geſehen hätte.“ „Das iſt nicht wahr. Das iſt unmöglich. Die Perle muß ſich finden.“ Sie ſuchten nochmals. Er beobachtete ſie verſteckt. Seine Stimme klang merkwürdig kühl, als er ſagte:„Nein, hier iſt ſie nicht.“—„Das iſt ſehr peinlich für mich.“ f„Das iſt wohl kaum der richtige Ausdruck für die An⸗ gelegenheit,“ antwortete er,„du kommſt zu mir und ver⸗ mißt plötzlich eine wertvolle Perle. Ich glaube, für mich iſt die Sache peinlicher und unangenehmer als für dich.“ Sie ſah erſtaunt auf:„Warum ſprechen Sie ſo zu mir?“ „Ich ſpreche nicht anders als ſonſt, gnädige Frau. Nebelmond Nebelmond. Deutſcher November. Lautlos fällt Blatt um Blatt von den Bäumen. Die Nächte ſind kühl, manch⸗ mal voll Froſt, aber morgens hat ſich das Wunder ereignet: Rauhreif, das Kind gefrorenen Nebels. Nebelſtraßen führen in die Welt. Nebelſtraßen des Herbſtes. Und herrlich iſt es, ihnen nachzuwandern; ſie führen alle nach Ophir. 5 Schleier um Schleier lullen dich ein, verbergen das An⸗ geſicht der ſchalen Wirklichkeit, laſſen nur geheimnisvolles Ahnen. Kein Menſch um dich, kein Haus, kein Baum,— du ſtehſt allein. Gedämpft nur dringen die Geräuſche des Le⸗ bens an dein Ohr. Hier und da leuchten falbe, gelbe, rote, purpurne Blätter aus der Dunkelheit ihres Daſeins hervor. Tau tropft von Aſt zu Aſt; kühler Tau. Alle harten Linien der Landſchaft ſind verſchwunden. Berge und Täler liegen weich da wie Gemälde von Cra⸗ nach, Grünewald, Altdorfer. Immer neue Dünſte ſteigen aus den Niederungen zu dir empor. Ein zartes Lüftchen durchweht die Nebelwolken, bildet und formt plaſtiſche Geſtalten. Bald umtanzen dich Euglaud exportiert Heine Kinder 1 Eine Londoner Zeitung berichtet, daß die amerkkaniſche Nation ſich durch Zufuhr guten 35d br Blutes auf- zufriſchen wünſcht und zu dieſem Zweck britiſche Babies kaufe. „Amerika kauft engliſche Kinder meterweis. Sie koſten zwi⸗ ſchen 1000 und 4000 Mark pro Stück“, behauptet die Zei⸗ tung. Der amerikaniſche Markt kann bis zu 200 Kinder im Monat aufnehmen. Der amerikaniſche Agent, der in England als Vermittler bei den Adoptionsverhandlungen fungiert, verſieht gleichzeitig das Kind mit eleganter Kleidung und engagiert das Kindermädchen. Ein kleines Fräulein von einigen Monaten reiſte ſo z. B. vor kurzem im Hermelin⸗ pelz über den Ozean. Der Agent hat dafür zu ſorgen, daß wenigſtens der eine Teil der Eltern des Kindes aus guter Familie ſtammt. Der Preis des Kindes Kant von den Vor⸗ fahren der Eltern ab.„Blaues Blut“ iſt natürlich ſtark ge⸗ fragt und wird hoch bezahlt. Unter den Kindern befand ſich neulich eines, deſſen Vater einer Adelsfamilie angehörte. Sein Adelsbrief war ſo alt und fein, daß der amerikanische Adoptivvater entzückt 10 000 Dollar bot und bezahlte. In der Regel wird den Eltern des Kindes der Name der Adop⸗ tiveltern nicht mitgeteilt. Alle Beziehungen zwiſchen dem Kind und ſeinen engliſchen Eltern werden von dem Augen⸗ blick an abgebrochen, in dem das Kleine in die Hände des feinen, neuangeſtellten Kindermädchens gegeben wird. Von dieſer Regel gibt es aber eine Ausnahme. Die Filmdiva Conſtance Bennet adoptierte offiziell per Telegraph ein eng liſches Keinkind, das jetzt auf dem Weg zu ſeiner neuen Mut⸗ ter nach Hollywood iſt. Der genannte Filmſtern will ſich von ſeiner Tätigkeit zurückziehen und ganz der Erziehung des Kindes ſich widmen. 8 7 „ Jo Hanns Rösler Darf ich fragen, welchen Wert die Perle hatte?“—„Zwölf⸗ hundert Mark.“ „Ein runder Betrag. Merkwürdig, wie genau Sie den Preis kennen.“—„Mein Bruder ſchenkte ſie mir vor zwei Jahren.“—„Und dabei nannte er Ihnen den Preis?“ „Aber was ſoll das hier? Wir müſſen die Perle un⸗ bedingt finden. Ich habe ſchon daran gedacht, ſie zu ver⸗ kaufen, ich brauche das Geld.“ Er trat zum Fenſter und ſah auf die Straße hinunter.„Warum ſuchen Sie nicht mit mir?“—„Weil ich nicht glaube, daß Sie die Perle hier verloren haben. Die Sache kommt mir ſonderbar vor.“ Sie trat zu ihm. erſchrocken:„Sie glauben mir nicht?“ „Entſchuldigen Sie, gnädige Frau“, lächelte er ſchmal,„aber ich kenne Sie doch kaum drei Tage. Ich habe Sie zufällig in der Halle irgendeines Hotels kennengelernt, ich weiß 93 Ihren Namen. Heute ereignen ſich die ſeltſamſten inge.“ „Was wollen Sie damit ſagen?“ Er zog aus der Taſche eine ſilberne Tabatiere, nahm eine Zigarette und brannte ſie umſtändlich an. Dann ſagte er:„Nichts.“—„Aber ich weiß es!“ Sie ſchrie dieſe Worte empört, Tränen in den Augen. „Wenn Sie es wiſſen, iſt es gut. Dann brauche ich es Ihnen ja nicht erſt zu ſagen. Wenn Sie die Perle bei mir n verloren hätten, dann hätte ſie ſich finden müſſen. Auf dem Tiſch, auf den Stühlen oder auf dem Teppich. Wir haben die Perle nicht gefunden. Es bleibt nur noch die Möglichkeit, daß ich die Perle geſtohlen habe.“—„Aber—“ „Mancher Mann würde ſich die Ab⸗ wendung dieſes Verdachtes etwas ko⸗ ſten laſſen“, fuhr er fort,„vielleicht ſo⸗ gar zwölfhundert Mark. Und manche Dame würde auch dieſen Betrag gern entgegennehmen, denn ſchließ⸗ lich hat ſie ja eine Perle im glei⸗ chen Wert verloren. Aber ich gehöre nicht zu dieſen Männern, die ſich von einer ſchönen Frau in die Enge treiben laſſen. zu⸗ mal wenn ſie ſie erſt wenige Tage kennen. Bei mir haben ſich dieſe Damen verrechnet.“ Sie ſtarrte ihn mit leeren Augen an. f„Sie glauben?“—„Ich glaube gar nichts. Es tut mir leid, daß Seine Hand zitterte, als Sie dieſen Verluſt hatten. Wenn er die Doſe aufnahm. ſich die Perle finden ſollte, werde ich ſie Ihnen ins Hotel ſchicken. Wollen Sir mir bitte Ihre Adreſſe angeben?“—„Nein— nein— nein“, ihre Stimme ſtarb ab. um plötzlich in ein lautes Lachen auszubrechen,„nein, ich gebe mich geſchlagen, mein Herr. Sie waren klüger als ich. Mein bewährter 1 Trick iſt mir diesmal nicht gelungen. Es tut mir leid, Sie unnötig beläſtigt zu haben. Ich werde jetzt gehen. Leben bin wohl.“ Sie reichte ihm ihre Hand. Er ſah darüber inweg. „Wollen Sie mir nicht die Hand zum Abſchied geben?“ Er kehrte ihr ſchweigend den Rücken. Die Tür hatte ſich hinter ihr geſchloſſen, und er trat zum Tiſch. Schenkte ſich ein Glas Wein ein und griff nach der letzten Zigarette, die in der ſilbernen Doſe lag. Seine Hand zitterte, als er die Doſe aufnahm. Erſchrocken ließ er ſie wieder ſinken. In der rechten Ecke der ſilbernen Doſe lag zwiſchen Tabakſtaub eine große ſchwarze, ſamtene Perle. feenhafte Frauen, hauchzart, illuſionär, wie Aſtralleiber eines mächtigen Geiſterrufers. Unendliche Metamorphoſe für den, der zu ſchauen weiß. Ein Gleichnis der Seelenwan⸗ derung. Kobolde, Tiere, Bäume und Steine aus ein und demſelben Stoff: dem bewegten Nebel. Die Welt hat keinen Anfang und kein Ende mehr. Tür auf Tür aus naſſer Atmoſphäre öffnet ſich dir, lockt und verſpricht wie eine verſchmähte Geliebte, zieht dich weiter und weiter in das ſcheinbar Unendliche herein. Lautlos ſchreitet dein Fuß. Kein Menſch iſt dein Begleiter. nur eine Meiſe hüpft durchs naſſe Moos und zwitſchert ein hoff⸗ nungsvolles Lied. Der Nebel fällt dicht und dichter, lockert das undurch⸗ ichtige Naß auf. Es ſchimmert heller durch die Bäume. on fern hört man wieder die Signale der Stadt. Nur aus den Wieſengründen drängen noch zerriſſene Schleier gegen die Wände des Tals, ducken ſich wie die letzten Flüchtlinge beſiegter Heere auf der Erde dahin. Der erſte Sonnenſtrahl bedeutet 1 0 Tod! i Hermann Heſſes Nebelwanderer⸗Lied auf den Lippen betrittſt du wieder deine Stadt:„Herrlich im Nebel zu wan⸗ dern! Leben iſt Einſamſein.— Kein Menſch ſieht den an⸗ dern; jeder iſt allein.“ Otto R. Gervais. Die Seufzerbrücke — Erlebnis aus Venezuela von g 0 Fer d Launen „Weshalb mir Ihre Liebe verweigern, nachdem Sie mir dieſelbe tauſendmal verſprochen?“ „Man liebt nicht, wenn man nicht will, Genaro, ich glaubte Sie zu lieben, ich habe mich getäuſcht!“ »Und nachdem Sie mich verrückt gemacht haben, mich mit ihrem Blick und Lächeln berauſcht haben, Cäcilie, nachdem Sie mein ganzes Weſen durchdrungen haben mit dem Zauber Ihrer Stimme, nach alledem wagen Sie es, mir ſo grauſame Worte zu ſagen?“ „Genaro, ſeit ich in meinem Herzen geleſen, ſagte ich die Wahrheit, ich war aufrichtig.“ „Aufrichtig? Sie?! Nein, Sie haben mit mir geſpielt, mit jener teufliſchen Koketterie, die ihr alle beſitzt!“ „Sie ſind ungerecht. Ich habe Ihnen niemals geſagt, daß ich Sie liebe.“ „O, Sie töten mich mit Ihrer gottloſen Kälte!“ „Mein Gott, ſuchen Sie eine andere Liebe, Sie werden ſie ohne Mühe finden und Liebe heilt Liebe!“ „Nie! Ich flehe Sie an, Cäcilie, haben Sie Mitleid mit mir!“ „Dringen Sie nicht in mich, Genaro, zwingen Sie mich nicht, Ihnen zu wiederholen, was ich eben geſagt.“ „And wenn die Kunde von meinen nächtlichen Ge⸗ lagen zu Ihnen dringen wird, Cäcilie, wenn Sie meine Mutter werden weinen ſehen, dann ſagen ſagen Sie ſich „es iſt mein Werk“, denn es wird Ihr Werk in Wahr⸗ heit ſein, durch Ihre elende Koketterie haben Sie dann aus mir einen Elenden, Ehrloſen, einen Lumpen gemacht!“ Ein Schluchzen, oder war es ein Mutſchrei, verhinderte mich, mehr zu vernehmen. Aber ich ſah die beiden, deren Geheimnis ich entdeckt hatte, ſich entfernen, ſich trennen. Ich erkannte ſie; beide gehörten den angeſehenſten und vornehmſten Familien von Caracas an. So wie es oft geht im Leben, war ich durch ein flüchtiges Ungefähr in ein Geheimnis eingeweiht und erfuhr eines jener Liebes⸗ abenteuer der beſten Kreiſe, wie ſie ſich in jenen Ländern abſpielen. Bei dem Präſidenten war großer Empfang im Palais Miraflores, die große Halle mit dem leuchtenden Himmel über ſich, welche den ſchönſten Empfangsſaal bildet, zeigte eine Fülle von Gäſten. Ich war zu ſpät gekommen und hatte im Garten das Geheimnis überraſcht. Die Muſik ſpielte in dem Augenblick meiner Ankunft. Ich zog mir daher einen Bambusſeſſel hinter ein Ge⸗ büſch blühender Gardenien, um einen gelegenen Augen⸗ blick abzuwarten, Donna Zoila, die Hausfrau, dies entzückende Geſchöpf mit den Sammtaugen, die glutvoll brennend, kindlich aufſtrahlten, zu begrüßen. Als ich an ſie herantrat, bat ſie gerade den Gerichts⸗ präſidenten eine ſeiner Geſchichten, in denen er Meiſter war, zu erzählen. Und dieſer beeilte Beſten zu geben. „Die Ueberlieferung hat uns den Namen von Don Luis de Sandoval bewahrt, welcher vor etwa zwei⸗ bis ſich, eine ſeiner Geſchichten zum MVMundfunk⸗ Programme f Stuttgart und Freiburg i. Br.(Südfunk). Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Morgenruf; 6.05 Frühkonzert; 6.30 Leibesübungen J; 6.45 Leibesübungen II; 7 Zeit, Frühmeldungen; 7.10 Wetter; 7.15 Morgenkonzert; 8.15 Waſſerſtandsmeldungen; 8.20 Gymnaſtik e ee 8.40 Frauenfunk; 10 Nachrichten; 11.25 Funk⸗ werbung; 11.55 Wetter; 12 Konzert; 13.15 Zeit, Wetter, Nachrichten; 13.25 Lokale Nachrichten, Programmänderungen; 13.35 Mittagskonzert; 16 Nachmittagskonzert; 18.50 Zeit, Landwirtſchaftsnachrichten; 19 Stunde der Nation; 20 Griff ins Heute; 22 Zeit, Wetter, Nachrichten; 22.20 Du mußt wiſſen.... 22.30 Lokale Nachrichten, Sport, Programm⸗ änderungen; 22.45 Konzert. 5 Sonntag, 12. November: 6.35 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Nachrichten; 8.20 Wetter; 8.25 Gymnaſtik; 8.45 Evang. Mor⸗ genfeier; 9.30 Feierſtunde des Schaffenden; 10 Kath. Mor⸗ genfeier; 10.45 Funkſtille; 11 Schallplatten; 11.30 Bach⸗ kantate; 12 Mittagskonzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Volkstümliche Muſik; 14.15 Stunde des Handwerks; 14.30 Kinderſtunde; 15.30 Alte und neue Turn⸗ und Sport⸗ lieder; 16 Nachmittagskonzert; 17 Bitte zu vergleichen!, hei⸗ tere Hörfolge; 18 Blasmuſik; 18.40 Sport; 19 Orcheſter⸗ konzert mit Bekanntgabe der Wahlergebniſſe; 22 Nachrichten; 22.20 Lokale Nachrichten; 22.30 Anterhaltungskonzert mit Bekanntgabe der Wahlergebniſſe. f Montag, 13. November: 10.10 Buntes Schallplatten konzert; 15 Deutſche Hausmuſik; 15.30 Das deutſche Land — die deutſche Welt; 18 Franzöſiſch; 18.20 Die älteſte In⸗ ſtrumentalmuſik Oſtaſiens, Vortrag; 18.35 Rechenkniffe; 20.10 Soll und Haben, Geſpräche und Berichte; 20.50 Dramatiſch⸗ muſikaliſche Höhepunkte; 23 Tanzmuſik; 24 Nachtmuſik. Dienstag, 14. November: 10.10 Schulfunk; 10.40 Schall⸗ platten; 14.30 Blumenſtunde; 15 Geſchichten für die Kleinen; 15.45 Mein Weg zum Zehnkämpfer, Vortrag; 18 Italieniſch; 18.20 Von dem Leben des Arbeitsloſen; 18.35 Bauern, Landsknechte und Helden im 30jährigen Krieg, Zeitbild; 20 Vortrag des Reichsbundes für deutſche e 20.10 Operettenklänge; 23 Soliſtiſche Parade der Orcheſterinſtru⸗ mente; 24 Von deutſcher Seele. Mittwoch, 15. November: 10.10 Frauenſtunde; 10.40 Schallplatten; 14.30 Jugendſtunde; 15.30 Seltene Lieder und Terzette; 18 Deutſch für Deutſche; 18.30 Austauſchſendung Japan⸗Deutſchland; 20.10 Lieder, die Hörer uns einſandten; 21 Deutſche Balladen; 23 Perpetuum mobile, muſikaliſches Potpourri; 24 Nachtmuſik. Donnerstag, 16. November: 10.10 Bratſchenmuſik; 10.50 Lauter Sträuße; 15 Märchenſtunde; 18 Spaniſch; 18.20 Ge⸗ ſänge aus dem Land der Morgenfriſche— Korea, Vortrag; 18.35 Das Gold⸗ und Silberſchmiedehandwerk, Vortrag; 20.10 wat Maria von Weber, Hörbild; 23 Tanzmuſik; 24 Nacht⸗ muſik. ö Freitag, 17. November: 10.10 Schallplatten; 15.15 Kam⸗ mermuſik; 18 Engliſch; 18.20 Warum Familienforſchung?; 18.35 Iſt Ihre Skiausrüſtung in Ordnung, praktiſche Rat⸗ ſchläge; 20.10 Eduard Künnecke dirigiert; 23 Muſik auf alten Inſtrumenten; 24 Vom Schickſal des deutſchen Geiſtes. Samstag, 18. November: 10.10 Faſchingsſchwank; 10.35 Kreuz und Quer; 14.35 Jugendfunk; 15.10 Lernt morſen; 15.30 Zither und Harmonika; 18 Stimme der Grenze; 18.20 Wochenſchau; 18.35 Aus der Flußgeſchichte des Neckars, Vor⸗ trag; 20.10 Bunter Abend; 23 Hörbericht vom Sechstage⸗ kennen im Sportpalaſt Berlin; 23.10 Bunte Konzertſtunde; dreihundert Jahren einen reichen Beſitz in hieſiger Gegend innehatte. Er war Witwer und 11155 nur einen einzigen i Sohn, auf welchen er alle ſeine wollte er die Leiden erſparen, welche er ſelbſt in der Liebe gefunden hatte, und in dem Wahn, ihn davor zu bewahren. beſchloß er, den Sohn in einem Kloſter erziehen zu laſſen, hoffend, daß ſeine Vorgeſetzten in dem Knaben den 1 Mönch zu werden, durch die Erziehung begründen würden. Eſteban Sandoval lebte alſo im Kloſter, und alles ging nach Wunſch, bis er ſein achtzehntes Lebensjahr erreicht hatte. Erſt zu dieſe: Zeit drang man in ihn, die Kutte zu nehmen. Aber er wurde zornig und beklagte ſich bei ſeinem Vater und bat ihn, das Kloſter verlaſſen zu dürfen. Don Luis war unerbittlich. „So lange du nicht die Weisheit und Gelehrſamkeit in der Schule deiner Lehrer dir zu eigen gemacht haſt, wir! mein Haus dir verſchleeen ſeln!“ Eſteban verſuchte ſich hineinzufinden, aber das Leben mit den Mönchen wurde ihm unerträglich, das Studium eine Laſt. Eines Tages, als der Verdruß ihn in ſeinem Bann hielt, hatte er den Gedanken, einen alten Feigenbaum mit ſtarken Aeſten und üppigem Laub zu erklettern. Er ſtieg ſo hoch als er konnte und ſchaute hinaus über die hohen Mauern, die ihn einſchloſſen. In dem angrenzenden großen Garten ſah er ein zartes Geſchöpfchen in weißem Kleide, das Haupt ſchleierverhüllt. Mit langſamen Schritten ging das Mädchen auf und nie⸗ der, durch ſeine Hände glitten die Perlen des Roſenkranzes. Eſteban hatte ein ſo lebhaftes Vergnügen daran, das junge Mädchen zu beobachten, daß er bis zum Abend auf der Höhe ſeines Beobachtungspoſtens blieb. Neun Tage trieb er es ſo, am zehnten wagte er es, ſich der einſamen Wanderin bemerkbar zu machen. Mit ausgeſtreckten Händen rief er ſie mit den zärt⸗ lichſten Namen. Erſt überraſcht, antwortete ſie ihm mit einem Lächeln. Der nächſte Tag brachte dasſelbe. Die weiße Schönheit unterbrach ihre Wanderung, warf einen langen Blick auf den Kühnen und fuhr fort im Gebet. Aber Eſteban hatte das ſüße Gift geſchlürft, welches für den Mann in Frauen⸗ blick und lächeln liegt. Von Aſt zu Aſt ließ er ſich hinab⸗ eiten und fiel auf die Knie, zu Füßen der Frau, die er in dem Backfiſchchen erkannte.— Furchtſame und leiden⸗ ſchaftliche Liebe glühte auf in dem Herzen des Jünglings, er drückte ſie, ſeiner Sinne kaum mehr mächtig, an ſein Herz und bedeckte ihr Antlitz mit ſeinen heißen Küſſen. Sie wollte ſich befreien, doch vergeblich verſchwendete ſie ihre Kraft, um Eſtebans Amarmung zu löſen. „Gnade, Mitleid, laßt mich,“ murmelte ſie. Beſiegt von ihrer Zartheit und Schwäche gehorchte er. Sowie das lunge Mädchen ſich gelöſt hatte, kehrte ihre Kraft zurück. Ihr Antlitz zeigte wieder ſeine gewohnte Farbe. Mit feſter Stimme ſagte ſie:„Verzichtet auf jede Hoffnung, ich kann Euch nicht lieben, ich gehöre Gott allein, ich bin Nonne and habe mein Gelübde abgelegt.“ „So habt doch Mitleid mit mir, ich ſterbe ohne Eure Liebe!“ rief der Jüngling. f Frankfurt a. M. und Kaſſei(Südweſtfunk). Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Morgenruf; 6.05 Morgenkonzert; 6.30 Gymnaſtit 11 6.45 Gymnaſtik 11; 7 Zeit, Nachrichten; 7.10 Wetter; 7.15 Früh⸗ konzert; 8.15 Waſſerſtandsmeldungen; 8.20 Gymnaſtik für die Frauen; 8.40 Frauenfunk; 10 Nachrichten; 11 Werbe: konzert; 11.55 Wetter; 12 Mittagskonzert; 13.15 Zeit, Nach⸗ richten; 13.25 Lokale Nachrichten. Wetter, 13.35 Mittags⸗ konzert; 14.30(nur für Kaſſel) Lokale Nachrichten, 15.30 Gießener Wetterbericht; 15.40 Zeit, Wirtſchaftsmeldungen; 16 Nachmittagskonzert; 18.50 We ter, Nachrichten, Wirtſchafts⸗ meldungen, Zeit; 19 Stunde der Nation; 22 Zeit, Nachrichten; 22.20 Du mußt wiſſen... 22.30 Lokale Nachrichten, Wetter; 23 Nachtmuſik; 24 Nachtmuſik. f Sonntag, 12. November: 6.35 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Wetter, Nachrichten; 8.20 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter; 8.25 Gymnaſtik; 8.45 Evangeliſche Morgenfeier; 9.30 Feier⸗ ſtunde der Schaffenden; 10 Kath dliſche Morgenſeler, 10.45 Stunde des Chorgeſangs; 11.30 Bachkantate; 12 Mittags⸗ konzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Schallplatten; 13.50 Zehnminutendienſt der Landwirtſchaftskammer; 14 Stunde des Landes; 14.30 Kinderſtunde; 16 Nachmittags⸗ konzert; 17 Bitte zu vergleichen, heitere Hörfolge; 18.45 Sport; 19 Orcheſterkonzert mit Bekanntgabe von Wahlergeb⸗ niſſen; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Du mußt wiſſen. 22.20 Lokale Nachrichten, Wetter; 22.30 Unterhaltungskonzert mit Bekanntgabe der Wahlergebniſſe. Montag, 13. November: 14.40 Lieder von Landsknech⸗ ten und fahrenden Geſellen; 18 Franzöſiſch; 18.20 Die älteſte Inſtrumentalmuſik Oſtaſiens, Vortrag; 18.35 SOS, Senſa⸗ flonsſketſch; 20.10 Soll und Haben, Geſpräche und Berichte; 20.50 Dramatiſch⸗muſikaliſche Höhepunkte; 22.45 Anterhal⸗ tungsmuſik; 23 Tanzmuſik; 24 Kammermuſik. Dienstag, 14. November: 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 11 Schulfunk; 14.40 Der Hausfrau zur Erholung; 15.45 Mein Weg zum Zehnkämpfer, Vortrag; 18 Italieniſch; 18.20 Von dem Leben des Arbeitsloſen, Ge⸗ ſpräch; 18.35 Der Himmel im November; 20 Vortrag des Reichsbundes für deutſche Sicherheit; 20.10 Operettenklänge; 22.45 Unterhaltungsmuſik; 28 Soliſtiſche Parade der Or⸗ cheſterinſtrumente; 24 Von deutſcher Seele.. Mittwoch, 15. November: 10.10 Schulfunk; 14.30 Ju⸗ gendſtunde; 18 Deutſch für Deutſche; 18.30 Erſte Austauſch⸗ ſendung mit Japan; 20.10 Lieder, die Hörer uns einſandten; 20.10 Deutſche Balladen; 22.45 AUnterhaltungsmuſik; 23 Perpetuum mobile, muſikaliſches Potpourri. Donnerstag, 16. November: 10.45 Praltiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.40 Jugendſtunde; 18 Spaniſch; 18.20 Geſänge aus dem Land der Morgenfriſche— Korea, Vortrag; 18.35 125 Jahre Frankfurter Muſeumsgeſellſchaft, Vortrag; 20.10 Carl Maria von Weber, Sörbild; 22.45 Unterhaltungsmuſik; 23 Tanzmuſik. Freitag, 17. November: 14.40 Der Hausfrau zur Er⸗ holung; 18 Engliſch; 18.20 Warum Familienforſchung?; 18.35 Schrebergärten, Vortrag; 20.10 Eduard Künnecke dirigiert eigene Werke; 22.45 Unterhaltungsmuſik; 23 Muſil auf alten Inſtrumenten; 24 Vom Schicksal des deutſchen Geiſtes. Samstag, 18. November: 10.10 Schulfunk; 14.30 Ju⸗ gendſtunde; 15.10 Lernt morſen: 18 Stimme der Grenze; 18.20 Wochenſchau; 18.35 Stegreifſendung; 20.10 Bunter Abend; 22.45 Triumph des Tanzes; 23 Hörbericht vom Sechstagerennen im Sportpalaſt Berlin!nß?? N ebe konzentrierte. Ihm „Was geht es mich an? Irdiſches Leben hat nur Wert, wenn es der Weg zum Himmel iſt.“ Dann wandte ſie ſich ſchnell ab und entfloh. „Halte an, halte an,“ beſchwor er die Fliehende, und bor der wilden Gier beſeelt, ſie zu verletzen, ſchrie er ihr zu:„Ich verdamme mich ſelbſt, ich ſchwöre es dir, in allem Schlamm werde ich untertauchen und wenn der Widerhall neiner Ausſchweifungen an dein Ohr klingen wird, dann oll dein Gewiſſen mich rächen, indem es dir zuruft:„Das ſt dein Werk, das iſt dein Werk!“ Was Eſteban geſchworen hatte, erfüllte ſich. Nicht ſo⸗ ort, denn er kehrte heim in das Haus ſeines Vaters, wo r wochenlang weinte und nicht müde wurde, das Bild der ungen Nonne aus dem Gedächtnis zu zeichnen. Aber nach und nach ſuchte er die ſchlechte Geſellſchaft, zen Wein und das Spiel, er ſank immer tiefer. Eines Nachts, als er heimkehrte in ſein Haus, hörte er einen Zeufzer in der Nähe einer Schlucht. Bewegt, ohne zu wiſ⸗ en weshalb, horchte er. Die Seufzer tönten fort, eine beiße Wolke, in welcher ein Mädchen im Nonnengewand zuhte, ſchwebte auf den Abgrund zu. Er verſuchte die Ge⸗ ziebte zu ergreifen und ſtürzte in den Abgrund, wo man hn am anderen Morgen als Leiche fand. In derſelben Nacht war die kleine Nonne zu Gott ge⸗ zangen. Vielleicht war ſie verdammt, dort unten zu ſeuf⸗ en für alle Zeiten, um die arme Seele loszukaufen, welche hre Schönheit zugrunde gerichtet hatte, denn fede Nacht zört man den ſeufzenden Atem eines unſichtbaren Weſens nter jener Brücke, die jetzt über den Abgrund führt, und e man daher die Seufzerbrücke genannt hat.“ Der Gerichtspräſident hörte auf zu ſprechen. Er hatte ſeine rührende Erzählung beendet und meine Augen hat⸗ ten, während er ſprach, auf der ſchönen Cäcilie geweilt. Ich ſah ſie zittern in ihrem weißen Tüllkleide, als die Worte des Liebenden aus der Legende, die ſo genau denen Genaros glichen, von dem Erzähler ſo ergreifend vorgetragen wurden. 8 Ich ſah ſie leiſe dem Manne ſich nähern, deſſen Herz ſie zertreten hatte. i a Ich ſah, wie heiße Röte plötzlich ihre Wangen färbte, ich erkannte, wie eine unwiderſtehliche Macht ſie zu dem Manne zog, der dieſelben Worte geſprochen, wie vor dreihundert Jahren Eſteban. Und ich ſagte mir, daß in der Natur Dinge vor⸗ gehen, welche weder durch Wiſſenſchaft noch Kunſt ge⸗ ändert werden, welche dieſelben bleiben im Wechſel der Zeiten.— Plötzlich eine Bewegung— eine Dame war ohnmächtig geworden.— Als Cäcilie ſich unbewußt dem Manne, dem ſie ſo weh getan, genähert hatte, hauchte ſie ein leiſes: „Verzeih!“, ſie neigte ſich zu ihm, ſie berührte ſeinen e. Der Jufall als Erſinde⸗ Das nichtſplitternde Glas, das für Automobiliſten von großer Bedeutung iſt, verdankt ſeine Erfindung einer zu⸗ fälligen Beobachtung des franzöſiſchen Chemikers Benedie⸗ tus. Dieſer ließ 1904 eine Flaſche fallen, in deren Innern ſich durch Ver e einer Löſung eine Haut der zähen Subſtanz gebildet hatte. Beim Fall zerfiel die Flaſche nicht in Scherben, und dieſe Tatſache veranlaßte den Forſcher zum Ausbau des Verfahrens für praktiſche Zwecke. Heute gibt es vielerlei Verfahren, doch muß fehr ſorg⸗ fältig auf die reine Durchſichtigkeit und Beſtändigkeit der fertigen Ware geachtet werden. Da gewöhnliches Fenſter⸗ glas das Bild verzerrt, nimmt man reines Spiegelglas von drei Millimetern Stärke, das mit Waſſer und Bimsſtein gereinigt wird und das man mit einer gelatinehaltigen Klebemaſſe übergießt. Die verwendeten Zelluloidtafeln wer⸗ den in der Durchſicht gegen weißen und ſchwarzen Hinter⸗ grund, unter ultraviolettem Licht und auf flüchtige Beſtand⸗ keile geprüft, dann jede Tafel zwiſchen zwei Glasſcheiben eklebt, in der Hitze mit zehn Atmoſphären Druck in einem Druckgefäß gepreßt, das den Luftdruck gleichmäßig auf die Plattenoberfläche verteilt. Die Kanten werden geglättet und gegen das Eindringen von Feuchtigkeit mit Harzkitt ver⸗ klebt. Kugelſicheres Glas beſteht aus zwei Zelluloidplatten zwiſchen drei Glasplatten, von denen die mittlere 18 Milli⸗ meter ſtark iſt. 2 8 Alle müſſen mithelfen, ſpendet zum Winterhilfswerk. 5 Spendeneinzahlungen ſind erwünſcht auf ſcheckkonto Poſt Karlsruhe 360, Landesführung des WSW. Der Jugendführer des Deutſchen Reichs hat zum 12. November ein Bildheft für die deutſche Jugend„Der neue Staat und wir Jungen!“ erſcheinen laſſen. Das Heft ſtellt den Sünden der Ver⸗ gangenheit die Aufbauarbeit des Führers und ſeiner Regierung gegenüber, zeigt in anſchaulichen Bildern wie andere Völker in Waffen ſtarren und Deutſchland nur ein Heer des Friedens und der Arbeit hat. Es bringt Darſtellungen über Ferienfahrten und Jugendſpiele, die uns ſo recht das Ziel der Regierung, die Jugend an Leib und Seele geſund und kräftig, ehrliebend und arbeitsfreudig heranwachſen zu laßen vor Augen führt. Aus der deutſche Jugend— für die deutſche Jugend, wie der Titel des Heftes ſehr treffend ſagt, iſt es ein Bekenntnis der Jugend zu ihrem Führer, Ausdruck des Glaubens an die Zukunft des deutſchen Volkes. Das Heft ſoll vor dem 12. November in die Hände jedes Jungen und Mädels gelangen. Der Preis von 5 Pf iſt derart niedrig, daß es auch von den ärmſten Schülern beſchafft werden kann. Den Vertrieb haben die Vanne der Hitlerjugend übernommen. 1 e Zählt man nur jene unmittelbar an Deutſchland gren⸗ zenden Staaten, die einem Waffenrufe Frankreichs Folge leiſten würden, ſo kämen aus Frankreich, England, Belgien, Litauen, Polen und der Tſchechei auf je 100 Mann unſerer Reichswehr 1650 Aktive und 12 700 vollausgebildete Re⸗ ſervemänner mit 73 Maſchinengewehren, 10 Kanonen, 7 Kampfwagen losmarſchiert, und 10 Flugzeuge würden ſie unterſtützen. Mit anderen Worten: 143 bis an die Zähne bewaffnete, im Kriegshandwerk geſchulte und mit allen tech⸗ niſchen Hilfsmitteln im Ueberfluß ausgerüſtete Männer fal⸗ len mit unwiderſtehlichen Kampfmaſchinen und ungezähl⸗ ten Tonnen Sprengſtoff über einen einzigen Reichswehr⸗ mann her. 5 Frankreich allein beſitzt mehr Kanonen, als Deutſchland Maſchinengewehre hat, und mehr Maſchinengewehre, als Deutſchland Gewehre zugebilligt worden ſind. Im erſten Aufmarſch kommen auf jedes einzelne deutſche Bataillon zwei kriegsſtarke Infanteriediviſionen, hinter denen noch die achtfache Menſchenmaſſe als ausgebildete Reſerve auf den Einſatz wartet! Dieſe 14.3 Millionen Soldaten, Mann an Mann in Tuchfühlung aufgeſtellt, würden eine Menſchenmauer bil⸗ den, die von London quer über Europa und ganz Aſien hin bis nach Tokio reicht, während unſere Reichswehr die Strecke Braunſchweig— Magdeburg gerade ausfüllt. 111 Infanterie⸗ und 20 Kavallerie⸗Diviſionen, 2000 Batterien aller Kaliber, 7000 Tanks und 10 000 Flugzeuge ſtehen gegen die 63 Bataillone, 79 Eskadronen und 72 leichten Feldbatterien unſerer Reichswehr. 6 Kaum daß Frankreich einen Typ von Rieſenbomben⸗ Flugzeugen herausbrachte, ſo war auch England ſchon da⸗ bei, dieſe„fliegende Feſtung“ der Franzoſen durch ein Rieſenflugboot„The Perth“ zu übertrumpfen. So gewaltig ſind dieſe überdimenſionalen, von Maſchinengeweh⸗ ren und leichten Schnellfeuergeſchützen ſtarrenden Bombenträger, daß mehrere Geſchwader genügen, um z. B. Berlin binnen drei Stunden nach der Kriegserklärung voll⸗ ſtändig unter Gas und Feuer Veucn um ſo mehr, als tſchland wegen des Ver⸗ bots von Kampfflugzeugen und Abwehrgeſchützen nichts beſitzt, um einen derartigen Ueberfall aus der Luft abweh⸗ ren zu können. Die Reichs⸗ wehr muß mit Maſchinenge⸗ wehren auf lächerliche Holz⸗ modelle zielen, wenn die Truppe im Fliegerſchutz ge⸗ ſchult werden ſoll! 44 Während man ſich in Genf über die Frage unter⸗ hielt, ob das Gewicht der Kampfwagen in Zukunft auf 16 Tonnen beſchränkt werden soll, entdeckte Frankreich plötz⸗ lich, daß ſeine bisherigen „Chars de rupture“ mit ihren 70 Tonnen und 12 Stunden⸗ kilometern längſt nicht mehr Bote“. 250 dert! Längs der franzöſiſchen Grenze aufgeſtellt, könnten dieſe Kaliber ihre„groben Brocken“ bequem über die ent⸗ militariſierte Rheinlandzone hinweg auf die hölzernen Ma⸗ növerkanonen der Reichswehr wuchten. 5 5 In vier befeſtigten Räumen— Bitſch, Hochwald, Hakenberg und Die⸗ denhofen— reihen ſich im franzöſi⸗ ſchen Grenzgebiet die„centres de reſiſtances“ zur mehr als 100 Kilometer langen, lückenloſen Feſtungsfront gegen Deutſch⸗ land. Unterirdiſch verbunden, ſind dieſe hochmodernen Fe⸗ 5 2 ee e schlecht, 5 erke mehr ſondern ſchlecht⸗ auf der Höhe der Situa- weg die franzöſiſche Feſtung tion wären. Deshalb baute überhaupt. Bis zu 15 Kilo⸗ Frankreich die berühmten meter tief geſtaffelt, ergänzen 95⸗Tonnen⸗Tanks, die ſchnel⸗ ſich die verſenkbaren Panzer⸗ ler als galoppierende Renn⸗ kuppeln in ihrer Wirkung und pferde durch das Gelände beherrſchen die befeſtigte Zone jagen. Mit zehn Maſchinen⸗ derart, daß die vorderſten An⸗ gewehren, zwei Schnellfeuer⸗ lagen im Sperrfeuer der hin⸗ geſchützen und zwei 15⸗Zen⸗ terſten liegen, während dieſe timeter⸗Haubitzen ſind dieſe durch ihr Feuer das„Vorfeld“ Tanks ausgerüſtet. Deutſch⸗ bis weit nach Deutſchland land ſind nicht einmal die hinein beſtreichen. Pirma⸗ leichten 16⸗Tonnen⸗Tanks ſens. Zweibrücken. Mann⸗ geſtattet, Wenn die Neichs⸗ heim, Kaiſerslautern— dieſe wehr den Begriff Kampf⸗ Städte und andere liegen im wagen in den Bereich ihrer Schußbereich der weittragen⸗ Uebungen ziehen will, ſo den Rohre, und ſelbſt Trier muß ſie ſich mit Pappdeckel⸗ kann über das neutrale Lu⸗ attrappen begnügen. xemburg hinweg in Schutt 34 Feldgeſchütze aller und Aſche gelegt werden! Bis Kaliber richten ihre Mün⸗ zu 100 Meter tief unter die dungen auf eine einzige Erde 155 die Bauten der deutſche Feldkanone. Wenn bombenſicheren Munitions⸗ uns 10 Zentimeter als kammern, Mannſchaftsräume größtes Kaliber zugebilligt und Betriebsanlagen. Kein worden ſind, ſo toben ſich Tank, kein Sturmtrupp kann dafür die Mächte rings um die Vorfeldzone durchlaufen, unſer Land in gigantiſchen ohne in dem Kreuzfeuer der Abmeſſungen aus. Allen hydrauliſch und elektriſch aus voran ſteht der franzöſiſche der Verſenkung auftauchenden 52⸗Zentimeter⸗Mörſer. Die- Abwehrgeſchütze und Maſchi⸗ ſer Mörſer ſchleudert ſeine nengewehrſtände liegenzu⸗ 1600 Kg. ſchweren Bom⸗ bleiben. Mit dieſer wahrhaft ben weiter, als die deut⸗„chineſiſchen Mauer“ aus ſchen leichten Feldgeſchütze Stahl und feuerſpeienden ihre armſeligen 6 bis 12 Mündungen ſichert ſich Frank⸗ Kilogramm ſchweren Gra⸗ reich gegen eine waffenloſe naten werfen önnen! und vollkommen entmilitari⸗ Frankreich ſchließt die Re⸗ e 50⸗Kilometer⸗Zone, in vue der ſchweren Kaliber der höchſtens ein Häuflein mit ſeiner 40⸗Zentimeter⸗ Reichswehr aufmarſchieren Haubitze, die 20 Kilometer könnte, um dort mit ſeinen weit, einem 38⸗Zentimeter⸗ 10 ⸗Zentimeter⸗Feldhaubitzen Langrohr, das 60 Kilome⸗ ſein Glück gegen dieſe gewal⸗ ter weit und mit dem 21⸗ tigen ſtählernen Ungetüme der Zentimeter ⸗Eiſenbahnge⸗ Panzerkuppeln zu verſuchen, ſchütz, das 120 Kilometer jene Reichswehr, die mit höl⸗ weit ſeine Granaten ſchleu⸗ zernen Kanonen in das Ge⸗ 5 . lände zieht, um den Manövern einen kriegsmäßigen An⸗ ſtrich geben zu können. a Anſer Recht So ſieht Deutſchlands Gleichberechtigung aus. Unehr⸗ licher iſt niemals in der Weltgeſchichte ein Volk behandelt worden wie das deutſche in der Rüſtungsfrage. Deutſch⸗ land will weder einen Wall von Eiſen um ſich errichten. noch Millionen unter Waffen ſtellen. Es verlangt nur glei⸗ ches Recht für alle.„Wir haben jetzt fünfzehn Jahre ge⸗ wartet,“ ſagte Reichskanzler Hitler in ſeiner großen Rede vom 25. Oktober im Berliner Sportpalaſt.„daß wir Ver⸗ ſprechungen nicht mehr vertrauen können, das iſt nicht unſere Schuld.“ Deutſchland verlangt Abrüſtung der ande⸗ ren, und es will, daß ſeine Ehre nicht mehr mißachtet wird. Ehrlos iſt jedes Volk, das eine Orgie von Waffen um ſic⸗ dulden muß, während es ſelbſt hilflos iſt; aber wir aus der Geſchichte gelernt“, ſagte Hitler in der Red⸗ „daß auf die Dauer das Leben nur den Völkern ode wird, die gewillt ſind, ihr Leben, ihre Ehre vor der Welt zu vertreten.“ Das deutſche Volk wird am 12. November fordern, daß ihm ſeine Ehre zurückgegeben wird. eon I. Meudbs.ke Franz iſt bei der Bahn. Er hat einen ſchweren Dienſt. Eine Woche von ſechs Uhr früh bis ſechs Uhr abends. die andere Woche von ſechs Uhr abends bis ſechs Uhr früh. Dazwiſchen mal einen freien Tag. Lange Jahre geht das ſchon. In ſeiner Freizeit ſchläft er, geht er mal in die Kneipe und am lieſten in den Schrebergarten. Sein Garten iſt der ſchönſte in der Kolonie. Ein müder Ausdruck liegt in dem Geſicht ſeiner Frau. Franz liebt ſeine Frau. Aber er hat verlernt. es zu ſagen. Lieber iſt er bei den Roſenſträuchern. Ja, nun hat er die ſchönſten Roſenſträucher in der Ko⸗ lonie, aber mit ſeiner Frau iſt eine Wandlung vorgegangen, von der er nichts ahnt. Wenn Franz abends in den Dienſt gegangen iſt, und es iſt ganz dunkel geworden und das Kind eingeſchlafen. zieht ſich die Frau ihr neues Kleid an und geht ins Promenaden⸗Cafe. Hier lächelt ihr der ſympa⸗ thiſche Klavierſpieler den ganzen Abend zu. 3 Jetzt ſitzt er auch ſchon während der Pauſe an ihrem Tiſch, plaudert mit ihr und haſcht nach ihrer Hand. Den Ring ſieht er gar nicht. Und beim nächſten Mal bleibt ſie eine Stunde länger im Cafe. Jetzt iſt es elf Uhr. Dann wird es zwölf. Und der Klavierſpieler lächelt ſie an. 5 Wenn dann Franz bald nach ſechs Uhr kommt, iſt ſie verſchlafen. der Kaffee iſt noch nicht fertig, und wortkarg ſchleicht ſie um Franz herum, einen fremden Duft im Haar. Franz aber iſt müde vom Nachtdienſt, ſinkt ins Bett, ſteht fe Mittag wieder auf, geht dann in den Garten, und um echs muß er wieder auf dem Stellwerk ſein. Manchmal blickt er auf die Uhr: erſt zwölf! Müdigkeit wird überwunden. Ein Gähnen erſtickt raſch im Pfeifen der rangierenden Lokomotive. a Erſt dreil denkt Franz. Um ſechs kommt die Ablöſung, dann ſteht die Frau daheim auf, warm vom Schlaf, mit ausgeruhten Gliedern, ſteht in der Küche am Herd im dün⸗ nen Rock— ja, Franz denkt ſo etwas manchmal nachts um drei, Augenblicke nur, dann iſt das verflogen. a Schon zwölf! Schon zwei! denkt die Frau im Pro⸗ menaden⸗Cafe. Ihre Wangen glühen. Soll ſie bis um drei bleiben, wie ihr der Klavierſpieler zuflüſterte, um drei wird das Lokal geſchloſſen, dann 8 Es iſt halb drei. Der Mann am Klavier ſpielt und lächelt ſie an. Sie ſitzt da, als hätte ſie keinen eigenen Wil⸗ len mehr, ſie iſt wie hypnotiſiert.„Trink!“ ſagt eine Stimme zu ihr. Und ſie trinkt. f Sie will nach Hauſe eilen, aber eine Stimme befiehlt ihr:„Bleib!“ Nein es iſt keine Stimme, es ſind die Augen des Klavierſpielers:„Bleib!“ Sie bleibt. Und es fällt ihr noch ein:„Uebermorgen hat Franz wieder Tagdienſt.“ Da muß ſie die langen Abende zu Hauſe bleiben. Plötzlich ſteht Benno vor ihr. „Du haſt gewartet!“ ſagt er erfreut. „Jetzt iſt es aber Zeit, daß ich nach Hauſe gehe!“ meint ſie, mit einem Verſuch zu ſcherzen. N f Er ſieht ſie ſonderbar an. Dann verlaſſen ſie gemein⸗ ſam das Café.„Du haſt ja noch zwei Stunden Zeit!“ ſagt 5 er unterwegs.„Im 5„Goldenen Stern“ iſt Ball. Gehn wir doch noch hin.“. Sie antwortet er⸗ ſchrocken:„Aber das geht doch nicht! Ich muß nach Hauſe. Es iſt gleich halb 17 nur!“ bittet Ben⸗ no. Sie ſenkt den Kopf, will etwas ſagen, aber ihre Beine ſchreiten ge⸗ horſam.„Um ſechs Uhr kommt Franz!“ denkt ſie noch, als ſie mit Benno den Saal betritt. Die Müdigkeit fällt plötz⸗ lich von ihr ab. Die Fröhlichkeit im Saal ſteckt ſie raſch an. Sie tanzt, lacht. Ver⸗ gißt die Zeit. Wie aus einem Rauſch erwachend, fragt ſie e endlich:„Wie ſpät iſt es denn?“„Gleich ſechs“, ſagt er ruhig. Der Saal hat ſich ſchon ziemlich geleert. 5 „Gleich ſechs!“ ſtammelt ſie.„Warum haſt du mich nicht erinnert?“ Sie läßt ihn ſtehen, ohne noch ein Wort zu ſagen. Sie fliegt aus dem Saal. Sie rennt durch die Straßen. Um ſechs kommt Franz. Es iſt alles vorbei. Die Turmuhr ſchlägt plötzlich. Einmal. Die Frau lauſcht. Die Turmuhr rührt ſich nicht wieder. Ein Viertel nach ſechs. a Das letzte Stück muß ſie nun langſamer gehen. Lauern nicht ſchon Nachbarn an den Fenſtern? Sie muß ganz ruhige Schritte machen. Jetzt iſt ſie auf der Treppe im Haus. Jetzt kann ſie emporſtürmen, zwei Stufen auf ein⸗ mal, doch nun werden ihr die Beine ſchwer. Mit zitternden Fingern ſteckt ſie den Schlüſſel ins Schloß, ſchließt auf, tritt in die Wohnung. Franz iſt noch nicht da! Ein Wunder iſt geſchehen! Sie iſt gerettet! Franz iſt noch nicht da! Sie läuft in die Küche, läuft ins Schlafzimmer zurück. zieht ſich ein anderes Kleid an, ſie könnte plötzlich ſingen, ſo leicht iſt ihr ums Herz. Sie iſt gerettet. Welche Angſt ſie ausgeſtanden hat! Nie mehr! Nie mehr! denkt ſie. Schwört ſie. Weint und lacht ſie. 0 b Der Kaffee dampft auf dem Tiſch. Das Geſchirr blitzt. Dann holt ſie noch eine Blumenvaſe herbei. Heiter und glücklich wie in der erſten Zeit ihrer Ehe ſitzt ſie nun da und wartet auf Franz. Die Uhr zeigt auf ſieben, aber Franz iſt noch nicht da. Statt Franz kommt bald nach ſieben ein fremder Mann in Uniform. Er iſt blaß, unbeholfen. „Erſchrecken Sie nicht!“ ſagt er. Jehzt ſitzt er auch ſchon während der Pauſe an ihrem Tiſch, plau dert mit ihr und haſcht nach ihrer Hand. „Die Sünde wider Biut und Raſſe iſt die Erbſünde dieſer Welt und das Ende einer ſich ihr ergebenden Menſch⸗ heit“! So groß und ſo einſach ſazt es der Führer. Aberglaube Und ſie er⸗ ſchrickt.„Ihr Mann iſt ver⸗ unglückt. Sie ſchreit auf.„Sie brauchen keine Angſt zu haben. Er wird am Le⸗ ben bleiben“, be⸗ ſchwichtigt ſie der Beamte. Auf dem We⸗ ge zum Kran⸗ kenhaus erfährt ſie alles. Franz hatte das Stell⸗ werk ſchon ver⸗ laſſen. Um eher nach Hauſe zu kommen, benutzte einen Weg über Als Franz nach vielen Wochen aus die Bahngleiſe. dem Krankenhauſe zurückkehrte, offen Hier wurde er barte ſich ihm etwas ganz Neues. von einer ran⸗ gierenden Lokomotive erfaßt, als er einem Güterzuge aus⸗ wich. Das war das„Wunder“. Als Franz nach vielen Wochen aus dem Krankenhaus Wo Menſchen ſind, herrſchte der Aberglaube. Von Karl dem Großen iſt bekannt, daß er vergeblich verſuchte, gegen den fortlebenden, altheidniſchen Glauben unter den Chriſten Abhilfe zu ſchaffen. Und heute— iſt es nicht anders be⸗ ſtellt mit dem Aberglauben. Wenn man auch kein junges Böcklein ſchlachtet, um aus den Gedärmen das Große Los, oder den Geldbrief in der Abendſtunde von einem ſchwarzen Herrn zu finden, faſt alle unter uns unterliegen dieſem Unſinn. wer macht nuch Gebanren, wenn er die Frage:„Na, wie geht's?“ durch:„Unberufen— ich kann nicht klagen!“ beant⸗ tet? Und vielleicht ſogar dazu das„toi⸗toi⸗toi“ unterm Tiſch behämmert? Oder man fährt zehn Minuten nach dem Weckerläuten aus dem Bett, rein in den linken Pantoffel und... ſchleu⸗ dert erſchrocken ein bißchen Spucke darauf, um das unab⸗ wendbare Unglück, was darauf folgen könnte— abzubiegen. Tauſende Beiſpiele des täglichen Lebens in der Zeit der Flugzeuge, des Radios— und der Aufgeklärtheit be⸗ weiſen, daß wir nicht geſcheiter geworden ſind. Ich ſelbſt mache auch mit!— ö Frühmorgens.— Die Milch kocht über. Schnell etwas Salz auf den Herd, ſonſt ſind Tränen am Tage zu erwarten. Das Brot liegt auf dem Rücken im Korb... ein Meſſer fällt runter... klirr— geht eine Taſſe in Trümmer Samiel hilf, eine Spinne am Morgen.. natürlich— Kaffee aufs reine Tiſchtuch:„Na, ich danke, heute fängt der Tag gut an! Unglück, wo man auch hinſieht!“— zurückkehrte, er hinkte noch ein wenig— offenbarte ſich ihm etwas ganz Neues, Verſöhnendes, Beſeligendes: die aufopfernde, geläuterte Liebe ſeiner Frau. Ein Gafttwirt aus der alten Schuie Der deutſche Konſul v. L. erzählte aus ſeiner Jugend⸗ zeit, als er in den vierziger Jahren Mittel⸗ und Süddeutſch⸗ land als Geſchäftsreiſender beſuchte. gerne folgende Ge⸗ ſchichte.„Ich mochte ſo ungefähr 24 Jahre alt ſein. Meine Reiſe führte mich auch nach Koburg, wo ich im Hotel„Zum grünen Baum“, deſſen Beſitzer ein alter Herr namens Pre⸗ diger war. abſtieg. Ich war lebensluſtig, und da meine Reiſeerfolge ziemlich günſtig waren, ſo ſah ich durchaus keinen Verſtoß darin, mir gegen zehn Uhr morgens eine halbe Flaſche Wein zum Frühſtück zu beſtellen. Ich äußerte dieſen Wunſch Herrn Prediger ſelbſt. dam aber ſchön da⸗ mit an. Mit ſehr ernſtem Geſicht ſagte der ehrenwerte Mann: „Junger Herr, es iſt viel beſſer, Sie gehen erſt und verdie⸗ nen Ihr Geld. Wenn Sie Ihr Geſchäft gemacht haben. bin ich gern bereit, Ihnen Wein zu geben.“ Ich war nicht wenig verblüfft, nahm ſchleunigt meinen Hut und ging an mein Geſchäft. Erſt wollte ich dem Mann zürnen. Nach reiflicher Ueberlegung aber fand ich, daß Herr Prediger nicht ganz unrecht hatte, und nie habe ich es mir wieder einfallen laſſen, morgens ſchon zum Frühſtück Wein zu verlangen.“* Der Tag beginnt.— Das Baby fällt vom Stuhl— (weil keiner aufgepaßt hat!)—„Sehn'ſe, gnäd'ge Frau“— das Dienſtmädel—„ick ſagte et ja, die Spinne, dieſet Luder! Der Gasmann kommt wie immer um dieſe Zeit. Rech⸗ nung bezahlen.—„Ausgerechnet am Frühſtückstiſch, hab' ich es gewußt.. die Taſſe!“ In der neuen Schürze ein Riß— das Baby ißt die Gasrechnung— die bezahlte— halb auf— das Telephon klingelt, als das Geſpräch beendet, fliegt der Apparat hinter⸗ her(die Schnur blieb an einem Knopf hängen!)— man ſchneidet ſich in den Finger, Fett ſpritzt auf die friſchgerei⸗ nigte Bluſe. Emma verliert beim Einkaufen 30 Pfennige. Onkel erſcheint und will unbedingt das Buch wiederhaben, was man ſelbſt erſt halb geleſen hat— und wer hat daran ſchuld, an dieſem unaufhörlichen Unglück, ſeit man die Augen aufgemacht hat? „Man ließ beim Kaffeetrinken den Löffel in der Taſſe — der Briefträger ſtolperte, als die Tür aufging— und — der Mann des Hauſes iſt verkehrt in die Unausſprech⸗ lichen geſtiegen, und ſeine Uhr fiel runter, als er maßlos wütend wieder rausſteigen mußte!“ Genug an dieſen Schilderungen des halben Tages nur. Es wird niemandem einfallen, nach der logiſchen Ur⸗ ſache des Zufalls oder des Urſprungs zu ſuchen, denn es iſt ja ſo bequem.. Heine— zum Glück— ahnungsloſe kleine Spinne als den ſchuldigen Teil zu verurteilen. Es iſt ja keine hundert Jahre her, als man einen Ochſen ex officio und in contumaciam zum Feuertode verurteilte, weil der Ochſe an einer Seuche geſtorben war und, noch ehe er ſtarb, das übrige Rindvieh anſteckte. Immer gut angezogen Darunter verſteht man heute keine unerſchwingliche Ele⸗ ganz ſondern gediegene, modiſche Kleidung die ſich dem Zeit⸗ bild angepaßt hat. Beſonders der einfache Tagesanzug in individueller Verarbeitung mit aparten Neuheiten und Klei⸗ nigkeiten ausgeſtattet, verdient immer mehr beachtet zu werden. Es gibt Frauen die den Reiz der ſchlichten Klei⸗ der erfaßt haben und es meiſterhaft verſtehen. das Kompli⸗ zierte geſchickt auszugleichen und neue Formen nach ein⸗ gehender Prüfung etwas abzuwandeln. Damit hat eine Frau viel erreicht; ſie kleidet ſich ganz modern, ohne ihren Typ zu verleugnen und entnimmt den neueſten Schöpfungen das Kleidſamſte in ſchlichter Wirkung. Dieſer Sinn für geſchmack⸗ vollſte Geſtaltung der eigenen Kleidung kommt auch dann am beſten zur Geltung, wenn der Stoff einmal etwas knap⸗ per iſt. Man braucht durchaus nicht auf einen Extrawunſch zu verzichten. Auch bei weniger Material ergeben ſich manch⸗ mal hübſche Zuſammenſtellungen durch Stoff und Verarbei⸗ tung, es reicht ſchließlich immer für ein Kleid, das Sie immer brauchen. das Ihnen ſteht und zu Ihnen paßt. Die große Vorliebe der Mode für Taſchen und Geknöpf⸗ tes kommt in dem Kleid Nr. 1 richtig zum Ausdruck. Das Mindeſtmaß des beliebten Angoramaterials reicht für ein Berufskleid mit viereckigem Kragen und eingeſetzter Fächer⸗ falte. Ein gelungener Verſuch, den modiſchen Raglanärmel⸗ ſchnitt für ein einfach geſchnittenes Wollkleid zu verwenden, zeigt Nr. 2, das durch ſchräge Linien und Steppereien be⸗ lebt wird. Der Rock hat in der Vorderbahn eine tiefe, gegenſeitige Falte. Nr. 3 bietet durch die gekreuzte Hals⸗ partie ein ganz neues Bild. Sie iſt auf der linken Schulter leicht gerafft, wird um den Nacken geführt und auf der rechten Schulter mit einem großen, viereckigen Knopf ge⸗ ſchloſſen. Die neue Hüftlinie bringt wieder markierte Schöß⸗ chen, eine Form, die vielleicht auf eine Wandlung des augenblicklichen Schönheitsideals deuten ſoll. Der kleine Hüftſchoß zeigt ſich in ſchüchternen Anfängen, durch zag⸗ N haft angedeutete Steppereien 2„ und Ueberwürfe. Auch das U. 5 Wollkleid Nr. 4 zeichnet ſich durch klare Linien, den leicht abſtehenden, nach oben gekehr⸗ ten Hüftſchoß, ebenfalls abſtehenden Aermelanſatz und kleid⸗ ſamen, hohen Verſchluß aus. Nr. 5 zeigt oberhalb der Tail⸗ lenlinie eine im Diagonalmuſter entgegengeſetzte Querblende, die in der Mitte abgerundet in der Mittelnaht der Rock⸗ partie verläuft. Dieſe Form erinnert an die begehrten A Noöͤtle, die ſchlank machen 4 Praktiſche Röcke für jeden Zweck, die haben wir uns ſchon immer gewünſcht. Sie laſſen ſich ſehr leicht aus einer doppeltbreiten Stoffbahn her⸗ ſtellen. Gerade die neuen Li⸗ nienführungen ermöglichen es, ſtets das Richtige zu finden. Schräge Aufteilungen oder ſtreckende Bahnenröcke ver⸗ tragen auch weniger ſchlanke Hüften ausgezeichnet. Dabei ſind geſchweifte Formen, die das Ausſitzen verhüten, am vorteilhafteſten. Man arbeitet ſie lieber nicht ſo feſt anlie⸗ end, loſer Sitz läßt immer ſchlanter erſcheinen. Lame ſtoffe Die Zeit der Lameſtoffe macht ſich jetzt auch bei den Tageskleidern bemerkbar. Allerdings in ganz dezenter Abwandlung. die moder⸗ nen Wollſtoffe weiſen Me⸗ tall⸗Laméſtreifen in den verſchiedenſten Anordnun⸗ gen auf. Perlige Effekte, feine Streifen, Phantaſie⸗ muſter mit Karos und Tup⸗ fen verbunden, bilden auf einfarbigem Grund den be⸗ 17 Gegenſatz zu dem ge⸗ iegenen Wollſtoff. So ent⸗ fehr ein Material, das ſich ehr gut für einfach geſchnit⸗ tene, aber elegante Zuſam⸗ menſtellungen eignet. Wir bringen ein Kleid in gera⸗ der Linie mit dreiviertel⸗ langem Kaſak und dazu ein Jackenkleid mit Pelzbeſatz. Beide haben aufgeſetzte Ta⸗ ſchen und betonte Schulter⸗ breite. (15. Fortſetzung.) „Ich kokettiere nicht mehr mit dir, das iſt jetzt vorbei“, begann ſie wieder.„Und ich denke mir nur: wird er denn dieſes ſchreckliche Leben nicht aufgeben? Wird er nicht end⸗ lich Vernunft annehmen? Das wäre herrlich! Ich wünſche mir. daß ich aus dem Phantaſten einen Menſchen machen könnte und du würdeſt einer werden! Du kannſt etwas, du haſt viel geſehen und denkſt ſchärfer als die meiſten; ein Mann wie du, wenn er nur will. muß etwas erreichen! Ich verlange das von dir! Aber wenn du deinen alten Weg weitergehſt, kann ſich eine Frau nicht an deiner Seite zeigen. Haſt du mich gehört, Adrian?“ fragte ſie nun. Keith zeichnete mit der Schuhſpitze in den Sand. Dann richtete er ſich mit einem tiefen Atemzug auf und lächelte verwirrt. Er ſagte:„Ich habe es gehört und werde es mir merken.“ Sie brachen auf und gingen zum Hotel zurück. Es war 11.35 Uhr. Auf dem Balkon ſeines Zimmers zündete ſich Keith ſeine Pfeife an, während Nora den Koffer packte; ſie verſtaute ihren und ſeinen Pyjama und ſein Raſierzeug. Keith dachte: Nur keine Sentiments! Ich habe die Sache mit Harveſter zu regeln. Der Kampf geht weiter Die Stunden von Lugano waren um. Als der Gepäck⸗ träger die Lederkoffer durch das Fenſter des Gotthard⸗Ex⸗ preßzuges reichte, nahm Nora Abſchied von der für ſie er⸗ innerungsreichen Landſchaft. in der ſie heute morgen ſo erwacht war. als ſei ſie vor fünf Jahren aufgewacht. Die Räder rollten. Mit zunehmender Wucht preſchte der Zug über die Schienenſtränge. Was zwiſchen Nora Servans und Adrian Keith geſchehen war, blieb in Lugano zurück. Zwan⸗ zig Stunden ſpäter, um acht Uhr in der Frühe, traf der Zug in Berlin ein. Ueber Berlin hing Regen. Auf der Bahnhofstreppe trennten ſie ſich Keith zog den Hut, warf ihr noch einen kurzen Blick zu und Nora ſtieg allein die weiteren fünf Stufen hinunter. Sofort fuhr ſie in ihre Wohnung, aber nur um ein Bad zu nehmen, zu früh⸗ ſtücken und ſich umzukleiden. War keine Poſt gekommen? Von Oliver Eskell war ein Telegramm gekommen. Aber von Georg Harveſter lag keine Nachricht vor. Harveſter war gegangen, war vermutlich verreiſt und hielt ſich irgendwo verſteckt. Harveſter war verſchollen. Es beängſtigte ſie, daß er ihr kein Lebenszeichen gab. Aber ſie ſtand in der Schlacht, ſie hatte keine Zeit, über Harveſters Schickſal nachzudenken. In ihrer Schreibmappe ſuchte ſie nach einem Brieſbo⸗ gen aus ſchwerem grauen Bütten. Von dieſem Briefbogen hing die Aktion ab. die Keith während der Bahnfahrt be⸗ ſchloſſen hatte. Auf dem grauen Bütten befand ſich die Un⸗ terſchrift Harveſters. 5 Nora ſteuerte den grauen Mercedes durch den Regen. Aus der ſüßen Luft des Teſſins in die Benzindüfte Ber⸗ lins verſetzt, fühlte ſie einen leichten Schwindel. Vielleicht atte das Schwindelgefühl nichts mit dem Klima zu tun ſondern hing mit der bevorſtehenden Aktion zuſammen. Vor einem Schreibmaſchinenbüro hielt ſie an. Während ſie im Zimmer umherging, diktierte ſie kurz und knapp einem jungen Mädchen, das äußerſt verwundert war, mit welchem Elan da eine ſchöne und elegante Frau ſchwerwiegende bank⸗ techniſche Entſchlüſſe traf. Es handelte ſich nur um einige Sätze, aber dieſe Sätze entſchieden über Leben und Tod. Gleich darauf fuhr Nora weiter. Der Schwindel war aus ihrem Gehirn gewichen. ö Der Wagen hielt vor dem Bankhaus Harveſter in der Dorotheenſtraße, der Portier öffnete den Wagenſchlag. Noch immer ſteckte er in ſeiner braunen Livree, ſein graues, durch⸗ furchtes Geſicht aber ſchien jeden Paſſanten aufzufordern: Helft! Wir gehen unter! Auch ich verliere meine Stellung! Haſtig glitten die Paſſanten vorüber. Jeder hatte mit ſich ſelbſt zu tun. Verödet lag der Kaſſenraum. Nur an den Schaltern ſtanden ein paar Menſchen, die mit den Beamten verhan⸗ delten. Die peinliche Stille wurde nur durch das Klingeln der Telefonapparate unterbrochen. Anſchläge an den Wän⸗ den. Bekanntmachungen der Direktion. Helft die Kriſe über⸗ winden Kein Guthaben iſt in Gefahr! Unterſchrieben: Dr. Upleger.. 5 Nora Servans durchfuhr mit dem Paternoſter die Stock⸗ werke und ſpürte die Friedhofsluft des Hauſes. Es tat weh, dieſe Luft zu atmen. Die Menſchen in den Korridoren hatten müde. verdroſſene Mienen. Auf der Treppe wurden aufge⸗ regte Geſpräche geführt. Selbſt das Surren der Schreibma⸗ schinen das durch gläſerne Wände drang klang hohl. Die kleine runde Halle des fünften Stockwerks war an⸗ gefüllt mit ungeduldig wartenden Menſchen. fortwährend tauchten neue Geſichter auf, die Dr. Upleger zu ſprechen be⸗ 3 Sie gingen unruhig auf und ab, wälzten ſich in den ederſeſſeln, bildeten Gruppen. die verhalten flüſterten, und erzeugten eine Panikſtimmung. Faſt ununterbrochen ſchickte der Botenmeiſter die Anmeldeformulare in den Konferenz⸗ ſaal der Direktion. 6 Der Vote kam zurück.„Herr Doktor Upleger läßt bit⸗ ten. gnädige Frau“, ſagte er und ging voran. Gehäſſige 5 folgten der Frau, die vor allen anderen vorgelaſſen wurde. In dem Arbeitszimmer. in dem noch vor zwei Wochen Georg Harveſter das Steuer ſeiner Bank geführt hatte, ſaß Upleger mager und gelb am Schreibtiſch, dieſe letzten vier⸗ zehn Tage hatten ihn verbraucht. Er fuhr ſich mit der Hand über ſeinen kahlen Schädel, er rückte ſich die Brille auf die Stirn und wieder auf die Naſe zurück, er beſchrieb dauernd kleine nervöſe Bewegungen und wenn das Telefon klingelte, ging ein Zucken über ſein Geſicht. Seine Schultern waren eingeſunken. als wenn er die Laſt, die ihm aufgebürdet war, nicht allein tragen könnte. Als ſich die Tür öffnete, ſprang Dr. Upleger auf. Er eilte der Frau entgegen und rief, ihre Hand drückend: 2 8 15 2 8 8 N 8 5 V „Da ſind Sie endlich, gnädige Frau! Ich habe oftmals verſucht, Sie zu erreichen; Sie ahnen nicht, in was für einer Verfaſſung wir uns alle befinden, von Schlaf iſt keine Rede mehr. Wiſſen Sie etwas über Harveſter? Herr Harveſter iſt fort, ſein Aufenthalt iſt nicht zu ermitteln. Ich befürchte Wiſſen Sie, wo er ſich befindet?“ „Herr Harveſter lebt und ſchickt mich zu Ihnen“, ant⸗ wortete Nora und lächelte flüchtig. Uplegers ſtarres Geſicht belebte ſich ein wenig.„Das iſt gut, das iſt eine gute Nachricht“, ſagte er erleichtert. Ich nahm ſchon an, daß ihm ein Unglück zugeſtoßen wäre.“ Sein Brillenblick taſtete vorſichtig ihr Antlitz ab.„Sie bringen mir Nachricht von ihm?“ „Ja. Aber bitte.— unter vier Augen.“ Auf Uplegers Blick verließ die Sekretärin das Zim⸗ mer. Nora hatte ſich geſetzt und öffnete ein wenig den Man⸗ tel über ihrer Bruſt. Sie ſtreifte ſich die Fahrhandſchuhe ab, behielt ſie aber in der Hand und ſchlug ſich läſſig mit den Handſchuhen auf die Knie.„Herr Harveſter läßt Ihnen ſa⸗ gen, daß die Kriſe überwunden wird“, begann ſie. Upleger hob mit einem Ruck das Geſicht. „Nicht möglich!“ Sein Ausruf klang wie ein Schrei. Ihre Augen, die großen Augen mit dem dunkeln Glanz. lagen auf der Lauer.„Die Bank wird am erſten oder zwei⸗ ten September einen neuen Kredit von einer Million Dollar erhalten“, ſagte ſie feſt und wußte. daß ſie Haſard ſpielte. Upleger drehte ſeinen Blick in die Augen der Frau:„Ich kann es noch nicht glauben. Das wäre die Rettung.“ Nora Servans hatte nie in ihrem Leben ſo konzentriert, ſo unheimlich konzentriert gehandelt wie in dieſen wichtigen Minuten. Eine knappe Geſte. Ein plötzlicher Blick. i „Herr Harveſter hat eine Anordnung getroffen, die ſo⸗ fort und genau befolgt werden muß.“ „Eine Anordnung?“ wiederholte Dr. Upleger und pochte mit den Fingernägeln auf den Tiſch. Sie zog den grauen Briefbogen aus ihrer Taſche, über⸗ ab Upleger das Schreiben. Der zündete ſich haſtig eine Ffdereite an, tat einen Zug und wandte ſich halb zum Fen⸗ ſter um; während er las, zog er ſich förmlich hinter ſeine Brillengläſer zurück. Auf dem grauen Bütten ſtand ge⸗ ſchrieben: i Auf Reiſen, den 18. Auguſt Ich verfüge, daß die im Beſitz der Harveſter⸗Bank be⸗ findlichen Papiere der Obra⸗Werke, Spandau, insgeſamt 40 Prozent des Aktienkapitals, ſofort unlimitiert zum Verkauf zu ſtellen ſind. Der Verkauf iſt auch im Falle eines Kurs⸗ ſturzes rückſichtslos durchzuführen. Der Brief war von Georg Harveſter unterſchrieben. Upleger las noch immer den Brief, ſeit zehn Minuten. Immer noch ſaß er halb abgewandt, als wenn er ſich nicht anblicken laſſen wollte; er rieb ſich das Kinn, ſtrich ſich über die Schläfen, fuhr ſich mit flacher Hand über den kah⸗ len Schädel. Während dieſer zehn Minuten war es ſo ſtill im Zim⸗ mer, daß Nora Servans das Ticken ihrer flachen Armband⸗ uhr vernahm. Ihr Blick war auf die Zigarette gerichtet, die Upleger auf den Rand des Aſchenbechers gelegt hatte und die dort langſam weiterbrannte; der Rauch ſtieg ſenkrecht in die Höhe. Nora war ruhig und vollſtändig empfindungs⸗ los, obwohl das, was ſie unternahm, nicht ohne furchtbare Folgen bleiben konnte; die Nacht im Palazzo Coronini hatte ſie ſchon abgeſtumpft. Dr. Upleger ließ den Brief ſinken. Sein Geſicht war noch gelber als vorhin, als er die Finger ineinanderflocht und eiſig ſagte: „Ich halte dieſe Maßnahme für kataſtrophal. Ich kann 85 nicht helfen, Herr Harveſter muß den Kopf verloren ben!“ a. „Sie irren!“ entgegenete Nora ſchroff, faſt herriſch. Nervös und pedantiſch rückte Upleger die Gegenſtände auf dem Schreibtiſch zurecht; die Bleiſtifte das große bron⸗ zene Tintenfaß, die Briefbeſchwerer und Aſchenbecher. alles wurde in eine neue Lage geſchoben. „Wenn die Aktien plötzlich auf den Markt geworfen werden, erfolgt ein Kurseinbruch, der die Papiere völlig entwertet. Herr Harpeſter iſt ſich nicht klar darüber. daß unſere Paſſiven die Aktiven überſteigen werden, falls wir das Aktienpaket mit Verluſt abſtoßen werden. Dieſe Maß⸗ nahme iſt Selbſtmord! „Herr Harveſter iſt ſich über alles vollkommen klar und rechnet mit einer Kurseinbuße von 30 Punkten.“ Upleger biß ſich auf die Unterlippe. N 3 „Ich kann einfach nicht folgen.“ Nora Servans krümmte ein wenig die Lippen, was wie ein Lächeln ausſah. Geradezu geſpannt beobachtete Up⸗ leger dieſe geringe Bewegung ihres Mundes. Und mit den Augen gab ſie unlösbare Rätſel auf: „Sie haben keine Phantaſie... Sie ſehen die Zuſammen⸗ hänge nicht... Sie ahnen nicht, daß von dieſer Maßnahme die Sanierung abhängt...“ Das winzige Lächeln Nora Servans' ging Dr. Üp⸗ leger ins Blut, er klammerte ſich an dieſes Lächeln, auf dieſes Lächeln ſetzte er, den Bruchteil einer Sekunde lang glaubte er, die komplizierten Zuſammenhänge zu erkennen. Und ſein Kopf, ausgehöhlt von drohenden Zahlen, ſchmerzte. Up⸗ leger nahm ſeinen Bleiſtift und ſetzte auf den grauen Brief⸗ bogen ſeine eigene Unterſchrift. Um ein Uhr mittags betrat Nora Servans das Hotel. Sie wandte ſich an einen der Pagen, der ſich im Laufſchritt entfernte. Im Laufſchritt kam der Page mit Oliver Eskell zurück.„Nora!“ rief Oliver Eskell überraſcht und höchſt begeiſtert.„Ich ſchließe jede Wette, daß ich träume.“ „Wachen Sie auf! Am hellen Mittag träumt man nicht! Ich bin gekommen, um es mir energiſch zu verbitten, daß Sie mich mit Perlen und Brillanten überrumpeln!“ Gleich einem Indianerhäuptling, der ſiegreich von der Prärie heimkehrt, führte Oliver Eskell die blonde Frau, deren Bildnis er einem Freund geſtohlen hatte, in den Saal. An einem Tiſch, auf dem das Frühſtück bereits angerichtet war, erhob ſich ein Herr, der ſich feierlich verneigte. Oli⸗ ver Eskell tat, als wenn er ein Heiligtum ſeines Lebens einem Freund anvertraue:„Baron Keith, mein beſter Freund“, ſtellte er vor, und Nora bot ihm fremd lächelnd ihre Hand. Dieſer Hand entnahm Keith. während er ſie flüch⸗ tig drückte, einen Zettel. Abgewandt, faltete er den Zettel auseinander. Keith las: Alles in Ordnung! Noch vor dem Mokka empfahl er ſich. Nachdem der Baron gegangen war, beugte ſich Eskell weit über den Tiſch, ließ ſeine flinken Augen ſpielen, lächelte liſtig und flüſterte:„Ich will Ihnen etwas ſagen.. von großer Wichtigkeit... vor zwei Tagen traf ich Harveſter .. in Begleitung einer ſungen Dame!“ * Natürlich ſaß der alte Hirnbringer vor ſeinem Glas . mit Feldherrnblick den Kampf der iguren auf dem Schachbrett leitend, als Baron Keith in den ſilbrigen Zigarettenrauchnebeln des Café Roxy erſchien. Hinter dem Alten aber, dem das Leben nur noch Theorie war, Theorie und Denkſportaufgabe, die zu löſen ſich nicht lohnte, ſtand die Fenſterſcheibe, und in der Fenſterſcheibe trieb die Friedrichſtraße ihren turbulenten Betrieb vorüber, aber das Toſen und Dröhnen der Straße war nur als ein fortwährendes tiefgeſtimmtes Summen zu vernehmen. Aus ſeiner Arbeit geriſſen, blinzelte Hirnbringer mit den Augen, wie es ſeine Art war; vor ihm ſtand Baron Keith in einem außerordentlich eleganten Mantel eine dicke Aktenmappe unter dem Arm. und unter der Hutkrempe fiel ihm ein geſpanntes und eiliges Geſicht auf. das Arbeitsge⸗ ſicht des Barons. f „Biſte wieder zurück?“ Hirnbringer klemmte ſich das Einglas in die Augenhöhle, das ſeiner verwahrloſten Er⸗ ſcheinung einen Anflug von Würde verlieh.„Haſte Erfolg gehabt? Nun. ich erinnere mich, Keith hat nie Mißerfolge, wenn es darauf ankommt. Du haſt alſo Erfolg gehabt! Brauchſte mich?“ „Ich brauche dieſen Herrn Tenever“, erwiderte Keith und ließ ſeinen Blick über die Geſichter kreiſen, die Zeitungen laſen, Kaffee ſchlürften, Zigaretten qualmten. Der große, 8 Mann mit den Veilchenaugen war nirgends zu ent⸗ ecken. 7 „Schwierig“, hüſtelte der Alte,„ſehr ſchwierig! Am Dienstag iſt Tenever nie zu ſprechen!“ „Wo ſteckt der Mann?“ drängte Keith ungeduldig. „Tenever ſteckt jeden Dienstag in Mariendorf. Selbſt⸗ bei Orkan, Wolkenbruch und Gewitter!“ „Was iſt Mariendorf?“ „Mariendorf iſt eine Trabrennbahn“, erklärte Hirn⸗ bringer und verſenkte ſich wieder, während der Baron noch vor ihm ſtand, in ſeine Schachpartie. die er ſtets mit ſich allein ſpielte. Niemand ſpielte ihm gut genug. Keith überlegte raſch, man müßte nach Mariendorf fah⸗ ren.„Kennſt du den Weg?“ „Richtung Tempelhof“, ſagte Hirnbringer, den ſchwar⸗ zen Turm auf Sb ö ſchiebend. „Gib acht. die Dame iſt in Gefahr“, ſcherzte der Baron. legte grüßend zwei Finger an den Hut und ging: doch der alte Mann ſah und hörte nichts mehr, als er nun mit dem weißen Läufer den ſchwarzen Turm auf Sb bedrohte. Vor dem Cafe ſtieg Keith in den grauen Mercedes, auf deſſen Schlag die Initialen N. S. ſtanden. Vorſichtig ſteuerte er den Wagen aus der Reihe der parkenden Automobile her⸗ aus. Keith fuhr im Eiltempo nach Mariendorf. Zwiſchen ſei⸗ nen Augenbrauen hatte ſich eine tiefe Falte eingegraben. aber ſein Mund. zuſammengepreßt und abwärts gebogen. drückte aus, daß es kein Hindernis für ihn gebe. Baron Keith war auf der Jagd nach Geld, bis morgen vormittag neun Uhr war eine beträchtliche Summe aufzutreiben und er war an beſondere Vorſchriften gebunden. Dieſe Vorſchriften er⸗ laubten ihm nicht, einen Trick anzuwenden ſondern zwangen ihn, korrekt wie ein königlicher Kaufherr zu handeln. Schwie⸗ rig, was? dachte Keith bitter lächelnd und gab endgültig Oliver Eskell auf, den er leicht um die erforderliche Summe tte tönner 0 prellen könne(Fortſetzung folgt.) Die Winker hilfe warte auch auf dein Opfer! AL Geographiſches Problem. Umſtellungs⸗Rätſel. Ein Jüngling hatt' ein Liebchen hold, Ein anderer darum freien wollt'. Er ging zum Vater, bat gar hoch, Zu laſſen ihm die Tochter doch. Der Vater ſchaut' ihn lächelnd an Und ſprach: Mein lieber junger Mann, Die Antwort darauf nehme dir Aus ihrem Namen ſelbſt von mir, Denn deſſen Zeichen, recht geſtellt, Verkünden dir., was dir gefällt. Vier Silben macht der Name aus, Du machſt drei in zwei Worten draus, Und nimmſt mit deinem Bräutchen hin Den Namen mancher Königin. Nun ſag' mir an in kurzer Zeit: Wie hieß die Braut, wie der Beſcheid? Sprichwort ⸗Rätſel. 1. Wer ſchweigt, ſtimmt zu. 2. Wer zuerſt kommt, mahlt zuerſt. 3. Wer fortgeht, iſt bald vergeſſen. 4. Wer zuviel fragt, wird nicht weiſe. 5. Am vielen Lachen erkennt man den Narren. 6. Wer Geld hat. hat am meiſten Sorge. 7. Er iſt ſchlechter als ſchlecht. 8. Selbſt gemacht iſt am zuverläſſigſten. Den vorſtehenden acht Sprichwörtern entnehme man je ein Wort. Zu einem Satz verbunden, ergeben dieſe wiederum ein Sprichwort. Zickzack⸗Rätſel. Es ſind 11 Wörter zu ſuchen. Die Anfangs⸗ und End⸗ buchſtaben dieſer ergeben, im Zickzack geleſen, einen berühm⸗ ten Feldherrn, während die End⸗ und Anfangsbuchſtaben einen gegen ihn kämpfenden König und Feldherrn nennen. Die Wörter bedeuten: 1. Deutſcher Freiſtaat. 2. Eine der neun Muſen. 3. Eine der drei Parzen. 4. Spinnenart. 5. Nordiſches Sagenbuch. 6. Römiſcher Kaiſer. 7. Wüſte. 8. Edelſtein. 9. Fluß in Spanien. 10. Bittgeſang. 11. Eine einem Verſtorbenen erwieſene Ehre. Die Silben ſind: a a an berg bro che da di e ed ha la le li mant nach nei ni ra ra ran ri ruf ſa ſis ta 1a tel tem u va würt. Anagramm. Als ich 1 2 3 4 5 gemacht, Ward mein Dichten weidlich ausgelacht; 5 Waſſer aus dem 2 3 4 5 1. Iſt für mich kein Trunk ſtatt Biers und Weins; 8 4 5 3 2 1 bin ich genannt, Und mein Name iſt gar wohlbekannt. Bilder ⸗Rãtſel. Auflöſungen aus voriger Nummer. Illuſtriertes Kreuz⸗Wort⸗Rätſel: Waa⸗ gerecht: Pumpe, Mauer, Athen, Senſe; ſenkrecht: Tuete, Spiel, Nadel, Gemſe.— In dieſer Reihenfolge ſind die Wör⸗ zer einzuſtellen. Füll⸗Rätſel: Zabern, Knoten, Salomo, Kanal, Eboli, Beton, Krems. Steigerungs⸗Rätſel: 6. Pfeil Pfeiler, 2. Kaff— Kaffer, 3. Maus— Mauſer. 4. Venedig— Venediger. Bilder⸗Rätſel: Lob iſt dem dem Böſen ein Dorn. Scherzfragen: 1. Bei einer Erbſchaft. 2. Wenn man ſie ißt. 3. Mit Scheidewaſſer. Scherzrätſel: Nieſen. Guten ein Sporn, Wir tanzen Ather Vor einiger Zeit machten wir Angaben über die neuen deutſchen Tänze und zwar über den Marſchtanz und den Rheinländer in neuer Form. Inzwiſchen haben die deutſchen Tanzlehrer den bereits angekündigten„Deutſchen Achter“ und den„Friedrichshainer“ begutachtet und für die Einführung beſtimmt. Da ſcheint es uns zweckmäßig, auch über die neuen Geſellſchaftstänze einige Worte zu ſagen, da⸗ mit die Tänze in dieſem Winter klappen. Deer deutſche Achter iſt teilweiſe aus den deutſchen Volks⸗ tänzen entnommen. Er beſteht aus drei Kehren und dem Schlußkreis. Jede Kehre beſteht aus vier Sätzen, und zwar Kreis, Reihe, Kette und Paartanz, Kreis und Reihe werden ruhig, Kette und Paartanz flott getanzt. In der erſten Reihe wird ein Satz der große Kreis, in der zweiten Reihe ein Satz der Damenkreis getanzt. Beim Damenkreis gehen die Herren entgegengeſetzt. Es folgen dann die übrigen drei Sätze. Die dritte Kehre beginnt mit dem Herrenkreis, wäh⸗ rend hier die Damen entgegengeſetzt ſchreiten. auch darauf folgen die drei übrigen Sätze. Den Abſchluß bildet wie im erſten Satz der erſten Kehre der große Schlußkreis. i Auch der„Friedrichshainer“ klingt an die Volkstänze an. Er iſt ein luſtiger, kurzfiguriger Geſellſchafts⸗ i 8 8 tanz, bei dem immer 17 1 nach 16 Takten die 7 Paare wechseln. Die Tänzer ſtehen ne⸗ beneinander. Der Tanz beginnt of⸗ fen mit vier Laufſchritten ne⸗ beneinander (links⸗rechts: links⸗rechts). Dann folgen 6 Schritte(links ſeitwärts— rechtsheran; links ſeitwärts — rechtsher⸗ an; rechtsſeit⸗ Bild 1 und 2. Zwei Figuren dus dem deut ſchen Achler. wärts— linksheran; rechtsſeitwärts— linksheran). Hierbei tritt die Dame an den Herrn heran, Herr und Dame ſtehen ſich gegenüber. Es folgen ſechs Drehungen, bei denen durch⸗ getreten wird. Dann kommt der Damenwechſel, wobei der Herr jedesmal weitergeht, und in den folgenden Touren fällt dann die Anfangstour fort. Betont ſei noch, daß es ſich bei allen Tänzen des deut⸗ ſchen Tanzprogramms um neue Schritte, Tanzformen und Muſikrhythmen handelt. E. Hellmund⸗Waldow. . unn, en. 112. 1— 25 111 eee eee tee Iran Marta gibt gute Natſchläge Keine Kratzer auf Dielen. Schonung der Fußböden erreicht man ganz leicht, wenn man unter ſämtliche Füße der Stühle und Tiſche kleine Filz⸗ ſtücke leimt. Da gibt es keine Kratzer mehr auf den Dielen. Außerdem hat man die Annehmlichkeit, daß ſich niemand mehr, der etwas nervös iſt, beim Stuhlrücken die Ohren zu⸗ halten muß. a f * Kein Einbrennen der Töpfe. Das Einbrennen der Töpfe kann man verhindern, wenn man die Böden dünn mit Schmierſeife beſtreicht. Nach dem Gebrauch wäſcht man ſie mit warmem Waſſer ab. Man vermeidet ſo das Scheuern der Töpfe mit Sand oder Draht und hat keine zerkratzten Töpfe mehr. HO Die empfindliche Haut... Er:„Schatz, ich kann mich unmöglich zweimal am Tage raſieren, das ſchadet meiner Haut!“ 5 5 „Mag ſein, aber wenn du dich nur einmal raſierſt, ſcha⸗ det das meiner Haut.“ 5 Laute Unterhaltung. „Das war ja ein furchtbares Unwetter geſtern abend, Sturm, Blitz und Donner!“ 5 ö. „So— ich habe nichts gehört, ich habe mich mit meiner Frau unterhalten 1 Der gleiche Artikel. Max lernt engliſch... „Im Engliſchen“, ſagt der Lehrer,„wird ein und der⸗ ſelbe Artikel für beide Geſchlechter benutzt. Welcher Artikel iſt das?“ 5 d Sagt Max prompt:„Pullover!“ * Geſchäftsbrief. g i „... Indem wir Sie im Beſitz unſerer Sendung vom 12. ds. Mts. hoffen, geſtatten wir uns, Sie mit 700 Klg. Kupferdraht, 2000 Klg. Blei und 3000 Klg. Eiſenſtangen zu belaſten Liebesleute. l „Eva, ſchnell noch einen Kuß, bevor ich gehe!“ „Gut— aber beeile dich, Liebſter, Papa kommt in einer Stunde nach Hauſe!“ Vollkommen weg. 5 l Der Freund:„Nun, mein Lieber, wurde dein Konzert in Zwickau mit Begeiſterung aufgenommen? f Der Tenor:„Ich habe ſo etwas noch nicht erlebt! Das Publikum war vollkommen weg. * Botanik.. 5 „Mutti, was iſt denn das für eine Pflanze?“ 0 „Eine Tabakpflanze, mein Kind!“. „Aber da hängen ja gar „Was ſollen denn da „Na, Zigarren!“ keine Früchte dran?“ für Früchte dran hängen?“ NOthy- SUCH S. Tr.. P. El., Serffrö- Te PPSeIfOf — F N 8 gesasusne: Neue Gänsefedern „ d. Gans gerupft. m. Daum., dopp, gerein-, Pfd 1,50, alſerb. Qual 2,50, kl. Fed. (Halbdaun.] 3,50,/ Daun. 5,00 u, 5,50, gerein. geriss. Federn m. Daun. 3,25 u. 4, 25. hochpr. 8,25. allerf. 6,25, lo Volldaun. 7.— d. 8,—. Für reelle staubfr. Ware Garantie, Versand gegen Nachnahme, ab 5 Pfd. portofr. Prime Inlette m. Garantie billigst. Nicht- gefallendes nehme auf meine Kosteg zurück. 3 Manteuffel, Gansemäs ter, Veutrebbin 100 Oderbruch) Aliestes und gröbies Beiiſedern- Versandgeschiiit. Olderbruchies, gegründet 1852 A Künstleszaen peoggtag, ER DEN NMEUE 85 zu dukt. 9: F hõ mi Schitmginerendstufo— 3 Forben- Großsichi- Skalo 920 Solektz Sie lich ee 1 Peel mit 36 geeichten Stationen— ein- Erhältlich in allen e KARTE Fachgeschäften EMPFHNGER Einer Mutter Nat Seit ich verheiratet bin, kommt unſer beſorgtes Muttchen je⸗ des Jahr einmal zu uns. um ſich zu überzeugen, ob es ihrem ein⸗ zigen Töchterchen wohlergeht. Wie immer, ſchauten wir auch diesmal gemeinſam alle Schub⸗ laden und Schränke durch. Als wir den Kleiderſchrank vorhatten. betrachtete ich mich ein Weilchen im Innenſpiegel des Schrankes. Muttchen ſah ſich um. nickte mir zu.— und unwillkürlich begegneten ſich unſere Blicke im hellen Spiegelglas. Zwei Geſichter ſchauten heraus zwei Geſichter, die ſich ſehr ähnlich ſahen. Aber in einem waren ſie ſich leider gar nicht ähnlich: in der Hautfarbe. Da war Muttchen mir weit überlegen! Wie roſig und blühend ſah Muttchen aus, und wie ungepflegt und verbraucht erſchien meine Geſichtshaut! „Du gefällſt Dir wohl nicht?“ fragte ſie 0 Traurig ſah ich ſie an.„Ich wollte es Dir ſchon geſtern ſagen“, ſagte Muttchen, „Deine Haut. liebes Kind, hat ſich ſeit meinem letzten Beſuch recht perſchlechtert. Ich glaube, Du könnteſt Dich ruhig etwas mehr um Dein Ausſehen kümmern! Das iſt für eine db u beſonders wich⸗ tig. Das gute Kochen allein macht es nicht. Hübſch und gepflegt muß 10 10 12 Frau ausſehen. dann ſchmeckt es dem Mann noch einmal o gut. i „Muttchen, Du haſt 105 recht“, ſagte ich kleinlaut.„Aber ich will mir an Dir ein Bei ſpiel nehmen, Du wirſt tatſächlich jedes Jahr jünger und hübſcher. a N „Und weshalb, Kindchen? Ich pflege mein Geſicht vernünftig. Daher mein jugendliches Ausſehen, das ſo vielen Bekannten auf⸗ fällt. Und weißt Du. womit ich mein Geſicht jetzt pflege? Mit Ma⸗ rylan⸗Creme! Von allen anderen bin ich abgekommen. Und Du ſollteſt dasſelbe tun. Marylan⸗Creme, ein rein deutſches Erzeug⸗ nis, wird Dir unbedingt helfen. Wenn wir uns nächſtes Mal wie⸗ derſehen, wirſt Du ganz anders ausſehen, verlaß Dich darauf! Ma⸗ rylan⸗Creme verjüngt die Haut, ſie hat meine Falten beseitigt und mir zu meinem zarten, gepflegten Teint verholfen. Sie wird auch 5 Dir unentbehrlich werden.“ l Mein gutes Muttchen behielt recht! Hundertmal recht! Marylan⸗ Creme hat meine Haut auffallend verbeſſert. Ich 25 es 1 e 91 Neſcher 5 zufriedene Damen und Herren eiwillig Dan rieben haben. Di 8 1 iſt ſogar notariell beglaubigt! e e ee Ich kann nur jedem raten. Marylan⸗Creme unbedingt zu ver⸗ ſuchen. Das koſtet nichts. und man bekommt ſogar noch 15 00 8 tereſſantes Büchlein über kluge Geſichtspflege dazu: ebenfalls voll⸗ ſtändig koſtenlos und portofrei. Schneiden Sie darum den endſte⸗ henden Gratisbezugsſchein aus. legen Sie ihn in einen offenen Briefumſchlag, kleben Sie 4 Pfg. Porto auf und ſchreiben Sie auf die Rückſeite des Umſchlages Ihre genaue Adreſſe. Gratisbezugsſchein. An den Marylan-⸗Vertrieb, Berlin 342, Frie⸗ drichſtr. 24. Erbitte koſtenlos und portofrei die Probe Marylan⸗ Creme und das Schönheitsbüchlein mit Anbilhus