2. Blat N M. 265 Deuiſche Oſtpolitik , Eine Ankerredung mit Bolſchafter Nadolng. Ein Journaliſt hatte Gelegenheit, Votſchafter Nadolny über ſeine Eindrücke in der Türkei, über die deutſch⸗ruſſiſchen Beziehungen und auf der Abrüſtungskonferenz zu befragen. Botſchafter Nadolny ſagte u. a.: Während der neun Jahre meiner Tätigkeit in der Tür⸗ kei war ich Zeuge des Aufbaus der türkiſchen Republik unter der genialen Leitung Muſtafa Kemal Paſchas. Dabei hatte ich die Freude, daß die alten guten Beziehungen zwiſchen Deutſchland und der Türkei während der ganzen Zeit mei⸗ ner Vertretertätigkeit ausgezeichnet geweſen ſind und daß die wirtſchaftlichen und kulturellen Beziehungen ſich eben⸗ falls günſtig entwickelt haben. Auf meinen neuen Poſten in Moskau gehe ich in dem Bewußtſein, damit eine große und wichtige Aufgabe zu über⸗ nehmen. Anſere Beziehungen zur Sowjekunion, die einen großen Faktor der Weltpolitik und Weltwirtſchaft darſtellt, bedürfen der ſorgſamſten Pflege. Die Verſchiedenheit der beiden Staats- und Wirkſchafksſyſteme darf unſere Be⸗ ziehungen nicht ſtören. Ebenſowenig wie wir eine Ein⸗ miſchung des Auslandes in unſere eigenen Verhältniſſe zu⸗ laſſen, miſchen wir uns in die innenpolikiſchen Verhältniſſe anderer Länder ein. Ueber den Aufbau ſeines ſtaatlichen, kulturellen und wirtſchaftlichen Lebens hat jedes Volk ſelbſt und allein zu entſcheiden. Die Vergangenheit hat gezeigt, daß zwiſchen Deutſchland und Rußland viele Möglichkeiten gegenſeitiger Förderung und nützlicher Zuſammenarbeit beſtehen. Ich be⸗ zweifle nicht, daß die Möglichkeiten fortbeſtehen werden und ſind ſie auch noch ſehr entwicklungsfähig in der Zukunft ind. Jedenfalls gehe ich nach Moskau, um mich für dieſe Enk⸗ . wicklung mit aller Kraft einzuſetzen. Die Abrüſtungsfrage Meine Eindrücke von der Abrüſtungskonferenz möchte ich folgendermaßen zuſammenfaſſen: Die völkerrechtliche und die moraliſche Poſition Deutſchlands auf der Konferenz waren ſtets ſtark und unangreifbar. 5 Anſer Anſpruch auf Abrüſtung der hochgerüſteten Skaa⸗ ken und auf Gleichberechtigung iſt ſo gut fundiert, daß da⸗ gegen mit allen Mitteln der in Genf ſo hoch entwickellen Dialektik und mit aller Propaganda nicht anzukommen iſt. Ich glaube, daß es uns gelungen iſt, den mangelnden Abrüſtungswillen der Hochgerüſteten, vor allem Frankreichs, der Welt wiederholt vor Augen zu führen. Dabei haben wir zugleich der Welt unſeren unanfechtbaren Anſpruch auf Gleichberechtigung und gleiche nationale Sicherheit unauf⸗ hörlich ins Bewußtſein gehämmert. Bindende Abmachun⸗ gen wie die Fünfmächte⸗Erklärung vom 11. Dezember 1932 über unſere Gleichberechtigung und der von der Konferenz einſtimmig als Grundlage der zukünftigen Abrüſtungskon⸗ ferenz angenommene engliſche Abrüſtungsplan wurden nicht nur von Frankreich, ſondern auch von England plötzlich wie⸗ der aufgegeben, und es wurde der Verſuch gemacht, uns eine in jeder Hinſicht grundſätzlich verſchlechterte und völlig unannehmbare Konvention aufzunötigen. So wurde unſere weitere Mitarbeit an der Konferenz eingeſtellt, und da die Abrüſtungsfrage für uns die wichtigſte Aufgabe des Völker⸗ bundes iſt, zog der Austritt aus der Konferenz den Austritt aus dem Völkerbund nach ſich. Die Welt wird ſich davon überzeugen, daß die Zeit der unterſchiedlichen Behandlung Deutſchlands vorbei iſt. Das ß iſt die Vorausſetzung, die zunächſt geſchaffen werden muß. Präſidium der Abrüſtungskonferenz vertagt Das Präſidium der Abrüſtungskonferenz hat ſich mit der Einſetzung der beſchloſſenen zwei Sonderausſchüſſe für die Effektiv- und Konkrollfrage und der Einſetzung der ſechs Berichterſtakter, unter denen ſich Beneſch und politis befin⸗ den, bis auf weiteres verkagk. Die Berichterſtatter und die 0 —.— Sonderausſchüſſe ſollen bis zum 29. November dem Präſi⸗ dium ihre Berichte einreichen. In der Geheimſitzung hat der italieniſche Vertreter Mar⸗ quis Soragna eine Erklarung über den grundſätzlichen ita⸗ lieniſchen Standpunkt abgegeben, dem hier weittragende Be⸗ deutung beigemeſſen wird. Der italieniſche Vertreter ſagte, daß die jetzt beſchloſſenen Arbeiten der Ausſchüſſe und Be⸗ richterſtatter „nutzlos und unangebracht“ ſeien und daß in der gegenwärtig völlig veränderten Lage der Abrüſtungskonferenz eine Weſterführung der techniſchen Arbeiten ohne grundſätzliche Entſcheidung der politiſchen Fragen unmöglich ſei, und daß daher die italieniſchen tech⸗ niſchen Mitarbeiter in den neugewählten Ausſchüſſen nur als Beobachter angeſehen werden könnten. Dieſe Erklärung des italieniſchen Verkreters, die hier Aufregung und Beſtürzung hervorgerufen hat, wird allge⸗ mein als ein offenes und mutiges Abrücken Italiens von den Verſuchen der Abrüſtungskonferenz bewertet, die Ver ⸗ handlungen auch ohne Deukſchland weiterzuführen und ohne Deutſchland zu praktiſchen Ergebniſſen zu gelangen. Somit ind die Verſuche der franzöſiſchen Siaatengruppe, nach außen en Schein zu erwecken, als ob die Abrüftungs konferenz un⸗ beſchadet des deutſchen Austritts mit großen Schritten dem endgültigen Ziel und Ane entgegengehe, durch die nüch⸗ terne und offene Haltung der ikalieniſchen Regierung zu⸗ nichte gemacht worden. Laſtenſenkung in der Landwirtſchaft Eine Minderung um 200 Millionen. Zu den wichtigſten bisher von der Reichsregierung ver⸗ abſchiedeten Maßnahmen, die mit Bedingung für die wirt⸗ ſchaftliche Wiedergeſundung der bäuerlichen Betriebe ſind, gehören die der Laſtenſenkung.. Die Entlaſtung beträgt bei der landwirtſchafklichen Grundſteuer 100 Millionen RM, bei der Umfatzſteuer 60 Miliienen RM. das bedeutet rund ein Drittel der bisherigen Geſamtſteuerlaſt. Die Befreiung der Landwirkſchaft von der Arbeitsloſenverſicherungspflicht bringt eine Laſtenverminde⸗ rung von 40 Millionen Ren. Hinzukommk, daß das Reichs⸗ erbhofgeſetz eine völlige Befreiung der Erbhöſe von der Erb⸗ ſchafteſteuer und Grunderwerbsſieuer vorſieht. 5 Programm des Bundes Deutſcher Mieter vereine Aus Anlaß der vom Reichsarbeitsminiſter ausgeſpro⸗ chenen Anerkennung des Vundes Deutſcher Mieter⸗Vereine e. V., Sitz Dresden, als einziger Spitzenvertretung der deut⸗ ſchen Mieterſchaft wendet ſich der Bundesführer des Bun⸗ des Deutſcher Mieter⸗Vereine J. Herrmann an die ange⸗ ſchloſſenen Verbände und Vereine mit einem Aufruf. Darin dankt die im Bund Deutſcher Mieter⸗Vereine zuſammen⸗ geſchloſſene deutſche Mieterſchaft der Reichsregierung für die Verordnung, in der die Anerkennung für jahrzehnte⸗ lange Arbeit auf dem Gebiet der Wohnungs⸗ und Boden⸗ wirtſchaft erblickt werden könne, wie auch die Bekundung der Reichsregierung, daß ſie auf die Mitarbeit des Bundes bei der künftigen Geſtaltung der Wohnungswirtſchaft Wert lege. Daraus erwachſe dem Bund die ehrenvolle aber auch ſchwere Aufgabe, die Mieterſchaft im Sinne der Volks⸗ verbundenheit Adolf Hitlers zu organiſieren und zu ver⸗ treten und an der Geſtaltung einer nationalſozialiſtiſchen Wohnungswirtſchaft mitzuwirken. Damit ſtehe eine Auf⸗ gabe größten Umfanges bevor. Die deutſche Familie müſſe auch in der Mietwohnung die geſicherte Heimat finden; ſie müſſe vor unberechtigter Mietsſteigerung und vor willkür⸗ licher Kündigung geſchützt ſein; die Elendsquartiere müß⸗ ten verſchwinden; ſtatt deſſen müſſe die deutſche Familie wieder im Kleinhaus mit dem deutſchen Heimatboden ver⸗ bunden werden. Das alles ſei aber nur möglich, wenn auch innerhalb der Wohnungswirtſchaft der liberaliſtiſche Geiſt überwunden und durch den tragenden Gedanken des deut⸗ ſchen Sozialismus„Gemeinnutz geht vor Eigennutz“ erſetzt werde. In dieſem Sinne ruft der Bundesführer die Ver⸗ eine und Verbände zur Mitarbeit auf. Wer iſt eigentlich Dimitroff? Ein hoher Funktionär des Exekutivkomités Die Verhandlung im Reichstagsbrandſtifterprozeß wurde nach eintägiger Pauſe am Sonnabend fortgeſetzt. Das Reichs⸗ gericht will in der nächſten Woche die Berliner Zeugenver⸗ nehmungen im weſentlichen abſchließen. Etwa vom 20. No⸗ vember ab würde die Verhandlung in Leipzig fortgeſetzt werden. Der politiſche Komplex ſoll erſt in Leipzig verhan⸗ delt werden, wo man noch mit einer Verhandlungsdauer von insgeſamt zwei bis drei Wochen rechnet. Als erſter Zeuge wird am Sonnabend Kriminalaſſiſtent Gaſt über die Ermittlungen vernommen, die er über den Aufenthalt van der Lubbes in Hennigsdorf angeſtellt hat. Er erklärt auf Fragen, daß in Hennigsdorf wegen der ſtar⸗ ken Induſtrie viele Kommuniſten wohnten. Warum der An⸗ geklagte van der Lubbe gerade nach Hennigsdorf gegangen ſei, laſſe ſich jedoch kaum feſtſtellen. U. a. ſei van der Lubbe mit der Schweſter eines kommuniſtiſchen Führers in Hen⸗ nigsdorf geſehen worden. Der Fahrſtuhlführer am Vorkal V, Kaufmann, bekundet, er habe am 23. oder 25. Jebruar zuſammen mit dem Ab⸗ geordneten Neubauer und deſſen ohn einen Mann im Fahrſtuhl nach unten gefahren, in dem er auf Grund der Bilder Dimitroff wieder zu erkennen glaubte. Bei ſeiner Gegenüberſtellung mit Dimitroff am 11. Mai habe er ihn, obwohl Dimitroff in einem großen Kreiſe von Perſonen ſaß, mit aller Beſtimmtheit wiedererkannt. Auf verſchiedene Vorhalte des Vorſitzenden und des Rechtsanwal⸗ tes Dr. Teichert bleibt der Zeuge bei ſeiner Bekundung und erklärt einen Irtrum für ausgeſchloſſen. Dimitroff betont, er ſei ſeit 1921 nicht mehr im Reichstage geweſen, und der Angeklagte Torgler erklärt, er ſei überzeugt, daß der Be⸗ treffende der bereits erwähnte Julius von der Imprekor ge⸗ weſen ſei. Reichsanwalt Parriſius weiſt darauf hin, daß es ſich um Julius Alpare handele, der geflüchtet und nicht zu ermitteln ſei. Auch ein Lichtbild ſei nicht zu beſchaffen. Der Reichstagsangeſtellte Enke bekundet, daß er eines Tages im Zimmer 88, bei Profeſſor Halle, den Angeklagten Popoff geſehen hat. Schon einige Tage vorher habe er Popoff einmal im Gang getroffen. Bei der Gegenüberſtel⸗ lung vor dem Unterſuchungsrichter habe er den Angeklagten Popoff wiedererkannt. Auf Weiſung des Vorſitzenden erhebt ſich Popoff; der Zeuge betrachtet ihn und erklärt: Das iſt der Mann! Der Angeklagte Popoff wiederholt ſeine Erklärung, daß er vor ſeiner Verhaftung nie im Reichstagsgebäude geweſen ſei. Die Verhandlung wird dann durch eine Mittagspauſe unterbrochen. Nach der Pauſe gibt der Angeklagte Torgler eine Erklärung ab, in der er im Gegenſatz zu der Bekun⸗ dung des Reichsminiſters Dr. Goebbels behauptet, im Mai 1929 im Reichstagsplenum weder eine Rede gehalten noch die Opfer des 1. Mai in zyniſcher Weiſe verherrlicht zu haben. Als nächſter Zeuge wird dann Otto Wihle in Straf⸗ anſtaltskleidung vorgeführt. Der Zeuge erklärt, er ſei wegen eines Geldfälſchungsverſuches zu zwei Jahren Zuchthaus un⸗ ſchuldig verurteilt worden. Von Mitte 1932 bis zum 29. Mai 1933 habe er im Unterſuchungsgefängnis in Moabit einen Zellengenoſſen namens Krauſe gehabt. Dieſer hielt die „Morgenpoſt“, in der eines Tages die Abbildungen der Bulgaren erſchienen. Auf dem Gefängnishof erkannte Krauſe einen der Abgebildeten wieder, nämlich Dimitroff. Krauſe flüſterte Dimitroff zu, daß ſein Bild in der Zeitung ſei. Dimitroff iſt daraufhin auffallend blaß geworden. Am nächſten Tage fragte Dimitroff den Krauſe, ob ſie auch einen Mann namens Betſcheff oder Petſchek verhaftet hätten, und was der ausgeſagt hätte. Der ein erklärt, das ſei ihm ſo auffallend erſchienen, daß er ſeine Beobachtung der Be⸗ hörde mitgeteilt habe. Dimitroff beſtäligt, daß das Geſpräch mit Krauſe ſtatt gefunden hat, beſtreitet aber, daßz Wihle dabei geweſen ſei. Ich bin nicht erſchrocken, fährt Dimftroff fork, denn das kommt bei mir nicht vor.(hHeiterkeit.) Es intereſſierte mich nur, ob meine bulgariſchen Be⸗ kannten auch abgebildet waren. Wenn der Zeuge überhaupt dabei war, wird er wohl etwas Falſches verſtanden haben. Der Reichstagbrand⸗Prozeß. Montag, 13. Vov. 1933 Boörſe und Handel Befeſtigt Nach freundlicher Vorbörſe konnten ſich bei Börſen⸗ beginn faſt überall Befeſtigungen durchſetzen. Lebhafter lag der Montanaktienmarkt unter Führung der Stahlvereins⸗ werte, in denen die Spekulation nach den vorangegangenen Rückgängen Meinungskäufe vornahm. Hoeſch konnten ihre Aufwärtsbewegung auf 52(5178) fortſetzen. Vereinigte Stahlwerke ſtiegen auf 30(2974) Gelſenkirchen um 75 5. Die Obligationen der Vereinigten Stahlwerke waren unver⸗ ändert. In Tarifwerten lagen Publikumskäufe vor. Eine Großbank hatte eine größere Verkaufsorder auszuführen, Conti⸗Gummi lagen etwas unter Druck, anſcheinend rechnet die Börſe im Zuſammenhang mit den Beſtrebungen der Familie Opel auf Rückerwerb der Opelwerke mit Poſitions⸗ löſungen in Conti⸗Gummi. Die übrigen Märkte waren durchweg feſt, wobei auch die großartige Wirkung der Rede des Führers im In⸗ und Ausland eine Rolle ſpielte. Bank el. Werte ſprangen von 60% auf 64. Elektrowerte waren überwiegend gebeſſert. Auch auf dem Rentenmarkt waren größere Umſätze zu beobachten. Die Führung hatten die Altbeſitzanleihen mit einer Kursſteigerung von mehr als 1 57. Auch Induſtrieobligationen lagen feſter. Dollar 2,642(Geld) 2,648(Brief), engl. Pfund 13,34 13,38, holländ. Gulden 169,03 169,37, Velga(Belgien) 58,44 58,56, ital. Lira 22,06 22,10, dän. Krone 59,54 59,66, norweg. Krone 67,03 67,17, franzöſ. Franken 16,40 16,44, tſchech. Krone 12,42 12,44, ſchweiz. Franken 81,10 81,26, ſpan. Peſeta 34,87 34,93, ſchwed. Krone 68,78 68,92, öſterr. Schilling 48,05 48,15, poln. Zloty(nicht⸗ amtlich) 47,07 47,27. 5 Nunmehr werden als Zeugen die Polizeibeamten ver⸗ nommen, die ſich über das bei Dimitroff gefundene Urkun⸗ denmaterial äußern ſollen, zunächſt Kriminalkommiſſar Dr. Braſchwitz. Der Vorſitzende weiſt darauf hin, daß bei Himi⸗ troff auch ein Aufruf des Exekutivkomitees der Komintern vom 3. März 1933 gefunden worden ſei. Die Stellung Dimitroffs Dr. Braſchwitz erwidert darauf: Dimitroff hat bei ſeiner Vernehmung zu jedem Schriftſtück erklärt, daß er es in ſeiner Eigenſchaft als Schriftleiter vom Redakteur der„Imprekor“ zur Information erhalten habe. 255 Bei uns hakte der Beſitz dieſer Schriftſtücke den Ein⸗ druck erweckt, daß Dimikroff ein hoher Funktionär der kommuniſtiſchen Internationale ſein mußte. Zwiſchen Wien und Berlin wurde das ſogenannte Mittel⸗ europäiſche Büro unterhalten. Wir hatten den Eindruck, daß Dimitroff Funktionär dieſes Büros war. Das waren Leute, die beſondere Anweiſungen der Komintern in Empfang nah⸗ men und für ihre Durchführung zu ſorgen hatten. Der Vor⸗ ſitzende weiſt darauf hin, daß Dimitroff ja ſelbſt zugegeben habe, im Exekutipkomitee der Komintern der Vertreter für Bulgarien zu ſein. Der Zeuge Dr. Braſchwitz erklärt, eine ſolche Beſchränkung auf ein Land ſei für Leute von der Funktion Dimitroffs nicht denkbar. f Es unkerliegt gar keinem Zweifel, daß die Skoßkraft der Dimitroffſchen Täkigkeit ganz offenbar gegen den Ja⸗ ſchismus beſtimmt war und gegen die Länder, die von den Kommuniſten als faſchiſtiſch regierte Länder bezeichnet wer⸗ den. In dem bei ihm gefundenen Aufruf waren beſtimmte Sätze mit Tinke unterſtrichen. Es ſind wahrſcheinlich Kor⸗ rekturbogen geweſen, die von Dimitroff ſelbſt hergeſtellt waren oder als Vorlagen benutzt werden ſollten. Auf dem Kopf befindet ſich die Bezeichnung„Polit⸗Kommiſſion“, die aus Spitenfunktionären der Parkei gebildet wird. Es mag ſein, daß Dimitroff die Funktion hatte, die enk⸗ ſcheidenden Geſichtspunkte an ſeine Leute in Bulgarien wei⸗ terzuleiten. Daneben war er aber auch Durchgangs⸗ und Verteilungsſtelle. i Es wurde hier offenbar ein zenkrales Büro von Dimi⸗ kroff unkerhalten. Daß er ein wichtiger Funktionär ſein muß, geht auch ſchon daraus hervor, daß anſehnliche Geldbeträge bei ihm und ſeinen Begleitern gefunden wurden.. Vorſitzender: Dann iſt bei ihm ein Schriftſtück gefunden worden:„Die Reichstagsbrandſtiftung als nationalſozialiſti⸗ ſches Provokateurſtück entlarvt“. Das iſt herausgegeben von der Preſſeſtelle des Zentralkomitees der KPD. Dimitroff be⸗ hauptet, dieſes Schriftſtück habe er nicht in ſeinem Beſitz ge⸗ habt. Zeuge Dr. Braſchwitz: Bei der polizeilichen Verneh⸗ mung iſt es ihm vorgehalten worden, und er hat auch in dieſem Falle geſagt, daß er es als Schriftſteller vom Redak⸗ teur der„Imprekor“ bekommen habe. 8 Aeber den Pian„Berlin in der Taſche“ äußert der Zeuge, daß in dieſem Plan Kriminalaſſiſtent Kynaſt die verſchiedenen Einzeichnungen gefunden hat, u. a. auch die Kreuze bei Schloß und Reichstag. Mir ſchien dieſer Umſtand von beſonderer Bedeutung zu ſein, als wir bei Dimitroff auch zwei Poſtkarten mik denſelben Gebäuden gefunden haben. Auch die Adreſſe der niederländiſchen Vertretung war unter⸗ ſeſtgeſte Schließlich wurden Notizen über hohe Summen eſtgeſtellt, die an einen 1 gegeben waren und wobei es ſich anſcheinend um die Verteilung der Arbeitergroſchen handelte. Wer die Leute waren, die ſie bekommen haben, konnte nicht feſtgeſtellt werden. Angeklagter Dimitroff: Den Aufruf wegen des Reichstagsbrandes habe ich tatſächlich nie geſehen, er iſt mir auch nicht gezeigt worden. Zeuge: Er iſt im Protokoll angeführt, das Dimitroff ſelbſt geleſen hat. Dimitroff beſtreitet auch, das Protokoll ſelbſt geleſen zu haben. Er erklärt, daß alle bei ihm gefundenen Dokumente abſolut nichts mit der inneren Lage Deutſchlands oder dem Reichstagsbrand zu tun hätten. Auf eine Frage Dimitroffs beſtreitet der Zeuge, daß andere Perſonen als Beamte in der ſogenannten Brand- kommiſſion mitgearbeitet hätten. Auf Fragen des Rechts⸗ anwaltes Dr. Pelkmann beſtätigt der Zeuge Kriminalaſſi⸗ ſtent Steinbach, daß zunächſt aus der geſchloſſenen Akten⸗ taſche durch Hochheben der einen Ecke der Fahrplan, die Poſt⸗ karten, einige Zigaretten und anderes herausgenommen wurden. Dimitroff fragt, ob es da nicht möglich geweſen ſei, in die geſchloſſene Aktentaſche etwas anderes wieder hinein⸗ zutun. Oberreichsanwalt: Haben Sie etwas anderes hinein⸗ getan, als herausgenommen wurde? Zeuge: Nein. Die Verhandlung wird dann auf Montag vertagt.. 5 Der„Vogel⸗Vater“ 8 N Zum 70. Geburkskage Thienemanns. 5 In dieſen Tagen konnte Profeſſor Thienemann, in Oſtpreußen nur der„Vogel⸗Vater“ genannt, der Gründer und ehemalige Leiter der Vogelwarte Roſſitten auf der Kuriſchen Nehrung, ſeinen 70. Geburtstag feiern. Ueber dreißig lange Jahre hat Thieneman an der äußerſten Ecke des deutſchen Vaterlandes im Oſten mit Mitarbeitern zugebracht als Freund und Beſchützer der Vogelwelt, ſtets beſtrebt, unſer ornithologiſches Wiſſen zu bereichern. Manches Geheimnis ihres Lebens hat er den Vögeln abgelauſcht, manches geklärt, manchem iſt er näher gekommen, aber ſein größtes Verdienſt iſt es wohl, daß er in das Dunkel, das um den Vogelzug lag und liegt, durch die Beringung ge⸗ fangener Zugvögel und ihre Wiederfreilaſſung Licht ge⸗ bracht hat. Thienemann wurde 1863 im thüringiſchen Dorf Gang⸗ loffſimmern als der Sproß einer alten Pfarrer⸗ und Vogel⸗ forſcherfamilie geboren. Der Familientradition entſpre⸗ chend, ſtudierte er zunächſt Theologie, erhielt zwiſchen der erſten und zweiten Prüfung eine Pfarrſtelle auf dem Lande und ging dann in den Schuldienſt über. Des Vaters Vorbild, der ein fanatiſcher Liebhaber der Vogelwelt war, über ein reiches ornithologiſches Wiſſen verfügte und dieſe Kenntniſſe durch fleißige Beobachtung und eifrige For⸗ ſchung ſtets zu vertiefen beſtrebt war, iſt dem jungen Pfar⸗ ker und Lehrer ſtets Ziel und Richtſchnur geweſen in ſei⸗ nen freien Stunden, und immer war er bemüht, ſich ganz ſeiner Liebhaberei zu widmen. Da führte ihn 1896 eine Wanderfahrt nach der Kuriſchen Nehrung, und die hielt ihn feſt, denn er erkannte die Nehrung und das Haff als eine mit am meiſten beflogene Wanderſtraße unſerer Zugvögel. Kurz entſchloſſen ſtudierte er in Königsberg Zoologie, machte ſeinen Doktor und ging an die Gründung der heute weltberühmten Vogelwarte Roſſitten, die unter der Schirm⸗ errſchaft der Deutſchen ornithologiſchen Geſellſchaft im ahre 1901 zuſtande kam. In der oſtpreußiſchen Einſamkeit am Haff hat der un⸗ ermüdliche Forſcher dann manchen harten Winter überſtan⸗ den und manchen harten Kampf um die Erhaltung ſeines Werkes ausgefochten, bis 1923 mit der Uebernahme der Vogelwarte in die Verwaltung der Kaiſer⸗Wilhelm⸗Geſell⸗ ſchaft zur Förderung der Wiſſenſchaften der endgültige Er⸗ folg da war. Was der große Deutſche auf der Wacht im ferneren Oſten gelitten, gekämpft, erſtrebt und erſiegt hat, das hat er in dem 1929 erſchienenen prächtigen Werk„Roſ⸗ ſitten, drei Jahrzehnte auf der Kuriſchen Nehrung“ als wertvolles Vermächtnis hinterlaſſen. Vor fünf Jahren ging „Papa“ Thienemann wegen Erreichung der Altersgrenze in den Ruheſtand. a ö Der Schickſalsweg der Marlinsgans Martinstag und Martinsgans ſind ſeit jeher ein Begriff. Am 11. November jedes Jahres kommt ſeit undenklichen Zeiten der Gänſebraten als Feſtſchmaus auf den Mittags⸗ tiſch. Wirtſchaftliche Not hat die Sitte nicht verdrängen können, von der ein ganzer Erwerbszweig lebt und der Hunderten von Volksgenoſſen Arbeit und Brot gibt, Groß⸗ und Kleinhandel haben ſich umgeſtellt und tragen den Zeit⸗ verhältniſſen Rechnung. Man hat ſich auf den Verkauf aller⸗ kleinſter Mengen eingerichtet und verhilft ſomit auch den we⸗ niger Bemittelten zu ihrem Feſtbraten. f Bis zum Mittagstiſch am Martinstag durchläuft und durchfrißt die Gans einen weiten Weg, der in unſerer Han⸗ delsbilanz und in der Volkswirtſchaft eine nicht unerheb⸗ liche Rolle ſpielt. Vom Neſt bis zum Bratofen gibt es ver⸗ ſchiedene Stationen, darunter die Reichsgrenze. Denn Deutſchland muß die auf den Markt kommenden Gänſe im Ausland kaufen, da die Zucht auf dem Lande bei uns vor⸗ läufig noch in der Hauptſache nur zum Eigengebrauch be⸗ trieben wird. Früher deckten die uns jetzt entriſſenen Pro⸗ vinzen Poſen und Weſtpreußen einen großen Teil des Gänſebedarfs. Heute iſt an deren Stelle Polen getreten, und aus der polniſchen Ausfuhrſtatiſtik geht hervor, daß Deutſchland das Haupteinfuhrland für polniſche Gänſe iſt. Allerdings hat dieſe Einfuhr in den letzten Jahren ſtändig abgenommen. Während ſie im Jahre 1930 noch 1,8 Mit⸗ lionen Stück betrug, ging ſie bis zum Jahre 1932 auf rund eine Million Stück zurück. Der ſtarke Einfuhrrückgang iſt in der Hauptſache auf die Erhöhung des deutſchen Einfuhr⸗ zolles ab 15, Oktober 1932 auf das Dreifache des bisherigen Satzes zurückzuführen. Man will mit dieſer Maßnahme die mecklenburgiſchen und pommerſchen Gänſezüchtereien wie⸗ der heben. Von den polniſchen Stoppelfeldern tritt die Gans ihren Weg an. In eigens für den Geflügeltransport konſtruier⸗ ten Güterwagen geht die oft mehrere Tage dauernde Fahrt an die deutſche Grenze, zum Grenzbahnhof Neu Bentſchen. 55 iſt die Haupteingangstür für die polniſchen Gänſe nach eutſchland. Im Monat Juni beginnt die Zufuhr, zunächſt ſchleppend und zögernd, bald aber ſtärker anſchwellend, um 2 5— N Anbekanntes Europa Das rückſtändige Sardinien. Von Sardinien weiß man in Europa weniger als von Kuba oder von Schanghai. Selbſt dem Feſtland⸗Italiener liegt die doch faſt greifbar nahe Hirteninſel ſo fern wie eine afrikaniſche Kolonie. Unberührt von der Entwicklung Euro⸗ pas verharrt die Inſel in Rückſtändigkeit. Was hat das Netz moderner Straßen zu beſagen, wenn das Land nach uralten Grundſätzen von einem in primitioſten Formen le⸗ benden Hirten⸗ und Bauernvolk bewirtſchaftet wird? Dabei unterſcheidet ſich die ſardiniſche Landſchaftsformung nur un⸗ weſentlich von der mitteleuropäiſchen. Die Campidano⸗Ebene beiſpielsweiſe iſt wie die Oberrheinebene und zur ſelben Zeit aus einem Gebirgsbruch entſtanden; im einzelnen frei⸗ lich beſtimmt die mittelmeeriſche Pflanzenvegetation das Landſchaftsbild. Buſchwald und Heide täuſchen eine weiche, öder und etwas melancholiſche Naturlandſchaft vor, die ſich erſt bei näherem Hinſehen als eine Kulturlandſchaft darſtellt, deren Geſicht entſcheidend beeinflußt wird von der jeweiligen Art der Bewirtſchaftung. f Sardinien war einmal die Kornkammer Roms; daran erinnert heute nur noch die fruchtbare Campidano⸗Ebene Die bäuerlichen Ortsgemarkungen in der Ebene ſind auf⸗ fallend groß. Im Durchſchnitt umfaſſen ſie 80 bis 90 Qua⸗ dratkilometer, während die ſüddeutſchen Dorfbezirke 12 bis 16 Quadratkilometer ausmachen. Die Dörfer, die zwei bis drei Stunden auseinanderliegen, beherbergen 2500 bis 3500 Einwohner und ſind eigentlich Kleinſtädte. Verworrene, ungleich breite, ſyſtemlos gebaute Gaſſen und Gäschen ſind bezeichnend für dieſe Gegend. die Häuſer, einſtockig und aus wetterunbeſtändigen, luftgetrockneten Ziegeln aufge⸗ im September den Höhepunkt zu erreichen. Mit lautem führt, gleichen häufig Ruinen. Das Dorf iſt immer Mittel⸗ nfiqüfhörlichem Geſchnatter hälten dann 7 55 von Gänſen, man hat oft an einem Tage bis zu 17 000 Stück gezählt, ihren Einzug in Deutſchland. An der Gänſe⸗ rampe geht es im Gänſemarſch an zählenden Zollbeamten und dem ausmuſternden Grenztierarzt vorbei. Kranke und verdächtige Tiere werden ausgemuſtert und in Quarantäne gebracht.„Die für geſund befundenen marſchieren dann nach einem Fütterungsaufenthalt wieder in die Güterzüge und nehmen den Weg in die deutſchen Maſtſtationen. Hauptmaſtgebiet ſind das Oder⸗, Warthe⸗ und Netze⸗ bruch. Mit 40 Prozent aller gänſeeinführenden Orte ſteht Neu⸗Trebbin im Oderbruch an der Spitze. An zweiter Stelle folgt dann Dechſel im Warthebruch. Kleinere Mengen gehen nach Berlin zum Magerviehhof Friedrichsfelde, nach Frankfurt a. M., Hamburg, Mittenwalde, Lüneburg und Wulffen. Hier beginnt nun die Maſt. Je hundert Gänſe werden in einer Bucht eng zuſammengeſperrt. Wenn ſie fett werden ſollen, muß jede überflüſſige Bewegung ver⸗ mieden werden. Lebend verläßt dieſe Bucht keine Gans mehr. Hier lautet die Loſung:„Friß Vogel—— und ſtirb!“ Und die Tiere freſſen Tag und Nacht. Die Nacht wird ihnen durch große elektriſche Lampen zum Tage ge⸗ macht, damit ſie auch nachts freſſen. Die Buchten ſind unbedacht. Mit Abſicht, denn je kälter und unfreundlicher das Wetter iſt, um ſo ſchneller ſetzen die Gänſe an. Die Gänſemäſtereien wünſchen daher auch frühzeitig Froſt, und 13 Kenner ißt ſeinen Gänſebraten nie vor dem Martins⸗ ag. Die Maſt zerfällt in die Vormaſt und Hauptmaſt. In der Vormaſt werden die Tiere an die Freiheitsentziehung gewöhnt und erhalten eine Uebergangsnahrung. Dann folgt die Hauptmaſt, die 35 Tage dauert. In dieſer Zeit hat ſich das Gewicht der Gänſe von 5 bis 10 Pfund, mit dem ſie in der Maſtanſtalt eintreffen, auf 9 bis 18 Pfund erhöht. Die Tiere haben ſich ſchlachtreif gefreſſen. Was ſie in vier bis ſechs Wochen verzehren, dafür einige Zahlen: 40 000 bis 50 000 Gänſe verbrauchen zur Maſt 12 000 bis 15 000 Zentner Körnerfutter und 5000 bis 6000 Zentner Rauhfutter(Kartoffeln. Runkeln und Mohrrüben). Nach der Beendigung der Maſt geht der Martinsvogel nach ſeinem Tode den letzten Weg. Sauber gerupft wan⸗ dern die Gänſe, immer zehn in einem Korb, zum Händler und zum Markt. 70 bis 80 Prozent der gemäſteten Gänſe gehen in die Großſtädte, etwa die Hälfte der geſamten nach Deutſchland kommenden Einfuhr verbraucht allein Berlin. Ueberall in den Läden hängen ſie nun in dieſen Tagen und locken und werben. Sie glänzen in ihrer runden Fülle und warten auf den Bratofen, als das von allen Feinſchmeckern dem heiligen Martin zum 11. November gern gebrachte Opfer. n Walter Hanck. Reiſen als nationale Pflicht Ueber das Thema„Reiſen als nationale Pflicht“ ſprach in Berlin der Leiter der Reiſverge bei der Reichsbahn⸗ zentrale für den deutſchen Reiſeverkehr Franz F. Schwar⸗ zenſtein. Er hob hervor, daß die nationalſozialiſtiſche Re⸗ gierung den Fremdenverkehr endlich aus ſeiner Aſchen⸗ puttelrolle erlöſt und ſeine nationalpolitiſche und wirtſchaft⸗ liche Bedeutung offiziell durch Erlaß des Fremdenverkehrs⸗ geſetzes vom 23. Juni dieſes Jahres anerkannt habe. n Die Einnahmen aus dem Ausländerbeſuch bilden ge⸗ wiſſermaßen eine unſichtbare Ausfuhr und helfen, die Zah⸗ lungsbilanz durch Deviſeneinfuhr verbeſſern. Die Einnah⸗ men aus dieſem Ausländerbeſuch ſchwankten in den letzten Jahren nach den von verſchiedenen Seiten vorgenommenen Schätzungen zwiſchen 170 und 250 Millionen Mark jähr⸗ lich. Der volkswirtſchaftliche Nutzen des innerdeutſchen Fremdenverkehrs wird vielfach von Nationalökonomen an⸗ gezweifelt, weil er nur eine„Verſchiebung der Kaufkraft“ bedeute. Durch eingehende Unterſuchungen und Beobachtun⸗ 952 iſt aber feſtgeſtellt worden, daß auch innerhalb der eichsgrenzen der Fremdenverkehr wertebildend und werte⸗ vermehrend wirken kann. Vielfach führt er zur Gründung ganz neuer Gewerbe- und Wirtſchaftszweige, oder er bringt bereits vorhandene Gewerbezweige zur Blüte. Die Steuer⸗ kraft der vom Fremdenverkehr bevorzugten Orte und Ge⸗ biete iſt nachweisbar erheblich höher als in nicht vom Frem⸗ denverkehr berührten Bezirken. Heilquellen und andere freiwillig von der Natur geſpendete Kräfte werden durch. ihn in wirtſchaftliche Werte verwandelt. Der Geſamtumſatz des deutſchen Fremdenverkehrs beträgt nach zuverläſſigen Schätzungen rund 17 bis 2 Millionen Mark jährlich. N Im nationalſozialiſtiſchen Deutſchland haben der Frem⸗ denverkehr und im weiteren Sinne das Reiſen auch eine hohe nationalpolitiſche Aufgabe zu erfüllen, denn der Frem⸗ denverkehr iſt in der Lage, gefährdete Grenzgebiete wirk⸗ ſam zu ſtützen, indem er die Volksgenoſſen aus dem Reich mit den Grenzlanddeutſchen in engere Verbindung bringt und erhebliche Teile der Konſumkraft auf die Notſtands⸗ gebiete an der Grenze, wie ſie z. B. der Bayriſche Wald und Oſtpreußen darſtellen, überträgt. Angeſichts der Uebernahme dieſer Funktionen darf das Reiſen in keiner Weiſe mehr als Luxus betrachtet werden, ſondern es wird für jeden Volksgenoſſer zu einer nationalen Pflicht. i 5 punkt der Gemarkung. Strahlenförmig führen die Wege in die Landſchaft hinaus, die aus drei deutlich unterſcheid⸗ baren Zonen beſteht. Wein-, Obſt⸗, Bohnen und Gemüſe⸗ gärten der erſten Zone, unmittelbar um das Dorf herum, umſäumen Kakteenhecken. Das Land gehört zu 65 Prozent Großgrundbeſitzern. In der zweiten Zone wird nach ur⸗ altem Syſtem Getreidebau betrieben. Primitiv das Werk⸗ zeug, rückſtändig die Auswertung des Bodens. Zwei Jahre wird ein Landſtreifen bebaut, ſechs Jahre durchſchnittlich bleibt er brach liegen, dient als Weideland, das aber im Spätſommer vollſtändig verdorrt iſt. da und dort Feuer gelegt zur Weidenverbeſſerung. In dichten Schwaden zieht dann der Rauch über die Ebene. Nach dem erſten Regen im Oktober geht der Sarde mit dem Holzpflug über den Boden, ohne ihn mehr als bloß ober⸗ flächlich aufzulockern. Endlich ſchließt Weideland den Dorf⸗ bezirk ab. Rosmarin Myrthe, Lavendel, Dolden⸗ und Zwie⸗ belgewächſe und Asphodeloswieſen, auf denen Homer in der Unterwelt die Schatten der Toten wandeln ließ, legen, wie Privatdozent Dr. A. Welte in einem Vortrag vor der Ge⸗ ſellſchaft für Erdkunde zu Berlin berichtete, ein unbeſchreib⸗ f lich würziges Aroma über die Landſchaft. Höhere Lagen zwiſchen 300 und 600 Meter Höhe fallen durch die Geſchloſſenheit des Grundbeſitzes auf. Um jeden Acker oder Olivenhain der rund 120 Quadratkilometer großen Dorfbezirke ſind übermannshohe reiſigüberdeckte Mauern aufgeführt. Die Häuſer, freundlicher als die der Ebene, be⸗ ſtehen aus Baſalt. Land ohne Horizont. Regellos liegen Gärten, Getreide⸗ und Weideſtreifen durcheinander. Buſchwald, immergrüne Eiſten und Piſtgzien erheben ſich auf fruchtbarem Boden. Nun wird regellos Sport und Spiel Fußball im Reich. Gau 13(Südweſh): 8 8 Stadtelf Frankfurt— Kurſiſtenelf(Sa.) 2:4(1:3). Kickers Ofefnbach— VfB. Friedberg(Sa.) 5:2. 97 Gau 15(Württemberg): f 8 VfB. Stuttgart— Sportfreunde Eßlingen(Sa.) 4:3. Gau 16(Bayern).. 5 Bayern München— FC. München(Sa.) 6:0(1:0). Gau 3(Brandenburg): Berlin— All⸗Pacific⸗Team Chile⸗Peru(Sa.) 3:1(2:0). Gau 10(Niederrhein): g 8 ö TRu Düſſeldorf— Pf. Benrath(Sa.) 2:2. ö Gau 11(Mittelrhein): ä Kölner SC. 99— Fortuna Düſſeldorf(Sa.) 2:6(14). — 8 8 1 8 8 Fußball an der Saar. 15 Während im Reich am Sonntag der geſamte Sport⸗ betrieb ruhte, gab es an der Saar einige Veranſtaltungen, darunter auch zwei Fußballtreffen zwiſchen Gauliga und Be⸗ zirksklaſſe. In beiden Fällen hielten ſich die Bezirksklaſſen⸗ Mannſchaften, die ja im Vorjahre noch mit zur erſten ſüd⸗ deutſchen Klaſſe zählten, ausgezeichnet. Der FV. Saar⸗ brücken erzielte gegen die Sportfreunde Saarbrücken ein Anentſchieden von 2:2(1:1). Er hätte ſogar einen klaren Sieg verdient gehabt. Boruſſia Neunkirchen konnte Saar 05 nur ſehr knapp mit 4:3(3:1) ſchlagen. Ergebniſſe der Bezirksklaſſe(Saar). Gruppe Weſt: b f 5 VfB. Dillingen— SC. Schaffhauſen 2:0. Gruppe Oſt: Viktoria St. Ingbert— Hanſa Dudweiler 2:2. Sp.⸗Vgg. Mittelberbach— SV. Güdingen 3:2. DK. Sulzbach— Sp.⸗Vgg. Elversberg O01. * Sonſtiger Sport Das 29. Berliner Sechstagerennen ſieht 14 Mannſchaften am Start. Die Paarungen für das lange Rennen vom 15. bis 21. No⸗ vember im Sportpalaſt ſind folgende: A. Buyſſe⸗Deneef, Piemon⸗ teſi⸗Dinale, Mouton⸗Boucheron, Schön⸗Buſchenhagen, Rieger⸗ Preuß, Siegel⸗Thierbach, van der Heiden⸗Bogaert, Charlier⸗Tietz, Kroll⸗Göbel, Maczynſki⸗Pützfeld. Funda⸗Umbenhauer, Ehmer⸗Leh⸗ mann, Gebr. Nickel und R. Wolke⸗Wagner. Die Weltmeiſterſchaften der Berufsringer werden vom 13. No⸗ vember ab in Berlin im Zirkus Buſch durchgeführt. Veranſtalter iſt der Verband Deutſcher Berufsringer. Der Fußball-Städfekampf Hamburg— Berlin Nau am 19. No⸗ vember in Hamburg ſtatt. Von den bisherigen Kämpfen gewann Hamburg 15, Berlin 14. während weitere 8 Treffen Went eden ausgingen. ö Der Reichsſportführer von Tſchammer und Oſten wird am 16. November der Stadt Königsberg einen kurzen Beſuch ab⸗ ſtatten. Turner und Sportler der alten Krönungsſtadt werden in der Sporthalle vielſeitige Vorführungen bieten, und zum Schluß der Veranſtaltung hält der Reichsſportführer eine Rede, die über alle oſtpreußiſchen Sender geht. 5 Boxen als Schulfach. Das preußiſche Kultusminiſterium hat eine Verfügung über„Boxen als Schulfach“ erlaſſen. Wenn es auch zunächſt noch unmöglich iſt, Boxen einheitlich einzuführen, ſo haben durch dieſen Erlaß die höheren Lehranſtalten ab Ober⸗ tertia das Recht, von ſich aus Boxunterricht unter Leitung aus⸗ gebildeter Lehrkräfte einzuführen. Mannheimer Theaterſchau Spielplan vom 11. November bis 20. November 1933. Im Nationaltheater: Montag, 13.Nopember: Miete C 7:„Luther“,(Die Nachtigall von Wittenberg). Deutſche Hiſtorie von Auguſt Strindberg. Anfang 20 Uhr. Ende gegen 22.30 Uhr. Dienstag, 14. November: Miete E 8, Sondermiete E 4: „Zar und Zimmermann“. Komiſche Oper von 1555 Lortzing. Anfang 19.30 Uhr. Ende gegen 22.30 5 Mittwoch, 15. November: Miete A 8, Sondermiete A 4: „Cavalleria ruſticana“ von Pietro Maſcagni. Hierauf:„Der Bajazzo“ von Ruggiero Leoncavallo, Anfang 19.30 Uhr. Ende gegen 22.15 Uhr. Donnerstag, 16. November: Miete D 8, Sondermiete D 4:„Maria Stuart“. Trauerſpiel von Schiller. Anfang 19.30 Uhr. Ende gegen 22.45. Freitag, 17. November: Für die Deutſche Bühne— Ortsgruppe Mannheim— Abt. 49—51, 76—78, 130 bis 135, 153—155, 191—183, 201—204, 276—279, 309 bis 320, 341347, 349, 359360, 379—388:„Venus in Seide“. Operette von Robert Stolz. Anfang 19.30 Uhr. Ende gegen 22.30 Uhr. Samstag, 18. November: 7. Vorſtellung für Erwerbs⸗ loſe— ohne Kartenverkauf—:„Heimat“, Schauſpiel von Hermann Sudermann. Anfang 15 Uhr. Ende 17,45 Uhr.— Miete B 8, Sondermiete B 4:„Venus in Seide“. Operette von Robert Stolz. Anfang gegen 20 Uhr. Ende gegen 23 Uhr. Sonntag, 19. November: Nachmittagsvorſtellung:„Ma⸗ ria Stuart“. Trauerſpiel von Schiller. Anfang 14,30 Uhr. Ende gegen 17,45 Uhr.— Miete C 8, Sondermiete C 4: Zum erſten Male:„Arabella“. Oper von Ri⸗ chard Strauß.— Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben. — Anfang 19,30 Uhr. Ende gegen 22,30 Uhr. Montag, 20. November: Miete H 9, Sondermiete H 5: „Die Kickers“. Volksſtück von Fritz Peter Buch, An⸗ fang 19,30 Uhr. Ende gegen 22,15. Jeder Acker iſt eine Feſtung für ſich: Das weiß der Sarde und brennt den Buſchwald aus, das Wurzelwerk läßt er im Boden. Geerntet wird nach bibli⸗ ſcher Art ein bis zwei Jahre, dann überläßt man den Schaf⸗ herden das Land. Von der Bevölkerung iſt wenig zu ſehen, nur hin und wieder kann man einem ſardiniſchen Ehepaar begegnen, das in uralter Nationaltracht auf einem Pferd über Feld reitet oder auf primitiven zweirädigen Bauern⸗ 1 Holzſcheibenrädern über die ſchlechten Wege uckelt. Ueberall, auch an den ſteilſten Hängen, qualmen die Meiler. Holzkohlenberge, Brandſtellen über weite Flächen und primitive, zu Kleinſiedlungen zuſammengefaßte Hirten⸗ zelte charakteriſieren eine Landſchaft, die das fragliche Glück beſitzt, vom Menſchheitsfortſchritt unberührt zu ſein. „5