ß . 8 Wachen glich, eie Teen der Senn und Fetertage. Degugspreis: Monatl. Mk. 1.0% durch die Peſt Mk. 1.60 2 der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1. 20. Anzeigenpreis: Die einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Neklamen 80 Pfg.— Bei Wiederholungen zariſl. Rabatt. Fur Platz⸗Vorſchriften wird belne Marantie übernommen Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Bertendblatt für den Stadtteil Mizm.-Seckhen helm. Anmahmeſchtuß für Inſerate und Rotizen vormittags 9 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Muſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig). „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Schriftleitung, Druck u. Verlag: G. Härdle, Zähringerſtr. 88. Pernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 33. Jahrgang e Das Doppelverdienertum Die Grundſätze der Reichsregierung.— Gegen unſinnige Auslegung und eigenmächtige Eingriffe. Zu den in der Kabinettsſitzung am Dienstag gebillig⸗ ten Grundſätzen über das Doppelverdienertum werden fol⸗ gende Einzelheiten mitgeteilt: Die Schwierigkeiten, die in dem Kampf gegen das Dop⸗ pelverdienertum liegen, ergeben ſich bereits aus der Be⸗ griffsbeſtimmung. Will man einen Doppelverdienſt erfaſ⸗ ſen, ſo muß man die Vorfrage klären, was als einfacher Verdienſt anzuſehen iſt. Das führt aber zwangsläufig zu einer Aufſtellung von Einkommensſätzen für jeden Menſchen und jede Arbeitskategorie, für eine Art Beſol ⸗ dungsordnung, deren UÜUnſinnigkeit auf der Hand liegt. Der übliche Kampf gegen das Doppelverdienertum hat ferner die Gefahr heraufbeſchworen, daß das Leiſtungs⸗ rinzip immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird. 80 ſind es gerade oft die beſten und leiſtungsfähigſten Men ⸗ ſchen, die auf dem Weg über den„Doppelverdienſt“ verſu⸗ chen, durch erhöhte Anstrengungen ſich einen erhöhlen Le ⸗ 7 bensſtandard oder ihren Kindern eine beſſere Ausbildung 30 verſchaffen. Manche Familien konnten überhaupt erſt gegründet werden, daß Mann und Frau weiterhin einen Beruf aus⸗ üben. Die Einſchränkung dieſer gemeinſamen Erwerbsmög⸗ lichkeiten würde die Exiſtenzgrundlage dieſer Familien viel⸗ fach zerſtören. Darüber hinaus aber bedroht ſie die Fa⸗ miliengemeinſchaft ſelbſt, deren Feſtigkeit durch ſtaatliche Maßnahmen verſchiedener Art ein weſentliches Ziel der Reichsregierung iſt. Neben dem geſunden Trieb einer Familie, einen erhöhten Lebensſtandard zu erreichen. wird auch das Streben nach einer beſſeren Ausbil⸗ dung des Nachwuchſes durch den Kampf gegen das Doppelverdienertum beeinträchtigt. Wenn die Tatſache, daß ein Vater noch im Verufsle⸗ ben ſteht, enkſcheidend dafür ſein ſoll, daß ein Sohn oder eine Tochter keine Arbeit mehr annehmen darf, ſo werden hier den Kindern berufliche Enkwicklungs möglichkeiten für die Zukunft verbaut. i Der Kampf gegen das Doppelverdienertum iſt auch un⸗ lozial, inſoweit er den erhöhten Leiſtungswillen eines Menſchen oder einer Familie beſtraft, während der Doppel⸗ verdienſt, der mit Kapitalanlagen verbunden iſt, Anberückſichtigt blei muß. f Der Kampf gegen das Doppelverdienertum verſtößt alſo ſehr häufig gegen einſchneidende ſoziale Grundſätze, ſo gegen den Grundſatz der Leiſtung, der Familie und einer geſunden Bevölkerungspolitik. Hinzu kommt, daß er oft auch wirtſchaftliche Irrwege beſchreitet. Es gibt zahl⸗ reiche Tätigkeiten(wiſſenſchaftliche, ſchriftſtelleriſche, künſt⸗ leriſche Arbeiten), die nur im Zuſammenhang mit einem Hauptberuf nebenberuflich ausgeübt werden können. Bei einem Verbot der Doppelverdienſte wäre auch nicht zu erwarten, daß ſtets andere, bisher erwerbsloſe Perſonengruppen deren ausfallende Funktionen überneh⸗ men könnten. 5 Aus dieſer Betrachtung des Doppelverdienertums er⸗ gibt ſich, daß eine geſetzliche, alſo behördliche Regelung des Doppelverdienertrums mehr Schaden als Nutzen . bringen würde. a Die Entſcheidung darüber, ob ungerechtfertigter Doppelver⸗ dienſt vorliegt, hat bei Behörden allein der Leiter, in der Privatwirtſchaft allein der Betriebsinhaber. Die Frage wird in der Regel nur auftauchen, wenn Neu⸗ einſtellungen oder Entlaſſungen von Arbeitnehmern not⸗ wendig werden. Dabei iſt es Pflicht des Arbeitgebers, bei Neueinſtellung erwerbsbedürftige Volksgenoſſen zu bevorzugen und auch bei wirtſchaftlich gebotener Entlas⸗ ung dieſen ſozialen Geſichtspunkt in den Vordergrund zu ſtellen. Eine Auswechſlung von Perſonen ihres Dop⸗ pelverdienſtes wegen wird ſich auf beſonders kraſſe Fälle beſchränken müſſen. 3 Jeder Eingriff unberechtigter Stellen, mögen ſie auch von den beſten Abſichten geleitet ſein, hat als unvereinbar mit den Grundſätzen des neuen Staates in Zukunft zu unterbleiben. a e Arbeitsteflung der Sender Juſammenfaſſung in drei Gruppen. . Die Neuorganiſation der Arbeitsteilung zwiſchen den deutſchen Sendern macht ſchnelle Fortſchritte. Alle deutſchen Sender, mit Ausnahme des Deutſchlandſenders, werden in drei Sendergruppen eingeteilt werden, von denen die erſte Gruppe, die der Weſtſender, beſtehend aus Köln, Frankfurt, Stuttgart, bereits nach der neuen Arbeitsteilung ihr Programm durchführt. Die zweite Sendergruppe, die ſogenannte Südoſtgruppe, ſoll aus den Sendern Mün⸗ chen, Leipzig und Breslau beſtehen, während die dritte Gruppe, die Nordgruppe, die Sender von Berlin, hamburg und Königsberg umfaſſen wird. Innerhalb jeder dieſer drei Gruppen wird eine Arbeitsteilung der Sender untereinander vorgenommen werden, etwa nach dem Bei⸗ iel der bereits organiſierten Gruppe der Weſtſender, wo öln in erſter Linie die ernſtere Muſik pflegt, Frankfurt mehr die Overette und Stuttaart vor allem Kammermuſik kenden; Der Deutſchlandſender iſt unmittelbar von erfunktion auch weiterhin beibehalten. ieſer Regelung nicht betroffen, er wird vielmehr ſeine Son⸗ Donnerstag, den 16. November 1933 Neuer deutſcher Kulturaufbau. Nr. 268 Feſerliche Eröffnung der Reichskulturkammer— Programmatiſche Rede Dr. Goebbels. Berlin, 15. November. In einem Rahmen, wie er würdiger nicht gedacht wer⸗ den kann, fand Mittwoch mittag im großen Saale der Ver⸗ liner Philharminie die feierliche Eröfnung der Reichskul⸗ turkammer ſtatt. Die Bedeutung des Tages wurde noch ganz beſonders unterſtrichen durch die Anweſenheit des Reichskanzlers, der Mitglieder der Reichsregierung und des geſamten diplomatiſchen Korps. Nach der von Ge⸗ neralmuſikdirektor Staatsrat Dr. Wilhelm Furt⸗ wängler dirigie en, om Berliner Philharmoniſchen Orcheſter geſpielten ire zu„Egmont“ folgte Fried⸗ rich Kayßler drich von Schillers„Ueber das Erhabene“ zum e. Kammerſänger Heinrich Schlusnus ſo begleitet von Franz Rupp, „An die Muſik“ vor zubert und„Heimweh“ von Hugo Wolf. Dann Philharmoniſche Orcheſter Unter perſönlicher Le Richard Strauß das „Feſtliche Präludium“ Dr. Goebbels doer neues Kunſtſchaffen Mit Beifall begrüßt, nahm Reichspropagandaminiſter Dr. Goebbels das Wort. Er wies einleitend darauf hin, daß die nationalſoziali⸗ ſtiſche Revolution eine totgle, mit eigener Geſetzlichkeit und Dynamik ſei. Revolutionen, ſo erklärte Dr. Goebbels, be⸗ ſchränken ſich niemals auf das rein politiſche Gebiet. Gerade der ſchöpferiſche Menſch wird direkt in den Strudel des re⸗ volutionären Geſchehens mit hineingezogen. Nur dann iſt er ſeiner Zeit und ihren Aufgaben gewachſen, wenn er ſich nicht damit begnügt, die Revolution paſſiv an ſich vorbeige⸗ hen zu laſſen, vielmehr aktiv in ſie eingreift, ihren Rhyth⸗ mus in ſich aufnimmt, ihre Zielſetzung zu der ſeinen macht, kurz und gut, wenn er nicht in ihrer Nachhut, ſon⸗ dern in ihrer Vorhut mitmarſchiert. Der Sinn der Revolution, die wir gemacht haben, iſt die Volkwerdung der deutſchen Nation. Dieſe Volk⸗ werdung war 2000 Jahre lang die Sehnſucht aller guten Deutſchen. Man hatte ſie auf geſetzmäßige Weiſe, ich weiß nicht wie oft, verſucht; jeder dieſer Verſuche war fehlgeſchla⸗ en. Erſt in dieſem heißen Ausbruch der nationalen Leiden⸗ ſchaſten unſeres Volkes wurde ſie möglich. Wir können heute die hiſtoriſche Tragweike dieſes Volkwerdungsprozeſſes überhaupt noch nicht über⸗ blicken. Wir ſelbſt, die wir ihn vorbereitet haben, ſtehen vor ihm in ſtaunender Bewunderung, ohne uns ſeiner Größe und ſei⸗ ner in die Zufunft hineinwirkenden Bedeutſamkeit über⸗ haupt bewußt zu ſein. Das Syſtem, das wir niederwarfen, fand im Liber a⸗ lis mus ſeine treffendſte Charakteriſierung. Wenn der Liberalismus den Einzelmenſchen in das Zentrum aller Dinge ſtellte, ſo haben wir Individuum durch Volk und Ein⸗ zelmenſch durch Gemeinſchaft erſetzt. Freilich mußte dabei die Freiheit des Individuums inſoweit eingegrenzt werden, als ſie ſich mit der Freiheit der Nation ſtieß und im Widerſpruch befand. Die Kunſt iſt kein abſoluter Begriff; ſie gewinnk erſt Leben im Leben des Volkes. Das war vielleicht das ſchlimmſte Vergehen der künſtleriſch ſchaffenden Menſchen der vergangenen Cpoche, daß; ſie nicht mehr in organiſcher Beziehung zum Volke ſelbſt ſtanden und damik die Wurzel verloren, die ihnen kläglich neue Nahrung zuführkte. Der Künſtler krennle ſich vom Volk: er gab dabei die Quelle ſeiner Fruchtbarkeit auf. Kunſt muß im Volkstum wurzeln Verliert der künſtleriſche Menſch einmal den feſten Bo⸗ den des Volkstumes, auf dem er mit harten, markigen Kno⸗ chen ſtehen muß. um den Stürmen des Lebens gewachſen zu ſein, dann iſt er damit den Anfeindungen der Ziviliſa⸗ tion preisgegeben, denen er früher oder ſpäter erliegen wird. Iſt die eben über wundene deutſche Geiſtes⸗ epoche nicht ein beredter Beweis dafür? Die deutſche Kunſt, losgelöſt von den Kräften des Volkstumes und nur noch einem individuellen Freiheitsbegriff huldigend, der ſehr bald in der geiſtigen Anarchie ausmündete, verlor ſich im Geſtrüpp des modernen Ziviliſationstaumels und war bald nur noch Experiment, Spielerei oder Bluff. Eine Kunſt, die ſich vom Volke krennt, hat kein Recht, ſich darüber zu e ou das Volk ſich von ihr rennt. EEEPC ³AqA ³ V DV Deutſch⸗polniſche Ausſprache Bedeutſame Jeſtellung.— Der neue Geſandte beim Kanzler. Berlin, 16. November. Der Reichskanzler empfing Mittwoch mittag in Gegen⸗ wart des Reichsaußenminiſters den polniſchen Geſandten, der ihm ſeinen Antrittsbeſuch machte. Die Aussprache über die deutſch⸗polniſchen Beziehungen ergab volle Uebereinſtimmung beider Regierungen in der Abſicht, die die beiden Länder berührenden Fragen auf dem Wege unmiktelbarer Verhandlungen in Angriff zu nehmen und ferner zur Feſtigung des Friedens in Europa in ihrem Verhällnis zueinander auf jede Anwendung von Gewalt zu verzichten. 5 1 1 r Der Künſtler, der Dolmetſch eines ganzen Volkes ſein ſoll, ſtellt ſich eindeutig auf die Seite von Beſitz und Bildung. Er wird dem Volke fremd, ſo wie das Volk ihm fremd ge⸗ worden iſt. Der Liberalismus endet im Verfall des gei⸗ ſtigen Lebens. Es beginnt der Kampf um das täg⸗ liche Brot. Der künſtleriſche Menſch ſieht ſich ſchwerſten Bedrohungen feiner rein materiellen Exiſtenz preisgegeben. Die breite Volksmaſſe, die Konſument ſeines Schaffens ſein muß, um ihn am Leben zu erhalten, fehlt. Das iſt die Tra⸗ gödie des kulturſchaffenden Menſchen in Deutſchland, der, an der Wende zweier weltgeſchichtlicher Epochen ſtehend den Bruch mit der Vergangenheit zu vollziehen und den Weg zur Zukunft zu finden, nicht den gei⸗ ſtigen Mut aufbringt. Eine tödliche Kriſe, wenn ſie von lan⸗ ger Dauer iſt. Der Aufmarſch, den wir begonnen und vollendet haben iſt ein Aufmarſch der Geſinnung. Es iſt eine Geſinnung der Tat, die eine Umwertung der Werte eingeleitet hat, um ihre Neuwertung vorzubereiten. Geſinnung kein Erſatz für Kunſt Laſſen Sie mich, um der Gefahr des Mißverſtändniſſes auszuweichen, eine Reihe von Befürchtungen, die laut geworden ſind, gleich hier widerlegen und zurück⸗ weiſen. 0 Niemand von uns iſt der Meinung, daß Geſinnung Kunſt erſetzen könnte. Auch bei der Kunſt kommt es nicht darauf an, daß man will, ſondern vielmehr darauf, was man kann. Nur ge⸗ Neuen Hände haben das Recht, am Altar der Kunſt zu ienen. Was wir wollen, iſt mehr als dramaliſiertes Parkei⸗ programm. Uns ſchwebt als Ideal vor eine tiefe Vermählung des Gei⸗ ſtes der heroiſchen Lebensauffaſſung mit den ewigen Ge⸗ ſetzen der Kunſt. Niemand hat das Recht, uns in den Verdacht zu neh⸗ men, daß wir aus Gründen tendenziöſer Propaganda jenem Dilettantismus das Feld freigeben wollten, der noch immer die wahre, edle Kunſt zu Tode geritten hat. Nie ⸗ mand befiehlt, daß die neue Geſinnung über die Bühne oder Leinwand marſchiere. Wo ſie aber darüber marſchiert, da müſſen wir eiferſüchtig dafür ſorgen, daß ſie auch in ihrer künſtleriſchen Formung der Größe des hiſto⸗ riſchen Prozeſſes entſpricht, den wir in der deutſchen Revo⸗ lution durchgeführt haben. Darüber hinaus aber wollen wir nur die guten Schutzpatrone der deutſchen Kunſt und Kultur auf allen Gebieten ſein. Der Hunger, der das deutſche Volk erfaßt hat, erſtreckt ſich nicht allein auf den Magen. Es iſt ebenſo ein Hunger der Seele. Kein Vorwurf hat une in der Vergangenheit ſo tief zu treffen vermocht, wie der, daß der Nationalſozialismus geiſtige Barbare i ſei und am Ende zur Vernichtung des kulturellen Lebens unſe⸗ res Volkes führen müſſe. Wir haben die ſchöpferiſchen Kräfte der deutſchen Nation wieder freigelegt; ſie mögen ſich ungehindert entfalten und reiche Früchte tragen am Baume eines neuerſtandenen Volkstumes. Das iſt auch der Sinn der Reichskulturkammer. Sie ſtellt den Zuſammenſchluß aller Schuͤffenden in einer geiſtigen Kul⸗ tureinheit dar. Man mag unſerer Zeit Vorwürfe, welche auch immer machen: Niemand aber wird behaupten wollen, daß ſie langweilig ſei. Sie iſt jedem Muff und jedem Mucker⸗ tum abhold: ſie hat keine Angſt vor der Kühnheit und ſieht nicht im bürgerlichen Ruhebegriff der Weisheit letzten Schluß. Für ſie gilt das Huttenwort:„O Jahrhundert, o Wiſſenſchaften, es iſt eine Luſt zu leben! Du nimm den Strick, Barbarei, und mache Dich auf Verbannung gefaßt!“ Der neue Staat hat ſeine eigenen Geſetze. Ihm unter⸗ liegen alle, vom Erſten bis zum Letzten. Auch der Künſtler hat die Pflicht, ſie anzuerkennen und zur Richtſchnur ſeines ſchöpferiſchen Handelns zu machen. Darüber hinaus aber iſt er frei und ungebunden. Das Beſte iſt gerade gut genug dem deutſchen Volke in ſeiner Not und Bedrängnis Speiſe der Seele zu geben. Niemand fürchte, daß die Geſin⸗ nungsriecherei eine Heimſtätte finden könnte. Wir haben den Mut, großherzig zu ſein. Was deutſch und echt iſt, das ſoll die Welt aufs neue erfahren. Die deutſche Kunſt, die zum Volke zurückkehrt, wird den ſchönſten Lohn dadurch empfangen daß das Bolk wie ⸗ der zu ihr zurückkehrt. Dieſer Wunſch und dieſe Hoffnung ſteht am Anfang unſerer gemeinſamen Arbeit. f Ziehen wir unter der Vergang enheit einen Strich und fangen wir mutig mit der Zukunft an. Je⸗ der, der dem neuen Staat ſeine Kraft zur Verfügung ſtellt, iſt uns willkommen. 5 f Kraft des Geſetzes übernehme ich ſelbſt die Führung der Reichskulturkammer insgeſamt. a Weiter ernannte der Miniſter die Präſidenten und Prä⸗ ſidialmitglieder der einzelnen Kammern, die die Reichskul⸗ turkammer bilden: der Reichsmuſikkammer, der Reichskam⸗ mer der bildenden Kunſt, der Reichstheaterkammer, der Reichsſchrifttumskammer, der Reichspreſſekammer, der Reichsrundfunkkammer und der Reichsfilmkammer. ö Gegen Irrlehren Eine Erklärung des evangeliſchen Reichsbiſchofs. Der evangeliſche Oberkirchenrat hat den Gauobmann der„Deutſchen Chriſten“, Sündiengſſeſſor Dr. Krauſe, wegen ſeiner den Bekenntnisgrundlagen der evangeliſchen Kirche widerſprechenden Rede bei der Sportpalaſtkundge⸗ bung der Deutſchen Chriſten am 13. November mit ſoforti⸗ ger Wirkung von ſeinen ſämklichen kirchlichen Aemtern ſuſpendiert. i Reichsbiſchoͤf Müller veröffentlicht durch den Evan⸗ geliſchen Preſſedienſt unter Hinweis auf dieſe Rede eine Erklärung, in der es heißt: „In der Rede iſt in einer unerhört agitatoriſchen Weiſe gegen das Alte Teſtament geſprochen und ſogar das Neue Teſtament unterzogen worden. Das bedeutet nichts anderes als die Aufhebung der Bibel als der einzigen und unver⸗ rückbaren Grundlage der Kirche. Es ſind weiter Anſchauun⸗ gen vorgetragen worden, durch die ein rationaliſtiſches Je⸗ usbild aus den längſt verklungenen Tagen des Liberalis⸗ mus wieder hervorgeholt wird. Es ſoll ſogar, was ich kaum für möglich halten kann, das Kruzifix abgelehnt worden ſein. Hierzu erkläre ich: Solche Anſchauungen und Forderungen ſind nichts an⸗ deres als ein unerkräglicher Angriff auf das Be⸗ kenntnis der Kirche. Solchen Geiſt lehnt die Leitung und Führung der Deutſchen Evangeliſchen Kirche mit aller Schärfe ab, wie ich überzeugt bin, daß auch die lebendi⸗ gen Glieder unſerer Gemeinden mit ſolchem Geiſt nichts zu kun haben wollen. Ich werde nie und nimmer zulaſſen, daß .— Irrlehren ſich in der evangeliſchen Kirche breit machen. 5 Das Transfermoratorium Beſprechung mit den Auslandsgläubigern. Die Reichsbank hat die ausländiſchen Gläubiger lang · friſtiger und mittelfriſtiger Kredite zu einer Ausſprache auf den 5. Dezember nach Berlin eingeladen. Da die Voraus⸗ ſetzungen für das Transfermoratorium auch weiterhin be⸗ ſtehen, iſt nach Anſicht der Reichsbank eine Ausſprache mit den Vertretern der Gläubigerſchaft Deutſchlands erforder⸗ lich. Bekanntlich iſt für die Durchführung des Transfermo⸗ ratoriums eine Regelung zunächſt nur bis zum 31. Dezem⸗ ber d. J. getroffen worden. Falſche Töne aus Paris. Sarrauts Antwort an Hitler.— Die alten Phraſen. Paris, 15. November. In der Nachtſitzung der franzöſiſchen Kammer machte vor der Abſtimmung nie, die Nuſdabr Sarraut längere Ausführungen. Er erklärte, die Aufgabe der Regierung ſei zuerſt, kaltes Blut zu bewahren, 40 Millionen Franzoſen kennen keine Furcht. Die Mütter in Frankreich müßten wiſſen, daß Frankreich neben der moraliſchen Macht noch ſeine materiellen und militäriſchen Kräfte zur Verfügung hat. Frankreich hat niemals den Wunſch gehabt, zu diktie⸗ ren, Sarraut würde von den Rechten Frank⸗ reichs, das vier Jahre lang in einem aufgezwungenen Krieg verwüſtet worden ſei, nichts nachlaſſen und er ſei von dieſen Rechten Frankreichs überzeugt. Frankreich werde heute noch weniger als geſtern das in Genf verankerte Terrain aufgeben, das Terrain des Völ⸗ kerbundes, der Abrüſtungskonferenz und der Zuſammenar⸗ beit aller Völker für die Verteidigung des Friedens. Frankreich wolle für ſeinen Teil die Hoffnung hegen, daß Deutſchland in Genf ein Abrüſtungsab⸗ kommen unterzeichnen werde, wenn es wahrhaft dem Frieden dienen wolle, ſo wie der Reichskanzler es er⸗ klärt habe. Die franzöſiſche Regierung habe übrigens da⸗ durch, daß ſie in der Regierungserklärung betonte, die Außenpolitik ihrer Vorgängerinnen zu verfolgen, zum Aus⸗ druck gebracht, daß ſie gegenüber keinem Vor⸗ ſchlag taub bleiben werde, der aufrichtig im Intereſſe des Friedens gemacht werden würde. Auf die Erklärungen, die Reichskanzler Hitler abgegeben habe, antworte er freimütig, klar und entſchieden: Sie betonen Ihren Friedens⸗ und Verſtändigungs⸗ wunſch; dieſer Wunſch iſt auch der Wunſch Frankreichs. Frankreich wünſcht weiterhin die Verſtändigung, die Eini⸗ ——————ů— Eine ſeltene Frau ö Roman von Fr. Lehne. 19) „Thea, wenn du nach zweimaliger Lektüre ſo ſprechen kannſt, dann haſt du eben die hohe ethiſche Bedeutung deſſen, was Gerhard hat ſagen wollen, gar nicht verſtanden— haſt das Motto wohl gar überſehen.“ a „Nein, Tante, das weiß ich: Wer Schuld mittrinkt, will er an Liebe ſich laben, der wird berauſcht, doch glücklich wird er nie!“ entgegnete ſie und ſah dabei Gerhard an. „Und vorher: Die Reue blieb, die Reue trennte ſie!“ ſagte Adrienne.„Bitte, folge nun meinem Gedankengang — da iſt Ehriſtine, die kränkliche Frau, die von ihrer Schweſter Maria gepflegt wird. Herbert Vollberg, der Gatte, der Chriſtine alles zu verdanken hat, verliebt ſich nun in Maria. Dieſe erwidert auch ſein Gefühl. Die beiden kämp⸗ fen ehrlich gegen dieſe ſündige Liebe an, denn es ſind zwei ſtarke Naturen, zwei Höhenmenſchen, die aber doch ſchließ⸗ lich der Macht einer Stunde erliegen. Chriſtine erfährt es, und ſie, die ſich bisher als geliebte, glückliche Frau gefühlt hat, bricht unter der Erkenntnis zuſammen. Sie gibt aber den Gatten, der ſie darum bittet, nicht frei. Er läßt jedoch nicht von Maria, und Chriſtines Krankheit verſchlimmert ſich. Schließlich erliegt ſie den Erregungen; ſie ſtirbt. Maria und Herbert verbinden ſich nun fürs Leben, da kein Hin⸗ dernis mehr beſteht, ſich anzugehören. Und ſie ſind glück⸗ lich.“— Sie machte eine Pauſe und Thea ſagte mit ſchwerer Stimme: „Sie ſind glücklich, ja— weshalb ſollen ſie es denn nicht bleiben? Ich ſehe da keinen Grund ein, es anders fügen zu wollen—“ „Aber, Thea, geht dir denn ganz das Gefühl für Schuld und Sühne, für Recht und Unrecht ab? Gegen dieſe Frau.“ „Die aber zehn Jahre älter als der Mann und auch noch kräntlich und nicht ſchön iſt.— Warum heiratet fie einen Mann, der ſo viel jünger iſt—— Maria aber iſt jung und ſchön—“ einer kirchlich unmöglichen Kritik gung und die Annäherung mit einem Lande, das Frank⸗ reich weder erniedrigen, noch bedrohen und morden will. Frankreich wünſcht mit dem ihm eigenen Adel(h, daß Deutſchland ſeinen richtigen Platz im friedli⸗ chen Konzert der Nationen habe. Es iſt gegenüber dem deutſchen Leiden nicht unempfindlich. Es hat niemals der deutſchen wirtſchaftlichen Ausbreitung ſeine Türen geſchloſ⸗ ſen. Frankreich hat die Pflicht einen aufrichtigen Verſtän⸗ digungswillen zu verlangen. Wir müßten loyal und ehrlich die Frage der Gleichberechtigung regeln. Deutſchland fordert die Gleichberechtigung, indem es erklärt, Frankreich hat die ihm verſprochen. Gleichheit ja, aber auch Sicherheit! Frankreich iſt bereit, zu verhandeln, aber unker zwei Bedingungen: 1. daß die Verhandlungen in vollem inkernakionalen Tages⸗ licht geführt werden, und 2. daß dieſe Verhandlungen auf normalem Wege vorbe⸗ reitet werden. Frankreich werde mit Deutſchland oder ohne Deutſch⸗ land das Werk der Organiſierung des Friedens fortſetzen. Flucht aus Genf Verkagung der Abrüſtungskonferenz auf lange Zeit? In den Kreiſen der Abrüſtungskonferenz herrſchte am Mittwoch eine ſehr peſſimiſtiſche Stimmung. Der Vizepräſident der Konferenz, Politis, teilte mit, daß er Genf Donnerstag verlaſſen werde. Da verſchiedene Mächte, insbeſondere Italien und Großbritan⸗ nien, keine verantwortlichen Perſönlichkeiten in der Kon⸗ Kg zurückgelaſſen hätten, ſei es ihm unmöglich, ſeiner ufgabe als Berichterſtatter für die Sicherheitsprobleme ge⸗ recht zu werden. Andererſeits ſind auch alle übrigen Be⸗ richterſtatter mit der gegenwärtigen Situation ſehr un⸗ zufrieden und haben ſich am Mittwoch im Büro des Präſidenten Henderſon verſammelt und nach eingehendem Meinungsaustauſch beſchloſſen, den Konferenzpräſidenten zu erſuchen, an die Regierungen der im Büro der Konferenz vertretenen Mächte ein Schreiben zu richten, in dem dieſe auf die ſchwierige Lage aufmerkſam gemacht und in Kennt⸗ nis geſetzt werden ſollten, daß die Berichterſtakter den ihnen 1 Auftrag nicht erfüllen könnten, wenn nicht ie Führer der Delegationen oder ihre bevollmächtigten Vertreter nach Genf zurückkehrten. In Konferenzkreiſen nimmt man an, daß— wenn die Situation ſich nicht in nächſter Jeil ändern ſollte— die Arbeiten auf lange Sicht vertagt werden. 1 5 1 e e e e Wien. Die Polizeidirektion hat die Beſchlagnahme des geſamten Vermögens des Preſſevereins Gau Wien ange⸗ ordnet. Der Preſſeverein hatte den Verlag ſämtlicher natio⸗ nalſozialiſtiſcher Zeitungen Oeſterreichs in Händen. Helſingfors. Die finniſche Regierung hat beſchloſſen, den Zollwaffenſtillſtandsvertrag Lon London zu kündigen. Nächſte Woche Verhandlung wieder in Leipzig. Berlin, 15. November. In der Mittwochsverhandlung im Reichstagsbrandſtif⸗ terprozeß wird als erſter Zeuge der frühere kommuniſti⸗ ſche Landtagsabgeordnete Kerff vernommen, der aus dem Sonenburger Konzentrationslager vorgeführt wird. Ihm wird die Ausſage des Zeugen Kunzak vorgehalten, daß im Jahre 1925 in Düſſeldorf unter dem Vorſitz von Heinz Neumann eine Geheimſitzung kommuniſtiſcher Funktionäre ſtattgefunden hat, an der Kerff und neben anderen holländiſchen Kommuniſten auch der Angeklagte van der Lubbe teilgenommen haben ſoll. Kerff erklärt 5 15 er habe damals allerdings in Köln ſeinen Wohnſitz ehabt, da er aber zu jener Zeit dauernd im Landtage in erlin feſtgehalten worden ſei, habe er wenige kurze Be⸗ ſuche im Düſſeldorfer Parteihaus machen können. An der Sitzung in einem Privathauſe unter dem Vorſitz von Heinz Neumann habe er ſicher nicht teilgenommen. Der Partei ſagt weiter, er müſſe es für ſeine Perſon und ſeine Partei ent⸗ 0 a ablehnen, mit einem derartigen Element wie van er Lubbe irgendeine Verbindung zu haben. „Ah, du meinſt, daß junge und ſchöne Menſchen mehr Anrecht auf Glück haben, ſogar auf ein Glück, das ihnen im Grunde gar nicht zukommt?“ fragte Adrienne ſcharf. Thea nickte. „Es kommt ihnen aber zu. Durch das Recht ihrer Liebe. Sie lieben ſich, und deshalb müſſen ſie ſich auch angehören. Sie tun ja nichts Unrechtes— Chriſtine iſt doch tot!“ Ad⸗ rienne ereiferte ſich. „Thea, aus dir ſpricht der Unverſtand und der Egois⸗ mus der Jugend— ſonſt würdeſt du nicht ſo urteilen!— Zwei ſo ſtarkgeiſtigen, hochbegabten und ſenſitiven Menſchen muß das Gefühl kommen— unabweisbar— daß ſie ihr Glück nicht verdienen, weil es auf Schuld aufgebaut iſt— es bleibt ein Defizit! Und wenn Maria ſich auch aufopfert, ihm in ſeinem Berufe die verſtändnisvollſte, treueſte Helfe⸗ rin iſt— ſie können nicht über den gegen Chriſtine began⸗ genen Treubruch kommen. Deren Schatten ſteht zwiſchen ihnen und ihrem Glück und wird ihnen ſchließlich zum Fluch! Die Reue überkommt ſie, ein Vertrauen getäuſcht zu haben. Sie müſſen auseinandergehen, ihre Schuld zu ſüh⸗ nen— ſie müſſen getrennt ſein. Verzichten freiwillig auf das Glück des Sichangehörens. Thea, ſiehſt du denn nicht ein, daß dies das Ende ſein muß?“ Das junge Mädchen ſchüttelte faſt trotzig den hübſchen Kopf.„Nein, Tante, das eben kann ich nicht einſehen; ich halte das für keine notwendige Folgerung!“ Ihre Stimme klang hart und kalt. „Sieh, Liebſter, ſo mult ſich in dieſem Menſchenköpfchen deine und meine Welt—“ rief Adrienne dem Gatten zu; ihr ſcherzendes Lachen war aber nicht ganz echt. „Thea, ich muß ſtaunen— bedeutet denn ein Bruch des Vertrauens nichts für dich— nichts, dem Strafe folgen muß, früher oder ſpäter— es iſt doch höchſte Schuld, ein dargebrachtes Vertrauen zu täuſchen— ich wenigſtens kenne keine größere Schuld“, wandte ſie ſich an Thea. Bei dieſen feſt und beſtimmt geſprochenen Worten er⸗ bleichte Gerhard. Er klemmte die Zähne auf ſeine Unter⸗ lippe, daß es ihn ſchmerzte.—— Herrgott, wenn Ada ahnte— wenn ſie die leiſeſte Ahnung hatte—— 5 Thea verzog den Mund und warf den Kopf zurück. 5 Dann wird der Schriftſteller Roßner aus Prag vernommen, von dem die Verteidigung„ daß er vielleicht mit van der Lubbe berwechſel worden iſt. Roßner iſt viel kleiner als van der Lubbe und hat ſchwarzes, lockiges. Der Zeuge gibt an, er ſei mit Dimitroff 1932 mehrere Male im Bayernhof zuſam⸗ mengeweſen. i 8 Der Kellner Helmer vom Bayernhof wird dem Zeugen Roßner gegenübergeſtellt. Helmer erklärt, eine Verwechſlung mit van der Lubbe ſei ganz aus⸗ geſchloſſen, 5 er kenne Roßner ebenfalls und wiſſe, daß er im Bayernhof geweſen ſei. Der Angeklagte Dimitroff hält dem Zeugen vor. daß nach der Ausſage des Majors Schröder dieſer den Ausländertiſch im Bayernhof nicht geſehen habe. Helmer ſagt dazu, er habe beſtimmt annehmen müſ⸗ ſen, daß Schröder ſich den Tiſch angeſehen hat. Der Vorſitzende weiſt darauf hin, daß der Zeuge allerdings bei ſeiner Vernehmung geſagt habe, Schröder habe die Leute angeſehen. Es wäre beſſer geweſen, wenn der Zeuge nur das Tatſächliche bekundet hätte. Der Angeklagte Dimitroff macht dann längere Aus⸗ führungen zu der Ausſage des Zeugen Helmer und betont, daß er vom Mai bis Juni 1932 überhaupt nicht in Deutſch⸗ land geweſen ſei. 3 Es wird dann der frühere kommuniſtiſche Abgeordnete Dr. Neubauer nochmals als Zeuge vernommen zu der Bekundung des Fahrſtuhlführers Kaufmann, daß Dr. Neubauer am ſpäten Nachmittag des 23. oder 25. Februar 1933 im Fahrſtuhl zuſammen mit ſeinem Sohne und dem Angeklagten Dimitroff gefahren iſt. N Dr. Neubauer erklärt, er wiſſe beſtimmt, daß er nicht mit Dimitroff zuſammengefahren ſei. Dimitroff habe er überhaupt erſt im Laufe dieſes Prozeſſes geſehen. Als Zeugin wird dann die ruſſiſche Aerztin Frau Dr. Liſſitſchewa über den Aufenthalt Popoffs auf der Krim im Jahre 1932 vernommen. Die Zeugin gibt an, am 3. Auqauſt 1932 ſei Popoff, den ſie ſchon als 16jährigen Gymnaſiaſten in Bulgarien gekannt habe, mit ſeiner Frau in dem Sanotorium Suuk⸗Su auf der Halbinſel Krim ein⸗ getroffen. Die Zeugin habe beide behandelt. Am 13. Sep⸗ tember ſeien Popoff und ſeine Frau nach Moskau zurück⸗ gekehrt.* Als weiterer Zeuge wird der frühere Angeſtellte des Karl Liebknecht⸗Hauſes Rudolf Bernſtein aus dem Konzentrationslager vorgeführt. Der Zeuge kommt für die Verwechſlung mit dem Angeklagten Taneff in Frage. Der Zeuge Weberſtedt hatte bekundet, daß an einem Tage vor dem Brande ein großer Mann mit einer Kiſte durch das Obergeſchoß ging, in deſſen Begleitung ein—5 fallend kleiner Mann war. Nach der Ausſage Weberſtedts ſollen das van der Lubbe und Taneff geweſen ſein. Der Zeuge Bernſtein bekundet, daß er etwa jeden Monat einmal in den Reichstag gekommen ſei. Zuletzt war er am Tage nach der Schließung des Karl Liebknecht⸗Hauſes im Reichs⸗ tage. Das ſei am 24. Februar geweſen. Taneff wird neben den Zeugen Bernſtein geſtellt. Bernſtein iſt noch kleiner als Taneff. Bernſtein erklärt, daß er damats einen dunklen Wintermantel trug, der beſonders lang war. Als Zeugin wird hierauf die Bulgarin Tſchikalikova vernommen. Sie bekundet, daß Taneff vom November 1931 bis Januar 1932 bei ihr in Philoppopel und von die ſem Zeitwumkt ab bis zum 21. September 1932 in Sofia mit ihr zuſammen gelebt habe. Er habe in dieſer Zeit keine Reiſen unternommen, ſondern ſei täglich mit ihr zuſammen geweſen. Darauf wird die Verhandlung auf Freitag vertagt. Der Donnerstag bleibt ſitzungsfrei. Der Vorſitzende teilt mit, daß der Strafſenat am Frei⸗ tag und nötigenfalls auch noch am Samstag in Berlin verhandeln werde, daß aber zu Beginn der nächſten Woche die Verhandlungen auf jeden Fall wieder in Leipzig ſtattfinden. 7 8 ö „Das war Verhängnis, Tante Ada, ſie haben es im An⸗ fang auch nicht gewollt! Aber iſt es nicht noch größere Schuld, Tante Ada, wenn zwei Menſchen, die füreinander geſchaffen ſind, die von Ewigkeit her füreinander beſtimmt ſind, wenn denen die Gelegenheit genommen wird ſich anzugehören? Chriſtine hat es erfahren, daß die beiden ſich lieben— ſie haben auch gar nichts zu beſchönigen geſucht, ſind wahr ge⸗ weſen— da hätte Chriſtine nun verzichten müſſen.“ „Thea, das kann doch dein Ernſt nicht ſein!“ rief Ada empört. Dieſe achtete aber nicht auf den Zwiſchenruf, ſondern fuhr kalt lächelnd fort, jedes Wort mit Nachdruck ſprechend: „Was nutzt denn Chriſtine der Mann, der ihr geſagt, daß er ſie nicht mehr liebt, ſondern eine andere? Sie iſt da kleinlich, hat gar keinen Stolz mehr! Sie will nur eine Macht auskoſten, die ihr ſchließlich weher tut als den andern beiden— denn die haben das Bewußtſein ihrer Liebe, ſie gehören ſich, und Chriſtine iſt allein mit dem kleinlichen Ge⸗ fühl ihrer Rache, ihrer Macht, durch eine äußere Zeremonie den Mann an ſich gekettet zu wiſſen, der doch mit jeder Fa⸗ ſer ſeiner Seele und ſeines Körpers der anderen zuſtrebt, nein, Tante Ada, Chriſtine hat nicht recht.“ Gerhard wurde unruhig. Er legte die Zigarette weg und ging im Zimmer auf und ab. Herrgott, die Thea, konnte ſie nicht ſtille ſein, den Mund halten, anſtatt Adrienne Gelegen⸗ heit zu geben, an etwas zu rühren, was ſie alle drei anging? Es war, als mache es dem Mädel Spaß, mit dieſer Frage förmlich zu jonglieren! Und dabei ſaß ſie ſo ruhig da, und ihre Augen blickten ſo unſchuldig, während doch ſo wenig kindliche Worte über ihre Lippen kamen— er begriff ſie nicht— ſie war ihm ein Rätſel, eine Sphinx.—— Adrienne beugte ſich weit vor und blickte Thea ſo for⸗ ſchend und prüfend an, als wolle ſie deren Innerſtes er⸗ gründen. Sie ſchüttelte den Kopf. „O Thea, für dich ſcheint das Recht des Stärkeren maß⸗ gebend zu ſein— das Recht, ſich blindlings ſeinen Leiden⸗ ſchaften überlaſſen zu können, gleichviel, ob andere dadurch vielleicht zum Tode getroffen werden. Vergißt, daß es auch Pflichten gibt, Pflichten gegen ſein beſſeres Selbſt, gegen ſeinen Mitmenſchen.“ Adrienne ſprach in ſteigender Erregung, ſo daß ihre Wangen ſich röteten, ihre Hände förmlich zitterten. ö g Wirtſchaſtsoffenſive der Westmark Jührende Perſönlichkeiten aus Polifik und Wirtſchaft beim i Reichs ſtalthalter. () Karlsruhe, 15. November. ö Führende Perſönlichkeiten aus Politik und Wirtſchaft Badens vereinigten ſich in Ansben zu einer Beſprechung im Hotel Germania, an der neben ſämtlichen badiſchen Mi⸗ niſtern und hohen Beamten ihrer Miniſterien die Präſiden⸗ ten der Induſtrie⸗ und Handelskammer, der Handwerks⸗ kammer, der badiſche Bauernführer, der Treuhänder der Arbeit, die Oberbürgermeiſter von Freiburg, Mannheim und Heidelberg ſowie Vertreter der badiſchen Induſtrie teil⸗ nahmen. N N Der Reichsſtatthalter Robert Wagner eröffnete die Sitzung und gab einleitend bekannt, dieſe Tagungen ſollen eine Art Wirtſchaftsrat für das Land Baden darſtellen, ähnlich dem Generalrat der Wirtſchaft im Reiche, ſelbſtverſtändlich aber ohne irgendeine amtliche Eigenſchaft. Der Reichsſtatthalter entwickelte darauf in weitſchauender Weiſe eine Reihe von neuen Gedanken. Die Wirtſchaft ſei ſich noch nicht hinreichend klar geworden, daß auch ſie durch die politiſche Revolution erfaßt worden ſei. Die geſamte Produktion befindet ſich in einer großen Um⸗ wälzung. Ganz neue Bedürfniſſe ſind entſtanden. In der Umſtellung vom äußeren zum inneren Markt ſehe ich ganz neue Möglichkeiten für unſere Wirtſchaft. Ich bin über⸗ 79 daß ſich gerade das Eigenartige in der Welt durch⸗ ſetzt und begehrt wird. Wir Badener können viel mehr, als wir von uns glauben. Wir haben nur zu wenig aus uns a Wir müſſen mit unſeren e ei und Auf⸗ ö. auf künſtleriſchem Gebiet ins Reich hineingehen. Der Reichsſtatthalter gab eine große Anzahl prakkiſcher Anregungen auf den verſchiedenſten Gebieten des Kunſt⸗ gewerbes, des Kunſthandwerks, der Architektur uſw. Die Ausführungen des Reichsſtatthalter⸗ löſten bei al⸗ len Beteiligten einen lebendigſten Widerhall au⸗ und ga⸗ en den Anſtoß zu einer regen und ausgedehnten Aus⸗ E die viele neue wertvolle Gedanken zu Tage för⸗ derte. f Kultusminiſter Dr. Wacker entwickelte in Fortfüh⸗ rung der Gedankenzüge des Reichsſtatthalters in großen Zügen ſeine Anſchauungen über die künftige Blick⸗Rich⸗ dung unſerer Kunſt. Der Miniſter ging dann auf die Neu⸗ r der badiſchen Landeskunſtſchule ein. Wir ſeien hier in Baden auf dieſem Gebiet richtungweiſend vorange⸗ gangen. Reichsinnenminiſter Frick habe kürzlich geſagt, daß Beſeun ſich im Sinne des Führers auf dem richtigen Wege eſinde. Im Mittelpunkt des Wettſtreits der drei Ober⸗ bürgermeiſter im Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit ſtand das Arbeitsbeſchaffungsprogramm des Freiburger Oberbürgermeiſters Dr. Kerber, der über die techniſche urchführung und die Finanzierung der Beſchäftigung der Freiburger Fürſorgeempfänger berichtete und die ausge⸗ zeichneten Erfahrungen unterſtrich, die man in Freiburg bisher bereits gemacht habe. In ſeinen Schlußworten kündigte der Reichsſtatthalter für die Zeit vor Weihnachten eine neue Tagung an, die ſich mit den Ansel Vorbereitungen für den Generalangriff ge⸗ gen 93 rbeitsloſigkeit im nächſten Frühjahr beſchäftigen werde. Der Südfunk hatte Baden vergeſſen! () Karlsruhe, 15. Nov. Am Sonntag abend gab, wie bei früheren Wahlen üblich, der Südfunk Ergebniſſe der Reichstagswahl und der Volksabſtimmung den Hörern be⸗ kannt. Dabei wurden auffallenderweiſe nur Ergebniſſe aus den württembergiſchen Städten und Oberamtsbezirken ge⸗ cht. Baden exiſtierte für den Südfunk an dieſem Abend nichtl. Zur Liſte der badiſchen Reichstagsabgeordneten. 009 Karlsruhe, 15. Nov. Von zuſtändiger Seite werden wir darauf aufmerkſam gemacht, daß der Reichswahlleiter im Benehmen mit der Gauleitung die Abgeordneten beſtimmt. Eine. iſt in dieſer Beziehung noch nicht getrof⸗ fen worden. I Heidelberg.(Kind überfahren.) In der Römer⸗ ſtraße wurde ein etwa dreijähriges Kind von einem Auto überfahren. Das Kind rannte blindlings in den Wagen, deſ⸗ ſen Lenker dann das Kind ſofort in die Klinik brachte. 8 Ui Weinheim.(Schwerer Verkehrsunfall.) Der Motorradfahrer Fritz Schmitterer fuhr auf der Landſtraße auf einen Radfahrer auf, wobei er ſelbſt von der Maſchine geſchleudert wurde. Schmitterer ſtürzte ſo unglücklich, daß er mit einem ſchweren Schädelbruch bewußtlos liegen blieb, wäh⸗ rend ſein Soziusfahrer und der Radfahrer nur leicht ver⸗ letzt wurden. Er wurde ins Weinheimer Krankenhaus ein⸗ geliefert. . I Hockenheim.(Schwer verunglückt.) Der junge Arbeiter Hambſch von hier fuhr mit ſeinem Fahrrad nach Brühl, wobei er an einer Wegkreuzung ſchwer verunglückte. Er ſtürzte ſo unglücklich vom Rad, daß er bewußtlos liegen blieb und bewußtlos ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Badens älteſte Wählerin wühlt zum erſten Male. 9 Pforzheim, 15. Nov. Die im 96. Lebensjahr ſtehende, ſomit wohl auch älteſte Wählerin Badens, Frau Marie Hoh⸗ loch, Meſſerſchmiedswitwe von Nördlingen in Bayern, welche ſeit 15 Jahren hier bei ihren Angehörigen wohnt, hat am Sonntag ebenfalls, und zwar zum erſten Male in ihrem Leben gewählt. 5 Tödlicher Anfall eines Geiſtlichen. (0 Steinmauern(Amt Raſtatt), 15. Nov. Der hieſige katholiſche Ortsgeiſtliche Kiſtner nahm in Raſtatt an einer Sitzung teil. Gegen 7 Ahr abends trat er zu Fuß über den Murgdamm den Heimweg nach Steinmauern an. Als er dort um 1 Uhr morgens noch nicht angekommen war, ſuchten Dorfbewohner ihren Geiſtlichen und fanden ſeinen Hut und Stock auf dem Murgdamm. Die Nachforſchungen wurden unter Hinzuziehung der Raſtatter Polizei fortgeſetzt. Am nächſten Morgen konnte die Leiche de⸗ Geiſtlichen aus der Murg geborgen werden. Pfarrer Kiſtner war ſchwer lei⸗ dend und man nimmt an, daß er einen Anfall erlitt und in die Murg ſtürzte.. () Baden⸗Bad en.(Unfall mit Todesfolge) Der am Sonntag, den 5. November, von einem Motorradfahrer lebensgefährlich verletzte Rechtsanwalt Dr. Karl Neuburger iſt im hieſigen Krankenhaus im Alter von 59 Jahren ſeinen ſchweren Verwundungen erlegen, ohne noch einmal das Be⸗ wußtſein erlangt zu haben. (h) Forbach i. Murgtal.(Tödlich verunglückt.) Der Sägewerksarbeiter Bernhard Gaiſer von Mitteltal⸗Koßweg befand ſich mit ſeinem Fahrrad auf dem Weg von Freuden⸗ ſtadt nach Forbach. Er fuhr dabei ſo raſch, daß er in der Dunkelheit von der Straße abkam und mit ſeinem Rad mit größter Wucht gegen einen Baum rannte. Er wurde ſchwer verletzt ins Krankenhaus verbracht. Hier iſt er, ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben, ſeinen ſchweren Ver⸗ letzungen erlegen. Freiburg.(Betrügereien in Ordenstracht.) In zwei hieſigen Ortſchaften hat eine Frau in der Tracht der katholiſchen Ordensſchweſtern mit ſchwarzem Schleier Waren erſchwindelt. Es handelt ſich offenbar um dieſelbe Perſon, vor der von hier aus ſchon wiederholt gewarnt wurde. Sie gibt vor, im Auftrage des Hildegardſtifts und des Caritas zu handeln.. (—) Anterkirnach bei Villingen.(Ein Fuß ab ge⸗ drückt.) Ein ſchwerer Anfall ereignete ſich beim Holzſchlei⸗ fen im Groppertal. Als ein hieſiger Landwirt einen ab⸗ rutſchenden Stamm anhalten wollte, geriet er mit einem Bein unter denſelben, ſo daß ihm ein Fuß abgedrückt wurde. Aus den Nachbarländern Von einer Mauer erſchlagen Schweres Unglück bei den Abbrucharbeiten in der Kaſſeler i Alkſtadt. i * Kaſſel, 15. November. Bei den Abbruchsarbeiken des Hauſes Marktgaſſe 6 wurden der 31 Jahre alte Arbeiter Anton Hof und der 27 Zahre alte Arbeiter Zuſtav Lorenz, beide aus Kaſſel, von einer umftürzenden 2,5 Meter hohen Zimmerwand aus schweren Bruchſteinen getroffen und unter den Geſteins⸗ maſſen begraben. Hof konnte nur mit ſchwachen Lebenszei ⸗· chen begraben werden und er ſtarb bald nach ſeiner Be⸗ freiung aus ſeiner unglücklichen Lage. Sein Arbeitskollege wurde mit ſchweren inneren Verletzungen, einer Beſchä⸗ digung der Wirbelſäule und einem Schädelbruch in be · denklichem Juſtand in ein Krankenhaus eingeliefert. Das Unglück dürfte auf einen unglücklichen Zufall zu⸗ rückzuführen ſein, da, wie es heißt, die freiſtehende Wand vorſichtshalber geſtützt geweſen ſein ſoll. 50 Verkehrsunglück bei Nüſſelsheim Rüſſelsheim, 15. Nop. Drei in den Opelwerken beſchäftigte Arbeiter, der 30jährige Schloſſer Heinrich Grebe aus Trebur, der 25jährige Arbeiter Dörr aus Mainz⸗Ginsheim und der 40jährige Arbeiter Keller aus Ginsheim befanden ſich zu Rad auf dem Wege nach ihrer Arbeitsſtelle. Beim Rüſſelsheimer Schützenhaus fuhr aus bisher un⸗ aufgeklärter Arſache der mit Opel-Arbeilern aus Arberach beſetzte Omnibus des Kraftverkehrsunternehmers Herberich · Oberroden in die Radfahrergruppe hinein. Heinrich Grebe kam unter den ſchweren Wagen und wurde auf der Stelle gelötet. Dörr und Keller wurden umgeriſſen und ſchwer verletzt, Dörr insbeſondere am gopf, während Keller noch einen Oberſchenkelbruch erlitt. Offenbach.(Ein gefährlicher Burſche.) In Oſ⸗ fenbach ſprach in der Biebererſtraße ein junger Mann ein Kind an, das er beauftragte, in einem Laden eine Kleinigkeit für ihn zu holen. In Wirklichkeit hatte er es auf die Geldbörſe des Kindes abgeſehen, die er ſich zur„Aufbewahrung“ aus⸗ händigen ließ. Als das unſchuldige Kind zurückkehrte, war der Burſche verſchwunden. 5 * Frankfurt a. M.(Im Kabelſchacht erſtickt.) An der Ecke Moltke⸗Allee und Robert⸗Mayerſtraße wurden in der Nacht einige Kabel durch zwei Telegraphenarbeiter ver⸗ legt, die wegen der Kälte in dem Schacht, in dem ſie arbei⸗ teten, einen kleinen Koksofen anſteckten. Plötzlich ſpürten ſie ein Anwohlſein, das ohne Zweifel durch eingeatmete Kohlen⸗ orydgaſe entſtand, die infolge des nebeligen Wetters nicht abziehen konnten und ſich am Boden des Schachtes anſam⸗ melten. Mährend es dem einen Arbeiter gelang, ſich ins Freie zu retten, wo er ſich bald erholte, muß ſein Kamerad ſpäter mohl ohnmächtig geworden und ſchließlich erſtickt ſein. Er wurde, als am Morgen die Ablöſung kam, tot aufgefunden. Trier.(Trotzdem gewählt!) Die junge Frau eines Schiffers in Saarburg, die ſich mit ihrem Manne zur⸗ zeit auf einer Schiffsreiſe auf einem ausländiſchen Kanal befindet, war am Wahltag extra nach Deutſchland gereiſt, um dort ihrer Wahlpflicht zu genügen. Am Sonntag mit⸗ tag wurde die Frau plötzlich Mutter eines kleinen Knaben. Obwohl der Arzt einige Bedenken äußerte, entſchloß ſich die junge Mutter zu wählen. Ein Auto fuhr vor und brachte ſie in das Wahllokal. Nachdem ſie ihre Stimme dem Füh⸗ rer gegeben hatte, fuhr ſie im Wagen zu ihrer Wohnung zurück. 5 S222 ͤ ðiTv(C7j Steuerbefreiung für Wo hnungsneubauten Das Reichsfinanzminiſterium teilt mit: Die neuen Steuerbefreiungsvaorſchriften für Eigenheime und Klein⸗ wohnungen haben in der Bevölkerung reges Indereſſe ge⸗ funden Und zahlreiche Volksgenoſſen zur Erſtellung ſolcher Häuſer angeregt. Im Hinblick auf mehrere Anfragen ſeien die Friſten, die bei der Errichtung derartiger Häuſer zu beachten ſind, nachſtehend überſichtlich zuſammengeſtellt: 1 Wer wünſcht, daß auf ſein Haus nicht die neuen Vor⸗ ſchriften, ſondern noch die bisherigen Vorſchriften ange⸗ wandt werden, muß das Haus entweder bis zum 31. März 1934 bezugsfertig machen(in dieſem Falle kommt es auf den Zeilpunkt, an dem der Rohbau vollendet wird, nicht an), oder bis zum 31. Mai 1934 bezugsfertig machen, vor⸗ ausgeſetzt, daß wenigſtens der Rohbau bis zum 31. De⸗ zember 1933 vollendet wird. Das gilt für ohngebäude jeder Art und Größe. 2. Für die Befreiung nach den neuen Vorſchriften iſt zwiſchen Eigenheimen und Kleinwohnungen zu unter⸗ ſcheiden: N a) Für Eigenheime kann die Anwendung der neuen Vorſchriften in allen Fällen verlangt werden, in denen der Neubau nach dem 31. Dezember 1933 bezugsfer⸗ tig wird, wobei es auf den Tag der Vollendung des Roh⸗ baues nicht ankommt. In dieſen Fällen kann der Antra auch für ſolche Eigenheime geſtellt werden, auf die an ſich die bisherigen Befreiungsvorſchriften(vergl. oben, Zif⸗ fer 1) anwendbar ſind. b) auf Kleinwohnungen finden die neuen Vore ſchriften dann Anwendung, wenn ſie nicht unter Ziffer 1 fallen, das heißt alſo, wenn das Haus entweder in der Zeit vom 1. April bis 31. Mai 1934 bezugsfertig wird, voraus- geſetzt, daß der Rohbau nach dem 31. Dezember 1933 vollen. det wird, oder nach dem 31. Mai 1934 bezugsfertig wird (ohne Rückſicht auf den Tag der Vollendung des Rohbaues). Grauer Herbſt i Vorwinterliche Zeit! Graue und trübe Tage ſind bei uns eingekehrt. Vorbei des Herbſtes farbenfrohe Pracht, vorüber jene milden, ſonnigen Stunden, die uns mit dem Heimgang der Natur ſo oft verſöhnten. Des ſchöneren Herbſtes Zeit iſt abgelaufen, nun kommt ſeine ganze Schwere, eine un⸗ ergründliche Melancholie, ſeine Anbeſtändigkeit über uns. Nebelumfangen beginnen die Tage, und im Nebel gehen ſie früh und immer früher unter. Regen und Schneeſchauer und kalte Winde toben ſich aus, und das weite ausgedehnte ſtille Land harrt in ſeiner grenzenloſen Verlaſſenheit und ſtummen Ergebenheit auf den Winter, der ſchon ſeine erſten Vorboten ſandte. So ſtehen denn d. Bänke, in Sommer vielgeſuchte Plätze, wieder einſam und verlaſſen und verlaſſen ſind auch jene Wege und Pfade, auf denen einſt fröhlicher Wander⸗ geſang fahrender Geſellen erklang; gemieden ſtehen die Wäl⸗ der, durch die Wipfel kniſtert das Raſcheln vergilbter Blät⸗ ter. So manches Tal, ſo manche Höhe ſah im Sommer viele, viele entzückte und begeiſterte Menſchen, nun liegen ſie vereinſamt und wie abgeſchieden da. Geht man über Land, ſo meint man, alles Leben ſei erſtorden. Nur der Krähen „ erklingt dann und wann mit heiſerem häßlichen chrei. Da möchte uns denn manchmal dieſe trübe Stimmung der Natur ſchwer aufs Herz fallen. Unſer deutſches Weſen neigt ohnehin gern zu ſchwermütigen Empfindungen und ge⸗ dankenvollen Grübeleien. Doch wenn die Sonnen da draußen nicht meyr leuchten, dann müſſen innere Sonnen ſcheinen, dann muß im Innern alles in Ordnung, alles in Bereit⸗ ſchaft ſein— dann können Stürme kommen, wir werden ſie überdauern! * — Kontrolle des Laientheaters. Die Laienſpielbewe⸗ gung wird durch die Gaukulturwarte der NSDAP. jetzt einer eingehenden Kontrolle unterzogen werden. Laienſpiele, und in noch ſchärferen Maße Theatersereine, erhalten in Zu⸗ kunft nur dann die polizeiliche Genehmigung für öffentliche Darbietungen, wenn die Kreiskulturwarte der NSDAP. die Stücke geprüft haben. — Lagerkoſtenzuſchuß für die Winzer. Am den Winzer⸗ genoſſenſchaften einen beſonderen Anreiz zur Einlagerung von Moſten und Weinen der Ernte 1933 zu bieten und da⸗ mit das Herbſtgeſchäft zu entlaſten, hatten der Refchsverband der deutſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften(Raiffeiſen) und der Deutſche Weinbauverband bei der Reichsregierung beantragt, den Winzergenoſſenſchaften wieder 5 zu den Lagerungskoſten der Ernte zu gewähren. Der Reichs⸗ ernährungsminiſter hat dem Antrage ſtattgegeben und 200 000 Reichsmark zur Verfügung geſtellt, wobei angenommen wird, daß rund 20 000 Fuder von den Winzergenoſſenſchaften ein⸗ gelagert werden. Die Genoſſenſchaften haben die Anträge möglichſt bald nach dem Stichtage, dem 15. November, der zuſtändigen Landesregierung einzureichen. — Kein Abban erwerbstätiger Frauen, die Ernährerin⸗ nen ſind. Der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, hat folgende Verfügung erlaſſen: Im Zuſammenhang mit der Wahl erhielt die Reichsleitung Kenntnis davon, daß ver⸗ ſchiedentlich erwerbstätige Frauen abgebaut wurden, obwohl ſie die Ernährerinnen von Kindern oder ſonſtigen Erwerbs⸗ loſen waren. Ich ſtelle feſt, daß ein derartiges Vorgehen nicht nationalſozialiſtiſchen Grundſätzen entſpricht und ver⸗ füge daher: 1. Erwerbstätige Frauen dürfen nur durch Männer erſetzt werden, wenn die Frauen nicht durch ihre Ar⸗ beit Verwandte, vor allem Kinder, ernähren. 2. An die Stelle von Frauen dürfen nur Männer treten, die ihrer⸗ ſeits als Ernährer fungieren. Auch Winterurlaubskarten Die Reichsbahn führt für die Zeit vom 1. Dezember 1933 bis zum 15. April 1934 Winterurlaubskarten nach dem Muſter der um 20 Prozent ermäßigten Sommerurlaubs⸗ karten ein. Dieſe Karten bieten gegenüber den bisherigen Sommerurlaubskarten den Vorteil, daß auf der Rückreise Umwege bis zu einem Drittel Mehrlänge gegenüber der Hinreiſe zugelaſſen und außerdem bei Entfernungen über 400 Kilometer(einfache Fahrt) größere Ermäßigungen mit fallender Staffel(30 bis 60 Prozent) gewährt werden. Damit macht die Reichsbahn den Volksgenoſſen, 15 ihren Urlaub auf die Wintermonate verlegen müſſen, gleiche Fahrpreisermäßigung zugänglich, die ſie im Sommer durch Sommerurlaubskarten gewährt. Dieſe Maßnahme wird dazu beitragen, die weitere Ausbreitung des Winter⸗ ſports zu fördern, wie es im Intereſſe der Volksgeſund⸗ heit nur begrüßt werden kann. Aus finanziellen Gründen und zur Sicherung gegen Mißbrauch müſſen die bei den Sommerurlaubskarten getroffenen Einſchränkungen— Mindeſtentfernung 200 Kilometer: Sperrfriſt von ſieben Tagen für den Antritt der Rückfahrt und Zulaſſung nur 9 Unterbrechung auf der Hinfahrt— aufrechterhalten eiben. 5 I Deukſche Burgen des Mittelalters. Am Donners⸗ tag, 16., und Freitag, 17. November, 20,15 Uhr, ſpricht Dr. Hans Detlev Röſinger, Karlsruhe, in einem vom„Freien Bund“ in der Kunſthalle veranſtalteten Vortrag über„Deut⸗ ſche Burgen des Mittelalters“. In zahlreichen Lichtbildern wird er die bedeutendſten und charakteriſtiſchſten Beiſpiele 1 verſchiedenen Burgformen vor unſeren Augen erſtehen aſſen. 8 Wetterbericht 5 Anſer Gebiet liegt einerſeits in der Verbindung des isländiſchen Tiefs mit einer Adriadepreſſion, andererſeits in dem Uebergangsbereich zwiſchen dem Azorenmarimum und dem ſkandinaviſchen Kältehoch. Die Witterung hat dement⸗ Cſprechend keinen ausgeprägten Charakter.— Vorherſage: Bewölkung wechselnd, vielfach Nebel, leichte Regen⸗ und Schneefälle. 5 „Wie das Brezelbacken“ pflegt man zu ſagen, wenn etwas raſch vonſtatten geht. Im Nu kann man ſich auch aus einem Maggi⸗Flei chbrühwürfel durch einfaches Auf⸗ löſen in einem viertel Liter kochendem Waſſer eine trinkfertige, goldklare und reinſchmeckende Fleiſchbrühe bereiten. Dieſe Fleiſchbrühe ſteht einer hausgemachten im Geſchmack nicht nach: ſie iſt ebenſo appetitanregend und allgemein belebend. 1 8 t Der letzte kommuniſtiſche Druckauftrag in Mannheim. Das Peichsgericht verurteilte den Geſchäftsführer Franz Büch⸗ ler wegen Vergehens gegen die Verordnung über die Still⸗ legung lebenswichtiger Betriebe vom 10. 11. 1920 unter Ein⸗ beziehung einer durch Strafbeſehl verhängten Strafe wegen Vergehens gegen Paragraph 82 des GmbH. ⸗Geſetzes zu acht Monaten Gefängnis. Der mitangeklagte Schriftſetzer Jo⸗ hannes Haas wurde wegen Beihilfe bei der Aufforderung zum Generalſtreik zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt, während der Drucker Auguſt Huß freigeſprochen wurde. Die Strafen wurden durch die Unterſuchungshaft für verbüßt er⸗ klärt und die Haftbefehle gegen die drei aus Mannheim ge⸗ bürtigen Angeklagten aufgehoben. Am 30. 1. wurde nach Be⸗ kanntwerden der Regierungsübernahme durch den Volkskanz⸗ ler Adolf Hitler in der kommuniſtiſchen Rhein⸗Main⸗Druckerei zin Mannheim ein Aufruf hergeſtellt, der mit verhetzenden Schlagzeilen zum Generalſtreik aufforderte. Die„Verantwor⸗ tung“ für den Inhalt hatte wieder einmal der kürzlich vom höchſten Gericht zu ſechs Jahren Zuchthaus verurteilte Volks⸗ verführer Ernſt Schneller übernommen. Das Flugblatt war in einer Maſſenauflage von 200 000 Stück hergeſtellt wor⸗ den. Wie in der Urteilsbegründung betont wurde, waren ſich die Angeklagten darüber klar, daß ſie mit dem Druck dieſes Hetzblattes zur Stillegung lebenswichtiger Betriebe und zum Generalſtreik aufforderten. Dagegen war ihnen nicht nach⸗ zuweiſen, daß ſie mit dieſer Aufforderung einen gewaltſamen Aufſtand oder den Bürgerkrieg entfeſſeln wollten. a„Das Wunder in der heiligen Nacht“. Das Weih⸗ nachtsmärchen„Das Wunder in der heiligen Nacht“ von Chriſtian Eckelmann, Muſik von Friedrich Gellert, wurde von Intendant Brandenburg zur Aufführung im National⸗ theater angenommen. Es wird am Sonntag. den 3. Dezem⸗ ber im Spielplan erſcheinen.— In der Oper„Arabella“ von Richard Strauß(Erſtaufführung Sonntag) ſingt Erika Müller die Titelpartie, den Mandryka Karl Buſchmann, der in dieſer Partie zum erſtenmal nach ſeinem Unfall wieder auftritt. Neues aus aller Welt i Amulektjäger ſchießen Störche. Der Verſuch der Vo⸗ gelwarte Roſitten, eine Anzahl gekennzeichneter Störche ſtatt von Oſtpreußen aus von Eſſen auf die Wanderung gehen zu laſſen, hat bis jetzt noch keine Klarheit über die für die Flugrichtung maßgebenden Faktoren gebracht. Wie der Lei⸗ ter der Vogelwarte in einem Vortrag mitteilte, trifft es nicht 85 daß Störche, die von Roſſitten aus geſchickt waren, am osporus beobachtet worden ſeien. Was ſich bis jetzt ſagen läßt, iſt nur, daß die Vögel weder nach Oſten noch nach Weſten, ſondern nur nach Süden geflogen ſind. Neuerdings kommt aus Italien die Meldung, daß an einer Stelle nicht weniger als ein Dutzend Störche abgeſchoſſen worden ſind. Zahlreiche Abſchüſſe ſind auch in Frankreich vorge⸗ kommen. Er handelt ſich dabei meiſtens um Amulettjäger, die mit Vorliebe die beringten Störche abſchießen, um die Ringe alsdann zeitlebens als Talismann zu tragen. Der Prozentſatz der umgekommenen Störche iſt jetzt ſchon ſehr beträchtlich, bereits in Deutſchland ſind mehrere Tiere an Hochſpann U sleitungen verendet. Sowohl der Trupp, der über Weſt in nach Württemberg flog, als auch der Haupt⸗ trupp, der ſich über die Schweiz nach Italien wandte, hatte mehrere Opfer durch elektriſchen Tod zu beklagen. Ab Rätſelhafter Todesfall. In einem Hauſe in der Lud⸗ wigshöhe bei München fand man in ihrer Wohnung eine 42 Jahre alte Aerztin tot im Zimmer liegend auf. Sie hatte ſich beide Pulsadern geöffnet. Rätſelhaft iſt, daß im gleichen Zimmer der Gashahn offen und eine 30 Jahre alte, noch unbekannte Frau bewußtlos aufgefunden wurde. g Frau vom Koſtgänger ermordet 8 Schwere Blullat bei Andernach. ö Andernach, 15. Nov. Im benachbarten Plaidt wurde ein furchtbares Verbrechen entdeckt. Als der Arbeiter Johann Frank von der Nachtſchicht heimkehrte, fand er im Schlaf⸗ 8 ſeine 33jährige Ehefrau in einer großen Blutlache liegend tot auf. Sie wies eine furchtbare Hiebwunde am Kopf und außerdem ſechs Stiche am ganzen Körper auf. Das Ergebnis der Unterſuchung war grauenhaft. Auf der Leiche der Frau lag ein Zettel, aus dem hervorging, daß der bei dem Ehepaar wohnende Wohlfahrtserwerbsloſe Joſeph Kreyer der Täter iſt. Kreyer teilt in kurzen Sätzen mit, daß er das Verbrechen aus Rache begangen habe, weil Frau Frank ihn einmal verraten habe, als er ein Liebes⸗ verhältnis mit einer anderen Ehefrau unterhielt. Schon bald ſtellte ſich aber heraus, daß dieſer Grund nur vorge⸗ ſchoben war, daß es ſich vielmehr um einen Raubmord han⸗ delte. Als die Frau abends über den Hof ſchrikt, ſtürzte Kreyer ſich mit einem Beil auf ſie und ſchlug ſie nieder. Dann ſchlepple er die ſchwerverletzte Frau auf ſein Zimmer und ktökete ſie durch ſechs Stiche. Hierauf durchſuchte Kreyer lämtliche Fächer und raubte einen Betrag von 200 Mark. 10 Jahre Zuchthaus für Ss⸗Mann⸗Mörder Lübeck, 16. Nov. Das Schwurgericht verurteilte den ehemaligen Reichsbannermann Ernſt 0 der am 9. No⸗ vember 1931 den SS⸗Mann Radtke anläßlich einer mar⸗ ſtiſchen Demonſtration in Eutin erſtochen hat, zu zehn ahren Zuchthaus. Der Staatsanwalt batte die Todesſtrafe beantragt. 18 Menſchen von Haiſiſchen geſreſſen Rio de Janeiro, 15. Jan. Von einem ſchauerlichen Schickſal wurden 18 Menſchen in dem braſilianiſchen Hafen Maranbao ereilt, als ſie in einem kleinen Boot von einem Hochſeedampfer an Land gebracht wurden. Das Boot ken⸗ terte plötzlich, und die 20 Inſaſſen ſtürzten ins Waſſer. 18 von ihnen wurden ſofort von Haifiſchen angegriffen und aufgefreſſen. Nur zwei Perſonen konnten gerettet werden Mokorzug entgleiſt. Sadersleben, 16. Nov. Unweit Branderup(Schleswig) wurde ein aus zwei Wagen beſtehender Motorzug zum Entgleiſen gebracht. Zwei Reiſende wurden ſchwer verletzt. Naubüberfall auf Achtzigjährige Düren, 15. Nov. In dem Dorf Derichsweiler bei Dü⸗ ren drangen in der Nacht zwei Burſchen in das Haus einer alleinſtehenden Witwe ein. Sie überfielen die etwa 80jäh⸗ rige Frau in ihrem Schlafzimmer, feſſelten ſie und ſteckten ihr einen Knebel in den Mund. Hierauf durchſuchten die Burſchen das ganze Haus und raubten außer einem Var⸗ betrag von 800 bis 900 Mark wertvolle Schmuckſachen. Die Täter, die ihre Geſichter geſchwärzt hatten, ſind unerkannt entkommen. Der Ueberfall wurde erſt am Morgen bemerkt, als man die Frau faſt erſtickt auffand. 15 Wirtſchaffliche Amſchan Daß die Wirtſchaftsbelebung im Fluß geblieben iſt geht auch aus den Zahlen hervor, die vom Arbeitsmarkt veröf⸗ fentlicht werden, denn der Rückgang der Arbeitsloſigkeit hat auch in der zweiten Oktoberhälfte angehalten, ſo daß die Ge⸗ ſamtzahl der Kriſenopfer noch 3,7 Millionen beträgt. Seit 1928 war es die Regel, daß im Oktober der ſtarke Rückfluß aus den Außenberufen einſetzte mit dem Ergebnis, daß ſich alles auf das weitere Steigen der Arbeitsloſigkeit im Win⸗ ter gefaßt machte. Es iſt mit Sicherheit damit zu rechnen. daß die Ausführung der Arbeitsbeſchaffungspläne, die ja auch darauf gerichtet ſind, neue Arbeitsmöglichkeiten für den Winter zu ſchaffen, eine weitere Entlaſtung des Arbeits⸗ marktes bringen wird. Die Wirtſchaftsbelebung eigt ſich beſonders deutlich in den Schlüſſelgewerben, wo⸗ für als Beiſpiel anzuführen iſt, daß das Ruhrkohlen⸗ ſyndikat im Oktober einen arbeitstäglichen Abſatz von 181000 Tonnen zu verzeichnen hatte, während im Vor⸗ jahre dieſer Abſatz nach dem unerhörten Tiefſtand der Som⸗ mer⸗ und Herbſtmonate nicht unerheblich darunter lag. Auch vom Baumarkt her wird trotz der vorgeſchrittenen Jahreszeit eine Zunahme der Inſtandſetzungsarbeiten für 1 0 und Betriebsgebäude, vor allem in den Großſtädten, gemeldet. N Nicht nur für die Arbeitsbeſchaffung werden alle Ener⸗ gien eingeſetzt, ſondern auch die Verſorgung der Bevölke⸗ rung mit wichtigen Lebensmitteln zu angemeſſenen Prei⸗ ſen hat eine weitere Ausdehnung gefunden. So wurden mit Wirkung vom 14. November die Margarine⸗ preiſe weſentlich geſenkt, wodurch erreicht wird, daß die ſteuerfreie Haushaltsmargarine zu einem Preis von 38 Reichspfennig je Pfund abgeſetzt werden kann. Für Ver⸗ braucherkreiſe, die von der Kriſe nicht ſo hart getroffen find, ſind höhere Verkaufspreiſe feſtgeſetzt, um ſo einen Ausgleich zu ſchaffen, aber dieſe Preiſe bewegen ſich durch⸗ aus in einem Rahmen, der eine beſondere Belaſtung des Haushalts nicht bedeutet. die neue Fettpolitik hat erreicht, daß bereits jetzt ſtatt 40 nunmehr 50 Prozent des deutſchen Fettbedarfs im Inland erzeugt werden und ſicher⸗ geſtellt, daß auf dieſem Wege weiter vorwärts geſchritten wird. Bei der Fettverbilligungsaktion werden nicht nur die Intereſſen der Minderbemittelten wahrgenommen, ſon⸗ dern gleichzeitig die der Landwirtſchaft durch den fünfpro⸗ zentigen Beimiſchungszwang für deutſches Schweineſchmalz. Das bedeutet einen Auftrieb für die Viehwirtſchaft, der ſich zugunſten der Landwirtſchaft umſo mehr bemerkbar macht, als wertmäßig in der geſam⸗ ten landwirtſchaftlichen Produktion die Viehwirtſchaft und Milchwirtſchaft eine entſcheidende Bedeutung hat. Die neue Ausdehnung der Verbilligungsaktion von Margarine wird, wie in unterrichteten Kreiſen verlautet, nicht zu einer Be⸗ laſtung der Landwirtſchaft werden. Die Gewährung von zufätzlichen Kontingenten für Margarine wird insbeſondere keinen Druck für die Butterpreiſe bedeuten. Die Butterpreiſe werden weder ſteigen noch ſinken. Die zu⸗ ſätzliche Produktion in Margarine ſoll nämlich elaſtiſch ge⸗ halten werden, ſo daß je nach dem Margarinebedarf Mar⸗ garine zur Verfügung ſtehen wird, ohne daß eine Gefähr⸗ dung des Buttermarktes eintreten darf. Soeben werden die Zahlen des deutſchen Außen⸗ handels im Oktober 1933 bekannt. Ein⸗ und Ausfuhr ſind von September zu Oktober um annähernd den gleichen Be⸗ trag geſtiegen. Die Einfuhr hat ſich von 337 auf 347 Mil⸗ lionen Mark, d. h. um rund drei Prozent, erhöht. Die Aus⸗ fuhr hat von 432 auf 445 Millionen Mark, das ſind eben⸗ falls drei Prozent, zugenommen. Mengenmäßig iſt die Umſatzſteigerung namentlich in der Ausfuhr größer, da die Durchſchnittswerte geſunken ſind. In der Steigerung der Einfuhr kommt der übliche Saiſonauftrieb von Septem⸗ ber zu Oktober zum Ausdruck. Dem Umfange nach bleibt die Einfuhrzunahme diesmal jedoch hinter dem Durchſchnitt der Vorjahre zurück. Zugenommen hat lediglich die Ein⸗ fuhr von Lebensmitteln(mengenmäßig um faſt ein Viertel) und von Fertigwaren(plus vier Prozent), während die Rohſtoffeinfuhr diesmal um rund zwei Prozent gefallen iſt. Auch in der Ausfuhr, an deren Zunahme alle Haupt⸗ gruppen beteiligt ſind. wurde die im Durchſchnitt der Vor⸗ jahre von September zu Oktober eingetretene Steigerung diesmal nicht erreicht. Die Handelsbilanz ſchließt im Oktober mit einem Ausfuhrüberſchuß von 98 Millionen Mark im Vormonat ab.. Seit dem Anbruch der Wirtſchaftskriſe hat das deutſche Volk dem Winter noch nicht mit ſo ruhiger Zuver⸗ ſicht und dem feſten Vertrauen auf die wirtſchaftspolitiſche Tatkraft der Reichsregierung entgegengeſehen wie in die⸗ ſem Herbſt. Selbſt die großen Betriebe und Unternehmun⸗ gen, die bei ihren Jahresabſchlüſſen noch unter dem Druck des Kriſenjahres 1932 ſtehen, die alſo aus Vorſicht keine Gewinne ausſchütten, berichten übereinſtimmend, daß der Geſchäftsgang im Vergleich zum Vorjahr günſtiger und beſ⸗ ſer iſt. Einige Ueberraſchung hat es allerdings erregt, daß die Ufa in dieſem Jahr für das Geſchäftsjahr 1932⸗33 auf Gewinnausſchüttung verzichtete. Aber auch das iſt nur eine Vorſichtsmaßnahme, um alle verfügbaren Mittel für den Wiederaufſtieg der Konjunktur einſetzen zu können. Deviſennotierungen vom 15. November: London 1 Sterk. 13.43, Newyork 1 Dollar 2.512, Holland 100 Gulden 169.28, Brüſſel 100 B— 500 PF 58.46, Danzig 100 Gulden 81.62, Italien 100 Lire 22.10, Kopenhagen 100 Kronen 59.99, Liſſabon 100 Eskudo 12.67, Oslo 100 Kronen 67.53, Paris 100 Franken 16.40, Prag 100 Kronen 12.41, Schweiz 100 Franken 81.14, Spanien 100 Peſeten 34.02, Stockholm 100 Kronen 69.28, Wien 100 Schilling 48.05, Reichsdankdiskont 4 Prozent, Privatdiskont 3.875 Prozent. 5 6 F Bekanntmachung 55 Verſammlungs⸗Kalender. 5 5 Ahiicki 1 r 5 tee eee eee Es sind in sämtlichen Friseurgeschäften Jübbücklinge Fußballpereinigung 98. Dieſe Woche findet ee Einheitspreise fest- eingetroffen. das Saaltraining heute Donnerstag abend 8 5 Bollmops und zu den üblichen Zeiten ſtatt. Anſchließend J. Herren: f Spielerverſammlung. Reſtloſes Erſcheinen Haarschneiden 60, Erwerbslose 50 f Bismarckheringe iſt Pflichl. halblang 50, 5 40„ I Ltr. Dose 70 Pfg 8 9 5„ 20„% Ltr. Dose 48 Pfg. N Rasieren 20„ 1 Ltr. 2 + Frist JI Ltr.⸗Dose 25 Pfg. Unserm treuen Mitglied 1 e Ried. Sorten Käse 0 0 Haarschneiden für Kinder 30—40„ verschied. Sorten Käse MAA BAUER für Mädchen bis 14 Jahren 50„ 3 und seiner lieben Braut 1 dafliger Schwelzerkäse HIL DE BUHLER Bubikopfschneiden, erstmals 2.— 4 ae klamer 5 zur heutigen Vermãhlung Gluck Nachschneiden 75 H, Erwerbslose 50. e und Segen. Kopfwaschen 75„ 1 50„ a 0 Di mit Haarwasser 30 0 mehr Georg Röser. ie Schachfreunde. Frisi risieren 75 Y, Erwerbslose 50„ 8 8 r Dauer wellen 6.50„ mit Nackenlocken 7.—„ Pyiſch eingelroßen⸗ d S Wasserwellen 1.10„ Slütenweiger Piedorlaſel! mhm.-geengeim Tonnaer 5 1 5 2— Wir bitten das verehrl. Publikum nur die 5 N U. hiesigen Geschäfte zu berücksichtigen und die 0 ö nserm Sangesbruder Schwarzarbeiter zu meiden, auch das, Haar- MAX BALER 1 9 e vornehmen und b und seiner lieben Braut HILDͥ RE 950 1 abends 3 hr geöffnet. Samstag 0ldbarsch-Filet. zur heutigen Vermählung herz- is 9 Uhr. i 4 11 a 3 21 1 1 faHob ürißmein. lichste e 4„ Die vereinigten Friseure öerkenheims e ie Sänger. 8„ * I F Brieftaubenverein„Lufthofe“ Seckenheim Unserm lieben Sportfreund MAX BAUER und seiner Braut HILDE zur heutigen Vermählung die herzlichsten Glücł- und Segens- 0 Wünsche. 5 Mehrere selbstangefertigte A Abh-Fürchümee 5 S in verschiedenen Ausführungen billig zu verkaufen. Besichtigen Sie bitte unverbindlich mein Lager. Bedarfsdeckungsscheine der Enestandsdarlehen werden in Zahlung genommen. kbar Räber, Sehraermesste Söckingerstr. 16. — ³ wm. Wee oͤchwes ler Angelika (Hinter Klostermauern) ab morgen Freitag im Palast-Theater. Faſt neuer, kleiner Dien zu verkaufen. Bühlerſtraße 15. Guterhaltener Kinderwagen zu verkaufen. Zähringerſtr. 16. Arbeilen jeuler Ny. ſchnel u. uroisme rf durch die Druclieref des Recha- Balto. Ar 46 ecß Uequepapnane i hu bunu eeuc dun sn Bei quvulel gun iel uu snoch ue tog oinp ue ade gun gene snoc sg on sio Boson eiusg aun vlfedhu jah euere ed ou quegv ene eee doc ee enen ei ee ee e 10 unztezunt uouecß ungen 0 u uszpn! dieicg innlieqn uch zb uieeng zg uvufeb an selle 9 5 5 Jeeuoqß dupa ungern eee e uu duch avodelfes ff sv zz mezé sn uogzoc 81) 6 aun ꝛ 5 Gvlur unzzebnqufein Solpliibue uervgeg aun bunzjpoc ur zu uud Keep sn Tozugd 41006 aun sz50 ö eiu„aal dne“ un a0 aun ahn eau gun jn eue uo quv 3000 vula L oplnbus 10 in ze Joo suenbu uud odunl 120 v nc did ei Sci oſuege zva 1e— ung usigo les eng uleg pu 15157; uf jezoc segonb ue! udloeuvas did med aun iv olcpos ule i Jep nne zdgogus dbidancsusgen diduvebe z uchi zva sede qun seh uu pape? aduepozi Ule eim ue 5 Bol son auenedegun Sgſpiu aun Sszuqe nc seno b fades i in ene ee ee ⸗igvzqz 510 dajpguunggz ie uv„garde dhegz“ ul! 9 eig mung urea neee eee een egen uvu Aud og To uodunzeuulach z eee ee ee zuglped ie epnlisqen id uv oi urn ugpudegn uo ubs uehptue zern zn uv gg n een e nde eee eee een reer 5 ieee i un jliach uelplis ojongdpiv ueolngol dannen zd uf uc eo eg ockoſtz Ueqvieg iich hu Fog zb ubs Seen 41 Sepia eee ene e een ͤ ee eee Jens Invieh Ti ie n e e et ee; 5 uaeeng—uinegz öngneups: dog ꝛbn sj vg eie vile uv zuenbuem z poet dusegunquelnvz uv enkuend sv » usunpz7 uebisel uejung Inv uenequvm ag 2261 gueſpidce z Inv sio epd ibi joa zn T 5 fenvilqv bnſog ue ueufel ene ee 1e si ene ehen eee ee en ecpicde d ueleid zen— leg logugvgz woa uelecteb 26 0 opicue d uezvc vd usa uecpiimun uegunz ada— ilnpzebav sn ind ess ee eee b ee eee usſpn ba sepfegngea ue ag ono o— uengvg 209 doc iahpnebateig sed nene eue eig zn snouig aun uspluszg zee gg e een ebene; ushoaicbvact ic usuo izumi ueueinuspleg eig uf eneæpnol snpuig uesgo je gun uesuomazvch ans eipvatsgea vac dure gnſpo used u snes usul ud uv 1000 „ bBupffus feln uv dshvuefu von odr 1d 406 oh 0 oa buvch uskinz mog uog gun 112351 aa oc ann e n enen eee eg e Cuszogzea pnaapo)g) „ a eien e une 10 ueqaog id n en eee eee eee ur ue— vaq pappe sehheas fue ue Ging dim — unu zva aun susqꝛc0 ie sed fzapnluse s uebi una dd sn va ub epd svg zog 4 sv 5 go iusbiegz ueg zn Lubich uoa nnd eule Plen 68 IBunanzs uuns ue ug zeqn dun— doc Thien— neee cg ulla zuas bn „ piluseneaz ese „uscpvu sun sn zi svn sd ue 1d ua pi evg SC cia sun suv uuvg spaß Boring Bungenenc ue! „If zue ene ee e e e“ een r „„ eau den ungen zue: ng une z uegohß ale ue zb dn eee en snb qa sv gun ini— uscpjebeidluenngd— qufx“ „0 ieee eee en cee ae i bog, „oll vie „ue uc se uten oa uhdg“ „e Tln eee e ne een eu eie g ieee eiuvd dig ng sin digen enen neee bee ⸗och dupluse gun jp Töuav dum gun 18 oi e ub eee ee eee eee en eher eee nd nehqunſoch Taufe Bunze gige ind dun dpi „ed dle deb len ne ee dee err, 50 9 2 gung 0 (bungen 8) b 256 e e 12 HIN v5% V 2g lg cee „ N G UK n a„Ma un M O M 2 Aoplec lien aun ushsz; n Inv sig uobpgzß&a es 1106 8 pvu unu jahpl ꝛcnlöng onze 1 Aueh! of ole aue eee echt ee e! ehe eee eee wee wee % Om'n zkqn uunz eee e gun 7 eg 510 Inv ꝛnlöng eilte a0 lagpl uuvas is ige S bu iu sohng nelle Sog usb ꝛca ed 40 jegom d Gru T aku siaphpnz uud aun 6 vu N eqn S uoa zrqnlong eee z adp uns * dpozig did inv n zkqn uebogß 91 uebiaqn ue nu 10 jag Invang usgeh T dhejech ue inv uebogß zeia zcqo Ap S bppu T ꝛcgn W usga faanl 203 ehnlöng alas ze:%% p BInvozus g uv: np sig r ume 01-6 uöognflfngonf „u 6— 8 Jeleld 8— 2 einvg 2— 9 un aan 9— 9 na 9— 7 0 5— 8 baus 8 8 8— I 11 Pp rue emu eser sn usbunlailnzz ues used e Ilnbegz dvao ss 88“ ina ehe es ue u Ane r eee d ed 00 e 27 feiqzueg gf Bier epi er eee enen a Rogz 8 Jop 9 eee og P pngjeuurg g envquo bog eee e eee e ezeee, N . 2 9 5 N — 2. 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Dieſer Jemand war groß und ſchlank, reichlich einen Kopf größer als ſie, wenn er au nicht an Richard Gräners Siegfriedmaß heranreichte. Und ſo ſchwer dieſer blonde Gräner war, der jetzt ſicherlich trauernd daheim ſaß und jetzt ihre freundliche Anſichts⸗ poſtkarte leſen würde— Till ſchrieb, wie alle gutherzigen Weſen, mit Leidenſchaft Karten— ſo geſchmeidig und ge⸗ bräunt von ſüdlicher Sonne ſchien dieſer Jemand. And die Wirtin des Hauſes, Madame Rickel, eine geborene Schweizerin, die beim Lunch und Diner, wie man hier Mittag⸗ und Abendeſſen nannte, mit den Gäſten in fünf Sprachen plauderte, begrüßte dieſen vornehmen Jemand mit beſonderer Höflichkeit— und zu ihrer Ueberraſchung auf deutſch. a „Nun denn, mein lieber Herr Nemigy... gut, Ihr Zimmer wird heute frei ſein!“ Till ſeufzte. Es mußte doch unheimlich reiche Leute in der Welt geben; Leute, die durch die ſchönſten Länder reiſten und den Wirtinnen ſagten:„Jeden Preis— ſelbſt⸗ verſtändlich!“ Sie hätte gern wiſſen mögen, wer dieſer begnadete Menſch war und wie es in dem Herzen eines ſolchen aus⸗ ſah, der ſich alles Köſtliche der Erde beſcheren durfte Als habe man ſie bei unerlaubten Dingen ertappt, ſchrak ſie zuſammen: die ſchattige Kaſtanienallee entlang kam, ſchon im Smoking, wohl zu kurzem Gang vor dem Eſſen. die Zigarette zwiſchen den Lippen, dieſer Herr Remigy ihr entgegen. a Peinlich— er grüßte. Vermutlich hatte er ſie wieder⸗ erkannt.:. Till begann über ſich den Kopf zu ſchütteln. Kindiſch, dieſe Verlegenheit. Mit einundzwanzig Jahren... Sie beſchleunigte die Schritte. Und zwang ſich, an etwas an⸗ deres zu denken: wie Richard Gräner ſich wundern würde über ihre Poſtkarte— an das Märchen von dem ge⸗ wonnenen Los und an die Fahrt auf der„Conte Roſſo“, die in drei Tagen im Hafen von Genua lag 5** Weit öffnete ſie die Fenſter ihres Turmzimmerchens und ſchaute hinab auf den blaugoldenen See, die grauen Berge, über denen das Licht verrann, und die feenhafte Beleuchtung der Stadt, die im ſchimmernden Bogen den See umkränzte. Drüben vom Rigihaus ſchimmerte ſchon Licht... und der Mond ſtieg langſam, blaß und faſt ſchamhaft ob ſo viel irdiſchen Glanzes hinterm Dietſchi⸗ berg herauf Ein Congſchlag hallte durchs Haus und zerriß Tills Träumerei. Haſtig ſtreifte ſie die Kleider ab, kämmte und bürſtete die langen, blonden Haare.— Schneid' ſie doch nicht ab, Till; ſie ſind eine reine Freude!“ hatte Mutti⸗ maus oft gebettelt— und ſteckte ſie mit flinken Fingern um den Kopf.. And dann unter den wunderbaren Abend⸗ kleidern das hübſcheſte: zarte Türkisſeide umhüllte ſie und ließ den Hals, Schultern und Arme frei, nur gehalten durch blonde Spitzen. Und blonde Spitzen rieſelten auch den Schuh lang vom Knie an abwärts bis auf den blon⸗ en Schuh Schmuck beſaß Till nicht, und den billigen Spieltand der Zeitmode liebte ſie nicht... nur ein einziger kleiner Platinring mit Carneol, gering an Wert, aber ein Mut⸗ tergeſchenk, ſchmückte den kleinen Finger der linken Hand. Zum zweiten, zum dritten Male der Gong, und mit 55 dritten Klang füllte Schwatzen und Lachen das helle us. Nacheinander ſtiegen die Gäſte treppab, die Principeſſa, die Amerikaner, die Franzöſin, die Engländerin Mr. Cook und dieſer neue Mann: Remigy. Zuletzt Till, die Deutſche, die vom Malefiz gekündigte. Alles ſaß ſchon, als ſie eintrat. Saß und— ſah. Remygi ſtand noch in der Halle bei Madame Rickel. Beide betraten als Letzte den Eßſaal. Der getäfelte Eſtrich länzte. Seidengardinen umſpannten große, helle Fenſter. uf blütenweiß gedeckten Einzeltiſchen dufteten Frühlings⸗ ſträußchen ihre bunten Willkommensgrüße. Da ſtand Madame Rickel bei ihr am Tiſch: das enä⸗ dige Fräulein erlaube? Nur ein Platz an ihrem Tiſch ſet noch für dieſen Herrn frei. Befangen neigte Till den Kopf. Herrgott.., ausgerechnet. Sagte man jetzt ja oder nein? i War das ſo Sitte, oder wollte dieſer Mann etwas von ihr? n Ach, daß man ſolch ein Schaf war und nichts von der großen Welt verſtand a „Herr Remigy,“ ſtellte befliſſen Madame Rickel vor und rückte an dem Stuhl Till gegenüber. Till ſpielte in ihrer Verlegenheit vornehme Gleich⸗ mut und blickte verſtohlen unter den Wimpern hinüber: dieſer Mann Remigy war ſehr gut angezogen; Benehmen: zurückhaltend. Hände: gepflegt.. fehr ſauber, ſehr an⸗ genehm. Haar: dunkel, zurückgeſtrichen, unauffällig. Ge⸗ ſicht: glatt, gleichmäßig braun— raſiert ſich alſo täg⸗ lich, ſtellte ſie mit Behagen feſt. Und das Beſte: er tat einem nichts. Er ſaß da und war anſpruchslos. Ohne Nervoſität. Beirrte auch nicht durch zudringliche Blicke. Till ertappte ſich ſelber auf eindringlichem Studium und tadelte ſich im ſtillen, ſah fort; ſie begrüßte innerlich dankbar Alice, die Saaltochter, die mit der Suppe kam. Ein kleines Lauern, ehe ſie den Löffel zwiſchen die Finger nahm. Ein kurzes Zaudern auch von ihm. Und zum erſten⸗ mal hafteten ihre Blicke bewußt ineinander; ein kaum ge⸗ hauchtes Lächeln ſpielte um beider Lippen, als ſie höf⸗ lich den Kopf neigten. Till aß... H— m— h— m— Geflügeleremeſuppe. Mochte ſie ſchrecklich gern Alice kam und fragte nach Getränken. Wie hübſch die⸗ ſes Saalmädchen dabei lächeln konnte 5 Till blieb bei ihrer geſtrigen Zitronenlimonade. Remigy fragte nach Wein— nannte einen Namen, den Till nicht kannte, aber er war deutſch, etwas von Joſeph war dabei und.. hofen“ oder„.. höfer.“ Er bekam ihn. Zum Geflügel ſchenkte er ein. Hob das Glas. Nippte— und ſah ſie dabei wie zufällig an. „Na, na.. nicht ſo hitzig,“ bremſte Till in Gedanken und ſeufzte ein wenig, denn Gräner und Vanloo vielen 15 ein, als ſie ſich auf dem Dönhoffplatz prügelten. Um ie. And plötzlich erſtarrten ihre Fingerſpitzen zu Eis, denn dieſer Remigy ſprach ſie an. „Ich höre, gnädiges Fräulein, daß wir auch weiter⸗ hin Reiſegenoſſen ſein werden?— Madame Rickel ſagt mir eben, Sie führen übermorgen nach Genua?“ Till nickte kühl, aber herzklopfend über Gemüſeſchüſſel und Zitronenlimonade hinweg. „Werden Sie noch weiter reiſen, mein Gnädige?“ Auf ſo höfliche Fragen würde man in dieſer ſogenann⸗ ten vornehmen Welt wahrſcheinlich auch antworten, dachte ſie. „Mit der„Conte Roſſo“ durchs Mittelmeer.“ Fand, es klang großartig. Er ſtutzte auch, und ſie war ſehr ſtolz. Aber er hatte einen anderen Grund, als ſie vermeinte. „Ah,“ ſagte er, und das klang beinahe befriedigt.„Wie ſich das trifft! Ich fahre am gleichen Tage nach Genug und habe auch eine Karte für die„Conte Roſſo“. Das Ge⸗ ſchick hat uns alſo nicht ohne Grund hier zuſammen an dieſen Tiſch geſetzt, wie Sie ſehen“— ein kleines Frage⸗ zeichen in ſeinem Geſicht—„gnädige Frau—-— „Fräulein,“ widerſprach Till damenhaft, überlegen, ganz große Welt.„Fräulein Rheydt.“ „Danke, gnädiges Fräulein. Hatte den gleichen glück⸗ lichen Gedanken wie Sie: vor der Gondelfahrt noch einen Abſtecher nach dieſem köſtlichen Luzern.“ Alice brachte abermals Gemüſe und Braten. Till überlegte blitzſchnell, ob ſie ſo viel Hunger zeigen dürfe, wie ſie empfand. Aber die Speiſen dufteten zu ver⸗ lockend, als daß ſie einen Höflichkeitsverzicht über ſich ge⸗ bracht hätte. Er wartete offenbar auf ein Weiterplaudern von ihrer Seite, auf ein freundliches Tiſchnachbarinnenwort, nachdem er den Weg geebnet hatte. Zu dumm, ſo ungeübt zu ſein... Was ſagte man nun in einem ſolchen Fall? Vergab man ſich etwas, wenn man ſelber ein paar Worte hinwarf? Eine leiſe verwunderter Blick ſtreifte ſie. Fortſetzung folgt.) Der Menſchenfreſſer Skizze von Adolf Stark. e „Ob ich Tigerjagden mitgemacht habe,“ ſagte Colonel Barker.„Mehr wie eine Im allgemeinen iſt die Sache weder ſo aufregend noch gefährlich, wie man hier in Eu⸗ ropa zu glauben ſcheint. Der Tiger fürchtet den Menſchen und weicht ihm in der Regel ebenſo gerne aus, wie der Menſch dem Tiger. Freilich, jede Regel hat ihre Aus⸗ nahmen. Von Zeit zu Zeit taucht irgendwie ein Tiger auf, der es auf Menſchenfleiſch abgeſehen hat. Bisweilen dringt ein ſolcher Menſchenfreſſer ſogar in Dörfer und ſchleppt ſeine Opfer mit ſich, vom Dorfplatz weg, von der Hütten⸗ tür, bisweilen ſogar aus dem Innern des Hauſes. Ein paniſcher Schrecken ergreift dann die ganze Gegend. Wäh⸗ rend die einheimiſche Bevölkerung im allgemeinen das Raubtier nicht ſehr fürchtet, verlieren alle den Kopf, wenn ein Menſchenfreſſer in der Gegend ſein Unweſen treibt. Die Europäer behaupten, die Menſchenfreſſer ſeien zu⸗ meiſt ſolche Tiere, die einmal irgendwo Menſchenfleiſch gekoſtet haben und es nun nicht mehr miſſen wollen. Ich habe einen Anſiedler die Meinung ausſprechen hören, der Tiger fürchtet die Menſchen nur ſo lange, bevor er den erſten überwältigt. Dann aber ſei dieſe Furcht für immer dahin und der Menſch für ihn nur ein Wild, vielleicht ſo⸗ gar ein beſonders wohlſchmeckendes. Das mag zutreffen. Die Inder freilich laſſen dieſe Erklärung nicht gelten. Für ſie iſt der Menſchenfreſſer etwas anderes, etwas unheim⸗ liches und ſchreckliches: ein Menſch in Tigergeſtalt, der Rache nimmt für eine Anbill, die ach dereinſt wider⸗ fahren, damals, als er noch in Menſchengeſtalt auf Er⸗ den wandelte. Denn die Lehre von der Seelenwanderung iſt bekanntlich in Indien weit verbreitet. Ich habe einen Fall erlebt, der mir ſtets unvergeßlich bleiben wird, nicht nur deshalb, weil ich ſelbſt in der Sache eine nicht un⸗ wichtige Rolle ſpielte.. Eines Tages kam ſchweißtriefend und keuchend ein Bo⸗ te auf unſere Station gelaufen: wir ſollten ſofort Wilſon zu Hilfe kommen. Ein Haufen Eingeborener bedrohe ſein Haus. Wenn wir uns nicht beeilten, ſei es zu ſpät. So⸗ fort brach ich mit ſechs Mann zur Hilfeleiſtung auf. Die Sache war mehr als rätſelhaft. Wir Europäer lebten mit der einheimiſchen Bevölkerung im tiefſten Frieden. Nir⸗ gends war ein Zeichen von Unruhe oder von Aufſtands⸗ gelüſten zu ſpüren. Ueberdies hätte ſelbſt im Falle einer Empörung Wilſon kaum viel zu fürchten gehabt, denn er war, wenn auch von engliſchen Eltern abſtammend, im Lande geboren, erfreute ſich ſpeziell bei den Indern einer ſeltenen Beliebtheit und hatte ſogar ſchon wiederholt mit Geſchick in ſchwierigen Fällen den Mittelsmann zwiſchen der Regierung und den Hindus gemacht. Ich verſuchte den Boten auszuforſchen. Er erzählte allerhand von einem Menſchenfreſſer, der ſeit Wochen in der Gegend ſein Un⸗ weſen treibe, und von Wilſons Frau, aber ich konnte aus dem Gefaſel nicht klug werden. Als ich ankam, fand ich das Haus von einer ſchreienden Menge umzingelt. Ich verſuchte es mit gütlichem Zureden und als das nicht half, ließ ich eine Salve über die Köpfe der Leute hinweg in die Luft abgeben. Das wirkte, ob⸗ wohl natürlich niemand getroffen wurde. In weniger als einer Minute war der Platz leer. „Wilſon kam mir in dem Hausflur entgegen und dankte mir herzlich Er ſah totenblaß aus. Ich zog die Sache ins ſcherzhafte und meinte, der Dienſt ſei nicht ſo hoch zu ver⸗ anſchlagen. Denn die Inder ſind keine Indianer, ſondern friedliebende und im allgemeinen nichts weniger als blutdürſtig. Aber er ſchüttelte den Kopf. diesmal war es ernſt. Es iſt ein außergewöhnlicher Fall und ich muß Ihre Hilfe noch weiter in Anſpruch neh⸗ men. Bitte, treten Sie ein und laſſen Sie uns eine Ziga⸗ rette rauchen. Dabei erzähle ich Ihnen, wie es kam, daß dieſe Leute, die mich ſonſt ſo verehren, ſich ſo empören konnten. a Eigentlich galt es nicht mir, ſondern meinem Weibe. Wiſſen Sie, daß ich vor drei Monaten geheiratet habe? Ich wußte es, denn in der Garniſon war darüber ge⸗ ſprochen worden, daß Miſter Wilſon eine Inderin gehei⸗ ratet habe. Solche Miſchehen ſind in der Regel ſelten. Ich Außerte mein Erſtaunen, daß Miſſis Wilſon den Anwillen des Volkes erregt haben könne. Der Hausherr trommelte nervös auf den Tiſch. „Ich habe mich falſch ausgedrückt. Der Zorn gilt nicht meiner Frau als Perſon, ſondern... Uebrigens, ſeit mei⸗ ner Verheiratung treibt ein Menſchenfreſſer hier ſein Un⸗ weſen und hat bereits vier Menſchenopfer gefordert.“ „Was hat das mit Ihrer Frau zu tun? Schon der Bote erwähnte Ihre Frau und den Tiger in einem Atem. Man kann doch Frau Wilſon nicht dafür verantwortlich machen, daß eine ſolche Beſtie in der Gegend aufgetaucht iſt?“ ſagte ich. „Nach europäiſchen Begriffen allerdings nicht, aber die Einheimiſchen haben über die Sache ihre eigenen Ge⸗ danken. Sie werden ſich vielleicht alles erklären, wenn ich Ihnen ſage, daß meine Frau Witwe war, als ſie mir die Hand reichte. Sie verſtehen noch immer nicht? Verzeihung, ich vergaß, daß Sie erſt ſeit kurzem im Lande ſind, und daß die Sitten und Gebräuche Ihnen wohl noch vielfach unbekannt ſind. Die Witwenverbrennung, die früher gang und gäbe war, hat freilich gänzlich aufgehört, ſeit die Engländer Herr im Lande ſind. Die Auffaſſung über die Ehe iſt aber kaum anders geworden. Eine Witwe, die wieder heiratet, gilt in den Augen des Inders als verworfen. Nun, dar⸗ über würden wir beide uns hinwegſetzen. Aber die Sache hat durch das Auftreten jener Beſtie eine fatale Wen⸗ dung genommen. Kurz und gut, die Leute ſchwören, der Tiger, der Menſchenfreſſer, ſei kein anderer, als der erſte Mann meiner Frau, der in Geſtalt eines Raubtieres die Schmach räche, welche ihm die Witwe durch die Wieder⸗ verheiratung angetan habe. So, jetzt wiſſen Sie die Ur⸗ ſache des Aufſtandes. Nicht mir gilt er, ſondern meiner Frau. Die Leute verlangten nichts anderes, als daß meine Frau ſich freiwillig dem Menſchenfreſſer überliefere, um ihn zu verſöhnen.“ ö i i „Wir müſſen den Rädelsführer ſtrafen,“ rief ich er⸗ regt dazwiſchen. Wilſon ſchüttelte das Haupt.„Das hätte keinen Zweck. Es gibt nur eine radikale Löſung. Wir müſſen das Tier erlegen. Wollen Sie mir helfen?“ Mit Freuden war ich dabei. Freilich mußten wir auf die gewöhnliche Form der Tigerjagd verzichten. Zuſam⸗ men mit zwei meiner Leute durchſtreiften wir bei Nacht die ganze Gegend, die Wilſon ausgezeichnet kannte, ohne aber auf das geſuchte Wild zu ſtoßen. Erſt in der Mor⸗ gendämmerung kehrten wir nach Hauſe zurück. Am nä ſten Morgen hörten wir, daß in den erſten Tagesſtunden das Tier ein Mädchen mitten vom Dorfplatz ergriffen und fortgeſchleppt habe. And in der nächſten und über⸗ nächſten Nacht ging es gerade ſo. Wir fanden den Tiger nicht. Aber dort, wo wir nicht waren, holte er ſich un⸗ geniert ſeine Menſchenbeute. Ich muß geſtehen, die Sache wurde mir ſelbſt unbehaglich. Frau Wilſon wurde von Tag zu Tag trauriger und blaſſer. Als wir zum vierten⸗ mal zur Jagd auszogen, verabſchiedete ſie ſich von ihrem Gatten mit einem langen Kuß. Schweigend gingen wir zuſammen durch das Dunkel. Die Laternen hatten wir abgeblendet, um das Tier nicht durch das Licht zu verſcheuchen, Wilſon war gedrückter als 2 und vertraute mir ſeinen Kummer an:„Das Schlimm⸗ ſte iſt, daß der Aberglaube auch auf meine Frau überzu⸗ ſeloſk droht. Sie iſt eben Inderin. Ich fürchte, ſie glaubt e e e 40— In dieſem Augenblick hörten wir ſeitwärts ein Ge⸗ räuſch. Unſer Begleiter ließ den Scheinwerfer ſpielen. Da ſtand zehn Schritte vor uns mitten auf dem Weg der Ti⸗ er und ſeine großen Augen blickten wie in wildem riumph nach uns hin. Wilſon und ich ſchoſſen zu glei⸗ cher Zeit. Ohne Laut brach das Tier zuſammen. 10 ſſen wir nach Hauſe kamen, hatte ſich Frau Wilſon er⸗ oſſen N „Gerade jetzt!“ rief ich.„Welch unglücklicher Zufall!“ Er ſchüttelte den Kopf:„Zufall? Glauben Sie, daß er ſich uns geſtellt hätte, wenn er nicht gewußt hätte, daß ſein Opfer ſchon gefallen ſei?“ a.