2. Bart zu MW. 272 Die Geburtsstadt des Neichsgedankens Von Hans Schirmer. Am zweiten Weihnachtsfeiertage des Jahres 800, als Karl der Große am Grabe Petrus betend kniete, ſetzte Papſt Leo III. dem Frankenkönige die Kaiſerkrone aufs Haupt, und jubelnd begrüßte ihn das römiſche Volk als Cäſar Auguſtus. Rom„das Haupt der Welt“, war damit zur Geburtsſtätte des heiligen römiſchen Reiches deutſcher Na⸗ tion. Jenes großartigen Reiches, das das Erbe der Antike antreten ſollte und deſſen Geſchichte dann während tauſend Jahren das Schickſal des Abendlandes war. Erſt 1806, als Napoleons Stern im Zenit ſtand, fand dieſes Reich, das Erſte, ſein Ende. Unwahrſcheinlich nah, faſt epiſoden⸗ haft ob ſeiner Kürze, erſcheint uns, die wir den Anbruch des Dritten Reichs erleben durften, das Zweite Reich, das Reich Bismarcks. Paderborn: Der Dom. Karl der Große erhielt die Krone aus den Händen des Papſtes. War darum das Reich ein Werk der Kirche? Die⸗ ſes Reich, das die größte weltliche Macht mit der höchſten geiſtigen, mit der Idee des Chriſtentums, verband und trotz aller inneren Zwiſtigkeiten, trotz aller Kämpfe zwiſchen Kaiſern und Gegenkaiſern, zwiſchen Reich und Kirche, ſich tauſend Jahre lang behauptete! Wo entſtand die Idee des Heiligen Reiches— in Rom oder in Deutſchland? Oder da, wo die Exponenten dieſer beiden Mächte, der Papſt und der König, ſich begegneten? Es iſt zwar ſchwer, eine Idee ge⸗ wiſſermaßen zu lokaliſieren, denn ſchließlich„trägt“ man ſie, aber es gibt doch eine Stätte, von der wir ziemlich ſicher annehmen können, daß dort der Plan zur Schaffung des Reichs ſeſte Geſtalt annahm und der Verwirklichung nahegebracht worden iſt. Und dieſe Stätte liegt im Herzen des Deutſchen Reiches, iſt Paderborn! Karl der Große hatte um die Mitte des Jahres 799 in einem Feldzuge gegen die Sachſen bei Paderborn ein La⸗ ger aufgeſchlagen, und der durch eine Verſchwörung römi⸗ 5 Adliger vertriebene Papſt wandte ſich dorthin, um von Karl Schutz und Hilfe zu erflehen. Dieſe Zuſammen⸗ kunft brachte für das heute ſo ſtille Paderborn die glanz⸗ vollſte Zeit, die es je erleben durfte, war ein welthiſtoriſches Ereignis, wie es in Jahrhunderten nur wenigen Orten be⸗ ſchieden iſt. Und zu den Stätten, die den Deutſchen heilig, ſind, wie die Wartburg oder der Kyffhäuſer, ſollte darum auch die alte Biſchofsſtadt an der hundertfältigen Quelle der Pader zählen! Ueber den denkwürdigen Aufenthalt des Papſtes in Pa⸗ derborn, der mit einem Aufwand, einer Pracht und einem Glanz gefeiert wurde, als hätte man die ſpätere geſchicht⸗ liche Bedeutung im Voraus geahnt, berichtet uns ein Epos aus karolingiſcher Zeit, als deſſen Dichter ein Freund Karls, der Abt Angilbert von Centula, angeſehen wird. In leuchtenden Farben ſchildert er, wie der König in ſchim⸗ merndem Waffenſchmuck und goldenem Helm— ſeine Man- 12 55 um Haupteslänge überragend— dem Papſt entgegen⸗ eilt. Dieſe Dichtung, die über das prunkvolle Feſtmahl mit goldenen Bechern voll ſchäumenden Weins, von koſtbaren Gaſtgeſchenken berichtet, bricht mit der Schilderung des prächtigen Empfanges ab. Nichts enthält ſie darüber, daß dem Zuge des Papſtes bald eine Abordnung ſeiner römi⸗ ſchen Gegner folgte, daß die Auseinanderſetzungen über die Urſachen der päpſtlichen Reiſe doch ſicher höchſt unerquick⸗ lich waren, da die Gegner dem Papſte Meineid und Ehe⸗ bruch vorwarfen. Ob auch die Kaiſerkrönung und die Gründung des heiligen römiſchen Reiches in den Pader⸗ borner Verhandlungen eine Rolle ſpielten, berichten die Quellen nicht, doch angeſichts der Tatſache, daß dieſe ſo prunkvoll ausgeſtaltete Juſammenkunft ein volles Viertel⸗ jahr währte, und ſchon drei Monate ſpäter Karl in Rom gekrönt wurde, darf man es wohl— trotz oder vielleicht ſo⸗ gar wegen der eigenartigen Begleitumſtände der Kaiſer⸗ krönung— als ſicher annehmen. Es iſt auch kaum denkbar, daß der Staatsmann Karl einen machtloſen Flüchtling, einen Vertriebenen, ſo glanzvoll wie es in Paderborn ge⸗ ſchah, aufnahm, wenn er nicht beſtimmte Zwecke verfolgte. Wer realen Spuren dieſes geſchichtlichen Geſchehens in Paderborn nachgehen wollte, würde enttäuſcht ſein.— Ebenſo enttäuſcht, als erwarte er etwa in der Kuffhäuſer⸗ Reichsautobahn Frankfurt- Mannheim Beſichtigung der Arbeiten durch die Preſſe. Frankfurt a. M., 21. November. Zahlreiche in⸗ und ausländiſche Preſſevertreter waren einer Einladung des Generalinſpektors für das deutſche Straßenweſen, Dr. ing. Todt, gefolgt, um ſich von dem Fortſchritt der Bauten an der erſten Reichsautobahn Frankfurt a. M.— Mannheim zu überzeugen. Am Darm⸗ ſtädter Bahnhof begrüßte Dr. Todt den mit Begleitung er⸗ ſchienenen Reichsſtatthalter Gauleiter Sprenger und gab einen Ueberblick über das bisher Geſchaffene. In der kur⸗ zen Zeit von etwa acht Wochen, die ſeit Beginn des Baues verfloſſen ſind, ſei von ungefähr 2000 Arbeitern ein über⸗ wältigendes Stück Arbeit geleiſtet worden. Durch Einrich⸗ tung von Beleuchtungsanlagen auf der ganzen Bauſtrecke wird es ermöglicht, die Arbeiter in zwei Schichten arbeiten zu laſſen. g Bisher ſeien etwa 17 000 Ar Waldfläche gerodek wor⸗ N den. Wenn man auch in den Vordergrund geſtellt habe, Ma⸗ ſchinenarbeit nach Möglichkeit zu vermeiden, ſo hätken doch auch zahlreiche Induſtrien gute Beſchäfligung an elwa 70 Einzelbauwerken bei der Ueberbrückung von Flüſſen, Stra- ßen und Eiſenbahnen gefunden. Auf der nur 100 Kilometer langen Bauſtrecke Frankfurt a. M.— Mannheim, auf der 4 500 000 Kubikmeker Erdmaſſe bewegt werden müſſen, würden 75 000 Kubikmeter Beton, 4000 Tonnen Eiſenkon⸗ ſtruktion, 2000 Walzträger und 1500 Tonnen Bewehrungs⸗ eiſen benöligt. Miniſter Dr. Goebels hatte das lebhafte Intereſeſ durch Entſendung des Referenten für Verkehrsweſen Dr. Küke be⸗ tont, der die Grüße des Miniſteriums überbrachte und ein⸗ gehend die volkswirtſchaftliche Bedeutung des Unterneh⸗ mens würdigte.— An die Begrüßungsanſprachen ſchloß ſich eine etwa ſechs Stunden dauernde Beſichtigung der Bau⸗ ſtrecke Darmſtadt— Frankfurt a. M., die zu einem großen Teil zu Fuß zurückgelegt wurde. Der Tag des Deutſchen Handels Große Kundgebung— Anſprachen Dr. Jeders und Dr. Leys. Braunſchweig, 20. November. Der Tag des Deutſchen Handels fand mit dem Auf⸗ marſch der fünf im Reichsſtand des Deutſchen Handels ver⸗ einigten Säulen auf dem Leonhardplatz ſeinen Höhepunkt. Dort verſammelten ſich weit über 100 000 Perſonen zu einer großen Kundgebung, auf der der Präſident des Reichsſtan⸗ des des Deutſchen Handels, Dr. von Renteln ſprach, über deſſen Rede an anderer Stelle berichtet wird. 5 Nachdem das Deutſchlandlied verklungen war, ergriff Staatsſekretär Gottfried Feder das Wort zu einer kurzen Anſprache. Er ſagte u. a.: b Der Groß- und Ueberſeehandel iſt das Auge Deulſch⸗ lands nach dem Auslande. Auch heute bedarf der Außen ⸗ handel der inkenſioſten Pflege der Reichsregierung, die ich Ihnen ausdrücklich zuſichere. In den Skruklurwandlungen unſerer Jeit wollen wir die Entwicklung der Weltwirkſchaft nicht aus den Augen verlieren. Die beſtehenden Verbin⸗ dungen nach dem Auslande ſind mit allen Mitteln aufrecht zu erhalten. Aber krügeriſch iſt der Glaube mancher an eine plötzliche ungeahnte Blüte. Die ſtationäre Epoche der Wirt⸗ ſchaft hat begonnen und der neue Juſtand muß ſetzt orga⸗ niſiert werden.. Anſchließend überbrachte Staatsrat Dr. Ley, der Füh⸗ rer der Deutſchen Arbeitsfront und Schirmherr des Deut⸗ ſchen Handelstages, die Grüße des Führers und ſtellte die Opferbereitſchaft des deutſchen Volkes heraus, das an ſich nicht ſchlecht ſei. Man dürfe deshalb dieſes Volk nicht an⸗ klagen. Wir wüßten heute, daß dieſes Volk in allen ſei⸗ nen Gliedern neu geworden ſei, weil es neue Führer habe und weil es wiſſe, daß dieſe Führer nichts verlangten, was ſie ſelber nicht zu leiſten bereit ſeien. Am Nachmittag veranſtaltete die Hauptgemeinſchaft des Deutſchen Einzelhandels in der Stadthalle eine Kundgebung, bei der der Präſident der Hauptgemeinſchaft, Paul Freudemann, eine Anſprache hielt. ——————— höhle den leibhaftigen Barbaroſſa, oder auf der Wartbur den legendären Tintenfleck zu finden. Mehr als ſpärlich ſind die Spuren karolingiſcher Zeit in Paderborn. Mit Aus⸗ nahme von einigen wuchtigen Pfeilern im Atrium des Domes, die als Reſte vom Vorhallenhofe des Domes Karls des Großen angeſehen werden, und den im ehemali⸗ G Bauhof des Domes freigelegten Grundmauern der eroldkapelle, die der bekannte Schwager und Pala⸗ din Karls erbaute, iſt nichts aus dieſer Zeit erhalten. Aber heute noch iſt dieſe Stadt erfüllt von jenem chriſtlichen Geiſte, der einſt ihre Bewohner einen Papſt jubelnd emp⸗ fangen ließ. Man muß dieſe Stadt um die Veſperſtunde eines Samstags betreten, um das ſo recht zu empfinden. Dann empfängt einen das vielfältige Geläute der Glocken, das Nahen des Feiertages kündend. Mit ihrem herrlichen Klingen betonen ſie eindringlich und überzeugend, daß in Paderborn die Kirchen das herrſchende Element ſind. Wohl iſt das würdevolle Rathaus mit ſeinen reichen Giebeln, das mit kurzen, dicken Rundſäulen unter den Erkern wie mit kräftigen Beinen feſt auf der Erde ſteht, eine der groß⸗ artigſten Renaiſſance⸗Schöpfungen auf deutſchem Boden, wohl verraten prachtvolle Bürgerhäuſer in Stein und Fach⸗ werk den kunſtvollen Sinn heimatverwurzelter Bürger, doch die Kirchen haben dieſer Stadt das Geſicht gegeben. Ein Geſicht, reich an wechſelndem Ausdruck: Schwer und ernſt etwa in der Abdinghofkirche. einer frühromaniſchen flachgedeckten Pfeilerbaſilika, die durch ihre Raumſchönheit, überraſcht, erdgebunden und faſt noch unerlöſt im engen romaniſchen Schiff der Gokirche, licht und geweitet im frühgotiſchen Hallenbau des mächtigen Domes und in der gotiſchen Busdorfkirche, beſchwingt und von weihe⸗ voller Myſtik erfüllt in den ſpäteren Kirchen aus der Zeit des Barock, die mit prunkvollen Faſſaden in die Straßen⸗ fronten hineingebaut ſind. Dazu als köſtliche Einmaligkeit im Kranze der Kirchen die raumſchöne Vartholo⸗ mäuskapelle, als frühromaniſche dreiſchiffige Hallen⸗ kirche byzantiniſchen Stils ein Unikum auf deutſchem Boden. Auf Schritt und Tritt atmet die Stadt den Geiſt, aus dem dieſe Kirchen gewachſen ſind. Und ſchier ſelbſtverſtänd⸗ lich, als könnte es gar nicht anders ſein, will es ſcheinen, daß hier die Dichterin Luiſe Henſel ihr kindlich ⸗inniges Ge⸗ bet„Müde bin ich, gh, zur Ruh“ fand das wir wohl alle in unſerer Kindheit gläubig geſprochen haben ö ——— Dienstag, 21. Nov. 1933 Aufruf an alle Hausbeſitzer. Innenminiſter Pflaumer hat an die Hausbeſitzer einen Aufruf gerichtet, in dem er dazu auffordert, zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit möglichſt ſofort die nötwendigen Haus reparaturen uſw. vornehmen zu laſſen. Der Aufruf, in dem eingehend auf die Vorteile dieſer Arbeiten hingewieſen wird, hat folgenden Wortlaut: a n Eine der wichtigſten Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit während der Wintermonate iſt die i rung von Reichszuſchüſſen für Gebäudeinſtandſetzung. Za reiche Arbeiten im Freien können im Winter wegen der Froſt⸗ gefahr nicht oder nur beſchränkt ausgeführt werden. Arbeiten im Innern der Gebäude ſind aber auch während des Winters möglich. Die Reichsregierung fördert deshalb zurzeit gerade dieſe Arbeiten durch beſonders hohe Zuſchüſſe. An Barzuſchüſſen und Zinsvergütungsſcheinen werden für Inſtandſetzungs⸗ und Ergänzungsarbeiten rund 40 Pro⸗ zent für Teilung von Wohnungen und Ambau ſonſtiger Näu⸗ me zu Wohnungen rund 70 Prozent der Baukoſten gewährt. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß von dieſen außerordentlich gün⸗ ſtigen Gelegenheiten jeder Gebäudeeigentümer gern Gebrauch macht. Er dient dadurch nicht nur ſeinen perſönlichen Intereſſen, ſondern trägt auch zur Bekämpfung der Arbeitsloſigbeit bei. Mancher Eigentümer, der ſein Gebäude inſtand ſetzen möchte, wird allerdings den von ihm zu tragenden Teil der Baukoſten augenblicklich in bar nicht zur Verfügung haben. Aufgabe und nationale Pflicht der Banken, Sparkaſſen, Verſicherungsgeſellſchaften und ſonſtigen Geldgeber iſt es, hier helfend einzugreifen, um dadurch das Arbeitsbeſchaf⸗ fungsprogramm der Reichsregierung zu fördern. Empfohlen werden kann jedem Hausbeſitzer, ſeinen Antrag ungeſäumt ein⸗ zureichen und mit den Arbeiten bald zu beginnen. Die ausge⸗ ſetzten Mittel ſind ſchon ſtark in Anſpruch genommen. Nach eingezogenen Erkundigungen iſt mit einer ſpäteren Wieder⸗ holung des Inſtandſetzungsprogramms nicht zu rechnen. Handel und Wirtſch aſt (Ohne Gewähr.) Mannheimer Produktengroßmarkt vom 20. November. n Offizielle Preiſe des Mannheimer Großmarktes für Ge⸗ treide und Futtermittel per 100 Kilo waggonfrei Mannheim: Weizen inl. 19.60 bis 19.70, Feſtpreis Bezirk 9 18.90, Bezirk 10 19.10, Bezirk 11 19.40, Roggen ſüdd. 16.50 bis 16.65, Feſtpreis Bezirk 9 15.90, Bezirk 8 15.60, Hafer inl. 14.25 bis 14.50, Sommergerſte inl. 18 bis 19, Pfälzergerſte 18 bis 19, Futtergerſte 16.75 bis 17, Mais mit Sack 19, Erd⸗ nußkuchen 16.25 bis 16.50, Soyaſchrot 14.75, Rapskuchen 13, Palmkuchen 14.75, Kokoskuchen 17, Seſamkuchen 17, Lein⸗ kuchen 17, Biertreber 16.75, Trockenſchnitzel ab Fabrik 9, Rohmelaſſe 8.50, Wieſenheu loſes 6 bis 6.20, Rotkleeheu 6.20 bis 6.60, Luzerne kleeheu 7 bis 7.20, Preßſtroh Roggen und Weizen 2, dito Hafer und Gerſte 1.80 bis 2, gebunden Rog⸗ gen und Weizen 1.40 bis 1.70, dito Hafer und Gerſte 1.20 bis 1.40, Weizenmehl Spezial Null mit Austauſchweizen 29.40, Dezember 29.55, Januar 29.70, dito Inlandsweizen 27.90, Dezember 28.05, Januar 28.20, Roggenmehl nordd. 21.50 bis 22.75, ſüddeutſches und pfälziſches 22.75 bis 23.75, Weizenkleie feine mit Sack 10.25 bis 10.50, dito grobe 10.75 bis 11, Roggenkleie 9.75 bis 10.50, Weizenfutter⸗ mehl 11.25 bis 11.50, Roggenfuttermehl 10.50 bis 12.75, Weizennachmehl 15 bis 16. SunTrips Sport und Spiel Sporlnachleſe vom Sonntag. Tbd. Germania— Ty. 98 Seckenheim 3:9(3:3) Wie erwartet, konnten die Seckenheimer die Punkte mit nach Hauſe nehmen. Es wurde ihnen allerdings nicht leicht gemacht, denn in der erſten Halbzeit war ihnen der zu kleine Platz, der ein raumgreifendes Spiel nicht erlaubt, das ſchwierigſte Hindernis, um ſich entfalten zu können. Nach der Pauſe fanden ſie ſich immer beſſer zuſammen; ihr beſſeres Schußvermögen ſicherte ihnen den Sieg, ob⸗ wohl die Germanen durch ihr eifriges Spiel im Felde auch ebenbürtig zeigten, was wohl der Tatſache zuzu⸗ ſchreiben iſt, daß ſie an das Plätzchen gewohnt ſind. Die 1 b⸗Mannſchaft hatte die 2. von Spg. 07 Mann⸗ heim zu Gaſte und konnte mit 9:2(5:1) ſiegen. Sogar die 3. Mannſchaft landete dieſes Mal einen 5:3 ⸗Sieg gegen D. J. K. Ladenburg 3. Im ſüddeutſchen Fußball gab es nur ein mageres Programm. Lediglich der Gau Südweſt hatte faſt volles Programm. Hier ſetzte ſich der Fa. Pirmaſens an den Ta⸗ ballenſpitze; ein hart erkämpfter 3:2⸗Sieg in Mainz ſchuf die Grundlage. Der ſcheinbar wieder„kommende“ FSV. hielt die Saarbrücker Sportfreunde ſicher mit 5:2 nieder, ob⸗ wohl die Bornheimer einen Mann verloren, wie auch die Pirmaſenſer in Mainz teilweiſe nur mit zehn Mann zu ſpielen gezwungen waren. Eintracht büßte in Worms gegen Alemannia⸗Olympia einen wichtigen Punkt ein, der letzte Tabellenführer ließ ſich in Neunkirchen durch ein 0:1 Punkte und Tabellenführung abknöpfen. In Baden behielt der SV. Waldhof trotz eines 1:1 gegen den Lokalgegner Vfe. Neckarau die Tabellenführung, da Phönix Karlsruhe im Derby der Hauptſtadt den KF V. 2:0 hereinlegte. Freiburger FC. und Mühlburg trennten ſich ebenfalls 1:1 unentſchieden.— In Württemberg ver⸗ loren die Kickers durch eine 1:4⸗Niederlage gegen VfB. beide Punkte und die Spitze an Union Böckingen, die das Kunſt⸗ ſtück fertigbrachte, ulm 94 in Ulm 8:2 zu ſchlagen. Heil⸗ bronn holte mit„Reſi“ Franz als Stürmer in Birkenfeld mit 2:2 den erſten Auswärtspunkt. Auch die Fußballbezirksklaſſen unſeres Gebietes brach⸗ ten am Sonntag ſcharfe Kämpfe mit z. T. recht überraſchen⸗ den Ergebniſſen. So verlor Germania Friedrichsfeld bei Phönix Mannheim. In Kirchheim gab es durch das ſchlechte Betragen der Schwetzinger Krawall und ſogar eine polizei⸗ liche Inhaftierung, während im Bezirk Pfalz einmal mehr die„ größtenteils über den Haufen geworfen wurden e 3 439 Die geaͤßte deutoclie Frau. feiert die katholiſche Kirche alljährlich am 19. November. Wer war ſie denn, von der man heute noch ſo viel ſpricht, deren Kemenade Kaiſer Wilhelm II. in flimmerndes Moſaik faſſen ließ, ein Entzücken für jeden Beſucher der Wartburg? Wer war ſie denn, der Moritz von Schwind und viele andere Künſtler in ihren Gemälden ein herrliches Denkmal geſetzt haben, zu deren Ehre zahlreiche Kom⸗ poniſten ihr Beſtes hergaben? Wer war ſie denn, der man vor zwei Jahren, als man ihren ſiebenhundertſten „Todestag feſtlich beging, nicht nur in Deutſchland, ſondern in der ganzen Welt in großen Feiern gedachte? Eines ſchönen Tages des Jahres 1211 zog von Angarn her ein reicher Zug mit vielen Wagen und ſchillerndem Gepräge. Ueberall, wo der Zug vorbeitam, war Feſttag. Die Glocken läuteten, Fahnen flatterren luſtig im Wind, Guirlanden, umjäumten die Straßen. Um wen hat man denn ſo viel Auflebens gemacht? Um ein kleines braunes Mädchen von vier Jahren, das in der königlichen, goldverzierren Karoſſe in einem Berg von Kiſſen lag. Es war das Töchterchen des Königs von Ungarn, das eben nach der Wartburg gebracht wurde, um ſpäter einmal dort Herrin zu werden. Sie hieß Eliſabeth. Im Jahre 1217 ſtarb Hermann, der Landgraf von Thüringen. Erſt im Jahr zuvor hatte der Tod den lieben, hochgewachſenen Hermann, der dem Vater in der Herrschaft folgen ſollte, aus den Reihen der Lebenden geriſſen. So wurde Ludwig Herr der Wartburg und Landgraf von Thüringen.— Die Wartburg war ſeit langem der Schauplatz vieler und froher Feſte. Der Sängerkrieg auf der Wartburg, bekannt durch Richard Wagners gleichnamige Oper, wurde oft mit viel Koſten gerüstet. Aber jetzt ſollte die ſtolze und trutzige Burg die ruhmreichſten Tage ihrer ganzen Geſcchiqhle erleben dürfen. Sie wurde zum Herrſcherſitz und zur Heimat der größten deutſchen Frau. Im Jahre 1221 vermählte ſich der von ſeinem Volke heißgeliebte Ludwig mit Eli⸗ ſabeth, von der man nicht wußte, ob ſie wegen ihrer bezaubernden Schönheit oder wegen ihres noch bezwin⸗ genderen Seelenadels mehr verehrt wurde. Es war ein wahrhaft fürſtliches Paar, das da zum Altare ſchritt. Ludwig, ein ſtolzer Recke, groß, ſtart, das hellblonde, ſeidige Haar erhöhte den Reiz ſeines heldiſchen Ant⸗ litzes. Neben ihm eine junge Frau, deren königliche Art durch eine königliche Seele nur noch erhabener wurde. 52 unſägliche Glück und 15 tiefe 1 8 des W Die erſten Deutſchen in Amerika. Seit einem Vierteljahrtauſend leben Deutſche in Ame⸗ rika. Ihr Fleiß, ihre dh dae und Ausdauer, ihr Ord⸗ nungsſinn haben nicht zuletzt dazu beigetragen, Amerika ſeine heutige Weltgeltung zu erobern. Zu Beginn des Oktobers 1683 ſtrebte der Dreimaſter „Concord“ der amerikaniſchen Küſte zu, ſehnſüchtig er⸗ wartet von William Penn, dem engliſchen Pilgervater, nach dem ſpäter Pennſylvanien benannt wurde. Es war nur ein Häuflein Deutſcher, das da kam, arme Weber aus der Krefelder Gegend die eine harte und volks⸗ fremde Politik deutſcher Fürſten aus der geliebten Heimat vertrieb. Sie mußten wirklich nicht viel zu verlieren haben, wenn ſie ſich zu dem für damalige Zeiten unerhörten Aben⸗ teuer einer Auswanderung nach Amerika entſchließen konnten. Sie wanderten von der Küſte ein Stück landeinwärts, um einen geeigneten Platz für ihre Siedlung zu finden, die ſie Germantowuu⸗, die deutſche Stadt, nannten. Dieſe „Stadt“ beſtand aus einigen armſeligen Blockhütten, und ihre Bewohner nannten ſie unter ſich bald„Armentown“. Da war zunächſt der Kampf gegen die„grauſam dicken Wäl⸗ der“ die man roden mußte, der erbitterte Kampf gegen die 1 hinterhältigen, rachſüchtigen Indianer, die ihre efangenen in der unmenſchlichſten Weiſe behandelten. Das Mobiliar dieſer erſten deutſchen Hütten in Amerika beſtand gewöhnlich aus nichts ſonſt als aus einem Tiſch, einer Bank, einigen Binſenſtühlen und den Betten. Getrocknete Kürbis⸗ ſchalen dienten als Schüſſel, Teller, Becken, Waſſerbehälter. Der Führer dieſer erſten deutſchen Anſiedler in Amerika war Franz Daniel Paſtorius aus Franken. Er war es auch, der die Krefelder Weber bewogen hatte, mit ihm nach Amerika auszuwandern. Paſtorius war in Deutſchland zunächſt Hauslehrer und Erzieher einer jungen Adeligen eweſen. Später war er eine kurze Zeit als Rechtsanwalt in Frankfurr tätig. Zu ſeiner Reiſe nach Amerika erhielt er von ſeinem Vater 250 Reichstaler, 20 Reichstaler von der Familie von Bodeck, ein Gewehr von einem van de Wolle Deutſche Einwanderer auf dem Zuge durch die Prärie. und eine Taſchenuhr von einer Frau Brauer. Er war der einzige unter den erſten Auswanderern, der etwas engliſch ſprach aber auch dies muß nur ſehr wenig geweſen ſein, denn es wird berichtet, daß er ſich während der Ueberfahrt mit einem Engländer an Bord meiſtens lateiniſch ia enn Paſtorius war es, der die Verbindung zu William Penn aufgenommen hatte. 3 5 Die Krefelder brachten in die Wildnis Pennſylvaniens deutſchen Gewerbefleiß, Schönheitsſinn, Traulichkeit und eine echt deutſche Fröhlichkeit, Wein und Geſang, aber auch Lei⸗ nen und den Webeſchrein. Sie brachten deutſches Weſen, deutſches Denken, deutſchen Geiſt nach Amerika, und wenn paares ließen die Roſen an den wuchtigen Mauern der Wartburg nur ſo erblühen. In Sonnenglanz und Friede lag die Burg, auf Felſen gemauert, mit ihren hohen Türmen. Tief unten zogen ſich die tannenwaldigen Berg⸗ rücken des ausgehenden Fichtelgebirges hin und malten mit ſaftigen Wieſen und jilbernen Quellen ein typisches Bild deutscher Gaue. Die Landgräfin beſuchte die Kran⸗ ken, pflegte ſie auch, ſpeiſte die Hungernden und fügte ſo zu dem Aeberfluß der landgräflichen Scheunen noch den reichſten Segen Gottes. Da ſchiug der Bitz aus heiterem Himmel in dieſes ſonnige Geück. Ein herzzerreißender Abſchied war das letzl⸗ Zuſammenſein von Ludwig und Eliſabeth. Der Land⸗ graf von Thüringen war vom Kaiſer mit dem Ober⸗ befehl des Kreuzzuges betraut worden, und bald zog er an der Spitze eines mächtigen Heeres über die Alpen. Eliſabeth hatte die deutliche Ahnung, daß ihr geliebter Ludwig lebend nie wieder zurü n kehren würde. Jetzt ſchaute der Neid aus allen Ecken der Wartburg auf die Landgräfin. Der Haß grollte durch die langen Gänge. Was ſich bisher zurückhielt, traute ſich jetzt offen in voller Gemeinheit hervor. Eliſabeth wurde die Ziel⸗ ſcheibe, auf die man die giftigſten Pfeile der Nieder⸗ tracht abſchoß. Sie aber wurde immer ſtiller und größer. — Da richtig, gerade als Eiſabeth ihrem dritten Kindleu! das Leben ſchentte, wurde ihr allerliebſter Gemahl, der beſte deutſche Fürſt ſeiner Zeit, von der Peſt, die das Kreuzzugsheer befiel, dahingerafft. Der blutjungen Witwe wurde von herzloſen und bös⸗ artigen Menſchen das Leben auf der Wartburg unmög⸗ lich gemacht. Im härteſten Winter ging ſie mit ihren dre Kindlein zum ſtarken Burgroc hinaus in Nacht und Eis und Schnee.— Niemand nahm ſie auf. Keiner von den Tauſenden, denen ſie Brot und Kleider im Uebermaß ſchenkte. Dieſer giftgelbe Undank vermochte den Brando ihrer Liebe nicht zu löſchen, ſondern ließ ihn nur noch heller lodern. Eliſabeth leote ein Chriſtenlum der Tat. Ihre Treue war unerſchütterlich. Sie vergaß ſich ganz, um nur noch ihren hungernden und leidenden Volks⸗ genoſſen zu leben. Wir tönnen es nicht leicht ermeßen, was dieſe Frau getan und geleiſtet hat. Anter den da. maligen Verhältniſſen hat ſie gerade Uebermenchliches vollbracht Sicher iſt, daß ſie ihr großes Vermögen— und ihr Vater, der König von Ungarn, hat ſein Kind verſchwenderiſch ausgeſtattet— in den Dienſt der not⸗ leidenden Allgememhell geſtellt. See baute ein Klranlen⸗ haus mach dem andern. Leprofenaſyle entſtanden aus ihrem Geld. Und was ſonſt für die Betreuung der Aerm⸗ ſten unter den aus der menſchlichen Geſellſchaft Aus⸗ geſtoßenen von nöten war, ließ ſie beſchaffen. Vor allem nahm ſie ſich auch der Kinder an, ſorgte für Heilung und Geſundung, denn ſie wußte, daß der beſte Arzt der iſt, der die Geſunden ſchon von jeder Gefahr zur Krank⸗ heit möglich bewahrt— Sie war von der Wartburg ganz tief hinab in die ſchreiendſte Not der Elenden ge⸗ ſtiegen und hat die eckelerregendſten Kranken ſelbſt ge⸗ pflegt. In Heroismus ging ſie ihren Helferinnen leuch⸗ tend voran. Eine ungeheure Kraft und eine unnachgiebige Energie entfaltete dieſe Frau, die ſich von der verwöhnter Fürſtin zur Bettlerin erniedrigte, um damit jede königliche Hoheit zu überragen.— Was trug ihr das alles ein? Sicher wurde ſie als Nationalheldin gefeiert? Sicher hat ſie die goldene Ehrenmedaille erhalten?— Das Gegenteil! Hohn, Spott und Verachtung. Wenige Men⸗ ſchen ſahen von Anfang an zu ihr auf, nachdem ſie micht mehr vom äußeren Glanz umhellt war. Mit der Zeit freilich wurden es immer mehr, die das ganz Große im Verborgenen ſahen und ſchätzten. Eliſabeth hatte einen Grundſatz, deſſen Durchführung heute von jedem Volksgenoſſen verlangt wird, in die Tat umgeſetzt: Ge⸗ meinnutz kommt vor Eigennutz. Ja noch mehr. Sie ſagte ſich:„Nichts für mich, alles für die Brüder und Schwe⸗ ſtern in Chriſtus!“ Auf dem Bettlerſterbebett lag eine Königin von vierundzwanzig Jahren. Aus den dunkelſchwarzen Augen leuchtete ein himmliſches Glück. Weiß war ihr Antlitz geworden. Der Todesſchweiß lag wie Demantperlen um ihre Stirn. Weiß waren ihre nimmermüden Hände. Schön war ſie immer noch, wenn auch mehr Seele als Leib. Dann hörten die Umſtehenden von irgendwoher einen wunderſamen Ge ſang. Eliſabethens Antlitz lächelte. Ihr Körper erhob ſich leicht, als wollte ſie einem großen Lichte entgegengehen. Dann war ſie tot. Sie war im Himmelreich. n a f Mit einem Schlag wuchs ihr Bild über die deutſchen Gaue. Ein Kaiſer näherte ſich barfuß ihren Gebeinen, erſchauernd vor dieſer Heldengröße. Seit ſiebenhundert Jahren wirkt nun Elisabeth in tauſenden und mehr Frauen und auch Männern, in Krankenhäufern, in Heil⸗ ſtätten und Aſylen. In ihrem Namen geben ungezählte Deutſche ihren Brüdern in Not. In ihrem Namen wird geholfen und gerettet vor dem Hunger und der Kälte des Winters, wird gütige, warme, verſtehende Liebe ge⸗ ſchenkt.— So geht ſie zum abertauſendſten Mal durch die langen Reihen der Notleidenden, ſo heilen unter ihren Händen immer noch die blutenden, sitrigen Wun⸗ den. Geh uns weiter voran, du größte deutſche Frau; Heilige Elfſabeth! 1 man immer ſagt, daß der Deutſche im Ausland ſich ſehr raſch aſſimiliert, ſo ſtimmt das Gott ſei Dank auch nicht immer, denn heute, nach 250 Jahren, iſt Germantown eine Stadt, die im weſentlichen noch immer deutſche Eigenart be⸗ wahrt hat. Bald gedieh der Flachsanbau, Obſtgärten entſtanden. Viehzucht wurde aufgenommen und mit Erfolg betrieben. Im Jahre 1776 ſchon hatten etwa 200 000 deutſche Einwan⸗ derer das ganze Gebiet von Nordpennſylvanien bis Oſt⸗ georgia mit blühenden Anſiedlungen überzogen. Im Jahre 1743 druckten deutſche Anſiedler die erſte amerikaniſche Aus⸗ gabe der Luther-Bibel. 1750 erſchien in Amerika die erſte deutſche Zeitung. Schon daraus erſieht man, daß dieſe Deut⸗ ſchen innerlich der Heimat durchaus nicht untreu geworden waren, daß ſie ihrem Deutſchtum, deutſcher Eigenart und Sitte ſehr wohl die Treue hielten. Schon in dieſer Frühzeit gab es ein eigenes geiſtiges Leben unter den Einwanderern. . Anſiedler beim Errichten ihrer Heimſtätte. Das Haus in Germankown, in dem der Proleſt gegen 85 die Sklaverei verfaßt wurde. Nicht nur kulturelle und wirtſchaftliche Verdienſte haben ſich die deutſchen Einwanderer um Amerika erworben, ſie ſtanden auch in den erſten Reihen der amerikaniſchen Kämpfer in den langwierigen Kriegen um die amerikaniſche Unabhängigkeit. Es war Peter Mühlenberg, ein lutheriſcher Prediger, der die erſten Freiwilligenkompagnien dem Gene⸗ ral Waſhington im Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit zur Verfügung ſtellte. Aber die Amerikaner erſtritten ihre Freiheit nur ſehr ſchwer, ſie waren den Engländern an Aus⸗ bildung und Kiegserfahrung weit unterlegen, immer wieder wurden ſie rie Haage, Mut und Freiheitswillen ver⸗ mochten auf die Dauer nicht, ſich gegen die diſziplinierten. kriegsgewohnten Truppen der Engländer zu behaupten. Es ſollte ein Deutſcher, ein alter Preuße ſein, der mithalf, die Freiheit der amerikaniſchen Nation endgültig zu begründen. Im Dezember des Jahres 1777 betrat der preußiſche General Baron Friedrich Wilhelm von Steuben amerikaniſchen Boden, um ſich ſofort in das Hauptquartier Waſhingtons zu begeben. Steuben war ein alter friderizia⸗ niſcher Haudegen. Mit vierzehn Jahren ſchon hatte er Kriegs⸗ dienſte getan, und die erſten Wunden davongetragen. Spater war er in ruſſiſche Gefangenſchaft geraten, hatte am Zaren⸗ hof konſpiriert, und es iſt nicht zuletzt ſein Verdienſt geweſen, wenn die Ruſſen bald darauf aus der Koalition gegen den großen König ausſchieden. Er war eine Zeitlang Adjutant des Alten Fritz geweſen, hatte den Siebenjährigen Krieg mitgemacht, und verſtand ſich alſo von Grund aus auf Kriegsführung und Organiſation einer Armee. Waſhington hatte lange um dieſen Mann geworben. Steuben wurde der Organiſator der jungen amerikaniſchen Armee. Er war es, der den amerikaniſchen Soldaten überhaupt erſt beibrachte, was Diſziplin iſt, was Kriegsführung bedeutet. Auch ſein ſtrategiſches Geſchick half mit, den Krieg zu entſcheiden und die Unabhängigkeit Amerikas zu beſiegeln. ee Deulſche Einwanderer im Kampf um die Freiheit. Das amerikaniſche Volk hat ſich ihm ſpäter dankbar er⸗ wieſen. Er erhielt unermeßliche Ländereien geſchenkt, bekam vom Kongreß einen goldenen Ehrenſäbel und wurde einer der erſten Ehrenbürger Amerikas. Ein Denkmal ehrt ſein Andenken. Seinen Namen trägt auch die rieſige Vereinigung der Deutſchamerikaner, die Skeuben⸗Geſellſchaft. Deutſcher Geiſt iſt in Amerika zu allen Zeiten lebendig eweſen. Tauſende und aber Tauſende von Deutſchen lebten n der Ueberzeugung, daß die deutſche Bildung der beſte Hüter der amerikaniſchen Freiheit ſei. und unendlich viele von ihnen ſind in den zahlreichen inneramerikaniſchen Krie⸗ gen für dieſe Ueberzeugung gefallen. Die Reichsgründung gab dem deutſchen Bewußtſein unſerer Brüder in Amerika einen ungeheuren Auftrieb. Es iſt nicht verwunderlich, daß der Zuſammenbruch nach dem Weltkriege die Deutſchen jenſeits des Ozeans aufs tiefſte erſchüttern mußte. Das neue Deutſch⸗ land ſtreckt ihnen erneut die Bruderhand entgegen, und wir erhoffen beſonders von den Deutſchen in Amerika, dis 250 Jahre hindurch im weſentlichen ihr Deutſchtum nie verleug⸗ net haben, daß gerade ſie ſehr mithelfen werden, Deutſchland moraliſch die Stellung in der Welt zu ſchaffen, die es bean⸗ ſpruchen kann.