r Werne 5 2. Berk zu Wr. 273 Mitt wech, 22. Nev. 1933 rr.... r..————————w—w—————————————ppp jp p Golddollar— Gummidollar Der Währungswirrwarr in As A. Die Vereinigten Staaten ſind gegenwärtig der Schau⸗ pletz eines noch in vollem Gange befindlichen Experimen⸗ tes der ſtaatlichen Wirtſchaftsführung, das ſchon jetzt als einer der großzügigſten Verſuche anerkannt werden muß, die jemals zur Ueberwindung der wirtſchaftlichen Kriſen unter⸗ nommen worden ſind. Mit unerbittlicher Energie hat Rooſe⸗ velt in den verſchiedenen Wirtſchaftszweigen ſowohl gegen⸗ über den Unternehmern wie gegenüber den Arbeitern den Vorrang des Staates und der von ihm vertretenen allge⸗ meinen Intereſſen vor den privaten Sonderwünſchen in einem Maße durchgeſetzt, das kein Kenner amerikaniſcher Wirtſchaftsverhälkniſſe für möglich gehalten hätte. Aber noch ſteht er mitten in den Schwierigkeiten, die in den Dingen und den Menſchen liegen. Induſtrie und Landwirtſchaft be · finden ſich noch immer in einem Rivalitätsverhältnis, deſſen Beſeitigung in der Theorie ebenſo ſchwer iſt wie in der Pra⸗ xis. Den entſcheidenden Punkt des Rooſevelt⸗Programms bilden die Preis⸗ und Währungsfrage. Soeben hieß es noch, daß 0 f e Rooſevelt ſich für eine endgültige Aufgabe des Golddollars entſchieden habe und der Geſtaltung des Dollars nach der Kaufkraft zuſtrebe. Dieſe Abſichten des Präſidenten wurden gewiſſermaßen durch den Perſonalwechſel im Schatzamt und die Berufung Mor⸗ genthaus ſanktioniert. Richtig ib daß das Experiment mit dem Gummidollar, wie man den Plan getauft hat, den Dollar jeweils am Lebenshaltungsindex zu meſſen, außer⸗ ordentlich heftige Proteſte ausgelöſt hat. Nicht nur die aus⸗ 1 Anhänger der Goldwährung wie Morgan und rofeſſor Sprague, ſondern weite Kreiſe des amerikani⸗ ſchen Handels proteſtieren aufs ſchärfſte. Die amerikaniſche Handelskammer verurteilte in einer Reſolution Rooſevelts Geldpolitik und verlangte kategoriſch, daß die Regierung die Abſicht bekanntgebe, ſofort zur Goldwährung zurückzukeh⸗ ren, und das bisherige Experimentieren mit dem Dollar aufzugeben. Nun berichtet plötzlich eine Pachrichtenagentur aus Waſhington, daß Rooſevelt ſozuſagen auf Kommando ein⸗ chwenken wolle. Er plane zum 1. Januar 1934 die Dollar⸗ ſtabiliſierung auf der Baſis von 50 v. H. des alten Goldwertes. Man kennt zwar die Elaſtizität des ame⸗ rikaniſchen Präſidenten in ſeinen Entſchlüſſen, aber dieſe neueſte Nachricht verdient doch mit aller Reſerve aufgenom⸗ men zu werden. Sie würde ja im Falle ihrer Richtigkeit nichts mehr und nichts weniger als einen völligen Um⸗ chwung in der bisherigen Währungspolitik bedeuten. Es iſt auch nicht wahrſcheinlich, daß, ſelbſt wenn der ame⸗ rikaniſche Präſiſident ſich mit ſolchen Abſichten trüge, er das atum ſozuſagen kalendermäßig im voraus ebenſo feſtlegen würde wie die künftige Baſis. Man darf darum zunächſt einige recht ſtarke Fragezeichen hinter dieſe Nachricht ſetzen. Daß Präſident Rooſevelt mit ſeiner Geldpolitik ſich immer mehr Gegner in Amerika gemacht hat, iſt anderer⸗ ſeits zuzugeben. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika waren bis zum Ende der Proſperity das klaſſiſche Land des Individualismus. Gewerbefreiheit und Vertragsfreiheit galten hier wie in kaum einem anderen Lande, und beide ührten zu einer geradezu phantaſtiſchen Wirtſchaftsentwick⸗ lung. Die amerikaniſche Entwicklung wurde im alten Europa ſprichwörtlich. Nachdem 1929 der Rückſchlag eingetreten war und die Vereinigten Staaten die Weltkriſe faſt in verſchärf⸗ ter Form zu verſpüren bekamen, was ſich beſonders in dem ruinierten Farmerſtand und in einer Erwerbs⸗ loſenziffer von 14 Millionen ausprägte, verfiel Präſident Rooſevelt ins ſchroffſte Gegenteil der bisherigen amerikaniſchen Wirtſchaftsformen. Allen Selbſthilfeplänen er Induſtrie und der Privatinitiative wurde abgeſagt. Es ſetzte in aller Form eine ſtaatliche Wirtſchaftsführung und eine ſtraffe Planwirtſchaft ein. Sie ging bis zu ſtarken Ein⸗ griffen in die Lohn⸗ und Arbeitszeit, um die Kaufkraft künſt⸗ lich zu erhöhen. Die Aufgabe der Goldwährung ſollte insbe⸗ ondere den Formern helfen. Dieſem Ziele diente auch die Arbeitsbeſchaffung mit inflationiſtiſchen Mitteln. Aber der Erfolg war mehr als fraglich. Zunächſt ſtiegen die land⸗ wirtſchaftlichen Preiſe etwas, aber bald trat wieder ein Rück⸗ gang oder doch mindeſtens ein Stillſtand ein. Dann aber er⸗ wies ſich, daß die Währung ein ſo empfindliches Inſtru⸗ ment iſt, mit dem man nicht ungeſtraft experimentieren darf. ebenerſcheinungen, wie die Kapitalflucht, ſetzten ein. Ihre irkung auf den europäiſchen Kapitalmarkt war ein Feſterwerden des Pfundes, und ganz offenſicht⸗ lich ſucht die engliſche Geldpolitik eine Loslöſung vom dol⸗ lar und ein Hinneigen zum Franc. Die amerikaniſchen Goldankäufe löſten in Paris ſogar chtiche Nervoſität aus. Der ſtaatliche Goldankauf durch je Vereinigten Staaten bedeutet ja innerhalb des ganzen ährungsexperimentes ein beſonderes Kurioſum. Amerika, das ſtärkſte Goldland der Welt, kauft auf den europäiſchen 5 ärkten Gold auf! Die Gründe dafür lagen aber darin. daß ele amerikaniſche Ausfuhr der heimiſchen Doll ꝛcſenteang zurgegenwirkte. Jeder Käufer amerikaniſcher Waren mußte ich mit Dollar eindecken. In dieſer Tatſache lag eine ſcharfe zegenwirkung gegen die gewollte Dollarſenkung. Dieſen allenztechniſchen Wirkungen ſuchte man nun mit den Gold⸗ * mehr phſycholsgiſch als tatſächlich entgegenzu⸗ 1 Es gäbe alſo ſchon Gründe für den Präſidenten Rooſe⸗ ba eine völlige Wandlung in ſeiner Geldpolitik vorzuneh⸗ Rü Aber ob das politiſche Preſtige Rooſevelts einen ſolchen ückzug aushalten würde, iſt doch noch ſehr die Frage, und 5 an darf bei den ganzen amerikaniſchen Vorgängen nicht ergeſſen, daß ſie ſtark innenpolitiſch beeinflußt ſind. Mn — 11 eee eee eee een een MMannheimer Theaterſchau b Im Nationaltheater: Mittwoch, 22. November: Schülervorſtellung für die Schu⸗ ler höherer Lehranſtalten(ohne Kartenverkauf):„Die Zauberflöte“. Oper von Mozart. Anfang 15 Ahr. Ende 18 Uhr.— Abends: Miete Meg:„Suſann a“ oder„Der Menſchenſchutzverein“. Komödie von Robert Walter. Anfang 20 Uhr. Ende 22 Uhr. onnerstag, 23. November: Miete C 9:„Luther.“ (Die Nachtigall von Wittenberg). Deutſche Hiſtorie von Auguſt Strindberg. Anfang 19.30 Uhr, Ende 22 Uhr. Freitag, 24. November: Miete F 9, Sondermiete F 8: „Martha“. Oper von Friedrich Flotow. Anfang 19.30 — Ahr, Ende 22 Uhr, V Arbeitsdienſt und Friedenspolitik E Die zwei großen Aufgaben. 18 i 3 8 Berlin, 21. November. Der Inſpektor der Führerſchule des deutſchen Arbeits⸗ dienſtes, Dr. Decker, hielt vor der Preſſe einen Vortrag über die Aufgaben des Arbeitsdienſtes und den Aufbau der Führerſchulen. Er führte u. a. aus: Der deutſche Arbeits⸗ dienſt ſoll nach dem Willen unſeres Führers zwei große Aufgaben löſen. Einmal eine volkswirtſchaft⸗ liche Aufgabe, die in der Erringung der deutſchen Brot⸗ freiheit beſteht, zum zweiten eine erziehungspoliti⸗ ſche Aufgabe, nämlich die Umformung der jungen deut⸗ ſchen Menſchen in der großen Erziehungsſchule der deutſchen Volksgemeinſchaft. 3 In der Reichsſchule des deutſchen Arbeitsdienſtes und in den 12 Bezirksſchulen im Reich ſoll das Führertum im deutſchen Arbeitsdienſt ausgeleſen und für die großen Aufgaben auf die einheitliche Linie gebracht wer⸗ den. Führer im Arbeitsdienſt zu ſein iſt kein Beruf. ſon⸗ dern ein Dienſt am lebendigen Deutſchland. In der Erfüllung dieſer Aufgabe liegt zuletzt auch die Sicherung der aufrichtigen Friedenspolikik unſeres Kanz⸗ lers und ſeiner Mitarbeiter, denn wir wollen der Welt zei⸗ gen, daß unſer Volk nicht Gas und Tanks und Kanonen braucht, um ſeiner Not Herr zu werden, ſondern daß es mit den Waffen der Arbeit den Frieden eines Volkes wie ⸗ derherſtellen will, in dem niemand mehr unker der Not des Versailler Diktales zu verhungern braucht. Die Zuſammenfaſſung des Einzelhandels Das Führerprinzip.— Verkündung der neuen Satzungen. Auf Grund der in der Mitgliederverſammlung der Hauptgemeinſchaft des Einzelhandels vom 4. Mai 1933 er⸗ teilten Vollmacht hat Präſiſident Freudemann vor einer Verſammlung der Vertreter der Einzelhandelsver⸗ bände in Braunſchweig die neue Satzung der Hauptgemein⸗ ſchaft verkündet und die Führer der Verbände durch Hand⸗ ſchlag verpflichtet. In der neuen Satzung der Hauptgemeinſchaft iſt das Führerprinzip durchgeführt. Zugleich wird durch ſie die bis⸗ her bei den bezirklichen bzw. fachlichen Verbänden begrün⸗ dete Mitgliedſchaft der einzelnen Firmen direkt auf die Hauptgemeinſchaft übergeführt. Die Grundſätze der neuen Verfaſfung der Hauptgemeinſchaft ſollen nunmehr ſchritt⸗ weiſe durch eine entſprechende Umgeſtaltung der Mit⸗ gliedskörperſchaften verwirklicht werden. Sobald die neue Verfaſſung 28 durchgeführt 115 wird die Hauptgemeinſchaft eine zenkrale Irganiſation bilden für die ekwa 550 000 deulſchen Einzelhandelsbetriebe, während die Haupkgemeinſchaft bisher nur ein Bund von Verbän⸗ den geweſen iſt. 1 Die Lage am Arbeitsmarkt Geringe Zunahme.— Der Erfolg der Arbeitsſchlacht. Der Bericht der Reichsanſtalt für die Zeit vom 1. bis 15. November dieſes Jahres 9 7 5 f 5 5 8 Zugang aus Saiſonberufen brachte— wie regelmäßig um dieſe Jahreszeit— in der erſten Hälfte des Novembers ein geringes Anwachſen der Arbeiksloſenzahl. Nach dem Be⸗ richt der Reichsanſtalk für Arbeitsvermitklung und Arbeits⸗ loſenverſicherung wurden Mitte November 3 776 000 Ar⸗ beitsloſe bei den Arbeitsämkern gezählt gegen 3 745 000 zu Beginn des Monats. Der Zuwachs um rund 31 000 iſt im Vergleich zu den Vorjahren, die für den gleichen Zeitraum Junahmen von 156 000 für 1932, 220 600 bzw. 232 000 für 1931 und 1930 aufzuweiſen hallen, wenig bedeutſam. Weſtfalen und Schleſien konnten noch einen Rückgang der Arbeitslosigkeit berichten. Von den Arbeitsloſen erhielten Arbeitsloſenunterſtüt⸗ zung 328 000(plus 11 000), Kriſenunterſtützung 1063 000 (minus 9000). Der Beſtand an anerkannten Wohlfahrts⸗ e wird zum Stichtag Monatsmitte nicht aufge⸗ zählt. „Die Zahl der Notſtandsarbeiter, die bei den mit Mitteln der Reichsanſtalt geförderten Arbeiten beſchäftigt ſind, betrug zu Beginn des Monats 314 500 und dürfte in⸗ zwiſchen weiter geſtiegen ſein. Sie hat ſich gegenüber dem Vorjahre durch das tatkräftige Vorgehen der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung bei⸗ nahe vervierfacht. Die jetzt vorliegende Zahl der Krankenkaſſen⸗ mitgliederſtatiſtik über die Entwicklung im Monat Oktober zeigt bei einem Beſtand von über 14000 000 Be⸗ ſchäftigten am 31. Oktober 1933 eine weitere Zunahme um 141 360. Auch hier iſt es für die Erkenntnis der hinter der Arbeitsmarktentwicklung ſtehenden Kräfte bedeutſam, daß die induſtriellen Bezirke die ſtärkſten Zu⸗ nahmen an Beſchäftigte aufzuweiſen haben. 1 4 „Die Ergebniſſe dieſer ganz unabhängig von den Ar⸗ beitsämtern geführten Beſchäftigungsſtaliſtik der Reichs anſtalt beſtätigen die aus der Arbeitsloſenſtakiſtik abzuleſen⸗ den Erfolge des erſten Abſchnittes der Arbeitsſchlacht in vol⸗ lem Maße, ſie laſſen ſogar dieſen Erfolg noch größer er⸗ ſcheinen. Denn während nom Höchſtpunkt der Arbeitsloſigkeit bis zum 31. Ottober die Zahl der bei den Arbeitsämtern ein⸗ getragenen Arbeitsloſen um rund 2 256 000 zurückgegangen iſt, hat vom Tiefpunkt der Beſchäftigung bis zum 31. Okto⸗ ber die Beſchüftigtenzahl darüber hinaus ſogar um 319 000 mehr zugenommen. d Handel und Wirtſchaſt (Ohne Gewähr.) W Mannheimer Schlachtviehmarkt vom 21. November. Auf⸗ trieb: 173 Ochſen, 128 Bullen, 325 Kühe, 355 Färſen, 697 Kälber, 36 Schafe und 2026 Schweine. Marktverlauf: Groß⸗ vieh ruhig, gute Tiere geſucht, Ueberſtand; Kälber ruhig, lang⸗ ſam geräumt; Schweine ruhig, Aeberſtand. Preiſe: Ochſen a) 28 bis 32, 22 bis 24, 24 bis 27; Bullen a) 26 bis 29, 22 bis 25, 20 bis 23; Kühe a) 22 bis 26, 18 bis 22, 14 bis 18, 11 bis 14; Kälber Sonderklaſſe nicht notiert, a) 40 bis 42, 34 bis 38, 28 bis 32, 20 bis 25; Schafe e) 22 bis 27; Schweine b) 50 bis 53, 49 bis 52, 47 bis 51 Pfennig pro Pfund Lebendgewicht. Stuttgarter Landesprodultenbörſe vom 21. November. Es notierten in Reichsmark je 100 Kilo: Weizen württbg. Feſtpreis 18.90, Großhandelspreis 18.90 bis 19.30; Roggen württbg. 15.60, Großhandelspreis 16 bis 16.15, Braugerſte 11 bis 18.75, Hafer 13 bis 13.50, Futtergerſte 16 bis 16.50, Wieſenheu 5 bis 5.50, Kleeheu 6.50 bis 7.50, Stro draht⸗ gepreßt 1.50 bis 2, Weizenmehl Baſis Spezial Null 30.65 bis 31.15; Kleie 9.50 bis 10.50, Brotmehl 24.65 bis 25.15. Berliner Devi en urſe vom 21. November. 1 Pfund Ster⸗ ling 13.62, 1 Dollar 2.54, 100 holl. Gulden 169.08, 100 Belga 58.36, 100 Danziger Gulden 81.52, 100 Lire 22.11, 100 Dinar 5.30, 100 dän. Kronen 60.79, 100 norw. Kronen 68.48, 100 franz. Francs 16.40, 100 tſchech. Kronen 12.43, 100 Schweizer Franken 81.10, 100 Peſetas 34.15, 100 ſchwed. Kronen 70.28, 100 öſterr. Schilling 48.05. J Stuttgarter Schlachtviehmarkt vom 21. November. Dem Dienstagmarkt waren zugeführt: 34 Ochſen, 45 Bullen, 217 Jungbullen, 414 Rinder, 278 Kühe, 1415 Kälber, 2358 Schweine. Erlös aus je 1 Zentner Lebendgewicht in Reichs⸗ mark: Ochſen: a) 27 bis 29, b) 26 bis 28, c) 24 bis 25, d) 22 bis 23, Bullen: a) 26 bis 28, b) 25 bis 27, c) 24 bis b25, d) 22 bis 23; Rinder: a) 29 bis 30, b) 25 bis 27, 0) 23 bis 24; Kühe: a) 21 bis 24, b) 15 bis 18, c) 10 bis 14, d) 7 bis 10, Kälber: a) 30 bis 33, b) 25 bis 28, c) 22 bis 24, d) 19 bis 21; Schweine: a) fette über 300 Pfund: 49 bis 50, b) vollfleiſchige 240 bis 300 Pfund: 48 bis 49, c) vollfleiſchige 200 bis 240 Pfund: 47 bis 48, d) vollfleiſchige 160 bis 200 Pfund: 45 bis 46, e) fleiſchige 120 bis 160 A e 5 ee 5 bis 43. Marktverlauf: Groß⸗ vieh ruhig, Ueberſtand; Kälber ſehr ſchleppend, Ueber bot; Schweine langſam, Aeberſtand⸗ e Berlin ehrt die Ge⸗ fallenen von Lange⸗ marck. Die diesjährige Gedenk⸗ feier für die Gefalle⸗ nen von Langemarck fand in Berlin im Ehrenhof des Zeughau⸗ ſes ſtatt. Diviſionspfar⸗ rer Boelkel hielt die Gedenkrede. ä 3 Neteſſeppenlled Wir n heut nach altem Brauch Ei ne en abgeſchlachtel; Der iſt ein jüdiſch edler Gauch, er ſolch ein Fleiſch verachtet. Es lebe zahm und wildes Schwein! 5 leben alle, groß und klein, e blonden und die braunen! So ſäumet denn, 8 nichk, Die Würſte zu verſpelſen, Und laßt zum würzigen Gericht 4 Becher fleißig kreiſen. reimt ſich 115 Wein und Schwein, Und Fi. ſich köſtlich: Wurſt und Durſt, Bei rſten gili's zu bürſten. Auch unſer edles Sauerkraut, Wir ſollen's nicht vergeſſen: Ein Deutſcher hat's zuerſt gebaut, Drum iſt's ein deutſches Eſſen. Wenn ſolch ein Fleiſchchen weiß und mild Im Kraute liegt, das iſt ein Bild Wie Venus in den Roſen. b Und wird von ſchönen händen dann Das. Fleiſch zerleget, Das iſt, was einem deutlſchen Mann Gar ſüß das Herz bewegel. Golt Amor naht und lächelt ſtill Und denkt:„nur daß, wer küſſen will, Zuvor den Mund ſich wiſche!“ Ihr Freunde, kadle keiner mich,- Daß ich von Schweinen ſinge! 1512 Es knüpfen Kraftgedanken ſic f. an geringe Dinge. i Ihr kennet jenes alte Work, r wißt: es findet hier und dort Ein Schwein auch eine Perle.. i 19 5 L. Uhland. Brief ohne Unterſchriſt. Von W. Emil Schröder. Ratsmann Vopel betrat mit kurzen, klei⸗ nen Schritten das Amtszimmer, das wohlig durchwärmt war, hängte umſtändlich Hut und Stock an den Kleiderhaken, wie ſchon ſeit dreißig Jahren— Tag für Tag! „Sind neue Unterſtützungsſachen da, Mertens?“ fragte er mit freundlicher, er⸗ wartungsvoller Stimme. Mertens kannte dieſe Frage ſchon im voraus und reichte einige blaue Aktendeckel über den Tiſch. „Sechs neue Sachen.“ Plötzlich ſtutzte Vopel: Dieſe etwas ſchnörkelige Schrift mit den ſpitz zurückfahrenden Strichen an den Wort⸗ enden kam ihm ſo vertraut vor. Er las die Unterſchrift, die ihm doch fremd war: Herta Karthaus. Und zuckte die Achſeln. „Mertens, haben wir einen Vorgang Karthaus? Herta, Grüner Weg 42“ Der rundliche Mertens ſtrich ſinnend das Kinn:„In den acht Jahren, die ich hier bei Ihnen arbeite, nicht, Herr Rat. Vorſichtshal⸗ ber werde ich mal die alte Kartei nachſehen.“ Er trat an den rieſigen gelben Akten⸗ 7— blätterte, ſuchte längere Zeit:„Nein, nichts! a „Danke, Mertens, kann mich auch irren.“ Aber der Name Karthaus blieb mit Wi⸗ derhaken in Vopels Gedächtnis haften, die Schriftzüge tanzten gleichſam vor ſeinen Au⸗ gen herum, und ſeine Gedanken gingen einen beſtimmten Weg— zurück, zurück, Jahre, Jahrzehnte. opel ſtrich ſich über die Stirn, erhob ſich mit einem Ruck. Langſam griff er nach Stock und Mantel, zog ſich an.„Mertens, in zwei guten Stun⸗ den bin ich wieder hier. Laſſen Sie inzwi⸗ ſchen vom Boten die Frau— wie war doch der Name?— ja, die Frau Karthaus auf 11 Uhr hierher beſtellen. Zwecks perſön⸗ licher Rückſprache“. N Schneller als ſonſt ſtrebte Ratsmann Vo⸗ pel ſeiner Junggeſellenwohnung zu. In dem altmodiſchen Sekretär kramte Vopel aufge⸗ regt herum. Briefbündel, mit Bändern ſorg⸗ ſam verſchnürt und durch kleine Zettel ge⸗ kennzeichnet, ließ er aufmerkſam durch die Hände gleiten. Und plötzlich zitterten dieſe ſonſt ſo ruhigen Hände— dieſer verblaßte Brief dort—— Er mußte ſich in den hohen Lehnſtuhl am Fenſter ſetzen, zog ſcheu das Geſuch der 75 Karthaus aus der Rocktaſche: Dieſe chrift und die Schrift in dem verblaßten Briefe glichen einander auf ein Haar, nur waren die Züge im Bittgeſuch ein wenig zitteriger, unſicherer! Vopel krampfte ſich das Herz zuſammen. Jetzt— vierzig Jahre ſpäter ſpielte ihm der Zufall das Werkzeug einer gemeinen Tat in die Hand, kam vielleicht der Tag der Rache, die er einſt in jugendlichem Ueber⸗ ſchwang gelobt! Er ſtützte den Kopf ſchwer in die Hand, las nochmal jenen Brief, den er doch auswendig kannte: g „Wenn Sie Ihre Verlobte auf unrechten Wegen ertappen wollen, brauchen Sie heute abend um 8 Uhr nur am Portal der Grena⸗ dierkaſerne zu warten!“ Nichts weiter. Keine Unterſchrift! Als er jenen Brief erhielt, hatte er laut aufgelacht! Luiſe ihm untreu? Tauſendmal. nein. Doch ie näher der Zeiger der achten Abendſtunde rückte, deſto ſtärker wirkte das Gift des Briefes, und ehe die Uhr noch acht. ſchlug, ſtand er im Schatten einer großen Ulme vor der Kaſerne. Ihn fröſtelte trotz der lauen Juniluft. Die Uhr ſchlug acht. Er wartete noch ein wenig— und wollte ſich triumphierend entfernen— da leuchtete Luiſes helles Kleid auf. Er wollte ſie an⸗ rufen— und blieb doch ſtumm. Das ſchwarze Kaſernentor knarrte— ein läſſige Offizier. Der Poſten präſentierte, Hand fuhr zum Mützenrand. Das helle Kleid und der blaue Rock verſchmolzen zu einem ungewiſſen Farbfleck in der Dämme⸗ rung, Worte klangen herüber:„Nicht böſe ſein, Luiſe— früher nicht möglich—“ Und dann ein verwehter Kuß— Wie erſtarrt, wartete er vor Luiſes Tor auf ihre Rückkehr, ſtellte ſie zur Rede. Ihr verſagte die Stimme:„Johannes, denk nicht böſe von mir. Später wirſt du alles erfah⸗ ren— jetzt— kann ich nicht!“ Da hatte er den Verlobungsring von der Hand ge⸗ ſtreift, in die ihre zurückgelegt und am näch⸗ ſten Morgen die alte Stadt verlaſſen. Viel, viel ſpäter erfuhr er die Wahrheit: Gegen ihres Vaters Verbot hatte Luiſe hin und wieder ihren Bruder Helmut beſucht, der Offizier war und weit über ſeine Ver⸗ hältniſſe lebte. Ihm hatte Luiſe von ihrem ſauer erſparten Gelde gebracht. Das Un⸗ recht, das er Luiſe angetan, hatte Vopel die tiefſte Wunde ſeines Lebens geſchlagen. Er hakke die Verſchollene nie vergeſſen können und verſucht, die Erinnerung an ſie in Ar⸗ beit zu ertränken. Aber das Gefühl der Rache wühlte und fraß die ganzen Jahre hindurch— Ein gealteter Mann ging die breite Rat⸗ haustreppe hinauf. „Da bin ich wieder, Mertens. Iſt Frau Karthaus beſtellt? So laſſen Sie ſie rufen!“ Geſpannt ſah er nach der Tür— ein gebeugtes Mütterchen ſchlürfte herein. Vo⸗ pel fuhr ſich mit der Hand an die Kehle— da würgte etwas. „Setzen Sie ſich, Frau Karthaus. Sie ſind Witwe? Ihr Mann neun Jahre tot. Schrei⸗ ben Sie, bitte, Inſpektor Mertens. Wieviel Kinder? Fünf? Und keines kann Ihnen helfen? Das iſt bitter.“ Sie ſah ihn ängſtlich an:„Ich bin doch jetzt ſo krank— hier iſt das Atteſt—“ „Wie war Ihr Mädchenname? Ich meine, welche„geborene“? Tenbrink!“ Vopel mußte tief Atem holen! Alſo die war es! Sie waren beide als Nachbarskin⸗ der miteinander aufgewachſen, und er hatte ſie immer gut leiden mögen, aber Liebe— dazu gehörte doch wohl mehr als bloße Kin⸗ dertändelei! Aber ein Glück war zerſtört— und hier wartete Rache! Als er aber dieſe ängſtlichen Augen, das Zittern dieſer gekrümmten Finger ſah, brach es in ihm erlöſend auf. Leicht war ihm ums Herz, als er freundlich ſagte:„Gehen Sie 9 wir helfen Ihnen. In den nächſten agen nd eigenhändig ſchrieb Ratsmann Vo⸗ pel an die Kaſſe eine Anweiſung, man möge von ſeinem Monatsgehalt regelmäßig 30 Mark an Frau Karthaus 1 5 Dann zog er einen verblaßten Brief aus der Rock⸗ kaſche, zerriß ihn in viele kleine Fetzen und ſtreute ſie in den Papierkorb. Zeichen in der Naiht Von Friedrich Ritter. Gegen das Fenſter des kleinen Landgaſt⸗ hauſes trommelte der Regen und bedeckte die Scheiben mit einem krauſen Netzwerk ſchma⸗ ler Waſſerläufe. In einer dämmrigen Ecke des ſchmuckloſen Zimmers ſaßen zwei junge Männer. Dann und wann warfen ſie un⸗ ruhige Blicke auf die Tür. „Wenn Erich nicht bald kommt, drehen wir das Ding eben ohne ihn“, ſagte einer halblaut. „Warten wir nur lieber auf ihn, Stock⸗ mann“, murmelte der andere,„zu dritt macht bh die Sache leichter. Wenn der letzte Zug urch iſt, bleiben zwei Beamte allein zurück. Wir dringen in den Kaſſenraum, und er ſteht Schmiere.“ „Hoffentlich macht er uns dabei keine Dummheiten, er kriegt manchmal ſo gefühl⸗ volle Anwandlungen“, bemerkte der Kumpan. Draußen wurden jetzt haſtige Schritte hör⸗ bar. Gleich darauf trat der Erwartete ein, trotz ſeiner Eile ziemlich blaß, und ließ ſich ohne Gruß auf die Bank fallen. In ihm ar⸗ beitete ſichtlich etwas. Stockmann ſah ihm argwöhniſch ins Geſicht. „Na, ſtärk dich man erſt mit einem Grog, aber ſpute dich, jede Minute iſt Gold wert.“ Erich ſtürzte ein Glas des heißen Geträn⸗ kes hinunter, worauf er ſofort ein zweites beſtellte. Seine Gefährten, die kein Auge von ihm ließen, beobachteten, wie er verträumt ein Papier aus der Taſche zog und es in der Hand hin⸗ und herdrehte. „Was haſt du denn da?“ „Mein Amulett— wenigſtens ſollte es das ſein“, entgegnete der Gefragte nach eini⸗ gem Zögern nicht ohne Verlegenheit. 5 „Amulett?! Mach dich doch nicht lächer⸗ lich, Menſch!“ „Es iſt der letzte Brief meiner Mutter, ich ſollte ihn immer bei mir tragen. Als ich heut in meinen Taſchen nach etwas ſuchte, geriet er mir ſeit langem wieder einmal in die Hände“, erklärte Erich faſt im Flüſterton. „Die Toten helfen uns nicht. Das müſſen wir ſelbſt tun. Vorwärts jetzt!“ befahl Stockmann rauh. „Du haſt recht.“ Damit gab ſich Erich einen Ruck und folgte den andern zu einem drau⸗ ßen bereit ſtehenden Auto. Er ließ es geſche⸗ hen, daß der Gefährte ihm das Schreiben wegnahm mit der Bemerkung, dergleichen mache wehleidig und knochenweich. Stockmann trat vor den Kühler, zerriß den Brief in mehrere Streifen, die im Winde aus⸗ einanderwirbelten, und kurbelte den Motor an. Dieſer begann zu arbeiten, ein Beben lief durch das Fahrzeug, und es war, als ob ein Raubtier mit wogenden Weichen knur⸗ rend zum Sprunge anſetzte. Ein Tritt auf den Gashebel— und der Wagen jagte da⸗ van. Der Gaſtwirt ſpähte nach ihm und wandte ſich dann an ſeine ſchläfrig hinter dem Schanktiſch hockende Frau:„Da ſtimmt doch was nicht! Die Burſchen redeten, ſoweit ich verſtehen konnte, in ziemlich verdächtiger Weiſe von der einſam liegenden Bahnſtation. Eine kleine Warnung kann jedenfalls nicht 2 Damit wandte er ſich zu dem Fern⸗ precher. Unterdeſſen ſtürmte der Wagen durch die Nacht. Wie eine ſchwarze undurchdringliche Wand ſtand ſie rechts und links vom Wege und hing über ihm herab wie ein ſchweres Gewölbe. Durch einen endloſen Tunnel ſchien die Fahrt zu gehen. Der Regen ſchlug auf dem Dach ſeinen harten Wirbel, verwan⸗ delte die Seitengräben in gurgelnde Bäche und flutete in breiten, ſchlammigen Rinnſa⸗ len über die Straße. Unter den Rädern ſchäumte das Waſſer, daß die Spritzer in wei⸗ tem Bogen emporflogen. Stockmann ſaß am Steuer, der andere hatte Revolver und Ge⸗ ſichtsmasken ſchon zurechtgelegt. Das Ziel war nicht mehr fern. Erich fröſtelte. Die Sache mit dem Brief ging ihm im Kopf herum. Seine Mutter hatte es immer gut mit ihm gemeint. Das wußte er, obgleich er ſich ſpäter nicht mehr viel um ihre Ermahnungen gekümmert hatte. Er begann ſich über das Zerreißen des Brie⸗ fes zu ärgern. Dann grübelte er über den geplanten Ueberfall nach. Was ſeine Mutter dazu geſagt hätte, konnte er ſich denken. Aber zwang die Not ihn und ſeine Kamera⸗ den nicht zu dem Schritt? Trotzdem vermoch⸗ te er mit ſich nicht ins Reine zu kommen, und er hatte das Gefühl, auf ob draußen eine Gefahr auf ihn lauerte. Der 1 5 Lichtkegel der Wagenlampen ſtach in die neblige Nacht hinein. Erich ſtarr⸗ te geradeaus, ſah die Meilenſteine ſekunden⸗ lang aus dem gelbweißen Dunſt tauchen und die niederrieſelnden Waſſerſchnüre ſilbrig aufblitzen. Nach einer Weile fiel ihm etwas auf 1 55 da nicht etwas Schattenhaftes vor dem c heßtug her? Immer im gleichen Ab⸗ ſtand? Erichs Blicke bohrten ſich in den Licht⸗ bereich der Scheinwerfer und gewahrten dort eine ungewöhnliche e Sie ging von einem ſonderbaren Gebilde aus. Weſenlos, ſchwärzlich, veränderte es fortwährend ſeine Geſtalt, floß zu einem Klumpen zuſammen, um ſich gleich darauf polypenhaft zu zerglie⸗ dern. Jetzt ſchien es zu winken und Arme auszubreiten, als wollte es den Wagen auf⸗ halten, dann wieder glaubte der junge Mann, die Form eines Galgens zu erkennen, an dem »Menſch hing. Erich wurde es ſiedendheiß. Er ſchloß die Augen und öffnete ſie wieder. Das Gaukelſpiel dauerte fort, wurde immer wilder und unheimlicher. Nun meinte Erich, es nicht länger ertragen zu können.„Seht ihr denn nicht dort“, rief er und packte Stockmann am Arm. Der hatte nichts bemerkt, hielt aber auf ſei⸗ nen Wunſch widerwillig den Wagen an. Erich lief nach vorn und schaute ſuchend um⸗ her. Da fiel ſein Auge auf einen der Schein⸗ werfer. An der Scheibe rührte ſich etwas. Es waren einige Papierfetzen, die, an das naſſe Glas getrieben, dort im Luftzug zit⸗ terten. Sie hatten den auffallenden Schatten hervorgerufen. Inſtinktiv griff Erich nach den Papierſtreifen und erkannte darauf, vom Regen verwaſchen, aber noch lesbar, die Schriftzüge ſeiner Mutter. Raum und Zeit verſanken für Erich. Er vernahm nicht das Drängen der Genoſſen. Er ſtammelte nur: „Bleibt hier“ und hörte kaum, wie das Au⸗ to ſchließlich ohne ihn davon ſurrte. Er ach⸗ tete nicht des Regens, der ihn durchweichte. Er ſtand nur und betrachtete den Zettel. So ſtand er noch, bis wieder ein Auto nahte. Es war ein anderes, und doch ſaßen Erichs frühere Gefährten wieder darin. Er erkann⸗ te ſie, als es vorbeiſauſte, aber neben ihnen blitzten Polizeihelme. Da drückte er den Zet⸗ tl erſchauernd an ſeine Bruſt. Aus dem Tierreich Fabeln von Albert Reinicke. Die Spinne und die Fliege. Eine Fliege geriet in das Netz einer Spinne. „Wie kannſt du dich vermeſſen, mich in mei⸗ ner Ruhe zu ſtören?“ rief die Spinne mit geheuchelter Entrüſtung. „Entſchuldige, liebe Spinne, ich verirrte mich“, ſtammelte die verängſtigte Fliege. 1 „Dummheit iſt immer am dreiſteſten! ſchalt die Spinne weiter und ſtürzte ſich beute⸗ gierig auf die hilfloſe Fliege.. „Ich will es in Zukunft gewiß nicht wie⸗ der kun!“ beteuerte die Fliege und ſuchte ſich vergebens zu befreien. 5 „Das kann ich mir denken“, grinſte die Spinne teuflich.„Reue iſt Einſicht, die lei⸗ der zu ſpät kommt.“ „Schuld an allem trägt nur dein hauch, feines Netz, das ich im Fluge nicht gewahrte, jammerte die zappelnde Fliege.„Warum ſpinnſt du es?“ „Ich würde es gern unterlaſſen, wenn man mir die nötige Anzahl Fliegen liefern würde,“ e die Spinne. And ſie verſpeiſte die Fliege. Maulwurf und Schnecke. „Es iſt wirklich zum Verzweifeln“, ſtöhnte die Schnecke, als ſie wieder vor einem Maul- wurfshügel angelangt war.„Welche Rüchichts⸗ loſigkeit, einem überall dieſe Hinderniſſe in den Weg zu legen, wo man ſchon ſo nicht vom Flecke kommt.“ „Nur keine Aufregung, das ſchadet der Ge⸗ ſundheit“, grinſte der Maulwurf.„Bedenke wohl: Hügel ſind eine Zierde der Landſchaft! Dabei wühlte er luſtig weiter. 5 Der Schieber. „Die Vögel des Waldes waren empört dar⸗ über, daß ihnen der Kuckuck ſeine Eier im⸗ mer in ihre Neſter legte. „Welche Unverſchämtheit“, riefen ſie ein⸗ mütig,„uns die Arbeit des Brütens zu überlaſſen und ſelbſt dem Vergnagen nach' zugehen und das Leben zu genießen!“ Sie ſuchten die weiſe Eule auf, die das Richteramt verſah, und brachten ihre Be⸗ ſchwerde in beweglichen Worten gor. Die Eule hörte in Ruhe die Klagen an und ſagte lakoniſch:„Ihr ſelber ſeid ſchuld an dieſem Uebel. Paßt in Zukunft beſſer auf! Die Vögel ſchwuren, den Rat zu befolgen und fortan mehr auf ihrer Hut zu ſein. Trotzdem laſſen ſie ſich vom Kuckuck immer wieder überliſten und ſorgen ſo noch heute dafür, daß dieſer Schieber unter ihnen luſtig weiterlebt. Papagei und Nabe. Ein Papagei trug einem Raben die Worte zu, die er von den Menſchen im Laufe der Zeit gelernt hatte. „Viel iſt es eigentlich nicht, was du kannſt,“ ſagte der Rabe nachdenklich,„denn ich weiß, daß die Sprache der Menſchen ſehr viele Worte umfaßt.“ 5 Der gute Freund. Der Fuchs verzehrte gerade mit Behagen ein junges Huhn, als der Marder des Weges kam und begehrlich nach dem Leckerbiſſen ſchaute. i „Du ſollſt ſehen, daß ich dein Freund bin, ſagte der Fuchs zum Marder und bezeichnete ihm vertraulich die Stelle des Hühnerhofes⸗ Der Marder war gerührt von ſoviel Groß⸗ mut, dankte mit vielen höflichen Worten und eilte davon, um ſogleich ſein Glück zu ver⸗ ſuchen. „Dummkopf!“ lachte der Fuchs hinter ihm drein.„Den Stall wirſt du finden, aber kein Huhn, denn das letzte habe ich eben geſtohlen! „Da iſt der Dieb!“ riefen die wütenden Bauern, als ſie den Marder ſahen, und er⸗ ſchlugen ihn. 5 Luſtige Etke Mar ſchlendert mit einem Bekannten durch die Straßen. Der Bekannte erzählt Witze und Mar hört zu. Jedesmal, wenn der Freund mit einem Scherz zu Ende iſt, lüftet Max ſeinen Hut.„Weshalb nimmſt du immer“ fort den Hut ab?“ fragt der Witzeerzähler. — Es iſt meine Art“, erklärt Mar,„alte Bekannte zu grüßen, wenn ich ihnen begegne. „Nun, lieber Herr Feldheim, haben Sie in dieſem Jahre auch ſo 285 Raupen 10 Ihrem Garten?“ „Und ob, mein Lieber. Ich werde ſogar noch ein Stück Garten hinzukaufen müſſen, um die Bieſter ſatt zu kriegen.“ f Nach dreiſtündigem Gefecht mit den Kan, nibalen gelang es den Makroſen, unverzehrt wieder auf das Schiff Zu kommen. 1 „Ja, ſo vor zwanzig Jahren—— das waren ſchöne Zeiten! Nicht wahr, Johann?“ „Ach ja, damals haben der Herr Baron mir immer pünktlich meinen Lohn zahlen kön⸗ nen.“