0 . urch die das deutſch⸗franzöſiſche Problem bereinigt 0 5 Unmöglichkeit Deutſchlands, ſich zu verteidigen, aufzubauen 3 Leh alles anzuhören, alles zu begreifen, alles zu unker⸗ rſchelnt wg c, at chene ber Seumn- und Fetertage. Wezugspteis: Mowafl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.80 In der Geſchüftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreis: Die einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Reklamen 60 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. r Platz⸗Vorſchriften wird hetue Garantie übernommen. Werkndblatt für den Stadttell ihm Sechenhelm. Amshymefchluß für Inſernte und Notizen vormittags 9 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Jnſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitigz. „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt Schriftleitung, Druck u. Verlag: G. Härdle, Zähringerſtr. 68. Fernſpretzer Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 83. Jahrgang Deutſchland und Frankreich Hochpolitiſches Interview des Kanzlers.— Was iſt Sicher beit?— Von der Aufrichtigkeit Hitlers überzeugt. Paris, 23. November. Der„Matin“ veröffentlicht den Inhalt einer Unterre⸗ dung, die der Außenpolitiker des franzöſiſchen Wirtſchafts⸗ blattes„LInformation“, de Brinon, mit Reichskanzler Adolf Hitler hatte. Brinon hebt die zwangsloſe, herzliche Aufnahme durch den Reichskanzler hervor, der im Gegen⸗ ſatz zu anderen Staatsmännern jedes Zeremoniell und jedes Inſzeneſetzen vermeidet, deſſen inneres Feuer aber bele⸗ bend zum Ausdruck kommt. ö Der Reichskanzler habe erklärt, ſchreibt de Brinon ein⸗ leitend, daß ſeine Einſtellung ſtets die gleiche geblieben ſei. Er wünſche die Ausſprache und e weil er darin die Garantie für den Frieden erblicke. Er wolle, daß dieſer wahrhafte Frieden zwiſchen loyalen Geg⸗ nern geſchloſſen werde. Er habe dies wiederholt erklärt, aber man habe ihm immer nur durch mißtrauiſche Worte geantwortet. Sein Wille habe ſich jedoch nicht gewandelt. „Ich glaube,“ ſo erklärke der Reichskanzler,„daß das Ergebnis der Volksabſtimmung meinem Wunſche eine neue Kraft gibt. Wenn früher Skreſemann und Brüning ver⸗ handelten, ſo konnten ſie ſich nicht darauf berufen, daß das Volk hinker ihnen ſtehe. Ich aber habe ganz Deutſchland ö hinter mir! Ich habe dem Volke nicht verheimlicht was ich wollte. Das Volk hat meine Politik gebilligt.“ 5 Das Geſpräch ging dann auf das deutſch⸗franzöſiſche Problem über. Hitler glaubt, ſo ſchreibt de Brinon, an die 1 Notwendigkeit einer deutſch⸗franzöſiſchen Verſtändi⸗ gung. Ich habe die Ueberzeugung, ſo erklärte der Reichs⸗ anzler, daß, wenn die Frage des Saargebietes, das deulſches Land iſt, einmal geregelt iſt, nichts Deutſchland und Frankreich in Gegenſatz zueinander bringen kann. El⸗ ſaß⸗Lothringen iſt keine Streitfrage. Aber wielange noch wird man wiederholen müſſen, daß wir we⸗ der abſorbieren wollen was nicht zu uns gehört, noch daß wir uns von irgendjemand lieben laſſen wollen, der uns nicht liebt! In Europa beſteht nicht ein einziger Streiffall, der einen Krieg rechfferkigt. Alles läßt ſich zwiſchen den Regierungen der Völker re⸗ geln; wenn ſie das Gefühl ihrer Ehre und ihrer Verant⸗ wortlichkeit beſitzen. Es gibt ein von vaterländiſchem Geiſt deſeeltes Polen und ein nicht weniger an ſeinen Traditio⸗ nen hängendes Deutſchland. Fu dchen ihnen beſtehen Balken und Reibungspunkte, die auf einen ſchlechten De rag zurückgehen, aber nichts, was wert wäre, das koſt⸗ darſte Blut zu vergießen, denn es ſind immer die Beſten, die auf den Schlachtfeldern fallen. Deshalb iſt zwiſchen Deutſch⸗ land und Polen ein gut⸗nachbarliches Abkommen möglich. Krieg wäre Wahnwitz! „Man beleidigt mich.“ ruft der Reichskanzler aus, wenn man weiterhin erklärt, daß ich den Krieg will. Sollte ich Wabnwitziges wollen? Den ftieg? Er würde keine Rege⸗ dung bringen, ſondern nur die Weltlage verſchlechlern. Er würde das Ende unſerer Raſſen bedeuten, die Elite ſind und in der Folge der Jeiten würde man ſehen, wie Aſien auf unſerem Konkinent ſich feſtſetzt und der Bolſchewismus triumphiert. Wie wollte ich einen Krieg wünſchen, während doch die Folgen des letzten Krieges noch auf uns laſten und ſich noch 30 oder 40 Jahre lang fühlbar machen werden. Ich denke dicht für die Gegenwart, ſondern ich denke an die Zukunft. d habe vor mir eine lange innerpolitiſche Ar⸗ deit. Ich habe dem Volk den Begriff ſeiner Ehre wieder⸗ eben. Ich will ihm auch die Lebensfreude wieder ſchen⸗ Wir bekämpfen das Elend. Schon haben wir die Ar⸗ Jaltsloſigteit zurückgedrängt, aber ich will Beſſeres leiſten! 05 werde noch Jahre brauchen, um dahin zu gelangen. lauben Sie, daß ich meine Arbeit durch einen neuen Krieg zunichte machen will?“ Der Berichterſtatter wies in dieſem Zuſammenhang nun die äußeren Aufmachungen hin, die man in Deutſchland unde: Die Freude an der Verherrlichung der Kraft. 5 Der Reichskanzler erwiderte darauf, daß Deutſchland ſichig ſein müſſe, ſich zu verteidigen. Sein Programm laſſe folgendermaßen präziſieren: Kein Deutſcher für einen neuen Krieg, aber für die Ne Verkeidigung ſeines Vaterlandes das geſamte Volk. 05 un die Jugend in Deutſchland in Reih' und Glied mar⸗ lt wenn ſie die gleiche Kleidung trägt, ſo deshalb, weil die neue Ordnung und ihre Garantie verkörpere. Wege zur Verſtändigung i Das Geſpräch wandte ſich ſodann den Mitteln zu ee 3 unte. Der Reichskanzler führte nach der Schilde⸗ kung de Brinons aus: 51 „Wie die Verſtändigung zwiſchen gleichberechtigten Nach⸗ barländern e 1 kann? Mein V ater- dend iſt nicht eine zweitrangige Nation, ſon⸗ Ven eine große Nation, der man eine unerträgliche handlung aufgezwungen hat. 8 Wenn Frankreich ſeine Sicherheit auf der gefährlichen 1 5 0 denke, dann iſt nichts zu machen, denn die Zeiten, in de das möglich wäre, ſind zu Ende. Wenn Frankreich aber Sicherheit in einem Abkommen finden will, bin ich be · men. Donnerstag, den 23. November 1933 Auskritt Italiens?— Reitungsverſuche Avenols.— Reform oder Juſammenbruch. Rom, 22. November. Die Gerüchte von einem bevorſtehenden Austritt Ita liens aus dem Völkerbund haben in Genf und in den am Völkerbund intereſſierten Kreiſen eine wahre Panik hervor ⸗ gerufen. Ein ſolcher Schritt Muſſolinis würde nach dem Auskrikt Deutſchlands den Zerfall dieſer Inſtitution bedeu⸗ ken. Avenol, der Generalſekrekär, iſt daher in aller Eile 5 Rom gereiſt, um Italien vom Verlaſſen Geufs abzu⸗ alten. Die italieniſche Preſſe ſetzt inzwiſchen ihre Kritik am Völkerbund— ſicher nicht ohne Einwilligung der Staats⸗ führung— unvermindert fort. der Chef des„Giornale d'Italia“ ſpricht von einer dreifachen Kriſe des Völ⸗ kerbundes, die ſeine Verfaſſung, ſeine Methoden und eine Ergebniſſe betreffe. Der Völkerbund als Hilfsinſtrument des Verſailler Vertrages mußte ſchon bei ſeinem Ent⸗ ſtehen ein Frankreich und England untertäniger Verband werden. Er ſei ſo das vollſtändige Gegenteil der von ihm angeblich verfolgten Ziele geworden. Nicht Deutſchland habe eine Kriſe im Völkerbund her⸗ vorgerufen, vielmehr habe der Bund die Kriſe in der Haltung gegenüber Deutſchlund verurſachk. Er biete das Bild destroſtloſen Verfalls der demo⸗ kratiſchen Parlamente. Was wirklich im politiſchen Leben Europas entſtanden ſei, ſei autonome Arbeit der Mächte, woran der Völkerbund keine Verdienſte habe. Unter ſolchen Umſtänden ſei es nur natürlich, wenn der Faſchiſtiſche Groß⸗ rat auf ſeiner bevorſtehenden Großtagung eine nüch⸗ terne Nachprüfung der Stellungnahme Italiens zum Völkerbund vornehmen werde. i Der„Corriere della Sera“ ſchreibt, daß der Völkerbund nur noch dem Namen nach beſtehe. Bei dem Verluſt ſeines Anſehens und ſeiner Bedeutung könne er nicht mehr Sitz zur Regelung der internationalen Beziehungen ſein. Durchgreifende Reviſion— Loslöſung von Verſailles In einer Reutermeldung aus Rom heißt es, man er⸗ warte, daß Avenol bei Muſſolini vorſprechen und daß bei dieſer Gelegenheit eine durchgreifende Reviſion des Völker⸗ bundes erörtert werden würde. In maßgebenden Kreiſen in Rom werde, wie Reuter weiter angibt, erklärt, daß die ita⸗ lieniſche Unzufriedenheit mit Genf nicht zu der Forderung . ⁰²—. ↄ ²]˙j ꝛð« ſ Man weiß ziemlich genau, worin die von Deutſchland geforderte Gleichberechtigung beſteht. Moraliſch [8 es ſich um ein abſolut gleiches Recht. Die prakti⸗ chte Durchführung kann etappenweiſe erfolgen und man kann über die Einzelheiten verhandeln. Aber man ſagt mir: Gewiß, Gleichheit, jedoch keine Gleichheit ohne Gegen⸗ leiſtung. Welche Gegenleiſtung? Man müßte endlich den Inhalt des franzöſiſchen Wor⸗ kes Sicherheik kennen!“ Auf den Hinweis Brinons, daß man in Frankreich auch die Gewi 8 eit haben möchte, daß nach endgültiger Re⸗ gelung der Differenzen nicht neue Schwierigkeiten auftau⸗ chen, erwiderte der Kanzler: Ich allein entſcheide über die Politik Deutſchlands und wenn ich mein Wort gebe, dann bin ich es gewohnt zu halten. Was iſt alſo noch notwendig? Ich habe keinen Thron geerbt. Ich habe aber eine Doktrin aufrecht zu erhalten. Ich bin ein Menſch, der handelt und der ſeine Verantwortung übernimmt. Ich bürge mit meiner Perſon vor dem Volk, das ich führe und das mir die Kraft gibt. Aber ſprechen wir von der franzöſiſchen Sicherheit! Wenn man mir ſagen würde, was ich für ſie kun kann, würde ich es gern kun, wenn es ſich nicht um eine An⸗ ehre oder eine Drohung für mein Land handelle. Ein engliſcher Journaliſt hat geſchrieben, daß man zur Be⸗ N ruhigung Europas eine Verſtändigung zwiſchen Deutſchland und Frankreich herbeiführen und Frankreich die zuſätzliche Sicherheit eines Verteidigungsbündniſſes mit England geben müßte. Wenn es ſich um ein derarkiges Bündnis handelt. will ich es gern unkerſchreiben. Denn ich habe keineswegs die Abſicht, meinen Nachbar anzugreifen. Polen ſieht das jezt ein. Aber weil Polen öſtlicher liegt als Frankreich, kennt es uns beſſer. N 5 Keine Nückkehr nach Genf de Brinon wirft ein, daß der Rücktritt vom Völkerbund eine tiefe Erregung ausgelöſt habe und fragt an, ob Deutſchland nach Genf zurückkehren werde. Die Antwort des Reichskanzlers lautet nach den Worten Brinons:„Als ich Genf verließ, habe ich eine notwendige Handlung vollzogen und ich glaube damit zur Klärung der Lage beigetragen zu haben. a Wir werden nicht nach Genf zurückkehren. Der Völker ⸗ bund iſt ein internationales Parlament, in dem die Mächte-⸗ gruppen im Gegenſatz zueinander ſtehen. Die Mißverſtänd⸗ niſſe ſind dort verſchärft anſtatt gelöft zu werden. Ich bin ſteis bereit und ich habe das bewieſen, Verhandlungen mit einer Regierung aufzunehmen, die mit mir ſprechen will.“. de Brinon zieht aus ſeiner Unterredung mit dem Reichskanzler den Schluß, daß das Urteil des Journaliſten G. Ward Price, der auf Grund einer Unter⸗ redung mit dem Reichskanzler von deſſen Aufrichtig⸗ keit überzeugt wurde, zutrifft. engliſchen Der Zerfall des Völkerbundes Deutſchlands — eine Abtrennung des Verſailler Vertrages unternehmen werde, und zwar möglichſt im Auftrage der Nr. 274 auf Zerſtörung des Völkerbundes führe, wohl aber zu dem Verlangen, daß folgende verhängnisvolle Nachleile beſeitigt würden: l 1. der Zuſammenhang, der zwiſchen dem Völkerbund und dem Verſailler Vertrag ſowie anderen Nachkriegsverträ⸗ gen beſteht und der die Folge hat, die Bundes mitglieder in Sieger und Beſiegte zu keilen, was den Völkerbund unter die Vorherrſchaft Frankreichs und Großbritan⸗ niens gebracht hat, 2. das ſtarre und verwickelte Verfahren, das durch end⸗ loſe Erörterungen und zahlloſe ſich ſtändig vermehrende Ausſchüſſe Kraftverſchwendung bedeutet und zur Erfolg⸗ loſigkeit führt, und 3. die„übertrieben wichtige Rolle“, die die kleinen Länder bei der Tätigkeit des Völkerbundes ſpielen. i „Austritt um jeden Preis verhindern“ Der römiſche Korreſpondent des„Matin“ berichtet zum Aufenthalt des Generalſekretärs des Völkerbundes, Avenol, in Rom, man habe Avenol die Abſicht zugeſchrieben, Muſſo⸗ lini den Plan einer Reorganiſation des Völkerbundes zu unterbreiten, damit die bisher abſeits ſtehenden Mächte in ihn eintreten könnten. Dieſe Möglichkeit ſei gegeben durch vom Völkerbundsſtatut und durch Streichung der Artikel 10 und 16 bezüglich der Garantierung der Grenzen und der Sanktionen. Avenol habe dementiert, daß er einen ſolchen Plan hege. a. Nichtsdeſtoweniger ſiehe feſt, daß er verſuchen werde, den Austritt Italiens aus dem Völkerbund um jeden Preis zu verhindern. Man nehme an, daß eine Juſammenkunft zu Vieren oder Fünfen in einem ikalſeniſchen Ork in Aus⸗ ſicht genommen werden könnte, vielleicht in der Form, daß das Büro der Abrüſtungs konferenz zeitweilig nach Italien verlegt werde. g Auch in London erregt Avenols Reiſe nach Rom in Zuſammenhang mit dem italieniſchen Preſſefeldzug gegen die fetzige Form des Völkerbundes großes Intereſſe. Meh⸗ rere Blätter ſprechen von der Möglichkeit, daß eine Reform des Völkerbundes vorgeſchlagen werde. ö „Heldenhaſte Anſtrengung“ Avenols Der Korreſpondent der Zeitung„LInformation“ in Nom meldet ſeinem Blatt üver die Stellung Italiens zum Völkerbund, daß der Generalſekretüär des Völkerbundes, Abenol, eine„heldenhafte Anſtrengung“ bei Muſſolini Londoner und der Pariſer Regierung. f Aalien habe ſich 14 Tage Bedenkzeit ausgebelien, um eitie letzte Brücke Wa e und Genf beſtehen zu 0 Italien würde im Völkerbund bleiben, wenn zwiſchen den ührern der Regierungen der Großmächte eine ſofor ti ge direkte Fühlungnahme hergeſtellt werden könne. Italien wünſche eine Konferenz in einer italieniſchen Stadt. Franzöſiſch-itaneuiſcher Zuſammenprall.— Frankreich i a isoliert. e In der Beſprechung der Vertreter Englands, Frank⸗ reichs, Italiens und Amerikas über die weitere Behandlung der Abrüſtungsfrage ſcheint es ſehr lebhaft each ppc zu ſein, ja man kann ſchon 5 von einem„Krach“ ſprechen. Ein heftiger Zuſammenſtoß iſt zwiſchen der italieniſchen und der franzöſiſchen Auffaſſung erfolgt. In den engiſchen Blättermeldungen über den franzö⸗ fiſch-italieniſchen Juſammenprall in Genf wird feſtgeſtellt, daß Frankreich völlig iſoljert ſteht. Der Genfer Reuter Vertreter findet es bemerkenswert, daß ſogar Dr. Be⸗ neſch den franzöſiſchen Außenminiſter nicht unkerſtützte Er berichtet ferner, in italieniſchen Kreiſen werde offen erklärt, wenn Frankreich auf Einberufung des allgemeinen Ausſchuſſes beſtehe und wenn dieſer die Fortſetzung der Ar⸗ beiten der Unterausſchüſſe beſchließen ſollte, ſo werde Ita⸗ lien einfach ſeine Sachverſtändigen zurückziehen. Die Italie⸗ ner beſtänden auf völliger Unterbrechung der Arbeiten, um zum Ausdruck zu bringen, daß eine neue Grundlage geſucht werden müſſe. i Der Genfer Korreſpondent der„Times“ ſagt: Die prak⸗ tiſche Erfahrung hat bereits gezeigt, daß die ſeit der erſten Leſung des Konvenkionsenkwur⸗ fes vorgeſchlagenen zahlreſchen Abänderungen die Deulſchen viel mehr in Mitleidenſchaft ziehen, als zu⸗ nächſt angenommen wurde. In der franzöſiſch⸗italieniſchen Meinungsverſchiedenheit hat die britiſche Delegation keine Partei ergriffen. Sie iſt der Meinung, daß das Schwergewicht der Ab⸗ rüſtungsfrage jetzt nicht in Genf liegt, und daß es leichgültig iſt, ob die Absſchüſſe mit ihren Entwürfen fort⸗ 2— oder nicht. Man habe franzöſiſcherſeits, ſo äußert ſich Ha⸗ vas, nicht mit einer ſo peinlichen Debatte gerechnet, wie ſie jetzt in Genf ſtattfand. Bis Mitte Jana 1 Verkagung der Abrüſtungskonferenz. ere 4 08 „Die Sitzung des Büros der Abrüſtungskonferen Mittwoch nicht ganz zehn Minuten in Anspruch 58 men. Der vom Konferenzpräſidenten unterbreiteie Bericht über die Verlagung des Haupfausſchuſſes bis Mitte Ja- nuar wurde von der kKommiſſion ohne f 5 a genommen. ſſton ohne jede Diskuſſion an · 22 REER Politiſches Allerlei Dänemark ſchützt die Hakenkreuzflagge. Das däniſche Folkething erteilte mit 124 gegen die bei⸗ den kommuniſtiſchen Stimmen die Erlaubnis, ein gerichtli⸗ ches Verfahren gegen den kommuniſtiſchen Folkethin ⸗Abge⸗ ordneten Axel Larſen wegen Verhöhnung einer fremden Macht einzuleiten. Larſen hatte in einer Verſammlung in Apenrade eine Hakenkreuzfahne zerriſſen und ſie eine„Mör⸗ derflagge“ genannt. Berlin. Das Geheime Staatspolizeiamt teilt mit, daß der„Reichsbund der Inflationsopfer für das preußiſche Staglsgebſel verboten fei 5 1 25 n 95 um das Bentnerverforgungsgeſetz. 1 5 Während das Reichsfinanzminiſterium, dem Mitte Juli die Finanzberechnungen des Reichsarbeitsminiſteriums zu⸗ gegangen waren, eine Entſcheidung hinſichtlich der Alec für ein Rentnerverſorgungsgeſetz zur Verfügung zu ſtellen⸗ den Mittel nicht getroffen hat, ſind anderweitig Schritte für eine beſchleunigte Regelung unternommen worden. Nationalſozialiſt meuchlings niedergeſtochen. Die Landesleitung Oeſterreich der NSDAP teilt mit: In St. Johann(Tirol) wurde ein Nationalſozialiſt von einan Heimwehrmann durch einen Meſſerſtich meuchlings ſo ſchwer verletzt, daß er ins Spital gebracht werden mußte, wo er mit dem Tode ringt. Die amtlichen öſterreichiſchen Nachrich ⸗ tenſtellen haben bisher über den Vorfall nichts berichtet. Zuchthaus für Teilnahme am Parteitag. ö Das Kreisgericht Pilſen verurteilte den Schneider Georg Kohl wegen Teilnahme am Nürnberger Parteitag zu einem Jahr ſchweren Kerkers. Wegen angeblichen Verſtoßes gegen das Republikſchutzgeſetz wurden vier deutſche Studenten in Prag verhaftet. Die Saarpreſſe an Gtaatsrat Gpaniol f Saarbrücken, 22. Nov. Der Verein der Saarpreſſe hat an den Landesführer der NSDAP Saargebiet und der Deut⸗ born 1 Staatsrat Spaniol, ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt: „Die im Verein der Saarpreſſe e deutſchen Journaliſten des Saargebietes ſprechen„Ihnen für die aufopfernde, zielbewußte und erfolgreiche Tätigkeit, die Sie als Landesführer der NSDAp von Anfang an in den Dienſt der nationalen Sicherung unſeres Heimatlandes gegen annexioniſtiſche und autonomiſtiſche Tendenzen ge⸗ ſtellt haben, ihren aufrichtigen Dank aus. Sie tun das in dieſem Augenblick, um damit zu bekunden, daß Sie ſo ent⸗ ſchieden und deutlich wie nur möglich die in ihren Abſichten, ihren Methoden und ihren Mitteln niederträchtigen Ma⸗ chenſchaften ablehnen, die zurzeit gegen Sie inſzeniert und in 50 antinationalen Preſſe des Saargebietes propagiert werden. Auch in dieſer Frage lehnen die deutſchen Journalisten des Saargebietes ſede Gemeinſchaft mit den landfremden Elementen ab, die tagtäglich die wahre Geſinnung des Saarvolkes in der Oeffentlichkeit zu verfälſchen ſuchen.“ Deutſcher Proieſt in Belgien Gegen neue unerhörte Marxiſtenhetze. 0 Brüſſel, 23. November. In Belgien zeichnet ſich eine neue Welle 5 8 Angriffe gegen das nationalſozialiſtiſche Deutſchland ab. Im Jane, Lande werden illuſtrierte Flugſchriften verteilt. In ntwerpen wird mit einer auf tiefſtem Niveau ſtehenden Reklame die Vorführung eines gegen das heutige 28 land gerichteten Theaterſtückes angeprieſen. Das Stück iſt ſelbſt nach dem Eingeſtändnis der ſozialiſtiſchen 0 Wee literariſch minderwertig. Den Gipfel der Verhetzung erre jedoch die Inanſpruchnahme des belgiſchen Rundfunks filr Boykottpropaganda ſeitens der Sozialiſtiſchen Partei Bel⸗ giens. ö Die deukſche Geſandtſchaft hat gegen dieſe Vorgange energiſch Verwahrung bei der belgiſchen Regierung einge⸗ legt und insbeſondere die Abſtellung des Mißbrau per- langt, der mit dem unter ſtaatlicher Kontrolle ſlehenden Rundfunk gekrieben wird und der geeignet iſt, eine Slörung der deutſch⸗belgiſchen Beziehungen zu verurſachen.. „ e Paris. Der Unkerſtaatsſekretär im Außenminiſterium, de Teſſan hatte eine Unterredung mit dem deutſchen Bot⸗ ſchafter Köſter. Eine ſeltene Frau Roman von Fr. Lehn e. 250 Er ſtand mit Thea in heimlichem Briefwechſel. Vorläu⸗ fig durfte niemand etwas von ihren Beziehungen ahnen. Aber ſie waren beide jung und konnten warten. Sein Roman war beendet und nicht lange dauerte es, ſo war er unter glänzenden Bedingungen von einem erſten Verleger erworben. Die Freude darüber war groß. Unwill⸗ kürlich war ſein erſter Gedanke:„Wie würde Adrienne ſich gefreut haben.“ Merkwürdig, an Thea dachte er da nicht— zu ſeinem Schaffen und Arbeiten ghörte ſie nicht! Die Scheidung war ausgeſprochen. Jetzt war er frei, und er konnte Thea heimholen! Ihre Eltern mußten nun den Sachverhalt erfahren. Er ſchrieb und ſtellte ſeinen Beſuch in Ausſicht. Hauptmann von Breitenfeld gab ihm aber ein kurzes ſchroffes Nein. ö Sehr niedergedrückt hielt Gerhard den Brief in Händen, der ſeine Hoffnungen ſo jäh vernichtete. Was nun? Er konnte die Beweggründe von Theas El⸗ tern wohl verſtehen. Er ehrte ſie. Aber darum auf ſein Glück verzichten, oder noch jahrelang warten müſſen? Nein, das konnte er nicht. f Die Luſt zum Arbeiten war ihm genommen. Er lief den ganzen Tag in der Stadt umher. Müde und verſtimmt ſuchte er gegen Abend ſeine Wohnung auf. Seine Wirtin kam ihm entgegen. 5 a 5 5 „Herr Doktor, es wartet eine Dame auf Sie. Drinnen in Ihrem Wohnzimmer. Vor zwei Stunden ſchon iſt ſie ge⸗ kommen. Sie müſſe Sie notwendig ſprechen!“ Dabei ſtreifte ihn ein neugieriger, verwunderter Blick der Frau, die ihn doch ſonſt als ſehr ruhigen, ſoliden Mieter kannte. ö „Eine Dame?“ fragte er ſehr erſtaunt,„wie ſieht ſie aus?“ „Na, natürlich fung! Und ſehr hübſch! Blondes Haar hat ſie.“ Thea!“ durchfuhr es ihn da—„das tolle Mädel.“ Sarrauts Sturz gewiß? „Energiſche Persönlichkeiten“ ſollen eingreifen. 8 Paris, 22. November. Das Schickſal des Kabinetts Sarraut wird nicht ſonde lich optimiſtiſch beurteilt. Es gibt ſogar politiſche Kreiſe, die den Sturz der Regierung für unvermeidlich halten.„Das Schickſal des Kabinetts iſt beſiegelt,“ ſchreibt u. a. das Mit. tagsblatt„Midi“. Die einzige Hoffnung beſteht darin, daß Sarraut die notwendige Energie aufbringt, um wenigſtens in Schönheit zu ſic dücht m Um die finanztechniſche Debatte kümmert man ſich nicht mehr, die Debatte erhält eine politiſche Wendung: für oder gegen die Beamten, für oder gegen die Deflation, für oder gegen den Senat. i Dem Kabinett Sarraut werden bereits Kampferſprit⸗ zen verabfolgt. Energiſche und klardenkende Perſönlichkei⸗ ken müſſen uns aus dieſer Verlegenheit, die bald gefähr⸗ lich werden kann, befreien. 1 Gefangenenrevolte in Philadelphia Das Gefängnis in Brand geſteckt. Philadelphia, 22. Nov. Im hieſigen Gefängnis iſt eine ſchwere Meuterei ausgebrochen. Die Gefangenen haben Feuer an die Einrichtungsgegenſtände der Anſtalt gelegt. Die Bevölkerung vernahm aus dem Innern das Feuer von Maſchinengewehren, Flintenſchüſſen und das furchtbare Schreien und Heulen der Gefangenen. Die Feuerwehr hatte roße Mühe, die Flammen zu löſchen. Mehrere Hundert⸗ ſchaßten Polizei drangen zur Hilfeleiſtung in das Gefängnis ein. Nach einiger Zeit wurde der Aufruhr unterdrückt. Der Vorgang hat ſich folgendermaßen abgeſpielt:. In der Erholungspauſe auf dem Gefängnishof, wo ſich 1300 Sträflinge befanden, liefen 75 von ihnen plötzlich in die Werkſtätten, wo Baumwollgewebe hergeſtellt werden, und ſteckten ſie in Brand. Das Feuer griff auf die Küche und die Waſchanſtalt des Gefängniſſes über. Während ſich die anderen Sträflinge freiwillig in ihre Zellen zurückbe⸗ gaben, wurden die 75 Meukerer durch Maſchinengewehr⸗ feuer und Revolverſchüſſe in eine Ecke des Gefängnishofes getrieben und dann in ihre Zellen zurückgebracht. Aumſtrittene Wahlergebniſſe in Spanien 234 Abgeordnete.— Verhinderung eines 2. Wahlganges. Madrid, 22. November. Nach einer Mitteilung der Innenminiſteriums können 234 Abgeordnete als gewählt gelten: Rechtspartei 100, bas⸗ kiſche Traditionaliſten 20, Sozialiſten 21, Radikale 63, Republikaniſche Aktion 4, Unabhängige Liberale 2, Demo⸗ kratiſche Liberale 7, e 4, Kommuniſten 1, Fort⸗ ſchrittspartei 1, konſervative Republikaner 11. Bei der Aufzählung der Sozialiſten iſt der in Ma⸗ drid aufgeſtellte Kandidat noch nicht mitgezählt. Havas mel⸗ det aus Madrid, der Innenminiſter habe der Preſſe erklärt, daß die Wahlergebniſſe aus Madrid deshalb nicht vorlä⸗ en, weil anſcheinend Unregelmäßigkeiten bei der ahl vorgekommen ſeien. Eine Unterſuchung ſei im Gange und nötigenfalls würde mit Strafen eingeſchritten werden. Die Sozialiſten behaupten, daß die Wahl ihrer Kandi⸗ daten in Madrid nicht angefochten werden könne und daß ſie einen zweiten Wahlgang verhindern würden. Der Voll⸗ zugsausſchuß des Allgemeinen Arbeiterverbandes ſoll be⸗ reits Vorbereitungen hierfür getroffen haben. f In Madrid haben ſich in der Nähe des Volkshauſes ernſte Zwiſchenfälle ereignet. Einzelheiten fehlen noch. Es wurden Schüſſe abgegeben. Mehrere Perſonen ſind verletzt worden. a Ganze Kommuniſtenfraktion verhaſtet Aufhebung der Immunität in Leltland. Kiga, 22. Nov. Das Parlament hat nach lebhafter De⸗ balte mit 57 gegen 23 Stiumen enlſprechend einer Forde⸗ rung der Regierung beſchloſſen, die Immunität aller ſieben Mitglieder der kommuniſtiſchen Fraktion aufzuheben. Die ſieben kiommuniſten, die beſchuldigt ſind, eine die Sicherheit des Staakes untergrabende Täkigkeit entfaltet zu haben wurden ſofort nach Schluß der Sitzung verhaftet. ö Kowno. Von der litauiſchen Regierung iſt dem Sekre⸗ tariat des Völkerbundes mitgeteilt worden, daß Litauen den Zollwaffenſtillſtand nicht mehr als bindend betrachtet. 4 Er ſtürmte an der Wirtin vorbei, ohne noch ein Wort zu ſagen— in ſein Zimmer hinein. Da ſaß ſie— Thea— am Fenſter. Bei ſeinem Eintritt ſprang ſie auf und lief ihm ent⸗ egen. N„Gerd!“ jubelte ſie.—„Gerd—“ Und ſie hielten ſich feſt umſchlungen und küßten ſich in ſeliger Wiederſehensfreude. Dann nahm er ſie zärtlich auf ſeine Knie und ſah be⸗ glückt in ihr holdes Geſichtchen. „Nun ſage mir nur in aller Welt, wo du herkommſt, mein kleines, ſüßes Liebchen?“ Sie gab ihm einen leichten Schlag auf die Wange. „Wer wird ſo dumm fragen du lieber Junge! Von zu Hauſe natürlich! Bin durchgebrannt— einfach durchge⸗ brannt“. Er ſchüttelte nur den Kopf. „Du ſagſt nichts? Imponiert dir das gar nicht?“ „Koloſſal, kleine Thea— aber was werden deine Eltern ſagen?“ Sie lachte unbekümmert auf, ihr ſorgloſes, leichtſinniges Lachen. „Ich höre es ja nicht. Nun, der Hauptmann a. D. wird ſchön ſchimpfen— aber was tuts? Warum iſt er ſo grauſam und unvernünftig! Ich kann nun nicht ohne dich leben. Faſt vergangen bin ich vor Sehnſucht. Und wenn er das nicht einſehen will, muß er eben die Folgen tragen!— Heute vormittag, als er zum Frühſchoppen war und Mama in der Küche beſchäftigt, habe ich mich heimlich davongemacht. Den Brief habe ich ſchon geſtern abend geſchrieben. Sie wiſſen alſo, wo ich bin.“ „Thea— Thea!“ Es war ihm doch nicht recht, ihr eigenmächtiges, unüber⸗ legtes Handeln. Das machte ja ganz den Eindruck, als ob es ein abgekartetes iel zwiſchen ihnen beiden geweſen ſei. Und als ſolch icher wollte er doch nicht vor dem Aus ihrem Schrei⸗ aut hervor, daß ſie erſt [den Gedanken gekommen ſei, 5 f Weller — Ihre drei Kinder ertrankt Vor dem Prozeß Konzuylia. Eſſen, 22. Nov. Am Donnerstag beginnt vor dem Schwurgericht die Verhandlung gegen die Ehefrau Kon⸗ zylia aus Gladbeck, die am 9. Dezember 1932 ihre drei Kin⸗ der in den Kanal ſtieß. Die Vorgeſchichte dieſes Prozeſſes iſt ebenſo ungewöhn⸗ lich wie rätſelhaft. Die 26 Jahre alte Mutter hatte für ihre Kinder immer beſtens geſorgt. Am 10. Dezember teilte ſie der Polizeiwache in Gladbeck mit, daß ſie am Tage vorher ihre drei Kinder im Kanal in Eſſen⸗Alteneſſen ertränkt habe. Und tatſächlich wurden am 10. Dezember zwei Kindesleichen und nach Abſuchen des Waſſers auch das dritte Kind au⸗ dem Kanal geborgen. Was hatte die junge Mutter zu dieſer furchtbaren Verzweiflungstat getrieben? Wohl kam es hin und wieder zwiſchen den Ehegatten zu Auseinanderſetzun⸗ gen, die durch den leichtſinnigen Lebenswandel des Mannes hervorgerufen wurden. Ob aber aus dieſen Drangſalierun⸗ en heraus die Tat geſchah, iſt ungeklärt. Im Auguſt dieſes Jahres gebar die Frau Konzylia im Unterſuchungsgefäng⸗ nis das vierte Kind. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß die Frau während der Schwangerſchaft ſeeliſch beſonders beeinfluß⸗ bar war und die Verhältniſſe viel ſtärker auf ſie wirkten, als es ſonſt der Fall war. Aber krotz allem 10 es nicht zu verſtehen, wie eine Muk⸗ ter es fertig bringt, ihre Kinder ins Waſſer zu ſtürzen und mikanzuſehen, wie dieſe unter ſjämmerlichem Geſchrei von der Flut verſchlungen werden, während die Mukter ſelbſt nicht den Mut aufbrachte, nun auch ihrem Leben gewaltſam ein Ende zu bereiten, was ſie angeblich geplant hatte. Die Tat wird noch rätſelhafter, wenn man weiß, daß die Mut- ter kurz vorher ihren Kinderchen Spielſachen und Leckereien kaufte und ſich mit ſo großer Liebe ihren Sprößlingen zu⸗ wandte, daß man auf ſie aufmerkſam wurde. Unter der Angabe, man fahre zur Großmutter nach Al⸗ teneſſen, brachte ſie die Kinder zum Kanaldamm. Zuerſt ſtieß ſie den kleinen Franz in das kalte Waſſer, der ſofort unterging. Dann wurde die Tochter Irmgard und kurze Zeit ſpäter das dritte Kind in den Kanal geſtoßen. 5 ar Durch Spiritusexploſion getötet. Der Dentiſt Rudolf Spieß in München war in ſeiner Wohnung mit Arbeiten an der Lötlampe beſchäftigt. Dieſe explodierte plötzlich. Der Unglückliche erlitt ſo ſchwere Verbrennungen am ganzen Körper, daß er ſtarb. Schrecklicher Tod zweier Kinder Aichach(Ob.), 22. Nov. Beim Häckſelſchneiden kam das fünfjährige Söhnchen des Jägerbauern von Hauſen der Transmiſſion zu nahe und wurde von dieſer mehrmals her⸗ umgeſchleudert und ſo ſchrecklich verſtümmelt, daß der Tod ſofort eintrat.— In Langengern ſtürzte die ſiebenjährige Tochter eines Bauern in einen Trog mit kochendem Waſ⸗ ſer und wurde ſo ſchwer verbrüht, daß ſie unter großen Schmerzen ſtarb. Großflugzeug abgeſtürzi— 12 Tote Moskau, 23. November. Aus Charkow wird amtlich gemeldet, daß dort das Augzeug„& 7“ aus bisher noch nicht bekannten Gründen abgeſtürzt iſt. Siebzehn Perſonen, die ſich an Bord befan⸗ den, ſind getötet. Das Flugzeug verbrannte. Die Regierung hat einen Unterſuchungsausſchuß, beſtehend aus Mitglie⸗ dern der Arbeiter- und Bauerninſpektion der OG pu und zwei Staatsanwälten eingeſetzt. Schweres Flugzeugunglück— 7 Tote Moskau, 23. Nov. Bei Charkow ereignete ſich ein ſchwe⸗ res Flugzeugunglück, bei dem ſieben Perſonen getötet u ö ſechs ſchwer verletzt wurden. 1 Schlecht Wetter droht! Nel dd hahe Wetter miteinander abwechſeln, braucht die Haut beſondere Pflege, ſoll ſie nicht riſſig und ſpröde werden. Bei dem Hinausgehen findet die Haut in Leokrem, der tief in die Haut eindringt, einen idealen Schutz gegen alle Witterungseinflüſſe. Durch ſeinen Gehalt an naturechtem Sonnen⸗Vitamin fördert Leokrem zugleich den Aufbau der Haut. Machen Sie noch heute einen Verſuch! 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Das Telegramm iſt am Bahnhof aufgegeben — in gut zwei Stunden kann ſie hier ſein. Wir werden jetzt gehen, um zu Abend zu eſſen und holen dann Mama von der Bahn ab. Iſt es dir recht ſo?“ „Natürlich, mein lieber Junge! Und jetzt bummeln wir ein bißchen durch die Friedrich⸗ und Leipzigerſtraße und gucken uns die Schaufenſter an, ja? Du weißt doch, daß ich bas für mein Leben gern tue.“ Sie trat vor den Spiegel, ſetzte den Hut auf und lächelte ihn dabei an. Sie war berückend. „Thea!“ Er riß ſie in ſeine Arme und erſtickte ſie faſt mit ſeinen Küſſen.„Komm,“ ſagte er, ſchweratmend,„komm, wir wollen gehen.“ Sie chatte nichts von ihrer urſprünglichen Friſche und Naivität verloren, ein wenig blaſſer und ſchmaler war ſie geworden. g „Du, das kommt von der Sehnſucht nach dir, mein Schätzchen,“ ſagte ſie und blickte ihm tief in die Augen. Er drückte ihre Hand. „Glaubſt du, Mädelchen, ich habe keine Sehnſucht ge⸗ habt? Und nur um die zu betäuben, habe ich ſo raſend ge arbeitet! Nun ſind wir dicht am Ziel, und ich laſſe dich nicht! Du wirſt meine kleine Frau und bald— Thea— bald rn renn Aus Baden und den Nachbarländern. Wiesloch.(Tin neues Arbeitslager.) In dem ſeit Jahren leerſtehenden ehemaligen Schuhfabrikgebäude bei der Halteſtelle der Straßenbahn wurde nunmehr das geplante Arbeitslager mit einem Drittel der vorgeſehenen Belegſchaft von 216 Mann eingerichtet. Dieſe aus den größtenteils auf⸗ gelöſten Lagern in Rot und Dielheim ſtammende Belegſchaft wird ab nächſtem Jahr auf die volle Zahl vermehrt und dann als Dienſtpflichtlager weitergeführt. Die Stadtgemeinde Wiesloch hat im Frühjahr für den Arbeitsdienſt ein um⸗ faſſendes Arbeitsprogramm für etwa zwei Jahre aufgeſtellt, in dem u. a. Straßenbau und Straßenherſtellung äls wert⸗ vollſte Arbeiten enthalten ſind. I Eberbach.(Ertrunken.) Die 83 Jahre alte Witwe Albießer fiel beim Korbweidenſchneiden ins Waſſer und iſt dabei ertrunken. () Bruchſal.(Ein Kind tödlich verunglückt.) Als in Übſtadt das vierjährige Kind des Bahnarbeiters Leonhard Müller die Kinderſchule verließ und die Straße überqueren wollte, wurde es von einem Auto erfaßt und zu Boden geworfen. Der Chauffeur hielt ſofort und brachte das Kind in das Bruchſaler Krankenhaus, wo es operiert wurde. Da keine Hoffnung mehr beſtand, das Kind am Le⸗ ben zu erhalten, wurde es wieder zurück nach Ubſtadt ver⸗ bracht. Es ſtarb aber ſchon auf dem Wege nach Übſtadt. Die Schuldfrage iſt noch nicht geklärt. ) Pforzheim.(Mit hei ßem Waſſer ver⸗ brüht.) Hier holte eine Frau aus einem in der Nähe ge⸗ legenen Bäckerhaus heißes Waſſer in einem Eimer. Als ſie damit durch die Brühlſtraße lief, ſprang ihr in dem dichten Nebel ein Kind gegen den Waſſereimer. Dabei wurde das Kind am linken Oberſchenkel ſchwer verbrüht, ſo daß es ins Städtiſche Krankenhaus verbracht werden mußte. J Kehl.(Der Rehbock als Verkehrshinder⸗ nis.) Auf der Landſtraße im Offenburger Stadtwald ſprang einem Geſchäftsführer von hier ein Rehbock direkt ins Auto. Das Tier wurde getötet, das Auto beſchädigt. Der Beſitzer des Autos lieferte den toten Bock beim Bürgermeiſteramt Marlen ab. O Denzlingen(In der Elz ertrunken.) Der in den Sober Jahren ſtehende aus dem Allgäu ſtammende Wagner Jakob Domer ſtürzte auf dem Nachhauſewege in der Nähe der Elzbrücke in den Kanal und ertrank, ehe ihm ſein Be⸗ gleiter Hilfe bringen konnte. 5 Homburg.(Der Dieb in der Höhle.) Ein gelun⸗ genes Stückchen ereignete ſich im nahen Schwarzenbach, wo ein Arbeiter aus Saarbrücken wegen Fahrraddiebſtahls ver⸗ haftet werden ſollte. Der Beſtohlene und ein Landjäger nah⸗ men ſofort die Verfolgung des Flüchtenden auf. In großen Sprüngen ging es querfeldein und plötzlich verſchwand der Dieb in der ausgedehnten Schlangenhöhle. Als die Verfolger am Eingang ankamen, erſchollen bald jämmerliche Hilferufe aus dem Dunkel der Höhle. Beim Eindringen wurde der Verfolgte in erſchöpftem Zuſtande aufgefunden und ins Freie geſchafft, wo er zuſammenbrach. Er war in eine Nebenhöhle geraten, die mit Stickſtoff angefüllt war, ſo daß die Gefahr des Erſtickungstodes entſtand. Nach Feſtſtellung der Perſonalien wurde der Spitzbube bis zur Gerichtsverhand⸗ lung wieder in Freiheit geſetzt. Worms.(Zwei Mordprozeſſe.) Vor dem Schwurgericht der Provinz Rheinheſſen, das am 4. Dezem⸗ ber mit ſeiner Seſſion beginnt, werden zwei Mordtaten verhandelt. Angeklagt ſind: Der 22 jährige Schmied Valen⸗ tin Kiefer aus Korchheim bei Worms, der im Juli die Stiefmutter ſeiner Geliebten, Frau König aus Pfedders⸗ heim, im Feld mit einer Hacke erſchlug und der 33 jährige Johann Steinach aus Blödesheim, der Ende Juli ſeine ge⸗ ſchiedene Frau mit mehreren Schüſſen getötet hat. Die Holzheimer Bluttat Der Sohn alleiniger Täter.— Die Schweſter wußte von nichts. Durch die Unterſuchung des grauſigen Verbrechens in Holzheim, durch eine Gerichtskommiſſion aus Göppingen und Beamte des Stuttgarter Morddezernats, wurde feſtgeſtellt, daß die furchtbare Tat nicht erſt am Montag, ſondern ſchon am Sonntag nachmittag erfolgte, als die 14jährige Schweſter des Mörders, die im Verdacht der Mitwiſſerſchaft des am Vater verübten Mordes ſtand, auf einem Spaziergang mit einer Freundin begriffen war. N i Der Mörder beging die grauenvolle Tat völlig allein und benachrichtigte ſeine Schweſter und ſeine Verwandten erſt, e nach dem Verbleib des ermordeten Vaters ſuchen ollten. Auch die Verbrennung und Zerſtückelung der Leiche, die er am Montag nachmittag aus der Abortgrube wieder hervorholte, beſorgte der entmenſchte Sohn allein und veran⸗ laßte ſeine Schweſter unter Zwang, das Feuer dafür an⸗ zuſtecken. Das Mädchen iſt deshalb, da eine Mitwiſſer⸗ ſchaftſchaft an der 1 0 und beſtialiſchen Tat fowie eine Beihilfe an der Beiſeiteſchaffung der Leiche nicht in Frage kommt, auf freien Fuß geſetzt worden. An der Schilderung des ſonſtigen Hergangs des Verbrechens hat ſich nichts ge⸗ ändert. Der Mörder zeigte auch geſtern noch keine Spur von Reue. Bei ſeinem Abtransport trug der gefeſſelte Mörder der Menge gegenüber ein ſpöttiſches Lächeln zur Schau, ſo daß große Erbitterung herrſchte. Der Hunsrück, Deutſchlands Erzreſerve. Bad Kreuznach. Die reichen Erzſchätze des Hunsrück, vor allem an Zinn, Blei und Kupfer, ſollen jetzt erneut zur Förderung kommen. Mit ſtaatlicher Hilfe ſoll die Grube Laudert wieder in Gang geſetzt werden, wodurch aller Vor⸗ ausſicht nach 500 Arbeiter Brot finden werden. Vor und während des Krieges waren die Erzgruben auf dem Huns⸗ rück in Betrieb, mußten aber ſpäter ſtillgelegt werden, weil die Produktionskoſten das Metall gegenüber den Aus⸗ landserzen allzu ſehr verteuerten. Nach den bisherigen Feſt⸗ ſtellungen der zuſtändigen Stellen enthält der Hunsrück der⸗ art viel abbaufähige Erze, daß man ihn als die Erzreſerve Deutſchlands bezeichnen kann. Meßzuer in der Kirche verb gSempien, 22. Nov. Eine gro ufregung entſtand in der evangeliſchen Kirche in Isny an der württembergiſchen Grenze, als nach der Predigt verkündigt wurde, daß der Meßner Schweizer, der auch die Zentralheizung bediente. im Dienſt tödlich verunglückt ſei. Am frühen Morgen hatte ſich der Meßner in die Kirche begeben, um dieſe zu heizen. r wurde von einem Schlaanfall getroffen und ſank auf das Heizmaterial, auf das vom Ofen das Feuer jedenfalls überſprang. Auf der einen Körperſeite war der Bedauerns⸗ werte schrecklich verbrannt. Erſt nach längerer Zeit wurde er von ſeinen Angehörigen in den noch gliremenden Kleidern tot aufgefunden. tereſſe der Seckenheimer Bevölkerung. Tag der Hausmuſik der Seckenheimſchule. Unter zahlreicher Anteilnahme der Bevölkerung waren am Dienstag die Seckenheimer Schulkinder zum Singen und Muſizieren zuſammengekommen. Es war ſicher für jeden Teilnehmer, namentlich aber für die Eltern der Kinder, ein Erlebnis beſonders inniger Art, die friſchen, metalliſchen Kinderſtimmen in bunter Abwechslung zu hören. Ob ſcherzend oder ernſt, ob religiös oder weltlich, immer hatte das Lied etwas zu ſagen. Dieſes Etwas erſaßte alle, drang in alle und ließ die Seelen mitſchwingen. Roch mehr, es ſchlugen ſich unſichtbare Bande von Menſch zu Menſch, eine Einheit, eine Gemeinſchaft war aus den vielen Vorſingern und Hörern geworden. Dies kam beſonders zum Ausdruck, als am Schluſſe der Veran⸗ ſtaltung alt und jung ein gemeinſames Lied einübten. Jedermann ſang mit, jedes Auge leuchtete in Freude, als es durch den Saal klang:„Schäfer ſag, wo tuſt Du weiden?— Draußen auf den grünen Heiden!“ Geſang iſt eben mehr als ein bloßer Zeitvertreib. Geſang iſt Erleben, iſt ein Sichhineinſtellen in ein Ge⸗ ſchehen, das aus den Tieſen des Menſchen kommt und kommen muß. Geſang iſt Gottes dienſt. Und ſo klang es durch den Saal, einſtimmig und mehrſtimmig. Schön waren die Muſikeinlagen, die von den Schülern der Oberklaſſen dargeboten wurden. Es iſt ſehr erfreulich und in den Tagen des Radio um ſo mehr zu bewerten, daß in einigen Seckenheimer Familien die inſtrumentale Hausmuſik gepflegt wird. Das gute Lied lebt und wird überall geſungen. Möge dieſer Schatz des deutſchen Volkes vor allem in der Familie wieder eine Heimſtätte finden und dort Herz und Gemüt erfaſſen. Wenn die Mutter ihrem Kinde ein Lied nahe bringt, dann ſchwingen darin jene tiefſten Saiten des Blutes mit, die im Schulgeſang nimmer zum Er- klingen gebracht werden können. Jede anweſende Mutter hat ſicher die bittenden und mahnenden Worte des Herrn Rektor Bechtold verſtanden, wenn er ausführte, daß erſt Hausmuſik und Schulmuſik zuſammen zu jenen Stufen emporführen, die dem deutſchen Menſchen den vollen Wert unſerer Liedgüter erſchließen. Lehrer und Schüler freuten ſich über das große In⸗ Die zahlreichen Gäſte hatten ein ſchönes Erlebnis. * — Einheitlicher evangeliſcher Gottesdienst. Zukunft wird im Gebiet der Deutſchen Evangelischen use an jedem erſten Sonntag im Monat ein einheitlicher Gottes dienſt ſtattfinden. In allen Kirchen wird die gleiche Predigt ge⸗ halten werden, deren Text vom Reichsbiſchof beſtimmt wird. Auch das Hauptlied für dieſen Gottesdienſt wird in allen Gemeinden das gleiche ſein. Für den erſten dieſer Gottes⸗ dienſte, am Sonntag, den 3. Dezember ds. Is., an dem auch der Reichsbiſchof in ſein Amt eingeführt wird, iſt als Predigt tert beſtmmt: Joh. 18, 37; als Hauptlied:„Macht hoch die Tür, die Tür macht weit“. f * i Mit geſtohtenem Motorrad ſchwer verunglückt. In der Nacht auf Mittwoch fuhr ein mit dem Namen noch un bekannter Mann, der ein in der Schwetzingerſtadt aufgeſtell⸗ tes Motorrad entwendet hatte auf der Auguſta⸗Anlage vor dem Horſt⸗Weſſelplatz einen Radfahrer an, wobei beide ſtürz⸗ ten. Der Kraftfahrer erlitt hierbei einen Schädelbruch und mußte in das Krankenhaus verbracht werden. Bei der Ein⸗ lieferung roch er ſtark nach Alkohol. Es beſteht Lebensgefahr. Die Verletzungen des Radfahrers ſind leichter Natur. UA Laſtkraftwagen fährt auf Möbelwagen. Auf der Tun⸗ nelſtraße fuhr ein Laſtkraftwagen auf einen ſtehenden Möbel⸗ wagen auf. Hierdurch wurde das gerammte Fahrzeug gegen einen zweiten Möbelwagen geſtoßen. Ein Möbelpacker, der wich die beiden Möbelwagen gedrückt wurde, erlitt dabei einen Bruch des linken Oberſchenkels und mußte nach An⸗ legung eines Notverbandes mit dem Sanitätskraftwagen in das Städtiſche Krankenhaus gebracht werden. Der Lieferkraft⸗ wagen wurde erheblich beſchädigt. — Der Weihnachtsurlaub im Arbeits dienſt. Von den zuſtändigen Stellen iſt angeordnet worden, daß im freiwilli⸗ gen Arbeitsdienſt Weihnachtsurlaub bis zur Dauer von 10 Tagen unter Weiterzahlung der Förderung an diejenigen gewährt werden kann, die mindeſtens ein halbes Jahr im Arbeitsdienſt ſtehen. Der auf die Verpflegung entfallende Anteil der Förderung iſt den Urlaubern in bar auszuhän⸗ digen. Im übrigen wird feſtgeſtellt, daß die Verfügung vom 14. Juni ds. Is., nach der die Beſchäftigungsdauer für 20 Prozent jeder Lagerbelegſchaft verlängert werden könne, auch jetzt beſtehen bleibe, nachdem die Förderungsdauer auf 52 Wochen feſtgeſetzt iſt. Dieſe Verfügung gelte aber nur für Vormänner und Führeranwärter.. — Keine Vertreter und Hauſierer in Arbeitslagern. Die Reichsleitung des freiwilligen Arbeitsdienſtes hat angeordnet, daß Vertretern, Hauſierern, Kolporteuren uſw. das Betreten der Arbeitslager grundſätzlich zu verbieten ſei, da erfahrungs⸗ gemäß die Spionage und die marxiſtiſche Agitation verſuchen, auf dem Umweg über ſcheinbare Angehörige dieſer Berufe ihre Tätigkeit zu verſchleiern.„ Ui Neckarhauſen.(Keltiſches Frauengrab.) In Neckarhauſen, wo bereits vor einiger Zeit ein vorgeſchicht⸗ liches Grab gefunden wurde, iſt jetzt ein weiteres Frauengrab entdeckt worden. Es ſtammt wahrſcheinlich aus der La Tene entdeckt worden. Es ſtammt wahrſcheinlich aus der La Tene⸗ Zeit(vor etwa 3000 Jahren) und iſt in Anbetracht des Alters noch ſehr gut erhalten. Das Skelett, das 50 Zentimeter unter der Erdoberfläche beſtattet war, lag mit dem Kopf nach We⸗ ſten und hatte normale Ruhelage. Die Länge beträgt 1.60 Meter, ſo daß die Frau zu Lebzeiten 1.70 bis 1.75 Meter groß geweſen ſein dürfte. Der Fund wird in das Mann⸗ heimer Schloßmuſeum gebracht werden. 8 0 N Wetterbericht In den nächſten Tagen wird ſich die untere, dem öſtlichen Hochdruckgebiet entſtammende Strömung mehr durchſetzen und das milde Wetter beenden. Niederſchläge in nennenswertem Ausmaß ſtehen nicht in Ausſicht.— Vorherſage: Kühlere Oſtſtrömung, trocken. Amtliche Bekanntmachungen. Am 5. Dezember ds. Js. findet eine Zählung der Beſtände an Pferden, Rindvieh, Schafen, Schweinen, Ziegen, des Federviehs, der Bienen⸗ völker und der Hunde ſtatt. Wir machen darauf aufmerkſam, daß die Beſitzer zur Auskunfterteilung verpflichtet ſind. Bei vorſätz⸗ licher oder fahrläſſiger Verletzung der Auskunftspflicht iſt empfindliche Beſtrafung angedroht; daneben können vorſätzlich verſchwiegene Tiere als für den Staat ver⸗ fallen erklärt werden. Mannheim, den 21. Rovember 1933. Bad. Bezirksamt— Abt. IV. f Verſammlungs⸗Kalender. f Evangel. Kirchenchor. Heute Abend 8 Uhr Probe. ½8 Uhr Vorſtandsſitzung. Fußballvereinigung 98. Heute Abend ab 6 Uhr Schüler⸗Training; anſchließend Be⸗ ſprechung. Morgen Freitag Abend ab 7 Uhr Training der Jugend, um 8 Uhr der Senioren im Saal; anſchließend Spieler⸗ Verſammlung. Turnverein 98, Mannh.⸗Seckenheim Am Sonntag, 26. November, vormittags ½12 Ahr läuft im„Univerſum“ in Mannheim der Tonfilm vom 15. deutſchen Turnfeſt: „Treu unſerem Volke“. Karten hierzu zum Preiſe von 50 und 80 Pfg. ſind heute noch in der Turnhalle des To. 98 zu haben. DDr der Seckemer beim Plisterer's Kari 75 95 77 1 5 6, 5 o 6, 2(Nähe Strohmarkth. 2 * DR. KARL. vVOLLMOLIER Morgen Freitag beginnt des einzigen Millionenfilmes dieses dahres Cäsaren-Wahnsinn! — 60 U E e 04 70 Dieser hlillonenflmm der Sensationen ist ein Kolgessel-Cemude J aus dem Rom des Kaisers Nero. Eine Fimschöpfung von Cecil B. de Mille. dem Regisseur der. Zehn Gebote“. wie zie eit Ex. 25 tindung des Tonfilms in diesen gig irkende. 8 Monate erstell. it) noch nicht dag it. E IN PAR AMO UN TF ITI ——.— dem Dichter der weltbe- kannten Max Reinhardt 5 Inszenierung Das. Mirakel“. D 0 die Aufführung Brennendes Rom! Christen-Verfolgungen! Palast- Theater. f Spestal-Aussghank Pftsterer- Bräu. c Taglohn-Zeftel 8 1. für Bauhandwerker 0 9 (nach vorgeschriebenem städtischen Muster) 80 zu haben im Verlag des„Neckar-Bote“. Wiriſchafl„zum Slorn“. Hierzu ladet freundl. ein Wilh. Raufelder. Mere frisch: Blüte j Morgen Freitag früh nweißer Schlachlſen. Habllau Von 9 Ahr ab Wellfleiſch. Foldbarsch- Filet. Jafob IDürtgmein. 9 7 1 )J ͤ ᷣ ĩ ̃ ²⁵⁵ ⁵ ⁵ ⁵⁵ Tb 75 —8— 5 = — —— 9 Nr 47 glein. Spieglein an der Wand.. Ein Spiegel hot die Aufgabe, Ihr Bild in kristallklarer Schärfe deutlich und lebens- echt wiederzugeben, damit Sie sich ein unbestechliches Urteil bilden und danach handeln können. Ein Zerrspiegel jedoch erföllt nicht nur nicht seine eigentliche Aufgabe, sondern verkehrt sie geradezu ins Gegenteil. Auch die Werbung soll ein getreues Spiegelbild der Ware sein. Wollte man qiese Aufgabe dem mündlichen Weitersagen, dem Geröcht öberlossen, Würde bald ein Zerrbild entstehen, das jeden Erfolg unterbinden wörde. Die Anzeige in der Iagespresse dagegen wirkt wWie ein exckt geschliffener Kristallspiegel: Sie erlabbt dem Fabrikanten oder Geschäftsinhaber, mit un- schaulichen Bildern und treffenden Worten die öberlegene Beschaffenheit und Preiswördigkeit seiner Ware herquszumeißeln und so alle Welt mit diesen Vor- zügen vertraut zu machen. Schauen Sie recht off und fief in diesen Warenspiegel- er dankt es Ihnen durch Warenkenntnisse und gönstige Einkävfe. 222 ͥͥͥ ͤ K Zeitungs-Anzeigen helfen kaufen und verkaufen 55 unis oi eee eee neee dun eee uespliae eee e. Snela muse a e eee t Ahle si pulled uda oon 1 using sang sd duden id zdun 216919 duebu vice euglpe did Jede uva i uibzugz ei vn uo ehe eee eee enen er een jung usbos noa usulpſure a de ee en aun 'bnuoch us ue eee ee e ne eee uuvl qun peng usssces ug 9 Usa zom 216 een va qun moi aun glace zehv u gl 21 10 dun ui nis gun gie une eee emu aeduig ei did usage io u züvgz aule quvl 21 ogqß pu zun e un ene 58 Jae 101 dung eule pon ohe aun nebſces uelvc une ip un Rupes güvc 1 up ze uegunzbszuzvcaed sn zk nee ee ee ehe eee een een ⸗obsnv di av Jgvilsjequvdc nend 10 Ars us do dig jvuueae une gol ei eur sezegun sich iT um uebunzeguva unde ene ener dee bu un eee e e ee ui Jab ueffoas a0 ian gun ue eng zen eg e eee een d s. ple of gun 2 B u 131 10% uf 1118 n 8 Venllnvuig odds zT eig ei sio Jenes zehn 1 ea pgned use en bene bac gun— cueaus us espgß c oliv eunoh fog :aosfangech aequ brei Giese eure ed dunn vd aeneffpig a— 461 5e eplen 59115 1 boa!„e nq ume so“ . pan vu ue ou iT Ji einzusckdeaT nee 400 Inv up ine cps din sep ue 1 Jen aun eee e ⸗jvng did oi Ar ind un eee eee e, Asqnioa usgusegnvigz uod uv bus gun jun uvlbuvf dpi een eee u e ea anvar pe i se do Siu einc e 1; neu ⸗npa ne gun— sfefteag uon ne leu ei a uenvchlne quid dec used inv gun ushen nd ao ùnv usbupnegz Sebi Han Di duenne we eee eee ee quvil Bunznig c ui eee een ai hee ee Selnpheilpch gun ⸗sppi uouebeieb zeln se ue ud Inv sbuib ock zie L ie uda ohne apc ud doch ue zn eue enn peng mea uns ⸗zeluvſc uioa snonngz mog; npfeß u cpoh ueffezun! duzeſc ound su! bupguseueuljvgz ug ada fbi 112 Cuejoqzea pnaappztz) Tlaluq vel u uefbeß udn guender„Tv anon. l. eipnpilnv dali hege un ne aun q znu aun ang zn epiing u Ted zune eee wee envc 890 zoſung md si oneinbd ungeu vi eig ugſuhps qun seielpng d u ue neue ee ebe „vuu puch“ jo su usul ueuufiegupucd 10 uh ol gun— zbezebuv ol zm 918 ci us use 261 85 jo pod gun Inv frescp reine eur pr i suf nh zue u on gun bi eibne geg; g 1 f%% ae ⸗duq⸗zcnunezt eg i— Sn susbiaqn 21651 be. euegenplav Giizsbang ue ol pi uu oflang ego ppane qun ung ua bielunl bieieia pog pelo: fgplibnne zue ol aun sn ne 199— usvdſssnvaeg svaje mou pog epo uv peu pee neue ee ee een 2 enſvg cg „„en ene“ „iuellv usgesſue hug usufes Inv i 18 nean ned 8— cup— elbe ned 218 ueuueg ifcioa ei denn„cu anospoc aud“ 9 . 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Und darüber die Akropolis.. die weiße, unſterbliche Tempelburg der Aphrodite. Und dann hinüber an die Küſte Kleinaſiens nach Rho⸗ dos, dem ſagenreichen Sitz der Johanniter⸗Ritter und Heimkehr dann in ununterbrochener Fahrt über Korfu, Zara, Fiume, Trieſt nach der alten Dogenſtadt Venedig am Canale Grande 3 5 Geſchichte war das, dieſe Stätten, dieſe Namen. Ge⸗ ſchichte— Handel und Wandel, Krieg und Kampf, Treue und Tücke, Schlacht und Sieg. Völker zogen auf: Gallier und Franken, Etrusker und Italer, Römer und Griechen And indes ſaß ſie am nordiſchen Meer. Dort drun⸗ ten im Süden leuchtete die Sonne heißer, blühten die Ge⸗ ſtade bunter und üppiger. Hier oben wuchs ein herberes Geſchlecht, dort unten war das Leben leichtherziger, di Liebe wilder und leidenſchaftlicher. f Ach, die Liebe 8 Frau Lili ſchloß für eine Minute die Lider und träumte zurück, zurück in eine Zeit, da auch in ihrem Her⸗ zen einſt eine junge Liebe ungebärdig nach Erfüllung rang.. eine junge, dumme Kleinmädchenliebe, wie ſie dachte— und die doch noch lebte im gläſernen Schrein der Erinnerung, über eine verſtändig⸗kühle Ehe hinweg und über Krieg und Not. N 125 Sie lächelte— es war ein nachſichtiges Lächeln— und legte die roſenrote Erinnerung an den Jugendfreund Ernſt Goellner zurück in den gläſernen Schrein. Was iſt Liebe? Ein Traum, der ſpurlos zerflattert, wenn man ihn hinüber retten will ins nüchterne Tages⸗ licht. War ſie nicht glücklich geweſen mit Rolf Rheydt? Chen und zufrieden im ſtillen Hafen einer freundlichen Eine ſalzige Briſe wehte über den Kai. Es duftete nach Fiſcherkähnen; große, braunrote Segel trieben hin⸗ 8 ngdurft breitete ſich über Hafen und Mole der Herb und hart war hier alles. Hier war Wikingboden. Die ſeefahrenden Recken des Nordens waren hier an Land geſprungen. And die Küäumerin, dug die eue immer ſpaßbereite, wurde zur Träumerin, ſah blitzende blaue Augen, blonde Schöpfe, hörte klirrende Waffen Vergangenheit Leicht nickte Frau Lili vor ſich hin. Es war ſchon ſo, ſte hatte es ichen gefühlt: Nein, ſie gehörte nicht dort unten hin, an Mittelmeeres, an die weiche Wiege der Völker Sie gehörte hierher, ins herbe Nordland. Zu den Ringenden, Kämpfenden. Zu denen, die vom immel keine Geſchenke erhielten, zu denen, die dem chickſal jedes Lächeln bitter abzwingen mußten Mählich kamen Leute. Strandmodepuppen. Reiſejüng⸗ linge. Reife Menſchen. Würdige Ehepaare. Kinder. Le⸗ bensluſt ſtrahlte über den Kai. And wie ſich alles in Gruppen zuſammenfand, erhob ſich auch Frau Lili und ſchlenderte langſam der Anlege⸗ brücke zu. Da lag er ſchon, der Dampfer:„Inſel Poel“, o ſachlich. So nordiſch⸗ nüchtern und zielbewußt. Tills chiff hieß„Monte Roſſo““ Und dann ſtand Frau Lili am Bug, an der äußerſten Spitze, dort, wo die Ankerkette gewichtig um einen eiſer⸗ nen Boller lief, und der kleine Dampfer ſtampfte hinein in das glitzernde, ſpritzende Waſſer. Schaumfülle rauſchte zu beiden Seiten auf.. herrlich würzig und feucht⸗ſalzig packte der ſteife Oſt das Schiff. Wie eine gütig⸗gewaltige Hand war's, die das Enge und Kleinliche, das Duckende und Quälende, das Bittere und erſetzende hinwegnahm von ihrem müden Körper. Strich iber ihr ermättetes Geſicht, ihre verarbeiteten, müden Lider. And unter einem Wunder zerrannen die kleinen Fältchen der Augenwinkel und mit ihnen die Runen von zehn durchfochtenen Jahren. Sie waren nie geweſen, und vorn am Bug des ſtampfenden und rollenden Dampfers ſtand, die behandſchuhten Hände an der Reling, plötzlich ein junges Weib Andere Stimmen 1 5 an ihr Ohr. Hier war nicht das Türſchmettern und Treppenlaufen der Weſteuropä⸗ iſchen Detektei Freders und Sohn, nicht das Raſſeln der Nähmaſchine a Aufrauſchen briſiger See. Windwimmern. Klatſchen von Tauwerk. Knarren von Holz und Eiſen. And in die⸗ 3 5 2* 8 en üppigen Strand des ewig ſonnigen Menſchengewimmel hinter ihr. Hier war Erlebnis, hier war Schönheit und Kraft, hier war ein Jungborn für ein lebenshungriges, allzu lang vergeſſenes Herz i Im Flug war die kurze Fahrzeit vorbei. Lili eilte über die Landungsbrücke, ſtand auf Poel. Kleine, niedrige Oſtſeeinſel, Heideboden, etwas Hoch⸗ ufer. Wieſen und vor ihr ein Dorf— Kirchdorf, die Ort⸗ ſchaft und Pfarre der Inſel Poel. Daran vorbei zog ſich die Menſchenſchlange. Irgendwo in Kirchdorf wohnte Tante Mathilde Ahrens, ihre Baſe. Sie würde es ſchon erfragen. Erſt ging ſie einen anderen Weg.. dorthin, wohin auch die Men⸗ ſchen ſtrebten. Denn dort war das Meer. Ließ die Häuſerchen des Dorfes hinter ſich, ſchritt durch weite Felder. And dann ſtand ſie, hoch am kleinen Gehölz, und blickte hinunter auf das Meer. Blickte und blickte. Und die Augen, jahrelang einge⸗ kerkert von den Steinſchluchten der Großſtadtſtraßen, jauchzten hinaus über die Weite der Wogen; immer wei⸗ ter und weiter— dorthin, wo Meer und Himmel ver⸗ ſchwimmen. Dort, hinter dem gewaltigen Rand, da la die andere Welt, die andere Welt, die nichts vom Elen des Siebenjährigen Krieges wußte... in der man heute lebte, als ſei nie Krieg geweſen.. in der man lebte, lachte und liebte l Dumme Gedanken. Weg damit. Sie ſtreckte die Arme zur Seite, reckte ſich, federte auf den Zehenſpitzen und hob die Bruſt in ſeligem Atemzug. 55 Da lagen einige am ſchmalen Sandſtrande, wandelten oder badeten. Nicht viele. in dieſen Notjahren reiſten nur wenige. Ein Stück abſeits, und alles war leer und einſam.. Dorthin ging ſie. And dort blieb ſie ſtehen, den Koffer neben ſich, eine ganze Stunde lang... nur Auge und Herz. Junges, aufbegehrendes, vernachläſſigtes Herz Sandte die hungrigen Blicke wieder hinaus auf die lange Linie der Kimmung. f Trank der Sonne breite Goldbahnen und blitzende Funken in ſich ein. Folgte den Segeln, die weiß und dunkel lautlos in der Ferne trieben. Die Hand überm Auge, ſo ſtand ſie und ſchaute. Und es war, als kämen ihr Glaube, Liebe und Hoff⸗ nung, dieſe drei Vergeſſenen, aus der unbekannten Ferne zurück, die vor ihr an traumhaftem Himmelsrand von blauen Lichtſchleiern verdeckt war a 0 5 7 alſo war das Leben, das ſtarke, ſatte, ſtrahlende eben And Frau Lili ſchloß die Augen und ſtand in den Büros der Firma Freders und Sohn, fern in Berlin im erbärmlichen Kleinkampf gegen Staub und Schmutz Es zerrte etwas in ihr, das ihr zuraunte: Nie wieder, nie wieder! Und ſie riß alles in ſich hinein, was sehen und Ohr und Aug zu erobern vermochten: den aufſäſſigen Wind, das Rauſchen der Wogen, das ſonnenüberſtrahlte blaue Meer.. Freiheit, Freiheit.. Verſtand mit einem Mal, mit einem Schlag, die rauhen Wikinger, die vielleicht ihre Ahnen waren. Verſtand dieſe Männer, die alle Alltagsenge und Klein⸗ lichkeit hinter ſich ließen und einfach hinauszogen in Kälte und Sturm, in Not und Tod, nur um eine unbe⸗ kannte lockende Ferne zu erringen Verſtand dieſe Männer, die ſie bisher nur für große Räuber und Schlagetote gehalten hatte, zum erſten Mal ... und wünſchte inbrünſtig, zu ſein wie ſie, und das Schickſal nehmen zu können wle Lächerliche Träume. Träume, die von ſelber ausgeträumt waren in dem Augenblick, da ſie den letzten Spargroſchen aus dem Kaſten 1 8 Ausgeträumt, wenn Till arbeitslos auf der Straße ag. Zwei Menſchen wollen leben, wollen eſſen und ſich kleiden Man lebte im zwanzigſten Jahrhundert nicht mehr von friſchem Mut und klugem Kopf.. heute galt es, zäh hinter einer Arbeit herzulaufen, ſelbſt wenn es Schmutzarbeit war.. oder„ſtempeln“ gehen in der Millionenreihe der Ausgeſtoßenen ie: in die Kraft der Fäuſte. Gortſetzung folgt) Das Nervenkoſtüm Skizze von Harry Nitſch. i Es kam Horſt Elsmann unerwartet, als er in das kleine Gebirgsſtädtchen Hohenſtein verſetzt wurde, um dort die Leitung der Filiale der Desmarcher Bank zu übernehmen. Elsmann nahm die Nachricht mit gemiſchten Gefühlen auf, denn er ging nicht gerne von der Großſtadt fort. Doch ſchon nach einigen Monaten konnte er von der Summe ſeines Mißvergnügens die erſte Hälfte abziehen und ihm blieb ein reines Vergnügen, eine wirkliche Freu⸗ de an ſeinem neuen Wirkungskreiſe übrig. Die Bank befand ſich in den Parterreräumen des Eck⸗ hauſes am Marktplatz und der Rosmarinſtraße. Es gehörte dem Schneidermeiſter Martin, der Elsmann in der erſten Etage auch zwei möblierte Zimmer vermietet hatte. Dort ſorgte Kätchen, des Schneidermeiſters achtzehnjähriges Töcherlein, mit liebevoller Sorgfalt für Elsmanns Be⸗ quemlichkeit. g Kätchen war ein liebes, natürliches Geſchöpf; harm⸗ los und ungekünſtelt. Mit ihrem reizenden Geſichtchen, in dem zwei ſamtbraune Augen treu und ſeelenvoll leuch⸗ teten, ſah das große, ſchlanke Mädchen auch noch wie ein Kind aus. Kätchen gehörte zu den beſten Partien Hohen⸗ ſteins, denn ihr Vater beſaß außer dem ſtattlichen Haus am Markt noch ein ertragreiches Gut vor der Stadt. Doch Elsmann hatte ſein Herz in B. gelaſſen, Kätchen konnte ihm daher nicht mehr gefährlich werden. Seit dreiviertel Jahren war Elsmann nun ſchon in Hohenſtein. Es war ein ſchöner Sommermorgen, als er nach ſeinem Frühſtück klingelte. Bald darauf traf Kät⸗ chen mit dem Kaffeebrett im Zimmer ein. Sie ſah wie eine taufriſche Mairoſe aus. „Nun, was gibt es neues, Fräulein Kätchen?“ fragte Elsmann lächelnd.„Auf Ihrem Geſichtchen ſteht eine Neuigkeit geſchrieben.“ a „Es iſt eine Karte aus B. da, Herr Direktor,“ er⸗ widerte Kätchen neckiſch und deckte geſchäftig den Tiſch. „Aus B.? Schnell, geben Sie her.“ Elsmann über⸗ kam noch immer eine kleine Anruhe, wenn er Kunde von 57 erhielt. Vielleicht war die Karte gar von der Ge⸗ iebten. Das hatte der loſe Schelm gewollt:„Sie iſt von Herrn Hein Mahr,“ erklärte Kätchen gleichgültig.„Der Aermſte.“ „Sie haben die Karte geleſen? Vermochten Sie die Handſchrift zu entziffern, Fräulein Kätchen?“ Elsmann kannte die krauſe Schrift ſeines Freundes Mahr, deren Enträtſelung ſelbſt ihm zuweilen Mühe machte.„Und warum nennen Sie ihn der Aermſte?“ Kätchen ſenkte den Kopf ein wenig:„Sind Sie böſe darüber, daß ich ſie geleſen habe? Ich dachte mir nichts ſchlimmes dabei. Der arme Herr iſt in Verlegenheit. Le⸗ ſen Sie nur ſelbſt, Herr Direktor.“ Der übermütige Mahr ſollte in Verlegenheit ſein? Er nahm die Karte: „Du biſt ein beneidenswerter Glückspilz,“ ſchrieb Mahr, „darfſt dort in reiner Gebirgsluft Tag für Tag koſtenlos Ozon kneipen und wirſt dabei noch von einem goldenen Weſen höherer Ordnung, genannt Kätchen Martin, be⸗ treut. Könnte ich 1 95 an Deiner Stelle ſein, Bruderherz. Ich ſage dir, mir hat die endlich ſanft und ſelig entſchlafene Winterzeit ſchauderhaft zugeſetzt. Ich laufe mit einem to⸗ tal zerriſſenen Nervenkoſtüm herum. Und hier iſt keine Stätte, wo ich es reparieren laſſen könnte. Ließe ſich Dein Wirt nicht dazu erweichen? Der Mann iſt doch Schneider und muß ſowas können. Oder lieber noch ſein holdſeliges Töchterlein, das Mädchen mit dem zärtlichen Namen Kät⸗ chen. Hat es ſolche Nähkunſt nicht gelernt? Mit herzlichem Gruß verbleibe ich Dein Freund und Großſtadtopfer, genannt Heinz Mahr,“ Elsmann lachte und legte die Karte beiſeite. Dieſer Anſinn ſah dem Freunde ſo recht ähnlich. Er wußte auch, daß Mahr ſtatt Nervenſyſtem immer Nervenkoſtüm zu ſa⸗ gen pflegte. ü „Heinz Mahr darf man nicht tragiſch nehmen, Fräulein Kätchen. Er ſpricht und ſchreibt oft mehr, als er verant⸗ worten kann.“ „Iſt das der Herr, deſſen Photographie hier auf Ihrem das Bild.—— 8. 5 1 75 Sehen Sie es nicht zu genau an, er iſt ein Wind⸗ und.“ „Das glaube ich nicht,“ erwiderte Kätchen beſtimmt. „Er hat gute und treue Augen.“ Dann verſchwand das Mädchen mit kurzem Gruß. Es war allem Anſchein nach heute mit dem Direktor nicht zufrieden. Als Elsmann mittags ſein Zimmer wieder betrat, war die Karte Mahrs verſchwunden Doch er beachtete es kaum, es ſtand ja ohnehin nichts darauf.—— Vier Tage ſpäter, an einem Sonntagnachmittag, wurde die Tür zu Elsmanns Zimmer aufgeriſſen und ein ſchlanker, eleganter Herr ſtürmte herein. „Da bin ich, Freund Horſt und Direktor,“ rief der Fremde und hielt dem erſtaunt vom Buche aufblickenden Elsmann die Hand hin.„Haſt du keinen anderen Gruß für mich, als dieſes unhöflich erſtaunte Geſicht? Ich bin der freundlichen Aufforderung deines Kätchens in Per⸗ ſon gefolgt und bringe mein Nervenkoſtüm gleich mit.“ „Du ſprichſt in Rätſeln, Heinz. Doch das wird ſich al⸗ les aufklären. Einſtweilen ſei herzlich willkommen. Mache es dir bequem. Willſt du eine Erfriſchung? Du kommſt doch direkt aus B.?“ f „Um euch unangemeldet zu überraſchen, mein Lieber. Aber mich kafferts. Wenn ſich in dieſem gaſtlichen Hauſe eine Taſſe Bohnenkaffe auftreiben ließe, ſo wäre ich dir dankbar.“ Elsmann drückte auf den Knopf neben der Tür. Fräu⸗ lein Kätchen erſchien und fragte nach ſeinen Wünſchen. Heinz ſprang auf und blickte das Mädchen mit leuch⸗ tenden Augen an:„Das iſt das Fräulein Kätchen! So und nicht anders habe ich mir das Mädchen mit dem lie⸗ ben Namen und dem hilfsbereiten Herzchen vorgeſtellt. Ich heiße Heinz Mahr, verehrtes Fräulein Kätchen, da mein Freund es zu vergeſſen ſcheint, mich Ihnen vorzuſtellen. Melde mich mit meinem zerriſſenen Nervenkoſtüm gehor⸗ 3 8 zur Stelle. Ich wollte es lieber ſelbſt überbringen, weil Fräulein Kätchen ſich doch liebenswürdig erboten hatte, die Reparatur zu übernehmen.“ g Elsmann blickte erſtaunt vom Freund zu dem erröten⸗ den Mädchen: a „Ganz klar iſt mir der Sinn dieſer Worte noch nicht, aber ich glaube zu verſtehen. Fräulein Kätchen hat dir geſchrieben, Heinz?“ a „Ich hatte Herrn Mahr geſchrieben, Herr Direktor,“ nahm Kätchen ſchüchtern das Wort.„Weil er mir leid tat. Weil ich ſah, wie ausgezeichnet der Herr Direktor ſich in Hohenſtein erholt haben. Sie waren ſehr blaß und ner⸗ vös, als Sie zu uns kamen, Herr Direktor. Und deshalb habe ich Herrn Mahr geſchrieben, er möge doch nach Hohen⸗ ſtein kommen. Mein Vater und ich würden ſicher alles tun, um ſein zerriſſenes Nervenkoſtüm zu reparieren.“ Kätchen hatte anfangs ſtockend und mit zu Boden ge⸗ richteten Augen geſprochen, dann fand ſie ihre kindliche Harmloſigkeit wieder. Und als ſie keiner der Herren un⸗ terbrach, fuhr ſie mit leiſer Selbſtverſpottung fort: „Anfangs war ich mir über das Wort Nervenkoſtüm nicht klar. Ich glaubte, daß es ſich wirklich um ein Koſtüm handele. In der Großſtadt ſoll es ja merkwürdige Sachen geben. Als ich den Brief bereits geſchrieben habe, belehrte mich erſt mein Vater, daß das Wort wohl nur im Scherz für Nervenſyſtem gebraucht worden ſei. Aber er fügte lächelnd hinzu: Sende deinen Brief ruhig ab. Hohenſtein möchte ſeit kurzem gerne Luftkurort werden. Vielleicht ver⸗ dankt es dir den erſten Kurgaſt. Dann wirſt du auf dem Marktplatz ausgehauen.“ Bei den letzten Worten lachte Kätchen mit ihrer ſilber⸗ hellen Stimme und ſah Elsmann fröhlich an. Der ſtimmte luſtig mit ein. Doch Heinz Mahr blieb ernſt; der junge Großſtadtmenſch war hier in eine ganz neue Welt geraten. Er hatte mit den gefährlichſten Männerver⸗ führerinnen geſpielt und war Sieger geblieben. Dieſem einfachen, in ihrer Schlichtheit und Natürlichkeit doppelt reizenden Mädchen gegenüber verſagte ſein oft bewundertes Plaudertalent. i Doch das dauerte natürlich nur wenige Sekunden. Heinz Mahr ließ ſich nicht lange verblüffen. 5 Aus den drei Tagen, die er in Hohenſtein bleiben wollte, wurden vier Wochen. And er ſchied auch nicht eher, als bis ihm Kätchen verſprach, vom kommenden Jahre ab die Aufſicht über ſein Nervenkoſtüm übernehmen zu wollen und zwar als Frau Käte Mahr. 5