1 1 l. 2. Dierk zu Mr. 278 Der Reichstagsbrand prozeß. Die Kommunisten wollten losſchlagen.— Marſch auf Ber⸗ lin und Sprengung des Reiechskages geplant. Leipzig, 27. November. Im RNeichstagsbrandſtifterprozeß 1 am Montag der letzte Teil der Beweisaufnahme, die Erörterung des p o⸗ litiſchen Teiles. Der Vorſitzende erklärte zu Beginn der Verhandlung, daß ſich die Beweisaufnahme jetzt der Frage zuwende, ob die btommuniſtiſche Partei in Deutſchland zur Zeit der Brandſtiftung einen bewaffneten Aufſtand betrieben habe. Der Vorſitzende erſuchte Kriminalrat Heller ⸗ Berlin, der heute als einziger Zeuge geladen iſt, zu zu⸗ ſammenhängenden Ausführungen das Wort zu nehen. Kri⸗ minalrat Heller führt u. a. aus: Die Verſuche der Kommuniſten in den Jahren 1919. 1920, 1921 und 1923, auf gewaltſamem Wege eine Aende⸗ rung der politiſchen Verhältniſſe in Deutſchland herbeizu⸗ führen, endeten mit den Niederlagen des revolutionären 1 Trotz des Scheiterns dieſer Verſuche hielt die PD weiter in ihren Beſtrebungen feſt, die Diktatur des Proletariats in Deutſchland aufzurichten. Durch Verlautba⸗ rungen in Wort und Schrift, arlamentsreden, Preſſe⸗ äußerungen, Rundſchreiben, Beſchlüſſe der kommuniſtiſchen Parteitage wurde der Beweis erbracht, daß die KP dieſe Beſtrebungen nie aufgegeben hat. Als wichtigſte Kampfmaßnahme wird in der kommuni⸗ ſtiſchen Literatur und in den Beſchlüſſen der Parteiinſtan⸗ 5 die Entwaffnung der Bourgeoiſie und die ewaffnung des Proletariats ſowie die Orga⸗ niſierung von Maſſenorganiſationen feſtgeſtellt. Schließlich ſoll dann der Generalſtreik entfacht werden, der ein⸗ mündet in den bewaffneten Aufſtand gegen die Staatsge⸗ walt des Bourgeoiſie. Das Plenum des Vollzugsausſchuſſes der kommuniſtiſchen Internationale ſtellte ausdrücklich feſt, daß mit der deutſchen Revolution das Schickſal der proletariſchen Revolution in Weſt⸗ und Mittel ⸗ europa entſchieden wird, und daß der Sieg der deutſchen Revolution den wichtigſten Schritt zur Weltrevolution be⸗ deutet. In der auf der Parteikonferenz in Berlin angenom⸗ menen Reſolution wird u. a. ausgeführt, daß wirtſchaftliche, politiſche und Proteſtſtreiks ausgelöſt und verbunden wer⸗ den müßten mit Maſſendemonſtrationen und Kampfbewe⸗ gungen der Erwerbsloſen. Es ſei eine Hauptaufgabe der Partei, durch die Erfah⸗ rungen der Tageskämpfe die Maſſen für den polikiſchen Ge⸗ neralſtreik vorzubereiten. Alle Maßnahmen müßten gekrof fen werden, um die revolutionären Maſſenorganiſationen zur höchſten Schlagkräftigkeit zu bringen. Kriminalrat Heller fährt dann fort: In der kommuniſti⸗ ſchen Partei waren von jeher zwei Richtungen zu er⸗ kennen. Eine legale, die nach außen hin mit parlamen⸗ tariſchen Mitteln arbeitete, ſowie die illegale. Für die Kenner der Verhältniſſe war es ſeit langem klar, daß der Schwerpunkt der kommuniſtiſchen Betätigung auf dem Gebiete der illegalen Arbeit lag, deren zwangsläu⸗ fige. auch im Reichstagsbrand zu erkennen ſein würde. Seit Jahren verfolgt die kommuniſtiſche Parkei das Ziel der Vorbereikung des bewaffneken Aufſtandes, deſſen Lehrmeiſter in der Hauptſache Lenin geweſen iſt. Un⸗ zählige Verfahren wegen der Vorbereitung zum Hochver⸗ rat legen Zeugnis ab von der geradezu fieberhaften Tätig⸗ keit der KPD, ein Sowjetdeutſchland, die Diktatur des Pro⸗ letariats nach bekanntem Muſter zu errichten. Es wurden beſondere Kurſe abgehalten, in denen u. a. auch der Straßenkampf, der Bau von Barrikaden, das Ueber⸗ rumpeln von Polizeiwachen eine beſondere Rolle ſpielten Die einzelnen Phaſen des bewaffneten Aufſtandes 5 an Hand von Plänen und in praktiſchen Uebungen gelehrt, ſo daß die K pd bereits ſeit längerer Zeit für den Bür⸗ gerkrieg wohlvorbereitete Kernkruppen beſaß. Außerdem war die Umſtellung auf Illegalität durch geſchickte Tarnung ſchon ſoweit gediehen, daß die Ueberwachung für die Behörden außetordentlich ſchwer geworden war. Das Zeichen zum Aufſtand! Nach der Novemberwahl 1932, bei der die KPD etwa ſechs Millionen Stimmen gewinnen konnte, verſchärfte die KPo die Vorebreitung des bewaffneten Aufſtandes, indem 5 nicht nur die eigenen Wehrorganiſationen, ſondern auch ie Elemente des roten Maſſenſelbſtſchutzes mit Waffen ver⸗ ſehen ließ. In Kurſen wurde den Teilnehmern klarge⸗ macht, daß der Zeitpunkt der bewaffneten Auseinanderſet⸗ zung immer näher rückte. f Im Januar 1933 wurde in Berlin ein derartiger Kur⸗ ſus abgehalten, in dem der ehemalige Reichskagsabgeord⸗ nete Graſſe ſagte, die Kp würde Ende Februar 1933 in die bewaffnete Auseinanderſetzung einkreten und das Zei- chen des Aufſtandes würde allen Beteiligten durch ein weik⸗ hin ſichtbares Zeichen gegeben werden Wenn die kommuniſtiſche Partei, betonte der Zeuge, eine Zeitlang geglaubt hatte, mit dem von Heinz Neu⸗ mann vertretenen Wort„Schlagt die Faſchiſten, wo ihr ſie trefft“ die nationale Welle niederwerfen zu können ſo ſah ſie ſich getäuſcht. Abgeſehen davon, daß die nationalen Vorkämpfer ſich durch keinerlei Terrorakte von ihrer vater⸗ ländiſchen Propaganda abbringen ließen, mußte die KPD die bittere Erfahrung machen, daß ſich große Teile der Be⸗ völkerung von der kommuniſtiſchen Idee abwendeten. Es blieb der Kd nichts anderes übrig, als dem terroriſtiſchen Tun Einhalt zu gebieten und von Neumann offiziell abzu⸗ rücken. Trotzdem gingen die Terrorakte weiter und forder⸗ ten viele Opfer. Der Zeuge zitierte dann noch zahlreiche Aeußerungen, um schließlich auf eine ng, die etwa Mitte Dezember im Karl Liebknecht⸗Haus ſtattgefunden hat, zu⸗ rückzukommen. Bei dieſer habe Torgler ausgeführt, daß ie Partei zunächſt drei Kampfplätze habe: Berlin, as Ruhrgebiet und Mitteldeutſchland. Hier müſſe eingefetzt führern und hier müſſe man die Maſſe zuerſt in den Kampf en. Torgler erklärt dazu, daß er an dieſer Verſammlung im den bebe. Jans weder teilgenommen noch geſpro⸗ abe. Nach der Mittagspauſe verlas Kriminalrat Heller aus m Material des Geheimen Staatspoliseiamtes eine aroße Le ekar Bote Zahl von Mitteilungen, die ſchlagartig die Situation be⸗ leuchten, die zur Zeit des. beſtand. Dieſe Angaben ſchildern namentlich die Entwicklung der von der KPd getroffenen Vorbereitungen zur Auslöſung der Aktion und beweiſen, daß in der Zeit von Anfang Januar bis Mitte März 1933 der Ausbruch der proletariſchen Revolution 425 Führung der Kommuniſten auf des Meſſers Schneide and. Am 1. Februar wurde ein illegales Rundſchreiben an alle Berliner Ankerbezirke der Partei verbreitet, in dem es heißt: Berbol der Partei heißt Großalarm. Sofort ſeien durchzuführen Alarmierung der Betriebe, Vorbereikung des polifiſchen Maſſenſtreiks und von Demonſtrationen. Sofort r nicht prokeſtieren, ſondern han⸗ eln Ein Rundſchreiben der Bezirksleitung Berlin⸗Branden⸗ burg vom 9. Februar beſagt: Wenn das Verbot kommt: Proletariſcher Maſſenſtreik! g Jeder muß wiſſen, wir krelen dann in die Phaſe des Bürgerkrieges ein. Für den 5. März gilt es, den Marſch auf Berlin zu organiſieren, um, wenn nokwendig, das neue Parlament auseinanderzujagen. Vom 21. Februar liegen dem Berliner Polizeipräſidenten von privater Seite Briefe vor, die äußerlich den Charak⸗ ter von Geſchäftsbriefen hatten, in Wirklichkeit aber getarnte Parteianweifungen waren. Es heißt darin: Für alle Angeſtellken der Fabrik und die geſamte Kund⸗ ſchafk! Bürgerkrieg unvermeidlich. Sturz der Regierung nur auf revolutionärem Wege möglich. Alle großen Bekriebe bearbeiten, bei Ueberfällen von Arbeikern ſofork Groß⸗ alarm und Maſſenaktionen gegen Nazikaſernen und Aus⸗ räumung derſelben. Von Anfang März liegt eine Schrift des illegalen Rot⸗ frontkämpferbundes vor, in der es heißt: Jetzt iſt es genug! Wir organiſieren den wehrhaften ankifaſchiſtiſchen Maſſenkampf. Enkwaffnet Hilfspolizei und Faſchiſten! Es gingen dann, fuhr Kriminalrat Heller fort, beim Berliner Polizeipräſidium verſchiedene Meldungen ein über geplante Anſchläge auf Eleltrizitätswerke, Starkſtrom⸗ anlagen, Umformer und andere lebenswichtige Betriebe. Die Geheime Staatspolizei hat bei der Durchſuchung der Gepäck⸗ aufbewahrungsſtelle am Görlitzer Bahnhof keinen Kof⸗ fer mit illegalem Material des kommuniſtiſchen Nachrich⸗ tendienſtes gefunden. Daraus ging hervor, daß die Kom⸗ muniſten über die Organiſation der politiſchen Polizei voll⸗ kommen im Bilde waren und auch über jeden einz el⸗ nen Beamten, ja ſogar über die politiſche Einſtellung der Pförtner in den Wohnungen der Beamten genaue Auf⸗ zeichnungen hatten. Die Kommuniſten hälten alſo im Jalle einer Akkion mit leichter Mühe alle Machkmittel des Staates lahm · legen können. Am 16. Auguſt wurden in Stettin bei Kommuniſten 39 Büchſen mit einem äußerſt exploſiblen Sprengſtoff beſchlag · nahmt, der geeignet geweſen wäre, ſämtliche Verkehrsein⸗ richtungen in Stettin zu ſprengen. Aehnliche Berichte zitiert der Zeuge aus Oſtpreußen, Schleſien und aus anderen Tei⸗ len des Landes. e e ee In den Anweiſungen kehrt immer die drin ende Mahnung an die Ortsgruppenleiter wieder, ſich Waffen und Sprengkörper zu beſchaffen und Terror⸗ gruppen zu bilden. Es fanden ſich auch Verzeichniſſe über die in den einzelnen Orten führenden Nationalſozia; liſten, die unſchädlich gemacht werden ſollten. Es wurde auch die Anordnung getroffen, daß Amtsrichter, Pfarrer und andere angeſehene Perſönlichkeiten in den einzelnen Orten beim Ausbruch des Aufſtandes als Geiſeln feſt⸗ enommen werden ſollten. Die Polizeibeamten ſollten, wenn ſie ſich dem Aufſtand entgegenſtellen, rückſichtslos niederge⸗ ſchoſſen werden. 1175 5 Die Weitervernehmung des Kriminalrates Heller wird auf Dienstag vertagt. 5 3 Badiſches Sondergericht wegen Jortſetzung der„Roten Hilfe“ beſtraft. Mannheim, 27. November. Das Vadiſche Sondergericht in Mannheim urteilte wie⸗ der vier Fälle von Vergehen gegen die Notverordnungen des Reichspräſidenten zum Schutze von Volk und Staat ab. Im erſten Falle hatten ſich der Buchdrucker Hans Quarch aus Wiesbaden und ſeine Schreibhilfe, die Stenotypiſtin Anna Urban aus Leipzig wegen Fortſetzung der„Roten Hilfe“ zu verantworten. Nach ſeiner Angabe war Quarch von Mitte bis Ende März dieſes Jahres mit der Abwick⸗ lung der Geſchäſte der verbotenen Organiſation für den Bezirk Pfalz und Baden hier im Büro in der Dammſtraße betraut. Vom 8. bis 12. April kam er von Wiesbaden noch einmal hierher, um den Kaſſenabſchluß zu machen. Der Angeklagte gab an, nichts von dem Verbot gewußt zu ha⸗ ben, agitatoriſch ſei er überhaupt nicht tätig 1 Das Gericht verurteilte Quarch zu vier, das Fräulein Urban zu drei Monaten Gefängnis ab zehn Wochen Unterſuchungs⸗ haft. Quarch iſt in Schutzhaft, da kein Haftbefehl gegen ihn erging, ſo ſetzte man neun Monate Gefängnis an, rechnete aber dann für fünf Monate als verbüßt ab. „Politik“ im Barbierladen. Beim Einſeifen und Haarſchneiden wird ja viel dummes Zeug verzapft, aber was da im Barbierladen in Mörtel⸗ tein bei Eberbach im März dieſes Jahres verhandelt wurde, iſt ſchon haarſträubend. Der 52 Jahre alte Barbier Bernauer erzählte, nach Zeitungsnachrichten würden in Rußland Hungernde von Hungernden aufgefreſſen. Aber der 23 Jahre alte Taglöhner Helmut Becker von Mann⸗ heim ſtellte ihn dann in Schatten mit der grauſigen Mit⸗ teilung, in Deutſchland ſollten nun bei der neuen Bewe⸗ gung alle Kriegskrüppel erſchoſſen werden, wenn ſie nicht den Mut hätten, ſich ſelbſt aus dem Leben zu ſchaffen. Der ländliche Figaro erzählte es dann einer Frau weiter, die entſetzt meinte:„ſo weit wirds doch am End nit kumme“. Becker war bis 1930 Kommuniſt. Das Urteil gegen Becker lautete auf ſechs Monate, gegen Bernauer auf vier Monate Gefängnis. Ein gefährliches„Interview“. Bei einem Geſpräch mit einem SA.⸗Mann über den Reichstagsbrandprozeß in der Neckarauer Schule in der Mönchwörthſtraße äußerte ſich der 26 4 7 alte Feilen⸗ bauer Ernſt Haraut von Neckarau, ein geborener Tſcheche, in einer den Miniſter Göbbels und die Juſtiz beleidigenden Weiſe. Er verwies dabei auch auf das Braunbuch und be⸗ merkte, die deutſchen Zeitungen dürfe man nicht leſen, nur die ausländiſchen Zeitungen ſagten die Wahrheit. Der An⸗ geklagte beſtritt Aeußerungen über die Spionage und die Berichterſtattung in auswärtigen Zeitungen, wie die Ver⸗ mittlertätigkeit des tſchechiſchen Konſulats in Stuttgart. Er ſollte ſogar geſagt haben, er würde ſich in der Tſchecho⸗ Slovakei militäriſch ausbilden laſſen, damit er, wenn es in Deutſchland losgehe, dabei ſei. Das Gericht entſprach dem Antrage des Staatsanwalts und verhängte über den An⸗ geklagten eine Gefängnisſtrafe von einem Jahre ſechs Mo⸗ naten. Außerdem erhält die Polizeibehörde die Befugnis, den Angeklagten nach einem Zeitraum von ſechs Monaten aus Deutſchland auszuweiſen. Drei Monate für„Propaganda“. Ein politiſches Kind iſt noch der 18 Jahre alte frühere Reichsbannermann Ernſt Binder von hier. Er trieb Wahl⸗ agitation auf eigene Fauſt. In eine Anzahl von Hausbrief⸗ käſten in H 7 ſteckte er ſelbſt gefertigte Handzettel, republi⸗ kaniſche Zeitungen und anderes gegen die neuen Männer aufgeſtöbertes Material. Er war geſtändig. Der Ver⸗ treter der Anklage ſprach ſich für acht Monate Gefängnis aus. Das Gericht bemaß die Strafe auf nur drei Monate, ab drei Wochen Unterſuchungshaft. Verbreitung illegaler Schriften. Der Bahnarbeiter K. Weber aus Allmannsweiher bet Lahr war früher führendes Mitglied der KPD. Er hatte die in der Tſchechoflowakei hergeſtellte Zeitung„Neuer Vor⸗ wärts“ geleſen und ſie dann an andere Leute weitergegeben. Wegen Verbreitung illegaler Schriften wurde er zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Nochmals der Reichstagsbrand. Der Zahniechniker Michael Speicher aus Dudweiler hatte die bekannten Lügen über den Reichstagsb⸗and verbreitet und außerdem auch abfällige Bemerkungen übe“ di. SA. ge⸗ macht. Der Staatsanwalt beantragte gegen den öfters vor⸗ beſtraften Angeklagten ſieben Monate Gefängnis, auf die auch das Gericht erkannte. Anberechtigt das Parteiabzeichen getragen. In einem hieſigen Kaufhaus war der Angeklagte Her⸗ mann Beutel aus Stuttgart dabei ertappt worden, als er eine Zimmerantenne für ſeinen Radioapparat ſtehlen wollte. Bei feiner ſofortigen Feſtnahme hatte er das Parteiabzeichen der NSDAP. getragen, ohne jedoch Piitglied der Partet zu ſein. Da der Angeklagte auch noch andere Diebſtähle auf dem Gewiſſen hat, beantragte der Staatsanwalt ein Jahr vier Monate Zuchthaus, doch erkannte das Gericht auf ſechs Mo⸗ nate Gefängnis. 8 Handel und Wirtſchaft (Ohne Gewähr.) Mannheimer Produktengroßmarkt vom 27. November: Offizielle Preiſe des Mannheimer Großmarktes für Getreide und Futtermittel per 100 Kilogramm waggonfrei Mannheim: Weizen, inl. 19.70 bis 19.90; Feſtpreis Bezirk 9 18.90, Be⸗ zirk 10 19.10, Bezirk 11 19.40, Roggen, ſüdd. 16.75 bis 17; Same Bezirk 9 15.90, Bezirk 8 15.60; Hafer, inl. 14.25; ommergerſte, inl. 18 bis 19; Pfälzer Gerſte 18 bis 19; Futtergerſte 16.75; Mais mit Sack 19 bis 19.25; Erdnuß⸗ kuchen 16.50 bis 16.75; Sojaſchrot 14.75; Rapskuchen 13.25 bis 13.75; Palmkuchen 15 bis 15.25; Kokoskuchen 17.50; Seſamkuchen 17; Leinkuchen 17; Biertreber 16.75; Trocken⸗ ſchnitzel 9; Rohmelaſſe 8.50; Wieſenheu, loſe 6 bis 6.20; Rot- kleeheu 6.20 bis 6.60; Luzernekleeheu 7 bis 7.20; Preßſtroh (Roggen und Weizen) 2, dto.(Hafer und Gerſte) 1.80 bis 2, dto. gebunden(Roggen und Weizen) 1.40 bis 1.70,(Hafer und Gerſte) 1.20 bis 1.40; Weizenmehl, Spezial Null 29.40; Dezember 29.55, Januar 29.70; aus Inlandsweizen 27.90, Dezember 28.05, Januar 28.20; Roggenmehl, nordd. 22.50 bis 23.75, pfälziſche und ſüdd. 23.25 bis 24.25; Weizenkleie, feine mit Sack 10.25 bis 10.50, dto. grobe 10.75 bis 11; Roggenkleie 10.50 bis 10.75; Weizenfuttermehl 11.50 bis 11.75; Roggenfuttermehl 10.50 bis 12.75; Weizennachmehl 15.25 bis 16.25 Mark. 1 Berliner Deviſenkurſe vom 27. November: 1 Pfund Sterling 13.83, 1 Dollar 2.65, 100 holi. Gulden 169.03, 100 Belga 58.31, 100 Danziger Gulden 81.57, 100 Lire 22.09, 100 dän. Kronen 61.74, 100 norw. Kronen 69.53, 100 franz. Franken 16.39, 100 Schweizer Franken 81.12, 100 Peſetas 34.22, 100 ſchwed. Kronen 71.30, 100 öſterr. Schilling 48.05. 5 ö 1 Sport vom Sonntag Der Totenſonntag brachte kaum oder nur wenige ſport⸗ liche Veranſtaltungen. Faſt überall hatten ſich die Sportler in den Dienſt der Winterhilfe geſtellt, in Baden war über⸗ haupt Ruhe auf ber ganzen Linie. In der Pfalz ſpielten an allen größeren Orten kombinierte Mannſchaften gegen⸗ einander, das wichtigſte Spiel war zweifellos das Treffen in Pirmaſens, wo eine Kombination FK. Pirmaſens⸗FC. Kaiſerslautern der Ludwigshafener Stadtelf gegenüber ⸗ 8 5 Dieſes Spiel brachte einen überraſchenden 956Sieg er Ludwigshafener, die mit großem Eifer bei der Sache waren und auch im Zuſammenſpiel ihrem ner über ⸗ legen, faſt wie eine alteingeſpielte Klubmannſchaft wirkten. Bei den Kombinierten konnten ſich die Kaiſerslauterer in den FK.⸗Pirmaſens⸗Rahmen nicht ſo einfügen, wie das für ein erfolgreiches Spiel nötig geweſen wäre. Auch in Bayern und Württember 1 5 man für die Winterhilfe, wenn auch hier noch Verbandsſpiele ausgetragen wurden. So holten ſich die Münchener Bayern einen 3:0 ⸗Sieg über Bayreuth, 1860 München hatte ſchwere Mühe, den Lokalrivalen FC. mit 4:3 zu beſiegen, nachdem die Löwen kurz nach der Pauſe noch 4:0 vorne gelegen hat⸗ ten. In Regensburg verdarb ein unfähiger Schiedsrichter Spielern und Publikum den Spaß an der Sache, Jahn Re⸗ 955 burg„verlor“ durch Abſeitstor 0:1 gegen Schweinfurth 5. In Württemberg beſtätigte der VBR. Heilbronn ſeine verbeſſerte Form, denn in Böckingen werden wenige Klubs nur knapp 01 verlieren. Birkenfeld und SSB. Ulm trennten ſich 4:4. während der VFB. Stuttgart den Sport⸗ club mit 6:0 hereinlegte. Die Stuttgarter Sportfreunde und SV. Feuerbach teilten ſich mit 2:2 in die begehrten Punkte. In Südweſt, ſoweit die Pfalz ausgenommen iſt, ruhte der Verbandsbetrieb ebenfalls, lediglich Winterhilfs⸗ ſpiele wurden durchgeführt. Bei den Handballern fanden drei Spiele ſtatt.„ 7 Gedenkſiätten berühmter Deulſcher Von Herbert Günther. „Die Stätte, die ein guter Menſch betrat, iſt eingeweiht; nach hundert Jahren klingt ſein Wort und ſeine Tat dem Enkel wider.“ Wir erfreuen uns an den tauſendfältigen Naturſchön⸗ heiten unſeres Vaterlandes, andachtsvoll ſtehen wir vor ge⸗ waltigen Bauten oder Werken der Kunſt, beſtaunen tech⸗ niſche Anlagen das Verkehrs und der Induſtrie. und das alles mit Recht. Dagegen iſt allerdings 5 unſcheinbar, was jener Ausspruch der Gräfin Sanvitale im„Taſſo“ meint. Leicht kann es überſehen werden, wird auch allzu oft überſehen. Und doch gibt es wenig auf Reiſen, was gleich ſtarke Eindrücke ſchenkt wie der Beſuch ſolcher Stät⸗ ten, an denen bedeutende Männer unſeres Volkes das Licht der Welt erblickt, geſchaffen, ihr Auge für immer geſchloſ⸗ ſen haben, oder an denen ſie von ihrem tatenreichen Leben ausruhen. Nicht achtlos daran vorübergehen, iſt eine Eh⸗ renpflicht. Wieviel iſt hier noch für jeden einzelnen von uns zu ent⸗ decken! Gewiß, wer nach Weimar fährt, wird kaum einen Rundgang durch Goethes Haus am Frauenplatz ver⸗ ſäumen, vielleicht auch das Gartenhaus am Stern beſichti⸗ gen und in die Fürſtengruft hinabſteigen. Aber wir ſoll⸗ ten unſeren größten Dichter nicht nur an den weltbekann⸗ ten Heiligtümern der Nation hier oder in Frankfurt ſuchen, wo er ſo leicht zu finden iſt, ſondern ihm nachgehen. wo unſere Wege die einen kreuzen Heidelberg wird alljährlich von Tauſenden aufgeſucht. Ob ſie alle ahnen, daß Heidelberg für Goethe ſechsmal eine wichtige Rolle geſpielt hat, daß er hier den entſcheidendſten Schritt ſeines ganzen Lebens getan hat, indem er den unvermutet vom Herzog Karl Auguſt nachgeſandten Wagen beſtieg, der ihn nach Weimar brachte? Daß er hier vierzig Jahre ſpäter durch einen zweiten Liebesfrühling in Marianne v. Willemer die Suleika ſeines„Weſt⸗Oeſtlichen Diwans“ erlebte? Zahl⸗ reiche Reliquien halten das Gedächtnis an ſolche goethiſchen Tage in Offenbach ſo gut wach wie in Deſſau oder Rudolſtadt, in Wernigerode wie in Pyrmont oder Dernburg, ja, man hätte im Goethejahr eine Deutſchlandreiſe mit dem Dichter machen können! Aehnlich ließe ſich in dieſein 50. Todesjahr des muſikali⸗ ſchen Genies eine Reiſe mit Wagner denken, die keines ⸗ wegs nur nach Bayreuth zum Hauſe Wahnfried, zur Feſt⸗ ſpielbühne und Wagners Grab führen müßte, ſondern nach Leipzig. Würzburg, Magdeburg, Königsberg, Dresden, Mainz. München und zu den bayeriſchen Königsſchlöſſern! Oder wie wäre zur 40. Wiederkehr des Geburtstages unſeres Reformators eine Luther⸗Fahrt vom Ge⸗ burtshaus in Eisleben über das Auguſtiner⸗Kloſter in Er⸗ furt, die Wartburg, die ſeine Bibel⸗Ueberſetzung ſah, die Schauplätze ſeiner Religionsgeſpräche in Jena und Mar⸗ burg zum letzten Wohnhaus und Grabmal in der Schloß⸗ kirche zu Wittenberg, an deren Tür er 1517 ſeine 95 The⸗ ſen geſchlagen hatte! So rollt ſich eine Entwicklung von Stufe zu Stufe leibhaftig vor unſeren Augen ab und wird uns zum dauernden inneren Beſitz. Umgekehrt: wir ſollten nicht nur unſere Größten noch an anderen als den berühmteſten Orten ſuchen, ſondern an dieſen berühmteſten Orten zugleich auch Andere als die ſie vorwiegend berühmt gemacht haben. Wieviele verlaſſen alljährlich Weimar, ohne zu wiſſen, daß ſie bei ihrem Ein ⸗ tritt in die Fürſtengruft an einem Obelisk vorübergelaufen ſind, auf dem die ergreifend ſchlichten Worte ſtehen:„Hier ruht Eckermann, Goethes Freund“, daß auf dem gleichen Friedhof auch noch Frau von Stein, die Gattin von Goethes einzigem Sohn und ſeine drei Enkel⸗ kinder beſtattet find, vor der Garniſonkirche St. Jakob Goethes Frau, ſeine Euphroſyne, der Erzähler Muſäus. Und wo befindet ſich der Grabſtein des großen deutſchen Malers Lukas Cranach? Selbſt Vielgereiſte zund Gebildete ſind meiſt um die Antwort verlegen: eben⸗ falls hier. Chriſtine Vulpius gegenüber! Wo iſt das uns allen doch von Kindheit an vertraute Paar der Gebrüder Grimm geboren? In Hanau a. M.? Höchſtens Fachgelehrte dürften wiſſen, daß Ro⸗ bert Schumann im ſächſiſchen Zwickau zur Welt 5 Püllkp⸗ iſt, der große deutſche Maler der Romantik hilipp Otto Runge in der alten Herzogſtadt Wol⸗ ga ſt, unweit der pommerſchen Seebäder. Landsleute von ihm ſind der andere überragende Maler ſeiner Zeit Cas⸗ par David Friedrich aus Greifswald und der Mediziner Virchow aus Schivelbein. Sollte es nicht jedem geläufig ſein, wo der Dichter unſeres Deutſchland⸗ Liedes, Hoffmann von Fallersleben, ſchlum⸗ mert? Am Weſerſtrom liegt er, in Corvey, deſſen Kloſter⸗ Bibliothek er betreut hatte. 5 Wieviele ſolcher Plätze gibt es zu ſehen! Da iſt die Treppe in einem ärmlichen Haus des holſteiniſchen Dorfes Weſſelburen, hinter der Friedrich Hebbel als Junge ſchlafen mußte, das Turmgemach im uralten Schloß Meersburg am Bodenſee, durch Deutſchlands genialſte Dichterin Annette von Droſte⸗Hülshoff ein Tempel der Pietät, oder ein anderes auf der Frauen⸗ burg am Friſchen Haff bei Elbing, von dem aus Koper⸗ nikus das Firmament zu ergründen trachtete, und im waldeckiſchen Städtchen Arolsen ſind gleich zwei bildende Künſtler wie der Bildhauer Chriſt'an Daniel Rauch und der Maler Kaulbach geboren. Häufiger haben gerade kleine Orte wie dieſer nicht nur einen großen Sohn, ſondern gleich mehrere: Detmold die Dichter Freiligrath und Grabbe, der hier nach wirrem Leben auch ſtarb und neben ſeiner Mutter ruht, dem einzi⸗ gen Weſen, das ihn verſtand; Neu⸗ Ruppin den Bau⸗ meiſter Schinkel, Theodor Fontane und den Maler Gentz; Ludwigsburg brachte ſogar innerhalb von 25 Jahren vier Perſönlichkeiten hervor wie die Dichter Mörike und Kerner, den Aeſthetiker Friedrich Theodor Viſcher, den Theologen David Friedrich Strauß. Württemberg iſt ja überhaupt ein fruchtbares Land. Auf einem einzigen Friedhof, in Tübingen, liegen beieinander Hölderlin, Uhland, Hermann Kurz; Er⸗ innerungen an ſie, an Wieland, Schiller, Hauff oder die Philoſophen Hegel und Schelling, auch an den Luftſchiff⸗ Grafen Zeppelin, begegnen uns auf Schritt und Tritt. Auch in anderen Gegenden gibt es dergleichen. Im Um⸗ kreis des Harzes findet ſich Klopſtocks Geburtshaus in Quedlinburg, Gleims Wohnhaus und„Freundſchafts⸗ tempel“ im Schatten des Domes zu Halberſtadt, deſ⸗ ſen Sekretär der Dichter genau ein halbes Jahrhundert war, der Ruheſitz des„Alten Mannes“ Wilhelm von Kü⸗ gelgen in Ballenſtedt, in Stolberg ſtarb der Wieder⸗ täufer Thomas Münzer, und in Braunſchweig ruhen Leſſing(nicht weit von ſeinem Wolfenbüttel,) Raabe, Gerſtäcker und der Mathematiker Gauß. Mecklenburg kann ſtolz ſein auf den Fürſten Blücher aus Roſtock, Moltke aus Parchim, Fritz Reuter aus Stavenshagen. Und im Neubrandenburger Rathaus kann man noch heute in Reuters Stammtiſchecke ſitzen. Ob übrigens jeder, der zur Wartburg pilgert, weiß, daß der Verfaſſer der Stromtid“ zuletzt an ihrem Fuße gelebt hat, daß ſeine ſchmucke weiße Villa heute Reuter⸗ und Wagner⸗Muſeum zugleich iſt? Daß am anderen Ende der Stadt Bach in ei⸗ nem muſikaliſchen Hauſe ſeine Kindheit verbracht hat wie Beethoven in Bonn? Einzelne Städte ſind wahre Sammelpunkte der Erinne⸗ rung. Nürnberg etwa, aus der Zeit ſeiner großen Be⸗ wohner Dürer, Hans Sachs, Pirkheimer, Veit Stoß, Peter Viſcher, Adam Kraft. Auch Göttingen iſt eine ſolche Stadt, in der Bürger dichtete und lehrte, Bismarck in ſei⸗ ner Studentenwohnung über der Leine tolle Scherze trieb, und zahlloſe Schilder an den Häuſern die Namen von For⸗ ſchern wie etwa Gauß und Weber, der Erfinder des Te⸗ legraphen, nennen. Ebenſo Hannover: im ſchönſten bürgerlichen Renaiſſance⸗Bau Deutſchlands ſtarb 1716 Leib ⸗ niz, unter dem gleichen Dache wurde 1759 Iffland geboren, Hölty(der Dichter von„Ueb immer Treu und Redlichkeit“), Leiſewitz, Knigge lebten hier, und in der Kreuzkirche iſt Hans Michael von Obentraut, das geſchichtliche Urbild des „Deutſchen Michels“, beigeſetzt. Oder das Gymnaſium zu Schulpforta bei Naumvpurg, auf deſſen Bänken nacheinander Klopſtock, Fichte, Ranke, Nietzſche ſaßen— wie weht einen Ehrfurcht an, wenn man auf dem Hof dieſer Anſtalt ſteht und bedenkt, wer ſich hier alles an Großen des Geiſtes in entſcheidenden Jahren der Reife ergangen hat. In legendäre Bereiche führen Frauenlobs Grab im Mainzer Dom, Walther von der Vogelweides im Luſam⸗ gärtlein zu Würzburg, Till Eulenſpiegels plattdeutſch beſchrifteter Stein in Mölln, Dr. Eiſenbarts hochtraben⸗ der in Hannoverſch⸗ Münden. Zeitnah und wieder wichtig geworden ſind uns Arndts Geburtshaus in Schoritz auf Rügen, Kleiſts in Frank⸗ furt a. d. Oder, Körners Heldengrab unter der Linde in Wöbbelin. Unmöglich, auf ſo knappem Raum mehr als eine geringe Auswahl aller Gedenkſtätten unſerer großen Deutſchen aufzuführen! Nichts als ein Hinweis konnte ver⸗ ſucht werden. Vielleicht nimmt dieſer oder jener bei ſeiner nächſten Reiſe die Anregung auf und folgt auf eigene Hand ſolchen Spuren: er ſelber wird den größten Gewinn davon haben. Man kann der deutſchen Vergangenheit und ihren Menſchen nicht beſſer näher kommen als ſo. Ganz Deutſch⸗ land ladet dazu ein: in der nördlichſten Stadt, Tilſit, iſt der Freiheitsdichter Max von Schenkendorf geboren, in ſei⸗ nem Schloß Tegel auf märkiſchem Sande ſchuf Wilhelm von Humbold, in Rottach⸗Egern am ſüdlichen Geſto⸗ de des Tegernſees ſchlingt ſich der Epheu über die nachbar⸗ lichen Gräber der Freunde Ganghofer und Ludwig Thoma. Entſtehung des Nerbenſoſtems Daß wir Menſchen denken können, Nerven haben, mit deren Hilfe wir fühlen, iſt uns ſo ſelbſtverſtändlich, daß wir kaum einmal darüber nachdenken, womit wir wu den⸗ ken und fühlen. Es kommt uns gar nicht zum Bewußtſein, daß der wichtigſte und komplizierteſte Teil unſeres Körpers, das Nervenſyſtem, genau ſo aus einer einzigen Keimzelle entſtanden iſt wie Knochen, Muskeln und Haut, deren Wachs⸗ tum wir beobachten können. Die Wiſſenſchaft war lange Zeit der Meinung, die Entſtehung von Hirn und Nerven⸗ zellen ſei lediglich durch die erbmäßig vorbeſtimmte Form des Organismus bedingt, aber in der Natur geſchieht nichts „von ſelbſt“. Es gibt einen Stoff, der die Bildung von Hirn und Nerven anregt und ohne den das wichtigſte Organ un⸗ ſeres Körpers gar nicht entſtehen könnte. Noch kennt zwar die Wiſſenſchaft die chemiſche Zuſammenſetzung dieſes neuen „Hormons“ nicht, aber die Unterſuchungen im Kaiſer⸗Wil⸗ helm⸗Inſtitut für Biologie, Berlin, über die Dr. J. Holt⸗ freter kürzlich in ungen und Fortſchritte“ berichtete, 1 Funktionen dieſes geheimnisvollen Stoffes völlig argelegt. „Reizſtoffes“ bedürfen. Tauſende von Experimenten mit Molchlarven, Fröſchen und mit Organteilen der verſchiedenſten Tiere, bis zum Men⸗ ſchen aufwärts, ſind in jahrelanger Arbeit durchgeführt wor⸗ den. Um ihren Sinn zu verſtehen, muß man ſich zunächſt vergegenwärtigen, wie überhaupt die allererſte Entwicklung einer befruchteten Eizelle vor ſich geht. Sie beginn mit der Furchung, d. h. ſie ſchnürt ſich ab und teilt ſich ihrerſeits in zwei Zellen, die wieder wachſen, ſich teilen, bis ſchließ⸗ lich ein kleiner Zellenſtaat entſtanden iſt. In dieſem kugel⸗ runden Zellenhaufen bildet ſich dann ein Hohlraum, die Fur⸗ chungshöhle, die ſchließlich durch eine ſeitliche Oeffnung, den Urmund, mit der Außenwelt in Verbindung tritt. Inzwi⸗ ſchen haben ſich die Zellen zu zwei Zellagen geordnet, dem äußeren und dem inneren Keimblatt. Aus dem letzteren entſteht im Laufe der ſpäteren Entwicklung noch ein anderes Keimblatt, das Faſerblatt. Hier haben wir nun die ge⸗ ſamte Grundlage jedes noch ſo komplizierten Organismus. Das äußere Keimblatt enthält die Anlagen für Haut, Sin⸗ nesorgane und Nervenſyſtem. Das innere Keimblatt bildet den geſamten Verdauungsapparat, und aus dem Faſerblatt entſtehen Leibeshöhle, Skelett, Bindegewebe und Muskulatur. Wie der Körper ſich aus bieſen einfachen Grundelemen⸗ ten entwickelt, grenzt ans Wunderbare. Mit Hilfe von Ver⸗ pflanzungs⸗ und Iſolierungsperſuchen hat man ſeſtgeſtellt, daß das Keimmaterial, aus dem ſpäter Gehirn oder Auge entſtehen, erſt in einem beſtimmten Altersſtadium ſeiner Aufgabe gewachſen iſt: nämlich wenn die drei erwähnten Keimblätter ſich völlig ausgebildet haben. Nimmt man vor dieſem kritiſchen Stadium etwas von dieſem Bildungsſtoff 3 ſo bekommt man keine Nervenorgane ſondern Haut. eile des fertigen äußeren Keimblatts aber bilden Auge oder Gehirn, ganz gleich wohin man ſie überpflanzt. Die große, überraſchende Entdeckung beſteht aber nun darin, daß während der Reifezeit des Keimblattes die verſchiedenen Organanlagen ſich unter dem Ein⸗ fluß beſtimmter„unterlagernder“ Organe entwickeln, die ihrerſeits zur eigenen Entwicklung keines ſolchen Man muß ſich dabei eine Art Hormonwirkung vorſtellen, die zur Entwicklung der Anlage für Auge, Hirn, Nervenſyſtem uſw. erforderlich iſt. Beſon⸗ ders ſtark wirkt dabei die Anlage für Rückenmuskulatur und Wirbelſäule, deren Vorhandenſein z. B. für die Ent⸗ ſtehung des Rückenmarkes notwendig iſt, ebenſo ſind die An⸗ lagen der Kopfmuskeln unentbehrlich für die Bildung des Gehirns und der Sinnesorgane. Phantaſtiſch ſind die Experimente, die zu dieſen Er⸗ kenntniſſen geführt haben. Man hat z. B. ein Stück vom äußeren Keimblatt eines Froſches, das normalerweiſe Vauch⸗ haut gegeben hätte, auf die unterlagernden Kopforgane eines Salamanderkeimes verpflanzt, und nun bildete ſich aus dem Froſchkeimteilchen nicht Haut ſondern Hirn, und zwar Froſchhirn; ein ausgezeichnetes Beiſpiel dafür, wie die Erbanlage doch trotz der Empfänglichkeit für den art⸗ fremden Hormonreiz ſich durchſetzt. In anderen Fällen hat man beliebige Organfragmente der verſchiedenſten Tierarten unter die zukünftige Bauchhaut eines Amphibienkeims ge⸗ ſchoben, und es entſtanden dann am Bauch des ſpäteren Molchs überzählige Gehirne, Augen, Schwänze und andere Organe, die ſich zum Teil bis zur Funktionsfähigkeit weiter⸗ entwickelten. i f Nachdem man feſtgeſtellt hatte, daß alle möglichen Or⸗ ganteile lebender und toter Tiere und auch des Menſchen. einen beſtimmenden Einfluß auf die Bildung von Nerven ſyſtem und Hirn ausüben können, hat man nun verſucht feſtzuſtellen, ob es ſich dabei um ein und denſelben Stoff handelt und ob es ſich chemiſch analyſieren läßt. Man hat die wirkſamen Organteile getrocknet, man hat ſie bis auf 60 Grad erhitzt, man hat ſie gekocht, zentrifugiert und Ex⸗ trakte aus ihnen hergeſtellt; dabei zeigte es ſich, daß erſt bei mehrſtündigem Kochen die Induktionswirkung völlig verloren ging und daß ſelbſt die monatelange Aufbewah⸗ rung in Alkohol dieſen rätſelhaften„Lebensſtoff“ nicht ſchä⸗ digt. Nicht einmal ſtark konzentrierte Salzſäure konnte die Hormonwirkung aufheben, dagegen hat Dr. Holtfreter feſt⸗ geſtellt, daß Aether ſie zerſtört. 8 5 . Herr Knätschrich und Frau Amanda. »Jawoll, Winterhilfe von unserem Geld, das kann den Leuten so passen. 5 Ind wer bezahlt für uns die Kur in Karlsbad und Marienbad? — Unser Preis ausschreiben! Eine Weltreise ve lecker but 100 wertvolle Preise sind ausgesetzt- jeder kann daran teilnehmen Die nachfolgenden fünf Bilder stellen Europkerinnen dar, und zwar: Eine Deutsche, eine Italienerin, eine Bulgarin, eine Schwedin und eine Spanierin. Die Preisfrage lautet: Wer ist die Deutsche * 1 Preis: Ein Pirat-Faltboot f F wertvolle Preise werden an 5 5. enigen verteilt, die vorstehende Preisaufgabe richtig 2. Erels: Ein Bücherschrank lösen oder der richtigen Lösung am nächsten kommen. Falls mehr als 100 richtige Lösungen eingehen, entscheidet das Los. Die Entscheidung ist un- anfechtbar. Einsendungsschluß 31. Dezember 1933. Benutzen Sie nebenstehenden Lösungsschein. und wer sind die 2 anderen Frauen 8 standteil des Abonnements Ueber 276000 Mitreisende haben Unsere Mitreisende sollen den ganzen herrlichen Erden- rund kennenlernen, ohne Reisebeschwerden, teure Aus- rüstungen und Reisegelder. Im gemütlichen Heim für nur 30 Pfennig pro Woche soll jeder durch unsere reich illustrierte Zeitschrift„Durch alle Welt“ alles ge- nießen können. Jedes Land der Erde wird fesselnd und interessant von Reisenden beschrieben, die dort waren. Jedes Heft, 36 Seiten stark, wird durch über 50 herr- liche Abbildungen in Kupfertiefdruck belebt. 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