2. Blatt zu Nr. 279 Der Reichstagsbrand prozeß. Die kommuniſtiſchen Aufſtandspläne.— Die Beſchuldigung der Nalfionalſozialiſten— ein raffinierker Plan. Leipzig, 28. November. In der Dienstagſitzung des Reichstagsbrandprozeſſes wird die Vernehmung des Kriminalrates Heller fortge⸗ ſetzt zu der Frage, ob zur Zeit der Reichstagsbrandſtiftung ein bewaffneter Aufſtan d propagiert und bereit⸗ im Anfang begriffen war. Kriminalrat Heller führt zunächſt Stellen aus Artikeln der„Roten Fahne“ an. und geht dann zur Erörterung der zahlloſen Flugblätter über, die von der KPd in der Zeit vor der Wahl vom 5. März verbreitet worden ſind. Der Zeuge führte dann zum Beweis der kommuniſtiſchen Ver⸗ herrlichung des Blutterrors eine Gedichteſammlung an, die im Jahre 1925 von Johannes Becher unter dem Ti⸗ tel„Der Leichnam auf dem Thron“ herausgegeben worden iſt. In dieſer Sammlung befindet ſich eine Traveſtie des chriſtlichen Vaterunſer. Darin heißt es u. a.:„Vergeben wird unſere Schuld in dem Augenblick, da wir das Meſſer durch die Rippen unſeres Unterdrückers jagen.“— Weiter ſagt Kriminalrat Heller: 5 2 Nach dem vorgetragenen Beweismaterial iſt klar, daß es der APD durchaus ernſt war mit dem Beſtreben, unter dem Vorwande wirtschaftlicher Streiks in den Betrieben zum Maſſenſtreik, zum politiſchen Generalſtreik und schließ lich zum bewaffneten Aufſtand zu kommen. Die Parteimit- glledſchaft war bis in die kleinſte Jelle und Einheit vorbe⸗ reitet und informiert, ſo daß die Auslöſung jeden Augen ⸗ blick erfolgen konnte. Da die Einheitsfront mit der ſozial⸗ demokratiſchen Arbeiterſchaft nicht zuſtande kam, blieb auch das zenlrale Jeichen von Berlin aus. auf das man in der Brovinz gewartet hatte. Kriminalrat Heller weiſt dann auf Ausführungen des Abg. Torgler in der Sitzung des Preußiſchen Staatsra⸗ tes vom 23. Februar 1933 hin. Torgler erzählte damals von Mitteilungen und Gerüchten über ein Attentat auf Adolf Hitler, die auch Pieck am gleichen Tage zur Sprache brachte. Torgler erwähnte, daß dieſe Gerüchte an⸗ deutungsweiſe zeigten, was für die nächſten Tage bis zum 5. März noch zu erwarten ſei. Wenn Torgler, betonte der Zeuge, dies auch nur vorbeugend erwähnen wollte, ſo zei⸗ gen dieſe Einlaſſungen doch einen ſtark ve rdächtigen Charakter und laſſen auf andere Zuſammen⸗ hänge ſchließen. Der Zeuge fährt dann fort: Bei einigermaßen geſchickter Regie mußte es leicht ſein, den Reichstagsbrand den Nakionalſozialiſten in die Schuhe zu ſchieben und ſo eine unüberbrückbare Kluft zwiſchen die · ſen und den Anhängern der 30 und den Milgliedern der Gewerkſchaften ſowie des Reichsbanners aufzureißen. Nur ſo iſt der Reichskagsbrand in ſeiner gewollten eigenklichen Bedeutung zu verſtehen und zu bewerken. Er ſollke weniger des Zeichen für die Auslöſung von Aklionen ſein. wie er tellweiſe in der Provinz verſtanden wurde, als viel ehr das Haupimittel, die nach ſchwankenden Maſſen, die gegen die NSA und das nationale Denken eingeſtellt waren, zu den Kommuniſten hinüber zu ziehen und für ihre Zwecke einzufpannen. n Bon kommuniſtiſcher Seite, erklärt Kriminalrat Heller weiter, wäre zweifellos damals losge ſchlagen wor⸗ den, wenn nur einigermaßen Ausſicht auf Erfolg vorhan⸗ den geweſen wäre. Es habe ſich nur um einen taktiſchen Rückzug gehandelt, um eine beſſere Gelegenheit abzuwarten Nach Beendigung der Ausſage des Kriminalrates Hel⸗ ler gibt der Angeklagte Torgler eine Erklärung ab, in der er ſagt, daß die von dem Zeugen vorgetragenen Poli⸗ llizeiberichte zum Teil große Fehler enthalten. Völlig un⸗ zutreffend ſei der Bericht über die geſchloſſene Sitzung, in der ein Referat über die Zerſetzung von Reichswehr, Poli⸗ zei uſw. gehalten worden ſein ſoll. 0 Nach einer längeren Einleitung, die vom Vorſitzenden wiederholt unterbrochen wird. ſtellt der Anaeklaate Dimi⸗ Wo zehntauſend Lampen brennen. (Es können auch ein paar hundert mehr ſein.) Von A. H. Kober.“ Einundzwanzig Tage und Nächte hatten wir auf dem Atlantiſchen Ozean verbracht. In unendlicher Weite und Einſamkeit. Denn der Kapitän liebte es, möglichſt weit von der Küſte zu bleiben. Plötzlich leuchtete Südamerika vor uns auf! Montevideo, die Hauptſtadt Uruguays, unſer Reiſeziel, ſtrahlte in weißen Lichtſchnüren tauſender elektriſcher Lampen. Nie iſt mir ein Land, dem ich zu⸗ ſteuerte, ſo märchenhaft ſchön erſchienen wie dies Monte⸗ video im zauberhaften Glanze ſeiner gleißenden Lichter. Licht, wenn es nach langer Wanderung durchs Dunkel plötzlich vor uns auftaucht, iſt Erlöſung, Symbol wärmen⸗ der, ſchützender Menſchennähe. Lichtfülle, Maſſen von Lichtern, das iſt mehr, das iſt Jubel, kreiſchende, orgia⸗ ſtiſche Luſt der Augen, phantaſtiſcher Taumel blendender, ſirrender Sehreize. n 5 Abſeits der großen Straße liegt— in einer deutfchen Stadt— ein öder Sandplatz. Heute abend, da ich auf ihn zubiege, ſchreit, brüllt, brandet er von hartem. knalligem Licht. Übermächtigen dunklen Menſchenhauſen blenden unzählige Leuchtkörper, blitzen grell ſtechende Glühbirnen, flimmern, glitzern, ſchimmern Lichtgirlanden, ſtrahlen weißglühende Bogenlampen, funkeln vielfarbige Fackeln, zittern ſilbrige Lichtkegel, gießen rotierende Scheinwerfer leuchtenden, ſtäubenden Glanz in die Luft. Die Magie des Lichtes zieht, reißt die Menſchen zu ſich, ſie fliegen, drängen ſich, ſtrömen in ſeinen Bannkreis. Muſik ſchmettert, Fanfaren, Poſaunen, Blechgedröhn, Pauken⸗ geknatter Magie des Rummels. Der Zirkus iſt da! Meter breit, zwei Meter hoch, mit vierhundert Lampen ſchreiend:„Sarraſani!“ Sechzehn Girlanden von ie hundert Glühbirnen ſind kreuz und quer über das Dach des gewaltigen Rundzelts gezogen; zwanzig dazu noch über dem Eingang. Davor die„Faſſade“: eine Phantas⸗ magorie von fünftauſend Osramlampen und kreiſenden Scheinwerfern, eine groteske orientaliſche Architektur zuckender, ſprühender, glühender Flämmchen. Zehn hoch⸗ lerzige Tauſendwattlampen auf hohen Maſten ſind um das Zelt herumgezogen. Achttauſend Leuchtkörver ſugge⸗ rieren der Menſchheit: Tretet ein in die Tore der Schauluſt! 0 e troff die Frage, ob der Zeuge Kriminalrat Heller ein Do⸗ kument beſitze, aus dem hervorgehe, daß die deutſchen Be⸗ hörden zwiſchen dem 20. und 28. Februar 1933 einen be⸗ waffneten Aufſtand erwartet haben, und ob es richtig ſei, daß ſie für einen ſolchen Fall bewaffnete Kräfte in Bereit⸗ ſchaft gehabt haben. 5 5 Kriminalrat Heller erwidert, ein ſolches Dokument könne er nicht vorlegen, denn es ſei Aufgabe der Schutzpo⸗ lizei, der Gefahr eines ſolchen Aufſtandes zu begegnen. Es iſt kein Geheimnis, daß wegen der Aufſtandsgefahr damals das Land in beſondere Polizeigruppen einge⸗ teilt worden iſt. Zu einem Antrage Dimitroffs, Thälmann als Zeuge zu vernehmen, erklärt der Oberreichsanwalt, Thälmann ſei ein vollkommen ungeeigneter Zeuge, da gegen ihn eine Vor⸗ unterſuchung wegen Hochverrats ſchwebe. Das Gericht kritt dann in die Vernehmung der Beam⸗ ten verſchiedener Polizeiſtellen ein, die über den kommuniſtiſchen Blutterror und uber ihre Wahrney⸗ mungen über die Vorbereitung des Aufſtandes aussagen. Auf einen Einwurf Dimitroffs erklärt der Zeuge Will⸗ Hamburg mit allem Nachdruck, f daß er, obwohl er viele Demonſtrationszüge begleiket habe, niemals habe feſtſtellen können, daß Nalionalſo- zialiſten die Angreifer geweſen waren. Kriminalſekretär Staeglich aus Altona, der be⸗ ſonders die Frage der Terrorgruppen bearbeitet hat, gibt eine Schilderung des Altonaer Blutſonntags, an dem ein Propagandazug der Nationalſozialiſten von den Kommuniſten planmäßig überfallen wurde, wobei 18 Tote und 60 Verletzte zu verzeichnen waren. Der Zeuge bezeich⸗ net Altona als den Brennpunkt des kommuniſtiſchen Ter⸗ rors. Gerade um den 26. Februar herum, erklärte der Zeuge weiter, wurde in geheimen Beſprechungen feſtgeſtellt, daß es nunmehr Zeit würde. 8 e Im gegebenen Augenblick ſei der Verkehr ſtillzulegen. die Tankſtellen anzuzünden, die Polizeiwachen zu ſtür⸗ men und die öffenklichen Gebäude zu beſetzen. Man warke nur noch auf den Befehl zum Bürgerkrieg. Auch die Kriminalkommiſſare Schäfer⸗ Frank⸗ furt a. M. und Kriminalrat Broſig⸗Düſſeldorf bekunden, daß Ende 1932 und Anfang 1933 in den kommu⸗ niſtiſchen Perſammlungen lebhafte Propaganda für die pro⸗ letariſche Revolution gemacht worden ſei. In einem be⸗ ſchlagnahmten Schreiben wurde die Wichtigkeit einer inten⸗ ſiven Agitation unter den Eiſenbahnern betont. Es heißt darin, die Hand an der Gurgel des Staates hat nur der, der die Eiſenbahner in der Hand hat. Die weitere Zeugenvernehmung wurde auf Mittwoch vertagt. f Kullurwende und Jugend Ueber die Beziehung der deutſchen Jugend zur gegen⸗ wärtig im Deutſchen Reich ſich vollziehenden Kulturwende und über das neue Staatsdenken der Jugend äußert für Bannführer Kurt Scheerſchmidt vom Reichsverband für Deutſche Jugendherbergen in einem bemerkenswerten Auf⸗ ſatz, dem wir die nachſtehenden Ausführungen entnehmen: Wir ſtehen in einer Kulturwende, an der Bruchlinie zweier Zeitalter, wir leben in einer Zeit der Auflöſung, die be⸗ reits ſichtbare Keime eines Neuwerdens in ſich krägt. Alte Sicherheiten, alte Vindungen zerfallen, neue ſind an ihre Stelle getreten. Wir wiſſen, daß wir von der Nacht zum Tage kommen: Millionen unſeres Volkes ſind voller Hoff⸗ nung und glauben an den Aufſtieg zum Licht. Es iſt na⸗ turgemäß, daß die Jugend eine Zeitwende am unmittel⸗ barſten erlebt und ausdrückt. Das liegt in ihrer biologiſchen Stellung, die ſelbſt Wende und Uebergang iſt. Gegenüber dem, was die Vorkriegsjugend der Külturwende geſchenkt hat, bedeutet es nichts, wenn ſie jetzt ſelbſt in ihrer einſtigen Form verſchwindet. Da Leben geworden iſt, was ſie ſelbſt Mittwech, 29. Nov. 1933 ehemals nur dunkel ahnen wollte, kann ſie nicht mehr in er⸗ lebnismäßigem Widerſpruch dazu ſtehen. a Nun iſt ſie nicht mehr Jugendbewegung von Anno da⸗ zumal, ſondern Jungmannſchaftsbewegung. Iſt willens ⸗ mäßig und iſt politiſch beſtimmt. Sie ſucht nach politiſchem Wiſſen, nicht um des Wiſſens ſelbſt willen. ſondern weil ſie das leiſten will. was in ihr an Veranlagung liegt, ohne dabei die anderen Seiten ihres Weſens zu vergeſſen. So ſind ihre Arbeitslager erfüllt von einem neuen Gleichmaß ernſthafter körperlicher Arbeit, zumeiſt Landarbeit. Da⸗ neben aber wird die geiſtige Schulung nicht vergeſſen, eben⸗ ſowenig der künſtleriſche Ausdruckswille in einheitlicher Sing⸗ und Spielgemeinſchaft, ohne daß die Freiheit des Uebermuts und der Improviſation aus allem ausgeſchloſ⸗ ſen wäre. Auch die heutige Jugend hat ihr Weſen; ſie iſt Begeiſterung und radikale Ideologie. Sie iſt ſachlich, das heißt nicht, daß ſie ſelber ſachlich ſei. Dazu hat ſie zu wenig Möglichkeit. Das heißt nur, daß Sachlichkeit heute auf ſie den größeren Eindruck macht. Nicht das, daß einer zu einer Sache denkt, was er daraus macht, welche Gefühle ſie bei ihm auslöſt, darauf kommt es heute an; wos ſie i ſt, das iſt die Frage. In dieſer Sachlichkeit lebt bereits politiſche Kraft, die nach dem Führer ſucht, der ſich mit ſeiner gan⸗ zen Perſönlichkeit für die Sache einſetzt. 8 Von hier geſtaltet ſich auch der Kulturwille der heutigen Jugend. Aus dieſem Kulturwillen heraus geſtaltet ſie ſich das innere Maß, mit dem ſie alle Dinge der Welt mißt, und ſeine Grenze. Im Zeltlager und Gruppenverband erfährt ſie ihre Einordnung und Erziehung zur Gemeinſchaft. Hier ordnet ſich Jugendkulturſtreben und politiſcher Wille ein zu der Vollſeitigkeit des Lebens in äußerem und innerem, in . und überzeitlichem Dienſt. Die Jungmannſchafts⸗ ewegung lebt in Gemeinſchaftsgeiſt und Tat. Sie haßt darum die vielſpältige Parteien⸗ und Intereſſenbildung der älteren Generation. Sie mag die Wirrnis des Gegeneinan⸗ derwogens nicht, die jede Kraft durch die Gegenkraft auf⸗ hebt. Sie will die Kräfte, die aus der Gemeinſchaft erwach⸗ ſen, die einen neuen Geiſt haben und bringen. Sie ſind auf die Ganzheit des Lebens gerichtet. So erklärt es ſich, daß die heutige Jungmannſchaftsbewegung wieder beim Volks⸗ tum landet. Wie die Vorkriegsbewegung den deutſchen Menſchen im deutſchen Volke wollte, ſo will es heute auch die Jungmannſchaftsbewegung in ihrer Art. Das Bewußt⸗ ſein der Kultur⸗ und Blutsverbundenheit mit der triebhaft wieder bewußt werdenden Kraft deutſchen Weſens und deutſcher Geſchichte bricht wieder durch. Handel und Wirtſchaſt (Ohne Gewähr.) Mannheimer Schlachtviehmarkt vom 28. November: Auf⸗ krieb: 183 Ochſen, 118 Bullen, 323 Kühe, 372 Färſen, 748 Kälber, 59 Schafe und 1842 Schweine. Preiſe in Reichsmark per 50 Kilogramm Lebendgewicht: Ochſen 28 bis 31, 21 bis 24, 24 bis 27; Bullen 27 bis 29, 22 bis 25; Kühe 22 bis 26, 18 bis 22, 14 bis 18, 11 bis 14; Färſen 29 bis 32, 25 bis 28, 22 bis 24; Kälber(Sonderklaſſe nicht notiert) 30 bis 40, 33 bis 37, 27 bis 32, 20 bis 25; Schafe 22 bis 27; Schweine 50 bis 53, 48 bis 53, 47 bis 52. Markt⸗ verlauf: Großvieh ruhig, Ueberſtand; Kälber ruhig, lang⸗ ſam geräumt; Schweine ruhig, Ueberſtand. Mannheimer Pferdemarkt vom 28. November: Dem Pferdemarkt wurden 63 Arbeitspferde und 80 Schlachtpferde zugeführt. Es erzielten bei ruhigem Geſchäftsverlauf Arbeits⸗ pferde 300 bis 900 Mark und Schlachtpferde 20 bis 110 Mark vr Stück. 5 9 8 2 Berliner Deviſenkurſe vom 28. November: 1 Pfund Sterling 15.32, 1 Dollar 2.72, 100 holl. Gulden 168.83, 100 Belga 58.24, 100 Danziger Gulden 81.47, 100 Lire 22.05, 100 dän. Kronen 61.89, 100 norw. Kronen 68.93, 100 franz. Franken 16.40, 100 Schweizer Franken 81.19, 100 ſchwed. Kronen 71.23, 100 öſterr. Schilling 48.05. ö 2 ä Scheinwerfer mit je einer Durchſchnittsleiſtung von vier Achtzehn Meter hoch ſchwebt ein Leuchtſchild, fünfzehn Das Spielzelt, zehntauſend Zuſchauer faſſend. wird erleuchtet von vierzehn Tieſſtrahlen, ausgerüſtet mit Fünf⸗ zehnhundert⸗Watt⸗ Lampen. Über jedem der beiden Orcheſter leuchtet eine Tauſend-Watt⸗ Lampe. Sechs bis fünf Kilowatt werfen ihr Licht in die Manege. In den Ställen flammen ſechsundfünfzig fünfzigkerzige Birnen, zweihundert ebenſo ſtarke beleuchten die Innen⸗ räume der Wagen. Dieſer ganze Zirkus Saraſani iſt eine leuchtende Stadt. Der erfahrene Showman weiß die Suggeſtivkraft des grellen Lichtes richtig auszunutzen, Ein Schaugeſchäft wie der Wanderzirkus, der eine Stadt im Fluge nehmen und für ſich gewinnen muß, braucht das Propagandamittel der Flammenſchrift. Sarraſani ſelbſt iſt ein techniſch in allen Sätteln ge⸗ rechter Mann. Er war der erſte, der 1912 die Fowler⸗ traktoren in den Wanderzirkusbetrieb einführte, und er iſt der einzige, der ſich von der Eiſenbahn unabhängig gemacht hat dadurch, daß er ſein ganzes Unternehmen mit eigenen Automobilen(130) befördert. In ſeinem Sohn und in dem Ingenieur Bamdas hat Sarraſani ſich ausgezeichnete Techniker herangezogen, die beſonders in Südamerika, wo der gewaltige Zirkustroß den Eiſen⸗ bahnen ganz neue Aufgaben zumutete, ihre Erfindungs⸗ gabe und ihr Können bewährten. Gab es doch auf den braſilianiſchen Bahnen beiſpielsweiſe zahlloſe Tunnels, aber keine Profile, an denen die Ladehöhe abgemeſſen werden konnte, keine genügend hohen Wagen(Hohlglas⸗ wagen) für die Elefanten, keine großen Rampen. Die „Rampa de Sarraſani“ in Rio de Janeiro wurde von den Zirkusleuten gebaut und zu ihren Ehren von der mit ſeinſter Höflichkeit begabten braſilianiſchen Bahnbehörde getauft. Auch ein Kapitel deutſcher Arbeit im Ausland!— Das Licht, der Beleuchtungszauber iſt immer eine be⸗ ſondere Liebhaberei Sarraſanis geweſen. 5 Er liebt es, in den Städten, in denen er zum erſten Male erſcheint, Plätze zu nehmen, auf denen noch nie ein Zirkus ſtand. Wenn dann aus ſo einem verlaſſenen, ver⸗ dreckten Platz mit einem Schlage ein leuchtendes Feld ro⸗ mantiſcher Herrlichkeit geworden iſt— in Eſſen beiſpiels⸗ weiſe—, ſtaunen die Menſchen, und dieſes Staunen immer wieder hervorzurufen, iſt ein beſonderes Ver⸗ gnügen des großen Showman, des wandernden Magiers. Auf der Rückſeite dieſer abenteuerlichen Zauberwelt finden wir einen bis ins kleinſte durchorganiſierten tech⸗ niſchen Betrieb. Man bekommt eine Vorſtellung von ſeiner Großartigkeit, wenn man ſich klar macht, daß es ſich hier ja um einen Wanderbetrieb handelt, um eine Stadt auf Rädern, die heute hier, morgen da aufgebaat und abgebrochen werden muß. Ein ſolches Unternehmen braucht andere techniſche Mittel als ein ſtehendes, und ſei es noch ſo großartig. Sarraſani hat jetzt nach eigenen An⸗ gaben(wie immer übrigens) drei rieſige Beleuchtungs⸗ wagen bauen laſſen, die eine originelle Spezialität dar⸗ ſtellen. Es ſind normale Daimler⸗Laſtautos, d. h. zu⸗ nächſt einmal Zugkraftmaſchinen. Sobald aber dieſe Wagen ſtationär ſind, wird durch ein paar einfache Hand⸗ griffe der Motor umgeſchaltet zum Antrieb der im Wagen befindlichen Dynamos, die nun Licht ſpenden: eine regel⸗ rechte elektriſche Zentrale mit Schalttafeln und Meßinſtru⸗ menten ſteht fix und fertig, um die geſamte Abendbeleuch⸗ tung zu beſorgen. Überdies befinden ſich in dieſen drei Wagen noch Fächer zur Unterbringung von 3000 Lampen mit 240 Metern Leuchtgirlanden, die hier in Gummi ein⸗ gebettet ſind, daß beim Transport ſelbſt über ſchlechte Landſtraßen nur ein ganz kleiner Bruchteil an Bruch zu verzeichnen iſt. Insgeſamt leiſtet die Sarraſaniſche Licht⸗ zentrale etwa 210 Kilowatt. In einer kleinen mittel⸗ deutſchen Stadt hat ein Phyſiklehrer ſeinen Schülern nach dem Beſuche einer Sarraſani⸗Vorſtellung die Aufgabe ge⸗ ſtelit, den Lichtverbrauch des Zirkuſſes auf den der Stadt umzurechnen, wobei die— übrigens recht gut beleuch⸗ tete— Stadt ſchlecht wegkam. a 0 Zum Zirkus Barnum und Bailey wurden früher oft Pionierofftiziere abkommandiert, um dort moderne Technit kennenzulernen. Heute ſtehen die großen deutſchen Wan⸗ derzirkuſſe mit ihren techniſchen Einrichtungen zum min⸗ deſten den amerikaniſchen gleich. In mancher Hinſicht— in der Gediegenheit der Sitzeinrichtung beiſpielsweiſe— ſind ſie ihnen überlegen. Es iſt bedauerlich, daß in Deutſch⸗ land außerhalb der Fachkreiſe von der Zirkustechnik noch ſo gut wie gar nichts bekannt iſt. Wir haben alle Urſache, auf ſolche Dinge, wie die techniſche Einrichtung eines Sar⸗ raſonis, ſtolz zu ſein und ihre Vorzüglichkeit vor aller Welt zu künden. 3 lis seu. Jagdlied Durch ſchwankende Wipfel Schießt güldener Strahl, Tief unter den Gipfeln Das neblige Tal. Fern hallt es am Schloſſe, Das Waldhorn ruft, Es wiehern die Roſſe, In die Luft, in die Luft! Bald Länder und Sen Durch Wolkenzug* Tief ſchimmernd zu ſehen In ſchwindelndem Flug, Bald Dunkel wieder 91 Hüllt Reiter und Roß5, O Lieb' o Liebe, 5 So laß mich los!- Immer weiter und weiter Die Klänge ziehn, Durch Wälder und Heiden Wohin, ach wohin? Erquickliche Friſche, 5 Süß⸗ſchaurige Luſt! n Hoch flattern die Büſche Frei ſchlägt die Bruſt. Joſeph von Eichendorff. SO SSO SSS SSS SSS Seine Wandlung Von Heino Rikart. W̃᷑ alter Birkner ſaß mit zuſammengebiſſe⸗ nen Zähnen am Steuer ſeines Wagens. In ſeinem Kopf ſchwirrten Zahlen. Mecha⸗ niſch nur bedienten die Hände das Steuer. Und in dem Dämmerlicht, das den Führer⸗ ch erfüllte, erkannte man ſein braunes, arf geſchnittenes Geſicht, aus dem Energie und Tatkraft ſprach, ein. zäher, bejahender Lebenswille, der Wille zum Sieg, zum Vorwärtskommen. Und in fünfzehnjäh⸗ riger, nie raſtender Arbeit hatte er es ge⸗ ſchafft. Nun wohl, er war einſam geblieben, ein Eigenbrötler. Der Kilometerzeiger zitterte. Hinter dem Auto wirbelte der Staub der Chauſſee. Plötzlich erfaßten die ſuchenden Lichtaugen eine Geſtalt an der Landſtraße, die aufge⸗ regt mit einem Tuche winkte. Es war für Walter Birkner nur ein Augenblick, in dem er 1.5 darüber klar wurde, daß er nicht an⸗ 1 te. Als die Geſtalt jedoch die Abſicht des Wagens erkannte, nicht zu halten, eilte ſie plötzlich in die Mitte der nicht ſehr breiten Thauſſee. Mit einem unterdrückten Ruf trat Walter Birkner hart die Vierradbremſe. Der Wagen kreiſchte hell auf und hielt kaum einen halben Meter vor einer Frau. „Die Chauſſee iſt zerſtört“, ſagte ſie. Ihre Stimme klang weich und warm. Er war ſich unſchlüſſig. Dann warf er alle Bedenken zur Seite und ſtieg aus dem Wagen. Und nun erkannte er auch in nicht allzuweiter Entfernung einen dunklen Balken über der Chauſſee. Ein Erdrutſch ſchien die Chauſſee unpaſſierbar gemacht zu haben, und behelfs⸗ mäßig hatte man mit einem Balken die Stelle geſperrt. Eine Stallaterne hing dar⸗ bla Aber der Wind hatte das Licht ausge⸗ aſen. „Ich danke Ihnen ſehr“, hatte er geſagt, und dann fuhr der Wagen wieder die Strek⸗ ke zurück. Die Fremde hatte neben Walter Birkner Platz genommen Eine Zeitlang herrſchte Schweigen. Aber als er ſie dann ſo ſah, leicht vornüberge⸗ neigt, anmutig, in ruhiger Vornehmheit, die Augen groß und ſeltſam tief, konnte er die Ire nicht unterdrücken: „Wie kommen Sie eigentlich hierher, gnä⸗ diges Fräulein?“ Als ſie ſich ihm zuwandte, ſtellte er feſt, daß ihr weiches Geſicht von einer abgrund⸗ tiefen Traurigkeit erfüllt war. „Auf jede Frage will ich Ihnen antwor⸗ ten, nur bitte, erſparen Sie mir dieſe.“ Er ſchwieg. Und da er die Nähe dieſer Frau fühlte, ſann er plötzlich über eine an⸗ dere. Seine Jugendliebe. In dieſer Sache war er noch immer der Phantaſt ſeiner Ju⸗ gend geblieben. Sie beide hatten ſich damals, als Pennäler noch, ewige Liebe und Treue geſchworen. Dann trat auf einmal das große Leben an ihn heran und gönnte ihm keinen Augenblick Freizeit. Was Wunder, daß er Annelieſe Küſter vernachläſſigte— ohne das allerdings von ſich aus zu empfinden. Trotz⸗ dem wär für ihn Annelieſe Küſter immer der Menſch, dem er Treue geſchworen hatte. Noch waren es keine fünf Jahre her, da vermählte ſich Annelieſe Küſter plötzlich mit einem anderen. Walter Birkner hatte die Karte zerriſſen, die ihn zu den Hochzeits⸗ feierlichkeiten einlud. Dieſer kleine, ein we⸗ nig bucklige Mann hatte ihm ſein Mädel abſpenſtig gemacht! Er begriff es nicht. Das war die größte Enttäuſchung, die Walter Birkner in ſeinem Leben durchge⸗ macht hatte. Und nun, nach fünf Jahren, war ſie noch nicht überwunden. i Walter Birkners Gedanken waren inzwi⸗ fc wieder ganz wo anders. Bei ſeinen Ge⸗ ſchäften. Bei der Haller AG., mit der mor⸗ en ein Vertragsabſchluß zuſtande kommen ſollte Und bei Müller u. Cie.— dort mußte fe ſich noch einmal die Tabellen vorlegen laſ⸗ S Da hatte ſich der Wagen in ſchneller Fahrt einem kleinen Städtchen genähert. In die⸗ ſem Augenblick wandte ſich die Fremde wie⸗ der Walter Birkner zu. „Bitte, wollen Sie mich jetzt ſen??“ „Aber ſelbſtverſtändlich.“ Er nickte etwas geiſtesabweſend und lenk⸗ te den Wagen an den Rinnſtein. Beiderſeitig ein Neigen des Kopfes, beiderſeitig ein un⸗ perſönliches„Danke“, einen Herzſchlag lang, in dem ihre weiche, ſchmale Hand in der ſei⸗ nen ruhte, und dann ſummte der Wagen wieder davon. Ein dezenter, zarter Hauch eines feinen Parfüms blieb zurück, ein dünner, flattern⸗ der Gedanke, und verſchwommen das Bild ihrer ſeltſam⸗reizvollen Schönheit. Langſam entſann er ſich aller Einzelheiten. Ihre ge⸗ pflegte Erſcheinung, ihr ſchlanker Körper, ihr raſſiger Kopf und ihr feines Geſicht. Irgendetwas erinnerte ihn an Annelieſe Küſter. Nicht die äußere Erſcheinung— wa⸗ ren es vielleicht ihre Bewegungen, ihre Art, ſich zu geben, oder das Gefühl jenes unbe⸗ kannten Etwas, das ihn auch mit Annelieſe Küſter verbunden hatte? Er und Intereſſe für ein weibliches Weſen, das er kaum kannte.. es wäre ja lachhaft! Aber trotzdem konnte er doch einmal um⸗ kehren und nochmals durch das Städtchen fahren, natürlich! Deswegen brauchte man abſolut nicht... Wenn man ſie dann zufäl⸗ lig traf, nun wohl. Aber ſonſt Trotzdem er bis zum Morgen in dem Städtchen kreuz und quer herumfuhr, ſah er ſie nicht„zufällig“ wieder. Und als er am nächſten Tage nichts unverſucht ließ, um ſie wiederzufinden, erfuhr er, daß ſie noch in der⸗ ſelben Nacht mit dem FD.⸗Zug nach Wien, der hier eine kurze Durchgangsſtation machte, davongefahren ſei. Und woran er nicht gedacht hatte, als ſie neben ihm ſaß, jetzt packte es ihn an. Jetzt wußte er es. In ſeinem Kopf hatten nur Zah⸗ len und geſchäftliche Konferenzen Platz ge⸗ funden— da war es ihm entgangen, wie ihn das Glück geſtreift hatte, bereit, von ihm herauslaſ⸗ in den Arm genommen zu werden. Es war zerflogen, zerflattert, verloren... weil er das Perſönliche vergeſſen hatte und nur ſei⸗ nen ewigen Geſchäften nachgegangen war. Bei Müller u. Cie wartete man noch auf ihn, als er zwei Tage ſpäter als beabſichtigt kam, und auch die Hallerwerke hatten unbe⸗ dingt ſeine Rückkehr abgewartet, um zu dis⸗ ponieren. Man war von überfließender Höf⸗ lichkeit zu ihm und legte ihm Zahlen und Berechnungen vor. Höflich, höflich, höflich aber nicht mehr. Sie begriffen es alle nicht, daß da Walter Birkner plötzlich ande und ohne ein Wort zur Tür lief, ſeiner Fabrik mitteilte, daß er ſechs Wochen verreiſen würde und die Leitung einem Direktor übertrug. Noch am gleichen Abend fuhr er nach Wien, denn viel⸗ leicht, vielleicht... ja, nur vielleicht Seine Geſchäftsfreunde aber ſagten mit einer nicht mißzuverſtehenden Handbewe⸗ gang:„Schade um ihn, er war ſo ein netter erl,— nun hat er auch einen Klaps be⸗ kommen...“ 8 „Handgeſchöpftes Büttenpapier Eine für die kulturelle Entwicklung der Menſchheit entſcheidende Errengen war die Erfindung des Papiers in China etwa um das Jahr 100 n. Chr. Die Kunſt des Papiermachens breitete ſich dann vom 14. bis zum 16. Jahrhundert über Europa aus. In Deutſchland wurde die erſte Papiermüh⸗ le im Jahre 1389 für den Augsburger Kauf⸗ mann Ulmann Stromer erbaut, in der zwei Jahre ſpäter das erſte Papier hergeſtellt wurde. Bald entſtanden weitere Papiermüh⸗ len in Ravensburg(1407), in Marly in der Schweiz(1411) ſowie in Lübeck und Liegnitz im Jahre 1420. Die älteſte auf öſterreichi⸗ ſchem Boden erbaute Papiermühle war die in Leesdorf bei Baden. 5 Für das edelſte Erzeugnis der Papierma⸗ cherkunſt, das„handgeſchöpfte üttenpa⸗ pier“, liefern Lumpen den beſten Rohſtoff. Mit Waſſer läßt der„Papierer“ die ent⸗ ſtaubten und ſortierten Lumpen faulen und mürbe werden, um ſie dann in ſchweren Stampfwerken zu zerkleinern und zu blei⸗ chen. Stark verdünnt überläßt er ſie in der „Bütte“ dem„Schöpfer“. Der N nun kunſtvoll mit feinem Sieb, das auf einen Rahmen geſpannt iſt und einen niedrigen Deckelrand hat, den Stoff, ſchüttelt ihn zur „Verfilzung“ der Faſer und läßt das Waſſer abtropfen. Der„Gautſcher“ gautſcht ſodann das ſich bildende Blatt auf einen Filz ab. So ſchichtet ſich Blatt auf Filz, der Stapel wird ausgepreßt, die Blätter vom Filz genom⸗ men, geleimt und geglättet. Das Firmenzei⸗ chen oder das des Käufers iſt mit feinem Draht auf das Schöpfſieb genäht und dann als„Waſſerzeichen“ im Papier erkenntlich. Die fortſchreitende Technik verfeinerte die⸗ ſe Kunſt. Für Schrift oder die verſchiedenen Druckſachen waren bald tauſenderlei der feinſten Unterſchiede in Stoffzuſammenſet⸗ zung, Mahlung und e erforder⸗ lich. Statt des Faulens wurden die Lumpen gekocht, an Stelle des Stampfwerkes trat eine Meſſerwalze, die den Stoff zermahlt, und ſeit mehr als einem Jahrhundert hat die Papiermaſchine das Handwerk zur Induſtrie erhoben. Aller Techniſierung zum Trotz aber iſt kein mechaniſch ſchäpſte, ke Papier ſo edel wie das handgeſchöpfte, kein Rohſtoff von ſolcher Zähigkeit und Lebensdauer wie der aus Lumpen. Darum gibt es auch heute noch einige, wenn auch wenige Betriebe, die die alte Kunſt des Handſchöpfens pflegen und damit höchſtem Qualitätsgedanken Ausdruck geben. Handgeſchöpfte Büttenpapiere ſind urſprünglichſte deutſche Qualitätsarbeit. Der Goldſchatz der Inkas Im Jahre 1795 wurden drei ſchiffbrüchige Matroſen auf eine Inſel in der Nähe der Küſte von Neu⸗Schottland verſchlagen. Auf dieſer Inſel entdeckten ſie allerlei merkwürdige und koſtbare Gegenſtände und auch einige Steine mit ſeltſamen Schriftzeichen. Gelehrte, denen dieſe Gegenſtände ſpäter vorgelegt wur⸗ den, erklärten, daß es ſich um Erzeugniſſe der Inka⸗Kultur handele. Sie ſtellten die Ver⸗ mutung auf, daß ein Teil der Inkas, nachdem ſie von den Spaniern aus Mexiko vertrieben worden waren, auf dieſe kanadiſche Inſel ge⸗ flohen ſei. Die Inſchriften auf den Steinen wieſen darauf hin, daß die Inkas einen Teil des königlichen Goldſchatzes auf dieſe Inſel mitgenommen und ihn dort vergraben haben. Seit die Berichte der drei ſchiffbrüchigen Matroſen bekannt geworden ſind, hat es im⸗ mer wieder mutige Männer gegeben, die ſich aufgemacht haben, um den Goldſchatz zu heben, aber bisher iſt dies noch niemand gelungen. Ein kanadiſcher Ingenieur führt die Mißer⸗ folge dieſer Goldſucher darauf zurück, daß ihre Unternehmungen unzureichend ausgerüſtet und ſchlecht organiſiert waren. Er hat jetzt eine Geldgebergruppe gefunden, die es ihm ermög⸗ lichen will, eine regelrechte Expedition nach der Inſel auszurüſten und beabſichtigt nun⸗ mehr, den vergrabenen Schätzen mit allen Hilfsmitteln der modernen Technik zu Leibe zu gehen. In früheren Zeiten konnten ſagen⸗ hafte Goldſchätze nur durch ein Zauberwort gehoben werden; jetzt wird ſich erweiſen, ob die Technik des 20. Jahrhunderts die gleiche Kraft hat wie eine alte Zauberformel. * Bier und Wein Wer hat die durſtigſte Kehle? Nach einer in Nizza veröffentlichten Sta⸗ tiſtik ſind die größten Biertrinker in der Welt die Belgier; denn das jährliche Quantum, das auf den Kopf der Bevölke⸗ rung kommt, wird mit 166 Liter angegeben. Damit ſtehen die Belgier bei weitem an der Spitze, denn die Bierfreunde, die ihnen in der Vertilgung des Gerſtentranks am näch⸗ ſten kommen, die Engländer, trinken nur 67 Liter pro Kopf der Bevölkerung. Wir Deutſchen, denen man gewöhnlich eine be⸗ ſondere Vorliebe fürs Bier nachſagt, erſchei⸗ nen zuſammen mit den Oeſterreichern an drit⸗ ter Stelle, und zwar wird der deutſche jähr⸗ liche Bierkonſum pro Kopf mit 63 Litern be⸗ ziffert. In Norwegen und Holland kommen nur 22 Liter auf den Kopf. In der Vertilgung des Weines ſtehen die Franzoſen an der Spitze des Weltverbrau⸗ ches: jeder Franzoſe trinkt jährlich im Durch⸗ ſchnitt 130 Liter Wein. Andere hauptſächlich Wein trinkende Länder ſind Italien und Spa⸗ nien, in denen der Verbrauch auf den Kopf mit 81 Litern berechnete wird. Wir Deutſche ſtehen unter den Weintrinkern an letzter Stelle, da auf die Perſon nur 10 Liter im Jahre kommen. Die angeführten Zahlen zei⸗ gen, daß heute in Frankreich mehr Bier und weniger Wein getrunken wird als vor 12 Jahren. —— Buntes Allerlei Auf wieviel Perſonen entfällt ein Auto? Nach der letzten Statiſtik entfällt ein Auto auf 30 bis 35 Perſonen in Brandenburg, Sachſen, Hamburg und Bremen, auf 35 bis 40 Perſonen in Bayern, Thüringen, Provinz Sachſen, Braunſchweig, Anhalt, Württemberg, Holſtein, Hannover, auf 40 bis 45 Perſonen in Baden, Schleſien und Naſſau, auf 45 bis 50 Perſonen in Heſſen, Pommern und der Grenzmark, auf 50 bis 55 Perſonen im Rheinland, auf 55 bis 60 Perſonen in Weſt⸗ falen, auf 60 bis 65 Perſonen in Oſtpreußen. Der Geſamtdurchſchnitt des Reiches beträgt demnach 42 Menſchen auf einen Kraftwagen. Dieſer Prozentſatz wird naturgemäß von den Bezirken mit vorwiegend ſtädtiſcher Bevölke⸗ rung weit übertroffen, während vorab länd⸗ liche Gebiete, wie Oſtpreußen, in ihrer Be⸗ ſtandsdichte weſentlich darunter bleiben. Neue Tropfſteinhöhle in der Fränliſchen Schreez. Im Trubachtal in der Fränkiſchen Schweiz, zwiſchen Erlangen und Gößweinſtein, wurde eine neue Tropfſteinhöhle entdeckt. In der Nähe des„Felſentores“ bei Egloffſtein, einem der ſchönſten Punkte der Fränkiſchen Schweiz, fanden einige Burſchen einen Höhlen⸗ ſchacht. Nach Durchklettern des 12 Meter langen Schachtes gelangten ſie in einen etwa 100 Meter langen Tunnel mit den verſchieden⸗ ſten Tropfſteinbildungen. Anerwünſchter Schwimmrekord. Die ameri⸗ kaniſchen Behörden haben die Inſel Alcatraz in der Bucht von San Franziska als Depor⸗ tationsplatz für Schwerverbrecher beſtimmt, weil Sachverſtändige behauptet haben, daß eine Flucht von der Inſel wegen der reißen⸗ den Wirbel, die ſich zwiſchen ihr und dem Feſtlande befinden, unmöglich ſei. Nun hat ein 19 jähriges junges Mädchen den Behörden eine ſchwere Enttäuſchung bereitet. Es iſt nämlich von der Inſel zum Feſtland geſchwom⸗ men und hat die 2,5 Kilometer lange Strecke in 45 Minuten bewältigt. Damit iſt bewieſen, daß eine Flucht von der Inſel nicht unmögli iſt. Das Gefängnis auf Alcatraz iſt in einer alten ſpaniſchen Feſtung untergebracht. Noch heute ſind die Felsverließe zu ſehen, in denen die Spanier ihre Gefangenen unterzubringen pflegten. In den verfloſſenen Jahren, als Alcatraz Militärgefängnis war, glaubte man ſo feſt an die Unmöglichkeit, von dort zu fliehen, daß die Inſel ſtets nur von zwe Poſten bewacht war. Luſtige Etke „Nun, Eva, was gibt es Neues?“ „Denk dir bloß mal an, Männe, unſere Erika kann jetzt ſchon laufen!“ 5 „Das iſt ja ein Glück. Jetzt brauche ich ſie wenigſtens nicht mehr die ganze Nacht zu tragen. Da kann ſie ja allein herumlaufen, wenn ſie zu ſchreien beginnt!“ ** „Sie werden ſehr glücklich. Ihr Mann wird wohlhabend, treu, ſehr hübſch und großzügig ſein“, ſagte die Wahrſagerin. „Wundervoll! Nun ſagen Sie mir nur noch, wie ich meinen jetzigen Mann loswerde!“ * „Ludwig, nimm deine Mütze ab“, ſagt der Lehrer auf der Straße zu einem Jungen. „Ich habe ſie nicht bei mir, Herr Lehrer. „Du haſt ſie ja auf dem Kopf!“ „Die gehört meinem Bruder.“ * „Haben Sie ſich nach meiner Anweiſung gerichtet und heute immer recht tief geatmet? „Jawohl!“ „And was feſt?“ f „Meine Weſte iſt hinten geplatzt!“ „Ich möchte ein Geſchenk machen. Wird diese Zigarre viel zu Geſchenkzwecken gekauft?“ „O ja, faſt jeder, der ſie kauft, ver ſchenkt ſie!“ 6 Aus der Welt des Wiſſens In Deutſchland ſind von 3,5 Millionen ſelb⸗ ſtändigen gewerblichen Betrieben 1,3 Millio⸗ nen ſelbſtändige Handwerksbetriebe. 5150 15 Der Anteil der inländiſchen Nahrungsmit⸗ telerzeugung am deutſchen Nahrungsmittelver⸗ brauch betrug im Jahre 1932 87 Prozent 9 bei Berückſichtigung der Futtermitteleinfuhr 7 Prozent. * Deutſchland hat nach wie vor die größte Chemikalienausfuhr der Welt. 90 Prozent der in Deutſchland erzeugten Fieberthermometer werden im Ausland ber kauft. Spenden ſur das deutsche Winterhilfswer durch alle Vanken. Sparkaſſen und Poſtanſtalles ſtellen Sie für einen Erfolß c 7 e e 12 1 rr e