Nn E Free es n ö Sidebar gc w. Feterzage Sang preis: Monatl. n. 1% burch die Peſt Mk. 1.80 25 der Geſchz amm Schalter abgehelt monatl. Mh. I. 20 Anzeigen preis: Dir einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Reklamen 60 Pfg.— Bel Wiederholungen tariſl. Rabatt. Tages. und Anzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und gebung. Wurichnbblatt filr den Stadtteil Mh. Secherhe lm. Aumahmeſchluß für Inserate und Notizen vormittags 9 Uhr. Detriebsſtörungen uſm. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Veilagen:„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig). „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt7. Gchelftleitung, Druck u. Verlag: G. Härdle, Zähringerſtr. 68. Fern ſyrecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 83. Jahrgang Montag, den 4. Dezember 1933 Nr. 288 Einheit von Partei und Staat Die geſetzliche Verankerung. Das neue Geſetz, das den Organiſationen der NSDAP. Die Anerkennung einer Körperſchaft öffentlichen Rechts ver⸗ leiht, iſt für den Neuaufbau des Reiches von grundlegender Bedeutung. Es war auf die Dauer nicht möglich, daß die NSDAP. als einzige Partei neben dem Staate ſtehen konnte. Es mußte naturndtwendig eine Verſchmelzung, eine Ein⸗ ſchmelzung erfolgen. Dieſer Prozeß ſoll durch das neue Geſetz vorgenommen werden. Das iſt die organiſche Ent⸗ wicklung, die die Reibungen ausſchaltet, die ein Nebenein⸗ ander ſonſt vermutlich im Gefolge gehabt hätte. Die An⸗ ordnungen, die jetzt der Reichsminiſter Rudolf Heß als Stell⸗ vertreter des Führers für die NSDAP. herausgibt, haben ols Verordnungen den Wert von Verordnungen mit Ge⸗ ſetzeskraft. Es ſind nicht nur Empfehlungen oder Warnun⸗ gen, fondern es ſind bindende Verpflichtungen für die Mit⸗ glieder der NSDAP., der SA. und SS. 5 Reichsmüniſter Rudolf Heß. 1 1 5 In dieſem Zuſammenhang iſt natürlich auch bemerkens⸗ wert die Tatſache, daß für die Parteimitglieder und für die Angehörigen der Verbände eine eigene Gerichtsbarkeit ge⸗ ſchaffen wurde. Das bedeutet nun nicht etwa, daß die Par⸗ zeimitglieder den ordentlichen Gerichten entzogen werden. Wer ſich als Parteimitglied ſtrafrechtlich etwas zuſchulden kommen läßt, wird ſelbſtverſtändlich vom Strafrich AUrteilt werden. Darüber hinaus aber iſt zuſätzlich noch eine Gerichtsbarkeit der NS 85 vorgeſehen, ſo etwa wie die Diſziplinargerichtshöfe der Beamten. Ein Beamter, der Un⸗ terſchlagungen begeht, wird vom Richter abgeurteilt und wird außerdem auf dem Diſziplinarwege aus dem Beamten⸗ ium entfernt. Dieſe Beſtimmungen zeigen mit aller Deutlich⸗ keit, daß die Mitglieder der NSDAP. nicht etwa bevorrech⸗ et vor denen ſtehen, die nicht Mitglieder der Partei ſind. as neue Geſetz hat vielmehr den Zweck, mit aller Deutlich⸗ eit aufzuzeigen, daß die Parteimitglieder lediglich eine er⸗ . Verantwortung gegenüber Führer, Volk und Staat agen. 5 N Die natürliche Folge dieſer Entwicklung war, daß Rudolf Heß und der Stabschef der SA., Röhm, in das Kabinett eintraten. Rudolf Heß Neher zu den älteſten Mitgliedern der NSDAP., und zwar ereits ſeit dem Jahre 1920. Er laß mit dem Führer Adolf Hitler in der Feſtung Landsberg, weil er an der Erhebung von 1923 f hatte. He iſt als Auslandsdeutſcher am 26. April 1894 in Alexandrien in Aegypten geboren, wo er bis zu ſeinem 14. Levensjahre lieb. Von dort kam er dann in das bekannte Pädagogium Godesberg. Eine kaufmänniſche Lehrzeit und Dienſt im * Buherſſchen Infanterieregiment ſchloß ſich an. Im Kriege er mehrfach Verwundungen erlitten, vor allem einen weren Lungenſchuß. Troß dieſer ſehr ernſten Verwundung meldete er ſich, kaum geneſen, zu den Fliegern und kam noch im 2 des Jahres 1918 mit der Jagdſtaffel 35 an die eſtfront. Nach dem Kriege lebte er vor allem in München, wo er nur durch einen glücklichen Zufall dem grauſigen Gei⸗ elmord entging. Bei Gründung der SA. trat er ihr ſofort bei. Der breiteren Oeffentlichkeit wurde Rudolf Heß erſt bekannt, als er vom Führer zu ſeinem Stellvertreter ernannt wurde, wobei er unter Ablegung aller anderen Aemter und Titel den Charakter eines SS.⸗Obergruppenführers behielt. der Stabschef der SA. wird mit der oberſten SA.⸗ Führung in München bleiben. Ein neuer Abſchnitt in dem wechſelreichen Leben dieſes Mannes, das Kampf und wie⸗ der Kampf für das Hakenkreuzbanner war, und das von der Front über die Feldherrnhalle bis nach Bolivien ihn 9 5 von wo der Führer ihn dann zurückrief, hat damit gonnen. Nach der Eroberung der Macht, die ohne Röhm nd ſeine braunen Bataillone nicht möglich geweſen wäre. gat der Stabschef mit ſtarker und zielſicherer Hand die poli⸗ ſche Volkserziehung, insbeſondere die körperliche Ertüchti⸗ gung des deutſchen Volkes, ſich zur Aufgabe geſetzt, die allein ur kämpferiſchen Leiſtung und damit zum vollwertigen enſchen befähigt. An der bisherigen Fulammenſezung ind an der Untergliederung der SA. wird ſich nichts ändern. Die ter abge⸗ oberſte SA.⸗Führung iſt durch die Ernennung von Röhm in den Staatsapparat eingebaut. Welcher weitere Aufgabenkreis für die neuen Reichs⸗ miniſter noch geſchaffen wird, wird einer ſpäteren Entwick⸗ ng vorbehalten bleiben. ö 0 Oberſten S A.⸗Führung und an ihrer Paris zur Einheit von Partei und Staat Die bedeutſamen innerpolitiſchen Maßnahmen, die in Berlin beſchloſſen worden ſind, haben in der Pariſer Preſſe größte Beachtung gefunden. l eee Das„Journal“ ö schreibt, ſeit Freitag vertrete die NSDAP. allein das Reich, mit dem ſie völlig verſchmolzen ſei. Der Grundſatz der völligen Ver⸗ ſchmelzung ſei von Hitler ohne Einſchränkungen angewandt wor⸗ den, und man müſſe unterſtreichen, daß die SA. durch die neue Verordnung ein integrierender Beſtandteil des Reiches werde, ge⸗ nau wie die Polizei oder die Reichswehr. i 1 a Nach dem„Echo de Paris“ 4 waren die nationalſozialiſtiſche Partei und der Staat ſchon ſeit dem 12. November eins. Um dieſe Einheit zu verwirklichen, ſei es notwendig geworden, eine enge Zuſammenarbeit der Partei⸗ leitung und der Oberſten SA.⸗Führung mit den ſtagtlichen Be⸗ hörden e Die Erhebung Hauptmann Röhms zum Reichsminiſter laſſe, wie das Blatt ſchreibt, darauf ſchließen, daß die braune Armee aufhöre, nur ein Inſtrument des Führers der Partei zu ſein, ſondern eine ſtaatliche Miliz werde und ſich ſomit der endültigen Form nähere, die ſie durch eine natürliche Ent⸗ wicklung erhalten werde. ö Anterredung mit dem Stabschef Seine Aufgaben als Reichsminiſter. „„ 1 Berlin, 3. Dezember. Aus Anlaß der Ernennung des Stabschefs Röhm zum Reichsminiſter ſtellte der Chef vom Dienſt des„Völk. Beob.“ Häuptmann a. D. Weiß an den Stabschef einige Fragen, die er wie folgt beantwortete 8 2 Reichsminiſter Röhm. Frage:„Iſt mit der Ernennung zum 18d dars Auf gal ein neuer Geſchäftsbereich verbunden? Oder wird das Aufgaben⸗ ebiet mit demjenigen der Oberſten SA.⸗Führung ver⸗ ee 423 ö „ Ankwork:„Die Aufgaben meines neuen Miniſteramks und ſein Aufgabengebiet werden die gleichen bleiben wie diejenigen der Oberſten S A.⸗Führung. Die Oberſte S A.- Jührung wird in meiner Perſon in den Staatsapparat ein- gebaut. Welcher weitere Aufgabenkreis allenfalls noch dazu kommt, bleiben.“ ü ö Frage:„Welche organiſatoriſche Gliederung wird das neue Amt erhalten?“ ö Ankwork:„In der bisherigen ufammenſetzung der nkergliederung wird ſich nichts ändern.“ 1 Frage:„Wo wird der neue Reichsminiſter ſeinen Sitz erhalten?“ Antwork:„Ich werde mit der Oberſten SA.⸗Führung in München bleiben.“ N Frage:„Welche Organiſationen und Gliederungen ſind dem Stabschef als Reichsminiſter unterſtellt?“ 5 5 Antwort:„Meinem Amtsbereich ſind unkerſtellt: die eigentliche SA., die 55., die SA.⸗Reſerve J und II ſowie das NSAR.“ ö Frage:„Wird ſich in der Anrede des neuen Reichs⸗ miniſters für die SA. etwas ändern?“ Antwort:„Nein; ich bieibe ſelbſtverſtändlich für die Sul ihr Stabschef. 8 ö Gtabschef Röhm an die SA Der Chef des Stabes hat folgenden Erlaß an die SA. Berit: 8 7 5 „Auf Vorſchlag des Führers hat mich der herr Reichspräſi⸗ dent zum Reichsminiſter ernannk. Mein Dienſtverhältujs als Che des Stabes der 5A. wird dadurch nicht berührt. Ich wünſche, au in Zukunft von allen Jährern und Männern der mir unkerſteilten Gliederungen mit„Skabscheſ“ angeſprochen zu werden. 5 Der Chef des Stabes: gez. Röhm.“ Der Aufbau des Handwerks Veröffentlichung des Geſetzes. 0 Berlin, 4. Dezember. In Nr. 135 des Reichsgeſetzblattes gelangt das Geſetz über den vorläufigen Aufbau des Deutſchen Handwerks vom 29. November zum Abdruck, durch das der Reichs⸗ wirtſchaftsminiſter und der Reichsarbeitsminiſter ermächtigt werden, über den Aufbau des Deutſchen Handwerks eine vorläufige Regelung auf der Grundlage allgemeiner Pflichtinnungen und des Führergrundſatzes au treffen. 8 N wird einer ſpäleren Entwicklung vorbehalten Organiſalion von„Kraft durch Freude“ ne, Neue Anordnungen der Arbeitsfront. ö . Berlin, 3. Dezember. Der Führer der Deutſchen Arbeitsfront Dr. Ley hat mehrere Anordnungen über die neue Organiſation der Ar⸗ beitsfront erlaſſen. Die Anordnung über die Beſetzung der Aemter der Organiſation„Kraft durch Freude“ lautet: Die nakionalſozialiſtiſche Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ wird mit Wirkung vom 27. November 1933 ge- gründet. Der Leiter iſt der Führer der Deutſchen Arbeils⸗ front und Stabsleiter der Po., Parteigenoſſe Dr. R. Ley. Sitz der Organiſation iſt Berlin, vorläufig Verwaltungs⸗ gebäude der Deutſchen Arbeitsfront, Märkiſches Ufer 34. Es werden mit ſofortiger Wirkung acht Aemter inner⸗ halb der Organiſation„Kraft durch Freude“ errichtet: 5 1. Organiſalionsamt: Pg. flaus Selzuer. f Kulfuramt(wird von Reichsminiſter Dr. Goebbels vor⸗ geschlagen). 54 ö Sportamt: Pg. von Tſchammer und Oſten. 8 g Ami für Reiſen, Wandern und Urlaub: Pg. Dr. Brauweiler. 5. Amt für Selbsthilfe und Siedlung: Pg. Bankdirektor Müller. 6. Amt für die Schönheil der Arbeit: Pg. Profeſſor Sperr. 7. Amt für Ausbildung: Pg. Gohdes, Reichsſchulungsleiter. Die Anordnung über die zukünftigen Rechtsberatungs⸗ ſtellen der Deutſchen Arbeitsfront heißt: Als erſte Maßnahme der in Vollzug befindlichen Aus⸗ geſtaltung der Deutſchen Arbeitsfront wird die Schaffung von zentralen Rechtsberatungsſtellen für die Mitglieder der Arbeitsfront verfügt. Alle Amtswalter der Verbände, welche bislang ſich mit der Rechtsbetreuung der Mitglieder der Deutſchen Arbeitsfront befaßt haben, werden in einem zen⸗ tralen Rechtsbüro zuſammengefaßt Dieſe Rechtsſtellen iind in die Geſchäftsſtellen der aufgelöſten Arbeitgeberverbände zu verlegen. Die Arbeitgeberſyndici ſind zur Mitarbeit her⸗ anzuziehen. Die dritte Anordnung betrifft die Beſtellung der Amts⸗ walter der Gemeinſchaft„Kraft durch Freude. Für die nationalſozialiſtiſche Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ werden nur die fähigſten und älteſten Parteigenoſſen, die organiſatoriſche Fähigkeiten haben, ernannt. Das Werk „Kraft durch Freude“ muß durch dieſen Ausbau der Organi⸗ ſation mit den fähigſten Männern als Grundlage ein ſtarkes Fundament haben. i Die Meldung hat bis zum 5. Dezember 1933 zu erfolgen. 1 * Das neue Kir chenminiſterium f Der Keichsbiſchof gegen ulkimakive Forderungen. 5 Berlin, 4. Dezember. Amtlich wird durch den Evangeliſchen Preſſedienſt ge⸗ meldet: 5 Gemäß der 80 der Deutſchen Evangeliſchen Kirche traten die Führer der Landeskirchen zuſammen, um dem Reichsbiſchof die Vorſchläge für die Bildung des Geiſt⸗ lichen Miniſteriums zu unterbreiten. Der Reichsbiſchof eröffnete die Sitzung mit einer Erklärung, in der es u. a. heißt: 5 In den letzten Tagen ſind mir eine Fülle von Forderun⸗ gen ulktimakiven Charakters geſtellt worden. Ich erkenne an, daß hinter allen Vorſchlägen der heiße Wille ſteht, den Be⸗ ſtand der Reichskirche zu ſichern und den Reichsbiſchof zu ſtützen und kragen zu wollen. Für dieſes Vollen danke ich allen von ganzem herzen. Aber ein Reichsbiſchof kann und darf ultimakive Forderungen irgendwelcher Gruppen nicht annehmen. Das verbietet die Verfaſſung, das entwürdigt ſein Amk, das macht ihn zum Exponenken dieſer oder jener Gruppe. f f 8 Ich fordere die Anweſenden auf, mir diejenigen Män⸗ ner zu nennen, welche die betreffenden Bekenntnisgruppen zu nominieren gedenken. Nach der Bekanntgabe der Vor⸗ ſchlage durch die Kirchenführer berief der Reichsbiſchof fol⸗ gende Perſönlichkeiten in das Geiſtliche Miniſterium: f Faür die lutheriſchen Kirchen: den Rektor der Enan⸗ geliſch⸗Lutheriſchen Diakoniſſenanſtalt Neuen⸗Dettelsau D. Lauerer. b 8 5 Für die Kirchen mit uniertem r Profeſſor D. Werner Wolfgang Beyer⸗ Greifswald. Für die reformierten Kirchen: Seminardirektor Weber⸗Elberfeld. Die Berufung des rechtskundigen Mitgliedes wird ge⸗ mäß der Verfaſſung im Einvernehmen mit der Evangeliſchen Kirche der Altpreußiſchen Union erfolgen. 1 Kammerſieg Chautemps Mit 391 gegen 19 Stimmen. 55„ Paris, 4. Dezember. Die Kammer hat mit 391 gegen 19 Stimmen beſchlof⸗ ſen, die Interpellation über die allgemeine Politik der Re⸗ gierung bis nach Verabſchiedung der Finanzſanierungsge⸗ ſetze zu vertagen. Die Regierung Chautemps hatte für dieſen Antrag die Vertrauensfrage eingeſetzt. Der Antrag der Regierung, für Beratung der Finanzſa⸗ nierungsgeſetze das beſchleunigte Dringlichkeitsverfahren zur Anwendung zu bringen(wofür Zweidrittelmehrheit notwen⸗ dig iſt), wurde von der Kammer mit 569 gegen 11 Stimmen angenommen. Die franzöſiſche Negierungserklärung 1 51 Verkrauen für Finanzſanierung gefordert. i In der Regierungserklärung des Kabinetts Chautemps, die in der Kammer und im Senat verleſen wurde, heißt es: f Die Regierungs⸗Unſtabilität hat im Lande eine lebhaft berechtigte Erregung wachgerufen. Das Anſehen des Staates wird dadurch beeinträchtigt. Das parlamentariſche Regime wird als ein Regime hingeſtellt, das der frei bewilligten Diſziplin unfähig wäre. Das beſte Mittel, das Regime zu verteidigen, beſteht darin, das regelmäßige Funktionieren dieſes Regimes zu ſichern und dem Volke zu zeigen, daß das Regime in der Lage iſt, allen Pflichten gegenüber dem Volke nachzukommen. Die Regierung fordert das Vertrauen der Kammer, um die Finanzen wieder in Ordnung zu bringen und um das Regime zu verteidigen. Zur Außenpolitik ſagt die Erklärung: Wir ſetzen in vollem Einvernehmen mit den parlamentariſchen Ausſchüſſen und mit dem Parlament überhaupt die traditionelle Außen⸗ politik des republikaniſchen und friedlichen Frankreichs fort, das dem Völkerbunde, ſeinem Ideal internationaler Zu⸗ ſammenarbeit, aber ebenſo auch ſeinen Freundſchaften, ſeinen Ententen und ſeinen Pakten treu iſt. Wir ſind bereit, nach normalem Verfahren der Kanzleien die Beſſerung unſerer Beziehungen mit allen Mächten zu verfolgen. Wir ſtehen auf dem Standpunkt, daß Sonderabmachun⸗ gen nur inſoweit dem Frieden dienen können, wenn ſie un⸗ ſerer eigenen Sicherheit nicht Abbruch tun, und wenn ſie die internakionalen Verpflichtungen achten, durch die alle Völker a 5 dem Kriege gemeinſam ihre Rechte zu garantieren geſucht haben. ö 5 Aber alle dieſe großen und ſehr dringlichen Aufgaben werden von der vorhergehenden Wiederherſtellung der Staatsfinanzen beſtimmt. Die Gefahr wird alle Tage größer. Die Regierung ſchlägt heute Heilmittel vor und ſetzt dafür ihre Regierungsverantwortung ein. Politiſche Wochenſchau Die Verhaftung katholiſcher Geiſtlicher in München. Die bayeriſche Politiſche Polizei teilt u. a. mit: Zu der Ver⸗ haftung von drei katholiſchen Geiſtlichen durch die bayeriſche Poli⸗ tiſche Polizei wegen Verbreitung deutſchfeindlicher Greuelnachrich⸗ ten wurde nunmehr bekannt, daß einer dieſer Beteiligten, der Stadtpfarrer Dr. Muhler, der Leiter der ſogenannten Katholiſchen Aktion in Bayern iſt. Bei dieſem wurden umfangreiche marxiſtiſche Literatur und Mitgliedsbücher der Roten Hilfe gefunden. Das deutſch⸗polniſche Roggenabkommen. Das am 25. November 1933 in Berlin unterzeichnete deutſch⸗ polniſche Abkommen über die gemeinſame Regelung der deutſch⸗ polniſchen Roggen⸗ und Roggenmehlausfuhr hat zum Ziel, im Wege einer wirtſchaftlichen Zuſammenarbeit zwiſchen Deutſchland und Polen für den Abſatz von Roggen und Müllereierzeugniſſen daraus beſſere Bedingungen, insbeſondere beſſere Preiſe herbeizu⸗ führen. Das Abkommen läuft zunächſt bis zum 31. Juli 1934. Anerkennung Sowjekrußlands durch die Tſchechoſlowakei? . Dem„Prager Tagblatt“ zufolge werden die Meldungen, wo⸗ nach die reſtliche Anerkennung Sowjetrußlands durch die Tſchecho⸗ flowakei unmittelbar bevorſtehe, von maßgebender Stelle mit der Einſchränkung beſtätigt, daß es vielleicht noch einige Zeit dauern werde, bis dieſe Verhandlungen in Fluß kommen werden und, wie man erwartet, zu einem Ergebnis führen. Die Anerkennung durch die Tſchechoſlowakei würde diejenige durch die anderen Staaten der Kleinen Entente nach ſich ziehen. 5 Gegen unerwünſchte ausländiſche Elemenke. Im Pariſer Gemeinderat ſprach Polizeipräfekt Chiappe über eeinne notwendige Säuberungsaktion, durch die Paris von uner⸗ wünſchten Elementen befreit werden müſſe. In dieſem Zuſam⸗ menhang kam er auch auf die in Paris lebenden deutſchen Emi⸗ granten zu ſprechen, deren Zahl er mit 7200 angab. Chiappe er⸗ klärte, daß die politiſche Betätigung dieſer Elemente gegen das Land, aus dem ſie ausgewandert ſeien, nicht geduldet werden könne. Auch könne man unmöglich zulaſſen, daß die Emigranten die Löhne und Warenpreiſe herunterdrückten. Kleine volitiſche Meldungen Die politiſche Polizei in Dresden hat in den letzten Monaten illegalen kommuniſtiſchen und ſozialdemokratiſchen Organiſationen das Handwerk gelegt. Etwa 400 Perſonen ſind feſtgenommen worden. N In der letzten Stadtratsſitzung von Neunkirchen a. d. Saar wurde beſchloſſen, den Reichspräſidenten und den Reichskanzler zu Ehrenbürgern der Stadt zu ernennen. Eine ſeltene Frau Roman von Fr. Zehn e. 300 Ja, niemand kann aus ſeiner Haut.— Thea hatte wohl recht, ſie konnte nicht anders werden. Jedes Wort würde vergebens ſein, er ſagte darum nichts mehr. Mit einem leiſen Seufzer trat er an das Bett des Kindes, das im Nebenzimmer, deſſen Tür angelehnt war, friedlich ſchlum⸗ merte. f Dias war ſein alles, zu ihm flüchtete er, wenn ſein Herz übervoll war, und Klein⸗Theodor fühlte es inſtink⸗ tiv, daß er dem Vater mehr bedeute als der Mutter und an ihm hing er deshalb auch mit ſeiner ganzen kindlichen Liebe! „So komm doch, Gerhard, und wecke den Jungen nicht noch auf!“ rief Thea, und ihre Stimme klang ſcharf und un⸗ geduldig. 9 In dieſer Nacht fand er keinen Schlaf. i 15 All ſein Hochgefühl war verflogen; der Triumph des Abends lag wie in nebelgraue Ferne gehüllt hinter ihm — nur ſcharf und deutlich fühlte er das Elend ſeiner Ehe — ſein verpfuſchtes Daſein, und doppelt ſtark, da er keine Aenderung mehr erhoffen konnte. Er mußte ſich nun damit abfinden. 5 5 5 5 Jetzt machte er auch keinen Verſuch mehr, Thea na 8 ſeinem Willen zu bilden. Der Stoff, aus dem ſie gemacht, war zu ſpröde— wie Glas brach er unter ſeinen Händen L und da ließ er ſie. Aber immer wieder drängte ſich die Erinnerung an die frühere Zeit auf, wie es da an der Seite eines hochſinnigen Weibes geweſen war, und immer tiefer wurde die Erkenntnis, was er leichtſinnig aufgegeben hatte. a l Dazu kam noch das quälende Gefühl einer unbeſtimmten Eiferſucht. Greifbare Beweiſe hatte er nicht, doch es lag etwas in der Luft, das ihn ſicher treffen würde. Er fühlte die drohende Wolke, die unheilvoll über ſeinem Hauſe ſtand und nicht wich und wankte. 5 an dem Grenzvorfall — Der Generalſekretär des öſterreichiſchen Bundeskanzleramtes hat dem deutſchen Geſandten in Wien die förmliche Entſchuldigung der öſterreichiſchen Regierung ausgeſprochen und erklärt, daß die eteiligten vor Gericht geſtellt würden. Das deutſch⸗polniſche Wirtſchaftsprovoiſorium vom 14. Oktober iſt. auf zwei Wochen, bis zum 15. Dezember, verlängert worden. Im Zuſammenhang mit dem Verkehrsſtreik in Barcelona kam es zu vielen Sabotageakten. Abends explodierte auf dem Prado⸗ 110 eine große Bombe, wobei ſechs Paſſanten ſchwer verletzt wurden. Geiſtlicher beſchimpft die Reichsregierung. Die Große Strafkammer in Nordhauſen verurteilte den katholischen Pfarrer M. Stender aus Heuthen im Eichsfeld zu einem Monat Feſtungshaft. Der Pfarrer hatte von der Kanzel herab Aeußerungen getan, die als gegen die Regierung und den Führer gerichtet aufgefaßt werden mußten. Der Staats⸗ anwalt hatte einen Monat Gefängnis beantragt. Litwinow und Muſſolin! Die römiſchen Beſprechungen.— Südoſtraum⸗IJragen.— Völkerbund und Abrüſtung.— Im Hintergrund der Bakikan. Die beiden diplomatiſch erfolgreichſten Staatsmänner unſerer Tage haben in Rom Beſprechungen, an denen 1 und die ganze politiſche Welt ſtärkſten Anteil nehmen. kommiſſar für Auswärtiges, Maxim Litwinow, mit einem der modernſten italieniſchen Dampfer am Sonnabend in Neapel eingetroffen, feierlich empfangen und reſpektvoll be⸗ Nane von der italieniſchen Preſſe, deren Kommentare ſeit agen ſeine Ankunft politiſch vorbereiteten. Ohne Verzug iſt er nach Rom weitergefahren, und das Wochenende hat bereits die erſten Beſprechungen mit dem italieniſchen Re⸗ gierungschef Benito Muſſolini gebracht. 5 Dieſe Beſprechungen dauern an, aber ihre Linie, die ſich ja aus der Situakion zwanglos ergibt, iſt klar zu erkennen. Sie führt von den Fragen, die zwiſchen den beiden Staaten direkt zu erörtern ſind, zu den akuten Problemen der euro⸗ päiſchen und der Weltpolitik. g Der Wirkungsraum ruſſiſcher und italieniſcher Politik in Südoſteuropa und weiter füdöſtlich berührt ſelbſtverſtänd⸗ lich auch wirtſchaftspolitiſche und militärpolitiſche Fragen. Die Probleme verdichten ſich im Balkan und im Donauraum, das Verhältnis zu Jugoflawien und zur Tſchechoſlowakei iſt beiderſeitig abzuwägen, und hier ſchlägt ſich die Brücke zu dem Problem Deutſch⸗Oeſterreich. ö Vom Beſonderen ins 7 führt die Abrüſtungs⸗ rage. Wie Artikel der offiziöſen italieniſchen Preſſe deutlich machen. hat man in Rom verſucht, das Gewicht Rußlands zur Ret⸗ tung der Abrüſtungsfrage einzuſetzen und für die Neugeſtal⸗ tung des Völkerbundes wirkſam zu machen. Daß Muſſolini nicht an eine Ausweitung des Viererpaktes denkt, iſt dabei, um abwegige Kombinationen von vornherein auszuſchalten. noch einmal ausdrücklich betont worden, ebenſo aber auch, daß in dem Preſtige des Viererpaktes, in dem Willen zu loyaler Zuſammenarbeit, der Kern aller internationalen Verſtändigungsmöglichkeit enthalten iſt. ö Der Stoff für die römiſchen Beſprechungen iſt umfaſſend, und er liegt zwiſchen zwei Staalsmännern von geſundem Können und von vorurkeilsfreiem Wollen. Muſſolini hal mit ſeiner Einladung an Litwinow ſeine aktive Außenpolitik wiederum ein kräftiges Skück vorwärts getrieben. 5 Unmittelbar vor der Ankunft des ruſſiſchen Außen⸗ miniſters in Italien hat Moskau die Meldung dementiert, daß Litwinow auch im Vatikan einen offiziellen Beſuch ab⸗ ſtatten werde. Dieſes Dementi wird wörtlich wohl richtig ſein, wenn es aber verſucht, die Dinge ſo darzuſtellen, als gäbe es keinerlei Anlaß zu einem Meinungsaustauſch zwi⸗ lahr Moskau und dem Vatikan, ſo iſt dieſe Darſtellung irre⸗ ührend. N i Es iſt viel beachtet worden, daß der„Oſſervakore Ro- mano“ in einer Würdigung der Vereinbarungen zwi⸗ ſchen Litwinow und RNooſevelt die Zugeſtändniſſe Ruß⸗ lands bezüglich der religiöſen Rechte und Freiheilen be ſonders aber den Geſichtspunkt einer künftigen Enk⸗ wicklung in Rußland gewürdigt hat. Man gel in abſehbarer Zeit zum Abſchluß eines Konkor⸗ dats zu kommen, das der römiſch⸗katholiſchen Kirche Mög⸗ lichkeiten in Rußland eröffnen würde, die ſie hoffen laſſen, das Erbe der griechiſch⸗katholiſchen Kirche antreten zu können. Dieſe Dinge ſind naturgemäß noch erheblich weniger ſpruch⸗ reif als die politiſchen Fragen und werden viel geheimnis⸗ voller betrieben. Daß ſie aber große Bedeutung haben, dar⸗ über kann kein Dementi hinwegtäuſchen. ü eee Heinz Larſen und Thea! 5 Ihre Augen waren ſo blank und lockend. Ihr Lächeln ſo weich und üppig, das oft in unbeobachteten Augenblicken auf ihrem Geſicht lag, ſprach von genoſſener Seligkeit, von heimlichem Glück. Ein blinder Zorn faßte ihn manchmal. Er hätte auf ſie zuſtürzen mögen, ſie würgen, bis ſie ihm ge⸗ ſtand—. Ja, was geſtand? n Mit überlegenem, 5 0 8 Lächeln ſah ſie oft ſeine un⸗ ruhigen, forſchenden Blicke. 3 5 „ide wi du nur?“ fragte ſie.„Du ſiehſt mich ja an, als ob ich dir etwas ſchuldig bin!“ „Das biſt du auch— die Wahrheit!“ brach er dumpf rollend aus. 1 5„Mein Freund, werde nicht theatraliſch!“ höhnte ſie,„es ſteht dir nicht.“ e „Dir aber deſto mehr— Komkdiantin!“ f s Sie zuckte die Achſeln und ſummte vor ſich hin:„Im Lie⸗ besfalle, da ſind ſie alle ein bißchen tralala—“ Ihn brachte das faſt zur Verzweiflung, wenn ſie mit einem Couplet oder einer Operettenmelodie auf ſeine hal⸗ ben Anſchuldigungen antwortete. Wäre ſie wenigſtens ent⸗ rüſtet geweſen und hätte ſich energiſch dieſe Verdächtigun⸗ gen verbeten! Aber ſo ging ſie nichtachtend darüber hinweg, als hätte er in den Wind geſprochen. Sie hielt es gar nicht der Mühe wert, ſich zu verteidigen. Am liebſten hätte er ſie durch einen Detektiv beobach⸗ ten laſſen, aber das widerſtrebte ihm doch. Und er ſelbſt hatte noch nichts entdeckt— vielleicht waren ſeine Sorgen ganz unnütz. i. Manchmal kam er früher, als er geſagt hatte, heim. Dann traf er ſie allerdings ſehr oft nicht an. Wo war ſie da? Unruhig wartete er dann auf ſie. Achſelzuckend gab ſie ihm auf ſeine Frage Beſcheid.„Wo ſoll ich geweſen ſein? Bei Wertheimer. Komm doch auch mal hin! Sehr intereſſant! Kannſt genügend Studien machen.“ i 5 Einmal fiel ſein Blick auf einen anſcheinend ſehr koſt⸗ baren Ring mit Brillanten und einem ſchönen, großen Rubin, den ſie unter dem Trauring trug. Sie bemerkte das und hielt ihm gleichmütig die damit geſchmückte Rechte entgegen. a f „Hübſch, nicht? Und billial Vierzehn Mark koſtet Ede N Von ſeiner Amerikafahrt iſt der ruſſiſche Volks⸗ Gegen unberufene Einmiſchung Ein Erlaß des badiſchen Finanzminiſters. i () Karlsruhe, 2. Dezember. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt mit: Der Finanz⸗ und Wirtſchaftsminiſter hat an die Be⸗ irksämter, die Polizeipräſidien und die Polizeidirektion Ba⸗ en⸗Baden folgenden Erlaß gerichtet: Der Reichsarbeitsminiſter und der Reichswirtſchaftsmim⸗ ſter weiſen in einem Runderlaß darauf hin, daß noch immer Fälle gemeldet würden, in denen unberufene Kreiſe in Ver⸗ 2 der einzelnen Betriebe eingriffen, indem ſie auf ie Zuſammenſetzung der Belegſchaft und auf die Entlaſſung von ſogenannten Doppelverdienern uſw. Einfluß zu gewinnen ſuchten. Es ſei ſogar vorgekommen, daß außerbetriebliche Stellen, wie Fachſchaftswarte oder Ver⸗ bandsangeſtellte, an Anternehmer ihres Bezirks das An⸗ ſinnen geſtellt hätten, die Einſtellung und Entlaſſung von Arbeitnehmern von ihrer Zuſtimmung abhängig zu machen. Schließlich hätten ſich auch an einzelnen Orten Büros aufgetan, die den Anſpruch erheben, als Schiedsſtellen oder Schlichtungsausſchüſſe über Maßnahmen innerhalb eines Be⸗ triebes Entſcheidungen zu fällen. Von Seiten der Regierung iſt mehrfach betont worden, daß derartige Eingriffe in die Wirtſchaft nicht mehr länger geduldet werden können. Ich erwarte daher von den nach⸗ geordneten Behörden, daß ſie mit Nachdruck und Tatkraft dieſen Mißſtänden entgegentreten und die notwendigen Maß⸗ nahmen zur Sicherung des geſetzlichen Zuſtandes treffen. Kein Betriebsführer iſt verpflichtet, Vorlabungen und Abordnun⸗ gen von Stellen Folge zu leiſten, die nicht durch Geſetz oder durch die Negierung dazu berufen ſind. Kreiſe, die unerlaubte Zumutungen unter Anwendung von Druckmitteln ſtellen, ha⸗ ben zu gewärtigen, wegen Anmaßung von Amtsbefugniſſen oder Störung des Wirtſchaftsfriedens zur Rechenſchaft ge⸗ zogen zu werden.. 8 Zwangsweiſe Zurruheſetzung f Das Arkeil des Kirchengerichts gegen Pfarrer kappes. i() Karlsruhe, 2. September. Das Dienſtverfahren gegen Pfarrer Heinrich Kappes wegen des Briefes, den Pfarrer Kappes im Auguſt an den früheren Miniſter Remmele geſchrieben hat, wurde jetzt vor dem Kirchengericht verhandelt. Die Anklagebehörde, vertreten durch Oberkirchenrat Dr. Dr. Friedrich ſah in dem Brief eine Parteinahme für den Sozialismus. Verteidigt wurde der Angeklagte durch Pfarrer Jäger aus Unteröwis⸗ heim. Das Dienſtgericht unter dem Vorſitz von Dr. Müller fällte folgenden Spruch: f Gegen den angeklagten Pfarrer Heinrich Kappes aus Fahrenbach wird unter Belaſtung mit den Koſten wegen Pflichtverletzung im Sinne des Paragraph? des Dienſt⸗ geſetzes auf Zuruheſetzung wider Willen anerkannt.“ f Erſte Führertagung des Badiſchen Sängerbundes. ( Karlsruhe, 2. Dez. Am Sonntag, 17. Dezember, findet in der Landeshauptſtadt die erſte Führertagung des neuen Badiſchen Sängerbundes ſtatt, die den ganzen Tag 0 beanſpruchen wird. Zur Beratung ſteht die neue Faſſung der Bundesſatzung. die Verwalkungsreform des Bundes (Kreis⸗ und Bezirkseinteilung), die Neugeſtaltung des Fi⸗ nanzweſens, des neue Muſikprogramm und die Vorbereitung des erſten Bundestages in Karlsruhe. Die erſte Führertagung ſoll eine Manifeſtation des neuen Geiſtes im Badiſchen Sän⸗ gerbund werden.— Der Bundesführer des Badiſchen Sän⸗ gerbundes, Dr. Rathmann⸗Freiburg, hat zum Kreisführer des neuen Kreis Baden(umfaſſend die Sängergaue Mittel⸗ baden und Ortenau⸗Oos, alſo den politiſchen Kreis Baden einſchließlich der Amtsbezirke Kehl und Oberkirch) den ſeit⸗ herigen Gauführer des Ortenau⸗Oos⸗Sängergaues, Kaufmann Karl Schmitt⸗Kehl, einen um die Sache des deutſchen Liedes hochverdienten Sängerführer, ernannt. 5 Großfeuer im Frankenland. 0 UI Tauberbiſchofsheim, 2. Dez. In der Nacht zum Sams“ tag wurde in Königheim die Dillmühle ein Raub der Flam⸗ men. Der Mühlenbau und die Mühleneinrichtung ſowie das Mohnhaus ſind dem Feuer zum Opfer gefallen. Der Gebäudeſchaden wird auf 20000 Mark und der Fahrnis⸗ ſchaden ebenfalls auf 20 000 Mark geſchätzt.. „Dieſer Ring?“ Ein maßloſes Staunen und großer Zwel⸗ fel klangen aus ſeinen Worten. 5 5 „Ja, dieſer Ring iſt nämlich eine ſehr geſchickte Pariſer Imitation— pierres de Paris—, deshalb konnte ich auch nicht widerſtehen.“ i 5 „Aber, Thea, an ſolchem Trödelkram findeſt du Gefal⸗ len?“ Er ſchüttelte den Kopf. i I¾ch würde auch lieber echte Sachen tragen, aber du e e ja keine kaufen— leider! Da muß ich mich eben ſo behelfen. Schließlich kommt es immer darauf an, wer es trägt. Stecke unſerer Donna draußen echte Perlen an die Ohren und ſchmücke ihre roten Froſchhände mit echten Brillanten— wer würde nach einem flüchtigen Blick glauben, daß der Schmuck echt iſt? Und im umgekehrten Falle, wenn eine wirklich vornehme Dame Simili trägt. würde man das ſo ſchnell vermuten? Auf die Aufmachung kommt es eben an!“ g 5 Das war wieder einmal ganz Thea, ſo bezeichnend 1 ihre Denkungsweiſe. Adrienne würde lieber auf je es Schmuckſtück verzichtet haben, als daß ſie unechte Sachen getragen hätte. i. Gerhard konnte Thea nicht glauben, tief im Herzen wohnte der Zweifel. Aber doch mußte er ſich wohl oder übel mit ihrem Beſcheid zufrieden geben, und zum Ueber⸗ fluß zog ſie jetzt den Ring vom Finger und legte ihn auf den Liſch. „Da, überzeuge dich. Du ſcheinſt mir wirklich noch nicht zu glauben. Denkſt du denn im Ernſt, daß mir einer großen Juweliere meinen ſchönen Augen zuliebe einen Brillantring pumpt? Trage ihn doch ins Leihhaus, wir ſehen, was du dafür bekommſt! Das Geld iſt ja ſo wie ſo knapp bei uns!“ a a a„nd dann gibſt du es noch für ſolche unnützen Sachen * 5 N a Kalt lächelnd log ſie. Der Ring war ſehr wertvoll. Hab mir's am Munde abgeſpart!“ a „Das iſt meine Freude,“ entgegnete ſie ſchnippiſch. 5 war ein Geſchenk von Larſen. Sie hatte für den eleganter Schauspieler eine große Leidenſchaft gefaßt und willig 5 ſie ſeinen Lockungen gefolgt, die ihr eine angenehme wechſlung boten. 5 5. Aus dee, bad ede Pre S 2 K 1 e . e e „. ö eee „„„ r, v A . 8 144 2832 . . Heidelberg.(Ein ſchlimmer Großvater.) Der 88jährige, ſchwer vorbeſtrafte Zigarrenmacher Johann Glock tte ſich ſeit Oſtern 1933 fortgeſetzt in ſchwerſter Weiſe an ſeinen beiden Enkelkindern, zwei Mädchen im Alter von 12 und 10 Jahren, vergangen. Die Strafkammer verurteilte den nur teilweiſe geſtändigen Angeklagten nach Paragraph 176, Ziffer 3 wegen Sittlichkeitsverbrechens und verſuchter Blutſchande zu 1 d d 10 Monaten Zuchthaus. Zubilligung mildernder Umſtände wurden vom Gericht außerhalb der Er⸗ wägungen geſtellt. Schwetzingen.(Rückſichtsloſer Autofahrer.) Ein mit dem Rad auf der Straße Schwetzingen— Brühl 115 render Hitlerjunge wurde von einem Kraftwagen angefah⸗ ren. Durch den Sturz erlitt der junge Mann Verletzungen im Geſicht, ſowie eine leichte Gehirnerſchütterung. Der Kraft⸗ fahrer löſchte ſofort alle Lampen und fuhr in ſchnellem Tempo unerkannt davon. j Schwetzingen. Den Verletzungen erlegen. Der in der vorigen Woche in Reilingen beim Holzmachen durch einen ſtürzenden Baum ſchwer verunglückte Küfer Fritz Kün⸗ ner iſt jetzt in der Klinik zu Heidelberg dem inzwiſchen ein⸗ getretenen Wundſtarrkrampf erlegen. Frau und ſechs Kinder trauern um den Ernährer. 5 Ui Eppingen.(Kind ſchwer verunglückt.) In ichen ſpielte der 10 Jahre alte Sohn des Schreinermeiſters Meny in der Scheune mit andern Kindern. Als hierbet der Knabe auf den Heuboden ſtieg, um ſich zu verſtecken, ſtürzte er ab und fiel ſo unglücklich auf die Tenne, daß er ſich einen ſchweren Schädelbruch zuzog. Das Kind wurde lebens⸗ gefährlich verletzt ins Eppinger Krankenhaus eingeliefert. i Adelsheim.(Keine Siedlerſtellen auf dem Bronnacker Hof.) Die Nachricht, die faſt durch die ge⸗ ſamte badiſche Preſſe gegangen iſt, wonach die Badiſche Bauernkammer den Bronnacker Hof, Amt Adelsheim, gekauft habe und dort Siedler anſetzen werde, entſpricht nicht den Tatſachen, da dieſer Hof von privater Hand käuflich erworben wurde. Geſuche von Siedlern, die auf dieſem Hof ſich an⸗ ſiedeln wollen, ſind daher zwecklos und verurſachen nur un⸗ nötige Arbeit. () Pforzheim.(Beim Rodeln verunglückt.) In Brötzingen rodelte ein 13 Jahre altes Mädchen an einer ſteilen Stelle. Dabei ſtürzte der Schlitten an einer Kurve um und warf das Kind gegen einen Stein. Das Mädchen fiel hierbei ſo unglücklich, daß es einen komplizierten Unter⸗ ſchenkelbruch davontrug. Familientragödie in Freiburg Bierköpfige Familie mit Gas vergiftet. g Freicurg i. Br., 4. Dez. Am Sonntag früh wurden ein 49 Jahre alter Prokuriſt und ſeine beiden ſieben und acht Jahre alten Kinder in ihrer Wohnung kot aufgefunden, während die 36jährige Ehefrau noch Lebenszeichen von ſich gab. Nach e Briefen halten ſich die Ehegatten entſchloſſen, gemeinſam mit ihren Kindern aus dem Leben zu ſcheiden. a Anſcheinend hatten ſie am Abend zuvor erhebliche Men⸗ n Schlafmittel eingenommen und dann nach Abdichtung der Türen und Fenſter den Gashahn des Bade⸗ ofens geöffnet. Gegen Morgen wurde in der darüberlie⸗ genden Wohnung Gasgeruch bemerkt und die Polizei ver⸗ ſtändigt. N Was die Eheleute zu der Tat veranlaßt hatte, iſt noch nicht bekannt. Jedenfalls kommt wirtſchaftliche 1 nicht befcimse⸗ da der Ehemann ſich in auskömmlicher Stellung befand. f e 1 8 Aus den Nachbarländern 8 Alzey.(Verhängnisvolle Schießereien.) An einem der letzten Abende wurden, wie die„Alzeyer Zeitung“ berichtet, auf die Wohnung des Weinhändlers Ja⸗ kob Corell in Wonsheim von unbekannten Tätern mehrere Schüſſe abgegeben. Als am nüchſten Abend an der Woh⸗ nung von Corell mehrere SA.⸗Männer vorbeigingen, gab Corell auf ſie mit ſeinem Jagdgewehr mehrere Schüſſe ab, wodurch einige SA.⸗Männer verletzt wurden; einer von ihnen mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Jakob Co⸗ rell, ſein Sohn, ſowie zwei Wonsheimer Bürger, die ſich ur Zeit der Tat in Corells Wohnung befanden, wurden ver⸗ aftet. Wie wir erfahren, weilte eine Kommiſſion der Wormſer Polizeidirektion zur Unterſuchung der Vorgänge in Wonsheim. Das erſte„Haus der Arbeit“ Rieſenkundgebung der Deutſchen Arbeitsfront in Frankfurt. Frankfurt a. M., 4. Dezember. f Die Frankfurter Feſthalle war am Samstag abend wie⸗ der der Schauplatz einer gewaltigen Kundgebung. Die Deut⸗ che Arbeitsfront hatte in der über und über mit Flaggen geſchmückten Halle die Arbeiter der Stirn und der Fauſt, nternehmer, Arbeiter und Angeſtellte, verſammelt, um ein machtvolles Bekenntnis abzulegen für den großen Gemein ⸗ ſchaftsgedanken, der in der Deutſchen Arbeitsfront verkör⸗ pert wird. Nach dem Einzug der NSBO⸗Fahnen eröffnete aubetriebszellenleiter Willi Becker die Kundgebung. arauf ergriff Gauleiter Sprenger das Wort und führte u. a. aus: Nach der Machtübernahme aben wenige Monate genügt, um eine große Gemeinſchaft in die Tat umzuſetzen, wie ſie kein Volk aufweiſen kann. Der 12. November bedeutet eine Demonſtration, eine Kraft, wie 1 nie erreicht iſt, bewundert von der ganzen Welt. In kon⸗ equenter Weiterbildung dieſer Einheit iſt aus der Partei, aus der NSBO die r beitsfront entſtanden, die ſich mmer mehr und mehr erweitert. Hier wird die Volks ge⸗ meinſchaft zur Tatſache. Und es gibt kein größeres Vert als das vor wenigen Tagen in Berlin verkündete: die Organiſation„Nach der Arbeit“, die ſich zum Ziele geſetzt hat, durch Freude Kraft zu ſchaffen. Dies iſt der einſchneidendſte Punkt mit in der Geſtaltung der Volksge⸗ meinſchaft. Wir in e haben die Ehre und Freude ugleich, in dieſer Arbeit als erſte praktiſch einzugreifen. Ich eue mich, ſagen zu können, daß die Feſthalle, das ganze Feſthallengelände, die ganzen ſtädtiſchen Einrichtun⸗ gen von nun ab der Arbeitsfront unentgeltlich zur Verfügung geſtellt werden, daß dieſe Einrichtun⸗ en den Namen führen werden„Haus der Arbeit“. Rieſiger Beifall.) Wir richten aber zugleich auch die Bitte an die Leitung der Arbeitsfront, l Frankfurt zur Stadt der Kongreſſe der deulſchen Arbeit zu erheben. Frankfurt wird vorangehen in dem Willen, ſich in den Dienſt es ganzen deutſchen Volkes zu ſtellen. a f Nachdem ſich der toſende Beifall gelegt hatte, teilte Gau⸗ Gortebszellenleiter Becker mit, daß der Kreisleiter von 0 roß⸗Frankfurt, Oberbürgermeiſter Dr. Krebs, ſoeben einen Eintritt in die Deutſche Arbeitsfront vollzogen habe. Staatsrat Schuhmann ſpricht Stürmiſch begrüßt, betrat ſodann der Schöpfer der NS, Staatsrat Walter Schuhmann, das Redner⸗ 5228 und gab in längeren Ausführungen ein Bild von er Entwicklung der deutſchen Arbeiterbewegung. Die An⸗ fänge der Arbeiterbewegung waren aus der Sehnſucht ge⸗ boren, keine Menſchen zweiter Klaſſe zu ſein. Die Vor⸗ kriegsregierungen hatten leider nicht die Sehnſucht der Maſ⸗ ſen erkannt. Sie gingen hinaus in die Wüſten Afrikas und förderten die Kultur wilder Völker, aber im eigenen Volke wußten ſie nicht Beſcheid. Volkes wurde nicht der Idealiſt, ſondern der glühende Haſ⸗ ſer gezüchtet. Der Unternehmer und der Arbeiter entfrem⸗ deten ſich immer mehr. Dieſe Gegenſätze müſſen wir jetzt im Innern ausrotten. i Wenn Unternehmer und Arbeiter zuſammenhaltfen, dann werden wir Werte hervorbringen, vor denen die übrige Welt mit Stauenen den Hut ziehen wird. In unſerem neuen Staat haben die alten Gedanken keinen Platz mehr. ſciedn alle ſchaffende Menſchen, es gibt keine Anker⸗ iede. Wenn wir arbeiten, dann ſtehen wir an dem Platz, an den das Schickſal uns geſtellt hat, aber wenn wir Feier⸗ abend haben, dann ſind alle Menſchen gleich. Dann müſſen wir dahin kommen, und wir kommen dahin, daß man vor dem einfachſten Arbeiter den Hut genau ſo ieht wie vor den anderen Menſchen. Es gibt im Deutſchland es Nationalſozialismus keine Menſchen zweiter und dritter Klaſſe mehr. Alles was wir arbeiten, all unſer Denken, alles Tun und Handeln ſtellen wir ein auf den großen Geſichts⸗ punkt: Wie erreichen wir es, daß unſer armes Deutſchland wieder groß und mächtig und geachtet in der Welt da⸗ ſteht? Kein Land der Welt hat eine derartige Orga⸗ niſation aufzuweiſen wie unſere Deutſche Arbeitsfront. Dieſe Arbeitsfront wird auch das große Erziehungsinſtrument ſein, das die Menſchen in ſeinen Bann reißt und ſie nicht mehr los läßt. Wenn wir in der Deutſchen Arbeitsfront ge⸗ meinſam zuſammenſitzen und arbeiten, dann wird in Deutſchland das anbrechen, wofür Millionen geblutet und ihr Leben gelaſſen haben: die Freiheit der deut⸗ ſchen Arbeit.— Nachdem ſich der ſtürmiſche Beifall ge⸗ legt hatte, ergriff der ö Treuhänder der Arbeit Dr. Lüer das Wort, der u. a. erklärte: Die ganze Organiſation des nationalſozialiſtiſchen Staates hätte eine Lücke, wenn ſie nicht die alles umfaſſende Kraft unſeres Volkes ſchaffen würde, die ſich ausdrückt in der deutſchen Arbeit. Dieſe Or⸗ aniſation iſt eben die Deutſche Arbeitsfront. Die Verwirk⸗ ichung des deutſchen Sozialismus kann nur erreicht wer⸗ den, wenn eine entſprechende ſozial⸗wirtſchaftliche Organ ſation daneben und daruntergebaut wird. 5 Rede Claus Selzners a Schließlich ſprach noch der Organiſationsleiter der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront, Claus Selzner, der den Kamerad⸗ ſchaftsgedanken in den Mittelpunkt ſeiner Ausfüh⸗ rungen ſtellte. Wenn wir in wenigen Wochen 20 Millio⸗ nen deutſche Volksgenoſſen in die Deutſche Arbeitsfront aufgenommen haben, dann iſt die Volksgemeinſchaft zur Tatſache geworden in unſerer Organiſation„Kraft durch Freude“. Es wird in dieſer Organiſation niemand mehr ſa⸗ gen können, daß er kein Geld habe, um den beſten Darbie⸗ tungen, die es überhaupt gibt, beizuwohnen. In unſerer Ar⸗ 3 ſehen wir eigentlich nur ein einziges großes iel, a das Ziel, den Beſitzloſen zum materiellen und geiſtigen Beſitzer zu machen.; Wir müſſen erreichen, daß ein Arbeiter, der ohne materiel⸗ len Beſitz iſt, ein Eigenheim erwerben kann. Es iſt ſicher daß wir dieſes Ziel erreichen werden, und es iſt klar, daß wir es um ſo ſchneller erreichen, je größer die finanzielle Kraft iſt. Wir ſind uns klar, daß alle dieſe Dinge ein ge⸗ waltiges Stück Geld koſten werden, aber alles wird getragen von dem Prinzip: einer für alle, alle für einen Wenn nationalſozialiſtiſches Denken Allgemeingut geworden iſt, dann iſt die ſoziale Frage überhaupt gelöſt.: Zum Schluß ergriff noch einmal Gaubetriebszellen⸗ leiter Willi Becker das Wort. Er ſchloß die Kundge⸗ bung mit dem Gelöbnis, bis zum Tode treu zu Adolf Hit⸗ ler zu ſtehen und brachte ein mit toſender Begeiſterung auf⸗ genommenes Sieg⸗Heil auf den Führer aus. N — e Neues aus aller Welt Großfeuer in einer Möbeltiſchlerei. In einer Berliner Möbeltiſchlerei brach durch einen ſchadhaften Leimofen ein Feuer aus, das bald einen großen Umfang annahm. Nur dem Umſtand, daß das Feuer rechtzeitig bemerkt wurde, und die Wehr ſchnell eingreifen konnte, iſt es 0 verdanken, daß nicht das ganze Fabrikgebäude den Flammen zum Opfer fiel. Perſonen wurden nicht verletzt, doch iſt der Sach⸗ ſchaden ſehr groß. N g Mord in Neukölln. In Berlin⸗Neukölln fanden Straßen⸗ bahner die Leiche eines völlig unbekleideten, etwa 30 bis 35 Jahre alten Mannes auf. Die Leiche wies am linken Ober⸗ ſchenkel mehrere Schnitte auf. Die Mordkommiſſion hat die Ermittlungen aufgenommen. Betriebsunfall in Dortmund. Auf dem Hüttenwerk der Dortmunder Union hatten ſich in einem unterirdiſchen Hohl⸗ raum Gaſe geſammelt, die aus bisher ungeklärter Urſache zur Entzündung gelangten. Dabei brach die Decke ein. Zwei Leute wurden verletzt, davon einer ſchwer. Ferner verun⸗ glückten zwei Pferde. Mit der Jamilie in den Tod. Der Direktor der Biele⸗ felder Gewerblichen Berufsſchule, Brinkmann, ſeine Frau und ſein Kind ſind in ihrer Wohnung tot aufgefunden wor⸗ den. Wie die Ermittelungen ergaben, iſt die Familie durch Einatmen von Leuchtgas 5 lig aus dem Leben geſchie⸗ den. Brinkmann war auf eigenen Antrag Peurtcdt wor⸗ den, da ſich im inneren Schulbetrieb ſtarke Spannungen er⸗ geben hatten. Ferner ſoll Brinkmann ſeine Befugnis zur Verwendung von Geldern mehrfach überſchritten haben. Beim Sallo das Genick gebrochen. Durch ein tragiſches Mißgeſchick iſt der 155 Turner des Turnvereins 1861 in Königſee, Johann Strietzel, ums Leben gekommen. Er übte am Reck und wollte ſeine Uebung mit einem Salto ab⸗ ſchließen. Der Abgang mißlang aber. Strietzel fiel ſo un⸗ glücklich auf den Hinterkopf, daß die Wirbelſäule brach. We⸗ nige Stunden nach der Einlieferung verſtarb der Verun⸗ glückte im Krankenhaus. Starke Schneefälle in Serbien. Aus Kroatien, der Lika, aber auch aus Südſerbien werden ſtarke Schneefälle gemel⸗ 5 Mehrere Menſchen fanden in Schneeverwehungen den od. Zum Schaden des deutſchen ergebnis iſt außerordentlich befriedigend. Lalcale Nuudcuau Kinder⸗GSchauturnen. Der Ty. 98 hielt geſtern nachmittag in ſeiner Turn⸗ halle ſein erſtes Kinderſchauturnen ab, das ein voller Erfolg war. Die Muſikriege des To. 46 Mannheim hatte ſich liebenswürdigerweiſe zur Verfügung geſtellt und durch die aufgeführten Muſikſtücke in Seckenheim viele Freunde gewonnen. 5 Nach ſchneidig geſpieltem Einleitungsmarſch begrüße der Führer des Tv. alle Anweſenden, beſonders die Kreisleitung der Turnerſchaft, die Vertreter der Lehrer⸗ ſchaft, an der Spitze Herr Rektor Bechtold, ſowie die Mitglieder der Mufikriege des Tv. 46 Mannheim. Herr Würthwein hob in ſeiner Anſprache die Bedeutung des Jugendturnens im neuen Staate hervor, aus dem ein hartes Geſchlecht emporwachſen muß, das unſere Zukunft ſichert. Aus der Jugend müſſen die Männer kommen, die Deutſchlands Aufſtieg zu vollenden haben und daher gilt ihr unſere ganze Arbeit. Nach der Ouvertüre zur Oper„Die Zigeunerin“ dringt die geſamte Jugend einen Vorſpruch mit Sprechchor „Deutſchlands Einheit“ zum Vortrag, worauf das Lied „Wo gen Himmel Eichen ragen“ unter guter Leitung des Herrn Hauptlehrer Röderer erklingt. Luſtige Maſſenübungen der Kleinen werden mit Beifall belohnt. Es folgen Freiübungen der Schülerinnen, flottes Nacheinander der Schüler und zum Schluß des erſten Teils ein geturntes Liederpotpourri. Nach der Pauſe erreichte das Lied„Die Königskinder“ durch den ſchönen harmoniſchen Zuſammenklang bei den Zuhörern ungeteilten Beifall. Freiübungen der Schüler wech eln mit Walzer⸗Reigen der Schülerinnen.„Der Trumpf des Abends“ war ein wirklicher Trumpf. Aus Fenſtern purzelt das junge Volk, ſpringt über geſtellte Hinderniſſe, über⸗ und untereinander purzelt alles, daß es eine wahre Pracht iſt. Die Jugend tobt ſich aus. Der anſchließend aufgeführte Radezki⸗Tanz mußte auf ſtarken Beifall hin wiederholt werden. Junge Turnerinnen führen graziös einen Tanz auf nach Radezki⸗Weiſen, der wiederum ein dankbares Publikum fand. Es folgt der Schlußakt, bei dem alle Mitwirkende aufmarſchieren. Eindrucksvoll werden Deutſchlands Zu⸗ kunft verherrlichende Prologe von Schülern vorgetragen. Den Abſchluß bildet das Deutſchland⸗ und des unſterb⸗ lichen Horſt Weſſels Lied. Den Leitern der Abteilungen K. Konrad und Gg. Bühler gebührt aufrichtige Anerkennung und der flotten Begleiterin am Klavier Ella Bühler Dank. Die Jungfrauenkongregation hat geſtern Abend zu⸗ ſammen mit dem Cäcilienverein eine ſchöne Adventsfeier ihren Mitgliedern und Gäſten geboten. In fünf herrlichen Bildern traten die Geheimniſſe der Kindheit unſeres Hei⸗ landes vor das geiſtige Auge der Seele. Entſprechende Lieder des Kirchenchors vertieften den Eindruck des Dar⸗ gebotenen. Schade war, daß nicht mehr Mitglieder der Einladung zu dem Abend Folge geleiſtet hatten. — Kreisgeflügelzuchtausſtellung in Geckenheim. Geſtern Sonntag fand im großen Schloßſaal in Seckenheim die diesjährige Kreis⸗Geflügelzuchtausſtellung für den Kreis Mannheim ſtatt. Ihre Durch ührung hatte die Geflügelzuchtgenoſſſenſchaft Mannheim⸗Seckenheim übernommen. Eine ſehr große Zahl Ausſteller beteiligten ſich, faſt 900 Nummern(Hühner, Enten, Tauben, Gänſe und Ziergeflügel), waren ausgeſtellt und fanden nicht nur hier, ſondern auch von auswärts ein zahlreiches Beſucher⸗ Publikum. Der Vorſitzende der Kreisleitung, Herr Sproß⸗ Mannheim, eröffnete um 11 Uhr die erſte Ausſtellung des Kreiſes. Er dankte der Geflügelzuchtgenoſſenſchaft Seckenheim für ihre Bemühungen. Die Ausſtellung zeigt, daß jeder der Ausſtell er das Beſte hergegeben. Im Auf⸗ trag des örtlichen Vereins begrüßte Herr Hermann Büh⸗ ler die Erſchienenen, darunter auch Herrn Kramm⸗Mhm.⸗ Feudenheim von der Gauleitung und Herrn Nagel⸗ Mhm.⸗Feudenheim von der Kreisleitung. Ein Rundgang durch die Ausſtellung zeigte ſehr wertvolles Zuchtmaterial. Spitzenleiſtungen des Kreiſes Mannheim in der Geflügelzucht wurden hier zur Schau geſtellt; bilden doch die ausgeſtellten Stämme die Grund⸗ lage, auf der die ganze Geflügelzucht aufgebaut wird. Neben prächtigen Exemplaren bekannter Hühnerraſſen wie der Rhodeländer, Minorka, Italiener oder Orloffs uſw. ſah man aber auch zwei intereſſante Neuzüchtungen Rheinländer rot und Italiener weiß. Das Züchtungs⸗ Zum über⸗ wiegenden Teil waren Hühner ausgeſtellt, weniger Tau⸗ ben und Waſſergeflügel. Beſonderes Intereſſe weckten die Ziergeflügel: Goldfaſanen, Ningfaſanen und Man⸗ darinenenten. Drei Faſane von H. Bühler⸗Seckenheim (außer Konkurrenz) dürfen beſonders hervorgehoben wer⸗ den. Zuſammengefaßt muß der Ausſtellung höchſte An⸗ erkennung gezollt werden, vor allem den Züchtern für ihre Leiſtungen. Eine reichhaltige Tombola lockte auch viele, konnte man doch hier lebende Tiere und ſonſtige Gegenſtände gewinnen und nicht weniger lockten 40 Portionen Hahn „maulfertig“k. Das Preisrichterkollegium hatte eine Rieſenarbeit zu bewältigen, ſind doch nicht weniger als 80 Ehrenpreise und Fach chaftsehrenpreiſe herausgekommen, denen eine noch weit größere Zahl mit Punktprämien gegenüber⸗ ſtehen. Einzelpreiſe erhielten: Jak. Kramm, Feudenheim (Tauben); Jak. Rupp, Neckarau(Hühner); Hugo Zim⸗ pel, Mannheim(Hühner); Karl Schweigert, Mann⸗ heim(Hühner); Karl Blümmel, Seckenheim(Hühner). Vereinsleiſtungspreiſe erhielten: Geflügelzuchtverein„Vor⸗ wärts“ Mannheim 1.; Geflügelzuchtverein Feudenheim 2.; Geflügelzuchtverein Seckenheim 3. Preis. Auszahlung der Dienſtbezüge ſchon vor Weihnachten! Mit Rückſicht auf Weihnachten hat der Herr eee Wirtſchaftsminiſter angeordnet, daß die Bezüge der Beamter Angeſtellten, Ruhegehaltsempfänger, Beamten interbliebenen, Beamten im Vorbereitungs- und Probedienſt ſowie der ſtän⸗ digen Arbeiter, ſoweit mit ihnen monatliche Lohnzahlung ver⸗ einbart iſt, für den Monat Dezember 1933 zur Hälfte ſchon am 20. Dezember bezahlt werden. Monatsbeträge bis zu 50 Mark einſchließlich werden am 20. Dezember an dis Empfangsberechtigten ir ner Summe bezahlt. Die Naſſe als Trägerin der Kultur. 2 Als erſte in der Reihe der Winterveranſtaltungen des Kampfbundes für Deutſche Kultur fand am Freitag abend im Roſengarten ein Vortrag von Prof. Dr. Stein, dem Kanzler der Univerſität Heidelberg, ſtatt. Der Redner ſprach über die Aufgaben zur Erhaltung der Naſſe und ihrer Kultur im neuen Staat. Nicht Kriege und Naturgewalten, die Millionen von Menſchenleben fordern, vernichten eine wertvolle Raſſe, ſondern andere Mächte ſind es, die ein Volk zugrunde richten, eine Raſſe verderben und auslöſchen. Körperliche Merkmale, geiſtige Fähigkeiten und Eigenschaften des Charakters bilden zu⸗ ſammen eine Raſſe, die in gutem Sinne geballte menſchliche Kraft darſtellt, geiichert dürch die Erbfolge Raſſenmiſchung wirkt auflöſend. Allerdings kann eine Vereinigung von Gegensätzen fruchthar ſein, raſſengemiſchte Ehen können einen hohen ſittlichen Wert haben, aber im Kind ſind Kraft der Geſetze der Erbfolge die Eigenſchaften der El⸗ tern vereint. Bisher konnten ſich dunkle Elemente und geiſtig verkümmerte Großſtadtmenſchen ungehemmt ver⸗ mehren und das Blut des Volkes vergiften. Es iſt leicht ab⸗ zuſehen; wohin es führen würde, wenn die unnützen und für die Volksgeſtaltung ſchädlichen Menſchen weſter hochgezüchtet würden, während das wertvolle Erbgut in kinderloſen und Einkind⸗Ehen dahinſchwindet. Wenn man ſich vergegenwärtigt, daß nach neueren Forſchungen etwa eine Million Deutſcher an Erbkrankheiten leidet, dann läßt ſich im Hinblick auf die Zukunft ſagen, daß dieſe VBerſeuchung ungeheuer groß iſt. Deshalb bedeutet es einen ſegensreichen Eingriff in die Geſchichte der Menſchheit, wenn ſich der Führer entſchloſſen hat, den Kampf gegen die Erbkrankheiten mit Entſchiedenheit durchzuführen. Schon horcht das Ausland auf, und ſchon mehren ſich die Stimmen der Anerkennung für dieſe wirkliche Kulturtat. Im nordi chen Menſchen erblickt der Redner den vollkommendſten Träger der deut chen Eigen⸗ ſchaften, der Tiefe und Innerlichkeit des Glaubens und der Treue; der nordiſche Typ verkörpert die Bewegung, das Vorwärtsdrängen, Wagemut und Tapferkeit, ſeine höchſte Tugend iſt die Ehre. Demgegenüber ſteht der Sinn zur Herdenbi dung bei anderen Raſſen. Die körperlichen Merkmale ſollen aber nicht ausſchlaggebend ſein ſondern die Leiſtung und die erbmäßig gewonnene Weſensart, ſodaß jeder in Staat und Volk an die Stelle kommen eommen wird, die er ausfüllen kann. Notwendig iſt jedoch überall der Einſatz aller Kraft. mp. Zweite Wagenklaſſe für Schwerkriegsbeſchädigte Nach einem Schreiben des Generaldirektors der Deut⸗ ſchen Reichsbahngeſellſchaft Dr. Dorpmüller an die Preſſe⸗ ſtelle der Reichsleitung der NS ⸗Kriegsopferverſorgung hat die ſtändige Tarifkommiſſion beſchloſſen, die Benutzung der zweiten Wagenklaſſe mit Fahrtausweiſen dritter Klaſſe bei allen Reiſen für ſoiche Kriegsbeſchädigte zuzulaſſen, die 50 Prozent und mehr beſchädigt ſind und denen der Arzt des Fürſorgeamtes beſcheinigt daß ihr körperlicher Zuſtand die Benutzung der zweiten Wagenklaſſe rechtfertige. Die Durch⸗ führung des Beſchluſſes werde äußerſt beſchleunigt werden: immerhin werde ſie kaum vor dem 1. Januar 1934 möglich ſein Im übrigen ſei die Deutſche Reichsbahngeſellſchaft fort⸗ geſetzt bemüht, den Kriegsbeſchädigten bei Eiſenbahnfahrten beſondere Vergünſtigungen ſowohl bei der Abfertigung wie auch bei der Unterbringung in den Reiſezügen zuteil werden zu laſſen, um ihnen dadurch das Reiſen nach Möglichkeit zu erleichtern. Dies geſchehe durch die Reſervierung beſonderer Abteile, durch die Aufnahme von Kriegsbeſchädigten in das Dienſtabteil und durch ihre vorzugsweiſe Behandlung am Fahrkartenſchalter, an der Bahnſteigſperre und bei der Zu⸗ weiſung von Sitzplätzen. Wenn in Ermangelung eines Be⸗ dürfniſſes ein Sonderabteil aus wirtſchaftlichen Gründen 5 eingerichtet wurde, und wenn die Beſchädigten in den übrigen Wagen der dritten Klaſſe keinen Sitzplatz fänden, ſo ſei ihnen, auch wenn dort noch Stehplätze frei ſind, ein Sitzplatz in der zweiten Klaſſe anzuweiſen. — Deutſchlands Spiritusverbrauch. Aus dem Bericht des Reichsmönopolamts für Branntwein geht hervor, daß der gewerbliche Spiritusverbrauch im letzten Jahre um nahe⸗ u 20 Prozent geſtiegen iſt, und zwar lediglich infolge des ſtark erhöhten Motorſpritabſatzes Der Kraftverkehr iſt der bedeutendſte Spiritusverbraucher Der Abſatz an Trink⸗ branntwein betrug im Berichtsjahr 1931/32 rund 338 000 Hektoliter und ſtieg im Berichtsſahr 1932/33 auf rund 400 000 Hektoliter Der gewerbliche Verbrauch erhöhte ſich von 2.2 Millionen auf 2,6 Millionen Hektoliter. N „ die Fahrtkoſten zur Arbeitsſtätte. Die Koſten der Fahrten zwiſchen einer Wohnung in einem Vorort und der Arbeitsſtätte in der Stadt ſind in Großſtädten regelmäßig als Werbungskoſten vom Einkommen mit Wirkung für die Lohn⸗ und Einkommenſteuer abzugsfähig, weil hier das Wohnen in Vororten üblich und zum Teil auch notwendig iſt Wenn aber ein Steuerpflichtiger ſeinen Wohnſitz an einem Orte wählt, in dem üblicherweiſe die am Orte der Ar⸗ beitsſtätte des Steuerpflichtigen tätigen Perſonen nicht mehr u wohnen pflegen, ſo iſt regelmäßig der Schluß gerecht⸗ ſertigt, daß perſönliche Beweggründe die Wahl des Wohn; ortes veranlaßt haben Die Fahrtkoſten. z B Kruftwagen⸗ ſpeſen, ſind, wie die Steuerzeitung“ meldet, in derartigen Fällen im allgemeinen kene abzugsfähiger Werbungskoſten i RNadfahret überfahren. Beim Ueberqueren der Ca⸗ erfeldſtraße geriet ein Radfahrer in die Fahrbahn eines gerfonenkraftwagens, der an dieſer Stelle eine Zugmaſchine mit zwei Anhängern überholte. Er wurde vom Perſonen⸗ kraftwagen erfaßt und vom Fahrrad geſchleudert. Die Fol⸗ gen waren außer Prellungen und Hautabſchürfungen am ganzen Körper, innere Verletzungen. Der verletzte Rad⸗ ahrer wurde in das Allgemeine Krankenhaus gebracht. i De saeneiguiee Denkt an den Pfennig! Ein Pfennig wäre nicht viel? Wenn morgen jeder zur Sammlung nur einen Pfennig mehr gibt, als bei der letzten Sammlung, dann macht das in ganz Deutſchland rund 600 000 Mark aus. Wenn jeder Deutſche täglich zum Winterhilfswerk einen Pfennig gäbe, dann hätte das Winterhilfswerk innerhalb eines Jahres die ungeheure Summe von 237 000 000 Mark mehr zur Verfügung. Iſt Dir der Pfennig jetzt immer noch eine Kleiniakeit? eie Die gekaufte Braut Wenn die Frauen unſerer Gegenwart völlige Gleich ⸗ berechtigung genießen, wenn ihnen jeder Veruf offenſteht wenn ſie an Sport, Kunſt, Politik eifrig teilnehmen, ſo iſt das ein Siegeszug, der um ſo großartiger iſt, als die Frau ſogar bei den Kulturvölkern früherer Jahrhunderte im all⸗ gemeinen eine niedrige, unbeachtete Stellung eingenommen hat, ſelbſt bei den alten Griechen während ihrer höchſten Kulturblüte, und bei den Naturvölkern wie eine Sache be⸗ handelt wurde, die man raubt, kauft oder auf irgendeinem anderen Wege erwirbt. Kennzeichnend für dieſe Auffaſſung und Behandlung der Frau iſt vor allem die Form der Ehe⸗ ſchließung, und die Geſchichte der Eheſchließung iſt deshalb zugleich die Geſchichte des Schickſals der Frau. 05 Die älteſte Form des Frauenerwerbs iſt die Raubehe. Bei der echten Raubehe werden weder Braut noch Eltern um ihren Willen gefragt. Anders iſt es bei der Schein⸗ Raubehe, wie ſie noch heute bei manchen Naturvölkern ge⸗ bräuchlich iſt. Auch hier iſt allerdings die Zuſtimmung der Braut völlig nebenſächlich, aber der Freier hat mit den Brauteltern vorher alle Vereinbarungen getroffen und den ausgemachten Preis gezahlt. Die Entführung ſelbſt iſt nur eine Form, eine Sitte, die ſich aus der Erinnerung an die echte Raubehe erklärt. Später entwickelte ſich die Kaufehe. Wie ſchon der Name ſagt, wird die Frau von ihrem Vater wie eine Sache verkauft. Es iſt intereſſant, Art und Höhe der Preiſe, die heute bei verſchiedenen Völkern üblich ſind, zu vergleichen. 1 Bei den Bongos in Afrika verzichtet man auf Vieh und nimmt lieber die hochgeſchätzten Eiſenerzeugniſſe. Bei an⸗ deren wiederum zahlt man mit Baumwolle, Perlen und Waffen. Nomadenvölker pflegen 6 bis 30 Kühe für eine Frau anzulegen. Die Turkmenen beſitzen eine ganz beſon⸗ dere Eigenart: ſie ſchätzen Witwen 10mal ſo hoch als Jung⸗ frauen; für eine Jungfrau 5, für eine Witwe aber 50 Ka⸗ mele iſt ihr Brauch. Gerade umgekehrt iſt es bei den Tun⸗ guſen. Auch die Ratenzahlung findet ſich bei der Kaufehe, aber mit einem kleinen Unterſchied. Während nämlich der Käufer auf„Stottern“ nach unſerer Rechtſprechung das Eigentum an der Sache mit der an ihn erfolgten Uebergabe gewinnt, falls nicht vertraglich anderes ausgemacht iſt, wird die auf Raten gekaufte Frau erſt nach Zahlung der letzten Rate Eigentum ihres Käufers. Für eine ſolche Ratenehe ſpielt alſo die Zahlungsfähigkeit oder ⸗unfähigkeit des Man⸗ nes noch eine große Rolle, weil Zahlungsunfähigkeit ſogar Rückgabe der Frau an ihren Vater bedingen würde. Ein geradezu börſenmäßiges Ausmaß nimmt die Kaufehe in der ſogen. Marktehe an. Bei ihr werden alle heiratsfähigen Mädchen auf den Markt gebracht und öffentlich ausgeboten. So wie an unſeren Börſen Wertpapiere und verſchiedene Waren ihren Kurswert haben, ſo gewinnen ihn auch die angeprieſenen Schönen auf dieſer Ehebörſe je nach ihrer Schönheit. Der umſchwärmte Freier iſt jedenfalls nicht in Gefahr, eine Katze im Sack zu kaufen. Wo dieſe Formen der Kaufehe herrſchen, wird natürlich die Geburt von Töchtern freudig begrüßt, und man kann einen Vater mit einer ſtattlichen Anzahl von Töchtern nicht nur einen glücklichen ſondern auch einen reichen Vater nen⸗ nen. Unangenehmer geſtaltet ſich ſchon die Sachlage für den Vater bei der Tauſchehe, die bei vielen auſtraliſchen Stäm⸗ men herrſcht. Hier wird für die Braut an die Schwieger⸗ eltern eine Schweſter oder eine andere Verwandte hin⸗ 1 gegeben. Es entſteht bei dieſem Verfahren die verzwickte Frage: Was macht der junge Freier, aus deſſen Familie und Verwandtſchaft ſchon alle Frauen im Tauſchwege ver⸗ ehelicht ſind? Eine andere Form des Frauenerwerbs ſcheint weſent⸗ lich höher zu ſtehen. Es iſt die ſogenannte Dienſtehe. Der Freier verdient ſich die Braut bei den Schwiegereltern durch Arbeit, er hilft auf der Jagd, er baut ein Haus oder tritt als Knecht und Hirte eine Zeitlang bei ihnen in Dienſt. Dieſe Ehe iſt bei einigen Indianerſtämmen, bei Buſchmännern und Kinder werden einander im zarteſten Alter verſprochen, ohne daß ſie von der Bedeutung des Vorganges etwas ver⸗ ſtehen können, und müſſen in ſpäteren Jahren heiraten, ohne daß Neigung oder ſonſtige Gründe beider Teile in Betracht kämen. Bei der Kindereße iſt die Grauſamkeit und Rück⸗ ſtändigkeit wenigſtens nicht allein auf die Frau, ſondern auch auf den Mann gelegt. f 1 f f Eine entſcheidende Beſſerung der Stellung der Frau innerhalb der Ehe trat erſt ein, als ſie aufhörte, Kaufobjekt zu ſein. Dieſe Wendung trat aber ein, als es üblich wurde, der Frau von ihrer Familie aus verſchiedene Gaben mitzu⸗ geben. Ueber dieſe Gaben hatte die Frau allein das Ver⸗ fügungsrecht. und ſie erlangte dadurch eine ſelbſtändigere Stellung. Aus dieſen Gaben, die die Frau bei Eingehung der Ehe miterhielt, hat ſich allmählich die Mitgift entwickelt. Allerdings beſteht ein weſentlicher Unterſchied zwiſchen der Mitgift und dieſen Gaben. Während dieſe nämlich ausdrück⸗ lich der Verfügung der Frau unterſtanden, ſteht heute dem Rann, falls nicht eine beſondere Regelung getroffen wird, die Verwaltung und Nutznießung an dem eingebrachten Gut der Frau zu. 5 ö 2 —— 4 3 ee 5 E b Ei 4 13 8. 1e 0 4 12 1 12 5 in Taunenziweig liegt auf der Straße. Auf der Straße, gerade am Eingang zum Bahnhof, lag auf dem Pflaſter ein Tannenzweig. Leute kamen mit dem Zug an, Leute uhren mit dem Zug ab, aber keiner ging achtlos an dem grünen Tannenzweig vorbei, jeder ſtutzte einen Augen blick lang, ſah auf ihn nieder und ging dann erſt weiter. Ein une Tannenzweig aus dieſem ſpäten November, der ſeinen Ausgang mit ſchimmerndem Reif auf allen Dächern und allen Waärtenbeeten feiert? Jeder dachte zuerſt: Es kann doch un⸗ möglich ſchon einer ſeinen Weihnachtsbaum vorbeigetragen haben?: f Vielleicht hat der Zweig aber doch mit Weihnachten etwas zu tun? Vielleicht iſt er auf dem Wege zur Adventsfeier ver⸗ korengegangen, oder ein Lehrbub hat Tannengrün für das Schaufenſter geholt und das Zweigelchen verloren? Oder wollte ein Gärtner ſeine Beete mit Tannen zudecken. Hat ein Hühnerſtallbeſitzer die warmen ſchützenden Aeſte für ſein Ge⸗ flügel gebraucht? War es für ein Willkommengirlande be⸗ ſtimmt? Oder für einen Totenkranz? Ein einziges Tannen zweiglein liegt auf der Straße, und keiner geht daran vorbei, ohne etwas davon zu denken, etwas Gutes und etwas An⸗ heimelndes. Ich meinerſeits habe an einen Geſchenktiſch ge⸗ dacht. und auf jedem bunten Päckchen war ein eee 5 N. 5 * 2 %%ꝙTÄ((T 1 auſtraliſchen Feuerländern üblich. Sie hat zweifellos den Vorteil, daß der Schwiegervater Gelegenheit hat, während der Dienſtzeit die Qualitäten ſeines Schwiegerſohnes kennen⸗ zulernen. Ob er davon Gebrauch macht, oder ob ihn nur die gewinnſüchtigen Motive beherrſchen, die mit Ausnahme der Raubehe ſa alle dieſe Ehearten kennzeichnen, iſt natürlich eine andere Frage. Kinderehen ſind allgemein von Indien her bekannt. Dieſe Sitte beſteht aber auch bei den Buſchmännern. Die Zwel Millionen gaben für dich ihr Leben. And was haft du getan gegen die Not des Va: erlandes! Vergiß nicht das Winterhilfswerk! * akfbonsx age 2 5. 5 ,,,. Ze ,,, ᷑; ,,. ,,.. rose dd kRalT 20 ase Sängerbund. Heute abend 8.30 Uhr Probe. „Samimiel⸗Anzeiger Abzugeben Winkler, Gengenbacherſtraße 4. nnn Verloren e N [Verſammlungs⸗ Kalender. Damen- Armbanduhr 2 b enen bon Turnhalle bis Gengenbacherſtraße. der Seckemer beim Pfisterer's Karl nur für Mitglieder der Landwirtſchaftl. Ein- und Verkaufs⸗Genoſſenſchaft, Zwei Schlachtſchweine zu verkaufen. 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