2. Blatt zu WMW. 284 Ein feuergefährliches Putzmittel.— Neue Verſion im Reichstagsbrandprozeß.— Der 50. Sitzungskag. Leipzig, 4. Dezember. Der Reichstagsbrandſtifterprozeß feiert ein Jubiläum, den 50. Verhandlungstag. Die Beweisaufnahme ſteht dicht vor dem Abſchluß, es ſind nur noch wenige Zeugen zu 5 vernehmen, dann iſt auch der politiſche Teil erledigt. Vor⸗ 3 ausſichtlich wird am Mittwoch die Beweisaufnahme geſchloſ⸗ ſen werden. Dann iſt beabſichtigt, eine längere Pauſe zur Vorbereitung der Plädoyers einzulegen. In der Montagverhandlung werden zunächſt vier Zeugen aus dem Gerichtsgefängnis Guben 1 vorgeführt. Der erſte Zeuge iſt der Invalide Wilhelm 5 Nickel, der in einer Ortſchaft bei Frankfurt a. d. O. wohnt. Er hat in einer früheren polizeilichen Vernehmung zugege⸗ ben, daß in ſeinem Hauſe kommuniſtiſche Geheimver⸗ 1 ſammlungen ſtattgefunden haben. Der Zeuge erklärt, . trotz aller Vorhaltungen des Vorſitzenden, da ſei weiter nichts beſprochen worden. Der Vorſitzende verlieſt ſchließlich das polizeiliche Protokoll, in dem der Zeuge zugegeben hat. daß u. a. das Kraftwerk Finkenherd ge⸗ ſprengt werden ſollte. Bei ſeiner ſpäteren gerichtlichen Vernehmung hat der Zeuge das beſtätigt, die Ausſage aber dahin eingeſchränkt, daß nur von einer Stillegung ge⸗ * ſprochen worden ſei. Nach Vorhalt dieſes Protokolls erklärt 1 der Zeuge, er habe nur zugegeben, daß von dem Kraftwerk 3 geſprochen worden ſei. Er bleibt im übrigen dabei, daß er 4 nichts weiter wiſſe. * Auch die Vernehmung der nächſten Zeugen, des Arbei⸗ 1 ters Jäſchke aus Zinzendorf bei Frankfurt a. d. O., des 9 Arbeiters Hieske und des Landarbeiters Noske führt zu keinem Ergebnis. Alle drei Zeugen verſuchen, von ihren Ausſagen bei ihren früheren Vernehmungen abzurücken. Der neue Beweisantrag Rechtsanwalt Dr. Seufferk ſtellt dann im Beneh⸗ men mit Rechtsanwalt Dr. Sack einen neuen Beweisankrag, der ſich mit der Möglichkeit der Inbrandſetzung des Plenar⸗ ſaales allein 91 van der Lubbe beſchäftigt. Dr. Seufferk führt aus, es ſei feſtgeſtellt worden, daß zur Reinigung des Plenarſaales ein Putzmittel verwendet worden iſt, das nach Ausſage des Sachverſtändigen Schwerbenzin enkhält. Es iſt behauptet worden, daß durch die häufige Verwendung dieſes Butzmittels ſich an den Holzſtühlen eine derarkige Schicht bildete, die zur Gasbildung neigt, ſobald dieſe Räume kalt werden, und daß eben wegen dieſer Gasbildung über dem Geſtühl eine plötzliche Einflammung möglich iſt, wenn an irgendeiner Stelle ein Feuerbrand hingebracht wird. In einer allerdings anonymen Zuſchrift iſt be⸗ hauptet worden, daß ein ſolcher Fall in Bad Kiſſingen bereits vorgekommen iſt. Dort iſt durth das Herausfallen Kohlenſtückes in kürzeſter Friſt ein Raum ſchlagartig in Flammen aufgegangen. Rechtsanwalt Dr. Seuffert bean⸗ tragt, den Sachverſtändigen Dr. Schatz darüber zu hören, ob dieſe Behauptungen richtig ſind. Auch der Haus in⸗ ſpektor Scranowitz ſoll gehört werden, in welchem Um⸗ fange das Putzmittel verwendet worden iſt. 8 Nach einer Pauſe teilt der Vorſitzende als Senatsbeſchluß mit, daß auf Antrag der Verteidiger Seuffert und Sack der Hausinſpektor Scranowitz und der Sachverſtändige Dr. Schatz über die Verwendung des Putzmittels Sanagol als Zeugen geladen werden ſollen. Rechtsan⸗ walt Dr. Seuffert regt an, als weitere Zeugin die Leite⸗ rin der Reinemachefrauen im Reichstag zu ver⸗ nehmen. Der Vorſitzende ſtimmt dem zu. Der nächſte Zeuge, Kriminalſekretär Kaſſebaum ⸗ Dortmund hat ſeinerzeit die polizeilichen Ermittlungen inn der Strafſache Rosner in Hamm geführt, in der bereits die Hauptverhandlung gegen 34 Angeklagte ſtattgefunden 7 hat. Von dieſen Angeklagten ſind der Bauarbeiter Zer⸗ weis und der Inſtallateur Brand, die zu fünf und zu ms wei Jahren Zuchthaus verurteilt worden ſind, als Zeugen vorgeführt worden. Kaſſebaum bekundet, er habe feſtgeſtellt, daß die Gruppen des Rotfrontkämpferbundes auf Veranlaſ⸗ ſung der Partei gebildet waren und daß auch die Partei 1 für Waffenbeſchaffung zur Verfügung ellte. ö a Für die Wahlnacht war Mie Alarm angeordnet und „die Nacht der langen Meſſer“ vorbereiket worden. Man habe nur auf den Befehl zum Losſchlagen ge ⸗· wartet. Der Zeuge Zerweis beſtätigt, daß 1 Alarmbereitſchaft beſtand. Der endgültige Befehl dee aber nicht gekommen, ſo daß in Kreiſen des Rotfront⸗ kämpferbundes die Meinung herrſchte, man müſſe ſel bſt losſchlagen. Die Frage, ob der Reichstagsbrand das Fanal zum bewaffneten Aufſtand ſein ſollte, verneint der euge. 8 . Der Nag Brand aus Hamm bekundet, daß der . ten ze otfrontkämpferbund neu organi⸗ 5 iert worden war. Weiter macht der Zeuge Bekundungen über eine Unterredung, in der davon geſprochen wurde, daß in Düſſeldorf beabſichtigt ſei, die Gaswerke zur Explo' ſion zu bringen, Kabel zu ſprengen uſw., um dadurch Ver⸗ wirrung zu ſtiften und den Boden für den Aufſtand vorzu⸗ bereiten. ta 930 Weiterverhandlung wird dann auf Dienstag ver⸗ 5 f i im Februar 27 t, eee eee eee een. eee, . 1 Wetterbericht 1 8 J Das ſkandinaviſche Hoch hat ſich noch weiter verſtärkt 3 hat auch nach Weſt⸗ und Mitteleuropa zu an Raum ge⸗ 5 Verhältn'smäßig niedriger Druck liegt über den Mit⸗ wfndeerbecken, ſo daß die Kaltluftzufuhr aus Oſten anhalten ind..—„Vorherſage: Kalte Oſtwinde, vorwiegend heiter, usbeſondere in den Hor agen. Die in Mitteleuropa eingebrochenen trockenen arktiſchen Kaltluftmaſſen haben in Deutſchland einen Temperaturſturz gebracht. In ganz Norddeutſchland errſcht über 10 Grad Kälte. In Berlin wurden ſtellenweiſe 3 Grad Kälte gemeſſen. Die größte Kälte wird aus Schle⸗ ien gemeldet. Hier ſank die Temperatur im Flachlande auf minus 15 Grad. Die tiefſten Temperaturen werden aus der Grafſchaft Glatz mit 21 Grad Kälte gemeldet. Im Hoch⸗ gebirge, wo Südoſtſturm herrſcht, läßt die Kälte bereits Der Reichstagsbrand prozeß. nach und Föhnwitterung ſtellt ſich ein, ſo daß die Kältetem⸗ peraturen bei 7 Grad liegen..* Entwäſſerung der Kraichbachniederung. Die bisher größte badiſche Melioration. Der Kreditausſchuß der Deutſchen Rentenbankkreditan⸗ ſtalt hat in ſeiner letzten Sitzung das nachgeſuchte Darlehen zur Entwäſſerung der Kraichbachniederung bewilligt. Damit kann das bisher größte badiſche Meliorationsprojekt in An⸗ griff genommen werden, an deſſen Durchführung die 12 Ge⸗ meinden Wiesloch, Rauenberg, Malſchenberg, Malſch, Stett⸗ feld, Langenbrücken, Kronau, Mingolsheim, Rot, St. Leon, Reilingen und Hockenheim beteiligt ſind, die ſich zu einem Zweckverband mit dem Sitz in Wiesloch zuſammengeſchloſſen aben. n Der Kraichbach vermag infolge ſeines geringen Sohlen⸗ gefälles zwar das Nieder⸗ und das Mittelwaſſer, nicht jedoch die Hochwaſſer abzuleiten. Bei Hochwaſſer werden die Dämme überflutet und die ganze, im Durchſchnitt etwa 1.750 Kilo⸗ meter breite Kraichbachniederung wird unter Waſſer geſetzt, wobei im Frühjahr die Saaten und im Sommer und Herbſt die Ernten vernichtet werden. Zwar hat man ſchon in früheren Jahren verſucht, die tieferen Flächen der Niederung zu ent⸗ wäſſern, indem man auf dem linken Kraichbachufer von Stett⸗ feld abwärts den Landgraben anlegte, der unterhalb St. Leon in den Kraichbach einmündet und auf dem rechten Ufer den Kehrgraben, der von Wiesloch herkommt und oberhalb Reilingen ebenfalls in den Kraichbach mündet. Da die großen Schlammengen, die bei ſtärkeren Niederſchlägen vom Hügel⸗ land weggeſpült werden, infolge der geringen Schleppkraft der Talgewäſſer nicht weitergetragen werden, ſo füllen ſich Kraichbach, Landgraben und Kehrgraben immer wieder mit dieſem Schlamm an und verurſachen fortlaufend erheb⸗ liche Reinigungskoſten, ohne daß bisher eine ſtändige und S Entwäſſerung der Bachniederung erreicht werden onnte. So ſind im Laufe der Jahrzehnte weite Kulturflächen vernäßt und verſumpft und in den zahlreichen Schlingen des alten Kraichbachlaufes haben ſich moorige und torfige Stel⸗ len gebildet. Weite Flüchen ſind nur noch mit Schilf und Binſen bewachſen, die höchſtens als Streu benutzt werden können. Auch die etwas höher gelegenen Flächen tragen über⸗ wiegend ſaure Gräſer und Ankraut. In naſſen Jahren geht der Ertrag auf ein Kleinſtmaß zurück. Dabei handelt es ſich faſt durchweg um Böden aus kalkhaltigem, lößartigem Schlick, die be: ausreichender Entwäſſerung volle Ernten an hochwertigen Kulturgewächſen liefern könnten. Nach dem Plan des Kulturbauamtes Heidelberg wird nun, wie wir aus einer Mitteilung der Preſſe⸗ und Propa⸗ gandaſtelle beim badiſchen Staatsminiſterium entnehmen, die geſamte Kraichbachniederung gründlich und endgültig ent⸗ wäſſert und vor künftiger Hochwaſſerüberflutung geſchüßt. e Das neue Handwerkergeſetz 5 Jührergrundſatz und Pflichkinnungen. Die Reichsregierung hat in ihrer letzten Kabinettsſitzung auch ein„Geſetz über den vorläufigen Aufbau des deutſchen Handwerks“ beſchloſſen, das ſoeben verkündet wird und da⸗ mit in Kraft getreten iſt. Es wird dadurch die Zuſammenfaſſung des Handwerks unter Erſetzung des bisherigen demokraliſchen Prinzipe durch den Führergrundſatz und durch die Einführung allge⸗ meiner Pflichkinnungen zur organiſatoriſchen Erfaſſung aller ſelbſtändigen Handwerker verſtärkt und verkieft. Reichswirtſchaftsminiſter und Reichsarbeitsminiſter er⸗ halten die Ermächtigung zur vorläufigen Regelung des Aufbaues des deutſchen Handwerks. Erfaßt werden ſollen alle in die Handwerksrolle eingetragenen Betriebe; die nä⸗ heren Beſtimmungen darüber kreffen in gegenſeitigem Ein⸗ 1 der Reichswirtſchafts⸗ und der Reichsarbeitsmi⸗ niſter. N e die die Reichsgewerbeordnung für die Organiſation des Handwerks den oberſten Landes⸗ behörden überließ, gehen auf den Reichswirtſchaftsminiſter über. Die öffentlich⸗rechtlichen und ſonſtigen Berufsvertre⸗ tungen des Handwerks und die Verbände der gewerblichen Genoſſenſchaften haben bei den Vorarbeiten dem Miniſter Hilfe zu leiſten. Reichswirtſchafts⸗ und Reichsarbeitsminiſter dürfen den Aufbau und die Verwaltung der Körperſchaften des Handwerks vereinfachen, dieſe insbeſondere auch auflöſen und ändern. die beiden Miniſter ſind auch ermächtigt, den Führer der Spitzenvertretung zu ernennen. Wie die„Fleiſcher⸗Verbandszeitung“ aus gut unterrichteter Quelle erfährt, ſteht dieſe Ernennung ſchon in allernächſter Zeit bevor. Entſchädigung durch das Reich wegen eines Schadens der durch eine Maßnahme auf Grund dieſes Geſetzes ent⸗ ſteht, wird nicht gewährt. N f — Die Autobahn Main-Neckar Beſichtigung durch die Direktion.— Wöchentlich 300 Nen- einſtellungen. lände für die in Ausſicht genommene Teilſtrecke Stuttgart Ulm beſichtigt hatte, wurde am Montag die Inſpizierung der Bauarbeiten an der erſten Teilſtrecke Main—Neckar von Heidelberg nach Frankfurt a. M. aufwärts durch General⸗ direktor Dr. Dorpmüller von der Deutſchen Reichsbahnge⸗ ſellſchaft, Direktor Hoff von der Reichsautobahn ſowie von Dr. ing. Sommer von der Hauptverwaltung der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft vorgenommen. Es wurden beſichtigt die ſoeben neu vergebenen Arbeiten bei Heidelberg, die einen Teil der Arbeitsbeſchaffung für den Winter bil⸗ den, alsdann das neue große Mittelſtück bei Mannheim, das ſoeben in Arbeit genommen worden iſt. Ganz bedeu⸗ tende Fortſchritte wurden feſtgeſtellt bei Dar mſtadt, wo n Ueber⸗ und Unterführungen im Bau begriffen ind. Erfreulicherweiſe iſt die Zahl der Arbeiker an dieſer Teilſtrecke Main— Neckar bereits auf nahezu 3000 geſtiegen. Um möglichſt viele Volksgenoſſen in Arbeik zu bringen, wird in zwei Schichten gearbeitet. Bei den kurzen Winkerkagen geſchieht dies beiß Beleuchtung der Bauſtrecke. Die Arbeſken ſollen ſo gefördert werden, daß wöchenklich mindeſtens 300 Volksgenoſſen neu eingeſtellt werden können. N 5 Die Beſichtigungsreiſe fand ihren Abſchluß bei der Stelle an der der Führer am 23. September den Baubeginn durch den erſten Spatenſtich vorgenommen hat.. 71.43, 100 öſterr. Schilling 48.05. a Die Entwäſſerung kommt einem Gebiet von über 1000 ha zugute. Die geſamten Koſten des Anternehmens betragen gemäß den Koſtenanſchlägen bei Ausführung als Notſtands⸗ arbeit mit Einſchaltung von Unternehmern rund 1330 000 Mark, wobei die Geſauitzahl der abzuleiſtenden Tagewerke etwa 237 000 beträgt. Auf Grund des Reinhardt⸗Programms gibt das Reich dazu ein verbilligtes, langfriſtig zu tilgendes Reichsdarlehen in Höhe von 619000 Mark. Der Reſt wird durch Grundförderungszuſchüſſe der Reichsanſtalt für Ar⸗ beitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung gedeckt. Mit einem Schlag wird die bei den beteiligten Gemein⸗ den beſtehende große Arbeitsloſigkeit faſt völlig beſeitigt, da faſt 1500 Mann auf längere Zeit mit der Durchführung des Projekts beſchäftigt werden können. Unter Anweſenheit des Herren Reichsſtatthalters, der badiſchen Miniſter und ſonſtiger führender Perſönlichkeiten des neuen Staates wird der erſte Spatenſtich am Samstag, den 9. 12. 1933, vormittags 11 Ahr, getan werden. Wenn man weiß, daß über 80 Prozent aller landwirt⸗ ſchaftlichen Betriebe der beteiligten 12 Gemeinden unter 2 ha ſind, wird klar, daß das große Werk der Kultivierung der Kraichbachniederung neben ſeiner überragenden arbeitsmarkt⸗ politiſchen Bedeutung auch einen großen volkswirtſchaftlichen Wert hat. Von den oben erwähnten 1000 ha werden nach Durchführung der Entwäſſerung und nach geringer gemein⸗ ſamer Düngung und Wieſenbearbeitung etwa 600 ha ſofort fruchtbar ſein, während die reſtlichen 400 ha als vollkom⸗ menes Neuland angeſprochen werden können und in etwa 3—4 Jahren voll ertragsfähig ſind. Dieſe kommen zum Teil als Anlieger zum Teil als Vollſiedlungen in Frage. Durch die Anliegerſiedlung werden Zwergbetriebe, die in der er⸗ wähnten ungeheuren Zahl in den in Frage kommenden Ge⸗ meinden vorhanden ſind und deren Exiſtenz infolge allzu ſtarker Geländeknappheit mehr wie gefährdet iſt, auf eine breitere und lebensfähigere Grundlage geſtellt. Insbeſondere wird dadurch der Arbeitsmarkt auf die Dauer entlaſtet wer⸗ den. Melioriertes Land, das von den Gemeinden entfernter liegt, wird die Grundlage zu Vollſiedlungen geben. Vor allem können dort die nachgeborenen Landwirtsſöhne angeſiedelt werden, für die die Gründung einer Exiſtenz bisher in den meiſten Fällen unmöglich war.„ So erfüllt ſich auch hier der Wunſch der Reichsregierung nach der Neuſchaffung deutſchen Bauerntums, denn im Grenz⸗ land Baden iſt die Innenſiedlung von gleich hoher Bedeu⸗ tung für die Nation une im Oſten. e 25 Handel und Wirtſchaft (Ohne Gewähr.) Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 4. Dezember: Offi⸗ Dienstag, 5. Dez. 1933 zielle Preiſe des Mannheimer Großmarktes für Getreide und Futtermittel per 100 Kilogramm, waggonfrei Mannheim: Weizen, inl. 19.75 bis 19.90; Feſtpreis Bezirk 9 19, Bezirk 10 19.20, Bezirk 11 19.50; Sommerweizen 20.10 bis 20.20; Roggen, ſuͤdd. 17 bis 17.25; Feſtpreis Bezirk 9 16.10, Be⸗ zirk 8 15.80; Hafer, inl. 14 bis 14.25; Sommergerſte, inl. 18 bis 19; Pfälzer Gerſte 18 bis 19; Futtergerſte 16.75; Mais mit Sack 19.25 bis 19.50; Erdnußkuchen 16.75 bis 17; Sojaſchrot 15 bis 15.25; Rapskuchen 13.25 bis 13.75; Palm⸗ kuchen 15.25 bis 15.50; Kokoskuchen 17.50; Seſamkuchen 17: Leinkuchen 17; Biertreber mit Sack 17.50; Trockenſchnitzel 9.25; Rohmelaſſe 8.50; Steffenſchnitzel 10.75 bis 11; Wieſen⸗ heu, loſe 6 bis 6.20; Rottleeheu 6.20 bis 6.60; Luzerne⸗ kleeheu 7 bis 7.20; Roggen⸗ und Weizenſtroh, drahtgepreßt 2; dto. Hafer⸗ und Gerſtenſtroh 1.20 bis 1.40; Weizenmehl, Spezial Null mit Austauſchweizen 29.55, Januar 29.70, aus Inlandsweizen 28.05, Januar 28.20; Roggenmehl, 60 bis 70prozentige Ausmahlung, nordd. 22.75 bis 23.75, dto. pfälz. und ſüdd. 23.50 bis 24.50; Weizenkleie, feine mit Sack 10.50 bis 10.75, grobe mit Sack 11 bis 11.25; Roggenkleie 10 bis 10.75; Weizenfuttermehl 11.75; Roggenfuttermehl 11 bis 12.75; Weizennachmehl 15.25 bis 16.50 Mark. Berliner Deviſenkurſe vom 4. Dezember: 1 Pfund Ster⸗ ling 13.86, 1 Dollar 2.69, 100 holl. Gulden 168.78, 100 Belga 58.24, 100 Lire 22.09, 100 dän. Kronen 61.84, 100 norw. Kronen 69.68, 100 franz. Franken 16.40, 100 Schweizer Franken 81.17, 100 Peſetas 34.29, 100 ſchwed. Kronen 5 5—— N * *. Sport vom Sonnlag In den ſüddeutſchen Verbandsſpielen ſind zwei Spiele beſonders zu erwähnen: In München das Derby zwiſchen Bayern und 1860 und in Frankfurt das Lokaltreffen Ein⸗ tracht gegen FSV. In dem Münchener Spiel lieferten die Bayern in der erſten Hälfte eine ganz große Partie und ſchlugen die Löwen, bei denen ſich der Erſatz ſehr unvorteil⸗ Nachdem die Direktion der Reichsautobahnen das Ge⸗ haft auswirkte, 1:0 und in Frankfurt fertigte der Fußball⸗ ſportverein die techniſch beſſere Eintracht glatt mit 2:0 ab. Anſonſten gab es in den ſüddeutſchen Verbandsſpielen wenig Ueberraſchungen. In einem Privatſpiel ſchlug der Bezirks⸗ ügiſt SV 98 Darmſtadt den Karlsruher F 3:1. Das Programm des Sonntags brachte noch ein zwei⸗ tes Länderſpiel und zwar den Rugby⸗Länderkampf Deutſch⸗ and— Holland in Düſſeldorf. Erwartungsgemäß feierten die deutſchen Spieler, die in allem, was Rugby anbelangt, die Holländer übertrafen, einen ſicheren 23:0(14:0) Sieg. Die deutſche Mannſchaft beſtand in der Hauptſache aus weſt⸗ deutſchen Spielern. Dem Spielverlauf nach zu urteilen, hätte ſchon eine rein weſtdeutſche Garnitur genügt, die Holländer lar zu diſtanzieren.— Aus Hamburg wird ein neuer Sieg des ehemaligen deutſchen Halbſchwergewichtsmeiſters Ernſt Piſtulla gemeldet. i Der Verein für Warmblutzucht veranſtaltete am Sonn⸗ tag im geſamten deutſchen Reich den Tag des Pferdes, bei dem neben den deutſchen Spitzenreitern auch die SA⸗ und SS⸗Reiterſtürme mitwirkten. i Der Chef des Stabes der SA, Röhm, hat unter denn 2. Dezember einen bedeutſamen Erlaß herausgegeben. Hierin wird die Schaffung eines SA⸗Sportabzeichens verfügt, das durch Ablegung einer Leiſtungsprüfung erworben werden kann. Dieſes Sportabzeichen kann auch von Nichtangehörigen der SA erworben und getragen werden. eee . N . 1 OC. in Oberſchleſien und Berlin (2. Fortſetzung.) Im Frühjahr 1919 hat Korvettenkapitän Ehrhardt die Marinebrigade aufgeſtellt. Das Korps wird über⸗ all eingeſetzt, wo die Ordnung wieder herzuſtellen iſt. Die Brigade Ehrhardt iſt aktiv am Kapp⸗Putſch betei⸗ ligt und wird deshalb aufgelöſt. Ehrhardt, gegen den ein Haftbefehl erlaſſen wurde, entzieht ſich ſeinen Hä⸗ ſchern. Es entſteht die OC. Von dieſer OC. wie ſich der erſte große deutſche Bund mit Recht bezeichnen durfte, und der ſich durch das ganze Deutſche Reich erſtreckte, ſtrahlte ein ſtarker vaterländiſcher Geiſt in unſere Jugend hinein.. Viele Samenkörner wurden geſät. Zwar gab es keine geſchloſſenen Truppen mehr wie im Jahre 1920, aber in we⸗ nigen Monaten ſchon ſcharte ſich das Zwanzig⸗ bis Dreißig⸗ ſache an Zahl um die ehemaligen Brigademitglieder. Jedes Mitglied wuchs aus ſich heraus zu einem eigenen kleinen Führer innerhalb dieſer Organiſation. Männer. die von der Brigade weg in die Arbeitsgemeinſchaften gingen und in wochen⸗ und monatelangen Torf⸗ und Straßenbauarbeiten ihr Brot verdienten, haben ſich heraufgearbeitet weil in ihnen der Geiſt war dem Vaterland zu helfen Die Brigade Ehrhardt marſchiert in Berlin ein. Im 3. Polenaufſtand in Oberſchleſien im Mai 1921 tra⸗ ten Abteilungen dieſer OC. noch einmal mit dem Gewehre in der Fauſt für den Schutz der deutſchen Heimat ein. Die Offizierkompagnie des Freiherrn von Zedlitz unter Führung des Leutnant Koppe war eine der beſten Truppen, über die die Leitung des Selbſtſchutzes abel Ihre Maſchinengewehre holten ſie ſich ohne Befehle der vorgeſetzten Führung des Nachts, nur mit der Piſtole und der Handgranate bewaffnet, aus den polniſchen Maſchinen· 1 heraus. Deutſche wehrhafte Jugend, hier in der OC. zuſammen⸗ eſchloſſen, war die Sturmkompagnie der Abteilungen des Grafen Strachwitz und ſeiner Unterführer. Andere Abteilungen des gleichen Bundes unter Kapitän⸗ leutnant Manfred von Killinger unterſtanden Oberland und ſtürmten mit dieſem den Annaberg. f Mit dem Erlöſchen des Kampfes in Oberſchleſien fiel das aktive Wirken des Bundes in Oberſchleſien fort. In jenen Tagen wurde Erzberger erſchoſſen. Die Attentäter waren frühere Angehörige der Brigade. Die marxiſtiſchen Par⸗ teien verſuchten, daraus eine Verbindung zwiſchen dieſem Attentat und der OC. herzuſtellen, um ſo mehr, als auch bei dem ein Jahr ſpäteren Attentat gegen Rathenau frühere Offiziere der Brigade Ehrhardt in kameradſchaftlicher Pflicht für die flüchtigen Attentäter ſorgten. Man hat ſie beſtraft, jene Freunde, die Geld, Unter⸗ kunft und Bekleidung jenen gaben, die aus Vaterlandsliebe zum Attentäter geworden waren und durch ihre Taten hoff⸗ ten, dem deutſchen Vaterlande zu helfen. Wenn auch ebenſo wie der Verband nationalgeſinnter Soldaten die OC. der offiziellen Auflöſung anheimfiel, ſo war das Gerippe doch ſo weit lebendig, und die Kamerad⸗ ſchaft und die Verehrung für ihren Führer ſtark genug, um ihn, der damals im Gefängnis zu Leipzig wegen des Kapp⸗ unternehmens ſaß, nach monatelangen Verſuchen zu befreien und nach Bayern in Sicherheit zu bringen. SE. in Münthen Im Auguſt 1923 begann das endgültige Sterben der Mark. Das Reich drohte zu zerfallen. In Sachſen wirtſchaf⸗ tete Zeigner. In Preußen an der Oſtgrenze ſtand die Schwarze Reichswehr unter Major Buchrucker. In Bayern war der Nationalſozialismus unter Hitler im Erſtarken. Die Regierung Kahr in München war das erſte nationale Mi⸗ niſterium im Staatenbund Deutſchland. Man hoffte auf eine Wiedergeburt eines nationalen Deutſchland in der wehrhaf⸗ ten deutſchen Jugend von Bayern aus. General von Loſſow verpflichtete die bayeriſchen Kon⸗ tingente der Reichswehr auf die Regierung Kahr. Vor den Toren Münchens hielten die Kampforganiſationen der wehr⸗ haften Jugend. die Verbände um Hitler, Roßbach mit ſeinen Leuten, die Organiſation Reichsflagge militäriſche Uebun⸗ gen ab, alles hoffte auf ein aktives Eingreifen der Leute um Kahr, auf den Marſch auf Berlin. Ehrhardt hatte mit ſeiner alten Organiſation eine Po lzeitruppe um Coburg aufgezogen, einen Schutzwall gegen die roten Bataillone des immer mehr ins kommuniſtiſche Fahrwaſſer ſteuernden Sachſen. In dieſen Wochen trat noch einmal, zum letzten Male, die Ocg. zum Heil des Vaterlandes in Erſcheinung. Der ecſuch der nationalſozialiſtiſchen Beſtrebungen in München endete infolge eines Wortbruches des Generals von Loſſow Das Jahr 1919 hat wie ſo manchen anderen Wehr⸗ verband auch das Freikorps Oberland geſchaffen. Als in Bayern die Räterepublik wütete, ſammelten ſich freiwillige Formationen— wieder einmal die waffenfähige nationale Jugend— zur Befreiung der Heimat. Schon im März führte der ſpäter bekanntgewordene Leutnant DOeſterreicher eine der vier Sicherheitskompag⸗ nien in Ingolſtadt.— Nach und nach ſammelten ſich die Bayern im Ohrdrufer Lager in Thüringen, wo beſonders der bayeriſche Oberſt, der jetzige General a. D. Ritter von Epp, ſein Freikorps aufſtellte. Am 1. Mai 1919 wurde München endlich nach ſchweren Kämpfen durch bayeriſche, preußiſche und württembergiſche Freikorps befreit. Die Truppe Oeſterreichers war an der Befreiung be⸗ teiligt und ſchloß ſich jetzt in der Hauptſtadt mit einem Kreis der Eiſernen Fauſt(Hauptmann Beppo Römer, Ma⸗ jor Horadam u. v. a.) zum Freikorps Oberland zuſammen. Freikorps Oberland war niemals einſeitig, ſolange es beſtand(bis es von Hitlers Verbänden aufgeſogen wurde) 4 es in ſeinen Reihen Arbeiter. Bauern und Akade⸗ miker Politiſch aus dem Korps trat jedoch nur offen jener Leutnant Oeſterreicher hervor, der zur Zeit der Kapptage in Berlin die Regierung Hoffmann in München weg⸗ jagte. Mehrmals verſuchte man, die Oberländer zu Un⸗ ternehmungen zu bewegen, aber die Leitung des Frei⸗ korps machte nicht mit. Daher nahm der Verband Ober⸗ land unter den bayeriſchen Wehrorganiſationen eine Son⸗ derſtellung ein. Nur ſo iſt es erklärlich, daß das Frei⸗ korps Oberland beim 3. Polenaufſtand 1921 in Oberſchleſien ſo zahlreich antreten konnte. Oberland in Oberſchleſien Am 8. Mai konnte die Leitung des Freikorps den Einſatz erwägen, am nächſten Tage ſchon gingen Vorkom⸗ mandos nach Schleſien, am 11. Mai traf der erſte Trupp Oberländer in Neuſtadt in Oberſchleſien ein, am 12. Mai wurde mit der Aufſtellung des zweiten Bataillons, am 14. mit der des dritten Bataillons begonnen. In dem Augenblick, als das Freikorps Oberland in die Front des Selbſtſchutzes Oberſchleſien eingerückt war, nahm die Sache für die deutſche Lage eine günſtige Wen⸗ dung. Es war erklärtlich, daß die loſen Verbände des ur⸗ ſprünglichen oberſchleſiſchen Selbſtſchutzes von ſich heraus keinen Angriff wagen konnten. Erſt mit der Truppe des Freikorps Oberland konnte man verſuchen, deutſches Land von polniſchem Terror zu befreien. Die Führung des Selbſt⸗ 14 g wie wir an anderer Stelle ſehen werden, war nicht er Anſicht, daß unter allen Umſtänden angegriffen werden müſſe. Vielmehr neigte die Leitung zu der Anſicht, daß der franzöſiſche Beſatzungskommandierende erſt die Erlaubnis zum Vorgehen geben dürfe. Es iſt den Leuten um Horadam und Römer zu danken. wenn am 21. Mai, morgens um 4 Uhr, die Sturmkolonnen der Gruppe Süd ſowohl den Annaberg als auch Groß⸗Stein und Stubendorf erſtürmten. Man war ſich in der Führung nicht klar, an welcher Stelle dieſer Durchbruch ſtattfinden ſollte Nach langem Hin und Her entſchloß man ſich, als Angriffsziel den Anna⸗ berg zu wählen, der ähnlich der Lorettohöhe in Frankreich ein katholiſcher Wallfahrtsort, ein ſtrategiſch wichtiger Punkt in der Oderlinie iſt. Wenn es gelänge, hier wieder die deutſche Flagge zu ſetzen, ſo war das nicht nur die Gewinnung der aus der Ebene herausſpringenden höhe ſondern die Entreißung eines nalionalpolniſchen Idols. Der Sturm hat dieſen Gedankengängen recht gegeben. Erlebte es doch das Freikorps Oberland, daß Mönche vom Annaberg ſich gar nicht von ihrer Verwunderung erholen konnten, wie es denn möglich ſei, daß die katholiſchen Bayern (Oberland) den polniſchen Katholiken ihr nationales Glau⸗ bensheiligtum entriſſen. Begonnen wurde das Unternehmen um 2.30 Uhr mor⸗ gens durch Antreten zum Sturm auf die gegneriſche Stel⸗ lung. Geſtürmt werden mußte ohne die geringſte Vorar⸗ beit ſchwerer Waffen: weder ein Schuß Artillerie, noch Mi⸗ nenwerfer, noch etwa einen Gegner für die Zeit des Vor⸗ arbeitens niederhaltendes Maſchinengewehrfeuer. Der pol⸗ niſche Widerſtand war beträchtlich konnte aber im Bereich der Annaberg⸗Erſtürmung von den eingeſetzten Freikorps ge⸗ brochen werden. Die beſondere Schwierigkeit beſtand in der Möglichkeit, daß die Polen den Keil des Gegners ruhig hin⸗ eintreiben ließen und dann durch friſche Kräfte das Loch wieder verriegelten. Doch den Sturmabteilungen Heinz ge⸗ lang es, die Polen von den nördlichen Kalkbergen berunter⸗ Die Taten des Freikorps Oberland mit 16 Toten vor der Odeonshalle in München. Auch Ehr⸗ hardt. gegen den der Haftbefehl noch nicht aufgehoben war. ging wieder außer Landes, und die Polizeitruppe, die alte Organiſation der wehrhaften unter dem Namen Ehrhardt geeinten Jugend Deutſchlands, war überflüſſig. Sie beſtand noch lange. die OC. Oft ſah man bei jun gen Leuten. die in der Umgebung der großen Städte auf Märſchen Kameradſchaft und vaterländiſche Geſinnung pfleg⸗ ten, jenes aus der Revolutionszeit bekannte Abzeichen: das Wikingerſchiff mit dem Namen Ehrhardt darunter. Aber nach und nach ſaugten die beiden großen Kampforganiſa⸗ tionen dieſe nationalgeſinnte wehrhafte Jugend auf. Die OC. und ihr Führer gehören der Geſchichte an. zuwerfen, ſo daß dieſe Gefahr gebannt war Linie war erreicht. Der Sieg errungen. Ein vorzüglich geleiteter Gegenangriff der Polen hatte auch keinen Erfolg mehr, vielmehr veranlaßte er Hauptmann Römer, der in der erſten Angriffswelle mit vorgegangen war, von ſich heraus noch einmal die Offenſive zu ergreifen und weiteres deutſches Land von den polniſchen Inſurgenten⸗ horden zu befreien. Zum erſten Male in der deutſchen Nachkriegsgeſchichte hatte eine Abteilung von wehrhaften deutſchen Männern ſich über Althergebrachtes wie Unterordnung unter den vorge⸗ ſetzten Führer hinweggeſetzt und halte gleich wie Yorck bei Tauroggen damit der be ⸗ drohten Heimat einen unſchätzbaren Dienſt geleiſtet. Noch einmal konnten dieſelben Verbände, allerdings an⸗ ders gruppiert, gegen die Polen anrennen. Die Schlacht an der Klodnitz war ein ſtrategiſches Meiſterſtück des Hauptmanns Beppo Römer, der unter beinahe gar keinen Verluſten mit dem größten Teil von Oberland in ſtunden⸗ langen Märſchen durch die feindlichen Stellungen den Polen in den Rücken kam und ſie dann von dort aus den bereit⸗ geſtellten deutſchen Truppen entgegenwarf. Das war das letzte, was Oberland für Oberſchleſien tun konnte, Während die ſchleſiſchen Freikorps des Selbſtſchutzes Oberſchleſien in der unbeſetzten Provinz aufgelöſt wurden, rollte Oberland in ſeine Heimatsorte zurück Infolge Einſetzens des Freikorps in den verſchiedenſten Gebieten, hatten ſich naturgemäß drei Zentrierungen er⸗ geben: München, an dieſes angegliedert: die Gruppierungen in Franken, Tirol und dem Chiemgau, dann das weſtfäliſche Induſtriegebiet, dort beſonders Dortmund und Umgebung und als drittes Schleſien, wo ſich Oberland eine erhebliche Anhängerſchaft infolge des Auftretens in Oberſchleſien er⸗ worben hatte. Für die großdeutjche Sathe Aeußerlich herrſchte im Reiche Ruhe, während aber ge⸗ rade damals die außenpolitiſchen Gefährdungen durch das Verhalten gewiſſer bayeriſcher Kreiſe die ganze Aufmerk⸗ ſamkeit und Gegenarbeit in Anſpruch nahmen. Es war die Zeit, wo die Gedanken einer großbayeriſchen Löſung, Sepa⸗ rierung und Donaukonföderation ſpukten. Eſcherich war abgetreten. Seine Organiſation im gan⸗ zen Reiche hatte ſich aufgelöſt. Held und Kahr folgten ihm. In dieſer Zeit hielt treu ſeinem Wahlſpruch Oberland zur großdeutſchen Sache. Ein Attentat gegen Hauptmann Rö⸗ mer traf die Adjutanten⸗ und Ordonnanzoffiziere Graf und Bräutigam. Die befohlene Ehrhardt⸗Truppen beim Verteilen von Flugoiantern während f des Kapp- Puiſches. Am 25. Juni 1921 hatte die Reichsregierung eine Ver⸗ ordnung erlaſſen, wonach ſämtliche Wehrverbände aufzu⸗ löſen ſeien. Um dieſem Verbot zu entgehen hatte das Frei⸗ korps Oberland ein Bund Oberland e V werden müſſen. Für den Ruhrkampf, für die Sprengkolonnen die den aktiven„paſſiven Widerſtand“ organiſierten ſtellte Ober⸗ land aus ſeiner Gruppe Dortmund einen hervorragenden Teil. Aber nach und nach machten die alten Leute einer jüngeren Generation Platz. Die Münchener SA hat die alten Ueberlieferungen jener ſtolzen kerndeutſchen Wehrorganiſa⸗ tion Freikorps Oberland übernommen und hat dann am 9. November 1923 auf dem Pflaſter der Maximilianſtraße im Kugelregen bewieſen, daß ſie lieber ſterben wollte, als wehr⸗ und ehrlos leben.(Forth folgt.) 3 Druckarbeit für Handel, Gewerbe und industrie liefert schnellstens en Neckar-Bote- Druckerei erer