2. Blauft zu Wr. 287 Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. Dias Ende voriger Woche veröffentlichte Geſetz zur Siche⸗ rung der Einheit von Partei und Staat, das den Organiſationen der NSDAP die Anerkennung einer Körperſchaft öffentlichen Rechts verleiht, iſt für den Neu⸗ aufbau des Reiches von grundlegender Bedeutung. Es war auf die Dauer nicht möglich, daß die NSDAP als einzige Partei neben dem Staate ſtehen konnte. Es mußte natur⸗ notwendig eine Verſchmelzung, eine Einſchmelzung erfolgen. Dieſer Prozeß ſoll durch das neue Geſetz vorgenommen wer⸗ den. Das iſt die organiſche Entwicklung, die die Reibungen ausſchaltet, die ein Nebeneinander ſonſt vermutlich im Ge⸗ folge gehabt hätte. Die Anordnungen, die jetzt der Reichs⸗ miniſter Rudolf Heß als Stellvertreter des Führers für die NSA herausgibt, haben als Verordnungen den Wert von Verordnungen mit Geſetzeskraft. Es ſind nicht nur Emp⸗ fehlungen oder Warnungen, ſondern es ſind bindende Ver⸗ pflichtungen für die Mitglieder der NSDAP, der SA und der SS. In dieſem Zuſammenhang iſt natürlich auch be⸗ merkenswert die Tatſache, daß für die Parteimitglieder und für die Angehörigen der Verbände eine eigene Gerichtsbar⸗ keit geſchaffen wurde. Das bedeutet nun nicht etwa, daß die Parteimitglieder den ordentlichen Gerichten entzogen wer⸗ den. Wer ſich als Parteimitglied ſtrafrechtlich etwas zu⸗ ſchulden kommen läßt, wird ſelbſtverſtändlich vom Straf⸗ richter abgeurteilt werden. Darüber hinaus aber iſt zuſätz⸗ lich noch eine Gerichtsbarkeit der NSDAP vorgeſehen, ſo etwa wie die Diſziplinargerichtshöfe der Beamten. Die na⸗ türliche Folge dieſer Entwicklung war, daß Rudolf Heß 3 der Stabschef der SA, Röhm, in das Kabinett ein⸗ raten. b Die Mittwoch⸗Sitzung des auswärtigen Ausſchuſſes der franzöſiſchen Kammer gibt ein Bild der Schwierigkeiten, unter denen die Außenpolitik Frankreichs infolge der unſicheren parlamentariſchen Verhältniſſe leidet. Die egenwärtige franzöſiſche Regierung iſt vielleicht die f chwächſte von allen, die in den letzten Monaten auf⸗ einander gefolgt ſind. Ihre weſentliche Sorge iſt die Aus⸗ ſprache in der Kammer über den neuen Finanzplan, der noch in dieſer Woche ſo oder ſo erledigt werden ſoll. Bis⸗ her haben ſich aber nur die Radikalen für die Regierung ausgeſprochen. Das Schickſal des Kabinetts liegt, wie bei all ſeinen Vorgängern, wiederum in der Hand der Sozialiſten, vor allem der Neuſozialiſten, mit denen Chautemys ſiber die kritiſchen Artikel des neuen Finanzplanes verhandelt hat. Es iſt unter dieſen Umſtänden kein Wunder, daß die Regie⸗ rung in der auswärtigen Politik alles vermeidet, was ihre Bemühungen um eine parlamentariſche Mehrheit ſtören könnte. Sie hat deshalb nichts gegen den Beſchluß des Kammerausſchuſſes einzuwenden gewagt, daß in der Saarfrage keine unmittelbaren Verhandlungen mit Deutſchland ſtattfinden und die Dinge trotz aller für das deutſch⸗franzöſiſche Verhältnis unerwünſchten Rückwirkun⸗ gen ihren im Verſailler Vertrag vorgeſehenen Verlauf neh⸗ men ſollen. Ebenſo wie der Verſailler Vertrag bildet der Völkerbund eine weſentliche Stütze der gegenwärtigen, Regierung und der hinter ihr ſtehenden Linksparteien. Es iſt bezeichnend, daß der rechtsſtehende Abgeordnete Pbarne⸗ garay die Unmöglichkeit hervorheben mußte, im Rahmen des Völkerbundes Verhandlungen mit Deutſchland aufzunehmen, während der Ausſchußvorſitzende Herriot auch bei dieſer Gelegenheit ſeine Völkerbundsorthodorie betonte. Erſtaunli⸗ ches Unverſtändnis für die Notwendigkeiten eines Gedanken⸗ austauſches auf diplomatiſchem Wege zeigte der linksſtehende Abgeordnete Guernut von der Liga für Menſchenrechte, der über die Verhandlungen des franzöſiſchen Botſchafters in Berlin ſchon jetzt genau unterrichtet ſein wollte. 2 Knapp zwei Monate ſind ſeit dem Austritt Deutſchland⸗ aus dem Völkerbund verſtrichen und ſchon erhält das brüchige Gebäude einen erneuten Stoß, von dem es ſich in ſeiner alten Form niemals mehr wird erholen können. Die einzelnen Punkte, die nach italieniſcher Anſchau⸗ ung durchgeführt werden müßten, um dieſe Vorausſetzun⸗ gen zu ſchaffen, ſind im einzelnen noch nicht eindeutig be⸗ kanntgegeben, doch heißt es, daß die kleineren Mächte in ihrer Stimmabgabe Beſchränkung erfahren müßten bei allen Problemen, die ſie nicht unmittelbar oder nur zum Teil berühren, ferner müſſe der ganze Apparat ſoweit ver⸗ ei» facht merden, daß wirkliche Beſchlußfaſſungen zuſtande⸗ kommen können ohne immer neue Vertagungen. Und drit⸗ tens ſoll die ganze Inſtitution in Genf vom Verſailſer Ver⸗ tragswerk losgelöſt werden. Wenn ſich die letzte Forderung bewahrheiten ſollte, ſo bemerkt Alfred Roſenberg im„Völ⸗ kiſchen Beobachter“, ſo wäre ein entſcheidender Schritt zur Befriedung Europas getan worden. Es wäre dann vielleicht möglich, auf einer neuen, der Vernunft und den Lebens⸗ notwendigkeiten auch Deutſchlands entſprechenden Grundlage die wichtigen Fragen europäiſcher Politik und Wirtſchaft zu beſprechen. Es wäre vor allen Dingen jene Vorausſetzung geſchaffen, auf die der Führer immer wieder hingeweſen hat: Daß es nicht anginge, die Unterſcheidung zwiſchen Sie⸗ gern und Beſiegten für alle Ewigkeiten feſtzuhalten und da⸗ durch immer neue Erbitterung hervorzurufen. Wenn der italieniſche Vorſtoß die Loslöſung des uns diskriminierenden Verſailler Vertrages vom Völkerbunde fordern ſollte, ſo wäre damit eine der Vorausſetzungen geſchaffen worden, nach deren Durchſetzung internationale Zuſammen⸗ künfte wieder als möglich erſcheinen. f Der iriſche Miniſterpräſident de Valera hatte in einer recht aggreſſiven Note wieder einmal den latenten Gegen⸗ ſatz zwiſchen Irland und England verſchärft. Er fragte nichts mehr und nichts weniger als, ob England einen Krieg beginnen würde, wenn ſich Irland als ſelbſtän⸗ dige Republik außerhalb des britiſchen Reichsverbandes er⸗ kläre. Die Note war mit einer ſehr gepfefferten Kritik des bisherigen Verhältniſſes verſehen. Beſonders betonte der iriſche Miniſterpräſident, daß Irland niemals freiwillig die Verbindung mit England geſucht habe, es habe auch 1921 in die verkragliche Regelung nur gewilligt, weil man es vor die Alternative eines ſofortigen Krieges geſtellt habe. Man wird zugeben müſſen, daß dieſe Note ein recht gefähr⸗ liches Geſicht trug, und in der Tat ſah es ſo aus, als ob die latente iriſch⸗britiſche Kriſe wieder einmal in ein Stadium gefährlicher Spannungen geraten würde. Aber in Dow⸗ ningſtreet war man ſich über die tieferen Beweggründe de Valeras offenbar keine Minute im Zweifel. Der iriſche Mi⸗ niſterpräſident hat augenblicklich keinen leichten Stand. Der iriſche Faſchiſtenführer General O' Duffy, deſſen Blauhem⸗ den⸗Armee zwar verboten wurde, hat mit den iriſchen Kon⸗ ſervativen unter ihrem alten Führer Cosgrave die United Ireland Party gegründet, und wenn de Valera bis jetzt Neuwahlen hinauszuzögern wußte, ſo müſſen dieſe doch eines Tages kommen. Dann aber wird es für de Valera hart auf hart gehen.— Die britiſche Regierung hat ſich denn auch vollkommen taub geſtellt und mit größtem Gleichmut. eine 1 0 695 bez e ſie andeutete, als„voll⸗ ommen othetiſch“ bezeichnet. 5 en hyp 3 1 Handel und Wirtſchaſt (Ohne Gewähr.) Mannheimer Schlachtviehmarkt vom 7. Dezember: Auf⸗ trieb: 22 Kälber, 17 Schafe, 101 Schweine; eine amtliche Notiz wurde nicht feſtgeſetzt. Der Schweinemarkt war mit 352 Ferkel und 150 Läufer befahren. Es erziehlten Fer⸗ kel bis zu ſechs Wochen 6—8 Mark, Ferkel über ſechs Wochen 12—18 Mark und Läufer 18—20 Mark pro Stück.— Markt verlauf: ruhig. 5 — 4 Freitag, 8. Dez. 1933 Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 7. Dezember: Es notierten: Weizen, inl. 19.30 bis 19.95, Feſtpreis Bezirk 9 19, Bezirk 10 19.20, Bezirk 11 19.50; Sommerweizen 20.10 bis 20.20; Roggen, ſüdd. 16.80 bis 17.10, Feſtpreis Bezirk 9 16.10, Bezirk 8 15.80; Hafer, inl. 14.25 bis 14.50; Sommer⸗ gerſte, inl. 18 bis 19; Pfälzer Gerſte 18 bis 19; Futtergerſte Merket alle, Groß und Klein: Weihnachtsgabe deutſch ſoll fein! EEE ˖˖ ˙ 22 Mannheimer Wochenmacktpreiſe vom 7. Dezember: Auf dem Wochenmarkt wurden vom Städtiſchen Büro für Preis⸗ ſtatiſtik folgende Verbraucherpreiſe für ein Pfund in Pfennig ermittelt: Kartoffeln 3.5 bis 4; Salatkartofſeln 9 bis 10, Wirſing 8 bis 10; Weißkraut 7 bis 8; Rotkraut 8 bis 107 Blumenkohl, Stück 20 bis 60; Karotten, Büſchel 6 bis 7. Gelbe Rüben 8 bis 10; Rote Rüben 7 bis 10; Spinat 18 bis 20; Zwiebeln 7 bis 10; Feldſalat 60 bis 80; Grünkohl 10 bis 15; Kopfſalat, Stück 8 bis 15; Endivienſalat, Stück 6 bis 10; Oberkohlraben, Stück 5 bis 8; Roſenkohl 20 bis 28; Tomaten 10 bis 25; Rettich, Stück 15 bis 30; Schwarzwur⸗ zeln 20 bis 28; Suppengrünes, Büſchel 6 bis 8; Peterſilie, Büſchel 6 bis 8; Lauch, Stück 3 bis 8; Aepfel 12 bis 35 Birnen 10 bis 30; Hagebuttenmark 50; Zitronen, Stück 4 bis 6; Orangen 18; Bananen, Stück 5 bis 9; Süßrahmbutter 150 bis 165; Landbutter 135 bis 145; Weißer Käſe 30 bis 35; Eier, Stück 9 bis 16. Fran ⸗zürter Sallachtviel m 7. Dezember: Auf⸗ trieb: 43 Rinder, 834 Ka e und 595 Schweine. Preiſe in Reichsmark per 50 Kilogramm Lebendgewicht: Käl⸗ ber, Sonderklaſſe nicht notiert, andere Kälber 36 bis 38, 31 bis 35, 26 bis 30, 22 bis 25; Weidemaſthammel 26 bis 27, ältere Maſthammel 23 bis 25, geringere Maſthammel 20 bis 22, Schafe 23 bis 24, 20 bis 22, 17 bis 19; Schweine 48 bis 50, 47 bis 49, 47 bis 48, 44 bis 48. 5 Stuttgarter Schlachtviehmarkt vom 7. Dezember: Dem Donnerstagmarkt waren zugeführt: 11 Ochſen, 10 Bullen, 28 Jungbullen, 72 Rinder, 7 Kühe, 134 Kälber und 300 Schweine. Erlös aus je 1 Zentner Lebendgewicht in Reichs⸗ mark: Kälber a) 32 bis 35, b) 25 bis 28, c) 22 bis 24 Schweine a) 51 bis 52, b) 50 bis 51, c) 49 bis 51, d) 47 bis 49.— Marktverlauf: Großvieh keine Notierungen. Berliner Deviſenkurſe vom 7. Dezember: 1 Pfund Ster⸗ ing 13.73, 1 Dollar 2.69, 100 holl. Gulden 168.83, 100 Belga 58.32, 100 Lire 22.10, 100 dän. Kronen 61.34, 100 norw. Kronen 69.03, 100 franz. Franken 16.40, 100 tſchech. Kronen 12.42, 100 Schweizer Franken 81.17, 100 ſchwed. Kronen 7033 100 österr. Schelling 48.05. Denk an die hungernden Kinder! Arbeite mit am W. H. W. Spenden auf Poſtſcheckkonto Karlsruhe Nr. 360 der Landes führung Baden des W. H. W. Preiswerte EI 90. böber HO 5 Willy Ho Der geniale Bahnbrecher für den deulſchen Aukobahn⸗ Gedanken. Von Kurt Guſtav Kaftan. Im Jahre 1922 anläßlich des erſten Batſchari⸗Rennens kamen im Kurhaus zu Baden-Baden nach dieſem großen Rennen alle Größen des Sportes und die Vertreter der Be⸗ hörden zu einer Siegerfeier zuſammen. Und hierbei wurde auch über die Landſtraßen geſprochen, deren Beſchaffenheit in keiner Weiſe mehr den Erforderniſſen des Kraftverkehrs genügte. Willy Hof, der damals wieder einen Preis errun⸗ gen hatte, rief in der Siegerſtimmung der Feierſtunde: „Reißt doch die Schienenſtränge aus den Bahndämmen und baut Autoſtraßen darauf.“ Dieſer Gedanke reifte im Laufe der Jahre vor allen Dingen auch dadurch, daß Italien auf dem Gebiete der Autoſtraßen bahnbrechend voranging. Die enge freundſchaftliche Verbindung, die Willy Hof ſeit Jahren mit dem berühmten Erbauer der italieniſchen Auto⸗ traßen. Senator Dr. Puricelli, unterhielt, wirkte befruch⸗ tend auf ſeinen Gedanken, auch in Deutſchland eine Auto⸗ ſtraße zu bauen und zwar nicht nur in Form einer kleinen ennſtrecke, ſondern in Geſtalt einer großen Verbindun 80 5 über Hannover, Kaſſel, Frankfurt a. M. na el. Am 11. September 1926 konnte Willy Hof mit ſeinem erneut aufgenommenen Gedanken einer deutſchen Autoftra⸗ ze einen Anfangserſolg verzeichnen. An dieſem Tag fand Sonntag von 1 bis 6 Uhr geöffnet H 3, ſich im Rathaus zu Frankfurt a. M. eine große Anzahl ſtaatlicher, kommunaler, induſtrieller und ſportlicher Ver⸗ treter zuſammen und dort wurde beſchloſſen, eine Geſell⸗ ſchaft mit der Aufgabe zu gründen, den Plan einer Auto⸗ ſtraße von Hamburg Baſel zu ſtudieren und bis zur Bau⸗ reife vorzubereiten. Am 6. November 1926 wurde dieſe Geſellſchaft unter dem Titel„Hafraba“ gegründet. Das erſte Mitglied des neugegründeten Vereins, Generaldirektor Hof, wurde zum Geſchäftsführer ernannt. Von dieſem Tage an ſtand die ganze Arbeit Hofs im Mittelpunkt eines heftigen Kampfes, denn der neue Plan rief nach ſeiner Veröffentlichung einen gewaltigen Mei⸗ nungsſtreit hervor und wurde wie ſo manche andere wert⸗ volle Idee als Utopie verlacht. Dem neuen Verein wurde durch das Finanzausgleichsgeſetz vom Frühjahr 1927 ein ſchweres Hindernis entgegengeſtellt, da die Erhebung von Benutzungsgebühren auf öffentlichen Wegen, Straßen und Brücken verboten wurde. Es folgte jetzt ein jahrelanges zä⸗ hes Bemühen in Berlin bei allen amtlichen und halbamt⸗ lichen Stellen, die nur irgendwie auf die Frage der Erhe⸗ bung der Benutzungsgebühren Einfluß nehmen konnten. Wenn unter dem Regiment unſeres Führers Adolf Hitler die Frage der Autobahn ſo raſch, ſo genial und weitſichtig verwirklicht wurde ſo beweiſt das nur, daß es damals unter den politiſchen und wirtſchaftlichen Führern niemanden gab von der Entſchlußkraft Adolf Hitlers, der nach dem Begreifen der Größe eines Planes ſofort mit aller Energie die Durchführung zu beginnen gewagt hätte. Die Mitarbeiter Willy Hofs wiſſen es, wie entnervend dieſer —— 1 in allen modernen Formen und Farben Beachten Sie unsere Fenster! NMT LER MANNHEIM HN 3, 1 Kampf oft war und wie immer wieder neue Wege geſucht werden mußten. um die Autoſtraße der Verwirklichung näher zu bringen. Anfang 1933 kam Willy Hof in Fühlung mit Adolf Hitler und kurz nach dem gewaltigen Tage von Potsdam wurden in einer mehrſtündigen Unterhaltung zwiſchen dem Führer und ihm die Grundlagen zu jenen Plänen gelegt, die heute bereits mitten in der Verwirklichung ſtehen. So iſt es das unvergängliche Verdienſt Willy Hofs, den Auto⸗ bahngedanken in Deutſchland in zähem mühſeligen Ringen bekannt gemacht zu haben. Dieſer geniale Gedanke wurde dann von unſerem Führer aufgegriffen und zu einem Rie⸗ ſenwerk für Deutſchlands Zukunft geſtaltet. Willy Hof ſtammt aus einer alteingeſeſſenen Fa⸗ milie in Limburg a. d. Lahn, wo ſein Vater noch heute eine bekannte Weinbrennerei unterhält. Hof ſelbſt hat nach ſei⸗ nen Studienjahren den Weg über die Induſtrie genommen und war 1909 Direktor der Quarzguß⸗ und Zirkonglas⸗ Geſellſchaft mit ihrem Elektrothermiſchen Werk in der Schweiz und in England. Ab 1915 war er Generaldirektor der Deutſchen Handelsgeſellſchaft und zeichnete ſich durch eigene Erfindungen aus In den Jahren 1921—1924 wurde ſein Name weithin als Teilnehmer an Autozuverläſſiakeits⸗ fahrten und Rennen bekannt. Seit 1926 war er Geſchäfts⸗ führer des Vereins„Hafraba“ und iſt Vorſtandsmitglied der Geſellſchaft Reichsautohahn“ und Vorſitzender des Vor⸗ ſtandes der„Gerupor“, Geſellſchaft zur Vorbereitung der Reichsautobahnen, die aus dem„Hafraba“ hervorging. 5 1 e l f 2 Was iſt nationaler Kiiſch? Das prüfende Auge entdeckt in den einſchlägigen Ge⸗ ſchäften immer wieder Gegenſtände, die zum Verkauf feil⸗ geboten werden, obwohl ſie ohne Zweifel nter das Ge⸗ ſetz zum Schutz der nationalen Symbole fallen. Sicherlich ſind ſich Fabrikanten und Verkäufer, noch befangen in der politiſch überwundenen liberaliſtiſchen Geiſtesrichtung, viel⸗ fach ihres Verſtoßes gar nicht bewußt. Ihre Pflicht iſt es aber, ihre Haltung zu revidieren und jeden Mißbrauch der nationalen Symbole zu unterlaſſen. Dies liegt zugleich auch in ihrem eigenen Intereſſe, weil Verſtöße nunmehr mit aller Schärfe geahndet werden. Wer ſich vor Schaden bewahren will, beachte die nachſtehenden grundſätzlichen Erläuterungen des Sachverſtändigen des Bad. Miniſters des Innern zum Schutz der nationalen Symbole, Oberregierungsrat Linde. Staaten, Länder, Herrſchaften, Fürſten, Städte, Dör⸗ fer, Kirchenobrigkeiten, Klöſter, Orden, Zünfte, Adelige und Bürger führten in früheren Jahrhunderten, teilweiſe bis ins frühe Mittelalter zurückreichend, als eigene Kennzeichen Wap⸗ per, beſtehend aus einem ſelbſtgewählten oder verliehenen Wappenhild auf einem Schilde. Das Wappen und Wappen⸗ bild wurde ſtets mit Stolz und in Ehren getragen und nie⸗ mals mißbraucht oder anders als bei Wappenſchildern, wert⸗ vollem Schmuck, Münzen, Arkunden, Stempeln und Siegeln, zu Beſtätigungen oder Eigentumsbezeichnungen und zu Grenz⸗ marken oder Grenzpfählen benützt und angewendet. Für Länder, Fürſten und Städte war es das Herrſchafts⸗ oder Hoheitszeichen. 5 5 Auch das Symbol war von jeher ein Erkennungs⸗, Merkzeichen oder Sinnbild, früher hauptſächlich nur in reli⸗ giöſer Beziehung gebraucht und erfuhr niemals eine miß⸗ bräuchliche Verwendung, da man ſtets den Begriff von etwas zu Reſpektierendem, von höherer Bedeutung damit verband. Ein Mißbrauch und eine geſchäftliche Auswertung oder eine mehr oder weniger abſichtlich unangebrachte oder un⸗ bewußt verächtliche Anwendung von Wappen und Symbolen blieb erſt unſerer Neuzeit vorbehalten und, was früher mit Selbſtverſtändlichkeit vermieden wurde, muß heute durch Ge⸗ ſetz unterſagt werden, weil ſo vielen das Gefühl für die Reſpektierung und Wertſchätzung, für die ernſte Auffaſſung dieſer Zeichen leider abgeht. Im nationalſozialiſtiſchen Staat ergeht der Ruf an alle: 5 Vermeidet die Anwendung und den Mißbrauch der nationalen Symbole, die geſchmackswidrige, ungeeignete und unnötige Anbringung von Länderwappen, der Fahnen, des Hakenkreuzes und der Bilder zu ehrender Perſönlichkeiten, denen ihr mit einer Verunglimpfung ihrer Perſon nicht dient, wenn ihr im Uebereifer ſie in Eis, Zucker, Schokolade, Marzipan, Schmalz und Seife oder Teig formt oder Puppen aus ihnen macht oder noch ſchlimmeres mit ihren Bildern und Büſten vornehmt. 7 Man benutze unſere nationalen Symbole grundſätzlich niemals zu Dingen, die eßbar oder ſonſt vergänglich ſind oder einem Zweck untergeordneter oder ſpieleriſcher Art dienen. Es iſt ſehr unſchön z. B. ein Taſchentuch mit dem Bild des nationalen Helden ſeinem Gebrauchszweck zuzuführen. Auf ähnlicher Stufe wie der genannte Mißbrauch ſteht der geſchmackloſe Kitſch, der ſich leider vielfach obendrein auch noch nationaler Symbole oder der Bilder nationaler Per⸗ ſönlichkeiten bedient und dem vor allem in heutiger Zeit Der Mann mit der Fackel eee Der Streckenwärter hatte den Abenddienſt hinter ſich. nun ſaß er in ſeiner Bude, die dicht am Bahndamm ſtand. Die Petroleumlampe baumelte über dem Tiſch, auf dem Kanonenofen ſang ein Topf voll Grieß. „Siehſt du.“ ſagte der Beamte zu ſeinem Sohn, dete du. nun fühle ich mich geſund und zufrieden, weil ich draußen alles in Ordnung weiß. Wie alt biſt du? Sieben? Wie die Zeit vergeht. Warte noch zehn Jahre, dann verſtehſt du deinen Vater beſſer!“ Und der Streckenwärter warf dem Ofen eine Schippe Kohlen ins Maul. zündete die Petroleumlampe an und ſtopfte die Mutzpfeife voll Krüllſchnitt. „Junge, wenn ich ſo denke, daß es auch mal wieder Sommer wird! Dann brennen wir um dieſe Zeit noch kein Licht, den ganzen Tag ſteht die Tür offen— herrlich! Der Förſter hat mir eine Handvoll Windenſamen geſchenkt, den ſtreu ich an den Zaun. na, wirſt dich wundern!“ Leberecht Hühnchen in Uniform. Der Eiſenbahner ſchwelgte in beſcheidener Verzückung. Solche Leute ſind ſelten geworden. Und wenn er blaue Kringel gegen die Decke blies, verfolgte er mit den Augen die dünnen Tabakwolken, als wäre in ihren Schleiern etwas zu leſen, was Sinn hat. Unterdeſſen machte der Junge ſeine Schulaufgaben. Fünf von der Vier geht nicht, muß ich mir einen leihen. Oder: Zwei hin, ſechs im Sinn Ordnung muß ſein. Wohin kämen wir ſonſt im Leben? Und doch: Wo der Menſch aller Ordnung am ſicherſten iſt, ſchleicht ſich ein Rechenfehler ein, tückiſch und roh, wie die fernen Mächte einmal ſind. Der D⸗Zug nach Berlin war kaum vorübergerollt, da brachte ein fürchterliches Donnern und Krachen die Scheiben der Wärterbude ins Zittern! Der Beamte warf die Pfeife hin, ſtürzte hinaus: Hundert Meter nordwärts torkelte ein Wagen quer über dem Gleis, ein anderer war umgeſtürzt, aus der Lokomotive praſſelten Flammen, fauchte glühend beleuchteter Dampf. Eine Kata⸗ ſtrophe. Und Menſchen in Gefahr. Man hörte Geſchrei. Und doch ein glimpflich verlaufener Fall; denn kein Toter war zu beklagen, der Heizer hatte nur verbrühte Fin⸗ ger, verbiß aber wacker den Schmerz und half den Reiſen⸗ den. Es hatte Schnittwunden abgeſetzt, auch Schürfungen und andere Unzärtlichkeiten. die wehe taten. Sonſt aber ahoi! Mancher kratzte ſich im Genick, einige falteten die Hände Ja. das gute deutſche Material! Dieſes Lob hatte ſeine Richtigkeit. Und wer ein zünf⸗ tiger Eiſenbahner iſt, der bezieht es auch auf ſich, auf ſeinen Dienſt. auf ſeine vielfältige Mannſchaft. Alſo fuhr ein Schreck durch den Leib des Streckenwär⸗ ters, der das Gepäck der Verwundeten bewachte, jetzt aber dieſe Arbeit einem anderen abtrat und eine der rauchenden Pechfackeln ergriff, die man in den Sand geſteckt hatte. Denn der nächſte D-Zug war ja unterwegs. Man mußte ihm entgegenrennen, mußte ihn charnen, ihn anhalten, ſollte er nicht in die Trümmer und Menſchen brutal hineinraſen. Unausdenkbar! Der Streckenwärter lief los, rannte, ſtürzte, ſah ſeinen Jungen nicht, der heulend neben der Bude ſtand und das kalte Fürchten hatte. f „Vater! Vater!“ And der Strecken⸗ wärker ſchwenkte die Fackel hin und her, her und hin „Keine Zeit“, keuchte der Beamte und erſpähte ſchon das Laternenpaar am Horizont. Wie Pantheraugen glotzten ſie durch die Finſternis. Wie das Geifern eines Raubtieres ſcholl das Ziſchen und Stampfen der brauſenden Maſchine. die es heute ſo entſetzlich eilig hatte. Und der Streckenwärter ſchwenkte die Fackel hin und her, einmal, ſiebenmal, zehnmal. Sah man das feurige Menetekel nicht? Gab es keine Brems⸗ klötze mehr? Näher, immer näher ſtürmte das Ungetüm. Und der Wärter taumelte zwiſchen den Schienen, rufend. winkend ſtolperte über eine Schwelle, ſchlug auf mit dem triefenden Kopf, kroch zur Seite, verlor die Beſinnung, hörte nicht mehr die pfeifenden Bremſen über ſeinem Scheitel Als er erwachte, lag er in einem weißen, warmen Bett. Und lächelte, weil das Gefühl dieſes Geborgenſeins eine Er⸗ innerung in ſein Herz zauberte: So hatte er einmal im Lazarett gelegen, mit einem Prellſchuß von Flandern! Der Beamte ſprach aus, was er dachte. Und die Men⸗ ſchen, die ihm Waſſer reichten, drückten Taſchentücher vor ihr Geſicht. Denn der Mann, der ein Held war, der nicht wußte. daß ihm die Beine fehlten, und der nicht ahnte, daß er in einem Gaſthof lag, wo ſich die vielen Geretteten um ihn ſorgten, dieſer Mann ſank bald hintenüber und vollendete ſein Opfer nicht ſchlechter als die von Flandern. Unten ſagte man dem Jungen, daß der Vater tot ſei. Und fragte ihn, vielleicht in der Abſicht, ſeinen Schmerz zu entſchweren: Was willſt du einmal werden? „Streckenwärter“, ſtammelte der kleine, von Tränen überſchüttete Mund. r 875* 3 — nd — 2 Rae. Iser ä—— Feinnach S Mann will jedem eine Freude machen. Unser heutiges Angebot beweist es Ihnen: 1 1 3 reine Wolle 2 25 8 a 2 1 ö PALETOTrALETOT raLETOT TALRT oN o s E N Weine besondere Welk unser Weihnachts- unser Weihnachts- mit Samtkragen, schwere nachtspreis- geschenk leistung„ Flausch 8 1 schlager, reinwoll- ner Velour 90. f 90 5 * 2 5 45.— 35.— 5 50 schwarz in 5 sich gemust B. ANEUd ANW ZE U G estreift, mit zwei- 5 Kammgarn 0 1 5 LEDER-— WͤINTER- JACKEN TO FPFPEN beste Qualitäten chromleder 8 1158.75 12.5 MANNHEIM F I. 1 nreitestralle in schwarz Aualitzt u. marengo 20„Qualität, 1 7.75 3.75 2 e ten te NAB E KLEIDUNG 19 75 u. 1 0 Feih. 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Die Anbringung und Verwendung von nationalen Wappen, Symbolen und Fahnen darf niemals aus rein geſchäftlichen Gründen und vor allem nie mit dem Zweck der Werbung und Auswertung der nationalen Zeichen für Einführung und zur Abſatzförderung eines Gegenſtandes erfolgen. 5 4. Für die Schaffung und Vervielfältigung von Bil⸗ dern und Bildwerken nationaler Perſönlichkeiten dür⸗ fen nur Arbeiten erſter künſtleriſcher Kräfte(Maler, Grafiker, Fotografen und Bildhauer) dienen und dürfen nur würdige und einwandfreie Vervielfältigungsmethoden angewendet wer⸗ den. 5. Für Spielwaren können die nationalen Zeichen nur dann Anwendung finden, wenn ſie mit der ſtatthaften wirklichen Verwendbarkeit im Leben Hand in Hand gehen, alſo zur Weckung und Stärkung der nationalen Gefühle beim Kind und auch bei Erwachſenen dienen können. . 6. Jede Geſchmackloſigleit, die eingeführt und verkauft werden ſoll, verliert durch Anbringung nationaler Zeichen ihren Charakter nicht, ſondern bleibt Kitſch und iſt doppelt zu verwerfen.. 17. Das Deutſchland⸗ und Horſt⸗Weſſellied ſind Melodien, die zu ehren ſind und ebenſo ernſt genommen werden müſſen, wie die nationalen Zeichen. Ihre mißbräuch⸗ liche und nicht würdige Verwendung iſt daher ebenſo zu ver⸗ meiden, wie die unangebrachte Anwendung der nationalen Symbole. g 5 Wer von den Herſtellern ſich über ſpätere Billigung oder Ablehnung neu herauszubringender Artikel nicht im Klaren iſt, wird ſich am beſten vor Aufnahme der Ausführung an maßgebender Stelle im voraus erkundigen, ob ein Artikel bezüglich Verwendung nationaler Symbole und der⸗ gleichen auch wirklich die für den Verkauf erforderliche Zu⸗ laſſung finden wird, um wirtſchaftlichen Schädigungen recht⸗ zeitig vorzubeugen. Die Pforzheimer Induſtrie z. B. be⸗ dient ſich bereits ſeit einiger Zeit dieſer Beratungsmöglichkeit mit beſtem Erfolg. Aus der Welt des Wiſſens Amerika hat ſeit Beginn der Wirtſchaftskriſe im ganzen etwa 50 Milliarden Dollar verloren. Der regenreichſte Ort der Erde iſt Tſcherra⸗Pundſchi am Fuße des Himalaja; die jährliche Niederſchlagsmenge be⸗ trägt hier 1250 Zentimeter. Der niederſchlagreichſte Ort in Deutſchland war 1931 Freudenſtadt im S een mit 151 Zentimeter, während Berlin eine Niederſchlagsmenge von nur 48 Zentimeter hatte.. Die Eiſenbahnfracht für eine Tonne Getreide beträgk pro 100 Kilometer in Deutſchland 7 Mark, in Holland 5.13 und in der Schweiz 12.12 Mark. Auf einen Quadratkilometer Boden entfallen in Europa 43,7 Einwohner, in Aſien 26,7. in Amerika 5,8, in Afrika 5 und in Auſtralien nur 1.2 Einwohner. Die Familien werden kleiner! 20 EINER HAUSHAATUN& GFEHORTEN PERSONEN: —— 22 A 7 1871 190 1528 1933 4,7 5 17,5 11 3.7 Ol — tungen. 5 Haushalt entfällt, iſt weſentlich zurückgegangen. l Von 1 bis 1910, alſo in faſt 4 Jahrzehnten, hat ſich 43 Das Bild zeigt die Entwicklung der privaten Haushal⸗ Die Zahl der Perſonen, die durchſchnittlich auf eig die Lage nut wenig verändert; von 1910 bis 1925 iſt bereits eine verhältnis mäßig ſtarke Abwärtsbewegung feſtzuſtellen; in den letzten 8 Jahren iſt dann der Rückgang in beſchleunigtem Tempo vor ſich 1 Die Abnahme der Geburten wirkt ſich auch in der Zuſammenſetzung und dem Amfang der Haus haltungen aus.— Von beſonderem Intereſſe iſt, daß in Ge. meinden unter 10 000 Einwohner noch durchſchnittlich 4,1 Per⸗ f ſonen auf einen Haushalt entfallen. In den Großſtädten über 100 000 Einphner(ohne, Betlin) 518 egen Range nur 3% Perſonen auf einen Haushalt, in der Xeichshauptſtadt Berlin ſogar nur 2,9. 1„. 1 0000000000000 VààFßTtTEEFT!I!!! f un vide it Abdi die Geburtenzahl mit 14 Geburten auf je 1000 Einwohner Hörſt du den frohen Glockenklang, Der traumhaft durch die Weiten ſchwingt, Und wie ein holder Engelſang 1 Durch Alltagslärm und Wirren dringt?! Siehſt du den erſten Kerzenſchein, Der durch das Erdendunkel bricht, Und leiſe trägt ins Herz hinein Ein wenig Glanz und Weihnachtslicht?! Advent, du biſt der Märchentraum, Der nie an Zauberkraft verliert, N Und uns ganz leis, wir merken's kaum, ö Ins gold'ne Reich der Weihnacht führt! War—— Die deulſche Mutter eniſcheidet unseres Volles Schickſal. Die kommende Generation klagt an! Dieſer Mahnruf klingt in jede deutſche Familie, denn wir ſind ein ſterbendes Volk ge⸗ worden. Wir leben, wie Oswald Spengler, der ſcharfſinnige Deuter der Zeitverhältniſſe, ſagt, in den„Jahren der Ent⸗ ſcheidung“. Wir ſtehen in der Gefahr, wie die großen Kultur⸗ völker des Altertums: die Aſſyrer, Babylonier, Perſer, Aegypter, Griechen und Römer, auszuſterben und ſo mit unſerer Kultur unterzugehen, weil uns der lebenerhaltende Nachwuchs fehlt. Aber, ſo wird noch vielfach eingewendet, dann müßte ja die Bevölkerungszahl Deutſchlands geringer werden. Das iſt zwar, wie die Statiſtik zeigt, nicht der Fall: denn 1800 zählte Deutſchland 23 Millionen Einwohner, 1880 war ſeine Bevölkerung ſchon auf 45 Millionen geſtiegen, 1900 wurden 56 Millionen gezählt, und jetzt ſind es trotz der Ge⸗ bietsverluſte. dem Weltkriege ſogar 66 Millionen. Dieſe Zahlen trügen. Es kommt nicht auf die Zahl der jetzt Lebenden an, ſondern auf die der zukünftigen Geſchlechter. Seit 1900 iſt die Zahl der Geburten ſtändig geſunken. Im Jahre 1900 wurden bei 56 Millionen Einwohnern in Deütſchland 2 Mil⸗ lionen Geburten gezählt, jetzt iſt ſie trotz der um 10 Millionen Höheren Einwohnerzahl auf weniger als eine Million geſunken. Im Jahre 1873 fielen auf je 1000 Einwohner Deutſchlands 40,6 Geburten, 1900 noch 35 Geburten, 1914 ſanken ſie bereits auf 26,8, 1924 ſind es nur noch 20,4 Geburten und 1932 erreicht Feen tiefſten Stand in Deutſchland. Es müſſen, damit ein Volk nicht an Menſchenzahl abnimmt, auf je 1000 Einwohner jährlich rund 21 Geburten kommen. Auch die Tatſache, daß der Geburtenüberſchuß, das heißt der Ueberſchuß der Geburten über die Todesfälle in Deutſch⸗ land, noch 300 000 im Jahre beträgt, darf darüber nicht hinweg⸗ täuſchen, daß wir ein ſterbendes Volk ſind. Denn auch der Geburtenüberſchuß, der 1900 noch 800 000 betrug, hat ſettdem ſtändig abgenommen. Außerdem iſt zu beachten, daß zur Zeit die zeugungsfähigen Lebensalter zwiſchen 20 bis 50 Jahren in unſerem Volk ſehr ſtark beſetzt ſind, dagegen die der Sterb⸗ Spiel ihrer Kinder das richtige Verſtändnis fehlt. Meiſt aus lichkeit in größerem Maße unterworfenen Säuglings⸗, Klein⸗ kindes⸗ und Greiſenalter ſchwach vertreten ſind. In einigen Jahren werden die jetzt ſchwach beſetzten Kindesalter zeugungs⸗ fähig werden, dann muß die 39 der Geburten ſich natur⸗ gemäß von ſelbſt verringern. ugleich kommen dann immer mehr jetzt noch zeugungsfähige b Greiſenalter, womit ſich die Zahl der Todesfälle und fla dür die Sterblichkeitsziffer erhöht. Die Zahl der Todesfälle wird ſchließlich die der Geburten überſteigen, und das große Aus⸗ ſterben unſeres Volkes beginnt. Nach Prof. Lenz kommen wenn der jetzige Geburtenrückgang beſtehen bleꝛbt, ſchon 1960 auf zwei Zeugungsfähige drei Greiſe. Die Unterhaltskoſten für die Greiſe überſteigen dann die Koſten für die Nachkommen. Es iſt klar, daß die eigentliche Urſache des Ausſterbens unſeres Volkes der ſtarke Geburtenrückgang iſt. Jetzt ſind von allen jüngeren Ehen in Deutſchland ſchon 40 v. H. kinderlos, 13 v. H. der Ehen haben nur ein Kind, 20 v. H. haben zwei Kinder, 12 v. H. drei Kinder und nur 10 v. H. vier oder mehr Kinder. Unſer Volk kann aber nur dann vor dem Ausſterben bewahrt werden, wenn aus jeder Ehe drei bis vier Kinder her⸗ vorgehen. Außerdem iſt feſtgeſtellt, daß gerade die Bevölke⸗ rungsſchichten mit den beſten körperlichen, geiſtigen und charakterlichen Werten und dem geſundeſten Erbgut ſich am ſchwächſten vermehren, während die Minderwertigen noch Kinderzahlen von ſechs bis acht und noch mehr aufweiſen. Daß das Ausſterben unſeres Volkes alſo nicht nur in der Zahl, ſondern auch in ſeinen geſunden und beſten Erbſtämmen Vor ſich geht, iſt klar. Ein Vergleich mit anderen Völkern lehrt, daß Deutſchland das kinderärmſte Land in ganz Europa iſt. In Deutſchland kommen durchſchnittlich 1,9 Kinder auf jede he, in Frankreich dagegen 22, in England 2,6, in Rußland 31, in Polen 35, in Japan 4. in Indien 6 und in den Ver⸗ einigten Staaten 2,1 Kinder. . erfolgt man die Entwicklung unſeres Volkes in die naheſte Zukunft, ſo ergibt ſich ein Bild des Erſchreckens. Bleibt die letzige niedrige Geburtenziffer beſtehen, ſo wohnen im Jahre 2000 nur noch 26 Millionen Menſchen innerhalb unſerer Reichs⸗ dt Nimmt man aber die Fortpflanzungskraft der Groß⸗ ädte, in denen auf jede Ehe 1,18 Kinder kommen, als Maßſtab an, ſo wohnen im Jahre 2000 nur noch 8 Millionen Menſchen in Deutſchland. Die Großſtädte erhalten heutzutage ihre Ein⸗ wohnerzahlen nur noch durch die Einwanderung vom Lande. Bliebe für Berlin, das 1931 nur 0,83 Geburten auf eine Ehe im Durchſchnitt aufwies dieſer Zugang aus, ſo würde die Ve⸗ völkerungszahl der Reichs hauptſtadt jährlich um 80 000 ab⸗ nehmen. Oder mit anderen Worten geſagt, in Berlin ftirbt jährlich eine Mittelſtadt aus. Würde die Berliner Fort⸗ kitanzungs ziffer für das ganze Reich Regel werden, ſo wohnen M Jahre 2000 in ganz Deutſchland nur noch 271 Millionen Menſchen. 8 Daß der jetzige Geburtenrückgang den Tod des deutſchen Volkes bedeutet, wird niemand mehr leugnen können. Es müſſen alſo mehr Kinder geboren werden. Dahin zielt auch die Einrichtung des Eheſtandsdarlehens, ſowohl in Deutſchland als auch in Italien. Durch die Erſetzung 8 Arbeits⸗ kräfte in der Wirtſchaft durch Männer und die Rückführung der Mädchen und Frauen in den Haushalt ſoll Heiratsluſt und Heiratsmöglichkeit gefördert werden. Dieſe jungen Ehen werden auch nicht dem Ein⸗ oder Keinkinderſyſtem huldigen, wird doch für jedes Kind ein Viertel des Darlehens erlaſſen, ſo daß bei drei oder vier Kindern faſt oder gar nichts zurück⸗ Bachl: zu werden braucht. Selbſtverſtändlich wird auch die Behebung der Arbeitsloſigkeit ſich günſtig auf die Erhöhung der Geburtenziffer auswirken. Am allermeiſten wird aber zur Förderung des Volks⸗ Aachwuchſes die Beſſerung der ehelichen Moral beitragen. Jeder Ehegatte muß ſich ſeiner Verantwortung vor ſeinen Nachkommen und ſeinem Volk bewußt ſein. Die nationale Regierung wird— die erſten Maßnahmen in dieſer Beziehung deuten es an— alles tun, dieſes Verantwortungsgefühl zu ſtärkten. Der Untergang der alten Kulturvölker muß und ſoll uns ein Menetekel ſein. Das deutſche Volk iſt blindlings ſeinen Weg ſchon viel zu weit gegangen— Umtehr tut not, oder unſer Volt iſt in 100 Jahren für alle Ewigkeit geweſen. Deutſchland wird nicht untergehen, wenn jede erbgeſunde Familie wieder drei oder vier Kinder hat. Die deutſche Mutter entſcheidet über unſeres Volkes Zukunft. G. Mll. Männer und Frauen ins einem neuen Herd. Und wird ſein Rat befolgt, dann wird die Täglich eine halbe Stunde ſpielen. Es gibt immer noch eine Anzahl Väter, denen für das beruflicher Ueberanſtrengung oder deshalb, weil ſie einfach ihren geiſtigen Horizont auf den ihrer Kinder übertragen. So ſtatten ſie wohl dann und wann der Kinderſtube einen flüch⸗ tigen Beſuch ab; aber wenn ſie wieder zu ihrer ien ach mitt zurückkehren, bleibt alles beim alten, und ſie tröſten ſich mit dem Grundſatz, daß die beſte Erziehung für das Kind das Kind ſelbſt ſei, und daß eine Einmengung ihrerſeits in das kindliche Gefühlsleben für dieſes etwas Fremdartiges bedeute, das beſſer zu unterbleiben habe. Dieſen Vätern rate ich etwas ganz Einfaches, damit ſie anderer Anſicht werden: täglich eine halbe Stunde Spiel mit den Kindern, worauf ſich das übrige ſchon finden wird. Sie werden dadurch erkennen, daß zunächſt der geiſtige Horizont des Kindes ein ganz anderer iſt. Er iſt weder an die eit gebunden, die es nur angſam begreifen lernt, noch an den Raum, oder vielmehr ſein ganzes Daſein ſpielt ſich an einem ganz beſtimmten Platze ab, von wo es alles andere beurteilen muß. Man ſteige, um ſich das vorzuſtellen, einmal mit der Leiter bis an die Decke und denke über das eigentüm⸗ liche Gefühl nach, das ſich auch bei Erwachſenen bei der Ver⸗ änderung ihrer Perſpektive einſtellt. Die Perſpektive des Kindes iſt eine ganz andere wie die des Erwachſenen; viele Mißgrifſe würden vermieden werden, wenn die Eltern das rechtzeitig ein⸗ ſehen wollten. f Das Kind kenn ferner keine Fallgeſetze, und es begreift nur mühſam deren Wirkung, wenn ihm ſein beliebtes Spielzeug durch Herabfallen auf die Erde zerbrochen wird. Es weiß die Entfernungen noch nicht richtig abzuſchätzen, da ihm ja jeder Maßſtab fehlt, um die Ergebniſſe des Sehens richtig beurteilen zu können. Daß es Aehnlichkeit und Gleichheit verwechſelt, alſo auf Grund von Analogieſchlüſſen die gewagteſten dene ei zierungen vornimmt, iſt eine Tatſache, die der Erwachſene erſt dei genauem Hinſehen verſtehen lernt. So habe ich in einem Zimmer ein Bild an der Wand hängen, das die Sphinx mit einigen zum Gebet geneigten Beduinen darſtellt. Mein Aelteſter war bis zu ſeinem dritten Jahre nicht davon abzubringen, wenn er das Kamel 1 Papa“ zu ſagen, das heißt, er iden⸗ tifizierte mich mit den eduinen und i dieß f dieſe Gleichung auch auf das danebenſtehende Tier. So ließ ſich noch manches über debe e rten im Kinderzimmer ſagen. Täglich eine halbe Stunde Spiel— manches Mißverſtändnis zwiſchen Kin⸗ dern und Vater würde dadurch aufgeklärt werden, und ſich auf dieſe Weiſe beſſer als durch lange pädagogiſche Abhandlungen beſeitigen laſſen. n Sparen durch Geldausgeben. Von Irmgard Nauen. Um zu ſparen, kann man auch mal etwas ausgeben. Das iſt 1 7 aber ſcheint nur ſo. Der vom Schneider„teurer“ elaufte Anzug hält viel länger als einer„von der Stange“; ie gute handwerkliche Arbeit hat immer auch ihren Preis, wo⸗ für der richtige und gerechte Gegenwert geboten wird.„Sach⸗ werterhaltung“ iſt nur möglich, wenn man Geld daran wendet, aber der Wert der Dinge bleibt eben erhalten, die Lebensdauer wird länger, und wenn es ſich um ein täglich gebrauchtes Gerät handelt, wie den Herd oder den Ofen, dann gibt es die Koſten der Erhaltung vielfach durch ſparſamere Ausnutzung der Be⸗ triebsmittel zurück. Ein Haus, das langſam verfällt, weil nichts „angewandt“ wird, ein Haus, das„verkommt“, mindert das Volksvermögen und das Vermögen deſſen, der es fahrläſſig oder ſchuldhaft von Stufe zu Stufe ſinken läßt. „Schönheitsreparaturen“ heißt der Fachausdruck für Auf⸗ wendungen in einer gemieteten Wohnüng; aber iſt es denn immer die„Schönheit“, die erhalten werden ſoll? Saubere Tapeten, ſaubere Decken, ein Fußboden, der noch Farbe hat, dienen in erſter Linie dem Wohlbefinden in einer Umgebung, die unſeren Anſprüchen genügt. Viele aber wiſſen gar nicht, was für Anſprüche zu ſtellen ſie berechtigt ſind. Das trifft zum größten Teil zu auf die Feuerſtätten, mögen es nun die Oefen oder die Herde ſein. Seit Jahren ſteht ſo ein Möbel herum; die Hausfrau weiß es gar nicht anders, als daß der Herd in der Woche ſoundſo viele Briketts verbraucht, und ebenſo die 18 ſich im Winter ſoundſo viele Zentner. Ab und zu ärgert ſie ſich darüber, daß das Kochen zu lange dauert, die Stube nicht richtig warm oder das Badewaſſer nicht raſch genug heiß wird, daß die Wäſche nur langſam kocht— und denkt nicht daran, daß Herde und Oefen auch ihre Pflege verlangen. Aber genügt es denn nicht, wenn ſie jeden Tag mit dem naſſen Lappen über die Kacheln fährt und alle vierzehn Tage den Herd ſchön putzt? Nein! Es genügt nicht, denn auf das Innere konnt es an! Wer aher ſieht denn ſchon mal hinein? Da ſind die Züge der Oefen verfallen und verrußt, de iſt der Feuerraum zu groß, da klaffen die Kacheln und Eiſenplatten auseinander, die Türen ſchließen nicht dicht, der Ofen hat„Nebenluft“— und das alles bleibt unbemerkt, weil niemand den Ofenſetzer holt, daß er ſich die Dinge mal anſehen kann. Der Ofenſetzer bringt die Geſchichte in Ordnung; er rät zur Inſtandſetzung oder zu einem neuen Ofen, kleine Aufwendung im Handumdrehen wieder eingeſpart. Wer weiß denn, daß die modernen Oefen glatt 85 Prozent der er⸗ Familie Wärme ausnutzen? Wer weiß denn, daß eine mittlere Familie durch Anſchaffung neuzeitlicher Feuerſtätten für Braun⸗ kohlenbriketts im Laufe eines Jahres zehn bis fünfzehn Zent⸗ ner ſparen kann? Und wer denkt ſchließlich daran, daß zu ſolchen Koſten der Inſtandſetzung oder Erneuerung ihm der Staat vierzig Prozent vergütet? Und wenn einer daran denkt, dann hindert ihn die„Träg⸗ heit des. den Antrag zu ſtellen. Das darf nicht ſein! Wo ſich Gemeinnutz und Eigennutz aufs trefflichſte verbinden, da sollte auch die kleine Unbequemiichkeit des Antrags in Kauf genommen werden. Sicherlich dürfte auch der Hanzwerksmeiſter der Ofenhändler. der die Arbeiten ausführen ſoll, bereit ſein, die Verhandlungen an Stele des Auftraggebers zu füßten. In Deutſchland 5 es über 17 Millionen Haushaltungen und mehr als dreimal ſo viele Feuerſtätten. alle gründlich zu überholen, würde eine deit von dre! Jaßkren in Anſpruch nehmen und rund 4 900 Prbeitern und Handwerkern für dieſe Zeit 7 85 und Brot geben.„Deine Hand dem Handwerk!“— Dieſer pruch ſon auch jetzt nicht vergeſſen werden. Nach dem Arbeiter, nach dem Bauern gebe man auch ihm ſein Recht im neuen DSeutſchen Staate, ein Recht, das er durch ſein bloßes Daſein erworben hat. 2 5* 70 „So babe ich das Amer gemacht! Es iſt nicht leicht, mit oa ee umzugehen. deren ſtändige Zart iſt:„So habe ich da immer gemacht! Nereiſze eberbendung iſt ausgeſprochen weiblich. Selten muer man einem Herrn der Schöpfung begegnen, der ſie anwende Deſto häufiger aber erſcheint ſie auf en e, 6 t f 7 0. N Betrachten wir uns dieſe Redensart e Var e emen decken wir allerlei Unangenehmes dahinter. zen Teil Ueber eblichkeit. l 1 5 85 1 5 ich 205 immer gemacht!“ ſoll ſo viel 9 duch 11 „Wenn ich das immer ſo gemacht habe. dann wird es anch wog ſo richtig ſein!“ Wer ſo redet, verlangt von uns, 1 75 wi irtlich was er lut, für unbedingt richtig halten. Darin ſteckt w Dieſe Frauen ſchreiben über ihr Tun und Handeln gleich⸗ ſam den Vermerk:„Irrtum ausgeſchloſſen!“ Kein Menſch aber kann für ſich das Recht beanſpruchen, immer richtig zu handeln. Denn bekanntlich iſt Irren menſchlich! In dieſem Ausſpruch liegt eine unangenehme Selbſtüberheblichkeit. Noch etwas anderes aber bedeutet dieſe Redensart. Sie iſt ſozuſagen die Kampfanſage der alten dein die junge Genera⸗ tion. Das ſind meiſt jene Frauen, die in die Kategorie der Mütter, Schwiegermütter und Tanten gehören. Oft ſind ſie gerade wegen dieſes Ausſpruchs und der daraus folgernden Handlungsweiſe ſo gefürchtet und ſo wenig beliebt. „So habe ich das immer gemacht!“ vergrämt die unkluge Mutter der mange Tochter oft genug die Hilfeleiſtung im Haushalt, wenn letztere einmal etwas ſelbſtändig und auf ihre Art verrichten möchte. „So habe ich das immer gemacht!“ mißbilligt die Schwieger⸗ mutter die Haushaltführung der Schwiegertochter: manchmal überhaupt deren ganzes Tun und Laſſen. „So habe ich das immer gemacht!“ verſteift ſich das alte Tantchen auf längſt überholte, unpraktiſche Methoden, die im Zeitalter der Technik kein vernünftiger Menſch mehr anwendet. In vielen Situationen des Lebens werden dieſe Worte an⸗ gewandt Es wirkt meiſt unerfreulich für den, an den es ge⸗ richtet iſt. Denn es ſchließt unwillkürlich den Tadel der Hand⸗ lungsweiſe eines anderen ein. Auch iſt dieſe Redensart der Feind jeden Fortſchritts. Wo⸗ hin wäre die Welt gekommen, wenn die Menſchheit ſich von jeher auf den Standpunkt geſtellt hätte:„So habe ich das immer gemacht!“ Vermutlich wäre keine Erfindung gemacht worden. Gerade der Wunſch, eine Sache anders, das heißt vereinfachter und praktiſcher zu machen, iſt ja zum Vater der meiſten menſch⸗ lichen Erfindungen geworden. Noch heutzutage würde wohl unſere gute Mutter Erde in den Kinderſchuhen ſtecken, wenn die Menſchheit, wie ſo viele Frauen es tun, nun ebenfalls erklärt hätte:„So habe ich das immer gemacht!“ J. Adams. Wenn der Froſt kommt. . denke daran, daß auch die Blumen in deinem Fenſter⸗ brett vor dem Erfrieren geſchützt werden müſſen. Du meinſt, es gäbe kein Vorbeugungsmittel dafür?— O doch! Setze zwiſchen die Blumenreihen einige mit Waſſer gefüllte Gefäße und du wirſt ſehen, deine Blumen erfrieren nicht. Das wäre eine Zauberei, meinſt du? Und an Zauberei glaubſt du nicht?! Höre! Es iſt keine Zauberei dabei im Spiel, ſondern es ſpielt ſich bei dem Nichterftieren der Blumen nur ein ganz natürlicher Vorgang ab. Während das Waſſer in den Gefäßen gefriert, die du zwiſchen deine Blumen ſetzteſt, gibt es bei dem Gefrier⸗ prozeß Wärme ab. Dieſe Wärme genügt vollauf, um die da⸗ neben befindlichen Gewächſe nicht erfrieren zu laſſen. Doch mußt du darauf bedacht ſein, daß die mit Waſſergefäßen um⸗ ſtellten Topfpflanzen nicht dem Durchzug ausgeſetzt ſind. . gefrieren wohl gar häufig Eier in der Speiſekammer. Dann laſſe nicht mutlos den Kopf hängen und ſage⸗„Die ſind futſch!“ Denn futſch ſind ſie wirklich nicht! Das heißt, wenn du ſie dementſprechend behandelſt, werden ſie wieder völlig friſch und brauchbar. Dieſe Richtigbehandlung beſteht darin, daß du die Eier in friſches Brunnenwaſſer legſt, dem du ſo viel Koch⸗ ſalz zuſetzt, daß eine ſtarke Löſung entſteht. Noch ſind keine vierundzwanzig Stunden vergangen und der Froſt hat die Eier gutwillig verlaſſen. a N a 1 2;ſtellen ſich gewöhnlich auch Froſtbeulen und erfrorene Glieder ein, namentlich bei ſolchen Perſonen, die ſchon einmal davon befallen geweſen. Willſt du nun ganz ſicher gehen, daß du keine Froſtbeulen und keine erfrorenen Glieder bekommſt, wenn Froſt herrſcht, dann beuge beizeiten vor. Du meinſt, gegen Froſt gibt es kein Vorbeugungsmittel, ſondern nur Gegen⸗ mittel? Ich muß dir ſagen, daß du dich irrſt! Es iſt ärztlich feſtgeſtellt worden, daß alle diejenigen, die ihren Körper die richtige Menge Kalt zuführen, namentlich dann, wenn es an⸗ fängt, kälter zu werden, keine Froſtbeulen erhalten, geſchweige noch erfrorene Glieder. Ja, daß ſie überhaupt dann gegen Froſt unempfindlich ſind! Zur Kalkanreicherung ſind Rohobſt⸗ kuren zu empfehlen 8 Rund um den gedeckten Tiſch. Es gibt verſchiedene Viſitenkarten der Frau— eine der aufſchlußreichſten iſt jedenfalls ihr Eßtiſch! 5 Schon der gedeckte Tiſch muß appetitanregend wirken— doch manchmal iſt leider gerade das Gegenteil der Fall! 5 5 Die Liebe, mit der gekocht wird, muß auch beim Tiſchdecken elfen! a. Tafelfreuden ſind nicht nur materieller Art— wo der Gaumen ſich freut, darf auch das Auge nicht leer ausgehen! Wie kann es uns an einem Tiſch ſchmecken, wenn man deut⸗ lich ſieht, wie vielen es vorher ſchon daran geſchmeckt hat! Am Frühſtückstiſch allein hängt ſchon mehr Eheglück, als manche Frauen zu ahnen ſcheinen! W 50 Was Sonne für eine Landſchaft, bedeuten Blumm für einen gedeckten Tiſch! 155 8 Wie ein Tiſch gedeckt iſt, benehmen ſich auch meiſt die, die an ihm ſitzen! 2 255 Am Eßtiſch ſon ſich der Menſch körperlich und ei er⸗ olen— das ſollt ihr immer bei euren Ti chunterhaltungen edenken! 3 N Wer ohne zwingenden Grund unpünktlich am Eßtiſch er⸗ ſcheint, verletzt eine der einfachſten Regeln der Höfli keit! Man ſoll beim Eſſen nicht ſtändig vom Eſſen reden doch ein anerkennendes Wort wird das Herz jeder Hausfrau erfreuen! J. Adams. J Koch⸗Rezepte i f. Krautwickel. Brötchen einweichen, auspreſſen und durch⸗ mahlen. Je ein Drittel gehacktes Rindfleiſch, Vohweweteng Kalbfleiſch. Dasſelbe Quantum Brötchen⸗ Der Kohl wird ein⸗ 10 e e 1 Gaachneid i wird; die Blätter werden ˖ T ſelegt, die Füllung kommt hinein. Das Ganze wird im Topf geſchmort. 5 5 e e k. Tomaten mit Reis. Man höhle halbgroße Tomaten aus, fülle ſie mit gutgewürztem, gargekochtem Reis, ſtreue ge⸗ riebenen Käſe darauf und laſſe ſie gar dämpfen. Dazu ſerviere man eventuell grünen Salat. 6 t. Semmelpudding. Drei in Milchwaſſer geweichte Sem⸗ meln miſcht man mit drei Eigelb. drei Löffel voll Zucker, drei Löfſel voll Roſinen, etwas abgeriebener Zitronenſchale und läßt ſie hellbraun ausbacken: ſodann gibt man den Schnee der drei Eier, einen Löffel voll ſchaumige Eßbutter und drei bis vier bitfere, geriebene Mandeln hinzu. Man rührt das Ganze eine Stunde lang kochen läßt. Mit Fruchtſo i 5 ng rte 0 ch 5 Fruchtſoße wird der Pudding f. Leipziger Allerlei min Graupen. Zu einer Kilodoſe Leip⸗ ziger Allerlei nimmt man ein Pfund mitteldicke Ge Man läßt dieſe mit einem guten Stich Butter und 100 Gramm femwürfelig geſchnittenem, gelb gebratenem Speck, dem man eine feingeſchnittene Zwiebel beigeſchmort hat, in dem nötigen Waſſer langfam weichdünſten. Man würze mit dem nötigen Salz und etwas Pfeffer. Sobald die Graupen weich ſind, ver⸗ miſche man das Leipziger Allerlei durch, vorſichtiges Umrühren oder Schütteln mit ihnen und gebe das ſchmack⸗ und ſehr nahr⸗ ein aroger Teil Ueberbeblichkeit. hafte Gericht zu Tiſch Geräuchertes Fleiſch eig i ö als Beigabe.. ee e ber in einer Form, die man— feſt verſchloſſen— im Waſſerbade 3 80* 5 Ollorie Nocwvs ret I AUA doppfrros , , ,,,, Anbekanntes JZukunftsland Land und Volk in Angola. Eein Land, das Menſchen aus dem überfüllten Europa aufnehmen könnte, iſt Angola. Der Norden, in der Aequa⸗ torialzone gelegen, hat heißes und feuchtes Klima; nach Süden hin wird es jedoch immer trockener. Für den Euro⸗ päer eignet ſich am beſten der mittlere und ſüdliche Teil. In dieſem Land, das etwa zweimal ſo groß iſt wie Deutſch⸗ kand, leben heute etwa 350 Deutſche. Angola iſt ziviliſiertes Land; Forſchungsreiſen wie die des Profeſſors Jeſſen, der im der Geſellſchaft für Erdkunde darüber berichtete, werden nur noch im Auto und Laſtkraftwagen erledigt, die Laſt⸗ cräger ſind entbehrlich geworden. Das Reiſen iſt auf den guten Fahrſtraßen der Portugieſen leicht und angenehm. Die e Autowege werden von den Schwarzen ge⸗ baut, die ihre Steuern nicht bezahlt haben und ſie nun durch Arbeit für die Allgemeinheit abgelten müſſen. Allerdings kommen meiſt die ſteuerpflichtigen Familienväter nicht ſelbſt, ſondern ſie ſchicken ihre Frauen, die ſie ſchon deshalb mög⸗ lichſt in Mengen beſitzen, damit ſie jederzeit ausreichende Ar⸗ beitskräfte zur Verfügung haben. Die weite innerafrikaniſche Hochfläche iſt überſät von großen Felserhebungen mit abſonderlichen Formen, die als Kegel oder Kuppeln nackt und ſteil oft bis zu 100 Meter 1775 emporragen. Im Weſten erreichen einzelne Berg⸗ ſpitzen Höhen von 2500 Metern. Die Küſte iſt wenig ge⸗ gliedert und hat nur einzelne Häfen; denn unabläſſig ſchla⸗ gen breite Dünungswellen ans Ufer, die jede Landung un⸗ möglich machen. Wollen die Eingeborenen aufs Meer hin⸗ aus, ſo benutzen ſie bootähnliche Flöße, die im Grunde nichts anderes ſind, als zehn mit Baſt verbundene Holzſtäbe, ſo elaſtiſch, daß ihnen auch die ſtärkſte Brandung nichts an⸗ haben kann. Durchſtreift man Angola von Norden nach Sü⸗ den, ſo kommt man zunächſt durch eine Zone des Feucht⸗ waldes, deſſen ſchlanke, immergrüne Bäume, umgeben von viel Unterholz, ein ſtändiges Dämmerlicht ergeben, unerträg⸗ liche Schwüle herrſcht hier. Dieſe Waldungen ſind nichts für die Weißen, die ſie als Brutſtätte von Schlafkrankheit und Malaria zu meiden ſuchen. Die eingeborenen Bantus da⸗ gegen leben von Maniok und Blättern, ſie ſammeln Enger⸗ linge, Ratten, Raupen, und eine Delikateſſe bildet für ſie die Frucht der Oelpalme, deren Wedel ihnen zum Bau ihrer primitiven Hütten dienen. Weniger wichtig ſind bei dieſen Behauſungen der Neger die Seitenwände als das dichte Regendach: denn kühle Temperaturen ſind im Feuchtwald unbekannt, während die Regengüſſe einander in kurzem Ab⸗ ſtand folgen. Geſünder und reicher an wirtſchaftlichen Mög⸗ lichkeiten iſt das Savannengebiet mit ſeinen weiten Gras⸗ flächen. Die dortigen Eingeborenen ſind freilich mißtrauiſch und verſchloſſen, den Europäern haben ſie oft genug mit ihrer Neigung zu Aufſtänden Sorge bereitet, und man darf im Verkehr mit ihnen nie vergeſſen, daß ſie die Nachkommen von Kannibalen ſind. Mais, Fleiſch und Heuſchrecken bilden ihre Nahrung. ö In Mittelangola gibt es einzelne Kaffeeplantagen, die deutſchen Pflanzern gehören, denen die Einſamkeit dieſer Gegend nichts anhaben konnte. Für tropenkranke Koloniſten gibt es ſogar ein kleines deutſches Spital. Beſſer aber als alle Krankenpflege iſt für den Europäer die Vorbeugung, die darin beſteht, daß er alle zwei Jahre Heimaturlaub nimmt und ſeine Geſundheit in der gemäßigten Zone wieder auffriſcht. Mit den. Kleinſiedlern kommen die Deutſchen gut aus. Die Neger ſind vielfach ihre Plantagen⸗ arbeiter, wenn die modernen Eingeborenen es nicht vorzie⸗ hen, eine eigene Landwirtſchaft zu betreiben und ihre Er⸗ zeugniſſe an die portugieſiſchen Händler zu verkaufen, denen ſie oft hundert Kilometer weit entgegengehen, um ihnen eine Ker ge Menge Honig oder drei Hühner zu verkaufen. Geht r Neger auf eine ſolche Reiſe, ſo nimmt er nicht nur bei⸗ nahe ſeine ganze Wirtſchaft mit, ſondern er legt vor allem auch europäiſche Kleidung an. Die entſcheidende Rolle ſpielt 12 ihn die lange Hoſe, dann folgt als höhere Eleganz der eife Hut, und wer ganz beſonders vornehm ſein will, trägt beim Betreten einer Stadt ſogar Schuhe. Nicht ſelten kann man im Inneren Afrikas heute ſchon beobachten, wie ſich zwei Neger nach europäiſchem Vorbild mit Händedruck und Verbeugung begrüßen, jeder Zoll ein Gentleman. Noch weiter ſüdlich bieten ſich in Angola ſo vorzügliche Lebensbedingungen, daß der Weiße ſogar jahrzehntelang Dort leben kann, ohne die Europatour antreten zu müſſen. D ie Zigarre J, Von Otto Ehrhart⸗Dachau Neulich traf ich in München Blurry wieder, Blurry, den famoſen kanadiſchen Sportsmann und Jäger, mit dem ich ſeinerzeit in Hojdalen Ryper jagte. Wir hatten uns viel zu erzählen. Jeder war im Krieg geweſen. Er als Leutnant auf der anderen Seite. Aber das hinderte uns nicht, daß wir uns einer über den andern unbändig freuten. Abends hatten wir gegeſſen, guten Wein getrunken und uns eben friſche Zigarren angeſteckt, die wie freundliche Glühwürmchen aus der warmen, verſchlafenen Dämmerung winkten. Blurry ſah mich nachdenklich an und meinte: „Wenn ich jemanden im Dunklen rauchen ſehe, fällt mir immer die Geſchichte des Leutnants Soleil mit ſeiner Zigarre ein.“ Ich wollte die Geſchichte ſchon hören, aber in einer 2 8 ging mein Zug. Deshalb fragte ich:„Iſt ſie ſehr ang?“ „Kurz, Boy. „Bitte, rauchen Kriegserlebnis. Sie einmal!“ Aber vielleicht willſt du davon nichts mehr hö⸗ 5 an h doch. ang an!“ „Well——— 1917 lagen wir in Reſerve hinter dem 15. kanadiſchen Regiment. Es ging ſehr lebhaft zu. Und es war bisher noch ver⸗ hältnismäßig gut gegangen. Die 15⸗ er aber hatten ka⸗ taſtrophale Ver⸗ luſte. Bei der Ablö⸗ ſung lernte ich Jimmy Soleil ken⸗ nen. Jimmy und ſeine beiden Freunde— But Burberry und Jack 5 Brown, alle drei Leutnants, patente Kerle. Jimmy war ſo ein Junge, den man auf den erſten Blick gern hat. Blond, blauäugig, kräftig unh geſchmeidig. But und Jack waren anders: hart, ſtramm, dunkel, wie Bulldoggen, die ſich durch nichts aus der Ruhe bringen ließen. Im Gegenſatz zu Soleil, der we⸗ der rauchte noch trank, liebten ſie den Alkohol. Sie ver⸗ rauchten täglich ein Quantum Tabak, hinter deſſen Wolken 15 die halbe US A.⸗Marine hätte verſchwinden laſſen önnen. Die Verluſte der 15er waren damals ſo ſtark geweſen, daß ſie einſtweilen unſerem Regiment angegliedert wurden. In dieſer Zeit kam ich den dreien allmählich näher. Unſer alter Kommandeur, der häßliche, ſchiefnäſige Fly, ſchien kein Verſtändnis für Menſchen von der Art Jimmys zu haben. Ein Mannsbild, das weder fluchte noch trank, das nie rauchte und durch nichts aus der guten Laune zu bringen war, war für ihn eben— keines. Es war ihm dabei voll⸗ kommen gleichgültig, daß Jimmy ſeinen Dienſt ebenſogut wie mancher andere oder ſogar noch beſſer verſah. ö So vergingen Monate, ohne daß ſich etwas Beſonderes ereignet hätte. Da geſchah es, daß eine deutſche Patrouille in Jimmys Graben eindrang, die außer den üblichen, ſo begehrten Konſerven auch noch einige Gefangene mitnahm. Fly raſte wie noch nie. Er nahm ſich Jimmy gründlich vor und ſparte nicht mit ungerechten Worten: Das käme eben davon, wenn man Weiber zu Offizieren habe Alles andere hätte er ſagen dürfen, bloß dieſes nicht. Jimmy war bei Gott kein Feigling. Er hatte tapfer gekämpft, einen Streif⸗ ſchuß erhalten und war dann wieder an ſeinen Dienſt ge⸗ gangen, als ob nichts geweſen wäre. Wir empfanden Flys Benehmen empörend. Ein paar Tage ſpäter bei fortgeſchrittener Dämmerung revidierte Fly den Graben im Abſchnitt Jimmys. Nörgelte, lobte, je nach ſeiner Auffaſſung. Ich glaube beſtimmt, daß er gerne Jimmy eines gewiſcht hätte, aber er fand nichts. Er hatte von der Verletzung des Jungen gehört. Da märe es doch nur recht und in Ordnung geweſen, wenn er jetzt etwas Anerkennendes geſagt hätte. Aber er kann es nicht. Es kommt ihm vielmehr vor, als ob hinter dem glatten Geſicht Soleils etwas anderes verborgen wäre. eint er am Ende gar——? No, der alte Fly iſt noch lange kein Etappenſchwein! Wenn er auch nicht ſtändig draußen ſein kann. Er wird es ihm zeigen! Und verbohrt in die plötzliche Idee, zieht er ſeine Zigarrentaſche aus dem Mantel und zündet ſich umſtändlich und weithin leuchtend eine ſeiner ſchweren Braſilzigarren an. Er ſpringt auf den Laufbord. und ehe ihn einer dran hindern kann, ſteht er droben auf dem Graben. Aber es geſchieht nichts. Erſt als er wieder drunten neben Soleil und hinter der ſicheren Grabenwehr ſteht, beſinnen ſich die Deutſchen. Die Schüſſe, die jetzt haarſcharf über den Graben flitzen, nimmt Fly als gern gehörten Beifall entgegen. Er freut ſich, lacht und iſt auf einmal ganz jovial, zieht ſeine dicke Zigarrentaſche und hält ſie dem Leutnant entgegen:„Rauchen Sie?“—„Danke, nein, Herr Oberſt!“—„Bitte, rauchen Sie einmal!“— Soleil überlegt kurz:„Zu Befehl!“ h ã d h TT Bort kann er Gemüſe, Erdbeeren und Aepfel ziehen, doch bleiben die Früchte im allgemeinen wegen der Trockenheit ziemlich klein. In äußerſten Süden der Kolonie wandeln Trockenheit und Hitze das Land ſogar zur regelrechten Steppe, der Schirmakazie und Affenbrotbaum ihr typiſches Gepräge geben. Das iſt das Land der großen Brände, die die Eingeborenen anlegen, um ſpäter ſchöne Weiden zu be⸗ kommen. Viel Wild gibt es in Südargola; Leoparden, Wildkatzen und Geparden ſind beliebte Jagdtrophäen. Der Ackerbau muß naturgemäß unter der Dürre und den häu⸗ figen Heuſchreckeneinbrüchen leiden. Mais und Hirſe ſind die beliebteſten Bodenprodukte. Aus der Hirſe wird ein eigentümliches, wohlſchmeckendes Bier hergeſtellt. Wo der Eingeborene ſich zur Viehhaltung entſchließt, iſt er ein vor⸗ züglicher Züchter, für den das Rind eine 1 0 8 ebenſo große Rolle ſpielt wie die Frau. Sein Viehbeſtand iſt für ihn unantastbar. Die Neger leben in Familienſiedlungen, die ſorgfältig in Wohn⸗ und Viehkrale eingeteilt ſind. Die Frauen der Viehzüchter können ſich an Schmuck nicht genug tun, und turmhohe Friſuren, zuſammengeklebt aus Oel, Erde und den eigenen Haaren gelten als Zeichen beſonderer Vor⸗ nehmheit. Dieſe Stämme ſind erheblich ſelbſtbewußter als die nördlichen. Er nimmt die dargebotene Zigarre. Der Oberſt grüßt kurz und meint, ſchon wieder biſſig, halb im Gehen:„Jetzt können Sie einmal zeigen, daß Sie ein Mannsbild ſind! Wenn Sie wirklich Feuer brauchen ſollten, die Deutſchen werden Ihnen ſicher welches geben!“ Jimmy immer noch die Hand am Helm. Was ſoll das heißen? War das ein Witz oder eine Beleidigung? Er iſt wütend, empört. Man iſt 26 und kein Kind mehr——— Ein paar Stunden waren ſeitdem vergangen. Es iſt Nacht. Eine verhältnismäßig ruhige Nacht. But Burburry hat Dienſt im Nachbargraben. Auf einmal, drüben bei den Deutſchen Kommandos und Geſchrei. Schüſſe. platzende Handgranaten. Iſt eine Patrouille draußen? Niemand weiß etwas. Vom Abſchnitt Soleil iſt zwar keine Antwort zu be⸗ kommen. Aber ein Melder iſt unterwegs. Eine Weile knallt es noch, dann wird es wieder ſtill. Leuchtraketen ſteigen. Es iſt wie vorher. Bloß geſpannter, und der Mond iſt hinter die Wolken gegangen. Der Nordkanadier Iverſen aus Dawſon, der lange Fell⸗ jäger war, iſt letzter Poſten des Flügels, der dem Abſchnitt Soleil am nächſten ſteht. JIverſen hat verdammt gute Augen. Er ſieht einen roten Funken auf dem Feld. Zuerſt war er da, nun iſt er dort verſchwunden. Aus einem Granattrichter leuchtet es rötlich herauf. Weiß der Teufel, was iſt das? Denn es wird doch wohl keinen geben. der zwiſchen zwei Schützengräben mit der brennenden Zigarre ſpazierengeht? Da muß etwas los ſein. Jverſen denkt: Dazu biſt du dal Wenn es wiederkommt, wirſt du feuern. Und ſchau— da iſt es ja wieder, ſchon bedeutend näher. Der Soldat bringt Kimme und Korn in Linie, atmet ruhig aus, faßt an und läßt fliegen:„Päng!“ Und der Funken verſinkt. Draußen winſelt etwas. Jverſen freut ſich, daß er ge⸗ troffen hat. Nach einer Weile ſchreit es:„But!“—„Gott⸗ verdammich!“—„But“ und noch einmal ſchwächer:„But!“ Iverſen ahnt, daß er etwas Dummes gemacht hat. Er gibt die Meldung weiter. Draußen liege einer und ſchreie „But!“ Er hätte vorher vorſchriftsmäßig auf eine dunkle, ſich bewegende Maſſe mit einem roten Funken gefeuert. Auf einmal iſt auch der Melder da und berichtet, daß Leutnant Soleil, ein Corporal und zwei Leute abgängig wären. But kriecht mit zwei Leuten durch den Draht. Sie fin⸗ den Jimmy und bringen ihn noch vor Tag herein. Ein⸗ ſchuß in die Schulter, Ausſchuß am Knie, alſo quer durch den ganzen Leib. Jimmy lebt noch. Er deutet mit den Augen auf die Taſche, und But zieht verſtändnislos eine an⸗ gerauchte, halbzerquetſchte Zigarre hervor. Auf des Jungen Mund blühen rote Roſen. Jedes Wort iſt rot:„Für den Oberſt! Deutſches Feuer——— Grüß—— Jack Farwell—— But—— Endlich iſt es aus. But Burburry, der harte, hundſchnäuzige, ſaufende und fluchende Soldat, But, das Mannsbild— heult. Er heult und ſchämt ſich nicht, daß er es ſozuſagen vor verſammelter Mannſchaft tut. Vier Tage darauf fiel der Oberſt Fly. Er war wieder auf den Graben geſtiegen. Kein Schwein hatte ihn daran gehindert, und kein Hahn krähte ihm nach. Wir haben ihn redlich gehaßt. Heute denke ich milder in der Sache. Stabs⸗ arzt Down, ein Jugendfreund Flys. hat mir nach dem Kriege erzählt, daß Jimmys bildſchöne Mutter einmal die Verlobte Flys geweſen ſei. Sie hätte die Verlobung wieder aufgelöſt, nachdem ſie Soleil kennengelernt hatte. Er ſagte, Jimmy ſei das abſolute Ebenbild ſeines Vaters geweſen—“ „Das iſt die Geſchichte von der Zigarre des Leutnants Soleil“, ſchloß Burry. —— Es war eine milde Nacht geworden. Wir wußten uns nichts mehr zu erzählen. Manchmal ſah ich des Freundes Zigarre im Dunkeln ſchimmern, und mir war zumute, als ſei ich bei allem, was er mir erzählte, gegenwärtig geweſen Sie finden Jimmy und bringen ihn noch vor Tag herein. Kommt der Europäer auf einer Fahrt durch Angola ſchließlich wieder an die Küſte, ſo fällt ihm immer von neuem die dürftige Vegetation dieſer Landſtrecke auf, deren Bewohner ſich einzig von dem Fiſchreichtum ernähren kön? nen, der an Ort und Stelle in modernen Fabriken zu Kon“ ſerven und Räucherwaren verarbeitet wird. Das Küſten? land hat nur wenige Oaſen mit Palmenbeſtand. Die Sied⸗ lungen außerhalb dieſer Oaſen ſind mit ſtarken Mauern ver“ ſehen, die den Wüſtenſand abhalten ſollen. Landſchaftliche und wigechelaice wedmgungen ind nicht unbedingt günſtig für deutſche Auswanderer und Ar beitsloſe, bilden aber eine Fülle von Möglichkeiten für den der ein gewiſſes Kapital mitbringt, 1 geeignet! und ſich dem Kampf mit der Einſamkeit, ohne Freunde, ohne fügte ohne die geringſte menſchliche Hilfe gewachſen Eure Kinder kämpfen gegen Hunger und Kalte Steht nicht abſeits! FCC e 1 n S. A — — 22