0 „Het jung 0 2. Blatt zu Wr. 291 Mittwoch, 13. Dez. 1933 Berlin, 12. Dezember. Staat und Partei ſind eins, tatſächlich und geſetzlich. Das Treuegelöbnis, das am Abend vor der erſten 7 * Sitzung des neuen Reichstages die Abgeordneten der N SAP in die Hand Adolf Hitlers ablegken, hatte daher diesmal eine ganz beſondere Bedeutung. Die Bin fung der neuen Reichstagsmitglieder iſt doppelter Art; es iſt die der Kämpfer an ihren Führer und der Volksvertreter an ihren Kanzler. Der Auftakt zur erſten Sitzung, ebenſo bedeu⸗ tungsvoll wie dieſe ſelbſt, ſah den Führer inmitten ſeiner Setreuen. Nach der Begrüßung durch Reichsminiſter Dr. Frick, der die weltgeſchichtliche Leiſtung Adolf Hitlers, die en des deutſchen Volkes zur Nation, feierte, nahm der Führer ſelbſt das Wort. In einer außerordentlich eindrucksvollen Anſprache entwarf er ein Bild der großen geſchichtlichen Aufgabe, vor die die nationalſozialiſtiſche Staatsführung heute geſtellt ſei und die ſie verantwortungsbewußt in Angriff nehme. Einleitend gab er einen kurzen Rückblick auf den 15jährigen Kampf der nationalſozialiſtiſchen Bewegung ſeit der No⸗ vemberrevolte des Jahres 1918. Nachdem es nunmehr ge⸗ lungen ſei, den Marxismus und ſeinen Wegbereiter, die antinationale Demokratie, von Grund auf zu beſeitigen, werde keine Macht in Deutſchland mehr den von der natio⸗ nalſozialiſtiſchen Bewegung erkämpften wahren Volksſtaat ſtürzen können. Der nationalſozialiſtiſche Staat ſehe das Weſen der Führung nicht nur darin, beharrlich einem Ziele zuzuſtreben, ſondern auch in der Fähigkeit, ſchnelle Entſchlüſſe zu faſſen. Unter dieſem Geſichts⸗ punkt ging der Führer ſodann auf die Entſcheidung des 14. Oktober und ihre 1 im einzelnen ein. Dem deutſchen Volke ſei am 12. November ein 1 Erfolg beſchieden geweſen, der einzigartig ſei in der Ge⸗ ſchichte der Völker. An dieſem Tage, ſo rief der Führer unter ſtürmiſcher Zuſtimmung aus, hätten wir bewieſen, daß wir ein anſtändiges und bis ins Innerſte geſundes Volk ſeien. Bei welchem anderen Volke wäre eine ſo tief⸗ gehende entſcheidenden Wendung innerhalb weniger Mo⸗ nate nach einer politiſchen Umwälzung möglich geweſen? Statt der Waffen, die uns fehlten, hätte uns der 12. November dies einzigartige Vild der Kraft eines geſchloſ⸗ ſenen Volkes gegeben. Das Volk habe dabei ſein Ja nicht nur der Regierung geſprochen, ſondern auch der herrſchen⸗ den Partei. Das Schickſal habe einer einzigen Bewegung die ganze Macht in die Hand gegeben. Die NSDAP habe erreicht, wofür ſie 14 Jahre gekämpft habe. Dafür habe ſie aber auch vor der Geſchichte eine unerhörte Ver⸗ 4 antwortung übernommen. Denn auf ihr ruhe heute das Schickſal der ganzen deutſchen Nation, und ſie habe nun Au erfüllen, was Jahrhunderte gewollt und erſehnt haben. Wir alle ſeien vergänglich, aber Deutſchland müſſe leben und damit es lebe, müßten über alle Tagesfragen hinweg beſtimmte Vorausſetzungen geſchaffen werden. Ueberliefe⸗ 7 75 7 15 515 n 11 1 1 0 kungen der Vergangenheit, die nicht wertvoll ſeien für die Zukunft des Volkes, könnten für uns nicht als bindend an⸗ geſehen werden. Die Bewegung habe ſich zu fühlen als die Begründerin einer neuen Tradition in unſerem Volke. „Dieſes Votum hal Euch verpflichtet, die Vorausſet⸗ zungen zu ſchaffen für einen Neubau der Nakion auf Jahr- hunderle hinaus.“ Dieſe Bewegung müſſe ſich kurmhoch über kleine Geſichtspunkte hinausheben. Die Möglichkeiten, die uns heute gegeben ſeien, kehrten vielleicht in Jahrhun⸗ derten nicht zurück.„Wir alle werden einmal gemeinſam 5 gewogen und gemeinſam beurteilt. Entweder werden wir gemeinſam dieſe Prüfung beſtehen, oder die Geſchichte wird uns gemeinſam verdammen!“ Die Geſchichte ſolle einmal von uns ſprechen als einer Generation von Männern, die — mutig, beharrlich und zäh nur an ihr Volk gedacht aben. f Der Führer erinnerte an die kühnen, von der Vergan⸗ genheit völlig losgelöſten Prinzipien, von denen unſer gigantiſcher Kampf bisher getragen war. Aus dieſer Ent⸗ wicklung gelte es heute die letzten Konſequenzen zu ziehen. Der neue Reichstag habe die Aufgabe, I. mit ſeiner Autorität die große Aufbauarbeit der natio⸗ 4 1 2 nalſozialiſtiſchen Staatsführung zu unterſtützen und g 3 die Partei die lebendige Verbindung zum Volke zu ſein. g Wenn dieſer Reichstag ſeine Pflicht erfüllt, werden wir 1 tuhig und mit Zuverſicht in vier Jahren wieder vor das 7 15 Volk treten. Er ſei überzeugt, daß es uns dann ein neues und vollkommeneres Vertrauensvotum ausſtellen werde. Der Führer erklärte, daß er immer an das Volk appellieren werde, allein ſchon deshalb, damit die Bewegung ebenſo elaſtiſch leibe wie bisher und etwaige Fehler, die ihr unterlaufen, rechtzeitig erkenne. Der Reichstag ſei ein junger Reichs⸗ tag, und durch dieſen immer ſich wiederholenden Appell 1 werde dafür geſorgt werden, daß die Jugend nicht gusſterbe in dieſen Reihen. Von dem neuen Reichstag maſſe es dereinſt heißen, daß er der age kühnſte geweſen ſei und die großen Aufgaben der Geſchichte, an denen Jahrhunderte geſcheitert ſeien, gelöſt habe. Von fedem von uns müſſe erwartet werden, daß er ein Kämp⸗ er ſei— mutig, gerade, trotzig und treu— bis zum letzten * Atemzug«⸗. 9 Der Führer ſprach von der unerhörten Macht dieſes kleinen Wortes„treu“. So wie er der Bewegung die Freue gehalten habe, ſo verlange er von jedem, daß er ihm die Treue halte. Dann würden wir als eine Gemeinſchaft berſchworener Männer in die Geſchichte eintreten. Als der Führer unter begeiſtertem Beifall ſeine Rede beendet hatte, legte Reichsminiſter Dr. Frick im Namen der bverſammelten nationalſozialiſtiſchen Reichstagsabgeordne⸗ en dem Führer das feierliche Gelöbnis in die Hand, in unverbrüchlicher Treue in guten und böſen Ta⸗ gen zu ihm zu ſtehen. ſte und kühnſte Neichstag“ Wartezeit und Zwiſchenbeſchaftigung Verbeſſerungen in der Arbeitsloſenverſicherung. Der Reichsarbeitsminiſter hat durch Verordnung die Wartezeiten in der Arbeitsloſenverſicherung erheblich abge⸗ kürzt. Dieſe beträgt nunmehr: g 1 14 Tage bei Arbeitsloſen ohne zuſchlagsberechtigte An⸗ gehörige(bisher 31 Tage), 5 7 Tage bei Arbeitsloſen mit einem, zwei oder drei zu⸗ ſchlagsberechtigten Angehörigen(bisher 14 Tage), 3 Tage bei Arbeitsloſen mit vier oder mehr zuſchlags⸗ berechtigten Angehörigen(bisher 7 Tage,). Ferner mußte nach den bisherigen Vorſchriften jedes⸗ mal eine neue Wartezeit zurückgelegt werden, wenn die Zwiſchenbeſchäftigung ſechs zuſammenhängende Wochen ge⸗ dauert hatte. In Zukunft wird die einmal zurückgelegte Wartezeit auch dann noch angerechnet, wenn die Zwiſchen⸗ beſchäftigung nicht länger als 13 Wochen gedauert hat. Auch den Notſtandsarbeitern, die bekanntlich in der Regel 13 Wochen lang beſchäftigt werden, wird alſo in Zukunft eine neue Wartezeit erſpart. Die im Arbeitsdlenſt geleiſtete Arbeit wird durch die neue Verordnung beſonders anerkannt. Die neue Ver⸗ ordnung heſtimmt, daß im Anſchluß an eine mindeſtens ſechsmonatige Beſchäftigung im Freiwilligen Arbeitsdienſt keine Wartezeit in der Arbeitsloſenverſicherung zurückzu⸗ legen iſt. Die neue Verordnung tritt am 18. Dezember 1933 in Kraft. i Steuerfreiheit für Weihnachtsgeſchenke an Arbeitnehmer Wegen der Vorausſetzungen, unter denen Weihnachts⸗ geſchenke frei von Lohnſteuer, Eheſtandshilfe und Schen⸗ kungsſteuer bleiben, ſind bei denzenigen Volksgenoſſen, die den Runderlaß vom 30. November 1933 nicht vollſtändig geleſen haben, Zweifel aufgetreten. Hinſichtlich der Steuer⸗ freiheit für Weihnachtsgeſchenke von Arbeitgebern an ſolche Arbeitnehmer, deren vereinbarter Arbeitslohn 3600 Mark jährlich nicht überſteigt, gilt das folgende: 1. Beträgt der Wert des Weihnachtsgeſchenkes im Ein⸗ zelfall weniger als 25 Mark, ſo iſt dieſe einmalige Zuwen⸗ dung in jedem Fall ſteuerfrei. Dabei iſt es ohne Belang, ob die Zuwendung in bar oder in Sachen erfolgt. 2. Beträgt der Wert des Weihnachtsgeſchenkes im Ein⸗ gelfall 25 Mark oder mehr, ſo iſt die Steuerfreiheit an die Vorausſetzung geknüpft, daß jede vollen 25 Mark in Be⸗ darfsdeckungsſcheinen gegeben werden und nur der über 25 Mark oder ein Vielfaches davon hinausgehende Teil in bar oder in Sachen gegeben wird.(Beiſpiele: 30 Mark, da⸗ von 25 Mark in einem Bedarfsdeckungsſchein und 5 Mark in bar oder in Sachen.— 65 Mark, davon 50 Mark in zwei Bedarfsdeckungsſcheinen zu je 25 Mark und 15 Mark in bar oder in Sachen). Wenn der durch 25 teilbare Reichs⸗ markbetrag nur zum Teil in Bedarfsdeckungsſcheinen ge⸗ geben wird, ſo iſt der in bar oder in Sachen gegebene Teil ſteuerpflichtig(Beiſpiele: 50 Mark, davon 25 Mark in einem Bedarfsdeckungsſchein und 25 Mark in bar oder in Sachen. Die zweiten 25 Mark ſind ſteuerpflichtig, weil ſie nicht ebenfalls in einem Bedarfsdeckunasſchein gegeben werden. 80 Mark, davon 25 Mark in einem Bedarfsdeckungsſchein und 55 Mark in bar oder in Sachen. die 55 Mark ſind ſteuerpflichtig, weil der in dieſem Rahmen durch 25 teilbare Reichsmarkbetrag nicht ebenfalls in Bedarfsdeckungsſchei⸗ nen gegeben wird. Steuerfrei würden auch die 55 Mark ſein, wenn ſie nicht voll in bar oder in Sachen gegeben würden, ſondern nur in Höhe von 5 Mark und die 50 Mark in zwei Bedarfsdeckungssſcheinen zu ſe 25 Mark). 3. Bedarfsdeckungsſcheine ſind bei den Finanzämtern erhältlich. Jeder Arbeitgeber, der im Einzelfall Geſchenke im Betrag von 25 Mark oder mehr als 25 Mark geben will, muß ſeinen Bedarf an Bedarfsdeckungsſcheinen beim Finanzamt unverzüglich anmelden, weil die Finanzämter Vorräte an Bedarfsdeckungsſcheinen nicht unterhalten. Die Bedarfsdeckungsſcheine können zu beliebiger Zeit, auch noch im Jahr 1934, zum Einkauf von Kleidung, Wäſche und ſonſtigen Gebrauchsgegenſtänden verwendet werden. Es ſei wiederholt auf den vollſtändigen Wortlaut des Erlaſſes, der in den großen Tageszeitungen erſchienen iſt, hingewieſen. Außerdem ſind die Finanzämter gern be⸗ reit, Auskunft zu erteilen. f Inbetriebnahme deutſcher Großrundfunkſender Der neue Großrundfunkſender Berlin auf Welle 832 193(360,2 m) mit 100 kW Traͤgerwellenieiſtung wird am 20. Dezember anſtelle des bisherigen Witzlebener Senders in Betrieb genommen. Um die Rundfunkteilnehmer im Berliner Oſten an den neuen Sender zu gewöhnen, bleibt der Rundfunkſender Berlin O., der künftig wegfallen wird, noch bis zum 2. Januar 934 wie bisher in Betrieb.— Der auf 100 kW verſtärkte Großrundfunkſender München wird gleichfalls am 20. De enber auf Welle 716 H3 (19 m) wieder endgültig in Dienſt geſtellt.— Um ouch den Rundfunkteilnehmern in Württemberg und Baden über die Feiertage wieder einen lautſtarken Rundfunk⸗ empfang zu ſichern, wird der Hroßrundfunkſender Mü hl⸗ ad er mit 100 kW auf Welle 563 kHz(532 m) vom 20. De⸗ zember bis 7. Januar in vollen Betrieb geſtellt. Da jedoch der Turm und die neue Antenne infolge der vorübergehen⸗ der Wiedereinſtellung des Senders während der Wahlen und infolge der inzwiſchen eingetretenen ungunftigen Wet⸗ terlage am 20. Dezember noch nicht fertig ſein kann muß vom 8. Januar ab vorübergehend eine Zeitlang wieder der Crſatzſender Stuttgart⸗Degerloch auf der neuen Welle 563 kHz(532 m) an ſeiner Steile betrieben werden. Es wird aber angeſtrebt werden, den Einſatz dieſes Erſatzſenders auf die Tagesſtunden zu beſchranken und auch während des Fortganges der Bauarbeiten den Großſender abends in Betrieb zu halten.— Der neue, auf 5 kW cverſtärkte Rundfunkſender Freiburg t. B wird vorausſichtlich am 20. November im Gleichwellenbetrieh mit Frankfurt am Main auf Welle 1157 kHz(259,3 m) in Dienft geſtellt werden. Um die Rundſunkteilnehmer an den Uebergong auf die neue Welle zu gewöhnen, wied der bisherige Frei⸗ burger Sender auf ſeiner alten Weile 527 kHz(560 m) noch bis zum 14. Januar 1934 neben dem neren Sender in Be⸗ trieb bleiben. 1 5 Wandern iſt not! Von Profeſſor Dr. Werner⸗ Darmstadt, Reichsführer der deutſchen Gebirgs⸗ und Wandervereine. Wenn es des Wandersmannes beſtes Teil iſt, daß er, in tiefſter Seele treu, ſeiner Heimat allezeit verbunden bleibt, ſo ziert es ihn nicht minder, auch dem Freunde ſein Herz zu bewahren, der ihm neben der äußeren Landſchaft des Lebens 1 auch das Land der Seele erſchloß, und iſt ſein Wanderverein! 5 ö Wohlfeil gibt er und doch gut, vieles ſchenkt er vielen. Wandern iſt ohne gute Füße nicht möglich, wird aber erſt werthaft mit aufnahmebereiter Seele. Wandern iſt eine rechte Angelegenheit des deutſchen Gemütes, die ſich um ſo tiefer auswirkt, je weniger ſie zu äußerer Ekſtaſe führt. Deshalb iſt es eine reine Pflicht der Dankbarkeit, dem ſelbſtlos Volks⸗ dienſt übenden Wanderverein nicht aufzuſagen, ſondern darin zu bleiben. Ich weiß, der Vereine ſind viel, und alle wolle ihre Beitragszeichen haben. Aber wenn„alles rennet, rettet, flüchtet“— der Wanderer ſei beharrlich und bleibe ſeinem Bunde getreu. Weil der Wanderverein ihm Schirm und Hort und Arznei für Leib und Seele war, ſollte das ein⸗ fachſte Gefühl der Pietät den Wanderfreund davor bewahren, den geweihten Grund der in Vereine gebundenen 15 1 15 Wanderſchaft zu verlaſſen. Insbeſondere gilt das als Mah⸗ mung an die oberen Zehntauſend, die, obgleich nothaft Zeit immerhin noch ferneſtehend, meiſt am raſcheſten bei der Hand ſind, ihre Vereinsaufkündigungen mit dem Wanderklub be⸗ ginnen zu laſſen und damit eine Gliederung zu gefährden, die mehr als die meiſten anderen Bünde der Volksge⸗ meinſchaft und der Bekämpfung des Klaſſen⸗ geiſtes gedient hat. 5 Wenn ſich die Hunderttauſende deutſcher Wanderer mit Stolz zu den Wegbereitern des Dritten Reiches zählen dürfen, ſo iſt auch heute und morgen und in alle Zukunft hinein ihre Sendung nicht erſchöpft, ſondern heute und morgen und in alle Zukunft hinein braucht Deutſchland neben der Körper⸗ ſtählung die Seelenformung. Auf den unſichtbaren Grund⸗ mauern einer ohne großen Aufwand geleiſteten Erziehungs⸗ arbeit am deutſchen Innenleben baut ſich Germanias Dom auf. a f „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“. Wir deutſchen Wan⸗ dersleute haben dieſen ſchönen Bekenntnisſatz längſt vertre⸗ ten; wir haben Wege angelegt und gekennzeichnet, Türme und Schutzhütten gebaut, Karten und Führer herausgegeben, dem Ganzen zum Heile. 1 und koſtſpielig war unſere Ar⸗ beit; teuer vor allem Bau und Erhaltung der Klubhäuſer und Jugendherbergen. Trotzdem geſchah dies alles, geſchah ſelbſtlos und ohne jeden materiellen Vorteil, getragen ledig⸗ lich vom Bewußtſein und herben Glück der treulich erfüllten Pflicht. And der Ruf:„Lernt erſt Deutſchland kennen und dann das Ausland! Er wandert eure Heimat und Vaterland!“ iſt der Heroldsruf der deutſchen Gebirgs⸗ und Wandervereine von jeher geweſen, iſt eine von uns Wanderern ſtets redlich erfüllte nationale Aufgabe. Darum weiß die deutſche Reichsregierung, was ſie am rechten deutſchen Wanderertum hat, deshalb wiſſe die Na⸗ tion, was ſie dem deutſchen Wanderertum verdankt! Und darum heißt die Parole: Nicht heraus aus den deutſchen Wandervereinen, ſondern hinein! Hinein in dieſe Horte ſeeliſcher Aufwärtsentwicklung, hinein in dieſe Stätten edel⸗ ſten Strebens und redlichſten Bemühens um den deutſchen Aufbau! Deutſche Wandersleute bleibt dem Beſten in euch etreu! Euch rufen immer wieder aufs neue Heimat und aterland zu: Wandern iſt not! Wandervereine find not! J dieſer Freund In dem Gebiet zwiſchen Rhein, Main und Neckar und ſüdlich des Neckars bis in die Gegend von Bruchſal arbeitet ſeit 52 Jahren der Odenwaldklub, ſüdlich davon bis zur Schweizer Grenze der Schwarzwaldverein. Beide Vereine umfaſſen Zehntauſende von Mitgliedern und meh⸗ rere hundert Ortsgruppen. Dieſe, die über das ganze Gebiet zerſtreut ſind, geben allen Wanderfreudigen reiche Möglich⸗ keiten, im Kreiſe froher Kameraden regelmäßig genußreiche und wohlvorbereitete Wanderungen in die Heimat zu unter⸗ nehmen. Darüber hinaus unterhalten die Vereine ein farbiges Wegbezeichnungsnetz, zahlreiche Ausſichtstürme, Schutzhütten, Tempel, Ruheplätze, Brunnen⸗ und Quellenanlagen, ſorgen ſie für Erhaltung und Wiederbelebung alter Sitten und Ge⸗ 5 5(Volkslied und Tanz, Trachten, Heimatmuſeen), für Naturſchutz geben ſie Auskünfte in allen touriſtiſchen Fragen ihres Arbeitsbereiches, arbeiten ſie an der Erſchließung ihres Gebietes für den Wanderer durch Herausgabe von Karten, Führern verſchiedenſter Art. Es iſt alſo Pflicht jedes heimat⸗ liebenden Freundes der Natur und des deutſchen Wanderns, die gemeinnützigen Beſtrebungen der Wandervereine durch 1 und Leiſtung des geringen Jahresbeitrages zu unter⸗ en . 5 5 Handel und Wirtſchaſt (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt vom 12. Dezember: Auf⸗ trieb: 138 Ochſen, 120 Bullen, 360 Kühe, 302 Färſen, 702 Kälber, 31 Schafe und 1994 Schweine. Es erzielten in Reichsmark per 50 Kilo Lebendgewicht: Ochſen a) 30 bis 32, 23 bis 25, 26 bis 29, 23 bis 25; Bullen a) 28 bis 30, 24 bis 27, 22 bis 24; Kühe a) 26 bis 29, 22 bis 25, 17 bis 20, 11 bis 16; Färſen a) 30 bis 33, 26 bis 29, 23 bis 25; Kälber Sonderklaſſe ohne Notiz, andere Kälber a) 39 bis 42, 35 bis 38, 28 bis 34, 22 bis 27; Schweine b) 50 bis 53, 46 bis 51. Marktverlauf: Großvieh mittel, geräumt, 185 0 lebhaft, geräumt; Schweine mittel, beſte Ware ge⸗ ucht. Mannheimer Pferdemarkt vom 12. Dezember: Der Pferdemarkt war mit 116 Arbeitspferden und 45 Schlacht⸗ pferden beſchickt. Man bezahlte pro Stück: Arbeitspferde 300 bis 900, Schlachtpferde 25 bis 120 Mark. Marktverlauf: mit Arbeitspferden ruhig, mit Schlachtpferden mittel. Berliner Deviſenkurſe vom 12. Dezember. 1 Pfund Sterling 13.685, 1 Dollar 2.687, 100 holl. Gul⸗ den 168.68, 100 Belga 58.20, 100 Lire 22.02, 100 dän. Kronen 61.09, 100 norw. Kronen 68.78, 100 franz. Francs 16.40, 100 tſchech. Kronen 12.435, 100 Schweizer Franken 91.11, 100 Peſetas 34.27, 100 ſchwed. Kronen 70.58, 100 öſterr. Schilling 48.05. 0 Soͤeun stiller, freudvoller Advent Nun geht ein Freuen durch die Weit. Nicht laut, nein, köſtlich ſtill, Das allerorts ſein Licht hinſtellt, Weil Chriſtkind kommen will. Run geht ein Freuen durch die Welt, Ganz zart und andachlsvoll, Das Kripplein wird bereitgeſtellt, Drin Chriſtkind ſchlummern ſoll. Wohl muß man da fein ſtille ſein, Doch fingen darf man ſchon; Jedwedes Lied ſchmückk's Krippelein Dem heilgen Goltes ſohn. Jaedwedes Lied, im Dank gebracht, Webt ihm am Winkelkleid. And alle Lieb, nur ſtill gedacht, Macht ihm den Weg bereit. Nun geht ein Freuen durch die Welt, Gut dir auch, Herze mein, Biſt du doch auch von Goll beſtellt Zu Chriſtus Krippelein! a M. Feeſche(aus Himmelsglanz.) SS SSS SSS SS SSS Erinnerung Vom erſten Schnee bis zum ſtrahlenden Chriſtbaum iſt ein kleiner Sprung. Für uns Exwachſene wenigſtens. Den Kleinen wollen die Tage recht langſam vergehen, denn je größer die Sehnſucht auf ein fernes Ziel iſt, umſo ungeduldiger werden ſie. Aber das Sehnen nach dem ſchönſten aller deutſchen Feſte haben wir ja mit unſeren Kindern gemeinſam. Ein bitterſüßes Kraut iſt die Sehnſucht! Sie weckt Freude und Weh zugleich in unſerer Bruft. Die Freude auf das Wale iſt in je⸗ dem, der überhaupt noch Ideale im Herzen trägt, ungemindert ſtark, in ihren Kindern er⸗ leben die Eltern alles Wied er Geſchehen immer wieder von neuem. Aber es kann nicht die gleiche ungeſchmälerte Kinderfreude lein, denn vor mancherlei kleinen und großen Sor⸗ gen gilt es, die Augen gewaltſam zu verſchlie⸗ ßen. i f Mit tauſend Armen greifen wir zurück in unſere eigene Kindheit, um noch einmal jene ſorgenfteie Kinderweihnacht feiern zu können; taufendfach zerrt die Sehnſucht an unſerem Herzen, ſelbſt noch einmal als Kind von ge⸗ liebten Eltern am Chriſtbaum beſchenkt zu werden. Doch kanns nicht 5 Der Menſchen Münſche ſind ſo viele, daß ſie nun einmal auch vom gütigſten Schickſal nicht reſtlos erfüllt wer⸗ den können. Es wäre ſchlecht beſtellt, wenn uns nicht jenes Sichbeſcheiden zu Hilfe käme, das uns oft genug Retter in der Not iſt. Können wir daher auch nicht immer Kind bleiben, ſo können wir doch die Vorratskam⸗ mern der Erinnerung in unſerem Herzen öffnen und mit weiſer Sparſamkeit von dem Schatze leben, der dort ſeit unſerer Kindheit aufbe⸗ wahrt iſt. So ſparſam, daß der Vorrat bis an unſer Lebensende ausreicht und uns unter jedem Weihnachtsbaum von dem Reichtum zehren läßt, den wir als unſerer Eltern gelieb⸗ tes Kind aufſpeichern konnten. So darf der erſte Schnee, von unſerer Jugend mit heller Freude begrüßt, auch in Deinem Innern den frommen Zauber aus⸗ löſen, der Dich durch die Adventszeit trägt bis zu der Stunde, da in der Chriſtnacht ſtill und feierlich die Lichter aufflammenn. ———— Glütkfelige Zeit Es iſt ein eigen Ding um das Advents⸗ erlebnis. Es iſt, als ſei in einem ängſtenden Dunkel ein fernes Licht aufgeglommen und weiſe uns freundlich den Weg, um den wir bangten, den Weg heimwärts zu Geborgen⸗ heit und Frieden. Klein und zaghaft ſcheint es noch zu bren⸗ nen, dies Licht— aber je weiter wir den Adventsweg voranſchreiten, deſto heller und deſto heimlicher wird es uns leuchten— bis wir es eines Tages erhöht und ſtrahlend ſehen werden, ſtehend über der Krippe zu Bethle⸗ em. Niemals wohl hat das Adventserlebnis einen zarteren und rührenderen Ausdruck ge⸗ funden als in jenem ſchlichten alten Lied von der Jungfrau Maria, die durch den ver⸗ dorrten Wald ſchreitet: „Was trug Maria unterm Herzen? Ein kleines Kindlein ſonder Schmerzen.“ „Als das Kindlein durch den Wald getragen, Da haben die Dornen RNoſen getragen“. So deutete eine myſtiſch⸗ naturverbundene Frömmigkeit das Geſchehen dieſer Zeit, ſo iſt Advent: Verdorrte Zweige tragen wie⸗ der junge Blüten. Verſchüttete Quellen be⸗ ginnen im Menſchenherzen wieder auf⸗ zubrechen und zu ſpringen. Verſchloſſene Pforten tun ſich auf: Wie, über ein kleines Fichtenreis können wir uns freuen? Dankbar ſein können wir noch für ein kleines Lied? Können noch ſo recht innen froh ſein über eine liebevolle Gebärde des anderen oder über kam, ſaß Urſula am Fenſter und Manchmal war es hauchfeine Wäſche, manch⸗ mail waren es derbe Küchentücher, in die ſie mit ihren geſchickten Händen verſchlungene Mo⸗ nogramme ſtickte. und manchmal kamen ihr ſo Gedanken, wie es wohl wäre, wenn ſie eine kleine Heimlichkeit, die wir im Her⸗ zen tragen, um den andern zu erfreuen? Wahrlich, all das gibt es noch, und es muß wohl ſo ſein, daß jene Pforte den Weg zum Himmelreich weiſt, und wenn ſie ſich auch nur einen Spalt weit auftun mag— allen Guten und Frommen, allen denen, die in ihrem Inneren noch ein wenig von jener Einfalt der Kinder und der Köhler haben, iſt der Spalt doch groß genug, um durch ihn hin⸗ ö 5 einen Blick zu tun auf Gottes Herrlich⸗ keit. Adventszeit— Leben erweckende, glückliche Zeit! N —— Gegenüber Jeden Tag, wenn der alte Herr Rat heim⸗ nähte. einmal ihre eigene Wäſche ſtickte, Stück um Stück. Wer ſollte nach ihr fragen, dem armen Ding, oder im vierten Stock der kleinen Straße. Jeden Tag ſah ſie den alten Herrn Rat heimkommen, Sie ſah, wie er um die Ecke bog, wie er langſam die Straße heraufkam mit dem dicken Stock in der Hand, auf den er ſich ſchwer ſtützte. Und jedesmal, wenn ſie ihn ſo ſah, dachte Arſula: Der Stock muß eine dicke Kugel als Griff haben, aus Elfen⸗ bein oder aus Silber, wie unſer alter Doktor daheim auf dem Lande ſie hatte. Wenn der alte Herr Rat im Haus ver⸗ ſchwunden war, blieben Arſula ein paar Mi⸗ nuten Zeit, ehe ſie ihn wiederſah. Doppelt eifrig flog dann ihre Nadel durch den Stoff. Nun ſtieg er langſam die vier Treppen hin⸗ auf, ganz lagſam, und öffnete droben die Wohnungstür, und dann trat er ans Fenſter, ans Fenſter gegenüber. Sie ſah, wie er ſich liebevoll über ſeine Blumen beugte und jede einzelne betrachtete und ſich an ihren Wachs⸗ tum freute, und wie er zum Fenſter hinaus⸗ ſchaute, auf die kleine Straße hinunter. Dann aber arbeitete ſie fleißig weiter, galt es doch, die verlorene Zeit wieder einzuholen, denn all die Wäſche mußte pünktlich geliefert werden. Auf die Minuten aber, in denen ſie den alten, weißhaarigen Herrn Rat beobach⸗ ten könnte, freute ſie ſich den ganzen Tag, und manchmal dachte ſie, ob ſie wohl auch ein⸗ mal im Alter ſo ſtill eine ſtille Straße ent⸗ lang gehen würde und ſich an blühenden Blu⸗ men in einem kleinen Fenſter freuen——— Aber ſie ſah nicht, daß der alte Mann drüben auch zu ihr hinüberſchaute, hinter der Gardine ſaß er und beobachtete ſie, wie ſie Zeichen um Zeichen ſticte. Jaa um Tag. Und er dachte manchmal: Wie allein ſie g iſt, wie furchtbar allein. Denn niemals war da jemand, der ſie nach Haus geleitete, oder abholte, wenn ſie in den Abendſtunden ein wenig hinausging. Monate vergingen, Winter kam und Früh⸗ ling und Sommer und wieder wurde es Herb Da ſah ſie eines Tages vergeblich auf die Straße hinaus, die Zeit verging. Der alte Herr Nat kam nicht. Urſula erſchrak ſo ſehr, als ſei es ein lieber, ihr ſehr vertrauter Menſch, dem plötzlich etwas zugeſtoßen ſei. Und ſie erkannte, wie ſehr er ſchon zu ihrem ſtillen Leben gehörte. Und dann nach ein paar Tagen war da wieder ein Geſicht bei den Blumen, das ſie betrachtete und ſich an ihnen freute, aber es war nicht der alte Herr Rat, es war ein junger, fröhlicher Menſch, nur ein wenig älter als Urſula ſelbſt. So erſtaunt war ſie, daß ſie hinüberſchaute wie früher und plötzlich er⸗ ſchrak, als der junge Menſch aufſah und ſie mit einem fröhlichen Lächeln begrüßte. Und während ſie ſich tiefer über ihre Arbeit beugte, dachte ſie, wie ſeltſam es ſei, daß da gegen⸗ über, nur ein paar Meter von einem Fenſter zum andern, ein Menſch lebe, mit dem es gut ſein müſſe, zu ſprechen, weil er helle, klare Augen hatte. 5 Sie hörte, daß der alte Herr Rat krank ge⸗ weſen ſei und ſetzt verreiſt und daß ſein Sohn gekommen und nun in ſeiner Wohnung lebe. Da ſah Urſula nicht mehr die Straße hinab, 0 denn ſie wußte, daß ſie lange Zeit würde war⸗ ten müſſen, ehe wieder die große, gebeugte Ge⸗ ſtalt an der Ecke auftauchte. 8 Die Wochen vergingen. Doppelt eifrig ar⸗ beitete Ursula, kein Blick flog hinüber. Und ſo ſah ſie nicht, wie viele Blicke zu ihr herüber⸗ wanderten, wenn ſie ſo eifrig ſtickend am Fen⸗ ſter ſaß. Und wie ein junger Menſch da drü⸗ ben ſann und grübelte, wie er über den Ab⸗ grund hinwegkommen könnte. Und ſchließlich war der alte Herr Rat wie⸗ der da. Ganz zufällig ſah ihn Urſula, als ſie zur gewohnten Zeit einmal zum Fenſter hin⸗ ausſchaute. Da kam er die Straße herauf, ein wenig gebeugter noch als ſonſt und ein we⸗ nig langsamer, und es ſchien ihr, als habe ihr ein Stück ihres Lebens gefehlt und ſei nun wiedergekehrt. Eines Tages hatte ſie wie ſonſt ihre Stik⸗ kereien abgeliefert und wanderte langſam, lang⸗ ö 95 als gewöhnlich, nach Hauſe. Sie freute ich an Sonne und Wärme und machte den Umweg durch den Park, um zehn Minuten, nur um auf der verſteckten Bank am Waſſer zu ſitzen. Um eine Bank 11 ſtanden viele Leute. Und als ſie vorbeikam, ſah ft. ihren alten Herrn Nat ſitzen, tief erſchöpft. Sie erſchrak ſo ſehr, als ſei es ihr eigener Vater, den ſie ſo gefunden und als ſie ſah, wie unſchlüſſig und hilflos die Menſchen herumſtanden, ſagte ſie kurz entſchloſſen,„ich weiß, wo der alte Herr wohnt, ich werde ihn nach Hauſe füh⸗ ren.“ a Mit ruhigen, vorſichtigen Schritten geleitete Urſula nun den Herrn Rat. Sie bogen in die Straße ein, langſam ſtiegen ſie die Treppen empor, und der alte Mann ſtützte ſich ſchwer auf das junge, kraftvolle Mädchen. Sie ſahen es beide nicht, daß hinter den Blumen ein Geſicht auftauchte, erſchreckt zuerſt und dann ſtrahlend froh.—— Vor der Tür wollte Urſula ſich verabſchie⸗ den, aber das ließ der alte Herr Rat nicht zu. So traten ſie ein, Ein großes Zimmer war da und Urſula empfand es irgendwie warm und zu Hauſe, als ſei ſie immer ſchon hier geweſen. und aus dem Schatten trat ein Menſch, von dem ſie ſchon lange glaubte. er ſei nicht mehr in der Stadt, ſtand ihr gegen⸗ über und ſah ſie an und ſie blickte in ſeine hellen fröhlichen Augen. Der alte Herr Rat war vergeſſen, er 010 mit einem ſtillen Lä⸗ cheln auf die beiden Menſchen, die ſo langſam auf ſich zukamen, als müßten ſie über einen tie⸗ 5 Abgrund hinweg, und deren Hände ſich angſam, zögernd ineinanderlegten und dann gar nicht wieder auseinanderfinden wollten. Der alte Herr Nat lächelte ſtill und dachte: ——— mis lauge noch——— gegenüber? 7——— Das weiße Neh Im Vezirt des Oberamtes Rottenburg war ein weißes Reh beobachtet, von den Jagdpächtern geschont, dann aber von einem Förſter er choſen worden. Naturfreunde ha⸗ ben daran Anſtoß genommen. Die Forſtdi⸗ rektion hat auf Anfrage folgenden Beſcheid gegeben: Weiße Färbung der Haut, der Haare, der Schalen und Rotfärbung der Augen ſind bei Tieren Kennzeichen des ſogenannten Albi⸗ nismus. Dieſe Abweichungen von der ge⸗ wöhnlichen Färbung, die von allgemeinem Farbſtoffmangel in den betreffenden Körper⸗ teilen herrühren, können ſowohl einzeln, als auch zu mehreren an einem Tier vorkom⸗ men. Völlige Weißfärbung zuſammen mit roten Augen, wie auch die auf einzelne Kör⸗ perteile und Stellen beſchränkte Weißfleckig⸗ keit(Bleſſen und Schecken) vererben ſich nach beſtimmten Regeln der Erblehre. Teilweiſer und gänzlicher Albinismus wurden beobach⸗ tet bei Rot⸗, Reh⸗, Damwild, Haſen, Krä⸗ hen. Rebhühnern. Faſanen. Droſſeln uſw. Der völlige Albinismus gilt als ein Anzei⸗ chen von Inzucht und Entartung. Es zeigt ſich auch, daß er im allgemeinen mehr in ge⸗ ſchloſſenen Parken als bei frei lebendem Wild auftritt. Die hierfür bezeichnende Rot⸗ färbung der Augen wird dadurch hervorgeru⸗ fen, daß wegen der völligen Durchſichtigkeit der Regenbogenhaut— aus Farbſtoffman⸗ gel— die Blutgefäße der inneren Augen⸗ häute nach außen rot durchſcheinen. Die Re⸗ genbogenhaut kann ihrer Aufgabe, den Licht⸗ einfall durch Zuſammenziehen und Ausdeh⸗ nen zu regeln, nicht gereicht werden, weil der Vorhang,(ſie ſelbſt) durchſichtig iſt. Deshalb vermögen Tiere mit völligem Farbſtoffman⸗ gel bei Tag nur ſehr ſchlecht ſehen— ſie ſind daher, wie wir aus verſchiedenen Berichten wiſſen, auffallend vertraut— ſie ſind tag⸗ blind und ſehen nur in der Dämmerung ei⸗ nigermaßen. Der Zuſtand ſolcher Rehe iſt ausgeſprochen krankhaft, ſie beſitzen nur eine geringe Widerſtandskraft gegen allerlei Ge⸗ fahren. Auch der teilweiſe Albinismus, die Weißſcheckigkeit, muß von dieſem Standpunkt aus als mehr oder weniger ſtarke Entartung aufgefaßt werden. Die Ausſcheidung geringwertiger Erbträ⸗ ger in der freien Wildbahn braucht daher vom Standpunkt einer auf Erhaltung und Hebung eines gutraſſigen Wildſtandes be⸗ dachten Hege aus nicht bedauert zu werden. Es wird richtiger ſein, wenn ſolche Stücke wie früher da und dort ſachgemäß in Tier⸗ gärten oder Parken als Beſonderheiten oder aus Liebhaberei gehalten und gezeigt wer⸗ den. Buntes Allerlei Ein Liebling der Südafrikaner. In den afrikaniſchen Steppen lebt ein Naubvogel, der ſich als unermüdlicher Schlangenvertilger der befſonderen Gunſt der Eingeborenen erfreut: der„Sekretär“ oder„Stelzgeier“. Der etwa anderthalb Meter große Vogel zeichnet ſich durch ungewöhnlich lange Beine aus, die ihn befähigen, Gras und Strauchwerk mit außer⸗ orden her Schnelligkeit zu durchlaufen, ſo daß er nur im Notfalle ſeine langen Schwing⸗ federn zum Fliegen zu benutzen braucht. Wenn er eine Schlange erblickt, ſträuben ſich die Schopffedern auf ſeinem Kopf, und die ſchar⸗ fen Krallen ſeiner Füße umklammern mit der Gewalt einer Drahlzange den Kopf des Rep⸗ tils. Im Handumdrehen iſt die Kobra oder eine andere Schlange getötet und gefreſſen. ———— Der Sekräter iſt imſtande, bis zu zwei Meter lange Schlangen hinunterzuwürgen. Bei ſeinen Angriffen iſt er freilich nicht immer ſiegreich. Zuweilen gelingt es der Kobra trotz der Am⸗ klammerung, dem Vogel einen tödlichen Biß zu verſetzen, aber auch die Schlange büßt den Angriff mit dem Tode, denn der ſterbende 1 ſeine letzte Kraft auf, um den Vogel bri Feind zu tölen. Wieviel Einwohner zühlt Auſtralten? Wie aus Canberra, der Hauptſtadt Auſtraliens, berichtet wird, hat die kürzlich vorgenommene Volkszählung ergeben, daß Auſtralien eine Geſamtbebölkerung von 6619 059 Einwohnern beſitzt. Vor rund 50 Jahren, im Herbſt 1883, fand die erſte auſtraliſche Volkszählung ſtatt, die etwas mehr als 2 Millionen Einwohner er⸗ gab, während im Jahre 1921, bei der 2. Zählung, bereits 5,5 Millionen Einwohner ge⸗ zählt wurden. Somit hat ſich die Einwohner⸗ zahl in dem letzten halben Jahrhundert ver⸗ dreifacht. Anter den Staaten Auſtraliens iſt Neuſüdwales, der eigentliche Mutterteil des Erdteils, mit 2 600000 Einwohnern der am dichteſten bevölkerte, dagegen ſteht Weſtauſtra⸗- lien, der jüngſte der Staaten, mit 437478 Bewohnern erſt an vorletzter Stelle, obwohl er an Größe faſt die Hälfte des Erdteils um⸗ faßt. An 2. Stelle ſteht Viktoria mit 1 850 000 Einwohnern, dann kommen Queensland mit etwa 1 Million, Südauſtralien mit 580 798, das ſchon erwähnte Weſtauſtralien und zum Schluß Tasmania mit 227 380 Einwohnern. Der Mann, der ſeine Schmerzen ſuchte. In Barcelona hat dieſer Tage ein Mann großes Aufſehen erregt und beſonders den Aerzten ein Rätſel aufgegeben. Er iſt in der glückliche Lage, wie er ſagt, in der unglückſeligen Lag daß er keine Schmerzen mehr zu fühlen im ſtande iſt. Man kann ihn ſchlagen, ſtechen, quälen und verwunden, wie man auch wi er ſpürt nichts davon. Er behauptet, deut Kriegsteilnehmer geweſen und mit einem Flu zeug abgeſtürzt zu ſein. Monatelang habe mit dem Tode gerungen, und als er endlich genas, hatte er die Fähigkeit jeglicher Schmerz empfindung verloren. Der unheimliche Zu? ſtand beängſtigte ihn ſehr, und viele Aerz wurden von ihm um Rat gefragt, wie er wie der Schmerzen erleiden könne. Doch niemand konnte ihm helfen. So entſchloß er ſich denn, als mediziniſches Kurioſum ſeinen Lebensu terhalt zu verdienen, und das glückt ihm, 9 man hört, vortrefflich. ———— Luſtige Ecke Hänschen bei ſeiner Tante. Plötzlich er f er ihr:„Tante, wenn Du ſtirbſt, möchte 1) Deinen Kopf“. Als er ſieht, daß die Tant ob dieſer Erklärung ſehr erſtaunt iſt, ergändt er ſeine erſte Bemerkung dahin:„Papa f geſagt, Du hätteſt ſo große Roſinen im Ko Märchen fragt ſeinen Vater, ob er groß en Vater ſagt:„Du biſt groß“. Ob er auch art wäre. Vater beſtätigt:„Du biſt auch artig Stolz erklärt Märchen:„Dann bin ich al großartig“. 5 2 „Gnädigſte, bevor Sie in mein Leben kr ten, war das Daſein für mich eine Wüſtel „Ach— alſo darum muß ich immer a Kamele denken, wenn wir zuſammen ta 4(Söndagsniſſe.) „Sie irren ſich, Frau Beſeke, wenn Sie un ſere neuen Nachbarn für reiche Leute halte Ich habe ſelbſt geſtern geſehen, wie Mu und Tochter zur gleichen Zeit auf einem al vier ſpielten....(Allers Famili Journ Aus der Welt des Wiſſens Wie verbreitet die Infektionskrankheile früheren Zeiten waren, zeigt die Tatſa daß noch im Jahre 1870 die Zahl der Tod verluſte durch Infektionskrankheiten größer w als die Zahl der Verluſte durch die Krieg waffen. 2 Auf einen Quadratkilometer kommen in J pan 173, in Deutſchland 139 Menſchen. l 2 e e re 2„ C eee S — 2