er. L Blatt zu Wr. 3 TCC 5 0. e Von Woche zu Woche Po je Betrachtungen zum Jeitgeſchehen. Noch ehe der erſte Werktag des neuen Jahres anhub, hat durch die Anſprache des Führers und Reichs⸗ kanzlers beim Emp l diplomatiſchen Korps ſowie durch den Aufruf des s an die Partei das neue Jahr gewiſſermaßen Wei tung erhalten. Noch einmal iſt in feierlic n Vertretern der Welt durch den Führer ö anzler Deutſchlands unverrückbare Frieder aft dargetan worden. Die Reden, die bei ſolck en ausgetauſcht werden, ſind keine Impro⸗ viſationen, ſie bilden vielmehr das Ergebnis ſorgfältiger Vorbereitungen und Vereinbarungen. Es iſt darum wohl überlegt und klar gewollt, wenn der Führer, anknüpfend an die Anſprache des Doyens des diplomatiſchen Korps, Nun⸗ tius Ceſare Orſenigo, hervorhob, daß der heiße Wunſch der Menſchheit nach Erhaltung des Friedens und die Erkennt⸗ nis, daß ohne die Gewißheit des Friedens auf keinem Ge⸗ biete menſchlicher Tätigkeit ein gedeihlicher Fortſchritt zu er⸗ hoffen iſt, der Auffaſſung des ganzen deutſchen Volkes ent⸗ ſprechen. Der Führer ging aber über dieſes Bekenntnis hin⸗ aus und fügte ihm die Begründung an, daß kein Land das Bedürfnis nach Frieden kiefer empfinden könne als Deutſch⸗ land, das nach ſchweren Jahren voller Not und Leid alle Kräfte für ſeinen inneren Wiederaufbau zuſammengefaßt hat und das dieſen Aufbau in Ruhe vollziehen will. Die Anſprache enthielt noch den Satz, den man wohl als ihren Kernpunkt anſprechen darf: Mit ſeiner Politik, die unver⸗ rückbar auf dieſen Grundſätzen beruht, wird Deutſchland ſtets ein ſicherer Garant des Friedens ſein.— Das Wort, ſie ſollen laſſen ſtahn! Das Deutſchland Adolf Hitlers wird ſtets ein ſicherer Garant des Friedens ſein— man müßte dieſes Wort feierlich eingerahmt in allen Verhandlungs⸗ zimmern aufhängen, wo immer Staatsmänner über Wege zum Frieden beraten. Seine Begründung iſt ſo ſinnfällig und ſonnenklar, daß ſchon mehr Bosheit als Unverſtand dazu gehört, ſie nicht begreifen zu wollen. 2 Das Jahr 1935 muß auch ein Jahr innerdeutſchen Friedens werden. So Gewaltiges ſchon erreicht iſt, ſo harren doch noch große Aufgaben der Löſung. Auch in dem Aufruf des Führers an die Partei wird betont, daß die große reformatoriſche Arbeit an Volk und Reich weiterge⸗ führt werden wird und daß der Kampf gegen Arbeitsloſig⸗ keit und ſoziale Not ſeine Fortſetzung finden ſoll. Die Auf⸗ gaben wachſen ja im gleichen Größenverhältnis wie ihre Löſungen. Es iſt mit Recht geſagt worden, daß es ſchwie⸗ riger iſt, die vierte Million deutſcher Volksgenoſſen wieder in den Erzeugungsprozeß einzufügen als die erſte. Der innere Friede, das geſchloſſene Zueinanderſtehen, iſt es, was wir zur Bewältigung der neuen Aufgaben brauchen. Das klang auch aus der Sylveſterrede des Reichspropa⸗ gandaminiſters Dr. Goebbels hervor. Gerade der Reichs⸗ propagandaminiſter hat auch offen über die großen Schwie⸗ rigkeiten geſprochen, denen wir gegenüberſtanden und noch gegenüberſtehen. Der Mangel an Deviſen und Rohſtoffen macht ſich vielfach unangenehm bemerkbar, aber Dr. Goeb⸗ bels hat Recht, wenn er der Hoffnung Ausdruck gab, daß auch hier es deutſcher Tüchtigkeit und deutſchem Erfinder⸗ geiſt ohne Zweifel gelingen wird, in abſehbarer Zeit Mit⸗ tel und Wege zu finden, um uns entweder den Zugang zu ausländiſchen Märkten zu eröffnen oder aber im Inland durch eigene Produktion unſere Wirtſchaftsbaſis zu erwei⸗ tern. . Der Führer und Reichskanzler hat dem inneren Frie⸗ den einen beſonders hervorragenden Dienſt dadurch erwie⸗ ſen, daß er die Grenzen zwiſchen Partei und Staat einerſeits und der Wehrmacht andererſeits klar und ein⸗ deutig herausgeſtellt hat: Die Partei iſt der politiſche Wil⸗ lensträger, die Wehrmacht aber der einzige Waffenträger im Staate. Vielleicht können wir heute noch nicht überſehen, was für die innere Befeſtigung und Befriedung dieſe Auf⸗ gabentrennung bedeutet. Sie wird auch für die Außenpoli⸗ tik ihre wohltätige Wirkung nicht verfehlen. Es war die Lieblingsidee gewiſſer Franzoſen und die letzte Lüge gewiſ⸗ ſenloſer Emigranten, daß die großen Organiſationen der NSDAP„paramilitäriſche Verbände“ ſeien. Man wollte ſie gleichſetzen den gedienten Soldaten der Länder der allge⸗ meinen Wehrpflicht Dieſes Geſchwätz iſt einigermaßen ver⸗ ſtummt, aber es konnte wirklich nichts ſchaden, daß der Reichswehrminiſter in einer Unterredung mit einem an⸗ geſehenen Auslandsjournaliſten noch einmal die vom Füh⸗ rer gewollte Aufgabentrennung unterſtrich und den nicht⸗ militäriſchen Charakter der SA klarſtellte. Ueberblickt man ſo die Kundgebungen der Reichsführung, ſo iſt unſchwer zu erkennen, daß für die inneren und äußeren Friedensauf⸗ gaben hier wertvolle Vorarbeit geleiſtet ward. Die diploma⸗ tiſch⸗ſtaatsyolitiſche Riſſtung iſt letzten Endes nicht minder wichtig wie die militäriſche, und dieſe beiden zuſammen nicht weniger verantwortungsvoll wie die wirtſchaftlich⸗ſoziale Vorbereitung zu Erzeugungsſchlachten und wirtſchaftlicher Errettung unſeres Landes. Die Ankündigung der Reiſe des franzöſiſchen Außen⸗ miniſters Laval nach Rom und ſeiner Fühlungnahme nicht nur mit Muſſolini, ſondern auch mit dem Papſt, ver⸗ anlaſſen die Pariſer Blätter zu recht begeiſterten Ausrufen und Beteuerungen der franzöſch⸗italieniſchen Freundſchaft. Natürlich wird hervorgehoben, daß zum erſten Male ſeit dem Kriege ein franzöſiſcher Außenminiſter im Amt die Hauptſtadt Italiens zu Verhandlungen auſſucht. Es wird auch betont, daß zum erſten Male ſeit Wiederaufnahme der diplomatiſchen Beziehungen zwiſchen der franzöſiſchen Re⸗ . niſter dem Papſt einen Beſuch abſtattet. Der„Petit Pari⸗ mens auf, das das Ergebnis des Aufenthaltes des franzö⸗ ſiſchen Außenminiſters in Rom ſein werde. Danach würden Muſſolini und Laval ein Abkommen vorſchlagen, das die Sicherheit verankern und gleichzeitig die Unabhängigkeit Oeſterreichs gewährleiſten ſolle. Alle Nachbarſtaaten Oeſter⸗ reichs(mit Ausnahme der neutralen Schweiz) würden zu dieſem Abkommen zugelaſſen; Frankreich, Rumänien und Polen würden als„Inaktive“ daran teilnehmen. Das Ab⸗ ſein Achtung ihrer politil publik und dem Heiligen Stuhl ein franzöſiſcher Außenmi⸗ ſien“ wartet bereits mit einer Kennzeichnung des Abkom⸗ abhängigkeit und ihres Gebietsſtandes gewährleiſten. Bis alle Nachbarn Oeſterreichs dem Abkommen beiträten— was Deutſchland und Ungarn tun würden ſei noch nicht be⸗ kannt—, würden Frankreich und Italien mit engliſcher Unterſtützung das Verſprechen abgeben, in dem Falle unter⸗ einander zu beraten, daß die Unabhängigkeit Oeſterreichs plötzlich bedroht werden ſollte. Der zug des Todes 1934 Im abgelaufenen Jahre hatte insbeſondere das deutſche Volk den Tod einer größeren Zahl ſeiner bedeutendſten Heer⸗ führer im Weltkriege zu beklagen, an der Spitze das Hin⸗ ſcheiden ſeines größten Feldherrn und regierenden Staats⸗ oberhauptes, des Generalfeldmarſchalls und Reichspräſiden⸗ ten Paul von Beneckendorff und von Hindenburg, der am 2. Auguſt, vormittags 9 Uhr, im Alter von 86 Jahren und genau zehn Monaten, am Jahrestage des Weltkriegsbeginns, in Neudeck die Augen zur ewigen Ruhe ſchloß. Aus der Reihe ſonſt bekannter Perſönlichkeiten heben wir hervor: Es verſtarben Staatsmänner und Politiker 1. 2. Bazille, Dr. Wilhelm, früh. Württemb. Staats⸗ präſ., nahezu 60 J., Stuttgart. 7. 2. Rippler, Heinrich, früh. Herausgeb. d.„Tägl. Rundſchau“, 68 J., Berlin. 1. 4. Fürſten berg, Max, früh. Vorſ. d. Deutſch. Bank⸗ beamtenvereins, 62 J., Berlin. 4. 4. Voß, Peter Herm., Reichstagsabg., Führer der SA.⸗ Standarte II, Berlin. 15. 4. Sami Paſcha, Kemaleddin, türk. Botſchafter, 49 J., Berlin. 25. 7 Wien(Attentat). 9. 10. Barthou, Louis, franz. Außenminiſter, 72 Marſeille(Attentat). 15. 10. Poincaré, Raymond, früh. franz. Miniſter⸗ u. Staatspräſident, 74 J., Paris. 25. 10. 6 el boigt, Walter, Ehrenſtandartenführer der 92 SA., 34 J., Berlin. Dollfuß, Engelbert, öſterr. Bundeskanzler, 42 J., J. 7 Staatsrat, Weimar. Militäriſche Perſönlichkeiten 7 1. 1. von der Schulenburg, Conrad, General, 86 J., Schwedt a. Oder. 3. l. von Falkenhayn Eugen, General d. Kav. a. D., 80 J., Berlin⸗ Lichterfelde. Marchand, franz. General, 71 J., Paris. 4. 2. bon Horn, General d. Art. a. D., bish. Präſid. d. Kyffhäuſerbundes, Berlin. 7. 4. von Einem(gen. von Rothmaler), Karl, General⸗ oberſt, ehem. Kriegsminiſter, 81 J., Mülheim a. Ruhr. 16. 4. von Oertzen, Karl Ludw., Oberſt a. D., Militär⸗ ſchriftſteller, 57 J., Berlin. 30. 5. Togo, Graf, Großadmiral, 87 J., Tokio. 27. 7. Lyautey, Marſchall, früh. Generalreſident von Marokko u. Kriegsmin., 80 J., Paris. 8. 8. Kusmanek von Burgenſtätten, Herm. Rudolf, öſterr. General. Verteid. von Przemyfl, faſt 74 J., Wien. 19. 8. Sthamer, Wilh., Vizeadmiral a. D., 70 J., Hamburg. 17. 10. von Baſſe, General d. Inf. a. D., 86 J., Dresden. 19. 10. von Kluck, Alexander, Generaloberſt a. D., 88 J., Berlin. 14. 11. von Liebert, Eduard, General d. Inf. a. D., früh. Generalgouvern. v. Deutſch⸗Oſtafrika, 85 J., Tſcheidt (Kr. Coſel O.⸗S.). 17. 11. Todoroff Georgi, General d. Inf., bulg. Heer⸗ Sole im Weltkriege, Pour le mérite⸗Ritter, 74 J., Sofia. 6. 12. von Hutier, Oskar, General d. Inf., Erober. v. Riga Sept. 1917, 77 J., Berlin. Herrenalb. Meyer ⸗Förſter, Wilhelm, Verf. von„Alt Hei⸗ delberg“, 72 J., Berlin. 5. 4. Nieſe, Hanſi, Volksſchauſpielerin, 58 J., Wien. 9. J. von Miller, Oskar, Geh. Baurat, Schöpfer des Deutſchen Muſeums, 79 J., München. 14. 12. Schoepflin, Albert, General d. Inf. a. D., 81 J., Baden⸗Baden. Gelehrte, Schriftſteller, Künſtler 15. 1. Bahr, Hermann, Schriftſteller, 71 J., München. 21. 1. Trooſt, Paul Ludwig, Prof., Architekt, München. 5 2 Wie Fritz, Prof. Dr., deutſch. Chemiker, 65 J., Baſel. 2. 2. Wellmann, Walter, amerikan. Polarforſcher, 75 J., New Vork. 7. 2. Que ſa da, Prof. Erneſto, argentin. Soziologe u. Politik., 75 I., Spiez(Schweiz). 8. 2. Kraus, Prof. Auguſt, Bildhauer, 65 J., Berlin. 11. 2. von Zobeltitz, Fedor, Schriftſteller, 75 J., Berlin. 16. 2. Zoozmann Richard, Dichter u. Ueberſetzer, 70 J., 3 13. 6. Däubler, Theodor, Dichter, 58 J., St. Blaſien. 26. 6. Pallenberg, Max, Schauſpieler, 57 J., Karlsbad. 4. J. Curie, Marie, Leiterin des Pariſer Radiuminſti⸗ tuts, 63 J., Paris. 18. 7. Taubert, Ernſt Eduard, Komponiſt, 96 J., Berlin. 30. 7. don Wolzogen, Ernſt Frhr., Schriftſteller, 80 J., München. 19. 9. Bruſt, Alfred, oſtpreuß. Dichter, 43 J., Königsberg. 26. 9. Vogel, Hugo, Prof. Dr. h. e., Maler, 79 J., Berlin. 4. 10. Marteau, Prof. Henri, Geiger u. Komponiſt, 69 J., Lichtenberg, Oberfrank. 10, 11. Goetz, Johannes, Bildhauer, 69 J., Berlin. His, Wilh. Geh Rat Prof. Dr. lang]. Leit. d. 1. liedizin. Klinik der Berl. Charité, 71 J., Brom⸗ s bach, Baden N 5 a 16. 11. von Linde, Karl, Geh. Rat Prof. Dr. h. c. u. Dr.⸗Ing. h. c., 92 J., München. 27. 11. Rüdel, Prof. Hugo, ehem. Dir. d. Chors d. Staats⸗ oper u. d. Domchors, 66 I., Berlin. s Wirtſchaftsführer, Techniker Hilger, Ewald, Geh. Rat Dr. h. c., Führer der Kohlen⸗ u. Eiſeninduſtrie, 75 J., Berlin. f Bechſtein, Edwin, Pianofortefabrikant, 75. Berchtesgaden. 5. 0 85 Wies baden. „Hans Erk f„ f Millionen Mark entfällt auf die priva Möchling, Dr. Fritz, Saarinduſtrieller, 70 J, Hüſing de v. ec. Mar, Automobilinduſtrieler, Freitag, X. quan. 1935 Fürſtlichkeiten. 47. 2. Albert J., König der Belgier, 59 J., Namur. 3. Emma, Königin⸗Mutter der Niederlande, 5 J., Haag. 20. 6. Bernhard zur Lippe, Prinz, 62 J., München. 3. 7. Prinz Heinrich, Gemahl der Königin Wilhel⸗ mina der Niederlande, 58 J., Haag. 9. 10. Alexander J., König von Südflawien, 46 J., Mar⸗ ſeille(Attentat). 6. 12. Karl Michael, Herzog von Mecklenburg ⸗Strelitz, letzter männl. Sproß des Hauſes, 71 J., Remplin⸗ Malchin. Sonſtige Perſönlichkeiten 18. 2. Tarraſch, Dr. Siegbert, Schachgroßmeiſter, 72 J., München. 14. 4. Kraetle, Reinhold, Wirkl. Geh. Rat, früh. Staats⸗ ſekretär des Reichspoſtamtes, 88 J., Berlin. 8. 6. Drexel, Alfred, Reichsbahnrat, Alpiniſt, Mitgl. d. deutſch. Himalaya⸗ Expedition, am Nanga⸗Parbat. Merkl, Willi, Leiter d. deutſch. Himalaya⸗Exp., mit den Teilnehmern Wieland u. Welzen bach, Alpiniſten, gleichfalls am Nanga⸗Parbat. 3. 8. von Langen, Frhr. Karl Friedrich, deutſch. Tur⸗ nierreiter, 49 J., Potsdam. 12. 8. von Reiſchach, Hugo, Frhr. ehem. Hofmarſchall, des Kaiſers, 80 J., Berlin. 19. 9. Berger, früh. 1. Vorſ. d. Deutſch. Turnerſchaft, 72 J., Mühlhauſen i. Thür. 21. 9. Stoſch⸗Saraſaui, Hans, deutſch. Zirkusdirekt., 61 J., Sao Paulo(Braſil.). 15. 10. Fiſcher, S., Verleger, Berlin. Ganswindt, Hermann, Erfinder, 78 J., Berlin. Schätzel, Dr. Georg, früh. Reichspoſtminiſter (19271932), 60 J., München. Arbeitsfront und Angeſtelltenverſicherung Keine Verkrauensmänner mehr.— Die Beratung der Ver⸗ ſicherten. Das Sozialamt der Deutſchen Arbeitsfront teilt mit: Zu dem Geſetz über den Aufbau der Sozialverſicherung vom 5. Juli 1934 veröffentlicht der Deutſche Reichsanzeiger mit Nr. 302 vom 29. Dezember 1934 die fünfte Verordnung. Sie befaßt ſich mit der endgültigen Durchführung des Füh⸗ rerprinzips bei den Verſicherungsträgern, das mit Wir⸗ kung vom 1. Januar 1935 in Kraft tritt. Im Rahmen dieſer Verordnung fällt mit ſofortiger Wirkung in der Angeſtelltenverſicherung die Einrichtung der Vertrauensmänner fort. Ihr Aufgabengebiet, das ſich insbeſondere auf die Beratung der Verſicherten über ihre Rentenanſprüche und Entgegennahme von Rentenanträgen erſtreckte, iſt im Einverſtändnis mit der Reichsverſiche⸗ rungsanſtalt für Angeſtellte mit Wirkung vom 1. Januar 1935 auf die Rechtsberatungsſtellen der Deutſchen Arbeits⸗ front übergegangen. Angeſtellte, die irgendwelche Auskünfte über ihre Rechte und Pflichten in der Angeſtelltenverſiche⸗ rung einziehen oder Anträge auf Gewährung von Ruhe⸗ geld ſtellen wollen, haben ſich daher mit der örtlich zuſtän⸗ digen Rechtsberatungsſtelle der DA in Verbindung zu ſetzen. 3 Handel und Wirtſchaſt (Ohne Gewähr.) Mannheimer Kleinviehmarkt vom 3. Jauuar. Zufuhr: 23 Kälber, 2 Schweine, 321 Ferkel und 450 Läufer. Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 12 bis 12, Ferkel über ſechs Wochen 100 925 277 Läufer 28 bis 33, Reſt nicht notiert. Marktverlauf: ebhaft. 55 Mannheimer Getkreidemarkt vom 3. Januar. Amtlich notierten: Weizen W 15 20,70, W' 16 20,90, W' 17 21,20, Roggen R 15 16,90, R 16 17,20, R 13 16,50, Braugerſte inl. 19,50 bis 21,50, Winter⸗ und Induſtriegerſte 18,50 his 19,50, Futtergerſte G 7 15,90, G 8 16,20, G 9 16,40, G 11 16,70, Hafer H 11 15,90, H 14 16,40, H 17 16,70, Raps inl. ab Station 31,00, Mais mit Sack 21,25, Mühlennachpro⸗ dukte: Weizenkleie mit Sack W 17 10,60, Roggenkleie mit Sack 10,32, Weigenfuttermehl 12,75, Weizennachmehl 16,50, Vollkleie 50 Pfennig höher, Futterartikel: Erdnußkuchen 14,30, Soyaſchrot 13,00, Rapskuchen ausl. 11,90, dito inl. 11,40, Palmkuchen 13,30, Kokoskuchen 15,20, Leinkuchen 15,20, Trockenſchnitzel loſe 8,40, Rohmelaſſe 5,76, Steffen⸗ ſchnitzel 10,00, Rauhfutter: Wieſenheu loſes 9,80 bis 10,60, Rotkleeheu—, Luzernkleeheu 10,50 bis 11,00, Stroh, Preß⸗ ſtroh, Roggen⸗Weizen 4,50 bis 5,00, dito Hafer⸗Gerſte 4,50 bis 5,00, geb. Stroh, Roggen⸗Weizen 4,00 bis 4,50, Hafer⸗ Gerſte 4,00 bis 4,50, Weizenmehl: Weizenfeſtpreis Geb. 17 Type 790 aus Inlandsweizen 27,50, W 15(Bauland, See⸗ kreis) 27,50, Roggenmehl: Feſtpreis Geb. 16 Type 997 24,60, R 15 24.00, R 13 23,60, zuzüglich 0,50 Mark Frachtaus⸗ gleich frei Empfangsſtation gemäß Anordnungen der WV. Weizenmehl mit einer Beimiſchung von 20 Prozent Aus⸗ landsweizen 3,00 Mark Aufſchlag, dito von 10. Prozent 1,50 Mark Aufſchlag per 100 Kilogramm. Ausgleichsſätze: Wei⸗ zen und Roggen plus 40 Pfennig, Futtergerſte und Hafer plus 60 Pfennig, Mühlennachprodukte plus 30 Pfennig, öl⸗ haltige Futtermittel plus 40 Pfennig(von Erdnußkuchen bis Kokoskuchen), zuckerhaltige Futtermitel, ausgenommen Malzkeime, plus 30 Pfennig. i 1588 88 985— 8 ee 291 Normaler Jahresultimo bei der RNeichsban Der Reichsbankausweis vom 31. Dezember 1934 zeigt, daß bei dem Noteninſtitut der Jahresultimo, der in Anbe⸗ tracht des Weihnachtsfeſtes und der verſtärkten Bedürfniſſe der Wirtſchaft erhöhte Anforderungen ſtellt, normal verlau. fen iſt. Die Erhöhung der geſamten Kapitalanlage um 496,1 Millionen Mark auf 4974,6 Millionen Mark iſt nicht un⸗ gewöhnlich ſtark. An Reichsbanknoten und Rentenbank ſcheinen zuſammen ſind 226,8 Millionen Mark in den Ver⸗ kehr abgefloſſen. Der geſamte Zahlungsmittelum⸗ lauf ſtellt ſich am Jahresende auf 5986 Millionen Mark gegen 5722 Millionen Mark Ende 1933. Die Vermehrun der Giroguthaben um 219,3 Millionen Mark auf 983, ten Konten. 5 25 4 A Die rau und ihre Welt „Hellhörig.“ Wie wenig weiß der eine Menſch vom anderen— und wie ſchnell iſt er trotzdem mit ſeinem Urteil bei der Hand! Ge⸗ urteilt aber wird nach der Oberfläche, dem äußeren Schein; um das tiefere Sein wird ſich nicht gekümmert. Denn es gibt nur wenige Menſchen, die wahrhaft hellhörig in bezug auf andere ſind. Dieſe Menſchen aber ſind meiſt durch eine harte Lebensſck geg voller Erfahrung das rechte Verſtändnis für ihre Mitmenſchen erwuchs. Jedenfalls macht das Glück viel weniger hellhörig als das Leid. In der bitteren Träne der Erkenntnis ſpiegeln ſich uns Welt und Menſchen klar, nicht aber im Lächeln des Glücks! Natürlich darf der Menſch ſich nicht eigenſüchtig in ſeinem Leid vergraben. Schwere perſönliche Erfahrungen müſſen un! den wertvollſten aller Erdenwege weiſen: den Weg vom eigenen„Ich“ zum fremden„Du“. Wer aber erſt einmal durch eigenes Erleben mitfühlend für andere geworden, deſſen Blick ſchärft ſich wunderbar für ſeine Umgebung. Er lernt in die Herzen zu ſchauen und wie in einem offenen Buche darin zu leſen. Wen aber ſchwere eigene Lebenserfahrungen weder gütig noch verſtehend für fremdes Leid gemacht, der hat eben in der Schule des Lebens nicht das Rechte gelernt. Nichts aber braucht unſere Zeit mehr als gerade Menſchen, die hellhörig geworden für die Not ihrer Mitmenſchen. „Menſch unter Menſchen“ wirſt ins Daſein du geſtellt, Zum„Mitmenſch“ reife in der Not der Welt! J. Adams. Wir haben Gäſte. Nun iſt wieder die Zeit der langen Abende, die Zeit, in der wir ſo gern Gäſte bei uns ſehen. Nicht nach üppiger Ge⸗ ſelligkeit ſteht uns der Sinn. Aber gelegentlich ein gemein⸗ ſames Abendbrot mit lieben Freunden, oder auch ein gemüt⸗ liches Treffen nach dem Abendeſſen, das bringt uns ſchöne Stunden, und freut Gaſtgeber und Gäſte immer. Doch hier ſei ein Wort an die Gäſte gerichtet: Es ſollte eigentlich ſelbſtverſtändlich ſein, daß ſich jeder zu einer beſtimmten Zeit geladene Gaſt der Pünktlichkeit, der Höflichkeit der Könige, befleißigt. Leider geſchieht das aber nicht allzu häufig, wird von vielen Eingeladenen ſogar als läſtig und im höchſten Grade pedantiſch empfunden, ſozuſagen auf die Minute da ſein zu ſollen. Das erwartet ja wohl kein Gaſtgeber, es läßt ſich ja auch nicht durchführen; aber er darf erwarten, daß das ſogenannte„akademiſche Viertel“ nicht auf eine halbe Stunde und noch länger ausgedehnt wird. Das macht die Gaſtgeber, zumal die Hausfrau, nervös und un⸗ eduldig und ſtört auch die bereits erſchienenen Gäſte. Man ſollte es nicht für möglich halten, daß es heutzutage noch viele Anhänger, namentlich Anhängerinnen der Gepflogenheit aus Großmutters Zeiten gibt. Damals galt es als unfein, genau um die Stunde der Ein⸗ ladung zu erſcheinen. Von den Gäſten, die das taten, hielt man in bezug auf den guten Ton nicht allzuviel. Bei„Kaffee⸗ viſiten“ wollte keine der eingeladenen Damen die erſte ſein, und die, die es dann doch war, ſchämte ſich geradezu ob ihres Mißgeſchicks. Um den Triumph zu haben, bei großen Kaffee⸗ oder Teeſtunden als Letzte zu erſcheinen, wurden, wie meine mit Humor begnadete Großmutter erzählte, allerlei Raffineſſen angewendets Eine Dame ihrer Bekanntſchaft ließ ihr Mädchen um die Kaffee⸗ oder Teezeit im Städtchen Beſorgungen machen, um auszuſpionieren, ob und wer von den Honoratioren⸗Damen bereits zum Kaffee oder Tee gegangen ſei. Auf dieſe Weiſe brachte ſie es fertig, möglichſt als Letzte zu erſcheinen. Nach allen Seiten dienernd, erklang es in zarteſten Flötentönen: „Meine Damen, ich bitte vielmals um Entſchuldigung, aber ich wurde im letzten Augenblick noch aufgehalten!“ 5 So etwas gibt es heute ja nicht mehr, aber der Gäſte, die, wenn auch unbeabſichtigt, immer zu ſpät erſcheinen, mehr als genug. Dieſe Leute ſind auch ſonſt nicht pünktlich. Es kommt ihnen gar nicht darauf an, in Theatervorſtellungen oder Kon⸗ erten durch verſpätetes Kommen Störungen zu verurſachen, Vorträge durch ihr viel zu ſpätes Erſcheinen zu unterbrechen. Es macht ihnen auch nichts aus, ſich einer für drei Uhr ge⸗ troffenen Verabredung erſt um vier Uhr zu erinnern und viel⸗ leicht eine ganze Geſellſchaft dadurch zu hindern, zur beſtimmten Zeit an einem Ausflugsort einzutreffen. Immer aber werden ſolche unſicheren, unpünktlichen Zeitgenoſſen und ⸗genoſſinnen alles mögliche für ihr Zuſpätkommen verantwortlich machen, nur niemals ſich ſelbſt. Daß man ſich nicht gern mit ihnen einläßt, ſie nur notgedrungen einlädt, kann man ſehr wohl ver⸗ ſtehen, denn wer läßt ſich und ſeinen Gäſten durch die Rück⸗ ichtsloſigteit eines einzigen Geladenen die Stimmung und ſchließllch auch die feſtlichen Genüſſe beeinträchtigen. Das nimmt man ein⸗ oder zweimal hin und macht dann Schluß. Wer zu einer beſtimmten Zeit eingeladen wurde, hat gar eine Veranlaſfung, ſich bedrückt zu fühlen, wenn er der erſte Gaſt iſt. Ganz im Gegenteil, der Gaſtgeber wird 0 ſeine Pünktlichkeit hoch anrechnen. Von einem erwachſenen Menſchen kann man ſie erwarten, ſelbſt wenn er bedauerlicherweiſe in der Jugend nicht dazu erzogen wurde; denn es kommt für einen jeden die Zeit, in der ex ſich in die Selbſtzucht zu nehmen at. Jedenfalls ſollten Eltern und Erzieher es nicht unter⸗ aſſen, die ihnen anvertrauten Kinder auf die Pflichten des Gaſtes aufmerkſam zu machen. Johanna Weiskirch. Ein junges Mädchen lernt Feuer machen. In ein junges Mädchen möglichſt viel Bildungsſtoff hinein⸗ upumpen, das erſchien einer zurückliegenden Zeit geradezu als das Ideal der Erziehung. Auf der einen Seite brachten die angehenden Hausfrauen ſo in ihren hauswirtſchaftlichen Tätig⸗ keiksbereich eine Fülle unnötigen Wiſſensſtoff mit. Auf der anderen Seite aber fehlten ihnen gerade die Kenntniſſe, die in der hausfraulichen 19— 3. B. für das Kochen über das Anheizen und Unterhalten von Feuerſtellen— die Voraus⸗ ſetzungen für ein wohlüberlegtes Wirtſchaften bilden. a Darum darf man in den„unnötigen Wiſſensſtoff“, der zeit weiſe die Erziehung allzuſehr beſchwerte, keineswegs die Natur⸗ wiſſenſchaften miteinrechnen. Es läßt ſich leicht aufzeigen, wie allenthalben gerade die naturwiſſenſchaftlichen Lehrgebiete der künftigen Hausfrau manches für die Praxis wertvolle Wiſſen auf den Lebensweg mitgeben. a f Daß Waſſer ſich— unter ſtarken Druck geſetzt— nicht bereits bei hundert Grad Celſius in Dampf verflüchtigt, ſich vielmehr auf weſentlich höhere Temperaturen bringen läßt, kann die Schülerinnen gewiß nicht wie graue Theorie anmuten. In der Chemie ſchlägt nicht nur das weite Gebiet der Nahrungs⸗ mittelchemie Brücken zur Wirklichkeit. Für die angehende Haus⸗ frau wird es auch lehrreich ſein, wenn ſie— 3. B. bei der Lehre bon den Auswirkungen des Sauerſtoffs und von der Oxyda⸗ tion— erfahren, wie aus der Pflanzenwelt früherer Erdzeiten unter beſtimmten äußeren Vorausſetzungen im Laufe unaus⸗ denkbar langer Zeitſpannen ſich auf dem Umwege über die allmähliche Vermoderung und Vertorfung die Braunkohle, aus der heute über eine halbe Milliarde Zentner Braunkohlen⸗ britetts jährlich hergeſtellt werden. bilden konnte. 8 Von beſonderer praktiſcher Wichtigkeit erſcheint in dieſem Zuſammenhang die Lehre, daß zum Heizen vor allem der Zuſtrom von Sauerſtoff— alſo von Luft— erforderlich iſt. Wie viele Frauen und Mädchen quälen ſich oft deshalb ver⸗ geblich mit dem Anheizen von Ofen oder Herd herum, weil ſie das natürliche Grundgeſetz des Feuers, das Vorhandenſein eines zureichenden, Sauerſtoff zuführenden Luftſtroms über⸗ ſehen. Es wurde ſich geradezu empfehlen, den werdenden Haus⸗ frauen als praktiſche Ergänzung des naturwiſſenſchaftlichen Unterrichts grundlegende Kenntniſſe in der Technik des Heizens zu vermitteln, denn es iſt Tatſache, daß viele Hausfrauen und Hausgehilfinnen an das Anheizen und Unterhalten von Herd und Ofen mit durchaus unzureichenden Anſchauungen heran⸗ gehen. Läßt man ſich aber bei der Bedienung von Ofen und Herd einmal nicht von feſtverwurzelten, gewohnbeitsmäßigen Handgriffen leiten, ſondern verſucht man— eine Art Brücke zwiſchen Wiſſenſchaft und Praxis— die einzelnen Vorgänge des Feuerns prüfend zu zergliedern, ſo wird man ſich des engen Zuſammenhangs der Praxis mit naturwiſſenſchaftlichen Ge⸗ ſetzen und Lehrproblemen klarer bewußt. Wiederum bietet hier die Braunkohle das typiſche Beiſpiel, da ſie in der Form des Briketts im Hausbrand an oberſter Stelle ſteht. Die Hausfrau bevorzugt das Braunkohlenbrikett wegen ſeiner bequemen, ſauberen Handhabung und ſeiner milden, nachhaltigen Heizwirkung, weiß zugleich die Vorteile einer rauchſchwachen und ſchlackenfreien Verbrennung zu ſchätzen. Aber es iſt nur natürlich, daß dieſe Vorzüge nur dann richtig in Erſcheinung treten, wenn der Heizvorgang den Natur⸗ geſetzen entſprechend und folgerichtig gehandhabt wird. Dieſe Zuſammenhänge beginnen, genau genommen, ſchon vor dem Feueranmachen. Wie geſagt, gehört zum Anheizen ein lebhafter, ungehinderter Luftzug. Unterläßt man es, Roſt, Aſchenfall und Aſchenkaſten vor dem Anheizen gut zu ſäubern, ſo entwickelt ſich— mangels zureichenden Luftzugs— nur ſchwer ein richtiges Feuer. Beim Feueranmachen kommt der Stoff mit der leichteſten Brennbarkeit zuunterſt— alſo Papier, und zwar am beſten loſes, zuſammengeknülltes Papier, wie es der Luft den freieren Zutritt geſtattet, darüber kommt klein⸗ geſpaltenes, trockenes Holz. Als letztes erſt folgen die Briketts, die ſich mit der Brikettzange bequem und ſauber in den Ofen bringen laſſen. Nun zündet man an. Hat man die aufgelegten Briketts bei offener Aſchentür und offener Droſſelklappe raſch durchbrennen laſſen, und ſind ſie völlig rotglühend geworden, ſo iſt der richtige Zeitpunkt zur Abdroſſelung des Luftzugs gegeben. Als ein beſonderer Vorzug der Brikettfeuerung erweiſt es ſich nunmehr, daß nach dichtem Schließen aller Türen am Ofen, alſo nach Ausſchaltung jeg⸗ lichen Luftzutritts, ſich die Glut ſehr lange erhält. Irgendeine Wartung des Feuers iſt nicht mehr erforderlich— im Gegen⸗ teil: jedes Herumſtochern würde nur ſtörend und zerſtörend auf die Glut wirken. Auch kleine Kunſtgriffe müſſen den angehenden Hausfrauen rechtzeitig gezeigt und in ihrer natürlichen Geſetz⸗ mäßigkeit erklärt werden. Will man am anderen Morgen die Mühe des Anheizens ſparen, legt man am Abend zuletzt noch ein Brikett auf die Glut. Deckt man es durch das Auflegen von Aſche bzw. durch eine beſondere Blechhaube, einen ſogenannten Gluthalter, beſonders ab, ſo hält ſich— ſelbſtverſtändlich bei dicht geſchloſſenem Ofen— die Glut bis zum anderen Morgen. Ein ſolches Eindringen in die Einzelheiten eines auf natur⸗ wiſſenſchaftlichen Geſetzen beruhenden und uns allen doch ſo nichtsſagend und alltäglich erſcheinenden Vorgangs vermittelt den heranwachſenden jungen Mädchen eine ihrem Wiſſens⸗ bedürfnis angepaßte Ergänzung des rein theoretiſchen Lehr⸗ ſtoffs. Sie empfangen dabei für die eigene Haushaltsführung der ſpäteren Jahre Anregungen, die mancherlei„Kinderkrank⸗ heiten“ des ſelbſtändigen Wirtſchaftens vermeiden helfen, die der hauswirtſchaftlichen Tätigkeit eine lebhaftere und unter⸗ haltendere Note zu vermitteln vermögen, erfahrungsgemäß aber auch den Sinn für ein überlegtes und damit ſparſames Wirt⸗ ſchaften ſchärfen. W. Sch. Gedulde dich fein! Die Haſt und Hetze der Zeit bringen es mit ſich, daß die Menſchen nacheinander den normalen Blick für das Erreichbare, die Fähigkeit kühler Berechnung, in der Folge daxauf Geld, Geduld und ſchließlich den Kopf und damit das Leben ver⸗ lieren.„Zeit iſt Geld!“ ſurren die Maſchinen der Alten,„Time is money!“ heulen die Sirenen der Neuen Welt. Es werden Werte über Werte wie aus dem Nichts gezaubert, und wer be⸗ zahlt die Rechnung? Die Seele der Menſchen, deren Todfeindin die ſprunghafte Unraſt iſt.— Einem meiner Mitſchüler, dem Sohne eines bekannten Generals, ſchoſſen förmlich beim Beantworten von Fragen oder beim Ueberſetzen eines Textes die Worte über die Lippen, ſo daß jedesmal der Profeſſor den Bremshebel anziehen und rufen mußte:„Rrrrruhig, nur rrruhig, immer rrruhig! So! Nun weiter!“ Man gerät ſtets in Verſuchung, dieſen profeſſo⸗ ralen Mahnruf jedem Mitmenſchen zuzurufen, der jagt, hetzt, ſtürmt, vor Ungeduld zappelt, ſich von den Nerven willenlos hin und her zerren läßt, um letzten Endes doch nur dort zu anden, wohin er keinesfalls gelenkt zu werden wünſchte. Nicht mit Unrecht kundet draſtiſch und plaſtiſch der Volksmund:„Mit Geduld und Spucke fäng: man eine Mucke!“ Man überzähle nur einmal die Unſumme an verlorenen Werten, die Ungeduld und ſelten nur in der Einbildung vorhandene Nervoſität uns zugefügt haben, und die Geduld und Willensfeſtigkeit im Handeln und Denken uns zweifellos hätten erſparen können. Im Eheleben kittet die Geduld zuſammen. Nur Ungeduld, der verwandte Begriff der Unduldſamkeit, führt zur Lockerung der ſeeliſchen und körperlichen Gemeinſchaft, wenn nicht zur 525 5 Trennung oder gar zur Scheidung. Ehe jemandem er Geduldsfaden reißen will, nehme er des Dichters Otto Ernſt huntoriſtiſche Abhandlung über„Die Brüder vom ge⸗ ruhigen Leben“ vor und ziehe für ſich ſelbſt die Lehre daraus, oder er labe ſich an Viſchers köſtlich⸗eigenartiger Stellung gegenüber der„Tücke des Objekts“ die ſich in verſchlimmertem Maße auch in der grauſameren Tücke des bewußt handelnden Subjekis erſchreckend offenbart. Eine Unzahl von unliebſamen Zwiſchenfällen, die nur unnütz das ſchon an ſich nicht mehr reizvolle Leben verbittern, vergällt die Luſt am Daſein. Kleineres und größeres Unheil könnte vermieden werden, wenn nur Geduld den Willen lenkt. Bitten geduldig anzuhören, gegen Schwächen anderer nicht im Sturmſchritt anzurennen, auf eine Antwort oder eine Ent⸗ ſcheidung zuverſichtlich zu warten, ohne gleich aus der Haut zu fahren, wenn ſich eine Verzögerung dazwiſchenſchiebt, mit ſtiller Hoffnung der Geneſung nach ſchwerem Leiden entgegen⸗ zuſehen oder ſich mit glaubensſtarker Ergebung auf das allen Menſchen unterſchiedslos beſtimmte Ende vorzubereiten— wer das vermag, der hat ſchon halb gewonnen und ſich vor doppeltem Kummer bewahrt. Geduld üben heißt auch Rückſicht nehmen auf die, die von uns abhängig ſind; Geduld ſind wir der Allgemeinheit gleichermaßen ſchuldig wie ſie uns ſelbſt. Da, wo man in irgendein Verhältnis tritt zu irgendeiner Perſon oder Sache, zu einer Gemeinſchaft oder zu einem Begriff— im erſten Gliede ſtehe die Geduld! Ob in perſönlicher oder in beruflicher, ob in geſellſchaftlicher oder ſeeliſcher Be⸗ ziehung Anforderungen an unſer Weſen oder unſere Seele, unſeren Körper oder unſere Kraft, unſeren Geldbeutel oder unſere Fähigkeiten geſtellt werden— überall, allüberall laß dir raten: Dulde, gedulde dich fein! Läßt man der Ungeduld erſt die Zügel ſchießen, ſo hängt ſich unweigerlich eine unüberſeh⸗ bare Geſellſchaft grober und gröbſter Uebel klettendicht an, und dann:„Hie kinis est curarum!“ Gustav Stange. Wie man Maß nimmt Es kann nicht dringend genug empfohlen werden, das Maßnehmen häufig zu üben, um ſich die nötige Sicherheit zu verſchaffen. Das Maßnehmen geſchieht mit dem Band⸗ maß. Man markiere die hintere, die vordere Mitte und auch die Seiten genau. Man nimmt in folgender Reihen⸗ folge Maß: 1. Maß: Die Oberleibweite wird dicht unter den Armen, und zwar waagerecht über Schulterblätter und Bruſt laufend, gemeſſen, den ſtärkſten Teil des Ober⸗ körpers umkreiſend. 2. Maß: Die Taillenweite. Dieſes Maß wird waagerecht um den ganzen Leib genommen und zwar dort, wo ſich die Taille am ſchärfſten ausprägt. 3. Maß: Die Bruſt weite. Man legt das Maß an der einen Seite der vorderen Armmuskel an und führt es über den ſtärkſten Teil der Bruſt waagerecht nach der anderen Seite auf den⸗ ſelben Punkt der Armmuskel. 4. Maß: Die Rücken⸗ breite. Dieſe wird auf der Mitte der Schulterblätter von einem Arm zum andern gemeſſen. 5. Maß: Die Rük⸗ kenlänge. Das Maß wird am Halswirbel angelegt und bis zu der durch den Gürtel oder das Band bezeichneten waagerechten Linie gemeſſen. 6. Maß: Die Vordertei Us⸗ höhe. Dieſe wird ebenfalls am Halswirbel angelegt und von da über die Schulter und Bruſt herab bis zu der vor⸗ deren Mitte des Gürtelbandes genommen. 7. Maß: Die Vorderlänge. Dieſes Maß wird vom Halsgrübchen (neben den Knöpfen) herab bis zum Ende des Gürtels ge⸗ meſſen. 8. Maß: Die Schulterhöhe. Die Anlage dieſes Maßes hat ihren Anfangspunkt auf der hinteren Mitte der Taille, da wo die Rückenlänge endigt, geht über die Schulter hinweg bis zur vorderen Mitte. 9. Maß: Die Seiten⸗ länge oder auch Taillenlänge genannt, wird von der Ach⸗ ſelgrube dicht unterm Arme angelegt und ſenkrecht herab⸗ gemeſſen. 10. Maß wird vom Halswirbel über das Schulter⸗ blatt bis zu dem markierten Punkte nach der Hüfte ge⸗ nommen. 11. Maß wird von der Halsgrube ſchräg über die Bruſt laufend nach der Hüfte genommen. 12. Maß: Die Halsweite nimmt man vom Halswirbel bis zur Halsgrube. 13. Maß: Die Armlänge wird von der hin⸗ teren Armflechſe bis zum Ellenbogen, von da weitergehend bis zum Handgelenk genommen. 14. Maß: Die Rocklänge iſt von der vorderen Mitte bis auf das Fußblatt des vor⸗ zuſtellenden Fußes zu meſſen. 8 Für die Küche. f. Pikante grüne Butter. Mehrere Anchovis werden aus den Gräten gelöſt und feingehackt. Eine Handvoll Peterſilie ſtreift man von den Stielen, ſetzt ſie im offenen Topf, mit Waſſe bedeckt, aufs Feuer, kocht ſie fünf Minuten und ſpült ſogleich mit kaltem Waſſer nach. Nun gut ausdrücken und ſehr fein wiegen und mit den Anchovis und 125 Gramm ſchaumig ge⸗ rührter Butter glatt verrühren. Dieſe Miſchung iſt beſonders für Graubrot geeignet. k. Schuſterpfanne(Eintopfgericht). 500 Gramm in Scheiben geſchnittenes Schweinefleiſch wird mit Kartoffeln, die in Scheiben geſchnitten werden, und mit halbierten Birnen ſchicht⸗ weiſe in eine feuerfeſte Form gegeben. Und zwar gehören dazu 750 Gramm Kartoffelſcheiben und ebenſoviel halbierte Birnen. Nun verquirlt man Mehl, Salz und 1 5 in 7 Liter Brühe und gießt ſie darüber. Das Gericht wird im Ofen gar geſchmort. Man richtet es in der Form an. f. Zwiebelkuchen. Sechs bis acht würflig geſchnittene Zwiebeln werden mit einem Stück Butter weichgedünſtet, er⸗ kaltet mit einem Eßlöffel Mehl, drei bis vier Eiern, einem Glas dickem ſaurem Rahm, etwas Salz und Kümmel verrührt, die Maſſe auf ein mit Hefenteig ausgelegtes Blech gefüllt, mit Butterſcheibchen belegt und der Kuchen bei guter Hitze gelb gebacken. Süßes Tomatenkompott. Man ſchält die unreifen Tomaten und entfernt die Samenkörner. Zucker im gleichen Gewicht wird mit dem Fruchtfleiſch aufgekocht, wobei Ingwer und Apfelſinenſchalen als Würze dienen. Soll das Kompott für länger aufbewahrt werden, ſo empfiehlt ſich ein mehrmaliges Wiederaufkochen der Zuckerlöſung, die ſich aus dem eigenen Saft der Früchte bildet .. Kartoffelpuffer auf verſchiedene Art In der Abſicht, möglichſte Abwechſelung bei der Zube⸗ reitung von Kartoffelſpeiſen eintreten zu laſſen, dürfen wir die Kartoffelpuffer oder Reibekuchen nicht außer acht laſſen. Wenn ſie ganz billig in der Zubereitung ſein ſollen, dann nimmt man hierzu ein Kilogramm rohe geriebene Kartoffeln, die man eine Stunde in kaltem Waſſer hat ſtehen laſſen und danach durch ein Tuch preßt. Das ſich im Waſſer abſondernde Kartoffelmehl gibt man wieder zurück zu der Maſſe, rührt ſie mit zwei Eidottern und Salz ab, fügt zwei gehäufte Eßlöffel Mehl dazu. Dann gibt man einen An⸗ richtelöffel voll in eine Pfanne mit heißem Fett und bäckt die Puffer erſt auf einer Seite und dann auf der anderen. Schweineſchmalz oder ausgebratener Speck eignen ſich zum Backen ſehr gut. Auf weſtfäliſche Art ſchält und reibt man zwei Ki⸗ logramm rohe Kartoffeln, legt ſie etwa 5 Minuten auf einen Durchſchlag zum Abtropfen und mengt dann vier Eier, drei Eßlöffel dicke, ſaure Sahne, zwei Eßlöffel Mehl und etwas Salz darunter. Nachdem man die Maſſe gut durchgerührt hat, gibt man einen Anrichtelöffel voll in die Pfanne und verfährt wie vorſtehend. Locker und beſonders wohlſchmeckend ſind Kartoffel⸗ puffer mit Hefe. Hierzu verwendet man, ebenſo wie zu den vorſtehenden Vorſchriften, recht gute, wohlſchmeckende Kartoffeln, wäſcht ſie vor und nach dem Schälen recht ſauber und reibt ſie roh auf dem Reibeiſen. Man nimmt 10—12 große Kartoffeln, etwa 4 Liter Milch, 125 Gramm alt⸗ backenes Weißbrot und drei kleine Zwiebäcke, 4 Eier, 35 Gramm Hefe, 2 Eßlöffel Sahne und etwas Salz. Die ab⸗ geriebenen Kartoffeln werden mit kaltem Waſſer bedeckt und mit einem Tuche ausgepreßt. Dann werden Milch, Weißbrot und Zwieback auf dem Feuer heiß gemacht und zerrührt, Kartoffeln, Eier, Hefe, Sahne und Milch hinzu⸗ e und alles tüchtig durchgerührt. Hierauf wird der 9 an einem warmen Ort zum Aufgehen hingeſtellt, wo er ſo lange aufgehen muß, bis noch einmal ſoviel daraus eworden iſt. Dann wird mit dem Backen begonnen. Das ett wird recht heiß gemacht und der Teig zu kleinen Kuchen Werten die bis zum Umwenden zugedeckt gebacken werden. e *