3 7 751 in 5711 Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die 22 mam breite mm-Zeile 3 Pfg. Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Wiederholungen tarifl. Rabatt. Preisliſte Rr. 2. Anzeigenſchluß 9 Uhr. D. A. XI. 34: 1200 25 für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Berbkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. n ent Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüch en. Beilagen;„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig), „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantw. für Schriftluu Anzeigen Gg. Härdle, M⸗Seckenheim Druck und Verlag: G. Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle). Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 35. Jahrgang Gaarbrückens großer Tag 350 000 Saarländer demonſtrieren für Deutſchland.— Die KRieſenkundgebung auf dem Wackenberge. Saarbrücken, 7. Januar. Der 6. Januar wird in der Geſchichte des Saargebiekes für alle Zeiten ein Tag bleibenden Gedenkens werden, denn er war die größte und eindrucksvollſte Kundgebung des deutſchen Saarvolkes für das deutkſche Vaterland. 350000 Saarländer gaben an dieſem Tage ihrem unbe⸗ dingten Willen zu Deukſchland Ausdruck. Weit über 150 000 Menſchen ſtanden auf dem Platz auf dem Wackenberge, 50 000 auf einem kleineren Platz, 100 000 ſtanden in den die ganze Skraßenbreite füllenden, viele Kilometer langen Marſchkolonnen, ohne bis in die Miktagsſtunden auf den Kundgebungsplatz gelangen zu können. Auf allen Bahnhöfen des Saargebietes mußten viele Tauſende zurückbleiben, allein 15000 in Neunkirchen, weil anſtelle der 81 angeforderten Sonderzüge die Saarbahnen nur 32 Züge ſtellen konnten und trotz ſtärkſter Ueberfüllung der Züge ein großer Teil der Demonſtranten nicht nach Saarbrücken befördert zu werden vermochte. 45 000 Men⸗ ſchen wurden vom Deutſchen Automobilklub in Omnibuſ⸗ ſen und Autos nach Saarbrücken gebracht. 100 000 aus Saarbrücken und weiteſter Umgebung kamen in langen 9 2—** 2— N* 8 Zügen trotz ſtrömenden Regens zu Fuß. Davon allein ein Menſchen faſſender Zug aus Dudweiler. Kurz nach 11 Uhr klingt der Badenweiler Marſch auf. Karl Brück, der Landesorganiſationsleiter der Deutſchen Front, gedenkt der 20000 toten Saarländer, die für Deutſch⸗ land gefallen ſind. Die Fahnen ſenken ſich und das Lied „Ich hatt“ einen Kameraden“ erklingt. Dann ſpricht Karl Brück kämpferiſche Worte, die mit Jubelbrauſen aufgenom⸗ men werden. Es iſt eine harte Abrechnung, mit jenen be⸗ zahlten Elementen, die verſuchen, für 30 Silberlinge ihr Vaterland zu verkaufen. Der Führer der Deutſchen Gewerkſchaftsfront und Lan⸗ despropagandaleiter der Deutſchen Front, Peter Kiefer, als nächſter Redner, wird immer wieder vom Jubel unter⸗ brochen, insbeſondere wenn er mit den ſogenannten Arbei⸗ terparteien und den freien Gewerkſchaften abrechnet, die den Saarbergarbeiter, den Saarkumpel, verraten und ver⸗ kauft haben. Hunderttauſende ſingen das Saarlied, nehmen es auf und tragen es weiter, ſo daß es wie ein einziger Schwur wirkt. Dann ſpricht der ſtellvertretende Landesleiter der Deutſchen Front, Nietmann, der dem ſeit Wochen ſchwer erkrankten Landesleiter Pirro dankt, daß er trotz ſeiner ſchweren Krankheit zu dieſer Kundgebung erſchienen iſt. 5 5 Klägliche Separatiſtendemonſtration Saarbrücken, 6. Jan. Die Separatiſten, die ſogen. Status quo⸗Front, hatte für Sonntagnachmittag um 14 Uhr auf dem Sportplatz am Kieſelhumes in Saarbrücken eine ſogenannte„Rieſendemonſtration“ einberufen, die das Größte werden ſollte, was bisher auf dieſem Gebiete da war. Man kann gleich eines herausnehmen: Auf dem etwa 15000 Quad⸗ ratmeter umfaſſenden Platz, der etwa 45 000 Menſchen faßt, hatten ſich nicht mehr als 20 000 eingefunden, während der davorliegende Fußballplatz überhaupt leer blieb. Die Stim⸗ mung auf dem Platz war außerordentlich matt. Ganze acht Sonderzüge waren nach Saarbrücken gekommen, dieſe zum Teil nur halb beſetzt. Sogar Mitgliedern der Deutſchen Front hatte man, z. B. in Neunkirchen, Fahrkarten geſchenkt, um ſie zur Mitfahrt zu veranlaſſen. Füllten die Züge der Deutſchen Front überall die ganze Straßenbreite, ſo mar⸗ ſchierten die kläglichen Häuflein der Separatiſten in Dreier⸗ reihen mit großen Abſtänden. 5 Letzter Appell an die Gaar! Rieſenkundgebung im Berliner Sporkpalaſt. Berlin, 7. Januar. Eine nach Tauſenden zählende Menſechnmenge hatte ſich im Berliner Sportpalaſt eingefunden zu einer gewalti⸗ gen Kundgebung, zu einem letzten Appell zur Saarabſtim⸗ mung am kommenden Sonntag. Die weite Halle war über⸗ füllt; in Berlin und in allen Teilen des Reiches fanden Pa⸗ rallelverſammlungen ſtatt, in denen die Berliner Kundge⸗ bung übertragen wurde. Nach Eröffnung durch den ſtell⸗ vertretenden Berliner Gauleiter ſprach der Stellvertreter des Führers „Für die Ruhe der politiſchen Entwicklung“, ſo ſtellte der Stellvertreter des Führers feſt,„wäre es ein Glück geweſen, wenn Frankreich den Vorſchlag des Führers an⸗ genommen hätte, die Saar ſolle ohne Abſtimmung Deutſch⸗ land angegliedert werden, durch freundſchaftliche Verhand⸗ Jungen zwiſchen den beteiligten Staaten. Vielleicht iſt es aber 51 wenn der Welt noch einmal in einer ſo in die Augen pringenden Weiſe gezeigt wird, welchem Volkstum die Deut⸗ ſchen des Saargebiets angehören und angehören wollen. And vielleicht iſt es gut für Deutſchland und für die ganze Welt, es wird dieſer noch einmal ſinnfällig gezeigt, wie widernatürlich manche Teile des Vertrages ſind, der nach dem Glauben vieler der gequälten Menſchheit Frieden bringen ſollte, und, weiß der Himmel, doch wirklich keinen Frieden brachte.“ a Wir wollen dankbar anerkennen, daß die 1 1 8 Regierung— nachdem ſie ſchon auf der Abſtimmung beſte zu müſſen glaubte— ſich ehrlich und mit Erfolg bemüht, 5 Montag, den 7. Januar 1935 aus dem Wege zu räumen, was Schwierigkeiten erzeugen und die Befriedung zwiſchen Deutſchland und Frankreich. hätte ungünſtig beeinfluſſen können. Wir glauben, daß die franzöſiſche Regierung dem Frie⸗ densbedürfnis und dem Rechtsempfinden des franzöſiſchen Volkes auch in der nächſten Zeit dadurch Rechnung tragen wird, daß ſie alles tut, um mit Deutſchland gemeinſam nach der Abſtimmung die noch abzuwickelnden techniſchen Einzel⸗ sen. der Wiederangliederung raſch und einwandfrei zu öſen. In einer hiſtoriſchen Ueberſicht wies der Redner auf die Deutſchheit der tauſendjährigen Geſchichte des Landes an der Saar hin, für die ſelbſt franzöſiſches Zeugnis ſpreche. Auch die wirtſchaftliche Verflechtung mit dem deut⸗ ſchen Mutterlande, die ſich einwandfrei zahlenmäßig belegen läßt, ſpricht klar dafür, daß die Saar zur deutſchen Wirt⸗ ſchaft gehört. Aber es ginge bei aller Wichtigkeit der Wirtſchaft bei der bevorſtehenden Entſcheidung nicht um Kohle, Eiſen und Gas, es ginge um viel mehr— um Land und Menſchen, um Boden, der mit deutſchem Blut geweiht, mit deut⸗ ſchem Schweiß gedüngt iſt, über alles um Menſchen, die ſo deutſch ſind als wie die deutſcheſten unter uns. Sie wollen zu uns. Wir haben ihnen alle Tore geöffnet. Den Volksgenoſſen der Saar rief Heß zu:„Ihr kehrt heim in ein Reich, dem Ihr wieder mit Stolz angehören dürft!“ Dieſes Reich habe Millionen ſeiner Kinder zu Brot und Arbeit zurückgeführt, es ſorge für ſeine Schaffenden und nehme ſich in Liebe ſeiner Aermſten an. Es ſei ein Reich, in dem nach dem Wort des alten Fritzen jeder nach ſeiner Facon ſelig werden könne. Jedem ſtehe es frei, was er glauben will und zu welcher Kirche er gehen will. Der Nationalſozialismus, der der Gottloſenbewegung den ſchärf⸗ ſten und erfolgreichſten Kampf angeſagt hat, iſt gewillt, die beiden chriſtlichen Konfeſſionen in ihrem reli⸗ giöſen Betätigungsfeld zu ſchützen.„Wir ſind bereit, den Kirchen zu geben, was den Kirchen iſt, wenn ſie dem Staate geben, was des Staates iſt.“ Rudolf Heß gab dann ein Bild dieſes neuen Staates, ſeiner wirtſchaftlichen Maßnahmen und Erfolge und der Sorge um das Wohl der Volksgenoſſen. Zu der letzten Lügenflut, die die Emigranten über Deutſchland geleitet haben, führte der Stellvertreter des Führers aus, ihm täten die Propheten rechts und links zwar beinahe leid, aber er könne ihnen verſichern, daß fie auch nach dem 13. Januar nichts, aber auch gar nichts von all den myſtiſchen Dingen ereignen wird, die ſie prophezeien, und daß es in Deutſchland gerade ſo ruhig ſein wird wie vor dem 13. Januar. 5 Der Stellvertreter des Führers ſchloß ſeine Rede mit der Feſtſtellung: Saardeutſche aus dem Blut und Boden ur⸗ und erzdeutſcher Heimat, Ihr werdet an dieſem Tage Mann für Mann, Frau um Frau Eure Pflicht tun, der Führer will es, die Welt erwartet es. Deutſchland weiß es. Deutſch iſt die Saar! Gaarausſtellung in Berlin Eröffnung durch Reichsminiſter Dr. Goebbels. Berlin, 7. Jan. In Anweſenheit der Reichsregierung und der in Berlin weilenden Saarländer wurde am Sonn⸗ tagvormittag die vom Muſeum für Länderkunde eingerich⸗ tete und in der Wandelhalle des Reichstages aufgeſtellte Saarausſtellung durch den Reichsminiſter Dr. Goebbels er⸗ öffnet. Reichsminiſter Dr. Goebbels führte u. a. aus: Es gibt kein Saarproblem in dem Sinne, wohin dieſes deutſche Gebiet auf Grund der am nächſten Sonntag vorzunehmenden Abſtimmung ſtaats⸗ und grenz⸗ pꝓolitiſch kommen ſoll. Aus Japan, China, Afrika, Auſtra⸗ lien und Amerika, aus 40 Staaten der Welt und allen Gauen des Deutſchen Reiches wandern über 50 000 Saar⸗ länder in ihre Heimat, die dort im Verein mit ihren 500 000 Landsleuten ihre Stimme abgeben wollen. Vom einfachſten Arbeiter bis zum Führer des deut⸗ ſchen Volkes gibt es nur einen Willen und eine Entſchloſſen⸗ heit: Die Saar iſt deutſch und jeder trägt das ſeinige dazu bei, daß ſie deutſch bleibt! a Es darf in dieſem Zuſammenhang nicht unerwähnt blei⸗ ben, daß die Kirche in der Saarfrage eine poſitive deutſche Haltung eingenommen hat. Der frühere Biſchof von Trier trat ſchon in den Jahren 1919 bis 1920 in ein⸗ dringlichſter Form für die ausgewieſenen Saarländer ein. Ihm und anderen iſt es auch zuzuſchreiben, daß das Saar⸗ gebiet kirchenrechtlich nicht von Deutſchland getrennt wurde. Es bedarf dabei keiner Betonung, daß Volksverrat auch Verrat gegen eine von Gott auferlegte Pflicht iſt. In den letzen Tagen haben faſt alle katholiſchen Biſchöfe des Deut⸗ ſchen Reiches Aufrufe zur Saarabſtimmung erlaſſen, in denen feſtgeſtellt wird, daß der für die Zukunft unſeres Vater⸗ landes ſo folgenſchweren Entſcheidung, die in einigen Tagen an der Saar fallen wird, kein wahrhafter Deutſcher gleich⸗ gültig gegenüberſtehen kann. Die Rückkehr des Saargebietes in die unlösbare Ge⸗ meinſchaft des Deutſchen Reiches und der übrigen Teile des deutſchen Volkes iſt eine nationalpolitiſche Aufgabe. Wirtſchaftliche Erwägungen ſtehen im Hintergrunde. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben eindringlich genug dargetan, daß die ſaarländiſche Wirtſchaft auf Ge⸗ deih und Verderb mit der reichsdeutſchen verbunden iſt. Nach der Volksabſtimmung und der Rückgliederung des Saargebietes werden unſere Volksgenoſſen an der Saar 7 der Nr. 5 in ſtärkſtem ze am deutſchen Wirtſchaftswiederaufſtieg teil⸗ geſehen davon, daß das Saargebiet ſelbſt he neuer Arbeitsmöglichkeiten bietet, die von uns n werden müſſen Kurz vor der Rückkehr des Saarlandes ins Reich zei⸗ zweiflungsaktionen der roten Front im Saarland noch einmal mit erſchreckender Deutlichkeit, was der Status⸗quo für das Saargebiet und für ganz Europa bedeuten würde. Aller Unrat, den das national⸗ iſtiſ Deutſchland mit eiſernem Beſen ausgekehrt hat, würde ſich in einem Saargebiet des Status⸗quo feſtſetzen önnen. Eine ſolche Löſung würde für die internationale Anarchie eine neue Plattform bilden, von der aus die Chaotiſierung der Länder Weſteuropas wirkſam betrieben werden könnte. Das Saarvolk ſelbſt iſt ſchuldlos daran, daß dieſe Ver⸗ räter zu Tauſenden aus dem Reich ins Saargebiet kamen. Aber es wird den Emigranten nicht gelingen, auf die Dauer den Frieden zwiſchen zwei Nachbarvölkern zu ſtören, denn es handelt ſich in der Entſcheidung vom 13. Januar um mehr als um die Rückkehr eines abgeſprengten Volks⸗ ſplitters zum Reich. Am 13. Januar kann die Epoche vieler Jahrhunderke liquidiert werden. die ihren Ausdruck fand im ewigen Haß und Krieg zweier großer Nationen, die das Schickſal Seite an Seite in den gernraum Europas geſtellt hat. Das iſt der walre und kiefe Sinn dieſer Volksabſtimmung. So kann das Saargebiet, das urſprünglich als Jankapfel zwi⸗ ſchen Deutſchland und Frankreich gedacht war, in Wirklich⸗ keit zur Brücke werden, auf der endlich die beiden Völker zu einander gelangen mögen, um ſich ſtolz und voll Achtung gegenſeitig die Hand zu reichen. Es iſt die geſchichtliche Möglichkeit gegeben, in dieſem Augenblick den unſeligen jahrhundertelangen Nachbar⸗ kampf, der die ganze europäiſche Geſchichte der Neuzeit ver⸗ wirrt und gefährdet hat, endgültig abzubrechen und eine neue Linie deutſch⸗franzöſiſcher Zuſammen⸗ arbeit aufzunehmen, die ganz Europa nur zum Segen gereichen kann. Wenn das gelingt, dann hat der Weltkrieg ſeinen eigentlichen hiſtoriſchen Sinn erhalten, denn wollte er nichts mehr als nur die weitere Befehdung dieſer beiden Nationen in blutigen Kriegen nach ſich ziehen, wo wollte der Sinn dieſer fürchterlichen Verzweiflung zu finden ſein? Wenn am 13. Januar die Deutſchen an der Saar ihre Stimme für die Rückkehr zum Vakerlande in die Wahl. urne gelegt haben, ſo gibt es nach dem Willen des Füh⸗ rers zwiſchen Deutſchland und Frankreich keinen kerritoria⸗ len Gegenſatz mehr. Man vermag keinen vernünftigen und einleuchkenden Grund zu ſehen, der die Verſtändigung bei⸗ der Völker unmöglich machen könnte. Dieſe Verſtändi ang aber wird nur von Dauer ſein und Beſtand haben, wenn ſie auf der Grundlage gleicher nationaler Lebens- und Ehrgeſetze erfolgt und zwei Partner zuſammenführk, von denen jeder im anderen den gleichberechtigten Träger eines nationalgeſicherten Lebens und einer nationalgewahrten Ehre ſieht. So wie es tauſendfach in den vergangenen ſchweren Jahren im Saarland erklungen iſt, ſo wird es wie ein ein⸗ ziger Schrei am 13. Januar durch das ganze deutſche Saar⸗ gebiet und darüber hinaus, über eine Grenze der Willkür, durch das ewige Deutſchland laut und mächtig ertönen: „Reicht Euch die Hand, ſchlinget ein Band um junges Volk, das deutſch ſich nennt, 5 in dem die heiße Sehnſucht brennt nach dir, o Mutter, nach dir, nach dir! Ihr Himmel hört, ganz Saarvolk ſchwört, laßt uns es in den Himmel ſchrei'n: Wir wollen niemals Knechte, wollen ewig Deutſche ſein!“ 85 In dieſem Sinne erkläre ich die Saar⸗Ausſtellung in Berlin für eröffnet. 5 Dr. habil. Eine neue Reichs⸗-Habilitationsordnung. Der Reichsminiſter für Wiſſenſchaft, Erziehung und Volksbildung hat eine Habilitationsordnung ausgearbeitet, die für das ganze Reich einheitlich und maßgeblich iſt. Das weſentliche an dieſer neuen Verordnung iſt die Be⸗ ſeitigung der freien Privatdozentur. Dafür wird jedoch ein neuer akademiſcher Grad geſchaffen, der ſedem Doktor und jedem Lizentiaten offenſteht, aber mit keiner Lehrberechtigun verbunden iſt. Außerdem wird ein geſchloſſener Kreis voft Ae geſchaffen und hierfür eine neue„Dozentur“ eingerichtet. h Zwiſchen„Habilitation“ und„Dozentur“ wird in Zu⸗ kunft ſtreng unterſchieden. Die Habilitation ſetzt den Doktor⸗ oder Lizentiatengrad voraus und findet früheſtens im dritten Jahr nach Studienabſchluß ſtatt. Der Bewerber erhält den Grad eines habilitierten Doktors, des„Dr. habil“. Dozent kann dagegen nur der werden, der den Anſprüchen des Be⸗ Annelie entſpricht, außerdem muß er habilitiert ſein. Die neue Habilitationsordnung iſt bereits von Mitte Dezember an in Kraft getreten, ſo daß die bisher Habilitier⸗ ten automatiſch den Grad des„Dr. habil“ erhalten. Rückgliederung Funkhaus errichtet. N Wie die Reichsſendeleitung mitteilt, wird ſofort nah des Saargebietes in Saarbrücken ein Die Drahtzieher des Status quo Spitzelarbeit der franzöſiſchen Bergwerksdirektion. Saarbrücken, 7. Januar. Die Saarbrücker Tageszeitung„Deutſche Front“ ver⸗ öffentlicht, zum größten Teil in Fakſimile, aufſehenerregende Schriftſtücke, die den Beweis erbringen, daß die franzöſiſche Bergwerksdirektion einen bis ins kleinſte organiſierten Nach⸗ richtendienſt, richtiger geſagt: Spitzeldienſt, geſchaffen hat. Dieſer Dienſt ſollte das ganze öffentliche Leben des Saar⸗ volkes nach Vorſchlägen Roſſenbecks erfaſſen. Eingerichtet wurde auch eine genaue Regiſtratur. Die franzöſiſche Gru⸗ bendirektion forderte ein beſonderes Spitzeljournal an, in das jeder Arbeiter eingetragen wurde, um den Erhebungen ent⸗ ſprechend behandelt zu werden. Jeder Saarbergarbeiter, der denunziert würde, wurde rückſichtslos aus ſeiner Grubenwohnung hinausgeſetzt, um den Günſtlingen der Bergwerksdirektion Platz zu machen. Ein Schriftſtück zum Beiſpiel über den Arbeiter Lud⸗ wig Hoffmann in Hühnerfeld, der zur Saarkundgebung am Niederwald⸗Denkmal gefahren war, iſt mit dem Bemerken verſehen:„Wohnung iſt zu kündigen.“ Der Bergmann Ull⸗ rich in Hühnerfeld und ſeine zwei Brüder wurden entlaſſen, weil Ullrich zur Beerdigung eines erſchoſſenen Deutſchen halb⸗ maſt flaggte. Von großer Freundlichkeit erweiſt ſich die franzöſiſche Bergwerksdirektion den Arbeitern gegenüber, die ſich im Sinne des Status quo betätigen. So wird bei einem Arbei⸗ ter geraten, ihm bald eine Grubenwohnung zur Verfügung zu ſtellen, da er franzoſenfreundlich ſei. Andere Schriftſtücke beweiſen, daß ſich auch Funkkio⸗ näre der Freien Gewerkſchaften als Spitzel betätigt haben, obwohl die Arbeiter ſelbſt überwiegend kreu zum Reich ſte⸗ hen. Dieſes Schanddokument der Drahtzieher des Status quo zeigt alſo mit aller Klarheit, was von einer Status quo Löſung zu erwarten iſt und was die Arbeiter zu erwarten hälken, die in den Schwarzen Liſten der franzöſiſchen Berg⸗ werksdirektion ſtehen. Emigrant Prinz Löwenſtein ausgewieſen Der berüchtigte Emigrant Prinz Huberkus Löwenſtein, der kürzlich ausgebürgert wurde, iſt durch ein perſönlich vom Präſidenten Knox unterzeichnetes Schreiben angewieſen worden, das Saargebiet binnen 48 Stunden zu verlaſſen. Die Ausweiſung iſt darauf zurückzuführen, daß ſich Prinz Löwenſtein als Haupkdrahtzieher des Separatismus im Sadargebiet betätigt und ſomit als Emigrant eine unſtakt⸗ hafte politiſche Tätigkeit ausgeübt hat. Außerdem fungierte Prinz Löwenſtein als Herausgeber einer kürzlich gegründe⸗ ten unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit erſcheinenden wüſten Heh⸗ Wochenzeitung„Das Reich“. Prinz Löwenſtein bleib Die Ausweiſung zurückgezogen. Saarbrücken, 7. Jan. Die Regierungskommiſſion hat die Ausweiſung des Emigranten Prinz Löwenſtein, der nochmals Verwahrung eingelegt hatte, unter der Bedin⸗ gung zurückgezogen, daß er ſich nicht weiter politiſch im Saargebiet betätigen werde. Endlich einmal hatte man zu hoffen gewagt, daß Prä⸗ ſident Knox Anſätze, wenn auch nur geringfügige, zur Ein⸗ ſicht in ſeiner unhaltbaren Emigrantenpolitik machen wollte. Dieſe Hoffnung hat ſich jedoch ſofort als trügeriſch erwie⸗ ſen. Die vorübergehenden Anwandlungen, einem beſonders üblen Emigranten im Saargebiet Aſyl und politiſchen Tummelplatz fernerhin zu verſagen, wurden ſofort aufge⸗ geben, als Prinz Löwenſtein glaubhaft zu machen wußte, ſich fernerhin im Saargebiet nicht mehr politiſch zu betäti⸗ gen. Dies muß zum mindeſten bedeuten, daß das von ihm herausgegebene Geiſteserzeugnis, die Zeitſchrift„Das Reich“, ſofort verboten wird, womit allerdings von einer Aufgabe ſeiner politiſchen Tätigkeit im Saargebiet noch nicht geſprochen werden kann. Es iſt überall, auch unter ausländiſchen Journaliſten, erwieſene Tatſache, daß Prinz Löwenſtein im Saargebiet nicht als Journaliſt, ſondern lediglich als Förderer des Status quo⸗Gedankens auftritt. Der Saarbevollmächtigte ſpricht am 9. Januar Neuſtadt a. d. 9., 7. Jan. Der Saarbevollmächtigte des Reichskanzlers, Gauleiter Bürckel, ſpricht nicht, wie ur⸗ ſprünglich gemeldet, am 11. Januar, ſondern am Mitt⸗ woch, den 9. Januar, 20 Ahr, in einer öffenklichen Kund⸗ gebung in der Fruchthalle zu Kaiſerslautern vor den Ver⸗ kretern der in⸗ und ausländiſchen Preſſe über das Thema: „Am 13. Januar: Den Weg frei zur Verſtändigung!“ Memel⸗ Abgeordnete verhaftet Die Landtagsſeſſion vom Gouverneur geſchloſſen. Memel, 7. Januar. Am einen Zuſammentritt des memelländiſchen Land- kags für die nächſte Zeit zu verhindern, hat der litauiſche Gouverneur die außerordentliche Tagung des Landtags für geſchloſſen erklärt. Mit dieſer Maßnahme ſoll das unaus⸗ bleibliche Nißtrauensvokum gegen das unrechtmäßige Direk⸗ korium Bruwelaitis überhaupk verhindert und dieſem eine längere Amtsdauer verſchafft werden. Die vier memellän⸗ diſchen Abgeordneten, die auf Grund der Beſtimmungen des Wahlgeſetzes für ausgeſchiedene Abgeordnete nachgerückt wa⸗ ren, ſind, während ſie mit den anderen Abgeordneten im Landkagsbüro verſammelt waren, verhaftet worden. Voraufgegangen wor der Verhaftung die Aufforderung des Leiters der litauiſchen Poligei an den amtierenden Schriftführer, die Abgeordneten auszuliefern. Als der Schriftführer dieſe Aufforderung unter Hinweis auf die Immunität der Abgeordneten ablehnte, wurde Gewalt an⸗ gedroht. Unter Proteſt mußte der Schriftführer dann der Gewalt weichen. Die zurückgebliebenen Abgeordneten haben darauf in einem an den Gouverneur gerichteten Proteſt aufs ſchärfſte gegen die Vergewaltigung des memelländiſchen Landtags Einſpruch erhoben. Trinkſprüche in Nom Rom, 6. Jan. Am Schluß des Banketts zu Ehren des franzöſiſchen Außenminiſters Laval ſind zwiſchen Muſſolini und Laval Trinkſprüche gewechſelt worden, in denen folgende Stellen beſonderes Intereſſe verdienen: Es handele ſich nicht darum, daß Frankreich und Italien in Mitteleuropa auf ihre gegenſeitigen Freundſchaften verzichten, ſo erklärte Muſ⸗ ſolini, ſondern darum, im Donauraum die Intereſſen und Lebensnotwendigkeiten jedes Staates mit den Ergebniſſen all⸗ gemeinen Charakters mit dem Ziel der Befriedung Europas in Uebereinſtimmung zu bringen. „Unter dieſem weiteren Geſichtspunkt geſehen glaube ich“, ſo wandte ſich Muſſolini an Laval,„daß Sie mit mir darin übereinſtimmen, daß unſere Abmachungen im Hinblick auf andere Mächte, die ihre Mitarbeit an dem Werk, das wir beginnen wollen, beizutragen wünſchen, nicht als gegenſätzlich oder auch nur ſtörend ausgelegt werden können oder dürfen.“ Muſſolini ſchloß mit dem Wunſch, daß das Einverneh⸗ men(Entente) zwiſchen den Regierungen Frankreichs und Italiens bald hinſichtlich aller Einzelheiten verwirklicht werde und daß damit ein ernſtes Zuſammengehen in der Politik zweier Großmächte hergeſtellt werden könne. Der franzöſiſche Außenminiſter Laval erwiderte auf den Trinkſpruch Muſſolinis, indem er zunächſt für Muſſo⸗ linis Worte dankte, die in Frankreich ein tiefes Echo finden würden. Er entbot Muſſolini den Gruß Frankreichs. Wir haben Fragen regeln wollen, die uns betreffen; wir haben auch die Uebereinſtimmung unſerer Geſichtspunkte über die Hauptfragen der allgemeinen Politik ſuchen wollen. Mit leidenſchaftlichem Intereſſe hat die Welt unſere Bemühun⸗ gen verfolgt. Alle, die von dem Ideal des Friedens be⸗ ſeelt ſind, richten heute ihre Augen auf Rom. Niemand kann in der Tat den wahren Sinn der Aktion, die wir entſchloſ⸗ ſen unternommen haben, falſch verſtehen. „Ich ſpreche im Namen Frankreichs, das kein ſelbſtſüch⸗ tiges Ziel verfolgt. Frankreich iſt mit Recht um ſeine Sicher⸗ heit beſorgt. Es hat aber auch die Abſicht, ſein Teil an dem zur Verſöhnung der Völker notwendigen Werk auf ſich zu nehmen.“ „Jeder von uns“, ſo ſagte Laval weiter,„hat die Pflicht, zuerſt ſein Vaterland zu verteidigen, es ſtärker und ſchöner zu machen. Aber die Liebe zum Vater⸗ land verbietet nicht ſeinen Anteil an der inte rnationa⸗ len Solidarität zu übernehmen. Ich weiß, daß dieſe Pflicht zuweilen ſchwer zu erfüllen iſt; aber der Mut muß von jedem aufgebracht werden, von allen, die die Verant⸗ wortung für das Schickſal der Völker haben.“ Die große Hoffnung der Völker dürfe nicht enttäuſcht, der Friede müſſe erhalten und gefeſtigt werden. Neuer Plan Muſſolinis? Zeltdach über dem Regenſchirm für das Donaubecken. In einem Kommentar zu den Verhandlungen Muſſolinis mit Laval gibt der diplomatiſche Korreſpondent des„Daily Telegraph“ der Anſicht Ausdruck, daß dieſe Beratungen noch über den bisher gezogenen Rahmen hinausgehen. Außer dem geplanken Garantieprotokoll für die Anab⸗ hängigkeit Oeſterreichs ſei mit einem Vorſchlage Muſſolinis zu rechnen, daß Laval erneut an die Frage eines öſtlichen Sicherheitspaktes, der Sowjekrußland, Deutſchland, Polen und die Tſchechoſlowakei e Aaſſcht würde, herangehen möge. Man ſchreibe Muſſolini die Anſicht zu, daß der Grundſatz der „gegenſeitigen Nichleinmiſchung“, der im Falle Oeſterreichs vorgeſehen ſei, auch nützlicherweiſe an anderer Stelle zur Anwendung gebracht werden könnte. Er habe daher dem franzöſiſchen Außenminiſter auf privatem Wege nahegelegt, einen ergänzenden Bertragsentwurf aufzuſetzen. England, Sowjetrußland und Polen ſollten zur Beteiligung daran ein⸗ geladen werden. Dieſer Vertrag werde dann, wie ſich der Korreſpondent ausdrückt, den Charakter eines größeren„Zeltdaches“ haben, das noch über den„Regenſchirm“ für das Donaubecken aus⸗ geſpannt werde. Unbekannt ſei zunächſt, wieweit Laval die⸗ ſen neuen Gedanekn unterſtützen werde; immerhin dürfte er anerkennen, daß es leichter für Muſſolini ſei, ſich zu einer neuen Donaupolitik bereit zu erklären, wenn er gleichzeitig als Urheber eines noch größeren europäiſchen Friedens⸗ planes erſcheinen könne. In Warſchau habe man bereits an⸗ gefragt, und in Moskau ſeien ebenfalls Sondierungen ange⸗ ſtellt worden. Mit endgültigen Antworten ſei aber vor der Rückkehr des polniſchen und des ſowjetruſſiſchen Außen⸗ miniſters nach Genf nicht zu rechnen. Die engliſche Stellung⸗ nahme werde vorerſt der Gegenſtand weiterer miniſterieller Unterhaltungen ſein. Paris habe zu verſtehen gegeben, daß Frankreich zuſätzliche Garantien für ſeine Sicherheit verlange, wenn es die deutſche„Wiederaufrüſtung“ in urkundlicher Form zu einem für Deutſchland annehmbaren Stande an⸗ erkennen ſolle. Nach der Saarabſtimmung dürfte ein engliſch⸗ franzöſiſcher Meinungsaustauſch über die Frage der Rüſtungsbegrenzung ſtattfinden. Die Verhandlungen in Rom Die erſte Unterredung des italieniſchen Miniſterpräſiden⸗ ten Muſſolini mit dem franzöſiſchen Außenminiſter Laval im Palazzo Benezia dauerte 15 Skunden und dürfte damit be⸗ reits die hauplfragen zum Gegenſtand gehabt haben. Anſchlie⸗ zend hatte Laval eine Unterredung mit dem ikalieniſchen Staatsſekretär im Außenamt, Suvich. Danach fand ein Empfang durch den König ſtatt. Die deutſchen Zeitungen führen in ihren Kommentaren u. d. aus, eine italteniſch⸗franzöſiſche Verſtändigung ſchließe die Teilnahme der übrigen Großmächte an einer gemein⸗ ſamen europäiſchen Politik durchaus nicht aus. Die franzö⸗ ſiſchen 108 äußern ſich über den bisherigen Verlauf der Verhandlungen befriedigt und unterſtreichen, daß Muſſolini Laval auf dem Bahnhof begrüßt habe, obwohl er als Regie⸗ rungschef dazu nicht verpflichtet geweſen ſei. — Die Pariſer Anklagekammer hat gegen den ehemaligen Unter⸗ ſtaatsſekretär und Abgeordneten Falcoz Anklage wegen ſchwerer Beamtenbeſtechung erhoben. Der Präſident der Vereinigten Staaten, Rooſevelt, verlas im Kongreß eine Botſchaft, die Wirtſchaftsfragen, die Sozialpolitik und die Arbeitsbeſchaffung in den Vordergrund ſtellt. Die Zahl der Arbeitsloſen in den Vereinigten Staaten gab Rooſevelt im Gegenſatz zu den höheren Angaben der Gewerkſchaften mit fünf 97172 Heamal- wir ſieben dich! Ronan aus den Zelten zwiſchen Waſſer und Wald von Paul Hain. Wachtmeiſter Heiland ſtand wie ein großer Poſaunen⸗ engel in ſeiner engen, grünen Uniform mitten im Trubel mit gezücktem Notizbuch und kriegeriſchem Blick! Seine dicken Backen ſchwabbelten ein bißchen über den zu hohen Uniformkragen, worüber ſich ein paar Steppkes herrlich amüſierten. „Das iſt glatter Waldfrevel, überall ſtet's dran: Holzbrechen iſt verboten. boten. Tjawoll! Geſetz!“ Er ſchnappte nach Luft. „Alſo den Namen— bitte!“ 8 Die kleine zierliche Frau Kuhntke lehnte in der zärt⸗ lichen Amarmung ihres jungen Mannes. Vor ihr auf der Erde lag noch ein Stoß Reiſig, den ſie auf der Flucht vor dem plötzlich auftauchenden Gendarmen hatte fallen laſſen. Die Stimmen der erſten Exregung ſchwollen ab. Da ſtanden nun alle herum, die kleine Sünderin mit ihrem verſchüchterten Mann, das neu angekommene Brautpaar, Max Punke mit ſeiner Frau, der Rieſe Woblitz, Maurer von Beruf, ehemals Ringer— ein gutmütiger Kerl, aber man durfte ihn nicht reizen, ſeine Frau, ein Hünenweib, an deren Anblick im Badetrickot ſich jeder erſt gewöhnen mußte, ihre drei„Gören“, keſſe Rangen von vier bis ſechs Jahren, der blaſſe Werkſtudent Winterſtein, der ſeine Ber⸗ liner Wohnung aufgegeben hatte, um hier draußen billiger zu hauſen, und der nebenbei wunderbar ſentimentale Lie⸗ der auf der Laute ſpielen konte, zwei Abiturienten, Müller und Krauſe, die mit ihrem Paddelboot hier ihr erſtes Se⸗ meſter glatt verbummeln wollten und alle Sonnabende einen Haufen Beſuch von Kommilitonen bekamen, und noch zwei junge, erwerbsloſe Ehepaare. 5 f Die Situation ſah ein bißchen revolutionär aus. Da aber trat der Nieſe Woblitz vor, gab ſeinem Enaks⸗ weib noch ſchnell einen ſchallenden Klaps auf das feiſte Hinterteil, knurrte:„Maul halten, Alte!“, und ſagte über⸗ aus langſam und betont, mit ſtiernackig vorgeſchobenem Kopf: „Ru alſo man ſachte, Herr Polizeipräſident von Krebs⸗ auche! Det kleene Weib da hat keen Holz abgebrochen und 9 den Wald abgeholzt, ſondern wie ick ſehe, Bruch⸗ holz aufgeleſen. Von wejen unſre italieniſche Nacht heute. Klar? Det wir niſcht abholzen dürfen, wiſſen wir alleene — davor haben wir, hören Se fut zu. den Wald viel zu meine Herrſchaften— Strikt ver⸗ jerne, der uns Quartier jibt. Wenn da mal ein Sticke Unterholz mit manglooft, denn woll'n wir mal daraus keene Staatsaktion machen, wa? Klar? Ick bin hier näm⸗ lich in det Dorf der Ordnungswachmann— wir ſorgen ſchon von alleene vor anſtändijet Benehmen, und ick er⸗ kläre hier alſo nochmals, det et vaboten is, Holz zu bre⸗ chen. Aber nu noch een paar Worte für Sie janz perſön⸗ lichſt, Herr Polizeipräſident von Lankenſee: Wir, die wir hier alle hauſen, ſind mehr oder weniger arbeitslos Wiſ⸗ ſen Se, wat det heeßt? Ja? Det heeßt, det uns bloß noch die Luft, die friſche Luft, det Waſſer und die jriene Na⸗ tur jehören, und wenn wir dafür boch keene Steuern zah⸗ len könn', ſo jehört uns det doch von Jottes wejen! Det aber ſollte uns keene behördliche Perſon vermieſen wollen, vaſtanden?“ 8 5 8 5 Woblitz ſchob den Kopf noch weiter vor, ein bißchen Schweiß perlte ihm von der maſſiven Stirn. 5 „Sie haben een' janz ſcheenen dicken Bauch— und ick doch! Ihrer aber kommt ſicher von een anſtändijet Ge⸗ halt her, von jutem Eſſen und— ick ſchätze— ſo Stücker fünf, ſechs Mollen jeden Tag. Wa? Meiner aber is een ufffeſchwemmter Suppenbauch. Ick würde ihn jerne durch Arbeit wegbringen. Jeder von uns würde jerne in Ihrer jrienen, jutbezahlten Uniform drinſtecken, aber jeder von uns wüßte denn och wat beſſeres zu tun, als hier am See herumzulungern und uns unſere beſcheidene Ruhe zu ſtehlen. Denn det hier, Wachtmeeſter, is det einzige, wat wir haben— der Wald, det Waſſer! Hier nämlich könn wa noch een bißken arbeeten, Zelte bauen, flicken, angeln, für unſere Familie ſorgen, det ſe—“ und nun wurde ſeine Stimme doch bedrohlicher,„det ſe nämlich alle jeſund blei⸗ ben, ruhig bleiben, ſtark bleiben für die Zeit, wo wieder Ordnung im Staate is und alle Kräfte jebraucht werden, um ſpäter mal mit bauen zu helfen, wenn't nötig is! Ha⸗ ben Se det vaſtanden? Det nämlich is wichtiger als viel⸗ leicht det eene Sticke Holz, det die Kleene da vielleicht nich hätte nehmen ſoll'n.“ 0 Er pruſtete ordentlich durch die Naſe. Wachtmeiſter Heilands dicke Backen zitterten vor Nervoſität „Bravo!“ ſchrie jemand vom Schilf her, wo eben ein Faltboot angelegt hatte.„Famoſe Rede! Bravo!“ Eine lachende Mädchenſtimme rief dazu: „Fein gebrüllt, Löwe!“. Die Umſtehenden grinſten, klatſchten in die Hände. Stecken Se Ihr Staatsanwaltsbuch weg,“ ſagte Wo⸗ blitz gelaſſen.„For Starafmandate ha'm wir ſowieſo keen Jeld! Und Sie wiſſen ja nu Beſcheid!“ Der Herr Landjäger Heiland knurrte: Aber das letztemal, ſage ich Ihnen— Es war ein dürftiger Abgang. Aus dem Schilf kam wieder eine Stimme: „Hella— hier iſt es richtig! Hier wollen wir uns die Geſchichte doch mal anſehen, was?“ „Aber ja, Jonny! Der See iſt wunderbar. And die Stelle hier nicht minder, Das war ja eine fabelhafte Rede vorhin!“ g Das Faltboot„Hella“ kam um das Schilf herum. Schon eine kurze Weile ſpäter bauten ſie dem Waſſer am nächſten ihr Zelt auf, nachdem ſie ſich mit den anderen bekanntgemacht hatten. Ob ſie bleiben dürften? Natürlich! Man hatte nicht viel Worte gemacht. Hier im Reiche der Badetrikots war jeder gleich. Es wurde eine vergnügliche Sache, dieſes Zeltaufbauen, und ſie vergaßen ſchnell, daß ſie ſchon zwei Tage nach einem geeigneten Platz geſucht hatten, bis ſie in den Lan⸗ kenſee kamen und, in der Nähe des Ufers im Boot liegend, Zeuge jenes Auftritts zwiſchen Woblitz und dem Landjäger wurden. Auch der kleine Aerger mit Frau Römer war 1955 überſtanden, den Hella gehabt hatte. Sie hatte am Ende doch Farbe bekennen müſſen, mit wem und wie ſie ihre Ferien verleben wollte, und Jonny hatte ſich etwas klopfenden Herzens„zur Beſichtigung“ einfinden müſſen. Er hatte das Herz der Frau Römer im Sturm erobert. „Nun noch den Graben um das 70 geſtochen,“ ſagte Jonny.„Dann halten wir feierlichen Einzug.“ Jonny und Hella begaben ſich in ihr Zelt. „Hunger, Mädel— Bärenhunger!“ Hella ſchlüpfte, ſchnell abgetrocknet, in den Trainings⸗ anzug. Nun ſah ſie wie ein ſchlanker, hübſcher Junge aus. Auch Jonny kleidete ſich an und nahm, die Beine übereinandergeſchlagen, wie ein Paſcha auf einer der Schlafplatten Platz, während Hella den Spirituskocher ent⸗ zündet und ſchon ein halbes Dutzend Eier in die Pfanne geſchlagen hatte. Das Fett ſpritzte! And es ſchmeckte herrlich. Denn es war mit der Zärt⸗ lichkeit erſter hausfraulicher Fürſorge bereitet und wurde mit der Verliebtheit von jungen Liebenden gegeſſen, die Hunger hatten. Draußen hing die Nacht filberhell. Sie traten vor das Zelt, ſchritten zum Ufer und ſetzten ſich in ihr Boot. All dieſe Menſchen hier, Hella, geſund an Leib und Seele, zuſammenraffen können, ihnen Arbeit geben— wie die ſchaffen würden! Glaubſt du? Wie die aufbauen würden!“ Ja, Jonny— es wird ſchon kommen. And du wirſt mit dabei ſein,“ antwortete ſie leiſe und gläubig. eſe uß it⸗ ße D Ausdem ladiscùuen Caude Neckarhauſen(Amt Mannheim).(Meliorations⸗ arbeiten) Die Gemeinde führt zurzeit umfangreiche Me⸗ Horationsarbeiten auf brachliegendem Gelände aus, die die Gewinnung neuen wertvollen Ackerbodens zum Ziele haben. Zunächſt ſind 32 Wohlfahrtsempfänger gegen Tariflohn ein⸗ geſetzt, doch kann dieſe Zahl mit dem Fortſchreiten der Ar⸗ heiten auf 100 erhöht werden. Nach Abſchluß der Arbeiten wird die Gemeinde 7 Prozent Ackerboden mehr als bisher beſitzen. Als Auftakt der volkswirtſchaftlich bedeutſamen Ar⸗ beiten ſind 15 Hektar Neuland in Bearbeitung genommen. U Heidelberg.(Amtseinführung von 5 ür ger⸗ meiſter Genthe.) Im Bürgerausſchußſaal des Rathauſes fand die Amtseinführung des neuen Bürgermeiſters Genthe ſtatt. Zugleich wurde ein kurzer Bericht über die kommunal⸗ politiſche Arbeit der Stadtverwaltung im vergangenen Jahre Eerſtattet. Sprengkapſel tötet einen Gchüler 1. I Weinheim, 5. Jan. Zwei befreundete 10 Jahre alte Schüler ſpielten in einem Keller mit einer als Kriegsan⸗ denken aufbewuhrten Sprengkapſel eines Minengeſchoſſes. Dieſe entzündete ſich und verletzte einen Schüler derart, daß der Tod ſofort eintrat. Der andere erlitt Verletzungen am Bein und Arm. 3 () Eutingen bei Pforzheim.(Kind ſtürzt nachts aus dem Fenſter.) In der Nacht trug ſich hier ein eigenartiger Unfall zu. Kurz nach Mitternacht kam zu einem Gaſtwirt ſein Nachbar gelaufen und fragte ihn, warum er ſein Kind zur Nacht in den Garten ſperre. Der Wirt verſtand dies nicht ſofort und begab ſich ins Schlaf⸗ zimmer. Er ſtellte nun feſt, daß ſein fünfjähriges Töchter⸗ chen nicht mehr im Bett lag, ſondern drunten im Garten, mur mit einem Nachthemd bekleidet, hockte und weinte. Das Kind war aus dem Fenſter des zweiten Obergeſchoſſes aus mehr als zehn Meter Höhe geſtürzt. Der Sturz hat ihm einen Knöchelbruch verurſacht. Der Vater brachte das Kind ſofort nach Pforzheim ins Krankenhaus. J Vühl. Die abgeſtürzten Flieger waren Zweierbob⸗Weltmeiſter.) Wie der„Führer“ mel⸗ Det, ſind die heiden verunglückten rumäniſchen Flieger In⸗ haber des Weltmeiſtertitels im Zweierbob, den ſie im Vor⸗ jahre in Engelberg(Schweiz) errungen hatten. Die Leiche Dimitrescus wurde nach Baden⸗Baden gebracht, wo die Einäſcherung ſtattfand. () Baden-Baden.(1934 ein Rekordjahr.) Nach einer langen und ſchweren Kriſenzeit hat das Fremden⸗ und Kurleben der Bäderſtamt im Jahre 1934 einen einzig daſtehenden Aufſchwung genommen. Man zählte faſt 100 000 Beſucher, genau 96 959. Somit hat ſich die Fre⸗ guenz um 35,8 Prozent gegenüber dem Vorfahre geſteigert, das 62 238 Ankünfte verzeichnete Der Anteil der aus dem Ausland kommenden Kurgäſte hat ſich gegenüber 1933 mehr als verdoppelt. Die Zahl der ausländiſchen Gäſte beträgt 24 481. An der Spitze ſteht Frankreich mit 6438 Beſuchern 41933 nur 1683). Es folgen die Niederlande mit 4610 Gä⸗ ſten(1860), dann Großbritannien und Irland mit 3828 41280), die Schweiz mit 8(1838), die Vereinigten Staa⸗ ten mit 1695(1705, hier iſt alſo eine geringe Abnahme feſt⸗ zuſtellen) uſw. () Speſſart bei Ettlingen.(Radfahrerin verun⸗ glückt.) Fräulein Katharina Ochs von hier iſt auf der Fahrt zur Arbeitsſtätte nach Rüppurr in der Kurve zum Waldeingang mit dem Fahrrad ſo ſchwer geſtürzt, daß es bewußtlos liegen blieb. Mit lebensgefährlichen Kopf⸗ und inneren Verletzungen verbrachte man die Verunglückte ins Neue Vinzentiushaus nach Karlsruhe. Freiburg.(BVon einer Lawine verſchüttet!) Der Schwarzwälder Skiläufer Walter Birmelin, der erſt vor kurzem als Skilehrer nach Italien verpflichtet worden war, iſt im Marmolatagebiet(Südtirol) von einer Lawine ver⸗ ſchüttet worden. Rettungsverſuche waren vergeblich. Der erſt jährige Sportler hat den Tod in den Bergen gefunden, die ihm zu ſeiner zweiten Heimat geworden waren.— In dieſem Zuſammenhang wird die Erinnerung wach an eine Berg⸗ ſteigertragödie, die ſich im vergangenen Jahr ereignete und deren Zeuge der jetzt verunglückte Birmelin war. Er hatte mit einem Freunde, dem Freiburger Rümmele, eine Kletter⸗ tour in der Marmolata⸗Südwand unternommen. Dabei iſt Rümmele tödlich abgeſtürzt. Lörrach.(Vorſicht beim Umgang mit Pri⸗ meln.) Zuſammen mit dem Alpenveilchen bildet die Primel einen beliebten Geſchenkartikel. Beim Amgang mit Primeln und ihrer Pflege iſt aber darauf zu achten, daß die Pflanze giftig iſt und bei manchen Perſonen empfindliche Reizwirkun⸗ 25 auf die Haut ausübt. In Inzlingen bekam eine junge Frau plötzlich einen Ausſchlag, der ſich über das Geſicht hin⸗ 1 und auch Bruſt und Hände erfaßte. Die ärztliche Unter⸗ uchung ſtellte als Arſache feſt, daß die Frau mit Primeln oder Aurikeln in Berührung gekommen war. 8 Lahr.(Das Augenlicht teilweiſe verlo⸗ ren) Auf bedauerliche Weiſe haben in den letzten Tagen ein in den 50er Jahren e Hilfsarbeiter und ein ſechs Jahre alter Knabe ihr Augenlicht teilweiſe eingebüßt. Dem rbeiter flog ein Gußſplitter ins Auge, das ausgenommen werden mußte.— Noch tragiſcher iſt der Fall des Jungen. Er wollte, auf dem Boden ſitzend, mit einer Schere einen Knoten am Schuh löſen, glitt dabei aus und zerſchnitt ſich mit der Spitze der Schere den Augapfel. Seinen Unfall ver⸗ ſchwieg er den Eltern, bis der Valer zu ſeinem Entſetzen be⸗ merkte, daß dem Kleinen das Auge auslief. Der Verun⸗ glückte iſt um ſo mehr zu bedauern, als ſein anderes Auge ſchon längere Zeit krank iſt. ( Ueberlingen.(Brandſtifter gefaßt.) Der Gendarmerie iſt es nach eifrigen Nachforſchungen gelungen, einen Brandſtifter zu verhaften, der in den Gemeinden Wittenhofen und Neufrach ſtarke Unruhe hervorgerufen hatte. In der Nacht zum 31. Dezember 1934 war in Wit⸗ tenhofen das Anweſen des Landwirts Mantz niederge⸗ brannt, desgleichen am 7. Oktober 1934 in Neufrach das Haus des Landwirts Futterer. In der Perſon des 26 Jahre alten Alfred Biller aus Weildorf iſt nun der Brandſtifter ermittelt und verhaftet worden. Er hat die beiden Brand⸗ f bereits eingeſtanden. Biller wird für ſeine Ta⸗ en wohl kaum zur Rechenſchaft gezogen werden können. Es handelt ſich bei ihm um einen geiſtig minderwertigen Menſchen, der ſich ſchon viermal in der Heilanſtalt Reiche⸗ nau befand. Erſt am 29. Dezember 1934 wurde er aus der Heilanſtalt entlaſſen. Schon als Kind ſoll Biller ini Haufe 17 4 ſeiner Eltern eine Brandſtiftung verſucht haben. N geſagt werden. Irgendeine Gefahr für die Grube oder die Aus den Nachbarländern Aushebung einer Falſchmünzerei — Baltmannsweiler, OA. Schorndorf, 5. Jan. In einer Hütte, die von dem aus der Schweiz gebürtigen H. Sauter mit ſeiner Frau und vier Kindern bewohnt wurde, wurde jetzt dank dem raſchen Zugriff der Falſchgeldzentrale des Württ. Landeskriminalpolizeiamts eine Falſchmünzerwerkſtätte aufgehoben, deren Inhaber, der obengenannte vorbeſtrafte Sauter, ſowie ſein Mitarbeiter, der 23fährige Guſtav Kotzel aus Münchingen, feſtgenommen werden konnten. Die beiden Falſchmünzer hatten, offenbar ſchon ſeit län⸗ gerer Zeit, aus Zink und Blei auf ganz primitive Weiſe falſche Fünfzig⸗Pfennigſtücke wie auch falſche Ein⸗ und Zwei⸗ markſtücke hergeſtellt und beſonders in dem lebhaften Ge⸗ ſchäftsperkehr der Vorweihnachtszeit hauptſächlich in Stutt⸗ gart und Umgebung in Verkehr gebracht. Die Fälſchungen waren wohl ziemlich plump, doch wurden ſie bei dem lebhaften Geſchäftsgang wohl immer erſt ent⸗ deckt, als es ſchon zu ſpät war. Um die falſchen Münzen in Umlauf zu ſetzen, ſchickten die Falſchmünzer oft auch Kin⸗ der in kleinere Geſchäfte. Die Zahl der in Umlauf geſetzten Falſchgeldſtücke iſt noch nicht überſehbar. Die beiden Falſch⸗ münzer ſind geſtändig. * — Ludwigsburg.(Der eingeſchloſſene Nacht⸗ wächter.) In einer Bezirksgemeinde wurde, ſo berichtet die„Ludwigsburger Zeitung, am 9 8 ige ein Buben⸗ ſtreich verübt. Als in einem Lokal nach Eintritt der Polizei⸗ fklunde der Nachtwächter erſchien, um die Gäſte zum Heim⸗ gehen aufzufordern, wurde von einem Gaſt die Tür von außen abgeſchloſſen, ſo daß ſich der Beamte mitſamt den anderen Gäſten eingeſchloſſen fand. Da das Lokal nur dieſe eine Zugangstür hat, mußte jemand durchs Fenſter klettern und einen Schloſſer holen, der dann die Tür öffnete, wäh⸗ rend der Täter mit anderen Leuten vor dem Lokal ſtand und ſich lachend die weitere Entwicklung der Dinge mit anſah. Das Lachen verging ihm aber bald, denn er wurde feſt⸗ geſtellt und trotz ſeines hartnäckigen Leugnens auch über⸗ führt. Es handelt ſich um einen 26jährigen Burſchen vom Ort, der ſich nun wegen Freiheitsberaubung zu verantworten haben wird. Landſtuhl.(die Böſchung hinuntergeſtürzt.) Zwiſchen Landſtuhl und Ramſtein verunglückte ein Per⸗ ſonenauto aus Mieſenbach dadurch, daß ein entgegenkom⸗ mender Kraftwagen nicht abblendete. Das Mieſenbacher Fahrzeug kam zu weit von der Straße ab und ſtürzte die Böſchung hinunter, wo es vollſtändig demoliert liegen blieb. Von den Inſaſſen wurde ein Perſon erheblich ver⸗ letzt, ſo daß die Einlieferung ins Krankenhaus notwendig wurde, die übrigen Mitfahrer kamen mit leichten Verlet⸗ zungen davon. Zweibrücken.(Größerer Geldbetrag gefun⸗ den.) Im Außenbezirk von Ernſtweiler an der Zolltele wurde dieſer Tage ein größerer Papiergeldbetrag gefunden und an die polizeiliche Fundſtelle abgeliefert. Der Eigen⸗ tümer hat ſich bis jetzt noch nicht gemeldet. Es wird ver⸗ mutet, daß ein aus dem Saargebiet nach Bayern fahrender Kraftwagenbeſitzer der Verlierer iſt, da der Geldbetrag genau auf dem Standplatz eines Kraftwagens gefunden wurde. * Frankfurt a. M.(Der Herr Leutnant auf Freiersfüßen.) Zu den Unverbeſſerlichen zählt der 41⸗ jährige Franz Vigneron, der verheiratet und Vater von vier Kindern iſt und ſchon vier Strafen wegen Heiratsſchwindels verbüßt hat. Wie hemmungslos und toll er es zu treiben pflegt, dafür war ſein Verhalten am 5. November 1922 charakteriſtiſch. An dieſem Tag wurde er in Braunſchweig aus dem Gefängnis entlaſſen, wo er eine wegen Heirats⸗ betrugs erhaltene Strafe abgeſeſſen hatte. Er fuhr dann mit der Bahn am gleichen Tag nach ſeinem Heimatsort und bändelte im Zug mit einem Mädchen an, dem er ſich als Leutnant Poll vorſtellte. Das Mädchen ſollte ſpäter auch zu ſeinen Opfern gehören. Im Juni hielt ſich V. in Frankfurt auf, ohne feſte Wohnung zu haben. Er lernte eine Haus⸗ angeſtellte kennen und gab ſich als Bankangeſtellter mit 240 Mark Monatsgehalt und ehrenamtlicher Werber des Rund⸗ funks aus. Er erklärte, verheiratet geweſen zu ſein, ſprach aber nur von zwei vorhandenen Kindern, während er die andern beiden vorſorglich verſchwieg. Nach dem dritten Zu⸗ ſammentreffen mit der Hausangeſtellten verſprach er ihr die Ehe. Es gelang ihm nach und nach von der armen Perſon 450 Mark herauszulocken. Als ſie ihre Stelle gekündigt be⸗ kam, veranlaßte er ſie, im Hinblick auf die künftige Ehe keinen neuen Poſten anzunehmen. Im Beſitz der Erſparniſſe der Hausangeſtellten, wußte er ſich beizeiten zurückzuziehen. Die Betrogene war vernünftig genug, den Schwindler an⸗ zuzeigen, der noch eine Reihe anderer Betrügereien auf dem Kerbholz hatte. Wegen Rückfallbetrugs und ſchwerer Ur⸗ kundenfälſchung wurde V. zu drei Jahren Zuchthaus, 150 Mark Geldſtrafe und fünf Jahren Ehrverluſt verurteilt. Das Gericht erkannte auch auf Sicherungsverwahrung in Höhe von anderthalb Jahren. Offenbach.(Perſonenkraftwagen von einem Eilzug zertrümmert.) Abends blieb auf einem Uebergang auf der Eiſenbahnſtrecke zwiſchen Mühlheim und Offenbach ein Perſonenkraftwagen ſtehen. Die beiden In⸗ ſaſſen bemühten ſich vergeblich, den Wagen weiterzubrin⸗ Zu dieſer Zeit befuhr ein Eilzug in Richtung Hanau die Stelle und zertrümmerte den Kraftwagen. Die beiden In⸗ ſaſſen hatten rechtzeitig den Bahnkörper verlaſſen. Hofheim.(Knabe ſtürzt aus fahrendem Eil⸗ zug.) Nahe beim Wärterpoſten 6 dex Strecke Bensheim Worms(Provinzialſtraße Hofheim Vobſtadt) ſtürzte ein gjähriger Junge aus dem fahrenden Eilzug 178 Frankfurt —Pirmaſens. Der Junge, der mit ſeiner Tante reiſte, wollte den Abort aufſuchen und geriet an die Abteiltür, wo er hinausfiel Bei dem Sturz trug er nur geringe Haut⸗ abſchürfungen an den Händen und im Geſicht davon. Der Bahnwärter verbrachte den Jungen zum Arzt, der die leich⸗ ten Verletzungen verband. der Knabe wurde mit einem nachfolgenden Zug nach Worms gebracht, wo ihn die Tante erleichterlen Herzens wieder in Empfang nahm. GSchlagende Wetter Anglück in einer oberbayeriſchen Grube. München, 7. Jan. Am Sonntag früh gegen 4 Ahr ereignete ſich im Nordflügel der Grube Hausham eine Schlagwettererploſion. Ein Steiger wurde getötet, vier wei⸗ tere Bergleute wurden ſchwer und 14 leicht verletzt. ö Die Berginſpektion iſt mit der Unterſuchung der Anfall⸗ urſache an Ort und Stelle bereits beſchäftigt. Ueber die Zündungsquelle der Schlagwetter kann noch nichts genaues Gefolgſchaft beſteht nicht. Der geſtrige Sonntag(Dreikönigstag), als erſter Januarſonntag, ſollte eigentlich doch ein Winterſonntag ſein, ſtatt Schnee brachte er weiter den ſeit 6 Wochen. üblichen Regen. Sollen wir etwa wie der Hochſommer ſeine Trockenperiode hatte den ganzen Winter Nebel und Regen⸗ wetter bekommen? Trotzdem im Schwarzwald teilweiſe in der vergangenen Woche Schnee fiel, iſt der Winterſport⸗ verkehr nicht allzu ſtark. Im allgemeinen ſtand der Sonn⸗ tag im Zeichen der bevorſtehenden Saarabſtimmung und viele lauſchten am Radio die Kundgebung der Deutſchen Front ab. Am Abend fand im„Hirſch“ ein Unterhaltungs⸗ abend des hieſigen kath. Jungmännervereins ſtatt, der überaus gut beſucht war. Ein Abend beim Bd. Wohl niemand, der am Samstag den Elternabend des Bd M. beſucht hat, wird den Schloßſaal verlaſſen haben, ohne das Gefühl, wirklich einen ſchönen Abend erlebt zu haben. Das was hier gezeigt wurde, hatte Schwung und Höhe, Eindringlichkeit und Innigkeit zugleich. Der Schloß⸗ jaal war voll beſetzt. Das kann ſich der BdM. ſchon als Ehre anrechnen. Das Programm enthielt die Dreiheit: die germaniſche Frau, die Maid des Mittelalters und das BdM⸗Mädchen unſerer Tage. Nach einem Vorſpruch und der herzlichen Begrüßung durch die Führerin, der ſich der Vortrag des Gedichtes „Druſus Tod“ anſchloß, folgte ein weihevolles altgerma⸗ niſches Sonnwendſpiel, das alle Spieler mit größter Hin⸗ gabe wirkungsvoll geſtalteten.„Eine Flamme ward gegeben“, ſo klang es im Liede weiter. Die mittelalterliche Frau trägt dieſelbe Haltung, ſtolz und rein, demütig und auf⸗ aufopfernd. Und das ſah man in dem Spiel von Hart⸗ mann von Aue, ein Ruhmeslied ſtillen Heldentums eines deutſchen Mädchens. Es iſt den Spielerinnen auch bei dieſem Spiel höchſte Anerkennung zu zollen. Mit den einfachſten Bühnenmittel, aber mit ſtilechten Koſtümen war hier ein Spiel größter Wirkung entſtanden. Es brauchen nicht die einzelnen Darſteller genannt werden, ſie dienten ja dem Ganzen. Den Uebergang zur heutigen Zeit vermittelte Walter von der Vogelweidens Deutſchlandlied. Denn wie damals klingt auch heute noch das Lob über deutſche Frauen. Und was dann geboten wurde war ein herz⸗ erfriſchend, buntes, aufgelockertes Jugendleben: Ausſchnitte aus dem Tun und Treiben im BdM. während er auf Fahrt iſt. Lieder und Reigen, Verſe und Poſſen und nicht zu vergeſſen das liebe Mädel mit dem„Schifferklavier“— alleſamt begeiſterten das Publikum. Mit einem Sieg Heil auf den Führer ſchloß der erlebnisreiche Abend. * Sein 25 jähriges Dienſtjubiläum feiert heute bei der Firma Hch. Lanz⸗Mannheim Herr Joſeph Gropp von hier, Freiburgerſtraße. 5 * Erläuterungen zum Steuerſäumnisgeſetz Säumniszuſchläge auch für Landes und Gemeindeſteuern. Durch das Steuerſäumnisgeſetz vom 24. Dezember 1934 iſt mit Wirkung vom 1. Januar 1935 für die verſpätete Ent⸗ richtung einer Steuerzahlung ein Säumniszuſchlag eingeführt worden. In einem Runderlaß des preußiſchen Finanzminiſters zugleich im Namen des Reichsminiſters des Innern werden jetzt, wie die„Wandelhalle“ meldet, nähere Erläuterungen zu dieſem Geſetz gegeben. Danach findet das Geſetz auch An⸗ wendung auf Steuern des Landes, der Gemeinden und der Gemeindeverbände. Die Regelung führt bei den Staats⸗ ſteuern ſowie bei der gemeindlichen Grundſteuer und bei der Gewerbeſteuer zu dem Ergebnis, daß für die Zeit vom 1. Ja⸗ nuar 1935 ab keine Stundungs⸗ oder Verzuͤgszinſen mehr zu fordern und keine Erſtattungszinſen mehr zu gewähren ſind. Auch die Verzugszinſen und Verzugszuſchläge, die auf die Zeit vor dem 1. Januar 1934 entfallen, ſind geſtrichen worden. Rückſtändige Stundungszinſen ſind auch dann zu erheben, wenn ſie auf die Zeit vor dem 1. Januar 1934 entfallen, es ſei denn, daß ſie nach den allgemeinen Vor⸗ ſchriften erlaſſen oder niedergeſchlagen werden. Der Säumniszuſchlag iſt grundſätzlich in jedem Falle einer Ueberſchreitung der Zahlungspflicht zu erheben. Je⸗ doch werden die Hebeſtellen ermächtigt, bei geringfügigen Friſtüberſchreitungen von der Einziehung des Zuſchlags ab⸗ zuſehen. Eine Ueberſchreitung der Friſt bis zu drei Werk⸗ tagen iſt jedenfalls als geringfügig im Sinne dieſer Be⸗ ſtimmung anzuſehen. Weiter wird darauf hingewieſen, daß nächſtens in der Preußiſchen Geſetzſammlung ein preußiſches Geſetz verkündet werden wird, wonach die Beträge, die bei der Erhebung von Staatsſteuern durch die Gemeinden als Säumniszuſchläge aufkommen, den Gemeinden überlaſſen werden. Für die lleberlaſſung des einzelnen Zuſchlagsbe⸗ trags an die Gemeinde iſt Vorausſetzung, daß der Staats⸗ ſteuerbetrag, zu dem der Säumniszuſchlag erhoben wird. vollſtändig entrichtet iſt. 8 5 78 22* 7 2 Die heiligen Drei Könige Heute geſchieht es nur da und dort noch auf dem Land, daß die heiligen drei Könige am 6. Januar herumzie hen; während noch vor 100 Jahren ſelbſt in den Städten, die damals freilich mit dem volkhaften Leben noch inniger ver⸗ bunden waren, derartige Bräuche geläufig waren. Aber ſchon vor 100 Jahren ſind die umziehenden Könige nicht gerade ſehr heilige Könige geweſen! Das geht u. a. auch aus dem bekannten Gedicht Goethes(„Epiphanias“) hervor, das mit den Zeilen anhebt: „Die heiligen drei König! mit ihrem Stern, ſie eſſen, ſie trinken, und bezahlen nicht gern; ſie eſſen gern, ſie trinken gern, ſie eſſen, trinken, und bezahlen nicht gern.“ 5 Dieſe Könige ſind in Wirklichkeit drei Bauernburſchen, die als die„Weiſen aus dem Morgenland“ verkleidet, einen an der Stange befeſtigten Stern oder eine Sternlaterne voran⸗ tragend, von Haus zu Haus ziehen und mit Geſang um allerlei Gaben betteln. Zweifellos verbirgt ſich hinter dieſem Brauch, der zu einer Art Volksbeluſtigung ausgeartet iſt, ein ernſthafter Sinn, der vermutlich verloren gegangen iſt. Es iſt nicht unmöglich, daß etwas davon auch in dem ur⸗ ſprünglichen Volksglauben lebendig iſt, wonach, ebenſo wie das Chriſtkind alljährlich an Weihnachten wieder geboren wird, auch die heiligen drei Könige alljährlich am 6. Januar perſönlich wieder auf dem Wege ſind. Ihr Wanderzug iſt ſo etwas wie das Gegenbild zu dem Zug des heidniſchen „wilden Heeres“ in den zwölf heiligen Nächten; der 6. Ja⸗ nuar bildet ja den Abſchluß dieſer„Zwölften“, und in verſchiedenen Gegenden räumt man nach alter Gewohnheit auch erſt an dieſem Tage den Chriſtbaum weg.. Etwas über Feſtkultur In den erſten Monaten nach der nationalſozialiſtiſchen Revolution war viel von Gleichſchaltung die Rede. Auch der deutſche Sport ſtand vor der ſchweren Aufgabe, ſich in den nationalſozialiſtiſchen Staat organiſch einzubauen und die. Maſſe des Sportvolkes ohne große innere Erſchütterungen für das Dritte Reich zu gewinnen. Allerdings wurde gerade mit dieſer Gleichſchaltung viel Frevel getrieben. Man ließ Sechstagerennen mit einem Fahnenaufmarſch und den Na⸗ tionalhymnen beginnen, ſchickte die wahnſinnige Rekordſchwim⸗ merin Ruth Litzig mit dem Horſt Weſſellied in den Tod und leiſtete ſich ähnliche Scherze mehr. Bei der Beurteilung dieſer Geſchehniſſe darf nie vergeſſen werden, daß wir in einer Zeit gewaltiger Umſchichtungen lebten, die nicht jeden Menſchen ſtark genug fand, um dem Anſturm des Neuen die richtigen Bahnen zu ebnen. Heute wären ſolche Vorkommniſſe ausgeſchloſſen. Der deutſche Sportler hat von der diſziplinier⸗ ten Haltung des SA⸗Mannes gelernt. Aber es will noch immer recht ſchwerfallen, in manchen Dingen den Stil der neuen Zeit zu finden. Gerade weil es ſich meiſtens um Fragen der inneren Einſtellung, der weltanſchaulichen Grundhaltung dreht, muß man vor einer Verwiſchung des nationalſoziali⸗ ſtiſchen Lebensſtils warnen. Wir kennen die Sportfeſte von Anno dazumal. Wir brauchen nicht an ſo manche ſchwülſtige Rede erinnern, die irgend ein Sportereignis eingeleitet hat. Das iſt vorüber. Jetzt heißt es, etwas Neues zu ſchaffen. Es heißt, auch die Feſte des deutſchen Sports ſtilecht aufzuziehen, ſie mit dem richtigen Geiſt zu erfüllen. Das geſchieht nicht mittels ſchwarz⸗ weiß⸗roter und Hakenkreuzfähnchen(engros vier Pfennig das Stück), das geſchieht auch nicht mittels mehr oder minder langweiliger Reden von irgendwelchen„maßgebenden“ Leu⸗ ten. Es nützt auch nichts, wenn man es verſteht, irgend einen höheren SA⸗Führer als wirkungsvolles„Werbemittel“ zum Beſuch der betreffenden Veranſtaltung zu bewegen. Das mehrfache Abſingen der deutſchen Nationalhymnen iſt in die⸗ ſen Fällen Sünde wider den heiligen Geiſt. Ebenſowenig wirken lebende Bilder im Stile des Hurrapatriotismus von 1900, abgebaute Opernſänger paſſen auch nicht zum Jahres⸗ feſt eines Fußballvereins. Ebenſowenig darf man Schwimmer im Badetrikot mit Stahlhelmen ausrüſten und dazu etwa das Lied vom guten Kameraden ſpielen.(Das ſoll alles ſchon vorgekommen ſein.) Um ein Feſt in echt nationalſozialiſtiſchem Stil auf⸗ ziehen zu können, darf man— allgemein menſchlich ge⸗ ſprochen— nicht zu den geiſtig Armen zählen, d. h., man muß ein wenig Geſchmack haben. Viel wichtiger iſt aber, daß man von den gewaltigen Geſchehniſſen der letzten Jahre inner⸗ lich erfaßt worden iſt, daß man die neue Zeit verſtanden hat und in ihren Lebensformen lebt. Sportfeſte können Gradmeſſer dafür ſein, inwieweit bei der betreffenden Gemeinſchaft die„Gleichſchaltung“ in beſtem Sinne vollzogen wurde. Sie ſollen Feierſtunden des Lebens ſein. Das geht ohne abgequälte Feſtreden und ohne„happy end“ mit ſehr viel Alkohol. Neue Aufgaben der S0 und NS⸗Hago Dr. Ley vor dem Führerkorps der Arbeiksfronk. Im großen Sitzungsſaal der„Bank der Deutſchen Arbeit“ fand eine Tagung ſtatt, an der ſämtliche Politiſchen Leiter der NS. und NK.⸗Hago, DA F.⸗Walter, KdF.⸗Warte, ſoweit ſie ſich in Führerſtellungen befinden, und die Treuhänder der Arbeit teilnahmen. Eröffnet wurde die Tagung durch den Reichsinſpekteur Rudolf Schmeer. Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley verband mit dem Dank an alle Mitarbeiter die Feſt⸗ ſtellung, daß es der Deutſchen Arbeitsfront im vergangenen Jahr gelungen ſei, den Klaſſenkampf nicht nur auf dem Pa⸗ pier zu überwinden, ſondern bei Millionen von Menſchen. Als eine der vordringlichſten Aufgaben für das Jahr 1935 bezeichnete es Dr. Ley, alles das wegzuräumen, was noch an Reſten des Vergangenen vorhanden ſei. Gegenüber der in manchen Kreiſen verbreiteten Meinung, die NSB0O. und die NS.⸗-Hago ſeien überflüſſig, weil wir ja die alles umfaſſende Deutſche Arbeitsfront haben, erklärte der Reichsorganiſa⸗ tionsleiter, daß ein Verzicht auf dieſe beiden wichtigen Partei⸗ gliederungen Selbſtaufgabe wäre. Es werde immer Aufgaben geben, die nur innerhalb der Partei gelöſt werden könnten. „Wenn wir nur erklären würden“ ſo führte Dr. Ley weiter aus,„ein Teil der Partei ſei überflüſſig, ſo würden wir da⸗ mit das Primat der Partei ſelbſt treffen. Auch kann keines der beiden Aemter die Aufgaben des anderen übernehmen. Wir haben eine jahrzehntelange Mittelſtandsbewegung in Deutſchland, die wir nicht überſehen können. Auch Handel und Handwerk müſſen ihre Führung haben. An der Einheit der Arbeitsfront darf nicht gerüttelt wer⸗ den. Die Reichsbetriebsgemeinſchaften haben eine ganz neue Aufgabe den früheren Verbänden gegenüber. Sie haben weder die Organiſation noch das Denken der früheren ge⸗ werkſchaftlichen Verbände fortzuſetzen. Die Betriebsgemein⸗ ſchaften ſind mit einem Nervenſyſtem zu vergleichen, das draußen in den breiten Maſſen das Volk betreut. Die Tagung des geſamten Führerkorps der Deutſchen Arbeitsfront erbrachte eindeutig den Beweis, daß unker der Jührung der NSDAP. das ganze ſchaffende Deutſchland ein einheitlicher, nur den Willen des Führers kennender Block iſt, an dem ſich die Hetzer außerhalb der Grenzen des neuen Reiches ſchneller die Zähne ausbeißen werden, als ſie denken. Sternhimmel im Januar Von den Rekordfinſterniſſen des Jahres 1935— es ſind im ganzen ſieben gegen durchſchnittlich ſechs der anderen Jahre— war die partielle Sonnenfinſternis am 5. Januar in unſeren Breiten nicht ſichtbar; die totale Mondfinſternis am 19. Januar iſt teilweiſe bei uns in der Abenddämmerung zu ſehen. Die Mondphaſen ſind am 5. Januar Neumond, am 11. Januar erſtes Viertel, Vollmond am 19. Januar und letztes Viertel am 27. Januar. Schon bald nach Einbruch, der Abenddämmerung ſind am Januarhimmel die hellen Sterne zu ſehen: Tief im Nord⸗ weſten Deneb und hoch im Oſten Kapella. Etwas ſpäter er⸗ ſcheinen der Orion im Südoſten, weiter oben die Zwillinge und Aldebaran, bis ſchließlich gegen 22 Uhr(anfangs 23, Ende 21 Uhr), alle Winterbilder ſich am nächtlichen Himmel vereinigt haben. Den Süden beherrſcht der Glanz des rieſi⸗ gen Orion. Links unterhalb flammt der hellſte aller Sterne, Sirius, im Bilde des Großen Hundes, daneben etwas höher Prokyon, der Hauptſtern des Kleinen Hundes. Kapella iſt inzwiſchen noch höher geſtiegen und krönt inmitten des Fuhr⸗ manns den Zenit. In ihrer Nähe gegen Weſten ſtrahlen aus den Flocken der Milchſtraße eindrucksvoll die Sterne des Perſeus, mehr gegen Südweſten blinkt die zierliche Sternſchar der Plejaden(Siebengeſtirn genannt) und der rötliche Aldebaran im Kopfe des Stiers. Am Abend des 14. Januar zwiſchen 18 und 21 Uhr zieht der Mond über das Siebengeſtirn hinweg. Eines nach dem anderen der klaren Sternchen verſchwindet am linken dunklen Mond⸗ rand, wie wenn ſie von ihm aufgeſchluckt würden und taucht nach einer Stunde oder auch etwas früher am rechten hellen Rand wieder auf. Hoch im Oſten ſtrahlt das Zwillings⸗ paar Kaſtor und Pollux, darunter ſpringt gerade der Löwe über den Horizont hinauf. Mit ihm, etwas höher, ſtrebt im Nordoſten der Große Bär dem Scheitel des Himmelsge⸗ wölbes zu. Um Mitternacht erſcheint Mars in ſeinem roten Ge⸗ wande über dem Oſthorizont. 37 Stunden ſpäter folgt Ju⸗ piter, an Helligkeit Mars bedeutend überlegen. Die übrigen mit bloßem Auge ſichtbaren Planeten, Saturn, Venus, Mer⸗ kur, ſind nur zur früheſten Abendſtunde zu ſehen. Kunſt und Wiſſen Jeſtſitzung der Preußiſchen Akademie der Wiſſenſchaften zu Jakob Grimms 150. Geburtstag. Die Preußiſche Aka⸗ demie der Wiſſenſchaften hielt in Berlin eine außerordent⸗ liche Feſtſitzung zur Feier des 150. Geburtstages ihres be⸗ rühmten Mitgliedes Jakob Grimm ab, mit der ſie dem gro⸗ ßen Gelehrten und Forſcher als dem Schöpfer unſterblicher Werke eine ſeltene Ehrung erwies. Die Goethe⸗Medaille für Prof. Bodo Ebhardk. Der Füh⸗ rer und Reichskanzler hat dem Geheimen Hofbaurat Profeſſor Bodo Ebhardt auf der Marksburg bei Braubach a. Rh. in Anerkennung ſeiner Verdienſte um die Erforſchung, Erhal⸗ tung und Wiederherſtellung deutſcher Burgen, die von dem Herrn Reichspräſidenten von Hindenburg geſtiftete Goethe⸗ Medaille für Wiſſenſchaft und Kunſt verliehen. Bücherſchau. Wie ſchließe ich Sicherungsverträge?(Sicherungsüber⸗ eignungen.) Für das Verſtändnis des Nichtjuriſten be⸗ arbeitet von Dr. jur. Apfelbaum. Verlag Wilh. Stoll⸗ fuß, Bonn, Preis Mk. 1.25. Mit Sicherungsverträgen wird leider häufig großer Mißbrauch getrieben, der oft an groben Unfug grenzt. In dieſem Bändchen wird gezeigt, welches Unheil vielfach angerichtet wird durch käufliche fir und fertige Verträge. Der ſachverſtändige Verfaſſer gibt Nichtjuriſten in klarer, leicht verſtändlicher Sprache einen Einblick in Möglichkeiten, Erforderniſſen und zu vermeidende Fehler. Hier liegt ein praktiſcher Wegweiſer vor, der aber Schuldnern, die berechtigte Anſprüche ihrer Gläubiger hintertreiben wollen, nicht dienen ſoll und kann. . Neues aus aller Welt Belgrad, 6. Jan. Wie die„Politika“ berichtet, ereig⸗ nete ſich im Erzbergwerk von Treptſcha in Südſerbien ein ſchweres Unglück. Durch einen Erdrutſch wurde eine Ar⸗ beitergruppe verſchüktet, die in einem Stollen beſchäftigt war. Bisher konnten fünf Perſonen als Leichen geborgen öden Außerdem ſind mehrere Perſonen ſchwer verletzt worden. Raubmord in Breslau Der Rendant des Domkapitels erſchoſſen aufgefunden. Breslau, 7. Januar. Ein ſchweres Verbrechen iſt im Kaſſenraum des Bres⸗ lauer Domkapitels verübt worden. Hinter den Schaltergittern der Kaſſe wurde der Rendant Richard Malich erſchoſſen auf⸗ gefunden. Wie feſtgeſtellt wurde, hal der 57 jährige Mann einen Herzſchuß durch eine kleinkalibrige Waffe erhalten. Die Telephonleitung war durchſchnitten. Wie hoch der geraubte Geldbetrag iſt, muß die Unterſuchung ergeben. Der Tat drin⸗ gend verdächtig ſind drei junge Leute Mitte der zwanziger Jahre, die geſehen worden ſind, als ſie die Kaſſe verließen. a1. Der Mord in Klein⸗Schierſtedt aufgeklärt Am Neufahrsmorgen war der Bahnwärter Keitel in Klein⸗Schierſtedt vor der Bahnwärterbude 33 an der Strecke Aſchersleben—Güſten erſchlagen aufgefunden worden. Der Kriminalpolizei iſt es nunmehr gelungen, den Täter zu er⸗ mitteln. Unter dem dringenden Verdacht der Täterſchaft wurden ein gewiſſer Ilgenſtein und deſſen Ehefrau aus Klein ⸗Schier⸗ ſtedt feſtgenommen und in das Bernburger Gerichtsgefängnis eingeliefert. Hier hat Ilgenſtein nach hartnäckigem Leugnen ein Geſtändnis abgelegt. Nach ſeiner Darſtellung iſt es zwiſchen ihm und Keitel am Neujahrsmorgen um 5 Uhr zu einem Wortwechſel wegen des Oeffnens der Schranke gekommen. Der Wortwechſel ſei in Handgreiflichkeiten ausgeartet, in deren Verlauf er in ſinnloſer Wut den Hammer geholt und Keitel niedergeſchla⸗ gen habe. Der Mörder iſt in Klein⸗Schierſtedt als roher und gewalttätiger Menſch bekannt. Elli Beinhorn am Ende ihres Amerikafluges. Die deutſche Fliegerin Elli Beinhorn traf auf dem Neuyorker Flugplatz von Glenn Curtiß bei ſtarkem Froſtwetter als Schlußſtation ihres Fluges über Zentralamerika, Mexiko und den Vereinigten Staaten ein, um rechtzeitig am Neu⸗ horker Empfang der Rettungsmannſchaft des Hapag⸗ Dampfers„New Pork“ teilnehmen zu können. Die bekannte Fliegerin hatte während ihres dreimonatigen Aufenhalts in den Vereinigten Staaten Gelegenheit genommen, durch un⸗ zählige Anſprachen in Vereinen und Verbänden die deutſch⸗ amerikaniſchen Beziehungen enger zu knüpfen. Elli Beinhorn wird vorausſichtlich am 9. Januar mit dem Hapag⸗Dampfer „New York“ nach Deutſchland zurückkehrsn. Die verräteriſche Stimme Oberſt Lindbergh erkennt Hauptmann. Neuyork, 7. Januar. Am drikten Verhandlungstag in dem Prozeß wegen der Entführung des Lindbergh⸗Kindes erklärte Oberſt Lindbergh, die Stimme des Angeklagten Hauptmann ſei dieſelbe, die er bei der Jahlung des Löſegeldes auf dem Friedhof in Broex gehört habe. Im übrigen meinte Lindbergh, es wäre ganz unmög⸗ lich geweſen, das Kind die Haupttreppe hinunter und aus der Vordertür hinauszutragen, ohne daß die Aufmerkſamkeit ſei⸗ ner Frau oder ſeiner ſelbſt erregt worden wäre, da ſie ſich zur fraglichen Zeit im Eßzimmer aufgehalten hätten. Der Haushund habe in den Stunden, die für die Entführung des Kindes in Frage kommen, nicht angeſchlagen. Es ſei aber auch kein guter Wachhund. Sodann befragte der Verteidiger Hauptmanns Lind⸗ bergh eingehend über ſeine Verhandlungen mit Dr. Con⸗ don, der bekanntlich die Verhandlungen wegen des Löſe⸗ geldes an der Kirchhofsmauer mit dem angeblichen Entfüh⸗ rer gepflogen hatte. Lindbergh ſagte, er ſei nicht zugegen geweſen, als Condon den zweiten Löſegeldbrief erhalten habe, 0 1 5 die ſofortige Zahlung des Geldes gefordert gewe⸗ en ſei. Auf Grund der Beſprechungen, ſo ſagte Lindbergh, ſeꝛ er zuerſt der Anſicht geweſen, daß mehrere Perſonen an der Enkführung beteiligt geweſen ſeien. Jetzt ſei er aber der Meinung, daß nur eine Perſon in Frage komme, und zwar Hauptmann. Todes-Anzeige. Samstag Nachmittag entschlief nach schwerer Krankheit mein lieber Mann, unser guter Vater. Bruder, Onkel und Schwiegersohn Herr Ludwig Biegel im Alter von 38 Jahren. In tiefer Trauer: Frau Barbara Biegel und Kinder Eva. Weber. NMhm.-Seckenheim, 7. Januar 1935 Die Beerdigung findet heute Nachmittag 3 Uhr vom Trauerhause, Zähringerstraße 86 aus statt. Rational Sozial. Kriegsopferverſorgung e. B. R 5K) 0 Ortsgruppe Seckenheim Todes Anzeige. a Den Kameraden und Kameradenfrauen zur Kenntnis, daß unſer Kamerad 7 Ludwig Biegel am Samstag, den 5. Januar geſtorben iſt. ü Die Beerdigung findet heute Nachmittag 3 Uhr ſtatt. Zuſammenkunft ½3 Uhr im Lokal„Zum goldenen Hirſch“. Es iſt Ehrenpflicht aller Mitglieder, dem Verſtorbenen das letzte Ehrengeleit zu geben. Der Obmann. Verſammlungs⸗Kalender. 0 Fußballvereinigung. Dieſe Woche findet das Saaltraining Dienstag und Freitag zu den bekannten Zeiten ſtatt. Vollzähliges Erſcheinen wird erwartet. Männergeſangverein. Heute abend halb 8 Uhr Zuſammen⸗ kunft im Lokal. 4 oder große 3 Zimmer⸗ auf ſpäteſtens 1. April geſucht. Angebote an die Geſchäftsſt. d. Bl. P Große Begeiſterung! 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