— r —— Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg. Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Wiederholungen tarifl. Rabatt. Preisliſte Rr. 2. Anzeigenſchluß 9 Uhr. T. A. XI. 34: 1200 Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Berkümdblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenhetm. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig), „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantw. für Schriftlcu Anzeigen Gg. Härdle, M⸗Seckenheim Druck und Verkag: G. Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle). Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 35. Jahrgang Der Endkampf im Gange. Die Vorabſtimmung im Saargebiet begonnen.— Die Bür⸗ germeiſter, Bahn⸗ und Poſtbeamten und die Poliziſten ſtimmen ab. Saarbrücken, 7. Januar. Die Sdarabſtimmung hat Montag um 8,30 Uhr mit der Abſtimmung gewiſſer Gruppen von Abſtimmungsberech⸗ ligten, die am 13. Januar anderweit ſtark in Anſpruch ge⸗ nommen werden, praktiſch begonnen. Unter dieſe Gruppen, für die in den Kreisſtädten Wahl⸗ lokale eingerichtet ſind, fallen u. a. die Landräte und Bür⸗ germeiſter, die Perſonen, die der Polizei und dem Land⸗ jägerkorps angehören, die Beamten, Angeſtellten und Ar⸗ beiter der Eiſen⸗ und Straßenbahnen, der Kraftomnibus⸗ linien, des Poſt⸗, Telegraphen⸗ und Fernſprechweſens ſo⸗ wie das Perfonal der Krankenhäuſer und Gefängniſſe. Für Saarbrücken⸗Stadt ſind in der Nauwieſener Schule drei Wahlbüros eingerichtet worden. An langen Tiſchen ſitzen in den drei Schulzimmern die drei Wahlvorſitzenden, der Schwede Kleberg, der Däne Weinert und der Lux em⸗ burger Fürſt, umgeben von ihren vier Beiſitzern, die ſich aus Vertretern der Deutſchen Front und der Rückgliede⸗ rungsgegner zuſammenſetzen. Die beiden feindlichen Par⸗ teien werden durch den Vorſitzenden und die neben ihm ſtehende graugrüne Wahlurne etwa in Größe eines deut⸗ ſchen Briefſtaſtens getrennt. Die Urne trägt in großen wei⸗ ßen Buchſtaben die Aufſchrift„Vorabſtimmung Saarbrük⸗ ken⸗Stadt“. Die vorausſichtlich nicht ſehr ſtarken Bündel von Stimmſcheinen werden nach Schluß der Vorabſtimmung, am Dienstag um 20 Uhr, hergusgenommen werden. So⸗ dann werden ſie dem Wahlbezirk überwieſen, dem der be⸗ treffende Abſtimmungsberechtigte angehört Am Wahlſonn⸗ tag ſelbſt werden dann die Fenſterbriefumſchläge entfernt und von neutralen Beamten die Umſchläge mit dem Stimmſchein in die jeweilige Wahlurne des zuſtändigen Abſtimmungsbezirkes geſteckt werden. Es ſind beſondere Vorkehrungen dafür getroffen worden, daß gerade bei die⸗ ſem Wahlakt das Abſtimmungsgeheimnis unter allen Um⸗ ſtänden gewahrt wird. Man rechnet für Saarbrücken⸗Stadt mit einer Geſamt⸗ beteiligung an dieſer Vorabſtimmung von etwa 1200 Wahlberechtigten. Etwas bewegter ſieht es in dem Vorabſtimmungsbüro von Sgarbrücken⸗Land, in der Kreisſparkaſſe zu Saarbrücken, aus, wo nur in einem Raum Gelegenheit zur Stimmabgabe geboten iſt. Gleichzeitig finden ab Montag in Gefängniſſen und Krankenhäuſern Vorabſtimmungen ſtatt, die znter der Leitung des Norwegers Loederup vorgenommen werden. Alle Saarbrücker Strafgefangenen wurden zur Vornahme dieſer Wahlakte nach der Lerchesflur geſchafft. Dieſe Vorwahl kann nach den Abſtimmungsbeſtimmungen drei Tage dauern. a Verſammlungs verbot ab 10. Januar Die Abſtimmungskommiſſion hat in Uebereinſtimmung mit der Regierungskommiſſion eine Verordnung erlaſſen, nach der die Veranſtaltung öffentlicher Verſammlungen, auch ſolcher zu geſelligen Zwecken, ſoweit dieſe in Orten oder in Räumlichkeiten ſtatkfinden, die dem Publikum gewöhn⸗ lich zugänglich ſind, vom 10. Januar bis zum Zeitpunkt der amtlichen Bekanntgabe des Abſtimmungsergebniſſes verboten wird. Von dieſer Regelung ſind jedoch Theater⸗ und Licht⸗ ſpieltheateraufführungen ausgenommen. Ein befremdendes Schreiben Die Abſtimmungskommiſſion an die Biſchöfe von Trier und Speyer. Die Abſtimmungskommiſſion hat folgenden Brief an die Biſchöfe von Trier und Speyer gerichtet: a In einer Erklärung, die am 3. Januar in hieſigen Zei⸗ tungen erſchien und hier beigefügt iſt, haben die Dechan⸗ ten des Saargebietes unter Hinweis auf einen Erlaß Ew. Excellenz und des Biſchofs von Trier(Speyer), Stellung genommen bezüglich der Frage, über die die Ab⸗ ſtimmungsberechtigten bei der Volksabſtimmung zu ſtim⸗ men haben, und zwar in einer Weiſe, die als eine klare Stellungnahme zugunſten der Rückgliederung 85 an Deutſchland anzuſehen iſt. Die Abſtimmungskommiſſion, im vollen Be⸗ wußtſein ihrer Pflicht, dafür Sorge zu tragen, daß die be⸗ vorſtehende Volksabſtimmung dem freien und unbeeinfluß⸗ ten Willen der Stimmberechkigten entſpreche, kann und darf die Tatſache nicht aus dem Auge laſſen, daß dieſe Stellung⸗ nahme der Geiſtichen im Abſeimmungskampf eine Beein⸗ fluſſung mit ſich bringen kaun der Art die Freihelt der Ab⸗ ſtimmung zu gefährden. Als eine derartige Beeinflufſung muß die Kommiſſion auch den Erlaß der Biſchöfe der Kölner Kirchenprovinz vom 26. Dezember 1934 betrachten betr. das Gebel in allen Kirchen anläßlich der Volksabſtimmung am 13. Januar, wenn dieſer Erlaß so zu verſtehen iſt, daß er ſich auch auf die Kirchen im . f Die Haltung der deutſchen Biſchöfe von Trier und Speyer, von denen übrigens der letztere bereits in der ben. Daraufhin wurde ihre Stimme für ungültig erklärt. Dienstag, den 8. Januar 1935 pfälziſchen Separatiſtenzeit vorbildliche Be⸗ weiſe ſeines Mutes und ſeiner Vaterlandsliebe gegeben hatte, war nicht zuletzt dadurch bedingt, daß die Separati⸗ ſten ſyſtematiſch verſucht hatten, Kirche und Chriſtentum gegen das neue Deutſchland auszuſpielen und es dem Ka⸗ tholiken als ſolchem als Pflicht hinzuſtellen, aus religtöſen Gründen ſeine Stimme für den Status quo, alſo gegen Deutſchland, abzugeben. Von Seiten der Abſtimmungs⸗ kommiſſion waren gegen ſolche Verſuche, das religiöſe Mo⸗ ment in ihre Propaganda hineinzubeziehen, keinerlei Ein⸗ wände erhoben worden. Die deutſchen Biſchöfe wiſſen ebenſo wie die ſaarländi⸗ ſchen katholiken, was ſie mit ihrem katholiſchen Glauben und ihrem deutſchen Gewiſſen vereinen können, ohne daß die Abſtimmungskommiſſion ihnen hierfür Rakſchläge und Belehrungen zu erkeilen braucht. * Kg G. N Achtung! Abſtimmungsberechlig Strengſte Beachtung der Abſtimmungsordnung! Sdarbrücken, 8. Januar. Der erſte Abſtimmungstag für die Beamten des Saargebietes und ihre Angehörigen ſowie für die Inſaſ⸗ ſen der Krankenhäuſer und Strafanſtalten hat ergeben, daß die Abſtimmungsordnung der Abſtimmungskommiſſion auf das Peinlichſte eingehalten werden muß, ſoll nicht die Stimme als ungültig erklärt werden. Es ſeien deshalb noch einmal die wichtigſten Beſtim⸗ mungen wiederholt: Die Abſtimmungsberechtigten haben, ſolange ſie noch nicht abgeſtimmt haben, Zugang zum Wahllokal und haben ſich in dem für ſie beſtimmken Teil des Lokals aufzuhalten. Zum Zwecke der Stimmabgabe wird der Abſtimmungs⸗ berechtigte in einer von dem Vorſitzenden des Wahlbüros zu beſtimmenden Reihenfolge zu dem Teil des Wahllokals zugelaſſen, wo das Wahlbüro Sitzung hält. Er hat ſich zum Votſitzenden zu begeben und ihm ſeinen Idenkikätsausweis (Garte oder Reiſepaß mit Lichtbild) und ſeinen Abſtim⸗ mungsausweis abzugeben. Nachdem der Vorſitzende ſich von der Idenkikät überzeugt hat, gibt er dem Abſtim⸗ mungsberechligten einen Stimmzekkel und einen leeren Amſchlag. Der Abſtimmungsberechtigte zieht ſich mit die⸗ ſem Stimmzektel und Umſchlag in eine unbeſetzte Iſolier⸗ zelle zurück. Es iſt ihm ſtrengſtens unkerſagk, nach Er⸗ halt des Stimmzettels mit irgendwelchen Perſonen zu ſpre⸗ chen oder auf andere Weiſe in Verbindung zu kreten. In der Iſolierzelle ſchreiht der Abſtimmungsberechtigte mit einem ſchwarzen, in der Iſolierzelle befindlichen Bleiſtift auf den Stimmzettel in das ſeiner Wahl entſprechende weiße Kreisfeld ein Kreuz.(Die Benutzung eines Rokſtif⸗ tes, eines Kopierſtiftes oder anderer Schreibutenſilien hat Stimmveriuſt zur Folge.) Es darf nur ein ſchwarzer Blei⸗ ſtiftr benutzt werden. Darauf iſt in der Iſolierzelle beſon⸗ ders zu achlen, da die dort befindlichen Stifte umgetauſcht ſein könnten! ö Darnach muß er noch immer in der Jſolierzelle blei⸗ ben, den Zettel ungefaltet in den Umſchlag ſtecken und die⸗ ſen ſchließen! Aus der Iſolierzelle krelend, begibt ſich der Abſtimmungsberechtigte zum Vorſitzenden und übergibt dieſem den verſchloſſenen Amſchlag. Nach erfolgter Stimmabgabe und nach Enkgegennahme ſeines Idenkilctsausweiſes muß der Abſtimmungsberech⸗ kigte ſofort das Wahllokal berlaſſen. Es iſt dem Abſtimmungsberechtigten bei ſchwerer Strafe unterſagt, im Abſtimmungslokal auf irgendeine Weiſe die Wahl, die er treffen wird oder bereits getroffen hat, bekanntzugeben. Auch die Ausfüllung außerhalb der Iſolierzelle führt zur Angültigkeitserklärung! n Jede Außerachilafſung einer dieſer Anordnungen hat unnachſichklichen Verlufſt der Stimme zur Folge! Andurchführbare Anordnungen Deutſche Stimmen wegen des Hitler ⸗Grußes für ungültig erklärt. Saarbrücken, 8. Januar. Am erſten Abſtimmungstage für die Beamten des Saargebietes und ihre Angehörigen ſowie ferner für die Inſaſſen der Gefangenenanſtalten und der Krankenhäuſer war die Beteiligung an der Wahl außerordentlich ſchwach. Es hat ſich gezeigt, daß die Bevölkerung in die techniſchen Maßnahmen der Abſtimmungskommiſſion ein erhebliches Mißtrauen ſetzt und lieber erſt am Hauptabſtimmungstage, am 13. Januar, abſtimmt. Es kommt hinzu, daß z. B. von 32 Stimmen in Beckingen und Mettlach fünf für ungültig erklärt 7 worden ſind, weil die Abſtimmenden entgegen den Beſtim⸗ mungen der Abſtimmungskommiſſion im Wahllokal ſelbſt ihrer politiſchen Meinung Ausdruck gegeben og Aeta Ausdruck der politiſchen Meinung wird es f on betrach⸗ tet, wenn die Hand zum deutſchen Gruß gehoben wen wird. Beſonders tragiſch liegt der Fall einer kranken Frau, die bettlägerig iſt und nur mit Hilfe ande⸗ rer Perſonen an der Abſtimmung teilnehmen konnte. Sie erklärte, ſie ſei deutſch geboren und wolle auch deutſch ſter⸗ Nr. 6 egen die ngültigkeiiserklärungen ſind natüclich von den entſprechenden Dienſtſtellen der Deutſchen Front Proteſte eingelegt worden, deren Ergeb⸗ nis man noch abwarten muß. Insbeſondere beſteht ein ſtarkes Mißtrauen dagegen, daß die Abſtimmungskommiſſion angeordnet hat. daß nur ſchwarze Bleiſtifte zur Ankreuzung in beſtimmte Felder auf dem Stimmzettel benutzt werden dürfen. Schon eine iſtift Ungültig⸗ keitserklärung einer Stimme führen, ebenſo die Benutzung eines Kopierſtiftes. Es muß dringend erhofft werden, daß die Abſtim⸗ mungskommiſſion auch hier ihre Anordnungen berichtigt und die Benutzung eines Kopierſtiftes zuläßt, ſo wie das bei ſämtlichen Wahlen in der ganzen Welt bisher der Fall geweſen iſt, zumal gegen die Benutzung eines Bleiſtifkes ſchon an ſich Bedenken beſtehen. Ferner muß die unmög⸗ liche Grußverordnung für die Wahllokale aufgehoben wer⸗ den, da für einen weſenklichen Teil der Bevölkerung der deutſche Gruß eine Selbſtverſtändlichkeit iſt und ſchon aus Gewohnheit beim Erkennen eines Freundes oder Bekann⸗ ken der Arm gehoben wird. Die Neutralität des Vatikans Rom, 8. Jan. Der„Obſervatore Romano“ bringt fol⸗ gende Erklärung, die eine Beſtätigung deſſen darſtellt, was bereits über die Stellungnahme des Heiligen Stuhles zur Saarabſtimmung berichtet wurde:„Trotz unſerer wieder⸗ holten Erklärungen hört die Verbreitung von Gerüchten nicht auf, die die Neutralität und die Unparteilichkeit des Heiligen Stuhles in der Frage der Saarabſtimmung in Zweifel ziehen. Deshalb legen wir Wert darauf, nochmals zu wiederholen, daß derartige Gerüchte jeglicher Grundlage entbehren. Der Heilige Stuhl ſteht jedweden derartigen Kundgebungen in dem einen oder anderen Sinne vollkom⸗ mien fern und will nur, daß jeder Gläubige den Richtlinien ſeines katholiſchen Gewiſſens folgt.“ Eine Lüge des Matz Braun Zurückweiſung durch den Saarbevollmächkigten Bürckel. Am Straßburger Sender ſprach Matz Braun aus Saarbrücken nach der großen Pleite der„Freiheits⸗ front“. Unter anderem behauptete er, ein gewiſſer Dr. König ſei in Vollmacht des Saarbeauftragten Bürckel bei ihm geweſen und habe ihm geſagt, daß der Saarbevoll⸗ mächtigte zur Erhaltung der Einheit des Saargebietes be⸗ reit wäre, die Deutſche Front zu veranlaſſen, für den Sta⸗ tus quo zu ſtimmen(1). Der Saarbevollmächtigte hat mitgeteilt, daß er zu Dr. König aber auch nicht die geringſten perſönlichen und viel weniger Vertrauensbeziehungen habe, ſelbſtverſtändlich nie⸗ mals Dr. König zu irgendwelcher Stelle oder Perſon des Saargebietes zu Verhandlungen geſchickt habe, die Perſon des Herrn Braun am ungeeignetſten wäre, um mit ihr in irgendwelche Verhandlungen zu treten. Der Saarbevollmächtigte ſteht grundſätzlich auf dem Standpunkt, daß man mit jedem Arbeiter des Saargebietes zum Frieden kommen könne, nie aber mit Leuten von einer Qualität des Herrn Matz Braun. f Verleumdungsfreiheit! Bei dieſer Gelegenheit erklärte der Saarbevollmäch⸗ ligke, daß er für die kommende Woche jede Verleumdungs⸗ freiheit allen den Herren vom Status quo zugeſtehe, im be⸗ ſonderen aber die Verbreitung von Lügen obigen For⸗ mats. Die letzten Amerika⸗Saardeutſchen unterwegs Bremen, 8. Jan. Der Schnelldampfer„Europa“ des Norddeutſchen Lloyd befindet ſich auf der Heimreiſe nach Bremerhaven. Wie von Bord berichtet wird, ſind unter ſei⸗ nen Fahrgäſten etwa 100 Saardeutſche, die die letzte Reiſe⸗ möglichkeit, um an der Saarabſtimmung teilzunehmen, be⸗ nutzt haben und mit der„Europa“ am Freitag in die alte Heimat zurückkehren. Der Danziger Staatsbesuch in Warſchau Um einen Tag verlängerk. 4 a Warſchau, 8. Januar. Der Danziger Senakspräſident Greiſer iſt um Mitter nacht in einem von der polniſchen Regierung zur Verfü⸗ gung geſtellten Salonwagen zu dem angekündigten offi⸗ ziellen Ankriktsbeſuch bei der 9 Regierung von Danzig nach Warſchau abgefahren und dork Montag mor⸗ gen eingetroffen. 55 5 5 Der Beſuch wird, entgegen dem urſprünglichen Pro⸗ ramm, auf einen weiteren Tag ausgedehnt. Die Danziger äſte reiſten nicht, wie beabſichtigt, ſchon am Montag zu⸗ rück, ſondern übernachteten in Warſchau und werden ſich Dienstag in das Schloß Spala bei Tomaſzow begeben, um dort dem polniſchen Staatspräſidenten einen Beſuch abzuſtatten. Die Vertreter des Danziger Senats unter Führung von Senatspräſident Greiſer ſtatteten am Montag dem polni⸗ ſchen Miniſterpräſidenten Kozlowfſki einen Beſuch ab. Anſchließend wurden ſie von Außenminiſter Beck zu einem Frühſtück geladen, an dem u. a. Vertreter der polniſchen 8 teilnahmen. Regierung und der polniſche Vertreter in Danzig, Papee, — Politiſches Allerlei Dr. von Renteln Stabsleiter der DAF. Der Reichsorganiſationsleiter der NSDAP, Dr. Robert Ley, hat folgende Anordnung erlaſſen:„Ich ernenne hier⸗ mit den Pg. Dr. von Renteln zum Stabsleiter der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront.“ Engliſche Jugend bei Miniſterpräſidenk Göring. Am Abſchlußtage des deutſch⸗engliſchen Jugendlagers, das diesmal in Berchtesgaden abgehalten worden iſt, wur⸗ den die deutſchen und die engliſchen Teilnehmer von Mini⸗ ſterpräſident Göring auf dem Oberſalzberg begrüßt. Mini⸗ ſterpräſident Göring fand ſehr anerkennende Worte für die wertvolle ſtändige Arbeit dieſer Lager. Die deutſchen und die engliſchen Teilnehmer berichteten begeiſtert über ihre Erlebniſſe im Gemeinſchaftslager. Die Preſſe der Arbeitsfront Nach einer Anordnung des Reichsorganiſationsleiters der NSDAP, Dr. Ley, erfährt die Preſſe der Deutſchen Arbeitsfront folgende Vereinheitlichung: 1. Alle Einzelverlage der früheren Verbände werden in einen Zentralverlag der DAc überführt. Der Zentral⸗ verlag unterſteht der Leitung des Beauftragten für die wirtſchaftlichen Unternehmungen der DAF, Pg. Müller. Ihm obliegen alle verlagstechniſchen Aufgaben. „Die verſchiedenen Schriftleitungen der DA werden in einem Preſſeamt zuſammengefaßt. Dieſes Preſſeamt unterſteht dem Pg. Biallas. Von dieſer Regelung unbe⸗ rührt bleibt„Der Deutſche“, er erfährt eine Sonderrege⸗ lung.“ Abkommen zwiſchen NS.⸗Kulturgemeinde und BDA. Als neue Vereinbarung in der Reihe der Abkommen, die die NS.⸗Kulturgemeinde mit den großen Verbänden und Orga⸗ niſationen des Staates und der Partei getroffen hat, iſt nun⸗ mehr mit dem Volksbund für das Deutſchtum im Auslande ein Abkommen über eine kulturelle Zuſammenarbeit unter⸗ zeichnet worden. Insbeſondere ſollen auch die örtlichen Dienſtſtellen miteinander Fühlung nehmen. Das Ende der CLänderjuſtiz Uebernahme der württembergiſchen Juſtizverwaltung. Am Montag wurde in einem feierlichen Akt in An⸗ weſenheit des Reichsjuſtizminiſters Dr. Gürtner die Ueber⸗ nahme der württembergiſchen Juſtizverwaltung auf das Reich vollzogen. Der Feſtakt, der um die Mittagsſtunde im Gro⸗ ßen Sitzungsſaal der früheren Erſten Kammer ſtattfand, wurde eingeleitet mit einer Begrüßungsanſprache des letz⸗ ten württembergiſchen Juſtizminiſters, Innenminieſtr Dr. Schmid. Reichsſtatthalter Murr, der anſchließend das Wort ergriff, wies in einem kurzen geſchichtlichen Rückblick darauf hin, daß der Traum der deutſchen Einheit ſo alt ſei wie die deutſche Geſchichte. Hierauf ſprach der letzte württembergiſche Juſtizminiſter, Innenminiſter Dr. Schmid, über das letzte Stück Weg, das die Juſtizverwaltung Württembergs zurückgelegt hat. 129 Jahre habe ſie, die am 12. Februar 1806 ins Leben gerufen worden ſei, beſtanden. Alsdann übernahm Reichsjuſtizminiſter Dr. Gürtner die württembergiſche Juſtizverwaltung mit einer Anſprache, in der er im allgemeinen auf ſeine bereits in München ge⸗ machten Ausführungen verwies. In der künftigen Reichsjuſtizverwaltung werde nicht etwa eine rieſengroße Beamtenbewegung einſetzen. Dagegen ſolle die Jugend Gelegenheit haben, in ihren Lehr⸗ und Wander⸗ jahren Deutſchland kennenzulernen. Der juriſtiſche Nachwuchs ſolle nicht dort ſeine erſte praktiſche Verwendung finden, wo er herſtammt. Zum Schluß wandte ſich der Reichsjuſtizminiſter an Miniſterialdirektor Dr. Thieſing, den er in ſein Amt als Reichsbeauftragten einführte. o Arbeitslager für unerwünſchte Ausländer in Frankreich? Im Zuſammenhang mit der ſchwierigen Durchführung der Ausweiſungsbefehle, die gegen unerwünſchte Elemente in Frankreich erlaſſen werden, wird im„Matin“ und im„Jour⸗ nal“ der Ruf nach der Errichtung von Arbeitslagern laut. Solche Arbeitslager könnten in gewiſſen Kolonien angelegt werden, wo dann die unerwünſchten Elemente, die auch kein Nachbarland aufnehmen wolle, ein neues Leben beginnen könnten. Die Einigung in Rom Ankerzeichnung von fünf Protokollen.— Vereinbarung auch über Deutſchland? Rom, 8. Januar. Die italieniſch⸗franzöſiſchen Vereinbarungen ſind von Muſſolini und Laval unterzeichnet worden. Es handelt ſich um fünf Protokolle, wovon drei den italieniſch⸗franzöſiſchen Kolonialfragen gelten. In einem weiteren Protokoll wird die gemeinſame italieniſch⸗franzöſiſche Politik in Südoſt⸗ europa behandelt. In dieſem iſt auch die italieniſch⸗fran⸗ zöſiſche Konſultativbeſtimmung und die Nichteinmiſchungs⸗ verpflichtung betreffend Deſterreich enthalten. In einem letzten Protokoll wird die Abrüſtungsfrage behan⸗ delt. In politiſchen Kreiſen nimmk man an, daß eine deutſche Aufrüſtung im Falle des Beitritts Deutſchlands zu dem künftigen Abrüſtungsabkommen und ſeiner Kückkehr nach Genf auch von Frankreich anerkannk werden ſoll. Franzöſiſcher Kredit an Italien? In gewöhnlich gut unterrichteten Pariſer Kreiſen glaubt man zu wiſſen, daß in Rom neben den eigentlichen politiſchen Verhandlungen auch finanzielle Beſprechungen geführt werden mit dem Zweck, dem italieniſchen Markt friſches Geld zuzuführen. Angeblich ſoll es ſich hierbei um eine ziemlich beträchtliche Summe handeln. Man glaubt zu wiſſen, daß, wenn die Beſprechungen zum Abſchluß kommen, die Bank von Frankreich ſofort einen Kredit in Höhe von einer Milliarde Franken er⸗ öffnen würde. Weitere drei Milliarden ſollen dann ſpäter flüſſig gemacht werden. Orden für Laval und Muſſolini Laval und Muſſolini ſind vom König von Italien bzw. vom Präſidenten der franzöſiſchen Republik hohe Ordens⸗ auszeichnungen verliehen worden. Laval hat das Groß⸗ kreuz des Mauritius⸗ und Lazarus⸗Ordens, Muſſolini das Großkreuz der Ehrenlegion erhalten. Die amerikaniſche Aufrüſtung Große Ausgaben für Heer und Flotte.— Vier Milliarden Dollar für die weitere Arbeitsbeſchaffung. Waſhington, 8. Januar. In beiden Häuſern des Kongreſſes wurde Rooſevelts Botſchaft zum neuen Bundeshaushalt verleſen. Das Haus⸗ haltsjahr läuft in den Vereinigten Staaten bekanntlich vom 1. Juli bis zum 30. Juni des nächſten Jahres. Die zweite Hälfte des Haushaltsjahres gibt dem Etat den Namen, ſo daß der Kongreß nunmehr über den Bundeshaushalt 1936 zu beſchließen hat. Alle drei Haushaltsjahre der Rooſevelt⸗ regierung haben mit ſtarken Fehlbeträgen abgeſchloſſen, die zwiſchen vier und fünf Milliarden Dollar jährlich ſchwan⸗ ken. Die öffentliche Verſchuldung der Bundesregierung Ende Juni 1936 dürfte über 34 Milliarden betragen. In ſeiner Botſchaft gibt Präſident Rooſevelt zu, daß ſeine Hoffnung, im dritten Etatsjahr ſeiner Regierungsze n Ausgaben und Einnahmen auszugleichen, ſich nicht habe verwirklichen laſſen. Schuld daran ſei vor allem die immer noch hohe Arbeitsloſenziffer. Für die Arbeitsbeſchaffung fordert der Präſident für den Haushalt 1936 einen Pau⸗ ſchalbetrag von vier Milliarden. Zum Wehrhaushalt bemerkt Rooſevelt, daß nicht nur das Heer eine moderne Ausrüſtung brauche, daß die Ver⸗ einigten Staaten vielmehr daran gehen müßten, die Ver⸗ zug ung aufzuholen, die unter den früheren Regierungen in der Ausführung der Flottenverträge von 1922 und 1930 eingetreten ſei, d. h. mit anderen Worten: Präſident Roo⸗ ſevelt benachrichtigt Japan, daß er entſchloſſen ſei, bis zur Höchſtgrenze dieſer Verträge aufzurüſten, da ſich eine Eini⸗ gung mit Japan über eine Herabſetzung der Seerüſtungen nicht erzielen ließ. Für die Fortſetzung des Baues von 20 im Haushaltsjahr 1935 begonnenen und für die Kiellegung von 24 neuen Kriegsſchiffen(Kreuzer, Zerſtörer, Unterſee⸗ boote, Flugzeugträger) ſind 140 Millionen Dollar ange⸗ ſetzt; für den Bau von Marineflugzeugen 35. Das Heer hat wiederum 500 neue Flugzeuge angefordert, um am Ende des Haushaltsjahres 1936 über eine Luftflotte von 1352 Flugzeugen zu verfügen. Kurzmeldungen Wien. Die Gerüchte, die über einen angeblichen An⸗ ſchlag auf Fürſt Starhemberg während ſeiner Heimfahrt von der Wiener Führertagung im Umlauf ſind, entbehren jeder Grundlage. Paris. Die von der Carnegie⸗Stiftung herausgegebene Zeitſchrift„Eſprit International“ veröffentlicht in ihrer am J. Januar erſchienenen Nummer einen größeren Aufſatz von Hermann Röchling über die Saarfrage. London. Miniſterpräſident Macdonald hielt eine Rund⸗ funkrede, in der er die Ausſichten für das Jahr 1935 als verheißungsvoll bezeichnete. Kowno. Im großen Memelländer⸗Prozeß begann am Montag die Beweisaufnahme. Von den über 400 Zeugen wurde zuerſt die Witwe des ſeinerzeit tot aufgefundenen Juſtizoberwachtmeiſters Jeſuttis vernommen. Tokio. In japaniſchen politiſchen Kreiſen mißt man der geplanten Zuſammenkunft des mandſchuriſchen Kai⸗ ſers mit dem Kaiſer von Japan, die Anfang April in To⸗ kio zu erwarten iſt, große Bedeutung bei. Perſonendampfer im Schneeſturm vermißt. Athen, 8. Jan. Der am Samstag aus Saloniki aus⸗ gelaufene Perſonendampfer„Helene Embririoos“ wird ver⸗ mißt. Auf der See herrſcht ſtarker Schneeſturm. Mehrere Bergungsdampfer und Waſſerflugzeuge haben die Nachfor⸗ ſchungen nach dem Dampfer aufgenommen. Der weiße Tod Sechs Menſchen in Lawinen umgekommen. St. Moritz, 7. Januar. Vier Italiener aus Mailand, zwei Damen und zwei Herren, die im Silvaplana⸗Gebiet eine Skiwanderung unternommen hatten, verfehlten bei der Abfahrt ins Roſegtal den Weg. Sie fuhren auf ein Schneebrett, das niederbrach und die vier Skiläufer unter ſich begrub. Zwei von ihnen konnten kurze Zeit darauf von anderen Skiläufern geborgen werden, jedoch blieben Wie⸗ derbelebungsverſuche erfolglos. Wien, 7. Januar. Zwei Londoner Skiläufer namens John Howard und Franklin Armſtrong wurden bei einer Beſteigung der Hochfochſpitze in den Oetztaler Alpen von einer Lawine verſchüttet. Die Leiche Howards wurde mit Hilfe der Lawinenſchnur, die aus dem Schnee herausragte, gefunden. Die Leiche ſeines Gefährten konnte bisher noch nicht geborgen werden. Die beiden Engländer hatten die Fahrt gegen den Rat erfahrener Bergführer unter⸗ nommen. Bluttat eines Betrunkenen 3 Toke, 4 Schwerverletzte. N Paris, 7. Januar. Eine grauſige Bluktat ſpielte ſich bei Lorient ab. Ein im Ruheſtand lebender Gemeindebeamker hakte Freunde zu ſich geladen. Als Gaſtgeber und Gäſte gemütlich bei⸗ ſammen ſaßen, drang plötzlich ein Betrunkener mit einem Revolver in die Wohnung ein und gab blindlings Schüſſe auf die Anweſenden ab. Fünf Perſonen ſtürzten gekroffen zu Boden. Als die Nachbarn herbeieilten, konnten ſie nur noch den Tod des Gaſtgebers und ſeines betagten Vakers feſtſtellen. Seine Frau und drei Gäſte mußten ſchwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der Täter, der inzwiſchen ſeine Wohnung aufgeſucht hatte, jagte ſich eine Kugel in den Kopf. Zwei Schnellzüge zuſammengeſtoßen. Moskau, 8. Januar. In der Nacht ſind auf der Strecke Moskau— Leningrad zwei Schnellzüge zuſammengeſtoßen. Mehrere Perſonen⸗ wagen wurden zerkrümmert. Ueber die Jahl der Toten ſind amtliche Mitteilungen noch nicht erfolgt, doch befürch⸗ tet man, daß die Jahl der Todesopfer recht bekrächklich ſein wird, da beide Züge ſtark beſetzt waren. Sven Hedin Teilnehmer der Zeppelin⸗Braſilienfahrk. Rio de Janeiro, 8. Jan. Wie hier bekannt wird, hat der bekannte Aſienforſcher Spen Hedin telegraphiſch eine Einladung zur Teilnahme an der geplanten Forſchungs⸗ fahrt des neuen Zeppelin in das Innere Braſiliens ange⸗ nommen. s —. K—.—.8— eimmul- wir Heben dicht Ronan aus den Zelten zwiſchen Waſſer und Wald von Paul Hain. 3. Kapitel. Der„Brigant“ ſchnitt in ſchneller Fahrt durch die Wel⸗ len. Eine elegante Motorjacht, raſſig gebaut, mit Schlaf⸗ kabinen, Salon, Küche, allem Komfort für verwöhnteſte Anſprüche. Das hintere Deck faſt ein kleiner Saal. Auf Liegeſtühlen und Korbſeſſeln hatte es ſich eine grö⸗ ßere Geſellſchaft von Damen und Herren bequem gemacht. Die Damen in kapriziös geſchnittenen Strandpyjamas, grellbunt und aufregend, die Herren in hellen Hoſen und ſeidenen Hemden. Ab und zu gingen Bediente in bunt⸗ phantaſtiſcher Borduniform zwiſchen den niedrigen Tiſchen entlang und verteilten Erfriſchungen. Ein Grammophon ſpielte diskrete Tangos und ſonſtige mondäne Unterhalt⸗ ſamkeiten. 5 5 „Genug, Werner, von dem Gedudel. Nadel mehr.“ Giſela Schuchert, langgeſtreckt in einem Liegeſtuhl, eine moderne, aparte Erſcheinung von ſinnlichem Reiz, hob das Geſicht etwas und tupfte Golder, der in einiger Entfer⸗ nung von ihr das Grammophon bediente, mit dem blau⸗ ſeidenen Strandpantoffel, der unter der weitfallenden gel⸗ ben Hoſe hervorſah, gegen den Kopf. „Zwei Stunden Muſik ſeit zwölf Uhr mittags, das ge⸗ nügt. Paß lieber mal ein bißchen auf die Landſchaft auf und ſchlürfe Natur, du Banauſe.“ Ihr hübſches, überpudertes Geſicht mit den allzu rot gefärbten Lippen lächelte ihn ſpöttiſch an. b „Zu Befehl, i Naturſchwärmerin,“ gab Golder urück.„Iſt mir allerdings neu, daß du ſo ſehr für dieſen rtikel biſt. Alſo noch einen Cocktail gefällig?“ „Das ſowieſo.“ 5 Er reichte ihr das gefüllte Likörglas hinüber und ſah in die Runde. „Gott— die Ufer ſind überall grün, Giſa, und Dörfer haben rote Dächer und manchmal auch Kirchtürme. Und Bitte keine neue wo ein langer Steg ins Waſſer geht, da iſt gewöhnlich ein Lokal. Iſt das ſo intereſſant?“ Man lachte allerſeits. Ja— ſo große Naturſchwärmer waren ſie ja alle nicht, die hier auf dem„Brigant“ heute einen ſplendiden Aus⸗ flug ins„Grüne“ machten, um dabei gleichzeitig das An⸗ genehme mit dem Praktiſchen zu verbinden. Denn Martin Schuchert höchſtſelbſt mit dem Syndikus der Geſellſchaft, Dr. Lange, und dem bekannten Bankier Oppermann— der übrigens wie eine lebendige Fleiſch⸗ kugel ausſah, die auf ſonderbare Weiſe von zwei über⸗ raschen kurzen Beinen bewegt wurde— wollten dabei gleichzeitig ein großes Wald⸗Waſſergelände am Lankenſee E das zu Siedlungszwecken erſchloſſen werden ollte. Der Gutsbeſitzer, dem es zur Zeit noch gehörte, war ſo ziemlich pleite, und wenn er nicht ſchnell verkaufte, würde 15 nicht mehr die letzte Pulle Wein aus dem Keller retten önnen. Alſo ein Geſchäft für die Schuchert⸗A. G. „Quatſchkopf!“ ſagte Giſa gelaſſen und trank den Cock⸗ tail vollends aus. Sie hatte ſich aufgeſtützt. Der„Brigant“ glitt ſoeben an einem Badeſtrand vorbei. Man hörte kaum das Ge⸗ räuſch des achtzylindrigen Motors und konnte ſo deutlich den fröhlichen Lärm der Badenden am Ufer vernehmen. „Eigentlich ſchade, daß wir nicht einmal ſchwimmen ge⸗ lernt haben. Man kann Tennis, Golf, man kann tanzen, wie ein Profeſſional Auto fahren— daß man nicht ſchwim⸗ men kann, iſt ein Manko in unſerer Bildung.“ „Auf ſolcher Motorjacht braucht man das nicht. Und wenn du am Volant deines Mercedes ſitzt, auch nicht. Außerdem wirſt du trotzdem meine höchſt inniggeliebte Frau werden.“ Dr. Golder putzte ſich 5 ſein Monokel und drehte dann verzückt an dem Verlobungsring. Giſela lächelte. „Na ja— wenn du Lümmel nicht ſo gut tanzen könn⸗ teſt f hſagte ſie.„Auf einen Mann fällt man eben doch „Phon 5 85 5 25 außerdem bleibt unſer Geld in der Verwandt⸗ aft.“ Sie blickte etwas hochmütig in die blaue Weite und ließ die Augenlider halb ſinken. Dabei dachte ſie: And außerdem biſt du eine Puppe in meinen Händen, mein Lieber. Dein Leichtſinn gefällt mir, deine gepflegte Männ⸗ lichkeit— und daß du tuſt, was ich will. Sie wußte über ſich ſelbſt ſehr gut Beſcheid, die ſchöne Giſela Schuchert. Typ des jungen, mondänen, reichen Mädchens, das keine Liebe zu kennen ſchien, ſondern nur Befriedigung der Sinne und der Launen. Die Männer bedeuteten ihr ein notwendiges Spielzeug für ihre ſpiele⸗ riſchen Hände. „In einer halben Stunde ſind wir da,“ ſagte Martin Schuchert, der mit Dr. Lange und Oppermann an der Reling ſaß.„Bin neugierig, wie weit wir dem Herrn von Schlichting die Daumenſchrauben anſetzen können. Meine Hintermänner ſind überzeugt, daß er das ganze weggibt, wenn ihm noch dreißig bis fünfzig Mille bleiben. Mit den Hypothekengläubigern werden Sie ſchon fertig, Oppermann, was? Ein Drittel— oder nichts— das höchſte der Genüſſe.“ „Das walte Gott.“ 5 Oppermanns Apfelgeſicht verzog ſich und ſah nun wie eine plattgedrückte Tomate aus. „Den Laden ſchmeißen wir, Schuchert. Ein Bomben⸗ eſchäftchen werden wir machen. Was ſag ich! Ein Ge⸗ chäftchen mit einer Dividende— nu, ſagen wir hundert Prozent. Sag ich zu viel? Gott behüte!“ „Dann wären Sie auch nicht Oppermann,“ ſagte Dr. Lange ironiſch. „Und ein Terrain,“ ſchwelgte Schuchert,„das reine Idyll. Es ſoll da wimmeln von Sportlern und Natur⸗ freunden!“ „Wem ſagen Se das?“ meckerte Oppermann.„Kenn“ ich doch wie meine Taſche.“ Eine Viertelſtunde ſpäter bog die Jacht in den Wa len Lankenſee ein, der ſich mit 0 blaugrünen Wald⸗ kuliſſen wie ein Paradies auftat. 8 Nur wenige Meter vom Ufer entfernt hielt der„Brk⸗ gant“. Dann wurde Anker geworfen, Laufbrett hervor, die e 90 5 ſpritzte nur ſo. iſela tanzte als erſte über den Steg.—— „Einen Krach macht die Bande,“ brummte Max Punke und ſah reſigniert nach dem Angelhaken, der ſeit einer Stunde noch nicht einmal angebiſſen worden war.„Scheuß⸗ lich, wenn ſo ne„Autovolaute“ ſchon hier in unſeren See kommt, aus iſt's mit der Ruhe!“ Ausdem badischen lande Führertagung der badiſchen Hitler⸗Jugend () Karlsruhe, 7. Jan. Hier fand eine große Tagung der Führer und Führerinnen der HJ, des Jungvolks und des Bd M, Gau Baden, ſtatt. Am Vormittag wurden Sonder⸗ tagungen der Abteilungen„Schulung“,„Rundfunk“,„Preſſe“, „Sozialamt“,„Aerzte“ und„Organiſation“ abgehalten, am Nachmittag erfolgte ein großer Aufmarſch der annähernd 4000 HJ ⸗Führer durch die Straßen der Stadt. Hieran ſchloß ſich eine große Kundgebung im Feſthalleſaal. Gebietsführer Friedhelm Kemper begrüßte die Gäſte. Stabsführer in der Reichsjugendführung der HJ, Lauterbacher, ſprach zu⸗ nächſt über die Anfänge der nationalſozialiſtiſchen Jugend⸗ bewegung und ſchilderte dann die Aufgabe der HJ: die deutſche Jugend auf ihre ſpäteren Aufgaben als National⸗ ſozialiſten vorzubereiten. Der Redner behandelte ſodann aus⸗ führlich die Aufgaben der Jugendbewegung wie Schulungs⸗ arbeit, körperliche Ertüchtigung, Freizeit⸗ und Urlaubsrege⸗ lung der Jungarbeiter, und beſchäftigte ſich weiter mit den konfeſſionellen Jugend⸗Organiſationen, wobei er betonte, daß in der HJ jeder deutſche Junge Gelegenheit habe, ſeinen religiöſen Pflichten in vollem Umfange nachzukommen. Heidelberg.(der Täter ermittelt.) Es iſt jetzt gelungen, die beiden Motorradfahrer zu berhaften, die vor einigen Tagen abends zwiſchen Wieſenbach und Neckargemünd den Maſſeur Gutruf aus Heidelberg durch Anfahren mit einem unbeleuchteten Motorrad getötet hatten und dann geflüchtet waren. Der Führer des Rades, ein Mann aus Eppelheim bei Heidelberg, blieb als eigentlicher Schuldiger in Haft, während der Beifahrer wieder entlaſſen wurde. J Seidelberg.(Ein Denkmal für die Fiſcher⸗ zunft.) Im Stadtteil Neuenheim, der eine Jahrhunderte alte Fiſchertradition beſitzt, ſoll ein Fiſcherbrunnen errichtet werden. Ueber einem Waſſerbecken, in dem ſich lebende Fiſche tummeln ſollen, wird die überlebensgroße Figur eines Fi⸗ ſchers ſtehen, zu der der älteſte noch lebende Neuenheimer Fiſcher, Jakob Ueberle, Modell ſtehen wird. Heidelberg.(Betrüger gefaßt.) Feſtgenommen wurde ein ſteckbrieflich verfolgter Reiſender von auswärts, der unter der falſchen Angabe, der Reinerlös fließe dem Winterhilfswerk zu,„Das Ehrenbuch des Führers“ hier ver⸗ trieben hat. U Heidelberg.(Der Gattenmörder ins Ge⸗ fängnis eingeliefert.) Zu dem Gattenmord in der Krahnengaſſe wird mitgeteilt, daß der Täter, der auch jetzt noch keine Reue kennt, von der Pſychiatriſchen Klinik in das hieſige Amtsgefängnis eingeliefert wurde. Heidelberg.(Lebensmüde) Ein Oberinſpektor aus Tauberbiſchofsheim wurde hier mit durchſchnittener Puls⸗ ader, die er ſich ſelbſt geöffnet hatte, aufgefunden und in das Akademiſche Krankenhaus eingeliefert. Der Grund zur Tat iſt nicht bekannt. Schwetzingen.(Tödlicher Verkehrsunfall.) Auf der Rheinauer Straße ereignete ſich ein tödlicher Ver⸗ kehrsunfall. Der etwa 25jährige Arbeiter Joſef Metzger aus Weiſenheim fuhr als Begleiter mit einem Bulldogg, der einen Dreſchwagen und eine Strohpreſſe nach der Pfalz be⸗ förderte. Aus unbekannter Urſache ſprang Metzger plötzlich vom Bulldogg, wurde dabei von der Stoßſtange eines vor⸗ beifahrenden Laſtzuges erfaßt und ſo ſchwer verletzt, daß er im Schwetzinger Krankenhaus ſtarb. Wertheim.(Ertrunken.) Beim Holzeinladen an der Mainſpitze ereignete ſich nachmittags ein ſchwerer Un⸗ glücksfall, der ein junges Menſchenleben forderte. Der auf dem Kahn„Hermann von Homberg“ beſchäftigte 23jährige Matroſe Johann Reez aus Wiobelsheim(Taunus) glitt wäh⸗ rend der Arbeit auf der Decklaſt, die aus Holz beſtand, aus, 905 5 den Main und ertrank, ehe ihm Hilfe gebracht werden onnte. U Strümpfelbrunn bei Mosbach.(Keine Wurſtver⸗ giftung.) Wie wir zu dem gemeldeten jähen Tod der Ehefrau des Landwirts und Fuhrmanns Karl Lenz erfahren, iſt der Tod nicht durch Wurſtvergiftung, ſondern durch akute innere Komplikationen eingetreten, wie die Leichenöffnung eindeutig ergeben hat. () Bruchſal.(Erdölbohrungen im Büche⸗ nauer Wald.) Die Bohrungen der Itag bei Forſt haben nunmehr 1000 Meter Tiefe erreicht und ausſichtsreiche Oel⸗ erſcheinungen ergeben. Nun hat die Deutſche Petroleum AG. — Mineralölwerke Wietze— auch eine Konzeſſion in der Büchenauer Hardt erworben und in den letzten Tagen einen 42 Meter hohen Bohrturm im Walde bei Bruchſal an der Landſtraße nach Büchenau erſtellt. Die Arbeiten ſollen in der nächſten Woche aufgenommen werden. Freiburg.(Vom Reichsbund der Kinder⸗ reichen.) In einer Monatsverſammlung des Reichsbundes der Kinderreichen, Ortsgruppe Freiburg, konnte die Aufnahme des 20 000. Mitgliedes im Landesverband Baden vollzogen werden. Es iſt dies die Familie des Schwarzwälder Hofbauern Karl Andris in Unteribental bei Freiburg mit 17 lebenden, erbgeſunden Kindern. Der Landesleiter des R.d. K. in Ba⸗ den, Pg. Koch, vollzog ſelbſt die Aufnahme und überbrachte im Auftrag der Reichsleitung deren Glückwünſche und eine künſtleriſch ausgeführte Aufnahmeurkunde mit dem bergrö⸗ zerten Familienbild des Geehrten. Vom Landesverband über⸗ reichte er ebenfalls eine Urkunde, die, für die Erben des Hofes beſtimmt, noch künftige Generationen an dieſen Tag erinnern ſollen. 0 O Freiburg.(Ein Hirtenbrief des Erzbiſchofsg) Am Sonntag, den 13. Januar 1935, wird in den Kirchen der Erzdiözeſe Freiburg ein Hirtenſchreiben des Erzbiſchofs Dr. Conrad Gröber verleſen werden, das ſich mit der chriſt⸗ chen Familie befaßt. Omnibus verunglückt Ein Todesopfer. () Stockach, 7. Jan. Eine Stuttgarter Winterſport⸗ Geſellſchaft, die ſich in drei großen Omnibuſſen auf dem Wege nach der Schweiz befand, wurde in der Nähe der Ge⸗ meinde Windegg bei Stockach von einem ſchweren Unglück betroffen, das ein Menſchenleben forderte. Jufolge des Schneefalls war einer der großen Wagen ins Rutſchen gekommen und über den Straßenrand ge⸗ fahren. Um die nachfolgenden Wagen zu warnen, begab ſich einer der Inſaſſen des erſten Omnibuſſes, ein Stadtvikar aus Stuttgart, nach rückwärts. Die beiden Wagen konnten rechtzeitig verſtändigt werden, der dritte Wagen kam aber ebenfalls ins Rutſchen, ſo daß der angehängte Gepäckwagen Aumkipp.- und den Stadtvikar unter ſich begrub. Der An⸗ 12 5 erlitt w fchwere Wocletzungen daß er bald darauf „„ giftung ſoll nicht auf den Genuß des Schweinefleiſches, ſon⸗ einer der Verunglückten geſtorben. Aus den Nachbarländern Darmſtadt.(Selbſtmordverſuch im Gerichts⸗ gebäude.) Ein aufregender Vorfall ſpielte ſich im hie⸗ ſigen neuen Juſtizgebäude ab. Wegen Notzuchtsverſuch war ein jüngerer Angeklagter zu 18 Monaten Gefängnis ver⸗ urteilt worden. Beim Verlaſſen des Sitzungsſaals ver⸗ ſuchte er plötzlich, ſich aus dem dritten Stockwerk in den etwa 20 Meter tiefen Lichthof des Gebäudes hinabzuſtürzen. Der Selbſtmordkandidat hing nur noch mit einem Hoſen⸗ dein am Fenſter, als ein Gerichtsbeamter den Vorfall be⸗ merkte und den Mann am Fuß feſthielt. Auf ſeine Hilfe⸗ rufe eilten andere Gerichtsbeamte herbei, ſchlugen das Nebenfenſter ein ind konnten dann mit vereinten Kräften den Lebensmüden auf den feſten Boden bringen. Eine Verwandte des Verurteilten, die Augenzeugin des Vorfalls war, erlitt einen Nervenzuſammenbruch. Neu-Iſenburg.(Schwerer Bauunfall in Neu⸗ JIſenburg.) Auf dem Neubau einer hieſigen Möbel⸗ fabrik ereignete ſich ein ſchwerer Unfall. Bei der Montie⸗ rung eines eiſernen Trägers ſtürzte das Gerüſt ein und riß ſieben Arbeiter mit in die Tiefe. Alle ſieben Arbeiter wur⸗ den verletzt, zum Teil ſchwer, doch beſteht glücklicherweiſe bei keinem Lebensgefahr. Die Verletzten wurden den Kran⸗ kenhäuſern in Frankfurt und Langen zugeführt. Die amt⸗ lichen Ermittlungen über die Urſache des Gerüſteinſturzes ſind noch nicht abgeſchloſſen. * Hundsdorf(Unterweſterwald).(oDdes Kindes Schutzengel.) Das zweijährige Söhnchen der Eheleute Buntſchuh ſtürzte dieſer Tage in den Mühlgraben der Scheyerſchen Mühle. Das raſch fließende Waſſer trieb den kleinen Jungen über das Mühlrad hinweg noch eine Strecke weit durch den Abflußgraben des Mühlenbetriebes. Durch die Hilferufe eines in der Nähe befindlichen Schäfers aufmerkſam gemacht, eilte der Knecht Hoffmann herbei und zog das Kind unterhalb des Grabens aus dem 5 Sofort angeſtellte Wiederbelebungsverſuche hatten vollen Erfolg. Außer einer kleinen Beule am Kopf trug das Kind auf ſeiner gefährlichen Reiſe keine Verletzungen davon. Landau.(3ur Geiſtesbeobachtung nach Klingenmünſter gebracht.) Der 21jährige H. Schlinck aus Goſſersweiler, der im November ſeine Freun⸗ din auf dem Wege zur Arbeitsſtelle ermordet hat, wurde zur Beobachtung ſeines Geiſteszuſtandes auf einige Wochen in der Heil⸗ und Pflegeanſtalt Klingenmünſter unterge⸗ bracht. Die Anklage gegen Schlinck geht auf Mord. Die Verhandlung dürfte im Monat Februar vor dem Schwur⸗ gericht Landau ſtattfinden. Erfolgreiche Arbeitsbeſchaffung Das pfälziſche Saargrenzgebiet frei von Arbeitsloſen. Kaiſerslautern, 8. Januar. Die Gemeinden Brücken, Schönenberg, Kübelberg, Ditt⸗ weiler, Altenkirchen, Frohnhofen, Breikenbach, Bruchhof, Bruchmühlbach, Miesau, Sand, Gries, ſomit das ganze ian sche Saargrenzgebiet, ſind nunmehr frei von Arbeits- oſen. Gauamtsleiter Kniſſel teilt dazu mit:„Durch die Ini⸗ tiative des Saarbevollmächtigten Gauleiter Bürckel wurde innerhalb weniger Wochen das geſamte Saargrenzgebiet mit großen Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen bedacht. Etwa 1600 Arbeiter erhalten über ein Jahr Arbeitsmöglichkeit und ſind damit in der Lage, ihre Familie zu ernähren. Durch die Unterſtützung Dr. Leys, die Bereitſtellung der Mittel aus der Arbeitsfront, die damit nicht mehr für Zah⸗ lung von Bonzengehältern verwendet, ſondern im Intereſſe der Arbeiter produktiv angeſetzt werden, können Millionen von Mark neben den Geldern aus der Reichsanſtalt für Arbeitsloſenverſicherung und Arbeitsvermittlung eingeſetzt werden. Eine Tat, die für unſere Brüder an der Saar den Beweis liefert, in welchem Maße künftig nach der Rückglie⸗ derung alle Mittel zur Arbeitsbeſchaffung eingeſetzt wer⸗ den. In dieſem Geiſte des deutſchen Sozialismus wollen wir, ſo wie heute in der Pfalz, nach dem 13. Januar auch an der Saar alle unſere Kräfte einſetzen, um dem deut⸗ ſchen ſchaffenden Menſchen anſtändige Lebens⸗ und Exi⸗ ſtenzmöglichkeiten zu ſchaffen.“ Nach 25 Jahren geſtohlenes Gut zurückgegeben. Duisburg, 7. Jan. Eine große Ueberraſchung erlebte eine Duisburger Familie. Ihr wurde ein Paket ins Haus gebracht, in dem ſich ein aus 2 Teilen beſtehendes ſilbernes Tafelbeſteck und zwei ſeidengewebte Bilder, die der Familie vor faſt 25 Jahren geſtohlen worden waren, befanden. Der Abſender des Paketes, der damalige Dieb, brachte in einem beiliegenden Schreiben zum Ausdruck, daß ihm die Tat keine Ruhe gelaſſen habe und ihn tief reue. Geburkskagswunſch einer Hunderkjährigen. Traunſtein, 7. Jan. Seltener Friſche und Munterkeit erfreut ſich Frau Walburga Sedelmayer, die am 9. Ja⸗ nuar 100 Jahre alt wird. Als man ſich bei ihr vorſichtig erkundigte, was ihr denn zu ihrem Ehrentag das Liebſte wäre, ſagte die alte Frau mit bemerkenswerter Entſchie⸗ denheit:„A halbe Bier und a Wurſt!“ Nachträglich beſann ſie ſich noch und meinte, daß ſie auch noch einen Radi gern möge, den ſie ſchon vertragen könne. Franzöſiſche Auszeichnung eines deukſchen Matroſen. Paris, 7. Jan. Der Präſident der Republik hat dem Matroſen Rudolf Fuchs aus Neuwied, der zu der Be⸗ ſatzung des Schifſes„Ruhr“ gehört, die Rettungsmedaille verliehen, weil er ſich bei den Rettungsarbeiten anläßlich des Brandes des franzöſiſchen Schiffes„Atlantique“ beſon⸗ dest ausgegeichnet hatte. Fleiſchvergiftung Ueber 30 Perſonen erkrankt. ** Kaſſel. 20 Perſonen aus dem benachbarten Groß⸗ Almerode, die beim Schweineſchlachten geholfen hatten, wurden in das Landeskrankenhaus mit Vergiftungserſchei⸗ nungen eingelſefert. Später wurden noch weitere zehn Er⸗ krankte in Kaſſeler Krankenhäuſer übergeführt. Die Ver⸗ —ꝛ dern auf den zugekauften Rindfleiſches zurückzuführen ſein. Lebensgefahr ſoll für die Erkrankten nicht beſtehen. „Zovienz.(Elektromonteure vom Maſt e- ſtünr zt— Ein Toter.) Bei Leuterod waren 5 Cel. tromonteure der Straßenbahngeſellſchaft mit der Ausfüh⸗ rung von Arbeiten auf einem Maſt beſchäftigt, als dieſer plötzlich amſtürzte. Die beiden Elektromonteure tr 4 ſchwere Verletzungen 9 it * Lalcale Nui. d cuau Die Faſchingszeit beginnt Kaum ſind in den Kirchenkrippen die Heiligen Drei Könige heimgeritten und die letzten Chriſtbäume geleert, dann tritt, zunächſt ganz unbemerkt, der Karneval in die Tür. Doch ſeine Beſcheidenheit hält nicht lange vor. Zu⸗ nächſt klimpert er nur ganz leiſe mit ſeinen Glöckchen, aber bald wird ſein Schellengeläute lauter und ſteigert ſich immer mehr zu ungebundenem Frohſinn. Wenn der Faſching des Jahres 1935 uns zum Tanz auffordert, ſo werden wir ihm kein grämliches Geſicht ſchnei⸗ den. Wir werden ihn alle willkommen heißen. Gerade weil wir alle unſere Kräfte anſpannen müſſen, gerade weil Beruf und Pflichtenkreis unſere vollſte Hingabe fordern, brauchen wir auch Entſpannung, brauchen wir Frohſinn, brauchen wir Freude. Der Faſching iſt keine überflüſſige Angelegenheit für Narren und Nichtstuer, wie griesgrämige Philiſter ihn gerne hinſtellen möchten, ſonſt hätte er ſich nicht für Jahr⸗ hunderte ſo tief im Volksbrauch eingewurzelt. Er iſt aus dem geſunden Inſtinkt der Volksſeele emporgewachſen, aus dem uralten Geſetz, das auf den Werktag den Sonntag folgen läßt. Und wer arbeitet, ſoll nicht nur eſſen, ſondern auch fröhlich ſein. Gerade der Karneval wird auch wieder Volksgenoſſen in Arbeit bringen. Tauſende werden von ihm Nutzen haben, und die Wirtſchaft wird neu belebt werden. Darum, wenn der Faſching lockt, folgt ſeinem Ruf! Keiner, der es tut, vergibt ſich etwas. Die Dauer der diesjährigen Faſchingszeit iſt ziemlich lang. Der Faſchingsdienstag fällt auf den 5. März. I Schwerer Verkehrsunfall. Auf der Seckenheimerſtraße fuhr nachts ein Perſonenkraftwagen auf den Gehweg, ſtreifte eine Hauswand und ſtürzte um. Ein dort ſeines Wegs gehen⸗ der Mann kam hierbei unter den umſtürzenden Wagen zu liegen. Durch Vorübergehende wurde das Fahrzeug wieder aufgerichtet und der Mann, der glücklicherweiſe keine ernſt⸗ lichen Verletzungen erlitt, aus ſeiner mißlichen Lage befreit. Da im Motorgehäuſe des Wagens Feuer entſtanden war, wurde die Berufsfeuerwehr alarmiert. Bis zu ihrem Ein⸗ treffen war das Feuer wieder gelöſcht. Der ſtark beſchädigte Wagen mußte abgeſchleppt werden. Die Urſache des Un⸗ falls dürfte darauf zurückzuführen ſein, daß das Fahrzeug auf der naſſen Fahrbahn ins Schleudern geriet, ſo daß der Führer die Herrſchaft über den Wagen verlor. 2 Verkehrsunfall. Aus bisher noch unbekannter Urſache fuhr in vergangener Nacht auf der Seckenheimer Anlage ein Kraftradfahrer mit ſeinem Fahrzeug gegen den Randſtein und ſtürzte. Der Fahrer, der vermutlich eine Gehirnerſchüt⸗ terung erlitt und bewußtlos liegen blieb, wurde mit einem Privatwagen ins Hch. Lanz⸗Krankenhaus gebracht. * Die Steuernachſchau Hebung der Steuermoral. Auch im neuen Steuerrecht ſind Beſtimmungen über die Steueraufſicht enthalten. Sie wird ausgeübt durch die ſogen. Steuernachſchau. Staatsſekretär Reinhardt führt in der Deutſchen Steuerzeitung aus, daß die Steueraufſicht eine unerbittliche Notwendigkeit ſei, wenn die Steuermoral ſo gehoben werden ſolle, wie die finanziellen Belange des Staates und damit der Volksge⸗ meinſchaft es bedingen. Es ſei jedem Steuerpflichtigen zu empfehlen, ſich mit den geſetzlichen Vorſchriften über die Nachſchau gründlich vertraut zu machen und alle ſeine ſteuerlichen Dinge ſo zu regeln, daß eine Nachſchau zu Beanſtandungen nicht führe. Das Weſen der Steueraufſicht beſtehe in der Bekämpfung von Steuerverkürzungen ſowie in der Verhinderung und Aufdeckung von Steuerzuwiderhandlungen. Nach national⸗ ſozialiſtiſcher Auffaſſung könne eine Nachſchau niemals als unbillig bezeichnet werden. Der Steuerpflichtige ſolle in der Nachſchau nicht etwas Unangenehmes oder eine Laſt, ſondern etwas Angenehmes und eine Erleichterung empfinden, auch dann, wenn die Nachſchau zur Aufdeckung irgendwelcher Steuerverkürzung führen ſollte. Reichs richtlinien für die Vergnügungsſteuer Der Reichsfinanzminiſter hat in einem Erlaß Richtlinien aufgeſtellt, um eine gleichmäßige Handhabung bei An⸗ trägen auf Befreiung von der Vergnügungsſteuer im gan⸗ zen Reich zu gewährleiſten. Bei der Beurteilung ſolcher Befreiungsanträge müſſe in erſter Linie immer der Grund⸗ gedanke der Beſteuerung der Vergnügungen maßgebend bleiben, nämlich, daß jeder Volksgenoſſe, der in der Lage ſei, an einer Vergnügung teilzunehmen, ſittlich verpflichtet ſei, einen Beitrag zur Linderung der allgemeinen Not zu leiſten. Grundſätzlich ſeien daher auch Veranſtaltun⸗ gen der NS D AP und ihrer Gliederungen vergnü⸗ gungsſteuerpflichtig. Von der Vergnügungsſteuer ſeien hier nur freizulaſſen Veranſtaltungen, die aus⸗ ſchließlich dazu beſtimmt und auch geeignet ſeien, das nationalſozialiſtiſche Gedankengut zu verbreiten und zu vertiefen. Wenn die Veranſtaltung mit Tanz verbun⸗ den ſei, komme eine Steuerbefreiung nicht in Betracht. Auch bei den Veranſtaltungen der NS⸗Gemein⸗ ſchaft„Kraft durch Freude“ fänden die Beſtim⸗ mungen über die Vergnügungsſteuer grundſätzlich Anwen⸗ dung. Nur für beſtimmte Veranſtaltungen, die von der Landesregierung im Intereſſe der Kunſtpflege oder Volksbildung als gemeinnützig anerkannt worden ſeien und die die Gemeinſchaft ſelbſt und auf eigene Rech⸗ nung durchführe, ſei Steuerbefreiung zu gewähren. Auch hier ſcheide eine Steuerbefreiung bei Tanz aus. Das Halten von Rundfunkempfangsanlagen an öffentlichen Orten, in Gaſt⸗ und Schankwirtſchaften ſei gleichfalls ver⸗ gnügungsſteuerpflichtig. Die Bereitwilligkeit von Gaſt⸗ wirten, bei großen öffentlichen Kundgebungen die Mög⸗ lichkeit zum Anhören zu bieten, könne keinen Anlaß geben, allgemein die Anlagen von der Steuer zu befreien. Der Er⸗ laß behandelt weiter noch die ſteuerliche Behandlung von Sportveranſta tungen, Pferderennen und Veranſtaltungen auf dem Gebiete des Kraftfahrweſens.„ davon; wenige Stunden darauf iſt — RNauch⸗ und Nußbekämpfung. Der Ausſchuß für Rauch⸗ und Rußbekämpfung hat in Erkenntnis der Wich⸗ tigkeit der Rauch⸗ und Rußbekämpfung für die Volksgeſund⸗ heit und das Volksvermögen eine umfaſſende Aufklärungs⸗ aktion vorgeſehen, um die Haupturſachen dieſer heute noch vorhandenen Nachteile der Feuerung, die Unkenntnis über die richtige Feuerungsweiſe zu beſeitigen oder nach Mög⸗ lichkeit wenigſtens zu mindern. Der Reichswirtſchaftsminiſter hat weitgehende Anterſtützung und Mitarbeit der Auf⸗ klärungsaktion durch die zuſtändigen Behörden zugeſagt. Die Gewerbeaufſichtsämter insbeſondere ſollen ſich eingehend den Fragen der Rauch⸗ und Rußbekämpfung widmen und der Bevölkerung mit Rat und Tat zur Seite ſtehen. Ebenſo ſollen die Baupolizeibehörden in den Stadtkreiſen um Mitarbeit bei 55 Abwehrmaßnahmen gegen Rauch und Ruß erſucht werden. f Arteil des Sondergerichts Mannheim, 7. Jan. Der 26jährige verheiratete Karl Stecher von hier äußerte ſich im Hauſe ſeines Schwieger⸗ vaters einem Verwandten gegenüber, er hätte ihm ein KPD⸗ Flugblatt ſenden wollen, dieſes ſchließlich aber doch ver⸗ brannt. Der Verwandte hörte auch einmal durch einen Tür⸗ ſpalt, wie der Angeklagte im Geſpräch mit ſeinem Schwager eine Drohung gegen die Regierung ausſtieß, bei der wieder das Köpferollen angekündigt wurde für den Fall, daß die Kommuniſten wiederkommen würden. Das Urteil lautete auf neun Monate Gefängnis. Kommt der Ton von der Leinwand? Die ſiebenfache Wandlung. Der Beſucher eines Lichtſpieltheaters, der von dem A und O der Tonfilmtechnik in der Mehrzahl der Fälle wenig verſteht, hat einen Anſpruch darauf, jene Geheimniſſe kennen⸗ zulernen, die die tönende Leinwand hinter ſich verbirgt. Nur allzu oft hört man vom Kinopublikum die Frage: „Wie kommt der Ton eigentlich von der Leinwand?“ Der Kinobeſucher kennt nicht die techniſchen Einzelheiten und will nur Gutes und möglichſt Natürliches hören und ſehen. Er nimmt die künſtleriſche Darbietung, wenn ſie wertvoll iſt, als ſelbſtverſtändlich hin, oder er kritiſiert, wenn ſein Ohr durch allerlei häßliche Geräuſche und Begleiterſcheinungen verletzt wird. Wenn man von der Tatſache ausgeht, daß in Deutſchland vor fünf Jahren nur kaum 200 Lichtſpieltheater mit Tonfilmanlagen ausgerüſtet waren, während man heute mehr als 4000 Theater zählt, die mit Tonfilmapparatur ſpielen, alſo nahezu 85 v. H. aller Stätten, an denen beweg⸗ liche Bildſtreifen überhaupt gezeigt werden, ſo wird man anerkennen müſſen, welchen erfreulichen Eingang dieſe tech⸗ niſche Erfindung im ganzen Volke gefunden hat. Es iſt nicht ſo einfach, die Tonwiedergabe derartig zu geſtalten, daß der Kinobeſucher auch wirklich einen natur⸗ getreuen Eindruck von der jeweiligen Darbietung hat. Der Weg von der Aufnahme eines Tonfilms bis zu ſeiner Vor⸗ führung geht durch eine Fülle von Maſchinerien und Ver⸗ wandlungen. Vom Mikrophon, das Schallwellen in Elektri⸗ zität umwandelt, über den Verſtärker zum Aufnahmegerät, das die elektriſche Kraft durch Lichtwellen zu chemiſcher Wir⸗ kung auf dem Filmband verarbeitet, wird der Laut eines Künſtlers bereits dreimal in verſchiedene Energieformen um⸗ gewandelt. Nun macht der Tonſtreifen eine Anzahl von chemiſchen Prozeſſen durch, wobei auch der kleinſte Fehler, ſei es im Entwicklungs⸗ oder Kopierverfahren, Störungen ergeben kann. Das fertige Tonfilmband wird durch den Lichtſtrahl der Tonlampe geführt, ſteuert die elektriſche Ener— gie des Verſtärkers und ſetzt das Tonbild durch den Laut⸗ ſprecher in Schallwellen um. Bei dieſer ſiebenfachen Wandlung von der Aufnahme bis zur Wiedergabe iſt es natürlich daß auch die hierzu ver⸗ wendete Apparatur eine Präziſionsmaſchine erſter Güte ſein muß, die keinerlei Lautſchwankungen, Stöße, Hemmungen oder Unſauberkeiten hervorruft. Es iſt alſo nicht ſo, wie es ſich mancher Kinobeſucher vorſtellen mag, daß die Film⸗ apparatur nun einfach Töne hervorzaubert, die von der Leinwand aus zurückgeworfen werden. Phototechnik, Optik, Elektrizität und Chemie, ſie alle haben teil an dem lang⸗ wierigen Prozeß von der Filmaufnahme bis zur Filmwie⸗ dergabe. Hinter der tönenden Leinwand ſteht der Lautſprecher, unſichtbar für den, der geſpannt der Handlung des Films folgt. Er iſt gewiſſermaßen der Mund, durch den die Sprache des Tonfilms zum Hörer ertönt. Vielleicht geht dem Kinobeſucher durch eine ſolche Er⸗ kenntnis etwas von der Illuſion verloren, die man zum un⸗ befangenen Genuß eines Tonfilms braucht; aber die Technik gebietet Offenheit, wenn man ſie verſtehen und ſchätzen ler⸗ nen will. Die Sterne am Himmelszelt Die Frage nach der Sternenzahl zu beantworten, iſt bis⸗ her allen Aſtronomen der Welt noch nicht gelungen; im Ge⸗ genteil, das Weltall wird, je mehr man es zu erforſchen bemüht iſt, deſto geheimnisvoller, unheimlicher. Profeſſor Harlow Shapley von der Harvard⸗Univerſi⸗ tät iſt der Herſteller einer neuen Karte des Univerſums, auf der Tauſende von neuen Milchſtraßen außer den ſchon frü⸗ her verzeichneten von ihm eingezeichnet worden ſind. Mit Hilfe der aſtronomiſchen Photographie iſt es der aſtronomi⸗ ſchen Station Hardards bei Bloemfontain gelungen, die lee⸗ ren Stellen auf den ſogenannten Sonnenkarten mit vielen rieſigen Sternen auszufüllen, von denen jeder einen größe⸗ ren als den 20 00d.fachen Glanz der Sonne beſitzt, die meiſten ſogar einen 30 000 fachen. a Aſtronomiſche Aufnahmen eines Drittels des Himmels mit einem beſonderen roten Licht haben zur Feſtſtellung von 125000 Milchſtraßen geführt, von denen ſede ein Milch⸗ ſtraßenſyſtem gleich dem unſrigen mit bis zu 30 000 Mil⸗ lionen Sternen darſtellt.. 3 Bisher war es nur möglich, mit den ſtärkſten photo⸗ graphiſchen Apparaten Sterne bis zur 18. Größe aufzu⸗ nehmen. Mit dem neuen 200zölligen Teleſkop, das jetzt fi das Technologiſche Inſtitut von Kalifornien hergeſtellt wird, soll es gelingen, Aufnahmen von Sternen bis zur 22. Größe vorzunehmn.. V Wenn ſich, wie Profeſſor Shapley annimmt, das Uni⸗ verſum zwar rapid ausdehne, gebe es doch Grenzen für die Beobachtung. Könnten die Teleſkope weit genug reichen, ſo würden ſie zu einem Punkt kommen, von dem aus ſich die Sternnebel ſchneller als das Licht fortbewegen würden, und man werde daher nichts ſehen können, wie dicht auch dieſe Regionen mit Sternen beſät ſein mögen. Nach den Forſchungen dieſes Aſtronomen ſcheint ſich We Milchſtraße in einer unregelmäßigen Weiſe auszudehnen; einzelne Teile blieben unverändert, andere brächen zuſam⸗ men, dritte ſchienen zu explodieren. Die Frage nach der Zahl der Sterne iſt demnach an⸗ ſcheinend überhaupt nicht zu beantworten, es ſei denn mit dem Verlegenheitsbegriff„unendlich“. Neue Zierpflanzenkrankheit Wie die Zweigſtelle der Biologiſchen Reichsanſtalt in Bernkaſtel mitteilt, iſt in Vororten Kölns, aber auch in Trier, Bernkaſtel und an anderen Stellen Deutſchlands an dem als Zierpflanze ſehr beliebten Löwenmaul eine Erkrankung durch einen Rotpilz feſtgeſtellt worden. Früher trat dieſer Pilz nur in Nordamerika auf und ſchädigte dort hauptſächlich Ge⸗ wächshauskulturen. Im Jahre 1931 wurde er in Nordfrank⸗ reich feſtgeſtellt, wo er heute allgemein verbreitet iſt, 1933 trat er in England auf. Der Befall iſt leicht zu erkennen. An den Blattober⸗ ſeiten entſtehen hellfarbige Flecken, denen auf der Unterſeite braune Puſteln entſprechen. Stark befallene Blätter ſind un⸗ natürlich gekrümmt bezw. eingerollt. Durch die Erkrankung leiden Wachstum und Blühwilligkeit der Pflanzen. Bei ſtar⸗ kem Befall gehen ſie ſogar zugrunde. Ob die Uebertragung der Krankheit durch Samen erfolgt, ſteht noch nicht feſt. So⸗ lange dieſe Frage nicht geklärt iſt, wäre eine vorbeugende Beizung des Saatgutes anzuraten. Befallene Pflanzen ſind nach Möglichkeit ſofort auszureißen und zu verbrennen oder tief zu vergraben. Um einen Ueberblick über die Verbreitung dieſer Krankheit zu erlangen, bittet die Biologiſche Reichs⸗ anſtalt in Bernkaſtel um Nachrichten bei ihrem Auftauchen. Wo iſt die ſüßeſte Gegend? 1349 Schokoladen- und Zuckerwarenbetriebe in Deutſchland. Zur Weihnachtszeit ſpielen die Schokolade und die Zuk⸗ kerwaren zweifellos eine beſondere Rolle. Man ſtaunt im⸗ mer wieder darüber, in welch neuer Erſcheinungsform ſie auf den Verkaufstiſchen und ſpäter dann beim Weihnachts⸗ feſt auftreten. Nach den letzten Zählungen gibt es in Deutſchland insgeſamt 1349 gewerbliche Niederlaſſungen der Schokobaden⸗ und Zuckerwareninduſtrie. Dabei ſind natürlich die vielen Arbeitsſtätten in den Konditoreien und Bäckereien, wo ebenfalls allerlei ſchöne Sachen aus Schoko⸗ lade und Zuckerwaren hergeſtellt werden, nicht gerechnet. In der Schokoladen- und Zuckerwareninduſtrie ſelbſt wer⸗ den mehr als 40000 Perſonen beſchäftigt. Von den Betrie⸗ gen befanden ſich 823 in Preußen, 103 in Bayern, 141 in Sachſen, 82 in Württemberg, 38 in Baden, 24 in Thüringen, 9 in Heſſen, 69 in Hamburg, 9 in Mecklen⸗ burg, 4 in Oldenburg, 8 in Braunſchweig, 14 in Bremen, 7 in Anhalt, 4 in Lippe, 12 in Lübeck und 2 in Schaum⸗ burg⸗Lippe. Auf Berlin und die preußiſchen Provinzen ver⸗ teilen ſich die Betriebe wie folgt: Berlin 201, Branden⸗ burg 32, Oſtpreußen 54, Pommern 23, Poſen⸗Weſtpreußen 1, Niederſchleſien 64, Oberſchleſien 14, Sachſen 85, Schles⸗ wig⸗Holſtein 45, Hannover 44, Weſtfalen 71, Heſſen⸗ Naſſau 28, Rheinprovinz 160 und Hohenzollern 1. Man kann alſo leicht feſtſtellen, wo ſich die ſüßeſten Gegenden befinden. Neues aus aller Welt z Im Poſtkarren eingeſperrt. In Schwandorf ſpielte eine Bubenſchar vor einer Poſthilfsſtelle, an der ein offener Poſtkarren ſtand. Einer der Knaben ſchlüpfte beim Verſtecken⸗ ſpiel in den Karren und zog den Deckel zu. Er hatte aber nicht damit gerechnet, daß das Schloß einſchnappen würde. Seinen Spielkameraden blieb nichts anderes übrig, als den Karren mit dem lebendigen Inhalt von der Dienſtſtelle zum Poſtamt zu fahren, wo ſich der Schlüſſel befand. a Opfer kindlichen Uebermutes. Auf der Staatsſtraße zwiſchen Langenbach und Marzling leiſteten ſich einige Knaben das zweifelhafte Vergnügen, entgegenkommenden Autos in die Fahrbahn zu treten und erſt im letzten Augenblick wegzuſpringen. Der achtjährige Sohn des Schachtmeiſters Ulmer mußte ſeinen Uebermut ſchwer büßen. Als er vor dem Auto des Chirurgen Dr. Schwaiblmair von Landshut weg⸗ ſpringen wollte, wurde er von dem Wagen erfaßt und mit Wucht zu Boden geſchleudert. Er erlitt einen Bruch des linken Oberſchenkels. a Auto vom Zug erfaßt. Als der Perſonenzug um 18.33 Uhr von Oberſtdorf abfuhr, kam ein Perſonenkraftwagen auf der Straße vom Walſertal, der mit zwei Damen in Rich⸗ tung Ruby fuhr. Der Chauffeur hörte das Signal der Lokomotive, glaubte aber, der Zug ſei noch weit entfernt und fuhr über das Gleis. In dieſem Augenblick wurde der Wagen vom Zug erfaßt. Der Chauffeur blieb unverletzt, während die beiden Damen ſchwere Verletzungen erlitten. Geheimorganiſation in Rußland entdeckt. Auf Grund von Unterſuchungen des Volkskommiſſariats des Innern hat die Staatsanwaltſchaft von Baſchkirien eine Gruppe ehemaliger Kommuniſten verhaften laſſen. Es handelt ſich zumeiſt um aus der Partei ausgeſchloſſene Ele⸗ - mente, die ſich neu organiſieren wollten. An der Spitze ſtand ein gewiſſer Marſchnoff, der erſt vor kurzem wegen Vergehens gegen die Parteidiſziplin aus der Kommuniſtiſchen Partei ausgeſchloſſen worden war. Es verlautet, daß Marſchnoff Beziehungen mit dem„Leningrader Zentrum“ und der Mos⸗ kauer Sinowjew⸗Gruppe unterhalten habe. aß Bombenwurf in Wina. In Wilna wurde von un⸗ bekannten f Tätern eine Bombe geworfen, die die Schau⸗ fenſterſcheiben einer Buchhand ung zertrümmerte. Perſo⸗ nen ſind nicht zu Schaden gekommen. * Schoner geſunken.— Opfer der Haifiſche. Ein cubani⸗ ſcher Schoner mit zwölf Mann Beſatzung ſtieß in der Nacht. drei Meilen von Havanna entfernt, mit einem anderen Fahrzeug zuſammen und ging ſofort unter. Fünf Mann konn⸗ ten gerettet werden, während die übrigen ſieben Mann den Haifiſchen zum Opfer fielen. a Kälte und Schnee in Griechenland. In ganz Grie⸗ chenland iſt ſtarke Kälte eingezogen. Die Gebirgsgegenden melden ergiebige Schneefälle. Viele Verbindungen ſind unterbrochen. Manche Dörfer in Mazedonien ſind von je⸗ dem Verkehr abgeſchnitten. 85. 8 a Piratenüberfall bei Hongkong. Ein chineſiſcher Kü⸗ fer wurde auf der Fahrt nach Macao nur 20 Mei⸗ ſtendampf 2 r 20 len von Hongkong entfernt von Seeräubern überfallen. Drei Chineſen wurden von ihnen als Geiſeln mitgenom⸗ men. f „ Der Malariatod auf Ceylon. Im Bezirk von Ke⸗ galie auf der Inſel Ceylon iſt faſt eine Viertelmillion der Einwohner von der Malariagepidemie befallen, von denen faſt 3000 geſtorben ſind, unter ihnen 1000 kleine Kinder. ſind Todesfälle außerordentlich zahlreich unter den Frauen. auch Bücherſchau. Wie lege ich meine Erſparniſſe richtig an? Von Dr. Buſſe. Verlag Wilh. Stollfuß, Bonn. Preis Mk. 1.—. „Mit Sparen fängt dein Wohlſtand an“, lautet ein altes Sprichwort. Großmöglichſte Sicherheit und hohe Ver⸗ zinſung wünſcht aber jeder Sparer, Sicherheit vor allem! Häufig werden ſchwere Fehler bei Anlage der oft ſauer erſparten Gelder begangen. Es gibt zwar keine abſolute und für alle Zeit ſichere Kapitalanlage, doch der Verfaſſer zeigt, daß es einen Schutz gegen Entwertung gibt, der zwar kein 100% iger, aber doch ein ſehr erheblicher Schutz da⸗ gegen iſt, daß man große Verluſte erleidet oder gar alles verliert. In uneigennütziger Weiſe iſt dieſe Schrift jeder⸗ mann behilflich„die richtige Anlage zu treffen, denn die Vorteile und Nachteile aller Anlagemöglichkeiten ſind ſehr verſtändlich dargelegt und an einer ganzen Reihe von Beiſpielen erläutert. Jeder ſollte ſich dieſe aufklärende Schrift beſchaffen. Verſammlungs Kalender. 0 Fußballvereinigung. Dieſe Woche findet das Saaltraining Dienstag und Freitag zu den bekannten Zeiten ſtatt. Vollzähliges Erſcheinen wird erwartet. NN.. Jungbauernſchaft Mhm.-Eeczenheim. Heute Dienstag außerordentliche Jungbauern⸗Verſammlung im„Bad. Hof“. Es iſt Pflicht aller nichtſelbſtändigen Jung⸗ bauern, an dieſer Verſammlung teilzunehmen. Der Ortsabteilungsleiter. n- Und Verbaut von Grundbesitz, Häusern und Bauplätzen. Georg Röser Immobilien(R. D. N.). Größtes Fachgeschäft am Platze. Taglohn-Zettel für Bauhandwerker (nach vorgeschriebenem städtischen Muster) zu haben in der Druckerei des„Neckar- Bote“ Neulſchen Honig direkt vom Imker Obſtblüten⸗Honig / Pfund⸗Glas 1.50 Mk. ½½ Pfund⸗Glas 0.80 Mk. Echwarzwälder. Tannen⸗Honig / Pfund⸗Glas 1.60 Mk. ½ Pfund⸗Glas 0.90 Mk. mach jafob ürihmein. Turnerbund„Jahn“, C. B., Mhm.⸗Seckenheim. Einladung. Am Samstag, den 12, Januar 1935, abds. 8 Uhr, findet unſerre Hauptverſammlung JJ 8 3 Tagesordnung: Berichte, Wahl, Verſchiedenes. Unſere Ehrenmitglieder, aktive und paſſive Mitglieder ſind hierzu freundlich eingeladen. Der Vereinsführer. r FCC * 88 ö in verschied. M a Ausführungen ö g f ö u. Preislagen sowie Schonerdecken empfiehlt Frau W. Schmitthäuser WòW., Oberkircherstr 13 Reparaturen werden ebenfalls ausgeführt. Soeben erſchienen: N In 8 deem 5** 2 1 1 vor den Toren der Großſtadt eee Von Or. Karl Kolln ig. Eine neue Heimatſchrift über das Seckenheimer Bauerntum in Geſchichte und Gegenwart, in ſeiner Sprache, in Sitte, Brauch und Volksüberlieferung. 60 Seiten mit 6 Bildtafeln Preis: 1.50 Mk. Zu beziehen durch den Verlag„Neckar-Bote“.