FFC n Die neue Freundͤſchaft 5 Zur franzöſiſch⸗ikalieniſchen Einigung. Laval und Muſſolini hatten große Tage. Der Beſuch des franzöſiſchen Außenminiſters in Rom hat nach zwei⸗ tätigen Verhandlungen in der Nacht zum Montag zu einer Einigung geführt. In der engliſchen Preſſe bezeichnet man den Abſchluß der neuen Freundſchaft als ein einſchneiden⸗ des Ereignis für die weitere politiſche Entwicklung Euro⸗ pas. Es erſcheint angebracht, die Einigung etwas kühler zu betrachten, ohne ſie freilich zu unterſchätzen. Die Nach⸗ richt der erfolgreichen Beendigung der Verhandlungen wird natürlich von der franzöſiſchen Oeffentlichkeit mit großer Genugtuung aufgenommen. Möchte man doch annehmen, daß jetzt die Freundſchaft Frankreichs und Italiens, von jeder Hypothek und peinlichen Erinnerung befreit, feier⸗ lich beſiegelt worden ſei. Der 6. Januar 1935 wird deshalb von der Preſſe als ein für die Befriedung der Völker ge⸗ ſchichtlicher Tag gefeiert. Nichtsdeſtoweniger bleibt der Außenpolitiker des„Echo de Paris“ vorſichtig abwartend. Auch er hält die franzöſiſch⸗italieniſche Annäherung für wünſchenswert und ſolcher Opfer wert, die nicht Frankreichs Hauptbelange ſchädigen. Denn immerhin, ſo meint er, ſtün⸗ den gefährliche Jahre bevor, für die man ſich die Möglich⸗ keit eines gemeinſamen Vorgehens mit Italien ſichern ſollte. Aber eine allgemeine dauernde Entente liege wohl außerhalb des Bereiches der Möglichkeit, und Frank⸗ reich würde falſch handeln, ihr nachzulaufen. Denn der da⸗ für zu zahlende Preis dürfte den möglichen Nutzen weit überſteigen. Solange Italien nicht ſeinen Anteil an der Welt zu haben glaube, werde es ſtets mit Forderungen kommen. Damit müſſe man ſich abfinden, und deshalb ſei es weſentlich, vorſichtig zu bleiben. Für bedenklich hält das Blatt u. a., daß Laval ſich auf eine Erörterung der Ab⸗ rüſtungsfrage eingelaſſen habe und vielleicht vom Standpunkt der franzöſiſchen Note vom 17. April abgerückt ſei. So habe man womöglich der engliſchen Diplomatie Ge⸗ legenheit gegeben, die in der engliſchen Denkſchrift vom 29. Januar niedergelegten Grundſätze wieder aufzurollen.— Auch andere Berichterſtatter wollen melden können, daß die Abrüſtungsfrage angeſchnitten worden ſei. Die einzigen poſitiven Unterlagen über die Abkommen, die am Montag in Rom unterzeichnet wurden, liefert vor⸗ läufig nur der römiſche Sonderberichterſtatter der Ha⸗ vasagentur. Danach ſoll es ſich um folgende diplomatiſche Schriftſtücke handeln: 1. Ein Protokoll, das die Gleichheit der Anſichten bei⸗ der Regierungen über die Hauptfragen der allgemeinen Politik feſtſtellt; 2. eine Empfehlung Frankreichs und Italiens an die Nachbar⸗ und Nachfolgeſtaaten Oeſterreichs(Deutſchland, Oeſterreich, Ungarn, die Tſchechoſlowakei, Südfſlawien, Polen, Rumänien), u. g. ein Abkommen abzuſchließen, durch das die gegenſeitige Achtung ihrer Grenzen und die Nichteinmiſchung in ihre inneren Angelegenheiten ge⸗ währleiſtet werden ſoll; 3. ein Konſultatippakt, durch den Frankreich und Italien ſich verpflichten, ſich bei Ereigniſſen, die Oeſter⸗ reichs Unabhängigkeit bedrohen, ins Beneh⸗ men zu ſetzen. Deutſchland, Ungarn, die Tſchechoflowakei, Südflawien, Polen und Rumänien ſollen zur Teilnahme an dieſem Pakt eingeladen werden; 4d ein Abkommen zur Regelung der franzöſiſch⸗italieniſchen Kolonialfragen in Nordafrika. Die Einigung über die afrikaniſchen Fragen ſcheint nach Havas auf folgender Grundlage erzielt zu ſein: Italien verzichtet in einer noch näher zu beſtimmenden Friſt auf die den italieniſchen Staatsangehörigen in Tunis im Abkommen von 1896 gewährten Vorrechte(Nationalitäten⸗ frage). Frankreich hält ſich nicht mehr an das Abkommen von 1916, durch das Italien lediglich die libyſchen Grenz⸗ bezirke zwiſchen den Oaſen Ghadames, Rhat und Tümmo überlaſſen wurden, ſondern tritt nunmehr an Italien ein großes, ſüdlich von Libyen gelegenes Gebiet in Richtung Tibeſti ab, ohne jedoch den Italienern einen Zugang zum Tſad⸗See zu gewähren. In Somaliland willigt Frankreich in eine Grenzberichtigung zugunſten Italiens durch die Verlängerung der Grenze von Eryträa ein und begünſtigt die Beteiligung Italiens am Betrieb der für die abeſſini⸗ 19 Ausfuhr wichtigen Eiſenbahnlinie Addis Abeba Dji⸗ uti. 5 Die Dokumente Nummer 2 bis 4 können mit Zuſatz⸗ protokollen verſehen werden, die die Haltung beider Re⸗ gierungen in gewiſſen, beſonders außenpolitiſchen, Fragen in Einklang bringen würden. In England fehlt es nicht an wichtigen Vorbehalten in der Beurteilung der neuen Lage. Vor allem wird die Frage aufgeworfen, welche Art von Unterſtützungen Groß⸗ britannien dem neuen Pakt geben ſoll und wie die Stel⸗ lungnahme Deutſchlands dazu ſein wird.„Sunday Times“ unterſtreicht zwar, daß die Freundſchaft zwiſchen Italien und Frankreich ſtets die wärmſte Unterſtützung Englands genießen werde. Das Blatt erblickt jedoch zu⸗ gleich zahlreiche und ernſte Einwände: Der Pakt richte zweifellos ſeine ſcharfe Kante gegen Deutſchland. Wer anders als Deutſchland komme für eine Einmiſchung in die Unabhängigkeit Oeſterreichs in Betracht! Der von Frankreich aufrichtig gewünſchte Friede in Südoſteuropa ſei daher ein Friede„mit Handſchellen, die jederzeit Deltſchland angelegt werden können“. Das Blatt iſt aber im Intereſſe des Friedens dagegen, daß ſich Frankreich zu einer Aktion in Südoſteuropa verpflichtet und kommt zu dem Schluß, daß zwiſchen Rhein und Dardanellen nichts liege, was die Knochen eines einzigen britiſchen Soldaten oder Matroſen wert ſei. a Die„Times“ begrüßt die Nachricht von der Einigung. Die beiden Unterhändler wüßten, ſo ſagt das Blatt, daß der Erfolg der neuen Pakte nur ein Teilerfolg ſein könne, wenn Deutſchland nicht teilnehme. Sie ſeien daher ſo klug, die deutſche Regierung über ihre Abſichten auf dem Laufenden zu halten. Muſſolini habe außerdem am Samstag in ſeinem Trinkſpruch unterſtri⸗ chen, daß die Vereinbarungen nicht ſo ausgelegt werden könnten und dürften, als richteten ſie ſich gegen andere Mächte.„Daily Telegraph“ meint, die Bildung der neuen Entente zwiſchen Frankreich und Italien werde ſich jedes⸗ wohltuend bemerkbar ma Europa könne ſich über di kranzölich⸗italieniſche Freundschaft Deu 5 mal, wenn Europas Nöte in Genf beſprochen würden, ſei während der ganzen Dauer der Verhandlungen durch Muſſolini auf dem Laufen den gehalten worden. „Daily Mail“ warnt in ihrem Leitaufſatz von einer Betei⸗ ligung Großbritanniens an einer Garantie für die Zukunft Oeſterreichs. Das Blatt glaubt, Großbritannien habe bereits genug eigene Schwierigkeiten und könne daher keine neuen großen Verpflichtungen übernehmen. Großbritannien habe vielmehr die Pflicht, ſich aus dem europäiſchen Sturmge⸗ biet fernzuhalten. ee Aufgaben der Bürgermeiſter Eröffnung des Schulungskurſes in Baden⸗Baden. Baden-Baden, 8. Januar. Der Schulungskurs der badiſchen Bürgermeiſter wurde nach Begrüßungsworten des Präſidenten Schindler durch Innenminiſter Pflaumer mit einer Anſprache er⸗ öffnet, in der er betonte, Bürgermeiſter ſein heiße, Ver⸗ trauensmann für alle Gemeindemitglieder ſein. Bürger⸗ meiſter— ob ſie eine kleine oder große Gemeinde be⸗ treuen— müßten in ſtändiger lebendiger Fühlung mit allen Volksgenoſſen leben. Namens des Badiſchen Gemeindetages ſprach Pg. Jäk le, der darauf hinwies, daß neben den weltanſchauli⸗ chen Fragen im Verlaufe des Kurſes auch viele fachliche Dinge erörtert und ihrer Löſung zugeführt würden. Reichsſtatthalter Robert Wagner führte dann in längerer Rede u. a. aus: Wenn 1934 der Gemeinſchaft wieder wirtſchaftliche Werte zugeführt wor⸗ den ſeien, ſo ſei das ein Reſultat der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung. Das Ziel der Arbeitsbeſchaffung umriß er dahin, unſere noch vorhandenen 2,3 Millionen Erwerbs⸗ loſen bis zum letzten Mann in den Arbeitsprozeß zurückzu⸗ führen. Den Bürgermeiſtern erwachſe hierbei eine große Verantwortung, denn unrentable Arbeiten dürften nicht vorgenommen werden; auch dürften Gemeinden, Land und Reich keine untragbaren Schulden machen. Zuerſt ſei für die badiſche Landwirtſchaft am wichtigſten, jeden Quadratmeter Land der Urbarma⸗ chung zuzuführen. Deshalb ſei zur höchſten Intenſivierung unſerer Landwirtſchaft anzuraten. Auch manches Waldge⸗ lande könne, ſogar ohne Schaden für unſere Forſtwirtſchaft, für die Ernährung unſeres Volkes nutzbar gemacht wer⸗ den. Der Obſtbau in Baden erfahre eine erfreuliche Zu⸗ nahme und die Feldbereinigung habe 1934 die größten Er⸗ folge gezeitigt. Die Erzeugerſchlacht ſei jetzt im ganzen Lande in vollem Gange. Die Aufforſtung weiter Waldge⸗ biete könne noch unendlich geſteigert werden. Sehr wichtig ſei die Anpflanzung von Nutzhölzern. Bezüglich der Induſtrie bemerkte der Reichsſtatt⸗ halter, daß man auch hier auf das Geſchaffene ſtolz ſein könne, aber immer noch ſeien im Lande Baden 83 000 Ar⸗ beiter nicht untergebracht. Hier gelte es, die private Ini⸗ tiative anzureizen. Die Tagung nahm mit den Fachreferaten ihren Fort⸗ gang F 5 3* 2 5 Im Zeichen des Winterſportes Erwartungsgemäß hat der Dreikönigstag in dieſem Win⸗ ter die von der Sportwelt erſehnte Witterungswandlung ge⸗ bracht. Während mehrfach in den Vorfahren an dieſem Tage die Winterwetterperiode einen Abſchluß fand, hat eine ſolche heuer ihren Anfang genommen. Etwa 60 Stunden lang iſt im Gebirge Schnee gefallen und eine hohe, geſchloſſene Decke breitet ſich ſeit Sonntag bis zu den oberen Talgebieten. Auch der Dreikönigstag ſelbſt ſtand noch im Zeichen weitverbreiteter Schneefälle und zunehmender Kälte. In den Kammlagen des Schwarzwaldes, wo die Temperatur bis auf minus 7 Grad gefallen iſt, zeigen ſich bereits die erſten Verwehungen und Verwirbelungen durch den aufgefriſchten, rauhen Nordweſtwind. Im Südſchwarzwald iſt der Schneepegel auf 60 bis 70 geſtiegen; Fuß⸗ und Fahrwege, Matten und Wälder ſind eingeſchneit. Die Bahnſchlitten, teilweiſe unter Verwen⸗ dung motoriſcher Raupenſchlepper als Vorgeſpann, haben ihre Tätigkeit aufgenommen. Im Nordſchwarzwald ziehen ſich bis zur Gertel⸗ bach, zum Seebach und mittleren Murgtal die weißen Schnee⸗ bänder. Auf dem Hornisgrindekamm hat die Schnee⸗ höhe einen halben Meter erreicht; die Schwarzwaldhoch⸗ ſtraße iſt zwiſchen Anterſtmatt und Mummelſee⸗Grinde ſtark verſchneit. Bahnſchlitten verkehren von Sand, Bühler⸗ höhe und Hundseck aus. Handel und Wirtſchaft Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 7. Januar 1935. Amtlich notierten: Weizen: W 15 20.70, Wö 16 20.90, W 17 21.20, Roggen: R 15 16.90, R 16 17.20, R 13 16.50; Braugerſte inl. 19.50 bis 21.50, Winter⸗ und Induſtrie⸗ gerſte 18.50 bis 19.50; Futtergerſte: G 7 15.90, G 8 16.20, G 9 16.40, G 11 16.70; Hafer: H 11 15.90,§ 14 16.40, § 17 16.70; Raps inl. ab Station 31, Mais mit Sack 21.25; Mühlennachprodukte: Weizenkleie mit Sack W 17 10.60, Roggenkleie mit Sack Jan. 10.32, Weizenfuttermehl 12.75, Weizennachmehl 16.50, Vollkleie 50 Pfennig höher. Rapskuchen ausl. 11.90, inl. 11,40, Palmkuchen 13.30, Kokos⸗ kuchen 15.20, Leinkuchen 15.20, Trockenſchnitzel Jan. 8.40, 3 mittel, ausgeno ſe vhn 0 Kokoskuchen), me, 5 plus Dienstag, 8. Jan. 1935 Sport⸗Nachleſe vom Sonntag. Das erſte Sport⸗Wochenende des neuen Jahres war nicht allzu umfangreich, dafür aber umſo bedeutungsvoller; denn an dieſem Sonntag wurden ſieben Vorrundenbegeg⸗ nungen um den deutſchen Fußball⸗Pokal geſtartet. Eigentlich ſind bis auf die Begegnung in Elberfeld zwiſchen Nie der⸗ rhein und Württemberg ſämtliche Begegnungen nach dem Programm verlaufen. Im Elberfelder Stadion gab es eine große Senſation. 20 000 Zuſchauer kamen nicht aus dem Staunen heraus, als zur Halbzeit die ſchwäbiſche Mann⸗ ſchaft ſchon mit 3:0 in Führung lag. Der 3:2⸗Sieg der Württemberger wird aber erſt dann verſtändlich, wenn man in Betracht zieht, daß nach der Abſage verſchiedener Spie⸗ ler von der niederrheiniſchen„Nationalelf“ nicht mehr viel übrig blieb. In der Zwiſchenrunde ſtehen nunmehr: Baden, Nordmark, Niederſachſen, Weſtfalen, Brandenburg, Sachſen und Württemberg. In den ſüddeutſchen Punktekämpfen hat es an dieſem Sonntag einſtal mehr ſehr bedeutungsvolle Er⸗ gebniſſe gegeben. So unterlag Wormatia Worms, die in Südweſt berechtigte Titelanſprüche geltend machte und viel⸗ leicht noch macht, beim FS Frankfurt mit 0:4. In Baden verlor der 1. FC. Pforzheim in Mühlburg gegen den VfB mit 1.3 Toren. Die Stuttgarter Sportfreunde ſetzten ſich überraſchend mit 5:1 über den Sc Stuttgart hinweg und in Bayern überraſcht das hohe 9:8⸗Ergebnis von Wacker München gegen Schwaben Augsburg. Intererante Geſell⸗ ſchaftsſpiele vervollſtändigten am erſten Januar⸗Sonntag in Süddeutſchland das an ſich nicht große Fußballprogramm. Im Winterſport wurden an dieſem Sonntag erſt⸗ mals mehrere große Veranſtaltungen abgewickelt. Auf der kleinen Olympia⸗Schanze am Gudiberg trafen ſich die Teil⸗ nehmer des Olympia⸗Lehrganges mit ihren norwegiſchen Leh⸗ rern. Als Sieger ging einmal mehr der bekannte nor⸗ wegiſche Springerkönig Birger Ruud aus dem Wettbewerb hervor. Mit Weiten von 52 und 51 Metern und Note 232.1 verwies er den Landsmann Eiſtein Raabe auf den zweiten Platz. Als beſter Deutſcher nahm Toni Baader den vierten Platz mit geſtandenen Sprüngen von 50 und 43 Metern ein. Die erſte große Winterſportveranſtaltung im Schwarz⸗ wald, der Schwarzwald⸗Dauerlauf über 40 Kilometer, wurde von dem Freiburger Winterhalter in 3:38:27 Stunden vor Brombacher(Freiburg) gewonnen. In der Mannſchaftswer⸗ tung nahm der Sc Freiburg gleichfalls mit der Mann⸗ ſchaft Winterhalter⸗Brombacher⸗Berg den erſten Rang ein. Im Radſport wurden an dieſem Wochenende eben⸗ falls mehrere Veranſtaltungen durchgeführt. In der Kölner Rheinlandhalle gewann Deutſchland einen RNadländerkampf vor 4000 Zuſchauern gegen Holland im Geſamtergebnis mit 87:61 Punkten. Rauſch⸗Hürtgen hatten auf der Stuttgarter Winterbahn in einem 100 Kilometer⸗Mannſchaftsrennen keine Gegner. Sie ſiegten mit Rundenvorſprung vor Siehl⸗Gött⸗ mann und den Italienern Piemonteſi⸗Merlo. Die„Nacht“, das längſte Rennen des erſten Radſport⸗Wochenendes, wurde von Funda⸗Pützfeld vor ausverkauftem Hauſe in der Dort⸗ munder Weſtfalenhalle mit 75 Punkten vor Kroll⸗Siebelhoff und Bi Lliet⸗Depauw gewonnen. i Gtand der Gauliga Gau Baden Phönix Karlsruhe 12 29:16 167 8 VfL. Neckarau 11 25:13 15. 7 VfR. Mannheim 11 30720 155 f SV. Waldhof 11 2515 14: 8 VfB. Mühlburg 12 19:19 14:10 1. FC. Pforzheim 13 23:17 14:12 Freiburger FC. 11 15:12 13: 9 Karlsruher FV. 12 14.12 9715 Germania Karlsdorf 13 8.32 5˙21 FC. 08 Mannheim 12 11:44 3:21 Gau Südweſt Phönix Ludwigshafen 13 24:18 18: 8 Wormatia Worms 14 40:28 18:10 Union Niederrad 13 20:26 15:11 Kickers Offenbach 14 34:30 15:13 FSV. Frankfurt 15 34:36 15:15 FK. Pirmaſens 12 33:18 14:10 Eintracht Frankfurt 13 18:19 14:12 Boruſſia Neunkirchen 14 24:29 11:17 1. FC. Kaiſerslautern 14 23.28 10:18 Sportfreunde Saarbrücken 12 23:26 8.16 Saar 05 Saarbrücken J 8:16 Gau Bayern 5 a SpVg. Fürt 14 24:10 22: 6 1. Fc. Nr 5 26:15 1810 1860 München 14 29:19 17:11 Wacker München 15 31:22 17:13 FC. 05 Schweinfurt 14 29:22 16:12 Bayern Mün ben 13 32:23 13:13 ASV. Nürnberg 15 24:28 117 BC. Augsburg i 14 22:34 11:17 Jahn Regensburg 15 28527 11:19 Spog. Weiden 3 13 27250 11:19 Schwaben Augsburg 15 5 27:47 9:21 Gau Nordheſſen 5 5 6 a anau 93„„ 28: 7 19: 3 We Fulda. 3313 18 8 Spielvereinigung Kaſſel 12 2519 16:8 Germania Fulda 14 21:24 15.13 VfB. Friedberg 12 29:25 13 11 Heſſen Hersfeld 12 24:19 42 12 Kaſſel 03 10 2411 1 Kurheſſen Kaſſel 12 20.0 58 Langenſelbold 12 18:47 6˙¹8 Sport Kaſſel 1 i Gau Mittelrhein 1 5 BfR. Köln N 0 CfR. 1 25 1. 5 2 N Winter- Hilfswerk N 95 deutſchen Volkes Kampf gegen hunger und Kälte! Ein Geſpräch auf der Treppe Herr Weiſe und Herr Kleinlich treffen ſich am Neu⸗ jahrsmorgen auf der Treppe ihres Hauſes. Es entſpinnt ſich folgendes Geſpräch: Kleinlich: Proſit Neujahr, Herr Weiſe! Wo kommen Sie denn her? Sie haben ſich wohl wieder im Dienſt des Vaterlandes betätigt? Weiſe: Ja, ich habe Spitzenroſetten für das Winter⸗ hilfswerk verkauft. Ich würde Ihnen gern noch eine anbieten, aber ich bin ſchon alle los. Sind ja auch wieder zu hübſch, die Dinger. Am liebſten würde ich nach Tiſch noch einmal losgehen. Kleinlich: Herr Weiſe, ich bewundere Sie! Immer munter und vergnügt, trotz Ihrer 52 Jahre, und jeden Tag unterwegs für das WH W. Das könnten Sie eigentlich doch mal einem Jüngeren überlaſſen. Weiſe: Mein lieber Kleinlich, wenn jeder ſo denken würde, dann würde überhaupt nichts geſchehen. Außerdem. Kleinlich: Ja, aber glauben Sie denn, daß das wirk⸗ lich noch nötig iſt? Die Arbeitsloſigkeit ſoll ja ſo koloſſal abgenommen haben. Wenn das tatſächlich ſtimmt, dann brauchen wir——— Weiſe: Darauf können Sie ſich verlaſſen, daß das ſtimmt. Sie ſehen es doch mit eigenen Augen— überall wird gebaut— in unſerem Hauſe hier haben doch alle wieder Arbeit. Aber bedenken Sie, daß noch genug übrig bleiben. Vor zwei Jahren waren es ſieben Millionen E heute ſind noch zwei Millionen Arbeitsloſe— und dazu die vielen alten Leute, die ſich ſelbſt nicht mehr helfen können, die Kleinrentner, die in der Inflation alles verloren haben, die Kinderreichen, für die der Vater gar nicht genug heranſchaffen kann, um alle die hungrigen Mäuler zu ſtopfen, dann die Kurzarbeiter, die noch nicht die ganze Woche beſchäftigt werden können, die Kranken und Arbeitsunfähigen— das kommt doch alles noch hinzu. Im vorigen Jahr haben wir oft nur das Nötigſte tun können. Das ſoll dies Jahr beſſer werden. Und darum müſſen wir alle ran, ſonſt können wir es nicht ſchaffen. Kleinlich: Das iſt ja alles ganz ſchön und gut, aber damit allein werden Sie es doch auch nicht ſchaffen. Die Leute wollen Arbeit und Lohn, aber kein Almoſen. Weiſe: Da haben Sie vollkommen recht, Herr Klein⸗ ach. Aber das Winterhilfswerk iſt doch gerade gegen das Almoſengeben! Jeder Bedürftige hat ein Recht darauf, daß wir ihm helfen, denn er iſt in den meiſten Fällen an ſeiner Not ganz unſchuldig. Wenn es Ihnen ſo ſchlecht gehen würde, Herr Kleinlich, und alle Ihre Anſtrengungen keine Beſſerung Ihrer Lage bringen, dann würden wir Ihnen genau ſo helfen. Aber wir verlangen von jedem, der dazu imſtande iſt, daß er mitarbeitet. Und ſchließlich wiſſen wir alle, daß das Winterhilfswerk allein die Not nicht beſeitigen kann. Sie haben ja vielleicht ſchon mal etwas von der Arbeitsbeſchaffung gehört. Die Regierung tut alles mögliche, um die deutſche Wirtſchaft wieder in Gang zu bringen. Aber ſo lange noch irgend jemand in Not iſt, müſſen wir eben auf dieſe Weiſe helfen. Tia— Rom iſt auch nicht in einem Tage erbaut worden. Kleinlich: Das finde ich auch ganz richtig, daß die Leute etwas dafür tun ſollen, wenn man ihnen hilft. Aber daß Sie auch mitmachen und ſich nach Ihrer Berufs⸗ arbeit noch mit dieſen Leuten herumquälen, das bewundere ich offen geſtanden. Das iſt doch keine Geſellſchaft für Sie! Weiſe: Mein lieber Herr Kleinlich. Sie haben offen⸗ bar noch nie etwas von Volksgemeinſchaft gehört. Mir iſt ſo ein armer Arbeiter manchmal lieber als viele meiner Kollegen. Es gibt prachtvolle Kerle darunter, und ſie haben faſt alle mehr Herz und Takt im Leibe als die feinen Damen, die mich an der Haustür durch das Dienſt⸗ mädchen abfertigen laſſen. Es gibt eben überall ſon'ne und ſolche. Uebrigens irren Sie ſich, wenn Sie glauben, daß wir beim Winterhilfswerk nur mit einfachen Leuten zu tun haben. Das Schickſal iſt blind und macht keine Anterſchiede. Da kenne ich zum Beiſpiel einen Mann, dem iſt es auch nicht an der Wiege geſungen worden, daß er einmal auf die Wohlfahrt angewieſen ſein würde. Sein Vater hatte mehrere Rittergüter und große Ziegeleien, alles verloren. Er ſelbſt bat alles mögliche ſtudiert, hat die halbe Welt geſehen und ſogar Bücher geſchrieben. Aber letzt iſt er ſchwer leidend und weiß nicht, wie er ſeine Familie durchbringen ſoll. Seine kleine Tochter hat Knoche vuberkuloſe; wir haben ſie in ein Heim gebracht, das hätte er allein niemals machen können. Ich unter⸗ halte mich oft mit ihm; er macht ſchriftliche Arbeiten für das WoW und ſeine Frau hilft mit in der Nähſtube. Sie haben zu vieren nur eine Wohnküche und haben in frühe⸗ ren Jahven nicht einmal genug Kohlen gehabt, um ſie zu beizen. Dorum ſind ſie auch alle krank geworden. Kleivlich: Aber das iſt ja ſchrecklich! Kann man dem Wann dens hicht helfen? ois: Sehen Sie, Herr AFumal berühr:“ Kleinlich, jetzt ſind Sie auf Aber Sie kommen nicht zu ſpät. Wenn Sie jemanden wiſſen, der Sprachunterricht haben will— er ſpricht mehrere Sprachen perfekt, damit könnten Sie ihm eine große Freude bereiten. Kleinlich: Will mal nachdenken. Haben Sie noch meh⸗ rere ſolcher Fälle? Weiſe: Wir haben alle möglichen„Fälle“, und wir kümmern uns um jeden. Sie ſind uns auch alle gleich lieb, denn es ſind eben alle deutſche Volksgenoſſen, und es macht uns auch gar nichts aus, wenn einer etwas ſchwierig oder mißtrauiſch iſt; ich kann das ſo gut verſtehen. Was haben ſie alles durchgemacht! Oft hat ſie nur ein letzter Schein von Hoffnung vor dem letzten Schritt zurückgehalten! Kleinlich: Na, wir haben es auch nicht ganz leicht gehabt. Erſt die Inflation, dann die große Kriſe, Gehalts⸗ abbau und Steuern, Steuern, Steuern, es nimmt gar kein Ende. Nun kommen auch Sie immer wieder mit Ihrem WSH W.— Ich ſeh's ja ein, es iſt für einen guten Zweck, aber bedenken Sie doch, woher ſoll man es denn nehmen? Ich glaube doch manchmal, Sie tun des Guten etwas zu viel. Es müſſen doch gewaltige Beträge zuſammenkommen. Weiſe: Das kann man wohl ſagen. Aber ich habe Ihnen ja vorhin ſchon erklärt: es wird auch unendlich viel gebraucht. Wenn Sie einmal einen Augenblick zu mir hereinkommen wollen; ich habe da eine Zeitung mit den neueſten Zahlen über die Ergebniſſe der erſten Monate. Das iſt ſehr intereſſant. För das Winterhilfswerkl Ein kleiner Junge opfert sein liebstes Buch für seine Kameraden. Die beiden betreten die Wohnung des Herrn Weiſe und werden von Frau Weiſe mit einem fröhlichen„Heil Hitler“ begrüßt. Dann entſchuldigt ſie ſich, denn ſie hat noch in der Küche zu tun. Weiſe: Sehen Sie, Herr Kleinlich: faſt 50 Millionen Bargeld ſind für das Winterhilfswerk in den erſten beiden Monaten geſpendet worden. Außerdem etwa 43 Millionen an Sachwerten, ſoweit man das überhaupt zahlenmäßig erfaſſen konnte. Dazu noch 8 Millionen an erſparten Frachtkoſten, die die Reichsbahn dem WHW erlaſſen hat. Kleinlich: Macht zuſammen mehr als hundert Mil⸗ lionen! Donnerwetter, die möchte ich mal auf einem Haufen ſehen. Damit müßten Sie doch eigentlich den ganzen Winter reichen. Weiſe: Sie irren ſich, Herr Kleinlich. Im vorigen Winter hat das Winterhilfswerk faſt 350 Millionen ge⸗ braucht, und wir möchten doch mindeſtens ebenſoviel zu⸗ ſammenbringen. Wenn wir in zwei Monaten 100 Milli⸗ onen aufgebracht haben, dann würde das in ſechs Monaten 300 Millionen bedeuten; fehlen demnach noch fünfzig Mil⸗ lionen. Wir müſſen uns alſo noch tüchtig anſtrengen. Kleinlich: Und ich habe geglaubt, daß in dieſem Jahr viel mehr gegeben worden wäre als im vergangenen. Weiſe: Das iſt auch richtig, ſoweit es die erſten Monate betrifft. Im vorigen Jahr war das WH W. etwas Neues und mußte ſich erſt langſam einſpielen. Aber in den fol⸗ genden Monaten floſſen die Gaben um ſo reichlicher. Kleinlich: Ich hatte ge⸗ glaubt, 100 Millionen wären unendlich viel Geld. Und nun reicht es kaum für 3 Monate! f Weiſe: Hundert Millionen iind auch ſehr viel Geld, vor allem, wenn ſie aus Pfenni⸗ gen zuſammengetragen wer⸗ den. Na, nun werden Sie viel⸗ leicht verſtehen, warum wir uns ſo anſtrengen müſſen. Da gibts kein Lockerlaſſen— Schritt um Schritt muß erkämpft werden. Zum Beiſpiel wir hier in unſerer Ortsgruppe— wir betreuen neunhundert Men⸗ ſchen, das ſind faſt dreihundert Familien. Bis zum Früh⸗ ling ſind noch etwa hundert Tage. An jedem Morgen niuß in feder dieſer 5 dreihundert Fami⸗ lien der Ofen geheizt Der Freſſendd Larr. werden, an jedem Tage wollen ſie alle ſatt zu eſſen haben, und ganze Sohlen an den Stiefeln, da⸗ mit niemand naſſe Füße bekommt, und warme Kleidung. Ab und zu einmal auch ein gutes Buch oder ein nettes Konzert, denn der Menſch lebt nicht von Brot al⸗ lein.— So ſieht es in allen Ortsgrup⸗ pen im ganzen Reich aus. Kommt ein Gau nicht zurecht, ſo müſ⸗ ſen die anderen ab⸗ geben— da gibt es eben die Paten⸗Gaue, Ich bin genennt der Freſſend Narr/ und es iſt doch Man kennt mich in der gantzen Pfarr/ unſere verdammte Wo mich ein reich Mann lett zu tiſch/ Pflicht und Schul⸗ Setzt mir fuͤr gut Wildpret vnd fiſch/ digkeit, daß wir für unſere Nachbarn ſor⸗ gen. Kleinlich: Da ha⸗ ben Sie recht, Herr Weiſe, das ſehe ich ein. Donnerwetter noch mal, wenn man ſich das alles ſo rich⸗ tig überlegt, dann muß man ja wirklich mehr als bisher geben. Sagen Sie darf ich Ihnen 5 Mark hier in Ihre Sammelbüchſe ſtecken? Ich will mal ſehen, vielleicht habe ich noch mehr bei mir Weiſe: Das iſt ja prachtvoll, Herr Kleinlich. Haben Sie vielen herzlichen Dank! So.. fünf Mark, ſechs Mark, ſieben Mark dreißig— da wird ſich unſer Kaſſenwart aber freuen! Wenn Sie wüßten, was das für uns bedeutet. Damit haben wir wieder für eine Menge Volksgenoſſen geſorgt. Kleinlich: Wirklich? Da möcht' ich noch was geben, damit es weiter reicht! And Sie ſprachen vorhin von Büchern— ich habe da manches, was ich Ihnen zur Ver⸗ fügung ſtellen könnte; zum Beiſpiel habe ich Schillers Werke doppelt, und noch manches andere, was ich zur Not entbehren könnte. Ich muß überhaupt einmal richtig nachſehen Sehen Sie, Herr Kleinlich, ſo gefallen Sie So ſchlem ich ſam wolt mirs entlauffn/ Thu auch den Wein ſo k nollicht ſauffn/ Als ob ich ſey gantz bodenloß/ Deß iſt mein Schmerbauch dick vnd groß Solche Volksgenossen gibt es heute noch. Für das WH W. niehts übrig. Auen haben sie Weiſe: mir! Das nennt man das Neue Jahr gut anfangen! Wenn Sie und alle anderen ſo weiter machen, dann kommen wir dieſes Jahr beſtimmt auf vierhundert Millionen! Der Geiſt von Vionville Ein 80jähriger Mann, der im Beſitze des Mundſtücks der Trompete von Vionville iſt, ſchrieb an Miniſter Dr. Goebbels und Ablng ihm vor, dieſes Mundſtück als Sinnbild des WHW. zu verwenden. Er, der am Ende ſeines Lebens ſteht und der wohl Anſpruch darauf erheben könnte, daß ſich andere für ihn ſorgen, macht ſich noch Sorgen darüber, wie er helfen kann] Und du? Es war in der Schlacht von Vionville. Das Gefecht ſtand ſeit Stunden. Plötzlich gingen die Franzoſen zurück. Ein einziger deutſcher Offizier bemerkte das Zurückgehen, erkannte die Möglichkeit, die ſich den deutſchen Truppen bot, ſprengte mit gezogenem Degen den weichenden Franzoſen nach und rief in einem fort:„Avancieren, avancieren!“ Mit dieſem Rufe ſprengte der Offizier an einem Trompeter vorbei, der ende im Graben der Straße nach Vionville lag. In dem Lärm der Schlacht und in dem Kanonendonner verhallte die Menſchenſtimme ungehört. Der Trompeter erkannte das und riß mit todes⸗ matter Hand ſeine Trompete zum Munde. Er raffte alle Energie zuſammen, und trotz ſeiner ſchweren Kopfverletzung blies er weithallend immer und immer wieder das Signal zum Avancieren. Endlich hörten die erſchöpften Truppen das Signal, das von anderen Trompetern aufgenommen und weiter⸗ gegeben wurde. Es flößte ihnen neue Kraft und neue Angriffsfreudigkeit ein. Während der ſchwerverwundete Trompeter unter den Anſtrengungen ſeiner Signale tot eee gingen die deutſchen Truppen vor und beſiegten die Franzoſen. So wurde die Schlacht von Vion⸗ ville gewonnen. 5 bend 5s 9 der Feind des deutſchen Volkes im Weichen. Die Arbheitsloſſgkeit, die Not, die de genheit und die Verzweiflung am Sinne des menſchlichen Lebens beginnen zu ſchwinden. Noch iſt die Schlacht nicht gewonnen, aber wir ſtehen vor dem letzten ent cheidenden Angriff. Die Trompete von Vionville ſoll noch einmal zum Siege anfeuern. Das Signal ertönt— auancieten win 77 —.