DbUun⸗ der eten — 1 2. Blatt zu Wr. 7 Genfer Jahresbilanz Betrachtet man von Deutſchland aus den Völkerbund und ſein Wirken in dem nun abgelaufenen Jahre 1934, ſo wird man das mit den Augen eines einigermaßen„un⸗ intereſſierten“ Beobachters tun; denn das Reich iſt ſchon aus dem Bunde ausgeſchieden, ehe dieſes Jahr begann, es war während des ganzen Jahres 1934 alſo praktiſch nicht Mitglied des Völkerbundes, obwohl rein formell die deutſche Mitgliedſchaft erſt am 21. Oktober 1935 erliſcht. Gewiß hat der Völkerbund auf dem Gebiete der Abrü⸗ ſtungspolitik in dieſem Jahre neue Schläge erlitten, gewiß hat ſeine Friedensvermittlung im Chacokriege verſagt, und ſicherlich iſt auch der Eintritt der Sowjetunion, namentlich unter den Umſtänden, unter denen er erfolgte, durchaus nicht als eindeutige Stärkung des Völkerbundes zu betrach⸗ ten, wie ſo manche Genfer Propagandiſten gerne wiſſen möchten. Aber heute, wenige Tage vor der Volksabſtim⸗ mung im Saargebiet, wird man ſagen dürfen, daß Genf nicht nur bei der Beilegung des ungariſch⸗jugoſlawiſchen Streitfalles— trotz dem Kompromißcharakter der Rats⸗ entſchließung—, gewiſſe Verdienſte zuzuerkennen ſind, ſondern daß auch die Vorbereitung der Saarabſtimmung — wenn auch nach langen Kämpfen und manchen Miß⸗ erfolgen— ſchließlich noch in erfreulicher Weiſe abgeſchloſ⸗ ſen werden konnte. Es dürfte ſchwierig ſein, im Einzelnen genau feſtzuſtel⸗ len, wieviel bei dieſem Werke, der Vorbereitung der Saar⸗ abſtimmung, von Genf, d. h. vom Volkerbund als ſolchem, und wieviel von den einzelnen Regierungen, namentlich von der deutſchen und franzöſiſchen, wieviel ſchließlich von den Perſönlichkeiten geleiſtet wurde, die zur Unterſtützung des Völkerbundsrates herangezogen wurden. Wir neigen der Auffaſſung zu, daß der Völkerbund bei der Abwicklung dieſer ſchweren Aufgabe ganz beſonders vom Glücke be⸗ günſtigt war, daß ſowohl die Auswahl der Perſönlichkeiten als auch das mehrfache Zuſammentreffen politiſcher Um⸗ ſtände ſehr viel dazu beitrugen, die zweifache Saareinigung von Genf, diejenige des Juni und diejenige des Dezembers zu ermöglichen. In der Tat, die Aufgabe war ſchwer, denn bei der Saarentſcheidung handelt es ſich um das künftige politiſche Schickſal von faſt einer Million deutſcher Men⸗ ſchen, und um die endgültige Beſtimmung ihrer künftigen Staatszugehörigkeit. Eine ſolche Entſcheidung mußte mit allem Ernſt vorbereitet werden, und gerade die faſt pedan⸗ tiſche Sorgfalt der Genfer Stellen dürfte ein neuer Beweis dafür ſein, daß wir bei der Abſtimmung vom 13. Januar 1935 mit der einzigen Saarabſtimmung zu tun haben, deren Ergebniſſe endgültig und unwiderruflich ſind; denn wäre dieſe langandauerde und zuweilen faſt klein⸗ liche Vorbereitung nötig geweſen, weng es ſich bei der Abſtimmung nur um ein Experiment, um eine Art Probe⸗ abſtimmung handeln ſollte, die nach einigen Jahren zu wie⸗ derholen wäre? Vor Jahresfriſt, im Januar 1934, beriet der Völker⸗ bundsrat zum erſten Male über die Frage der Abſtim⸗ mung. Man ſtellte feſt, haß das Saarſtatut hinſichtlich der Abſtimmungsvorberzitung ebenſo lakoniſch wie unklar abgefaßt war, Vorwürfe, die man dem Verſailler Vertrag bekanntlich auch an verſchiedenen anderen Stellen machen muß. Der Völkerbundsrat ſetzte den Saarausſchuß ein, in dem die Delegierten Argentiniens, Spaniens und Italiens vertreten waren, und der von dem letztgenannten Vertreter geleitet wurde, da Italien von jeher die Bericht⸗ erſtattung in Saarfragen hatte. Erſter Glückszufall: Italien erhielt die Leitung dieſes Ausſchuſſes, eine Macht, deren politiſcher Führer in den letzten Jahren mehrfach mit Er⸗ folg um die Vermittlung bei Streitfällen und um die Bei⸗ legung von Gegenſätzen bemüht war. Zweiter Glücksfalr: Italiens Vertreter in Genf war und iſt Baron Aloiſi, ein hervorragender Diplomat, ein Mann von größter Klug⸗ heit und zugleich von großem Nationalſtolz, der ſeine Ehre als Italiener und als Delegierter Muſſolinis in Genf darin ſetzte, die ihm aufgetragene Aufgabe glückſich zu Ende zu führen Dritter Glücksfall: Die beiden übrigen Mitglieder der Saarausſchuſſes, der Argentinier Cantile und der Spa⸗ nier Lopez Olivan wetteifern mit Aloiſi an Beweiſen wirk⸗ licher Objektivität und Ueberparteilichkeit. Der Saarausſchuß erkannte ſofort, daß die zum großen Teil vom rechtlichen Geſichtspunkt aus lückenhaften Feſtſtellungen des Saarſtatutes durch vertrauenswürdige Juriſten ausgelegt und ergänzt werden müſſen. Er berief deshalb die drei neutralen Juxriſten— einen Schweizer, einen Holländer und einen Schweden—, und wiederum traf man eine glückliche Wahl, denn die Arbeit dieſer drei Männer iſt von keiner Seite angezweifelt oder kritiſiert worden. Beratungen des Saarausſchuſſes in Rom folg⸗ ten, es kam die Ratstagung im Mai, bei der es zu keiner Feſtſetzung des Abſtimmungsdatums, wohl aber zum BVeainn von Verhandlungen des Saarausſchuſſes mit den Vertretern der beiden direkt intereſſierten Regierun⸗ gen, alſo mit Deutſchland und Frankreich, kam. Dieſe Ver⸗ handlungen wurden auf der außerordentlichen Ratstagung im Juni fortgeſetzt. Barthou ſtimmte, wenn auch nach lan⸗ gem Zögern, der Feſtſetzung des Abſtimmungsdatums auf den 13. Januar 1935 zu. Aber noch waren neue, große Schwierigkeiten zu über⸗ winden,— ſie wurden zwar meiſtenteils künſtlich durch das franzöſiſche Memorandum vom 30. Auguſt geſchaffen, aber man mußte mit ihnen rechnen. Das Geſpenſt einer Defini⸗ tion des Status quo, ja mehr noch, einer Ausarbeitung einer„autonomen Saarverfaſſung“ tauchte auf, und eine Zeitlang ſchien es, als ſei eine neue Einigung über alle im franzöſiſchen Memorandum aufgeworfenen politiſchen Wirtſchafts⸗ und Finanzfragen unmöglich. Sie wurde dennoch, und zwar diesmal in Rom, erreicht,— weil Frankreich mit einer rein juriſtiſchen Definition des Sta⸗ tus quo, in der ſowohl das„ſpätere Saarſtatut“, als auch die zweite Abſtimmung fehlte, zufrieden war. Gewiß brachte dann noch die letzte Ratstagung im Dezember die neutralen Abſtimmungstruppen— aber ſie brachte zu⸗ gleich auch den franzöſiſchen Verzicht auf eine Beteiligung an der Polizeiaktion. Gewiß glaubte der Völkerbundsrat, der Saarbevölkerung auch 9 einen letzten Mißtrauens⸗ beweis geben zu müſſen— denn er beraumte die Januar⸗ tagung bereits auf den 11. Januar an, um„vor der Ab⸗ ſtimmung auf alle Fälle in der Lage zu ſein, Entſchlüſſe faſ⸗ ſen zu können“. Aber das ſind Schönheitsfehler, ohne die es in Genf eben nie abgeht. Die Hauptſache dürfte ſein, daß 1 Januar 1935 abgeſtimmt wird ohne franzöfiſches Militär.. 3 5 3 5 großer Hoffen wir, daß ſich Genf, wenn es gilt, nach der Ab⸗ ſtimmung und auf Grund ihres Ergebniſſes die letzten Entſcheidungen zu treffen, des Vertrauens würdig erweiſen wird, das man nach der Abſtimmungsvorbereitung trotz ſo zahlreicher Mißerfolge auf anderen Gebieten auf den Völ⸗ kerbund zu ſetzen begonnen hat. Aebernahme der badiſchen Juſtiz Keine ſchematiſche Zentraliſierung.— Keine Maſſenver⸗ ſchiebung von Beamten. () Karlsruhe, 8. Jan. Vor dem Feſtakt im ehemaligen Landtagsgebäude, in deſſen Verlauf die Uebernahme der badiſchen Justizverwaltung auf das Reich offiziell vollzogen wurde, fand im Hotel„Germania“ ein Empfang von Vertre⸗ tern badiſcher Zeitungen ſtatt. Der Preſſereferent des Reichsjuſtizminiſters, Oberregie⸗ rungsrat Dr. Doerner, ein Badener, überbrachte dem badiſchen Volk die herzlichen Grüße des Reichsjuſtizminiſters Dr. Gürtner und verwies dann darauf, daß der Wunſch nach Schaffung einer einheitlichen Reichsgewalt auf dem Ge⸗ biete der Juſtiz im Grunde viele Jahrhunderte alt iſt. Heute ſtünden wir nun vor der Erfüllung dieſes heißen Wunſches aller guten Deutſchen.. Die Fundamentlegung der deutſchen Reichsjuſtiz erfolgte am 30. Januar 1934, nachdem an dieſem Tage die Juſtizhoheit der Länder auf das Reich übergegangen war. Den nächſten Schritt bildete das erſte Geſetz zur Ueberleitung der Rechtspflege auf das Reich vom 16. Fe⸗ bruar 1934. Es brachte die Freizügigkeit der Rechtsanwälte und der notariellen Urkunden, ordnete an, daß alle deut⸗ ſchen Gerichte Recht im Namen des deutſchen Volkes ſprechen und ermächtigte den Reichsminiſter der Juſtiz, alle Maßnahmen zu treffen, die durch den Uebergang der Juſtiz⸗ hoheit auf das Reich erforderlich wurden. Es folgte dann die Verſchmelzung der Juſtizminiſterien des Reiches und Preußens zu einer organiſchen Einheit und ſchließlich wurden die Juſtizverwaltungen des Reiches und der Länder in der Spitze in einer einheitlichen Reichsjuſtizvberwaltung ver⸗ einigt. Was in der Hauptſache noch zu tun bleibt, hat im weſentlichen behördenmäßig⸗techniſchen Charakter. Bis das Endziel erreicht iſt, ſind vom Reichsjuſtizminiſter für einige Länder, darunter auch Baden, Beauftragte beſtellt worden. Der Beauftragte für Württemberg und Baden, Miniſterial⸗ direktor im Reichsjuſtizminiſterium, Dr. Thieſing, der von Miniſterialrat Willers unterſtützt wird, hat die Aufgabe, die vollſtändige Ueberführung der badiſchen Juſtizverwaltung auf das Reich vorzubereiten. Mit dem 1. Januar 1935 hat das Reich eine Reihe von Rechtsgebieten zur zentralen Bearbeitung an ſich gezogen und den zuſtändigen Abteilungen des Reichsjuſtizminiſteriums überwieſen. Der nächſte Schritt auf dem Wege zur Reichsjuſtiz wird ſein die Aufhebung der Außenabteilungen des Reichsjuſtizminiſteriums und die Uebernahme der Juſtizhaus⸗ halte der Länder auf das Reich. Mit beſonderem Nachdruck betonte Oberregierungsrat Doerner, daß mit der fortſchrei⸗ tenden Verreichlichung der Juſtiz keine ſchematiſche Zentraliſierung ſämtlicher Juſtiz⸗ geſchäfte in Berlin verbunden iſt. Die Entwicklung iſt auf eine weit⸗ gehende Uebertragung von Zuſtändigkeiten auf die Heimat⸗ behörden, die Präſidenten der Oberlandesgerichte und die Generalſtaatsanwälte, zum Teil auch an nachgeordnete Be⸗ hörden, gerichtet. Es müſſe klar ausgeſprochen werden, daß für die badiſche Juſtizbeamtenſchaft keinerlei Grund zu irgend⸗ einer Beunruhigung beſteht. Soweit das badiſche Juſtiz⸗ miniſterium in Frage komme, wird ein Teil der bisherigen Sachbearbeiter in die Reichsjuſtizverwaltung nach Berlin übernommen. Außer Regierungsrat Dr. Schafheutle, der ſchon ſeit längerer Zeit im Reichsjuſtizminiſterium be⸗ ſchäftigt iſt, iſt aus Baden in dieſen Tagen 1. Staatsanwalt Dr. von Schröter in das Reichsjuſtizminiſterium berufen worden. Nach dem Willen des Reichsjuſtizminiſters Dr. Gürt⸗ ner ſoll das Reichsjuſtizminiſterium ein getreues Abbild ſämtlicher deutſcher Länder werden und es wird die beſten Köpfe aus dem Reich in ſich vereinigen. Reichsminiſter Dr. Gürtner hat ferner nachdrücklich be⸗ tont, daß Maſſenverſchiebungen von Beamten von einem Land in das andere nicht in Frage kommen. Anders ſoll es allerdings mit dem jungen Nachwuchs werden. Es ſei kein Zweifel darüber, daß für die jungen Rechtsdiener Wander⸗ jahre innerhalb des geſamten Reiches von außerordentlicher erzieheriſcher Bedeutung ſind und zur Stärkung des Gemein⸗ ſchaftsgefühls aller deutſchen Stämme weſentlich beitragen. Wenn heute Reichsjuſtizminiſter Dr. Gürtner die badi⸗ ſche Juſtiz auf das Reich übernehme, ſo werde er das mit Achtung vor der ſtolzen Ueberlieferung badiſchen Rechtslebens und in dankbarem Gedenken an die großen Leiſtungen der badiſchen Juſtiz auch in ernſten Zeiten tun. Man werde im Reich nie vergeſſen, daß in der Grenz⸗ mark Baden auch unter ſchwierigen Verhältniſſen in der Juſtiz Ordnung herrſchte und daß das Wort von der Ver⸗ „ der Juſtiz ſicherlich für Baden nie zugetroffen at. Schließlich übermittelte Oberregierungsrat Doerner der badiſchen Juſtizheamtenſchaft, den Angeſtellten und Arbei⸗ tern, die beſonderen Grüße des Reichsjuſtizminiſters und gab der feſten Zuverſicht Ausdruck, daß alle, die in der badiſchen Juſtiz tätig ſind, in der bisherigen, bewährten Pflichttreue auch unter der neuen Führung arbeiten werden, zum Wohle des Reiches, zum Segen des Volkes, ſo wie es unſer Führer Adolf Hitler will. Die feierliche Aebergabe Miniſterpräſident Köhler begrüßte den Reichsjuſtiz⸗ miniſter herzlich und dankte zugleich den beiden Männern, die zuletzt an der Spitze der badiſchen Juſtizverwaltung ſtan⸗ den; dem kommiſſariſchen Juſtizminiſter Rupp und dem ſpäteren Juſtizminiſter Dr. Wacker. Juſtizminiſter Dr. Wacker warf einen Rückblick auf die Entwicklung des badiſchen Rechtslebens und ſtellte feſt, daß das Grenzland Baden immer an der Spitze ſtand, wenn es galt, für den Reichsgedanken einzutreten. Reichsjuſtizminiſter Dr. Gürtner führte u. a. aus: Ein Volk, ein Reich! Mit dem 30. Januar 1933 war die Grundform des neuen Reiches ent⸗ ſchieden. Was wir heute tun, iſt keine politiſche Entſcheidung, ſondern der Vollzug einer vor zwei Jahren gefallenen Grundentſcheidung. 3 50 8 3„„ Wenn ich heute die badiſche Juſtizverwaltung zur Be⸗ treuung übernehme, ſo geſchieht es mit dankbarer Anerken⸗ nung der Pflichttreue der badiſchen Juſtizbeamten. Ich gedenke aber weiter d Anerkennung deſſen, was Baden f des Reiches rt im 19. Jahrhunde Ueberdies hatte ich oft Gelegenheit, das fortſche⸗ der badiſchen Juſtiz⸗ verwaltung feſtzuſtellen. g Der Reichsminiſter ſchloß: Ich übernehme aus Ihrer Hand die badiſche Juſtizverwaltung und danke Ihnen für die Worte, die Sie an das Reich und ſeine Vertreter ge⸗ richtet haben. Herr Miniſterialdirektor Thiefing! Ich über⸗ gehe Ihnen hiermit die Verwaltung der badiſchen Juſtiz. Alle badiſchen Staats⸗ und Regierungsſtellen, insbeſondere auch die Juſtizbeamtenſchaft, möchte ich bitten, meinem Be⸗ auftragten mit dem gleichen Vertrauen zu begegnen, das er meinerſeits beſitzt, damit wir möglichſt raſch und reibungslos die uns vom Führer geſtellte Aufgabe löſen können. Miniſterialdirektor Dr. Thieſing dankte für das Ver⸗ trauen und erbat die Unterſtützung der Beamtenſchaft. Reichsſtatthalter Wagner dankte Miniſter Dr. Wacker für ſeine vorbildliche Arbeit. Zugleich der Beamtenſchaft der badiſchen Juſtiz für ihre hervorragenden Leiſtungen im Sinne der deutſchen Rechtspflege. Handel und Wirtſchaff Mannheimer Schlachtviehmarkt vom 8. Januar. Auf⸗ trieb: 135 Ochſen, 95 Bullen, 216 Kühe, 253 Färſen, 750 Kälber, 70 Schafe, 2104 Schweine. Preiſe pro 50 Kilo⸗ gramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen 35 bis 40, 32 bis 36, 28 bis 31; Bullen 37, 32 bis 36, 28 bis 31; Kühe 30 bis 32, 24 bis 29, 17 bis 23, 11 bis 16; Färſen 37 bis 40, 32 bis 36, 28 bis 31; Kälber 46 bis 50, 39 bis 45, 32 bis 38, 23 bis 31; Schafe nicht notiert; Schweine 52 bis 53, 49 bis 53, 48 bis 53, 47 bis 52, 44 bis 47.— Markt⸗ verlauf: Großvieh ruhig, Ueberſtand; Kälber langſamz Schweine ruhig, Ueberſtand. Mannheimer Pferdemarkt vom 8. Januar. Auftrieb: 60 Arbeitspferde, 56 Schlachtpferde. Preiſe: Arbeitspferde pro Stück 450 bis 1050, Schlachtpferde 25 bis 120 Mark. Vom deutſchen Weinmarkt Um die Jahreswende nahm die Verkaufstätigkeit in den deutſchen Weinbaugebieten wieder einen etwas ruhigeren Verlauf. Der Handel war mit dem Verſandgeſchaft für die Feiertage beſchäftigt, ſo daß er ſchon aus dieſem Grunde ſich vom Einkauf zurückhielt. Nach dem erſten vorläufigen Rückblick kann feſtgeſtellt werden, daß das Verkaufsgeſchäft des Handels an Weihnachten und Neufahr durchweg lebhaft und meiſt beſſer war als in den Vorjahren. Der Rotwein verbrauch an Neujahr war um ein Beträchtliches höher als im Vorjahr, beſonders in den norddeutſchen Verbrauchs⸗ gebieten wendet man ſich wieder mehr von den qualitätiv minderwertigeren Auslandsſachen ab und den gehaltvollen deutſchen Rotweinen zu. Das Exportgeſchäft, vor allem nach England und den Nordſtaaten, geſtaltete ſich in letzter Zeit befriedigend, während der Abſatz deutſcher Weine nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika noch immer ſehr zu wünſchen übrig läßt. Die großen Hoffnungen auf die Aufhebung der Prohibition in USA haben ſich 1934 nur zum geringſten Teil erfüllt. 5 Bei durchweg ſtetigem Abſatzgeſchäft wurden in den ver⸗ ſchiedenen Weinbaugegenden für Verkäufe ab Erzeugerkeller in letzter Zeit bezahlt: in der Rheinpfalz 340 bis 750 Mark, in Rheinheſſen 330 bis 700, im Moſelgebiet 420 bis 1000, an der Saar 550 bis 850, im Mittelrhein 460 bis 580, in Franken 500 bis 650, in Baden 450 bis 600, in Württemberg 500 bis 850 Mark jeweils die 1000 Liter für 1934er Weißweine, für beſte Sachen ent⸗ ſprechend mehr. Neue Rotweine koſteten in der Pfalz zirka 250 bis 380 Mark. Weißweine älterer Jahrgänge wurden nur noch in kleinen und kleinſten Partien zu ſtark unterſchied⸗ lichen Preiſen gehandelt. 5 Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Donnerstag, 10. Januar: 10.15 Ruf von der Grenze; 10.45 Muſizierſtunde; 14.15 Sendepauſe; 15.30 Frauenſtunde; 18 Spaniſch; 18.15 Kurzgeſpräch; 18.30 Teure Heimat, volks⸗ tümliche Stunde; 20.10 Saarumſchau; 20.30 Großes Abend⸗ konzert; 22.20 Worüber man in Amerika ſpricht; 22.30 Kammermuſik; 23 Das Ueberbrettl, was es nicht alles gibt. Freitag, 11. Januar: 10.15 Joſeph von Fraunhofer, ein deutſches Erfinderſchickſal; 10.45 Stimmungsbilder für Kla⸗ vier; 11.05 Schottiſche Volkslieder; 14.15 Sendepauſe; 15.30 Kinderſtunde; 18 Ein argentiniſcher Peon berichtet; 18.30 Fünftes offenes Liederſingen; 19 D'Wenterhilfe, Hörſpiel; 19.50 F. R. Martine ſpricht über die amtlichen Rundfunk⸗ zeitſchriften; 20.10 Reichsſendung; 22.15 Saarländer ſprechen; 22.30 Unterhaltungskonzert. Samstag, 12. Januar: 10.15 Brüderchen und Schweſter⸗ chen, Märchen; 10.45 Kompoſitionen von Ewald Straeſſer, 14.15 Marſchmuſik; 15 Deutſche in Amerika, Hörſpiel; 18 Tonbericht der Woche; 18.30 Bitte, ſich nicht ſtören zu laſſen...., unterhaltſame Stunde; 19.30 Volkslieder von der Saar; 20.10 Der Deutſchlandſender ſpielt auf, dazwiſchen Stimmungsbilder und Berichte vom Vorabend der Saar⸗ abſtimmung. 5 Reichsſender Frankfurt. Donnerstag, 10. Januar: 10.15 Schulfunk; 15.15 Kin⸗ derſtunde; 18 Das Antlitz deines Vaterlandes, Geſpräch; 18.15 Bücher, die uns erwarten; 18.30 Katechismus für Sprachſünder; 18.50 Luſtiger Singſang und Klingklang; 19.45 Tagesſpiegel; 20.10 Saarumſchau; 20.30 Großes Abendkonzert; 22.20 Worüber man in Amerika ſpricht; 22.30 Kammermuſik; 23 Das Ueberbrettl, was es nicht alles gibt. Freitag, 11. Januar: 10.15 Schulfunk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Für die Frau; 18 Jugendfunk; 18.15 Forſchungsreiſende, die verſchollen blie⸗ ben, Geſpräch; 18.30 Finnland, Bild ſeiner Landſchaft; 19 Bunte Stunde; 20 Reichsſendung; 22.15 Saarländer ſprechen; 22.30 Unterhaltungskonzert. 55„ Samstag, 12. Januar: 14.30 Quer durch die Wirt⸗ ſchaft; 15.15 Jugendfunk; 18 Stimme der Grenze; 18.20 Stegreifſendung; 18.35 Wir ſchalten ein, das Mikrophon e unterwegs; 18.50 Volksmuſik; 19.30 Volkslieder der Saar; 20.10 Der Deutſchlandſender ſpielt auf, dazwiſchen Stim⸗ mungsbilder und Berichte vom Vorabend der Saarabſtim- mung. 5. 155 88. 1 8 uud Mi Se Heimat! Das war dem Knecht Peter Niemand, der nun Soldat war, von allen unfaßbaren Dingen am unfaßlichſten, daß ſie immer ein ſo ſeltſames Gerede hatten von der Heimat! Da hieß es,„die Heimat ſchützen mit Leib und Blut“,„für die Heimat kämpfen“,— „für die Heimat ſterben“. Und ſo wehmütig klingende Heimatlieder, daß man faſt wei⸗ nen mußte. Er hatte nie über den Begriff„Heimat“ nachgedacht. Er hatte überhaupt noch nicht viel nachgedacht, der arme Peter Niemand. Seine ſchwerfälligen Gedanken trotteten mühſam einher wie abgetriebene Gäule. Nur ſoviel war ihm klar: Heimat, das war, wo man zu Hauſe war— nein, das war nicht richtig; ſondern: wo ſie über einen zu befehlen hatten— wo man ins Joch ge⸗ ſpannt war. Wo man als Kind Hunger und Schelte gekriegt und ſpäter geneckt und gehänſelt wurde— und wie ein Laſttier arbeiten mußte. Das umſchrieb ihm die Be⸗ deutung von Heimat. Und dafür all das Grauſige? Faſt er⸗ ſticken in Blut und Schlamm und Sumpf! Dafür bluten und ſich zerfetzen laſſen? Nein, das machte ihm keiner weis! Man war doch bloß Soldat, weil— na ja, weil man eben einen Zettel gekriegt hatte. Und— „weil die da oben“ es ſo wollten. Peter Niemand wiegte den flachshaa⸗ rigen Kopf mit den hellen, etwas leeren Augen und wälzte den Heimatgedanken hin⸗ ter ſeiner flachen Stirn hin und her; und wußte ſo recht keine Handhabe, ihn anzu⸗ packen und in die Reihe zu bringen. Den Kameraden ſtand ein Leuchten in den Au⸗ gen, wenn von der Heimat ein Brief kam. Dann ſtarrte Peter Niemand ſie verwundert an, weil ſie„ſo anders“ aussahen. Er ſelbſt hatte niemals ein Leuchten in den Augen; denn Peter Niemand bekam von niemand einen Brief. Wer hätte ihm auch ſchreiben ſollen? Etwa der Steinkampbauer, bei dem er in Dienſt ſtand? Der hatte eigene Söhne drau⸗ ßen: dem wär's überhaupt nie eingefallen, dem verachteten Knecht, dem„Trottel und Tölpel“, an dem alle ihren Mutwillen aus⸗ ließen, zu ſchreiben— geſchweige denn ihm was zu ſchicken. So wußte Peter Niemand nichts von goldenen Fäden, die jeden Men⸗ ſchen faſt unlösbar an die Heimat ketten. Und die ſo viel Schönes und Süßes bedeu⸗ ten: Elterntreue, Frauenliebe und Kinder⸗ lachen. Und Kornbreiten und blauen Him⸗ mel und rauſchenden Wald. Und vielleicht ein Häuschen mit grünen Läden. Und noch viel ſüße, unausdenkbare Dinge. Wenn einer den Peter Niemand gefragt hätte nach ſeiner Herkunft, dem wäre wohl ein Achſel⸗ zucken als Antwort geworden. Ja, wenn er das ſelbſt wüßte! Es geſchah eines Tages, daß Peter Nie⸗ mand in Heimaturlaub fuhr. Ungern nur; aber was half's? Wenn„die da oben“ einen ſchicken, hatte man eben zu gehorchen. Der Steinkampbauer nahm den ehemaligen Knecht nicht ſehr freundlich auf. Seine eige⸗ nen Buben bekamen noch immer keinen Ur⸗ laub, das wurmte ihn. Aber er behielt den Peter doch auf dem Hof, ließ ihn über dem Pferdeſtall ſchlafen und am Tiſch mit⸗ eſſen. Freilich mußte der Urlauber tüchtig bei der Arbeit zugreifen. Mißmutig ſchlen⸗ derte Peter Niemand des Abends zum Dorf, wo wenigſtens der eine oder andere fragte: „Na, Peter, können ſie dich da gebrauchen? Hau nur tüchtig zu, daß die Sach' endlich geſchafft wird.“ Traurigkeit ſpann ſich wie ein Bann um den jungen Menſchen. Er ging unluſtig weiter. Drüben lag abſeits die ärmliche Behau⸗ ſung der verwachſenen Gertrud Janſen— die auch ſo ein armſeliges überflüſſiges We⸗ ſen war, keinem zu Lieb und Freud. Aber wenigſtens hatte ſie eine Mutter gekannt, hatte ein Häuschen, hatte Boden unter den Füßen. Die Gertrud ſtand gebückt neben dem Haus und mühte ſich vergebens, mit den ſchwachen Händen Reiſigbündel aufzu⸗ ſchichten. Sie hatte wohl einige derſelben zum Brennholz herausgezogen, da war der ganze Haufen nachgeſtürzt. „Wart, ich helf dir, Gertrud!“ rief Peter ſofort und griff kräftig ein. Dafür waren ja die dünnen Finger der Gertrud viel zu ſchwach. In kurzer Zeit hatte er das Holz ſauber und gleichmäßig aufgeſchichtet, mit Bohnenſtangen feſtgemacht. „Sonſt noch was?“ rief er eifrig und ſpürte ſtarke Arbeitsfreude. Und ſchon war ein Eimer am Ziehbrunnen mit Waſſer ge⸗ füllt und ſamt dem Holz ins Haus getragen. Das Mädchen ſtand da, erſtaunt, ſah ſtumm zu. Wußte nicht, wie ihm geſchah. Der Pe⸗ ter Niemand, den ſie alle Ein leiſes Rot färbte ihre ſchmalen Wangen, daß ſie ganz jung ausſah. „Was biſt du für ein guter Menſch, Pe⸗ ter!“ ſagte ſie leiſe. Da ſtieg in dem Bur⸗ auf einmal eine Freude hoch.„Soll dir auch Gras ſchneiden für die Ziege?“ fragte er lebhaft.„Und da im Garten müßte Ich habe Zeit, tu's gern. So was is nix für dich, Gertrud— haſt zu feine Fingerchen“ Eine Stunde ſpäter ſaßen die beiden Ueberzähligen zuſammen am Kaffeetiſch; denn das hatte die Gertrud durchaus ge⸗ wollt. Ihr Gaſt griff wie bei der Arbeit auch jetzt wacker zu. Aber ſie ſprachen we⸗ nig— der Peter, weil er ſo wenig zu ſagen wußte; und das Mädchen, weil etwas ſo Neues in ihr dürftiges Leben getreten war. Sie ſahen einander faſt ſcheu an. Ein guter Kerl iſt er— ein armer Menſch, der nirgendwo hingehört, dachte das Mädchen und fühlte wunderliches Emp⸗ finden aufſteigen. Peter Niemand aber war es ſo wohl ums Herz wie noch nie. Verwundert ſah er immer die Gertrud an, die mit ihren feuchtſchimmernden Augen und dem blaßroten Schein auf den Wan⸗ gen, mit dem hellen Kraushaar ihm ſogar hübſch vorkam. Die vielen Sommerſproſſen ſtörten gar nicht. Und auch das mit dem Rücken— pah!l, man ſah es kaum. Sie hatte ja ſo gewandte Finger— nähte für andere Leute in Tagelohn— machte ſich ſelbſt nette, loſe Kleider, die das bißchen Auswuchs geſchickt verhüllten. Und— und überhaupt.— Ach Gott, wenn er doch nicht wieder fortbrauchte! „Gertrud, ſoll ich dir morgen abend wie⸗ der helfen? Könnt' deinen Kartoffelacker noch beſorgen. Hab' ja noch acht Tage Ur⸗ laub.“ Ungeſchickt fuhr er mit den Fingern über ihre Hand. Des Mädchens Wangen wurden noch röter, als blühe ſie von innen auf. „Ja, gern, Peter wenn du magſt Aber dann mußt du auch wieder mit mir Kaffee trinken... Und— darf ich dir mal ein Paket ſchicken, wenn du wieder... ich meine, aus der Heimat.“ Er glänzte auf, nickte heftig.„Ach ja, Gertrud— und einen Brief! Gelt, du ſchreibſt mir? Hab' noch nie im Leben ei⸗ nen Brief gekriegt.“ „Sicher. Ich ſchreibe dir, auch keinen.“ „Und— wenn ich wiederkomm Jetzt ſtreichelte er unbeholfen zärtlich ih⸗ ren Arm und atmete tief auf— es war ihm, als wiſſe er auf einmal, wohin er ge⸗ höre.„Gertrud“, ſtammelte er— und die Worte waren wie irre Vögel, die ins Neſt wollten:„Gertrud, ich bin nit der Klügſte — weiſt es ja. Lachen alle über mich. Aber arbeiten kann ich. Gertrud, was meinſt'!— wenn ich wiederkomme?“ „Kommſt du zu mir“, nickte ſie leiſe. Der einfältige Knecht begriff ſofort, welches zu⸗ kunftfrohes Verſprechen hinter dieſen ſchlich⸗ ten Worten ſtand: Zwei Menſchen gehörten von jetzt an zuſammen.„Mädel! Gertrudl“, hab' ja ſonſt 9 ¹ ſtieß er hervor und preßte heftig ihre Hände. Da wußte Peter Niemand was Heimat war.— Nachtübung Von Fähnrich Stentzler, J. R. 12. Den nachſtehenden Beitrag entneh⸗ men wir dem Preisausſchreiben des Reichswehrminiſters„Aus dem Leben der Soldaten“, an dem alle Unteroffi⸗ ziere und Soldaten des Reichsheeres teilnehmen konnten. Die preisgekrön⸗ ten Arbeiten erſcheinen unter dem Titel „Waffenträger der Nation“ im Verlag Dr. Riegler, Berlin. Wir jungen Soldaten, die wir den großen Krieg nicht wiſſend erlebt haben, ſuchen in allem Friedensdienſt, deſſen Endziel die Vorbereitung für den Krieg iſt, eines im⸗ mer wieder zu erkennen: das wahre Geſicht des Krieges. Zwar wird uns nur das Er⸗ lebnis auf dem Schlachtfelde ſelbſt eine letzte Antwort geben können, aber wir müſſen trotzdem auch in der kleinſten Friedens⸗ übung danach ſtreben, der Wirklichkeit des Krieges nahezukommen, um uns ſelbſt und andere zu den ſchweren Aufgaben zu erzie⸗ hen, die der Krieg, wann er auch kommen mag, an uns ſtellen wird. Derartige militäriſche Eindrücke zu empfangen, iſt natürlich ſelten. Einmal aber, es war in der letzten Nacht einer großen Uebung, hatte ich mehr als je zuvor und nachher das Gefühl, einen Hauch von der Wirklichkeit des Krieges verſpürt zu haben; und von den Erlebniſſen dieſer Nacht will ich berichten. 5 Drei Tage und zwei Nächte hatten wir unſere Stellung ausgebaut, in der dritten Nacht ſollte die Abwehr des feindlichen An⸗ griffes geübt werden. Tag und Nacht, nur unterbrochen von wenig Schlaf, wurde in dem zerklüfteten, von größeren Höhen durchzogenen Gelände gegraben und gebaut. Ein anſcheinend un⸗ entwirrbares und doch genau durchdachtes Syſtem von Lauf-, Schützen⸗ und Kriechgrä⸗ ben entſtand, Maſchinengewehrneſter wur⸗ den gebaut und ſorgfältig getarnt, Unter⸗ ſtände ausgeſchachtet, Gefechtsſtände einge⸗ richtet und Drahthinderniſſe vor der Stel⸗ lung gezogen. i Bis zum Abend war alles gefechtsbereit. Die Sonne ſank; ſcharf heben ſich die gegen⸗ überliegenden Höhenzüge vom Abendhim⸗ mel ab. Aber allmählich verblaßt der Him⸗ mel, die Umriſſe werden weicher, leichte Ne⸗ bel ſteigen aus der Ebene auf. Tiefe Ruhe legt über der Landſchaft. Plötzlich fallen weit vorne einzelne Schüſſe. Schon ziehen ſich die eigenen Sicherungen zurück. Wir la⸗ den Gewehre und Maſchinengewehre mit ſcharfer Munition. Sonſt regt ſich nichts in der Stellung, alles iſt fieberhaft geſpannt. Dort vorne, irgendwoher aus der Dämme⸗ rung, muß jetzt der Feind kommen.„Unſere Feinde ſind ja nur Scheiben“, ſagen wir uns, doch je tiefer es dunkelt, deſto lebhafter ſpielt unſere Phantaſie. Und jetzt kommt es über die Höhe, da, hier, dort: Scheiben nur, Pappſcheiben, und doch wie Menſchen. Wir alle wiſſen, daß kein Leben in ihnen iſt, daß nur eine Ma⸗ ſchine ſie an langen Drähten zieht, und doch erfüllt jeden das Gefühl: Der Feind, der Feind, ſchießen, ſchießen, was die Läufe her⸗ geben! Und ſchon brauſt es durch die Luft, jagt ziſchend über unſere Köpfe, und kurz darauf detoniert drüben die erſte Mine. Und in den ſurrenden Ton der Minen, durchzogen von dem dumpfen Klang der Abſchüſſe, gellen und dröhnen die Maſchinengewehre. Die Garbe eines ſchweren Maſchinengewehrs fegt über uns hin, ein grellbunter, blitzender Streifen der Leuchtſpurmunition. Hier und dort ſchlagen die Geſchoſſe ein, klatſchen ge⸗ gen Steine und Felſen, ſteigen ſenkrecht hoch, ſchwirren mit pfeifendem Ton als Querſchläger durch die Dunkelheit; kein ein⸗ zelner Schuß iſt mehr erkenntlich, nur noch ein großes, ſtarkes Dröhnen. Wild raſt das Feuer, leuchtend ziehen die Geſchoßgarben ihre Bahn nach der Höhe hin, über die noch immer unheimlich ſchwarze Schatten gleich⸗ ſam zu ſchweben ſcheinen.— Doch plötzlich durchdringt all das ungeheure Toſen eine menſchliche Stimme:„Stopfen, ſtopfen...“ klingt es von irgendwoher aus der Nacht, wie aus weiter Ferne, befehlend und doch mit einem angſtvoll klingenden Unterton. Keiner weiß, was vorgefallen iſt, aber jeder ahnt ein grauſames Geſchehen. Eine Waffe nach der anderen hört auf zu feuern; in ganz kurzer Zeit herrſcht da tiefe, bange Stille, wo noch vor kurzer Zeit ein Hexenkeſſel zu brodeln ſchien. Wie oft ſchon hörte man dieſes„Stopfen“, ohne daß et⸗ was beſonderes vorgefallen war: aber in dieſer plötzlichen, unheimlichen Ruhe befällt jeden das bange Gefühl, daß ein Unglück eſchehen ſein muß. Und bald trifft uns die fur ee Nachricht: Eine verirrte Kugel hat einen Kameraden tödlich getroffen.— Plötzlich war der Tod unter uns getreten, furchtbarer Ernſt war geworden, was eben noch Spiel ſchien. Jeden von uns hätte das Schickſal an Stelle unſeres Kameraden in Erfüllung ſeiner Pflicht mitten im Frieden hinwegnehmen können. Warum gerade ihn, warum nicht dich, nicht mich? Wir hatten nur den Schritt des Todes ge⸗ hört. Und das Sterben unſeres Kameraden ließ uns deutlicher denn je in dieſer Nacht bis ins Innerſte fühlen, welch ernſter Auf⸗ gabe wir dienen: Tag für Tag opferbereit zu ſein, nicht zu fragen, muß ich, mußt du ſterben, ſondern ſeine Pflicht ſo tun zu lernen, wie es die unvermeidiche Wirklich⸗ keit von uns fordert, in ihrer härteſten Form, dem Kriege. Wiſſen Sie das? Die Meteorologen bekommen täglich etwa 700 Meldungen über verſchiedene Wetterlagen auf der nördlichen Halbkugel. Die ſchönſte Sammlung von Meteorſteinen befindet ſich im Wiener Hofmuſeum und zwar ſind dort an 400 Steine vorhanden. Kurzſchriften ähnlich unſerer Stenografie waren ſchon im Altertum bekannt. * An Tuberkuloſe ſterben in Deutſchland jähr⸗ lich immer noch rund 60 000 Menſchen. N D S 2 flir das I LO LGsern ll Welt und Wiſſen Wenn Chineſen Hochzeit machen. Längſt haben die europäiſchen Sitten auch in China ihren Einzug gehalten, und dringt die weſtliche Ziviliſation auch in die entfern⸗ teſten Gebiete ein, von ihren altehrwürdigen Gebräuchen laſſen die Chineſen auf keinen Fall, ſo wenig, wie die ſonſt völlig europäi⸗ ſierten Japaner. Am Tage der Hochzeit be⸗ gibt ſich der zukünftige Gatte, begleitet von ſeinen männlichen Verwandten, zum Buddha⸗ tempel und legt dort ſeine Ahnentafel nieder. Darauf wird das Haus der Braut aufgeſucht und dem Schwiegervater eine wilde Ente als Symbol der Liebe und Treue feierlichſt über⸗ reicht. Bei dieſer Zeremonie treten ſich die beiden neuen Ehegatten zum erſten Mal ge⸗ genüber. In geſchmückten Sänften wird das junge Paar durch die Straßen nach ſeinem Heim getragen. Die Ausſteuer folgt in lan⸗ gem Zuge hinterher. Nach einem kurzen Feſt⸗ mahl reicht die Frau ihrem Manne eine Taſſe Tee, aus der beide trinken. Dann tanzen beide einen feierlichen langſamen Hochzeits⸗ tanz, womit die Hochzeitszeremonie beendet iſt. Herzprüfung durch Kniebeuge. Die Pulszahl des Menſchen hängt von dem Alter, Geſchlecht und der Körpergröße ab. Sie beträgt bei einem Säugling nach den neue⸗ ſten Feſtſtellungen von H. Weber durchſchnitt⸗ lich 134 Schläge in der Minute. Im Alter von 15 Jahren hat ſie ſich bereits bis auf 86 Schläge verringert und beim völlig Erwachſe⸗ nen beträgl ſie bis zum beginnenden Alter etwa 70 Schläge. Vom 60. Lebensjahr au bezeichnet man die 65 als normal und dieſe Zahl bleibt auch bis zum hohen Alter hineis erhalten. Bei Frauen iſt der Puls meiſt um 6 bis 8 Schläge höher als bei Männern, bei großen Menſchen iſt er langſamer als bei kleinen. Wer das Herz auf ſeine Leiſtungs⸗ fähigkeit prüfen will, der führe zehn tiefe Kniebeugen innerhalb 40 Sekunden aus. Ein geſunder Menſch zeigt bei geſundem Herzen danach eine Pulszunahme von etwa zehn Schlägen, die aber innerhalb der nächſten zwei Minuten wieder ausgeglichen ſein müſſen. Luſtige Etke Poeſie und Proſa. Sie:„Welch' ein herrliches Panorama und welch' wunderbare Abendſonne! Oh, daß die Zeit ſtillſtände!“ Er:„Um Gottes willen, wir haben den 28.“— . Probates Mittel. „Hielt der Ohnmachtsunfall deiner Frau lange an?“ „Bewahre! Ich habe ihr zugerufen, daß ich ihr einen neuen Pelz kaufen wolle, da kam ſie ſogleich wieder zu ſich.“ Der Grund. Chef:„Jetzt treffe ich Sie ſchon zum drit⸗ ten Male ſchlafend an. Wie kommt das“ Buchhalter:„Das kommt von Ihren Gum⸗ miſohlen.“ * Seine Meinung. „Nun, Hans, was ſagſt du denn zu deinem neuen Brüderchen?“ „Neu? Das Brüderchen iſt ja garnicht neu; es hat faſt gar keine Haare mehr auf dem Kopfe.“ * Ermunternd. „Kaufen Sie ein Los, mein Herr! Kaufen Sie doch ein Los! Der Hauptgewinn iſt ein Flugzeug!“ „Was in aller Welt ſoll ich denn mit einem Flugzeug?“ „Nehmen Sie ruhig ein Los— Sie glau⸗ ben gar nicht, wie gering die Ausſicht iſt, etwas zu gewinnen!“ Der Silveſterpunſch. 9 „Dieſer elende Stammtiſch“, ſchimpft Frau Kulicke,„zu Silveſter kam mien Bie auf allen Vieren die Treppe herauf.“— „Na, meiner erſt“, beteuert Frau Lieſen⸗ henne.„Der kam auf ſechs Beinen!“— „Nanu?“—„Ja, zwei von ſeinen Zechkum⸗ panen brachten ihn angeſchleift.“ f 0 4 44 Schmeichelhaft. 1 Leonore Matzke, die berühmte Schriftſtel⸗ lerin, trägt im Bildungsverein von Dings⸗ lamdei zu deſſen Silveſterveranſtaltung eigene Gedichte vor. Nach der Rezitation tritt der Vereinsvorſitzende an ſie heran und überreicht ihr einen Umſchlag mit dem Ho⸗ norar. Auf einer beigelegten Karte ſteht: „Noch vollkommen im Banne Ihres über alle Erwartungen hinreißenden und berau⸗ ſchenden Vortrages, erlauben wir uns, uſw.“ Gerade dieſe Bemerkung tut Fräu⸗ lein Matzke ganz beſonders wohl.„Na ja“, beſtätigt der Vereinsvorſitzende,„gerade dieſe Wendung haben wir in der Vorſtands⸗ ſizung Anfang Dezember mit überwiegen⸗ der Mehrheit beſchloſſen.“ 5