Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg. Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Wiederholungen tarifl. Rabatt. Preisliſte Rr. 2. Anzeigenſchluß 9 Uhr. T. A. XI. 34: 1200 Nages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. BO Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen, Beilagen:„Iluſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig), „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantw. für Schriftl u Anzeigen Gg. Härdle, M⸗Seckenheim Druck und Verlag: G. Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle). Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 85. Jahrgang Die Volksabſtimmung an der Gaar vom Honntag, 13. Januar, hatte nach Feſtſtellung der internationalen Abſtimmungskommiſſion fol⸗ gendes Ergebnis: Stimmberechtigte Abgegebene Gtimmen Deutſchland Gtatus quo 340000 828704 4712119 46513 Frankreich 2083 Ungültig 901 Weiße Stimmzeitel 1236 Damit haben ſich rund 90,5 Prozent der Stimmberechtigten für Deutſchland entſchieden. Das Abſtimmungsergebnis wurde am Dienstag vor⸗ mittag 8.15 Uhr von der internationalen Abſtimmungs⸗ kommiſſion in Saarbrücken durch den Rundfunk bekannt⸗ gegeben und zwar getrennt nach den einzelnen Gemein⸗ den. Der Vorſitzende der Kommiſſion, Rodhe, teilte im Anſchluß daran mit, daß die Kommiſſion jetzt nach Genf abreiſen werde, um dem Völkerbund über ihre Tätigkeit zu berichten. i Der Saarbevollmächligke des Reichskanzlers, Gauleiter Bürckel, meldete dem Führer das Ergebnis durch den Rundfunk, worauf der Führer in einer kurzen Anſprache der deukſchen Bevölkerung an der Saar ſeinen Dank zum Ausdruck brachte. Der deutſche Sieg Laßt die Glocken läuten und die Fahnen wehen! Die Saar kehrt ins Vaterland zurück, der Heimweg iſt frei, das Tor ſteht offen. Das Saarvolk hat ſich dieſen Weg erkämpft, es hat keine Hinderniſſe, keine Drohungen, keine Gefahren geſcheut. Das Heimweh nach Deutſchland überwand alles, und nun iſt das Ziel geſichert. Ein großer, ein herrlicher deutſcher Sieg iſt erfochten, ein Sieg für das Vaterland, ein Sieg über Verſailles. Zwar hat für alle wahren Deut⸗ ſchen nie ein Zweifel über den Ausgang dieſes Kampfes beſtanden, der Glaube an das wurzelechte Deutſchtum der Saarländer hat ſtets die Siegeszuverſicht unerſchütterlich er⸗ halten. Nun aber, da wir die amtliche, zahlenmäßige Be⸗ ſtätigung dieſes Sieges haben, nun erfüllt doch überquel⸗ lende Freude unſer Herz, und heller Jubel brauſt über das ganze deutſche Land von der Saar bis an die Memel, widerhallt überall in der Welt, wo Deutſche wohnen. Ein gewaltiges Ergebnis konnte der Saarbevollmächtigte des Reichskanzlers, der pfälz. Gauleiter Bürckel, der die Sache der Saar vertreten hat, dem Führer und dem ganzen deutſchen Volke melden, und in den Dank des Führers an die Brüder an der Saar ſtimmt das ganze Reich, über das der Rundfunk die befreiende Meldung verbreitete, mit ein. Die Grenzen ſtürzen, das Volk hat geſprochen. Der hinreißende nationale Aufbruch im deutſchen Weſten hat dem heiligen Deutſchland einen überwältigenden Sieg ge⸗ bracht. Es wurde abgerechnet mit denen, die dem unzer⸗ ſtörbaren Begriff Vaterland nur eine Haßparole und, um die Worte einer Saarbrücker Zeitung zu gebrauchen, ein blutleeres Fremdwort entgegenzuſtellen wußten. Das Saarvolk vollzog ſeine Entſcheidung in einzigartiger Ge⸗ duld, Ordnung,„in Würde und Diſziplin“, wie der Vor⸗ ſitzende der Abſtimmungskommiſſion in ſeinem offiziellen Telegramm an den Völkerbund wörtlich anerkannte. Alle Ausländer, die am Abſtimmungstag im Saargebiet weil⸗ ten, haben einen gewaltigen Reſpekt vor dieſer einzigarti⸗ gen Diſziplin bekommen. Einen deutſchen Ehrentag, der zu den größten Höhepunkten im Leben unſeres Volkes zählt, o nennt ein anderes, das katholiſch⸗nationale Blatt des Saargebiets mit Recht den 13. Januar. Dieſer nationale Feiertag wird in die Geſchichte des Saarvolkes eingehen als ein glanzvoller Tag der Treue, an dem die Deutſchen der Saar die hohe Idee des Vaterlandes gegen jedwede Lok⸗ kung und Gewalt zum Siege führten. Das Saarvolk hat ſich mit einer Mehrheit, die keinerlei Auslegungskünſte und keine Manöver zuläßt, zu ſeinem deutſchen Vaterland be⸗ kannt. Das Saarvolk hat geſprochen, und ſein Spruch iſt klar und eindeutig ausgefallen. Nun obliegt es dem Völ⸗ kerbund, dieſes herrliche, überzeugende Bekenntnis zu f Deutschland in einen ebenſo klaren und eindeutigen Spru für Deutſchland umzuſetzen. 5 5 Saarbevölkerung nicht verfehlen wird, bis zur und nach den Dienstag, den 15. Januar 1935 477119 Stimmen für Denn an dieſem Ergebnis iſt nichts zu deuteln, und es läßt für eine andere Entſcheidung als die vollſtändige und ſofortige Rückkehr zum deutſchen Vaterland nicht den ge⸗ ringſten Raum.„Es würde Schwierigkeiten der aller⸗ ſchlimmſten Art geben, wenn der Völkerbund verſuchen ſollte, einen beſonderen Staat für die Gegner Hitlers zu ſchaffen. Nach einer Parlamentswahl wird doch auch kein beſonderer Staat für die Leute gebildet, die in der Minder⸗ heit geblieben ſind; wenn dies aber doch geſchieht. dann be⸗ deutet dies den Bürgerkrieg.“ Das ſchreibt ein engliſches Blatt. Nun, der Gedanke einer Völkerbundsentſcheidung, die der verſchwindenden, lächerlich geringen Minderheit auch nur das kleinſte Zugeſtändnis machen würde, iſt ſo ab⸗ ſurd, daß man ihn gar nicht weiter zu erörtern braucht. Selbſt in Paris beſtehen über die Rückübertragung des vol⸗ len Hoheitsrechtes an Deutſchland keine Zweifel mehr. Ja, ein Blatt begrüßt die eindeutige Entſcheidung der Volks⸗ abſtimmung mit einem Seufzer der Erleichterung. In den internationalen Kreiſen Genfs hat das Ergebnis des 13. Januar einen Stimmungsumſchwung herbeigeführt. Man erkennt jetzt, daß der Wille der Saarländer, zum Reich zu⸗ rückzukehren, und die Stimme des Blutes ſich ſtärker erwie⸗ ſen haben als alle Propaganda- und alle Verdrehungs⸗ künſte der Status quo-Anhänger. Selbſt die Gegner Deutſchlands können ſich dieſem Eindruck nicht mehr entzie⸗ hen. Die Saarbevölkerung, die kerndeutſch iſt, habe ſich, ſo erklärt man in ausländiſchen Kreiſen, ganz natürlich auf ihr Deutſchtum beſinnen und dem Appell an ihr nationales Gewiſſen Ohr und Herz leihen müſſen. Im übrigen herrſcht in Genf heute kein Zweifel mehr darüber, daß der Völker⸗ bundsrat der Tatſache des überwältigenden deutſchen Sie⸗ ges durch eine ſchnelle Entſcheidung Rechnung tragen wird. Vor allem kommt es darauf an, die grundſätzliche Bedeu⸗ tung des Abſtimmungsaktes und damit die zukünftige Sov⸗ veränität des Saargebietes ſo ſchnell wie möglich zu regeln und den Zeitpunkt der Rückgliederung feſtzuſetzen. Ein⸗ flußreiche Völkerbundskreiſe ſind ſelbſt der ſtändigen Schwie⸗ rigkeiten durch die Saarfrage(die gewiß nicht von Deutſch⸗ land verurſacht wurden) überdrüſſig und die Stimmung für eine baldige und reſtloſe Bereinigung dieſer Frage hat ſich durch das Ergebnis der Abſtimmung ſo verſtärkt, daß ſie ſo gut wie einmütig herrſcht. Nun naht bald der heißerſehnte Tag, an dem die end⸗ gültige Heimkehr ins Reich, die Wiedervereinigung erfol⸗ gen wird. Es heißt jetzt in Geduld und Diſziplin dieſes Ta⸗ ges harren, der nicht mehr fern iſt. Dann wird unſere Freude erſt vollkommen ſein, und dann wollen wir den großen Tag, der die Saar nach langer, bitterer Trennung mit dem Vaterland, uns mit dem treuen Saarvolk wieder vereinigt, in Feierlichkeit und überſtrömender Begeiſterung begehen. Das Saarvolk hat geſprochen. Der Sinn ſeines Spru⸗ ches war: Es lebe das Reich! Es lebe das Vaterland! Wir nehmen den Ruf freudig auf und fügen zum Dank und zu Ehren unſerer Brüder an der Saar hinzu: Es lebe das treue Saarvolk! „Disziplin und Würde“ 5 Präſident Rodhe an den Völkerbund. Sdarbrücken, 15. Januar. Der Präſident der Abſtimmungskommiſſion, Rodhe, hat dem Generalſekretär des Völkerbundes folgendes Tele, gramm aus Saarbrücken geſchickt: „Die Abſtimmung hat ſich in völliger Ruhe vollzogen Die Bevölkerung hat den Beweis der Disziplin und Würde erbracht. Der Transport der Urnen nach Saarbrücken unter militäriſcher oder polizeilicher Bedeckung hat ſich in norma⸗ ler Weiſe vollzogen. Falls nicht Ergänzungstelegramm noch kommt, hal ſich alles programmäßig abgeſpielt.“ Erklärung der Abſtimmungskommiſſion Die Abſtimmungskommiſſion gibt folgende Mitteilung an die Preſſe: Die Abſtimmungskommiſſion hat mit größter Genug kuung feſtgeſtellt, daß die Abſtimmung am 13. Januar pro. rammäßig in vollſtändiger Ordnung verlaufen iſt und dit Bevölkerung ſelbſt während des ganzen Tages durch die Ruhe und Würde bewieſen hat, daß ſie ſich der ernſten Bedeutung der Abſtimmungshandlung bewußt war. Die Abſtimmungskommiſſion iſt überzeugt, daß dit Bekanntgabe des Abſtimmungsergebniſſes die gleiche Ruh. d de zu Few en 5 9 Dieͤr würdige Verlauf Bewunderung für die Dißziplin und Ordnung. Das Schweizer Mitglied der Abſtimmungskommiſſton, Henri, has der Verne des DNB in Sac backen ſeine große Befriedigung über den würdigen Verlauf des Ab: ſtimmungstages ausgeſprochen. f eines ſogenannten„Ordnerdienſtes“ der Nr. 1 W Man könne nur Bewunderung für die überall bewie⸗ jene Disziplin und Ordnung zum Ausdruck bringen. Dit Bevölkerung habe loyal den Anordnungen der Abſtim mungskommiſſion Folge geleiſtet. Beſonders die Deutſche Front habe ihr Möglichſtes getan, um den Abſtimmungs⸗ kag kadellos zu Ende zu führen und die Ihren zur Diſzi⸗ plin zu ermahnen. Es läge nicht der geringſte Grund vor, daß die Abſtimmungskommiſſion über die von der Gegen. ſeite behaupteten angeblichen Terrormaßnahmen der Deuk⸗ ſchen Front Beſchwerde führte. Als durchaus legitimes Propagandamittel wurde über⸗ all anerkannt, daß man für die Herbeiholung gebrechlicher Perſonen Sorge trug und einen Schlepperdienſt organiſierte. Völlig ungerechtfertigt ſeien die Vorwürfe gegen die Hilfspoliziſten und die Freiwilligen Feuerwehren. Ihnen könne ſchon inſofern nicht der Vorwurf der Wahlbeein⸗ fluſſung gemacht werden, als im Wahllokal ſelbſt der neutrale Wahlvorſitzende polizeiliche Funktionen verſah und für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung verantwortlich zu machen iſt. i Dieſe neutralen Vorſitzenden hätten übereinſtimmend be⸗ richtet, daß das gute und korrekte Verhalten der Bevölkerung ihre Arbeit weſentlich erleichtert habe. Es ſei zu keinerlei Schwierigkeiten gekommen. Auf die Frage, was Herr Henri von den ſeparatiſtiſchen Behauptungen hielt, daß die Abſtimmung anfecht⸗ bar ſei, wurde erklärt, daß die Wahl durchaus korrekt ver⸗ laufen und frei und geheim vonſtatten gegangen ſei. Weder am Wahlakt ſelbſt noch am Verhalten der neutralen Vor⸗ ſitzenden ſei die geringſte Kritik zuläſſig. Die Mitglieder der Abſtimmungskommiſſion hätten ſich perſönlich mehrmals in verſchiedenen Wahllokalen von dem rechtmäßigen Verlauf der Abſtimmung überzeugt. Der nächtliche Arnentransport Der nächtliche Transport der an vier Stellen geſam⸗ melten Wahlurnen aus den von Saarbrücken weiter ent⸗ fernt liegenden Kreiſen durch Sonderzüge war mit einer gewiſſen Geheimnistuerei umgeben. Draußen am Güter⸗ bahnhof in Saarbrücken ſind die breiten Gittertore feſt ge⸗ ſchloſſen. Anordnung durch engliſche Kommandos: Es darf niemand hinein. Unterwegs ſchon an den Brücken und auf den Straßen ſieht man überall berittene Polizei, die die Straßen bewacht. Dazu hier und da Kriminalbeamte. Fährt man am Güterbahnhof entlang, dann entdeckt man plötz⸗ lich bei einer weiteren Einfahrt große dreiachſige Gelände⸗ laſtwagen der engliſchen Truppen. Alſo hier werden die Urnen aus den Zügen in die Laſtwagen umgeladen. Der ganze Güterbahnhof iſt mit engliſchem Militär beſetzt. Schließlich läuft um 2,08 Uhr der erſte Sonderzug mit den Urnen ein. Die Urnen werden in neun Geländelaſtkraft⸗ wagen umgeladen, in denen außer den engliſchen Poſten auch die Begleiter der politiſchen Organiſationen Platz neh⸗ men. Ein großer Laſtkraftwagen voll Militär ſetzt ſich an die Spitze, ein zweiter an das Ende und dann beginnt der erſte Urnentransport durch die Stadt. Das ſehr ſpärliche Publikum erkennt an, daß die engliſche Truppe ſich einer tadelloſen Haltung befleißigt und den Urnentransport mit peinlicher Korrektheit vornimmt. Während der erſte Trans⸗ port abrollt, iſt inzwiſchen der zweite Sonderzug um 2,55 Uhr eingelaufen. Vor dem Gebäude der„Wartburg“ hatte ſich eine Reihe von Menſchen eingefunden, die das Eintreffen des erſten Urnentransportes aus dem Lande mit großem In⸗ tereſſe erwartet. Ebenſo ſah man eine Fülle von Photo⸗ graphen und Filmoperateuren, die unter reichlicher Ver⸗ wendung von Magneſiumlicht filmten was zu filmen war. Das Publikum ſpielte gerne mit und demonſtrierte eindeu⸗ tig ſeine Haltung, indem es den rechten Arm hob. Die weiteren Transporte vom Güterbahnhof zum Hauſe der„Wartburg“ gehen etwas weniger umſtändlich vor ſich. Man läßt die Autobuſſe in kleineren Kolonnen abfahren, um das Entladen zu beſchleunigen und längeres Warten zu vermeiden. Bis morgens gegen 5 Uhr waren alle vier Son⸗ derzüge eingetroffen, entladen und die Urnen zur„Wart⸗ burg“ gebracht. Sie befanden ſich dört weiterhin unter Be⸗ wachung des engliſchen Militärs. Geparatiſtenputſch vereitelt 5 Saarbrücken, 15. Januar. Im Laufe des Montag abends wurde der Saarbrücker Polizeibehörde bekannt, daß das ſogenannte von Herrn Machts angeworbene Sonderkommando von 120 Mann, das in der Alanenkaſerne untergebracht iſt, einen Putſch vor habe. Führer des Putſches waren der Hauptwachtmeiſter Grumbach, ferner die Emigrankenpolizeibeamten Gericke und Chriſt, die, als die Behörden in der Alanenkaſerne ein⸗ griffen, flüchteten. die Waffen des Sonderkommandos wurden ſichergeſtellt, die Beamlen, von denen mindeſtens wie es heißt, 90 Emigranten ſind, vernommen. Wie ver⸗ lauket, halte das ſeparatiſtiſche Polizeikommando die Ab- ſicht, im Laufe der Nacht die Macht an ſich zu reißen. Im Seſammenhang mit dieſem Vorgang ſteht ein Aufruf der Einheitsfront vom Monkag vormittag, in dem zur Bildun Separatiſten a geforderk wurde. Die Stimmenzaͤhlung Am Montag kündigte ſchon mittags in der Nähe des Evangeliſchen Gemeindehauſes„Wartburg“ die große Maſſe der dort ſtehenden Autos und der große dorthin flutende Menſchenſtrom den bevorſtehenden Beginn der Stimmen⸗ auszählung an. Man ſah die bekannten Perſönlichkeiten der Abſtimmungskommiſſion, Polizei, Landjäger, Uniformen der verſchiedenen Länder, Engländer, Italiener, Schweden, dazu die ausländiſchen Polizeioffiziere mit ihrem roten Mützenrand. Im Hauſe ſelbſt waren ſchon gegen 4,30 Uhr Hunderte von Preſſevertretern eingetroffen, die Galerie war faſt überfüllt. Mitten im Saal waren die neutralen Stimmzäh⸗ ler an die 60 Tiſche verteilt, über jedem Tiſch zwei Urnen mit den dazu gehörigen Beuteln, die Protokolle und Stimm⸗ ſcheine enthielten. Anſprache des Präſidenten Um 5 Uhr erhob ſich der Präſident der Abſtim⸗ mungskommiſſion, Rodhe, zu einer kurzen feierlichen Be⸗ grüßungsanſprache. Unter lautloſem Schweigen des gefüll⸗ ten Saales führte Rohde aus: „Die Volksabſtimmung im Saargebiet hat programm⸗ mäßig und in vollſtändiger Ordnung ſtattgefunden. Die Urnen ſind bei Wahrung aller Vorſichtsmaßnahmen in die „Wartburg“ eingeliefert worden. Die Stimmzählung durch neutrale Stimmzähler beginnt. Ich wünſche den Herren Stimmzählern guten Verlauf ihrer mühſamen und ver⸗ antwortungsvollen Arbeit. Die Abſtimmungskommiſſion ſteht Ihnen zu allen Auskünften und zur Entſcheidung von Zweifelsfällen zur Verfügung. Nachdem die Bevölkerung des Saargebietes während der Abſtimmung ſo viel Ruhe und Würde an den Tag ge⸗ legt hat, zweifelt die Abſtimmungskommiſſion nicht daran, daß ſie auch in der Folgezeit ihre Haltung bewahren wird, bis das Ergebnis bekannk iſt und bis der Völkerbundsral auf Grund dieſes Ergebniſſes ſeine endgültige Enkſcheidung gefällt hat. Sie wird dadurch beweiſen, daß ſie ſich der Be. N der Stunde bewußt iſt. Die Skimmzählung be⸗ ginnt.“ Nach der Rede des Präſidenten Rodhe wurde mit der Leerung der Urnen begonnen. Der Inhalt der Urnen wurde vermiſcht, um das Ergebnis einzelner Gemeinden unkennt⸗ lich zu machen. Die entleerten Urnen wurden genau dar⸗ aufhin unterſucht, ob ſie noch Stimmzettel enthielten und dann in den Keller geſchafft und dafür neue Urnen herauf⸗ gebracht. Bei der Auszählung konnte man ſehr bald erkennen, wie ungeheuer groß der Erfolg der Deukſchen Front iſt. Die Stimmzektel wurden je nach den drei Möglichkeiten: Status quo, Frankreich und Deutſchland in drei Kartons verteilt. In den Karkon„Frankreich“ wurde nur ſelten ein Stimm⸗ zektel gelegt, dann und wann in den Karkon„Skatus quo“, während ſich in dem Karkon„Deutſchland“ die Skimmzet⸗ kel ſehr ſchnell ganz erheblich häuften. Vertreter der Reichsregierung bei der Stimmenzählung. Als Vertreter der Reichsregierung bei der Stimmaus⸗ zählung in der„Wartburg“ waren Sberregierungsrat Dr. Vollert vom Reichsinnenminiſterium, Regierungsrat Weſt⸗ hoff und Bürgermeiſter Dürrfeld anweſend. Wutgeheul der Geſchlagenen Matz Braun macht der Abſtimmungskommiſſion und dem Völkerbund Vorwürfe. Matz Braun hat als geſchlagener Feldherr nach verlore⸗ ner Schlacht am Sonntagabend die Auslandspreſſe wieder einmal eingeladen. Er hat ſich heftig beklagt über den„Ter⸗ ror“ der Deutſchen Front. Von dieſem Terror hat man ſchon ein Beiſpiel erlebt, als die pietätloſen Saarbrücker es wagten, einen verbotenen Demonſtrationszug der Separa⸗ tiſten einfach auszulachen. Matz Braun verkündete weiter, daß eine Eingabe an den Völkerbund erfolgen werde, weil die Völkerbunds⸗ inſtanzen im Saargebiet verſagt hälten. Sie hätten das Militär gegen die Deutſche Front einſetzen müſſen Braun behauptet dann, die Wahlen ſeien weder frei noch unbeeinflußt noch geheim geweſen. Ein außerordent⸗ kich ſchwerer Verwurf gegen die große Zahl der Neu⸗ tralen, die dieſe Wahl durchgeführt haben, gegen die Holländer, Luxemburger, Schweizer, Engländer, Schwe⸗ den, Norweger uſw. Zweifellos werden die Neutralen dieſe ſchwere Belei⸗ digung, die ihnen Matz Braun zufügt, nicht alle ſo ohne weiteres hinnehmen. Zur allgemeinen Ueberraſchung tritt dann der Separa⸗ tiſt Hoffmann auf. Herr Hoffmann hatte offenbar ſelbſt das Gefühl, daß er in Geſellſchaft von Matz Braun und des Kommuniſten Pfordt eigentlich eine ſeltſame Figur ſei, und entſchuldigte ſich erſt bei der ausländiſchen Preſfe, daß er da ſei. Hoffmann erzählte erſchröckliche Geſchichten von dem Terror des BdM und der HJ. Alle 400 Meter hätte ein Bd M⸗Mädel geſtanden oder ein Hitlerjunge, um den Abſtimmungsberechtigten den Weg zu weiſen. Dieſe hätten ſich dadurch natürlich ſehr leicht beeinfluſſen laſſen(9). Der Kommuniſt Pfordt erklärte dann, daß nur die ſeparatiſtiſch⸗kommuniſtiſche Einheitsfront das politiſche Niveau gehalten habe. Die Kampfmittel ſeien ungleich ver⸗ teilt geweſen. Der deutſche Rundfunk hätte auch den Kommuniſten zur Verfügung ſtehen müſſen. Sie hätten keinen Rundfunk gehabt. Herr Pfordt hat dabei den Straß⸗ burger Sender vergeſſen, der ſeit zwei Jahren in unflätig⸗ ter Weiſe gegen Deutſchland hetzt und ſchon ſeit Monaten äglich mehrmals unter vorheriger Ankündigung ſeparati⸗ ſtiſche Saarnachrichten gab ſowie den Separatiſtenführern zu Reden uſw. zur Verfügung ſtand. Pfordt erklärte dann in hohlem Pathos des Klaſſenkampfes er werde das Saargebiet auf keinen Fall verlaſſen. Die Kommuniſten würden nicht dulden, daß das Saargebiet Drittes Reich werde. Als Vierter in dieſer ſeltſamen Geſellſchaft trat noch ein Profeſſor Decker auf, der nur gebrochen deutſch ſprach. Er ſchrie Zeter und Mordio über ein 1 1 von der Deutſchen Front gefälſchtes Flugblatt der Sta⸗ tus quo⸗Front, vergaß aber hinzuweiſen auf die zahlreich vorhandenen Flugblattfälſchungen auf Bogen der Deutſchen Front, die von den Separatiſten vorgenommen worden 5 1 und von denen in Saarbrücker Geſchäften eine ganze eihe zur Anſicht ausgehängt ſind. Zum Schluß erſchien nochmals Matz Braun und führte erneut Beſchwerde darüber, daß die Organe des Völkerbundes verſagt hätten. Nach der Methode „Haltet den Dieb“ inſzeniert alſo Herr Braun, wie der rote Umzug am Sonntagabend in Saarbrücken und der Bombenanſchlag in Neunkirchen zeigen, Terror im Saar⸗ gebiet und verſucht dann, dieſen Terror der Deutſchen Front in die Schuhe zu ſchieben. Zum Schluß erklärte Matz Braun mit erhobener Stimme:„Das Saargebiet muß bleiben, was es iſt, um des Landes willen“ und ein jüdiſcher Journaliſt ſchrie dann noch hinzu:„Und um der Völker und des Frie⸗ dens willen“ Bombenanſchlag in Neunkirchen Die Kommuniſten und Separatiſten haben im Laufe des Abends, nachdem ihnen klar geworden iſt, daß ſie nichts mehr zu gewinnen haben, verſucht, durch Terror eine Art Kataſtrophenſtimmung zu entfeſſeln. Es wurde gegen das Verkehrsbüro der Deutſchen Front in Neunkirchen eine Bombe geworfen, wodurch aber ghicklicherweiſe niemand verletzt wurde. Durch ein Fenſter des Gebäudes wurde eine mit Sprengſtoff gefüllte Büchſe geſchleudert. Dieſe explodierte beim Aufſchlagen und riß die Dielen auf. Ein Mann wurde dabei am Kinn leicht verletzt. Der Täter wurde bis in den Kohlwald verfolgt. In der Dunkelheit gelang es ihm jedoch zu entkommen. Sofort nach dem Bombenanſchlag verſam⸗ melte ſich gegenüber der Kreisleitung der Deutſchen Front eine Rotte Einheitsfrontler, die eine Hakenkreuzfahne ver⸗ brannte. Lächerliche Propagandaverſuche Die Einheitsfront hat verſucht, unter den italieniſchen Truppen in Sulzbach Flugblätter in italieniſcher Sprache zu vertreiben, die an die italieniſchen Soldaten die lächer⸗ liche Aufforderung richteten, ſich mit der Einheitsfront ſoli⸗ dariſch zu erklären und gegebenenfalls nicht gegen die An⸗ hänger des Status quo vorzugehen. Dieſe Flugblätter konn⸗ ten jedoch baldigſt von den verantwortlichen italieniſchen Militärbehörden beſchlagnahmt werden und haben, da ihr Urſprung einwandfrei feſtgeſtellt worden iſt, größte Em⸗ pörung hervorgerufen. 0 Rache am„Rohrbacher Hannes“ Die franzöſiſche Grubenverwaltung teilt mit, daß der durch ſeine Rede am Frankfurter Sender auch außerhalb des Saargebietes bekannt gewordene„Rohrbacher Han⸗ nes“ von ihr entlaſſen worden iſt mit der Brgründung, daß er ſich mit unzutreffenden Angaben Urlaub erſchlichen habe. Daraufhin ſind, wie die Grubenverwaltung ſelbſt zugeben muß, von 292 Arbeitskameraden des Rohrbacher Hannes am Montag nur 37 zur Arbeit auf der Grube erſchienen. Abreiſe der Abſtimmungskommiſſion Die Abſtimmungskommiſſion begibt ſich am Dienstag um 19 Uhr unter Mitnahme der in Holzkiſten verpackten Stimmzettel in einem Sonderzug nach Baſel, wo ſie über⸗ nachten wird. Mittwoch früh tritt ſie die Weiterfahrt nach Genf an, um dem Völkerbund amtlich die Beendjaung ihrer Arbeit zu melden. Feiertag an der Gaar Die Deutſche Gewerkſchaftsfront und der Geſamtver⸗ band der Arbeitgeber an der Saar haben für heute Arbeits⸗ ruhe im ganzen Saargebiet angekündigt. Der Dienstag ſoll zu einem wahren deutſchen Volks⸗ und Familienfeſt ausge⸗ ſtaltet werden. Die Saarländer wollen an dieſem Tage die Heimkehr zum Mutterlande feiern. Auch die Deutſche Front beabſichtigt als politiſche Or⸗ ganiſation für Dienstag abend eine große Feier. Dienstag abend überall große Kundgebungen Wie Reichsminiſter Dr. Goebbels am Dienskag früh im Kundfunk mitteilt, werden am Dienskag abend in der Zeit von 19 Uhr bis 1 Ahr im ganzen Reich große Kund⸗ gebungen aus Anlaß des überwältigenden Saarſieges ſtakt⸗ finden. In den Schulen finden im Laufe des Tages Kund⸗ gebungen ſtakt. Die Hilfsbereitſchaſt Eine Bekanntmachung des Saarbevollmächtigten.. Neuſtadt a. d. H., 15. Januar. Das Büro des Saarbevollmächtigten des Reichskanzlers gibt bekannt: In Tauſenden von Zuſchriften haben unſere deutſchen Volksgenoſſen aus dem Reich Hilfe für die Saar bevölkerung angeboten. Wir richten nunmehr an alle Unternehmen im Reich die Bitte, dem einen oder anderen arbeitsloſen Volks⸗ genoſſen des Saargebiets wieder einen Verdienſt und damit eine Lebensmöglichkeit zu geben. Mehr als 40 000 arbeitsloſe Volksgenoſſen ſtehen im Saargebiet auf der Straße. Hier zu helfen, ohne daß dadurch Volksgenoſſen ihre Arbeits⸗ ſtätte verlieren, iſt jetzt erſte Pflicht. 5 Mitteilung bezw. Bekanntgabe von Arbeitsplätzen, gleich welcher Berufe, erbitten wir an das Büro des Saarbevoll⸗ mächtigten des Reichskanzlers in Neuſtadt a. d. H. zu richten. Beginn der ſozialiſtiſchen Arbeit 5000 Saarländer fahren koſtenlos mit„Kraft durch Freude“ Das Preſſe⸗ und Propagandaamt der DA teilt mit: Der Schöpfer der NSG„Kraft durch Freude“, Dr. Ley, hat das Amt für Reiſen, Wandern und Urlaub beauftragt, 5000 beſonders bedürftige und verſtimmte Arbeitskameraden koſtenlos auf Urlaubsreiſen zu ſchicken. Die Reiſen werden auf das ganze Jahr 1935 verteilt, und zwar ſollen ſchon in dieſen Wochen Fahrten in die ſchönſten Winterſportgebiete Deutſchlands ſtarten. Eine große Zahl der eingeladenen Urlauber wird auch zum erſten Mal in ihrem Leben eine der herrlichen Seefahrten über die Nordſee nach der Süd⸗ küſte Englands oder in die Fjordwelt Norwegens mit⸗ machen. a f 15 der Rückgliederung des Saargebietes an das Reich wird ſofork die ſozialiſtiſche Täkigkeik auf die dortigen Volksgenoſſen ausgedehnk. a politiſches Allerlei Weiterführung der Fettverbilligung. Durch einen Runderlaß des Reichsarbeitsminiſters find die Reichsverbilligungsſcheine für Speiſefette für die Mo⸗ nate Februar und März jetzt zum Verſand gelangt. Die Maß⸗ nahmen der Reichsregierung zur Verbilligung der Speiſe⸗ fette für die minderbemittelte Bevölkerung werden für dieſe Monate in dem ſeit 1. November 1934 geltenden Umfang fortgeführt. Der Reichsarbeitsminiſter macht beſonders darauf aufmerkſam, daß eine Verwendung der Reichsverbilligungs⸗ ſcheine vor Beginn oder nach Ablauf der aufgedruckten Gel⸗ tungsdauer unzuläſſig iſt. Von verſchiedenen Seiten ſeies Klagen darüber eingegangen, daß namentlich Fleiſcherge⸗ ſchäfte vorzeitig Waren auf die Verbilligungsſcheine abge⸗ geben haben. Der Miniſter erklärt, daß ſolche Verkaufsſtellen im Wie derholungsfalle die Annahme der Scheine auf be⸗ ſtimmte Zeit oder dauernd unterſagt werden könne. f Sechs Emigranten verhaftet Im Zuſammenhang mit dem im letzten Augenblic verhüteten Aufruhr der Emigrankenpoliziſten ſind an Dienstag in den frühen Morgenſtunden die Beamten Ge ricke, Chriſt, Wagner, Edelmut, Paul und Loriot, ſämt lich deutſſche Emigranten, verhaft⸗“ worden. Unter den Ver hafteten befindet ſich außerdenn Freundin des berüch rüchtigten Emigrankenkoemm lg. Elſe Haas. Eine„Deutſche Kolonie“ in Zürich. Einem Aufruf des Deutſchen Generalkonſulats Zürich zufolge iſt eine große Anzahl der in Zürich und Amgebung lebenden Reichsdeutſchen im mittelalterlichen Saal des Zunft⸗ hauſes„Zimmerleute“ zuſammengekommen, um die Gründung einer Deutſchen Kolonie Zürich vorzunehmen. Dieſe Grün⸗ dung, die die Billigung der Auslandsorganiſation der NS. DAP. in Hamburg gefunden hat, umfaßt alle nichtpartei⸗ politiſchen Organiſationen und bildet einen weiteren bemer⸗ kenswerten Schritt auf dem Wege des organiſchen Zuſam⸗ menſchluſſes aller Reichsdeutſchen im Ausland. Kurzmeldungen Genf. Der Völkerbundsrat hat Montag zunächſt in einer vertraulichen Sitzung getagt und trat gegen 11 Uhr in öffentlicher Sitzung zufammen. Der Grenzſtreit zwiſchen Perſien und dem Jrak und die albaniſche Minderheiten⸗ frage ſtanden auf der Tagesordnung. Bozen. Die italieniſche Regierung hat verfügt, daß die Leiter der Carabinieri⸗Stationen in Südtirol die deutſche Sprache lernen müſſen, um mit der Bevölkerung verkehren zu können. Der afghaniſche Geſandtenmörder hingerichtet Berlin, 14. Jan. Die Juſtizpreſſeſtelle Berlin teilt mit: Im Staatsgefängnis Plötzenſee iſt der am 18. Sep⸗ tember 1900 geborene Afghane Kamal Syed hingerichtet worden, der von dem Schwurgericht in Berlin wegen Er⸗ mordung des afghaniſchen Geſandten in Berlin zum Tode verurteilt worden iſt.— Syed hatte ſich, um ſeinen ſeit Mo⸗ naten gefaßten Entſchluß, den Geſandten zu ermorden, zur Ausführung zu bringen, mehrmals in das Haus der afghaniſchen Geſandtſchaft begeben, um eine günſtige Ge⸗ legenheit zur Ausführung ſeines Planes zu erlangen. Als er am 6. Juni 1933 ſich zu dieſem Zweck wieder in der Geſandtſchaft aufhielt, kam der Geſandte die Treppe her⸗ unter. Syed ſtreckte ihn durch einen tödlichen Schuß nieder. Geſtändnis eines NRaubmörders Weiden, 14. Jan. Der wegen verſchiedener Raubüber⸗ fälle verhaftete Georg Kraus aus Thannſüß hat unter dem Druck des gegen ihn beigebrachten Belaſtungsmaterials geſtanden, den Tod der Frau Anna Heining von Schwar⸗ zenbach, die am zweiten Weihnachtsfeiertag ermordet wurde, verurſacht zu haben. Er beſtreitet dabei aber jeg⸗ liche Tötungsabſicht. Zu dieſem überraſchenden Geſtendnis erfährt man noch, daß Kraus wegen einiger Raubüberfälle der letzten Zeit verhaftet und beſchuldigt worden war, auch den Tod der Frau Anna Heining von Schwarzenbach ver⸗ urſacht zu haben. Er leugnete zunächſt die Tat und brachte ein Alibi bei, das zunächſt einwandfrei erſchien. Bald ſtellte fich aber heraus, daß dieſes Alibi einer Nachprüfung nicht ſtandhielt, ſo daß Kraus zu einem Geſtändnis gezwungen wurde. 0 Naubmord nach fünf Jahren aufgeklärt Roktal(Niederbayern), 14. Jan. Der Raubmord an dem Austragsbauer Faſtenmeier von Roßbach dürfte nun bald ſeine Aufklärung finden. Faſtenmeier war am Hei⸗ ligen Abend 1929 lt dem Wege zwiſchen Kröhstorf und Eſterndorf ermordet, ausgeraubt und verbrannt aufgefun⸗ den worden. Jetzt iſt unter dem Verdacht des Mordes an Faſtenmeier der Johann Gerſtl von Roßbach feſtgenom⸗ men worden. Seine Tochter Anna hat nach Mißhandlungen und Familienzwiſtigkeiten beim Amtsgericht Anzeige er⸗ 1 und den Vater des Mordes an Faſtenmeier bezich⸗ igt. —— N Schmuggler ſpringt aus fahrendem Zug Danzig, 14. Jan. Danziger Zollbeamte nahmen eine Kontrolle des von Gdingen nach Danzig fahrenden D⸗Zuges vor und ſtellten dabei feſt, daß ein polniſcher Staatsange⸗ höriger in einem Koffer große Mengen von Würfelzucker hatte, deſſen Einfuhr nach Danzig verboten iſt. Der Beamte nahm dem Schmuggler den Paß ab und begab ſich zum Abort, um den Schmuggler nach weiterem Schmugglergut zu unterſuchen. Der Schmuggler benutzte die Gelegenheit und ſprang in der Nähe von Oliva aus dem mit voller Ge⸗ ſchwindigkeit fahrenden Zug. Der Beamte zog die Not⸗ bremſe, der Zug fuhr aber nach kurzem Aufenthalt wieder weiter. Der Beamte begab ſich dann mit dem nächſten Vor⸗ ortzug nach Oliva zurück und ſtellte hier feſt, daß der Schmuggler gerade abtransportiert werden ſollte. Der Schmuggler hatte ſich bei dem Sprung aus dem fahrenden D⸗Zug beide Beine gebrochen und auch ſonſt ſchwere Ver⸗ letzungen zugezogen. . — Zwei Kinder beim Schliktſchuhlauf ertrunken. Leer(Oſtfriesland), 15. Jan. Am Sonntag nachmittag brachen in Herbrun die beiden 7 und 11jährigen Kinder des Landwirtes Scheper beim Schlittſchuhlaufen auf dem Eiſe ein und ertranken. Obwohl ſofort Hilfe zur Stelle war, hatten Wiederbelebungsverſuche keinen Erfolg. i 1 1 1 neee ere dd eee eee, AKA Kd men d KK K — 4 des Hotels, Ausdem badiscuen laude I Schriesheim.(Todesſturz eines Müllers.) Im Nebengebäude ſeines Anweſens fiel der 54jährige Müh⸗ lenbeſitzer Auguſt Grünig durch eine Falltür ſieben Meter tief auf einen Zementboden. Mit ſchweren Verletzungen würde der Verunglückte nach Heidelberg gebracht, wo er jeinen Verletzungen erlegen iſt. Junger Mann etſchofſen Ex hatte einen Schneeball geworfen. Heidelberg, 14. Jan. Als in Rohrbach bei Sins⸗ heim einige junge Leute Schneebälle warfen, trafen ſie ver⸗ jehentlich auch einen älteren Mann aus Epfenbach, ber in Nohrbach zu Beſuch weilte. In ſeiner Erregung holte der Getroffene ein Gewehr und gab auf die jungen Leute einen Schuß ab, durch den der 20jährige Zoller von Rohrbach ge⸗ Kötet wurde. N 2— Der letzte Schm. l Mannheimer und Ludwigshafener ch dem Odenwald. Sonntag früh wurden 1 heim aus drei Sonderzüge nach der Tromm gefahren. Der Schnee hielt aber nicht, was er verſprach. Er war noch Zu„neu“, ſo daß es häufig Pappſchnee gab, zumal die Tem⸗ peraturen um die Mittagszeit etwas anſtiegen. Die Gaſt⸗ häuſer auf der Tromm waren überfüllt, und auf den Hän⸗ gen wimmelte es von Skiläufern und„Skihaſerln“. * Anleihemittel für werteſchaffende Arbeitsloſenfürſorge. () Karlsruhe, 14. Jan. Das Staatsminiſterium er⸗ mächtigte durch Geſetz die Badiſche Staatsſchuldenverwal⸗ tung, im Auftrag und nach Weiſung des Finanz⸗ und Wirt⸗ ſchaftsminiſters zur Gewährung von Darlehen Anträgen von Maßnahmen zur Förderung der wertſchaffenden Arbeits⸗ loſenfürſorge im Anleiheweg Mittel bis zum Betrage von einer Million Mark aufzubringen. UI Heidelberg.(Den Tod im Neckar geſucht 7) Ein von auswärts ſtammender, im Stadtteil Handſchuhs⸗ heim beſchäftigt geweſener junger Mann, gegen den ein ge⸗ richtliches Verfahren wegen Diebſtahls eingeleitet worden war, wird ſeit Freitag vergangener Woche vermißt. Da ſeine Kleider am Flußufer in der Nähe der Orthop. Klinik an Schlierbach aufgefunden wurden, wird vermutet, daß er den Tod im Neckar geſucht hat. Heidelberg.(Oberſt v. Stöcklern zu Grün holzeck f.) Oberſt von Stöcklern zu Grünholzeck, Ritter des Ordens„Pour le merite“, iſt am Freitag in Freiburg Zeſtorben. Er iſt der Gründer des Verbandes ehemaliger 110er, der heute in zahlreichen Ortsgruppen 2000 Mitglieder zählt. Vor dem Kriege war der Verſtorbene Major bei den 110er Kaiſer⸗Grenadieren. 1919 wurde er zum Kommandan⸗ ten des Landwehrbezirks Heidelberg und 1920 zum komm. Leiter des Verſorgungsamtes Heidelberg ernannt. Heidelberg.(Im Winterkleid.) Nachdem heute Macht noch einmal einige Stunden Schnee gefallen iſt, haben etzt auch die Höhen um Heidelberg, die ſchon von Winter⸗ ortlern eifrig beſucht waren, ausreichenden Schnee für portmöglichkeiten. Die Schneehöhe wird mit 15 bis 30 Zentimeter abgegeben. Nach dem Weißen Stein und dem Schriesheimer Hof zu liegt etwas mehr Schnee als auf den Randbergen.: Heidelberg.(Saardeutſche erhalten freies Studium.) Die Führung der Aniverſität Heidelberg gibt folgendes bekannt: Im Kampf um die Erfüllung deutſchen ollens im Weſten erkennt die Univerſität Heidelberg die Betreuung deutſchen Geiſteslebens an der Saar als ihre Aufgabe. Sie gibt 20 bedürftigen Saarländern die Möglich⸗ keit freien Studiums und wird darüber hinaus die Arbeit derer ſicherſtellen, die an der Hochſchule deutſcher Forſchung und deutſcher Erziehung dienen wollen. U Heidelberg.(Verlängerte Dauer der Hei⸗ delberger Reichsfeſtſpiele 1935.) Die Dauer der Reichsfeſtſpiele im Heidelberger Schloßhof iſt für das Jahr 1935 auf fünf Wochen verlängert worden, nachdem im ver⸗ gangenen Jahr nur vier Wochen geſpielt wurde. Die Er⸗ Iffnungsvorſtellung der Reichsfeſtſpiele iſt für Sonntag, den 14. Juli, feſtgeſetzt. Im übrigen iſt beabſichtigt, in dieſem Jahre die Elite der deutſchen Schauſpielerſchaft nach Heidel⸗ berg zu berufen. U Ziegelhauſen.(Vaterlandstreue.) Anter den hier wohnenden Saar⸗Abſtimmungsberechtigten, die die ahrt in die Heimat antraten, befindet ſich auch eine junge utter, Frau Hedwig Fritz geb. Ernſt, die in der Nacht zum Mittwoch von einem Mädchen entbunden wurde. Trotz ihres Zuſtandes hat Frau Fritz darauf beſtanden, mit ihren Lands⸗ keuten ins Saargebiet zu reiſen, um dort ihr Deutſchtum zu bekunden. Dieſer Wunſch konnte auch erfüllt werden, zu⸗ mal alle Vorkehrungen getroffen wurden, um die Geſundheit der Wöchnerin und der vier Tage alten Tochter, die die e ebenfalls mitmacht, während der weiten Reiſe zu ützen. () Bruchſal.(Todesfall.) Das Geſchick wollte es, daß jener Mann zur letzten Ruhe gebettet wurde, deſſen un⸗ ermüdlicher Arbeit die erſte Förderung von Erdöl durch Handbohrungen auf 7 bis 130 Meter Tiefe gelang. Es iſt dies der im Alter von erſt 58 Jahren verſtorbene Ingenieur Rudolph, ein hochgeſchätzter Mitbürger von Bruchſal. Sein Name bleibt mit den Erdölbohrungen in der Bruchſaler Gegend allzeit verknüpft. Freiburg.(Firmungen im Jahre 1935.) Im laufenden Jahre wird Erzbiſchof Dr. Gröber die Firmung in folgenden Dekanaten ſpenden: Mosbach, Heidelberg⸗Land, e Bruchſal⸗Land, Bretten, Raſtatt, Klettgau, tockach Meßkirch und Sigmaringen. 2 Freiburg.(Feſtgeläute zum Sieg an der Saar) Das Erzbiſchöfliche Ordinariat hat angeordnet, daß nach der Publikation des Refultats der Saarabſtimmung von 12 bis 13 Uhr ein felorſſches Geläute in allen Pfarr⸗ und Kuratie⸗ ichen a Hotelbrand in Triberg Triberg, 15. Jan. Morgens gegen 12,30 Uhr brach im Dachſlock des Hotels Wehrle, vor einem Jahr neu erſtellt, Feuer aus. Der Dachſtuhl iſt vollſtändig abgebrannt und Die ſchön eingerichteten Zimmer ſind durch Feuer und Waſ⸗ ſer zerſtört. Auch ſonſt iſt durch die Waſſermaſſen ſchwerer Schaden entſtanden. Wertvolle Oelgemälde konnten geret⸗ tet werden. Der Brand entſtand vermutlich durch Unvor⸗ ſichtigkeit beim Auftauen einer zugefrorenen Waſſerleitung. Die Höhe des Schadens iſt noch unbekannt. Die Beſitzerin i Frau Wehrle, war zur Zeit des Brandes ver⸗ xeiſt. 5 g.. Freiburg.(Päpſtliche Auszeichnung.) Set 58 Jahren gehört der Verwalter a. D. Georg Remmele dem Domchor des Freiburger Münſters an. Seine großen Ver⸗ dienſte um die muſica ſacra fanden jetzt durch die Verleihung des Ehrenkreuzes pro ecclecia et pontifice von höchſter kirchlicher Stelle verdiente Würdigung und Auszeichnung. Unter ſechs Erzbiſchöfen und unter drei Domkapellmeiſtern hat Remmele über die Hälfte der nahezu 90jährigen Ge⸗ ſchichte des Domchors miterlebt und ſelbſt hervorragenden Anteil daran genommen. Lörrach.(Kirchenrat E. Barner f.) Der Geiſt⸗ liche der Südpfarrei der evangeliſchen Kirchengemeinde Lörrach, Kirchenrat Eugen Barner, ſtarb nach einem längeren Leiden im Alter von 65 Jahren. Der Verſtorbene wirkte ſeit dem Kriegsjahre 1914, alſo ſeit etwa 20 Jahren, in Lörrach, wohin er als Vertreter der liberalen Richtung innerhalb der proteſtantiſchen Kirche von Mauer im badiſchen Anter⸗ land berufen wurde. Aus den Nachbarländern Mutter von ſieben Kindern kotgefahren Worms. Ein ſchwerer Verkehrsunfall ereignete fich beim Bahnwärterhaus zwiſchen Monsheim und Pfedders⸗ heim. Die Frau des Bahnwärters, Mukker von ſieben Kindern, war im Begriff, auf dem Rad nach Hauſe zu fahren, als ſie von einem Monsheimer Perſonenkraft⸗ wagen von hinten angefahren und über den kühler ge⸗ ſchleudert wurde. Die bedauernswerte Frau war ſoſork kol. Der Lenker des Perſonenkraftwagens halte ausweichen müſſen, da ein Kraftwagen von enkgegengeſetzter Richtung kam und dabei die Frau erfaßt. Er iſt ſofort verhaftet worden. 3 Neuſtadt a. d. 9.(Tödlich verletzt.) In der Maximilianſtraße iſt der Begleiter eines Laſtzuges, der penſionierte Lokomotivheizer Steinſtall aus Schweinfurt tödlich verunglückt. Er war, ohne daß es der Kraft⸗ wagenführer bemerkte, von dem haltenden Laſtzug her⸗ untergeſtiegen und geriet beim Anfahren unter die Räder des Anhängers. Kurz nach der Einlieferung in das Kran⸗ kenhaus ſtarb der Schwerverletzte. — Schmalfelden, OA. Gerabronn.(Erfroren auf⸗ gefunden.) Frau Lene Hachtel, die 62 Jahre alte Ehe⸗ frau des Totengräbers Hachtel, wurde ſeit Mittwoch abend vermißt. Die Frau war mit ihrem Manne im Wald mit Holzmachen beſchäftigt; gegen Abend wollte ſie heimgehen, ſchlug aber eine andere Richtung ein. Nachforſchungen haben ergeben, daß die Frau in Wieſenbach und in Brett⸗ heim geſehen wurde. Sie wurde nun bei Boſſendorf er⸗ froren aufgefunden. Vermutlich iſt die geiſtig etwas krank⸗ hafte Frau die ganze Nacht umhergelaufen und vor Er⸗ ſchöpfung ſchließlich eingeſchlafen. — Göppingen.(Ein gefährliches Brautpaar.) In der hieſigen Gaſtwirtſchaft zur„Roſe“ gerieten zwei funge Leute miteinander in einen Wortwechſel, der zu Tätlichkeiten ausartete. Der Angreifer lauerte ſeinem Opfer im Anſchluß daran im Hausgang auf und begann eine Rauferei, bei der er von ſeiner Braut wirkſam unterſtützt wurde. Mit leeren tBierflaſchen ſchlugen beide auf den am Boden liegenden Mißhandelten ein, ſo daß er mehrere Löcher im Kopfe hatte und in ärztliche Behandlung gebracht werden mußte. Die Polizei nahm das raufluſtige Brautpaar feſt. Auf dem Weg zur Wache bedrohte der Bräutigam nocheinmal den Mißhandelten mit Totſchlag, während ſich die Braut wie eine Wilde bei ihrer Verbringung in die Arreſtzelle gebärdete und tobte und ſchrie. Gegen das Brautpaar iſt ein Straf⸗ verfahren wegen gemeinſchaftlich begangener gefährlicher Kör⸗ perverletzung und Verbrechensbedrohung eingeleitet worden. — Gmünd.(Mißbrauch des WH W.) Auf An⸗ trag des Kreisbeauftragten des WSW wurde eine Witwe welche einen Zentner Kartoffeln aus dem Winterhilfsweri an einen Gaſtwirt verkauft hat, vom Oberamt zu fünf Tagen Haft rechtskräftig verurteilt. — Giengen(Be.).(Tragiſcher Unglücksfall.) Frau Margarethe Weber, geborene Fröhlich, kam auf tragiſche Weiſe ums Leben. Sie wollte auf dem Gasherd etwas zubereiten. Da befiel ſie ein plötzliches Unwohlſein, verbunden mit einem Schwächeanfall, der ſo heftig war, daß ſie mit dem Geſicht nach vorne zu Boden fiel und ſich dabei Verletzungen an Stirn und Wange zuzog. Beim Fall muß ſie den Gaszuleitungsſchlauch mit losgeriſſen haben. Infolge ihrer Ohnmacht konnte ſie die ihr drohende Gefahr nicht abwenden und wurde gasvergiftet. Leider war in der Wohnung niemand anweſend. Wiederbele⸗ bungsverſuche zweier Aerzte waren erfolglos. Koblenz.(Polizeibeamter vermißt.) Ein hie⸗ ſiger Polizeibeamter namens Hermann Miſche, der aus einem Ort bei Paderborn ſtammt, wird ſeit der Silveſter⸗ nacht vermißt. Er iſt zuletzt in der Silveſter⸗ nacht gegen 5 Uhr im Vorort Lützel an der Treppe der Adolf Hitler⸗Brücke geſehen worden. Seitdem fehlt jede Spur von ihm. Briedel(Moſel).(•GHaarnadeln in den Kopf e Auf tragiſche Weiſe kam hier eine junge rau zu Tode. Sie war von einer Leiter abgeſtürzt und 1 unglücklich auf den Kopf gefallen, daß ihr mehrere Haar⸗ nadeln in den Kopf drangen. Die Verunglückte iſt an den lchweren Gehirnverletzungen geſtorben.. Tod durch Auspuffgaſe Leipzig, 15. Jan. Der Leipziger Kunſtflieger Dr. Hans Gullmann wurde in ſeiner Garage tot aufgefunden, Wie die polizeilichen Feſtſtellungen ergaben, iſt er in der Nacht zum 13. Januar mit ſeinem Wagen in die Garage zurückgekehrt. Verſchiedene Anzeichen deuten darauf hin, daß er ſeinen Wagen noch in Ordnung bringen wollte. Er hat bei geſchloſſener Garagentür am Hinterreifen Luft ge⸗ pumpt. Um die Garage zu erwärmen, hat er wahrſcheinlich den Motor einige Zeit laufen laſſen, ſo daß ſich in der Ga⸗ rage Gaſe anſammelten. Durch das Einatmen dieſer gifti⸗ gen Gaſe iſt Erſtickungstod eingetreten. Keine politiſche Leiter als Aufſichtsräte! Berlin, 15. Jan. Nachdem der A e leiter Dr. Robert Ley angeordnet hat, daß aktive politiſche Leiter in Wirtſchaftsunternehmungen kein Aufſichtsrats⸗ mandat innehaben ſollen, hat er ſelbſt in Konſequenz dieſer Anordnung ſein Mandat als Aufſichtsratsvorſitzender der Bank der Deutſchen Arbeit AG. niedergelegt. Ebenſo ſind MdR., und Walter Schuhmann, Md. befinden ſich Hochdruckgebiete, die aus dem Aufſichtsrat der Bank ausgeſchieden die Parteige-⸗ noſſen Albert Forſter, MdR., Rudolf Schmeer, Lalcale uud chiau Wintern und ſchneier Im Volksmund ſpricht man vom Schnee in vielgeſtal⸗ tiger Form. Eine altgermaniſche Lieferung ſpricht aus dem Märchen von Frau Holle.„Wenn Frau Holle die Betten ſchüttelt, ſchneit es auf Erden“. In manchen Gegenden heißt es u. a., daß„die Engel den Schnee ſchnitzeln“ oder man ſagt, wenn der Schnee recht groß und ſtarkflockig fällt, es ſchneit„Bettziechen“. Wenn an Jakobi über den Bergen Schäfchen am Himmel ſtehen, dann ſagen die Bauern:„Der Schnee blüht“. Eine ſolche reiche Schneeblüte wird auf einen kommenden reichen Schneewinter gedeutet. Unſer Landvolk hat um den Winter allerlei hübſche Sprüchlein gereimt. Als köſtliches Volksgut ſeien ſie hier für Kinder und Kindes⸗ kinder verzeichnet:„An Weihnächten kommt der Winter mit allen ſeinen Knechten“— Weihnächten iſt die Feſtzeit vom bis zum Dreikönigstag.— Kommt Neujahr, kommt der Winter.„Der Winter iſt ein harter Geſell, er treibt die alten Weiber hinter die Höll“. Verbreitet ſind die Redens⸗ arten:„Winterts net, ſo ſommerts net“.—„Wenn es nicht ſtark wintert, gibt es kein gutes Jahr“.—„Wenn es im Hornung nicht richtig wintert, kommt die Kälte ſicher um Oſtern“.— Der Hornung iſt bekanntlich der Monat Februar. Jahreshauptverſammlung des Tod.„Jahn“. Am letzten Samstag hielt der Tbd.„Jahn“ im Saale des„Kaiſerhof“ ſeine diesjährige Jahreshauptverſammlung ab, die von paſſiven und aktiven Mitgliedern des Vereins gut beſucht war. Vor Eintritt in die umfangreiche Tages⸗ ordnung nahm der Vereinsführer Gelegenheit, in einer Anſprache den deutſchen Brüdern und Schweſtern an der Saar zu gedenken. Waren es vor Monaten die Turner des Vereins, die bei der Mitwirkung der denkwürdigen Saar⸗ Treueſtaffel die Verbundenheit mit dem Saar⸗Volk zum Ausdruck bringen durften, wofür den Beteiligten vom Reichsſportführer eine Ehren⸗Urkunde durch den Vereins⸗ führer überreicht wurde, ſo war es bei der Abſtimmung ein Mitglied der Frauen⸗Abteilung des Vereins, das ſeine Stimme für die Rückgliederung zur deutſchen Heimat ab⸗ geben durfte. Ferner gedachte der Vereinsführer der Toten des letzten Jahres. Alsdann wurde die Tagesordnung bekannt gegeben. Die Tätigkeitberichte des Turnrats und der Fach⸗ warte gaben einen gründlichen Einblick in das Vereins⸗ geſchehen des abgelaufenen Jahres; ſie zeugten von einem erfreulichen Aufſchwung in allen Sparten des Vereins⸗ betriebes. Beſonders das Jubiläumsſchauturnen im Schloß⸗ ſaal und das Spielfeſt der Handballabteilung verbunden mit leichtathl. Klubkämpfen gegen Vf. Neckarau und Tſcht. Käfertal ſind als vorbildliche und gut gelungene Veranſtal⸗ tungen zu bezeichnen. Eine große Anzahl Mitglieder konnte neu aufgenommen werden, gewiß ein Zeichen der nimmer⸗ müden Tätigkeit des Vereins für die edle Sache der Turnerſchaft. Die Kaſſenverhältniſſe ſind als ſehr gut zu bezeichnen und befinden ſich in beſter Ordnung. So iſt es auch nicht verwunderlich, daß die Verſammlung dem Vereinsführer und ſeinem Turnrat für die glänzende Vereinsführung ihren Dank ausſprach und einſtimmige Ent⸗ laſtung erteilte. In Punkt Neuwahl wurde dem bisherigen Vereins⸗ führer B. Schmich einſtimmig die Führung des Vereins auch im neuen Jahr anvertraut. Dem neu gebildeten Führer⸗ ring gehören an: Vereinsführer B. Schmich, Oberturnwart Peter Koger, Schriftführer P. Eder und Günter Herre. In den Turnrat wurde neu berufen: Frauenturnwart H. Schüßler, 2. Männerturnwart Guſt. Keller und 2. Schrift⸗ führer Rich. Gropp. Das Amt des Volksturnwarts wurde Anton Ruf übertragen. Nach Ausſprache verſchiedener Vereinsangelegenheiten wurde die harmoniſch verlaufene Verſammlung geſchloſſen. Der„Große heitere Abend“ im neuen Jahr! Das neue Jahr beſchert uns gleich im Anfang ein heiteres Ereignis beſonders großen Formats! Prominente Künſtler von Film, Konzertſaal, Theater und Kabarett haben ſich vereinigt, um einen ganz großen, bunten heiteren Abend zu geſtalten. Es wirken dabei mit: Camilla Horn, Louis Graveure, Paul Hörbiger, das Wiener Dietrich⸗ Schrammel⸗Quartet, Hubert Gieſen, der langjährige Be⸗ gleiter Fritz Kreisler's und Jehudi Menuhin's. Maria Ney ſagt das ganze Programm an und wirkt ſoliſtiſch darin mit. Dieſer große Abend findet in Mannheim am 27. Januar, abends 8 Uhr, im Nibelungenſaal ſtatt. Der Vorverkauf bereits begonnen. Beim Rodeln verunglückt. Beim Rodeln im Wald⸗ gelände bei der Pfingſtbergſiedlung ſtieß eine Frau mit ihrem Schlitten gegen einen Baum, wobei ſie einen Ober⸗ ſchenkel brach. Die Verletzte wurde mit dem Sanitätskraft⸗ wagen in das Allgemeine Krankenhaus gebracht. — Neue Beſtimmungen über Geſchäftspapiere. Bekannt⸗ lich dürfen Rechnungen oder deren Abſchriften, Doppel uſw. an andere Perſonen als den Schuldner des Rechnungsbetrags dann als Geſchäftspapiere durch die Poſt verſandt werden, wenn ſie aus früherer Zeit ſtammen und ihren urſprüng⸗ lichen Zweck ſchon erfüllt haben. In Auslegung dieſer Vor⸗ ſchrift iſt jetzt vom Reichspoſtminiſterium beſtimmt worden, daß die Verſendung von ee ee die ſchon ganz kurze Zeit nach der Ausſtellung ihrer Urſprungsrechnung an dritte abgeſandt werden, als Geſchäftspapiere nicht zuläſſig iſt. Zwiſchen dem Ausſtellungstag der Urſprungsrechnung und dem Einlieferungstag der für einen Dritten beſtimmten Ab⸗ ſchrift muß vielmehr ein Zeitraum von mindeſtens ſieben Tagen liegen. Dasſelbe gilt für Urſprungsrechnungen, die vom Empfänger an einen Dritten weitergeſchickt werden ſollen. Neu iſt ferner, daß bei den als Geſchäftspapiere zugelaſſenen Schriftſtücken und Urkunden im Inlandsverkehr durch ein im Druckſachenverkehr zugelaſſenes Vervielfältigungsverfahren An⸗ aben jeder Art angebracht werden können. Bei der Ver⸗ 4 von Rechnungen als Geſchäftspapiere 17 3, B. nit Stempel hergeſtellte Bemerkungen wie„Reſt folgt“ nicht als perſönliche Mitteilungen zu beanſtanden, wenn die Sen⸗ 1 ſonſt den Beſtimmungen für Geſchäftspapiere ent⸗ prechen. i.. 85 5 Wetterbericht Der nördliche Tiefdruck hat Einfluß auf di gewonnen und Schneefälle verurſacht. Im Oſten ig zu kommen dürften, ſo daß für Dienst beständiges und ani kaltes, aber arten iſt. n iſt. des Wetter zu erw Die Kirchaustritts bewegung im Jahr 1934. Wiederum ſtarker Rückgang. Gegenüber den Vorjahren, in denen jährlich im Durch⸗ ſchnitt 1600-1700 Kirchenaustritte im Amtsbezirk Mann⸗ heim zu verzeichnen waren, iſt bereits im Jahre 1933 eine weſentliche Beſſerung eingetreten; es hatten ſich damals nur noch 1192 Perſonen zu dieſem Schritt entſchloſſen. Einen weiteren erheblichen Rückgang brachte das abgelau⸗ fene Jahr 1934 mit nur noch 744 Austrittserklärungen. Weitaus die meiſten Abmeldungen kommen wie immer aus der Stadt Mannheim ſelbſt, während der Landbezirk faſt gar nicht in Erſcheinung tritt; nur der frühere Bezirk Schwetzingen(Oftersheim und Plankſtadt) iſt in dieſer Sta⸗ tiſtik noch nennenswert vertreten. Am höchſten iſt wieder die Verluſtziffer der katholiſchen Kirche mit 390 Abmeldungen, denen verhältnismäßig we⸗ nige, nämlich 73 Uebertritte gegenüberſtehen, Die evang. Gemeinde hat bei 272 Abmeldungen und 326 Uebertritten ſogar ein Plus zu verzeichnen. Die altkatholiſche Kirche hat 7 Anhänger verloren, von denen ſich 4 der evang. und 3 der katholiſchen Kirche anſchloſſen. Aus der freireligiöſen Gemeinde ſchieden 56 Mitglieder aus, die größtenteils(41) zum evangeliſchen Bekenntnis übertraten, während 5 kath. wurden. Von den 19 abgemeldeten Israeliten wurden 11 religionslos, die übrigen 8 bekennen ſich jetzt zum evang. Glauben. Von den 390 ehemaligen Katholiken wurden allein 273 evangeliſch, 12 altkatholiſch, 1 freireligibs und 3 israelitiſch. Bemerkenswert iſt, daß von den 272 aus⸗ getretenen Proteſtanten nur 69 ſich einer anderen Re⸗ ligionsgemeinſchaft anſchloſſen(davon 65 kath.), der über⸗ wiegende Reſt dagegen nunmehr ohne Konfeſſion iſt. Die Statiſtik erfaßt allerdings nicht die Uebertritte in ſo⸗ genannte Sekten oder Freikirchen, von denen die Neu⸗ apoſtoliſche Kirche in Mannheim ſeit Jahren einen beſoa⸗ deren Aufſchwung genommen hat. Die Uebertritte ſind meiſt eine Folge der Eingehung von Miſchehen; die gänzlichen Austritte dagegen dürften darauf zurückzuführen ſein, daß man ſich auf dieſe Weiſe von der Kirchenſteuer befreien kann. Darauf weiſt auch das jeweilige Anſchwellen der Ab⸗ meldungen im Dezember hin. — Schonende Behandlung des aufgelieferten Reiſege⸗ päcks. Verſchiedene Vorfälle haben die Berliner Handels⸗ kammer veranlaßt, die Hauptverwaltung der Deutſchen Reichs⸗ bahn⸗Geſellſchaft um eine möglichſt ſchonende und ſorgſame Behandlung des aufgelieferten Reiſegepäcks zu bitten. Dieſer Bitte iſt die Hauptverwaltung durch eine entſprechende An⸗ weiſung an die beteiligten Reichsbahndienſtſtellen nachge⸗ kommen. Die Reiſenden können demnach damit rechnen, daß das aufgelieferte Gepäck vor Beſchädigungen möglichſt ge⸗ ſchützt wird. — Gas- und Waſſermeſſer ſichern! Bei Froſt muß auf die Waſſermeſſer und Gasmeſſer mit Waſſerfüllung geachtet werden, ſoweit dieſe nicht durchaus froſtfrei ſtehen. Die Fenſter der betreffenden Räume müſſen während der Froft⸗ zeit geſchloſſen gehalten und die Raumtemperaturen beobachtet werden. Beim Durchſchlagen der Kälte müſſen die genannten Meßapparate durch Bedecken mit Tüchern geſchützt werden, beſſer und ſicherer jedoch iſt es, die Raumtemperatur durch Einſtellen einer brennenden Petroleumlampe, Feuerkieke oder durch eine ſonſtige geeignete Wärmequelle über den Gefrier⸗ unkt za halten. Waſſermeſſer in ſogenannten Waſſermeſſer⸗ chächten ſind durch Bedecken mit Stroh, Säcken und dergl. beſonders gut gegen Froſt zu ſchützen. Bei Beſchädigungen der genannten Meßinſtrumente durch Froſt muß die Ver⸗ waltung Schadenerſatzanſprüche ſtellen. Badiſches Sondergericht [L] Mannheim, 15. Januar. Eine gefährliche Prophezeiung ließ der 31 Jahre alte Auguſt Steiger aus Riegel am 27. November in einer Singener Wirtſchaft vom Stapel, in die er zum Uebernachten eingekehrt war. Er ſagte, Deutſchlands Unter⸗ gang erfolge ganz ſicher im Jahre 1936; dann würden die Kommuniſten als Retter erſcheinen. Weiter machte er noch die Bemerkung, der franzöſiſche Marſchall Foch hätte nach Berlin ſtatt ins Ruhrgebiet gehen ſollen. Steiger will die Aeußerungen aus Verärgerung getan haben, weil eine von ihm gegen den Staat geführte Entſchädigungsklage abge⸗ wieſen worden war. Er war nämlich wegen Verdachts eines Sittlichkeitsverbrechens verhaftet worden, was ſich aber als grundlos erwieſen hat. Das Gericht ſprach eine Gefängnis⸗ ſtrafe von zehn Monaten gegen den Angeklagten aus. Bei der Grenzkontrolle des von Schaffhauſen einlaufenden Zuges wurden am 24. November bei dem 26 Jahre alten Bernhard Profft aus Magdeburg, wohnhaft in Ravensburg, zwei Nummern einer Schweizer Ar⸗ beiter⸗Zeitung gefunden, die er in Zürich und Schaffhau⸗ ſen gekauft hatte. Die Mahnung zur Vorſicht, die man ihm auf den Weg gab, beachtete er nicht— ſelbſt die Unterhoſen revidieren die Grenzbeamten Er hatte drüben gearbeitet und wollte dem Pater ſeine frübere Lieblingslektüre mit⸗ bringen. Dae Gericht ſprach eine Gefängnisſtrafe von einem Jahre cus FCCTFCCCCCCCCCbC((ãͤ( Mannheimer Nationaltheater Im Nationaltheater. Dienstag, 15. Januar: Nachmittags: Schülermiete B 4:„Die Regimentstochter“, Komiſche Oper von Donizetti. Anfang 16, Ende gegen 18 Uhr.— Abends: Miete E 10, Sondermiete E 5:„Komödie der 1 50 rungen“, von Shakeſpeare. Anfang 20, Ende 22.15 15 Mittwoch, 16. Januar: Für die„NS⸗Kulturgemeinde, Abteilung Theater, Mannheim“, Abt. 121 bis 123, 159, 261 bis 262, 333 bis 344, 509 bis 510, 530, 588, Gruppe D und Gruppe E, freiwillig:„Die Meiſter⸗ ſinger von Nürnberg“, Oper von Richard Wag⸗ ner Nnfang 19, Ende gegen 24 Uhr. Donnerstag, 17. Januar: Miete D 11:„Was ihr wollt“, Oper von Arthur Kuſterer. Anfang 20, Ende 22.30 Uhr. f N Freitag, 18. Januar: Miete F 12:„Die Regiments⸗ tochter“, Komiſche Oper von Donizetti. Anfang 20, Ende gegen 22 Uhr. Samstag, 19. Januar: Nachmittagsvorſtellung: zum letz⸗ ten Male:„Aſchenbrödl“, Weihnachtsmärchen von C. A. Görner. Anfang 16, Ende 18 Uhr.— Abends: Miete H 10, Sondermiete H 5:„Carmen“, Oper von Georges Bizet. Anfang 19.30, Ende 22.45 Uhr. 8 Anfang 206, Ende etwa 22 Uhr. Im Neuen Theater(Koſengarten): Dienstag, 15. Januar: Frſtes Gaſtſpiel:„Der blaue Vo gel“,— Eintrittspreiſe 0.50 bis 3.50 Mark. In den Feſſeln des Inſtinkts Seltſame Wunder des Inſektenlebens. Die komplizierte Lebensgeſtaltung der Inſekten ver⸗ langt— ſollte man meinen— reiche Erfahrung und ſomit langes Leben. Da aber das fliegende Inſekt ſehr kurz lebt und meiſt ſofort nach dem Schlüpfen, alſo ohne jegliche Erfahrung, mit ſeiner Rolle zu beginnen hat, mußte hier eine andere Löſung gefunden werden: Dieſe Tiere brauchen ihre Rolle nicht zu lernen, ſie bekommen ſie als Erbſtück mit auf den Weg. Sie iſt ihnen angeboren. Das Leben der Inſekten ruht weſentlich auf ererbtem Reagieren. Sie handeln immer richtig und ſind, ſolange die Bedingungen mormal ſind, von erſtaunlichen Fähigkeiten. Ohne Erfah⸗ rung geſammelt zu haben, werden ſie mit einer kompli⸗ zierten Welt fertig, das heißt hier, ſie ſorgen für Erhal⸗ tung der Art. Kurz, das ganze Leben der Inſekten ruht auf Inſtinkten. Geh. Rat Richard Demoll, der Naturforſcher und Pro⸗ feſſor an der Univerſität München, veröffentlicht in J. F. Lehmanns Verlag, München, ein ſchmales Bändchen über „Inſtinkt und Entwicklung“. Wir entnehmen ihm eine der Schilderungen aus dem uns geradezu wunderbar erſchei⸗ nenden Leben der Inſekten. Eine Art von Grabweſpen jagt Schmetterlingsraupen, lähmt ſie, gräbt an Ort und Stelle eine Röhre in den Bo⸗ den, bringt die Raupe ans Ende der Röhre und ſucht nach einer anderen Raupe, um dann wieder ebenſo zu verfah⸗ ren. Nun legt man vor den Eingang einer ſolchen Röhre, mit deren Verſchluß die Weſpe eben beſchäftigt iſt, eine andere, bereits gelähmte Raupe. Die Weſpe, die die Röhre mit Sand verſchloſſen hat, iſt im Begriff wegzufliegen, als ſie das gelähmte Beuteſtück vor ſich ſieht. Die Inſtinktkette wird dadurch an der ſchon durchlaufenen Stelle wieder an⸗ geſtoßen, wo es heißt: Liegt das Opfer gelähmt vor der Weſpe, dann Graben einer Höhle. Sie beginnt alſo, die eben verſchloſſene Höhle wieder zu öffnen. Dabei ſtößt ſie ſchließlich in der Tiefe derſelben auf die dort befindliche Raupe. Durch den Anblick derſelben wird dem Tier wie⸗ der ein anderer Takt der Inſtinktmelodie aufgezwungen, in dem es heißt: nach Füllen der Röhre mit einem Beute⸗ tier, Verſchließen derſelben. Sie kümmert ſich alſo nichts mehr um die außenliegende Beute und beginnt wieder, ſorgfältig die Röhre zu verſchließen. Nachdem dies geſche⸗ hen, abermals Begegnung mit der außenliegenden Raupe, wieder Oeffnen der Röhre; abermals Verſchluß derſelben, nachdem in der Tiefe die andere Raupe feſtgeſtellt iſt. So geht das Spiel immer weiter. Die Weſpe iſt gefangen durch ihren Inſtinkt. Die Raupe vor und die in der Höhle zwin⸗ gen das Tier, jeweils wieder an einem beſtimmten Takt einzuſetzen, ſo daß die Melodie nie zu Ende laufen kann. Der unter abnorme Bedingungen gebrachte Inſtinkt legt dem Tier Feſſeln an, die unzerreißbar ſind. Vielleicht noch grotesker berührt eine gelegentliche Beobachtung an einer Jagd⸗Ameiſe. In langer Kette, ein Tier hinter dem anderen, ſo ziehen dieſe Ameiſen aus zur Jagd. Durch die Eigenart der künſtlich hergeſtellten ört⸗ lichen Bedingungen ergab ſich hierbei zufällig, daß das Spitzentier einen Kreis lief und dabei auf das letzte Glied der Heeresſäule ſtieß. Schnell war der Ring geſchloſſen und damit alle Ameiſen gefangen. Nun liefen ſie mit der üblichen Eilfertigkeit hintereinander her im Kreiſe herum, ſtundenlang, tagelang, bis nach zwei Tagen der Zufall den Bann an einer Stelle durchbrach und ſo die Tiere befreite. Aehnlich gelang es Fabre, eine Kette des Pro⸗ zeſſionsſpinners zu einem Kreis zu ſchließen; dieſe aber mußten eine Woche lang laufen(die kalten Nächte beding⸗ ten Ruhepauſen), bis am achten Tag den völlig ermatte⸗ ten, ausgehungerten Tieren ein Zufall zu Hilfe kam. Dieſe Grabweſpen, dieſe Ameiſen und Schmetterlings⸗ raupen, die nicht imſtande ſind, der ſeltſam unglücklichen Lage zu entrinnen, zeigen ſo recht das Zwangsläufige ei⸗ ner„Inſtinktmelodie“. Bei der Grabweſpe kann durch Anſchlagen eines früheren Taktes die Melodie unterbro⸗ chen und das Tier zu Wiederholungen gezwungen werden, aber die Weſpe vermag nicht, auf Grund von Erfahrun⸗ gen Takte zu ſtreichen, auch wenn ſie darüber zugrunde ginge. Der Automat ſpringt zurück, gleichgültig, ob Er⸗ 1 vorhanden ſind, die ſich dagegenſtemmen oder nicht. Dieſer Vergleich mit der Melodie ſchiebt uns eine be⸗ deutſame Frage zu: Vermag die Grabweſpe den Inſtinkt nicht zu ändern, weil dieſe Aufgabe für ſie zu ſchwierig iſt— ähnlich der Aufgabe, aus einer Melodie einen Takt auszulaſſen— oder weil ſie die Aufgabe nicht erfaſſen kann? Dabei laſſen wir vollſtändig bei Seite die Frage, ob die Grabweſpe, falls ſie zwangsläufig handelt, ihr ei⸗ genes Tun mitzuerleben vermag. Was entſchieden werden ſoll, iſt ſomit dies: Iſt ſie— wir können hierbei auch an die Ameiſe denken, die zwei Tage lang beſtändig an ihrem Neſt vorbeirennen muß, nur weil ihr Vordermann das gleiche tut— iſt ein ſolches Tier ein beſchränkter Schau⸗ ſpieler, der ſich an ſeiner Rolle feſtgebunden fühlt und nicht Mut und Intelligenz genug beſitzt, dieſe den beſonderen Umſtänden anzupaſſen, oder iſt es eine Puppe, die in ihr Tun nicht ſinnvoll einzugreifen vermag, weil ſie ihrem Rä⸗ derwerk folgen muß? Iſt es nur zu dumm. um nicht ein⸗ zuſehen, daß dieſe Höhle verſorgt iſt und ſomit für die außenliegende Raupe an anderer Stelle eine Höhle zu graben iſt, oder muß es ſeinem Inſtinkt zwangsläufig fol⸗ den. aleichgültia, ob es ſein Tun ſelbſt für unſinnig hält, oder db es dies ohne Kritik und Kritikmöglichkeit päſſiv erlebt? Alles ſpricht für eine zweite Deutung. Die Weſpe muß ſo handeln, ſo zwingend, wie die Pflanze ſich nach dem Licht kehren muß. Es liegt nicht daran, daß die Grab⸗ weſpe zu beſchränkt iſt, um, ihren eigenen Inſtinktablauf beobachtend, eine ſinngemäße Aenderung vorzunehmen. Sie iſt nicht dumm und nicht klug, ſie iſt Sklavin ihres In⸗ ſtinktes. Dieſer läßt ſie Wunderbares vollbringen. Unter ungewöhnlichen Umſtänden läßt er uns das Inſekt aber auch, ſofern es Inſtinktmäßiges zu tun hat, als entſeelten Automaten erkennen. Manche Grabweſpen⸗Arten ziehen ihre Beutetiere(Heu⸗ ſchrecken) ſtets an den Fühlern in die Höhle; niemals faf⸗ fen ſie an den Beinen an, obſchon dieſe Handhabe ebenſo bequem wäre. Schneidet man einem ſolchen Beutetier die Fühler ab, ſo iſt die Grabweſpe ratlos. Derartige Heu⸗ ſchrecken⸗ Exemplare ſind in ihrem Inſtinkt nicht vorgeſehen. Mögen die Beine noch ſo fühlerähnlich ausſehen, ſie weiß mit einer ſolchen Beute nichts anzufangen. Es iſt, wie wenn eine Verbotstafel angebracht wäre: Anfaſſen der Beine verboten. 456 1 8 3 Ein Elefant kommt zur Welt Das freudige Ereignis im Tierpark Hellabrunn bei München. Es war den meiſten Münchnern kein Geheimnis mehr, daß man in den Elefantenſtallungen im Tierpark Hellabrunn freudigen Ereigniſſen entgegenſieht, und in Hellabrunn drau⸗ ßen hat man in den letzten Wochen manche unruhige Nacht ugebracht. Nach dem Benehmen der Elefanten ſchien es näm⸗ lich einige Male ſchon„ſo weit“ zu ſein. In der Nacht zum 31. Dezember wurde nun das erwartete Elefantenkind ge⸗ boren. Es iſt der zweite Elefant, der in Hellabrunn zur Welt kam. Der erſte, Waſtl, iſt inzwiſchen zweieinhalb Jahre geworden. Was die Geburt des neuen Elefantenſprößlings beſonders intereſſant macht, iſt die Tatſache, daß jetzt zum erſten Male eine Elefantengeburt von Anfang bis Ende genau beobachtet werden konnte. Die Geburt ging glatt und ver⸗ hältnismäßig ſchnell vor ſich. Die Mutter brachte das Junge in ſitzender Stellung zur Welt. Der kleine Elefant iſt ein Weibchen. Er iſt ſtark behaart wie ein Mammut, am Rücken ſchwarz, am Bauch und an den Beinen weißlich. Entzückend ift das kleine roſige Rüſſelchen, mit dem er ſchon lebhaft ſeine Umgebung abtaſtet. Das Gewicht des ſehr kräftigen Elefantenkalbes iſt 160 Pfund, während Waſtl nach ſeiner Geburt knapp 100 Pfund wog. An den Schultern hat das Neugeborene eine Höhe von 95 Zentimetern; bei Waſtl be⸗ trug ſie 80 Zentimeter. Die Vorbereitungen für das freudige Ereignis waren in⸗ Hellabrunn ſchon wochenlang getroffen. Die drei afrikaniſchen Elefanten wurden bereits im Herbſt auf der anderen Seite des Hauſes einquartiert; ſie mußten die bisherige Stallung räumen, da dieſe in eine freundliche Wochenſtube umgewan⸗ delt wurde. In dieſe konnte die werdende Mutter aber nicht ſchon früher verbracht werden, da ſie die Entfernung von dem gewohnten Platz neben ihrer Freundin Lelabati nur nervös gemacht hätte. So erfolgte die Geburt des Kleinen mitten zwiſchen den anderen Elefanten. Das ging natürlich kicht ohne Aufregung ab. Lelabati glaubte ihre Freundin Mini durch das neue Weſen, das da auf einmal zwiſchen ſie getreten war, bedroht. Sie mußte in Schach gehalten wer⸗ den, damit ſie ihre Abſicht, das Baby tätlich anzugreifen, nicht ausführen konnte. Ein ohrenbetäubendes Trompeten und Gebrüll aller Dickhäuter ließ die große Glaskuppel er⸗ dröhnen. Nachdem ſich die erſte Aufregung unter den Ele⸗ fanten im Geburtshaus wieder gelegt hatte, wurden dann Mutter und Kind in das eigens hergerichtete Abteil ver⸗ bracht. Nun wird es wohl nicht lange dauern, bis ſich die Elefantenherde an den Zuwachs gewöhnt hat. Einen Namen hat das kleine Elefantenfräulein bis jetzt noch nicht. Es ſoll ihn durch die Münchner Bevölkerung erhalten. Ein Preis⸗ ausſchreiben ſoll ihr Gelegenheit geben, ihrer Freude an dem freudigen Ereignis Ausdruck zu verleihen und ſich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie dieſes Münchener Kindl heißen ſoll. . ä Verſammlungs-Kalender. NSDAP. Heute Dienstag abend 8 Uhr treten ſämtliche Formationen der SA., SS., SS.⸗Reiter, DAF., NS.⸗ Frauenſchaft, HJ., BdM. und Jungvolk, ſowie ſämtl. Vereine geſchloſſen mit Fahnen an den Planken zum Umzug durch verſchiedene Straßen Seckenheims mit anſchl. Saarkundgebung an. Die Bevölkerung wird gebeten, die Häuſer zu beflaggen und an der Kund⸗ gebung teilzunehmen. Tv. 98. Unſere Mitglieder treffen ſich heute abend 7.30 Uhr in der Turnhalle zum Umzug und der Kundgebung. Vollzähliges Erſcheinen wird erwartet. 1 0 in verschied. g N 6 1 6 i Ausführungen f inne eee u. Preis age n sowie Scho nerdecken empfiehlt Frau W. Schmitthäuser WW. Oberkircherstr 13 Reparaturen werden ebenfalls ausgeführt. Soeben erſchienen: Bauerntum eee vor den Toren der Großſtadt Ainemnunumuummummummmummunumumuuneumeueeeeennunueen Von Dr. Karl Kollnig. Eine neue Heimatſchrift über das Seckenheimer Bauerntum in Geſchichte und Gegenwart, in ſeiner Sprache, in Sitte, Brauch und Volksüberlieferung. 60 Seiten mit 6 Bildtafeln Preis: 1.50 Mk. Zu beziehen durch den Verlag„Neckar-Bote“. mmm ene