der 3 bKereß — ö te“ ſagte ſte ſpoſtiſch. r hatte zu kurze B auin anbandeln 2. Blatt zu Wr. 13 Die Kyffhäuſer⸗Kameradſchaſtsarbeit Der größte Soldatenbund der Welt. Der„Kyffhäuſer“, das Bundesblatt des Reichskriegerbundes Kyffhäuſer gibt unter dem Wahl⸗ pruch:„Feſtſtehen immer— ſtillſtehen nimmer“ eine lleberſicht über ſeine Kameradſchaftsarbeit, der wir Nach⸗ ſtehendes entnehmen: Von den mehr als 3 Millionen ehemaliger Soldaten im Kyffhäuſerbund ſtanden 70 Prozent an allen Fronten des Weltkriegs und ſeitdem dem Frontſol⸗ datengeiſt wieder Heimatrecht im deutſchen Vaterlande ge⸗ err worden iſt, hat ſich dieſer, auch in den Jahren der Deutſchen erriſſenheit in den Reihen des Kyffhäuſerbundes gläubig hochgehaltene Geiſt dort aufs neue und das beſte bewährt. Die im Kyffhäuſerbund einbeſchloſſene„Deutſche Kriegswohlfahrtsgemeinſchaft“, die ſeit der Inflation zu Unterſtützungszwecken rund 4,5 Millionen Mark verausgabte, hat ſich auch im vergangenen Jahr latkräftig hilfsbedürftiger Kameraden und ſonſtiger Volks⸗ genoſſen angenommen und namentlich auch in beſonderen Notfällen, wie z. B. bei Kataſtrophen, Schadenfällen in beſtimmten Gebieten u. dergl., durch beſchleunigte Bereit⸗ ſtellung reichlicher Mittel raſche Hilfe gebracht. In fünf Kyffhäuſer Waiſenhäuſern wer⸗ den Soldatenwaiſen zu lebenstüchtigen Menſchen erzogen und für ſonſtige erholungsbedürftige Schulkinder, ins⸗ beſondere auch aus dem Saarland. wurden im letzten Sommer auf Koſten des Bundes 9840 Verpflegungs⸗ tage in dieſen Waiſenhäuſern und in privaten Erholungs⸗ heimen gewährt. Zum Zweck der Hitlerſpende wurden im letzten und vorletzten Jahr je 25 000 Freiplätze für erholungs⸗ bedürftige SA⸗Männer zur Verfügung geſtellt, auch gelang es dem Kyffhäuſerbund mit Hilfe ſeiner Unterverbände dem Winterhilfswerk 1933⸗34 die Summe don 350000 Mark zuzuführen. Die Winterhilfe 1934235 hat die Bundesleitung mit einer zweimaligen, gur von ihr ſelbſt ſtammenden Spende von je 5000 Mark eröffnet. Neben ſeiner Kriegerhilfe, welche wirtſchaftliche und geſundheitliche Fürſorge für hilfsbedürftige ehemalige Soldaten umfaßt, und bei welcher die Tuberkuloſe⸗Fürſorge beſonders zu nennen iſt, ſorgt der Kyffhäuſerbund auch dafür, daß die Altveteranen aus den Einigungskrie⸗ ben nicht vergeſſen werden. Vierhundert Altveteranen fan⸗ en im letzten Jahr im Oſtſeebad Heringsdorf koſtenlos für eine Woche Aufnahme und wurden am Sedanstag von Generalfeldmarſchall von Mackenſen herzlichſt begrüßt. Sechzehn Kyffhäuſer⸗Erholungsheime in allen deutſchen Gauen gewähren abgearbeiteten und wirt⸗ ſchaftlich ſchwachen Kameraden, teils ganz koſtenlos, teils gegen geringe Entſchädigung, die Möglichkeit, zum Lebens⸗ kampf wieder neue Kräfte zu ſammeln und die hohe Be⸗ legungsziffer beweiſt, wie wohltätig dieſe Heime wirken. Neben ſeiner wirtſchaftlichen und geſundheitlichen Für⸗ ſorge hat der Kyffhäuſerbund aber auch die Pflege des Idealismus in ſeinem waffenloſen Heer nicht ver⸗ nachläſſigt. Auf dem höchſten Punkt des unweit vom Harz gelegenen Kyffhäuſer⸗Bergzugs ſteht zur Erinnerung an die Einigungskriege ſeit 39 Jahren das monumentale Kyffhäuſerdenkmal, das unlänaſt der Führer und Reichskanzler eingehend beſichtigte. Mit beſonderem In⸗ tereſſe betrachtete er dabei die weihevolle Ehrenhalle, welche im vergangenen Sommer im Inneren des Males vollendet wurde als würdige Erinnerungsſtätte für die ge⸗ fallenen Kameraden des Weltkriegs und der Freikorps, ſo⸗ wie für die Kämpfer um unter neues Deutſches Reich. eimal- wir liehen bich! Roman aus den. 1 und Wald 12 7. Kapitel. Dr. Golder, der ſonſt ſo Schlagfertige, wußte nicht, was er ſagen ſollte, da er nun in Giſas Mercedes neben ihr ſaß, während der Chauffeur im blauledernen Dreß den Achtzylinder geſchickt durch den Straßenverkehr ſteuerte. Er nagte an der Unterlippe und putzte in einer beäng⸗ ſtigend eifrigen Weiſe ſein Monokel. GEiſela Schuchert hatte ein hübſches ironiſches Lächeln im Geſicht. Mit dieſem Lächeln plauderte ſie eine Weile von den„entzückenden Modellen“ und daß es ſehr vernünf⸗ tig geweſen wäre, heute einmal dieſe Madame Lacroix beſucht zu haben. Aber mit einemmal tat ſie erſchrocken. „Ach ſo— dein Billet! Jetzt bin ich doch wirklich neu⸗ gierig, was du dem kleinen Mannequin Intereſſantes mit⸗ teflen wollteſt—“ a „Aber, Giſa—“ i Sie neſtelte ſchon in ihrem Täſchchen und holte die zer⸗ tiſſene Karte vor. „Die Kleine war leider kratzbürſtiger, als du dir dach⸗ teſt, wie?“ „Eiſa— ein harmloſer Scherz— ich bitte dich“ „Natürlich— ſonſt würde mich die Sache ja auch nicht 17578 amüſieren, mein Lieber. Alſo— wollen mal ehen.“ men Golders ſtanden, ſo daß ſich folgendes ergab: „Dr. Werner Golder— bittet Sie, ſchönſtes Manne⸗ guin, morgen abend um neun Uhr im Edenhotel mit m ſpeiſen zu wollen. warten.“ „Ei, ei,“ lachte Giſela,„ſo alſo wird's gemacht? In⸗ tereſſant. Na— die Kleine hat ja nun 550 keinen Sinn für das Edenhotel gehabt.“ Sie zerriß die Karte noch einigemal und ließ die Stück⸗. chen 855 Fenſter hinausflattern. „Da fliegt der mißglückte Seitenſprung, in „Nun hör' ſchon auf, Giſa. Eine kleine Anüberlegtheit — nichts weiter, Mein Gott— ſo was kommt mal vor.“ Sie drehte ihm ihr Geſicht voll zu. „Weiß ich, mein Teurer. Aber ich fi dumm von dir. in meiner Gegenwart n 5 einem Manne⸗ zu wollen. Nebenbe 5 ich ge⸗ ſiehſt du?“ Sie las die Zeilen auf der Karte, die unter dem Na⸗ Er wird Sie in der Halle er⸗ nde es reichlich 5 t leichtfertige At Seit der nationalen Erhebung ſind dem Kyffhäuſerbund rund 700 000 neue Kameraden hinzugetreten und mit ſeinen 32 507 Kriegervereinen kann er als größter Soldatenbund der Welt bezeichnet werden. In lebendigem Fortſchritt verbindet er die ſeeliſchen Werte der Frontgeneration mit dem weltanſchaulichen neuen Geiſtes⸗ gut unſerer Zeit. Naſſe und Weltanſchauung Die liberaliſtiſche Wiſſenſchaft der Aufklärungszeit, die vor der Zeit unſerer Tage liegt, nannte ſich eine voraus⸗ ſetzungsloſe Wiſſenſchaft. Anhänger dieſer Richtung leben unter uns und lehren teilweiſe auch noch heute ihre Grund⸗ ſätze. Dieſe Wiſſenſchaft ſetzte ihren Stolz darein, ohne welt⸗ anſchauliche Vorausſetzungen und Wertmaßſtäbe, rein er⸗ kennend die Tatſachen zu beſchreiben und zu erklären und führte in eine mit dem Leben kaum mehr im Zuſammen⸗ hang ſtehende unwirkliche Ferne. Seltſamerweiſe wandte ſie ſich aber in einer ſtark gefühlsbetonten Erregung gegen einen boftimmien Hamyſor unbeszmoffelharer Tatſachen, die ſich nicht nur aus dem Gebiete ihres Intereſſes ausſchtoß, ſondern geradezu zu leugnen ſuchte. Es waren dieſes dieſenigen Tatſachen, die ſich auf Naturunterſchiede der Menſchen bezogen. Während es eine verbreitete und ſorgfältig gepflegte Wiſſenſchaft der T und Pflanzenzüchtung gab, die ſich auf eingehende Er⸗ forſchung der Raſſe⸗ und Artverſchiedenheit in der Tier⸗ und Pflanzenwelt gründete, ſuchte man eben dieſe Raſſen⸗ und Artverſchiedenheit bei den Menſchen entweder zu leugnen oder für unerheblich zu erklären. Gerade dieſe faſt fanatiſche, durchaus kämpferiſche Art der Ablehnung der 1 ichen Raſſenleb ce durch die Auf⸗ klärungswiſſenſchaft zu dem Schluß, daß hier be⸗ ſtimmte willenmäßige Vorausſetzungen der ſcheinbar vor⸗ ausſetzungsloſen Aufklärungswiſſenſchaft verborgen lagen und durch das Aufkommen der Raſſenlehre zu Tage geför⸗ dert wurden. Dieſe Vorausſetzungen beſtanden vor allem in der Meinung von der grundſätzlichen Gleichheit aller Menſchen. Dieſe Gleichheit war zwar nicht durch die Natur gegeben; ſie wurde aber von Seiten der Aufklärung als ein Ideal und Zielbild aufgeſtellt. Wenn es ſchon keine Gleichheit durch Natur war, ſo ſollte es doch eine Gleichheit durch Vernunft geben. Wie die Denkgeſetze für alle Denkende gleich ſind, ſo ſollte in dem Maße, in dem man die Menſchen aus fühlenden und wollenden Weſen zu bloß denkenden und aufgeklärten Weſen machte, dasjenige Element, das für ſie alle gleich war, das herrſchende werden. Eine Menſchheit von ausſchließlich mit blutleerem Wiſſen vollgepfropften Weſen würde, wenn ſie möglich wäre, das Idealbild der Aufklärungszeit verwirklichen und damit der weltanſchaulichen Vorausſetzung der vorausſetzungsloſen Wiſſenſchaft entſprechen. Die Raſſenlehre hat, indem ſie die unlösbare Verbindung von Blut und Geiſt, von Raſſe und Seele aufzeigte, die Lehre von der Gleichheit, das eigent⸗ liche Fundament der Aufklärungswiſſenſchaft erſchüttert und umgeſtürzt. Es iſt infolgedeſſen verſtändlich, daß ge⸗ rade ſie zum Mittelpunkt des Kampfes der liberalen und nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung werden mußte. 2 Mannheimer Schlachtoiehmarkt vom 15. Januar: Auf⸗ trieb: 133 Ochſen, 79 Bullen, 181 Kühe, 262 Färſen, 764 Kälber, 64 Schafe, 2091 Schweine, 2 Ziegen. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen 36 bis 38, 32 bis 35, 27 bis 31; Bullen 36 bis 37, 31 bis 35, 27 bis 30; Kühe 32, 26 bis 30, 20 bis 25, 14 bis 19; Färſen 37 bis 40, 32 bis 36, 28 bis 31; Kälber 45 bis 50, 38 bis 44, 31 bis 37, 22 bis 30; Schafe nicht notiert; Schweine 50 bis 53. 48 bis 53. 47 bis 53 und a) 46 bis 50.— Mittwoch, 16. qan. 1935 2 3 Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ Nummern: 6 Bauernfunk, Wetter; 6.10 Choral, Morgenſpruch; 6.15 Gymnaſtik J; 6.30 Zeit, Wetter, Frühmeldungen; 6.45 Gym⸗ naſtik II; 7 Frühkonzert; 8.15 Gymnaſtik für die Frau; 8.30 Wetter, Waſſerſtandsmeldungen; 10 Nachrichten; 11.15 Funkwerbungskonzert; 11.45 Wetter, Bauernfunk; 12 Mit⸗ tagskonzert I; 13 Zeit, Saardienſt; 13.05 Nachrichten, Wet⸗ ter; 13.15 Mittagskonzert II; 16 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22 Zeit, Nach⸗ richten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Donnerstag, 17. Januar: 10.15 Volksliederſingen; 10.45 Muſizierſtunde; 14.15 Sendepauſe; 15.30 Frauenſtunde; 18 Spaniſch; 18.15 Kurzgeſpräch; 18.30 Bunte Volksmuſik; 19 Beethovenkonzert; 20.15 Kunſt— Sport— Kämpfe; 21.45 Kurzſchriftfunk der DA F.; 22.30 Tanzmuſik. Freitag, 18. Januar: 10.15 Trutz, blanke Hans, Hör⸗ ſpiel; 10.45 Zwei Lieder; 11 Altitalieniſche Orgelmuſik; 14.15 Sendepauſe; 15.15 Kinderſtunde; 18 Sächſiſche Hitler⸗ jugend muſiziert; 18.30 Einmal links— einmal rechts, Tanz⸗ muſik; 19 Anterhaltungskonzert; 20.15 Stunde der Nation; 21 Bruder Veit, von alter Landsknechtsart und Weiſe; 22.15 Warum Länderſpiel Deutſchland— Schweiz?; Dreigeſpräch; 22.30 Nachtmuſik. Samstag, 19. Januar: 10.15 Wir bauen eine Burg, Hörſpiel; 10.45 Brahmskonzert; 11 Liederſtunde; 14.15 Jung und verliebt, bunte Stunde; 15 Die Hitlerjugend, eine Sen⸗ dung um das Buch Baldur von Schirachs; 18 Tonbericht der Woche; 18.30 Klingende Viſitenkarte: Seine Hoheit, Prinz Karneval.... 19 Aus unſerem Schallplattenkoffer; 20.20 Bunter Abend; 22.30 Tanzmuſik. Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Bauernfunk; 6.15 Gymnaſtik J, 6.30 Gymnaſtik II; 6.45 Zeit, Nachrichten: 6.50 Wetterbericht; 6.55 Morgenſpruch; Choral; 7 Frühkonzert; 8.10 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter; 8.15 Gymnaſtik; 10 Nachrichten; 10.15 Schulfunk; 11 Werbe⸗ konzert, 11.30 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wet⸗ ter; 11.45 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert 1; 13 Zeit, Saardienſt, Nachrichten; 13.10 Lokale Nachrichten; 13.15 Mittagskonzert II; 14.15 Zeit, Nachrichten; 14.30 Wirt⸗ ſchaftsbericht, 14.45 Zeit, Wirtſchaftsmeldungen; 14.55 Wet⸗ 55 5 e 18.45 Wetter, Wirtſchafts⸗ meldungen, Programmänderungen, Zeit; 20 Zeit, Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation: 22 Seit Nach e Donnerstag, 17. Januar: 10.15 Schulfunk; 10.45 Pral⸗ tiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Kinderſtunde: 18 Deutſche Geſpräche; 18.20 Neue deutſche Dichtung; 18.35 Katechismus für Sprachſünder; 18.50 Unterhaltungskonzert; 19.45 Tagesſpiegel; 20.10 Konzert; 21.30 Das Haus zum Schwan, Erinnerungen an einen großen Frieden; 22.30 Volksmuſik; 23 Tanzmuſik. Freitag, 18. Februar: 10.15 Schulfunk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.50 Die Königstochter von Hegelingenland; 15.30 Für die Frau; 18 Jugendfunt; 18.15 Der Rundfunk verbindet die Welt, Bericht; 18.50 Unter⸗ haltungskonzert; 19.45 Das Leben ſpricht; 20.15 Stunde der Nation; 21 AUnterhaltungskonzert, 22.15 Zeitgenöſſiſche Lieder; 22.40 Sportvorſchau; 23 Der junge Hölderlin in Frankfurt, Funkfolge. Samstag, 19. Januar: 9.15 Konzert; 14.30 Quer durch die Wirtſchaft; 15.15 Jugendſtunde; 18 Stimme der Grenze; 18.20 Stegreifſendung; 18.35 Wir ſchalten ein, das Mikro⸗ phon unterwegs; 18.50 Bunte Stunde; 19.45 Tagesſpiegel; 20.15 Die luſtigen Weiber von Windſor, komiſche Oper von Shakeſpeare; 21.30 Eiskunſtlauf, Funkbericht von den Mei⸗ ſterſchaften in Garmiſch⸗Partenkirchen; 22.30 Tanzmuſik. ſchmacklos. Na— über den Geſchmack laßt ſich nicht ſtrei⸗ ten. Andermal wirſt du beſtimmt vorſichtiger ſein.“ Ihr Lächeln erloſch.. 5 Dr. Golder ergriff raſch ihre Hand und zog ſie an die Lippen. 5 „Eine kleine Dummheit, Giſa, verzeih „Die Sache hat ſich ja von ſelbſt erledigt,“ ſagte ſie iro⸗ niſch.„Reden wir nicht mehr davon, vorausgeſetzt, daß dir ein Mannequin nicht ernſtlich lieber iſt als ich In die⸗ ſem Falle natürlich will ich dir kein Hindernis ſein.“ Dr. Golder lachte etwas krampfhaft auf. „Aber, bitte— nun iſt es genug, Giſa. Strafe. Ich liebe dich.“ „Wirklich?“ Giſela Schuchert lächelte ſchon wieder und in den hüb⸗ ſchen, koketten Mundwinkeln hockte wieder der Spott. Er küßte ihre Hand von neuem. Sie lächelte über ſei⸗ nen Kopf hinweg. Aber ſie ſah im Geiſte ein anderes Ge⸗ 5 vor ſich, männlich ſtreng in den Linien, ſelbſtbewußt. ühn. Sie wußte längſt, wie jener hieß: Dr. Jonny Brink⸗ mann, ehemaliger Angeſtellter der Schuchertwerke Golder hatte es ihr geſagt. Und aus Wut über ſeine Entlaſſung hätte er damals jene„kindiſche, abfällige Bemerkung“ ge⸗ macht, auf die man„als gebildeter Menſch natürlich nicht eingehen könnte“. Giſela hatte nicht näher gefragt, aber ſie hatte ihre gage Gedanken. Es lag ihr zwar auf der Zunge, zu agen: a „Nun— ich als Mann und Akademiker ließe eine ſolche Beleidigung nicht auf mir ſitzen.“ Aber ſie unterdrückte es. Ihre Freundinnen hatten ja Gott ſei Dank damals nichts Genaues gehört, der Dr. Brinkmann hatte ja nicht gebrüllt, ſondern leiſe und exakt, wenn auch eindringlich e Aber wer hatte da ſchon groß in der allgemeinen Aufregung hingehört. „Es iſt immerhin anerkennenswert, wenn du deine kleinen Abenteuer noch vor der Hochzeit erledigſt, Wer⸗ ner,“ ſagte ſie nun mit der gleichen Ironie wie vorher, „ſoweit ſie dir eben gelingen“. 104 Genug der Ja— ſie war von großzügiger und moderner Lebens⸗ auffaſſung, die ſchöne Giſelg Schuchert. Golder zündete ſich aufatmend eine Zigarette an. Er hatte die Peinlichkeit des Vorfalles bereits überwunden und er war im Innern durchaus entſchloſſen, dieſes Fräu⸗ lein Römer doch noch für ſich zu intereſſieren und eine ſüße kleine Liaiſon mit ihr anzuknüpfen. ſtand reizte ihn. Er war nicht gewöhnt, bei einem Liebes⸗ abenteuer den kürzeren 1 iehen. 5 5 Allerdings waren die Frauen, mit ie freien Stunde nach und verſta beſtellten Brie Gerade ihr Wider⸗ ftaſche zu profitieren. Und ſo ahnte er— wie die meiſten Lebemänner und Don Juans— nicht ein⸗ mal, daß er, der ſich als ſieggewohnter Triumphator über Frauenherzen vorkam, letzten Endes doch ein Eſel und Ge⸗ nasführter war! 8 Glückliche Dummheit! 5 FCC 0 * Madame Lacroix hatte inzwiſchen mit Aplomb die Tür zum Zimmer der Mannequins aufgeriſſen und ſtand wie 1 5 rächende, etwas aſthmatiſche und ſchnaufende Göt⸗ in da. „Fräulein Römer!“. Sie fuchtelte mit der langen, goldenen Zigarettenſpitze in der Hand umher und hatte allen pariſerſſchen Charm eingebüßt. Hella hatte eben das Modell„Elyſee“ abgeſtreift und ſtand in der hellſeidenen Kombination wie ein großes ſchlankes Mädel da. „Bitte, Madame?“ Sie drehte ſich gelaſſen um und ſah in das wütende Geſicht der Lacroix. Im Augenblick ſtraffte ſich ihre Ge⸗ ſtalt. Der Ton, in dem ſie angerufen wurde, paßte ihr keineswegs. „Sie— Sie haben ſich ja ganz raſant, ganz impoſſible benommen, mein Fräulein. Wie konnten Sie ſich unter⸗ ſtehen, den Herrn ſo zu provozieren? Wie? Wiſſen Sie, wer die Herrſchaften waren?“ 5 Madame rauſchte näher.. „Das intereſſiert mich nicht,“ antwortete ſie kühl.„Im e verſtehe ich auch nicht, was Sie ſo aufregt, Ma⸗ ame.“ Das ſagte ſie, obwohl ſie mit einem Schlage erriet, daß man die kleine fatale Szene im Verkaufsraum bemerkt haben mußte, was ihr durchaus nicht angenehm war. „Wie? Sie verſtehen ſehr gut, mein Fräulein. Sie wiſſen ſchon, was ich meine. Jawohl— die bewußte Karte! Sie ſind hier keine Filmdiva, meine Beſte, keine Prin⸗ zeſſin, die eine kleine, liebenswürdige, diskrete Einladung ud in dieſer unquakifizierbaren Art ablehnen darf. Sie ind 8 Hella ſtieg die Röte in die Wangen. Sie warf den Kopf 55 10 Nacken, ihre Augen blitzten und mit heller Stimme rief ſie aus: ö„„ „Nein, Madame, ich bin allerdings keine Filmdiva, aber ich bin die Tochter des Oberſten Römer, falls Sie das vergeſſen haben ſollten!“ 3 „O lala— hier ſind Sie m verſtanden? Hier haben Sie kein Recht, mir meine Kunden zu brüskieren nein! Es war eine Blamage— o mon dieu! Sie hatte die Karte zu behalten! Aber w hr eine Ahnu öſiſchem Takt! In Par i 0 Der Feierabend des jungen Dorfes Die agrarpolitiſche Arbeit der nationalſozialiſtiſchen Ju⸗ gend, die Betreuung von Landhelfern, die Einrichtung von Landdienſtgruppen, die Uebernahme der Trägerſchaften von Mädelumſchulungslagern, die Bearbeitung von Siedlungs⸗ fragen ſowie die Eingliederung der Artamanenbewegung in die Hitler-Jugend hat die Oeffentlichkeit im Laufe des vergangenen Jahres mit Intereſſe verfolgt. Spontan aus der Hitler⸗Jugend heraus iſt eine Form des Gemeinſchafts⸗ lebens der Landjugend entſtanden. Durch die Eingliederung der Landjugend in die Hitler⸗Jugend ſteht das junge Dorf heute in den Reihen der HJ., und ſo iſt aus dieſer Jugend heraus eine neue Form des Jugendlebens und der Jugend⸗ gemeinſchaft auf dem Lande entſtanden, die man kurz den „Feierabend des jungen Dorfes“ nennt. Man ſchaut nicht mehr auf den Rock und die Achſelklappen einzelner Orga⸗ niſationen, ſondern alles, was jung iſt, gleichgültig, ob in der Kitler⸗Jugend und im Bd M. oder in der SA. oder in der SS., findet ſich zu einem ſolchen Gemeinſchaftsabend, den die HJ. geſtaltet, zuſammen. Da, wo früher Bünde, Vereine und Organiſationen zuſammentraten, um getrennt von den anderen eigennützige Ziele zu verfolgen, wo früher der Schwoof“ des Dorfes veranſtaltet wurde, findet ſich heute deren Rock erſchieden iſt, die aber alle das gemeinſame Braun⸗ die junge Gemeinſchaft des Dorfes zuſammen, zwar hemd tragen. Mit dieſem Landjugendabend, der zu einem neuen Auf⸗ 1. biet des Sozialen Amtes der Reichsjugendführung 0 en iſt, hat ſich ein neuer Stil der Feierabendgeſtal⸗ tung ergeben. Tabak und Alkohol werden freiwil⸗ lig für einige Stunden aus dieſer Gemeinſchaft ver⸗ bannt. Die Abende ähneln den Heimabenden der HJ. Ge⸗ wöhnlich teilt ſich der Abend in einen ernſteren und einen heiteren Teil, wobei der ernſte Teil durch einen Schulungs⸗ vortrag eröffnet wird, den entweder ein Vertreter der Kreis⸗ bauernſchaft oder der Hitler-Jugend hält. Hierbei wird die Jugend des Dorfes in die bäuerlichen Aufgabengebiete, in die Bedeutung des Bauernſtandes für die deutſche Geſchichte und überhaupt in die„Welt des Reichsnährſtandes“ einge⸗ führt. Sodann werden Bauernſpiele, Schattenſpiele oder Volksſtücke aufgeführt, Kampflieder und alte Volkslieder ge⸗ ſungen. Die HJ. überraſcht dann durch irgendeine Erfri⸗ ſchung, die von den durch Spiel und Lied hungrig geworde⸗ nen Jungen und Mädel gern in Empfang genommen wird. Dieſe Befriedigung des Magens führt dann meiſtens in den heiteren Teil ein, in dem Volkstänze aufgeführt werden und uin welchem eine kleine Kapelle zum Tanz aufſpielt. Selbſtverſtändlich iſt, daß bei dieſen Abenden des jungen Gemeinſchaftslebens äußerſte Disziplin zu herrſchen hat. Nachdem man ſchon auf Alkohol und Tabak freiwillig ver⸗ zichtet hat, hat auch der übrige Abend im Zeichen dieſer freiwilligen Disziplin zu ſtehen. Meiſtens wird gegen 12 Uhr nachts der Landjugendabend beendet. BdM. rückt geſchloſſen ebenſo wie SA., SS., PO. und HJ. ab. Nur da, wo wirkliche Führer ihre Gemeinſchaft in der Hand haben, läßt ſich in Disziplin ein ſolcher Abend durchführen. Es wird die Aufgabe ſein, dieſe aus der bäuerlichen Jugend heraus entſtandene neue Feierabendgeſtaltung überall dort ſofort einzuführen, wo die Gewähr für eine 100prozentig erfolg⸗ reiche Durchführung beſteht. Das Soziale Amt der Reichs⸗ jugendführung iſt ſich dabei bewußt, daß es nicht darauf ankommt, neue Formen ſtändiſcher Gemeinſchaftsbildung dem Dorf aufzuzwingen, ſondern daß dieſer natürliche in der Jugend geformte Stil aufgenommen und gefördert wer⸗ den muß. Dieſe Aktion iſt nicht am Schreibtiſch der Groß⸗ ſtadt erklügelt worden, ſondern ſie iſt aus der jungen Genera⸗ tion gewachſen, und es wird die Aufgabe des Reichsnährſtan⸗ des und der Hitlerjügend ſein, dieſes neue Gemeinſchaftsleben von Dorf zu Dorf zu tragen und überall in den bäuerlichen Bezirken dafür zu ſorgen, daß der Unterſchied zwiſchen a 9 Eine lusfige Geschichte gus dem Mittelaſter ETZählt von H. RoessinK An einem Sommerabend des Jahres 1457, als Philipp der Gute, Herzog von Burgund und Herr der Niederlande, ſein Schloß im Haag verließ, um nach ſeiner Gewohnheit mit geringem Gefolge im Stadtwald zu luſtwandeln, ver⸗ nahm ſein Ohr zwiſchen dem Gezwitſcher der Vögel plötzlich ein langgezogenes durchdringendes Schnarchen. Er ging den Tönen nach und fand in einiger Entfernung den Ur⸗ heber neben einer Bank auf dem Boden liegen. Die Wucht des Baſſes bekundete abgrundtiefen Schlaf; es beſtand fer⸗ ner kein Zweifel, daß der Untertan zu tief ins Glas ge⸗ ſehen hatte. Schuſter Willem aus der Poten aſſe“, ſtellte einer der Ritter feſt, der ſich in den Kneipen der Stadt gut aus⸗ kannte. „Bringt ihn ins Schloß!“ gebot Philipp, der ein leut⸗ ſeliger Herr war, und ſich keine Gelegenheit zu einem luſti⸗ gen Streich entgehen ließ.„Zieht ihn aus und ſteckt ihn in mein Nachtgewand!“ Der ſchlafende Schuſter wurde ins Schloß getragen, ausgezogen, mit Wohlgerüchen beſprengt und zuletzt in das gräfliche Prunkbett gelegt, wo man ihn ſeinen Rauſch aus⸗ ſchlafen ließ. Am anderen Morgen verſammelte ſich der Hof im Schlafzimmer; auch Philipp befand ſich darunter, gekleidet wie ein Kammerherr. Er gab dem Marſchall von Bur⸗ gund einen Wink, und dieſer berührte nach damaligem Ze⸗ remoniell den noch ſchlafenden Pfeudofürſten an der Schul⸗ ter, ſchüttelte ihn und machte ihn darauf aufmerkſam, daß die Stunde gekommen ſei, zu welcher Seine Hoheit geweckt zu werden befohlen habe. Schuſter Willem rieb ſich die alkoholſchweren Augen und ſah ſich verblüfft um. Er begriff nicht, wo er war. Euer Hoheit... Voller Bewunderung betaſtete er die ſei⸗ denen Bettvorhänge, faßte ſich ans Kinn und beſtaunte die Schuhe und das Gewand, die ihm von ernſtblickenden Hof⸗ herren vorgehalten wurden. Er zögerte. „Aber erkennt Eure Hoheit uns“ denn nicht?“ Frau Iſabella, Philipps junge Gemahlin, ließ ſich an⸗ melden. Aber da wurde es Willem doch zu bunt. War er wach oder träumte er? Mein Gemahl“, ſagte Iſabella,„Ihr ſeid der Herzog von Burgund und wollt mich narren, daß Ihr mich nicht zu erkennen vorgebt.“ Langſam ſchlug der Spaß ein. Schuſter Willem mur⸗ melte etwas von ſeiner Frau, von Sommerſproſſen und Fäuſten, aber er fand ſich hinein in die Rolle und den Glauben, daß er der mächtige, ſohr edle Philipp, Herzog Jahre Belgien vor Frankre D 1 DDD 22 Landhelferin und Großbauernſohn, zwiſchen hauswirtſchaft⸗ lichem Dienſtperſonal und Dorfſchulmeiſtersſohn, zwiſchen Landarbeiterjungen und Bauerntochter verſchwindet. So überwindet dieſer Gemeinſchaftsabend des jungen Dorfes Klaſſen und Organiſationen, nur eines ſollen ſie alle ge⸗ meinſam haben: das Braunhemd und die Jugend! Das heutige Braſilien Das dem braſilianiſchen Arbeitsminiſterium unterſtellte „Departamento Nacional de Induſtria e Comercio“ hat vor kurzem ein Propaganda-Album herausgegeben, das in fünf Sprachen(deutſch, portugieſiſch, franzöſiſch italieniſch und engliſch) eine gedrängte Darſtellung des Landes, der Einzel⸗ ſtaaten und ihrer Lebensverhältniſſe gibt. Mit ſeinen bunten Tafeln der wichtigſten Wirtſchaftspflanzen des Landes, Bil⸗ dern aus Flora und Fauna, von Städten und Landſchaften, vor allem aber mit ſeinen überſichtlichen Wirtſchaftskarten der einzelnen Staaten iſt das Werk recht geeignet, eine Vor⸗ ſtellung vom heutigen Braſilien zu geben und mit manchem überlieferten Irrtum aufzuräumen. Freilich könnten den mit der braſilianiſchen Mentalität nicht vertrauten Leſer manche Sätze irreführen. Da leſen wir 3. B.:„In den Staa⸗ ten, die dem Aequator am nächſten liegen. und am heißeſten ſind, leben Italiener, Engländer, Deutſche, Spanier, Portu⸗ gieſen und Orientalen ſehr gut“, oder:„Der Menſch hat es hoch nicht erreicht, alle die Güter auszunutzen, die ihm die Natur ſo freigebig bietet, ohne eine weitere Anſtrengung von ihm zu fordern, als die Hand auszuſtrecken, um ſie in Emp⸗ fang zu nehmen“. Solche Sätze aber ſetzen, um richtig ver⸗ ſtanden zu werden, eine im Ausland, zumal in Europa, wohl höchſt ſeltene Vertrautheit mit den örtlichen natürlichen und klimatiſchen Verhältniſſen voraus. Recht aufſchlußreich iſt die in fünf Tabellen dargeſtellte ſtatiſtiſche Ueberſicht über den Außenhandel während der letzten fünf Jahre. Eine Tafel ſtellt die Ausfuhr mengen⸗ mäßig nach Warenklaſſen dar. Während von 1929 auf 1930 noch eine leichte Zunahme zu beobachten iſt, ſinkt die Ausfuhr in den Jahren 1931⸗32 ſtetig, um 1933 wieder etwas anzuſteigen. Die im Jahre 1929 mit 2 189 314 Tonnen angegebene Gütermenge iſt 1933 auf 1910 772 Tonnen zurückgegangen. Intereſſant iſt vor allem die Verteilung der Ausfuhr auf die einzelnen Länder In allen fünf Jahren ſtehen als Abnehmer die Vereinigten Staaten an der Spitze. Die Geſamtausfuhr iſt innerhalb des dargeſtellten Zeitraumes um 27 Prozent zurückgegangen, wenn man den Wert der Waren in braſilianiſchem Gelde zugrundelegt; in engliſche Währung umgerechnet beträgt der Rückgang infolge der anhaltenden Kursſenkung 62,3 Proz Auch der Umſchlag in den einzelnen Ausfuhrhäfen zeigt die gleiche Entwicklung. Doch während in den größeren Häfen durchweg ein ſtarker Rückgang zu verzeichnen iſt, hat ſich die Ausfuhr der Bundeshauptſtadt auf annähernd gleichem Stande erhalten. Weit an der Spitze ſteht nach wie vor Santos. Beim zuſammenfaſſenden Ueberblick der Einfuhr fällt auf, daß 1929 die Einfuhr aus amerikaniſchen Ländern die aus Europa um rund 50 Prozent übertrifft, 1933 dagegen der Unterſchied faſt ausgeglichen iſt, ſo daß alſo vom Rück⸗ gang der Einfuhr die amerikaniſchen Länder insgeſamt un⸗ gleich ſtärker betroffen wurden als die europäiſchen. Eine Zunahme der Einfuhr iſt vor allem aus Japan und Auſtra⸗ lien mit den polyneſiſchen Inſeln zu beobachten, von den europäiſchen Staaten nur aus einigen kleineren, unter denen ſich erfreulicherweiſe auch Danzig befindet. Der Menge nach iſt auch bei der Einfuhr USA. bei weitem führend. Die Reihenfolge der europäiſchen Länder jedoch iſt umgekehrt wie bei der Ausfuhr: Großbritannien, Deutſchland, Frankreich. In dem Vorſprung, den im letzten ich 8 ge Er begriff nicht, wo er war. Eure Hoheit.. „Aber erkennt Eure Hoheik uns denn nicht?“ von Burgund und Lothringen, Graf von Holland und See⸗ land wäre. Er ließ ſich mit großem Zeremoniell ankleiden, genoß mit tüchtigem Appetit ein ausgedehntes und reich⸗ haltiges Frühſtück, wobei die herzogliche Kapelle ſpielte, und ging darauf mit Gefolge zur Hofkapelle. Daran anſchließend riefen ihn zwei Hofräte, er möge, wie das Volk es Don⸗ nerstags gewohnt ſei, Gerichtshof abhalten. Nachdem den fingierten Klägern die erſten Urteile verkündet waren, meldete ſich ein junger Mann, der der künf⸗ tige Schwiegerſohn eines Schenkwirts aus der Potengaſſe zu ſein vorgab, aber in Wirklichkeit einer der Ritter aus dem Gefolge war. Sein Schwiegervater habe einen Stammgaſt, einen gewiſſen Willem Dirks, einen Schuhmacher, der zwar ſehr viel zu trinken aber wenig zu bezahlen pflege.„Kein Wunder“, fuhr der Kläger fort,„daß er ſein Handwerk ſchlecht verſteht, was mich aber ſchließlich nichts angeht. Mein Schwiegervater will jedoch, daß er die Schuld von elf vollen Gulden, bis zu welchem Betrage ſie ſchon aufgelau⸗ fen iſt, endlich bezahlt!“ Ueber Willems Geſicht zuckte es.„Ich werde nicht dul⸗ den“, ſagte er ernſt,„daß Ihr ſchlecht von dieſem braven Mann redet, der ſein Handwerk ſehr wohl verſteht und ein tüchtiger Schuſter iſt. Des weiteren kann ich billig anneh⸗ men, daß Euer Schwiegervater, wenn er elf Gulden ver⸗ langt, für nicht mehr als die Hälfte ausgeſchenkt hat. Die⸗ weilen ich aber heute eine freigebige Laune habe, werde ich ſelber die Schuld des wackeren Meiſters bezahlen, da ich nicht will, daß ſie ihn noch länger bedrücken ſoll.“ i Nach dem Mittageſſen bat ihn der Hof, für den dieſer Tag ein einziges großes Gaudium wurde, er möge ſich nun⸗ mehr im Kreiſe ſeiner Getreuen niederlaſſen und ſich mit ihnen des Weines ergötzen. Das ließ ſich Willem nie zwei⸗ des franzöſiſch⸗braſilianiſchen Handelskrieges zu erblicken. Beachtung verdient vor allem Argentinien, deſſen Einfuhr von 1930 ab mit Ausnahme des Jahres 1932(Revolution an dritter Stelle, gleich nach Großbritannien. Der Rück⸗ des Warenwertes in Milreis, in Pfund Sterling 73,3 Proz. Auch die Einfuhr der Einzelſtaaten hat ſich untereinander verſchoben. 1929 ſtand Santos an der Spitze, und es folgten Rio de Janeiro, Recife, Bahia und Porto Alegre; heute ver⸗ zeichnet Rio de Janeiro einen größeren Wareneingang als Santos, und Porto Alegre ſteht weit vor Bahia. 1— 2 1 Geprellte Spitzbuben Der„Meiſterknacker“ ſollte„dushelfen“. Von einem Heldenſtreich, den Charles A. Courtney ver⸗ übt hat, ſpricht ganz Neuyork Denn Charles A. Courtney iſt in Amerika eine als„Meiſterknacker“ ſehr bekannte Per⸗ ſönlichkeit, weil er der Mann iſt,„vor dem kein Schloß der Welt ein Geheimnis“ hat. Courtney ſteht im Dienſte der Behörden und wird in allen Fällen hinzugezogen, wo es gilt, widerſpenſtige Safes und Geldſchränke zu öffnen. Vor Jahren wurde er ſogar einmal der engliſchen Regierung ausgeliehen, für die er die von einem Taucher heraufge⸗ holten Safes der„Hampfhire“ öffnen mußte, die während des Weltkrieges mit Lord Kitchener an Bord unterging. Man hoffte, in den Safes des K euzers die Klärung des Geheim⸗ niſſes zu finden, das noch heute um den Tod des britiſchen Feldherrn ſchwebt. Das Ergebnis der damaligen Tätigkeit Courtneys iſt von der engliſchen Regierung übrigens nicht veröffentlicht worden. Bei dieſem Meiſter der Geheimſchlöſſer alſo erſchien neulich abends ein hocheleganter Herr im Smoking und trug ihm aufgeregt folgende Bitte vor:„Mr. Courtney, ich will heute abend mit meiner Frau ausgehen, aber ſie hat den Schlüſſel zu ihrem Treſor verlegt und kann deshalb nicht an ihren Schmuck heran. Ohne ihre Juwelen aber geht meine Frau nicht aus. Würden Sie wohl die Güte haben. uns aus dieſer Verlegenheit zu helfen?“ Courtney ſagte zu, ſteckte einige Inſtrumente zu ſich und fuhr mit dem Beſucher in deſſen elegantem Auto zu einer Villa, in der er zu ſeiner Verblüffung die Wohnung eines guten Bekannten, eines Bankdirektors, wiederfand. Er ließ ſich jedoch nichts anmerken und folgte ſeinem Auftraggeber und deſſen Chauffeur geduldig in die Villa, wo ſie im erſten Stock von einer jungen Dame im Geſellſchaftskleid mit dem Ausruf empfangen wurden:„Gott ſei Dank, daß Sie kom⸗ men. Herr Courtney. Ich wurde ſchon ungeduldig.“ Man führte Courtney zu dem ihm wohlbekannten Geld⸗ ſchrank. Er unterſuchte ihn einige Minuten zum Schein, um dann die Achſeln zu zucken. „Tut mir leid, meine verehrten Herrſchaften, hier kann ich ohne weiteres nichts machen. Dies iſt ein Buchſtaben⸗ ſchloß, und dafür habe ich die nötigen Inſtrumente leider ncht bei mir. Ich ſchlage vor, daß die Herren mich in meine Wohnung zurückbegleiten, um das Fehlende zu holen. In einer Viertelſtunde können wir dann wieder hier ſein!“ Nach langem Hin und Her ging man darauf ein. Man fuhr alſo in Eourtneys Wohnung zurück, wo dieſer die bei⸗ den Männer bat, einen Augenblick in ſeinem Arbeitszimmer zu warten. Hierauf warf er die Tür von außen zu, und zu ihrem unſäglichen Schrecken merkten die beiden Eingeſperr⸗ ien wie das Licht erloſch und das ganze Arbeitszimmer lang⸗ jam wie ein Fahrſtuhl— im Keller verſank. Auf das von Couriney mit der nächſten Polizeiwache vereinbarte Gefah⸗ renſignal war in drei Minuten das Ueberfallkommando zur Stelle und lud die verblüfften Banditen, ſeit Jahren geſuchte wann, iſt eine Auswirkung Gangſters und Einbrecher, höflichſt zu einer Spazierfahrt ins Unterſuchungsgefängnis ein ———— 2 mal ſagen, und ſo ſah man ihn ſchon um die frühe Nach⸗ mittagsſtunde im Ritterſaal ſeinem Hofſtaat zutrinken und die maſſiven Weinkannen heben und leeren. Es hub ein gewaltiges Zechen an, und am Abend lag Schuſter Willem, ſehr unzeremoniell vom Herzogsſtuhl her⸗ abgeſunken, auf dem ſchweren Teppich bei ſeiner ausgelau⸗ fenen Weinkanne, wieder ſchnarchte er wie am Tage vorher. „Zieht ihm ſeinen Plunder wieder an!“ gebot Philipp, und ſie hoben ihn auf und kleideten ihn um. „Jetzt hin damit, wo er herkam!“ Zwei Diener trugen ihn zum Schloß hinaus und legten ihn an der Stelle nieder, wo er geſtern gefunden wurde. Dies Erwachen war wirklich hart und bitter. Man fügt ſich gemächlich in ſein Glück, ſelbſt wenn es märchenhaft unwahrſcheinlich iſt; aber mit dem Mißgeſchick pflegt man zu hadern. Willem ſtand auf und ging mit brummendem Schädel nach Hauſe, wo ihn ſeine Frau mit den Sommer⸗ ſproſſen und Fäuſten keifend empfing und ihn fragte, wo wieder volle zwei Tage und Nächte geſteckt habe Er konnte nichts anders annehmen, als daß der Teufel die Hände im Spiele gehabt habe. Als er aber noch an demſelben Abend in ſeine Stamm⸗ kneipe kam, wurde er von dem Wirt mit beſonderen Kompli⸗ menten empfangen, und er vernahm, daß in der Tat ein herzoglicher Bote dageweſen ſei, der ſein ganzes Kerbholz beglichen und außerdem noch eine Rechnung über den dop⸗ pelten Betrag zu ſeinen Gunſten eröffnet habe. Er ſtaunte mit offenem Munde. Hatte er nun geträumt oder nicht? Wie er auch nachdachte, es wurde ihm nicht klar; aber er hielt ſich an die Tatſachen. Schnell gefaßt, gab er ſich in⸗ mitten ſeiner Zechgenoſſen herzogliche Würde, ſcharte ſie um ſich und ließ alles, was anweſend war, auf ſeine Ko⸗ ſten auf das Wohl des gu⸗ ten Landesher⸗ 5 11 ůq ren trinken. 6100ÿõ0K Im Stadt⸗ “, e hat e er ſi aus S e ee a Furcht vor ö nochmaligem Als er noch an demſelben Abend in bitteren Erwa⸗ ſeine Stammkneipe kam, wurde er von dem Wirt mit beſonderen Kom⸗ plimenten empfangen. von Sao Paulo) vor der deutſchen ſteht, im Geſamtbild alſo gang der Einfuhr von 1929 bis 1933 beträgt 38,7 Prozent e