in un cee eherne us doc ͤ dice Jun ing nog vor ne use ueg zv 4 ach uv e e n Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreist Die 22 mm breite mm⸗Zeile 3 Pfg. Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Wiederholungen tarifl. Rabatt. Preisliſte Rr. 2. Anzeigenſchluß 9 Uhr. T. A. XI. 34: 1200 ages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen Beilagen:„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(Vierſeitig), „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantw. für Schriftl u Anzeigen Gg. Härdle, M⸗Seckenheim Druck und Verlag: G. Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle). Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 35. Jahrgang Freitag, den 18. Januar 1935 Die Rückgliederung beſchloſſen. Rückgliederung am 1. März. Die ſelbſtverſtändliche Beſtätigung des Abſtimmungsergeb⸗ niſſes durch den Völkerbundsrat. Genf, 18. Januar. Im Laufe des Donnerstag hal der deutſche Konſul in Genf, Krauel, mit dem Präſidenken des Dreierkomitees verſchiedentlich Fühlung genommen und ihn über die An⸗ ſichten der deukſchen Regierung zu den von franzöſiſcher Seite aufgeworfenen Fragen unterrichtet. Die Verhandlungen, die den ganzen Donnerskag über dauerken, haben in der ſiebenten Abendſtunde zu einer Einigung geführt. die Saarfrage wurde noch am ſpäten Abend vom Kak im Sinne der Rückgliederung erledigt. Die Frage der Entmilitariſierung des Saargebietes wird vollkommen von der Behandlung der Saarfrage durch den Völkerbundsrat und von der Ent⸗ 1 des Rates getrennt. Sie wird in direkten deutſch⸗ anzöſiſchen Beſprechungen erledigt. Das Saargebiet wird genau ſo behandelt wie die übrige entmilitariſierte Zone des Rheinlandes. * Kurz nach 17 Uhr begann eine geheime Sitzung des Völkerbundsrates, die nach etwa 20 Minuten beendet war. Wie man erfährt, iſt dabei nichts über die Saar ge⸗ prochen worden. Anſchließend begann eine öffentliche Sit⸗ zung. Der Beſchluß ö Genf, 18. Januar Der Völkerbundsrat hat um 20.30 Uhr einſtimmig die ungeteilte Zuteilung des Saar⸗ gebietes an Deutſchland beſchloſſen und den Zeitpunkt der Rückgliederung auf den 1. März 1935 feſtgeſetzt. Der Berichterſtatter teilte dem Rat mit, daß die Ab⸗ ſtimmungskommiſſion den Völkerbundsrat über das Er⸗ gebnis der im Verſailler Vertrag vorgeſehenen Volksab⸗ ſtimmung im Saargebiet unterrichtet hat. Die Mitglieder des Dreierausſchuſſes hätten feſtgeſtellt, daß die Bevölke⸗ rung des Saargebietes in allen Abſtimmungsbezirken ſich mit Mehrheit für den Anſchluß an Deutſchland ausgeſpro⸗ chen habe. Der Völkerbundsrat müſſe nach dem Vertrage nunmehr über die Souveränität entſcheiden, unter die das Saargebiet unter Berückſichtigung des von der Bevölkerung ausgeſprochenen Wunſches geſtellt werden ſolle. Unter die⸗ ſen Umſtänden glaube der Dreierausſchuß, dem Völker⸗ bundsrat die nachfolgende Entſchließung vorſchla⸗ gen zu können: 3 1. Der Rat beſchließt die Vereinigung des ungeteilten Sdäargebietes mit Deutſchland ſo wie es im Arkikel 48 des Verfailler Vertrages feſtgelegt iſt unter den Be⸗ dingungen, die aus dieſem Verkrag hervorgehen und zugleich mit den beſonderen Verpflichtungen, die in Zuſammenhang mit der Volksabſtimmung eingegan⸗ gen worden ſind. 2. Der Rat ſetzt den 1. märz 1935 als Zeitpunkt der Wiedereinſetzung Deuiſchlands in die Regierungsrechte des Saargebietes feſt. 5 3. Der Rat beauftragt ſeinen Ausſchuß in Verbindung mit der deutſchen Regierung, der franzöſiſchen Regie rung und der Regierungskommiſſion des Saargebiets, die Beſtimmungen feſtzuſetzen, die im Hinblick auf den Wechſel der Regierung im Saargebiet erforderlich ſind, ebenſo wie die Ausführungsbeſtimmungen der obengenannten Verpflichtungen. In dem Fall daß dieſe Beſtimmungen nicht bis zum 15. Februar 1935 feſtgeſetzt werden können, wird der Dreierausſchuß dem Völkerbundsrat ſeine Vorſchläge unter⸗ breiten. Dieſer würde dann die notwendigen Entſcheidungen treffen, im Einklang mit Paragraph 35 e und 39 des An⸗ hanges zum Artikel 50 und der beſonderen Verpflichtungen, die von den beiden Regierungen aus Anlaß der Volks⸗ abſtimmung übernommen worden ſind. 5 Der Vorſitzende des Dreierausſchuſſes, Baron Aloiſt, ſprach der Abſtimmungskommiſſion ſowie der Regierungs⸗ kommiſſion den Dank des Völkerbundes für die von ihnen geleiſtete Arbeit aus. Insbeſondere dankte er Knox für e gehe e dern er das Saargebiet in der schwierigen Zeit des Abſtimungskampfes im Intereſſe der Aufrechkerhaltung dee Friedens verwaltet hahe. Erklärungen Lavals Der franzöſiſche Außenminiſter Laval ſchloß ſich dem Dank an die beiden Saarkommiſſionen an und gab ſodann eine wichtige Erklärung ab. Er führte aus: Die Abſtimmung hat ſtattgefunden. Das Vokum iſt klar und der darin ausgeſprochene Wille kakegoriſch. Das Saar⸗ volk hal ſein Schickſal frei gewählt. Der Völkerbundsrat muß die Rückgliederung der Saar an Deuiſchland be⸗ ſchließen. Indem Frankreich, wie ich erklärt hakte, die Volksabſtimmung im Voraus angenommen hak, hat es 1 Treue zu dem Grundſatz der Verkragseinhaltung be⸗ wieſen. Ehe die Vereinigung mit Deutſchland verwirklicht wer⸗ den kann, bleiben wichtige Fragen zu regeln. Der Völker⸗ bundsrat wird eine der heikelſten Miſſionen zu erfüllen haben, die ihm durch den Vertrag zugewieſen worden ſind, Aber die bisherigen Verhandlungen erleichtern den endgül⸗ tigen Abſchluß. Ich habe bereits dem Dreierausſchuß ge⸗ naue Vorſchläge in dieſer Hinſicht unterbreitet und die Vertreter der franzöſiſchen Regierung ſtehen ihm ſchon letzt zu ſeiner Verfügung. 5 15 Jahre hindurch iſt die Ordnung im Saargebiek auf- recht erhalten worden. die Volksabſtimmung iſt ohne ernſte Zwiſchenfälle verlaufen. Dieſes Ergebnis macht dem Völkerbund, der Kegierungskommiſſion und der Saarbe⸗ völkerung Ehre. Der Regierungschef des Deutſchen Reiches hat ſich an die Saarländer gewandt und hat ihnen geſagt, daß ihre Rückkehr zum deutſchen Vaterland mit keinem Makel be⸗ haftet ſein dürfe, und daß ſie die höchſte Diſziplin bewah⸗ ren müßten. Durch dieſe Sprache hat Reichskanzler Hitler, deſſen bin ich ſicher, ſeinen Willen ausſprechen wollen, daß alle Repreſſalien gegen diejenigen vermieden wer⸗ den, die von ihrer vertraglichen Meinungs⸗ und Abſtim⸗ mungsfreiheit Gebrauch gemacht haben. Die Endregelung darf keine Bitterkeit zurücklaſſen. Sie muß, das iſt die Hoffnung der Weltöffentlichkeit, in Würde erfolgen. Die Emigranten Aus Gründen der Menſchlichkeit hat Frankreich den Zutritt zu ſeinem Gebiet den aus dem Saargebiet kommen⸗ den Flüchtlingen, die ſich nach der Volksabſtimmung an ſeiner Grenze einfinden ſollten, nicht verſagt. Es muß aber volles Einverſtändnis darüber herrſchen, daß das Problem der Saarflüchtlinge, wenn es auftreten ſollte und in dem Maße, wie es auftreten ſollte, internationalen Cha⸗ rakter hat und behält. Seine Löſung wäre Aufgabe des Völkerbundes. Die franzöſiſche Regierung beabſich⸗ tigt ſchon heute, den Rat mit einer Denkſchrift über dieſen Punkt zu befaſſen. Die Arbeit am Frieden In dem er die Rückkehr zu Deutſchland begrüßte, hat Reichskanzler Hitler noch einmal ſeinen Friedenswillen be⸗ ront. Er hat erklärt, daß der Akt vom 13. Januar einen entſcheidenden Schritt auf dem Wege der Verſöhnung der Völker bedeute, und daß das Deutſche Reich keine territo⸗ riale Forderung gegenüber Frankreich habe. Ich nehme da⸗ von Kenntnis. Die Annäherung zwiſchen unſeren beiden Ländern iſt in der Tat eine der weſenklichen Vorausſetzungen der wirk⸗ ſamen Gewährleiſtung des Friedens in Europa. Frankreich iſt friedliebend und verfolgt kein ſelbſtſüchtiges Ziel. Es will der Würde, auf die ein großes Volk mit Recht bedacht ſein muß, nicht in der geringſten Weiſe Abbruch kun. Aber die Geſchichte lehrt Frankreich, daß es in Sicher⸗ heit leben muß. Die anderen Nationen haben dasſelbe Recht. Und um eines der Elemente dieſer Sicherheit zu ſuchen, darf keine Regierung zögern, ihren Teil am Abſchluß von Pakten zu übernehmen, die gerade den Zweck haben, jedem der unterzeichnenden Länder die unerläßlichen gegenſeitigen Bürgſchaften zuzuſichern. Erſt geſtern hat der franzöſiſche Botſchafter in Berlin der Reichsregierung eine Note über den Oſtpakt, über den wir die e fortſetzen, überreicht. Bald werden wir nach der konkreten Form ſuchen, die den römiſchen Abmachungen gegeben werden kann, damit ihre wohltuende Wirkung ſich auf alle intereſſierenden Länder erſtrecke. So faßt Frankreich ſeine Solidaritätspflicht auf und das Gefühl dieſer Pflicht iſt für ſeine Schritte beſtimmend. Der Friede iſt ein Werk der Ge⸗ duld, der Kühnheit und des Willens. Er wird von allen Völkern gefordert. Er iſt die Vorausſetzung, ohne die das Elend ſich in der Welt verſchärfen wird. Er ſchließt den na⸗ tionalen Stolz nicht aus. Frankreich iſt nach wie vor bereit, ſeine Verantwortung bei der zuverläſſigen Organiſterung 55 Es fordert alle zur Mitarbeit Au 2 85 1 2 1 141 1 1 5 Ich habe Wert darauf gelegt, dieſe Erklärung vor dem Völkerbundsrat abzugeben, denn im Rahmen der Genfer Inſtitution und in ſtrenger Uebereinſtimmung mit den ihr zugrunde liegenden Grundſätzen wird Frankreich das Werk des Friedens, dem es zugetan iſt, fortſetzen. Nr. 15 Nach Laval nahm der engliſche Großſiegelbewahrer Eden das Wort zu einer kurzen Erklärung. Dann ſprach noch der Sowjetvolkskommiſſar Litwinow. Es könne nun kein Zweifel mehr über die Nationalität der Saarbe⸗ völkerung ſein: Sie wolle deutſch bleiben mit allen damit verbundenen Folgen. Nach der Annahme der Entſchließung ſprach der türki⸗ ſche Außenminiſter Rüſchtü Aras als Präfident des Völkerbundsrates der Regierungskommiſſion ſeinen Dank für ihre im Intereſſe des Völkerbundes und des Friedens geleiſtete Arbeit aus. Amneſtie im Saargebiet In Erwiderung auf dieſe Dankesworte betonte Knox ſeine Zufriedenheit, mit dem Völkerbund und ſeinen ver⸗ ſchiedenen In ſo glücklich zuſammengearbeitet zu ha⸗ ben und hat den ölkerhundsrat um die Ermächtigung, weitgehende Amneſtiemaßnahhmen im Saargebiet zu kreffen und diejenigen Maßnahmen aufzuheben, die nur für die Abſtimmungszeit getroffen wurden. Dieſe Ermächtigung wurde der Regierungskommiſſion ohne Ausſprache erteilt und die Sitzung hierauf geſchloſſen, Die Zollgrenze beſteht weſter Die Nachricht von der Errichtung einer franzöſiſch⸗ſaar⸗ ländiſchen Zollgrenze hat vielfach zu der Auffaſſung ge⸗ führt, als ſei damit die deutſch⸗ſaarländiſche Zollgrenze automatiſch aufgehoben worden und der Warenverkehr über die ſaarländiſch⸗deutſche Grenze könne ohne Beach⸗ tung von Zollvorſchriften vonſtatten gehen. Dieſe Anſicht beruht auf einem Irrtum. Die Zollgrenze zwiſchen dem Saargebiek und dem deutſchen Mufterland beſteht vorläufig unveränderk wei⸗ ker, und die beſtehenden Zollvorſchriften ſind vorläufig noch nicht außer Kraft geſetzt. 9 4 5 81 7 Die Möbelwagen rollen Der Auszug der Sgar⸗Emigrantken.— Die„Führer“ gehen mit gutem Beiſpiel voran. Saarbrücken, 17. Januar. Durch die noch immer überreich beflaggten Straßen Saarbrückens rollen faſt unbemerkt Möbelwagen, meiſt franzöſiſcher Herkunft. Sie halten vor Häuſern in den ele⸗ ganteren Villenvierteln Saarbrückens. Emigranten aus Deutſchland, die hier von Deviſenſchmuggel und Hetzpropa⸗ ganda gegen Deutſchland lebten, Drahtzieher und Geldge⸗ ber der Status⸗quo⸗Propaganda ſuchen ſich unauffällig aus dem Staube zu machen. Sie haben einſehen müſſen, daß das Saargebiet ihnen nicht länger als Aſyl dienen kann. Nie⸗ mand nimmt ſonderlich Notiz von ihrem Auszug. Reges Leben herrſcht vor dem franzöſiſchen Konſulat. Dicht drängen ſich die Leute, um ein Einreiſeviſum nach Frankreich zu erhalten. Vor den einſtigen Hochburgen der Separatiſten, der„Arbeiterwohlfahrt“ und der„Neuen Saarpoſt“, hielten un der Nacht Möbelwagen der Firma Jager aus Forbach, die die Möbel über die Grenze ſchaf⸗ fen ſollen. Der Abtransport findet unter polizeilichem Schutz ſtatt. Verſchiedene Emigranten laſſen ſich von Freun⸗ den aus Nancy, Straßburg und Forbach mit franzöſiſchen Wagen abholen, um ſchneller und ungehinderter verduften zu können, da Frankreich begreiflicherweiſe auf Ueberflu⸗ tung durch Saargeſindel keinen Wert legt. Dichte Poſten von Grenzbeamten ſind überall an der franzöſiſchen Grenze aufgebaut. Nur mit den ſchwer erhältlichen Beſchei⸗ nigungen des franzöſiſchen Konſulats in Saarbrücken iſt die⸗ Einreiſe nach Frankreich möglich. Die„Prominenz“ iſt reſtlos verſchwunden. Matz Braun und Fritz Pfordt haben die Flucht er⸗ griffen. Sie ſchützen einſtweilen die Wahrnehmung ihrer Belange bei den gegenwärtigen Ratsverhandlungen in Genf vor. Ueberall jedoch ließen ſie durchblicken, daß ſie dem Saargebiet endgültig den Rücken gekehrt haben. Johan⸗ nes Hoffmann verſuchte, für ſeine Perſon polizeilichen Schutz zu erlangen. Als ihm dieſer abgelehnt wurde, zog er es bor, in Richtung Forbach auf⸗ und davonzugehen. Man konnte auch Herrn Heimburger an der franzöſiſchen Grenze ſehen, leider ohne Möbelwagen. Er traf ſich dort mit ſei⸗ nem alten Freund, dem Emigrantenkommiſſar Machts. Nach einem angeregten Geſpräch mit ihm zog ſich Heimbur⸗ ger wieder nach Saarbrücken, Machts in das überfüllte Ho⸗ tel„Union“ in Forbach, das erſte Etappenquartier der Saar⸗Emigranten, zurück. 10 000 Emigranten? Nach einer Mitteilung der franzöſiſchen Einwande⸗ rungsbehörden ſollen im Saargebiet insgeſamt 400 Perſo⸗ nen um die Ausſtellung von Päſſen für Frankreich gebeten haben. 230 von ihnen hätten inzwiſchen die franzöſiſche Grenze überſchritten. Nur 40 dieſer Emigranten hätten um Aufnahme in die Emigrantenlager gebeten. In Ge. ſchen Kreiſen rechne man mit höchſtens 10000 Emigran⸗ ten aus dem Saargebiet. JV Die franzöſiſchen Sollbeamken zurückgezogen. Wie Havas aus Forbach meldet, haben ſich die fran⸗ eſſchen Jellbeanten auf dis fargbſſch ſaarlandiſche renze zurückgezogen. 5 e 100 000⸗Mark⸗ Spende für die Saar Berlin, 18. Jan. Der Reichs⸗ und preußiſche Miniſter des Innern Dr. Frick hat an den Saarbevollmächtigten des Reichskanzlers, Gauleiter Bürckel, folgendes Tele⸗ gramm gerichtet: Zur Linderung der Not des Saargebietes in den ärmſten Bevölkerungskreiſen und zur Unterſtützung von hilfsbedürftigen Hinterbliebenen derjenigen, die für die Saarheimat ihr Leben hingegeben haben, ſtelle ich Ihnen einen Betrag von 100 000 Mark zur Verfügung.“ 2. e dens 7 900 9. 87 A Verſtändnis der Frontlämpfer „Beweis für die Aufrichligkeit Hitlers.“ Paris, 17. Januar. Die Erklärungen, die der Führer im Anſchluß an die Bekanntgabe des Abſtimmungsergebniſſes im Saargebiet abgegeben hatte, haben vor allem in franzöſiſchen Front⸗ kämpferkreiſen einen nachhaltigen Eindruck hinterlaſſen. Eine der führenden Perſönlichkeiten des rechtsſtehen⸗ den Nationalverbandes ehemaliger Frontkämpfer, Jean Goy, bezeichnete die Erklärungen als„einen neuen Beweis für die Aufrichkigkeit Hitlers“. Ein Verkreter der ehemali⸗ gen Fronkkämpfer beim Völkerbund, Caſſin, begrüßte eben. falls dieſe„Worte des Friedens“, die der Führer an Frank. reich gerichtet habe. Der Vorſitzende der linksgerichteten ehemaligen Front⸗ kämpfervereinigung, Henry Pichot, erklärte, der Führer habe ſein Wort gehalten und die franzöſiſche Oeffentlichkeit müſſe ſeine Erklärungen mit Genugtuung aufnehmen. Er, Pichot, wage zu hoffen, daß die Neuorientierung der fran⸗ zöſiſch⸗deutſchen Beziehungen nicht zuletzt auf die verſchie⸗ dentlichen Ausſprachen zwiſchen franzöſiſchen und deutſchen ehemaligen Frontkämpfern zurückzuführen ſei. Politiſches Allerlei Reichsbetriebsappell des Handels. Die Reichsbetriebsgemeinſchaft 17(Handel) in der Deutſchen Arbeitsfront veranſtaltet am Montag, den 21. Januar 1935, morgens 8 Uhr, in einem Berliner Handels⸗ betrieb einen Reichsbetriebsappell. Bei dieſem Appell ſpricht der Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley. Der Appell wird durch Rundfunk auf alle deutſchen Sender übertragen. Zum erſten Male ſeit der Einführung der Betriebsappelle durch die DAß tritt der geſamte deutſche Handel mit einem der⸗ artigen allgemeinen Appell vor die Oeffentlichkeit. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß alle Handelsbetriebe im ganzen Reiche, alſo auch diejenigen, deren Vetriebsführer noch nicht der DAF angehören, ſich mit ihrer geſamten Betriebsge⸗ folgſchaft an dieſem Appell beteiligen. Wegen„Heil Hitler“ die Treppe hinabgeworfen. Vor dem Wiener Schöffengericht hatte ſich ein Heim⸗ wehrmann aus Steyr zu verantworten, weil er in Wien einen Baumeiſter, der ihm Heil Hitler zurief, mit ſolcher Wucht über die Treppe hinabgeſchleudert hatte, daß dieſer bald darauf ſtarb. Der Heimwehrmann wurde zu drei Jahren ſchweren Kerkers verurteilt. Die Parteien verſchwinden auch in Eſtland. Auf einer Tagung, an der Vertreter der Regierung und etwa 1000 Vertreter der Selbſtverwaltungskörperſchaften teil⸗ nahmen, hielt der eſtländiſche Staatspräſident Pätz eine grundlegende Rede über die Neugeſtaltung des eſtländiſchen Staates. Eſtland wird eine neue Verfaſſung auf berufs⸗ 8 korporativer Grundlage erhalten. Aus den Aus⸗ ührungen des Staatspräſidenten ging ferner hervor, daß die politiſchen Parteien in Eſtland völlig verſchwinden ſollen. An ihre Stelle treten die berufsſtändiſchen Kammern. Berlin. Der Führer und Reichskanzler hat einer Anzahl von Perſonen die Rettungsmedaille und die Erinnerungs⸗ medaille für Rettung aus Gefahr verliehen. Saarbrücken. Die in Saarbrücken ſeit Wochen in vor⸗ bildlicher kameradſchaftlicher Zuſammenarbeit wirkenden reichsdeutſchen Schriftleiter haben an Reichsminiſter Dr. Goebbels und Gauleiter Bürckel Telegramme gerichtet. Warſchau. Nach faſt 12ſtündiger Sitzung hat der pol⸗ niſche Senat die vom Verfaſſungsausſchuß vorgeſchlagenen Aenderungen zum neuen Verfaſſungsgeſetz mit 74 gegen 24 Stimmen angenommen. Heimat- ir leben dich! Nozmnan aus den l eee und Wald 14 Die ganze Größe und Innigkeit ihrer Liebe zu dem Ge⸗ liebten erfüllte machtvoll ihre Seele. Eine magiſche Angſt um ihn ließ ſie an allen Gliedern zittern. Viſionär ſah ſie im Geiſte das ſturmdurchrüttelte Zeltdorf am Wald⸗ ufer— hörte die 1 in die zerbogenen Bäume hineinkrachen— ſah die Menſchen ſchreiend durcheinander laufen— taghell war der Wald erleuchtet. Eine grauſige Viſton! f Ein gefährlicher Spuk der Nerven, der kaum noch zu ertragen war! Oder geheimnisvolle Ahnung der weib⸗ lichen Seele? Wer kennt die magiſchen Ströme, die zwi⸗ ſchen zwei liebenden Herzen rätſelhaft hin und her gehen? Mit einemmal bäumte Hella ſich auf. Kurz hintereinander flackerte der Himmel weißlichgrell, als riſſe er weithin auseinander— raſende Donnerſchläge trommelten wie Granatfeuer minutenlang hinterher und dazwiſchen— es war, als ſtürze die Erde zuſammen. „Jonny!“ flog der Schrei von Hellas Lippen. In der Tür ſtand Frau Römer. „Kind—!“ Danach war es ſtill. Die Natur ſchien Atem zu holen. „Mutter— es iſt was geſchehen— Herrgott—“ „Aber, Mädel— was denn? Es iſt ja furchtbar, ja, aber du biſt doch ſonſt ſo couragiert.“ Frau Römer ſaß auf dem Bettrand; Hella ſchmiegte ſich an ſie, tief und ſchwer atmend. „Ach, Mutter, wenr Jonny nur nichts geſchehen iſt! Es iſt etwas geſchehen— oh!“ 8 „Kind— Hellamädel—“ f Draußen ſtrömte leiſe dichter Regen.— Ja— wer kennt denn die rätſelhaften Viſionen liebender Frauenſeelen? In dieſer Minute war es, daß auch am Lankenſee das Unwetter nach den Tagen einer maßloſen Hitze den Höhe⸗ punkt erreichte. Längſt war die Zeltſtadt auf den Beinen, denn an Schlaf war ja bei dem ungeheuerlichen Tumult der Natur „Ginowjew muß erſchoſſen werden“ Der Leningrader Hochverratsprozeß. In Moskau haben ſich Werksverſammlungen mit dem Hochverralsprozeß gegen Sinowjew in Leningrad beſchäf⸗ tigt und Telegramme an den Oberſten Gerichtshof gerich⸗ tet, in denen gefordert wird, daß Sinowjew, Kamenew und Jewdokimow erſchoſſen werden, da ihr Verbleib im poli⸗ ktiſchen Leben unker keinen Amſtänden geduldet werden könne. In weiteren Enkſchließungen von Truppenkeilen der Roten Armee wird verlangt, daß der Prozeß in Leningrad kurz abgeſchloſſen werde und man ſämtliche Teilnehmer an dem Kirow⸗Mord erſchieße. Im Hochverratsprozeß gegen Sinowjew und Genoſſſen wurde der angeklagte Student Bravo vernommen, der ſeine Verbindung zum„Moskauer Zentrum“ ſchildert und 9 3 bekundet, daß er mit der Organiſation des Informations⸗ dienſtes betraut war. Dieſer Dienſt hatte die Aufgabe, die Anhänger über die innen⸗ und außenpolitiſche Lage der Sowjetunion aufzuklären. Nach der Anklageſchrift ſoll dieſer Informationsdienſt aber tendenziös aufgezogen geweſen ſein und ſeine Nachrichten, die im übrigen unrichtige Dar⸗ ſtellungen geweſen ſeien, aus„gewiſſen“ Quellen geſchöpft haben, die Bravo nicht nennen wolle. Baris. Der Außenpolitiker des„Echo de Paris“ will wiſſen, daß ſich Laval mit dem Gedanken trage, Deutſch⸗ land und Polen als„Ehrenmitglieder“ am Oſtpakt zu be⸗ teiligen. Paris. Die Abſicht des Marxiſtenführers Matz Braun, am Freitag in einem großen Pariſer Saal zu ſprechen, ſtößt jetzt auch im„Jour“ auf heftigen Proteſt. Nooſevelts Gozialprogramm Arbeitsloſenunkerftützung, Altersrenten, Kinderbeihilfen. Wafhington, 17. Januar. Präſident Rooſevelt unterbreitete dem Bundeskongreß ſeine Vorſchläge zu ſozialen Reformen, und in ſeinem Auf⸗ trage brachte gleichzeitig Senator Wagner einen Geſetzent⸗ wurf ein, der dieſe Vorſchläge zur praktiſchen Durchführung bringen ſoll. Mit ſeiner Botſchaft übermittelte Rooſevelt einen Bericht des von ihm eingeſetzten Ausſchuſſes für wirt⸗ ſchaftliche Sicherheit. Der Ausſchuß verlangt erſtens weitgehende Planwirtſchaft zur Beſchaffung von Arbeit bei Un⸗ ternehmungen der Bundesregierung, und zwar auf Bun⸗ deskoſten. Zweitens fordert der Ausſchuß eine Arbeitsloſenunter⸗ ſtützung ab 1. Januar 1936, aber nur jeweils auf kurze Dauer und in Form einer Verſicherung, zu der die Arbeit⸗ geber und— je nach Wunſch der Einzelſtaaten— auch die Arbeitnehmer beitragen müſſen. Die Unterſtützung ſoll vier Wochen nach Eintritt der Arbeitsloſigkeit beginnen, 15 Dol⸗ lar wöchentlich nicht überſteigen und nach 16 Wochen auf⸗ hören, worauf die Arbeitsloſen von der Bundesregierung auf Grund des oben bezeichneten Arbeitsprogramms be⸗ ſchäftigt werden ſollen. Um die Arbeitgeber und die Einzel⸗ ſtaaten zur Einführung dieſer Zwangsverſicherung zu ver⸗ anlaſſen, ſchlägt der Ausſchuß eine Bundesſteuer auf alle Lohnliſten vor. Drittens ſchlägt der Ausſchuß Altersrenten vor, die höchſtens 30 Dollar monatlich betragen würden. Dieſe Renten würden über 65 Jahre alte Perſonen erhalten, die nicht in Altersheimen leben, deren Vermögenswert 5000 Dollar nicht überſteigt und die ſieben Jahre in einer Ge⸗ meinde ihren Wohnſitz haben. Die Rentenempfänger dür⸗ fen nicht in Altersheime aufgenommen werden. Gleich⸗ zeitig ſchlägt der Ausſchuß eine zwangsweiſe Alters⸗ rentenverſicherung für Arbeiter unter 65 Jah⸗ ten vor, die nicht penſionsberechtigt ſind und weniger als 250 Dollar monatlich verdienen. Viertens empfiehlt der Ausſchuß Kinderbeihil⸗ fen an Witwen, deren Familie auf der Almoſenliſte ſteht; zu dieſen Kinderbeihilfen ſoll die Bundeskaſſe ein Drittel der Summe beitragen. Der fünfte Vorſchlag des Ausſchuſſes betrifft finan⸗ zielle und perſonelle Unterſtützung aus der Bundes⸗ kaſſe an Gemeinden bei der Durchführung großzügi⸗ ger Geſundungs⸗ und Krankheitsverhütungsprogramme. nicht zu denken, und wenn auch die Zelte im Schutz des hochſtämmigen Waldes nicht wegfliegen konnten, ſo hielten dieſe und jene doch nicht ganz dicht. Die Waſſergräben liefen über, die Kinder ſchrien, kra⸗ chend zerſplitterte Aſtwerk. i Dumpf dröhnte der ganze Wald, als ginge ein gewal⸗ tiges Erdbeben darunter hinweg. Taghell lag der See im Zucken der Blitze. Grell und unheimlich ſtanden die Ufer im flackernden Licht, und das Waſſer ſchien bis in die Tiefen aufgewühlt. „Na, wenigſtens ſparen die Leute heute Petroljum in den Zelten,“ knurrte Woblitz. Punke lachte. „And morgen früh werden die Fiſche wunderbar beißen. Ich lege zwölf Angeln aus!“ f Krach! Er zog unwillkürlich den Kopf ein und Woblitz warf ſich ſogar auf den Bauch. „Donnerwetter,“ ſchimpfte er,„det is ja ſchlimmer als et an der Somme war,“ und krabbelte wieder hoch.„Ver⸗ ede wie det in die Nerven jeht. Det reene Trommel⸗ euer!“ i 5 Unweit des Lagers mußte es eingeſchlagen Baumſtamm zerſchellte und ſauſte zwiſchen das anderen. Jonny und der Kandidat Winterſtein ſprangen unter einem Baum zurück und duckten ſich unter das nächſte Zelt. Ja— ſo ein Zeltleben hatte nicht nur ſeine Lichtſeiten. Man mußte ſchon Courage haben. Ein neuer dröhnender Krach. Jenſeits des Sees loderte plötzlich eine Fackel auf. Ein Baum ſtand in Flammen. Es ſah ſchön und grauſig zugleich aus. Der ſtrömende Regen ſorgte dafür, daß das Feuer ſchnell wieder erloſch. Nun ging es Schlag auf Schlag. Es gab keinen Schutz mehr vor dem Unwetter. Erbarmungslos war man der Natur preisgegeben. aben. Ein ſtwerk der rieſenhafte Müller, Krauſe und der Bräutigam Lehmann, das„po⸗ puläre Kleeblatt“ genannt, hatten zwar verſucht, in Leh⸗ manns doppelt gedecktem Zelt das Unwetter mit einem Skat„zu ahnen die aber bei dieſen letzten Donnerſchlä⸗ gen fielen ihnen die Karten glatt aus der Hand, und das Null ouvert, das Krauſe eben triumphierend ausgebrüllt e ihm im Bogen, vom Wind hochgenommen, aus em Zelt. Straßenbahn gegen Fernlaſtzug Dortmund, 17. Jan. Auf dem Weſtfalendamm Jar ein Straßenbahnwagen in voller Fahrt gegen einen Dorlk⸗ munder Fernlaſtzug. Der Anhänger des Laſtzuges wurde abgeriſſen und weit fortgeſchleudert. Der Motorwagen der Straßenbahn ſprang aus den Schienen; der vordere Ten des Wagens wurde gänzlich zerſtört. Der Straßenbahnfüh⸗ rer erlitt ſchwere innere Verletzungen. Auch einige Fahr⸗ gäſte trugen durch Glasſplitter leichtere Verletzungen da⸗ von. Auf dem zertrümmerten Vorderteil des Straßenbahn⸗ wagens fand man die Ueberreſte eines Kinderwa⸗ gens, in dem bis kurz vor dem Anprall ein Kind gelegen hatte, das jedoch unruhig geworden war, ſo daß die Mut⸗ ter es mit in den Wagen genommen hatte. Auf dieſe Weiſe wurden Mutter und Kind gerettet. Gefängnisrevolte in Kalifornen Ausbrecher nehmen Geiſeln mit. 5 St. Quenkin(Kalifornien), 17. Januar. In dem hieſigen Zuchthaus kam es zu einer wilden Skräflingsmeuterei. Sechs Sträflinge überfielen eine Gruppe von Gefängnisvorſtehern. Es enkſpann ſich ein kur⸗ zes Handgemenge. Der Direktor wurde niedergeſchlagen. Drei Vorſteher wurden von den Juchkhäuslern überwäl⸗ ligt und als Geiſeln mitgenommen. Die Sträflinge benutz ⸗ ken zur Flucht einen Kraftwagen. Zur Verfolgung der Ausbrecher wurde ſofort eine ſtarke Mannſchaft von Gefängniswärtern und Poliziſten aufgeboten. Auch Flugzeuge wurden eingeſetzt. Der eine Vorſteher, der mit als Geiſel verſchleppt wurde, verſuchte zu fliehen. Es gelang ihm auch, ſich zu befreien und er ſprang aus dem fahrenden Kraftwagen. Bet dem Sprung ſtürzte er jedoch ſchwer und blieb mit einem Schädelbruch tödlich verletzt liegen. Inzwiſchen war die verfolgende Polizei an die Flüchtlinge herangekommen. Es entſpann ſich eine wilde Schießerei, bei der die Sträf⸗ linge gleichfalls Maſchinenpiſtolen verwandten. Schließ⸗ lich gelang es, die Sträflinge feſtzunehmen. Stadt vom Wirbeiſturm heimgeſucht Rio de Janeiro, 18. Jan. Die ſüdbraſilianiſche Stadt San Antonio wurde von einem Wirbelſturm ſchwer heim⸗ geſucht. Der Zyklon, der fünf Minuten dauerte, riß von 70 v. H. aller Häuſer die Dächer ab und zerſtörte viele Ge⸗ bäude, unter denen ſich auch die Präfektur und die italie⸗ niſch⸗franzöſiſche Bank befinden. Der Sachſchaden iſt ſehe groß. Menſchen wurden nur wenige verletzt. 25 für 100 Wollte Jiſch das Löſegeld verkaufen? Newyork, 17. Jan. Im Hauptmann⸗Prozeß gab die Verteidigung bekannt, daß ſie einen weiteren Zeugen aus Newyork vorladen laſſen werde. Dieſer Zeuge, mit Namen Guſtav Lukatis, werde die Ausſage machen können, daß drei Männer, von denen einer angeblich Iſidor Fiſch geweſen ſei, ihn im April 1932 erſucht haben,„gutes Geld“ für 75 Cents den Dollar zu verkaufen. Dieſe drei Männner haben etwa 50 000 Dollar beſeſſen. Der Zeuge Lukatis habe aber damals nicht das Geld gekauft, da es das Löſegeld geweſen iſt. Den Männern habe er auch erklärt, daß er das Geld nicht zu kaufen beabſichtige. Nach zwei Tagen habe Jukatis die Männer wieder aufſuchen wollen, die aber in⸗ zwiſchen fortgezogen geweſen ſeien. Auf Grund eines Zei⸗ tungsbildes habe Lukatis Fiſch wiedererkannt. Nachdem der achte Sachverſtändige die Erklärung ab⸗ gegeben hatte, Hauptmann ſei der Schreiber der Löſegeld⸗ briefe geweſen, wurde die Verhandlung vertagt. Belagerungszuſtand zum Schutz der Zuckerrohrernte. Havanna, 18. Jan. Zum Schutze der Zuckerrohrernte, die nach Anſicht der Regierung durch Sabotageakte auf den Pflanzungen und in den Zuckerfabriken gefährdet iſt, wurde für das ganze Land der Belagerungszuſtand bis zur Beendigung der Ernte verkündet. Sabotageakte ſollen mit dem Tode beſtraft werden. Infolge der allgemeinen Uebererzeugung an Zucker müſſen auch in dieſem Jahre große Mengen von Zuckerrohr verbrannt werden. Die kleine Braut, Ella Schwanke, ſteckte das Geſicht in den Schoß und ſchrie: „Mir iſt ſchon alles gleich!“ Nun ja— etwas anderes konnte man ſchließlich auc nicht gut ſagen. Und dann kam das letzte Furioſo der Natur! Ein zuckend⸗zackiger 1— noch einer— noch einer— ein brillant⸗gefährliches Feuerwerk der Luft— ohrenbetäubendes Knattern, Ziſchen, Praſſeln, Hämmern und Krachen. Jonny ſtieß einen Fluch aus. Dann taumelte er, wie von unſichtbarer Fauſt geſchleu⸗ dert, aus dem Zelt heraus, wankte, ſtolperte— preßte beide Hände gegen den Kopf und ſackte lang hin. a Winterſtein war ſeitwärts durch die Zeltwand geflogen — prallte gegen einen Baum und lag wie leblos. Geſchrei— Gewimmer 8 Der Rieſe Woblitz wuchtete wie ein Irrer durch das ager. „Den Doktor— den Winterſtein hat's erwiſcht,“ ſchrie er.„Punke, Müller, Krauſe— alle hierher! Kuhntke, Lehmann— alle!“ 5 Ein Wirrwarr von triefenden Menſchen, Frauen und Männern und Kindern. „Ach— lieber Gott,“ kreiſchte jemand.„Tot?“ Woblitz hatte ſich gebückt. „Det— det war doch een kalter Schlag,“ ſagte er 12 5a f Et brennt doch hier nicht? And det Zelt ſt och noch?“ 8 5 „Det ſteht—“ wiederholte Punke.„Bloß kaputt is et. Da liegt ja ooch der Studente.“ 5 „Zurück die Weiber!“ kommandierte jetzt Woblitz. „Quatſch. Die leben noch.“ N b Eben ſchlug Winterſtein die Augen auf. Er 5 er⸗ bärmlich. Aus einer Stirnwunde floß Blut. uch die Schulter oder der eine Arm ſchienen nicht intakt zu ſein, 0 er wimmerte leiſe, als ihn hilfsbereite Hände hoch⸗ nahmen. „Det kann bloß von dem Schwung ſin,“ äußerte Punke, „Vielleicht wat anjeknaxt. Is nich ſo ſchlimm“ Man trug ihn ins Zelt. Der Regen ſtrömte gleichmüßt⸗ f er, feiner. Die Gewalt des Unwetters ſchien mit den etzten raſenden Schlägen gebrochen zu ſein. g „Na, Doktorchen— wat denn, wat denn?“ 3 . lden eine kur⸗ gen. wäl⸗ iutz⸗ eine ſten eine ichte er Bet nem war nen. räf⸗ ieß⸗ 33 1— Ausdem ladiscuen Lande Hochverräteriſche Umtriebe. () Karlsruhe, 17. Jan. Der Strafſenat des Oberlandes⸗ gerichts Karlsruhe hatte ſich in umfangreichen Sitzungen am 3., 4. und 10. Januar mit hochverräteriſchen Umtrieben Mannheimer und Karlsruher Kommuniſten zu beſchäftigen. Wegen verſuchten Neuaufbaues der KPD in Mannheim und Jonſtigen hochverräteriſchen Handlungen wurden durch Arteil vom 4. Januar die Angeklagten Guſtav Fütterer, Eugen Aeberrhein, Guſtav Müller, Otto Scholl, Emil Böhm, Hans Frank, Erna Schwarzſchild, Ernſt Schwarzschild, Ludwig Schmidow, Heinrich Kling, Heinrich Hofſtetter, Michael Woz⸗ niak, Maximilian Miener und Anna Ritz zu Gefängnisſtrafen von einem Jahr bis zwei Jahren ſechs Monaten verurteilt. Die Angeklagten Auguſt Jung, Karl Fecht, Richard Herrmann und Gertrud Eckſtein hatten es unternommen, ſich im Be⸗ nehmen mit ausländiſchen Kommuniſten für die„Rote Ge⸗ werkſchafts⸗Oppoſition“, einer Anterorganiſation der KPD, einzuſetzen. Sie müſſen ihre Vergehen gegen die Sicherheit des Staates mit Gefängnisſtrafen von ſieben Monaten bis einem Jahr zehn Monaten büßen. * Leimen bei Heidelberg.(Kind beim Rodeln vecunglückt.) Als der 11jährige Erwin Ullrich mit ſeinem Schlitten den abſchüſſigen Feldweg bei der Rohrbacherſtraße herunterfuhr, wurde er von einem Perſonenkraftwagen mit dem rechten Kotflügel erfaßt und zu Boden geſchleudert. Der Junge trug dabei eine Gehirnerſchütterung und einen Schä⸗ delbruch davon, ſo daß er in die Klinik nach Heidelberg ge⸗ bracht werden mußte. Eine Muſterſiedlung im Bezirk Bruchſal Bruchſal, 18. Jan. Bei einer Beſprechung des Reichs⸗ ſtatthalters Robert Wagner im Bezirksamt machte Kreis⸗ bauernführer Maier Mitteilung über ein neues grandioſes Werk beſtmöglicher Bodenausnutzung, das durch die Badi⸗ ſche Landesſiedlung durchgeführt wird. Es handelt ſich um den Schindel berg im Amtsbezirk Bruchſal. Dieſer liegt inmitten eines Gebietes, das bisher wegen der weiten Entfernung von den Gemeinden Oeſtringen, Odenheim und Michelfeld und ſeiner etwa 100 Meter höheren Lage ſehr mangelhaft bewirtſchaftet wurde. Dabei verſpricht der aus⸗ gezeichnete Lößboden bei ſorgfältiger Bearbeitung die höch⸗ ſten Erträge. In früheren Jahrhunderten ſtand bereits auf dem Schindelberg ein Dorf. Die Siedlung wird 300 Hektar groß ſein und etwa 33 Erbhofbauern und vier Handwer⸗ kerfamilien ernähren können. Das Projekt iſt in finanziel⸗ ler Hinſicht bereits geſichert. Neckarſteinach.(Rodelunfall.) Beim Rodeln in der Neckargemünder Straße geriet das ſiebenjährige Söhn⸗ chen des Schiffers Paul Kußel unter ein Auto, während ſich ſein Schweſterchen noch rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte. Der Junge erlitt einen Schenkelbruch und ſonſtige ſchwere Verletzungen. () Ettlingen.(Vier Pferde eingegangen.) Einem Fuhrwerksbeſitzer in Ettlingen und einem ſolchen in Pfaffenrot ſind je zwei Pferde eingegangen. Bei den Tie⸗ ren hatten ſich nach dem Verfüttern von Kleie Vergiftungs⸗ erſcheinungen eingeſtellt. Dieſe Kleie ſoll, wie der„Badiſche Landsmann“ berichtet, mit Baryumſalz gemiſcht geweſen ſein. Ob durch Anvorſichtigkeit oder Unwiſſenheit der Schaden ver⸗ urſacht wurde, wird die nähere Unterſuchung ergeben. () Renchen.(Ausländiſcher Millionenauf⸗ trag.) Die hieſige Tiefbaufirma Johann Keller Gmb er⸗ hielt bei einem internationalen Wettbewerb der Stadt Liſſa⸗ bon auf AUmſtellung ihres Waſſerwerks von Fluß⸗ und Grundwaſſerverſorgung den Alleinauftrag zur Ausführung dieſer Arbeiten. Außerdem erhielt die Firma Keller noch die Lieferung der benötigten Maſchinen übertragen. Dieſer Erfolg, der einen Triumph der deutſchen Technik darſtellt, iſt umſo höher zu bewerten, als beiſpielsweiſe das Angebot einer amerikaniſchen Firma, die weſentlich vorteilhaftere Zah⸗ kungsbedingungen gewähren konnte, um rund 5 Millionen Escudos niedriger lag als das Angebot der deutſchen Firma. Dieſer Auftrag, der umgerechnet ſich auf mehrere Millio⸗ nen Mark beläuft, gibt der Firma Keller Arbeit für etwa vier Jahre. Lahr.(Das Augenlicht verloren.) Der 6 Jahre alte Knabe, von dem kürzlich berichtet war, daß er deim Löſen eines Schuhneſtels mit einer dazu benutzten Schere ausglitt und ſich das rechte Auge zerſchnitt, das aus⸗ lief, hat nun auch das Augenlicht auf dem anderen ſchon vor⸗ her kranken Auge verloren und iſt nun vollſtändig blind. „ Junge ſoll nun in eine Anſtalt verbracht werden. 2 St. Georgen.(„Saarſtraß el.) Zur Erinnerung an die Saarabſtimmung hat der Gemeinderat beſchloſſen, die Parallelſtraße zur Haſemannſtraße„Saarſtraße“ zu be⸗ nennen. (— Konſtanz.(Die Oehninger Steinbrüche unter Naturſchutz.) Die„Oehninger Steinbrüche“ auf Gemarkung Wangen am Anterſee wurden unter Naturſchutz . Jeder Eingriff in die Bodengeſtaltung des unter chutz geſtellten Geländes iſt ohne beſondere Genehmigung der Landes⸗Naturſchutzſtelle unterfagt. Den Verfügungsberech⸗ tigten bleibt die geregelte Bewirtſchaftung der Grundſtücke nach wie vor überlaſſen. 5—— en, Te,, Haute e, U Aus den Nach barlaͤndern; Schwerer Verkehrsunfall An Laſtkraftwagen angehängt und tödlich verunglückt. Speyer, 17. Jan. Auf der Wormſer Landſtraße er⸗ eignete ſich ein ſchwerer Verkehrsunfall. „Der noch jugendliche Radfahrer Karl Handwerker aus Schifferſtadt, der ſich an einen ſtadtauswärts fahrenden Laſt⸗ kraftwagen angehängt hatte, wollte bei der Straßengabelung vor dem Walde in die Schifferſtadter Landſtraße einbiegen, während der Laſtkraftwagen geradeaus in Richtung Lud⸗ wigshafen weiterfuhr. Dabei wurde er von einem ſtadtein⸗ wärts fahrenden Perſonenkraftwagen erfaßt, ſo daß ihm der Schädel eingedrückt wurde. Der junge Mann war ſofort tot. Greiſin im Zimmer verbrannt Ludwigshafen. Abends brach in dem Schlafzimmer einer 73jährigen Witwe in der Kanalſtraße ein Brand aus, bei dem die Witwe den Tod fand. Der Brand wurde von Straßenpaſſanten bemerkt, die die Hausbewohner und die Feuerwehr verſtändigten. Nachdem die Feuerwehr den Brand gelöſcht hatte und ein Eindringen in das Schlafzimmer möglich war, wurde die Leiche der Frau in ſtark verkohltem Zuftande vor dem Bekt auf dem Boden liegend aufgefunden. Das Bett war verbrannt und der Fußboden ſtark angekohlt. Nach den polizeilichen Feſtſtellungen litt die Witwe ſeit Jahren an Schwächeanfällen, die in letzter Zeit ſtark her⸗ vortraten. Nach Lage der Sache erlitt ſie beim Zubettgehen einen ſolchen Schwächeanfall, bei dem ihr eine ſtets be⸗ nützte Petroleumlampe aus der Hand fiel und den Brand berurſachte. — Bärental, OA. Spaichingen.(Ein blinder Reh⸗ bock.) Eine unerwartete Spende erhielt das hieſige Winter⸗ hilfswerk. Am Abend ſah ein Arbeiter wie ein Rehbock im Feld umherſprang und meiſtens im Kreis herum. Es ge⸗ lang ihm, ihn einzufangen. Dabei ſtellte ſich heraus, daß der Böck vollſtändig blind war. Der hieſige Waldſchütze nahm das Tier in Verwahrung. Der Jagdpächter wurde verſtän⸗ digt. der den Bock der Winterhilfe zur Verfügung ſtellte. Acht Millionen Achat⸗GSteine für das WH W Idar Oberſtein, 17. Jan. Das Winterhilfswerk⸗Ab⸗ zeichen für den Monat März wird aus einem Achat⸗Stein mit Metallfaſſung beſtehen. Seine Herſtellung iſt dem Edelſteingewerbe und der Metallinduſtrie in Idar⸗Oberſtein übertragen, die damit einen Millionenauftrag erhielten und bis zum Ablieferungstermin vollauf beſchäftigt ſind. Man rechnet mit einer Abnahme von rund acht Millionen Stück. 1200 Edelſteinſchleifer ſind mit der Herſtellung der Steine in Idar⸗Oberſtein beſchäftigt; auch die Metallindu⸗ ſtrie hat mit den Vorarbeiten für die Faſſung der Steine begonnen. Von der eigens zur Abwicklung des Auftrages eingerichteten Geſchäftsſtelle ſind in den letzten Wochen be⸗ reits über 100 000 Mark für die abgelieferten geſchliffenen Steine gezahlt worden. Liebe und Abſtimmung Inkernakionale Hochzeit in Dudweiler. Der ſchwediſche Abſtimmungskommiſſar von Dud⸗ wefler, Dr. Spanſtröm, hat heute mit der gleichfalls bei der Abſtimmungskommiſſion beſchäftigten Holländerin Frl. Greta de Wrede den Bund fürs Leben geſchloſſen. Das junge Paar legte beſonderen Wert darauf, im Saar⸗ gebiet wo es ſich kennengelernt hatte, zu heiraten und ſich in Dudweiler, der monatelangen Wirkungsſtätte de⸗ jungen Ehemannes, trauen zu laſſen. Nachdem die Abſtimmungskommiſſion ſelbſt bereits am Dienstag das Saargebiet verlaſſen hatte, werden nun auch die vielen übrigen bei der Kommiſſion beſchäftigten Aus⸗ länder in ihre Heimatländer zurückkehren. Sie ſcheiden zum großen Teil ſchweren Herzens. Gerade die über das ganze Gebiet verteilten Abſtimmungskommiſſare, die die Abſtim⸗ mungsvorbereitungen in beſtimmten, ihnen zugewieſenen Bürgermeiſtereien zu überwachen hatten, ſind mit viel inner⸗ licher und ehrlicher Begeiſterung bei ihrer Arbeit geweſen. Es machte ihnen allen Freude, ein Stück lebendiger Welt⸗ geſchichte aktiv mitzuerleben. Sie haben bei aller ihnen ob⸗ liegenden Neutralität perſönlich warmen Anteil an dem Schickſal dieſes deutſchen Gebietes genommen. Die Bevölke⸗ rung in den einzelnen Ortſchaften des Saargebietes wird den vielen Abſtimmungskommiſſaren beſcheinigen können, daß ſie enge Berührung mit ihr ſuchten. Die deutſche Bevölkerung zollt ihrer unparteiiſchen Arbeit ebenſolche Anerkennung wie ihrem menſchlichen Intereſſe. Es iſt ge⸗ rade im Stillen viel gute und aufopferungsvolle Arbeit ge⸗ leiſtet worden, für die wir den Menſchen, die aus aller Herren Länder kamen, dankbar ſein können. Sie ſollen wiſſen, daß man ihre Arbeit hier nicht ver⸗ gißt. Bezeichnend für die glückliche Zuſammenarbeit zwi⸗ ſchen Bevölkerung und Abſtimmungsſtellen war das ſpon· kan in einem kleinen Ort ausgebrachte„Sieg Heil“ auf die Abſtimmungskommiſſion. Viele unter den uns jetzt verlaſ⸗ ſenden Ausländern fragen, wann der Führer an die Saar komme. Sie möchten dieſen großen Tag mit der Bevölke⸗ rung, mit der ſie ſechs und mehr Monate zuſammen waren, erleben. Man verabredet Wiederſehen in Saarbrücken in zwei, fünf oder zehn Jechren. Giftmoͤrderin hingerichtet Gift in der Medizin des Mannes. Lüneburg, 17. Januar. Die im Jahre 1904 geborene Henny Meyer aus Vetz⸗ horn, Kreis Gifhorn, iſt in Lüneburg hingerichtet worden. Sie war wegen Giftmordes an ihrem Ehemann vom Schwurgericht in Lüneburg zum Tode verurteilt worden. Die Verurleilte halle, um ſich ihres Mannes zu ent⸗ ledigen, eine Erkrankung des Mannes benutzt, um ihm in ſeiner Medizin Gift beizubringen. Sie hakte die Beibrin⸗ ung von Gift in der gleichen Weiſe wiederholt, als ſie be⸗ 5 daß das Befinden ihres Mannes ſich beſſern önnte. i Der preußiſche Miniſterpräſident hat von dem Begna⸗ digungsrecht keinen Gebrauch gemacht, weil die Heimkücke und Hartnäckigkeit, mit der die Verurteilte gehandelt hat, ſowie die unmenſchliche Roheit, mit der ſie 1 die furchtbaren Qualen des Mannes mit angeſehen und durch erneute Giftzuführung noch vergrößert hat, ſie als eine hemmungsloſe, gefährliche Verbrecherin kennzeichnet, für die die Todesſtrafe die gerechte Sühne bedeutet. Lalcale Nuudociiau Die Kleinrentnerhilfe Der Reichsarbeitsminiſter und der Reichs⸗ und preu⸗ ßiſche Innenminiſter haben einen neuen Erlaß über die Kleinrentnerhilfe herausgegeben, der den zuſtändigen Amts⸗ ſtellen die wohlwollende Durchführung des Geſetzes zur Pflicht macht. Neben den ſonſtigen Vergünſtigungen will das Geſetz den Kleinrentnern namentlich auch eine Verbeſ⸗ ſerung der Einkommensverhältniſſe gewähren. Es iſt da⸗ her Vorſorge zu treffen, daß die hierauf abzielenden Be⸗ ſtimmungen nicht durch Maßnahmen durchkreuzt werden, die geeignet ſind, dieſe Beſtimmungen in ihrer Wirkung zu beeinträchtigen. Solche Maßnahmen wären etwa Reichs⸗ ſatzkürzungen der allgemeinen Fürſorge, Herabſetzung der Mietzuſchüſſe, Entziehung von Sonderbeihilfen oder Ver⸗ weigerung bisher gewährter Hauszinsſteuerſtundungen. Im Einzelnen wird noch feſtgeſtellt, daß für den Ver⸗ mögensnachweis nur das in inländiſcher Währung ange⸗ legte Kapitalvermögen in Betracht kommt. Zum Kapital⸗ vermögen zählen auch Anſprüche aus Lebens⸗ und Kapital⸗ verſicherungen, ſowie Rentenverſicherungen, die am 1. Ja⸗ nuar 1918 noch nicht fällig waren. Wenn der Nachweis, daß das geſetzlich vorgeſehene Mindeſtvermögen zu dieſem Zeitpunkt vorhanden war, urkundenmäßig nicht mehr er⸗ bracht werden kann, ſo ſollen unter Umſtänden auch andere Beweismittel, wie Briefe uſw. herangezogen werden kön⸗ nen. Der bloße Beſitz und die Vorlage von Geldnoten, die vor dem 1. Januar 1918 zur Ausgabe gelangt ſind, kann grundſätzlich nicht als ausreichender Beweis für ein zu dieſem Zeitpunkt vorhandenes Vermögen angeſehen wer⸗ den. Andere Beweismittel ſollen in dieſen Fällen mit be⸗ ſonderer Strenge geprüft werden. 0 — Der Gründungstag des Deutſchen Reiches. Seit der Gründung des Deutſchen Reiches ſind am 18. Januar dieſes Jahres 64 Jahre verfloſſen. Bereits am 9. Dezember 1870 hatte der Reichstag die Verträge angenommen, und den Na⸗ men des Bundes in„Deutſches Reich“ umgeändert. Am 18. Dezember wurde dem König Wilhelm in Verſailles die deut⸗ ſche Kaiſerkrone angetragen. König Wilhelm nahm ſie an und erließ am 17. Januar 1871 eine Proklamation an das deutſche Volk, worauf am 18. Januar im Spiegelſaal des Königsſchloſſes zu Verſailles der König zum Kaiſer Wilhelm J. gekrönt wurde. — Das Rauchen in den Zügen. Immer wieder wird beobachtet, daß einzelne Raucher ſich nicht den wohlgemeinten, zum Beſten aller gegebenen Beſtimmungen über das Rau⸗ chen in den Eiſenbahnzügen fügen können. Das Zugbegleit⸗ perſonal der Reichsbahn iſt daher angewieſen, ohne vorherige Warnung gegen Verſtöße einzuſchreiten, indem es eine Buße einfordert, die an Ort und Stelle entrichtet werden muß. In Nichtraucher⸗ und in Frauenabteilen, in Triebwagen ohne Raucherabteil und wo es durch Anſchlag(z. B. in den Gän⸗ gen beſtimmter D⸗Zugwagen) bekanntgemacht iſt, darf ſelbſt dann nicht geraucht werden, wenn alle Mitreiſenden zuſtimmen. Auch in den Aborten und auf den Plattformen der mit„Nichtraucher“ bezeichneten Wagen iſt das Rauchen nicht geſtattet. Wer ſich der Ordnung nicht fügen kann und trotz Hinweiſes und nach Zahlung der Buße weiterraucht, hat mit Strafverfolgung zu rechnen. — Eine Baumſchule iſt kein Erbhof. Das Landeserb⸗ hofgericht in Celle hat entſchieden: Eine gärtneriſch betrie⸗ bene Baumſchule iſt kein Erbhof, ſondern ein gewerbliches, kaufmänniſches Unternehmen. Gefährlicher Brand in einem Kohlenlager. In einem Kohlenlager im Induſtriehafengebiet brach infolge Unvorſich⸗ tigkeit in einem Aufenthaltsraum ein Feuer aus, das beim Eintreffen der Feuerwehr die ganze Hütte ergriffen hatte und ſich Pereits auf das Dach eines nebenſtehenden offenen Schuppens ausdehnte. Außerdem war durch die Flammen ſchon der Holzraum zerſtört, der das Kohlenlager von einem Holzlager des Nachbargrundſtücks trennte. Dem tatkräfti⸗ gen Eingreifen der Berufsfeuerwehr iſt es zu danken, daß der Brand auf ſeinen Herd beſchränkt werden konnte, denn auf der einen Seite des Grundſtücks lagerten ausgetrocknete Hölzer, während auf der anderen Seite verſchiedene Schuppen ſtanden, die bis zum Dach mit Heu gefüllt waren. Die Feuerwehr griff mit drei Schlauchleitungen von drei Seiten her den Brand anz; ſie konnte erſt nach eineinhalbſtündiger Tätigkeit wieder abrücken. Ein Glücksgeſchenk im neuen Jahr. Wie Mancher möchte eine kleine Freude machen und weiß nicht recht was. Da trifft es ſich gut, daß die Loſe des Landes⸗ verbands für Mütter⸗, Säuglings⸗ und Kleinkinderfürſorge erſcheinen, um Jedem eine Gewinnmöglichkeit zu bieten und zugleich die Beſtrebungen des Verbandes zu unterſtützen. Die Sorge für die Allerkleinſten gehört zu den wichtigſten Aufgaben unſerer Zeit, jedes Leben iſt wichtig, keines darf verloren gehen. Darum dienen Kinderkrankenhaus und Haus der Geſundheit in Karlsruhe zum Studium der Schaffung beſter hygieniſcher Lebensbedingungen für die kleinen Erdenbürger. Krankheit im Kindesalter werden be⸗ kämpft, Mütter werden in Stadt und Land belehrt, unter⸗ ernährten und abgeſchafften Müttern wird Erholung ge⸗ währt, Kinder berufstätiger Frauen liebevoll verſorgt. So iſt die Tätigkeit des Verbandes über den ganzen Badiſchen Gau verbreitet, alles dient dem einen Ziel der Erhaltung erbgeſunden Lebens und der Erziehung eines lebens⸗ tüchtigen Nachwuchſes zum Wohl des Deutſchen Volks. Darum iſt es nationale Pflicht, daß jeder eine Gabe zur Durchführung dieſer Aufgaben beiträgt. Loſe ſind zu haben beim Landesverband für Mütter⸗, Säuglings⸗ und Klein⸗ kinderfürſorge, Karlsruhe, Karl⸗Wilhelmſtraße 1. l Sicherungsverwahrung.— Beſtrafte Diebe. Ein halt⸗ loſer Menſch, ein ſogenannter„Verbrecher aus Schwäche“ iſt der 34 Jahre alte Alfred Dörrwang aus Mannheim, in deſſen Strafliſte ſich etwa 20 Vorſtrafen wegen Betrügereien, dazwiſchen auch Einbruchsdiebſtähle, befinden. Bis 12. Fe⸗ bruar 1935 hat er ein Jahr neun Monate Gefängnis zu verbüßen. Sein Trieb zum Böſen konnte ſich alſo bald wie⸗ der entfalten, aber er wird die Freiheit nicht„ Das Gericht ſprach Sicherheitsverwahrung aus.— Drei junge Leute wurden ſtille Teilhaber an einem Tuchgeſchäft, zu dem ihnen der Dritte im Bunde, ein Neffe des Inhabers, zwei Dietriche lieferte. Am 27. November und am 6. De⸗ zember holten ſie Stoffe und Anzüge im Werte von 250 Mark heraus, die ſie im Pfandhaus berſetzten, um den Erlös zu teilen. Der rückfällige Hauptangeklagte Karl Ammon von hier ſtahl außerdem von einem Laſtwagen eine Quantität Tabak. Er wurde zu einer Gefängnisſtrafe von zwei Jahren und drei Jahren Ehrverluſt, Rudolf Schiffer aus Cann⸗ ſtatt zu einem Jahr und der Neffe des Beſtohlenen Kurt Adler von hier zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Wie Seckenheim gegründet wurde. Die vorgermaniſche Zeit zeigt in Seckenheim außer⸗ gewöhnliche reiche Funde. Die Siedlungen, die damals an der Waldſpitze, auf der Hochſtätt und im Mittelfeld (hier wurden ganz ſelten Sachen gefunden)— und auch im Straßenheimer Hof— ſich vorfanden, waren von Völ⸗ kern getragen, die wir mit Namen noch nicht einmal kennen. Wir wollen dieſe Zeit einmal übergehen und die Frage aufwerfen: Wie das germaniſche Seckenheim ge⸗ gründet wurde? Die Schlacht bei Zülpich(496)— oder am Oberrhein war geſchlagen. Die Alemannen wurden von den Fran⸗ ken entſcheidend geſchlagen. Der Beſiegte mußte das Land von der Nahe bis zur Murg räumen und noch bis heute iſt die Murg Sprach⸗ und Namensgrenze geblieben. Der Sieger aber zog in das neueroberte Land ein, beſiedelte es und nannte es im Hinterland Frankenland, in Bayern Franken. Einzelne Alemannen blieben zurück und behielten dann auch ihre Dorfnamen bei: Edingen, Wieblingen Reilingen, Schwetzingen. Dieſe Orte ſind nach der Familie(der Sippe) des Dörfes genannt: Edingen: der Ort der Sippe des Edo. Reilingen: Der Ort der Sippe des Rutilo. Nach 500 zogen nun die Franken ins Neckarland ein und gründeten viele Dörfer und verteilten das ganze Land. Die Franken benannten ihre Dörfer bezw. Heime nach dem Führer der Sippe: Mannheim, Seckenheim(Heim des Siggo), Ilpesheim. Die Zahl der Dörfer war damals weit größer als heute. Hermsheim, Kloppenheim, ſtatt Grenzhof Grenzheim, ſtatt Rohrhof— Rohrheim. Auch über dem Froſchloch muß ein kleines Dorf geweſen ſein, über der Kiesgrube Volz lag der Friedhof dazu. Ja, es könnten ſogar an der Waldſpitze einige Franken gewohnt haben!! Die Namen über den beiden letzten Siedlungen ſind ver⸗ ſunken und vergeſſen. Nicht einmal eine Sage iſt an ſie liefert nur Bodenfunde berichten von ihnen. Wo aber lag dieſes erſte fränkiſche Seckenheim? Wir wiſſen es nicht. Die Lage dieſes Dorfes wird wohl in der Nähe des Neckars gelegen haben und hat die ein⸗ fachen Häuſer(2 mal 4 Mtr.) wie Hermsheim gehabt. Die Anlage iſt durch die ſpätere Dorfanlage zerſtört worden. Der Friedhof iſt bekannt: Er liegt zwiſchen den Häuſern Weickum— Röſer— Poſt— es war noch ein germaniſch⸗ heidniſcher Friedhof; die Frauen liegen in ihrem Schmuck, die Männer mit ihren Waffen in der Erde, ganz ſo, wie ſie auf der Erde gelebt haben. Als die Franken vom Main her zu uns kamen, mußten ſie über den Neckar ſchreiten, da Brücke oder Fähre fehlten. Sie benützten die Furt bei der Apotheke. Das Wort iſt, bis heute noch im Volksmund geblieben. 5 Haben auch Alemannen ſchon hier gewohnt?— Es iſt nicht unmöglich, aber die Beweiſe fehlen noch. Der Name Seckenheim aber iſt die älteſte Urkunde des Dorfes und enthält die Gründungsgeſchichte des Dorfes und den Familiennamen des Gründers. In den Heim⸗ und Ingen⸗Orten haben wir die älteſten deutſchen Familien⸗ namen erhalten. Warum ſind die vorgeſchichtlichen Funde außerhalb des Dorfes ſo zahlreich? Warum hat das Dorf ſelbſt keine wichtigen Funde aus der Vorzeit? Der Neckar iſt erſt zur Zeit der Völkerwanderung zwiſchen Ilvesheim und Seckenheim durchgebrochen und hat ſo die Grundlage für neue Dörfer gegeben. Die Dorfgründung brachte auch gleich die Gemarkung mit, die bei Seckenheim wie bei Neckarau zwiſchen Rhein und Neckar lag. Und da der Rhein das Ried noch ungeteilt umfloß, ſo grenzte Seckenheim an die Dörfer Neuhofen und Waldſee. Seckenheim hat dadurch eine ungewöhnlich große Gemarkung, ca. 32 akm., erhalten. Seckenheim brauchte Wieſe und Weide, welche die Rheinniederung in Hülle und Fülle gab, der Neckar aber nicht hatte.(Die Edinger mußten darum auf ihrem Ried⸗ weg zum Rhein.) Die Seckenheimer Gemarkungslage iſt auch der Grund, daß das Hochufer bei Rheinau, das von der Steinzeit bis zur Römerzeit beſiedelt war, nun plötzlich menſchenleer wird. Erſt als Mannheims Induſtrie die Eiſen⸗ bahn von Männheim nach Karlsruhe brachte, gab das Ge⸗ lände beim Stengelhof, Kißlerhof und Relaishaus, den drei älteſten Häuſern der Rheinau, die einem Straßenbau ihr Daſein verdanken, billiges FJabrikgelände günſtie Hafen⸗ anlagen und ſomit der Rheinau ihre Entſtehung.— Die jüngſte und größte Stadtanlage der Rheinau hat die älteſte Stadt Badens, Ladenburg, innerhalb 30 Jahren Wolber. um das doppelte der Einwohnerzahl überholt. Wenn wir leine Kohle mehr verbrennen In wenigen Jahrzehnten wird es eine junge Gene⸗ rationen nicht mehr begreifen können, wie die Menſchen ſo koſtbares Material wie Kohle einfach verfeuern konnten, weil bis dahin es der Menſchheit gelungen ſein wird, an⸗ dere, d. h. billigere Heizſtoffe ausfindig zu machen. Wir ſtehen ſchon mitten in dieſer Bewegung. Die Schiffahrt ſtellt ſich zuſehends auf Oelfeuerung um, doch auch das iſt nur ein Uebergang zum elektriſchen Antrieb der Maſchinen, wie er ſchön bei dem größten Schiff der Welt, der„Nor⸗ mandie“, das in dieſem Jahre ſeine Fahrten aufnehmen wird, durchgeführt ſein wird. Bald wird es keinen Waſſer⸗ fall auf Erden geben, der nicht reſtlos techniſch ausgenutzt wird. Als idealſte Wärme⸗ und damit Kraftquelle iſt die Sonne anzuſehen, und ihre Ausnutzung durch große Hohl⸗ ſpiegel, in denen die Wärme aufgefangen wird, iſt der erſte Verſuch, ſich dieſe unerſchöpfliche Kraftquelle dienſtbar zu machen. Bis erſt die Induſtrie ihre Maſchinen mit Son⸗ nenkraft antreiben wird, iſt allerdings noch ein weiter Weg. Man hat daher ſchon nach anderen Möglichkeiten geſucht und auch ſolche gefunden. Welcher Italienreiſende kennt nicht den ſchiefen Turm von Piſa und die Kunſtſchätze von Florenz, aber den kleinen Ort Larderello, der auch in der Gegend liegt, beſuchen nur wenige Touriſten. Nähert man ſich ihm, ſo bemerkt man ſchon von weitem rieſige Dampfwolken, bis man plötzlich aus zahlreichen Oeff⸗ nungen des Geſteins den Dampf emporziſchen ſieht und hört. Dieſe Naturdampfquellen werden ſchon ſeit mehr als einem Jahrhundert zur Borgewinnung ausgenutzt, aber außerdem haben die Italiener ein Dampfkraftwerk dort er⸗ richtet, das weit über 20 000 Kilowakt leiſtet. Solche Dampf⸗ quellen gibt es auch auf Island, und man beabſichtigt jetzt, die Stadt Reykjavik mit dieſem Dampf zu heizen. Parſon, der Erfinder der Dampfturbine, geht ſogar mit dem Plan um, etwa mit 250 Erdwärmekraftwerken den ge⸗ ſamten Kraftbedarf der Erde zu decken. Der Plan iſt nicht ſo utopiſch, wie er für den erſten Augenblick ausſieht. In einer Tiefe von 6000 bis 7000 Metern beträgt die Erd⸗ temperatur etwa 200 Grad. Durch das eine Bohrloch wird Waſſer in die Erde geleitet, das aus dem zweiten Bohrloch als Dampf wieder erſcheint und ohne weiteres Turbinen an⸗ treiben kann. Bis jetzt macht nur die Bohrung ſo tiefer Löcher Schwierigkeiten, doch dieſe werden in einigen Jahren auch überwunden ſein. 3 2 Nabe, Eule, Ziegenboch Tiere im germaniſchen Götterglauben. Obwohl zu Beginn der Chriſtianiſierung von der kirch⸗ lichen und weltlichen Obrigkeit ſtrengſte Strafen auf die Weiterführung der überlieferten Kultformen geſetzt waren. trafen ſich die auf dem platten Lande Wohnenden noch oft in den Wäldern oder an geheimen Orten, um zu opfern und zu ehren. Aeußerlich waren die Germanen zwar Chriſten geworden, innerlich aber hingen ſie noch lange Zeit mit echt germaniſcher Treue an altem Brauch feſt. Das wußten die fremden Mönche wohl, und ſie verfielen auf ein ſchlaues Mittel, ihren widerſpenſtigen Täuflingen den Wodanskult abzugewöhnen: Sie nannten den alten Glauben„Aberglau⸗ ben“(d. h.„After⸗ oder„Falſchglauben“) und deuteten dem⸗ entſprechend dem Volke die Bedeutung ſeiner Symbole um. War z. B. der Rabe vordem Wodans heiliger Vogel geweſen, ſo gaben ſie ihm jetzt die Bedeutung des„Unglücks⸗ rabens“, des Unheilkünders. Urſprünglich nämlich hatte im Glauben der alten Germanen Wodan die Raben Hugin und Munin auf ſeinen Schultern ſitzen, die er ausſandte als ſeine Boten und die ihm bei ihrer Rückkehr nach Asgard ins Ohr flüſterten, was ſie unterwegs geſehen und gehört hatten. So wurde der Kolkrabe, ehedem als heiliges Tier verehrt und geſchont, nunmehr ein verachtetes, gemiedenes und ver⸗ folgtes Weſen. Durch Jahrhunderte hindurch war der Glaube an ſeine Schädlichkeit ſo verbreitet, daß er nach und nach faſt völlig aus Deutſchland verſchwand und heute nur noch ſelten in unſeren Wäldern horſtet. Erſt in neuerer Zeit beginnt man einzuſehen, wie nützlich er in Wirklichkeit wirkt Aehnlich erging es der Eule. Bei unſeren Vorfahren wurde ſie als Vogel der Freia, der Schutzgöttin der Ehe und des häuslichen Herdes geehrt. Segen kehrte in einem Hauſe ein, in deſſen Dachgebälk die Eule hauſte. Sie war ein weiſer Vogel und galt als ſolcher wohl ſchon in früh⸗ ariſcher Zeit, denn wir finden ſie in dieſer Bedeutung auch bei den ariſchen Griechen und beſonders bei den Athenern, wo ſie als Vogel der Göttin Athene geachtet wurde.„Eulen nach Athen tragen“ heißt heute noch: Unnötiges tun; denn in Athen gab es deren ohnehin ſehr viele. Im Volksglauben aber gilt heute die Eule als„Totenvogel“. Wenn des Abends die Eule vor dem Fenſter ſchreit, ſtirbt nächſtens jemand im Hauſe. Kaum jemand möchte heutzutage dieſen überaus, nützlichen Vogel im Hauſe dulden. Gewöhnlich heißt es auch, die Eule greife in der Dämmerung Mädchen an, verwirre ihnen die Haare und dergleichen mehr. Nicht verdrängt werden aus dem Hauſe hingegen konn⸗ ten das Pferd und der Ziegenbock. In ganz Niederſachſem finden ſich heute noch an den Bauernhäuſern die Giebelbal⸗ ken in Form von gekreuzten Pferdeköpfen. Auffallend iſt, daß im ſüdlichen Teile dieſes Gebiets dieſe Köpfe auseinan⸗ der blicken, während etwa nördlich der Bahnlinie Stendal Bremen die Pferdeköpfe ſo geſchnitzt ſind, daß ſie einander entgegenſehen. In Nordweſtdeutſchland genießt in vielen Gegenden der Ziegenbock, ehemals das heilige Tier Donars (Thors), den Ruf, das Vieh vor dem Verkalben zu ſchützen. Seine bloße Anweſenheit im Kuhſtall genügt für dieſen Zweck. Freilich geben die meiſten Bauern, die dieſem „Aberglauben“ huldigen, das nicht zu, ſondern halten an⸗ geblich den Bock„für die Kinder zum Spielen“. Doch hat ſich dieſe Sitte in den betreffenden Höfen durch Generatio⸗ nen vererbt, und der Bock hat auch dann noch ſeinen Platz im Kuhſtall, wenn die Kinder erwachſen ſind. 5 Der Hirtentöter Seit Monaten wurden die Bewohner eines kleinen Ge⸗ birgsdorſes in der Provence durch Morde, die an Hirten verübt wurden, in Schrecken verſetzt. Nach langem Suchen in der ſteinigen und unwirtlichen Gegend iſt der Mörder von der Gendarmerie entdeckt worden. Er heißt Giuſeppe Saſia und hatte ſich in der Nähe des Dorfes Nouragos einen Unterſchlupf aus Steinblöcken errichtet. Die Anterſuchung ſeiner Taſchen brachte verſchiedene Gegenſtände zu Tage, die den Ermordeten von ihm abgenommen worden waren. Es handelt ſich nur um unbedeutende Beträge, die der Mörder ſeinen Opfern noch während ihres Todeskampfes raubte. Er war in der ganzen Gegend als menſchenſcheuer und fauler Menſch bekannt und beſuchte häufig die Kneipen der Dörfer. Legen eines Kartoffeldiebſtahls war er verurteilt worden, drei Monate lang 100 Fr. zu zahlen. Um nicht ins Gefängnis wegen der Unfähigkeit, das Geld aufzubringen, wandern zu müſſen, verübte er die Morde. Saſio, der ſelbſt zu den Gen⸗ darmen geäußert hat, er habe wohl die Guillotine verdient, ſieht ſeiner Ahurteilung mit ſtoiſcher Ruhe entgegen. In der Gegend ſeiner Raubtaten atmete die Bevölkerung nach monatelanger Sorge befreit auf. Zeitſchriften und Bücher. Kennſt Du mich und meine Stimme im Aether, die täglich zu Dir ſpricht? Der Reichsſender Stuttgart ſtellt ſich vor allen Rundfunkhörern, in der„Funk⸗Illuſtrier⸗ ten“, 10. Jahrgang, Nr. 3. Neunundſechzig Bilder in dieſer ſbeben erſchienenen Nummer liefern dem Hörer eine will⸗ kommene Beigabe zum überſichtlichen Programmteil des Wochenprogramms. Nicht nur die deutſchen Reichsſender, ſondern die Programme von weiteren 58 Hauptſendern bringt die„Funk⸗Illuſtrierte“ und koſtet nur 80 Pfg. im ganzen Monat(Abonnement), wobei die Dauerbezieher— bei Verheirateten auch die Ehefrau— noch koſtenlos gegen Unfall verſichert ſind. Probenummern dieſer bodenſtändigen Rundfunk⸗Zeitung verſendet der Verlag Wilhelm Herget, Stuttgart⸗W, Reinsburgerſtraße 14, jederzeit gern. Verſammlungs⸗ Kalender. Tbd.„Jahn“. Heute abend Turnſtunde; anſchl. Spieler⸗ verſammlung. Paßbilder müſſen heute abend abgegeben werden. Jußballvereinigung. Heute abend Training wie üblich. Anſchließend Spielerverſammlung.— Zuſchauer, die am Sonntag mit nach Oberhauſen wollen, müſſen ſich bis ſpäteſtens heute Freitag abend im Lokal an⸗ melden, damit wegen des bereitzuſtellenden Autos disponiert werden kann. Fahrpreis hin und zurück 75 Pfg. i Gammel⸗Anzeiger kur für Mitglieder der Landw. in- u. Verkaufsgenoſſenſchaft. Beſtellungen auf Saatgerſte und Saathafer wollen ſofort im Lager abgegeben werden Der Vorſtand. Goeben erſchienen: Bauerntum umme vor den Toren der Großſtadt eee Von Dr. Karl Kollnig. Eine neue Heimatſchrift über das Seckenheimer Bauerntum in Geſchichte und Gegenwart, in ſeiner Sprache, in Sitte, Brauch und Volksüberlieferung. 60 Seiten mit 6 Bildtafeln Preis: 1.50 Mk. Zu beziehen durch den Verlag„Neckar⸗Bote“. N Für die vielen Beweise herzlicher Anteil nahme beim Heimgang unserer lieben Ent- schlafenen sagen wir hiermit unseren innigsten Dank. 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