8„— 8 C ö 55 2. Blatt zu Mr. 22 700 ede g Zinskonverſion Die überragende Bedeutung des ſoeben vom Reichs⸗ zabinett beſchloſſenen Geſetzes über die Zinskonverſion von 6 v. H. auf 4,5 v. H. geht deutlich aus der Tatſache her⸗ vor, daß es ſich hier um einen Komplex von Werten im Umfange von etwa acht Milliarden Mark han⸗ delt, deren Zinſen geſenkt werden. Durch dieſe Maßnahme wird das geſamte Zinsbelaſtungsniveau in Deutſchland um einen Betrag von jährlich rund 120 Millionen Mark ver⸗ ringert. Es iſt zweifellos, daß ſich daraus eine erhebliche weitere Wirtſchaftsbelebung ergeben wird, ebenſo wie die Aktion auch eine Verbeſſerung des geſamten Kapitalmark⸗ tes, insbeſondere des Pfandbriefmarktes, berbeiführen wird. Unter einer Konverſion verſteht man in dieſem Zuſammenhang die Herabſetzung des Zinsfußes bereits be⸗ gebener, im Verkehr befindlicher feſtverzinslicher Wert⸗ papiere. Das Nominalkapital der Schuldverſchreibungen bleibt alſo das gleiche. Die Konverſion bedeutet eine Ver⸗ ringerung der Zinſenlaſt der betreffenden Körperſchaften. Die letzte große Konverſionsperiode in Deutſchland war 1896⸗97, als für ein Kapital von 5,5 Milliarden Mark der Zinsfuß von 4 auf 3,5 Prozent herabgeſetzt worden war. Die größte Konverſion der Weltgeſchichte hat England im vorigen Jahre durchgeführt. Das Streben nach einer erträglichen Zinshöhe war von Anbeginn an einer der wichtigſten Punkte im Aufbauplan unſeres nationalſozialiſtiſchen Staates. Faſt genau vor einem Jahr hat Reichsbankpräſident Dr. Schacht er⸗ klärt, daß ſich der Kapitalmarkt nicht kommandie⸗ ren läßt und nicht kommandiert werden ſolle. Seine da⸗ mals ausgeſprochene Zuverſicht, daß ſich Deutſchland dem Zeitpunkt einer natürlichen Konverſionsmöglichkeit nähere, hat ſich inzwiſchen erfüllt. Die Kurſe der feſtverzinslichen Werte, die im Herbſt 1932, alſo kurz vor der Machtüber⸗ nahme, auf einen Tiefſtand von 70 Prozent und darunter geſunken waren, haben ſich langſam, aber ſtetig dem Pari⸗ ſtand genähert ur liegen jetzt faſt durchweg auf Vor⸗ kriegshöhe und darüber. Die im vergangenen Jahre ausge⸗ gebene vierprozentige Reichsanleihe hat einen guten Er⸗ ſolg gehabt. Aber der Staat will nicht als einziger aus dieſer Beſſerung Nutzen ziehen, die Entlaſtung ſoll viel⸗ mehr einem möglichſt großen Kreiſe zugute kommen. Es iſt nicht erwünſcht, daß diejenigen, die unter ganz anderen wirtſchaftlichen Verhältniſſen langfriſtiges Kapital geliehen haben, weiter ſechs und mehr Prozent Zinſen bezahlen, wenn der Zinsfuß für die beſten Papiere ſich inzwiſchen auf etwa 4,5 Prozent ermäßigt hat. Selbſtverſtändlich kann von dem einzelnen Gläu⸗ biger nicht erwartet werden, daß er allein und aus ſich heraus dieſer Entwicklung Rechnung trägt, zumal manch einer bisher von der geſchilderten Aenderung der Lage nur eine unzureichende Vorſtellung gehabt haben mag. Hier iſt vielmehr eine gemeinwirtſchaftliche Aktion erforderlich, die ſich mit einem eindringlichen Appell an alle Betei⸗ ügten wendet. Dieſe Aktion wird jetzt mit Hilfe der Reichs⸗ regierung von den Hypothekenbanken und den anderen In⸗ ſtituten, die langfriſtige Kredite vermitteln, durchgeführt. Wer feſtverzinsliche Papiere beſitzt— Aufwer⸗ tungsanleihen kommen nicht in Betracht—, wird jetzt vor die Frage geſtellt, ob er mit einer Senkung der ihm bisher gezahlten Zinſen auf 4,5 Prozent einverſtanden ſein will. Dieſe Senkung ſoll vom 1. April dieſes Jahres ab in Kraft treten und ſoll nicht den Hypothekenbanken uſw. zugutekommen, ſondern in ganzem Umfange ihren Schuld⸗ nern, d. h. in der Hauptſache der produzierenden Wirt⸗ ſchaft. Die Antwort auf dieſe Frage kann den Wertpapier⸗ beſitzern nicht ſchwer werden, zumal die jetzt gefundene Lö⸗ fung als außerordentlich fair bezeichnet werden muß. Schon die Tatſache, daß dieſer Appell an ihre wirt⸗ ſchaftliche Einſich. und ihr Solidaritätsgefühl letzten Endes vor der Reichsregierung getragen wird, muß alle Zweifel zerſtreuen. 5 5 beginnt 8 vormittags 29 Uhr -Riegel in Mannheim am Paradeplatz Das Spezialgeschäft für Damen- u. Kinder-Kleidung Es kommt nicht ſo ſehr darauf an, ob der Beſitzer eines bisher ſechsprozentigen Pfandbriefes im Nennwerte von 1000 Mark in Zukunft halbjährlich einige Mark weniger erhält, als darauf, daß die deutſche Wirtſchaft als Gan⸗ zes gedeiht und damit die Möglichkeit geſchaffen wird, die für die Verzinſung des Kapitals erforderlichen Beträge zu erarbeiten. Das kann auf die Dauer aber nur der Fall ſein, wenn es gelingt, die in zweijähriger harter Arbeit er⸗ kämpfte Geſundung unſeres Kapitalmarktes für die beſte⸗ henden Scholdverhältniſſe zu befeſtigen. Es darf feſt damit gerechnet werden, daß bei dem jet⸗ zigen Appell die Zahl der„Neinſtimmen“ ebenſo gering, noch geringer ſein wird wie bei den Volksbefra⸗ gungen der letzten zwei Jahre Aus dieſem Grunde iſt es im Intereſſe der Erleichterung der Konverſion, die den be⸗ teiligten Inſtituten und Behörden auch ſo noch Arbeit ge⸗ nug machen wird, zu begrüßen, daß man eine Möglichkeit der Vereinfachung gefunden hat: Wer zuſtimmt, braucht überhaupt nichts zu unternehmen! Ihm fließt auch die einmalige Vergütung von zwei Prozent, die als Entgelt für die ſtillſchweigende Zuſtimmung gezahlt wird, am nächſten Zinstermin ohne weiteres zu. Den Verwaltern fremder Vermögen, z. B. Vor⸗ mündern, denen die Verfügungsgewalt über Wertpapiere ihrer Mündel zuſteht, Depotſtellen uſw., wird im übrigen ausdrücklich die Möglichkeit gegeben, der Zinsherabſetzung zuzuſtimmen, weil dies im wohlverſtandenen Intereſſe ihrer Schutzbefohlenen liegt. Wer trotzdem auf Beibehaltung des bisherigen Zinsſatzes beſteht, hat dies unter Beifügung ſeiner Wertpapiere ſchriftlich bei dem Emiſſionsinſtitut, alſo der⸗ jenigen Stelle, welche die Wertpapiere ausgegeben hat, zu erklären. Er wird ſich jedoch reiflich überlegen müſſen, ob er— ganz abgeſehen von allen Gründen ſittlicher Natur— in Abwägung der unvermeidlichen Unbequemlichkeiten einen ſolchen Schritt wirklich tun ſoll. Es läßt ſich nämlich noch nicht überblicken, welche Tragweite die vorgeſehenen Be⸗ ſtimmungen über die VBörſenfähigkeit der nicht konvertier⸗ ten Papiere gewinnen werden. Jedenfalls iſt es möglich — und im Geſamtintereſſe wünſchenswert—, daß die Zahl der eine Zinsſenkung ablehnenden Rentenbeſitzer ſo gering iſt, daß eine Wiederzulaſſung ihrer Werte zum Han⸗ del an den Börſen nicht in Frage kommen kann. Dann würden dieſe Papiere alſo zwar Zinſen in bisheriger Höhe bringen, ihr Verwertbarkeit würde dagegen möglicher⸗ weiſe eingeſchränkt ſein. Die Saarfinanzverhandlungen Der Umtauſch der Franken. Baſel, 25. Januar. In den Saarfinanzverhandlungen, die unter dem Vor⸗ ſiz von Jacques Rueff, Chef der franzöſiſchen Abordnung, begannen, ſtand zunächſt die Transferierung der franzöſt⸗ ſchen Franken in Markwährung und die Rückführung der eingezogenen franzöſiſchen Noten an die Bank von Frank⸗ reich durch Vermittlung der B33 zur Ausſprache. Am Schluß der Sitzung wurde eine amtliche Verlautbarung herausgegeben, in der es heißt: „Die zu behandelnden Probleme betrafen die Regelung der ſich aus der Rückgliederung des Saarlandes ergebenden allgemeinen und finanztechniſchen Fragen, wie z. B. Frankenumtauſch, zolltechniſche Fragen, Privatverkräge, Gruben- und Eiſenbahnfragen, Verpflichtungen der Reglie⸗ rungskommiſſion uſw. Es wurde feſtgeſtellt, daß die Uebergabe der einzel⸗ nen Verwaltungszweige des Saarlandes an die deutſchen Behörden außerhalb des Aufgabenkreiſes der in Baſel begonnenen Beſprechungen liegt und dieſe ihre Vor⸗ bereitungen durch unmittelbare Fühlungnahme zwiſchen der deutſchen Regierung und der Regierungskommiſſion des Saargebietes erfolgen muß.“ Scmstfaug, 26. qan. 1935 Freiwillige Keberſtunden für das Sagrhilfswerlk Erfurt, 25. Jan. Um den deutſchen Volksgenoſſen an der Saar den Dank für ihre bewunderungswürdige Hal⸗ tung im Abſtimmungskampf zu beweiſen, hat die geſamte Gefolgſchaft der Merxedes⸗Büromaſchinenwerke AG. in Zella⸗Mehlis einſchließlich Kundendienſt, Werkſtatt Erfurt, beſchloſſen, zur Unterſtützung des Winterhilfswerkes der Saarbevölkerung in ganz beſonderer Weiſe beizutragen. Beginnend mit der letzten Januarwoche ſoll bis zur leten Märzwoche eine unbezahlte Ueberſtunde in jeder Woche von jedem Mitglied der Gefolgſchaft, gleich ob es in der Werkſtatt oder im Büro iſt, geleiſtet werden. Der Gegenwert dieſer freiwilligen Ueberſtundenarbeik wird an das Winkerhilfswerk im Saargebiet abgeführt. An den Tagen der Ueberſtundenarbeit werden die Werksgebäude Jlaggenſchmuck kragen. Handel und Wirtiſchaſt Wirtſchaftliche Wochenrundſchau Börſe. Die Börſe war in dieſer Woche überwiegend ſtill bei kleinem Geſchäft. Beſondere Anregungen fehlten. Die Dezemberergebniſſe des Außenhandels wertete man als Zwi⸗ ſchenſtadium. Immerhin wird es als beachtlich empfunden, daß trotz der geringen Kaufneigung das Kursniveau ſich im Durchſchnitt knapp behauptete. Teilweiſe führte die Ge⸗ ſchäftsſtille zu eichten Abbröckelungen. Von Aktien waren Montanwerte, Braunkohlenaktien, Kali⸗ und Farbenaktien gedrückt. Im Gegenſatz zu der luſtloſen Haltung des Aktien⸗ markts waren Renten zum Teil weiter gebeſſert. Auslands⸗ renten waren jedoch niedriger. Geldmarkt. Die Flüſſigkeit des Geldmarktes hielt an. Das Hauptintereſſe gilt gegenwärtig den Ausſichten des Zins⸗ abbaues. Die neuen viereinhalbprozentigen Hamburger Pfand⸗ briefe waren hier ſchnell ausverkauft und die Bayeriſche Hypothekenbank konnte den Ausgabekurs ihrer viereinhalb⸗ prozentigen Kleinwohnungsbau⸗Hypotheken wegen der ſtar⸗ ken Nachfrage von 95 auf 95,5 erhöhen. Eine weitere 4,5⸗ prozentige Pfandbrief⸗Emmiſſion iſt inzwiſchen der Zentral⸗ bodenkredit A zum Umtauſch bisher mit 6,5 und 7 Prozent verzinslicher Papiere genehmigt worden. Der Kapitalmarkt ſcheint alſo bereits aufnahmefähiger zu ſein, als man zu hoffen gewagt hatte. Darauf deutet auch die Tatſache hin, daß ſich der Beſtand der Reichsbank an deckungsfähigen Wert⸗ papieren nach einer Pauſe von mehreren Wochen wieder ein⸗ mal etwas vermindert hat. Auch dieſe Papiere müſſen ja vom Kapitalmarkt aufgenommen worden ſein. Produktenmarkt. An den Getreidemärkten hat ſich zu⸗ ſammengenomſſen kaum etwas geändert. Weizen hat weiter⸗ hin erhebliches Angebot, demgegenüber die Aufnahmeluſt der Mühlen nur geringfügig bleibt. Der Futtermittelmarkt bekundet gute Abſatzmöglichkeiten. Warenmarkt. Die Großhandelsinderziffer iſt mit 101,0 gegenüber der Vorwoche(101,2) um 0,2 Prozent zurückge⸗ gangen. Die Zahlen des deutſchen Außenhandels im Dezember zeigen, daß ſich die Ausfuhr im weſentlichen auf der Höhe des Monats November gehalten hat. Dagegen zeigt die Einfuhr eine erhebliche Zunahme. Es ergibt ſich für De⸗ zember ein Einfuhrüberſchuß von insgeſamt 45 Millionen Mark. Die bevorſtehende Rückgliederung des Saargebiets ins Reich rollt nun noch zahlreiche wirtſchaftliche Einzelfragen auf. Die im Saargebiet umlaufenden Franken ſoll Frankreich als Rückfaufpreis für die Gruben erhalten, der Reſt wird mit deutſcher Kohle bezahlt. Das Saargebiet hatte im vorigen Jahr im Verkehr mit dem Deutſchen Reich einen Ausfuhr⸗ überſchuß von rund 100 Millionen Mark, der der franzöſi⸗ ſchen Handelsbilanz zugute kam. Damit wird es ein Ende haben, wenn die Saar ins deutſche Zollgebiet zurückkehrt. Viehmarkt. Die Schlachtviehmärkte zeigten ein unein⸗ heitliches Geſamtbild. Kälber und Schweine waren im Preiſe erhöht, während Großvieh durchweg nachgab. Holzmarkt. Am Holzmarkt blieb die Nachfrage ſtetig und befriedigend. Die Preiſe bewegen ſich auf der bisherigen Höhe. Sobeto cs 22.50 2 7. 36. 195 2 Hat. bach affen 2. 3.50 555 45. 2 25 5 Set Anat. N A2 e ee 58. 45. 555 5„ Stcdet⸗ 4 Bebi 3.50 8.50 750 9.50 00 278 NEIN 1 Steſtestr. Kreuz und Quer Die Rache des geſtörten Zeitungsleſers.— Radikalkur gegen Gardinenpredigten.— Der Flieger von Köpenick. Es gibt immer noch Leute, die glauben ohne Zeitung auskommen zu können und ſo kommt es dann, daß eine Frau jetzt erſt auf der Reichsbank erſchien, um die ſchon außer Kurs geſetzten Dreimarkſtücke umzutauſchen; aber zu ſpät. Es läßt ſich nicht leugnen, daß die Zeitung, und ganz beſonders die Heimatzeitung in jedem Haushalt unentbehrlich iſt— es ſei denn, daß man alle möglichen Nachteile mit in Kauf nehmen will. Aber die meiſten Menſchen ſind ſich der Bedeutung der Heimatzeitung wohl bewußt und laſſen ſich nicht davon abbringen, ſie in aller Gemütsruhe zu ſtudie⸗ ren, denn es genügt nicht, ſie nur mit flüchtigem Blick zu ſtreifen. Dieſe Notwendigkeit hatte ein engliſcher Kaufmann durchaus erkannt, aber ſeine Frau hatte dafür kein Ver⸗ ſtändnis, und das mußte ſie büßen. Der Mann vermachte ſein ganzes Vermögen— über 200000 Pfund— der Her⸗ zogin von Kent, während er ſeiner Frau nur einen Schilling vererbte. Er bemerkte in ſeinem Teſtament ausdrücklich, daß er ſeine Frau enterbe, weil ſie ihn während ihrer ganzen Ehe niemals in Ruhe habe ſeine Zeitung leſen laſſen. Immer wenn er ſich gerade mit ſeiner Lieblingslektüre habe beſchäftigen wollen, hätte ſeine Frau irgendwelche„wichtige“ Beſprechungen angeknüpft oder ſie hätte geſungen oder durch Herumlaufen im Zimmer ihn am Leſen geſtört. Da ein Geſetz den Mitgliedern der königlichen Familie nicht geſtattet, von privater Seite zugedachte Erbſchaften anzutreten, wird wohl doch die Frau des rachſüchtigen Erblaſſers in den Genuß des Vermögens ihres Gatten gelangen, aber erſt auf Umwegen So manche Frau macht ihrem Manne das Leben recht ſchwer und ſei es nur durch höchſt überflüſſige Redereien. Jeder unbedeutende Anlaß genügt, um eine ſogenannte Gar⸗ dinenpredigt vom Stapel zu laſſen. Aber auch in dieſem Falle muß man ſich zu helfen wiſſen. Ein Mann, der mehrere Jahre hindurch ſich dieſe Predigten mitangehört hatte, griff dann doch eines Tages zu einem Radikalmittel, das auch ſeine Wirkung nicht verfehlte. Der Mann füllte eine Badewanne mit kaltem Waſſer, und als ſeine Frau wieder einmal eine Rede redete, ſetzte er ſie kurzerhand in die Wanne, denn er verfügte über große Kräfte, gegen die die Frau machtlos war. Das Mittel bewährte ſich ſo gut— kaltes Waſſer wirkt ja meiſt beruhigend— daß im Hauſe ſechs Wochen lang keine Strafpredigten zu hören waren. Dann aber ſtellke die Frau den Status quo wieder her, ſie begann von neuem mit ihren Strafpredigten, woraufhin ſie wiederum in die Badewanne kalten Wa ſſers gelegt wurde. Das wiederholte ſich noch zweimal, da hatte die Dame genug an der Entwöhnungs⸗ kur und ließ ſich ſcheiden. Jetzt muß der ſtarke Mann viel Geld zahlen, weil das Gericht der Anſicht war, eine Kalt⸗ waſſerkur dürfe nur von einem Arzt verordnet werden. Es kommt öfter vor, daß Leute an Dinge herangeben, für die ſie nicht zuſtändig ſind. Viele von uns werden ſich noch an den„Hauptmann von Köpenick“ erinnern. Damals hat der Schuhmacher Voigt einen Unteroffizier und eine kleine Abteilung Soldaten angehalten um den Bürgermeiſter von Köpenick zu verhaften und die Stadtkaſſe für ſich zu beſchlagnahmen. Dieſer Streich iſt glänzend gelungen und hat lange Jahre die Oeffentlichkeit beſchäftigt. Unendlich viele Witze ſind gemacht worden, denn wer den Schaden hat.... Und nun hört man abermals von einer Köpenickiade, nur trat dieſes Mal nicht ein Hauptmann auf, ſondern ein Mann, der ſich als Flieger ausgab und mit erheblichen Fach⸗ kenntniſſen aufwartete. Aber die Kenntnis oder auch die Unkenntnis ſtören nicht, wenn der Betrüger aufzutreten ver⸗ ſteht. Der Schuhmacher als Hauptmann hat ſich ſo viele unglaubliche Fehler zuſchulden kommen laſſen, aber niemand hat ſie bemerkt, ſolange die Aktion im Gange war, erſt nachdem das Unglück geſchehen, kam man hinter die un⸗ möglichſten Dinge. So auch jetzt. Alſo dieſer Flieger führte ſich bei den örtlichen Luftſchutzorganiſationen mit großen Fachkenntniſſen ein und verſtand es, die betreffenden Stellen für einen Plan zu gewinnen, einen Muſterluftſchutzkel⸗ ler zu bauen, wie man ihn in ganz Europa nicht kennt. Die Köpenicker ſtimmten zu und bauten, und bald wurde mit Fahnen, Umzug und Reden die Eröffnung des Kellers ge⸗ feiert. Der Flieger von Köpenick war der Held des Tages. Köpenick hatte ſeinen Luftſchutzkeller. Der Flieger ging nun einige Kilometer weiter nach dem Vorort Grunau und errichtete dort unter den gleichen Vorausſetzungen einen gleichen Luftſchutzkeller. Hätten die Maurer und Schloſſer und die Baumaterialien⸗Lieferanten jemals ein Paar Pfennige erhalten, wer weiß, was noch paſſiert wäre. Da die„Reichs⸗ zuſchüſſe“ aber immer wieder ausblieben, dämmerte es eines Tages in Köpenick und der Flieger von Köpenick wurde aus ſeinem Schaffen geriſſen. Eine Berliner Strafkammer entdeckte 0 üchthaus. Aber die und Grünau haben Luftſchutzkeller, zu denen ſie ohne das Auftreten des Flieger⸗Betrügers ſo ſchnell beſtimmt nicht gekommen wären. Man könnte faſt meinen, daß Köpenick für Betrüger ein beſonders günſtiges Pflaſter iſt. Hoffen wir, daß die Köpenicker nach dieſem neuen Streich des Fliegers von Köpenick etwas vorſichtiger geworden ſind. Sie ſollen ſich aber damit tröſten, daß, wer den Schaden hat, für den Spott nicht zu ſorgen braucht. RNundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Sonntag, 27. Januar: 6.35 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Wetter, Nachrichten; 8.25 Gymnaſtik; 8.40 Bauer, hör zul; 9 Kath. Morgenfeier; 9.45 Suite für Violincello und Klavier; 10.05 Morgenfeier; 10.45 Deutſches Volk— deutſches Erbe; 11.30 Flaumenleichte Zeit der dunklen Frühe, Beſinnliches in Wort und Ton; 12 Mittogskonzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Saarſängergruß, volkstümliche Stunde; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungsſchlacht; 14 Kinderſtunde; 15 Fußball⸗Länderkampf Deutſchland— Schweiz, zweite Halbzeit; 15.45 Klaviermuſik; 16 Bunter Nachmittag; 18 Meiſterſchaft des HDW., Skiſpringen auf der neuen Sprung⸗ ſchanze in Spindlermühle; 18.30 Träumende Melodie; 19 Kammermuſik; 19.30 Sport; 19.45 Undine, von Albert Lortzing; 21.30 Elftes Meiſterkonzert des deutſchen Rund⸗ funks; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.20 Winter⸗ ſportecho aus Garmiſch⸗Partenkirchen; 22.35 Tanzmuſik; Reichsſender Frankfurt. Sonntag, 27. Januar: 6.35 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Nachrichten, Wetter; 8.25 Gymnaſtik; 8.45 Choralblaſen; 9 Evang. Morgenfeier; 9.45 Deutſches Schatzkäſtlein; 10.15 Chorgeſang; 11 Bekenntniſſe zur Zeit; 11.15 Der Hunger⸗ marſch der Veteranen, Geſpräch; 11.30 Hausmuſik; 12 Mit⸗ tagskonzert I; 13 Das Volk erzählt; 13.15 Mittagskonzert II 14 Kinderſtunde; 15 Fußball⸗Länderkampf Deutſchland— Schweiz, zweite Halbzeit; 16 Nachmittagskonzert; 18 Auf⸗ bruch der Nation, Hörfolge; 18.30 Schummerſtunde; 19 Anterhaltungskonzert; 19.40 Winterſportecho aus Garmiſch⸗ Partenkirchen; 20.15 Drittes Volkskonzert der Muſeumsgeſell⸗ ſchaft; 21 Luſtiger Spaziergang durch die Liebe; 21.30 11. Meiſterkonzert des deutſchen Rundfunks; 22 Zeit, Nachrichten; 22.15 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 22.20 Funkbericht vom feierlichen Auftakt der deutſchen Skimeiſterſchaften; Ausführungsbeſtimmungen über die flusgabe und Abrechnung von Lebensmittelgutſcheinen und fihlengutſcheinen jum Jahrestage der natſonalſojjaliſtiſchen kevolutſon 1. Lebens miltelgulſcheine A. Ausgabe. Anläßlich des Jahrestages der national⸗ ſozialiſtiſchen Revolution werden an die Hilfsbedürftigen auch Lebensmittelgutſcheine ausgegeben. Die Gutſcheine berechtigen zur koſten⸗ loſen Entnahme von Lebens⸗ mitteln im Werte von RM. 1.— je Schein. Andere Waren als Lebensmittel dürfen auf dieſe Gutſcheine nicht verabfolgt werden. Die Gutſcheine werden in der Zeit vom 30. Januar bis 15. Februar 1935 in allen Lebensmittelgeſchäften in Zahlung genommen. Die Gutſcheine ſind auf weißem Waſſer⸗ e mit ſchwarzem und rotem Auf⸗ ruck hergeſtellt. B. Abrechnung. Die Abrechnung der Lebensmittelgut⸗ ſcheine Lebe folgendermaßen vor ſich: Die Lebensmittelgeſchäfte verſehen die in Zahlung genommenen Gutſcheine auf der Rückſeite mit ihrem Firmenſtempel oder handſchriftlicher Firmenangabe. Gutſcheine, die nach dem 15. Februar 1935 von den Bedürftigen vorgelegt werden, oder Scheine, die den Stempel der Ausgabe⸗ ſtelle des WHW nicht tragen, dürfen von den Lebensmittelhandlungen nicht in Zahlung genommen werden. Die Erſtattung des Gegenwertes an die Lebensmittelgeſchäfte oder Großhandlungen erfolgt gegen Abgabe der Gutſcheine nach Abzug von 57 für das WH W.(alſo Reichs⸗ mark 0.95 je Schein) bis ſpäteſtens 28. Fe⸗ bruar 1935 bei allen Zahlſtellen der in der Reichsgruppe 4 zuſammengeſchloſſenen Kre⸗ ditimſtitute(Banken, öffentlichen Spar⸗ und Girokaſſen, landwirtſchaftlichen und gewerb⸗ lichen Genoſſenſchaftsbanken). Nach dem 28. Februar 1935 dürfen von den Zahlſtellen Lebensmittelgutſcheine nicht mehr in Zahlung genommen werden. Für die Einlöſung der Lebensmittelgut⸗ ſcheine dürfen die Zahlſtellen keine Gebüh⸗ ren erheben. „Falls mehr als 100 Gutſcheine löſung vorgelegt werden, ſind di 100 Stück zu bündeln. ur Ein⸗ zu je in der dure das N Beſchaffengent. Wei blau des 28. Fehri o iſt derboten. pdieſtens 8. MA 1 Winter- urtkeus. Übertragung den bie f Ortogruppe beg Der Kohlen handler hat diefe bel der für ſetnen Woguſtt guls wertes gegen eine Wentz quittung einzutauſchen. nach blau des 8. Hlär 1938 nat der Noglenhündie ke luen Ruſprucg mehr au Aurhündigung etuer Wert Braunkohlenbrikettgutſchein verkleinert, Originalgröße 103 146 mm, Blauer und roter Druck auf weißem Grunde. werd 15. 2 5 9 Dieter Gutſchein berechtigt zur unentgeltlichen ar bos ebensmitteln im Werte von ö seiner Reichsmark; — 8 Fp... Suiſcheta auch ern 8 5 r beben 1—— i 1 9 eee. mehr iu ahl 2 5 4 N e ß N dung genommen werden. 8 N N Norderſeite Die Zahlſtellen entwerten die eingelöſten Lebensmittelgutſcheine durch Abſchneiden der linken unteren Ecke und reichen die Gut⸗ ſcheine bis ſpäteſtens 15. März 1935 ihren Zentralſtellen ein. Die Zentralſtellen geben durch Einſchreibe⸗Sendung die Gutſcheine geſammelt an die Reichsführung des Win⸗ terhilfswerkes, Sondermaßnahmen, Berlin SO 36, Maybachufer 48/51, weiter. Gleich⸗ zeitig machen ſte der Reichsführung durch beſonderes Schreiben von der Ueberſendung der Gutſcheine Mitteilung und fordern die Aeberweiſung des Gegenwertes an. Eine rat leſigelegten icht zu leiten. mach 1 rf und werden. durf von keinem K Der Sutſchein berechtigt werd N 8 von 11 des 1 10 Aide f Der Koglengindier nut def Avis ſpeteſteus s. Mürz 1988 del der für ſeinen Wonnſt Hgulswerkes gegen eine We** quitiung einzuauſchen. Nach Ablauf dees 5. Mär 1938 hot der Kogtengändies keinen Ruſpruch mehr au Rusgäündigung emer Wert quitiung oder eine ſouſtig Dergütung. mipdrüuchtiche Ruwendung dieſes Scheines zieht Zucht- dausſtraſe nach fich. 8 Steinkohlengutſchein verkleinert, Originalgröße 1034146 mm Schtparger u. roter Druck auf weißem Grunde. Durchſchrift dieſes Schreibens iſt der Paket⸗ ſendung beizulegen. Nach Prüfung der eingeſandten Lebens⸗ mittelgutſcheine erfolgt Begleichung der Rechnung durch die Reichsführung. Jede mißbräuchliche Anwendung der Gut⸗ ſcheine zieht Zuchthausſtrafe nach ſich. 2. Kohlengutſcheine Die als„Sonderausgabe zum Tag der nationalſozialiſtiſchen Revolution“ zur Ver⸗ teilung gelangenden Kohlengutſcheine wer⸗ den gemeinſam mit den gewöhnlichen Koh⸗ lengutſcheinen, Serie D verausgabt und ſind genau ſo zu behandeln. Ihre Geltungsdauer erſtreckt ſich wie die der Kohlengutſcheine der Serie D auf den Monat Februar 1935. Auch bei dieſen Scheinen hat der Bedürftige an den Kohlenhändler bei Landabſatz an die Zeche oder das Werk, eine Anerken⸗ nungsgebühr in Höhe von 15 Pfennigen je Schein zu zahlen. Zum Unterſchied von den regelmäßig zugeteilten Kohlengutſcheinen des WHW. ſind die Scheine der Sonder⸗ ausgabe auf weißem Waſſerzeichenpapier gedruckt und mit einem roten Streifband⸗ Hinweis auf den beſonderen Anlaß verſehen (ſiehe Abbildung). Die Abrechnung dieſer Sonderzuweiſung iſt gemeinſam mit der Abrechnung der Koh⸗ lengutſcheine der Serie D vorzunehmen; eine unterſchiedliche Behandlung iſt nicht erfor⸗ derlich. Genau wie bei den Lebensmittelgutſchei⸗ nen 1 zieht auch bei den Kohlengutſchei⸗ nen jede mißbräuchliche Anwendung Zucht⸗ hausſtrafe nach ſich. 8 Vinterhilfswerk des Deutſchen Volkes 1934/35 gez. Hilgenfeldt Reichs beauftragter des WH W. Dte Lebenamttelgeſchäfte haben die in Zan Setſapetue 2 mit ien fhemenſtempel oder tt handſchriſtlicher firm eee le eee * 1 cup oder bensfectfurche frsebeagobe 8 Die Zonmhetten fumeen de B e geſchaſte oder. 2 E A 00 15 ſpütetens——— das gewerblichen Senoffenfchaftenj gegen Ribgabe der Sulfchema. Semen ment eig 100 ore ungen werden. fino decte 0% 0% m z Denn .——— 5 Sechsbcdaltrumsar ü dun.. 0. nn de eg andes Baues Bass e 4 3 Lebensmittelgutſchein verkleinert, Originalgröße 10344146 mm —— Ruchleit⸗ 2 j% r eee 3 n 2 d F ON S e rer rene re . ee dee 0 ame e ea a dbielleicht ſpäter gar nicht ſo Feamal- wir eben dich! Ronan aus den Zelten zwiſchen Waſſer und Wald von Paul Hain. Frau Römer ſeufzte. Hella nahm die Kappe ab, ließ ſie um den ausge⸗ ſtreckten Zeigefinger kreiſen, bevor ſie ſie hinlegte, und fuhr fort: „Der Jonny und die Jungens da am Lankenſee, die haben es fein. Die karren und buddeln und ſcharwerken da, lungern nicht herum und ſind guter Dinge. Schade, daß ich nicht ein Junge bin!“ „Na, das ſag' nur nicht deinem Jonny,“ lächelte Frau Römer. „Hm?“ Hella krauſte die Naſe.„Ach ja, vielleicht iſt es doch beſſer ſo,“ gab ſie herzhaft zu.„Keine neue Poſt ge⸗ kommen, Ma?“ „Ja, natürlich, dort auf dem Nähtiſch.“ Hella nahm die vier, fünf Briefe an ſich. Antworten zuf Bewerbungsſchreiben, die ſie täglich in die Welt ſchickte. 8 Sie machte drei rKeuze darüber, bevor ſie den erſten zufſchnitt. Natürlich eine Abſage. Vorgedruckte Formulare. Man kannte das. Der zweite, der dritte, der vierte, es war die gleiche Sache. Formelles Bedauern, aber ſowie die Ge⸗ ſchäftslage ſich beſſere, werde man auf die Anfrage gern zurückkommen. Na ja. Blieb noch der fünfte Brief. Langes und etwas pom⸗ pöſes Format, ohne Firma. Nur mit ein paar verſchnör⸗ kelten, recht geſchmackvollen Initialen auf der Vorderſeite. So geſchmackvoll und modern, daß man die Buchſtaben nicht recht entziffern konnte. „Abſage fünf,“ ſummte Hella und riß den Umſchlag auf. Aber dann ſtutzte ſie und jäh ſchoß ihr zarte Röte in die Wangen. Ihre Hand zitterte ein wenig, ärgerlich riß ſte ſich zuſammen und ſtellte den Kopf ſteiler, ſich ſo be⸗ wußt Haltung gebend. „Na, das iſt denn doch allerhand,“ murmelte ſie und las langſam für ſich die Zeilen auf dem dicken, vornehmen Papier. „Sehr geehrtes Fräulein Römer! Zu meinem außer⸗ ordentlichen und aufrichtigſten Bedauern habe ich gehört, welche Folgen ſich für Sie aus jenem peinlichen Vorkomm⸗ nis vor einigen Wochen im Atelier Lacroix ergeben haben. Bei einem Beſuch, den ich kürzlich mit meiner Braut dort abſtattete, verriet eine zufällige Bemerkung von Frau Lacroix, daß Sie dort entlaſſen worden ſind. Ich glaube, aus einigen weiteren Andeutungen dennoch den wahren Grund erraten zu haben. Ich habe das Bedürfnis, ſoweit es mir möglich iſt, den Ihnen durch mein unüberlegtes Verhalten zugefügten Schaden wieder gutzumachen und zwar in einer Form, die Sie unbedenklich akzeptieren könnten. Ich hoffe dabei, daß Sie als modernes Mädchen jenen peinlichen Vorfall vergeſſen haben und ihn als das be⸗ trachten, was er letzten Endes war;: eine impulſive, ver⸗ zeihliche, wenn auch etwas männlich⸗ leichtfertige und in der Form unkorrekte Huldigung einem anmutigen Menſchen⸗ kind gegenüber. Wollen Sie es jedenfalls bitte ſo auf⸗ faſſen. Es ſollen in den Schuchert⸗Werken, deren Adreſſe Sie unten finden und bei denen ich ſelbſt einen leitenden Po⸗ ſten bekleide, in dieſen Tagen Neueinſtellungen vor ſich gehen. Einige kleinere, repräſentative Stellungen in den Ausſtellungs⸗ und Propagandabüros, für Damen vornehm⸗ lich. Beſondere Bürokenntniſſe ſind nicht erforderlich. Ich bin der Ueberzeugung, daß Sie die Qualifikation dafür durchaus beſitzen. Falls es Ihnen alſo noch nicht gelungen iſt. anderweitig eine Stellung zu finden, möchte ich Ihnen raten, ſich in den nächſten Tagen im Perſonalbüro des Hauſes vorzuſtellen. Es ſollte mich freuen, wenn ich Ihnen mit dieſem Hinweis vielleicht eine gute Nachricht gegeben und Ihnen für die verlorene Stellung eine neue vermittelt habe. Ich hoffe, daß Sie in dieſem Schreiben nichts an⸗ deres erblicken als lediglich den ſelbſtverſtändlichen und uneigennützigen Verſuch meinerſeits, einen faux pas wie⸗ der gutzumachen, und begrüße Sie mit beſonderer Hoch⸗ achtung. Dr. Golder.“ „Schrumm!“ ſagte Hella laut und atmete tief auf. „Was ſagt man dazu?“ Sie ſchob die Achſeln ein bißchen hoch. Frau Römer war neugierig nähergetreten. Hella reichte ihr den Brief. „Bitte, Ma, kein Geheimnis.“ Ihre Mutter las eifrig und voll Neugierde und bekam blanke Augen. „Sehr nett von dem Herrn,“ ſagte ſie, als ſie fertig ge⸗ leſen hatte.„Meinſt du nicht auch? Du wirſt doch hin⸗ gehen?“ Hella blickte an ihr vorbei. „Ueberlegen, Ma, überlegen! Mir kommt das noch ein bißchen ſpaniſch vor.“ „Aber der Brief iſt doch ſehr korrekt, Kind. Man kann wirklich nichts daran finden.“ Aber laß nur, ich finde „Eben weil er ſo korrekt iſt. da ſchon heraus.“ Ja, hatte ſie dieſen Dr. Golder vielleicht doch zu ge⸗ ring eingeſchätzt? Er wollte gutmachen, das war anſtän⸗ dig. Aber woher wußte er ihren Namen? Richtig, Ma⸗ dame Lacroix hatte ihn damals bei der Vorführung wohl ſelbſt genannt, und ihre Adreſſe herauszubekommen war dann wohl nicht ſo ſchwierig. Auch ſonſt klang ja eigent⸗ lich alles ganz plauſibel. Er entſchuldigte ſich ſogar. Es ſchien überhaupt, als wüßte er gar nicht, daß ſie mit Jonny bekannt war, was ſie doch zuerſt geargwöhnt hatte. Dann hätte er gewiß nicht geſchrieben! Schließlich, wenn ſie es recht bedachte, konnte er ſie auch kaum wieder erkannt haben, ebenſowenig wie ſeine Braut. Damals der Unglücksfall auf dem Lankenſee, es ging alles ſo ſchnell. Die Hauptperſonen waren ſchließlich Jonny und 0 Schuchert geweſen. Sie ſelbſt im Trikot, Bade⸗ appe, im Faltboot, es hätte ſchon jemand ſehr genau hin⸗ ſehen müſſen, um ſie ſpäter bei der Lacroix wiederzuer⸗ kennen. Nein, er hatte in ihr wohl wirklich nur ein hübſches Mannequin geſehen.. Alſo? Ja, wenn es ſo war, konnte ſie dann nicht wirklich hin⸗ gehen? Sie vergab ſich ja nichts und ſie würde ſchon auf ihrer Hut ſein. Stellung war Stellung! Sie zog die Unterlippe ein wenig zwiſchen die Zähne, was ſehr niedlich und etwas jungenhaft ausſah. Oder ob ſie den Brief einfach in ein Kuvert ſteckte und — der Braut Dr. Golders zuſchickte? Tableau! Ja— warum? Das hätte einen Sinn, wenn es näm⸗ lich nicht ſtimmte, daß Dr. Golder mit ſeiner Braut zuſam⸗ men bei der Lacroix geweſen und dort von ihrer, Hellas, Entlaſſung gehört hätte. Dann nur konnte hinter dem Brief noch etwas anderes ſtecken, eine B sheit, ein neuer alles ganz echt. Man durfte dieſen Dr. Golder icht für zu bösartig halten. Uung. lein dummes Gör! Es lag keine Ver⸗ anlaſſung vor, hinter dieſem Brief eine beſondere ver⸗ ſteckte Tücke zu ſuchen. Und es blieb eben ein grotesker Zu⸗ fall, daß gerade durch denjenigen, der Jonny vor einigen Monaten aus ſeiner Stellung gebracht hatte, ſie ſelbſt eine neue in dem gleichen Hauſe finden ſollte. Ein Zufall, nichts weiter! „Ich werde morgen hingehen, Ma,“ ſagte Hella. Frau Römer nickte ihr gütig zu. „Ja, Kind. Recht ſo.“ 7 8 3 GNe Die Zeiten des wohl⸗ gefüllten Wäſcheſchran⸗ kes kehren nur all⸗ mählich wieder. Die Hausfrau von heute zählt jetzt oft nur das Nötigſte zu ihrem Beſitz und ergänzt nach und nach das Feh⸗ lende. Die leicht angegilbten Vorräte finden ſich immer ſel⸗ tener, man ſtapelt ſeine Güter nicht 255 in den Mengen auf, wie es früher üblich war. Man kommt auch mit einem kleineren Vor⸗ rat aus, den man beſ⸗ ſer überſehen kann. Manchmal erweiſt ſich dieſer Weg als viel ein⸗ facher, wenn man daran denkt, daß eine geringere Anzahl Bett⸗ und Haus⸗ ache viel genauer kon⸗ trolliert werden kann und kein Anſammeln großer Wäſcheberge zum Ausbeſ⸗ ſern zu befürchten iſt. Dieſe zeſcheidenheit iſt auch gar nicht ſo unpraktiſch, denn was jahrelang mit zart⸗ rbigen Schleifen gebün⸗ lt aufgehoben wurde, kann recht gefallen. Das gilt beſonders für die Leibwäſche. Hier ſpielen Mode und Veränderung des Geſchmacks die größte Rolle. Eine junge Frau zählt zu ihrer 5. Ausſtattung nur das, was ſie in nächſter Zeit wirklick braucht, wenn ſie mit ihren Anſchaffungen zufrieden bleiber will. Einige paſtellfarbige Hemdhoſen, verſchiedene Unter kleider und Nachthemden, auch als Garnitur gedacht. ſind vollkommen ausreichend. Hemd und Hoſe ſind weniger be⸗ liebt. meiſtens wird das Unterkleid allein bevorzugt. Darum gibt man ſich damit beim Anfertigen am meiſten Mühe. Die Schnitte haben ſich, einer neuen Mode folgend, auch etwas verändert. Sie ſind anliegend, nach unten weiter geſchnitten, aber nicht direkt glockig, ſondern in ſchräger Stoffbahn gearbeitet. Dieſe Art zuzuſchneiden, ver⸗ bürgt einen guten Sitz, glockig geſchnittene Röcke tragen ſich Unten de modernen donoden Röcken weniger gut. Faſt alle Unterkleider, auch Hernd⸗ hoſen, haben einen Ver⸗. ſchluß an der Seite oder 11 neuerdings auch im— 5 Rücken. Statt der Spitzenkanten und Einſätze iſt die Handarbeit wieder ſehr verbreitet. Hohlſaum, Schat⸗ tenſtich, Ziernähte, Languetten und an⸗ dersfarbige Zutaten ſind haltbarer als die leichten Tüllſpitzen. Auf weißer Wäſche arbeitet man wieder zartgetönte Bieder⸗ meiermotive, Sträußchen und Blüten in mehreren Farben. Die auf Taille geſchnittene Hemdhoſe Nr. 1 hat das Oberteil in der Form eines Büſtenhalters ausgearbeitet und ſchließt in der rückwärtigen Mittelnaht. Auch das Unterkleid Nr. 2 iſt durch Ziernähte in mehrere Bahnen aufgeteilt. Ausſchnitt und Rockſaum haben zackige Einſchnitte aufzuweisen. Flach aufgeſetzte Rüſchen aus glänzender Seide zieren ein anlie⸗ gendes Unterkleid(Nr. 3). das durch die Einſchnitte in der vorderen Bahn genügend Weite zum Ausſchreiten hat. Auch willkürlich 1 Schlitze(Nr 4) geben mehr Bewe⸗ ungsfreiheit. Die handgeſtickten Tülleinſätze ſind mit einem feſten Wirbelſtich eingearbeitet Nr. 5 iſt eine Hemdhoſe aus weißer Waſchſeide mit roſa Spitzenverzierung, die aus ein⸗ elnen, aneinandergeſetzten Motiven beſteht und die ſich an er geſchlitzten Seitennaht wiederholen. Die gewandartigen Nachthemden haben wieder Knöchel⸗ länge erreicht, werden aber in eleganterer Ausführung bis auf den Boden reicheno getragen. Den Bett⸗ oder Morgen⸗ jäckchen gilt beſondere Aufmerkſamkeit. Aus paſtellfarbigem Mattkrepp(Nr. 1) ſieht die gefütterte e mit brei⸗ ter Volantgarnierung und ſchmalen Samtbändern ſehr an⸗ gezogen aus. In ee Form iſt Nr. 2 gearbeitet. Große Taſchen, geſchützte Dreiviertelärmel und eine loſe ge⸗ bundene Spitzenſchleife machen dieſe Art ſehr kleidſam. Groß⸗ geblümter Taft, auf Steppfutter gearbeitet, eignet ſich vor⸗ dente für die volantreiche Form Nr. 3 mit gekreuztem Vor⸗ erteil, das an der Seite geſchloſſen wird. 5 Aus dieſen Vorſchlägen wird jede Frau ſehen, wieviel Freude ſie an hübſcher Wäſche haben kann. wenn ſie auch nicht ſo zahlreich, aber modern und ſelbſtgearbeitet iſt. Vielleicht war Hella doch noch zu jung und zu wenig „modern“, um wiſſen zu können, daß in wenigen Wochen aus einem Saulus nicht ein Paulus und aus dem ſkrupel⸗ 1 Lebensgenießer Dr. Golder nicht ein Gentleman wurde. Am nächſten Vormittag ſtand Hella im Perſonalbüro der Schuchert A.⸗G. Ein Boy meldete ſie dem Chef, der mit überraſchender Schnelle„bitten ließ“. Sie ſah ſich einem noch jüngeren, gepflegten, tadellos angezogenen Herrn in den Dreißigern gegenüber, der ſich bei ihrem Eintritt höflich, mit kleiner, weltmänniſcher Verneigung hinter ſeinem Schreibtiſch erhoben hatte, und 1 gut in dieſen eleganten, dekorativen Raum hinein⸗ paßte. Die oberen Angeſtellten ſcheinen hier fürſtlich zu leben, ging es Hella durch den Kopf. Sie brachte ihr Anliegen vor, unter etwas verlegener Berufung auf Dr. Golder, wobei ſie unwillkürlich ihr Handtäſchchen öffnete, in dem ſich der Brief befand, ohne ihn herauszunehmen. Der Perſonalchef hatte verbindlichſt ſeinen Namen ge⸗ nannt: von Reuter. Dann winkte er mit galanter Geſte ab und der Ausdruck der Bewunderung in ſeinem Geſicht 9 1 0 5 ſich leiſe, da er heimlich Hellas Erſcheinung über⸗ prüfte. „Stimmt, meine Gnädige, wir ſtellen wieder einige Kräfte ein.“ Er ſchnurrte ein paar Erklärungen herunter. „Bitte, nehmen Sie doch Platz. Dr. Golder rief mich neulich bereits an. Ich habe keine Bedenken, Sie zu enga⸗ gieren. Es handelt ſich um einen Poſten im Werbebüro der techniſchen Abteilung. Wir haben die Erfahrung ge⸗ macht, daß die Kunden ſich lieber von hübſchen Damen in⸗ formieren laſſen als von Herren— haha. Darf ich Ihre Zeugniſſe ſehen? Etwas über Ihre perſönlichen Verhält⸗ niſſe wiſſen?“ „Bitte—“ „Sie legte die Zeugniſſe auf den Tiſch, berichtete Fa⸗ miliäres. Reuter hörte verbindlich zu und tat, als prüfe er da⸗ bei die Papiere. Unter halbgeſenkten Augenlidern huſchte der Blick verſtohlen zu Hella hin, die in anmutiger, ſelbſt⸗ ſicherer Haltung im Seſſel ſaß, ein reizvolles Bild mädchen⸗ hafter Natürlichkeit. Sie bemerkte nicht die verſtohlenen, taſtenden Blicke des Mannes. „Gut, gnädiges Fräulein. Ich ſehe hier eben, Sie waren ſchon früher im Büro, vor Ihrer Tätigkeit als Mannequin. Schreibmaſchine?“ „Perfekt!“ rlu ewa ron! vol N Faſt jedes Leitungs und Vrunnenwaſſer ist hart. artes Wuſſer iſt zum Waſchen ungeeignet, es riß Seife. Verrühren Sie jedesmal vor Bereſtung der Waſch⸗ lauge einige Sandvoll Henko⸗Bleich⸗Soda im Waſſer und laſſen Sie Henko! Stunde wirken. Dadurch wird das hürteſte Waſſer weich und wuſchbertit. 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Viernheim hatte einen neuen Mittelſtürmer mit von der Partie(Müller, früher 08), der ganz groß eingeſchlagen hat. Friedrichsfeld hatte alles aufzubieten, um gegen Käfer⸗ tal zu gewinnen. Mit dem knappſten aller Ergebniſſe konnte man die Punkte ergattern, um ſo den Anſchluß zur Spitze zu behalten. Ilvesheim mußte härter kämpfen, als dies rechnungs⸗ mäßig notwendig geweſen wäre. Neulußheim entpuppte ſich als ganz ſtarken Gegner. 5 Sandhofen holte ſich gegen die ſpielſtarken Altriper in ganz überzeugender Art die ſo wichtigen Punkte. Hockenheim mußte erſatzgeſchwächt antreten, aber den⸗ noch reichte es zu einem knappen Sieg über die Phönix⸗ Leute. Seckenheim ſpielte drei Viertel der Spielzeit gegen das Tor der Oberhäuſer, aber der klägliche Sturm wußte dieſe Ueberlegenheit nicht in Tore umzuſetzen. Damit ſind zwei überaus wichtige Punkte verſchenkt worden, die ſpäter mehr als notwendig zu gebrauchen wären. Die Tabelle: Vereine Sp. gew. unent. verl. Tore Punkte Viernheim 16 12 2 2 43 43 26 Sandhofen 14 11 1 2 4111 23 riedrichsſeld 16 9 4 3 37:28 22 eudenheim 15 7* 4 30:23 18 Ilvesheim 14 7 3 4 2921 16 trip 15 6 3 6 2727 15 Hockenheim 15 6 2 7 27:34 14 Phönix Mannheim 14 4 3 7 23:33 11 Reulußheim 14 4 3 7 30:28 11 Käfertal 16 4 2 10 26:33 10 Seckenheim 15 3 3 9 21:40 9 Oberhauſen 16 2— 14 2256 4 * Morgen ſpielen: Oberhauſen— Neulußheim Käfertal— Sandhofen Altrip— Viernheim Hockenheim— Feudenheim Ilvesheim— Phönix Friedrichsfeld— Seckenheim Oberhauſen kommt um eine Niederlage nicht herum, denn Neulußheim hat nicht einen ſo harmloſen Sturm, wie die Seckenheimer am vergangenen Sonntag. Käfertal wird ſich vergebens nach einem Punktgewinn ſtrecken, denn Sandhofen wird ſich keinen leiſten, um für die Meiſterſchaft ausgebootet zu ſein. Feudenheim iſt in Hockenheim zu Gaſt. Bis jetzt war nur Sandhofen in der Lage, die Hockenheimer auf eigenem Platze zu ſchlagen. Wird Feudenheim das nachmachen können? Ilvesheim hat Phönix und wird ſiegen. Das Vorſpiel konnten die Ilvesheimer hoch gewinnen, das zwar nicht wieder der Fall ſein wird, denn im Sturm iſt Ilvesheim nicht mehr ſo ſchußgewaltig wie ehedem. Seckenheim geht nach Friedrichsfeld. Der„ſchwache“ Sturm der Seckenheimer hat morgen wieder ſeinen Mittel⸗ ſtürmer zur Verfügung. Auch ſonſt hat man in dieſer Mannſchaftsformation etwas ausgebeſſert mit der Hoffnung, daß die anerkannt gute Hintermannſchaft einen einiger⸗ maßen aktionsfähigen Sturm erhält. Der Gang iſt faſt ausſichtslos und nur das reſtloſe Einſetzen aller Spieler kann die Mannſchaft gut aus der Affaire ziehen. Es ſteht zu wünſchen, daß alle Spiele einen angeneb⸗ men und fairen Verlauf nehmen. ch Handball. Handball im Tod. Jahn. Die Kreisklaſſe 1 des Mannheimer Turnkreiſes, dem bekantlich auch die Handball⸗Abteilung des Tbd. Jahn angehört, iſt bereits in die Rückrunde der Punkteſpiele ein⸗ getreten. Gleich die erſten Ergebniſſe der Rückſpiele brachten die größten Ueberraſchungen. Im erſten Spiel der Rückrunde ſchlägt Waldhof den Tabellenführer DK. Grün⸗Weiß mit nicht weniger als 5 Toren Unterſchied und am letzten Sonn⸗ tag war es die Tſcht. Käfertal, die an To. Waldhof die Punkte abtreten mußte. Dadurch hat ſich Tv. Waldhof die Mitte der Tabelle geſichert. Die Einheimiſchen haben durch die beiden Siege über Käfertal und Germania Mannheim ihren Tabellenplatz weiter behaupten können. Alle übrigen Teilnehmer haben mehr oder weniger Punkt⸗ verluſte, mit Ausnahme von Tv. Viernheim, zu verzeichnen. Die Tabelle ſieht jetzt folgendermaßen aus: Vereine Sp. gew. unent. verl. Tore Punkte Ty Viernheim 10 9 0 1 86:46 18 D. J. K. Grün⸗Weiß 11 9 0 8 Reichsbahn Mannheim 10 6 0 4 8057 12 Tbd.„Jahn“ Seckenheim 11 6 0 5 95 90 12 Tukneiſch. Käfertal 11 5 1 5 73 6 11 Tv. Waldhof 10 5 0 5 775 6 10 Tbd. Germania 11 3 1 1 62: 98 7 To. Sandhofen 9 1 3 5 43: 78 5 Ty. Badenia Feudenheim 6 2 0 4 34.42 4 Amicitia Viernheim 11 1 1 9 53: 100 3 Eine ausgezeichnete Zuſammenſtellung von Kämpfen bringt der morgige Sonntag, wobei die beiden Paarungen von Tbd. Jahn Seckenheim— Tv. Waldhof und Tv. Viern⸗ heim— DK. Grün⸗Weiß von größtem Intereſſe ſind und ihr Ausgang einen weſentlichen Einfluß auf die Geſtaltung der Tabelle haben wird. Uns intereſſiert vor allem die Begegnung der Einheimiſchen gegen die in den letzten Spielen ſtark aufgekommenen Waldhöfer. Das Vorſpiel konn⸗ ten die T'bündler für ſich entſcheiden, ob dies im Rückſpiel auch der Fall ſein wird, iſt mehr als fraglich. Nicht etwa, daß die Einheimiſchen an Durchſchlagskraft eingebüßt hätten, eher könnte man das Gegenteil behaupten, der weſentlichſte Faktor iſt der Gegner. Waldhof hat in ſeinen letzten Spielen klar bewieſen, daß ſie in der derzeitigen Form keinen Gegner der Kreisklaſſe zu fürchten haben. Hoffentlich ſind die Einheimiſchen durch die letzten Kämpfe der Waldhöfer gewarnt und nehmen ſich ernſtlich um das Szielgeſchehen an. Da es ſich um zwei vollſtändig gleichwertige Mannſchaften handelt, die hier morgen um den Sieg kämpfen werden, ſo dürfte ein äußerſt intereſſanter Kampf bevorſteh em Die 2. Mannſchaft, die den 2. Tabellenplatz einnimmt, ſpielt ebenfalls gegen Waldhof und dürfte als Sieger erwartet werden. Auswärtiger Sport. Wiederum ein Großkampftag. Auch der le rſonntag bringt ein überaus großes nur nach der Zahl, ſondern auch nach der Bedeutung der Veranſtaltungen. Im Vordergrunde ſtehen die beiden deutſch⸗ſchweizeriſchen Fußball⸗Länderſpiele in Stuttgart und Luzern, die Deutſchen Heeres⸗ und Hoch⸗ ſchul⸗Skimeiſterſchaften in Garmiſch⸗Partenkirchen, die Eis⸗ hockey⸗Welt⸗ und Europa⸗Meiſterſchaften in Davos, die Euro⸗ pameiſterſchaften im Eis auf in St. Moritz, die Inter⸗ nationalen Deutſchen Meiſterſchaften im Hallentennis in Bremen und die Deutſchen Hallenmeiſterſchaften im Kunſt⸗ ſpringen in Halle. Dazu kommen neben den Meiſterſchafts⸗ ſpielen im Fußball und Handball, die in allen deutſchen Gauen fortgeſetzt werden, noch zahlreiche bedeutende Veran⸗ ſtaltungen im Radſport, Turnen, Boxen, Pferdeſport und Ringen und außerdem werden noch in Marburg die Deut⸗ ſchen Hochſchulmeieſtrſchaften im Boxen, Fechten und im Geräteturnen ausgetragen. Der 27. Januar iſt alſo ein Großkampftag allererſter Ordnung. Fußball. Als wichtigſtes Ereignis nennen wir den in der Stutt⸗ garter„Adolf⸗Hitler⸗Kampfbahn“ ſtattfindenden 19. Fußball⸗ Länderkampf Deutſchland— Schweiz. Von den bisherigen 18 Spielen haben die Schweizer vier, Deutſchland zwölf gewonnen und zwei Treffen endeten unentſchieden. Das Meiſterſchaftsprogramm in Süd⸗ und Südweſt⸗ deutſchland iſt mit Rückſicht auf zahlreiche Spielerabſtellungen für Stuttgart und Luzern etwas klein. Im Gau Süd⸗ weſt erwarten wir eine noch klarere Tabellenführung von Phönix Ludwigshafen, der in Neunkirchen ſiegen ſollte, da Kickers Offenbach zu Hauſe dem F Pirmaſens kaum einen Erfolg überlaſſen wird. Außerdem ſpielen: Anion Niederrad Sportfreunde Saarbrücken und Fe Kaiſerslautern— Saar Saarbrücken. In Baden erwartet der VfB Mühlburg den Frei⸗ burger FC, Mannheim 08 empfängt den Vfe Neckarau, der hier im Falle eines Sieges zum Tabellenführer Phönix Karlsruhe aufſchließen würde. In Württemberg finden mit Rückſicht auf das Länderſpiel keine Punktekämpfe ſtatt und in Bayern iſt nur das Treffen ASV Nürnberg— Weiden vorgeſehen. Auch Nordheſſen bringt nur ein verkleinertes Pro⸗ gramm mit drei Spielen. Hanau 93 muß nach Kaſſel, Außerdem ſpielen: Langenſelbold— Germania Fulda und Heſſen Hersfeld— BfB Friedberg. Im Gau Mittelrhein olbetrieb. Hier kann ſchon die Meiſterſchaft entſchieden werden und zwar dann, denn der führende VfR Köln ſein Heimſpiel gegen Idar gewinnt, woran nicht zu zweifeln iſt und wenn der an zweiter Stelle ſtehende Kölner EfR gegen den vorjährigen Meiſter einen Punkt verliert. In dieſem Falle wäre die Meiſterſchaftsfrage zugunſten des BfR entſchieden. Zwei Freundſchaftsſpiele ſind für Samstag gemeldet worden. In Stuttgart gaſtiert der Karlsruher FV beim SSC. in Alm hat„94“ den FC. Kreuzlingen zu Gaſt. e —— Handball. Das Programm hat folgendes Ausſehen: Gau Süd⸗ weſt: Polizei Darmſtadt— Tgſs Offenbach, S Wiesbaden — TW Frieſenheim, Pfalz Ludwigshafen— TV Haßloch VSV 98 Darmſtadt— VfR Schwanheim, VfR Kaiſers⸗ lautern— TS Herrnsheim. Baden: Phönir Mann⸗ heim— Weinheim 63, Beiertheim— Waldhof, Hockenheim — Nußloch, Ketſch— VfR Mannheim, 08 Mannheim— Ettlingen. Württemberg: keine Spiele! Bayern Spogg Fürth— Mto München, Bamberg— Leonh.⸗ Sündersbühl, Polizei Nürnberg— 1. FC Nürnberg, 1860 München— TW Ingolſtadt, Milbertshofen— Polizei Mün⸗ chen. Nordheſſen: Eſchwege— Kurheſſen Kaſſel, C Kaſſel— Tuſpo 86/09 Kaſſel, Kirchbauna— Tura Kaſſel, 1900 Gießen— TV Wetzlar, Mittelrhein: TV Gum⸗ mersbach— TV Algenrodt, ASV Köln— TW Nieder⸗ pleis, TV Obermendig— VfR Köln, TV Siegburg⸗ Mülldorf— TV Köln⸗Kalk, TV Mülheim⸗Koblenz— Köln⸗Mülheimer SV. 5 Winterſport. Garmiſch⸗Partenkirchen iſt weiter Schauplatz großer Er⸗ eigniſſe im Rahmen der Deutſchen Winterſport⸗Meiſterſchaften. Diesmal ſind die Skiſportler an der Reihe. Die Deutſchen Skimeiſterſchaften, zu denen zahlreiche Ausländer gemeldet wurden, beginnen om Sonntag mit dem 50 Kilometer⸗ Dauerlauf; außerdem gibt es einen 18 Kilometer⸗Patrouillen⸗ lauf für Su und SS. Die Meiſterſchaftskämpfe dauern die ganze Woche an und enden am 3. Februar mit dem Staffel⸗ und Spezial⸗Sprunglauf. Im Kampf- um die Deutſchen Hochſchul⸗Skimeiſterſchaften wird am Samstag als letzter Wettbewerb der Sprunglauf durchgeführt. die Heeres⸗ Sime iſterſchyten begi nem am Dienstag 5. Badens Skiläufer für Garmiſch Nach den Badiſchen Skimeiſterſchaften in Schonach wurde eine 18köpfige Schwarzwälder Mannſchaft für die Deutſchen Skimeiſterſchaften gemeldet. Zum erſten Male belegen die Badener ſämtliche Konkurrenzen. Unter Führung von Dr. Brohl⸗Todtnau werden folgende Teilnehmer die Reiſe an⸗ treten: Langlauf, Klaſſe 1: Morath und Brombacher, Frei⸗ burg, Schweizer, Schauinsland, Faller, St. Märgen, Benitz, Saig, Flaig, Freiburg, Schwarz, Todtnau, Straub, Frieden⸗ weiler. Altersklaſſe 2 und 3: Dr. Stamm, Villingen, bezw. Jäckle, St. Georgen. Morath beſtreitet auch die Kombination. 50 Kilometer⸗Dauerlauf: Burgbacher, St. Georgen(Kl.), Winterhalder, Freiburg(Altersklaſſe). Abfahrtslauf: Herren: Bruno Koch, Freiburg, Fredy Stober, Freiburg, Hoffma Freiburg, Wittner, Zell i. W. Damen: Chriſtl Cranz und Frau Lotte Bader, Freiburg. Die Staffelmannſchaft wird erſt an Ort und Stelle gebildet. Nadſport. Vor dem großen Fußballkampf am Sonntag meſſer am Samstag in einem Radländerkampf Deutſchland⸗Schweiz in Stuttgart beide Nationen ihre Kräfte. Der Kampf er⸗ ſtreckt ſich auf Rennen der Berufs und Amateurflieger, der Dauerfahrer und der Straßenfahrer. Der Berliner Sport⸗ palaſt bringt am Samstag ein 1000 Rundenfayren für Be⸗ rufsfahrer, zu dem 13 Paare verpflichtet wurden. Ein 100 Kilometer⸗Mannſchaftsrennen um den„Großen Preis von Köln“ geht am gleichen Tag in der Kölner Rheinland⸗ halle vor ſich. Weitere Bahnrennen ſind in Dortmund, Ank⸗ werpen und Paris angeſetzt. Das erſte Straßenrennen der Saiſon wird mit dem Kriterium von Nizza gefahren, an dem auch einige deutſche Straßenfahrer teilnehmen ſollen. Schwimmen. Zum zweiten Male veranſtaltet das Fachamt Schwimmen Deutſche Hallenmeiſterſchaften im Kunſtſpringen, die bei nicht gerade überwältigender Beſetzung in Halle durchgeführt wer⸗ den. Unter den 29 Bewerbern, 18 Herren und 11 Damen, vermißt man u. a. auch die beiden Titelverteidiger Rude Leikert⸗Teplitz und Olga Jenſch⸗Jordan. Turnen. Zwei größere Turnereigniſſe ſtehen auf dem Programm. Im Frankfurter Kunſtturnlager erwartet man mit Span⸗ nung den lokalen Dreikampf Eintracht Bockenheim Born⸗ heim, in Kaſſel wird ein Dreiſtädtekampf Kaſſel Hamburg München ausgetragen. Auf der Matte Beginn der Endkämpfe in Baden Eiche Sandhofen und Weingarten ſiegreich. In Baden begannen die Endkämpfe der Gruppe Nord. Vor zahlreichen Zuſchauern unterlag in Karlsruhe die einheimiſche Germania gegen Eiche Sandhofen mit 311. Die Karlsruher kamen nur im Federgewicht und Leicht⸗ gewicht zu Siegen. Im Federgewicht ſiegte Jenne über Klepartz nach Punkten und im Leichtgewicht landete Schä⸗ fer einen entſcheidenden Sieg über Sommer. In den übri⸗ gen vier Gewichtsklaſſen gab es Siege der Gäſte, die Kämpfe im Mittel⸗ und Schwergewicht dauerten nicht ein⸗ mal eine Minute. Im zweiten Kampf ſiegte Germania Weingerten mit 129 ßer Mannheim 84. Lieht abe Tage! Inventur- Verkauf! 3 la na Beblnn: Manlag. den 28. Januar 1935 Seidenstoffe, KseideSeidenstoffe, Kseide Velour- Chiffon Pelz- Imitationen Krimmer, schwarz, gemustert, 93.95 em br., schöne Dess., 93.9 br., bedruekt, ca. 85 em Breitschw. ete., ca. 125 grau u. braun, ca. 125 Jetat Mtr. 1.35 jetzt Mtr. 2.50, 1.98 breit jetzt Mtr. 3.90 em br. jetzt 8.50, 2.50 breit jetat 8.50, 3.90 Meraner Karo Karo Karo Wasehsamte Reinw. Kleiderftofie für Kleider und Blusen reine Wolle reine Wolle, doppelbr. bedruekt 130 brt., or Japsis jetzt Mtr. 0.65 jetzt Mtr. 1. 25, 0.90 jetzt Mtr. 2.50, 1.0] jetzt Mtr. 0.75 ete. jetzt Mtr. 2.90 Heinw. 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Mit ſeinem grotesken Löffelbug gleitet er auf die Eisdecke hinauf; er zerbricht ſie durch ſein Gewicht und durch ſeine ſtoßende Maſchinenkraft. Hinter ihm klafft in der perlgrauen Eis⸗ rinde ein langer, ſchwarzer Spalt, in dem dunkle Waſſer gurgeln und plätſchern. Sie bilden den freien Fahrweg, den uns der Eisbrecher nach der offenen Oſtſee erkämpft Daß die Oſtſee draußen zwar nicht eisfrei, aber doch noch für uns offen iſt, wiſſen wir. Denn vor dem Auslaufen haben wir auf dem Rigaer Hafenamt das Sammeltelegramm eingeſehen, das die Hamburger Seewarte im Kampfe gegen die Eisgefahr täglich nach allen Richtungen funkt. Wir wiſ⸗ ſen daher, daß wir draußen nur auf das gewöhnliche Dünn⸗ eis treffen werden, das wir mit unſerem Eiſenleib und mit unſerer guten Maſchine allein bewältigen können. Die nor⸗ male Winterhaut der Oſtſee iſt nur für die hölzernen Segel⸗ ſchiffe gefährlich. Fiſcher in Not Ein Dutzend Schiffe fährt im Gänſemarſch. Bald schleichen wir bloß, bald gehen wir auf halbe Fahrt, je nach der Stärke der Eisſchicht, die unſer Eisbrecher bezwingen muß. Die Drift buchtet rundum den Rigaer Buſen aus. Das bildet über einer Untiefe einen Wirbel. Hier hat ſich das Packeis zu einem arktiſchen Großmaſſiv aufgetürmt. Es dreht ſich mit der kreiſenden Strömung langſam und majeſtätiſch wie ein Rieſenkaruſſel. Am Rande dieſer Schwimminſel ſizen ſeit einigen Tagen Dutzende von Fiſcherfahrzeugen feſt. Die Strömung ſchafft um ſie einen breiten Graben, der ſie von dem übrigen Eisfeld und damit von jeder Landverbin⸗ dung trennt. Jeden Winter frieren auf ähnliche Weiſe und nament⸗ lich im nördlichen Teil der Oſtſee Fiſcherfahrzeuge feſt. Ab⸗ ſeits der Schiffahrtslinien war ihre Lage früher nichts als ein ſchreckliches Warten darauf, ob das erlöſende Tauwetter oder der Kälte⸗ und Hungertod früher kamen, während ihre Angehörigen am Lande hilflos bangten. Jetzt ſteigt ſofort ein Flugzeug auf, um die Suche aufzunehmen, wenn im Winter Fiſcherfahrzeuge oder andere Schiffe als überfällig gemeldet werden. Von ſeiner Höhe erſpäht das Flugzeug die Eisgefangenen, bringt ihnen an einem Fallſchirm die erſte Hilfe und leitet durch Funk und Signal den rettenden Eis⸗ brecher heran. Auch hier bei dieſer abgeſchnittenen Fiſcherflottille hat der Flughilfsdienſt durch Fallſchirmabwurf mit Proviant, Eines der Flugzeuge wurde dabei ſelbſt zum Gefangenen des Eiſes. Es mußte notlanden und lag mit eingefrorenem Kühler feſt. Aber die Hilfsaktion iſt bereits im Gange. Da die eingefrorenen Fiſcher Eſten von den Oeſel⸗Inſeln ſind, hat man aus Reval zwei Eisbrecher geſchickt. Sie eiſen eben die Fahrzeuge los, um ſie zu Schleppzügen zuſammenzu⸗ ſtellen und ihnen einen freien Weg durch das nördliche Eis⸗ feld zu ſchaffen. g f Neben mir auf der Brücke ſteht ein alter Oſtſeefahrer, der diesmal als Paſſagier mit unſerem Schiffe fährt.„Ja, ſagt er,„das klappt. Den Flughilfsdienſt haben wir gelernt, als wir in der Eiszeit lebten.“ „Hoho! Flugdienſt in der Eiszeit?“„Doch! Geht ſchon richtig. Die letzte Eiszeit war in der Oſtſee erſt vor ſechs Jahren, damals als ich mit meinem Zweitauſendtonner län⸗ ger als eine Woche nördlich von Rügen im Eiſe feſtſaß. 600 finniſche Fiſcher trieben ſchon ſeit Tagen auf einem Eis⸗ feld. Der Funk rief SOS! und immer wieder SS! Und wir konnten genau ſo wenig helfen wie die vielen anderen eingefrorenen Schiffe. Einige Tage ſpäter ſchlug der fin⸗ niſche Eisbrecher„Jääkarhu“ die fast meterſtarke Rinde in Fetzen und entriß dem Jonas die Opfer.“ Eiszeit in der Oſtſee AUnſer Schiff trudelt gemachlich hinter dem Eisbrecher in der offenen Rinne. Die Fahrt wird ſchneller. Das ſchwere der ee i überwältigt und dae Schiff wird old dar eie der Oſtſee ſelber erſchage können„Vor ſechs Jahren war das anders. Da 5 te am 6. Februar eine ſcharfe Kältewelle ein, die bis zum 10 März unvermindert andauerte. Wir befanden uns auf der Fahrt von Hamburg nach Riga. Schon auf der Höhe von Helſingör hatte das Schiff ſchwer gegen das immer feſter werdende Eis anzukämpfen, und ſchließlich aßen wir bei etwa 20 Grad Kälte nördlich von Rügen feſt. Eine dicke Eisdecke oſtwärts der deutſchen Küſte und in die Oſtſee hinein vereinigte ſich mit dem Eis im Finniſchen und Bottniſchen Meerbuſen. Im Eiſe war ein wahrer Völker⸗ bund von Schiffen verſammelt. Seit der Erfindung der drahtloſen Telegraphie wurden noch nie ſo viele SOS. Rufe auf einmal abgegeben. Denn für die kurzen Fahrten über die Oſtſee war kein Schiff mit Proviant und vor allem Kohle für längere Zeit verſehen. Die SOS.⸗Rufe verhallten nicht ungehört. Der Eisret⸗ tungsdienſt ſelbſt in dieſem kaum vorausgeahnten Falle funk⸗ tionierte tadellos. In der ſüdlichen Sſtſee beteiligte ſich Deutſchland mit allen verfügbaren Mitteln. Die Flugzeuge der Luft Hanſa kreiſten über den Schiffen, und nach einigen Tagen ſahen wir, wie die Linienſchiffe der Reichsmarine gegen die Eisdecke anfuhren. Das gab ein Splittern und Krachen, und manchmal ſah es ſo aus, als ob das Eis ſtärker ſei als die alten Panzer⸗ ſchiffe. Aber ſie ſchafften es doch. Die eingefrorenen Schiffe erhielten Proviant und Kohle, und die beſonders für die Eisfahrt gebauten Dampfer durften im Kielwaſſer der Kriegsſchifſe folgen, um zum nächſten Hafen geleitet zu wer⸗ den. Unſer Schiff befand ſich darunter; aber die„Schleſien“ mußte noch einigemale ausſcheren, um uns, die wir in der Rinne wieder feſtgefroren waren, loszueiſen. Der während dieſer Kälteperiode allein von den deutſchen Reedern erlit⸗ tene Schaden bezifferte ſich auf vier Millionen Mark.“ Nun ſind ſolche Kältewellen wie im Februar 1929 ſelten; aber in jedem normalen Winter iſt die Oſtſee ſtärker eis⸗ bedroht als die Nordſee. Nur allzu leicht treibt das Eis mit der unfreiwilligen Laſt auf Grund oder rennt gegen Riffe. Dann ſind Schiff und Ladung verloren. Die Arbeit der Eisbrecher Der Rigaer Eisbrecher hat uns verlaſſen. Er ſtrebt nach Norden, wo einige Schiffe liegen. um in die Bucht einge⸗ bracht zu werden. Unſer Schiff nimmt Kurs nach Südweſten. Das verhältnismäßig dünne Eis wird von dem verſtärkten Bug zerſchlagen und ſaugt ſich an den doppelten Stahl⸗ platten hoch. Die Maſchine läuft auf volle Kraft, aber wir machen doch nicht viel mehr als halbe Fahrt. Zu groß iſt die Hemmung durch das Eis. f n In jedem Winter müſſen in der Oſtſee die Eisbrecher eingreifen. Die ſtärkſten Eisbrecher, wahre Nachkömmlinge der Mammuts, haben die nordiſchen Staaten, deren Küſten am meiſten unter der Vereiſung leiden. Der ſtärkſte iſt hier der Finne„Jäärkarhu“(Eisbär) mit rund 10 000 Tonnen Eigengewicht und einer Maſchinenanlage von 10000 PS. Der Stoßkraft dieſes Rieſen kann nur eine Eisdecke von ganz außergewöhnlicher Stärke widerſtehen Die Ruſſen„Maly⸗ gin“ und„Kraſſin“ ſind durch ihre Vorſtöße in das Polar⸗ eis bekannt geworden. Den Oſtſeeſchiffern iſt noch der e„Ymer“ durch ſeine enormen Kraftleiſtungen be⸗ annt. Nicht nur für die Landratte, ſondern auch für den Schif⸗ fer iſt es ein packender Augenblick, wenn die ſtarken Maſchi⸗ nen den kurzen, hochaufragenden Vorderſteven und dann das Vorſchiff auf das Eis ſchieben. Zuerſt reagiert es nicht, dann fängt es an, unwillig zu brummen und zu knirſchen. Aber das kümmert das Schiff nicht und nicht das Krachen der Decke. Die Schraube ſchlägt um ſo wütender, und immer mehr ſchiebt ſich der platte lächerlich breite Rumpf hinauf auf die Eisdecke, bis mit einem Getöſe die Decke zerbricht und das Schiff in das Waſſer ſackt. Während die blaugrauen Schollen faſt auf das Schiff ſpringen, nimmt es ſchon wieder einen neuen Anlauf, um das Werk fortzuſetzen. Im Südweſten machen wir die erſten 5 Feuer aus. Die Nacht kommt. Das 85 Schiff ſchiebt noch immer die dünnen. Eisſchollen zur Seite. In 24 Stun⸗ f den wird die deutſche Küſte er⸗ reicht ſein. Wenn die Kälte gleich ſtark bleibt, wird ſich auch dort eine Eisdecke ge⸗ bildet haben. Aber es be⸗ ſteht keine Gefahr, denn was Menſchen zu tun vermögen, iſt vor⸗ geſehen, um die Schiffe vor der Eisgefahr zu beſchützen. A. v. Riha. — Um den Hof krꝛdhlung von Wilhelm lennemann Der Bauer Haverkamp ging unwirſch auf ſeinem Hofe umher. Es war ihm heute wieder nichts recht zu machen. Und doch war alles in Ordnung. Pflüge, Eggen, Walzen, Karren ſtanden handbereit unterm Schuppen; aller Unrat war ſäuberlich auf die Seite gekehrt. Der Bauer hätte wirk⸗ lich zufrieden ſein können! Er trat in den Stall. Sein Sohn, ein achtzehnjähriger, ſchlanker, kräftiger Junge, ſchüttete den Pferden den Hafer vor. Der Alte ſah in den Trog, trat an die Pferde heran und muſterte ſie. Noch immer ſprach er kein Wort; aber ein ver⸗ galtener Zorn lag auf ſeiner gefurchten Stirn. Der Junge erkannte das wohl; ſcheu beobachtete er den Vater von der Seite. Er bangte vor dem Ausbruch eines drohenden Unwetters. Da trat der Alte an ihn heran, Feuer in den Augen; dicht ſtand er vor ihm.„Ich bin ſoeben auf deiner Kammer geweſen.! Junge; nun ſag ich's dir zum letzten Male, wenn das mit den verfluchten Büchern nicht aufhört, gibt's noch ein Unglück. Ich hab dir's geſagt, du wirſt Bauer, damit baſta.“ Mit harten Schritten ging er zum Stall hinaus. In der Tür wandte er ſich um:„Heute mittag gehſt' mit auf den Rotberg, daß wir den Acker pflügen!“— Der Bauer ging über den Hof. An der Einfahrt blieb er ſtehen und ſah den Weg hinaus. Aha, der Lehrer! Auch ſolch ein Tunichtgut. Sein Aerger war noch friſch. Da ſollte der Magiſter gleich ſein Teil mitbekommen. Der Lehrer ſah in das Geſicht des Bauern, das deutete uuf Sturm.„Guten Morgen, Haverkamp“, grüßte er den Bauern,„wie ſteht's?“ „Gar nicht gut ſteht's, ſen, Sie ſind ſchuld daran.“ Der Lehrer lächelte:„Da bin ich aber neugierig!“ Der Bauer ſchnaubte ihn an:„So, wer hat denn dem Jungen die Flauſen in den Kopf geſetzt, wer ſteckt ihm die Bücher zu und wer unterrichtet ihn heimlich? Ich ſage Ihnen, Herr Lehrer, der Junge kommt auf keine Schule.“ Nun wurde der Lehrer ernſt.„Zu allem, was Sie da Ace haben, bekenne ich mich ſchuldig. Ich tat's in der beſten bſicht und in der ſtillen Hoffnung, daß Sie doch noch dem Jungen den Weg zu ſeinem Glück freigeben würden.“ „Sein Glück liegt auf dem Hof und ſeinen väterlichen Aeckern, da haben es alle Haverkamps gefunden.“ „Aber, Haverkamp, Ihr müßt doch ſehen, der Junge taugt nicht zum Bauern, der Drang zum Lernen ſteckt in Herr Lehrer, und daß Sie's wiſ⸗ „Ich hab dir's geſagt, du wirſt Bauer, damit baſta.“ ihm.— Laßt ihn frei, und Ihr werdet noch Eure Freude an ihm haben.“ Der Bauer ſchüttelte den Kopf.„Herr Lehrer, Ihr wißt, ich habe nur ein Kind, und da iſt keiner mehr, der den Na⸗ men Haverkamp ührt. Wollt Ihr mir meinen Jungen ab⸗ trünnig machen?“ Er ſah ſich um und beſchrieb mit ausgeſtreckter Hand einen Bogen um ſeinen Hof.„Das iſt ſein Erbe, da haben wir geſeſſen ſeit Jahrhunderten. Soll nun ein ander Ge⸗ ſchlecht auf ihm wachſen und das meine heimatlos in der Welt werden und zugrunde gehen?“ Der Lehrer ſah dem Bauern in das feierlich ernſte Ge⸗ ſicht.„Gut tut Ihr, Bauer, daß Ihr Euren Hof und Euer Ge⸗ ſchlecht liebt. Aber dieſe Liebe darf nicht zum blinden Tyran⸗ nen werden. Wollt Ihr Euren Sohn zum Sklaven, Euren Hof zum Götzen machen, dem der Junge in Zwang alle ſeine Wünſche zum Opfer bringen muß?“ „Wer die väterliche Erde ackert, hat nie ſchlecht daran etan. Ich ſag Euch, Herr Lehrer, laßt ihn nur einmal feſt⸗ ſtehen auf ſeiner Erde, und 10 werdet ſehen, daß er wächſt und reift wie ſchwere Roggenſaat!“ „Ich wünſche es Euch von Herzen“, ſagte der Lehrer. Des Nachmittags ackerten Vater und Sohn zuſammen am 1 87 und auf benachbarten Aeckern. Schnurgerade ſchnitt der Alte die Mittelfurche in den Acker. Er 1 den Pflug ſo leicht, als ſei die Arbeit nur ein Spiel. Dabei ſah er auf den Nachbarſtreifen, wo ſein Sohn hinter dem Pfluge ſchritt. Der hielt das Ziel nicht recht im Auge, die h machte einen bedenklichen Bogen. Erſchrocken hatte es der Junge bemerkt und lenkte 9 links. Mit Haſt ſetzte er den Pflug wieder ein und trieb das Pferd an. Und dabei fühlte er immer wieder die ſcharfen Augen des Alten auf ſich gerichtet. Die drohenden Worte von heute morgen lagen noch wie kreiſende Unruhe in ihm.— Da, jetzt glitt das Eiſen flach über die kaum aufgeritzte Ackerkrume hin.— Da hörte er von der Seite einen harten Schritt. Der Vater ſtand vor ihm. Er ſah ihn an und die Furche. Und dann— er ſprach kein Wort dabei— hob er die Hand und 1 ſchwielige, ſchwere Bauernfauſt dem Jungen mitten ins Geſicht. Der hat nicht aufgeſchrien— kaum achtete er auf das Blut, das aus Mund und Naſe ſtürzte. Er ließ Pflug und Pferd 1 und ging mit ſteilen Schritten vom Acker weg und ins Dorf hinein.——— Der junge Haverkamp war verſchwunden. Als der Bauer 55 Abend nach Hauſe kam, hörte er, daß der Junge die ücher und ſeine übrigen Habſeligkeiten in eine Kiſte gepackt und damit vom Hofe gegangen ſei, wohin, wußte man nicht. r Der Bauer kniff die ſchmalen Lippen aufeinander und forſchte nicht weiter. Als aber dann Wochen vergingen und keine Kunde von dem entflohenen Burſchen kam, ſtellte der Bauer den Lehrer. Wie ein zufälliges Zuſammentreffen ſollte es ausſehen— aber der Lehrer durchſchaute den Alten. Der Bauer ſah den Lehrer mit böſen, fragenden und gebietenden Augen an. Die Frage war kurz, aber die Augen „Wo iſt mein Junge?“ antwortete der Lehrer,„wohin der das heute vom Baume fällt? Aber“ heiſchten drohend Antwort: „Wer will ſagen“, Sturm das Blatt weht, Und dann hob er die Hand und ſchlug die ſchwielige, ſchwere Bauernfauſt dem Jungen mikken ins Geſicht. S e.( MOMe Blank lagen die Schienen im Schein der Bogenlampen und verſchwanden zwiſchen grünen und roten Lichtern in der Nacht. Eben hatte der Expreßzug nach Budapeſt die Wiener Bahnhofshalle verlaſſen. In einem Abteil erſter Klaſſe lehnte bequem ein älterer Herr und las die Zeitung. Ihm gegenüber ſaß eine reizende junge Dame. „Verzeihung, mein Herr“, nahm dieſe nach einer Weile das Geſpräch auf, indeſſen der Zug mit voller Geſchwindigkeit dahinbrauſte,„wenn ich den Telegraphenboten, der Ihnen in Wien eine Depeſche zuſtellte, richtig verſtanden habe, ſo ſind Sie der Großgrundbeſitzer Erdöly aus Budapeſt?“ Der Angeredete horchte überraſcht auf. „Ganz recht, der bin ich“, erwiderte er lächelnd.„Sie kennen mich, meine Dame?“ Ueber das Geſicht der jungen Dame huſchte ein kokettes Lächeln. „Iſt es Ihnen ſo unangenehm, daß man Sie kennt?“ fragte ſie mit Betonung. „Im Gegenteil“, widerſprach er geſchmeichelt.„Ich freue mich, von einem ſo ſcharmanten Weſen wie Sie—“ „Seien Sie vorſichtig, Herr Erdöly. Sie könnten leicht bereuen, was Sie even geſagt haben...“ Der Gutsbeſitzer ſchüttelte mit dem Kopf, und indem er ſich eine Zigarette entzündete, ſetzte er lachend hinzu:„Ich fürchte keine Reue, denn ich wüßte nicht, worin Sie mich enttäuſchen könnten.“ „Oh, das dürfte nicht ſchwerfallen“, meinte die junge Dame mit veränderter Stimme.„Ich habe in der Tat die Abſicht, Ihre Reiſeerinnerungen durch eine etwas unliebſame Epi⸗ ſode zu berei⸗ chern.“ „Sie ſprechen in Rätſeln, gnädige Frau.“ „In RNätſeln? Nun, Sie werden mich gleich ver⸗ ſtehen. Och brauche dringend zehntau⸗ ſend Pengö.“ „Wi— i— ie?“ Der Gutsbeſitzer machte eine er⸗ ſtaunte Bewe⸗ gung.„Ein köſt⸗ licher Witz!“ meinte er heiter. „Es iſt mein Ernſt, Herr Er⸗ döly. Ich pflege in Geldangelegenhei⸗ ten nicht zu ſpaßen.“—„Aber, gnädige Frau!“ „Ich habe in Wien den Schaff⸗ ner verſtändigt, daß er uns bis Budapeſt nicht ſtört. Ich will nicht annehmen, 196 Sie ihm Gelegenheit geben, uns ſtören zu müſſen. Denn entf „Sonſt?“ „— würde ich mich leider gezwungen ſehen, meine äußere Erſcheinung ſo zu verändern. daß es den Anſchein er⸗ haben als würden Sie eine wehrloſe Frau tätlich beläſtigt aben. „Aber das 15 ja eine Lüge! Eine infame Erpreſſung!“ ſchrie der Gutsbeſitzer, der inzwiſchen den Ernſt der Situation erfaßt hatte. „Warum ereifern Sie ſich, mein Herr? Zehntauſend Pengö dürfte Ihnen dieſes Abenteuer doch wohl wert ſein.“ „Sie irren ſich. Es iſt mir nicht mehr wert, als daß ich Sie auf der Stelle durch den Schaffner feſtnehmen laſſe.“ „Aber das iſt ja eine Lüge! Eine infame Erpreſſung!“ ſchrie der Gutsbeſitzer. — 6 22 g, gon flaus NIElHH — Und nun ſah er auch den Bauer bedeutungsvoll an—„ich glaube, daß es ihm gut gehen wird. Er iſt von geſundem Stamme, er wird ſeinen Weg ſchon gehen.“ Er verſchwieg, daß er für den Jungen wohl geſorgt und ihn in einem Lehrerſeminar untergebracht hatte. Doch der Bauer wußte genug. Er hat nie wieder nach ſeinem Sohn gefragt.——— Jahre gingen hin, 20 Jahre wohl— der Bauer war alt und hinfällig geworden. Verkauft doch den Hof, rieten ihm ſeine Nachbarn. Der alte Bauer kam mit dieſem Rat zu ſei⸗ nem Lehrer, der nun auch ſchon lange penſioniert war, und ſah ihn abermals an: „Da iſt kein Erbe“, ſagte er bitter,„was ſoll ich tun?“ „Ich denke, ein Bauer ſoll nicht auf fremder Erde ſter⸗ ben?“ antwortete der Lehrer.„Und er ſoll auch nicht dem Schickſal vorgreifen!“— Und wiederum nach acht Tagen, in der hellen Mittags⸗ eit— der alte Bauer ſaß auf ſeiner Bank vor dem Hauſe— ſah er den Lehrer auf ſich zukommen mit einem großen, ſtatt⸗ 5 Herrn, und zwei Jungen gingen den Männern zur eite. Der Bauer ſtand auf und ſah den fremden Mann prü⸗ fend und ängſtlich an. Sein altes Herz klopfte mächtig. Da kam der Fremde eilend auf den Alten zu, ergriff ſeine Hand:„Vater, Vater, da bin ich wieder, und“— er zog ſeinen Aelteſten herbei—„hier bringe ich dir den Hoferben! Der Junge will durchaus ein Bauer werden, ſo nimm ihn für mich an.“ In die Augen des Alten kam ein Leuchten. Er nahm den Jungen bei der Hand und ging mit ihm einige Schritte zu⸗ rück, damit er den ganzen Hof, ſeine Stallungen und Scheu⸗ nen und ſeitlich die Felder überſchauen konnte, und ſprach zu der Erde und dem Hauſe mit feierlich⸗ernſter Stimme:„Das iſt euer Bauer!“ Und er ſah den Jungen hell und klar an: „Ich grüße dich, Bauer Haverkamp!“ Dann erſt ging er zu ſeinem Sohn und dem Lehrer. Er reichte ihnen zum Willkommen die Hand und führte ſie in ſein Haus. Dre „Das werden Sie nicht tun!“ meinte die junge Dame mit Beſtimmtheit.„Denn die Gerichtsbehörde in Ungarn zeigt für ungalante Ueberfälle wenig mildes Verſtändnis.“ Der Gutsbeſitzer blickte nachdenklich vor ſich hin. Irgend⸗ ein rettender Gedanke beſchäftigte ihn. Er entzündete ſich eine neue Zigarette.. t „Nun gut, meine Dame, ich will mir die Sache über⸗ legen. Laſſen Sie mir eine halbe Stunde Zeit.“ „Mit dem größten Vergnügen.“ f Der Zug jagte ohne Unterbrechung durch die Nacht. Bis zur nächſten Station war noch eine Stunde Zeit. Erdölg 7. * 0 0 7 775 Ein ſchriller Pfiff gellte durch die Nacht. Der Jug hielt auf freier Strecke. rauchte eine Zigarette nach der anderen. Die junge Dame lehnte ſchweigend in der Ecke und betrachtete aufmerkſam jede Bewegung ihres Gegenübers. Pünktlich mit Ablauf der dreißigſten Minute nahm ſie das Geſpräch wieder auf.„Nun, mein Herr, zu welchem Entſchluß ſind Sie gekommen?“ 5 Der Gutsbeſitzer richtete ſich langſam in die Höhe. 5 „Ich denke nicht daran, Ihnen einen Pengö zu geben“, ſagte er mit 10 Ruhe. 5 „Alſo nicht? Nun gut!“ Mit einem Satz ſprang die Dame auf, riß ihre Bluſe zur Hälfte herunter, zerzauſte ihr Haar und eilte unter ängſtlichen Hilferufen den Gang ent⸗ lang, bis ſie dem Schaffner begegnete. g Wenige Augenblicke ſpäter betrat ſie in ſeiner Beglei⸗ tung wieder das Abteil. 8 „Hier— dieſer Schurke“, deutete ſie mit haßerfülltem Blick auf Erdöly,„hatte den feigen Mut, eine wehrloſe Frau zu überfallen!“ 0 „Aber kein Gedanke!“ widerſprach der Gutsbeſitzer mit feſter Stimme.„Ich habe dieſe Perſon nicht einmal mit den Fingerſpitzen berührt.“ „Und wie erklären Sie die Kratzwunden, die der Dame am Halſe beigebracht wurden?“ fiel der Schaffner fragend ein. 5 „Sie hat ſie ſich ſelbſt zugefügt, nachdem ſie Er⸗ . gelangt war, da ihr rpreſſungsverſuch ſcheitem würde.“ „Oh, Sie gemeiner Lügnerl“ ſchrie die junge Dame da⸗ zwiſchen. „Ich werde Ihnen auf der Stelle den Beweis erbringen, daß ich die Wahrheit ſpreche.“ Der Gutsbeſitzer winkte den Schaffner näher zu ſich heran, und indem er ſeinen Blick a den Boden richtete, 5 er:„Sehen Sie die Aſche da unten Sie bedeutet mein Alibi. Ich Stunde, die mir die Dame Zeit ließ, che vor meinen Füßen abgeſtäubt. lich auf meinem Platz ſitzengeblieben. da, wie ſie e tätli aufgeſtanden ſein und auf meinen Schuhen befän f feen überdies wären meine Fußſpuren der Aſche zu ehen. Während ſich der Schaffner von der Glaubwürdigken ace überzeugte, hatte die Dame unbemerkt das Abtel bin dabei unbeweg⸗ ürde ich die Dame beläſtigt haben, ſo müßte verlaſſen. Sic Der Zug 55 langſamer und hielt auf Strecke. Jemand hatte die Notbremſe gien In det nahen Wald ſan mer eine Frauonaeſlaſt nerichwinden. 1—— ——— in ſchriller Pfiff gellte durch die Nacht. Die Bremſen abe während der halben ihre Forderung zu über⸗ Ach einen Karton mit e aufgeraucht und die 28 22 3 * A 8 . A 8 N EV ZCTCNF TS N OMAN Copyright by Ernſt Keil's Nachf.(Aug. Scherl) G. m. b. H., Berlin. (17. Fortſetzung.) Während der Angriff auf das Truworhaus dank der Ge⸗ genwirkung des Strahlers fehlſchlägt und Gloſſin in Düſſel⸗ dorf vergeblich verſucht. Jane wieder unter ſeinen Einfluß zu bringen, erſcheint im Hafen von Sydney ein ſtarkes eng⸗ liſches Geſchwader. Das auſtraliſche Parlament faßt den Beſchluß, daß Auſtralien im Falle eines engliſch⸗amerikani⸗ ſchen Krieges auf die Seite Amerikas treten würde. Als der Parlamentsbeſchluß auf den auſtraliſchen Schiffen bekannt wird ſetzen ſie an Stelle der britiſchen Flagge einen Scheuer⸗ lappen. Der offene Konflikt zwiſchen dem britiſchen Geſchwa⸗ der und der auſtraliſchen Flotte iſt ausgebrochen. Wenige Stunden ſpäter ſchlagen die engliſchen ſchweren Geſchoſſe in der Nähe der auſtraliſchen Schiffe in die See. Aber nun folgten ſich die engliſchen Salven in dichter Folge. Es ſtand ſchlimm um die Schiffe Moriſons. Schon trieb die Kaledonia“ gekentert kieloben Jetzt faßte ein Zu⸗ fallstreffer die„Alexandra“ und verwandelte ſie in der mächſten Sekunde in eine graue Wolke kleiner Stahlbrocken ad gelblich ſchwelenden Rauches. Wohl hatten auch die nauſtraliſchen Kanoniere einige Fahrzeuge des Gegners ge⸗ kippt, einen Torpedoflieger war es gelungen, einen Luft⸗ torpedo aus 2000 Meter auf das Deck des„Alceſtes“ zu ſetzen und ihn in Trümmer zu zerreißen. Aber es war klar, daß die auſtraliſche Flotte nur noch für die Ehre der Flagge focht welcher Flagge denn? Ein bitteres Lächeln umſpielte die Züge des Admirals Moriſon, als er den Gedanken dachte. Für die Laune, hier einen Scheuerlappen zu hiſſen, ſchlug ſich ſeine Flotte auf Veben und Tod mit dem weit überlegenen Gegner. Eine Meldung eines ſeiner Flieger ließ ihn aufmerken. „Engliſcher Panzer Alkyon gekentert. Ohne Schuß von uns.“ Schon kam eine zweite Meldung von einem anderen Flugſchiff: „Amphitrite geht auf Grund. Ohne Schußeinwirkung von uns“ Die dritte Meldung folgte unmittelbar: „Niobe ſinkt. Es ſcheinen U⸗Boote zu wirken.“ Die folgenden Sekunden brachten noch ein halbes Dutzend gleichartiger Meldungen. Bis Admiral Blain den ungleichen Kampf aufgab und mit dem Reſte ſeiner Schiffe nach Nordoſten eritfloh. Admiral Moriſon ſammelte den Reſt ſeines Geſchwa⸗ ders und ſetzte den Kurs auf den bisherigen Standort der engliſchen Flotte. Nach beendetem Kampf war es Seemanns⸗ pflicht. Ueberlebende zu retten. Auf halbem Wege, auf der Höhe von Sydney, kamen ihm ÜU⸗Boote entgegen. Hundert U-Boote. In Kiellinie zogen ſie in Ueberwaſſerfahrt daher. Große, ſchwergepan⸗ zerte Kreuzer von einer Art, wie ſie Auſtralien nicht beſaß. Sie fuhren ſchnell und waren im Augenblick heran. Es konnten Feinde ſein. Aber keinem Menſchen in der auſtraliſchen Flotte kam dieſer Gedanke. Sie alle, von den Schiffskommandanten bis zu den einfachen Kanonieren, er⸗ blickten in dieſen Booten bie Erretter vom ſicheren Unter⸗ gang und begrüßten ſie mit brauſendem Cheer. Da ging am Heck des erſten Bootes ein rötlicher Ball empor, breitete ſich im Winde aus und zeigte das Sternenbanner der ameri⸗ kaniſchen Union. Amerikaniſche U⸗Boote hatten unter der Führung des Admirals Willcox eingegriffen. Unbekannt mit den letzten Entſchließungen von Cyrus Stonard, ſah Willcox die auſtraliſche Flotte im Kampfe mit der engliſchen Ueber⸗ macht. Mochten die Politiker treiben, was ſie wollten. Der Seebär Willcox wußte nur, daß Auſtralien nächſtens ameri⸗ kaniſch werden würde. Das hatte ihm genügt. 5 Die auſtraliſche Flotte lief in den Hafen von Sydney. Die amerikaniſche U⸗Voot⸗Flotte folgte nach einer plötzlichen Entſchlteßung des Admirals Willcox. Die Kunde von dem Gefecht und dem Eingreifen der amerikaniſchen Hilfe war den Flotten drahtlos vorausgeeilt. Eine bange Stunde hindurch hatten in Sydney die Häuſer unter dem ſchweren Feuer der kämpfenden Flotten gebebt. Dann kam die Erlöſung. Hilfe und Sieg durch die meri⸗ kaner Da ſchlug die bange Stimmung in das Gegenteil um. Die Amerikaner, die fetzt im Hafen lagen, die in ein⸗ zelnen Trupps an Land kamen, wurden mit hellem Jubel begrüßt. Niemand in ganz Sydney dachte mehr an die Ta⸗ gesarbeit Von dichten Scharen waren die Straßen ſchwarz, während die Häuſerfaſſaden im Flaggenſchmuck ver⸗ ſchwanden. * Die geſpannte polieiſche Lage nötigte auch den Vierten Lord der Admiralität, ſeinen Landaufenthalt für unbe⸗ ſtimmte Zeit zu unterbrechen. Lord Horace Maitland war in ein Stadthaus übergeſiedelt. Kaum zehn Minuten von der Admiralität entfernt. Eine kleine Geſellſchaft der nächſten Bekannten ſaß dort um den Teetiſch verſammelt. Lord Horace kam aus einer Sitzung. In dieſem Kreiſe durfte er ſich ziemlich frei äußern. „Die Anſichten im Kabinett waren geteilt. Einige mei⸗ ner Kollegen hoffen immer noch, daß ſich ein Krieg. der Krieg der um Englands Schickſal geht.. vermeiden läßt. Die Entſcheidung liegt beim Parlament. das morgen zuſam⸗ mentritt“ „Eine bange Nacht für alle, die mit ihrem Blute für das Vaterland eintreten müſſen.“ Einer der Gäſte hatte es egg; „Noch eine lange, bange Nacht!“ g Cady Diana flüſterte es mit bewegter Stimme. Sie blickte geiſtesabweſend vor ſich hin und rührte mit dem klei⸗ nen Silberlöffel mechaniſch in der Teetaſſe. Lord Horace betrachtete ſie mit forſchendem Blick. Seit Tagen fiel ihm eine Veränderung an ihr auf, für die er keine Erklärung fand. Was konnte die ruhige, gefeſtigte Natur ſeiner Frau ſo außer Faſſung bringen? Der dro⸗ bende Krieg?.. Wenig wahrſcheinlich! Was ſonſte 9 O HAN ON N! 2 Lady Diana atmete wie von einer Laſt befreit, als bie; Gäſte ſich empfahlen. Lord Horace ſah, wie gezwungen das Lächeln war, mit dem ſie ſie verabſchiedete. Vergeblich wartete er auf ihre Rückkehr. „Die Lady hat ſich in ihre Räume zurückgezogen.“ Der Beſcheid wurde ihm auf ſeine Frage. So war es ihm unmöglich, dem Grunde dieſer Veränderung näherzu⸗ kommen. Es hieß wohl zu warten, bis ſeine Gattin frei⸗ willig ſprechen würde. Seit einigen Tagen fühlte Lord and daß etwas Fremdes zwiſchen ihm und ſeiner Gattin tand. Lady Diana ſchritt raſtlos in ihrem Zimmer hin und her mit fieberiſch geröteten Wangen. Die Lippen wie durſtig geöffnet. Die Stutzuhr ſchlug die ſechſte Stunde. Diana Maitland hielt in ihrem Gang inne und ſtarrte auf das Zifferblatt. „Schon wieder ein Tag vergangen... Hohne Nachricht .. Noch eine Nacht wie die vergangene ertrage ich nicht Warum das alles?... Um eines Mannes willen, deſſen Na⸗ 20 ich längſt aus meinem Leben geſtrichen zu haben glaubte. Sie warf ſich auf den Diwan. Die eine Hand ſchob unge⸗ geduldig die Kiſſen zurecht, die andere ſtrich das Haar von der Schläfe. Ihre Augen waren geſchloſſen, aber es zuckte zu⸗ weilen in den langen Wimpern. Eine Welt lag zwiſchen dieſem unruhig ſinnenden, gegen Tränen kämpfenden Weib und jener heiteren, ſtrahlenden Schönheit, die noch vor wenigen Tagen den Mittelpunkt der glänzenden Gäſteſchar in Maitland Caſtle bildete. Ihre Lippen formten Worte. „Warum laſſe ich mich in wachendem Zuſtand von die⸗ ſen Träumen quälen? Iſt es nicht genug an den unruhigen Nächten?... Warum dieſe Angſt?... Was habe ich getan, was 17 nicht vor mir ſelbſt, vor aller Welt verantworten könnte Ich bin nur feig.. oder vielleicht krank... und könnte doch gerade ſo glücklich ſein, wie mich die Welt ſchätzt.“ Lady Diana richtete ſich heftig auf.. Horace beobachtete mich.. meine Aufregung iſt ihn nicht entgangen.. ich bin ihm kein Geſtändnis ſchuldig! Nein, nein! Soll ich ein zweites Mal für eine Sünde büßen, die keine war? Ein Pochen an der Tür. Auf ſilbernem Tablett brachte die Zofe einen Brief. Ein großes graues Kuvert. Deutſche Briefmarken. Die Schrift der Adreſſe ſchien ihr wohl bekannt, und doch konnte ſie den Schreiber nicht erraten. „Legen Sie den Brief auf den Tiſch. Ich werde ihn ſpä⸗ ter leſen.“ Sie ſagte es mit gleichgültiger Stimme. Kaum hatte die Zofe den Raum verlaſſen, als ſie aufſprang und den Um⸗ ſchlag mit zitternden Fingern zerriß. Ein 1 8 Zeitungs⸗ blatt bildete den Inhalt. Eine ſchwediſche Zeitung. Ihre Sprachkenntniſſe reichten hin, den Inhalt halb zu entziffern, halb zu erraten. An einer Stelle ein roter Strich. Eine fett⸗ gedruckte Stichmarke. Linnais Sie ging zum Diwan zurück, zwang ſich gewaltſam, die wenigen Zeilen Wort für Wort zu leſen: „Linnais, den 20. Juli. Eine Kataſtrophe, die noch der Gehöft der bedarf, hat geſtern das in unſerer Nähe liegende Gehöft der Truwors betroffen. Um Mitternacht flog das Herrenhaus unter 1 Exploſionen in die Luft. Es wurde von dem erſt kürzlich aus dem Auslande zurückgekehrten Be⸗ ſitzer bewohnt, der zwei Freunde als Gäſte bei 1 Mit Sicherheit iſt anzunehmen, daß alle Inſaſſen den Tod gefun⸗ den haben. Ueber die Urſache der Kataſtrophe gehen Gerüchte, die wir ihrer Unkontrollierbarkeit wegen vorläufig nicht wie⸗ dergeben wollen.“ Mit einem leiſen Aufſchrei ſank Diana Maitland auf den Diwan zurück. Wie im Traume ſah ſie, wie ſich die Tür öffnete, Lord Horace in das Zimmer trat, die Tür hinter ihm ins Schloß fiel. Es war ihr unmöglich, ſich zu erheben. Es gelang ihr nur, ſich etwas aufzurichten. „Du haſt eine unangenehme Nachricht erhalten?“ „Eine unangenehme Nachricht... wie kommſt du auf die Frage?“ Lord Horace deutete auf das am Boden liegende Zei⸗ tungsblatt. „Wer ſandte dir dieſe Zeitung?“ Die Antwort kam nicht gleich. Endlich kam ſe.. zö⸗ gernd und los „Dr. Gloſſin?!“ Lord Horace trat einen Schritt zurück. „Von Dr. Gloſſin?... Gib mir, bitte, eine Erklärung. Du biſt ſie mir ſchuldig. Was ſteht in dem Blatt, das dich in ſolche Erregung verſetzt?“ N i Lady Diana zogerte, stockte. Erft nach geraumer Weile hatte ſie ihre Stimme in der Gewalt. „Du darfſt mir nicht zürnen. Horace. Es überkam mich plötzlich gewiß eine Folge der letzten kritiſchen Tage. Sie haben Anſprüche auf meine Nerven gemacht, denen ich nicht gewachſen war.. Die Zeitung von Dr Gloſſin.. ah. gewiß! Es wird dich intereſſieren, welchen Erfolg die Expe⸗ dition nach Linnais gehabt hat. Dr. Gloſſin ſchickte das Zei⸗ tungsblatt. das eine Notiz darüber bringt.“ „Warum ſchickte er die Zeitung an deine Adreſſe?“ „Ich glaube ich glaube.. nun ſehr einfach, ihr Männer ſeid doch jetzt Feinde.“ Diana Maitland verſuchte zu ſcherzen. „Sein patriotiſches Gewiſſen erlaubt ihm keinen Ver⸗ kehr mit dir.. Ich werde dir dieſe Zeilen überſetzen.“ Sie las ihm den Inhalt der Notiz vor. „Ah, ſehr gut... Der Plan iſt alſo gelungen. Unbe⸗ greiflich, daß noch keine Meldung von Oberſt Trotter vor⸗ liegt.. Doch du? Du freuſt dich nicht? Und nahmſt doch zuerſt ſo ſtarken Anteil an dem Plan.“ „Diana war zurückgeſunken. Sie drückte das feine Spitzentuch gegen die Stirn. Ihre Bruſt bewegte ſich heftig. „Diana, was iſt dir?“ „Nichts! Habe Geduld mit mir, Horace Es wird vor⸗ übergehen. Ueberlaſſe mich heute mir ſelbſt, ich bitte dich!“ „Schenke mir Vertrauen, Diana. Befreie dich von der Laſt. Sage mir, was dich quält.“ Lord Maitland näherte ſich ihr und legte den Arm beruhigend um ihren Nacken. Diana zuckte leiſe zuſammen. Ihr Körper erzitterte. „Laſſe mich! Laſſe mich! Ich bin nicht die. die“ Klage und Herausforderung ſchienen zu gleicher Zeit im Klange dieſer Worte zu liegen. Lord Horace zog ſeine Hände von ihren Schultern zurück. Er wagte nicht zu ſpre⸗ chen. Endlich nach langem Schweigen ſchien ihr der Ent⸗ ſchluß zu reifen Ein harter Zug legte ſich um ihren Mund. „Ich will nicht länger ſchweigen. Nur die Wahrheit kann mir helfen.“ Sie ſprach ohne Schwäche „Hör mich an als mein Gatte, mein Freund.. als mein Richter.“ Sie wendete ſich ihm zu und blickte ihn mit freien Augen an. „Meine Eltern waren Polen. Du weißt, daß nach einem kurzen heldenmütigen Verzweiflungskampf Polen im Krieg gegen die Ruſſen und Deutſchen der Uebermacht erlag.“ Ein leichter Schauer durchlief ihren Körper. „In dem Zuſammenbruch unſeres Vaterlandes hatten wir alles verloren. Ich wurde Geſellſchafterin bei einer ſchwediſchen Gräfin, die meiner Mutter befreundet war. Wir lebten den größten Teil des Jahres in Paris. Auf einer Geſellſchaft lernte ich einen ſchwediſchen Ingenieur ken⸗ nen. Ueberlegen erſchien mir ſeine Perſönlichkeit gegenüber den anderen Männern, die ich kennengelernt hatte. Alle Vorzüge des Geiſtes und des Körpers ſchienen mir in ihm vereint. Wir liebten uns... Ich war glücklich, glück⸗ B Ein leiſes, verlorenes Lächeln ſchwebte wie ein Hauch um ihre Lippen. Dann verdüſterten ſich ihre Züge wieder. Ihre Stimme, eben noch bewegt, wurde monoton. „Ein Bekannter von einſt tauchte eines Tages in Paris auf. Er erkennt mich wieder und beläſtigt mich mit ſeinen Zudringlichkeiten. Meinem Verlobten entgeht es nicht. Er ſtellte ihn zur Rede und erſchießt ihn im Duell... Und ich?! .Ich erhalte am nächſten Tag ſeinen Ring zurück.. ohne ein Wort, eine Silbe.“ Sie ſenkte den Kopf und ſchloß die Lider. Die Erinne⸗ rung an jene Vorgänge ließ bie noch jetzt zittern. „Ich fühlte mich bis auf den Tod gedemütigt. Ich begriff nicht, wie ich noch leben ſollte.. vernichtet, verachtet, mit⸗ leidlos beiſeite geworfen. Hundertmal wünſchte ich mir damals den Tod. An die Stelle der Liebe trat der Haß. Ich haßte ſo grauſam, wie eine Frau nur haſſen kann... Was dann kam, weißt du. Ich wurde Sängerin. Im Taumel des Lebens glaubte ich, Ver⸗ geſſenheit zu finden, um nur zu bald völliger Enttäuſchung zu begegnen. Ich beſchloß, nur noch meiner Kunſt zu leben, und wid⸗ mete ihr mein ganzes Sein Und dann kamſt du. du warſt edel, warſt gut zu mir. Du zeigteſt mir deine Bewunderung, deine Achtung, dein Vertrauen. Du warſt bereit, dein Schickſal, dein Leben mil dem meinen zu verbinden, deinen Namen einer Frau zu ge⸗ ben, deren Leben du kaum kannteſt.“ Mit ſtarrem Geſicht hatte Lord Maitland gelauſcht. Eine qualvolle Pauſe entſtand. Lord Horace preßte die Zähne zuſammen. Widerſtrei⸗ tende Empfindungen ergriffen ihn. Er empfand die rückhalt⸗ loſe Aufrichtigkeit Dianas als etwas Gefühl in h Doch ein anderer Inſtinkt kämpfte gegen dieſes Gefühl in ihm an. Et⸗ was ſeinem eigenen Weſen Feindſeliges tauchte in ihm auf, wollte ihn dazu bringen, all ſeinen Mut zuſammenzuraffen, ſeine Liebe und ſein Mitleid zu bezwingen, ſeiner Gattin den Rücken zu kehren. Diana ſchien ſeine Gedanken erraten. „Horace! Horace!“ ſchrie ſie mit erſtickter Stimme. Alles Blut wich aus ihrem Geſicht. Der Lord hörte die e Stimme. Er ſtürzte auf e zu und ſchloß ihr den Mund mit zitternden Händen, er⸗ chüttert, entſetzt. Er ſchloß ihre Augen, die ſtarr und weit geöffnet waren. Seine Wimpern wurden feucht. 8 mir Zeit. ſeien wir mutig.. du haſt die Ge⸗ Perez er Vergangenheit geweckt. Es wird Zeit brauchen, ie wieder zur Ruhe zu bringen „Du fragſt nicht nach dem Namen, Horace?“ „Wozu den Namen? Laß ihn begraben ſein, Diang.“ „Ich muß ihn dir nennen, du alles verſtehſt er iſt.. Erik Truwor.“ 3 ö 5 5 1(Fortſetzung folgt) 5 5 e „ccc 5 2 . ͤ.... AN 2 8 Die in die waagerechten und ſenkrechten Felderreihen einzutragenden Wörter ſind aus den bildlichen Darſtellungen zu erraten. Die Wörter der waagerechten Reihen ſind in dem oberen, die der ſenkrechten in dem unteren Teil des Bildes zu ſuchen. Aus zähl⸗Rätſel. 1 .[e E 72 2 533„ 24e Die Auszählung hat mit einem Buchſtaben der oberſten drei Felder zu beginnen, und zwar nach rechts herum. Es iſt ſtets die gleiche Zahl Felder auszuzählen. Bereits aus⸗ gezählte Felder ſcheiden für die weitere Auszählung aus. Die Löſung ergibt ein Sprichwort. Silbenrätſel. a char de du er erk ge gei gent hin klad lat ner ſa ſta ſten ter tor un ve. Aus vorſtehenden 20 Silben ſind 10 zweiſilbige Wörter u bilden mit folgender Bedeutung: 1. Name aus der römi⸗ ſchen Mythologie, 2. Anhänger einer indiſchen Religion, 3. Kartenblatt, 4. Mann mit lauter Stimme, 5. Gemüſe⸗ pflanze, 6. Geſchäftsvermittler, 7. kaufmänniſches Geſchäfts⸗ buch, 8. Raubvogel, 9. Dienſtgrad, 10. Berliner Vorort. Hat man die Wörter richtig gebildet, ergeben die zweite und vierte Buchſtabenreihe, beidemal von oben nach unten geleſen, ein Sprichwort.. , 1 i . De Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge matt. Rätſel. Es iſt ein kleiner Geheimerat, Der eine große Rolle ſpielt; Ein kleiner gebor'ner Potentat, Der über alle Welt befiehlt; Ein kleiner echter Demokrat, Macht alle Räng' und Stände gleich; Ein kleiner feiner Diplomat: Er ſtiftet auf Erden ein Himmelreich. Verſteck-Rätſel. 1. Der Aſtronom ſah am Merkur eine Veränderung. 2. Die Geſellſchaft war ganz angenehm. 3. Der Pfeiler war morſch und mußte daher geſtützt werden 4. Franz war ein guter Kegler, er ſchob elfmal alle Neun. 5 1185 Meiner Schweſter Erna gelang die Aufgabe vor⸗ züglich. 6. Es gab ohrerfreuende Muſik in dem Symphonie⸗ Konzert. In jedem der borſtehenden 6 Sätze iſt je ein Hand⸗ werkszeug enthalten Welche ſind dies? 1 Dosen: 15, 30 und 60 Pfennig Sum Seitoertt Ankezeupoon aus voriger Nummer. MNagiſches Moſalk: de lle be der w SU dul del e. Is, Hi A.. en dt ten ze hen te e Hen ur O ben e, de Sie. nacb dem Sch ee en. 0 42%( Silbenratſel: 1. Grabbe,. 2. Offenbach, 3. Tehu⸗ antepec, 4. Torgau, 5. Sirius 6 Emme, 7 Gottlieb, 8. No⸗ pelle, 9. Erbprinz, 10. Derfflinger, 11 Eylau. 12. Nettelbeck, 13. David, 14. Engadin, 15 Radau, 16. Ballett, 17. Eliſa⸗ beth, 18. Sacatepec 19 Unna, 20. Coldeream, 21. Harfe.— Gott ſegne den, der Beſuch macht. und kurze Beſuche. Umſtellungs⸗Rätſel: Diner, Euter, Rhone, Boa, Riſpe. Argus, Tibet, Alwin. Palme, Falſch, Eris, Lech.— Der Bratapfel. Buchſtabenrätſel: Gardine— Sardine— Sar⸗ dinien. Schach Aufgabe: 1. De3—b6. Dg1& bs, 2. Sh8—g6 matt. 88 111 Ke7 N 8, 2. Db6—d8 matt. B d6—d5, 2. Db6—f6 matt. . 1 beliebig, 2. Db6—d8 matt. Froſchling hat Rom beſucht. Er ſchwärmt den Freun⸗ den von ſeiner Reiſe und von den Schönheiten Roms. „Wie hat Ihnen die Sixtiniſche Kapelle gefallen?“ meint Kröting. Froſchling zieht die Stirn in Falten und erwidert: „Wiſſen Sie, wenn ich ganz offen ſein ſoll— ein gutes Militärorcheſter iſt mir lieber!“ Wenn der Flieger kalte Füße hat 44⁴ Ai Leicht zu machen. „Sterben möchte ich für Sie, ſchöne Frau Edith!“ „Ein Augenblickchen, mein Lieber, mein Mann komm, gerade!“ N e 3 „Willſt du morgen zu meiner Geburtstagsfeier kom⸗ men?“ „Ja, gern!“ „Schön— dann komme nicht zu ſpät und mache die Tür mit den Ellbogen auf!“ „Warum denn mit den Ellbogen?“ „Na, du gedenkſt doch nicht, mit leeren Händen zu er⸗ ſcheinen!“ „Sie ſind unzählige Male verurteilt worden. Ange⸗ klagter!“ „Sehr wohl, Herr Richter, aber auch einige Male frei geſprochen!“ 8 Brandmeiſter:„Wann fing das Feuer an?“ Feuerwehrmann:„Um Mitternacht.“ Brandmeiſter:„Und iſt alles gerettet?“ Feuerwehrmann:„Alles bis auf den Nachtwächter, den konnten wir nicht wach kriegen!“ ieee 9 eee . ä e N e Mädchen:„Der Arzt iſt da, Herr Profeſſor!“ Profeſſor(zerſtreut):„Kann ihn nicht empfangen. Sagen Sie ihm, ich bin jetzt krank!“ * Angeſichts der etwas koſtſpieligen Kleider, die ſich ſeine Frau vorführen läßt, wagt Tiberius den ſchwachen Einwand: „Bedenke doch, Emilie, die einfachſten Kleider ſind im mer die vornehmſten!“ 8 „Ach laß doch das“, pariert Emilie,„du weißt genau daß ich dieſe Vornehmtuerei nicht ausſtehen kann!“ Unerwartete Antwork. Der ehemalige öſterreichiſche General von L., der ſich einbildete, bei ſeinen Soldaten ſehr beliebt zu ſein, während er doch an allen Kleinigkeiten herummäkelte, hatte ſich von einigen Schmeichlern einreden laſſen, er werde von ſeinen Soldaten nicht anders genannt als„der Vater des Regi⸗ ments“. Um ſich hiervon zu überzeugen, fragte er bei der nächſten Beſichtigung einen Rekruten:„Mein Sohn, weißt du, wer ich bin?“ „Zu Befehl, Exzellenz, der Herr General von L.“ „Schön. Wenn ihr aber ſo ganz unter euch ſeid, wie nennt ihr mich da?“ Der Soldat lächelte verlegen, ſagte aber nichts. „Nun, du brauchſt dich nicht zu genieren,“ ermunterte ihn der General,„ſage es nur offen heraus— ich befehle es dir!“ Da galt nun kein Schweigen mehr. Die Hände an der Hoſennaht, rief der Rekrut, den geſtrengen Vorgeſetzten ſtramm anblickend:„Krawatelſchnapper— zu Befehl, Exzellenz!“ Der Herr General wandte ſich kurz um. Er ſoll nie wieder einen Soldaten nach ſeinem Beinamen gefragt haben. el ang gesunden Zhhen Spricht, Gene 5 Chlorodont * 710 „Hast Du ihre Hände 4166 gesehen. 2 E leise Bemerkung nur, aber— ein ver- nichtendes Urteil: zunge pfſegt“. Und aus Nachläs. sigkeit ungepflegt! Denn auch Hände, die in Haus- halt und Beruf noch so sehr strapaziert werden, können ihrzartes, gepfleg- tes Aussehen bewahren, wenn sie nur richtig be. handelt werden. Ein we⸗ nig Kaloderma- Gelee, abends vor dem Schlafen- gehen aufgetragen, verhindert jedes Rot- und Rauhwerden, Es erhält Ihre sieren und kneten Sie tüchtig eine Minute lang. Sie werden bemerken, daß bereits in dieser kurzen Zeit die Haut das Gelee vollständig in sch aulgesaugt hat und merklich glatter und elastischer geworden ist. Lassen Sie Kaloderma- Gelee über Nacht ir- ken und beobachten Sie den Erfolg! Y. Kaloderma-· Gelee ſettet nicht und iu daher besonders angenehm im Geb KALO DE DAS SFPEZIALMUITTEL 2 UR PFLECE DER HAN DE In Tuben zu RA. 30, 50 und- Hände zart und jung und macht auch bereits angegriffene Haut über Nacht wieder weich, glatt und geschmeidig. NX Machen Sie einmal diesen ein. lachen Versuch: Verreiben Sie ein wenig Kaloderma-Celee auf Hand- rücken. Gelenk und Fingern. Mas-