31. 4 2. Blatt zu Mr. 24 2. Im Schweiße des Angeſichts In Berlin begann die Vortragstagung des Reichsnähr⸗ ſtandes im Rahmen der Grünen Woche, die die Zuſammen⸗ arbeit der wiſſenſchaftlichen Forſchung mit der Praxis zum Gegenſtand hat. Reichsminiſter Darre eröffnete die Reihe mit einer grundſätzlichen Rede über die Erzeugungs⸗ ſchlacht des deutſchen Volkes. Er führte u. a. aus: Immer wird das handwerkliche Können des Bauern oder Landwirts die weſentliche Vorausſetzung für den Er⸗ folg der Arbeit auf der Scholle ſein, und jeder Betrieb muß ſo geführt werden, daß er eine Rente abwirft. Es iſt aber ein grundſätzlicher Unterſchied, ob man der privat⸗ wirtſchaftlichen Rentabilitätsüberlegung den Vorrang ein⸗ räumt, oder ob man der Volkswirtſchaft als der Wirtſchaft ſeines Volkes das Primat gegenüber ſeinen Einzelwirtſchaf⸗ ten einräumt. Die eine Betrachtungsweiſe iſt liberaliſtiſch, die andere nationalſozialiſtiſch. Die Frageſtellung iſt grund⸗ ſätzlicher Natur und erfordert Entſcheidung. Allerdings, eine ſolche Stellungnahme hat eine lei⸗ tende politiſche Idee zur Vorausſetzung. Dieſe iſt uns Nationalſozialiſten das Volk als die Zuſammenfaſ⸗ ſung derjenigen, die durch die Gemeinſchaft der Blutsbande zuſammen gehören, und der Raum, auf dem dieſes Volk leben muß. Für dieſen Staatsgedanken prägten wir die Formulierung„Blut und Boden“. 3 Wir ſtehen heute in der Erzeugungsſchlacht. Es iſt kein Geheimnis, daß unſere Ernährungsgrundlage zwar auf wichtigen Teilgebieten, z. B. hinſichtlich des täglichen Brotes, ſchon heute durchaus geſichert iſt, daß aber auf anderen Gebieten, hauptſächlich in der Ernährung unſeres Tierbeſtandes und in der Verſorgung mit viehwirtſchaft⸗ lichen Erzeugniſſen, noch bedrohliche Lücken klaffen. Der Grundgedanke der Erzeugungsſchlacht läßt ſich in we⸗ nige Worte faſſen:„Nutze deinen Boden arbeitsintenſiv und erzeuge, was dem deutſchen Volke fehlt!“ Wir 66 Millionen Menſchen innerhalb der Reichsgrenzen ſind ein Volk auf engem Raum. Die Natur hat uns nicht ſo reich bedacht wie manche anderen Völker. Es entſpricht daher deutſcher Art, im Schweiße des Angeſichts unſer tägliches Brot zu verdie⸗ nen und das Verdiente ſparſam 15 verwenden. Die deutſche Landwirtſchaft darf daher niemals extenſiv ſein. Intenſiv wirtſchaften bedeutet für uns, auf wirtſchaftseigener Grund⸗ lage mit höchſtem Kräfteeinſatz wirtſchaften, extenſiv wirt⸗ ſchaften dagegen heißt, auf wirtſchaftseigener Grundlage mit geringſtmöglichem Kräfteeinſatz wirtſchaften. Deshalb ſteht auch am Anfang aller techniſchen Erwägungen der Er⸗ zeugungsſchlacht der Boden ſelbſt und ſeine Pflege. Der deutſche Boden iſt der Träger unſerer Ernten. Wir müſſen ihn daher geſund und ertragsfähig erhalten. Es iſt ein glücklicher Umſtand, daß hierfür gerade die von uns er⸗ ſtrebte ausgiebige Verwendung hofeigener Abfälle und Ne⸗ benerzeugniſſe eine gute Gewähr bieten. . T Nicht minder große Aufgaben liegen ſur Praxis und Wiſſenſchaft auf dem Gebiet des Pflanzenbaues. Hier gilt es, die richtige Syntheſe zu finden zwiſchen den Notwendigkeiten der Bedarfsdeckung des deutſchen Volkes und den Forderungen eines naturbedingten Anbaues. Die deutſche Pflanzenzucht hat ſich mit Erfolg bemüht, die eng gezogenen Grenzen unſeres heimiſchen Pflanzenbaues zu weiten und durch Schaffung neuer Pflanzenformen die Ge⸗ ſamterträge des deutſchen Bodens zu heben. Große Auf⸗ gaben harren aber noch der Löſung. Wir brauchen heute eiweißreiche Futterpflanzen. Wir müſſen die Lücke, die in der Tierernährung klafft, ſchließen. Wir brauchen ertragſichere und qualitätsreiche Oelpflanzen, um den Fehlbetrag in der menſchlichen Fettverſorgung zu dek⸗ ken, ſoweit er infolge Knappheit an wirtſchaftseigenen Fut⸗ termitteln nicht aus der Viehhaltung beſtritten werden kann. Wir brauchen weiterhin ertragſichere Faſer⸗ pflanzen, um unſerer Textilinduſtrie eine ausreichende Rohſtoffgrundlage zu ſchaffen. Wir benbtigen ſchließlich qualitätsreiche Zwiſchenfruchtpflonzen, um die Silos, die jetzt mit Zuſchüſſen in größerer Anzahl gebaut werden. mit hochwertigem Eiweißfutter zu füllen. Aus der durch unſeren verknappten Bodenraum gege⸗ benen Zwangslage wird auch das Gebiet der Ti er zucht, der Tierhaltung und der Fütterung von anderen Geſichts⸗ punkten aus behandelt werden müſſen als bisher. Wir ſtehen in der Viehwirtſchaft vor der großen Aufgabe, mit weniger Tieren mehr zu leiſten. Der in Deutſch⸗ land für die Futtererzeugung verfügbare Bodenraum iſt begrenzt. Wir müſſen alſo, damit keine Verengung der menſchlichen Ernährungsbaſis eintritt, die Leiſtungen je Tiereinheit ſteigern. Das Zuſammenwirken zweier Maß⸗ nahmen, der Erzeugung größerer und wertvollerer Fut⸗ terernten von gleicher Fläche und der beſſeren Ausnutzung dieſer Futterernten durch leiſtungsfähigere Tiere wird und muß binnen wenigen Jahren das deutſche Volk auch in ſei⸗ ner Viehwirtſchaft ganz bedeutend unabhängiger vom Aus⸗ land machen als bisher. 5 Zu den Vorausſetzungen des vollen Sieges unſerer Er⸗ zeugungsſchlacht gehört auch die richtige Anwendung der wiſſenſchaftlichen Erkenntniſſe in der Praxis. Die Kernfrage einer Erzeugungsſteigerung liegt auch darin, wieweit es gelingt, die große, bisher abſeits ſtehende Maſſe der deutſchen Landwirtſchaft zu erfaſſen und zunächſt einmal ouf die Höhe der Technik zu bringen, die unſere gutgeleiteten Betriebe ſchon erreicht haben. Auf dieſe Aufgabe iſt die geſamte Organiſation der Erzeugungs⸗ ſchlacht abgeſtellt worden. Die Bodenſtändigkeit im wirtſchaftlichen Handeln unſe⸗ rer Bauern verbietet jede Einſeitigkeit in der Wirtſchafts⸗ führung; ſie verbietet ferner das Bemühen um eine Er⸗ tragsſteigerung, die lediglich oder doch maßgebend durch wirtſchaftsfremde Betriebsmittel gewonnen würde. Agrarpolitik einerſeits, Agrartechnik und Agrarwirt⸗ ſchaft andererſeits, ſind keine Gegenſätze. Sollen letztere zur vollen Entfaltung gelangen und unſerem Volke ihre höchſte Nutzwirkung liefern können, ſo bedürfen ſie der ſtraffen und ſicheren Führung durch eine Agrarpolitik, die ſich auf dem Staatsgedanken von Blut und Boden aufbaut. f Wenn in dieſem Sinne Agrarpolitik, Praxis und Wiſ⸗ enſchaft ſich zu einer Zuſammenarbeit zuſammenfinden, dann kann der Sieg in der deutſchen Erzeugungsſchlacht nicht zweifelhaft ſein. a. 40 000 Sportler unterwegs Ein neuer Wintervorſtoß und großer Winterſportverkehr. Im geſamten Schwarzwald bis herunter in die Rheinebene ſind am Samstag und Sonntag ergiebige Neu⸗ ſchneefälle niedergegangen. Auf dem Südkamm des Schwarz⸗ waldes wurde eine Schneehöhe von faſt 1.50 Meter erreicht. Wie an den Vorſonntagen nahm der Winterſportverkehr auch an. Kurs- und Sonderzüge der Reichs⸗ und Privatbahnen hatten vielfach ſtarke Beſetzung aufzuweiſen. Ueber 80 Kraft⸗ poſten waren am Sonntag unterwegs und beförderten in der Auf⸗ und Abfahrt mehr als 6000 Winterſportler. Aufgrund von Beobachtungen an den Talſtationen und in den Ski⸗ geländen der Höhengebiete wurde der Sonntag von ungefähr 40 000 Sportlern ausgenutzt. ——— Rückgang der Geſchlechtskrankheiten i Das RNeichsgeſundheitsamt legt jetzt das Ergebnis der Reichszählung der Geſchlechtskrankheiten 1984 vor, das einen erfreulichen Rückgang dieſer Volksſeuche aufweiſt. Zur Er⸗ mittlung eines Jahreszugangsdurchſchnitts waren die Er⸗ hebungen in der hierfür beſonders geeigneten Zeit von Mitte Januar bis Mitte Februar 1934 durchgeführt worden. In der Erhebungszeit ergab ſich ein Neuzugang von 12 499 männlichen und 6587 weiblichen, zuſammen alſo 19 086 im Deutſchen Reich anſäſſigen Geſchlechtskranken. Gegenüber der letzten Zählung von 1927 bedeutet das auf das 10 000 der lebenden Bevölkerung und das Jahr umgerechnet, eine Abnahme um 44,5 Prozent beim männlichen und 36,2 Pro⸗ zent beim weiblichen Geſchlecht, während die Abnahme der Geſchlechtskrankheiten auf die Geſamtbevölkerung berechnet 40,9 Prozent beträgt. Dabei iſt noch zu bedenken, daß im Jahre 1927 bei der ſtatiſtiſchen Erfaſſung der Bevölkerungs⸗ beſtand in Deutſchland nur 63,25 Millionen umfaßte, während er bis 1934 auf 65,2 Millionen angewachſen war. Aus dem Ergebnis der Reichszählung errechnet das Reichsgeſundheitsamt einen Jahres zugang der Ge⸗ ſchlechtskrankheiten von rund 225 000 Geſchlechtskrankheiten im Jahre 1934 gegenüber rund 370 000 im letzten Zählungs⸗ jahr 1927. Die ſtarke Abnahme der Geſchlechtskrankheiten gegenüber 1927 um rund zwei Fünftel erſtreckt ſich auf alle Krankheitsformen ziemlich gleichmäßig. Erfreulich iſt, daß der Rückgang der Geſchlechtskrankheiten in den jüngeren Altersklaſſen, beſonders bei den Kindern, weit größer als bei den älteren Perſonen war. Der Bericht des Reichsgeſund⸗ heitsamtes ſagt, daß die frühzeitige Erfaſſung der Syphilisin⸗ fektionen beſonders bei den Jugendlichen vordringlich erſcheine. Die Volksaufklärung zur Verhütung von geſchlechtlichen In⸗ fektionen ſei watch n dringend. am Samstag und Sonntag wiederum beträchtliche Ausmaße Dienstag, 29. Jan. 1935 S 2 2— Handel und Wirtſchaff Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 28. Januar. Amd⸗ lich notierten: Weizen: W 15 20.0, W' 16 20.90, Wᷣ 17 21.20; Roggen: R 15 16.90, R 16 17.20, R 13 16.50, Gerſte: 19.50 bis 21.50, Winter⸗ und Induſtriegerſte 18.50 bis 19.50; Futtergerſte Preisgebiet G7 15.90, G 8 16.20, G 9 16.40, G 11 16.70; Hafer:§ 11 15.90, H 14 16.40,§ 17 16.70; Raps inl. ab Station 31, Mais mit Sack 21.25, Müh⸗ lenftachprodukte: Weizenkleie mit Sack W 17 10.60, Roggen⸗ kleie mit Sack Jan. 10.32, Weizenfuttermehl 13, Weizen⸗ nachmehl 17, Vollkleie 50 Pfennig höher; ſonſtige Futter⸗ artikel: Erdnußkuchen 14.30, Soyaſchrot 18, Rapskuchen 12, Palmkuchen 13.1 hen 15.20, Leinkuchen 15.20, Trockenſchnitzel 8 5.84, Steffenſchnitzel 10.12; Rauhfutter: Wieſenheu e his 10.60, Luzernekleeheu 10.50 bis 11, Stroh: Preßſtroh Roggen und Weizen 5 bis 5.50, Hafer und Gerſte 5 bis 5.50, gebundenes Stroh: Roggen und Weizen 4.80 bis 5.20, Hafer und Gerſte 4.80 bis 5.20; Weizenmehl: Weizenfeſtpreis Gebiet 17 Type 790 aus In⸗ landsweizen 27.50, W 15(Bauland, Seekreis) 27.50. Rog⸗ genmehl: Feſtpreisgebiet 16 Type 997 24.60, R 15 24, R 13 23.60, zuzüglich 0.50 Mark Frachtausgleich frei Emp⸗ fangsſtation gemäß Anordnungen der WV. Weizenmehl mit einer Beimiſchung von 20 Prozent Auslandsweizen 3 Mark Aufſchlag, dito von 10 Prozent Auslandsweizen 1.50 Mark per 100 Kilogramm.— Ausgleichszuſchläge: Weizen und Roggen plus 40 Pfennig, Futtergerſte und Hafer plus 60 Pfennig, Mühlennachprodukte plus 30 Pfennig, ölhaltige Futtermittel plus 40 Pfennig(von Erdnußkuchen bis Kokos⸗ kuchen), zuckerhaltige Futtermittel, ausgenommen Malzkeime plus 30 Pfennig. Die Preiſe von Erdnußkuchen bis Leinkuchen ſind Feſtpreiſe der Fabrik. Frankfurter Produktenbörſe vom 28. Januar: Alles unverändert.— In Handelsklaſſenware fanden Abſchlüſſe nicht ſtatt. ä * Arbeitsbeſchaffung für das Bauhandwerk. Wichtig iſt, daß zu Ende des Winters die Beſchäftigung des Bau⸗ handwerks nicht langſam wie in früheren Zeiten, ſondern ſofort in Gang kommt. Deshalb muß die Arbeitsbeſchaffung ſchon jetzt durch Erteilung von Bauaufträgen einſetzen. Die Bauſparkaſſe Deutſche Bau⸗ und Siedelungsgemeinſchaft in Darmſtadt hat dieſe notwendige Vorbereitung getroffen. Nachdem ſie als Weihnachtsgabe erſt mit einer Vergebung von Baudarlehen im Werte von über 1 Mill. RM. heraus⸗ gekommen iſt, nimmt ſie nach einem Monat ſchon wieder eine Darlehensvergebung von 1 090 000.— RM. zur Er⸗ ſtellung von 109 Eigenheimen vor. Die Geſamtdarlehen⸗ vergebung der DBS ſteigt damit auf 60,5 Mill. RM. zur Erſtellung von 5276 Eigenheimen. Die anhaltend guten Sparleiſtungen dürften es ermöglichen, daß noch im Monat März eine weitere Millionenausſchüttung ſtattfindet. Kokoskuce Sport und Spiel Zwei Länderkämpfe, wenig Punkteſpiele. Das füd⸗ und ſüdweſtdeutſche Punktſpielprogramm erfuhr durch die deutſch⸗ſchweizeriſchen Länderkämpfe in Stuttgart und Luzern eine Anterbrechung. So wurde in den Gauen Württemberg und Bayern überhaupt nicht geſpielt, in den übrigen Gauen ſtand mit Ausnahme des Gaues Mittelrhein ein gekürztes Programm auf der Karte. Die beiden Länderſpiele brachten den deutſchen Farben Sieg und Niederlage. Im Hauptſpiel, das vor 60 000 Zu⸗ ſchauern in Stuttgart ausgetragen wurde, ſiegte die deutſche Mannſchaft. Die beiden Nationen ſtanden ſich zum 19. Male gegenüber, der deutſche Sieg war der 13. in der langen Reihe der Spiele, die ſchon ſeit 27 Jahren ausgetragen wer⸗ den; viermal waren die Schweizer Sieger und zwei Treffen endeten unentſchieden. Zum erſten Male trug Deutſchland ein Doppel⸗Länder⸗ ſpiel aus. Eine aus ſüddeutſchen Spielern geſtellte B⸗Mann⸗ ſchaft ſpielte in Luzern vor nur 4000 Zuſchauern gegen Schweiz B und verlor 0:1(O:0). In den Punkteſpielen gab es im Gau Südweſt wie⸗ der Ueberraſchungen. Man hatte damit gerechnet, daß der Ludwigshafener Phönix nach ſeinem Kanterſieg in Worms auch in Neunkirchen ſiegreich bliebe und daß Pirmaſens am Bieberer Berg ſcheitern würde. Die letzte Meldung wurde auch durch einen 510⸗Sieg der Offenbacher Kickers beſtätigt, Phönix wurde aber in Neunkirchen 3:1 geſchlagen. Er führt noch mit 20:10 Punkten vor Kickers Offenbach mit 19:13, Worms mit 18:12 und Pirmaſens mit 16:12 Punkten. Die Sportfreunde rangen Anion Niederrad in Frankfurt ein 11 ab und Saar 05 ſiegte in Kaiſerslautern 2:1, wobei es uner⸗ quickliche Szenen gab, die ein Einſchreiten der Polizei nor⸗ wendig machten. In Baden brachte der Sonntag zwet Spiele. Der VfL. Neckarau ſiegte über 08 Mannheim mit 2:0 und ſchloß zum führenden Karlsruher Phönir auf, beide führen mit 19:9 Punkten, Phönir hat 31:17, Neckarau 32:18 Tore. Dritter iſt der VfR. Mannheim mit 17:9 Punkten vor dem VfB. Mühlburg mit 17:11 Punkten, nachdem die Mühlburger den Freiburger FC. 3:1 beſiegten. In Nordheſſen beſtand der Tabellenführer Hanau 93 die ſchwere Probe in Kaſſel gegen Spielverein mit 1:1, an⸗ geſichts des Fehlens von Torwart Sonnrein ein Erfolg. Mit 24:4 Punkten ſind die Hanauer, als einzige ſüddeutſche Elf noch ungeſchlagen, Tabellenführer vor Boruſſia Fulda mit 20:8 und Spielverein Kaſſel mit 18:10 Punkten. Den Kaſſelern folgt Germania Fulda nach einem 3:1⸗Sieg in Langenſelbold mit 17:13 Punkten vor dem BfB. Friedberg, der in Hersfeld über„Heſſen“ 3:1 gewann. Im Gau Mittelrhein hatte man am Sonntag die Entſcheidung erwartet. Der führende VfR. Köln gewann auch 2:0 gegen Idar, da aber auch der Kölner EfR. über 5 3:1 ſiegte, iſt die Entſcheidung verſchoben worden; die Kölner Raſenſpieler benötigen aber nur noch einen Punkt. Weſtmark Trier behauptete den dritten Platz durch einen 5:1⸗ Sieg über Köln 99, Eintracht Trier ſpielte in Köln gegen Blauweiß 1:1. 5 9 Handball. Im Gau Südweſt beſiegten die Haßlocher in Lud⸗ wigshafen die doctige Pfalz mit 4:3, Frieſenheim mußte in Wiesbaden mit 2:7 die Segel ſtreichen. Die Lautringer knöpften mit 41 ben Herrnsheimern die wertvollen„Dubbe“ ab. Pfalz und Offenbach liegen an letzter Stelle mit je einem Punkt hinter Frieſenheim und Kaiſerslautern, aber die Offen⸗ bacher ſollten ſich doch noch retten können. Sie haben mehr „TTT Heimſpiele; das könnte den Ausſchlag geben. Diesmal gingen ſie in Darmſtadt bei Polizei glatt 3:10 ein. SV. 98 ließ ſich auch vom BfR. Schwanheim nicht ſtören und ſtellte mit 10:7 die Punkte ſicher.— Im Gau Baden gab es auch nicht überall die erwarteten Ergebniſſe, So überraſcht vor allen Dingen das 7:7 von Waldhof bei der Turnerſchaft Beiertheim, womit die Ketſcher, die ihrerſeits 6:2 gegen VfR. Mannheim die Oberhand behielten, wieder hoffnungs⸗ froher in die Zukunft ſehen dürfen. Phönir Mannheim konnte den Platzvorteil gegen TV. 62 Weinheim nicht aus⸗ werten; die Gäſte kamen mit 4:2(2:0) zu einem zwar knappen aber verdienten Sieg. Der Kampf der Abſtiegs⸗ Kandidaten, os Mannheim und TV. Ettlingen, endete 3:8. * Bei den Deutſchen Skimeiſterſchaften in Garmiſch⸗Par⸗ tenkirchen kam der 50⸗Kilometer⸗Dauerlauf zum Austrag. 69 Mann traten zu dieſer Prüfung an und mußten faſt auf der ganzen Strecke gegen einen ſchweren Schneeſturm an⸗ kämpfen. Sieger wurde der Norweger Kaare Hattan in 8:38.46 Stunden vor ſeinem Landsmann Trygve Brodahl und dem Finnen Klaes Karppinnen. Beſter Deutſcher war Joſef Ponn⸗ Berchtesgaden, der in 4:01.17 Stunden einen ſeht achtbaren 7. Platz belegte. Den SA.⸗Patrouillenlauf gewann die unter Führung von Willi Bogner ſtehende 1. Mannſchaft des SS.⸗Oberabſchnittes Süd in 1:30.33 Stunden für die 18 Kilometer. Im Hochſchulſprunglauf er⸗ wies ſich der Münchener Franz Mechler mit Weiten von 45 und 49 Meter als der Beſte. Einen neuen Weltrekord im Gewichtheben ſtellte in Trier der Einheimiſche Opſchruf auf. Opſchruf verbeſſerte den von Ismayr kürzlich mit 290 Pfund im beidarmigen Stoßen der Mittelgewichtsklaſſe aufgeſtellten Weltrekord auf 292.5 Pfund. 8 f Weltmeiſter der Federgewichtler Miller(USA.) feierte in Brüſſel einen neuen Erfolg. Er ſchlug den Belgier Mach⸗ tens überlegen nach Punkten. Weiher(Krefeld) wurde in einem der Rahmenkämpfe von dem Belgier Anneeſens nach Punkten geſchlagen. 8 5 Rita Maſtenbroek ſchwamm bei einem internationalen Schwimmfeſt in Groningen über 100 Meter Rücken die aus⸗ gezeichnete Zeit von 1:16.4 Minuten heraus. Am Tage zuvor verbeſſerte Eleanore Holm die Weltbeſtleiſtung über dieſe Strecke auf 116.3 Minuten. 5 Maunſchaſtsringen In Baden Die Endkämpfe um die badiſche Meiſterſchaft im Mann⸗ ſchaftsringen brachten in der Gruppe 1(Nor d) ledig⸗ lich die Begegnung zwiſchen AS Vg 84 Mannheim und Germania Karlsruhe, da ſich Eiche Sandhofen und Germania Weingarten geeinigt haben, Vor⸗ und Rück⸗ kampf an einem ſpäteren Termin in Sandhofen aus⸗ zutragen. Die Mannheimer gewannen gegen Karlsruhe mit 5 8 N und nun ergibt ſich folgender Zabellen⸗ and: 1. Eiche Sandhofen 2:0 Punkte, 2. Germania Wein⸗ garten 2:0 Punkte, 3. AS Vg 84 Mannheim 2:2 Punkte, 4. Germania Karlsruhe 0:4 Punkte. 8 In der Gruppe 2(Süd) werden die beiden Grup⸗ penbeſten, die dann gegen die beiden Beſten der Gruppe Nord antreten, nach einem anderen Modus ermittelt. In Nordbaden haben bereits die Kämpfe um den Aufſtieg zur Gauliga begonnen. Der VfTun Feuden⸗ heim konnte dabei den Vorkampf gegen den Pf 86 Mannheim eindrucksvoll mit 12.5 Punkten gewinnen. Der Vollbart Eine kragiſche Begebenheit von Fritz Aeckerle. Der Intendant eines niederrheiniſchen Stadttheaters erzählte vor einiger Zeit folgende wahre Geſchichte: a Wir gaſtierten mit unſerem Enſemble des öfteren in der Umgegend in verſchiedenen kleinen Städten, die ſich kein eigenes Theater leiſten konnten. Eines Abends ſpielten wir in H., das nur mit der Kleinbahn zu erreichen war, einen großen Klaſſiker. Die Vorſtellung wurde etwas beſchleunigt und die Pauſen abgekürzt. denn man mußte den letzten Zug unter allen Umſtänden erreichen. N Die Vorſtellung war zu Ende. Raſch umziehen und dann zum Bahnhof. Um Zeit zu ſparen, ſchminkten ſich die Schauspieler erſt im Zug richtig ab. Soweit ging alles gut. Man erreichte den Zug eben noch. Nur einer, der ſeine Schminkſachen in der Garderobe vergeſſen hatte, mußte noch⸗ mals zurück. Schnell hinauf, den Kaſten unter den Arm Da er im Stück mußte, und dann im Laufſchritt auf den Bahnſteig. einen Vollbart von beträchtlicher Länge tragen kam er ſchweiß⸗ triefend oben an. Kein Zug zu ſehen. Der Stationsvor⸗ ſteher ſtand einſam an ſei⸗ nem Häuschen und wollte ge⸗ rade Feierabend machen. Es war der letzte Zug geweſen. Als er der alten Mann mii dem Vollbar! ankeuchen ſah ging er mitlei⸗ dig auf ihn zu Der aber brüllte ihn ſchon von weitem an:„Iſt der Zug etwa ſchon weg?“ Und als der Stationsvor⸗ ſteher dies mit bedauernder Geſte bejahte, Mit einem Ruck riß er ſich den mäch ligen Bart aus dem Geſicht und ſtieß der ver⸗ ſchleuderte ihn zornbebend auf die meintliche Greis Schienen. einen nicht wiederzugebenden Fluch aus, riß ſich mit einem Ruck den mächtigen Bart aus dem Geſicht und ſchleuderte ihn zornbebend auf die Schienen. Der Stationsvorſteher hatte ſchon von mancher Ver⸗ Aa gehört. Aber daß ein Mann ſich mit einem uck, als ob das gar nichts wäre, ſeinen Bart ausreißt, nur weil er den Zug verpaßt hat, das war zuviel für den armen Mann. Er bekam auf der Stelle einen Nervenſchock und mußte einige Wochen der Erholung von dieſem Schreck mit der Betrachtung verbringen, wieſo man ſich den Bart aus⸗ reißen kann, ohne an ſeiner Seele Schaden zu nehmen. Einen Prozeß, den die Eiſenbahnverwaltung gegen das Theater wegen Erſtattung der Arztkoſten anſtrengte, gewann das Theater. Weil das Abreißen des Bartes eine Affekt⸗ 1 8 war. Und ſo etwas muß man bei einem Schau⸗ vieler ſchließlich berückſichtigen. Erzählt von Hans Bethge. Im Book. Ein Boot lag am Ufer des Sees. Zwei junge Menſchen ſtie gen ein, er und ſie. „Ein ſchönes Boot,“ ſagte er,„ſo ſchlank und ſo leicht. Aber wenn ſich zwei Menſchen darin küſſen wollten— es wäre unmöglich, das Boot würde umſchlagen, und die bei⸗ den würden ertrinken.“ „Ja,“ ſagte ſie ſtill und nickte.* Sie trieben ſchweigend hinaus auf den See. Plötzlich, weit draußen, brach ſie das Schweigen und ſagte leiſe: „Ich kann übrigens ſchwimmen.“ Die Gattin. Muſſolinis Frau Rachele iſt bekannt als eine liebende Mutter. Daß ſie auch eine herzlich liebende Frau iſt, zeigt 5 folgende kleine Geſchichte: Als Muſſolini an dem denk⸗ würdigen 29. Oktober 1922 mit ſeinen 30 000 Schwarz⸗ hemden in Rom eingezogen war, wurde er vom Schloß aus an⸗ gerufen und zum König be⸗ fohlen.„Ich komme nur, wenn mir die Regierung über⸗ tragen wird,“ antwortete er. Man entgegnete ihm, er ſolle kommen. Muſſolini ſagte zu ſeiner Frau wie bei⸗ läufig, daß er 55 nächſten i— f age ab die 55 Macht über Plötzlich brach ſie das Schweigen: ganz Italien „Ich kann übrigens ſchwimmen.“ haben werde; dann ſetzte er ſeine Kappe auf, um in das Schloß zum König zu gehen. Seine Frau jubelte nicht, ſie war nicht Neskendel durch den kommenden Glanz und die kommende Macht ihres Gat⸗ ten. Sie ſagte nur leiſe: v»Komm bald wieder!“ 3 Angft. Jochen, ein junger Bauer, und Lise, ein junges Bauern⸗ mädchen, kommen abends gemeinſam vom Brunnen, die vol⸗ len Waſſerkrüge auf dem Kopf. Es iſt ſchon dunkel im Dorf. „Ich habe ſolche ſchreckliche Angſt, Jochen,“ ſagt Liſe. „Aber wovor denn, Liſe?“ „Ich habe ſolche Angſt, daß du mich küſſen könnteſt.“ „Aber das geht ja gar nicht, Liſe, wir tragen ja beide die vollen Krüge auf dem Kopf.“ „Das wohl, Jochen. Aber wir könnten ſie ja nieder⸗ ſetzen.“ Buntes Moſail Die Kinderverwechſelung Das kommt davon, wenn Mutter und Tochter gleich⸗ zeitig ihre Gatten mit Söhnen erfreuen. In Belgrad, der Hauptſtadt des kinderreichen Landes Jugoſlawien, ſchenkte die tüchtige Frau des Bauern Toder Markowich ihrem Manne den 17. Sohn. Im gleichen Hauſe gebar eine Stunde ſpäter die Tochter ebenfalls einen ſtrammen Jungen. Die Hebamme nahm vor Freude, daß ſie gleich zwei Kinder nach ihrer Geburt zu behandeln hatte, einen tiefen Schluck aus ihrer Schnapsflaſche, badete die beiden Kleinen und legte ſie in eine Wiege, um ſich um die Mütter zu rummern. Denen ging es den Umſtänden nach gut, und beide äußerten den Wunſch nach dem Kinde, das die Hebamme ihnen in den Arm legen ſollte. Mutter und Tochter lagen natürlich in verſchiedenen Wohnungen des Hauſes, aber keine von beiden hatte ſchon ihr Kind geſehen. Die Hebamme eilte zur Wiege, nahm den einen Jungen heraus und— wußte tatſächlich nicht mehr, war das das Kind der Mutter oder der Tochter. Statt jedoch den Mund zu halten, klagte ſie den beiden Müttern ihren Kummer, deren Aufregung man ſich ja vor⸗ ſtellen kann. Nicht minder erregt waren die beiden Väter, die die unachtſame Hebamme gemeinſam gründlich verprägel⸗ ten. Es kann nun ſehr wohl geſchehen, daß die junge Frau ihren eigenen Bruder nährt und Mutter Markowich ihren Enkel. Die beiden durch das Unglück ganz verwirrten Väter ſind ſich bis heute noch nicht über das Verwandſchaftsver⸗ hältnis zu ihren neugeborenen Kindern klar, falls ſie wirklich vertauſcht ſein ſollten, denn daß ein Kind gleichzeitig der Schwager ſeines Vaters ſein kann, das iſt für einen ſerbiſchen Bauern nicht faßbar. Nur ein Troſt iſt den beiden Eltern⸗ paaren geblieben, die Kinder bleiben wenigſtens in der Fa- milie. Wie ſtark iſt ein Blitz? So mancher wird ſich wohl wärend eines Gewitters beim Leuchten des Blitzes die Frage nach der Stromſtärke des Blitzes geſtellt haben, denn, wenn er ein elektriſcher Funke iſt, muß er auch eine Spannung und eine Stromſtärke haben. Natürlich haben ſich auch die Phyſiker mit dieſen Fragen befaßt. Die Spannung kann, wie Unterſuchungen er⸗ geben haben, einige Hunderttauſende von Volt betragen. Am die Feſtſtellung der Stromſtärke hat ſich Profeſſor Dr. Hein⸗ rich Gruenewald verdient gemacht. Es gelang ihm nachzu⸗ weiſen, daß in der Stange eines Bub nls ein Strom bis zu 60 000 Amperes auftreten kann. Dieſer Strom wücde ausreichen, 130 000 Lampen von je 50 Watt zu erleuchten. Blitze von der Stromſtärke bis zu 30 000 Amperes kommen häufig vor, zuweilen auch ſolche von 50 000 Amperes, nur einmal hat der Gelehrte 60000 Amperes gemeſſen. Er konnte mit ſeiner Methode auch Schlüſſe auf die Richtung des Blitzſtroms ziehen. In den meiſten Fällen geht der Blitzſtrom von unten nach oben, alſo von der Erde zur Ge⸗ witterwolke, eine Feſtſtellung, die auch ſchon andere Phyſiker gemacht haben. Iſt damit ein Geheimnis des Blitzes auch gelöſt, es bleiben noch genug andere zu löſen übrig. *. Die Gewalt der Wirbelſtürme Von der Gewalt der Wirbelſtürme kann man ſich als Europäer keinen Begriff machen. Sie ſind von einer über⸗ menſchlichen Phantoſtik, entſetzlich und hochkomiſch zugleich. In wenigen Sekunden richten ſie Zerſtörungen von gewaltiger Ausdehnung an. Der Wirbelſturm hat eine ſaugende Wir⸗ kung, er wirft nicht etwa die Häuſer um, ſondern reißt ſie aus dem Boden, dreht ſie um ihre eigene Achſe und zerreißt ſig nach allen Mindrichtungen. Die Dächer werden oft weit fort⸗ getragen. Man muß allerdings dabei bedenken, daß die Häuſer in den Gegenden, die von Wirbelſtürmen heimgeſucht werden, meiſt leicht gebaute Fachwerkhäuſer ſind. Aber ſelbſt feſte Mauerwerke bleiben nicht verſchont, große Boote werden aus dem Waſſer in die Luft gehoben und Hunderte von Metern weit getragen. Wälder, durch die der Wirbelſturm raſt, bilden nachher nur noch ein Chaos aus entwurzelten Bäumen, die wild durcheinander liegen. Bei einem Wirbel⸗ ſturm in Kanada wurde ein Eckhaus vom Fundament ge⸗ hoben, in der Luft umgedreht und mit dem Dach nach unten wieder auf das Fundament geſetzt. Bei einem anderen Wirbelſturm wurde eine Frau auf der Straße von ihm überraſcht, fünfzig Meter hoch geſchleudert, ihrer Kleidung einſchließlich Schuhe und Strümpfe dabei beraubt und dann wieder auf die Erde geſchleudert. Sie erlag bald darauf ihren ſchweren Verwundungen. Im Karibiſchen Meer, das beſonders oft von Wirbelſtürmen heimgeſucht wird, iſt auf der winzigkleinen Inſel Swan der Kleinen Antillen ein Obſervatorium errichtet worden, deſſen Hauptaufgabe die Sturmwarnung iſt. Von hier aus laufen die Meldungen durch den Fernſchreiber nach den Vereinigten Staaten, Mexico, Kuba, Jamaika, Portorico bis zu den Bermudainſeln. Die Kükenkieker. Es iſt von jeher ein Wunſchtraum aller Geflügelzüchter e die Gabe zu beſitzen, es ſchon dem Ei anſehen zu önnen, ob aus ihm nach der Bebrütung ein Hähnchen oder Hühnchen entſchlüpfen werde. Der Pendel hat ſich nicht als zuverläſſig genug erwieſen. Nun ſind vor wenigen Wochen 14 Japaner in Marſeille angekommen, die im⸗ ſtande ſein ſollen, unfehlbar die richtige Diagnoſe an den Eiern zu treffen. Sie werden ſich über Europa verteilen und dann ihren ſehr einträglichen Beruf ausüben. In den japaniſchen Geflügelzuchtanſtalten wird dieſe angeblich ſchwere Kunſt des Kükenkiekens gelehrt.— Ein kleiner Laufburſche aus Toronto in Kanada iſt allerdings allein auf den Dreh gekommen und macht daraus auch gar kein Geheimnis. Es käme nur darauf an, erklärt er jedem, der es wiſſen will, ſich das ſpitze Ende des Eis genau anzu⸗ ſehen. Hat es eine gekrümmte und etwas unebene Schale, dann wird aus dem Ei ein Hahn, iſt dagegen die Eiſpitze ſchön glatt und rund, entſteht aus dem Ei ein Hühnchen. Es ſoll allerdings eine gewiſſe Uebung dazu gehören, bis man das Kükenkieken richtig weg hat. Ein Verſuch ſollte jeder Hühnerhalter, der brüten läßt, mit der Methode des kleinen Kanadiers machen. 33 ——U—U— 2 Eine merkwürdige Baremagd Grizzlybären ſind ſehr ſelten geworden und daher auch ſelten die Jagden auf ſie. Ein Jäger beſonderer Art iſt dabei der frühere Polizeichef von Bedfordſhire, Donald Gan⸗ darpower. Er durchſtreift nicht etwa die Wälder, in denen man noch Grizzlybären vermuten könnte, er ſucht dieſe ſel⸗ tenen Tiere in den zoologiſchen Gärten und Tierparks der Vereinigten Staaten und Kanadas. Natürlich nimmt er zu dieſer Eigenart kein Gewehr mit. Mit dieſer merkwürdigen Jagd hat es folgende Bewandnis: Ein reicher Sonderling, Dir Robert Hudſon Borwick, der kürzlich in England ſeinen 90. Geburtstag beging, hat vor 34 Jahren in Nordamerika eine Grizzlybärin geſchoſſen. Wenige Minuten darauf fand er ihte ſieben Jungen. Er ließ die kleinen Bären denn näch⸗ ſten zoologiſchen Garten zuſtellen, von dem ſie dann an andere Tierparks weitergegeben wurden. Jahrzehnte hatte der alte Sonderling nicht mehr an die Tiere gedacht, da fielen ſie ihm plötzlich wieder ein und beſchäftigten ihn derart, daß er ſich keinen anderen Rat wußte, als Nachforſchungen nach dieſen Bären zu halten. Er ſelbſt mußte ſeines Alters wegen davon Abſtand nehmen. So übertrug er ſeinem weit jün⸗ geren Freunde, Gandarpower, die Aufgabe, nach den Bären zu forſchen. Die Aufgabe iſt nicht leicht, denn der Sir Borwick kann ſich nicht entfinnen, in welchem Teile Nordamerikas er die Bärin erlegt hatte und wie der Zoo hieß, dem er die kleinen Bären überließ. Es wird eine koſtſpielige Reiſe, die ſchon einige Monate dauert, während deſſen wartet in England ein alter Mann auf Nachricht über ſieben Grizzly⸗ bären. „Die Schutzfrau von Münnerſtadt“ Von Hermann Albrich⸗ Hannibal. Wo ſich die Hänge der Rhön ins Tal der Lauer hinab⸗ ſenken, liegt im nördlich vom Main gelegenen Teil des Fran⸗ kenlandes das alte Städtchen Münnerſtadt. Es hat heute erſt etwas über 2000 Einwohner, und doch haben ſeine Bewohner in früherer Zeit viel von ſich reden gemacht. In einem alten Volksreim heißt es daß von den ſieben Rhön⸗ ſtädten die Münnerſtädter das Geld haben, und die Geſchichte berichtet, daß ſie nicht nur dem Biſchof von Würzburg, ſon⸗ dern auch dem Grafen von Henneberg aus geldlichen Nö⸗ ten halfen. Auch die Sparſamkeit war ihre Tugend: Noch heute heißen die Münnerſtädter im Lande die„Nagelſie⸗ der“; denn die Ueberlieferung erzählt, daß ſie einmal ſo einfallsreich geweſen ſeien, alte krumme Nägel, die ſie nicht mehr gerade klopfen konnten, weich zu kochen, weil ſie ſie aus Sparſamkeit wieder verwenden wollten. Doch über dieſen Scherz können die Münnerſtädter er⸗ haben ſein; denn ſie haben von ihrem Reichtum guten Ge⸗ brauch gemacht: Ihre Stadt war die erſte Frankens, die Meiſter Tilman Riemenſchneider einen Altar in Auftrag gab, den man leider nur noch zum kleinſten Teile in der Stadtpfarrkirche bewundern kann; denn die anderen Telle wanderten in die Muſeen Berlins und Münchens. Dafür findet man aber andere Kunſtſchätze, hervorragende Glas⸗ malereien, wertvolle Plaſtiken in Stein und Holz ſowie Gemälde von Veit Stoß in der Kirche Wie in ſo mancher anderen Frankenſtadt, wohnt hier auch heute noch die Geruhſamkeit vergangener Zeiten. Den Marktplatz ziert ein ſpätgotiſches Fachwerk⸗Rathaus, mit deſ⸗ ſen Schönheit andere reichgeſchmückte Häuſer wetteifern. Dann zieht uns die noch zum größten Teile erhaltene Stadt⸗ mauer mit ihren Türmen und Toren in ihren Bann: das ſtark und trutzig aufragende Obere Tor, das Wahrzeichen Münnerſtadts, das Untere Tor, der wehrtrutzige Dicke Turm und das ſich ſchlank über die Dächer reckende Jörgentor. Alle dieſe Türme ſind über dem Torbogen mit einer Ma⸗ donna geſchmückt. das Obere Tor ſogar an der Außen⸗ und Innenſeite. Und die Antwort auf die Frage: „Warum die Tore dieſer Frankenſtadt, Soviel ſie auch der ſtolzen Türme gat. Hier all' das Bild der Himmelsjungfrau tragen,“ geben Geſchichte und Legende. In der Pfarrkirche berichtet eine Tafel zwiſchen zwei Schwedenkugeln von dem eigen⸗ artigen Schickſal der Stadt im Dreißigjährigen Kriege, das auch in einem Heimatſpiel bewahrt iſt Im Jahre 1641 zeigten ſich die Schweden zum zweiten Male vor Münnerſtadt und beſchoſſen es vom Karlsberge aus. Doch die Beſchießung wurde plötzlich unterbrochen und die Belagerung aufgegeben An dieſen unerwarteten Abzug knüpft ſich die Legende: Es habe die Bruderſchaft zum hei⸗ ligen Roſenkranz in dieſer Bedrängnis heiße Gebete um Er⸗ rettung zum Himmel geſandt. Als die Beſchießung am hef⸗ tigſten ward, ſei ein göttliches Wunder geſchehen. Die hei⸗ lige Jungfrau ſei in ihrer Glorie erſchien, umſchwebt von Engeln und habe auf der Mauer der Stadt die feindlichen Kugeln aufgefangen. Darüber hätten die Schweden ſich ſo entſetzt daß ſie die Belagerung aufgegeben hätten und ab⸗ gezogen ſeien. Und zum Dank für dieſe wunderbare Erret⸗ kung haben die Münnerſtädter an jedem Turm und auch an vielen Bürgerhäuſern ein ſteinernes Bild der„Schutzfrau von Münnerſtadt“ angebracht. Während der Nacht flammen vor ihnen Laternenlichter auf, um— wie man in Münner⸗ ſtadt erzählt— das Lauer⸗Städtchen auch zur Nachtzeit ſo heimelig und traulich zu machen, daß es der Madonna lieb ſein muß. 5 Die Brunnenquelle unter der Elbe Ein Dresdener Naturwunder. 5 Ein eigenartiges Spiel der Natur kann man auf dem Albertplatz in der Dresdener Neuſtadt bewundern: In dem von hohen Pappeln umſtandenen Waſſerbecken an der Kreu⸗ zung der Königsbrücker und der Bautzener Straße grünen die Waſſerpflanzen auch in der kalten Jahreszeit. Selbſt wenn alles ringsum in Eis und Froſt erſtarrt iſt, plätſchert 85 e luſtig weiter, und leichte Nebel ſteigen von dem aſſer auf. Das Geheimnis dieſer eigenartigen Naturerſcheinung inmitten der Großſtadt liegt in einem Arteſiſchen Brunnen, den vor rund 100 Jahren ein Dresdener Stadtrat und Zim⸗ mermeiſter erbohrte. Unmittelbar neben dem mächtigen Hochhaus am Albertplatz erhebt ſich ein zierliches Brunnen⸗ häuschen. Aus 243 Metern Tiefe ſteigt hier eiſenhaltiges Waſſer empor, das alle Jahreszeiten hindurch eine Tempe⸗ ratur von 16 Grad Wärme aufweiſt. Und noch eine zweite Merkwürdigkeit iſt mit dem Arte⸗ ſiſchen Brunnen verknüpft. Das Waſſer entſtammt nicht etwa dem rechten Elbufer, auf dem die ganze Neuſtadt Dres⸗ dens liegt, ſondern dem linken Elbufer, und zwar der Gol⸗ denen Höhe, an der man vorbeikommt, wenn man über Dip⸗ poldiswalde ins Erzgebirge fährt. Waſſerdurchläſſige Schich⸗ 59 8 1 55 ale unter der Elbe hindurch vom ken auf das rechte Ufer, wo es in dem Brunnenhäuschen wieder ans Tageslicht kommt.. .— 8 2* 1 e 2