en N hr Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg. Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Wiederholungen tarifl. Rabatt. Preisliſte Rr. 2. Anzeigenſchluß 9 Uhr. D. A. XII. 34: 1200 für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. dages. und finzeigenblatt Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen, Beilagen:„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig), „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantw. für Schriftl u. Anzeigen Gg. Härdle, M⸗Seckenheim Druck und Verlag: G. Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle). Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 35. Jahrgang Leber Sonntag 2: Auf dem Internationalen Berliner Reitturnier er⸗ kangen die deutſchen Reiter in Anweſenheit des Führers, zahlreicher Miniſter und des franzöſiſchen Botſchafters im Kampf um den„Preis der Nationen“ einen eindrucksvollen Sieg. 12: Die engliſch⸗franzöſiſchen Verhandlungen in Lon⸗ don wurden am Sonntag nachmittag endgültig abgeſchloſſen. 1: Im Memelländer Prozeß wurde die Vernehmung der Zeugen. gegen die memelländiſchen Lehrer fortgeſetzt, ohne daß ſich belaſtende Momente ergaben. 18: Der Dreierausſchuß für die Saarfrage tritt am Dienstag zur Ausarbeitung ſeines Schlußberichtes an den Völkerbundsrat in Rom zuſammen. 22: In der Nacht zum Sonntag wurde in der Zeil, einer r Hauptgeſchäftsſtraßen der Stadt Frankfurt a. M., ein deftige Gebäude, in dem ſich ein großes Woll⸗ und Tertillager befand, durch ein Großfeuer vollſtändig ver⸗ nichtet. : In Anweſenheit der Reichsminiſter Göring und Dr. . und zahlreicher Perſönlichkeiten des öffentlichen Le⸗ bens fand das Feſt der Berliner Preſſe 1935 ſtatt. Die Londoner Beſchlüſſe Das Ergebnis der engliſch-franzöſiſchen Beſprechungen. London, 3. Februar. Nachdem ſich die engliſch⸗franzöſiſchen Verhandlungen bis ein Uhr nachts hingezogen halten, wurde die Vollkon⸗ ferenz am Sonnkagnachmiktag um 17.30 Ahr MEs in Ab⸗ weſenheit des Miniſterpräſüdenten Flandin, der noch in FJarnham Park mit Neville Chamberlain und Runciman über Wirtſchafts⸗ und Finanzfragen verhandelte, wieder aufgenommen und bereits um 18.45 Uhr endgültig beendek. Vor der Wiederaufnahme der formalen Verhandlun⸗ gen am Sonntagnachmittag herrſchte in den an der Lon⸗ doner Konferenz beteiligten oder intereſſierten Kreiſen eine e Tätigkeit. Eine Ausſprache zwiſchen Laval und m italieniſchen Botſchafter Grandi, die um die Mittags⸗ ſtunde ſtattfand, dauerte faſt eine Stunde. Die Vorſprache Grandis war eine logiſche Folge der zwiſchen England und Frank⸗ zeich bisher erzielten Abmachungen, und es war bereits am Samstag mitgeteilt worden, daß die in der Hauptſache hieran intereſſierten Regierungen um Stellungnahme und Rückäußerungen gebeten werden würden. Zweifellos iſt die Vermutung richtig, daß die Unter⸗ redung zwiſchen Laval und Grandi zum weſentlichen Teil der Erörterung des geplanten Luftfahrtabkommens ſowie den Rückwirkungen der getroffenen Vereinbarungen auf die römiſchen Pakte gewidmet war. Der engliſche Außen⸗ miniſter Sir John Simon hielt am Sonntagabend eine kurze Anſprache im Rundfunk. Die amtliche Verlautbarung In der Nacht vom Sonntag zum Montag wurde die e amtliche Mitteilung über die am Sonntag beende⸗ n engliſch⸗franzöſiſchen Ber chungen veröffentlicht: Der Zweck der in London erfolgten Zuſammenkunft zwi⸗ ſchen den britiſchen und franzöſiſchen Miniſtern war, den Frieden der Welt durch engere Zuſammenarbeit in einem Geiſte freundſchaftlichften Vertrauens zu fördern und die Neigungen zu beſeitigen, die, wenn ihnen nicht Einhalt ge⸗ boten wird, dazu angetan ſind, zu einem Rüſtungsrennen zu führen und die Kriegsgefahren zu vermehren. . Mit dieſem Ziel haben ſich die britiſchen und die fran⸗ zöſiſchen Miniſter an eine Prüfung der allgemeinen Lage ge⸗ macht. Sie nahmen die beſonders wichtige Rolle zur Kennt⸗ nis, die von dem Völkerbund bei den kürzlichen Regelungen gewiſſer internationaler Probleme geſpielt worden iſt, und begrüßen die erfolgreichen Ergebniſſe als Beweis des ver⸗ ſöhnlichen Geiſtes aller der Regierungen, die an dieſen Re⸗ gelungen teilnehmen. Sie erklären ihre Entſchloſſenheit, ſo⸗ wohl mit Bezug auf die Probleme ihrer eigenen Länder, als auch die des Völkerbundes, eine Politik zu verfolgen, die von denſelben Methoden der Verſöhnung und der Zu⸗ ſammenarbeit eingegeben iſt. 5 f Mit Bezug auf die vor kurzem in Nom erzielten fran⸗ zöſiſch⸗ttalieniſchen Vereinbarungen haben die britiſchen Mi⸗ niſter im Namen der britiſchen Regierung herzlich die Er⸗ klärung begrüßt, durch die die franzöſiſche und die italieni⸗ Regierung ihre Abſicht erklärt haben, die traditionelle reundſchaft zu entwickeln, die die beiden Nationen vereint, und haben die britiſche Regierung mit der Abſicht der ſranzöſiſchen und der italieniſchen Regierung aſſoziiert, in einem Geiſte gegenſeitigen Vertrauens in der Aufrechterhal⸗ tung allgemeinen Friedens zuſammenzuwirken. Die britiſchen Miniſter haben die Glückwünſche der britiſchen Regierung zum Abſchluß des Abkommens von Nom über Mitteleuropa ausgedrückt und haben feſtgeſtellt. daß als eine Folge der Erklärungen, die von der britiſchen Ne 2700 in Zuſammenhang mit den Regierungen Frank⸗ f Italiens am 17. Februar und am 27. September letzten Jahres abgegeben worden ſind, die britiſche Re⸗ 1 ſich als unter den Mächten befindlich betrachtet, „ wie dies in dem Abkommen von Rom vorgeſehen iſt, 4 1 5 beraten werden, wenn die Anabhängigkeit und ntegrität Oeſterreichs bedroht werden. f ſchaftsprozeß einzugliedern. Montag, den 4. Februar 1935 Am Deutſchlands Gleichberechtigung Wachſende Erkenntnis in England. London, 4. Februar. Zu den mitlelbaren Folgen des Beſuches der franzöſi⸗ ſchen Miniſter in London gehört unzweifelhaft die Er⸗ kenntnis in weiten engliſchen Kreiſen, daß ohne Bekeili⸗ gung Deutſchlands als gleichberechtigter Partner keine Löſung der augenblicklichen politiſchen Schwierigkeiten in Europa gefunden werden kann. Es wird in einem Blatt wie der„Obſerver“ von Garvin die Forderung erhoben: „Das nächſte iſt, mit Berlin zu verhandeln“. In welchem Sinne dies verſtanden wird, geht aus den fol⸗ genden Sätzen hervor: Drei weſentliche Punkte müſſen wir dabei berückſichtigen, erſtens müſſen wir aufhören, auf den Sturz des nationalſozialiſtiſchen Regimes zu rechnen, zwei⸗ tens müſſen wir ohne Rückſicht auf den Verſailler Vertrag Deutſchland unbedingte Gleichberechtigung zugeſtehen und drittens müſſen wir Hitler fragen, ob er bereit iſt, ſich einer allgemeinen Bürgſchaft des„territorialen Status quo“ in Europa für den beſchränkten Zeitraum von zehn oder ſieben oder ſelbſt fünf Jahren anzuſchließen. Das Poincare— Beneſch⸗Syſtem bewaffneter Aufſichk ſei zuſammengebrochen und nur ſeine Trümmer ſeien noch übrig. Die deutſche Nation müſſe genau dasſelbe Recht haben, ſeine Politik und ſeine Rüſtungen nach eigenem Ermeſſen zu formen. „Sunday Times“ fordert, daß ein Luftbündnis zwiſchen Frankreich und Großbritannien auch Deutſchland oder an⸗ deren Nachbarſtaaten offenſteht. Hier ſei nicht nur die Ausſicht einer Gleichberechtigung für Deutſchland, ſondern eines gleichberechtigten Bündniſſes Deutſchlands mit Groß⸗ britannien und Frankreich gegeben. Frieden und gleiche Vechte Or. Goebbels über die Aufgaben der Zukunft Reichsminiſter Dr. Goebbels behandelte auf dem Berliner Gautag der NSDAP., der wiederum an der hiſtoriſchen Kampfſtätte, im Sportpalaſt, ſtattfand, vor mehr als 20 000 politiſchen Leitern in zweiſtündigen Ausführungen die Arbeit der nationalſozialiſtiſchen Regierung und die Aufgaben, die in der Zukunft zu löſen ſind. Miniſter Dr. Goebbels ging aus von der furchtbaren Lage, in der Deutſchland ſich be⸗ fand, bevor Adolf Hitler am 30. Januar 1933 die Macht übernahm, erinnerte dabei auch daran, daß man in gegne⸗ riſchen Lagern verrannt genug war, zu glauben, daß auch der Nationalſozialismus die Macht bald wieder abgeben würde, und fuhr dann fort: Aus den drei Monaten, die man uns großmütigerweiſe zubilligte, ſind mittlerweile 2 Jahre geworden und ich glaube: Es werden daraus 20 und aus dieſen 200 Jahre werden, und es wird ſich nichts an der Tatſache des nationalſoziali⸗ ſtiſchen Deutſchlands ändern!(Stürmiſcher Beifall.) Das Reich iſt im Vergleich zu damals nicht ſchwächer, ſondern ſtärker geworden. Das Regime hat ſich nicht abgenutzt, ſondern befeſtigt, und niemand glaubt mehr daran, daß der Nationalſozialismus je noch einmal das Feld räumen könnte. Mögen Fehler gemacht worden ſein, mögen Mängel da und dort unkerlaufen,— ſie reichen insgeſamt nicht dazu aus, uns die Erfolge ſtreitig zu machen und den Nakionalſozia⸗ lismus in ſeiner Kraft und in ſeiner Macht zu brechen. Sein Ende iſt überhaupt unvorſtellbar. Auch unſere Gegner haben das allmählich einſehen ge⸗ lernt. Der Nationalſozialismus fühlt ſich ſo ſicher im Sattel, daß er erſt gar nicht nötig hat, mit Feſten und Feiern auf ſeine Exiſtenz aufmerkſam zu machen. Er hat dazu wirk⸗ ſamere Mittel. Das Volk iſt mit ihm innerlich ſolidariſch geworden. Wenn wir z. B. beim zweiten Jahrestage unſe⸗ rer Revolution bewußt auf rauſchende Feſte verzichteten und uns ſtatt deſſen als Regierung und Partei gerade mit den Aermſten unſeres Volkes verbrüderten, ſo iſt das ein Zeichen unſerer ſozialiſtiſchen Haltung, die wir einſt in der Theorie vertraten und heute in der Praxis verwirklichen(Beifall). Das zweite Jahr unſeres revolutionären Aufbaues hat ſich würdig dem erſten Jahr des Durchbruchs angeſchloſſen. Vier Jahre Zeit hatten wir bei der Machtübernahme ver⸗ langt, und ſchon jetzt ſind zwei Drittel unſeres Auftrages erfüllt. Das Regime ſteht. Mit Initiative, Mut und Ideen geht es an die 9895 ber St heran. Es wird manchmal ge⸗ klagt über die Höhe der Steuern. Aber man ſoll ſich doch vergegenwärtigen, daß wir in der Zeit, da wir regieren, auch keine Schulden gemacht haben. Man darf auch nicht außer acht laſſen, daß wir die auf allen Gebieten angebahn⸗ ten Reformen ohne ſtarke innere 1 durchgeführt haben. Das war möglich, weil wir ſie nach und nach und immer zur gegebenen Zeit in Angriff nahmen, Schritt für Schritt. Was vor zwei Jahren noch ſchwerſte Kriſen und chärfſten Widerſtand hervorgerufen hätte, vollzieht ſich heute o geräuſchlos, daß man kaum mehr etwas davon merkt. n dieſem Zuſammenhang verwies Miniſter Dr. Goebbels auf die angebahnte Senkung des Zinsfußes, die er als den Anfang eines organiſchen Umbaues des geſamten deutſchen Kreditweſens bezeichnete. In der Frage der Deviſen⸗ und „ habe es gegolten, entweder das Arbeits⸗ beſchaf 1 aufzugeben, oder aber zeitweilig Schwierigkeiten in Kauf eng i e man ſich dafür entſt feen die Arbeitsloſen in den Wirt⸗ Dieſe Zwangslage habe auch einen nicht zu unterſchätzenden Vorteil mit ſich ſſchem die Beſchaffung von eigenen Rohſtoffen auf ſynthetiſchem Wege päif 9 0 ſen, ſeine gleiche Nr. 29 In ſeinen weiteren Ausführungen betonte Miniſter Dr. Goebbels noch: Es gibt wohl in der Welt heute keinen Staat, der ſozial ſo verankert wäre wie der unſere. Nicht umſonſt kommen Menſchen aus den verſchiedenſten Ländern zu uns, um unſer Winterhilfswerk zu ſtudieren. Dem Beſſerwiſſer aber begegnen wir auf ſeinen Einwand, daß das Volk das ja bezahlen müſſe, mit der Gegenfrage: Ja, wer ſoll es denn ſonſt bezahlen? Es iſt ja ſchließlich nicht ſo, daß eine Regierung bei ihrem Antritt einen Scheck über 350 Millionen für das WHW. in die Taſche geſteckt bekommt. Es will ſchon etwas bedeuten, daß das Volk uns ſolche Summe anvertraut.(Stürmiſcher Beifall.) Bei unſeren Vorgängern hätte es ſich das wohl überlegt!(Stürmiſche Heiterkeit.) Man kann heute in der Welt wieder ſtolz ſein auf Deutſchland! Mehr und mehr bricht ſich die Erkenntnis Bahn, daß unſer Sozialismus nicht eine Phraſe oder eine Sache der Theorie iſt, ſondern eine Sache des Lebens. Aus der Fülle der Maßnahmen, die die wirtſchaftlichen und ſozialen Erfolge politiſch zu untermauern hatten, hob Dr. Goebbels die Reichsrefſorm beſonders hervor. Als er dann ausrief:„Nur ein Mann, Adolf Hitler, repräſentiert den deutſchen Willen“, antwortete die Verſammlung mit ſtürmiſchen Beifallskundgebungen.„Partei und Staat“, ſo fuhr Dr. Goebbels danach fort,„ſind unterdes in der Zen⸗ traudee unſerer Weltanſchauung ſo verzahnt uno vertiam⸗ mert worden, daß man ſie gar nicht mehr auseinanderreißen kann. Die Idee überdacht alles. Partei, Staat und Wehr⸗ macht ſind die Organiſationen der Idee in ihrer Ausführung, und auf den Säulen dieſer Organiſationen ſteht feſt, legal und unerſchütterlich das nationalſozialiſtiſche Regime. Da⸗ durch ſind wir in die Lage verſetzt worden, eine aktive Außenpolitik zu betreiben, bei der wir ja vor zwei Jahren ganz beſonders troſtloſe Verhältniſſe vorfanden. Man hat im Ausland lernen müſſen, daß man ein deuk⸗ ſches Nein als ein Nein und ein deutſches Ja als ein Ja hinnehmen muß.(Stürmiſcher Beifall.) Wir haben die Außenpolitik aus dem Bereich der Phraſe herausgenommen. Wenn man von uns fordert, daß auch wir uns für eine Befriedung Europas einſetzen, dann muß man uns auch als gleichberechtigte Partner in Kauf neh⸗ men! Es muß das eine tatſächliche Gleichberechtigung ſein, die nicht mit moraliſchen Phraſen entwertet wird. Das heißt nicht etwa, daß wir den Krieg wollen. Wir wollen nicht eine Armee, um Krieg zu führen, ſondern um den Frieden zu erhalten. Denn ein ohnmächtiges Land iſt geradezu eine Einladung an die Welt, es zu überfallen. Anſere Entſchloſſenheit zur 1 der deulſchen Gleichberechtigung iſt unerſchütterlich! Sie kann überhaupk nicht abgehandelk werden!(Toſender Beifallsſturm.) Ob wit kommenden Vereinbarungen beitreten, das hängt in erſter Linie davon ab, ob wir das tun können als ſouveräner und 0 Staat.(Erneuter, langanhaltender Beifall.) Von einer Rückkehr in den Völkerbund kann ſo⸗ lange keine Rede ſein, als wir mit den anderen Nalionen keine gleichen Rechte haben. Wir ſind jederzeit bereit, am internationalen Frieden mitzuarbeiten und unſeren Zoll zu enkrichten für die Konſolidierung Europas. Unſer Abkom⸗ men mit Polen hat auch bewieſen, daß wir entſchloſſen ſind, für den allgemeinen Frieden Opfer zu bringen. Es iſt unſer ernſthafter Wille, dem 11 55 ten Erdteil Europa Frieden zu geben. Aber da ein 5 cher Friede von Dauer ſein ſoll⸗ kann er nicht auf der wankenden Baſis ungleicher Rechte errichket werden. Nach dieſem großen Ueberblick über die Geſamt⸗ linie der deutſchen Politik warf Miniſter Dr. Goebbels noch die Frage auf, was demgegenüber die kleinen Sorgen des Alltags, die unbedeutenden Mängel an dieſem oder jenem Menſchen, an dieſer oder jener Sache zu ſagen hätten. In dieſem Zuſammenhang erklärte Dr. Goebbels das Verhältnis zwiſchen Parteigenoſſen und Nicht⸗Parteigenoſſen dahin: Wir wollen dem Nicht⸗Parteigenoſſen keineswegs ſeine Betäti⸗ gung im wirtſchaftlichen und im kulturellen Leben beſchrän⸗ ken. Aber die Politik wird von der Partei gemacht, und da ſoll uns niemand ins Handwerk pfuſchen. Daß im übrigen eine Partei mit mehreren hunderttauſend 1 Leitern auch hier und da einen unzulänglichen Amtswalter aufzu⸗ weiſen hat, iſt nur natürlich. Haben wir ihn erkannt, ſo wird er ausgeſchaltet. Aber keineswegs geben wir unſere Hand dazu, einen Parteigenoſſen, der der Partei ehrlich ge⸗ dient hat, deshalb gleich abzuſetzen, weil er einmal einen Fehler gemacht hat. Da erklären wir uns ſolidariſch mit ihm, denn er iſt immer noch weit beſſer als der Spießer, der gar nichts getan und nur gemeckert hat.(Stürmiſcher Beifall.) Oeutſchland fordert ſein Lebensrecht Zum Schluß gab Reichsminiſter Dr. Goebbels noch ein⸗ mal unter Hinweis auf die kommenden außenpolitiſchen Entſcheidungen die Verſicherung ab: Das deutſche Volk will den Frieden, es will aber auch ſein Lebensrechl. Es iſt entſchloſſen, ſelbſt durch Opfer ſeinen Beitrag zum europäiſchen Frieden und zu einer neuen euro⸗ beizuſteuern. Es iſt aber ebenſo enk erechtigung zu erkämpfen. Von die ⸗ er Forderung— und wieder war ſtürmiſcher Beifall das 515 der Juſtimmung— wird uns kein Zureden und ein Feilſchen, aber auch keine ia abbringen können. n Ordnun Die Welt muß wiſſen. daß wir mit dieſer Forderung ſtehen und fallen. Denn nur auf ihrer Erfüllung kann ſich ein neues Europa aufrichten. die Welt muß ein Einſehen haben. Mit dieſer feſten Ute dene gehen wir voll Mu und Vertrauen in das dritte Jahr unſeres Aufbaues, mi ung als Mahnſpruch die leuchtende Parole: Ueber uns dig Jahne. und vor uns der Führer! Schwere Verfehlungen Kleppers Das Ergebnis der Vorunterſuchung. Berlin, 4. Februar. Auf Antrag der Staatsanwaltſchaft Berlin wurde im März 1933 gegen den früheren preußiſchen Finanzminiſter und ehemaligen Präſidenten der Preußiſchen Zentral⸗Ge⸗ noſſenſchafts⸗Kaſſe(Preußen⸗Kaſſe) Otto Klepper ſowie gegen den früheren Direktor der Deutſchen Pächter⸗Kredit⸗Bank (Domänenbank) Dr. Hans Walter Schmidt die Vorunter⸗ ſuchung eröffnet. Klepper war dringend verdächtig, in meh⸗ reren Fällen ſich der Untreue zum Nachteil der Preußenkaſſe ſchuldig gemacht zu haben. Bei Schmidt beſtand der Ver⸗ dacht, Klepper bei einigen dieſer Untreuehandlungen Bei⸗ hilfe geleiſtet, im übrigen zum Nachteil der Domänenkaſſe gehandelt zu haben. Nach umfangreicher Ermittlungsarbeit iſt die Vorunterſuchung nunmehr abgeſchloſſen worden. Schon bei Eröffnung hatten die Angeſchuldigten Deutſchland verlaſſen. Sie halten ſich auch jetzt noch im Ausland auf. Da ihre Rückkehr nach Deutſchland nicht zu erwarten iſt, ihre Auslieferung aber nicht zu erreichen war, hat die Strafkam⸗ mer des Landgerichts Berlin auf Antrag der Staatsanwalt⸗ ſchaft das Verfahren gegen beide Angeſchuldigte wegen Ab⸗ weſenheit vorläufig eingeſtellt. Die Vorunterſuchung hat in mehreren Fällen ergeben, daß bezüglich beider Angeſchuldigter dringender Tatverdacht vorliegt. So hat in einem Falle der Angeſchuldigte Klep⸗ per als Präſident der Preußenkaſſe etwa 200 000 Rm aus Mitteln der Preußenkaſſe abgezweigt und dieſe Gelder in verſchleierten Form bei der Domänenbetriebsgeſellſchaft, einem von der Domänenbank beherrſchten Unternehmen, auf einem Sonderkonto A angelegt. Dieſes Konto ließ Klepper von dem Angeſchuldigten Dr. Schmidt verwalten. Die auf dieſe Weiſe der Preußenkaſſe zu Anrecht entzogenen Gelder ſollten offenbar der Stützung der Politik der damaligen preußiſchen Regierung dienen. Sie ſind auch zum größten Teil für dieſe Zwecke verwendet worden. Die mangelhafte Kontrolle dieſes Fonds hat der an⸗ geſchuldigte Klepper dazu ausgenutzt, um aus dieſen Mitteln einen Betrag von 30 000 Mark einem verſchuldeten Pächter zuzuwenden, dem er perſönlich zu Dank verpflichtet war. Ein weiterer Betrag von 30 000 RM wurde demſelben Pächter durch Klepper und Schmidt aus den Mitteln der Domänenbank ſchenkungsweiſe überlaſſen, wodurch auch die Domänenbank durch die Angeſchuldigten erheblich geſchädigt worden iſt. Daraus folgt der dringende Verdacht ſowohl hinſichtlich Kleppers als auch Dr. Schmidts, ſich der Untreue gegenüber den von ihnen vertretenen Geldinſtituten ſchuldig gemacht zu haben. Der Angeſchuldigte Klepper hat weiterhin die Preußen⸗ kaſſe dadurch geſchädigt, daß er aus ihren Mitteln an hoch⸗ bezahlte Angeſtellte der Kaſſe hohe Unterſtützungsſummen auszahlen ließ. So erhielt ein Hilfsarbeiter Kleppers, der ein monatliches Gehalt von über 2000 Mark bezog, Unter- ſtützungen in Höhe von mehreren kauſend Mark. Einer Angeſtellten wurden neben ihrem Monatsgehalt von 1000 Mark Unterſtützungen in Höhe von 6000 Mark durch Klep⸗ per bewilligt. Ein weiterer dringender Tatverdacht einer Antreue auf Koſten der Preußenkaſſe ergab ſich im Falle des inzwiſchen wegen Betrugs rechtskräftig abgeurkeilten Ausländers Raphael Bernfeld. In dieſem Falle hat Klep⸗ per unter Beihilfe des Angeſchuldigten Schmidt an Bernfeld einen völlig ungeſicherten Kredit von ungefähr 150 000 Mark auszahlen laſſen. Irgendwelche Rückzahlungen durch Bern⸗ feld erfolgten nicht, ſo daß der Geſamtſchaden der Preußen⸗ kaſſe in dieſem Falle über 174000 Mark beträgt. Im Laufe des Ermittlungsverfahrens ſowie der gericht⸗ lichen Vorunterſuchung haben ſich auch ſonſt noch weitere Verdachtsmomente ſtrafbarer Handlungen bezüglich der An⸗ geſchuldigten ergeben. Ein Teil dieſer Handlungen wurde indeſſen durch die politiſchen Amneſtien erfaßt, bei einem anderen Teil war eine hinreichende Klärung wegen der Ab⸗ weſenheit der Angeſchuldigten nicht möglich. Heamal- wie leben bich! Roman aus den n ee und Wald 16. Kapitel. Es war Hella ſelbſt nicht klar, wie ſie hinter Golders Machenſchaften lommen wollte, aber ſie war feſt entſchloſ⸗ ſen, der einmal gefundenen Spur nachzugehen, und ſie ahnte, daß der Weg zum Ziel nur über Golder gehen konnte, Irgendwie mußte er ſich einmal verraten— muß⸗ ten ihm Andeutungen entſchlüpfen, die für ſie und das Schickſal Schlichtings wertvoll waren. Sie war bereit, all 50 weibliche Liſt, alle Vorteile, die ſie durch die Macht ihrer bezeubernden Perſönlichkeit hatte, auszunutzen, um dieſes Ziel zu erreichen. Ein kühnes, ein gefährliches Spiel, deſſen war ſie ſich wohl bewußt. Aber auch ein Spiel, das ſie auf beſondere Art reizte. Dunkel begriff ſie, daß es hier vielleicht nicht nur um das Schickſal des Barons ging, ſondern auch um Jonnys Zukunftspläne, um den Sieg im Kampf zwiſchen ſeinen reinen Abſichten und den eigennützigen, ſehr zwei⸗ felhaften Geſchäftspraktiken der Schuchert⸗Geſellſchaft. Das war es, was ihr Mut gab, an ihre gewiß nicht leichte und raffinierte Aufgabe zu gehen. Sie hätte ſich Jonny anvertrauen können Aber ſie hatte das Gefühl, daß hier eine Frau beſſer und ſicherer zum Ziel käme. Frauen konnten einem Mann leichter Geheim⸗ niſſe entlocken. Und hinzu kam wohl der Ehrgeiz, ganz allein und insgeheim„dieſe Sache zu ſchmeißen“. Außer⸗ dem aber ſchämte ſie ſich wohl auch im tiefſten vor Jonny, ihm zu bekennen, daß ſie hier einfach mit den angeborenen Künſten ihrer Weiblichkeit im ſtillen intrigierte— und noch dazu gegen Dr. Golder. 5 Nein— vielleicht hätte Jonny das nicht verſtanden, nicht verſtehen wollen. Mann blieb Mann. 1 Es war beſſer, ſie handelte allein mit der Geſchicklich⸗ keit der Frau, die wohl wußte, wie weit ſie gehen durfte. Alſo gut— man würde ſich heute, am Sonabend, zum Abend im Eden⸗Hotel treffen. Sie hatte es Dr. Golder verſprochen. Mochte er trügeriſche Hoffnungen hegen! Er wartete bereits in der Halle, als ſie kam. Schlank, hochbeinig und ſelbſtſicher, in einem hellen, duftigen Som⸗ merkleid.* Dr. Golder ging ihr entgegen, küßte ihr die Hand. „Tadellos!“ ſagte er. Sie lächelte ſanft. i Er führte ſie in den Speiſeſaal. Erſt wollte man eſſen. Gut eſſen und gut trinken. In Stimmung kommen. Dr. Golder beſtellte das Eſſen. Ein exquiſites Menü, das aus einem Dutzend raffiniert zubereiteten Delika⸗ teſſen und einer Unzahl Tellern, Tellerchen und Schüſſel⸗ 28 Kurzmeldungen Jalſche Anſchuldigungen gegen Pola Negri. Amtlich wird mitgeteilt: Gegen die Schauſpielerin Pola Negri ſind in der letzten Zeit in der Preſſe mehrfach ſchwere Anſchuldigungen erhoben worden. Auf Befehl des Führers und Reichskanzlers ſind dieſe Beſchuldigungen geprüft wor⸗ den, und es iſt hierbei feſtgeſtellt worden, daß keinerlei Be⸗ weiſe für die Richtigkeit der gegen Frau Pola Negri erho⸗ benen Vorwürfe erbracht werden konnten. Es liegt ſomit kein Grund vor, gegen die künſtleriſche Betätigung von Frau Pola Negri in Deutſchland Stellung zu nehmen, um ſo mehr, als auch die Behauptung ſich als unwahr erwieſen hat, daß Frau Pola Negri jüdiſcher Abſtammung ſei. Sie iſt Polin, alſo Arierin. Günſtiger Verlauf der Zinskonverſion. Ein Zwiſchen⸗ bericht der Emiſſionsinſtitute über das bisherige Ergebnis der Zinsermäßigung bei mit 6 v. H. und mehr verzinslichen Pfandbriefen, Kommunalobligationen und verwandten Schuldverſchreibungen zeigt, daß bisher nur in verſchwin⸗ dendem Maße Proteſte eingegangen ſind, was bei der gün⸗ ſtigen Ausſtattung des Umtauſchangebots nicht anders zu erwarten war. Kreuzer„Emden“ im Mombaſſa eingelaufen. Auf ſei⸗ ner Auslandsfahrt iſt der Kreuzer„Emden“ am Freitag⸗ e in Mombaſſa zu ſiebentägigem Aufenthalt einge⸗ Aten. Der Führer und Reichskanzler hat den Oberregierungs⸗ rat im Reichs- und preußiſchen Miniſterium des Innern, Dr. Vollert, zum Miniſterialrat ernannt. Miniſterialrat Dr. Vollert hat ſich als Saarreferent des Innenminiſteriums um die Saarabſtimmung beſondere Verdienſte erworben. Reichsaußenminiſter Freiherr von Neurath wird Erb- hofbauer. Reichsaußenminiſter Freiherr v. Neurath iſt Erb⸗ hofbauer geworden. Es handelt ſich dabei um den in Süd⸗ weſtdeutſchland gelegenen Leinfelder Hof, der Erbhof wird und bisher langjährig verpachtet war. Der Leinfelder Hof befindet ſich ſeit rund hundert Jahren im Beſitz der Familie von Neurath Vertreterbeſuch im Gaargebiet Warnung vor voreiligen Geſchäftsreiſen. Neuſtadt d. d. 9., 3. Februar. Vom Büro des Saar⸗ bevollmächtigten wird mitgeteilt: Es iſt zwecklos und ver⸗ urſacht den Betreffenden nur unnötige Koſten, wenn Ver⸗ treter jetzt ſchon verſuchen, in das Saargebiet zu kommen, oder wenn Firmen ihre Vertreter für das Saargebiet be⸗ reits jetzt ſchon dorthin entſenden wollen. Die Ausſtellung der Vertreter⸗Ausweiſe laßt noch einige Zeit auf ſich war⸗ ten. Die näheren Anordnungen werden rechtzeitig be— kanntgegeben. Desgleichen wird darauf hingewieſen, daß Firmen, die entgegen der Anordnung des Saarbevoll⸗ mächtigten des Führers heute ſchon Vertreter im Saar⸗ gebiet haben, bei der Ausſtellung der vorgeſchriebenen Vertreter⸗Ausweiſe auf eine Berückſichtigung nicht rechnen können. Der Leiter der Abteilung„Wirtſchaft“ Böſing. Orkanartiger Sturm in den Bergen Eine oberbayeriſche Schutzhütte zertrümmert. Bad Tölz. 3. Februar. Der orkanartige Sturm, der in der Sonntagnacht in den Bergen tobte, erfaßte die Bernau⸗Hütte bei Lenggries ld warf ſie etwa 100 Meter weit ins Hirſchbachtal hinab. Die maſſive Holzhütte wurde dabei vollſtändig zertrümmert. Acht Skifahrer des Skiklubs Bad Tölz, die ſich in der Hütte befanden und ſich zum Teil bereits zur Ruhe begeben hatten, wurden unter den Trümmern begraben. Sie konnten ſich aber wieder herausarbeiten. Teilweiſe nur mit dem Hemd bekleidet und ohne Schuhe machten ſie ſich auf den Weg nach Lenggries. Zwei der Skifahrer, Chriſtoph Lemmer und Konrad Rauch, ſind unterwegs erfroren. Die ubrigen Skiläufer, die bei dem Anglück zwar nur leichtere Verletzun⸗ gen erlitten hatten, aber durch den Abſtieg in unvollſtändiger Bekleidung vollkommen erſchöpft waren, wurden in das Krankenhaus Bad Tölz eingeliefert. Rieſige Froſtſchäden in Spanien 80 v. 9. der Apfelſinenernke in Valencia vernichtet. Die außergewöhnliche Kälte, die ſeit über acht Tagen in ganz Spanien herrſcht, hat nach vorläufigen Schätzungen etwa 80 v. H. der geſamten Apfelſinen⸗Ernte in der Pro⸗ vinz Valencia vernichtet. Der Schaden, der ſich auch auf die Gemüſepflanzen er. ſtreckt, beläuft ſich auf mehrere 100 Millionen Peſelen. Da die Ernkearbeiken eingeſtellt und dadurch auch die ver. wandten Gewerbe, wie Transport- und Verpackungsindu⸗ ſtrie lahmgelegt worden ſind, verlieren ekwa 150 000 bis 200 000 Arbeiter ihr Brot. Das Anglück iſt groß, da bereitz die letzten beiden Winter infolge ihrer ungewöhnlichen Kälte großen Schaden anrichkeken. In der Nähe von Lerida ſind Temperaturen bis zu 26 Grad unter Null gemeſſen worden. Bei Santander wurde ein Arbeiter von einer Lawine überraſcht und getötet. Schneeſtürme im Allgäu Züge bleiben im Schnee ſtecken. Im Allgäu tobt ein Schneeſturm von gewaltiger Hef, tigkeit, der den Verkehr nahezu vollkommen lahmgelegt hal, Der Schnee liegt auf den Bürgerſteigen Kemptens bis zu einem halben Meter hoch. Auf den Landſtraßen liegen Schneewehen von einer Mächtigkeit bis zu 2 Metern. Die Züge treffen mit Verſpätungen ein. Der Kraftpoſtverkehe ruht. Am Arlberg ging eine mächtige Lawine nieder, die den Bahnkörper verſchüttete, ſo daß der Zugverkehr über den Arlberg unterbrochen iſt. Der Frühzug von Pfronten blieb in einer drei Meter hohen Schneewand ſtecken. Auch der Frühgüterzug iſt im Schnee ſteckengeblieben. Auch im Kuperkigau, insbeſondere in der Reichenhaller Gegend, ſind ftarke Verkehrsſtörungen aufgetreten. Nahezu alle Poſtkraftwagen blieben in dem inzwiſchen in Regen übergegangenen Schnee ſtecken. Das Poſtauto von Lofer iſt bei Jettenberg in eine Lawine gera⸗ ken. Erſt nachdem die Schneemaſſen von der Straße be⸗ ſeiligt waren, konnte der Wagen ſeine Fahrt wieder forkſetzen. Aus dem ganzen Gebiet der bayeriſchen Alpen wird Tauwetter gemeldet. Die Temperaturen ſind ſtark an⸗ geſtiegen. Der Schnee ging im Tal größtenteils in Regen über. Demgegenüber wird aus dem Bayeriſchen Wald gemeldet, daß dort der Schneefall ununterbrochen anhält. Im Tal liegt der Schnee bis zu einem Meter hoch, auf den Bergen bis zu zwei Metern und ſtellenweiſe bis zu drei Metern. f „Es lebte ein Alter in Thule.“ Glanzleiſtung ſowjekruſſiſcher„Kunſtſachverſtändiger“. Im ſowjetruſſiſchen ſtaatlichen Muſikverlag war das Lied vom„König in Thule“, Text von Goethe, Muſik von Franz von Liſzt, erſchienen. Das Gedicht hatte ſich Aende⸗ rungen gefallen laſſen müſſen. So war das Wort„König“ geſtrichen worden. Er hieß: „Es lebte ein Alter in Thule“. Das Gedicht war nach der Anſichk des Leiters des ſowjekruſſiſchen Staatsverlages mo⸗ narchiſtiſch⸗imperialiſtiſcher Tendenz und ſomit unvereinbar mit der ſowjetruſſiſchen Weltanſchauung. Die Sowjetregierung, beſonders der Volkskommiſſar für Kunſt, Bubnow, hat nun aber dieſe Aenderungen beanſtan⸗ det. Sie veranlaßte die Wiederherſtellung des urſprüng⸗ lichen Textes des Goetheſchen Gedichtes. Die vom Muſik⸗ verlag herausgebrachten 25 000 Exemplare des Gedichtes wurden ſofort eingeſtampft. Die Leitung des Muſikverlages wurde ihrer Aemter enthoben. chen beſtand, und mit einer, wie Hella ſagte,„himmltſchen“ Eisfruchtſpeiſe endete. Dazu einen leichten, milden Wein, dem ſich die Flaſche Schampus anſchloß. Stimmung? Hella wunderte ſich über ihre eigene Kunſt der Schau⸗ ſpielerin. Sie ließ ihrer Koketterie die Zügel ſchießen, lockte Golder mit dem ſtrahlenden, verheißungsvollen Blit⸗ zen ihrer Augen, entzog ſich ihm lachend, wenn er zu lei⸗ denſchaftlich werden wollte, tröſtete ihn mit einem neuen, fraulichen Lächeln und ließ ſich ein paarmal von ihm durch die zärtliche Rhythmen eines Tangos führen. Ein pikantes Katz⸗ und Mausſpiel, bei dem es fraglich war, wer die Katze oder die Maus ſpielte. Zwiſchendurch verſtand ſie es, das Geſpräch immer wieder auf die Geſchäfte, die nächſten Erwerbungen der Schuchert⸗Geſellſchaft zu lenken. Aber Golder wich aus. Ihn intereſſierte nur allein— Hella! Immer wieder animierte er zum Trinken und trank ſelbſt viel. 8 „Schmeckt es Ihnen, Hella?“ „Ausgezeichnet,“ lobte ſie und wußte geſchickt manches halbe Glas im Sektkühler verſchwinden zu laſſen. „Das können Sie immer haben— wenn Sie nett ſind,“ raunte er.„Ein Mädel wie Sie—“ Sie lachte leiſe vor ſich hin und ſummte: „Ihr Herz brennt lichterloh— löſchen Sie es ſchnell.“ Sie hielt ihm den Sektkelch hin, den er in einem Zuge austrank, um dann ſchnell ihre Hand feſtzuhalten und die Finger zu küſſen. „Warum löſchen? Laſſen Sie es doch brennen.“ „Ich könnte ſonſt vielleicht wegen Brandſtiftung ange⸗ zeigt werden,“ lachte ſie harmlos. Dabei dachte ſie: Liber Gott, was für ein Narr. Wie fange ich es nur an? Es iſt ſchlimm— dieſer Abend. „Brandſtiftung?“ ſagte er mit etwas unſicherer Stimme, denn der Wein und Hellas Nähe verwirrten ihn ſchon ein wenig.„Hahaha— ſehr gut! Brandſtiftung! Na⸗ türlich! Das koſtet Strafe.“ „Wieviel Monate?“ „Haha— Monate? In dieſem Fall—“ Er beugte ſich dicht zu ihr, daß ſie erſchreckt ſeinen heißen Atem ſpürte, und raunte leidenſchaftlich:„In dieſem Fall genügt eine — Nacht, ſchöne Hella.“ Es war gut, daß eben die Muſik wieder mit einem raſenden Foxtrott einſetzte und Hella nichts zu verſtehen brauchte. Sie fühlte, ſie wäre imſtande geweſen, ihm in dieſem Augenblick ins Geſicht zu ſchlagen. „Hella— Sie wiſſen, daß ich Sie liebe. Seien Sie nicht u ſpröde. Sie werden es nicht bereuen— auf Ehre. Ich bin toll nach Ihnen— aber ich— ich warte nicht lange. Ich weiß ja, ich bin Ihnen nicht gleichgültig. So was fühlt man doch. Und ich habe die Mittel, Ihnen ein ſorgloſes Le⸗ ben zu bieten—“ Sie lehnte ſich zurück. „Als was?“ fragte ſie beluſtigt.„Sie ſind doch ver⸗ lobt—“ „Pah— ſeien Sie doch nicht kleinlich. Aber nein, Sie ſind es ja auch nicht, ſonſt ſäßen Sie jetzt nicht 55 mit mir, nicht wahr? Sie ſind ein Mädel von 1 Alſo? Hella— zahlen Sie Buße für die Brandſtif⸗ ung.“ Er legte den Arm um ſie. Das Herz ſchlug ihr plötzlich bis zum Halſe. In welches wilde Abenteuer hatte ſie ſich da eingelaſſen! Aber ſie be⸗ hielt ihre Ueberlegung und ſagte mahnend: „Doktor, ſeien Sie doch vernünftig, man beobachtet uns. e Sie doch gewiß hier. Der Abend iſt ja noch ang. Er nahm den Arm zurück. „Richtig— entſchuldigen Sie. Hier iſt allerdings nicht der Ort. Alſo tanzen wir noch einmal— dann fahren wir weiter. Ihnen fehlt noch die richtige Stim⸗ mung— Die Kapelle ſpielte einen verrückten Fox. Der Jazz⸗ bandmann, ein Neger, ſang zähnefletſchend den Refrain mit, der an Blödſinnigkeit nichts zu wünſchen übrig ließ und einem dennoch in die Kniekehlen fuhr: „In Surabaya, in Surabaya Kocht man die Eier Im heißen Sand, Das war Herrn Meyer Vom Himalaja, Das war Herrn Meyer Ganz unbekannt!“ i Wobei ſich Meyer und Himalaja ſamt Surabaya und Eier unbedingt miteinander reimen mußten. Ein Meiſter⸗ werk des Textverfaſſers! Hella war froh, als der Tanz zu Ende war. Zwar war Dr. Golder ein vorzüglicher und eleganter Tänzer, mit dem zu tanzen ein rhythmiſcher Genuß hätte gen können. Aber er hätte eben nicht— Dr. Golder ſein müſſen. z Alſo wandern wir, Hella? Es wird fade hier. Ich weiß was Beſſeres, Sie müſſen erſt das richtige Milien kennen lernen.“ Sie hatte im Innerſten keine große Luſt mehr, ſie 92 5 daß ſie ſich vielleicht doch zu viel vorgenommen Aber dennoch— ſollte ſie ſchon ſo früh die Flinte in Korn werfen, nachdem ſie ſo kühn an ihre Aufgabe heran⸗ gegangen war? Gut, Herr Doktor. Ich bin dabei.“ ber ſie ſorgte doch geſchickt dafür, daß man draußen keine geſchloſſene Taxe, ſondern einen offenen W 2 0 nahm. Sicher war ſicher. Golder ſchnitt eine fig de Grimaſſe. Sprödes Mädel, dachte er, ſie macht ſich ver⸗ dammt wertvoll. „Motzſtraße Rummer——“ befahl er den Chauffeur. gen Un⸗ ger in Ausdem badiscuen Lande Genoſſenſchaftliche Schulungskurſe () Karlsruhe, 2. Febr. Die großen verantwortungs⸗ vollen Aufgaben, welche den Genoſſenſchaften im Rahmen des Reichsnährſtandes zugefallen ſind, erfordern eine erhöhte und vielſeitige Durchbildung aller Genoſſenſchaftsorgane. Zu die⸗ ſem Zweck hat die Landeshauptabteilung 3, Karlsruhe, im Monat Dezember 1934 und Januar dieſes Jahres 30 Schulungskurſe landauf und landab, und zwar in Tauber⸗ biſchofsheim, Mosbach, Heidelberg, Sinsheim, Wiesloch, Karls⸗ ruhe, Freiburg, Haltingen, Tiengen, Waldshut, Meßkirch, Oberuhldingen, Radolfszell und Donaueſchingen für Rechner, Vorſtände und Aufſichtsratsmitglieder abgehalten. An dieſen genoſſenſchaftlichen Schulungskurſen beteiligten ſich 1247 Ge⸗ noſſenſchaften. Die Kursteilnehmer waren: 1037 Genoſſen⸗ ſchaftsrechner, 617 Vorſtände und 2861 Aufſichtsratsmit⸗ glieder. Vorausſichtlich ſind im Februar dieſes Jahres noch ſechs weitere derartige Kurſe für Rechner, Vorſtände und Aufſichtsratsmitglieder der Milchgenoſſenſchaften und Rahm⸗ ſtationen und acht Kurſe für die Verwaltungsorgane der Spar⸗ und Darlehenskaſſen vorgeſehen. Zum Anglückstod des Freiherrn von Bieberſtein. () Karlsruhe, 2. Febr. Die Nachricht über das Un⸗ glück eines Verkehrsflugzeugs der Strecke Moskau⸗Berlin brachte die Kunde vom Tode des Freiherrn Marſchall von Bieberſtein. Dieſer iſt im Lande Baden kein unbekannter Mann, denn er gehörte zu den älteſten und bewährteſten Vor⸗ kämpfern der NSDAP im Gau Baden und war ſeit 20. No⸗ vember 1930 bis zur Auflöſung des Landtages Mitglied der nationalſozialiſtiſchen Fraktion. Geboren am 9. Mai 1890 in Berlin, beſuchte er die Volksſchule und das Gymnaſium und trat dann 1909 als Fahnenjunker bei den 2ler Dra⸗ gonern in die Offizierslaufbahn ein. Er wurde 1910 Leutnant, zog im Auguſt 1914 ins Feld und war von Mitte 1915 dis Kriegsende bei den Fliegern. Frhr. von Bieberſtein, der 1918 zum Rittmeiſter befördert wurde und Inhaber hoher Auszeichnungen war, nahm auch an den Kämpfen im Baltukum 1919 und Oberſchleſien 1921 teil. a * UI Heidelberg.(Drei ſchwere Jungen.) In einer Gemeinſchaftszelle untergebracht, kam Sträflingen der Ge⸗ danke, daß es müßig ſei, ihre jungen Tage hinter Gefängnis⸗ mauern zu verbringen, denn es waren nicht gerade leichte Strafen, die ihrer harrten. Sieben Jahre Zuchthaus und Sicherungsverwahrung ſind in der Tat keine Kleinigkeit. Einer der Freunde riß ein Eiſenſtück aus der Bettſtelle, und gemeinſam machte man ſich an die Arbeit. Anfangs Novem⸗ ber wurden nun Reſte des Mörtels in der Abortſchüſſel ge⸗ funden und der Fluchtverdacht entdeckt. Es galt nun, eine Ausrede zu finden, und da erklärte ſich einer der drei bereit, den Verrückten zu ſpielen und wie ein Tobſüchtiger in der Zelle auf und ab zu raſen. Da er aber verſchiedentlich derartige Komödien geſpielt hatte, glaubte man ihm nicht. Den Staatsanwalt machten die Gauner darauf aufmerkſam, daß ein Zurücktreten von dem Verſuch nicht ſtrafbar ſei. Der Staatsanwalt beantragte wegen Meuterei eine Gefängnis⸗ ſtrafe von einem Jahr für jeden der Beteiligten. Das Ge⸗ richt erkannte wegen Gefängnismeuterei auf je zehn Monate Gefängnis, wobei für den einen 20 Tage Unterſuchungshaft in Anrechnung gebracht wurden. Freiburg.(Eine Berghütte ausgeraubt.) Der 25jährige Julius Amend aus Bern wurde wegen ſchweren Rückfalldiebſtahls zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Amend hatte ſich für ſein Nachtlager eine Anterkunftshütte im Feld⸗ berggebiet ausgeſucht. Beim Weggehen nahm er verſchiedene Gegenſtände, die er in der Hütte vorfand, mit. O Offenburg.(Jugendlicher Dieb verhaftet.) Ein 19 Jahre alter auf Wanderſchaft befindlicher Burſche aus Potsdam, der ſich in auffälliger Weiſe im Bahnhofs⸗ gebäude herumtrieb, wurde zwecks Feſtſtellung ſeiner Perſo⸗ Aalien auf die Polizeiwache gebracht. Dort ſtellte es ſich heraus, daß es ſich um einen Dieb handelt, der in Weil a. Rh. und in Freiburg Diebſtähle begangen hatte. Am Tage ſeiner Feſtnahme ſelbſt hatte er morgens zwiſchen 6 und 7 Ahr an mehreren Häuſern in der Weingartenſtraße hier bereitgeſtellte Frühſtücksbrote und eine Literflaſche mit Milch entwendet. O Rheinbiſchofsheim.(Die WSH W.⸗Spende der Jäger) Bei dem hier abgehaltenen erſten Jägerappell des Kreiſes Kehl unter der Leitung von Kreisjägermeiſter, Forſtrat Dr. Ganter, wurde bekanntgegeben, daß die Kreis⸗ jägerſchaft 463 Stück Wild als Spende für das WSW. abgeliefert hat. Dem Appell wohnte auch der Präſident des elſäſſiſchen Jägervereins bei, der an den Kreisjägermeiſter die Bitte richtete, ihm jede Entgleiſung von Seiten ſeiner Landsleute zu melden, damit ein ſchönes nachbarliches Ver⸗ hältnis herbeigeführt wird. * Opfer des Winterſports Die Anglücksziffer im Januar in Baden. () Karlsruhe, 2. Febr. Nach vorliegenden Einzelberichten ſind im Laufe des Januar, der ſich als ein voller Spork⸗ monat erwieſen hat, in Baden über 60 Perſonen hei der Ausübung des Skilaufens und Rodelns verunglückt. Die Mehrzahl der Unglücksfälle ereignete ſich beim Rodeln; ver⸗ eiſte Bahnen und das Verlieren der Herrſchaft über voll⸗ beſetzte Schlitten bildeten beim Kurvennehmen Haupturſache der Unglücksfälle. Unter den Verletzungen überwogen Bein⸗ und Knochenbrüche ſowie Fußquetſchungen. Die Geſamtzahl der Unfälle darf im Vergleich zu der enormen Ziffer der Winterſporttreibenden im Januar als erfreulich gering be⸗ zeichnet werden. ) Pforzheim.(Beim Rodeln verunglückt) Im benachbarten ä ereignete ſich ein ſchwerer Rodel⸗ unfall, an dem insgeſamt 11 Perſonen beteiligt waren. Vier Perſonen, meiſt Erwerbsloſe, erlitten ernſte Verletzungen. ie trugen Knöchelbrüche, Verſtauchungen, Kieferverletzun⸗ 55 Prellungen und Schürfungen davon, der am ſchwerſten erletzte erlitt einen Schädelbruch. — Regimentstag des ehem. Feldartillerie⸗Regiments Nr. 76 und ſeiner Kriegsformationen. Am 7. 8. und 9 September 1935 iſt in den Mauern der alten Garniſonſtadt Freiburg der Regimentstag der 7öer und der dieſem Regi⸗ ment angeſchloſſenen Kriegsformationen. Alle Kameraden werden ſchon heute gebeten, ſich rechtzeitig auf dieſen Termin einzurichten und ihre Ferien oder ihren Arlaub dement⸗ ſprechend einzuteilen. Weitere Ausführungen folgen zu ge⸗ gebener Zeit. Alle Anfragen ſind zu richten an Kamerad Wilhelm Günther, Obertelegraphenſekretär, Freiburg i. Br., Rheinſtraße 12. Zwei Arbeiter im Steinbruch verſchülkek. Sk. Wendel, 31. Jan. Bei Ober⸗Linxweiler ereignete ſich im Hartſteinbruch der Pfalz⸗Saarbrücker Hartſtein⸗ werke ein ſchwerer Unglücksfall. Unter den Füßen zweier Arbeiter löſten ſich die Geſteinsmaſſen. Beide Arbeiter wurden in die Tiefe geriſſen und lebendig begraben. Bis⸗ her war es nicht möglich, ihre Leichen zu bergen, da wei⸗ tere Geſteinsmaſſen nachſtürzten. Großes Brandunglück in Frankfurt Woll- und Textillager in der Jeil ausgebrannt Frankfurt a. M., 3. Februar In der Zeil, einer der Hauptgeſchäftsſtraßen Frank- furls, entſtand ein Großfeuer. Beim Einkreffen der Wehr ſtellte ſich die Gefährlichkeit des Brandes heraus, ſodaß ſo⸗ fort die geſamten Löſchzüge eingeſetzt wurden. Starker Wind enkfachte das im Dachſtock ausgebrochene Jeuer zu einem Flammenmeer. die Jeuerwehr hatte durch den Rundfunk ihre ſämtlichen dienſtfreien Beamten aufgefor⸗ dert, ſich auf den Brandwachen zu melden. Am Mitternacht ſchlugen noch die Flammen aus dem Gebäude. Der Dach ſtuhl und die darunter befindlichen drei Stockwerke, in de⸗ nen ſich große Woll⸗ und Textillager befinden, wurden ver⸗ nichkek. Durch Funkenregen waren auch die Nachbarhäuſer ge⸗ fährdet. SA. und Polizei mußten die angrenzenden Straßen abſperren; auch der Straßenbahnverkehr mußte umgeleitet werden. Es dürfte ſich um den größten Brand handeln, der ſeit Jahrzehnten Frankfurt heimgeſucht hat. Schwere Bluttat aus Eiferſucht. — RNeckarſulm. An der Ecke Adolf Hitler⸗Straße und Karlſtraße ereignete ſich eine Bluttat. In aller Frühe lauerte ein in den 20er Jahren ſtehender Mann einem Mädchen auf. Als ſie an der genannten Stelle vorbeiging, brachte ihr der Burſche mit einem Küchenmeſſer drei ſchwere Stiche in den Rücken bei. Vorher hatte er ihr aus einem Fläſchchen Säure ins Geſicht geſpritzt und ihr damit Ver⸗ brennungen beigebracht. Durch Hilferufe wurden die Nach⸗ barn auf die Bfuttat aufmerkſam. ſprangen herbei und lei⸗ In Schutzhaft genommen. — Ebingen. In einer an die zweite Prüfung für weib⸗ liche Gaſtſtättenangeſtellte angeſchloſſenen Verſammlung von Betriebsführern und Gefolgſchaften wies der Gaufachgruppen⸗ walter Pg. Arnald auch auf den geſetzlichen Tarif hin, der entweder die 10prozentige Trinkgeldablöſung verlange, oder aber zu dem freien Trinkgeld, das die Bedienung erhält, für dieſe noch einen Barlohn von 20 Mark für den Monat fordert. In dieſem Zuſammenhang teilte Arnold mit, daß ihm zur Kenntnis gekommen ſei, daß ein hieſiger Betriebs⸗ führer in ganz unſozialer Weiſe auf Koſten der Geſolg⸗ ſchaft ſich bereicherte und er ihn wegen dieſer Handlung in Schutzhaft habe nehmen laſſen. — Reutlingen.(Betrunkener Fahrer.) Als ein Fuhrhalter mit einem Zweiſpänner⸗Fuhrwerk in der Gla⸗ ſerſtraße fuhr, wurden plötzlich die Pferde ſcheu und ſpran⸗ gen davon. In der Bebenhäuſerhofſtraße kippte der Wagen um und der Führer wurde auf die Straße geſchleudert, wo⸗ bei er eine ſchwere Gehirnerſchütterung erlitt. Wie feſtge⸗ ſtellt wurde, iſt der Unfall auf Betrunkenheit des Fahrers zurückzuführen. — Biberach.(Mit dem Rodel in ein Pferde⸗ fuhrwerk.) In der Riedlingerſtraße ereignete ſich ein Unfall, deſſen nicht noch ſchlimmerer Ausgang der Gei⸗ ſtesgegenwart einer Frau zu verdanken iſt. Aus einer Ne⸗ benſtraße fuhr ein von der betreffenden Frau und zwei Kindern beſetzter Rodelſchlitten in die Riedlingerſtraße ein und direkt in ein vorüberfahrendes Pferdefuhrwerk hinein. Das durch den Zuſammenſtoß erſchreckte Pferd ſchlug aus und hätte ein Kind mit voller Wucht getroffen, wenn nicht die Frau in Erkenntnis der großen Gefahr mit ihrem Fuß den Schlag abgewehrt hätte. Der Schlag traf dadurch die Frau und brachte ihr eine erhebliche Verwundung bei. Auch das Kind wurde leichter getroffen. * Frankfurl.(Noch gut abgegangen.) Ein An⸗ geklagter lenkte an einem Sonntag ein Auto, in dem fünf Frauen ſaßen. Die Fahrt ging nach dem Ziegelhüttenweg und dort überſah der Autofahrer, daß am Gleisübergang der Staatsbahn die Schranke heruntergelaſſen war. Er durchfuhr die Schranke und befand ſich dann zwiſchen zwei Gleiſen, als von Bebra ein D-Zug herangebrauſt kam. Durch die Umſicht des Schrankenwärters, der mit einer roten Fahne dem D⸗Zug Halt gebot, wurde ein Unglück verhütet. Der Autolenker hatte ſich wegen fahrläſſiger Transportge⸗ fährdung vor dem Schöffengericht zu verantworten, das ihn zu 150 Mark Geldſtrafe verurteilte. * Frankfurt.(Beſtrafte Trunkenheit.) Ein Frankfurter Gericht; machte erſtmals von dem neuen Geſetz Gebrauch, wonach auch Trunkenheit beſtraft werden kann. Der Angeklagte war vom Schöffengericht wegen Erregung öffentlichen Aergerniſſes zu ſechs Monaten Gefängnis ver⸗ urteilt worden. In der Berufungsinſtanz machte der An⸗ geklagte geltend, daß er ſinnlos betrunken geweſen ſei, und daß er die Nacht vor der Tat durchgezecht habe. Die Große Strafkammer vermochte nicht zu widerlegen, daß der An⸗ geklagte bis zur Bewußtloſigkeit getrunken hatte, und daß er bei der Tat bewußtlos war. Es lag damit nicht mehr die Möglichkeit vor, ihn wegen Erregung öffentlichen Aerger⸗ niſſes zu beſtrafen. Das Gericht erklärte aber, daß ſich der Angeklagte dennoch ſtrafbar gemacht habe, und zwar treffe ihn das Verſchulden, ſich in den Zuſtand der Angetrunken⸗ heit geſetzt zu haben. Hierfür wurde er zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. 5 Darmſtadt.(Aufregende Szene im Gerichts⸗ ſaal.) Der aus dem Zuchthaus vorgeführte 48 jährige An⸗ dreas Kunkel aus Dieburg, der bereits die Hälfte ſeines Lebens hinter Gittern zugebracht hat und als Glasſchlucker und Ausbrecher bekannt iſt, ſtand vor der Großen Strafkam⸗ mer, die ſich mit dem Antrag auf Sicherungsverwahrung gegen Kunkel befaßte. Als dieſe Strafe ausgeſprochen würde, ſtürzte ſich der Verurteilte auf die Akten, zerriß ſie und ſtreute ſie im Gerichtsſaal herum. Unter wüſten Schimpfworten wollte er ſich mit einem ſcharfen Gegen⸗ ſtand die Pulsadern öffnen, der Tobende wurde aber daran gehindert und abgeführt. Rüdesheim.(Von Banditen aus geraußht.) In der Nähe der Stadt bat ein junger Mann die Inſaſſen eines vorbeifahrenden Autos, ihn mit nach Rüdesheim zu nehmen. Die Fahrer entſprachen ſeinem Wunſche. Unterwegs zerrten die beiden Autoinſaſſen den jungen Mann aus dem Wagen, beraubten ihn ſeiner Barſchaft und ließen ihn auf dem Wege ſtehen. Die beiden Räuber entkamen in dem Auto unerkannt. Vorſchriften allgemein geltenden Grundſatz iſt Laltale Nuudscliau Der erſte Februarſonntag brachte in überraſchender Weiſe Regen und Tauwetter. Durch dieſen Witterungsumſchlag wurden unſere Winter⸗ ſportler, die ſich noch am Freitag auf den reichen Schneefall freuten, bitter enttäuſcht. Föhn und wolkenbruchartige Regen machten noch im Laufe des geſtrigen Tages den ganzen Odenwald ſchneefrei. Heute früh ſind ſämtliche Nebenflüſſe des Neckars, insbeſondere Kocher, Jagſt und Elſenz in reißende Ströme verwandelt. Auch hier iſt die erſte Hochwaſſerwelle eingetroffen. Der Neckar iſt hier im Laufe der Nacht über 2am geſtiegen. Beſonders ſtark ſtieg heute früh in Plochingen(Oberlauf) der Neckar. Schnee⸗ ſchmelze im Schwarzwald und ſtarke Regengüſſe führen gewaltige Waſſermengen zu Tal. Im allgemeinen trug der geſtrige Sonntag im hieſigen Stadtteil familiären Charakter. Die kath. Kirchengemeinde veranſtaltete im„Schloß“ im engſten Kreiſe einen Tanz⸗ abend. Im„Deutſchen Hof“ fand ein bunter Abend mit Tanz ſtatt. Der Sängerbund veranſtaltete im„Kaiſerhof“ einen Familienabend, bei welchem die volkstümliche Ope⸗ rette„Das Blumen⸗Mädchen“ zur Aufführung gelangte. Sämtliche Veranſtaltungen konnten ſich eines guten Beſuches erfreuen. * 4076 ABC⸗Schützen ſind angemeldet. Nach den im Januar ſtattgefundenen Anmeldungen der ſechs Jahre alten Kinder werden zu Oſtern 1935 ins⸗ geſamt 4076 Schulanfänger von den Mannheimer Volks⸗ ſchulen aufgenommen. Dieſe Zahl wird ſich noch etwas er⸗ höhen, wenn die üblichen Nachzügler dabei ſind. Diesmal iſt im Gegenſatz zum Vorjahr die Zahl der Mädchen höher als die der Knaben; es ſind 2000 Knaben und 2076 Mäd⸗ chen angemeldet worden gegenüber 2115 Knaben und 2035 Mädchen im Jahre 1934. In Mannheim mit Vororten ſtehen rund 30 Schulhäuſer zur Verfügung; nur die wenigen Kinder im Stadtteil Straßenheim gehen nach dem nahe⸗ gelegenen Heddesheim zur Schule, wofür die Stadt Mann⸗ heim an die Gemeinde Heddesheim jährlich 300 Mk zahlt. In Seckenheim werden an Oſtern 71 Knaben und 70 Mädchen in die Volksſchule eintreten, in Friedrichsfeld 42 Knaben und 52 Mädchen. 0 Die Grippe in den Schulen. Wegen zahlreicher Grippe erkrankungen ſind bekannt⸗ lich in einigen Vororten die Volksſchulen geſchloſſen worden und zwar in Sandhofen, Feudenheim und Seckenh eim bis zum 6., in Käfertal bis zum 10. Febr. In Rheinau iſt der Krankenſtand gering, auch Neckarau iſt ziemlich ver⸗ ſchont geblieben; auf dem Lindenhof, in der Schwingerſtadt und in der Innenſtadt dagegen ſind die Ziffern der Grippeerkrankungen etwas höher. Aus dem nahen Neckar⸗ hauſen wird berichtet, daß dort die Volksſchule für vorläufig acht Tage geſchloſſen worden iſt, weil 34 v. H. der Schüler erkrankt ſind. * Karl Lier. Heute nachmittag wird in Rheinau ein Mann zu Grabe getragen, deſſen Hinſcheiden im öffent⸗ lichen Leben dieſes Stadtteils eine ſchmerzliche Lücke hinter⸗ läßt. Infolge eines Schlaganfalles ſtarb unerwartet Herr Karl Lier, Privatier, im Alter von 69 Jahren. Er hat nicht nur in der Entwicklung Rheinaus eine hervorragende Rolle geſpielt, ſondern war auch lange Jahre hindurch auf verantwortlichem Poſten beruflich tätig. Eine Reihe von Jahren gehörte er dem Bürgerausſchuß Seckenheim an, wo er ein ebenſo eifriger wie erfolgreicher Förderer der Rheinauer Gemeindeangelegenheiten war; aus dieſem Amt ſchied er nach der Eingemeindung. Die Entwicklung der evangeliſchen Kirchengemeinde in Rheinau war zum großen Teil mit von ihm geleitet und zwar durch ſeine Stellung im Kirchengemeindeausſchuß und ſeit 1903 im Kirchen⸗ gemeinderat. Als Vaterlandsfreund, der mit Leib und Seele Soldat war, ſetzte er ſich ſchließlich die Errichtung eines Kriegerdenkmals in Rheinau zum Ziel, deſſen Er⸗ richtung er in den letzten Jahren noch erleben durfte. Karl Lier war Ehrenvorſitzender des Krieger⸗ und Milttär⸗ vereins Rheinau. * Reichsnährſtandsgütezeichen auch für Baumſchulen. Die Arbeiten in den Gärten werden bald wieder beginnen. Bäume und Sträucher werden gepflanzt werden. Bisher wurden dieſe Baumſchulenerzeugniſſe vielfach unter Phanta⸗ ſienamen verkauft, die oft einen recht ſchönen Klang hatten, aber nichts beſagten über die Eigenſchaften und die Größe der Pflanze. Darum wird es von jedem Landwirt und Gartenbeſitzer begrüßt werden, daß das Gütezeichen des Reichsnährſtandes nunmehr auch für Baumſchulen⸗Erzeug⸗ niſſe eingeführt worden iſt. Es bezieht ſich auf Obſtbäume, Beeronobſt, Roſen, Zierſträucher, Alleebäume, Heckenpflan⸗ zen, Nadelhölzer, Azaleen u. a. m. Falſches Beladen führt zu Verkehrsunfällen. Die La⸗ dung von Fahrzeugen darf die Breite des Fahrzeuges ſelbſt nicht überragen. Dies gilt insbeſondere auch für Radfahrer. Es dürſen alſo Säcke und dergleichen nur dann auf Fahr⸗ rädern befördert werden, wenn ſie nicht breiter als die Lenk⸗ ſtange ſind. Daß ſie gehörig befeſtigt ſein müſſen und die Bewegungsfreiheit des Fahrers nicht behindern dürfen, iſt ſelbſtverſtändlich. Andere Perſonen dürfen auf Fahrrädern nur mitgeführt werden, wenn eine beſondere Sitzgelegenheit vorhanden iſt. Auch bei ſonſtigen Fahrzeugen darf die La⸗ dung über die ſeitlichen Fahrzeuggrenzen nicht hinausragen. Dies gilt auch bei der Beförderung von Skiern auf Per⸗ ſonenwagen uſw. Nach rückwärts herausragende Gegen⸗ ſtände müſſen bei Tag durch eine mindeſtens 20 mal 30 1 1 große rote Flagge, bei Dunkelheit durch rotes icht oder roten Rückſtrahler— dieſer höchſtens 50 Zenti⸗ meter über dem Erdboden— gekennzeichnet ſein. — Der Waren⸗Automat am Sonntag. Nach den gelten⸗ den Beſtimmungen iſt die Wartung der Waren⸗Automaten an Sonn⸗ und Felagen verboten. Damit wird, wie der Reichsarbeitsminiſter in einem Beſcheid feſtſtellt, in erſter Linie der Zweck verfolgt, die Heranziehung von Angestellten an Sonn⸗ und Feſttagen aus Anlaß des Warenverkaufs aus Automaten zu verhindern. Nach dem für die Lat 5 auch auf die ſelbſtändigen Geſchaftsinhaber 11 77 den. Zur Wartung rechnen das Füllen der Automaten und die Herausnahme des Geldes aus den Automaten. Nicht zur Wartung rechnet dagegen die Beſeitigung ausnahmsweiſe ein⸗ tretender Störungen an den Automaten, was aber wieder nicht dazu führen darf, eine regelmäßige Beaufſichtigung der Automaten auf etwa mögliche Störungen hin auszuüben. 9——— Mannheimer Schöffengericht. Der 18 Jahre alte Er⸗ werbsloſe Karl Neffert von hier hatte ſich ſozuſagen ein Sewerbe daraus gemacht, Kinder zu beſtehen. In einem Falle zog er einem Kinde ſogar die neuen Schuhe aus, die es eben von der Fürſorge geholt hatte. In einem anderen Fall ſtahl er einem Kinde eine Trompete, die er verſetzte. Bei den Diebſtählen, bei denen er die Liſt anwandte, die Kinder irgendwo hinzuſchicken und ſich das Geld geben zu laſſen, um dann auf⸗ und davonzufahren, handelk es ſich um Beträge bis zu 5.00 Mark. Das Gericht ſprach eine Ge⸗ fängnisſtrafe von 11 Monaten gegen den geſtändigen An⸗ geklagten aus.— 20 Fahrräder wurden in der Zeit von Anfang Auguſt vorigen Jahres von dem 19 Jahre alten Erwerbsloſen H. Schlüter aus Buer, wohnhaft hier, in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg geſtohlen. Ab⸗ nehmer der meiſten Räder war der 36 Jahre alte Fahrrad⸗ händler Joſef Schulz aus Krautheim, der wegen Hehlerei angeklagt war. Urteil: Schlüter ein Jahr einen Monat, Schulz ſieben Monate Gefängnis. Wird Anhuſten ſtrafbar? Reichsgerichtsentſcheidung von allgemeiner Bedeutung. Der Arzt, der in der Sprechſtunde wie am Krankenbett, insbeſondere beim Beſuch in der Wohnung eines anſtecken⸗ den Kranken durch Infektion häufig gefährdet iſt, muß ganz andere Vorſichtsmaßregeln anwenden als die Angehörigen anderer Berufe, er bedarf aber auch eines weit intenſiveren Verſicherungsſchutzes; denn trotz aller Obhut wird die Ge⸗ fahr der Anſteckung nie ganz zu beſeitigen ſein. Die Verſiche⸗ rungsverträge gegen die verſchiedenſten„Berufsunfälle“ ſind daher ſehr eingehend und ſehen die verſchiedenſten Mög⸗ lichkeiten vor. Dennoch iſt es kürzlich zu einem Verſicherungs⸗ prozeß gekommen, in deſſen Entſcheidung der Begriff des ärztlichen Berufsunfalles eine auch für den Laien bemer⸗ kenswerte Auslegung erfuhr. Ein Arzt hatte ſich, wie die Zeitſchrift für Aerztliche Fortbildung mitteilt, an einem Scharlach⸗Patienten ange⸗ ſteckt und war an dieſer Infektion geitorben Seine Witwe machte hierauf der Verſicherungsgeſellſchaft gegenüber gel⸗ tend, daß ein vertraglich Ponger Schadensfall einge⸗ treten ſei, da ſich ihr verſtorbener Gatte gegen alle Infek⸗ tionen verſichert habe, bei denen ein Anſteckungsſtoff nach⸗ weisbar während der Ausübung des Arztberufes, ſei es durch äußere Verletzungen, ſei es mittels Einſpritzens infek⸗ tiöſer Maſſen in Naſe, Mund oder Auge in den Körper ein⸗ gedrungen ſei. Bei den Verhandlungen, die bis vor das Reichsgericht kamen und in denen der Anſpruch auf die Verſicherungs⸗ ſumme bejaht wurde, ſpielte eine wichtige Rolle die Frage, was unter dem Vertragspaſſus„Einſpritzen infektiöſer Maſ⸗ ſen“ zu verſtehen ſei. Es handele ſich hier um eine Unfall⸗ verſicherung, und ein Unfall wird gewöhnlich nur bei einem gewaltſamen, plötzlich und unfreiwillig wirkenden Ereignis angenommen. Die Spruchkammer ſtellte ſich nun auf den Standpunkt, daß der Schadensfall für die Verſicherung ge⸗ geben ſei, wenn die zweifelsfrei erfolgte Anſteckung durch Anhuſten oder auch durch Anhauchen mit infektiöſen Maſſen hervorgerufen worden ſei. Man könnte zwar einwenden, daß zwiſchen Anhuſten und Anhauchen ein Unterſchied be⸗ ſteht, weil die Gewaltſamkeit und Plötzlichkeit der Einwir⸗ kung fehlt und der Angehauchte durch ſeine eigene Einat⸗ mungstätigkeit die infektiöſen Maſſen in Mund oder Naſe aufnimmt. Es wurde aber entſchieden, daß der vorliegende Verſicherungsvertrag und auch die allgemeinen Verſiche⸗ rungsbedingungen eine gewaltſame Einwirkung nicht vor⸗ ausſetzen. Das Reichsgericht betonte vielmehr, daß die Vor⸗ inſtanz mit Recht entſchieden habe, unter infektiödſen Maſſen ſeien nicht nur fühlbare Teile des Anſteckungsſtoffes zu ver⸗ ſtehen, ſondern auch kleinſte Partikel, die man nicht wahr⸗ nehmen könne. Handelte es ſich bei dieſer Entſcheidung zunächſt nur um Verſicherungsfragen, die ſpeziell für Aerzte wichtig ſind, ſo erſcheint es doch nicht ausgeſchloſſen, daß die hier vertretene Auffaſſung vom Unfall auch einmal in die übrige Recht⸗ ſprechung Eingang findet. Logiſcherweiſe iſt dann aber auch derſenige haftbar zu machen, der durch Anhuſten z. B. in der Straßenbahn einen ſolchen Unfall fahrläſſig verur⸗ ſacht. Gerade die Zuſammenballung vieler Menſchen in den öffentlichen Verkehrsmitteln bedeutet ſtets einen Anſteckungs⸗ herd, und es iſt geradezu ein Vergehen gegen die Volksge⸗ ſundheit, namentlich in Zeiten ungeſunder Witterung, durch eigene Unachtſamkeit zur Verbreitung von Erkältungskrank⸗ heiten beizutragen. Y 8 7 ,, Zinsſenkung ſchafft Arbeit! gen hat der nationalſozialiſtiſche Staat an⸗ e er Millionen erwerbsloſe Volksgenoſſen in den Arbeits⸗ em Rin — wieder eingegliedert. Es gilt jetzt auch die reſtlichen 27 illionen wieder in Arbeit und Brot zu bringen. Alle Kräfte müſſen auf dieſes Ziel 29 5 0 werden. Es läßt ſich aber nur erreichen, wenn die geſamte Wirtſchaft zu A arbeiten kann, die für ſie tragbar ſind. Ueberall in der Welt find die Zinſen erheblich heruntergegangen. Auch in Deutſchland iſt ein Zinsſatz von 675 und mehr längſt überholt, iſt der natürliche Zins für langfriſtige Kredite bereits auf 4 5 geſunken. Wenn jetzt bei Pfandbriefen und Kommunalobligationen durch freiwillige Mit⸗ Arbeit der Wertpapierbeſitzer eine Zinsermäßigung ſtattfindet, wo⸗ bei dem ſtillſchweigend zuſtimmenden Inhaber eine beſon⸗ dere Vergütung gezahlt wird, dann bedeutet das nur eine äußere Anden an eine tatſächlich bereits vollzogene Ermäßiaung des Landesüblichen Zinsfußes. Der gute Auftrag— und andere Gaunertricks Nur in Zuſammenarbeit zwiſchen Juſtiz und Oef⸗ fentlichkeit kann ein wirkſamer Kampf zur Vernich⸗ tung des Verbrechertums durchgeführt werden. Nur wenn die Oeffentlichkeit die Gaunertricks kennt, kann ſie ſich ſchützen. Ein Kenner der Verhältniſſe ſchildert hier eine Anzahl von Schwindelmanövern, die ſich ſo oder ähnlich immer wiederholen. Dieſe Schilderung ſoll aufklärend wirken und zur Vorſicht mahnen. Der gute Auftrag. Wenige Tage vor dem Weihnachtsfeſt lief bei einer Le⸗ derwarenfabrik in der Provinz ein Auftrag aus Berlin ein. Der Beſteller bat darum, die angegebenen Waren— Reiſe⸗ koffer, Hand⸗ und Aktentaſchen, Geldbörſen und anderes mehr— direkt an ſeinen Kunden— ein Warenhaus in Stettin— zu ſenden, da die Zeit im Hinblick auf das nahe Feſt ſehr dränge. Die Lieferung ſollte durch Nachnahme erfolgen. Eine durchaus verſtändliche Bitte brachte der„Ber⸗ liner Geſchäftsmann“ noch zum Ausdruck. Er wünſchte nämlich, daß ſeine Adreſſe als Abſender angegeben werde, um, wie er mitteilte, zu verhindern, daß„ſein Stettiner Kunde“ etwa ſeine Bezugsquelle erfahren und vielleicht auf den Gedanken kommen könne, ihn in ſpäteren Fällen aus⸗ zuſchalten und gleich die Herſtellerfirma mit ſeinem Auftrag zu bedenken. In der Hoſt des Weihnachtsgeſchäftes ging der Fabrikant bedenkenlos auf den„guten Auftrag“ ein, zumal die Ware gegen Nachnahme geliefert werden ſollte. Er erfüllte auch den Wunſch des„neuen Kunden“ und gab deſſen Adreſſe als Abſender an. Was geſchah nun? Die Sendung traf ordnungsgemäß in Stettin ein. Es ſtellte ſich jedoch heraus, daß die auf der Adreſſe angegebene Firma dort gar nicht exiſtierte. Jetzt ging natürlich der Poſten zurück, und zwar an den Abſender, alſo den Gauner, der in Berlin für die Zeit, in welcher der Coup gelandet wurde, einen Raum gemietet hatte und längſt mit den wertvollen Waren das Weite geſucht hatte, als man ſchließlich hinter ſeinen Trick gekommen war. Das Loch im Keſſel. Eine große Firma zur Herſtellung chemiſcher Erzeug⸗ niſſe war ins Leben gerufen worden. Nach der ganzen äußeren Aufmachung mußte der Eindruck entſtehen, daß es ſich dabei um ein durchaus ernſthaftes Unternehmen han⸗ dele. Beſonders eindrucksvoll wirkten die rieſigen Keſſel, die in dem gemieteten Fabrikraum ſtanden und in denen die chemiſchen Produkte gebraut werden ſollten. Der„Ge⸗ ſchäftsinhaber“ entwickelten jetzt eine fieberhafte Tätigkeit. Büromöbel wurden beſtellt, Lieferwagen und Privatautos für die Chefs und die Vertreter ſowie alles, was zur Ein⸗ richtung eines Großbetriebes gehört, wurde angeſchafft, na⸗ türlich auf Kredit bzw. bei geringer Anzahlung. Als Re⸗ ferenzen wurden den Lieferanten befreundete„Stoßfirmen“ angegeben, die mit den Schiebern, denn ſolche waren hier am Werke, im Bunde ſtanden und die natürlich die glän⸗ zendſten Auskünfte gaben. Kaſſierer und Vertreter wurden unter den günſtigſten Bedingungen angeſtellt und ihnen Kautionen abgenommen. In der Hoffnung, wieder eine Stellung zu erhalten, gab mancher Volksgenoſſe ſeinen letz⸗ ten Nolgroſchen her. Eines Tages war das Neſt leer. In⸗ ventar, Automobile, Waren, als hatten die„Herren Chefs“ unter der Hand an ihre Hehler verſchleudert und waren mit dem Erlös und den Kautionen verſchwunden. Nur etwas hatten ſie zurückgelaſſen, nämlich die wunderſchönen rieſen⸗ großen Keſſel. Als man dieſe näher unterſuchte, ſtellte ſich die kurioſe Tatſache heraus, daß ſämtliche Keſſel ohne Boden waren, alſo lediglich als Attrappen gedient hatten. Aus 1 mach' 3. Der Schwindelbetrieb einer„Stoßfirma“ hatte ſich auf⸗ gelöſt. Zahlreiche Geſchädigte meldeten ſich bei der Polizei und machten ihre Angaben. Dabei trat das verwirrende Moment zutage, daß die Perſonalbeſchreibung des„Inha⸗ bers“, mit dem die Hereingefallenen verhandelt hatten, durch⸗ aus verſchieden lautete. Die einen ſchilderten ihn als klein und unterſetzt, während die anderen von einem ſchlanken, großen Mann ſprachen. Ein anderer Kreis gab wiederum eine entgegengeſetzte Schilderung von dem Aeußeren des Gauners. Was ſtellte ſich ſchließlich heraus? Drei verſchie⸗ den ausſehende Komplicen waren unter dem gleichen Na⸗ men bei den einzelnen Gruppen der Opfer aufgetreten, um ſo ihre Verfolgung und Feſtnahme zu verhindern. Der Schatz auf dem Meeresgrund. Lange Zeit hatte ein Betrüger, deſſen Spezialität der Verſicherungsſchwindel war, Erfolg, bis ihn bei einem beſon⸗ ders großen Schlag das Schickfal ereilte und die Aufdeckung ſeiner Manöver brachte. Der Gauner gab ſich als Inhaber einer gutgehenden Glaswarenfabrik bei Spandau aus, ob⸗ wohl dieſes Unternehmen nur als Kuliſſe für ſeine Schwin⸗ deleien diente. Eines Tages ging ſeine„Fabrik“ in Flam⸗ men auf, und der Inhaber ſtellte bei ſeiner Verſicherung den Antrag auf Schadenerſatz. Seine Anſprüche waren ſo auf⸗ fallend hoch, daß man zunächſt den Fall genau überprüfte. Im Laufe der Ermittlungen ſtellte es ſich heraus, daß der „Glaswarenfabrikant“ ſchon des öfteren von verſchiedenen Verſicherungen„Schadenerſatz“ erhalten hatte. Immer war es das gleiche. Er hatte einen größeren Poſten koſtbarer Glaswaren nach Süddeutſchland geſandt. Am Beſtimmungs⸗ ort, einem kleinen Hafen, ereignete ſich dann ſtets ein Miß⸗ geſchick. Die mit dem Ausladen ſeiner Waren beauftragten Arbeiter kamen meiſtens unglücklich zu Fall, ſo daß ihnen die ſchwere Kiſte aus den Händen glitt und ins Meer plumpſte. Wie ſich weiter ergab, ſteckten die„ungeſchickten“ Arbeiter mit dem„Herrn Fabrikanten“ unter einer Decke, dem es lediglich darauf ankam, in den Beſitz der hohen Ver⸗ ſicherungsſumme zu gelangen. In der Kiſte befanden ſich natürlich nur wertloſe Gegenſtände. Mannheimer Nationaltheater Spielplan vom 4. bis 11. Februar 1935. Im Nationaltheater: Montag, 4. Februar: Miete H 12, Sondermiete H 62 Was ihr wollt. Oper von Arthur Kuſterer. Anfang 20 Uhr. Ende gegen 22.30 Uhr. Dienstag, 5. Februar: Miete C 12: Muſikaliſcher Komödienabend: In neuer Inſzenjerung: Die Abreiſe. Muſikaliſches Luſtſpiel von Eugen d' Albert; hierauf: Zum erſten Male: Tänze mit der Muſik von Mozart, Liszt, Schubert und Richard Strauß. Anfang 20 Uhr. Ende etwa 22 Uhr. Mittwoch, 6. Februar: Miete M 14, Sondermiete M 7. NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 133: Gregor und Heinrich. Schauspiel von E. G. Kolbenheyer. Anfang 19.30 Uhr. Ende gegen 22.30 Uhr. Donnerstag, 7. Februar: Miete D 13, Sondermiete D J: NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 160, 356, 359: Turandot. Oper von G. Puccini. Anfang 20 Uhr. Ende gegen 22.30 Uhr. Freitag, 8. Februar: Miete A 13. NS.⸗Kulturgemeinde, Abt. 261 bis 262: Schwarzmann und die Magd Schauspiel von Walter Erich Schäfer. Anfang 20 Ahr. Ende nach 22.30 Uhr. Samstag, 9. Februar: Miete G 13: Carmen. Oper von Georges Bizet. Anfang 19.30 Uhr. Ende 22.45 Uhr. Sonntag, 10. Februar: Nachmittags⸗Vorſtellung: Die Fledermaus. Operette von Richard Strauß. Ein⸗ . krittspreiſe 0.30 bis 3.00 Mark. Anfang 14.30 Ahr. Ende 17.30 Uhr.— Abends: Miete B 14, Sondermiete B 7. NS.⸗Kulturgemeinde, Abt. 134: Don Carlos von Schiller. Anfang 19.30 Uhr. Ende gegen 23 Uhr. .———————— Rundfunk⸗ Programme ö Reichsſender Stuttgart. Dienstag, 5. Februar: 10.15 Engliſch; 10.45 Paul Mel⸗ ber⸗Stunde; 14.15 Sendepause; 15 Tante Näle erzählt; 15.15 Tierſtunde; 15.30 Blumenſtunde; 18 Franzöſiſch; 18.15 Kurz⸗ geſpräch; 18.30 Linſe und Spätzle; 19 Unterhaltungskonzertz 20.10 Ein ehrbarer Kaufmann, Hörſpiel; 21.15 Militärkon⸗ zert; 22.30 Tanzmuſik. Mittwoch, 6. Februar: 10.15 Vom Weſen der muſikali⸗ ſchen Form; 10.45 Mozartmuſtzierſtunde; 14.15 Sendepauſez 15.15 Lernt Kurzſchrift; 15.30 Kinderſtunde; 18 Lernt morſenz 18.15 Berufskundlicher Vortrag; 18.30 Handharmonikamuſikz 19 Flugplatz im Winter, Geſpräche; 19.30 Dreißig Minuten Kleinkunſt; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Konzertz 22.30 Tanzmuſik. Reichsſender Frankfurt. Dienstag, 5. Februar: 10.10 Schulfunk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Für die Frau; 18 Italieniſch, 18.15 Aus Wirtſchaft und Arbeit; 18.30 Blu⸗ men draußen im Winter, naturkundliche Plauderei; 18.50 Anterhaltungskonzert; 19.50 Erzeugungsſchlacht; 20.10 Kam⸗ mermuſik; 20.45 Schweizeriſche Muſik; 22.20 Eishockey⸗Wett⸗ ſpiel Kanada— Deutſchland, letztes Drittel; 22.35 Funk⸗ bericht aus dem Kitſchmuſeum; 23 Fröhliche Tanzunterhaltung⸗ Mittwoch, 6. Februar: 10.10 Schulfunk; 15.15 Konzert 18 Aus Zeit und Leben; 18.50 Zur Dämmerſtunde; 19.40 Das Leben ſpricht; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 5 35 9 Lachender Funk; 22.30 Tanzmuſik. Verſammlungs⸗ Kalender. BDM. J.⸗Schaft I u. II. Heute abend 7 Uhr antreten(Pflicht). NS.⸗Hago. Heute Montag abend 8.30 Uhr Sitzung der Amtswalter und Zellenwarte im„Bad. Hof“ Neben⸗ Fußballvereinigung. Das Training fällt heute nochmals aus. Am Freitag wieder Saaltraining wie üblich. Heute abend halb 9 Uhr Jugendbeſprechung. 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