üt⸗ cht is 18. 2. Blatt zu M. 30 77 ẽ ũ. d 8 Profeſſor Junkers 7 Ein Pionier des Flugzeugbaues. An ſeinem 76. Geburkskage iſt Profeſſor hugo Jun⸗ kers auf ſeinem Ruheſitz in Gauting bei München nach län⸗ gerem Leiden enkſchlafen. 2 Profeſſor Hugo Junkers wurde am 3. Februar in Rheydt als Sohn eines Webereibeſitzers geboren. Nach einem Studium an den Techniſchen Hochſchulen von Char⸗ lottenburg, Karlsruhe und Aachen wirkte er von 1897 bis 1911 als ordentlicher Profeſſor für Maſchinenbau an der Techniſchen Hochſchule in Aachen. Junkers, der im Jahre 1889 in Deſſau eine Verſuchsanſtalt für Gaskraftmaſchinen gründete, wandte ſich ſpäter vor allem dem Flugzeugbau zu und ſchuf im Jahre 1915 das erſte Ganzmetall⸗ flugzeug der Welt mit freitragenden Flügeln. 1929 folgte der Doppelkolbenſchwerölflugmotor und im Jahre 1930 das erſte Großverkehrsflugzeug G 38. Als Schöpfer und Leiter der weltberühmten Junkerswerke in Deſſau, der größten deutſchen Flugzeugfabrik, war Junkers einer der bahnbrechenden Forſcher, die die deutſche Flugzeuginduſtrie zu einer der leiſtungsfähigſten und techniſch fortgeſchritten⸗ ſten der Welt gemacht haben. Aus der Jugendzeit der Eiſenbahn Erinnerungen im Nürnberger Verkehrsmuſeum. N DV. In dieſem Jahre blickt das deutſche Eiſenbahnweſen auf ſein 100jähriges Beſtehen zurück: Am 7. Dezember 1885 fuhr der erſte Eiſenbahnzug in Deutſchland zwiſchen Nürnberg und Fürth. Das Verkehrsmuſeum in Nürnberg, wo im Som⸗ mer große Jubiläumsveranſtaltungen durchgeführt werden, bewahrt die Erinnerungen an den denkwürdigen erſten Tag eines neuen Verkehrszeitalters in Deutſchland auf. Die erſte Lokomotive Deutſchlands, der in England erbaute„Adler“, iſt nicht mehr vorhanden. Die Bahn war Aktienunternehmen und reines Erwerbsinſtitut. Als der „Adler“ betriebsuntüchtig geworden war, wurde er in Stücke zerlegt und zu Geld gemacht. Der Keſſel kat fortan noch etliche Zeit an anderer Stelle ſeinen Dienſt. Anſtelle des „Adler“⸗Originals ſteht im Bremſenſaal des Muſeums das Modell in Zehntelgröße, das Entzücken aller großen und kleinen Beſucher. Der hohe Schlot, der uns ſo altmodiſch anmutet und das ſpielzeugartige Ausſehen der ganzen Ma⸗ ſchine ſo erhöht, war durch den ſtarken Funkenauswurf ke⸗ dingt, den die damals üblich erung verurſachte. Der älteſte Eiſenbahnwagen, den man im Mu⸗ ſeum vorfindet, iſt ein in der großen Fahrzeughalle ſtehender Wagen 2. Klaſſe der Nürnberg⸗Fürther Ludwigsbahn vom Jahre 1845. Mit ſeinem gelben Anſtrich mutet er wie eine um das Doppelte ihrer Größe verlängerte Poſtkutſche au der „guten alten Zeit“ an. In derſelben großen Fahrzeughalle ſteht das Prunkſtück des Muſeums, der in den Jahren 1860 bis 1865 erbaute ehemalige kal. bayeriſche Hofzug. Das Hauptſtück des Zuges iſt der auf dem Dache mit der Krone verſebene Salonwagen, in allem ein klaſſiſcher Zeuge jener Zeit, da in deutſchen Landen noch Könige regierten. Das Wageninnere ſpiegelt den äußeren Glanz wider, mit dem nach der Auffaſſung der damaligen Zeit die Perſon des Herrſchers umgeben ſein mußte. Der Empfangsraum mit ſei⸗ nem ſchwervergoldeten Schnitzwerk erweckt den gleichen Ein⸗ druck der Pomphaftigkeit, der allen Beſuchern der bayeriſchen Königsſchlöſſer vertraut iſt. Doch die Farbenharmonie des Goldes mit dem Hellblau im Seidendamaſt der Sitzmöbel und dem Weiß freigelaſſener Wandflächen verſöhnt wieder mit einem Stil, der uns mit ſeiner Ueberladenheit heute unerträglich erſcheint. Nicht minder intereſſant iſt unzweifelhaft der ſogenannte Terraſſenwagen des Hofzuges. Seine„Terraſſen“ be⸗ ſtehen in geräumigen, mit Sitzmöbeln versehenen Plattformen zu beiden Seiten eines geſchloſſenen mittleren Abteils. Es iſt unmöglich, dieſes Erinnerungsſtück an längſtvergangene Tage anzuſchezen, ohne ſich im Geiſte in die Zauberwelt der bayeriſchen Berge zu perſetzen. Denn das Panorama der ſchönheitsgeſegneten bayeriſchen Lan l kaleidoſſopartig an ſich vorüberziehen zu ſehen, iſt der offenkundige Zweck dieſes Fahrzeugs geweſen. Zum letzten Male wurde der Hofzug 99 1 1886, und zwar vom damaligen Schah von Perſien, enutzt. Das Gegenſtück zum alten Hofzuge der bayeriſchen Kö⸗ nige bildet der im Jahre 1872 von den deutſchen Privat⸗ eiſenbahnen geſtiftete Salonwagen des Fürſten Bis⸗ mar ck. Schon die graue Farbe der Inneneinrichtung dieſes im Vergleich zum Hoffuge schlichten Wagens verrät dem Be⸗ chauer, daß die Gedankenarbeit des reiſendef Kanzlers urch Eindrücke von außen möglichſt wenig geſtört ſein wollte. Praktiſch, ſoltde und gediegen iſt die Ausſtattung im ganzen und in allen Teilen. Dem Arbeitsraum mit der einfachen Schreibgelegenheit glaubt man es heute noch anzuſehen, daß er das am meiſten benutzte Abteil des Wagens geweſen iſt. Gedenktage 5. Jebruar 1808 Der Maler Karl Spitzweg in München geboren. 1861 Der Luftſchiffbauer Auguſt von Parſeval in Franken⸗ tal(Pfalz) geboren.. 5 1875 Papſt Pius IX. erklärt die preußiſchen Maigeſetze für r 1 Exkommunikation der altkatholiſchen Geiſt⸗ en. 1881 Der engliſche Hiſtoriker Thomas Carlyle in London gaeltorben. 1 2 3 — „Ein Menſchenalter“ Warum gerade 30 Jahre? Wer hätte ſich nicht ſchon einmal darüber gewundert, daß gemeinhin ein„Menſchenalter“ auf 30 Lebensjahre be⸗ rechnet wird. Dabei ſteht für uns ein Menſch mit 30 Jahren in der Vollkraft des Lebens, ja er hat eigentlich die Jugend noch nicht einmal hinter ſich. Eine Erklärung für dieſen auf⸗ fallenden Unterſchied zwiſchen unſerer gewohnten Ausdrucks⸗ weiſe und der täglichen Beobachtung ergibt ſich aus einer Ueberſicht über die durchſchnitliche Lebensdauer der Menſch⸗ heit in den verſchiedenen Jahrhunderten und bei den ein⸗ zelnen Völkern, die Dr. G Venzmer kürzlich in der Zeit⸗ ſchrift„Kosmos“ gab. Man hat auch über jene Zeiten Nach⸗ forſchungen angeſtellt, für die es keine ſtatiſtiſchen Erhebun⸗ gen über das Lebensalter gab und z. B. aus den Mumien⸗ funden in Aegypten gewiſſe Anhaltspunkte gefunden. Daraus läßt ſich entnehmen, daß die Aegypter im allge⸗ meinen mit 30 Jahren Greiſe waren, die nicht mehr lange zu leben hatten. Ja, die Römer ſcheinen noch weniger lebens⸗ tüchtig geweſen zu ſein denn durchſchnittlich ſtarben ſie mit 29 bis 30 Jahren. Ausnahmen, die uns aus der Geſchichte bekannt ſind, wie Tacitus, der 65 Jahre alt wurde, ſollen dieſe Regel nur beſtätigen. Aus dieſer Aufſtellung erſehen wir aber, daß auch unſere Vorfahren im Mittelalter und ſogar noch in der neueren Zeit durchaus nicht langlebig waren. Noch um 1650 rechnete man mit durchſchnittlich 35, und ſelbſt noch im 18. Jahrhundert mit nur etwa 36 Jahren. Bei alledem muß allerdings ſtets berückſichtigt werden, daß die Kinderſterblichkeit in den früheren Zeiten ſehr hoch war und daß die durchſchnittliche Lebensdauer ſelbſtverſtändlich aus der Summe der Lebensjahre der überhaupt in beſtimm⸗ ter Zeit Geſtorbenen, geteilt durch die Zahl dieſer Toten berechnet werden muß. Es hat alſo zu allen dieſen Zeiten Menſchen gegeben, die weſentlich älter geworden ſind. Immerhin erklärt es ſich ſo, daß, obwohl gegen Ende des 19. Jahrhunderts die durchſchnittliche Lebensdauer auf 45 Jahre ſtieg, und ſeit 1920 den Durchſchnitt bei 55 Jahren liegt und jetzt auf etwa 60 Jahre berechnet werden kann, wir au Gewohnheit und Ueberlieferung ein Menſchenalter mit 30 Jahren anſetzen. Wir danken die Verlängerung unſeres Lebens in erſter Linie der geringeren Kinderſterblichkeit, dann aber überhaupt den geſteigerten Heilerfolgen und ſicher auch der vorbeugenden Behandlung ſowie dem Sport. Sport⸗Nachleſe vom Sonntag. Zahlreiche Spielausfälle in Süd⸗ und Südweſtdeutſchland. Das durch den DF K.⸗Pokalkampf Baden— Württem⸗ berg und den Würzburger Freundſchaftskampf Bayern— Nordheſſen verkürzte Spielprogramm in den ſüd⸗ und ſüd⸗ weſtdeutſchen Fußballgauen erfuhr durch die ſchlechten Boden⸗ verhältniſſe eine weitere Einſchränkung. So fielen von den 13 vorgeſehenen Spielen noch ſechs aus. Im Gau Süd weſt kamen drei Treffen zur Durchführung. Der führende Lud⸗ wigshafener Phönix erlitt eine weitere Niederlage und zwar mit 2:1(2:1) in Saarbrücken durch die Sportfreunde. Wor⸗ matia Worms hätte Tabellenführer werden können, went ihr gegen den FC. Kaiſerslautern mehr als ein 121(121) gelungen wäre. Ludwigshafen führt nur noch mit 20:12 Punk⸗ ten, Kickers Offenbach und Wormatia Worms haben je 19:13 Punkte und der mit ſeinen Spielen im Rückſtand be⸗ findliche FK. Pirmaſens beſitzt 16:12 Punkte. Zwiſchen dieſen vier Mannſchaften liegt das Ende in der Meiſterſchaftsfrage⸗ Auch Union Niederrad ſteht mit ihren 16:14 Punkten noch recht gut. Eintracht Frankfurt unterlag dem alten Rivalen Fußballſportverein 2:8, für die Lage an der Spitze hatte der Kampf dieſer einſtigen Meiſter keiſte Bedeutung mehr. In Baden trafen ſich der Karlsruher FV. und Vf. Neckarau, deren Unentſchieden mit 2:2(1:0) letzteren zur Tabellenführung brachte. In Württemberg ſiegten im einzigen Spiel des Tages die Stuttgarter Kickers beim Lokalgegner Sportclub mit 4:3(3:1). Die Kickers haben damit nach wie vor noch beſte Ausſichten auf die Meiſterſchaft. Sie ſtehen mit ihren 1729 Punkten ebenſo gut, wie der führende SSV. Alm mik 19:9 Punkten und beſſer als der VfB. Stuttgart mit 18:10 Punkten. a In Bayern fielen ſämtliche angeſetzten Treffen dem Wetter zum Opfer. Die in Würzburg ausgetragene„Troſt⸗ runde“ der Pokalmannſchaft gegen Nordheſſen iſt mit einem 1:1 beendet worden. Der Gau Nordheſſen hatte nur ein Spiel auf der Karte. Sport Kaſſel konnte gegen die Hersfelder„Heſſen“ den erwarteten Sieg nicht landen und wurde auf eigenem Platze mit 4:8(3:0) geſchlagen. Der Abſtieg des„Sport““ wird nicht mehr zu verhindern ſein. Im Gau Mittelrhein hatte man die Entſcheidung erwartet und zwar für den Fall, daß der Kölner EfR., der als einziger den VfR. Köln noch einholen könnte, in Bonn einen Punkt laſſen würde. Viel fehlte nicht, immerhin ſieg⸗ ten die Kölner aber knapp mit 1:0 und der Vf., der noch einen Punkt zur Meiſterſchaft benötigt, muß einen weiteren Sonntag abwarten, ehe er ſeinen ausgezeichneten bisherigen Leiſtungen die Krone aufſetzen kann. Die deutſchen Winterſportmeiſterſchaften in Garmiſch⸗ Partenkirchen konnten nicht wie geplant am Sonntag zu Ende geführt werden. Ein plötzlicher Witterungsumſchtag machte die Austragung des Sprunglaufs unmöglich. Als ein⸗ ziger Wettbewerb wurde ſo die 40 Kilometer⸗Staffel durch⸗ geführt. Sieger wurde die Mannſchaft Norwegens mit 2:49.22 Stunden vor Finnland(2:51:54), Italien(2:56:56), Deutſch⸗ land(2:57:42), Polen(3:01:10), Tſchechoſtowakei(3:02:06). Frankreich gab das Rennen vorzeitig auf. a Im Kampf um die Eishockey⸗Meiſterſchaft ſchlug der SC. Rieſſerſee den SV. Naſtenburg nach einem insgeſamt zweieinhalbſtündigen Ringen knapp mit 1:0 und gualifthie te ſich damit als Endſpielgegner des EV. Füſſen. Wahl(Möhringen) ſtelkte beim Stuttgarter Hallenſport⸗ feſt einen neuen Weltrekord im beidarmigen Reigen aul. Wahl verbeſſerte ſeinen eigenen auf 256 Pfund ſtehenden Weltrekord auf 260 Pfund. b Sehen in Meundg nit Jeg unten geſclagen. J. egen Schweden in Malmö mit 4:3 Punkten geschlagen. Neu⸗ 915 und. Siebert, unſere Vertreter im A und Halb⸗ ſchwergewicht, unterlagen jeweils entſcheidend durch Ueberwurf. im Ningerländerkampf f Mondaufgang 8.06 Gebt Lehrſtellen! Aufruf an die Wirtſchaft. Rund 43000 Ingendliche verlaſſen im kommenden Früh⸗ jahr in Baden die Schulen. Sie alle wollen Vorkämpfer wer⸗ den für deutſche Wertarbeit! Ihre berufliche Ausbildung iſt daher Gebot. Die meiſten dieſer Jugendlichen benötigen dazu eine Lehrſtelle. Die bis jetzt bei den Arbeitsämtern gemeldeten Lehrſtellen reichen aber noch nicht überall aus. An alle Betriebsführer und Handwerksmeiſter ergeht daher die drin⸗ gende Bitte, weitere Lehrſtellen für alle Berufe bei den Ar⸗ beitsämtern zu melden. Die Meldungen werden von dei Arbeitsämtern mündlich, fernmündlich und ſchriftlich zu jeder Tageszeit entgegengen 6 Marktberichte Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 4. Februar. Amk⸗ lich notierten: Weizen W 15 20.85, Wů 16 21.05, W I 21.35, Ausgleich plus 40 Pfennig; Roggen R 15 17.05, R 16 17.35, R 13 16.65, Ausgleich plus 40 Pfennig; Brau⸗ gerſte, inl.(Ausſtichware über Notiz) 20 bis 22; Winter⸗ und Induſtriegerſte 18.50 bis 19.50; Futtergerſte G 7 16.05, G 8 16.35, G 9 16.55, G 11 16.85, Ausgleich plus 40 Pfg.) Hafer H 11 16.05, H 14 16.55, H 17 16.85, Ausgleich plus 60 Pfennig; Raps, inl. ab Station 31; Mais mit Sack 21.25; Mühlennachprodukte: Weizenkleie mit Sack, Mühlenfeſtpreis W' 17 10.67; Noggenkleie R 16 10.38; Weizenfuttermehl 133 Weizennachmehl 17, Ausgleich plus 30 Pfennig; Vollkleie 50 Pfennig höher; ſonſtige Futterartikel: Erdnußkuchen 14.307 Sojaſchrot 13; Rapskuchen 12; Palmkuchen 18.30 Kokos⸗ kuchen 15.20; Leinkuchen 15.20; Trockenſchnitzel(Fabrikpreis) 8.64; Rohmelaſſe 5.92; Steffenſchnitzel 10.24; Rauhfutter: Wieſenheu 9.80 bis 10.60; Luzernekleeheu 10.50 bis 11 Stroh, drahtgepreßt(Roggen und Weizen) 5 bis 5.50, dito. (Hafer und Gerſte) 5 bis 5.50, Stroh, gebündelt(Roggen und Weizen) 4.80 bis 5.20, dto.(Hafer und Gerſte) 4.80 bis 5.20; Weizenmehl: Weizenfeſtpreisgebiet 17, Type 790 aus Inlandsware 28.45, W 15(Bauland und Seekreis) 27.85 Roggenmehl: Feſtpreisgebiet 16, Type 997 24.60, R 15 24, R 13 23.60, zuzüglich 50 Pfennig Frachtausgleich frei Empfangsſtation gemäß Anordnungen der WB.; Wel⸗ zenmehl mit einer Beimiſchung von 10 Prozent Auslands⸗ ware 1.50 Mark Aufſchlag per 100 Kilogramm. Die belgiſchen Amateurboxer, die ſich zurzeit auf einer Reiſe durch Württemberg befinden, kraten in Ludwigsburg vor 1500 Zuſchauern erneut gegen eine württembergiſche Auswahl an und wurden mit 11:5 Punklen geſchlagen. „Die Nacht“, das im Berliner Sportpalaſt ausgetragene Achtſtunden⸗Mannſchaftsrennen, wurde von Funda⸗Pützfeld mit Rundenvorſprung vor Kilian⸗Vogel und Zims⸗Küſter ge⸗ Wonnen. Beim internationalen Fechtturnier in San Remo ſiegte Erwin Caſimir⸗Frankfurt a. M. in einem Säbelkampf gegen den Italiener Pinton mit 1076 Treffern. 8 Güddeutſche Ninger⸗Mannſchaftskämpfe Bei den Ringer⸗Mannſchaftskämpfen der ſüddeutſchen Gauligavereine war es am letzten Wochenende ſehr ruhig. Im Gau Südweſt benötigte die AS g 88 Mainz aus ihrem Kämpf gegen die Tgd Dieburg nur einen Punkt zur Me ſterſchaft des Bezirks Main⸗Heſſen. Die Mainzer, die im Vorkampf durch die Gäſte eine Niederlage hatten einen 14.4 Sieg und haben ſich damit die Meiſterſchaft ihres hinnehmen müſſen, gewannen diesmal beide Punkte durch Bezirks geſichert. Im Gau Baden ſind die Meiſterſchaftskämpfe ent⸗ ſchieden weiter. In zwei Gruppen kämpft man hier ſchon um die Meiſterſchaft des Gaues und in einigen Wochen wird der Meiſter ermittelt werden können. In der Gsuppe 1(Nord) ſteht Eiche Sandhofen unangefochten an der Spitze der Tabelle vor Germania Weingarten, die noch gegen Sandhofen antreten muß, AK Vg 84 Mannheim und Germania Karlsruhe. In Gruppe 2(Süd) traf Ger⸗ mania Kuhbach auf Freiburg⸗Haßlach und ſiegte mit 13:5 Punkten. In dieſem Kampf ging es vorentſcheidend um den zweiten We in der Tabelle. Die endgültige Entſcheidung fällt aber erſt im Rückkampf. In dieſer Gruppe iſt Germa⸗ nia Hornberg ſchon Meiſter. Capablanca ſpielt gegen 30 Gegner. 5 2 85 Im Rahmen des Berliner Schachturniers gab der frühere ſeines hervor⸗ n 30 Gegner ſpielend tis und verlor nur eine. 5 Schachweltmeiſter Capabſanca eine 1 05 2 ragenden Könnens.. egen 3 gewann er 27 Partien, machte 2 ren f Sonnenuntergang 16.52 Sonnenaufgang 7.37 N 3 55 Monduntergang 19.49 Flüſſiges Gold Biene, Honig, Wachs. Längſt bevor es gemünztes Geld und Gold gab— viele Jahrtauſende vor unſerer kurzatmigen geſchichtlichen Zeitrechnung— beſaß der germaniſche Bauer neben den anderen Erzeugniſſen ſeiner Scholle, die er im Tauſchver⸗ kehr als„Entgelt“ für andere Dinge in Zahlung gab, weil er ſie in ſeiner Naturalwirtſchaft nicht ſelbſt herſtellte, ein beſonders wichtiges und begehrtes Produkt— den Honig. Vielleicht erweckt dieſe Behauptung Erſtaunen? Denn, nicht wahr, der Honig iſt doch eine ſehr unbedeutende„Leckerei“? Nun, gemach! Wenn der Honig heute in unſerm Haushalt nicht zu ſeiner vollen Anerkennung kommen ſollte— und in der Stadt iſt dies leider der Fall—, dann liegt das an einer Verkennung ſeiner Bedeutung. Die folgenden Zeilen mögen dazu beitragen, die kulturelle Bedeutung des Ho⸗ migs als Urſtoff und ſeiner Zweitprodukte als verarbeitete Stoffe darzuſtellen. Nur kurz ſei erwähnt, daß der geſundheitlich gefähr⸗ dete Großſtädter alle Veranlaſſung hätte, dem guten alten Brauch des geſünderen Bauern zu folgen und mehr Honig zu verbrauchen. Iſt doch dieſe Gabe der Bienen ein natur⸗ erwachſenes Heil⸗ und Stärkungsmittel, eine ungekünſtelte Eſſenz, wie ſie dem Menſchen kaum je noch wieder geboten wird. Dieſe mit„Bienenfleiß“ aus unzähligen Nektartrop⸗ fen geſammelte goldige Flüſſigkeit birgt in ſich eine Fülle von Extraktkräften, die das ſammelnde Inſekt aus der blü⸗ henden Spenderpflanze heim in den Bienenſtock bringt. Wiſſen wir doch heute, was die bäuerliche Volksmedi⸗ zin ſeit Jahrtauſenden geahnt hat, daß z. B. die Opiate, die Beruhigungsmittel, die der Honig birgt, ſich in keinem Schlaf-, Nerven⸗ oder Kräftigungsmittel in derartig natür⸗ lich und unſchädlich wirkender Weiſe chemiſch erzeugen laſſen können, wie ſie die„Imme“ bei ihrem Weidegange auf Heide und Feld, in Wald und Garten fertigſtellt. Daß man den Honig für Wunden in der volkstümlichen Heilkunde ebenſo verwendete wie bei Augenleiden— übrigens für Menſch und Vieh— iſt bekannt, desgleichen die mildernde Wirkung des Honigs bei Verbrennungsſchäden der Haut. Unbeſtreitbar iſt, daß zumal warmer Honig ſehr günſtig bei Erkrankungen der Atmungsorgane wirkt, ja, daß er eine beruhigende Wirkung auf die Magennerven hat und ſogar einſchläfernd wirkt, weshalb man nervöſen und ſchwachen Menſchen ſtets einen Eßlöffel Honig vor dem Schlafengehen gibt. Dieſe Anwendungsmöglichkeiten des Honigs— abge⸗ ſehen von ſeiner Bedeutung im Haushalt— ſind ſehr wert⸗ voll, aber der Name„deutſches Gold“ iſt damit doch noch keineswegs begründet. Noch beachtlicher iſt die Stellung des Honigs in der deutſchen Volkswirtſchaft und Volkskultur ſeit uralter Vergangenheit. Lange, lange bevor die„Imkerei“, alſo die Zucht der Immen, der Bienen, bewußt betrieben wurde, begnügte man ſich damit, den wilden Bienen in der Nähe der Ge⸗ höfte durch Aushöhlen von Bäumen Niſtgelegenheit zu ver⸗ ſchaffen, um dann die ſüße Gabe dieſer Inſekten als „Miete“ einzukaſſieren. Wann der erſte„Bienenkorb“ ent⸗ ſtand, können wir nicht mehr feſtſtellen, und der Hinweis des Nibelungenliedes auf ein„binvaz“(Bienfaß) iſt ſehr jung gegenüber der Stellung der Biene und des Honigs im urgermaniſchen Bauernhauſe. Denn„Haustier“ iſt die Biene gewiß ſchon früh geworden. Der„hunang“, wie er im Altnordiſchen, der honac, wie er althochdeutſch heißt, hat mehrere erweisbare Auf⸗ ben. Einmal wurde er als erſte Süßſtoffbeigabe an Speiſen verwendet, und in dieſer gleichen Eigenſchaft auch als Verſüßungs⸗ und Konſervierungsmittel für Früchte ver⸗ wendet. Sodann benutzte man ihn zur feſtlichen Bereitung der Opferfladen für die Götter. Die Honigkuchen der Weih⸗ nachtszeit gehen auf dieſe uralte Heidenſitte zurück. Wenn der Bauer mancherorts heute noch dem Vieh im Stalle am Chriſtabend ein Stück Honigkuchen ins Maul ſchiebt und ihm auch die Augenlider mit Honig beſtreicht, ſo iſt das Ahnenerbe darin wohl erkenntlich. Das Honigopfer ſpiegelt ſich auch noch in dem Brauche wider, den Zwergen— Hausdämonen und Berggeiſtern— Honig in gewiſſen heiligen Nächten hinzuſtellen.„Wer den Armen Honig ſpendet, dem bringen die Bienen im Nächſt⸗ jahre doppelten Ertrag“, heißt es bei Bauern verſchieden⸗ ſter deutſcher Gaue. Die alten Preußen— Pruzzen— führten die Braut am Hochzeitstage zu ihrem neuen Herde und träufelten ihr Honig auf die Lippen. Der Neugebo⸗ rene bekam im germaniſchen Bauernhauſe ein Tröpflein Honig eingeflößt, damit er lebensſtark werde! Am läng⸗ ſten— und zwar noch vor wenigen Jahrzehnten— wurde dieſer Brauch in der Provinz Brandenburg beobachtet. Wer vom„Honigeſſen“ träumt, hat Glück! Und der„Honig⸗ mond“ beweiſt das getreue Volksgedächtnis gegenüber ur⸗ alten Sitten. Die Germanen feierten eine Hochzeit— einen anzen Monat lang. Weil nun dabei der Metbecher tüchtig reiſte, war es ein Honigmonat. Met iſt Honigtrank. Man ſiedete Honig mit Waſſer und ſchäumte die Eiweißſtoffe ab; man ſiedete auch mit Wein oder mit Bier. Met wird noch heute— zumal in Bayern und Oſtpreußen— hergeſtellt. Die Hefebeigabe iſt wichtig. Wir müſſen Met als erſtes Gärgetränk unſerer Ahnen bezeichnen. Reiche Herren luden ihre Mannen zum Metgelage ein. Honig, beſonders der zum Zwecke der Met⸗ bereitung für die Götter und Prieſter, iſt die erſte„Kirchen⸗ ſteuer“ ſchon in heidniſcher Zeit. Und Honig war auch die Wirtſchaftsſteuer, denn auch die„hohen Herren“ brauchten Steuererträge! Und ſie brauchten noch etwas anderes— Licht. Die Bienenwabe liefert ja das gute Wachs. Der Zehnte, der Zins, wurde als früheſtes„flüſſiges Gold“ in Honigwaben, die neben dem Süßſtoff auch Wachsſtoff enthielten, erho⸗ ben! Die Beleuchtung durch Wachslichter iſt ſehr, ſehr alt. Man„moderniſierte“ den Kienſpan, indem man ihn mit Werg umwickelte und mit Wachs— auch mit Harz oder Tierfett— beträufelt, anbrannte. Mit der Zeit wurde aus dem Wachswickel der Docht. Das„Lichteziehen“ unſerer Kerzenmacher iſt daraus entſtanden. Noch heute find Honig, Met und Lichtfabrikation— zumal in katholiſchen Gegenden wegen des Wachsverbrau⸗ ches— verwandte und innig zuſammenhängende Induſtrien. Bedeutend wichtiger für die kulturelle Altersbeſtim⸗ mung als dieſer chriſtliche Brauch iſt die Verwendung des Wachſes aus der Honigwabe für die Schmiedekunſt der Bronze⸗ und Eiſenzeit. Man ſtellte bereits viele Jahrhun⸗ derte vor Chriſti Geburt in unſerer Heimat Wachsmodelle her, die der Schmiedearbeit dienten. Die endgültigen Ton⸗ Tn nämlich erhielten einen eigenen Abflußkanal für das chmelzende Wachs angearbeitetl Auch als ſäurefeſte Maſſe bei Schmuckätzungen an Schwertern und anderen Waffen und 5 benutzte man das Wachs, das die heimiſche Biene lieferte. Der Honig unh ſeine Zeigen reden dis len anderen Dingen, daß unſere germaniſchen Ahnen die Gaben der Natur gut zu benutzen verſtanden und durch ihre Pflege, Kultivierung und Veredelung aus ihnen ſolche Kulturerzeugniſſe ſchufen, die wir heute nicht mehr miſſen mögen. W. Lenz. S Geh ins Veit Zu einem bekannten Arzt kam ein Geſchäftsmann. Er war ganz verzweifelt und ſtand am Rande eines Nerven⸗ zuſammenbruches. „Spannen Sie aus“, ſagte der Doktor,„vier oder ſechs Wochen Ferien, ohne an die Geſchäfte zu denken, werden Sie heilen.“ „Wenn ich das tue, dann bin ich ruiniert. Es iſt niemand da, der mein Geſchäft in meiner Abweſenheit führt. Geben Sie mir eine Medizin, irgendein Mittel.“ „Ja, die Wiſſenſchaft kennt ein ſolches Mittel. Warten Sie einen Augenblick, bitte.“ Der Arzt ſetzte ſich hin un! ſchrieb ein Rezept, das er dem Kranken reichte. Und dieſer las:„Jeden Sonnabendabend früh ins Bet und nicht vor Montag morgen aufſtehen. Etwas leſen, wenig eſſen, ein klein wenig rauchen(wenn es nicht anders geht) in der Hauptſache aber ſich langweilen und ſchlafen.“ „Das nennen Sie ein Rezept?“ fuhr der Geſchäftsmanr Auf. „Es iſt das beſte, das Ihnen die Wiſſenſchaft heute bieter kann. Aber beachten Sie, keine Medikamente, keine Mittel; chen. Nichts. Nur Bettruhe vom Sonnabend bis zun Montag.“ Der Geſchäftsmann nahm das Rezept, handelte danach und wurde nach kurzen Wochen vollkommen geſund. Es iſt in Vergeſſenheit geraten, daß der Schlaf eine der lebenswichtigſten Funktionen des Menſchen iſt, und nie⸗ mals hat ſich eine Verſündigung gegen die Natur zuletzt mehr gerächt als die leichtſinnige Beſchneidung des Schlafes. Viele Unpäßlichkeiten ſind nur darauf zurückzuführen, und manche Frau würde anziehender ausſehen, wenn ſie früher ins Bett finden wollte. In ſeinen Erinnerungen erzählt Sir Henry Lucy von einer gewiſſen Lady A., einer alten Witwe, deren jugendliche Lebendigkeit und großer Einfluß auf die Politik lange Jahre in London ſprichwörtlich waren. Das Geheimnis ihrer Jugendkraft war, daß ſie jede Woche 24 Stunden ununter⸗ brochen in einem verdunkelten Zimmer im Bett zubrachte. Dieſe 24 Stunden ſchenkten der alten Frau ſtets die Wieder⸗ geburt einer jugendlichen Lebendigkeit. Ein bekannter Amerikaner behauptet, daß die ganze Weltkriſe ihre eigentliche Urſache in der Uebermüdung der politiſchen Führer habe. Ihnen fehlten friſche Ner⸗ ven, und alſo auch eine vor⸗ ausſchauende Tatkraft. Durch das viele Ver⸗ handeln würden ſie e. entnervt, daß ſie nicht mehr handeln könnten. Wenn der alte, ſchlaue aber ſehr kluge Talleyrand vor ſchwierige Fragen ge⸗ ſtellt wurde, für die er keine Löſung wußte, pflegte er Anweiſung zu geben, daß er eine wichtige Konferenz habe und nicht geſtört wer⸗ den dürfe. Die„Konferenz“ beſtand darin, daß er— ſich ins Bett legte und ſchlief. Nach dem Aufwachen war ihm meiſt eine gute Idee eingefallen, oder er ver⸗ mochte doch, mit ausgeruh⸗ tem Geiſt ſeine Entſchei⸗ dungen zu treffen. Talleyrand war, wie ge⸗ ſagt, ein ſehr kluger Staats⸗ mann, und da die neueſte Wiſſenſchaft ſein Mittel auch emp⸗ fiehlt, dürfte es ſchon der Ueber⸗ legung wert ſein. Gtratoſphäre— der neueſte Reiſewe Der Siegeszug des Flugzeuges, wie er ſich im vorigen Jahre im Luftwettrennen England—Auſtralien gezeigt hat, läßt die Flieger und Konſtrukteure von Flugzeugen nicht ruhen. Immer ſtärker werden die Maſchinen, mit denen der Menſch durch die Luft raſt. Vorläufig iſt der Italiener Agello der ſchnellſte Menſch mit einer Stundengeſchwindig⸗ keit von 709 Kilometern. Doch wie lange noch? In dieſem Jahre werden in verſchiedenen Staaten Flug⸗ zeuge aufſteigen, die es auf die Eroberung der Stratoſphäre abgeſehen haben. Nicht die Erreichung eines neuen Höhen⸗ rekordes iſt dabei das Entſcheidende, ſondern die Benutzung eines Luftweges, der für den Verkehr noch gar nicht ab⸗ zuſehende Möglichkeiten eröffnet. Dort oben in der Strato⸗ ſphäre, deren Eigenſchaften uns inzwiſchen hinreichend be⸗ kannt geworden ſind, gibt es keine Stürme, und die dünne Luft bietet Ausſichten, in dieſer Schicht mit Flugzeugen Ge⸗ ſchwindigkeiten zurückzulegen, die den Rekord Agellos weit in den Schatten ſtellen. Gegen die große Kälte, die dort oben herrſcht, kann ſich der Menſch mit den Mitteln der modernen Technik ſchüzen. In Paris hat man ſchon einen hohen Preis für den Flieger ausgeſetzt, der als erſter eine Geſchwindigkeit von 1000 Kilometern in der Stunde erreicht. Der erſte Stratoſphärenflieger wird der Sieger ſein. Der Atlantiſche Ozean könnte in einigen Stunden überwunden werden. Heute noch eine Utopie, morgen ſchon Tatſache. Allerdings wäre der Menſch nicht der erſte, der die Stratoſphäre als Reiſeweg benutzte, denn nach neueſten Forſchungen des Profeſſors Proctor ſteht einwandfrei feſt, daß die Bakterien noch in 10000 Metern Höhe vorhanden ſind, vermutlich auch noch in größeren Höhen. Die große Kälte tötet ſie keineswegs ab, und die plötzliche Entſtehung und Verbreitung von Seuchen iſt nunmehr enträtſelt. Mit dem Traum, in großer Höhe ein Luftſanatorium in Form eines gewaltigen Ballons herzuſtellen, das den Patienten das Einatmen einer keimfreien Luft ermöglichen ſoll, iſt es alſo nichts. Aber die Stratoſphäre als Reſſeweg zu benutzen, iſt kein Traum, ſondern ein durchaus erreich⸗ bares Ziel, das des Schweißes der Edelſten wert iſt. e „KR“ mii Nübenzufatz Die Einführung der Brokkarte 1915.— Ein Kapitel aus ſchwerer Zeit. Am 28. Januar 1915, alſo vor 20 Jahren, begannen in Berlin die Beratungen einer Kommiſſion, die die gefährdete Brotverſorgung der Reichshauptſtadt nach einem feſten Plan regeln ſollte. Es war ja auch dem Auslande bekannt, daß ein lange währender Krieg, in dem Rußland und England auf ſeiten unſerer Gegner ſtanden, die geſamte Vrotverſor⸗ gung des deutſchen Volkes unheilvoll bedrohen mußte; hatte doch Deutſchland im letzten Friedensjahr rund zwei Millio⸗ nen Tonnen Weizen mehr ein⸗ als ausgeführt, während der Roggenüberſchuß über den Eigenbedarf nur etwa eine halbe Million Tonnen betrug. Dieſer Fehlbetrag von etwa 1½ Millionen Tonnen konnte bald eine ausreichende Verſorgung unmittelbar gefährden. Am 25. Januar 1915 erſchien eine Bundesratsverord⸗ nung über den Verkehr mit Brotgetreide und Mehl, die die Durchführung der umwälzenden Neuerungen den Kommu⸗ nalverbänden übertrug. Die Berliner Kommiſſion, die aus dem Oberbürgermeiſter, dem Bürgermeiſter und einem Ma⸗ giſtratsmitglied beſtand, erließ nun am 28. Januar in ſchnel⸗ ler Folge Verordnungen, die für die übrigen Gemeinden des Reiches ſpäterhin vorbildlich wurden. Die Stadt ſicherte ſich die Mehlvorräte des Großhandels, ohne jedoch zu Ent⸗ eignungen zu ſchreiten. Die Einſchränkungen, die dem ein⸗ zelnen Verbraucher auferlegt werden mußten, fanden ihre Form in einer für jedermann gleichen Ration an Brot und Mehl. Das Maß der Brotmenge wurde auf Grund der Unterſuchungen des Statiſtiſchen Amtes der Stadt Berlin beſtimmt und betrug für den Kopf der Bevölkerung täglich 225 Gramm Mehl, was einer wöchentlichen Zuteilung von 2000 Gramm Brot entſprach. Allerdings mußte dieſe Menge im März 1915 auf 200 Gramm Mehl je Tag herabgeſetzt werden, konnte aber ſpäterhin wieder eine Erhöhung er⸗ fahren. Da die Beſchränkung der Höchſtmenge nicht dem guten Willen des einzelnen überlaſſen werden konnte, mußte ſie in eine Form gebracht werden, die die Möglichkeit einer ge⸗ nauen Ueberwachung ſicherte. Die Kommiſſion war ſich darüber klar, daß nur die Einführung der Brotkarte dieſes Ziel ermöglichte. So mußten ſofort Millionen ſolcher Karten hergeſtellt werden. Die Schwierigkeiten beſtanden jedoch in der Be⸗ ſchaffung der Rohſtoffe und in den Schutzmaßnahmen gegen Fälſchung und Mißbrauch der Karte. Solche Mißbräuche kamen in Berlin in größerem Umfang erſtmalig im Früh⸗ jahr 1917 vor. Der wöchentliche Bedarf an Brotkarten be⸗ trug rund 6 Millionen Stück; und der Papierverbrauch ſtei⸗ gerte ſich infolge der Einführung weiterer Karten wie für Kartoffeln, Fleiſch, Fett, Zucker, Eier und viele andere Lebensmittel im Laufe der Zeit derart, daß er im Jahres⸗ durchſchnitt etwa 1 100 000 Kg. betrug, wovon die Brotkarte allein 500 000 Kg. verſchlang. Neben den Brotkarten für die Einwohnerſchaft mußten auch ſolche für den Fremdenverkehr ausgegeben werden. Dieſe ſogenannten Tageskarten lauteten ebenfalls auf 250 Gramm Brot und wurden von den Hotelbeſitzern ihren Gäſten ausgehändigt. Schon vor der Einführung der Karte war eine Miſchung des Weizenmehls mit Roggenmehl vorgeſchrieben. Dann hatte man damit begonnen, zur Streckung des Brotes einen Zuſatz von 5 v. H. Kartoffelmehl anzuordnen, der im Januar 1915 bereits auf das Doppelte erhöht wurde. An ſeine Stelle durften auch 30 Teile friſche Kartoffeln treten. Bei noch höheren Zuſätzen mußte das Brot jedoch ausſchließlich als Kriegsbrot mit„K“ oder„KK“ bezeichnet werden. Später erlaubte man auch die Streckung des Roggenbrotes mit 1 von der in Berlin aber kein Gebrauch gemacht wurde. Die Herſtellung von Kuchen wurde frühzeitig durch Ver⸗ ordnungen eingeſchränkt. Zu Oſtern 1915 kam auch ein Verbot der Verwendung von Hefe und Backpulver, mit dem erreicht wurde, daß auch die Konditoreien nur noch ein Viertel bis ein Fünftel ſoviel Mehl verbrauchten als im Frieden. Eine Kuchenverordnung unterſagte 1917 dann allen Bäckern die Herſtellung von Kuchen. Kuchen und Torten durften nur noch in Konditoreien hergeſtellt werden, die eine Schankerlaubnis beſaßen, und mußten in den Gaſt⸗ ſtätten verzehrt werden. Am 17. Februar 1917 gab der Magiſtrat Kuchen⸗ und Tortenrezepte heraus, bei denen Erſatzmehle die wichtigſte Rolle ſpielten. Im Sommer 1918 war das Weizenmehl faſt vollſtändig verſchwunden, und gleichzeitig verringerte ſich die Güte des Brotes, das faſt ganz aus friſchem Roggenmehl gebacken werden mußte. Statt des fehlenden Weizenmehles lieferte die Reichsgetreide⸗ ſtelle alle möglichen Erſatzmehle, und es kam in Berlin vor, daß Brot aus ſieben verſchiedenen Mehlſorten zuſammen⸗ geſetzt war. Im April 1915 wurde die Schrippe, das begehrteſte Berliner Kleingebäck, von 75 Gramm auf 50 Gramm Schwere herabgeſetzt. Im Februar 1917 mußte das Klein⸗ gebäck ſogar vollſtändig abgeſchafft werden. An ſeine Stelle trat Weizenbrot. Erſt im Oktober 1919 erſchienen Schrippe und Salzkuchen wieder erſtmalig im Handel. Das Kuchen⸗ backverbot wurde dagegen erſt im Juni 1920 gemildert, als den Bäckern das Backen von Obſtkuchen geſtattet wurde. Der Brotpreis, der im Frieden für das 2000⸗Gramm⸗ Brot 50 Pfg. betragen hatte, erfuhr eine bemerkenswerte Steigerung. Im Januar 1916 koſtete das 1900⸗Gramm⸗ Brot 75 Pfg. Am 30. September 1918 mußten für das 1950⸗ Gramm Brot 1,03 Mark bezahlt werden, im Februar 1920 betrug der Preis für 1900 Gramm 2,24 Mark, im März für das gleiche Gewicht 2,65 Mark, um dann innerhalb von zwei Monaten bis auf 4,50 Mark anzuſchnellen. In der ſprunghaften Aufwärtsbewegung dieſer Preiſe ſeit 1918 kündet ſich bereits deutlich die nahende Inflation an. Der Krieg mit ſeinen ſchweren Ernährungsſorgen war zwar überwunden, aber eine neue Prüfung ſtand bevor. Wiſſen Sie das? Das letzte Turnier fand ſtatt in Budapeſt im Jahre 1902 zu Ehren Kaiſer Franz Joſephs. 5. Im Jahre 1933 wurden rund 300 000 Kilo Lametta zum Schmuck der Chriſtbäume verkauft. In Deutſchland werden jährlich etwa 180 bis 200 Mil⸗ lionen Me; nachtslerzen verbraucht. Nicht weniger als 50 Prozent aller Frauenſelbſtmorde ſind auf Heiratsſchwindel zurückzuführen. Die Welt beſteht zu einem Drittel aus Land, zu zwei Dritteln aus Waſſer. a Nach den neueſten Beobachtungen haben die Taubſtum⸗ men nie unter Seekrankheit zu leiden. 1 — 1 — e G oer nee —— 2—„ — 29220 e