r enen 2. Blatt zu Nr. 31 Technik und Wirtſchaſt Ein Vortrag Dr. Schachs. Auf dem 114. Stiftungsfeſt des Vereins zur Beförds⸗ rung des Gemeindefleißes von 1821 in Berlin ging Dr. Schacht auf die Entwicklungsſtufe in der Geſchichte des deut⸗ ſchen Gewerbefleißes eingehend ein. Heute hat die Wieder⸗ geburt Deutſchlands, ſo ſagte er, den Verein vor neue, ſchwere Pflichten geſtellt. Die Betreuung des Gebietes „Technik und Wirtſchaft“ iſt eine lohnende, aber ganz ge⸗ wiß keine leichte Aufgabe. Technik und Wirtſchaft leben in einer Ehe, die noch nie reſtlos glücklich war. Das liegt daran, daß die Grenzen der techniſchen Leiſtungsfähigkeit viel weiter gezogen ſind als die der wirtſchaftlichen Möglich⸗ keiten. Techniſch kann man Diamanten aus Kohlenſtoffen erzeugen oder Gold aus. dem Meerwaſſer gewinnen, wirt⸗ ſchaftlich kann man es nicht, oder wenigſtens noch nicht. Deshalb werden ſich Reibungen zwiſchen der vorwärtsſtre⸗ benden, ja ſtürmenden Technik und der an den Rechenſtift gebundenen Wirtſchaft nicht immer vermeiden laſſen. Unter einigermaßen normalen Verhältniſſen können ſie aber nie⸗ mals Formen annehmen, die dem Geſamtwohl eines Vol⸗ kes abträglich oder gar bedrohlich wären. Erſt in der Nach⸗ kriegszeit ſind in der Technik und Wirtſchaft Spannun⸗ gen entſtanden, die zu einem gewiſſen Bruch geführt haben. a In der Zeit nach der formalen Beendigung des Krie⸗ ges erwies es ſich nämlich, daß zwiſchen der Kapital- bildung der durch Krieg und Reparationen zerrütteten und ausgeſogenen deutſchen Wirtſchaft und dem Kapi⸗ talbedarf der Technik zum Wiederaufbau ihrer abge⸗ nutzten und teilweiſe überalterten Apparate eine tiefe Kluft gähnte. Das war an ſich kein Wunder und kann nicht als Verſagen der Wirtſchaft gewertet werden; denn nach einem verlorenen Krieg muß man ſich ganz beſonders nach der Decke ſtrecken. Die Wirtſchaft hätte damals den Kapi⸗ talbedarf der Technik, obwohl er vom techniſchen Stand⸗ punkt aus völlig berechtigt war, in die Grenzen deſſen zu⸗ rückdrängen müſſen, was Deutſchland aus eigener Kraft zu leiſten vermochte. Stattdeſſen lieh man ſich Kapital vom Ausland in einem Ausmaß, das mit den Rückzah⸗ lungsmöglichkeiten in keinem Verhältnis ſtand. Die Schul⸗ den waren u. a. jene überrationaliſierten Fa⸗ brikanlagen, die 1926 techniſche Wunderdinge dar⸗ ſtellten, 1931 aber weit unter ihrer Kapazität beſchäftigt waren. Es gibt keinen erſchütternden Gegenſatz als den zwiſchen der ſtets ſteigenden Produktionskapazität der mo⸗ dernen Maſchine und dem hungernden und frierenden Heer der Arbeitsloſen. Der Nationalſozialismus hat es ſich zu ſeiner erſten Aufgabe geſetzt, dieſen unvernünftigen wie unmoraliſchen Zuſtand zu beſeitigen und damit die unnatürliche Span⸗ nung zwiſchen Technik und Wirtſchaft zu löſen. Wie aber, auf welchem Wege und mit welchen Mitteln löſt man dieſe Spannung? Schacht beantwortete dieſe Frage zunächſt da⸗ mit, wie man ſie nicht löſe. Wie ſo oft im Leben, entbehre ſelbſt die bitterſte Tragödie nicht eines ſatiriſchen Neben⸗ ſpieles. Die Kriſe habe leider Tauſende tüchtiger Techniker brotlos gemacht. Da ſie kein Unterkommen mehr fanden, rückten ſie der Wirtſchaft ſelbſt mit den Mitteln der moder⸗ nen Technik zu Leibe. So ſeien jene unzähligen Wirt⸗ ſchafts⸗ und Währungsprojekte entſtanden, die alle mit Zirkel und Logarithmentafeln zuſammenkonſtruiert geweſen ſeien. Alle dieſe Projekte überſahen aber eins, daß die Wirtſchaft kein erdachter Mechanismus, ſondern ein lebendiger Organismus ſei. Mit Dilettantismus und mit dem Reißbrett kommt man den wirtſchaftlichen Din⸗ gen nicht bei. Dr. Schacht erinnerte dann an ein Wort des Gründers des Vereins, das lautete: Da wahrer Gewerbe⸗ fleiß nicht ohne Tugend denkbar iſt, ſo iſt er auch die Grundlage der nationalen Kraft überhaupt. In dieſem Worte ſpiegele ſich der Grundgedanke des Nationalſozialis⸗ Schwarzwaldſagen im Volksmund Von Rochus Dörre, Gernsbach. f 1 Ein bunter Kranz von Sagen rankt ſich um den Schwarzwald. Bald iſt es ein ſtillverträumter Bergſee, bald eine alte, zerfallene Ritterburg, ein dunkler Tannenforſt, ein unheimlicher Jagdgrund, ein Berg oder irgend ein Einödhof, von dem der Volksmund manches Sagenhafte zu erzählen weiß. Selbſt in dem ſchlichten Geläut ſo mancher einſamen Schwarzwälder Kapelle klingt und ſchwingt der Sage Urlaut mit und ſtreifen wir durch das zerfallene Gemäuer der bekannten alten Schwarzwald⸗Klöſter: auch hier tritt uns an ehemals heiliger Stätte Frau Sage ge⸗ heimnisvolt entgegen. Das ſchlichte Wäldlervolk liebt die Sagen. Die Sagen des Schwarzwaldes woben ſich in der Folge der langen Jahre hinein in das heimatliche Volks⸗ leben. Ja in der Sage lebt ſo manche Geſtalt aus dem Schwarzwälder Volk im guten oder böſen Sinne weiter, auch zahlreiche geſchichtliche Begebenheiten trugen ihre eigenen Motive zu irgend einer Sage bei. Ein Stück Alt⸗ Schwarzwaldheimat wurde in dem Sagenmythos verſenkt. Wenn dann an den langen Winterabenden ſchlchite Wäld⸗ ersleute beiſammen ſitzen, an lauen Sommerabenden auf der Holzbank oder unterm Nußbaum plaudern, greift dann plötzlich irgend ein Waldheimaterzähler hinein in den Kranz dieſer Heimatſagen. Und dann beginnt der Schwarz⸗ wälder Volksmund zu erzählen. Ein Stück Alt⸗Schwarz⸗ waldheimat wird mit all ſeinen Reizen für eine Weile heraufgezaubert und wie die beſinnlichen Lieder des Wäld⸗ lervolkes, ſo rauſchen einem die alten Sagen entgegen, aus uralten Quellen treu behüteten Heimatvolkstums. Die Gage vom Mummelſee Unſeren Streifzug durch das Sagenland des Schwarz: waldes wollen wir an einem herrlichen Punkt beginnen, an einem Punkt, der jetzt auch eine gewiſſe geſchichtliche Bedeutung bekam: beim Mummelſee. Der Mummelſee, rund 1000 Meter am Fuße der 1163 Meter hohen Hornis⸗ grinde gelegen, einſt welkabgeſchieden, nur wenigen durch eigenes Bewundern bekannt, iſt jetzt durch die Schwarz⸗ waldhochſtraße dem allgemeinen modernen Verkehr an⸗ mus wieder, nämlich die unlösliche Verknüpfung von pri⸗ vater Wirtſchaft und ſtaatlicher Wohlfahrt. Wir brauchten die Einſetzung der Höchſtleiſtung jedes Einzelnen, aber auch die Einordnung der privaten Leiſtung in das nationalſozialiſtiſche Geſamtziel.„Wir wollen die Wirtſchaft ſteuern, aber nicht ausüben.“ Am Steuer könne aber nur einer ſtehen, der Staat. Darum ſei die neue Organiſation der Wirtſchaft dem Reichswirtſchafts⸗ miniſter direkt unterſtellt. Die Reichswirtſchaftskammer und ihr Unterbau ſollen das Inſtrument ſein, in der die Or⸗ ganiſationen der Wirtſchaft einheitlich zuſammengefaßt ſind. Die freien Verbände der Wirtſchaft ſollen nicht grundſätzlich beſeitigt werden, können aber doch reichlich unter die Hälfte zuſammengeſtrichen werden; ſie ſollen mit den Induſtrie⸗ und Handelskammern ſowie den Hand⸗ werkskammern zu einer Organiſation zuſammenwachſen. Der Koſtenapparat der Verwaltung müſſe verringert wer⸗ den. Nur mit einer ſolchen einheitlichen Wirtſchaftslenkung und einem ſparſamen Verwaltungsapparat werde Deutſch⸗ land in der Lage ſein, die Aufgabe der Wirtſchaft zu ſör⸗ dern, die darin beſtehe, die techniſche Entwicklung laufend mit Kapital zu untermauern. Der bewährte Sparſinn des deutſchen Volkes, die geordnete Finanzgebarung des Drit⸗ ten Reiches und nicht zuletzt die Stoßkraft der nationalſo⸗ zialiſtiſchen Idee ſeien dabei unſere Kraftquellen. Deutſchland könne nicht ſtill ſein und warten, bis ſich die Welt auf eine vernünftige Löſung des Schulden⸗ problems geeinigt habe oder die Vereinigten Staaten die Erreichung einer paſſiven Handelsbilanz erſtrebten oder aber Großbritannien ſeine Währung ſtabiliſiert habe oder Frankreich ſich zum Freihandel überzugehen entſchloſ⸗ ſen habe. Deutſchland müſſe ſeine eigene Politik treiben, die durch die neuen, aus Krieg und Kriegsfolgen entſtandenen wirtſchaftlichen Verhältniſſe bedingt ſei. Dr. Schacht betonte in dieſem Zuſammenhang, daß es ihm, wenn er eine Maß⸗ nahme zur Förderung der deutſchen Wirtſchaft ergreife, die er für notwendig halte, völlig gleichgültig ſei, welche Theorie er dabei verletze. Das Ziel ſei die Befreiung der deutſchen Wirtſchaft von dem Fluche des Verſailler Diktates, und die Erreichung dieſes Zieles werde auch der ganzen Welt zum Segen gereichen. Die Aufgaben der Polizei () Karlsruhe, 5. Febr. Der Miniſter des Innern, Pflaumer, ſprach im großen Konzerthausſaal zu der Polizeibeamtenſchaft über die Stellung und Aufgaben der Polizei im dritten Jahre des nationalſozialiſtiſchen Deutſch⸗ lands. Nach einem Hinweis auf den perſonellen Neuaufbau der Polizei führte der Miniſter u. a. aus, nunmehr ſolle Erziehungsarbeit im nationalſozialiſtiſchen Geiſte ge⸗ leiſtet werden. Es gebe heute immer noch Charaktere, die den falſchen Ehrgeiz beſäßen, mehr zu ſein als ſie ſind. Der Polizeibeamte müſſe ſich auch außerhalb des Dienſtes als Nationalſozialiſt betätigen. Dem Vorgeſetzten diene als Vor⸗ bild der Offizier, der an der Front geſtanden habe. Bei der Beurteilung derer, die früher in einem anderen Lager ſtanden, dürfe man nicht engherzig ſein. Der Nationalſozialis⸗ mus ſei auch groß geworden durch das Wort„verzeihen“. Junge, neu eintretende Kameraden ſeien nicht mit Ueber⸗ heblichkeit, ſondern kameradſchaftlich und väterlich zu behan⸗ deln. Die Sorgen der Mannſchaften müßten die der Vor⸗ geſetzten ſein, die Sorgen der Vorgeſetzten diejenigen der Mannſchaften. Das Verhältnis zwiſchen denen, die befehlen, und denen, die gehorchen, müſſe harmoniſch zuſammenklingen. Die Vorgeſetzten müßten ein warmherziges Verſtändnis für die Untergebenen haben. Korrektheit und Gerechtigkeit im Dienſt ſeien vornehmſte Pflicht. Nervöſe, überreizte Polizeibeamte werde er, der Miniſter, unter keinen Umſtänden dulden. Der Polizeibeamte habe im heutigen Staat große Rechte, aber auch große Pflichten, und das Volk beurteile ihn nicht nur danach, wie er ſeinen Dienſt verſehe, ſondern auch nach ſeinem Verhalten geſchloſſen. Nunmehr braucht man keine anſtrengende Tagestour machen, um an dieſen dunklen Bergſee zu ge⸗ langen. Man iſt mit dem modernen Verkehrsmittel, mit dem Auto oder Motorrad bald dort und ſchlürfte man um die Veſperszeit drunten in Baden-Baden oder drüben jen⸗ ſeits der Berge in Freudenſtadt duftenden Kaffee, ſo kann man mit Leichtigkeit vom Mummelſee aus das unvergeß⸗ liche Naturſchauſpiel eines ſommerlichen Sonnenunter⸗ gangs genießen. In den Spinnſtuben des Bühler⸗, Acher⸗ und Murgtals wurde über dieſe Sage recht vieles erzählt. Auch heute noch weiß der Volksmund manches zu berichten. Als Sagenſee des Schwarzwaldes wurde der Mummelſee auch von Grim⸗ melshauſen geſchildert und in der Poeſie beſungen. Grim⸗ melshauſen hatte ja von Renchen aus nicht allzuweit nach dem Mummelſee und in ſeinem„Simpliciſſimus“ ſteht gar viel Wunderſames über dieſen dunklen Bergſee zu leſen. Die ſagenreichen„Mümmelchen“ oder Seefräuleins wie ſie auch genannt werden, mögen es dem Grimmelshauſen oft angetan haben aus der Ebene heraufzuſteigen in das Reich der Tannen und Sagen. Manche Stund' mag Grim⸗ melshauſen, wie überdies auch andere bekannte Schwarz⸗ waldpoeten, an den Ufern dieſes geheimnisvollen Bergſees geſeſſen haben, tief verſunken und beſchäftigt mit den romantiſchen Gedanken, die in dieſer ſagenhaften Umwelt um die Seele eines Poeten flattern. 5 Ueber die Sage erzählt der Volksmund: Es war zu altersgrauer Zeit als noch wenig Menſchen die um dieſen Bergſee herrſchende, geheimnisvolle Waldesſtille ſtörten. Höchſt ſelten, daß ſich irgendwelche fremde Wanderer hoch hinauf zu dem Bergſee begaben. Holzmacher aus den Tälern und die Jäger kamen gewiß öfters hinauf zum Bergſee Sommersüber waren es die Heidelbeerenleute, die am Seeufer ihr beſcheidenes Mahl genoſſen. Es ſei an einem recht ſtürmiſchen Winterabend geweſen, da ſeiens drunten in Seebach Lichtgäng beiſammen geweſen, In der Stube wurde von den Dorfmädchen eifrig geſponnen, während die Burſchen und die andern Männer Späne hobelten und ſich ſonſt unterhielten. Die Spinnräder ſumm⸗ ten und hin und wieder fang die fröhliche Runde ein alt ehrſames Lied von Liebe und Leid. Der Brennſpan war ſchon ordentlich abgebrannt und einer der Burſchen, ein kräftiger Burſche aus dem Kappler Tal, wollte eben einen Span in die Zwick ſtecken, da knurrte die Stubentür und im Privatleben. Der Führer ſolle herabblicken können. mit Stolz auf die Polizei Der Arbeitsrückgang im Winter Weit geringer als früher.— Die Verhältniſſe 1934.35. Berlin, 5. Februar. Der Arbeitseinſatz im Winter ſteht immer vor den be⸗ ſonderen Schwierigkeiten, die den Beſchäftigungsmöglichkei⸗ ten bei Außenarbeiten durch die jahreszeitlichen Einflüſſe geſetzt ſind. Der verhältnismäßig milde Winter 1933 auf 1934 hatte eine ſehr ſpäte und nur einmalige Freiſetzung von 344 000 Arbeitskräften im Monat Dezember gebracht. In dieſem Winter begann die Zunahme an Arbeitsloſen je⸗ doch ſchon im November mit 85 000, denen im Dezember 252 000 folgten, womit der Geſamtrückgang immer noch mit 7000 unter dem des Vorjahres zurückliegt. Da die Kältewelle jedoch auch im Januar hindurch in ganz Deutſchland anhielt, wird mit einer weiteren Zunahme an Arbeitsloſen aus den Außenberufen zu rechnen ſein. Sie iſt aus den angegebenen Gründen unver⸗ meidlich und kann auch nicht durch vermehrte Einſtellung in der Induſtrie wettgemacht werden. Vergleicht man die Zunahme der jahreszeitlichen Ar⸗ beitsloſigkeit in den Jahren vor der nakionalſozialiſtiſchen Machtergreifung mit der des Vorjahres und der voraus ⸗ ſichklichen Entwicklung in dieſem Jahre, ſo wird man feſt⸗ ſtellen können, daß das regelmäßige Anſchwellen der win⸗ kerlichen Arbeiksloſigkeit gegenüber früher erheblich klei⸗ nere Ausmaße angenommen hak. Marktberichte Mannheimer Schlachtviehmarkt vom 5. Februar: Zufuhr: 106 Ochſen, 108 Bullen, 228 Kühe, 227 Färſen, 729 Kälber, 25 Schafe, 2004 Schweine. Preiſe: Ochſen: 36 bis 38, 31 bis 35, 26 bis 31, Bullen: 35 bis 36, 30 bis 34, 26 bis 29, Kühe: 30 bis 33, 26 bis 29, 21 bis 25, 13 bis 20, Färſen: 36 bis 40, 32 bis 35, 27 bis 31, Kälber: 46 bis 51, 40 bis 45, 34 bis 39, 25 bis 33, Schafe nicht notiert, Schweine: 51 bis 53, 49 bis 53, 47 bis 52, 44 bis 49, g) 40 bis 46. — e Die neuen Butterſorten Jede Hausfrau weiß, daß Butter bis in die letzte Zeit hinein unter allen möglichen hochtrabenden Namen in den Handel gebracht wurde, ohne daß dabei die Qualität mit dem Namen immer im Einklang zu bringen war. Die neue Marktregelung beſtimmt nun, daß nur fünf Butterſorten ge⸗ handelt werden dürfen, deren jede beſonders gekennzeichnet iſt. Zunächſt einmal ſeien die fünf Sorten aufgeführt: Deutſche Markenbutter: Die Bezeichnung dafür iſt rot auf der Umhüllung aufgedruckt, ſie wird nur fertig ver⸗ packt geliefert. Die Umhüllungen tragen als Markenzeichen einen blauen Adler. Dieſe Spitzenqualität wird unter ſtrenger Kontrolle und nur bei wenigen Betrieben erzeugt. Deutſche feine Molkereibutter: Dieſe Butter iſt ebenfalls eine Qualitätsware und hält jeden Vergleich mit Auslandsbutter aus. Die Aufdrucke ſind blau. Deutſche Molkereibutter: Dieſe dritte Quali⸗ tät iſt eine gute Speiſebutter, die Aufdrucke ſind grün. Deutſche Landbutter: Die Umhüllungen tragen ſchwarzen Aufdruck. Deutſche Kochbutter: Die Aufdrucke ſind ſchwarz auf gelbem Grund. Die beiden letzten Qualitäten ſind in der Hauptſache für Koch⸗ und Backzwecke geeignet. Für den Fall, daß die einzelnen Butterſorten in Fäſſern und Kiſten dem Verkauf unterſtellt werden, müſſen dieſe in derſelben Weiſe gekennzeichnet ſein, wie die Papierhüllungen, ſo daß Verwechflungen vermieden werden. Auslandsbutter: Muß mit der Bezeichnung des Herkunftslandes verſehen ſein. ein fremdes, ſchönes Mädchen trat herein, gefolgt von zwei weiteren Mädchen. Alle drei trugen in der Rechten ein Spinnrädel. Etwas verſtört ſollen die drei fremden Mäd⸗ chen gefragt haben ob ſie nicht auch mit ſpiinen durſen in dieſem fröhlichen Kreis. Niemand hatte etwas dagegen und voller Freude ſetzten ſich die drei fremden Spinnmäd⸗ chen zwiſchen die andern und bald ſurrten ihre Räder ſo ſchnell wie die andern. Als aber der Nachtwächter die elfte Stunde drunten in Kappel bekanntgab, nahmen die drei fremden Spinnmädchen ihre Rädchen und eilten flugs da⸗ von. Andern Abend ſah man ſie jedoch in einem andern Kreis von Lichtgäng, wieder eifrig beim Spinnen. Was die Seebacher und Kappler Maidle jedoch beſonders er⸗ freute: dieſe drei fremden Spinnmädchen wußten immer neue Volkslieder zu ſingen, auch wußten ſie viele Geſchich⸗ ten zu erzählen und der Faden, den ſie geſponnen war viel, viel feiner wie der der andern Spinnmädchen. Die Bur⸗ ſchen ſchwärmten für dieſe drei reizenden Spinnmädchen, obgleich ſie ſich nicht getrauten ihnen zu nähern. Der Nachtwächter von Kappel habe eines ſchönen Tags den Schleier über die drei fremden Spinnmädchen gelüftet. Doch dieſer Nachtwächter ſagte dies nur einem reichen Hofbauernſohn und dieſer war nun ganz von Liebe ent⸗ brannt zu einer der Schönen. Aber die Schöne hielt es mit ihren beiden Schweſtern: Schlag 11 Uhr verſchwanden ſie aus den Spinnſtuben und eilten zurück zum Bergſee. Dar⸗ über wurde der junge Hofbauer wütend und er beſchloß die Uhr eine Stunde zurückzustellen. Aber, ſo erzählt der Volks⸗ mund, dieſer Streich habe böſe Folgen gehabt. Der Waſſer⸗ gott habe die drei ſchönen Seefräuleins aus Wut über ihr langes Fernbleiben und wegen der Liebeleien getötet, dem jungen Hofbauern vom Kappler Tal habe er ſchwer ge⸗ zürnt. Aus Gram und Liebesleid ſei dieſer dann geſtorben. Weiter erzählt der Volksmund, daß die Seenixen beim Vollmondſchein auf dem See ſchwimmen, mit roſaroten Seeroſen und Tannenzweigen ſpielen und Reigen tanzen. Mähert ſich jedoch ein Menſch, fliehen ſie ſofort und tauchen in die Tiefe des dunklen See. Ein junger Jägerburſche habe einmal an einem Oktoberabend, als der Vollmond über die Tannen zum See herableuchtete, dem Tanz der Seenixen mit Freude zugeſchaut. Er ſei dann aber ſüß ein⸗ geſchlummert und die Nixen hätten ihn dann unter eine Tanne gelegt und dort ſei er früh morgens infolge des Hirſchgebrülls erwacht. Seitdem habe kein Menſch mehr die Mummelsnixen geſehen. aud luise Winterlerchenton Von Friedrich Rückert. In Lüften hängt ein Lerchenkon, Mein Ohr hat ſtaunend ihn vernommen. Iſt's eine, die noch nicht enkflohn? Iſt's eine, die zurückgekommen, Gelockt vom Frühling ſchon, Da rings die Schöpfung noch vom Winker iſt beklommen? Durch meine Seele zieht ein Schwung, Den jener Ton hat angeſchlagen. Iſt's Ahnung, iſt's Erinnerung Von künftigen, von vor'gen Tagen? Vergeſſene Geſchichte Von Chriſtoph Walter Drey. Der Beamte deutete, als im Nebenzim⸗ mer ein Glockenzeichen gegeben wurde, auf die Portiere.„Treten Sie ein, Herr!“ Seinen ſchäbigen Filzhut in der Hand, entſprach Konrat Eichler der Aufforderung. Das Zimmer, deſſen Schwelle er überſchritt, war ein großer, hoher Raum. Auf einem Schreibtiſch in der Mitte brannte eine elek⸗ triſche Lampe. Ein dunkelgrüner Schirm engte den Lichtkreis ſo ein, daß die Perſon, die hinter dem Tiſche ſaß, im Schatten ver⸗ ſchwand. „Sie haben ſich an unſere„Caritas“ ge⸗ wandt, damit dieſe Ihnen zu einer Beſchäf⸗ tigung verhelfen möge.“ Eine gedämpfte Frauenſtimme hatte dieſe Worte geſprochen und, unliebſam überraſcht, hatte er zugehört. Er nickte nur. „Wie lange ſind Sie im Lande?“ „Drei Jahre.“ „Und es iſt Ihnen noch nicht gelungen, einen lohnenden Erwerb zu finden?“ „Nein.“ „Und die Urſachen?“ „Ich bin wohl zu dumm für Amerika! Außerdem bin ich ein ausgemachter Pech⸗ vogel! Genügt Ihnen das?“ „Nicht ganz. Doch warum nehmen Sie nicht Platz?“ Die wollte ihn augenſcheinlich noch ſchärfer verhören, damit ſeine Würdig⸗ keit für einen Tropfen caritativen Balſams zweifesfrei feſtgeſtellt werde. Er fühlte nicht, wie zwei Augen forſchend auf ihm ruhten, auf ſeinen eingefallenen, blaſſen Zügen, in die das Leben mit har⸗ tem Griffel ſo manche getäuſchte Hoffnung eingeſchrieben hatte. „Würden Sie jede Tätigkeit ergreifen?“ „Wäre ich zu euch gekommen, wenn ich noch die Wahl hätte?“ wollte er erwidern. Er ſagte aber nur:„Mir iſt alles recht!“ „Unſere Vereinigung verweigert ſelten ihren Beiſtand, ſie fordert nur eines: volle Offenheit. Aufrichtigkeit!“ „Das Verhör!“ dachte er.„So fragen Sie nur ab, was ich Ihnen an Offenheit und Aufrichtigkeit ſchulde!“ „Sie waren nicht mittellos, als drei Jahren hier ankamen?“ „Ich beſaß einen Reſt von der Abſin⸗ dungsſumme, die mir die Verwandſchaft ge⸗ zahlt hatte, ſchleunigſt nach Amerika zu ver⸗ ſchwinden. Meine Streiche hatten Onkel und Tanten um den Schlaf gebracht.“ „Sie fuhren erſter Kajüte?“ „Das Billet erſter Kajüte gehörte zu den bermandſchaftlichen Opfern.“ „Sie beteiligten ſich an Wetten?“ „Auch das iſt Ihnen bekannt? Nun ja—“ „Und Sie gewannen?“ „Als ich landete, war meine Barſchaft auf etwa tauſend Mark zuſammengeſchmolzen.“ „Gewannen Sie nicht einmal eine große Summe?“ Konrad Eichler ſtrich ſich über die Stirn. Jawohl! Einmal zehntauſend Dollars. Über es war nur ein Scherz!“ „Sie trieben Scherz mit einem Vermö⸗ ton“ „Ich konnte das Geld nicht behalten! Der Verlierer durfte es nicht verlieren. Der Mann hatte mir die Wette vorgeſchlagen. Er war furchtbar aufgeregt, als er ſich von dem Bündel Banknoten trennen mußte, merkte ich wohl, doch der eine verliert eben ſo, der andere ſo! Reich mußte er ſein, ſonſt würde er nicht die für ihn ſo ungünſtige Wette mir förmlich aufgedrängt haben!“ Sie vor „Und trotzdem glaubten Sie, das Geld nicht behalten zu dürfen?“ „Nein: Jener Herr war ſchon einmal durch ſeine Wettſucht ruiniert worden und hatte ſich nur ſchwer wieder hinaufgearbei⸗ tet. Er hatte ſeiner Frau und ſeinen Kin⸗ dern das Verſprechen gegeben, nie wieder wetten oder ſpielen zu wollen, und es war das erſte Mal nach ſehr vielen Jahren, daß er auf der Rückfahrt von einer Reiſe nach Europa ſich wieder von ſeiner Leidenſchaft hinreißen ließ. Als die zehntauſend Dollar verloren waren, kam es wie ein Taumel über ihn. Er erklärte ſeiner Tochter, die mit ihm reiſte, wortbrüchig ſei er nun doch ein⸗ mal geworden, jetzt ſei ihm alles einerlei. Er würde jetzt ſo lange wetten, bis er den Verluſt wieder eingeholt oder ſein Vermö⸗ gen verloren hätte.— Das Fräulein ſprach mit mir, daß für ſie und ihre Angehörigen ein mühſam aufgebautes Glück auf dem Spiele ſtände und entwickelte dann einen klugen Plan: ich ſollte ihren Vater das Geld auf eine Weiſe wiederge pinnen laſſen. Wenn das geſchehen, wollte ſie ihn auf ſeine Zuſage feſtlegen, nicht mehr wetten zu wol⸗ len, ſobald der Verluſt ausgeglichen ſei.“ „Mir ſcheint, die junge Dame war uner⸗ laubt klug!“ „Ich ſollte doch keinen Schaden haben!“ erwiderte er eifrig.„Sie wollte mir alles ſpäter erſetzen, wollte es mir ſogar ſchrift⸗ lich geben!“ „Und das haben Sie nicht angenommen?“ Er warf ihr einen kühlen Blick zu. „Möchten Sie nicht Ihre anderen Fragen ſtellen?“ „Ja. Haben Sie Ihr Geld wiederbekom⸗ men?“ a. a f „Mein Geld? Ich habe mir eingebildet, ich hätte es nie beſeſſen.“ „Und auch in Ihrer jetzigen Lage haben Sie keine Schritte getan, die Schuld einzu⸗ fordern?“ Er blickte zu Boden.„Einmal bin ich dem Fräulein begegnet. Ich wollte es an⸗ reden— nicht wegen des Geldes, ſondern —.“ Er ſtockte.„Aber meine Kleidung war ſchon zu ſchlecht.“ „Und dieſes Fräulein? Hat es Sie nicht geſucht? Oder wollte es ſich bei dem Troſte beruhigt haben, Sie ſeien reich?“ Die eine Hand der„Caritas“⸗Vertrete⸗ rin hatte die Lampe berührt. Sie war bis zur halben Zimmerhöhe emporgeſchnellt ſtrahlte ihr Licht nun in weitem Bogen aus. Das hübſche Geſicht, in das er blickte, war ihm nicht fremd, und dennoch erſchrak er. „Endlich habe ich Sie gefunden!“ rief ſie freudig.„Sie haben es mir nicht leicht ge⸗ macht, und ich danke es nur dem Umſtande, daß mir, als Vorſtandsdame der„Caritas“, Ihr Geſuch vorgelegt wurde. Ihre zehntau⸗ ſend Dollars ſind zinstragend angelegt. Mein Vater hat es in ſeinem Teſtament ſo beſtimmt, als er im vorigen Jahr ſtarb.“ Er wollte kein Eigentumsrecht mehr an⸗ erkennen. „Wollen Sie denn ewig ein ſchlechter Ge⸗ ſchäftsmann bleiben?“ fragte ſie.„Und dann behaupten Sie, Sie ſeien zu dumm für Amerika und ein Pechvogel dazu! Sie ha⸗ ben nur keinen Zahlenſinn und können nicht rechnen! In unſerem Geſchäft wird aut ge⸗ rechnet, auch ich rechne fleißig mit. Wollen Sie ſich in unſere, in meine Lehre geben?“ Das nahm er mit Freuden an. Und als ſie ſagte:„Ihr Kapital werde ich verwalten, bis Sie ihre Lehrzeit vollendet haben“, da konnte er nach langer Zeit wieder lachen. Ihnen war, als öffne ſich die Pforte zu einer lichten Zukunft. Das alte Lied Von Maria Gleit. Als der Fiſcher Anton Kilian vor einem Vierteljahrhundert in die Stadt zog, kam er nicht allein. In ſeiner Begleitung befand ſich eine etwas verwittert ausſehende Frau, die einen Knaben auf dem Arme trug. Es war die älteſte Schweſter des Fiſchers, die mitgekommen war, um ſeinen Jungen zu war⸗ ten und ſeinen Hausſtand zu führen. Viel zu führen gab es da nicht. Der Fiſcher Kilian hatte keine Reichtümer zu verwalten. Die Frau war ihm geſtorben, als der Junge geboren wurde. Da konnte der Mann das Rauſchen der Wellen nicht mehr hören, dem die Frau ihr Leben lang mit Inbrunſt ge⸗ lauſcht hatte, packte die wenigen Gerätſchaf⸗ ten zuſammen und floh mit den ihm ver⸗ bliebenen zwei Menſchen aus dem Fiſcherdorf am Meer. Die viereckige Hauskürplakette .(Monat Februar) erhalten diejenigen Volksgenoſſen, die ſich von ihrem Vonk⸗ oder Poſtſcheckkonto einen feſten Spendenbetrag abbuchen laſſen. Mit der Stadt, deren Geſchäftigkeit ſich ausbreitete, deren Raum immer enger wurde, wuchs auch der Knabe heran. Wenn der Vater einmal aus ſeiner Schweigſamkeit auftauchte, führte er ihn durch die winkeligen Gaſſen und erzählte ihm alte Geſchichten aus der Hiſtorie der Stadt, deren Häuſer früher einmal nur mit ſchönem, reich verziertem Fachwerk ge⸗ ſchmückt waren. Die alternde Frau aber ſenkte die Sehnſucht nach dem Meere, die im Her⸗ zen des Knaben ſchlummerte, nur tiefer noch in ihn. Ihre Erzählungen trugen den Stem⸗ pel des Geheimniſſes und der erregenden Wahrheit. Die Enge, in die das Leben des heranwachſenden Knaben gepreßt war, wan⸗ delte ſich in ſeinen Träumen zur weiten Un⸗ endlichkeit. In den Nächten lag er ohne Schlaf und ſah das Meer. Aber er hatte die Kraft nicht, ſich auf den Weg zu machen. Immer enger ſchloß ſich die Stadt um ihn. Wie ein Ring ſchmiedete ſie ſich um ſein Le⸗ ben. Manchmal ſtand er, der längſt der Fa⸗ milie entwachſen und kein Knabe mehr war, mit gebeugtem Nacken und verſuchte, den Ring zu zerſprengen. Schweißtropfen bildeten ſich auf ſeiner Stirn; es gelang ihm nicht. Da vergrub er ſich in die Bücher, die von den älteſten Dingen der Welt berichten, aber er fand keine Ruhe darin. Da verſuchte er, die Menſchen zu ergründen und ging neue Bindungen ein, aber er ſtieß immer nur auf ſich ſelbſt. Was er auch tat und wie er es tat, das Gefühl des Verlorenſeins an einen falſchen Weg beherrſchte ihn immer ſtärker. In Weſen und Art war er ganz ſchon Städ⸗ ter geworden. Die Augen brannten vom Stu⸗ dieren in vergilbten Werken. Erlöſung? Er zweifelte immer mehr an der Beſtimmung, die ſein Daſein trage. Da verweilte er in dem Glauben, von ſich ſelbſt geneſen zu kön⸗ nen, in der Liebe einer Frau. Sie bemühte ſich, ihm die Heimat zu ſchaffen, nach der er lechzte,— er aber ſah, wo er auch war, das Meer, und die Ahnung eines neuen und ſtarken Lebens keimte in ſteter Unruhe in ihm. Als die Saat dieſer Unruhe aufging, hatte er die Frau vor die Entſcheidung ge⸗ ſtellt. In der Wärme ihres Zimmers war der Kampf gefochten worden. Die Frau ver⸗ ſtand ihn nicht. Was wollte er bei den Fiſchern am Meer, in den elenden Hütten, gerade jetzt, wo man ſich ein Heim geſchaffen und ein wenig Behaglichkeit um ſich verbreitet hatte? Da ſtürzte der Mann davon. Regen peitſchte die Stadt. Der Sturm ſchlug die Menſchen, zerrte an ihren Klei⸗ dern, riß an ihren Schirmen. Der junge Mann lief aus dem Häuſergewirr. Er hatte die Tür hinter ſich zuſchlagen hören, er wußte, daß er ſie nie wieder öffnen werde und bot ſei⸗ nen Körper der Anwirtlichkeit des Wetters dar. Die Gaſſen nahmen kein Ende. Sie waren eng und ſtießen mit ihren Giebeln beinahe aneinander. Der Mann riß den Hut vom Kopf. Es war das alte Lied. Von der Enge in die Anendlichkeit. Vom Dunkel ins Licht. Das Haar fiel ihm in die Stirn. Er hörte die Melodie. Der Regen trommelte ſie. Der Sturm pfiff die Verſtärkung dazu. Er kannte das Lied, ohne daß es ihm jemals vorgeſun⸗ gen worden wäre. Immer ſchwächer aber war die Melodie geworden. Die Jahrhunderte hatten ſie in den weiten Sälen des Prunkes und der Fülle gefangengehalten. Die Töne, die ſich noch bis in ſein Leben verirrten, klan⸗ gen ſchwach nur und verweht. Das Lied, das mit Geburt des Menſchengeſchlechtes zu tönen begonnen hatte, er hörte es zum erſten Male, hörte es in dieſem Augenblick, da er die Tür zugeſchlagen hatte hinter einem Leben, das ihn zum Gefangenen ſeiner ſelbſt machen wollte. Aus dem Labyrinth der Gaſſen lief er, der Sohn des Fiſchers Kilian. Irgendwo wurde es licht. Die Häuſer hatten aufge⸗ hört. Der Sturm gewährte den gepeitſchten Feldern eine kurze Ruhepauſe. Der Sohn des Fiſchers ließ die Grenzen hinter ſich. Er zerſprengte den Ring. Weit hinter dem Lande rauſchten die Wellen, denen er entgegenlief. 10 blieb ſtehen und lauſchte, als höre er ſie on. Und wieder tönte es, aus dem Himmel und aus dem gewaltig einſetzenden Sturm, das alte Lied. Das Wunderkäſtchen Von Olly Boeheim. Ich ſitze in einem Cafe und ſehe, wie das Publikum vorbeiflutet: Fremde, Bummler, raſſige Sportmädels und elegante Frauen wandeln unter dem lichtgelben Himmelstep⸗ pich der alten Bäume dahin. Meine kleine Niſche iſt in einer Ecke ein⸗ baut, ein unfreundlicher Wind läßt die ecken der leeren Tiſche im Vorgärtchen auf⸗ flattern, als ob ſie frören. Dahinter ſteht eine Säule. 8 Dieſe Säule ſcheint etwas Wunderbares zu verbergen. Keiner kann daran vorüber⸗ gehen. Die Frau im eleganten Komplett bleibt ſtehen und betrachtet andächtig dieſen Anziehungspunkt, dann überglänzt ein Lä⸗ cheln ihr junges, hübſches Geſicht, und ſie ſchreitet mit einem Abglanz von Freude weiter. Jetzt bleiben zwei Sportmädels — ſtehen, faſſen ſich an, lachen, wiſpern; di Blonde zieht die Tolle tiefer in das luſtig⸗ Geſicht, und beide erröten Freude. Was für ein Zauberkaſten mag hinter dez Säule ausgehängt ſein? Vielleicht eine alt ägyptiſche Gottheit, die die Menſchheit ſeil Jahrtauſenden mit ihrem wiſſenden Lächeln überglänzt? Oder ein Bild? Dann müßt der Maler einen Preis bekommen, der ſo viele Menſchengeſichter anzieht und aufleuch⸗ ten läßt! Am Ende ein Modellkleid? Unmöglich denn ein alter Vollbartherr bleibt ebenfalls vor dem Kaſten hinter der Säule ſtehen, Lange blickt er hinein, nickt und geht befrie⸗ digt weiter. Keiner kann vorübergehen, ohne von dem magiſchen Kaſten angezogen zu werden. Zwei dicke Damen— Alter jenſeits von Gu und Böſe— ſchaukeln vorbei, ſie ſind ſchon halb vorüber, da reißt die eine die andere zurück, und beide Vollmondgeſichter betrach⸗ ten aufſtrahlend den Kaſten. Neugierde zwingt mich aufzuſtehen, hin⸗ auszugehen und das Rätſel zu löſen. Aber ich bezwinge mich, ich muß es erraten. Jetzt verſinkt ein Liebespaar in den An⸗ blick des Käſtchens; ſie errötet bis in die zar⸗ te Mädchenſtirne— er ſcheint im Gefühl ſeiner Unwiderſtehlichkeit zu wachſen, ſtreicht den blonden Schopf zurück und lächelt wie drei Filmsſtars zuſammen. Nein— ich kann nicht erraten, was das Wunderkäſtchen birgt. Ich zahle haſtig und ſtürze um die Ecke, wo das Käſtchen hängt. Aber das iſt doch nicht denkbar— nichts iſt darin— nichts als eine alltägliche grüne Blumenvaſe— aber hinter dieſem Noch friſcher. „Iſt die Milch friſch?“ „Was heißt friſch? Die war vor einer Stunde noch grünes Gras.“ N Daher. „Iſt das immer noch ſo eine dicke Freund⸗ ſchaft zwiſchen Emil und Elli?“ „Nein, ſie haben inzwiſchen geheiratet.“ * 0 Kindliche Frage. „Mutter, ſind die Kühe auch manchmal betrunken? Hier ſteht: Auf dem geſtrigen Markt waren Kühe ſchwankend, Schweine feſt, Kälber wenig gefragt.“ 5 i 4 Er weiß ſich zu helfen. Mutter:„Aber Hugo, du mußt doch das Süppchen eſſen; davon wirſt du auch groß und ſtark und kannſt dich wehren, wenn Nach⸗ bars Fritz dich verprügeln will.“ Hugo: Ach, Mutti, ſtelle es nur fort „ wenn ich ſchlafe, tut er mir nichts.“ * 1 Wiſſen Sie das? Die Welt beſteht zu einem Drittel aus Land, zu zwei Dritteln aus Waſſer. * Ein Elefant mittlerer Größe verzehrt täg⸗ lich einen Doppelzentner Futter(Heu, Mais und Rüben). Das deutſche Landſtraßennetz umfaßt rund 280 000 Km., von denen 70 Prozent mit der gewöhnlichen Steinſchlagdecke befeſtigt ſind, dig den Anſprüchen des Automobilverkehrs nicht genügt. . In Eſtland kann ein zum Tod Verurteil⸗ ter das Arteil an ſich ſelbſt vollſtrecken; die Gefängnisleitung gibt dem Verurteilten einen Giftbecher. Nätſel⸗Eile Buchſtaben⸗Rätſel. Wenn's zwei o enthält, Kann man's auf dem Feld And im Garten ſehn, Wo Gemüſe ſtehn. 1 Hat's ein e ſtatt o, Körperteil iſt's ſo; Auch für holden Sang 7 Wiſſen wir ihm Dank. Hat's ſtatt o ein g, Glatt erſcheint es da; ö Zur Erkältung neigt 1 Der, bei dem's ſich zeigt. Auflöfungen aus voriger Nummer. Kreis⸗RNätſel: 1. Diwan, 2. 5 3. Henne, 4. Kleid, 5. Gneis, 6. Spitz, f Doſis, 8. Erbſe, 9. Schuh, 10. Weſer, 11 Ruſſe, 12. Trieb, 13. Agram, 14. Bi 15. Iltis.— Das Denken iſt die be Arbeit..„„ in plötzlichen