2. Blatt zu Wr. 33 i Die Gemeinderäte Das große Werk der neuen deutſchen Gemeindeordnung gibt auch den Gemeinderäten eine andere Stellung, als ſie ſie bisher innehatten. In der Einzelbegründung heißt es darüber: 3 5 Die Gemeinderäte verkörpern das genoſſenſcchaftliche Element in der Selbſtverwaltung; ſie gewährleiſten, aus der Bürgerſchaft kommend und mit der Bürgerſchaft lebend, die ſtete enge Fühlung der Verwaltung mit allen Schichten der Bevölkerung. Dabei muß jedoch mit aller Klarheit der grund⸗ legende Unterſchied hervorgehoben werden, der zwiſchen den Gemeinderäten der Gemeindeordnung und den Mitgliedern der früheren Vertretungskörperſchaften beſteht. Die Gemeinderäte ſind nicht wie die früheren Ge⸗ meindevertreter Inhaber eines Mandats, das ihnen eine politiſche Partei und die Wahl der Bürgerſchaft verlieh, ſondern auf Grund beſonderen Berufungsverfahrens aus⸗ gewählte Ehrenbeamte der Gemeinde. Daraus ergibt ſich ſchon, daß ſie nach keiner Richtung hin die Auf⸗ gabe der früheren Vertretungskörperſchaften übernehmen, Gegenſpieler der Gemeindeverwaltung zu ſein, daß ſie viel⸗ mehr in gleicher Richtung mit dem Bürgermeiſter zum Wohle der Gemeinde zu wirken haben. Ein weiterer grund⸗ legender Unterſchied liegt darin, daß die Gemeinderäte an⸗ ders als die Vertretungskörperſchaften kein Kolle⸗ gium bilden, das mit anonymer Mehrheit Beſchlüſſe faßt und die Verwaltung kontrolliert, daß ſie vielmehr als ein⸗ zelverantwortliche ſachverſtändige Berater dem Bürger⸗ meiſter zur Seite ſtehen. Bei Ausübung ihrer Tätigkeit, die ausſchließlich das Gemeinwohl zu wahren und zu för⸗ dern hat, ſind ſie Weiſungen dritter Stellen nicht unterwor⸗ fen und können ſich ihrer eigenen Verantwortung auch nicht durch den Hinweis auf derartige Weiſungen ent⸗ ziehen. 5 Welche Bedeutung das Geſetz der Einrichtung der Ge⸗ meinderäte beimißt, ergibt ſich aus einer Reihe ſeiner Vor⸗ ſchriften. Abgeſehen von den bindenden Richtlinien für ihre Ausleſe und der Möglichkeit jederzeitiger Abberufbarkeit ſchreibt Paragraph 55 die vorherige Beratung mit den Ge⸗ meinderäten bei allen wichtigen Gemeindeangelegenheiten vor. Dazu ergibt ſich ferner, daß dieſe Beratung ſich unter allen Umſtänden in den Formen abſolut freier Meinungs⸗ äußerung, aber auch unter voller Verantwortung des Ein⸗ zelnen vollziehen ſoll. ö Die NSDAP als Repräſontantin des Volkes vertritt durch ihren Beauftragten innerhalb der Gemeinde die Ge⸗ meindebürgerſchaft. Wenn man nun die Gemeinderäte als den Ausdruck des genoſſenſchatflichen Elementes der Selbſtver⸗ waltung betrachtet, ſo muß an Stelle der Wahl durch die Bürgerſchaft die Berufung der Gemeinderäte durch den Beauftragten der NSDAP eben als Repräſen⸗ tanten dieſes Volkes treten. Auf der anderen Seite ſind die Gemeinderäte in erſter Linie die Berater des Bürgermeiſters. Es iſt deshalb anzuerkennen, daß der Bürgermeiſter an deren Be⸗ rufung weitgehend intereſſiert iſt, da hiervon die Frucht⸗ barkeit ſeiner Amtsführung weſentlich abhängt“ Dem trägt die Regelung des Paragraphen 51 dadurch Rechnung, daß der Beauftragte der NSDAP ſich vor der Berufung der Gemeinderäte mit dem Bürgermeiſter ins Benehmen zu ſetzen hat, dem damit Gelegenheit gegeben iſt, ſeine Wün⸗ ſche und Anregungen für dieſe Berufung vorzubringen. Dabei kann im Regelfalle ohne weiteres angenommen wer⸗ den, daß ſich der Beauftragte und der Bürgermeiſter über die zu berufenden Perſönlichkeiten verſtändigen werden. Für die Frage, nach welchen Geſichtspunk⸗ ten die Berufung zu erfolgen hat, ſtellt das Geſetz bindende Richtlinien auf. Wer zum Gemeinderat berufen werden ſoll, muß national zuverläſſig, geeignet und gut beleumundet ſein Da den Gemeinderäten aber neben der Beratung die beſondere Aufgabe zugewieſen iſt, die Verbundenheit der Verwaltung mit der Bürgerſchaft zu ſichern, iſt darüber hin⸗ aus erforderlich, daß ſich in ihrer Zuſammenſetzung die Struktur der Bürgerſchaft widerſpiegelt, daß alſo bei der Berufung Perſönlichkeiten berückſichtigt werden, deren Wirkungskreis für die Gemeinde typiſch iſt, der Gemeinde beſondere Bedeutung gibt oder das gemeind⸗ liche Leben weſentlich beeinflußt. Nähere Richtlinien gerade in dieſer Hinſicht bleiben den Ausführungsanweiſungen vor⸗ behalten. Beamte, Angeſtellte und Arbeiter der Gemeinde und Beamte der Aufſichtsbehörde ſind arundſätzlich von der Berufung zum Gemeinderat ausgeſchloſſen. Die Gemeinderäte werden auf ſechs Jahre ber u⸗ fen. Die Feſtlegung ihrer Amtszeit entſpricht damit der der ehrenamtlichen Bürgermeiſter und Beigeordneten. Für die Beſt mung einer ſechsjährigen Amtszeit war auf der einen Seite der Geſichtspunkt maßgebend, daß eine zu kurz b eſſene Amtszeit die Stetiokeit der Verwaltung ge⸗ fährdet, und daß jeder Gemeinderat einer gewiſſen Zeit zue Einarbeitung bedarf. Auf der anderen Seite durfte die Amtszeit aber auch nicht zu weit ausgedehnt werden, da dadurch der unter manchen Geſichtspunkten förderliche Wech⸗ ſel der Gemeinderäte allzu ſehr behindert worden ware, FFFCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCTbTGGGGGGTGTGTGVbVbTVTVCTCTVVCCVVVTVTVTTTT 5 Adolph von Menzel. 1 m 9. Februar jährt ſich zum 30. Mal der Todestag Adolph von Menzels, 05 großen Malers preußiſcher Ge chichte. Dagegen hat die Gemeindeordnung das turnusmäßige Aus⸗ cheiden eines Drittels der Gemeinderäte aus dem Preußt⸗ chen Gemeindeverfaſſungsgeſetz nicht übernommen. Dieſe Regelung, die eine erhöhte Stetigkeit der Verwaltung ge⸗ währleiſten ſollte, erſcheint nicht unbedingt erforderlich, da die Möglichkeit einer Wiederberufung der nach ſechs Jah⸗ ren ausſcheidenden Gemeinderäte offenſteht, Es gehört zu den Amtspflichten der Gemeinderäte, an den Beratungen teilzunehmen. Ihr Fernbleiben bedarf aus⸗ drücklicher Beurlaubung durch den Bürgermeiſter. Verlet⸗ zen ſie dieſe Amtspflicht, ſo kann das dienſtſtrafrechtliche Ahndung und unter Umſtänden auch ihr Ausſcheiden zur Folge haben. Bei dieſer ſtarken Bindung der Gemeinde⸗ räte kann das Geſetz davon abſehen, für die Beratungen eine beſtimmte Anweſenheitszahl von Gemeinderäten vor⸗ zuſehen, um ſo mehr als der nationalſozialiſtiſche Staat auf eine wirklich rege Beteiligung der Ehrenbeamten an den Beratungen ohnehin rechnen kann. Zinsſenkung und Handwerk Der Sachbearbeiter im Reichsſtand des Deutſchen Handwerks, F. Simon, gibt eine Stellungnahme des Reichsſtandes zu der Zinsermäßigung bei Kreditanſtalten auf 4,5 Prozent bekannt. Darin hebt er hervor, daß die Vorteile aus dieſer Zinsentlaſtung, die für die Wirtſchaft etwa 120 Millionen Reichsmark betragen, im weſentlichen dem Haus⸗ und Grundbeſitz zugute kommen, der wieder in die Lage verſetzt werde, regelmäßiger als bisher die notwendigen Ausbeſſerungen und Erneuerungen, die durch das Handwerk ausgeführt werden, vornehmen zu laſ⸗ ſen. Das Geſetz ſei ſomit ein Quell dauernder Ar⸗ beitsbeſchaffung für das Handwerk und den ge⸗ werblichen Mittelſtand überhaupt. Es werde Tauſenden Arbeit und Brot bringen. Pflicht eines dankbaren Hand⸗ werks ſei es jetzt, ſich durch Annahme der Zinsermäßi⸗ gungsangebote in ſeinen Kreiſen dafür einzuſetzen, daß die in dem Geſetz über die Zinsermäßigung verkündeten Regierungsmaßnahmen zu einem Erfolg geführt werden. Die gleichen Geſichtspunkte kommen in einer offiziellen Verlautbarung des Reichsſtandes zum Ausdruck. Darin wird es als ſelbſtverſtändlich bezeichnet, daß das Angebot der Kreditanſtalten zur Herabſetzung des Zinsſatzes an⸗ genommen wird. a Ein Standesabzeichen des Handwerks Der Reichshandwerksmeiſter hat die ſofortige Ausgabe eines allgemeinen Handwerksabzeichens angeordnet, das dem bereits ausgegebenen Führerabzeichen ähnlich iſt und im Mittelfeld die Symbole des Handwerks: Hammer, Eichenblatt und Eichel im offenen Kreis enthält. Das Hand⸗ werksabzeichen wird grundſätzlich nur in Verbindung mit der Handwerkskarte ausgegeben. Da aber die Ausſtellung der Handwerkskarten noch einige Zeit dauern wird, ſollen alle Handwerker, die in die Handwerksrolle eingetragen ſind, ſofort das Abzeichen erhalten, das als vorläufige Be⸗ ſtätigung der Eintragung in die Handwerksrolle und damit der Handwerkereigenſchaft dient. Das allgemeine Hand⸗ werksabzeichen iſt ein Standesabzeichen und ſoll alle in die Handwerksrolle eingetragenen Handwerker äußerlich kenn⸗ zeichnen. Begabung rettet vor Gteriliſierung Einen intereſſanten Beitrag zur Steriliſierungspraxis ſtellt ein Beſchluß des Erbgeſundheitsgerichts Frank⸗ furt am Main(13 VIII 324-34) dar. Das Erbgeſundheits⸗ Wie hat nämlich den Antrag, den Studenten der Muſik wegen maniſch⸗depreſſiven Irreſeins unfruchtbar zu machen, abgelehnt. Zur Begründung führt das Gericht an, daß K. aus einer Familie ſtamme, die in beiden Erblinien unge ⸗ wöhnliche muſikaliſche Begabung aufweiſe, und daß X. ſchon in früher Jugend außerordentlich muſika⸗ liſche Begabung zeigte. Sein Leiden ſei auch nur ſehr leich⸗ ter Art mit einer Erbanlage von ſehr geringer Stärke. Es ſchien daher dem Gericht nicht mit hinreichender Sicherheit bearündbar, daß die Nachkommen mit weſentlicher Wahr⸗ Freitag, 8. Febr. 1935 25 5 8 r cheinlichkelt an erblichen Gemütsleiden leiden wurden. ußerdem ſtütze ſich das Gericht auf Ausführungen füh⸗ render Pſychiater, z. B. Profeſſor Bonhoeffer, wonach Perſönlichkeiten wie X. nicht in den Bereich der Auszu⸗ merzenden gehören dürften. In einer Sippe geiſtig hoch⸗ ſtehender Perſönlichkeiten möge man die Möglichkeit der Erkrankung eines Deszendenten in Kauf nehmen, wenn andererſeits wertvolle Poſitiva erbbiologiſch zu erwarten ſind. Zu der Frage, ob Begabung vor Steriliſierung ſchütze, hört das Nd. ergänzend, daß ein derartiger Schutz nur in außergewöhnlichen Ausnahmefällen und nur bei beſtimm⸗ ten Fällen von maniſch⸗depreſſivem Irreſein ſich rechtfer⸗ tigen laſſe. N 600 Mark Eheſtanöds darlehen In vollem Umfang auch für das Saargebiet. In einem Runderlaß, den der Reichsfinanzminiſter zur Erläuterung der neuen geſetzlichen Beſtimmungen über Ehe⸗ ſtandsdarlehen herausgegeben hat, wird mitgeteilt, daß die zur Verfügung ſtehenden Mittel jetzt eine Erhöhung des Durchſchnittsbetrages der Eheſtandsdarlehen auf 600 Mark geſtatten. Die bisherige Durchſchnittshöhe betrug 500 Mark. Anträge auf nachträgliche Erhöhung bereits gewährter Darlehen ſollen grundſätzlich abgelehnt werden, wenn nicht eine Nachprüfung bei Anlegung eines ſtrengen Maßſtabes ergibt, daß das Darlehen nach dem bisherigen Durch⸗ ſchnittsſatz zu gering bemeſſen war. Der Erlaß regelt weiter die künftige Behandlung von Anträgen auf Eheſtandsdar⸗ lehen aus dem Saargebiet. Sobald die Verwaltung des Saargebietes auf das Reich übergegangen iſt, ſind die Vorſchriften über Eheſtandsdarlehen in vollem Umfange auch auf das Saargebiet anzuwenden. Marktberichte (Ohne Gewähr.) Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 7. Februar. Amt⸗ lich notierten: Weizen W 15 20.85, Wü 16 21.05, W 17. 21.35, Ausgleich plus 40 Pfennig; Roggen R 15 17.05, R 16 17.35, R 13 16.65, Ausgleich plus 40 Pfennig; Brau⸗ gerſte, inl. 21 bis 22; Winter⸗ und Induſtriegerſte 19.50 bis 20.50; Futtergerſte Preisgebiet G 7 16.03, G 8 16.35, G 9 16.55, G 11 16.85, Ausgleich plus 40 Pfennig; Hafer H 11 16.05, H 14 16.55, H 17 16.85, Ausgleich plus 60 fenen Raps, inl. ab Station 31; Mais mik Sack 21.25; Mühlen⸗ nachprodukte: Weizenkleie mit Sack Mühlenfeſtpreis W 17 10.67; Roggenkleie R 16 10.38; Weizenfuttermehl 13; Wei⸗ zennachmehl 17, Ausgleich plus 30 Pfennig, Vollkleie 50 Pfg. öher; ſonſtige Futterartikel: Erdnußkuchen, Feſtpreis der Fabrik 14.30; Sojaſchrot 13; Rapskuchen 12; Palmkuchen 13.30; Kokoskuchen 15.20; Leinkuchen 15.20; Trockenſchnitzel (Fabrikpreis) 8.64; Rohmelaſſe, loſe 5.92; Steffenſchnitzel, loſe 10.24, Ausgleich plus 40 Pfennig, für ölhaltige Futter⸗ artikel, zuckerhaltige(ausgenommen Malzkeime) Ausgleich plus 30 Pfennig; Rauhfutter: Wieſenheu, loſes 9,80 bis 10.80; Luzernekleeheu 10.50 bis 11; Stroh, drahtgepreßt(Roggen und Weizen) 5 bis 5.50, dto,(Hafer und Gerſte) 5 bis 5.50, Stroh, gebündelt(Roggen und Weizen) 4.80 bis 5,20, dto, (Hafer und Gerſte) 4.80 bis 5.20; Weizenmehl: Weizenfeſt⸗ preisgebiet 17, Type 790 aus Inlandsweizen 28.45, W 15 (Bauland, Seekreis) 27.85; Roggenmehl: Feſtpreisgebiet 16, Type 997 24.60, R 15 24, R 13 23.60, zuzüglich 0.50 Mark Frachtausgleich frei Empfangsſtation gemäß Anordnungen der WB.; Weizenmehl mit einer Beimiſchung von 10 Prozent Auslandsweizen 1.50 Mark Aufſchlag per 100 Kilogramm., Mannheimer Schlachtviehmarkt vom 7. Februar. Zufuhr: 10 Kälber, 33 Schafe, 3 Schweine, 205 Ferkel, 500 Läufer. Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 11 bis 13, über ſechs Wochen 18 bis 24, Läufer 24 bis 31 Mark. Marktverlauf: mittel. Mannheimer Wochenmarktpreiſe vom 7. Februar. Vom Städtiſchen Büro für Preisſtatiſtit wurden folgende Ver⸗ braucherpreiſe für ein Pfund in Pfennig ermittelt: Kar⸗ toffeln 4 bis 4.5; Salatkartoffeln 12; Wirſing 8 bis 10; Weißkraut 8 bis 10; Rotkraut 14 bis 15; Blumenkohl, Stück 30 bis 55; Roſenkohl 25 bis 30; Karotten 10 bis 20 Gelbe Rüben 6 bis 10; Rote Rüben 6 bis 10; Spinat 12 bis 18; Zwie ben 10 bie do. Gens Wohnen 10 bis 15; Zukunftsmuſik Von Ludwig Finckh. Die neueſte Ausgabe des„Deutſchen Ahnenbuches“ (Verlag für Sippenforſchung und Wappenkunde, C. A. Starke, Görlitz) leitet der ſchwäbiſche Dichter und Fami⸗ lienforſcher mit nachſtehender Betrachtung ein: Im Haus der Sippenforſchung zu Berlin am Schiffbauer⸗ damm gibt es Maſchinen die uns die Ahnen ſichern. Dort werden Kirchenbücher abgelichtet: aus einem alten Kirchen⸗ buch werden drei neue gemacht. Das Verfahren iſt ſehr ein⸗ fach, Photographie durch Maſchinen, Blatt für Blatt. Es iſt ſchön, ſolch ein neues Kirchenbuch zu ſehen. So kann es nicht mehr verlorengehen. Denn es wird nun auch verzettelt. Jeder Name hat ſeinen Zettel. Jeder Buchſtabe hat 55 Fach. Wer etwas wiſſen will, erhält Antwort: Birnbaum, „Bi, hier: Birnbaum, Andreas, 1497. So ſoll jedes Kirchenbuch im Reich verdreifacht werden, verewigt. Vorüber die Zeit, da es auf dem Speicher moderte, vergilbte, verbrannte, verſchleudert wurde, Man wird in Zu⸗ kunft, wenn alles abgelichtet iſt, Zuſammenhänge haben. Im Dreißigjährigen Kriege ſtarb ein Zweig einer Sippe aus, verſcholl. In Württemberg Nein, er ſtarb nicht aus. Ein Glied wurde verſprengt nach Thüringen, niemand wußte etwas davon. In Thüringen leben Nachkommen. Das Kirchen⸗ buch zeigt es. Wer wußte davon? Zuſammenhänge im ganzen Reich werden 1 werden, die vorher unbekannt waren. Darum iſt dieſe Ver⸗ kartung. Und viel Geld wird 0 Man wird dann nicht mehr lange und mühevoll ſelber ſuchen müſſen, immer wieder neu, immer wieder das gleiche von anderen Menſchen,— es liegt ſchon alles bereit. Die Koſten der Ablich⸗ tung lohnen ſich tauſendfach. f Die alten Kirchenbücher hatten es einfach; es gab vier oder fünf Berufe: Handwerker(Bäcker, Schuſter, Schneider, Weber Zimmerleute), Gelehrte(Magiſter, Lehrer, Pfarrer), Handelsleute, Beamte. Mit der Zeit wuchs die Menſchheit. Sie machte ſich den Platz streitig. Menſchen, mehr Bedürfniſſe. Mehr 95 1 Jahren 3 mehr Erfindung. Neue Berufe entſtanden. Das neuere Kir⸗ chenbuch verzeichnete Fabrikarbeiter, Techniker, Monteure, Aerzte, Rechtsanwälte, Photographen, Buchdrucker. Und die Menſchheit wuchs weiter. Wir werden ſehen warum. Das neueſte Kirchenbuch ſchrieb auf: Chauffeur, Flieger, Luftſchiffer, Kinoleute, Rundfunkſprecher 8 Warum wuchs die Menſchheit? Vor 200 Jahren mußte eine Mutter zwölf Kinder ge⸗ bären, um vier davon durchzubringen. Die anderen ſtarben. Die ärztliche Wiſſenſchaft war noch nicht entwickelt. Es war eine Verſchwendung von Kraft und Blut. Und von Zeit. Aber man hatte es ja. i Dann blühte die ärztliche Kunſt auf. Aber ſie übertrieb. Sie hielt am Laben, was ſterbenswert war, mit aller Verfei⸗ nerung: ſie verpäppelte. Die natürliche Ausleſe war unter⸗ brochen. Wer drei Kinder hatte dem wurden ſie erhalten, ſelbft wenn ſie kränklich und lebensuntauglich waren. Wir haben es erlebt. Die Menſchheit wuchs zu ſchnell, die Plätze wurden geſtürmt. Die Frauen wurden in die männlichen Be⸗ rufe hineingelaſſen. Sie wollten keine Kinder mehr, ſie woll⸗ ten Aerztinnen ſein Arbeiterinnen, Bürofräulein,— das Keinkinderſyſtem riß ein, ſie hatten keine Luſt mehr zur Ehe und keine Zeit. Die Menſchheit war in eine Sackgaſſe geraten. Heute wird das Gleichgewicht wiederhergeſtellt. Gerade in der Sippenkunde läßt ſich ermeſſen, welche ungeheure Tat es von Adolf Hitler war, das Steuer herumzureißen. Die Frau iſt in ihren Hauptberuf zurückverwieſen— in ihr Mutterreich. Wenn ſie vier oder ſechs geſunde Kinder ſter Welt bringt, ſo kann ſie alle aufziehen, der Arzt berät ſie. Der Staat hilft. Es iſt keine Kräftevergeudung mehr. Das rührt davon her, daß ſie in ihrem natürlichen Beruf geſchult wird, ſich ihm hingeben, ihn wirklich ausfüllen kann. Dieſe vier oder ſechs Kinder ſollen geſünder ſein als frü⸗ her, ſtärker, geſtählter, denn die Anforderungen des Lebens ſteigen mit jeder neuen Erfindung: Fernſprecher, Fernſeher, Flieger, Renner, Schwimmer,— das braucht andere Nerven und Menſchen, als ſie in den Kirchenbüchern vor 200 Jahren verzeichnet wurden: Bäcker. Müller Kürſchner.. B 77 werden künftige Kirchenbücher ausſehen, in 200 L Die Frau und ihre Welt „Soll die Frau das Einkommen des Mannes verwalten?“ Von Agathe Niemeyer. 9 Mein Mann, Angeſtellter in einer Metallwarenfabrit, gib! mir zu Anfang eines jeden Monats ſein ganzes Gehalt bis auf einen für ſeine privaten Bedürfniſſe notwendigen kleinen Be⸗ trag. Dafür habe ich die Verantwortung für eine geordnete Wirtſchaft des ganzen Haushalts übernommen. In der erſten Zeit unſerer Ehe kümmerte ſich mein Mann ſelbſt um alle Aus⸗ gaben. Ich mußte ſtets jeden einzelnen Betrag von ihm ver⸗ langen, was häufig zu Meinungsverſchiedenheiten und kleinen oder größeren Zwiſtigkeiten führte. Das Schlimme dabei war aber, daß wir trotz aller gegenſeitigen Ueberlegungen, ob eine Ausgabe notwendig oder nicht notwendig ſei, am Ende des Monats nichts erſpart hatten. Da uns beiden aber auch die Sorge für die Zukunft am Herzen lag, zumal uns nach einem Jahre ein Töchterchen geſchenkt wurde, haben wir es mit der oben geſchilderten Regelung verſucht, daß ich allein für die ordnungsgemäße Verwendung des Gehalts verantwortlich bin. Ich machte mir gleich am Anfang des Monats einen Plan für alle ſchon von vornherein feſtſtehenden Ausgaben, die ich aber nicht In knapp, ſondern eher etwas reichlich bemaß. Schon nach drei Monaten hatte ich einen ganz ſchönen Betrag übrig, von dem ich aber meinem Manne nichts ſagte. Ich freute mich ſo ſehr, daß wir dieſe Regelung getroffen hatten, und ſetzte meinen ganzen Stolz darein, ſo wirtſchaftlich wie möglich haus⸗ zuhalten, ohne natürlich an wirklich notwendigen Ausgaben zu ſparen. Ich überlegte mir nun, was ich mit dem erſparten Geld anfangen ſollte. Für irgendwelche außergewöhnlichen An⸗ ſchaffungen wollte ich das Geld nicht verwenden, weil die Sorge für die Zukunft unſeres Kindes mir das Wichtigſte erſchien. Ich brachte alſo die erſparten Beträge regelmäßig am Ende des Monats zur Sparkaſſe, wo ich mir ein Sparkonto einrichten ließ. Ich hatte allmählich einen Ueberblick bekommen, welchen Betrag ich mindeſtens am Ende des Monats übrig haben werde, und rechnete mir ſchon aus, daß in zwanzig Jahren, wenn unſer Töchterchen erwachſen wäre, eine ganz anſehnliche Summe mit den aufgelaufenen Zinſen zuſammengekommen ſein mußte. Um dieſe Zeit traf uns die Nachricht vom plötzlichen Tode eines guten Bekannten meines Mannes, der ebenfalls in einer Fabrik als Angeſtellter beſchäftigt und eine Frau und zwei Kinder hatte. Er hatte ſich beim Baſteln eine geringfügige Verletzung zugezogen, dieſe nicht beachtet und war innerhalb weniger Tage an Blutvergiftung geſtorben. Die Frau war verzweifelt, denn ſie ſtand vor einer trüben Zukunft. Ihr Mann hatte wohl einige Zeit vor ſeinem Tode einen Vertrag mit einer Bauſparkaſſe abgeſchloſſen, um ſich in abſehbarer Zeit ein eigenes Heim zu ſchaffen; die bisher eingezahlten Beträge waren aber ſo geringfügig, daß damit der Frau nicht viel geholfen war. Ich verſetzte 11 8 in die Lage der unglücklichen Frau mit ihren zwei kleinen Kindern und überlegte, daß ich ja in einer ſolchen Situation auch nur die bisher bei der Sparkaſſe ein⸗ gezahlten Beträge haben würde. Sofort beſchloß ich, meinen Mann zum Abſchluß einer Lebensverſicherung zu bewegen, und eröffnete ihm bei dieſer Gelegenheit das bisher geheim . Beſtehen des Sparkontos. Seine Befürchtungen über ie zu hohe Prämie für eine Lebensverſicherung konnte ich ohne weiteres zerſtreuen, indem ich ihm vorrechnete, daß der von mir in jedem Monat erſparte Betrag nicht nur für eine anz anſehnliche Verſicherungsſumme ausreiche, ſondern daß ogar immer noch etwas für die Sparkaſſe übrig bleibe. Ich 5 mich vorher bei dem Agenten einer Lebensverſicherungs⸗ zeſellſchaft über die Höhe der Prämie für eine auf das Leben meines fünfunddreißig Jahre alten Mannes abzuſchließende e krundigt und mir einen Proſpekt geben aſſen.. Erſt nach Abſchluß dieſes Lebensverſicherungsvertrags war ich wieder vollkommen beruhigt und ſehe heute der Zukunft etroſt entgegen. Da mein Mann uzwiſchen eine kleine Ge⸗ hallserhöhung bekommen hat, trage ich mich mit dem Gedanken, noch eine Ausſteuerverſicherung für unſer Töchterchen abzu⸗ ſchließen, weil mir, trotz allem guten Willen zum weiteren Sparen, der durch eine Verſicherung freiwillig auferlegte Zwang zum Sparen ganz angenehm iſte Ich weiß nicht, ob wir heute in dieſer glücklichen Lage wären, wenn wir unſere Ausgabenwirtſchaft, wie zu Anfang unſerer Ehe, weitergeführt hätten. Eine Frau, die nur etwas Verantwortungsgefühl für ihre Familie hat, wird, wenn ihr dieſe Verantwortung voll übertragen wird, immer beſtrebt ſein, möglichſt haushälteriſch zu wirtſchaften, und auch beſtimmt die Mittel erübrigen, um die Zukunft der Familie auf ſolche Art zu ſichern. Sie erfüllt damit ja nicht nur eine moraliſche Pflicht an der Familie, ſondern am geſamten Volke Die Frau im Sport Wachſende Beteiligung an den Leibesübungen. Der wiederholt an die Frauen ergangene Ruf, einzu⸗ treten in die große deutſche Turn⸗ und Sportbewegung, der am eindringlichſten in der Reichswerbewoche„Geſunde Frauen durch Leibesübungen“ ertönte, nach ihrer Beendi⸗ gung aber nicht abbrach, iſt nicht ungehört verhallt. Im Gegenteil: Konnten ſchon rund 30 000 Frauen und Mäd⸗ chen durch die Werbewoche für die deutſche Turnſache ge⸗ wonnen werden, ſo hat die Deutſche Turnerſchaft allein im Laufe des letzten Jahres insgeſamt nicht weniger als 65 000 neue weibliche Mitglieder erhalten. i Dieſe Zahlen ſtellen einen erfreulichen Aktivpoſten in der Bilanz der deutſchen Leibesübungen-Bewegung dar. Die Leibesübungen können heute im Rahmen der Geſamt⸗ erziehung in ihrer Bedeutung gar nicht genug gewertet und in die Erziehungsarbeit eingeordnet werden Die Führerin der turnenden deutſchen Frauen und Mäochen, Henni War⸗ ninghoff, hat erſt wieder auf der Hamburger Reichstagung für Turnen— Gymnaſtik— Tanz betont. daß wir heute um den hohen Wert der Breitenarbeit und um die Bedeu⸗ tung der organiſch aufgebauten Leiſtung wiſſen, daß wir aber auch wiſſen von dem Unterſchied der Leibesübungen für das junge Mädchen und für die ungeübte ältere Frau. Leibesübungen gehören heute zu naturgemäßer und ver⸗ nünftiger Lebensgeſtaltung. Daß dieſe Erkenntnis ſich im⸗ mer mehr Bahn bricht, davon zeugt die Entwicklung des letzten Jahres, in dem viele Frauen— beſonders aus den NS.⸗Frauenſchaften und dem Deutſchen Frauenwerk auf Anordnung ihrer Führerin Frau Scholtz⸗Klink— ſich zum Reichsbund für Leibesübungen ſchon gefunden haben. Hand in Hand mit der Werbung für die Leibesübung der Frau geht die Suche nach den zweckmäßigen, beſonders ür die Frau geeigneten Formen turneriſcher, gymnaſti⸗ ker ſportlicher Betätigung. Mit der Veranſtaltung großer agungen hat ſich hier die Deutſche Turnerſchaft ein beſon⸗ deres Verdienſt um die Förderung der Sache erworhen. Die Hamburger Veranſtalkung, deren Vorträge und Vor⸗ führungen neue, intereſſante Anregungen vermittelt haben, war die dritte große Reichstagung nach Berlin und Dres⸗ den, weitere in München und Düſſeldorf ſollen ihr folgen. Kinder fragen Jeder Vater, jede Mutter und jeder, der irgendioie Umgan mit Kindern hat, erfährt es. daß bei Kindern vom dritten bi fünften Lebens japre der Mund nicht ſtill 1 und ſie unauf⸗ fun fragen:„Warum?“— In der Kinderſtunde des Rund⸗ unks wird das Märchen„Rumpelſtilzchen“ erzählt. Die vier⸗ jährige Renate hört geſpannt zu und fragt dazwiſchen die Mutter:„Wie heißt der Zwerg?“—„Rumpelſtilzchen!“— Warum heißt er ſo? Was will Rumpelſtilzchen?“—„Das Königskind holen?“—„Warum will er das Kind holen? Was hat das Kind gemacht? Schreit das Königskind dann auch? Was will der Zwerg mit dem Königskind machen?“—„In den Wald bringen.“—„Warum will er es in den Wald bringen? Darf das der Zwerg auch? Iſt's in dem Wald dunkel? Sind da auch wilde Tiere? Beißen die wilden Tiere das Königskind? Was macht dann die Königin? Warum weint die Königin? Tut das ihr weh? Warum jagt ſie den Zwerg nicht fort?“ Und ſo plagt wie alle dieſe drei⸗ bis ſechs⸗ jährigen Kinder die kleine Renate ihre Eltern jeden Tag mit Hunderten von Fragen. Man nennt dieſes Lebensalter deshalb auch das Fragealter. Was treibt nun die Kinder in dieſem Alter zu dem un⸗ aufhörlichen Fragen? Die erſten Fragen, die ein Kind ſtellt, ſind Erkundigungen nach den Namen von Dingen und Perſonen. Sie entſpringen der Wißbegierde und werden ſchon vor Vollendung des zweiten Lebensjahres geſtellt. Dann folgen Fragen nach dem Ort und der Zeit, Fragen mit Wo und Wann? Der eigentliche Beginn des Fragealters fällt in das vierte Lebensjahr. Die Kinder fragen dann mit: Was? Wie? Warum? Zunächſt werden dieſe Fragen aus dem Ge⸗ fühl und der perſönlichen Anteilnahme an den Vorgängen und Sachen geſtellt. Später entſpringen ſie der echten Wißbegierde und werden dann allmählich auch zu Urſprungsfragen. Wie ſoll man nun dieſe fortgeſetzten Fragen der Kinder behandeln? Da zu guter Letzt das Fragen der Kinder durch die geiſtige Entwicklung bedingt iſt und die Entwicklung des Geiſtes und des Gemüts durch die richtige, aufklärende Be⸗ antwortung der Fragen gefördert wird, ſollen die Eltern und Erzieher dem Kinde die Fragen ausreichend und erſchöpfend beantworten. Das Kind erwirbt ſich durch die Fragen die erſten geiſtigen Erkenntniſſe und den Urbeſtand ſeines Wiſſens. Deshalb tun alle Eltern und Erzieher gut, ein Kind, das mit Fragen an ſie herantritt, nicht abzuweiſen und es wegen ſeiner Fragen zu tadeln, ſondern ſie ſollen die Fragen der Kinder ernſt nehmen. Merkt man dagegen, daß die Kinder Fragen aus ſinnloſer Angewohnheit ſtellen, dann darf man ſie auch auf das Un⸗ gehörige ſolchen Fragens aufmerkſam machen und ihnen dulnmes, ſinnloſes Fragen verbieten. Tritt dagegen dem Kinde forigeſetzt Neues, Unbekanntes entgegen, z. B. bei Spazier⸗ gängen, Reiſen, beim Leſen von Büchern, dann iſt das fort⸗ geſegte Fragen erklärbar und entſpringt wirklicher Wißbegierde. Anſtan die Fragen nun alle ſelbſt zu beantworten, können Eltern und Erzieher die Kinder durch Zwiſchenfragen ver⸗ anlaſſen, nac denken und ſich ihre Fragen ſelbſt zu beant⸗ worten bzw. dee unbekannten Dinge zu erklären Damit werden die Kinder allmählich zum ſelbſtändigen Ueberlegen und Denken erzogen. 5 5 H. NM. „Die Schuhbändel 5 5 müſſen klappern In dieſem Monat werden in vielen deutſchen Schulen die Prüfungsarbenen für das Abiturium geſchrieben— pier Mochen ſpäter ſteht wieder eine große Anzahl junger Mädchen ulli einem wohlgeſtempelten Berechtigungsſchein in der Taſche da und weiß nicht wohin, weiß nicht in welchen Beruf, weiß oft nicht einmal zu welchem Beruf ſie überhaupt Neigung und Begabung haben. Die Berufsberatungsämter geben ſich red⸗ liche Mühe, den jungen Menſchen auf den richtigen Weg zu helfen; aber ſie können ſie auch nur darauf ſtellen, gehen müſſen die Beratenen ihn allein In dieſen Wochen der Wahl und der Unſicherheit müſſen wir, die wir in einem Beruf ſtehen, die von der Vorbereitungs⸗ zeit, der Lehrzeit und dem ununterbrochenen Weiterlernen wiſſen, immer wieder die gleiche Warnung ausſprechen— eine Warnung, die gerade denen gelten muß, die beſtimmte Neigungen und Talente in ſich entdeckt haben und nun mit Schwung und Idealismus auf ein erkanntes Ziel hinarbeiten; denn die ſind am ſtärkſten der Gefahr der Enttäuſchungen aus⸗ geſetzt, wenn die Praxis des Berufs beginnt. Die wenigſten von dieſen jungen Mädchen machen ſich klar, daß jeder Beruf, aber auch jeder, aber auch der ſchönſte und gellebteſte eine ganze Menge von unangenehmen, eintönigen, unintereſſanten Arbeiten mit ſich bringt. Gerade diejenigen, die Talent haben, halten ſich bei mechaniſchen, bet rein tech⸗ niſchen Arbeiten für zu gut; die zukünftige Sekretärin iſt empört, wenn ſie regiſtrieren oder Abſchriften machen muß; die zukünftige Koſtümzeichnerin findet es unter ihrer Würde, daß man von ihr eine ſaubere Näharbeit verlangt; die Journaliſtin — ach, jedes Mädel, das einen anſtändigen deutſchen Aufſa ſchreibt, will gerade in den Beruf!— wäre ſehr erſtaunt, 15 ſie dazu erſt einmal ſtenographieren und richtig Maſchine ah en lernen muß. Die Beiſpiele laſſen ſich beliebig ver⸗ mehren Es gibt in meiner Vaterſtadt eine nette, volkstümliche Redensart; dort ſagt man von einem, der ſich für die oder jene Arbeit zu gut hält:„Aus dem werd nix— bei dem klappern die Schuhbännel net!“ Die Schuhbänder mit den Metallenden klappern nach dieſer Auffaſſung nämlich nur bei denen, die bei ihrer Arbeit flink ſind, die bei jeder Arbeit, die auftaucht, ſofort zuſpringen. Und es ſtimmt: aus denen, die ſich für nichts zu ſchade ſind, die überall da ſind, wo man ſie braucht, die man her auch überall hinſtellen kann, weil ſie zu brauchen ſind, bei denen„die Schuhbännel klappern“, aus denen wird was, oonz gleich, in welchen Beruf ſie hineingehen. Ganze Kerle werden aus ihnen! Aber die andere Sorte, die Schnütchenzieherinnen, die Viel⸗ zufeinen, die Wähleriſchen, die mit dem bißchen Talent, das ihnen der liebe Gott für ihre kurzen Erdentage geliehen hat, nichts anzufangen wiſſen als ſeinetwegen Anſprüche an andere zu ſtellen— die ſollten ſich letzt ſchon, ehe ihre eigentliche Lehrzeit noch begonnen hat, darüber klar ſein: die Arbeit kommt nicht zu einem, man muß zu ihr hingehen. Talent iſt kein Freibrief, ſondern eine Pflicht; Berufsausbildung kein Spazier⸗ weg, ſondern ein Pfluggang über harte Schollen. Man muß zupacken, man darf ſich vor dem Schwierigen und 1 1 nicht fürchten, man darf ſich für nichts zu gut ſein, auch nicht für einen Erziehungsanſchnauzer von denen, die es beſſer ver⸗ ſtehen. Und die Schuhbänder müſſen klappern. Dann wird es ſchon! M. W. Wenn eine Frau , Liebe gibt, dann gibt ſie mit dieſer Liebe eine neue, blanke Munze und kein altes, abgegriffenes Geldſtück. . Glauben ſchenkt, dann ſchenkt ſie mit dieſem Glauben lichten Tag, und keine dunkle Nacht 5 . Treue hält, dann hält ſie mit dieſer Treue des Mannes Liebe am ſtarken Seil und nicht am ſeidenen Fädchen. oder kocht den Pudding im e 9——— Wenn Fenſterſcheiben und Brillen anlaufen„„„ Von Gertrud Reinſch. Eine der üblichen Erſcheinungen in der kalten Jahreszeit iſt das Anlaufen der Fenſterſcheiben und Brillengläſer, ſobald ein Temperaturwechſel vorhanden iſt. Die Fenſterſcheiben frieren auch nur zu, wenn ſie vorher angelaufen ſind. Dieſen Uebelſtand muß man bekämpfen, da ſich— beſonders bei an⸗ gelaufenen Brillengläſern oder angelaufenen Scheiben am Auto— ſehr unliebſame Folgeerſcheinungen einſtellen können. Die Bekämpfung iſt natürlich ſehr einfach, und wer ſich der kleinen Mühe unterzieht, wird über dieſes Uebel nicht mehr zu klagen haben. Die Hausfrau ſetzt dem Putzwaſſer nur einige Tropfen Glyzerin zu oder, wenn ſie an Glyzerin ſparen will, benetze ſie den weichen Lederlappen mit einigen Tropfen und zrage dieſe auf die Scheiben auf. Nun muß ſie ſo lange polieren, bis die Scheiben vollkommen blank und trocken geworden ſind. Das heißt, ſie muß das Glyzerin gut verreiben und durch das Polieren haarfein verteilen, weil ſonſt die Durchſicht erſchwert werden würde. In gleicher Weiſe verfährt man mit der Brille, die dieſe unangenehme Erſcheinung in der Hauptſache zeigt, wenn man aus der kalten Luft in ein warmes Zimmer tritt. Ein kleiner Tropfen Glyzerin genügt für beide Gläſer. Er wird dann mit dem Putzlappen, der immer wieder für dieſen Zweck benutzt wird, ganz fein verrieben, bis dieſe wieder klar durchſichtig ſind. Dieſer Tropfen ſchützt die Gläſer längere Zeit, mindeſtens drei bis vier Tage vor dem Anlaufen, die Fenſterſcheiben aber von einem Male Putzen bis zum anderen, alſo etwa drei bis fünf Wochen. Brillengläſer behandelt man auf der äußeren Fläche, Fenſterſcheiben nur auf der Zimmerſeite. Mediziniſche Winke. Appetitloſigkeit. Begleiterſcheinung jedes Magenkatarrhs. Beſeitigung durch ſtrenge Diät(leicht verdauliche, mä ig ge⸗ noſſene Speiſen), durch Salzſäure(20 Tropfen auf ein Waſſer⸗ glas voll Waſſer, davon zweiſtündlich einen Eßlöffel), oder durch bittere Tinktur(dreiſtündlich 12 Tropfen in einem Eß⸗ löffel voll Waſſer). Aufgeſprungene Hände und Lippen. Man reibt regelmäßig abends mit Glyzerin oder einer guten Salbe ein; Vaſelinereme und auch Goldereme ſind zu empfehlen. Gegen ſtändig rote Hände gibt es ein vorzügliches Mittel, das ſich aber nur im Sommer anwenden läßt, nämlich das Waſchen in rohem, aus⸗ gepreßtem Gurkenſaft. Blutandrang entſteht durch Ueberfüllung der Gehirngefäße mit Blut. Dabei iſt der Kopf heiß: Flimmern vor den? ugen, Ohrenſauſen, Schwindelanfälle(namentlich beim Bücken), ſtarker Kopfſchmerz, zuweilen auch Brechneigung, allgemeine Erregung und unter Umſtänden auch Schlafloſigkeit ſtellen ſich ein.— Als Heilmittel ſind kalte Umſchläge über den ganzen Ober- körper(alle zehn Minuten erneuern), gleichzeitig warme Fuß⸗ bäder(in Salzwaſſer) und kühlende Getränke zu nennen; der Kopf iſt hoch, die Füße ſind tief zu lagern. Hilft das nicht, ſo iſt es nötig, den Arzt zu befragen. Augenentzündung. Ruhe in verdunkeltem Zimmer, ſowie Bleiwaſſerumſchläge. Stärkere Augenentzündungen erfordern den Arzt.— Von dem Bleiwaſſer, das man in der Apotheke erhält, nehme man ein bis zwei Eßlöffel voll auf einen Taſſen⸗ kopf Waſſer. Gelenkverletzungen. Bei Verrenkungen, Verſtauchungen uſw. unterlaſſe der Laie alle Verſuche, das Gelenk wieder einzu⸗ richten, was meiſt das Uebel nur verſchlimmert Bis der Arzt kommt, lagere man das Glied ganz ruhig; zeigt ſich das Gelenk entzündet, ſo ſind kühlende Umſchläge am Platze. 2 Koch⸗Rezepte Saurer Schweinebraten kommt eigentlich nur wenig auf den Tiſch, obwohl er ſeines herzhaften Geſchmacks wegen wohl überall Anklang findet. Man nimmt hierzu am beſten das Nacken⸗ oder Kammſtück. Ein Stück von drei bis vier Pfund wird in eine Soße gelegt, und zwar je nach der Jah⸗ reszeit vier bis acht Tage Dieſe Soße bereitet man, indem man/ Liter Eſſig, /e Liter Bier und/ Liter Waſſer ſowie einen Eßlöffel Salz, eine Zwiebel ein Lorbeerblatt und 20 Gewürzkörner zuſammen aufkocht und erkalten läßt. Dann macht man 100 Gramm Butter in einem Schmortopf braun, legt das Fleiſch hinein und bräunt es zunächſt von allen Seiten. Hierauf wird in den Topf ſo viel Waſſer ge⸗ goſſen, daß das Fleiſch halb davon bedeckt iſt. Bei feſt zu⸗ gedecktem Topf ſchmort man es langſam drei bis vier Stun⸗ den— erſt auf der einen, dann auf der anderen Seite. Während der letzten halben Stunde läßt man die Soße bis auf ½ Liter einkochen, entfernt das Fett und rührt eine Meſſerſpitze Kartoffelmehl daran. Liebt man die Soße ſäuerlich, ſo kann man /, Liter von der Brühe, in der das Fleiſch vor dem Braten gelegen hat, ſogleich beim Beginn des Bratens mit in den Schmortopf gießen. Meuartige Puddingrezepte. Feigenpudding. Zutaten: 60 Gramm Fett. 200 Gramm Zucker, ein Ei, knapp ein viertel Liter Milch, 4 Teelöffel voll Backpulver, abgeriebene Schale einer Zitrone, ein Teelöffel voll Vanillezucker, 250 Gramm Feigen.— Die einige Stunden vor⸗ hei eingeweichten Feigen werden durch die Maſchine getrieben. Mehl und Backpulver werden zweimal zuſammengeſiebt. Das Felt wird weichgerührt, man gibt Zucker, verquirltes Ei und Milch hinzu und rührt dann das gemiſchte Mehl, Zitronen⸗ ſchale, Vanillezucker und Feigen unter die Maſſe Sollte ſie zu ſteif ſein, ſo hilft man mik einem Eßlöffel voll Milch nach. Der Teig wird un einer ausgeſtrichenen Puddingform zwet Stunden lang im Waſſerbad gekocht und mit einer Rotwein⸗ oder Wein⸗ ſchaumſoße gereicht. Nierenfett Pudding. Zutaten: 250 Gramm gewiegtes Nierenfett, 500 Gramm Mehl, 2 Teelöffel voll Backpulver, ein viertel Liter Milch oder Waſſer, ein Ei, einige Körner Salz, 70 Gramm Zucker, 125 Gramm Korinthen— Das Nierenfett wird ſorgfäluig von aller Haut befreit und ganz fein gewiegt. Man ſiebt das Mehl miu Backpulver und vermiſcht es mit dem abterenſeu. Waſſer oder Milch, Ei, Salz und Zucker werden mes gel Dann miſcht man die Korinthen in den Teig. er den Pudding im Geſchmack verfeinern will, gibt außer⸗ dem noch Vanillezucker, geriebene Zitronen⸗ oder Apfelſinen⸗ ſchale hinem Man kocht die Maſſe in gefetteier Puddingform zwei Stunden lang im Waſſerbad. Der fertige Pudding wird ganz heiß aufgetragen und mit heißem, verdünntem Pflaumen⸗ mus oder einer Fruchtſoße gereicht Kürbispudding. Zutaten: 3 Pfund Kürbis, 4 Pfund Butter, 6 bis? Eier, 4 bis) Semmeln. 75 Gramm Zucker, 100 Gramm ſüße Mandeln, 100 Gramm Korinthen, Zitronenſchale Zimt— Pfund Kürbis werden weichgetkocht, abgetropft, und durch ein Sieb getrieben Nun reibt man Pfund Butter recht ſchaumig, rührt nach und nach 6 bis 7 Eier, 4 bis 5 voll Milch geſogene Semmeln, 75 Gramm Zucker, 100 Gramm ehackte, ſüße Man⸗ deln und 100 Gramm Korinthen daran Zum Schluß kommt noch etwas geriebene Zitronenſchale und ein Teelöffel voll Zimt dazu. Alles mit dem Kürbis verrührt, kommt dann in in eine gut mit Butter A Form, und man bäckt aſſerbad, anderthalb Stunden r— D (