a b i ieee 11— 2. Blatt zu Nr. 36 Die Wiriſchafſt im Januar 1933 Bericht der Badiſchen Induſtrie⸗ und Handelskammer. Der erſte Monat des Jahres 1935 brachte der badi⸗ ſchen Wirtſchaft, wie dies nicht anders zu erwarten war, Rück⸗ gänge ſaiſonbedingter Natur. Wenn der Januar allgemein ſchon als„ſtiller Monat“ gilt, ſo iſt dieſe Tatſache diesmal vielleicht mehr als ſonſt in Erſcheinung getreten. Die Gründe liegen klar. Infolge der Kälte wurde das Baugewerbe faſt völlig ſtillgelegt; mit ihm mußten die Bauhilfsgewerbe im engeren und weiteren Sinn Einſchränkungen erfahren. Das in vielen Branchen ganz außergewöhnlich günſtige Weihnachts⸗ geſchäft brachte gleichfalls für Januar beſonders ruhige Zeit. Schließlich ſcheinen in der Terkilinduſtrie die Schwierig⸗ keiten im Berichtsmonat eher eine Verſtärkung als eine Abſchwächung erfahren zu haben. Die Erſcheinungen bedingten eine gewiſſe Zurückhaltung auf der ganzen Linie, die aber weitergreifende Auswirkungen bisher kaum mit ſich gebracht hat und auch nicht nach ſich ziehen wird. Denn wenn auch der Auftragszugang im Inlandsgeſchäft durchweg als rückgängig zu bezeichnen iſt, ſo konnte doch einerſetts infolge des noch vorhandenen Auftragsbeſtandes, andererſeits aber auch mit anziehendem Auslandsgeſchäft die bisherige Stabilität gehalten werden. Allgemein wird dementſprechend die wirtſchaftliche Lage ruhig und hoffnungsvoll beurteilt; die Ausſichten für das kommende Frühjahr werden nach Aeberwindung der ſaiſon⸗ ſtillen Zeit als günſtig bezeichnet. Auf dem Preisgebiet ſind weſentliche Veränderungen nicht zu verzeichnen. Die Rohſtoffpreiſe bewegen ſich in einzelnen Geſchäftszweigen, insbeſondere in der Textilindustrie, langſam aufwärts. Ein Preisumſchwung bemerkenswerter Art zeigte ſich im Tabakhandel. Geklagt wird über ſchlechten Eingang der Zahlungen, eine Erſcheinung, die nach Erfahrungen früherer Jahre für den Monat Januar beinahe auch als ſaiſonbedingt be⸗ zeichnet werden kann. Immerhin iſt dieſes Problem von ſo weſentlicher Bedeutung für die weitere Geſundung unſerer Wirtſchaft, daß auch hier erneut auf das unbedingte Er⸗ fordernis der pünktlichen Erfüllung der Zahlungsverpflich⸗ tungen hingewieſen werden muß. Kundgebung des Einzelhandels Eine Rede des Reichsſtatthalters. Karlsruhe. Im großen Feſthalleſaal fand eine Kund⸗ gebung des badiſchen Einzelhandels ſtatt. Reichsſtatthalter Wagner wies darauf hin, daß die Haltung der NSDAP zum Mittelſtand programmatiſch beſtimmt ſeii. Man wünſche einen geſunden, ſtarken Mittelſtand. In den zwei vergangenen Jahren ſeien bereits namhafte Erfolge erzielt worden, die zunächſt weniger beim Einzelhandel als beim Handwerk und Gewerbe in die Erſcheinung getreten ſeien. die Initiative zur Wirtſchaftsbelebung ſei von ſtaat⸗ licher Seite ausgegangen. Dort mußte ſie auch beginnen, um die Produktion zu heben und das Lohnniveau zu halten. Daraus werde auch der Einzelhandel Nutzen ziehen. Paclei, Saat und Nation ſeien beſtimmt, auch dem Ein⸗ zelhandel die Nöte und Sorgen abzunehmen und ſie zu überwinden. Der Politik von Partei und Staat müſſe man Verkrauen entgegenbringen. Freilich ſei noch eine Reihe von Betrieben vorhanden, die den Mittelſtand ſchädigen müßten. Grundſätzlich wollen Partei und Staat die bekannte Haltung gegenüber allen mittelſtandsſchädlichen Betrieben in aller Zukunft be⸗ wahren. Die Einſtellung gegen die Warenhäuſer, Kon⸗ ſumvereine, Einheitspreis⸗ und Filialgeſchäfte bleibe im⸗ mer und ewig die gleiche. Wenn wir noch nicht an die end⸗ gültige Löſung dieſer Probleme herangetreten ſeien, ſo liege das darin, daß man in der Zeit des ſchwerſten Aufbaues keine Erſchütterungen in der Wirtſchaft vertragen könne. Der Reichsſtatthalter ſtellte feſt, daß ſich, wenn auch nicht in allen Sparten, eine Steigerung der Umſätze im Einzelhandel bemerkbar gemacht habe. Der Reichsſtatthalter ſchloß ſeine mit ſtürmiſchem Bei⸗ fall aufgenommene Rede mit der Aufforderung, freudiges Vertrauen in die Zukunft zu bewahren. Auch für den Mit⸗ telſtand und für den Einzelhandel werde die Stunde der Beſſerung und endgültigen Aufwärtsbewegung ſchlagen. Profeſſor Dr. Lüer⸗ Frankfurt a. M. unterſtrich die Bedeutung eines geſunden Handels für die Geſamtwirt⸗ ſchaft der Nation, denn auch der Handel ſei produktiv und ſchaffe Werte. Nicht ſchrankenloſe Willkür dürfe die Märkte beherrſchen, alles müſſe getragen ſein vom Pflichtgefühl gegenüber der Volksgemeinſchaft. Der Redner vertrat den Grundſatz eines geſunden wirtſchaftlichen Wettbewerbs und erklärte, der Einzelhandel werde beweiſen, daß er mehr und beſſeres könne als die Warenhäuſer. Marktberichte Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 11. Februar. Amt⸗ lich 1 Weizen W 15 20.85, W 16 21.05, W117 21.35, Ausgleich plus 40 Pfennig; Roggen R 15 17.05, R 16 17.35, R 13 16.65, Ausgleich plus 40 Pfennig; Brau⸗ gerſte, inl. 21 bis 22, 20 bis 22; Winter⸗ und Induſtrie⸗ gerſte 19.50 bis 20.50; Futtergerſte Preisgebiet G 7 16.05, G 8 16.35, G 9 16.55, G 11 16.85, Ausgleich plus 40 Pfg.; Hafer Preisgebiet H 11 16.05, 5 14 16.55, 9 17 16495, Ausgleich plus 60 Pfennig; Raps, inl. ab Station 31; Mais mit Sack 21.25; Mühlennachprodukte: Weizenkleie mit Sack Mühlenfeſtpreis W 17 10.67; Roggenkleie R 16 10.585 Weizenfuttermehl 13; Weizennachmehl 17, Ausgleich plus 50 Pfennig, Volltleie 50 Pfennig höher, ſonſtige Futter⸗ artikel: Erdnußkuchen 14.30; Sojaſchrot 13: Rapskuchen 123 Palmkuchen 13.30; Kokoskuchen 15.20, Leinkuchen 15.20; Frockenſchnitzel 8.64; Rohmelaſſe 5.92; Steffenſchnitzel 10.24. Von Erdnußkuchen bis Leinkuchen alles Feſtpreis der Fabrik, Ausgleich plus 40 Pfennig, für ölhaltige Futterartikel, zucer⸗ haltige(allsgenommen Malzleime) Ausgleich plus 30 Pfg.; Rauhfutter: Wieſenheu 9.80 bis 10.60; Luzernekleeheu 10.50 bis 11; Stroh, drahtgepreßt(Roggen und Weizen) 5 bis 550, dto.(Hafer und Gerſte) 5 bis 5.50, Stroh, gebündelt Roggen und Weizen) 4.80 bis 5.20, dto.(Hafer und Gerſte) 4.80 bis 5.20; Weizenmehl: Weizenfeſtpreisgebiet 17, Type 0 aus Inlandsweizen 28.45, W 15(Bauland und 997 kreis) 27.85; Roggenmehl: Feſtpreisgebiet 16, Type 9 24.60, R 15 24, R 13 23.60, zuzüglich 0.50 Mark Fracht⸗ ausgleich frei Empfangsſtation gemäß Anordnungen 15 . Weizenmehl mit einer Beimiſchung von 10 Prozen Auslandsweizen 1.50 Mark Aufſchlag per 100 Kilogramm. Sport und Spiel Der 1. Gaumeiſter: Sp.⸗Bgg. Fürth in Bayern Der 10. Februar beſcherte uns den erſten Gaumeiſter der neuen Spielzeit. Der Sp.⸗Vgg. Fürth iſt es gelungen, die Spitzenſtellung im Gau Bayern zu behaupten und nach dem 2:1⸗Sieg über den großen, alten Rivalen 1. FC. Nürn⸗ berg iſt ihr offiziell der Meiſtertitel zugefallen. Der tradi⸗ tionsreiche bayeriſche Verein, der die bayeriſche Meiſter⸗ ſchaft in recht überzeugender Weiſe gewonnen hat, wird ſicher auch in den kommenden Endkämpfen um die deutſche Fußball⸗ meiſterſchaft eine gute Rolle ſpielen. Jedenfalls dürfte er Süddeutſchlands ſtärkſte Waffe ſein! In Württemberg behauptet der 1. SSV. Alm konſtant die Spitze, allerdings war die Geſamtleiſtung des Spitzenreiters im Spiel gegen die Stuttgarter Sportfreunde keineswegs vielverſprechend. Der VfB. Stuttgart büßte auf eigenem Gelände gegen den Almer FV. 94 einen wertvollen Punkt ein(2:2), iſt aber immer noch ausſichtsreicher Meiſterſchaftsanwärter. Das Feuer⸗ bacher Spiel zwiſchen Feuerbach und Göppingen fiel aus und in Eßlingen unterlag der letztjährige ſchwäbiſche Meiſter, Union Böckingen, mit 1:3. Die Eßlinger ſind zwar mit 13 Punkten noch keineswegs geſichert, aber ſie haben doch gute Ausſichten, auch im nächſten Jahre in der Gauliga ſpielen zu können. In Baden iſt die Lage in der Spitzengruppe auch diesmal kaum klarer geworden. Vf. Neckarau und Phönix Karlsruhe, die beiden Tabellenerſten, waren ſpielfrei. Das gab dem VfR. Mann⸗ heim, der ganz gegen jede Tradition in Mühlburg 2:0 ge⸗ wann, Gelegenheit, mit Phönir Karlsruhe auf gleiche Höhe zu kommen. Der SV. Waldhof erreichte gegen den Karls⸗ ruher F., der in der zweiten Hälfte alle Spieler in den Strafraum zurückgezogen hatte, nur ein 1:1, aber trotzdem iſt für Waldhof noch nicht alles verloren. Im Gau Südweſt geht nun Phönix Ludwigshafen ernſtlich daran, die für die Meiſterſchaft notwendigen Punkte zu erringen. Von den vier Heimſpielen, die der Phönix noch zum Schluß hat, wurde das erſte eindeutig gewonnen: Anion Niederrad verlor 0:4, nachdem ſie das Vorſpiel mit dem gleichen Ergebnis ge⸗ wonnen hatte. Am nächſten Sonntag wird nun im Kampf zwiſchen Phönix Ludwigshafen und Kickers Offenbach(das nur 1:0 gegen den 1. Fe. Kaiſerslautern gewann!) eine wichtige Vorentſcheidung fallen. Sehr günſtig ſteht weiter⸗ hin der FK. Pirmaſens, der mit Hergert als Sturmführer die Saarbrücker Sportfreunde ſehr ſicher mit 4:1 abfertigte. Die Pirmaſenſer haben allerdings noch einige ſchwere Aus⸗ wärtsſpiele vor ſich, ſo daß man nach wie vor das meiſte Vertrauen zu Phönix Ludwigshafen muß. Neben den Saar⸗ vereinen und dem 1. FC. Kaiſerslautern kommen übrigens für den Abſtieg immer noch die drei Frankfurter Vereine(0 in Frage, denn ſie weiſen alle je 16 Verluſtpunkte auf. An Pluspunkten haben ſie allerdings doch gegenüber den hinter ihnen ſtehenden Mannſchaften, die teilweiſe mit Spielen im Rückſtand ſind, viel voraus. Gau Nordheſſen: 2 1. FC. Hanau 93— Pf. Friedberg 3:0. Sport Kaſſel— Boruſſia Fulda 0 21 Germania Fulda— SC. 03 Kaſſel 2 Gau Mittelrhein: 2 Mülheimer SV.— VfR. Köln 3 1. FC. Idar— Sp.⸗Vgg. Sülz 07 0:0. Kölner SC. 99— Eintracht Trier 218. 120. Weſtmark Trier— Blau⸗Weiß Köln * Stand der Gauliga Gau Nordheſſen: Hanau 93 15 40711 26: 4 Boruſſia Fulda 15 37:14 22 8 Spielvereinigung Kaſſel 14 26:20 1810 Germania Fulda 16 25:27 17715 Kaſſel 03 13 29:13 16:10 VfB. Friedberg 15 33232 1 Heſſen Hersfeld 16 33:32 14:18 Kurheſſen Kaſſel 14 25:34 8:20 Langenſelbold 15 24:55 8.22 Sport Kaſſel 15 15:49 4:26 Gau Mittelrhein: VfR. Köln 16 43:18 26: 6 Kölner CfR. 15 30:16 20:10 Weſtmark Trier 16 25:10 19713 Sülz 07 16 34:30 17:15 Mülheimer SV 16 28:25 16:16 Blau-Weiß Köln 5 16 22:29 14:18 Eintracht Trier 15 21:29 13 17 Kölner SC. 99 16 33:42 12:20 Bonner FV 16 30742 12:20 1. FC. Idar 15 11:36 8:22 Jugenoſkitag im Schwarzwald Der Gau Baden des DSV führte in Schönwald den Reichsjugendſkitag durch, an dem ſich etwa 250 Teilnehmer und Teilnehmerinnen beteiligten. Faſt ſämtliche Ortsgrup⸗ pen des Gaues hatten zu den Wettkämpfen Jugendliche entſandt. Die Schneeverhältniſſe waren ſehr gut, das Wet⸗ ter kalt, aber ſonnig und auch die Organiſation klappte ausgezeichnet Auch die Leiſtungen befriedigen vollauf. Sehr gut hat wiederum der Bezirk Süd abgeſchnitten, der auch in Rudi Cranz(Freiburg), der Bruder der bekannten Weltmeiſterin Chriſtel Cranz, den Jugendſkimeiſter ſtellte. Ergebniſſe: Abfahrtslauf Klaſſe 1: 1. J. Korff⸗Freiburg 2:22 Minuten, 2. Eckert⸗Hinterzarten 2:28, 3. Koſch⸗Villin⸗ gen 2:31. Klaſſe 2: 1. Fehrenbach⸗Schönwald 1:57 Minuten, 2. Burkhardt⸗Villingen 2:00, 3. Grether⸗Neuſtadt i. S. 2:01, Klaſſe 3: 1. Cranz⸗Freiburg 1:41 Minuten(Tagesbeſtzeit), 2. Fehrenbach⸗Schönwald 1:56, 3. Pfaff⸗Schönwald 1:59. — Abfahrtslauf für Mädchen: Klaſſe 1: 1. Groß⸗Schönwald 2:31 Minuten, 2. Peter⸗Freiburg 2:47, 3. Krüger⸗Todtnau 3:05; Klaſſe 2: 1. Kaltenbach⸗Schönwald 2:45 Minuten, 2. Ganther⸗Schönwald 2:59, 3. Bäuerle⸗St. Georgen 3:05; Klaſſe 3: Kuen⸗Offenburg 3:00 Minuten; Jungmannenab⸗ fahrtslauf: 1. Künnecke⸗Baden⸗Baden 2.39 Minuten, 2. Hierholzer⸗Zell i. W. 3:01, 3. Schwehr⸗Hinterzarten 3:05; — Langlauf:(5 Kilometer) 1. Künnecke⸗Baden⸗Baden 40:35 Minuten, 2. Schuler⸗Neuſtadt i. S. 40:59 Minuten, 3. Wißler⸗Schauinsland 41:10.— Sprunglauf: 1. Dold⸗ Schönwald Note 305,25, 2. Künnecke⸗Baden⸗Baden 299,50, 3. Hierholzer⸗Zell i. W. 256,50.— Sprunglauf⸗Jugend, Klaſſe 1: 1. Petrino⸗Schonach Note 277.50, 2. Pfiſter⸗Hin⸗ terzarten 265,50, 3. Sommer⸗Todtnau 219,25; Klaſſe 2: 1. Picht⸗Freiburg Note 287,75, 2. Bauknecht⸗Hundsbach 280,50, 3. Grether⸗Neuſtadt i. S. 278,25; Klaſſe 3: 1. Egle⸗ Zell i. W. 306,50, 2. Rees⸗Schauinsland 304,50, 3. Mergle⸗ Schönwald 298,50, 10. Cranz⸗Freiburg 249,10.— Kom⸗ bination:(Sprung⸗ und Langlauf): 1. Cranz⸗Freiburg 609,10 Punkte(Jugendſkimeiſter des Schwarzwaldes), 2. Grether⸗Neuſtadt i. S. 518,25, 3. Pfaff⸗Schönwald 504,25. Drei badiſche Hockey⸗Niederlagen gab es am Sonntag. Der TV. 57 Frankfurt⸗Sachſenhauſen ſchlug die TG. 78 Heidelberg 3:1, in Mannheim unterlag der VfR. dem Frank⸗ furter JG.⸗Sportverein 2:5 und der TV. 46 dem Sc. Frankfurt 1880 mit 2:4. Deutſche Ski⸗Erfolge in St. Moritz. Die beſte Würdigung erfährt die Leiſtung der Deutſchen bei den 4. Akademiſchen Welt⸗Winterſpielen in St. Moritz durch das Geſamtbild der Sieger, wobei zu bemerken iſt, daß wir uns weder am Eishockey noch an dem Eisſchnellaufen be⸗ teiligten und im Kunſtlaufen der Männer nur durch den Nachwuchsläufer Günther Noack(Berlin) vertreten waren. Von den zehn im Ski⸗Lauf vergebenen Weltmeiſter⸗Titeln holten unſere Vertreter allein fünf, von denen Chriſtel Cranz mit drei Siegen am erfolgreichſten war. Eine weitere Gold⸗ medaille holte ſich G. Schepe in der Kombination Sprung⸗ und Langlauf, die fünfte bekam Xaver Kraiſy für ſeinen Sieg im Langlauf. Für die einzelnen Wettbewerbe wurden noch beſondere Rangeinteilungen bekanntgegeben. So gewann Deutſchland den Langlauf mit einer Geſamtzeit von 4:37:29 Stunden für die drei erſten Läufer vor Italien und Oeſter⸗ reich und auch in der Kombination Sprung⸗ und Langlauf belegte Deutſchland mit Note 1264.40 den erſten Platz vor Oeſterreich und Italien. Sonja Henie wieder Weltmeiſterin. Seit 1927 iſt die Norwegerin Sonja Henie unbe⸗ ſtrittene Weltmeiſterin im Eiskunſtlaufen. Auch in Wien war ihr jetzt keine ihrer Gegnerinnen gewachſen und zum neunten Male hintereinander holte ſie ſich den Titel vor der Eng⸗ länderin Colledge, die ſich überraſchend noch vor Viviane Hulthen(Schweden) plaziert Beſſelmann Mittelgewichtsmeiſter. Durch einen k. o.⸗Sieg über den Berliner Erwin Bruch errang der Kölner Joſeph Beſſelmann zum zweiten Malt den Titel eines Deutſchen Mittelgewichtsmeiſters im Boxen Der erſte dreiachſige Dampfwagen. In Hamburg iſt jetzt der erſte dreiachſige Dampf⸗ laſtwagen der Welt in Betrieb genommen worden. Zur Dampfer⸗ zeugung wird Braun⸗ Teeröl, ein deutſches rodukt, verwandelt. r Dampfkeſſel befin⸗ det ſich hinter dem Füh⸗ 5 rerſitz. 1 Das Oe an len CCMTCNVG Fyzöhli yon E. H. ADAUHERV Fine Geschichie yon einst. Jene Geſchichte ſpielte ſich vor etwa hundertfünfzig Jahren ab. Es ſoll einmal einen Philoſophen gegeben haben, der behauptete, jede Zeit werde einmal eine gute alte Zeit, und wenn wir heute das Leben unſerer Altvor⸗ deren als ein Leben in der Spielwarenperſpektive be⸗ trachten, ſo vergeſſen wir allzuleicht, wieviel wir ihnen ſchuldig bleiben. Eva, von der hier berichtet werden ſoll, war die Toch⸗ ter eines pommerſchen Gutsbeſitzers und ein Mädchen von ſeltſamer Schönheit, ſodaß die Menſchen, denen ſie begegnete, den Hut ſtaunend abzogen. Aber die Seele die⸗ ſes e Kindes ſtand mit ſeinem Aeußeren durchaus nicht im Einklang. Denn die goldblonde, blauäugige und überzarte Eva tat es ihrem Vater nach, der die Hälfte des Tages auf dem Pferderücken zubrachte. Und zum Entſetzen einiger Tanten brachte es Eva gegen alles Herkommen ſo⸗ gar fertig, in Männerkleidung auf das Feld zu gehen. Horribile dictu! ſagten die Tanten. And dann drang beſonders Tante Agathe in den Va⸗ ter Evas, er ſolle ſie doch ja verheiraten, damit kein Un⸗ glück geſchehe, denn er ſehe doch ſelbſt, daß Evchen einen Klaps habe. „Wat denn, wat denn,“ polterte der Alte,„das Mä⸗ del iſt ſo vernünftig wie du und ich. Und das iſt mir ſchon recht, daß ſie auf dem Feld auf Ordnung ſieht. Und wenn ſie ſich dabei ihren Staatsrock nicht zerreißen will, dann mag ſie eben in Hoſen laufen.“ Tante Agathe ſchlug die Hände über dem Kopf zuſam⸗ men.„Auguſt, du biſt ja wohl nicht klug, was? Du haſt ein Mädel und keinen Jungen, und es ziemt ſich für dich alten Eſel nicht, unſern Herrgott korrigieren zu wollen 15 Evchen ihr Glück zu nehmen. Das mußt du dir über⸗ egen.“ Und der Vater überlegte es ſich wirklich. Schließlich tte er ſein Mädel ſo lieb, daß er es gar nicht ſagen onnte, ohne rot zu werden. Und gerade darum ſprach er mit ihr. „Hör, Evchen, es ziemt ſich nicht für ein Mädel, das einmal heiraten will, ſich ſo zu geben wie ein Junge.“ Evchen blitzte den Vater an und ſchlug mit der Reit⸗ gerte gegen den Stiefel, daß es klatſchte, „Sieh einer an, die Tanten,“ ſagte ſie nur.„Und wen ſoll ich heiraten? Iſt es ſchon beſchloſſen?“ „Dummes Zeug, aber einmal mußt du daran denken. Schließlich haben die Tanten nicht anrecht.“ Gpeichel tötet Bakterien Bei jedem Atemzug nimmt der Menſch mit der Luft Tauſende von Krankheitskeimen in den Körper auf. Der Körper ſelbſt aber erzeugt ſtändig die notwendigen Ab⸗ wehrmittel, die die Bazillen abtöten oder unwirkſam ma⸗ chen. Nur wenn die Abwehrkraft des Körpers auf irgend⸗ einem Gebiet verſagt, kann ſich eine Krankheit entwickeln. Der Mediziner aber ſucht nun, die Abwehrkräfte des Kör⸗ pers genau kennenzulernen, um die betreffenden Stoffe Aäideuſchoffen und dem kranken, alſo dem nicht widerſtands⸗ fähigen Körper künſtlich einzuführen. Es war naheliegend anzunehmen, daß der Körper an der Stelle ein beſonders ſtarkes Kontingent natürlicher Ab⸗ wehrſtoffe einſetzt, wo das Haupt⸗Einfalltor für die Krank⸗ heitserreger iſt, an Mund und Naſe. Vor allem erſcheint der Mund als Angriffsſtelle, denn hier finden die Erreger nicht nur mit der Luft, ſondern vielfach auch mit den Spei⸗ ſen Eingang, und die Feuchtigkeit der Mundhöhle und die zwiſchen den Zähnen haftenden Speiſereſte bilden einen geradezu idealen Nährboden für die Bakterien. Dennoch iſt wohl jedem ſchon aufgefallen, daß Wunden im Munde verhältnismäßig raſch heilen; ſelbſt Schnitte, die der Zahn⸗ arzt anbringen muß, ſchließen ſich ſchon nach kurzer Zeit, und Komplikationen ſind da ziemlich ſelten. Prof. H. Dold hat deshalb eine eingehende Prüfung der in der Mundhöhle befindlichen Stoffe insbeſondere des Speichels durchgeführt und hat dabei hochintereſſante Feſt⸗ a gemacht. Prof. Dold hat die verſchiedenſten Rein⸗ ulturen von Bakterien mit Speichel behandelt, den Speichel ſelbſt chemiſch zerlegt und dabei feſtgeſtellt, daß im Speichel verſchiedene Stoffe enthalten ſind, die ſehr bedeutſame Wir⸗ kungen auf einzelne Arten von Bakterien ausüben können. In erſter Linie fiel ihm eine Subſtanz auf, die das Wachs⸗ tum der Bazillen verlangſamt und ſo ihre Vermehrung hindert.„Inhibin“ d. h.„Hinderer“ hat Dold dieſen Stoff genannt. Dieſe Subſtanz wird übrigens bei höheren Hitze⸗ raden unwirkſam; 55 Grad zerſtören ſie. Zwei weitere eſtandteile des Speichels wirken hauptſächlich als Abwehr von Diphtheriebazillen, nämlich das„Mutin“ und das Ze⸗ din“. Das Mutin hat die eigenartige Kraft, die in die Mundhöhle gelangenden Diphtheriebazillen umzuwandeln“: Unter ſeinem Einfluß werden ſie zu„Pſeudodiphtheriebazil⸗ len“, die nicht mehr gefährlich ſind, d. h. keine Erkrankung des Menſchen hervorrufen. Das Diphtherie Nenae im vorbanden it. Zedin endlich kann die illen direkt abtöten, ſofern es in genügender Dieſes Geſpräch fand an der Grenze des Gu⸗ tes ſtatt. Weder der Vater noch Evchen hat⸗ ten bemerkt, daß ein fremder Herr näher getreten war und artig den Hut zog. Der Vater drehte ſich um. „Sie wünſchen?“ fragte er den Fremden. „Ich möchte mich Ihnen bekannt machen. Ich bin der Baron Rottberg und habe das Gut meines Onkels, das an das Ihre ſtößt, übernommen.“ Der Vater reichte ihm die Hand. „„Sehr erfreut, Herr Baron. Warum hat man nicht ſchon früher von Ihnen gehört?“ „Königs Dienſt, Herr Nachbar. Friedrich brauchte je⸗ den Arm.“ Der Fremde verneigte ſich vor Epochen. Und es war äußerſt ſeltſam, daß Evchen keinen Blick von dieſem Geſicht wandte, über deſſen Stirn eine breite Narbe klaffte, die, wie ſie ſpäter erfuhr, der Degen eines fran⸗ zöſiſchen Dragoners hinein gezeichnet hatte. Der Baron aber konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. „Sie ſcheinen eine große Amazone zu ſein, gnädiges Fräulein.“ „O nein,“ ſagte der Vater,„meine Tochter unterſtützt mich nur.“ „Trotzdem, trotzdem.“ And der Herr von Rottberg begann lange und anhal⸗ tend zu lachen, bis ſich Evchen zornſprühend abwandte, ihr Pferd beſtieg und ohne ein Wort davonſprengte. „In dieſer Hinſtcht nämlich iſt ſie ſehr empfindlich,“ ſagte der Vater. Der Baron aber ſchüttelte den Kopf. * Vetter Heinrich war zu Beſuch gekommen. Es war auffällig, daß er nur Augen für Eva hatte. Er ſuchte ſie überall auf, und immer ſprach er davon, wie ſchön ſie ge⸗ worden ſei. Dabei wußte er einfließen zu laſſen, daß er bald Geheimer Rat werden und dann etwas vorſtellen würde. Am zweiten Tage ſeines Beſuches bat er den Onkel, er möge doch bei Evchen einmal ſondieren, ob ſeine Werbung willkommen ſein würde. „J der Deubel,“ ſagte der Onkel,„das werde ich nicht tun. Wenn du ein Kerl biſt, dann fragſt du Evchen ſelbſt danach, und wenn du das nicht biſt, dann ſollſt du ſie auch nicht haben.“ So blieb dem Vetter nichts anderes übrig als ſelbſt mit Evchen zu ſprechen. „Beſte Kuſine, ich lege mit dieſen Worten mein Glück in Ihre zarten Hände. Wollen Sie die Meine werden.“ Im erſten Augenblick lachte Evchen laut hinaus. Dann aber kam ihr ein guter Einfall. Sie hatte immer an den Baron Rottberg denken müſſen. Er hatte ſie beleidigt, und während ſie ſonſt gar nicht zimperlich war, ließ ihr dieſe Beleidigung keine Ruhe. Nein, von dem Nottberg wollte ſie es nicht ungeſtraft hinnehmen. And jetzt erſchien ihr die Gelegenheit dazu gegeben, dem Herrn Baron einen Denkzettel zu erteilen. „Liebſt du mich wirklich, Heinrich?“ fragte ſie. „Mehr als mein Leben,“ antwortete Heinrich. „Und würdeſt du jeden Anbill rächen, der mich trifft?“ Es bleibt abzuwarten, ob es gelingt, dieſe Stoffe auch chemiſch rein darzuſtellen und ſie ſomit als wertvolle Vor⸗ beugungsmittel in die Diphtheriebekämpfung einzuſetzen. Geheimniſſe des elettriſchen Schlages Es iſt eine unumſtrittene Tatſache, daß in faſt allen Kulturſtaaten der Welt die Unfälle durch elektriſchen Strom Jahr für Jahr im Steigen begriffen ſind. Nach der Anſicht eines bekannten Mediziners werden dieſe Unfälle in den nächſten zehn Jahren noch viel mehr zunehmen, da die Ver⸗ wendung des elektriſchen Stromes für häusliche und indu⸗ ſtrielle Zwecke ſich immer weiter verbreitet. Eine Reihe 1 997 Gelehrter befaßte ſich jahrelang mit dem Studium der Behandlung des elektriſchen Schlages; 1 kamen zu dem Ergebnis, daß die Verſchiedenartigkeit der irkungen, die der elektriſche Strom. menſchlichen Kör⸗ per haben kann und die manchmal für den Betroffenen un⸗ mittelbar lebensbedrohende Erſcheinungen hervorrufen, in der größten Zahl der Fälle durch den Mangel mediziniſcher Kenntniſſe zu erklären ſind. Wenn jemand z. B. einen elek⸗ triſchen Schlag bekommen hat, fällt er häufig, je nach der Stärke des Stromes, tot zu Boden. Die Unterſuchung er⸗ gibt ein Aufhören aller Lebensfunktionen, das Herz ſteht, die Pulſe ſchlagen nicht mehr, und auch die Atmung hat völlig aufgehört. Es werden dann häufig Wiederbelebungs⸗ verſuche mit künſtlicher e angeſtellt. Nach 58 Minuten aber werden dieſe Rettungsverſuche aufge⸗ geben. Nach den neueſten Forſchungen muß man auch ohne die Anzeichen eines Erfolges die Wlederbelebungsaktion durch⸗ 5 und wenigſtens eine Stunde lang unabläſſig an der ettung des Betroffenen arbeiten. Es haben ſich ſchon die merkwürdigſten Dinge abgeſpielt, da ein vom Schlage Ge⸗ troffener nie wirklich ganz tot iſt, ſondern ſich in einem einem Kollaps ähnlichen Zuſtand befindet, der erſt nach meh⸗ reren Stunden weicht und deſſen Behandlung unbedingte und völlige Ruhe des Patienten nach dem unglücklichen Er⸗ eignis erfordert. Es iſt z. B. kürzlich vorgekommen, daß ein Mann, der von einem elektriſchen Schlag getroffen wurde, nach einigen Stunden wieder aufſtand, N und her⸗ ſchwankte und abgeriſſenen Worte hervorſtieß:„Ich bin er⸗ ſchlagen“. Nach drei Schritten fiel er um und war dann wirklich tot. Der Widerſtand gegen den Durchfluß des elek⸗ triſchen Stromes im menſchlichen Körper ändert ſich von Minute zu Minute, aber niemand weiß, wie dieſe Aende⸗ rung erfolgt.— —— „Ganz „Nun, duellieren.“ „Duellieren?“ „Natürlich.“ 5 „Aber Evchen, ich kann doch gar nicht fechten.“ „Du wirſt es lernen.“ „Ich habe doch kein Talent dazu.“ „Talent brauchſt du nicht, nur Mut.“ 5 And gleich darauf ſetzte der Vetter ſich in Evchens Zimmer vor den Sekretär und verfaßte einen Brief, dest die Baſe ihm diktierte. Aber als er zur Belohnung eines Kuß verlangte, lachte ſie. 3 „Du haſt noch lange nicht mein Jawort, erſt muß ich dich prüfen.“ 5 Und es verurſachte ihr ein angenehmes Schauern, wenn ſie daran dachte, was geſchähe, wenn der Baron Rottberg an des Vetters Stelle wäre. Der Baron las den Brief zweimal. „Mein Herr Baron! Sie haben durch Ihr dummes und taktloſes Lachen über den Anzug meiner Kuſine eine ſchwere Beleidigung ausgeſtoßen, die ich als der zukünftige Gatte Evchens zu rächen gewillt bin. Sie werden mir alg preußiſcher Edelmann dieſe Genugtuung nicht verſagen und wir werden Uebermorgen um ſechs Uhr abends gan; allein und ohne Zeugen mit dem Degen kämpfen. De; Schauplatz des Kampfes wird die Ortlichtung ſein. Heinrich von Terweylen Es war ihm einigermaßen peinlich, wegen einer ſol chen Bagatelle einen Zweikampf zu liefern. Auf der an; deren Seite wollte er ſich vor Evchen keine Blöße geben und zehn Minuten vor der angegebenen Zeit ſtand er am beſtimmten Platz. Punkt ſechs Uhr ſprengte ein Reiter daher, ſprang vom Pferde und ſalutierte vor dem Baron, der den Gruß erwiderte. Er nahm die Diſtanz und zog den Degen. Der Baron bemerkte, daß der Gegner eine Maske vor dem Geſicht trug. Der erſte Gang war fintiert. Beim zweiten Gang merkte der Baron, daß ſein Gegner in der Kunſt des Fechtens ſchlecht bewandert war. Und beim dritten Gang ſchlug er dem Gegner den Degen aus der Hand. „And ſo etwas will den Beſchützer Evchens ſpielen, ſagte er grimmig.„Junger Herr, Sie ſind dieſes entzük kende Mädel nicht wert.“ In dieſem Augenblick nahm der Gegner die Maske ab und Evchens Geſicht wurde ſichtbar. „Was, Sie?“ fragte Rottberg erſtaunt.„Ich denke, der Vetter wollte 2“ „Ach, der,“ ſagte Evchen eo Er kniff in der letz⸗ ten Minute, und da mußte ich ſelbſt. Der Baron trat auf ſie 1 5 „Du biſt ein tapferes Mädel, und nur ſo eine wie du kann Rottbergs Frau ſein. Aber man kann auch tapfer im Weibsrock ſein, und die Hoſen trage ich, verſtanden?“ wiß.“ 3 f nun mußt du dich mit dem Baron Nottberg Sie war einverſtanden und glücklich, als er ſie in den Arm nahm. Und der Vater ließ abends die beſte Flaſche aus dem Keller holen, während der Vetter, um ſich wenigſtens von dieſer Seite aus in Anſehen zu ſetzen, einen lakoniſchen Toaſt ausbrachte. Die faſt vergeſſene Junſel Mitten im Atlantiſchen Ozean liegt die kleine Inſel St. Helena, die als Verbannungs⸗ und Todesort Napo⸗ leons vorübergehend eine Weltberühmtheit erlangte. Ein Beſuch der Inſel wirkt auf den Gaſt niederdrückend. Schon beim Betreten des Ufers wird man von bettelnden Kindern umringt, die einem auf Schritt und Tritt folgen. Die Häu⸗ ſer des Ortes machen einen ärmlichen und verwahrloſten Eindruck. Das einzige eindrucksvolle Bauwerk iſt das Ver⸗ waltungsgebäude der transatlantiſchen Kabelkompagnie, und die faſt einzige Einnahmequelle ſind die Reiſenden, die das Grab beſuchen wollen, in dem der große Korſe zuerſt ruhte. 51 1 Napoleons iſt 1840 nach Paris übergeführt rden. Eine ſchöne ſchattige Allee führt zur Grabſtätte, die durch einen Marmorſtein ohne Aae gekennzeichnet wird. Ein eiſernes Gitter umgibt den Stein. Ganz in der Nähe ſprudelt die Quelle aus der Napoleon gern tränk. Das Wohnhaus des Kaiſers macht einen recht beſcheidenen Ein⸗ druck, und für ſeine Inſtandhaltung geſchleht offenbar nicht viel. Die Möbel und Gebrauchsgegenſtände ſind inzwiſchen von Sammlern aufgekauft, und ſie zurückzuerwerben, würde eine außerordentlich hohe Summe erfordern. Man hat daher davon abgeſehen und ſtellt nach gefundenen Zeich⸗ nungen die Möbel und ſogar das Feldbett des Kaiſers wik⸗ der her, um, ſo gut es gehen will, ein Muſeum aus dem Wohnhauſe in Longwood zu machen. 5 Das Leben auf der Inſel iſt billig, aber von einer tötenden Langeweile, die der kaiſerliche Gefangene ſieben Jahre hier ertragen mußte. Einmal in der Woche erſcheint als Zeitung der„St.⸗Helena⸗Guardian“. St. Helena iſt vulkaniſchen Urſprungs, es beſteht aus einem gewaltigen Baſaltblock, und wiederholt iſt es von Erdbeben heimge⸗ ſucht worden. So plötzlich es ſich eines Tages aus dem Ozean erhob. ſo plötzlich kann es wieder verſchwinden. Das zugkräftigſte uſerat. Um die Werbekraft von In⸗ ſeraten und Plakaten zu erhöhen, wählt man oft weiße Druckſchrift auf ſchwarzem Untergrund. Nun hat man aber auf Grund ausgedehnter Unterſuchungen nachweiſen können, daß man weiße Buchſtaben auf ſchwarzem Hinter⸗ grund langſamer und ſchwieriger lieſt als umgekehrt die ſchwarzen Buchſtaben auf weißem Untergrund. Bemerkens⸗ wert iſt auch noch die Feſtſtellung, daß man ſchwarze Buch ſtaben auf hellem Grund auf eine viel weitere Entfernung hin leſen kann als helle Druckſchrift von gleicher Größe auf ſchwarzem Grund 88 ———