35. Jahrgang Etſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mme Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Nr. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Berkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. dages- und Anzeigenblatt Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr, Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D. ⸗A. II. 35: 1200. e e de SN e a Beißbuch⸗Oebane 4 Die große Rüſtungsausſprache im britiſchen Unterhaus hat die Erwartungen, die man in Deutſchland in ſie zu ſetzen berechtigt war, nicht ganz erfüllt. Man hätte annehmen ſol⸗ len, daß die britiſche Regierung die Unfreundlichkeit, die ſie. gegenüber Deutſchland mit dem Weißbuch gezeigt hat, wie⸗ dergutmachen würde. Das iſt nicht geſchehen, wenn auch eine gewiſſe Abſchwächung erfolgt iſt. Baldwin hat erklärt, daß die Ausführungen im Weißbuch inbezug auf alle Län⸗ der und auch auf Deutſchland in freundſchaftlichem Geiſt zu verſtehen ſeien. Ferner hat er das Verſäumnis des Weiß⸗ buches nachgeholt und in ſeiner Rede nunmehr eingehend die ſchwergerüſteten Staaten, beſonders Sowjetrußland, be⸗ handelt. Die Oppoſition, die Arbeiterpartei und die Libe⸗ ralen, wurden dem Standpunkt Deutſchlands gerecht, wäh⸗ rend die nicht der Regierung angehörenden Redner der Re⸗ gierungsparteien zum Teil eine nicht ſehr maßvolle Sprache gegenüber Deutſchland führten. Der Außenminiſter, Sir Simon, ſtellte ſich ſo, als ob nichts geſchehen wäre, und beteuerte Englands gerechte Geſinnung gegenüber Deutſch⸗ land. i Aus der Ausſprache ſind noch folgende bemerkenswerte Ausführungen nachzutragen: Der frühere Kolonialminiſter Amery vertrat den Standpunkt, daß das Weißbuch nicht nur veröffentlicht, ſondern wegen ſeiner ungeheuren Bedeutung im Rundfunk verbreitet und an jeder An⸗ ſchlagſäule den Maſſen zur Kenntnis gegeben werden ſollte. Es ſei unumgänglich, daß jeder Wähler über die wahre Lage in der Welt unterrichtet werde. Der konſervative Abgeordnete Brigadegeneral Spears ſtellte die kühne Behauptung auf, daß Deutſchland im Mo⸗ nat 300 Feldgeſchütze herſtellt und daß dieſe Zahl neuer⸗ dings auf 500 geſtiegen ſei, wohingegen die führende eng⸗ liſche Rüſtungsfirma im Jahre nur insgeſamt 400 Feld⸗ geſchütze herſtellen könne. Angeſichts der Schnelligkeit, mit der Deutſchland wiederaufrüſte, herrſche in ganz Europa größte Beunruhigung(). Den Standpunkt der arbeiterparteilichen Oppoſition faßte Sir Stafford Gripps zuſammen. Seine Rede gipfelte in der Frage, warum die Gleichberechtigung auf der Grundlage der Wiederaufrüſtung und nicht auf der Grundlage der Abrüſtung durchgeführt werden ſolle. Das Weißbuch ſei das Schlußergebnis eines Kampfes innerhalb der Regierung, der ſeit dem Machtantritt der nationalen Regierung im Gange geweſen ſei. Sir Simon erklärte u. a.:„Die Politik der britiſchen Regierung iſt unveränderlich auf eine Mitgliedſchaft beim Völkerbund gegründet. Jeder Staat in Europa, außer einem, iſt Mitglied des Völkerbundes, und wir tun alles, was in unſerer Macht liegt, eine politiſche Grundlage zu ſchaffen, auf der dieſer Staat ſich wieder wirkſam der Arbeit des Völkerbundes anſchließen kann. Es iſt das Hauptziel der Verhandlungen, mit denen wir uns befaſſen, und in denen der Lordſiegelbewahrer Eden und ich uns in Bälde auf unſere Reiſe begeben, die Vorausſetzungen zu ſchaffen, unter denen Deutſchland in den Völkerbund zurück⸗ kehren kann. Wir ſind entſchloſſen, uns zu bemühen, dieſes Ergebnis zu erzielen, weil wir ebenſoſehr wie irgendjemand im Unterhaus überzeugt ſind, daß keine Sicherheit für die Welt beſteht, die ſich mit der wirkfamen Arbeit eines wirk⸗ lichen und allgemeinen Völkerbundes vergleichen kann.“ Dieſe Erklärung Simons löſte lauten Beifall bei den Regierungsanhängern aus. Simon nahm auß die britiſche Beteiligung an der internationalen Streitkraft im Saar ⸗ Ten und bei der Regelung des Streites zwiſchen Süd⸗ lawien und Ungarn Bezug. Simon bemerkte weiter, das Ziel ſei die Schaffung des Friedens in der ganzen Welt auf einer dauernden Grundlage durch Zuſammenarbeit und beſ⸗ ſeres Einvernehmen zwiſchen den Nationen und nichts ſei für die Förderung dieſes Zieles wichtiger als die Erhöhung des Verkrauens. Vor fünf Wochen erſchien, ſo fuhr Simon fort, als Ergebnis der Unterredungen zwiſchen britischen und franzöſiſchen Miniſtern die Londoner Erklärung. Dieſe Erklärung bleibt weiterhin der heilige Zweck ihrer Urheber und beſteht unverändert. Wir waren alle froh, feſtzuſtellen. daß die deutſche Regierung ihren willigen und freundſchaft⸗ lichen Geiſt begrüßke. Nichts, was hier geſagt worden iſt, und ich hoffe nichts, was anderswo geſagt worden iſt, hat dieſe Lage in geringſtem Maße eingeſchränkt. In dieſem Geiſte bereiten Eden und ich uns vor, unſere Reiſen nach fremden Hauptſtädten zu unternehmen, und ſolange vorausgeſetzt wird, daß dieſe Reiſen in dieſem Geiſte unternommen werden, wird eine freimütige und offenher⸗ zige Darlegung der Beſorgniſſe, die wir für die Zukunft empfinden, keinen Schaden anrichten. Wir ſtreben darnach, in einem Geiſte des Realismus die politiſche Grundlage zu erzielen, auf der derartige Beſorgniſſe behoben werden können d auf der die europäiſche Sicherheit geſtärkt werden kann — dorunter ein Oftyakt oder irgendein Gegenstück davon 5 und auf der unſere Hoffnungen auf eine allgemeine Be⸗ chränkung der Rüſtungen eee t werden können. Uir trachten darnach, dies in gleichberechtigter Verhandlung ilt allen in Bekracht kommenden Staaten zu tun. Die Ausſprache endete mit dem Ergebnis, daß der Miß⸗ 0 santrag der Arbeiterpartei mit überwältigen ⸗ Mehrheit von 424 Stimmen gegen 79 Stimmen abge/ Wie man ſieht: Das Ergebnis des„großen Tages“ iſt, d uns aus ebe ae Mit Recht erklärt der übe h„News Chronicle“ in ſeinem Leitattikel, die Regierung he es nicht verſucht, den Schaden wieder gutzuma⸗ b. den die tadelnden Bemerkungen des Weißbuches über Mittwoch, den 18. März 1935 Heutſchland angerichtet hätten. Wenn Baldwin ver⸗ ſucht habe, die Veröffentlichung damit zu rechtfertigen, daß in dem Schriftſtück nicht nur Deutſchland die Schuld an der Erneuerung des Wettrüſtungs zugeſchoben werde, ſo ſei dies beſtenfalls die halbe Wahrheit, denn die deutſche Aufrüſtung ſei beſonders getadelt und als Grund der britiſchen Auf⸗ rüſtungen bezeichnet worden. Das Blatt ſchließt, Simon habe hoffnungsvoll von ſeinem Beſuch in Berlin geſprochen, aber er wiſſe, daß der Beſuch in einer„Atmoſphäre be⸗ waffneter Drohungen und Vorbereitungen“ erfolgen werde, die durch das Weißbuch ſeines Premierminiſters bitterer geworden ſei. Eines Zwiſchenfalles ſei noch Erwähnung ge⸗ tan, der ſich im Unterhaus ereignete. Bei der Rede des Ab⸗ geordneten Sir Roger Keyes ſprangen plötzlich auf der Zuſchauertribüne zwei Frauen von ihren Sitzen auf, war⸗ fen eine Reihe von Flugblättern in den Saal hinab. Die eine der Frauen rief:„Nicht einen Penny für den Krieg!“, während die andere ſchrie:„Die Frauen wollen Frieden! Nieder mit dem Weißbuchl!“ Die Ruheſtörerin⸗ nen wurden von den Saaldienern ſofort aus dem Unter⸗ haus entfernt. Ein ähnlicher Zwiſchenfall wiederholte ſich ſpäter bei der Rede des Außenminiſters Simon. An Simons Beſuch Am 25. und 26. März in Berlin? London, 12. März. „Times“ erwartet nunmehr den Berliner Beſuch Sir John Simons für den 25. und 26. März. Da Eden unge⸗ fähr zur ſelben Zeit nach Moskau gehen werde, werden beide wahrſcheinlich bis Berlin zuſammenreiſen. Es werde für möglich gehalten, daß Eden kurze Zeit mit Simon in Berlin bleibe. Die Einzelheiten ſeien aber noch nicht feſige · legt. Lordſiegelbewahrer Eden wird in Moskau vom Vorſitzenden des Rats der Volkskommiſſare der Sowjet⸗ union, Kolotow, dem Außenminiſter Litwinow und ſeinem Gehilfen Kreſtinſki empfangen werden. Außerdem iſt ein Empfang beim Vorſitzenden des Vollzugsausſchuſſes der Sowjetunion, Kalinin, vorgeſehen. Ein Beſuch Edens bei Stalin findet nicht ſtatt. Venizelos von Kreta geflüchtet Nach Ausplünderung der Skaakskaſſen.— Der Juſammen⸗ bruch des Aufftandes beſiegelt. Akhen, 12. März. Nach hier eingegangenen Meldungen hal Venizelos an Bord des„Aweroff“ mit Admiral Demeſticha, dem frühe⸗ ren Finanzminiſter Maris, vielen revolutionären Führern und venizeliſtiſchen Perſönlichkeiten, die in den Aufftand ver⸗ wickelt waren, Kreta verlaſſen. In Kreta hat man die Regierungsbehörden unter Be⸗ fehl des Gouverneurs Aposkitis, der von den Aufſtändiſchen während der Revolution gefangengehalten worden iſt, wie⸗ der in ihre Aemter eingeſetzt. Die Jerſtörer„Leon“ und„Pfara“ und das Unkerſee⸗ boot„NRereus“, die ſich bisher den Aufrührern angeſchloſ⸗ ſen halten, haben ſich der Regierung zur Verfügung ge⸗ ſtellt. In Sicherheit auf italieniſchem Gebiet Der Kreuzer„Aweroff“ hat Venizelos und die übrigen Aufſtändiſchen⸗Führer, die ſich an Bord befinden, auf der zur 12-Inſel⸗Gruppe gehörenden Inſel Kaſos an Land ge⸗ ſeizt. Die geflüchteten Aufrührer befinden ſich ſomit auf ita⸗ lieniſchem Hoheitsgebiet. Der Kreuzer„Aweroff“ wird in das Arſenal von Salamis zurückkehren und ſich der Kegie⸗ rung Tſaldaris zur Verfügung ſtellen. Vor ihrer Abreiſe von Krela haben die Aufftändiſchen⸗ Jührer die dortigen Skaatskaſſen, Banken und Jollämtker ausgeplündert. Die halbamtliche Athener Agentur gibt über die Vor⸗ gänge am Dienstag folgenden Bericht: Um 3,30 Uhr ſandte das Aufrührer⸗Torpedoboot „Pſara“ einen Funkſpruch nach Athen, in dem mitgeteilt wurde, daß die aufſtändiſchen Offiziere der Zer⸗ ſtörer„Pſara“ und„Leon“ ſowie des Unterſeeboots„Ne⸗ reus“ ſich heimlich von den Schiffen entfernt und die Beſatzungen allein zurückgelaſſen hötten. Es folg⸗ ten Funkſprüche, aus denen hervorging, daß ſich der Kreu⸗ zer„Aweroff“ in italieniſche Hoheitsgewäſſer begeben wolle, wahrſcheinlich nach der Inſel Rhodos. Der letzte Funkſpruch der„Pſara“ berichtete, daß alle Geiſeln, die von den Aufſtändiſchen in Kanea feſtgehalten worden waren, wieder in Freiheit ſind. Unter ihnen befanden ſich die regierungstreuen Marineoffiziere, die von den Aufrüh⸗ rern nach dem Arſenal gebracht worden waren und die jetzt die Kommandos an Bord der von den Aufrührern verlaſſe⸗ nen Schiffe übernommen haben. a 5 Der Führer der Aufſtändiſchen⸗Organiſation„Republi⸗ kaniſche Verteidigung“, General Papulas, der in Athen für Venizelos tätig war und ſich verborgen gehalten hat, hat ſich am Dienstag früh den Behörden geſte t. 5 Dank der ſchlagarkigen Aktion der Regierung, ſo ſchließt die N 100. b p ber dfßenlchen 1 tützt war, konnte der verbtecheriſche Aufſtand 24 Skunden nach Nr. 61 Beginn des Angriffs in Mazedonien völlig niedergeworfen werden. In ganz Griechenland herrſcht hierüber große Freude. Alle Städte haben reichen Flaggenſchmuck angelegt. Der Grenzübertritt des General Kamenos Nach weiteren Mitteilungen aus der Grenzſtadt Ma⸗ ſtanly hat ſich der Grenzübertritt des Generalſtabes des re⸗ volutionären vierten griechiſchen Armeekorps weſentlich tra⸗ giſcher vollzogen als urſprünglich mitgeteilt wurde. Als die vier Autos der Flüchtlinge in unmittelbarer Nähe der bulgariſchen Grenze in der grundlos aufgeweich⸗ ten Straße ſtecken blieben, näherte ſich ihnen eine verſtärkte regierungstreue griechiſche Grenzwache. Als die Offiziere die Wache bemerkten, flüchteten ſie unter Mitnahme ihres Ge⸗ päckes in wilder Haſt der bulgariſchen Grenze zu. Nur drei von ihnen blieben auf den Kraftwagen zurück und ergaben ſich. Als die Wache ſie entwaffnen wollte, verübte einer von ihnen, ein Hauptmann, Selbſtmord mit der Piſtole. Die griechiſchen Soldaten ſetzten nunmehr den flüchtenden Offi⸗ zieren nach, die bereits das bulgariſche Gebiet erreicht hatten und bei den bulgariſchen Grenzpoſten ſtanden. Als die Verfolger Anſtalten machten, auf die Offiziere zu ſchießen, erklärte einer der Befehlshaber der bulgari⸗ ſchen Wache, daß dieſe das Feuer der Griechen ſofort erwidern würden. Die griechiſchen Soldaten zogen ſich hierauf zurück. Nach dieſem Zwiſchenfall erſt erklärte Gene⸗ ral Kamenos und ſeine Offiziere, die ſich zunächſt als Re⸗ gierungskommiſſionäre ausgegeben hatten, den bulgariſchen Grenzoffizieren, wer ſie eigentlich ſeien. General Kamenos hat 60 Millionen Drachmen mitgenommen. Griechenland fordert Verhaftung Die griechiſche Regierung hat dem griechiſchen Konſul in Philippopel befohlen, ſich an die bulgariſch⸗griechiſche Grenze zu begeben und die 60 Millionen Drachmen zu be⸗ ſchlagnahmen, die der Aufrührergeneral Kamenos mitge⸗ nommen hat. Gleichzeitig ſoll der Konſul die Verhaftung des Generals Kamenos und ſeiner Offiziere fordern. Dem griechiſchen Geſandten in Sofia iſt Anweiſung erteilt wor⸗ den, in dieſem Sinne Schritte bei der bulgariſchen Regie⸗ rung zu unternehmen. Die Verluſte der Kämpfe am Montag belaufen ſich auf 11 Tote und 28 Verwundete. Internierung griechiſcher Handelsſchiffe. Die türkiſche Regierung fährt fort, die griechiſchen Handelsdampfer, die aus dem Schwarzen Meer kommen und nach Griechenland oder nach fremden Häfen des Mittelmee⸗ res fahren, anzuhalten. Die Schiffe werden vorläufig im Hafen des Goldenen Horns interniert. Die Maßnahme er⸗ folgt im Einvernehmen mit der griechiſchen Regierung, um zu verhindern, daß den Aufſtändiſchen Material in die Hände fällt. Bis jetzt ſind acht Schiffe in Iſtanbul feſtgelegt. ich Venizelos in Italien interniert Keine Auslieferung der Flüchtlinge an Griechenland. Rom, 13. März. Von amtlicher italieniſcher Seite iſt die Nachricht beſtã⸗ ligt worden, daß Venizelos von Italien ſofortk inkerniert wurde. Er wird als politiſcher Flüchtling betrachtet und dementſprechend nicht ausgeliefert werden. Ein griechiſches Unterſeeboot, das ſich der Aufſtandsbe⸗ wegung angeſchloſſen hatte, hat nach einer Mitteilung von Unterrichteter italieniſcher Seite die zur 12⸗Inſel⸗Gruppe ge⸗ hörende italieniſche Inſel Papmos angelaufen. Die italieni⸗ ſchen Behörden haben die aus acht Offizieren, einem Zivi⸗ liſten und etwa 30 Mann beſtehende Beſatzung ſofort auf der Inſel interniert. Auch General Plaſtiras hat ſich in Sicherheit gebracht. Paris, 13. März. Der griechiſche General Plaſtiras be⸗ findet ſich wieder in Marſeille. Er lehnte es ab, irgendwie zu den Vorgängen in Griechenland Stellung zu nehmen. Die Wahlen zum Danziger Vollgas 0 Achtung! Wahlberechtigte im Reich! Für den 7. April 1935 ſind Neuwahlen zum Danziger Volkstag ausgeſchrieben. Wahlberechtigt ſind auch die Danziger Staats angehörigen, die am Wahl⸗ tage nicht ihren ſtändigen Wohnſitz im Freiſtagt Danzig haben. Die Anträge all Zuſendung eines Wahlſchei⸗ nes ſind an das Wahlamt der Freien Stadt Danzig, Poli⸗ zeipräſidium, Karrenwall, zu richten. dem Afitrag iſt ein Auszug aus dem polizeilichen Melderegiſter( ede ein) ihres augenblicklichen Wohnſitzes und die Nummer ihres ültigen Danziger Paſſes beizufügen. Die Danziger Wahl⸗ erechligten erhalten bei Vorlage ihres Paſſes oder ihres Wahlſcheines und des polizeilichen Meldeſcheines auf den Ausgangsbahnhöfen einen Freifahrtſchein der Reichsbahn bis Firchau oder Groß⸗Boſchpol. Die Weiterfahrt zum Wahlort wird an den genannten Grenzbahnhöfen geregelt. Die Wahl kann auch in Kalthof vorgenommen werden. Die Abſicht, in Kalthof zu wählen, muß bei der Beantragung des Wahlſcheines ausdrücklich ausgeſprochen werden. Wei⸗ tere Auskünfte erteilen die Vereine der W ge im Reich und die Danziger Verkehrszentrale Berlin W 8, Unter den Linden 16. 1 1 Wir ſprechen mit Japan! Eröffnung des Fernſprechverkehrs Berlin— Tokio. Berlin, 12. März. Am Dienstag iſt der Fernſprechverkehr zwiſchen Berlin und Tokio eröffnet worden. Als erſte Geſpräche ſind Begrü⸗ ßungsanſprachen zwiſchen den Vertretern der Keichsregie⸗ rung, dem Keichsminiſter des Auswärkigen und dem Reichsverkehrs⸗ und RKeichspoſtminiſter und den Vertretern der ſapaniſchen Regierung, dem japaniſchen Miniſter des Auswärtigen und dem japaniſchen Verkehrsminiſter ausge⸗ tauſcht worden. Außerdem wurden Anſprachen gewechſelt zwiſchen dem Reichsleiter des Außenpolitiſchen Amtes der NSDAP ſowie dem Präſidenten der Reichswirtſchaftskammer einerſeits und dem Vertreter des Internationalen Kulturinſtitutes in Tokio und dem Präſidenten des Verbandes der japaniſchen Handelskammern andererſeits. Der japaniſche Verkehrsminiſter hielt die erſte Anſprache. Es iſt ſehr bezeichnend, ſagte er u. a., daß gerade in dieſem Augenblickp die Funkfernverbindung zwi⸗ ſchen Japan und Deutſchland eingerichtet worden iſt. Sie wird von großem Vorteil für die Entwicklung des Han⸗ dels und für die Erhöhung der traditionellen Freundſchaft zwiſchen den beiden Ländern ſein. Der Reichspoſtminiſter erwiderte u. a.: Ich be⸗ rüße die neue Fernſprechverbindung als eine wertvolle ermehrung unſerer Verkehrsmittel und wünſche von Her⸗ ßen, daß ſie zu einer Erleichterung für den Austauſch ge⸗ chäftlicher Mitteilungen jeder Art und vor allem zu einer ertiefung der freundſchaftlichen Beziehungen zwiſchen un⸗ ſeren Ländern beitragen möge. Reichsaußenminiſter Irh. v. Neurath ſagte in ſeiner Anſprache: Die Eröffnung des regulären Fernſprechoerkehrs auf drahtloſem Wege bietet die Möglich⸗ keit, den Austauſch von Nachrichten und von geiſtigen Gü⸗ tern auch zwiſchen entfernt liegenden Ländern immer inten⸗ ſiver zu geſtalten und dadurch auch das Verſtändnis für die Vorgänge in den betreffenden Ländern zu erleichtern. Ich bin überzeugt, daß ſich die Beziehungen unſerer beiden Na⸗ tionen im Zeichen aufrichtiger Freundſchaft weiter entwik⸗ keln werden. Der japaniſche Außzenminiſter Hiroka antwortete u. a.: Es freut mich außerordentlich, daß beſon⸗ ders in letzter Zeit ſich unſere gegenſeitigen Beziehungen auf allen Gebieten immer freundſchaftlicher entwickeln. Ich möchte dieſen Anlaßz benutzen, Ew. Exzellenz und dem deukſchen Volke, das ſich unler der Führung ſeines Reichskanzlers Adolf Hitler um den Wiederaufbau des Deuk⸗ ſchen Reiches mit Erfolg bemüht, meine beſten Grüße zu übermitteln und gleichzeitig meine herzlichſten Wünſche für das Wohl und Gedeihen Deutſchlands auszusprechen. Politiſches Allerlei Poſtwertzeichen zum Heldengedenktag. Aus Anlaß des Gedenktages für die gefallenen Helden des Weltkrieges(17. März) gibt die Deutſche RNeichspoſt Gedenkmarken zu 6 und 12 Reichspfennig in beſchränkter Auflage heraus. Das Markenbild, von dem Künſtler Mföl⸗ nir(Schweizer) entworfen, ſtellt den Kopf eines Soldaten mit Stahlhelm dar. Die Poſtanſtalten beginnen mit dem Verkauf am 15. März. Die Freimarken können auch nach dem Ausland verwendet werden. Die Italianiſierung der deutſchen Namen. Nunmehr iſt der zweite Teil des von dem Senator To⸗ lomei zuſammengeſtellten Verzeichniſſes von 50 000 italianiſier⸗ ten Namensformen erſchienen, in die die deutſchen Namen in Südtirol umgeändert werden ſollen. Unter den neu ver⸗ öffentlichten Namen befindet ſich auch der Name Hitler, für den Senator Tolomei zwei italieniſche Formen vorſchlägt und zwar Dalla Capana(von der Hütte) oder Caſolari. 4 7 Abwegige Vorwürfe Profeſſor Stankevicius plädiert im Memelprozeß. Kowno, 13. März. Im Prozeß gegen die Memelländer wurden die Plä⸗ doyers der Verteidiger fortgeſetzt. Der litauiſche Staats⸗ rechtler Profeſſor Stankevicius, der die Neumann⸗ Leute verteidigt, hielt eine großangelegte Rede. Bemer⸗ kenswert war, daß er ſtets den litauiſchen Standpunkt be⸗ tonte, wenngleich er die deutſch⸗litauiſchen Beziehungen ver⸗ ſöhnlich auffaßte. Er wies zunächſt auf die Schwierigkeiten hin, auf die 55 Verteidigung immer wieder ſtieße, da die Zeugen offen⸗ ar unker dem Druck der Polizei widerſprechende Ausſagen gemacht hätten und betonte, daß die Autonomie von den verbotenen beiden Parteien ſchon deshalb nicht habe be⸗ kämpft werden können, weil ſchließlich erſt durch die Auto⸗ nomie die Selbſtändigkeit und das Deutſchtum überhaupt nur erhalten worden ſeien.— Die Abfindungsgelder der deutſchen Regierung ſeien mit der litauiſchen Regierung vereinbart worden. Eigentlich hätten ſie von der litauiſchen Regierung bezahlt werden müſſen. Dem litauiſchen Staat ſei alſo nur eine Erleichterung erwachſen, die man den Ange⸗ klagten unmöglich als Schuld anrechnen könne. Das gleiche gelte auch für die anderen finanziellen und kultureſſen Be⸗ ziehungen, die von früher her zwiſchen Deutſchland und dem Memelgebiet beſtanden hätten und nicht von heute auf morgen zu löſen ſeien. Die Anklageſchrift beſchäftige ſich aber zu zwei Drit⸗ teln mit Vorgängen aus der Zeit vor Gründen der beiden verbotenen Parteien. Die Anklage könne man alſo höchſtens zu einem Drittel als— vom litauiſchen Standpunkt aus belaſtend für die Angeklagten bezeichnen. Die Bewegung, ſo fuhr Profeſſor Stankevicius fort, habe ſpontan von Deutſch⸗ land auf das Memelgebiet übergegriffen. Beſonders unterſtrich Profeſſor Stankevicius, daß ein bewaffneter Aufſtand geheim vorbereitet würde, nicht aber durch eine öffentliche Propaganda, wie ſie die Jugend dauernd für die beiden Parteien im Memelgebiet getrieben hätte. Von einer Uniformierung zu reden, ſei abwegig. Zum Schluß ſeiner Ausführungen erklärte Profeſſor Stankevicius, daß es völlig unſinnig ſei, zu glauben, ein 70⸗Millionen⸗Volk, mit dem die ganze Welt rechne, würde ſeine ganze Kraft auf ein kleines Nachbarvolk kon⸗ zentrieren. Die Wiedergeburt Litauens ſei im übrigen erſt mit Unterſtützung Deutſchlands möglich geweſen. Die Auseinanderſetzungen in Angarn Budapeſt, 13. März. Das neugebildete Kabinett Göm⸗ bös hielt ſeine erſte Sitzung zuſammen, in der das inner⸗ politiſche Programm der Regierung und die Durchführung der Parlamentswahlen erörtert wurden. Von maßgeben⸗ der Seite wird hervorgehoben, daß ſich in der außenpoliti⸗ ſchen Einſtellung nicht das mindeſte geändert habe. Man weiſt darauf hin, daß durch die Verzögerung der deutſch⸗ engliſchen Verhandlungen die internationale Erörterung des Donaupaktes zunächſt nicht weiter geht.— Das allge⸗ meine Intereſſe in Ungarn iſt vollſtändig von dem Wahl⸗ kampf beherrſcht. Die Regierung hofft, ſie werde im neuen Parlament über eine Mehrheit von etwa 200 bis 210 Abge⸗ ordnete bei der Geſamtzahl von 240 Abgeordneten ver⸗ fügen. Der Ankauf der Oſtchinabahn. Die japaniſche Preſſe knüpft große Erwartungen an den Uebergang der Oſtchinabahn an Mandſchukuo. Auffallend iſt die kühle Aufnahme in der Armee, die wohl die Bedeu⸗ tung des Bahnverkaufs nicht unterſchätzt, aber darauf hin⸗ weiſt, daß die Lage im Fernen Oſten ſolange nicht als ge⸗ ſichert zu betrachten ſei, als Rußland ſeine ſtarken militä⸗ riſchen Einrichtungen entlang der Grenze und in Oſtſibirien in vollem Umfange aufrechterhalte. Die Bahn ſei für Ruß⸗ land ohnehin wertlos geweſen. Am die zweijährige Dienſtzeit Noch keine Enkſcheidung im franzöſiſchen Miniſterraf. Paris, 12. März. Die franzöſiſchen Miniſter haben Dienstag vormittag 11 Uhr bis 14.15 Uhr getagt. Im Mit⸗ telpunkt der Beratungen ſtand, wie angekündigt, die Frage der Erhöhung der Militärdienſtzeit. Die Länge der Vera tungen und die Kürze der daraufhin ausgegebenen amt⸗ lichen Verlautbarung laſſen die Vermutung zu, daß dieſe aus innerpolitiſchen Gründen einigermaßen heikle Frage noch nicht reſtlos geklärt zu ſein ſcheint. Amtlich wird mitgeteilt, daß der Miniſterrat die Maß, nahmen geprüft habe, die von der Regierung getroffen werden und in allernächſter Zeit dem Parlament unter⸗ breitet werden ſollen, um den Unterſchuß der Ausfallsfahre zu decken Der Miniſterpräſident wird in den Kammern am nächſten Freitag eine diesbezügliche Erklärung abgeben. Der Geſetzesvorſchlag ſieht vor, daß für die Rekruten, die im April eingezogen werden, die 18 monatige Dienſtzeit und für das Oktoberkontingent die zweijährige Dienſtzeſt eingeführt wird. Kurzmeldungen Neun Tote durch Lawinenunglück Ganzer Skilehrgang verſchüttet. Wien, 12. März. In den Schladminger Tauern ereignete ſich ein ſchwere⸗ Lawinenunglück. Neun Teilnehmer und Teilnehmerinneg eines Skilehrganges aus Wien wurden dabei getötet. Am Montag nachmittag übten 25 Teilnehmer eine; Skilehrganges des deutſchen Schulvereins Südmark aus Wien zwiſchen der Neuerhoff⸗Alpe und der Urſula⸗Alpe Plötzlich löſte ſich ein Schneebrett und verurſachte ein Staublawine. 13 Teilnehmer des Kurſus wurden mitgeriſ⸗ ſen, neun von ihnen wurden getötet. Vier Perſonen konn⸗ ten gerettet werden. Die Teilnehmer des Lehrganges waren in einer Almhütte im Gemeindegebiet Pichl⸗Preunegg ein⸗ quartiert. Den Leiter des Skilehrganges ſcheint keine Schuld zu treffen, es ſei denn, daß er die Uebungen abhielt, obwohl zu der Zeit, als er mit ſeinen Leuten zu den Uebungen ging, ein furchtbarer Sturm herrſchte. Die Niederen Tauern gel⸗ ten als ein ideales Skigelände und als verhältnismaßig lawinenſicher. Das Lawinenunglück iſt das größte, das ſich ſeit Jahren in Oeſterreich ereignet hat. Anarchie auf Kuba 200 Menſchen abgeſchlachtel Miami(Florida), 12. März. Carlos Hevia, der im Jahre 1934 drei Tage lang Präſident von Kuba war, iſt von Havanna im Flugzeug hier angekommen. Wie er erklärte, ſei ſein Leben dort in Gefahr geweſen. Er erzählte, gegen 200 Menſchen ſeien am Samstag in Kuba abgeſchlachtet worden. Es herrſche dort die größte Verwirrung. Man finde überall Leichname. Er wiſſe nicht, wer Befehle erteile. Der Wildererkönig von Kärnten. Wien, 12. März. Nach aufregendem Kampf iſt es drei Jägern und zwei Gendarmen gelungen, den Wilddieb Georg Haslitzer, der den Namen„Wildererkönig von Kärnten führt, feſtzunehmen. Hierbei wurde der Wilderer ſchwer verletzt. Haslitzer ſelbſt rühmte ſich, in der letzten Zeit tau⸗ ſend Gemſen erlegt zu haben. Japaniſche Auswanderung nach Braſilien. Eine japaniſche Handelsmiſſion reiſt demnächſt nach Braſilien ab. Die Regierung bringt gleichzeitig eine Vor⸗ lage zur Förderung der Auswanderung nach Braſilien ein, zweieinhalb Millionen Yen, auf zehn Jahre verteilt, wer⸗ den als Unterſtützungen für Auswanderer nach Braſilien ausgeworfen. Man rechnet mit jährlich zweitauſend Aus⸗ wanderern, die im Gebiet des Amazonas unterkommen ſol⸗ len. Hauptſächtich handelt es ſich um Farmer für Reis, Wolle, Tabak, Gummi, Kaffee und anderes. Der Wagen fuhr in den Schloßhof ein, und in weni⸗ gen Minuten konnte er ſeinen Sohn nach halbjähriger Abweſenheit in die Arme ſchließen. Er brauchte auch gar nicht mehr lange zu warten, denn eben trat ſein Diener Friedrich ein und meldete den jungen Herrn Grafen. Egon ging auf ſeinen Vater zu, und beide lagen ſich in den Armen. „Papal Lieber Papa!“ rief er freudeſtrahlend. Eberhard nahm ſeines Sohnes Hände und drückte ſie herzlich. Eine tiefe Rührung überkam ihn, als er Egon ſo in voller Jugendkraft und männlicher Schönheit vor ſich ſtehen ſah, und mit väterlichem Stolz rief er tief be⸗ wegt:„Sei willkommen, lieber Sohn!“ Er geleitete ihn zu einem bequemen Klubſeſſel.„Aber nun ſetze dich, du wirſt müde ſein.“ Nachdem beide Platz genommen, reichte ihm Eber⸗ hard eine Zigarette und bediente ſich dann ſelbſt. „So, jetzt wird es behaglich.— Haſt du eine gute Reiſe gehabt?“ „Ja, lieber Papa, obwohl ich etwas ungeduldig war und meine Ankunft hier kaum erwarten konnte. Meine Gedanken waren fortwährend mit dem Telegramm be⸗ ſchäftigt. Ich konnte mir nicht erklären. welch dringende Angelegenheit deine ſo ganz ungewöhnliche Dispoſition veranlaßte.“ Eberhard ſtieß den Rauch ſeiner Zigarette haſtig in die Luft. Man merkte es ihm an, daß er nach Worten ſuchte. Endlich hatte er ſich gefaßt und begann:„Lieber Egon, der Baron von Prachtitz fiel, wie du ja weißt, vor Jahresfriſt im Duell.“ ö „Das iſt mir bekannt,“ erwiderte Egon.„Du ſchriebſt es mir ja damals nach Heidelberg, und auch alle Blätter berichteten über den ſenſationellen Fall. Die Baronin—“ „— W iſtt ſchuldlos!“ fiel ihm Eberhard ins Wort. „Ihre faszinierende Schönheit war die Urſache dieſes Un⸗ glücks. Es kam auch niemanden in unſeren Kreiſen in den Sinn, die Schuld auf ſie abzuwälzen, denn ihr Ruf iſt makellos. Als ich ihr vor vierzehn Tagen einen Höflich⸗ keitsbeſuch abſtattete, teilte ſie mir im Lauf der Unterhal⸗ tung den Grund mit, der das Duell herbeigeführt hatte: „Der Rittmeiſter Freiherr von Steindorf von der Garniſon der Kreisſtadt war mit dem Baron früher be⸗ freundet und daher oft Gaſt in Schloß Prachtitz. Die Lie⸗ benswürdigkeit der Baronin ihm gegenüber deutete er eines Tages falſch und ließ ſich hinreißen, ihre Hand in⸗ timer zu küſſen, als es ſchicklich iſt. Voll Entrüſtung ent⸗ zog ſie ihm die Baronin und wies ihn ganz entſchieden in ſeine Schranken zurück. „Als nun eines Tags der Baron wieder eine Einla⸗ dung an den Rittmeiſter ergehen laſſen wollte, fiel ihm die Reſerviertheit der Baronin auf, die ſich ſonſt über dieſen Beſuch ſehr gefreut hatte. Er wurde argwöhniſch, Ungehbez 10 192 8 0 15 8 beichtete ihm die ngehörigkeit des Rittmeiſters. Die Folge war das Duell. Mit durchſchoſſener Bruſt wurde der Baron damals in das e „Ihr Schmerz war grenzenlos, aber die geit heilt ja alle Wunden. Das Trauerjahr ging vor e zu ende, und dies iſt der Grund, weshalb ich dich ſo drin⸗ gend zu mir bat. Du kennſt die Baronin nicht perſönlich, denn während der Hochzeitsfeierlichkeiten warſt du in Heidelberg und konnteſt, da du vor dem Examen ſtandeſt, nicht abkommen. Als du dann vor einem halben Jahr deine Ferien hier verbrachteſt, war es dir wieder nicht möglich, einen Beſuch abzuſtatten, da die Baronin nach Italien gereiſt war.“ Er erhob ſich, ging zum Schreibtiſch und nahm eine Photographie in Goldrahmen zur Hand.„Hier haſt du ihr Bild!“ Egon betrachtete es und rief ganz begeiſtert:„Lieber Papa, dieſe Frau iſt ſchön!“ Er mußte unwillkürlich an Janni denken. Wenn dieſe ihn durch ihr reines, un⸗ ſchuldsvolles Weſen und ihre engelsgleiche Schönheit an ſich kettete, ſo feſſelte ihn das Bild der Baronin durch den mondänen Reiz und Charme ihrer Züge. Eberhard beobachtete ihn prüfend. 8 „Nun— wie gefällt ſie dir?“. „Ich muß geſtehen, daß ich ganz entzückt bin!“ Er ſah ſeinen Vater mit einem unbeſtimmten Blick an und ſagte:„Aber, daß das Bild auf deinem Schreibtiſch ſteht?“ und wie ſondierend fuhr er fort:„Haſt du die Abſicht, dich wieder zu verheiraten?“ 5 a Eberhard lächelte vor ſich hin. ö „Ich—? Nein! Wenn ich auch geſtehen muß, daß ich keinen Augenblick zögern würde, wenn——“, er unter⸗ brach ſich.„Der Erreichung eines ſolchen Glückes ſteht mein Alter im Wege!“ Scherzhaft entgegnete Egon:„Alt? Was man eigent⸗ lich alt nennt, biſt du doch gar nicht. Mit fünfzig Jahren und ſo einer ſtattlichen Erſcheinung biſt du für Frauen noch immer begehrenswert.“ Eberhard war erfreut über das Lob, das ſein Sohn ihm zollte, und ſchmunzelte vergnügt vor ſich hin. Egon fuhr fort:„Und dann— du biſt Graf— ſie eine Baronin; die Ausſicht, Gräfin werden zu können, würde ſie vielleicht doch beſtimmen, einen Antrag von dir nicht abzulehnen.“ „Mein lieber Sohn, du meinſt es gut mit mir, aber ich glaube nicht, daß dieſe entzückende Baronin ihre Ju⸗ gend und ihren Reichtum mir opfern wollte, um Gräfin werden zu können. Uebrigens ſoll ſie ja—— doch davon ſpäter.“ Er ſchüttelte den Kopf.„Nein, mein Sohn, ich komme nicht in Betracht. Das Bild erbat ich, als ich vor vierzehn Tagen bei ihr zu Beſuch weilte. Sie gab es mit ſehr gerne.“ Er blickte Egon in die Augen und ſagte mit Betonung:„Vielleicht ahnte ſie, warum ich ſie um das Bild gebeten habe.“ l Egon ſah ihn erſtaunt an. 51 „Warum haſt du ſie um das Bild gebeten?“ 5 „Um es dir zeigen zu können, da ich ſie durch dich zur Gräfin machen will.“ Egon warf die Zigarette fort und ſprang auf, Er war ganz unſchlüſſig, was er antworten ſollte. Endlich faßte er ſich. f „Ich ſoll die Baronin heiraten?“ a „Ja, mein Sohn.— Gott ſei Dank, jetzt iſt es her aus.“ Seine Miene, die bisher immer etwas beſorgt war erheiterte ſich, und erleichtert fuhr er fort:„Die Baron wird daran denken müſſen, ſich wieder zu verheiraten denn die Bewirtſchaftung des großen Gutes erforde! eine ſtraffe Hand. Du kannſt dir denken, daß ſich Bewe ber um ſie in Menge einſtellen werden. Ich will dah Vorſorge treffen, daß ihr Vermögen— einen groß Teil davon wird ſie ja leider an die Verwandten Barons auszahlen müſſen— in deine Hände komt Nach meinem Tode fällt dir auch noch das Majorat, ſo daß d u dann der reichſte Ariſtokrat weit und breit b 7 7 eee eee eee eee ue us dem ladioclien Laud Tagung der kurpfälziſchen Volksmuſikvereine. 1 Reilingen, 12. März. Die Volksmuſikvereine der Kreiſe Mannheim, Heidelberg und Weinheim, die im Gau„Kur⸗ pfalz“ vereinigt ſind, hielten hier eine Gautagung ab, an der 85 Delegierte teilnahmen. Nach dem Kaſſenbericht, der in Ordnung befunden wurde, ſprach der Gauleiter des Muſik⸗ verbandes Kurpfalz, Angſtmann⸗Plankſtadt, über die letzten Tagungen in Ludwigshafen und Neuſtadt, über die Ein⸗ liederung der Volksmuſikvereine in die Neichsmuſikkammer, die neue Bezirkseinteilung und das für den Sommer geplante Bezirksmuſikfeſt, das in Brühl oder Ketſch stattfindet. Der Tagung, bei der noch weitere Fragen ihre Klärung fanden ſchloß ſich ein Werbekonzert des Muſikvereins„Harmonie“ Reilingen an. 8 Schwerkadler mit der Waage.— Abzeichen der Juriſten. Um der geſchloſſenen Einheit des deutſchen Rechtsſtandes auch nach außen ſichtbaren Ausdruck zu verleihen, hat der Reichsjuriſtenführer, Reichsminiſter Dr. Frank, die Schaf⸗ fung eines Mitgliederabzeichens für alle Mitglieder des Bundes Nationalſozialiſtiſcher Deutſcher Juriſten und der Deutſchen Rechtsfront angeordnet. Das Abzeichen ſtellt das 2 Symbol des Bundes, den Schwertadler mit der Waage, dar. i Schwetzingen.(Oberrealſchule wird Neal⸗ gymnaſiu m.) Die Hebel⸗Oberrealſchule erhält mit dem neuen Schuljahr den Lehrplan eines Realgymnaſiums, indem ab Untertertia der obligatoriſche Lateinunterricht eingeführt wird. Ab Anterſekunda wird Engliſch Pflichtfach. () Gaggenau.(Gemeindezuſammenle gung.) Die Gemeinde Ottenau iſt in die Stadtgemeinde Gaggenau eingegliedert worden. Dafür war beſonders der Umſtand ausſchlaggebend, daß ſich die Daimler⸗Benzwerke mit ihren Anlagen auf beide Gemarkungen erſtrecken. () Pforzheim.(Braune Meſſe.) Auf Grund des guten Erfolges im Vorjahre findet hier vom 4. bis 12. Mai zum zweiten Male eine Braune Meſſe und Deutſche Woche ſtatt. Die Meſſe wird diesmal in vergrößertem Umfange im Städtiſchen Saalbau und dem anſchließenden Freigelände ab⸗ gehalten. Letztes Jahr hatte die Meſſe 25 000 Beſucher auf⸗ zuweiſen. () Lahr.(30 jähriges Ortsjubiläum.) Die katholiſche Pfarrgemeinde Lahr feierte das 30 jährige Orts⸗ jubiläum des Geiſtlichen Rats Julius Popp. Dieſer wirkt ſeit dem 2. März 1905 als Stadtpfarrer in Lahr und er⸗ freut ſich großer Beliebtheit. O Meiſenheim bei Lahr.(Tödlicher Unglücks⸗ fall.) Hier half der 64 Jahre alte Landwirt und Sattler Karl Schlenker aus Meiſenheim ſeinem Schwiegerſohn beim Faſchinenladen im Gemeindewald. Schlenker war mit dem Feſtmachen des Spannſeiles auf dem hochbeladenen Wagen beſchäftigt, kam durch das Federn des Wagens ins Rutſchen und ſtürzte rücklings zu Boden. Hierbei trug er einen Bruch 15 Wirbelſäule davon, der ſeinen ſofortigen Tod herbei⸗ führte. O Oberkirch.(Zeugen aus der Vergangenheit.) Bei den Kanaliſationsarbeiten in der Hauptſtraße ſtieß man auf eine alte dicke Stadtmauer, die nur ſehr ſchwer zu durch⸗ brechen war. Ferner kam auch der uralte Stadtgraben zum Vorſchein, der in früheren Jahren die Abwaſſer aufgenom⸗ men hat. O Furtwangen.(10 Tage Schulſchließung we⸗ gen Grippe) Hier haben die Grippe⸗Erkrankungsfälle unter der Schuljugend ſo zugenommen, daß die Volks⸗ und Bürgerſchule für 10 Tage ihren Anterricht ausfallen laſſen mußte. () Konſtanz.(Landwirtſchaftliches Anweſen eingeäſchert) In der benachbarten Gemeinde Allens⸗ bach brach am Montag abend Feuer aus. Innerhalb kurzer Zeit war das Anweſen des Landwirts und Maurers Emil Strobel niedergebrannt. Die Feuerwehr verhinderte durch ihr tatkräftiges Eingreifen ein bei dem herrſchenden Wind ſehr leicht möglich geweſenes Uebergreifen des Feuers auf be⸗ machbarte Gebäude. Die Brandurſache iſt noch unbekannt. O Diersheim(Amt Kehl).(Rehe als Rübendieb e.) Aus zwei im Gewann Salenwört liegenden Rübenmieten wurden in den letzten 14 Tagen je etwa ein Zentner Weiß⸗ rüben herausgeriſſen und aufgefreſſen. Wie einwandfrei feſt⸗ geſtellt werden konnte, kommen als Diebe nur Rehe in Frage. Es iſt dies ein wohl äußerſt ſeltener Fall, daß Rehe Rübenmieten aufreißen.. Furtwangen.(Ein unüberlegter Streich.) Dieſer Tage ſchüttete ein junger, lediger Mann aus Scherz einer Hausangeſtellten eine kleine Menge Schwarzpulver in das Feuer. Das Pulver entnahm er aus einem kleinen Fläſchchen, das er in der Hand behielt. Die Wirkung dieſes unüberlegten Streiches war aber eine andere, als ſich der Mann vorſtellte. Das Pulver im Feuer entwickelte ſich zu einer Stichflamme, die die Exploſion des Pulvers, das der Mann in der Flaſche in der Hand hielt, zur Folge hatte. Dabei wurde die Hausangeſtellte ſchwer verletzt. (O Säcingen.(Das Fridolinfeſt) Das Fridolin⸗ jeſt in Säckingen, das alljährlich im März zu Ehren des Alemannen⸗Apoſtels in der ſchönen alten Rheinſtadt begangen wird, hat auch in dieſem Jahre wieder zahlreiche Beſucher aus Oberbaden, dem ſüdlichen Schwarzwald, der benachbarten Schweiz und dem Elſaß nach Säckingen geführt. Seit den frühen Morgenſtunden war das herrliche Fridolinmünſter, das die Gebeine des Stammesheiligen birgt, von einer an⸗ dächtigen Menge gefullt. Der hellerleuchtete Sarg des Hei⸗ ligen Fridolin, ein prachtvoller Silberſchrein in altem Barock⸗ fil 5 im Wiel des Gotteshauſes aufgeſtellt. Eine beſondere Weihe erhielt das 800 durch die Anweſenheit des Biſchofs von Rottenburg, Dr. Sproll. Von Dibzeſan⸗Präſes Dr. Schuldis⸗Freiburg wurde die Feſtpredigt gehalten. Der Prediger ermahnte die Katholiken vom Alemannenſtamm feſtzuhalten an Jeſus Chriſtus und feiner heiligen. Kirche. e Nach dem Pontffitalamt nahm unter dem Glockengeläut die gro ridolins⸗Prozeſſion ihren Weg durch die non zahlreihen e Straßen. Am Htachwitkag predigte im Münſter Biſchof Dr. Sproll. Waldshut.(Ein alter ſchöner Brauch.) Auf dem Schwarzwalde und den Höhen des Hotzenwaldes 1 in faſt allen Orten die Faſtnachtsfeuer, wobei ſich die Jugen mit dem Scheibenſchlagen beluſtigte. Nach Schluß gings unter kröhlichem Geſang in das Dorf zurück, wo dann in der Wirtſchaft oder einem Privathauſe die begehrten ſchmack⸗ haften Faſtnachtsküchle gebacken und verzehrt wurden. ö Aus den Nachbarländern Ludwigshafen a. Rh.(Lyſol getrunken.) Eine 26 Jahre alte ledige Frau trank in der Abſicht, ſich das Leben zu nehmen, Lyſol, an deſſen Genuß ſie nach der Einliefe⸗ aun in das ſtädtiſche Krankenhaus ſtarb. denkoben.(Todesſturz auf der Treppe.) Der 72 Jahre alte Rentner Valentin Modery verlor auf der Treppe zu ſeiner Wohnung das Gleichgewicht und fiel die Treppe hinunter. Dabei ſchlug er ſo unglücklich mit dem Kopf gegen einen Stein, daß er einen Schädelbruch und zwei Wunden an der Stirn erlitt. Nachbarn fanden den Mann kurz darauf tot auf. Maikammer.(Schwerer Autounfall.) In der Nacht ereignete ſich auf der Staatsſtraße zwiſchen Hambach und Diedesfeld ein ſchwerer Autounfall. Der dem Eiſen⸗ händler Otto Schneider in St. Martin gehörige Bulldogg mit Anhänger, geſteuert von Walter Wiedemann. fuhr, durch ein entgegenkommendes Auto geblendet, die Böſchung hinunter. Der Lenker kam unter den Bulldogg zu liegen und konnte nur mit großer Mühe geborgen werden. Der hinzugezogene Arzt ſtellt außer Quetſchungen des linken Beines einen komplizierten Unterſchenkelbruch feſt und ordnete die Ueberführung des Verletzten in das Neuſtadter Krankenhaus an. das Perſonenauto entkam unerkannt. — Kirchheim u. T.(Betrunkener verurſacht Autozuſammenſtoß.) Ein Stuttgarter Kraftwagen, deſ⸗ ſen Führer betrunken war, fuhr auf ein in der Dettingerſtraße ordnungsgemäß ſtehendes Auto von hinten auf. Vor dem angefahrenen Wagen ſtand ein weiterer Kraftwagen. Alle drei Fahrzeuge wurden ineinandergeſchoben und ſtark be⸗ ſchädigt. Der den Unfall verurſachende Stuttgarter Kraft⸗ wagen mußte abgeſchleppt werden. Im Augenblick des Zu⸗ ſammenſtoßes befand ſich der Lenker eines der beiden par⸗ kenden Wagen zwiſchen denſelben und erlitt Quetſchungen. Erpreſſung mit der Stahlrute Die Raubüberfälle in der Frankfurter Rechneigrabenſtraße. * Frankfurt a. m. Das Schwurgericht verhandelte als letzten Fall gegen die Täter, die die Raubüberfälle auf einen Ladenbeſitzer in der Rechneigrabenſtraße am 29. Sep⸗ tember bzw. am 19. Oktober vorigen Jahres verübt hatten. Den Raubüberfällen gingen jedesmal Beſuche voraus, wo⸗ bei ſich die Täter orientierten. Der Angeklagte Kozera war die Triebfeder. Er hatte zunächſt zwei Autodiebſtähle begangen. Schon beim erſten Beſuch wollte Kozera den Kaufmann erpreſſen und Waren von ihm auf Kredit haben. Er wurde durch das Hinzukommen der Ehefrau geſtört. Einige Wochen ſpäter ſuchte Kozera zuſammen mit zwei Komplizen den Kaufmann erneut auf. Sie wollten wieder⸗ um Waren auf Kredit haben und gingen in räuberiſcher Weiſe gegen den Geſchäftsmann vor, der mit einer Stahl⸗ rute niedergeſchlagen und erheblich verletzt wurde. Kozerg behauptete, daß es ſich im erſten Falle nur um einen Scherz gehandelt habe. Das Gericht verurteilte den 22jährigen Hermann Kozera wegen Diebſtahls in zwei Jällen, wegen Schußwaffenver⸗ gehens, Waffenmißbrauchs, gemeinſchaftlicher räuberiſcher Erpreſſung in zwei Fällen, davon ein Fall in Takeinheit mik gefährlicher Körperverletzung, zu drei Jahren Zucht haus. Der 21jährige Ferdinand Jahn und der gleichaltrige Theodor Schaub wurden wegen vorſätzlicher gemeinſchaft⸗ licher räuberiſcher Erpreſſung in ſe einem Jalle zu einem Jahr bzw. zu fünf Monaten Gefängnis verurkeilt. Allen drei Angeklagten wurde die Unkerſuchungshaft angerechnet. Von der Verhängung einer Ehrverluſtſtrafe oder Poli⸗ zeiaufſicht nahm das Gericht mit Rückſicht auf die Jugend der Angeklagten Abſtand, da zu hoffen ſei, daß ſie ſich durch die Strafe in Zukunft abhalten laſſen, irgendwelche weitere Straftaten zu begehen. Die Schneeſchaufel als Rodel Roſenheim, 12. März. Die Schneeräumer benützen für gewöhnlich ihr Arbeitszeug, die Schaufel, als Rodel, indem ſie ſich auf das Metallblatt ſetzen und, den Stiel in Händen haltend, zwiſchen Zahnſtange und Schiene abwärts gleiten. Daß dabei mitunter eine beachtliche Geſchwindigkeit entſteht, dürfte bei dem ſtarken Gefälle und der Schneelage einleuch⸗ ten. Einer dieſer Schneräumer geriet nun mit ſeinem ſon⸗ derbaren„Schlitten“ in allzu raſche Fahrt und konnte nicht mehr raſch genug bremſen, als der Bergbahnzug in einem Tunnel daherkam. Obwohl der Zug ſofort hielt, wurde der Schneeräumer unter den erſten Wagen geſchleudert. Durch vorſichtiges Rückwärtsrangieren war es möglich, den Ver⸗ unglückten zu bergen. Er hatte glücklicherweiſe nur verhält⸗ nismäßig leichte Verletzungen erlitten. Naubmord an einem 86⸗Jährigen Eine ruchloſe Bluttat vor Gericht. Berlin, 12. März. Vor dem Schwurgericht hat ſich das Ehepaar Laude wegen des Raubmordes an dem 86jährigen Hausverwalter Hermann Schmidt zu verantworten. Das Ehepaar mietete ein möbliertes Zimmer bei Schmidt. Ihr ganzes Sinnen und Trachten ging dahin, ſich ohne Arbeit mühelos einen größeren Geldbetrag zu verſchaffen. So er⸗ ſchlug der Ehemann Laude am 3. Januar den ahnungs⸗ loſen Greis und raubte ihm aus der Taſche Mietsgelder in Höhe von 84 Reichsmark. Zur Tat benutzte er einen Ham⸗ mer, der, um Spuren eines gewaltſamen Todes zu verhin⸗ dern, mit einem Tuch umwickelt war. Beide Angeklagten legten die Leiche unter das Bett und beſuchten ein Lichtſpiel⸗ haus und mehrere Lokale. In einem Gaſthaus ſpielte der Angeklagte, der fünfmal vorbeſtraft iſt, den ſpendablen Ka⸗ valier. Er hielt auch die Kapelle mit Bier und Bockwurſt frei. Um Mitternacht traten ſie dann mit einer Droſchke die Heimfahrt an. Die 84 Mark hatten ſie bis auf fünf Mark durchgebracht. Etwa gegen 3 Uhr morgens warfen ſie dann die Leiche auf die Straße und ſtellten ſich höchſt überraſcht, als ein Polizeibeamter, der an einem Unfall des Schmidt glaubte, ihnen von dem Tod des Greiſes Mit⸗ teilung machte. Am 8. Januar wurde dann das Paar ver⸗ haftet, da man in der Wohnung Blutſpuren entdeckt und das Fehlen der Mietsgelder feſtgeſtellt hatte. Erſt dann leg⸗ ten ſie ein Geſtändnis ab. In dem Mordprozeß gegen den 25jährigen Bruno Laude und ſeine gleichalkrige Ehefrau Erna, die den 86jäh⸗ rigen Hausverwalter Schmidt in deſſen Wohnung in der Manteuffel⸗Straße ermordet halten, verkündete der Vor⸗ ſitzende des Berliner Schwurgerichtes in den Abendſtunden das Todesurkeil gegen beide Angeklagte, denen gleichzeitig 5 bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit aberkannt wur. en: a 5 Bei der Verkündung des Urteils brach die Angeklagte Laude in lautes Weinen aus, während der Angeklagte Bruno Laude ſchluchzend zuſammenbrach. i Loltale Nuudocu au Gonne, Sonne! Ja, da iſt ſchon wieder eine andere Sonne! Wenn wir in der Stube ſitzen und die Sonnenſtrahlen durchs Fenſter fallen, wird's uns ſchon ordentlich warm dabei. Aber auch draußen ſchlägt die Stimmung ſchon merklich auf den Frühling um. Mögen noch kalte Tage kommen, ſie bringen uns nicht mehr aus dem Gleichgewicht. Wir haben uns nun einmal ſchon auf die Freuden des Lenzes eingeſtellt und laſſen uns durch graue, froſtige Tage nicht mehr irre machen. Es liegt ein Flimmern und Locken in der Luft, ſo ſeltſam und herzerfriſchend. Iſt es nicht, als ſähen wir da und dort ſchon grüne Blattſpitzen an den noch kahlen Sträuchern hervorlugen? Wanderluſt ſchlägt uns ins Blut. Zu eng wird uns bei ſtrahlender Sonne die Stadt, und wenn auch noch keine Blüte das Auge erfreut, ſo iſt die Vorfrühlingsſonne Balſam für unſer Herz, mit dem wir an unſerer ſchönen Heimat hängen. Ueber ein Weilchen wird die große, heilige Frühlingsſymphonie erklingen. Und die Sonne iſt es, die ſchon den Stab hebt und dem großen Or⸗ cheſter draußen in Feld und Wald und Flur das Zeichen zum Einſatz gibt. Erklingt ihr Frühlingsweiſen! Wir warten ſehnſüchtig auf euren Klang, der uns Jahr für Jahr ſtärkt und erhebt und uns mit einem Schlag vergeſſen läßt, was trübe und graue Wintertage uns als unangenehme Zugabe brachten. * — Halbmaſt am 17. März! Am Heldengedenktag, dem 17. März flaggen die Gebäude des Reiches, der Länder, der Gemeinden, der Körperſchaften des öffentlichen Rechts und der öffentlichen Schulen halbmaſt. Dieſe Anordnung wird hiermit amtlich mit dem Hinzufügen bekanntgegeben, 1 ſchriftliche Benachrichtigung der Behörden nicht erfolgt. — Schulfeierſtunden für Händel, Bach und Schütz. In einem Erlaß des Reichserziehungsminiſters heißt es: In dieſes Jahr fallen der 250. Geburtstag von Georg Fried⸗ rich Händel(am 23. Februar) und von Johann Sebaſtian Bach(am 21. März) ſowie der 350. Geburtstag von Hein⸗ rich Schütz(am 8. Oktober). Im erwarte, daß die Schulen im Unterricht oder in Schulfeierſtunden dieſer großen Ge⸗ ſtalter deutſcher Muſik, beſonders Johann Sebaſtian Bachs, zu gegebener Zeit gebührend gedenken. Die Auszahlung der Wohlfahrtsunterſtützungen erfolgt morgen Donnerstag nachm. von 2.45—4 Uhr in der am Rathaus angeſchlagenen Reihenfolge. Mietbücher⸗, Aus⸗ weis⸗ und Kontrollkarten ſind vorzulegen. U Aufbrauchsfriſt für Frachtbrieſe alten Vordrucks. Nach dem gegenwärtigen Stand der Arbeiten wird die neue Eiſenbahn⸗Verkehrsordnung nicht vor dem 1. Jan. 1936 in Kraft treten, ſodaß die zur Zeit gültigen deutſchen Frachtbriefe noch bis zum 30. Juni 1936 verwendet werden dürfen. Dagegen iſt es nicht ausgeſchloſſen, daß die jetzigen internationalen Frachtbriefe mit dem 31. Dez. 1935 ihre Gültigkeit verlieren. Die neuen internationalen Frachtbrief⸗ muſter werden vorausſichtlich in etwa 2 Monaten durch das Reichsgeſetzblatt Teil II bekanntgegeben werden. 8 1 U Wer kennt den Toten? Am 7. 3. 1935 früh 7.45 Uhr wurde auf dem Bahnkörper der Reichsbahn bei Weinheim eine männliche Leiche aufgefunden, welche von einem Zug überfahren war. Die Perſon des Toten konnte bisher noch nicht feſtgeſtellt worden: Beſchreibung: Etwa 20 bis 25 Jahre alt, etwa 164 Zentimeter groß, kräftige Statur, dunkelblonde dichte Haare, glatt raſiert, vollſtändige Zähne, braune Augen. Am rechten Ringfinger eine etwa 3 bis 4 Wochen alte Nagel⸗ quetſchung— der Nagel fehlt.— Sachdienliche Mitteilungen wolle man ſchleunigſt der Kriminalpolizei Mannheim, Polizei⸗ präſidium, L 6, 1, Zimmer 5, unter Telefon 35 851 oder der Gendarmerie in Weinheim übermitteln. * () Schacholympiade 1936. Die Schacholympiade 1936 dürfte ſo gut wie geſichert ſein. Zum Trainer der deutſchen Mannſchaft, die aus 10 Spielern beſtehen wird, iſt vom Großdeutſchen Schachbund unſer Großmeiſter Bogoljubow⸗ Triberg ernannt worden. Dieſe Olympiade wird kein Einzel⸗ kampf um die Schachweltmeiſterſchaft ſein, ſondern ein Mann⸗ ſchaftsringen der führenden Schachnationen der Welt. Der Badiſche Schachverband hat ſich ſtets für die Förderung der internationalen Beziehungen im Schachleben eingeſetzt, und daher iſt die Entſcheidung des Großdeutſchen Schachbundes beſonders begrüßenswert und wird ſicherlich viel dazu bei⸗ tragen, die Meinungsverſchiedenheit zwiſchen Berlin und Baden auszugleichen. Es iſt damit zu rechnen, daß der Riß im deutſchen Schachleben ſchon im Hinblick auf die Olympiade in aller⸗ nächſter Zeit überbrückt werden wird. — Sind die Eier friſch? Ob die Eier friſch ſind, läßt ſich ſehr leicht feſtſtellen. Wir laſſen die Eier, eines nach dem anderen, nicht gleichzeitig, in ein größeres Gefäß mit kaltem Waſſer ſinken. Sinkt das Ei bis auf den Boden nieder, ſo iſt es friſch. Hält es ſich ungefähr auf der Hälfte des Ge⸗ fäßes, ſo darf man annehmen, daß es zwei bis vier Tage alt iſt. Noch ältere Eier tauchen bis zur Oberfläche auf. — Ab 1. April Reichskoſtenmarken. Im Anſchluß an die Vereinheitlichung der Juſtizverwaltung werden ab 1. April Reichskoſtenmarken eingeführt. Daneben gelten weiterhin, und zwar im ganzen Reichsgebiet, nach Maßgabe der Beſtim⸗ mungen des Juſtizminiſters, auch die bisherigen Gercchts⸗ koſtenmarken der Länder. — Neulinge für den Arbeitsdienſt aus dem Auskauſch. Der Präſident der Reichsanſtalt hat angeordnet, daß alles daran zu ſetzen iſt, daß bei den zum 1. April 1935 be⸗ ſtehenden Einſtellungen in den Arbeitsdienſt weitgehend Jugendliche aus dem Arbeitsplatzaustauſch herangezogen werden. Weiter ſtellt ber Präſident klar, daß es trotz der grundſätzlichen Bevorzugung älterer Erwerbsloſer doch je nach Lage des Falles in Betracht kommen kann, daß die freigemachten Arbeitsplätze mit Jugendlichen der im Pa⸗ ragraph 13 benannten Sonderkategorie, vor allem der ent⸗ laſſenen Arbeitsmänner, beſetzt werden können. ö Wetterbericht i Ueber Skandinavien befindet ſich noch ein ſtarkes Hoch⸗ druckgebiet, über dem Mittelmeer eine ſchwache Depreſſion. Da erſteres einſtweilen vorherrſcht, iſt für Mittwoch und Donnerstag Fortſetzung des vielfach heiteren und beſonders nachts froſtigen Wetters zu erwarten. Bauernſtand an Gerät und Wand NoSK.„Auch die Heimat will gewonnen ſein!“ Sie ver⸗ langt Vertiefung in ihre Wunder, wenn ſie dir ans Herz wachſen ſoll. Und um dein Volk ſelbſt mußt du werben, wenn es dein ſein ſoll und wenn du ihm innig und unlöslich angehören willſt! Gerade unſer herbes deutſches Volk trägt dir ſein Herz nicht auf den Händen entgegen; es wird ſich dir jedoch nicht verſchließen, wenn du ihm fröhlich, vertrauens⸗ voll und kameradſchaftlich nahſt. Willſt du es aber völlig kennen lernen, dein deutſches Volk, ſo ſuche es bei der Arbeit und beim beſchei⸗ denen Feſte auf! Es wird dir mit ernſtem Antlitz und mit feierſtündlich⸗froher Miene gleich lieb und wert werden! Willſt du gar aus den Zügen des deutſchen Geſichtes die⸗ jenigen Merkmale herausleſen, die dir am deutlichſten von dem geiſtigen und leiblichen Erbgute der Ahnen ſprechen, ſo gehe zu den Menſchen, die der heimiſchen Natur am naheſten blieben, zum Fiſcher und Seemann, zum Jäger und Förſter, vor allem aber zum deut⸗ ſchen Bauern! Der Bauer zumal— als Hüter der Scholle in jedem deutſchen Heimgau— wird dir in der Mannigfaltigkeit ſener Erſcheinung die geiſtige Einheit des Deutſchvolkes offenbaren. And wenn du ihn— ſparſam, aber zuverläſſig, ohne Um⸗ ſchweife, aber beſonnen— zu dir reden hörſt, ſo wirſt du pielleicht erkennen, daß ſeine ſchlichte Menſchenweisheit nicht „von heute und geſtern“ iſt. Das verrät dem hellhörigen und offenblickenden Be⸗ ſucher auch die Uebereinſtimmung in ſeiner täglichen Ausdrucks⸗ weiſe mit der ſtummen Sprache bäuerlicher Spruchweisheit, die ihm von den Altvordern überkom⸗ men iſt, und die er zu mehren verſteht. Der Bauer iſt kein Schreiber, und was wir in Büchern über den Bauersmann leſen, iſt zumeiſt der Bericht ſtädtiſcher Berucher, d. e; verſtanden, im Landmanne und in ſeiner Am⸗ welt zu ler Dennoch iſt uns neben der mündlichen Ueber⸗ lieferung vo Sprichworten, Weistümern, Mären, Schwänken und Lebensregeln, ein ſchrift!, feſtgehaltener Schatz von Lebeysklugheit überkommen! An der Hauswand, an manchem Gerät hat der Bauer und der bäuerliche Handwerker ein Sprüchlein ein⸗ geſchnitten oder angemalt, das uns Aufſchluß über ſeine Denk⸗ weiſe und über deren Beſts igkeit gibt. Die Sitte, z. B. dem Wohnhauſe einen Si. pruch zu veeihen, war ehedem außerordentlich weit verbreitet. Vielerlei Gedanken und Stimmungen werden laut, wenn die Sprüche von den Mauern reden, die Bauerngeiſt und Ackerbürgerſinn ſchuft „Bauen, freien, pflanzen, werben hat ſeinen Gang, bis daß wir ſterben“ qteht an einem hannoverſchen Landhauſe. Aus gleicher Ge⸗ gend ſtammt dieſe Mahnung des Beſitzers an ſich ſelbſt: „ N. N. heet ick; wat recht und god is, dat weet ick. Gott gev't dato, dat ick't ok do!“ 5 Auch der Humor kommt zum Recht: 7 „Gott bewahr' dies Haus, Feld, Vieh und Säu“, Jacob Baumann und Barbara Frey!“ In der Steiermark gehen der Bauer und der Jägers⸗ mann Hand in Hand: „Jagdhaus in Jaſſing bin ich genannt, ſteh in Hubertus ſchützender Hand. Ich hoffe zu ſehen auf Ewigkeit wafdgerechte, fröhliche Jägersleut'!“ n einer Landgemeinde findeit wir dieſen Spruch aus dem ahre 1545, der nicht nur kulturgeſchichtlich bemerkenswert t, weil aus ihm die Sehnſucht nach Einheit und Einheitlichkeit in Recht, Wirtchaft und Staats⸗ leben hervorgeht, ſondern, weil er auch ganz unſerer heuti⸗ gen Auffaſſung entſpricht: „Hedden wy alle eynen gelouwen, Godt un gemen nut vor bogen, enne elen und recht gewicht guten frede und recht gericht, ene munte und gudt geld ſo ſtunde idt wol in aller weldt.“ (Hätten wir alle einen Glauben. Gott und Gemeinnutz ſtets vor Augen, einheitliche Elle und recht Gewicht, guten Frieden und recht Gericht, eine Obrigkeit und gutes Geld, ſo ſtünde es wohl in aller Welt.) b 1 6 im Hauſe finden wir manchen Kernſpruch, und verbreiten dieſe Ofeninſchrift: „Allzeit traurig iſt beſchwerlich, allzei fröhlich iſt gefährlich, f allzeit aufrichtig, das iſt ehrlich!“ Darüber ſinnt denn der alte Bauer in winterlicher Ruhe wohl nach und legt ſeinem Enkel dieſe Wahrheit zur Ma nung aus! An einem alemanniſchen Backofen, an der Sch vei⸗ zer Grenze, ſteht geſchrieben: „Man backt in meinem Eingeweid für arm und reich ohn Unterſcheid aus weißem Mehl ein gutes Brot Zur Stärkung in der Hußgebs e Auf Uhren iſt zu finden:. 5„O Menſch, hab acht! So ofl es ſchlagt, all Zeit betracht!“ 1 äger von Sprüchen ſind vorzugsweiſe Berker und Giäßer. e mahnen: l 1 „Wolle fromm! Denke freil Handle froh! Trage friſch!“.. t Wert des Salzes wurde ſtets anerkaunk. uf einem alzfaß ſteht: 5 bin nicht ſüß, ich bin nicht ſalter, 3 mich entbehren nicht Bürger, nicht Bauer!“ Daß am und im Dorfgaſthaus manches kernige ort zu leſen iſt, verſteht ſich von ſelbſt, denn 5 ſammeln jung und alt zu abendlicher Erholung oder ſeltenem Feſte der Wandersmann wird gern verweilen und ſich maß zuten Rat von Wand und Schrank ableſen. N i n Baden, wo es häufig„Gaſthäufer zum Wilden mand gibt, welcher Name zweifellos einen Gedankenreſt Wotan enthält, ſteht: f 3 1 7 Wer Geld hat, komme freudig an 10 förcht ſich nut vorm Wilden Mann 5 Auch in Schwaben warnt man vor leichtfinniger Jaht ö „Hier iſt das Haus zur Sonnen; 0 8 wer kein Geld hat, gehe zum Bronnen!“ ö Und 1 0 noch einen Blick auf den Gottes addes. Der Ernſt ſelbſt ſpricht hoffnungsvoll: „Beerdigt iſt nicht beendigt, geendet iſt nicht vollendet.“ 5 FP 0 0 cccGPccPcpcpPcPcpPcpcpccccrcPPPPPPprcee Auf einem Grabe Tiroler Bauernkämpfer aus der Fran⸗ zoſenzeit ſteht: 5 „Brüder, wollt ihr uns im Grabe ehren, wie es uns gefällt: Keine Lobſchrift ausgeſonnen, keine Säule aufgeſtellt! Fechtet ſo, wie wir gefochten, grüßt mit feſtem Blick den Tod; Und es färbt mit unſerm Blute ſich der Freiheit Morgenrot!“ Flurnamen plaudern zu uns Ueberall, wo wir durch unſere Fluren ſtreifen, ſtoßen wir auf Namen der Aecker und Wieſen, die uns oft ſeltſam geheimnisvoll anmuten, und die zu deuten meiſt keine Sache des Augenblicks, ſondern vieler mühſamer Forſchungen iſt. Dabei will ſtets bedacht ſein, daß die Kenntnis der Mundart der Bevölkerung für den Forſcher ebenſo unerläßlich iſt wie das Bekanntſein mit dem Gelände, und daß den geſchriebenen Formen ſtets mit einer gewiſſen Vorſicht zu begegnen iſt, weil die Schreiber nur ſelten die erwähnten Vorausſetzungen mitbrachten. Aus der Flur eines oſtfränkiſchen Dorfes ſeien ein paar Namen herausgegriffen. Im Weſten der Siedlung erhebt ſich ein Berg, der„Bleyer“, deſſen Bezeichnung nichts mit Blei oder bleuen zu tun hat. Sie iſt wohl älter als die Siedlung ſelbſt und deutet auf einen alten Wortſtamm„bli“ gleich rote Farbe hin. Tatſächlich ſtützen die Aecker am Berge, die ſelbſt wegen ihres Lehmbodens„Rotäcker“ heißen, dieſe Vermutung. Unweit des Berges, hart am Waldrand, liegt das„Kohlſtattwieslein“. Es hat keinerlei Beziehungen zu weißem oder rotem Kohl, wohl aber erinnern ſich noch die älteſten Leute des Dorfes, daß im angrenzenden Wald frü⸗ ler ein Köhler im Meiler Holzkohlen brannte. Es war alſo eine Kohlenſtätte am Platze. In ähnlicher Weiſe erzählt noch ein „Hopfenberg“ davon, daß einſt Hopfen an ſeinen Hängen wuchs und ein„Lindenacker“, daß eine beſonders bemerkens⸗ werte Linde— vielleicht die Thinglinde— einmal hier ſtand. Beſonders merkwürdig mutet uns die„Weihnachtswieſe“ an, die wirklich nichts mit der lieben Weihnachtszeit zu tun haben will. Da führt uns die Mundart weiter, in der die Wieſe„Weinodswieſe“ heißt und aus Urkunden um 1400 erfahren wir, daß hier einmal ein wirklicher Weingarten, ein„Weingut“ lag. Ende des 17. Jahrhunderts, als der Name„Weynachtwießen“ zum erſtenmal geſchrieben auf⸗ taucht, war der Weingarten längſt eingegangen und die Er⸗ innerung daran ſchon ſo weit geſchwunden, daß im Namen bereits der Anklang an„Weihnacht“ geſucht wurde. Der mundartliche Ausdruck„Weinod“ zeigt übrigens im zweiten Wortbeſtandteil noch das„od“(Gut), wie in Kleinod und Odal. 5 Stark verſtümmelt wurde im Laufe der Zeit auch die „Stückelwieſe“, die aber noch zu Anfang des vorigen Jahr⸗ hunderts„Stiegelwieſe“ geſchrieben wurde. Aus dem 14. Jahrhundert iſt zum erſtenmal von ihr als Wieſe„bei der Stygel“ berichtet. Die Stiegel war eine Vorrichtung zum, Ueberſteigen eines Zaunes, wie er im Mittelalter die Sied⸗ lungen zum Schutz gegen einbrechendes Raubzeug noch häu⸗ fig umhegte. In den„Frohnwieſen“ hat ſich bis heute der Hinweis lebendig erhalten, daß dieſes Gebiet des Herrn(fro⸗ Herr) war, und eine Urkunde aus dem 15. Jahrhundert be⸗ richtet auch, daß ſie die markgräfliche Herrſchaft„über den beſetzten(d. h. zu Lehen gegeben) Gut ledig hat“. Nur ſelten blieb ein Name durch viele Jahrhunderte hindurch ſo un⸗ verändert, wie dieſer. Häufig entdecken wir, daß eine ge⸗ ringfügige Namensänderung vorgenommen wurde, die dem Namen neuen Sinn gab, wenn der des alten nicht mehr er⸗ kannt wurde. So heißt heute eine kleine Siedlung am Weſt⸗ rand der Flur, unmittelbar am Walde„Tannenbach“ und ihre Namenserklärung erſcheint ja ſo einfach wie nur mög⸗ lich. Wenn nicht vom 14. bis zum 18. Jahrhundert„Gnan⸗ nenbach“ in vielen Belegen aufträte! Dieſes geht nun ein⸗ wandfrei auf den in oſtfränkiſchen Quellen auch ſonſt nachge⸗ wieſenen altdeutſchen Vornamen Gnanno zurück. Ein hübſches Beiſpiel der Wortveränderung durch Sinn⸗ entleerung bietet das Flurſtück, das im Grundbuch als „Wohlweiherwieſe“(getreu nach der Mundart!) verzeichnet iſt. In Wirklichkeit iſt's eine„Wallweiherwieſe“ und im 15. Jahrhundert ſtand dort ein„burgſtal“ mit Wall und Graben, das heute reſtlos verſchwunden iſt. Natürlich treten uns in den Flurnamen nicht nur Alter⸗ tümer entgegen! Die bäuerliche Namensgebung lebt viel mehr heute noch genau wie vor Jahrhunderten und wenn die Urenkel z. B. einſt noch vom„Franzoſengraben“ reden den man ſo nannte, weil ihn vor zwanzig Jahren kriegsge⸗ fangene Franzoſen durch die Wieſe zogen, ſo werden ſie die Erinnerung an das große Geſchehen des Weltkrieges ſtets mit ihm zu verbinden wiſſen. H. Strobel. Kraftfahrer müſſen nüchtern lein Nach der Reichsſtraßenverkehrsordnung hat die Verwal kungsbehörde die Fahrererlaubnis zu entziehen, wenn ſich jemand als ungeeignet zum Führer von Fahrzeugen erweiſt. Angeeignet iſt insbeſondere, wer unter erheblicher Wirkung geiſtiger Getränke oder Rauſchgifte Fahrzeuge geführt oder ſonſt gegen verkehrsrechtliche Vorſchriften erheblich verſtoßen hat. Anter Berückſichtigung der Notwendigkeit, den künftig ſich weiter ſteigernden Verkehr vor unzuverläſſigen Elementen zu ſchützen, muß gefordert werden, daß ein ſtrenger Maßſtab angelegt und jede Wirkung geiſtiger Getränke als„erheblich“ angeſehen wird, die, ſei es im Verhalten des Betreffenden, ſei es durch andere Beobachtungen, überhaupt feſtgeſtellt werden kann. Nach der ſtändigen Rechtſprechung des Preußiſchen Ober⸗ verwaltungsgerichts iſt ſchon einmalige Trunkenheit beim Führen eines Kraftfahrzeuges ſo ſchwer zu werten, daß ſich die Entziehung des Führerſcheins wegen nachgewieſener Un⸗ zuverläſſigkeit rechtfertigt. Der Fahrzeugführer hat die Ver⸗ pflichtung, entweder die Führung einem Dritten zu über⸗ tragen, ſeinen Rauſch auszuſchlafen oder ſonſt geeignete Maß⸗ nahmen zu treffen, um die in ſeinem Zuſtande liegenden Ge⸗ fahren für den öffentlichen Verkehr abzuwenden. Wer dies nicht tun will, muß mit der Entziehung ſeines Führerſcheins und zwar auf die Dauer rechnen, da das neue Recht die Möglichkeit einer zeitlichen Entziehung nicht mehr kennt. Giftige Tiere Die neueſten Feſtſtellungen eines deutſchen Gelehrten haben ergeben, daß das Gift einer einzigen Kreuzſpinne genügen würde, um 1000 Katzen zu vergiften. Es ſind vor allem die Inſekten, die eine große Zahl giftiger Tiere ſtellen. Die Bienen, Weſpen, Horniſſen, Ameiſen, Mücken, Wanzen uſw. müſſen als aktiv giftig angeſehen werden; denn mit ihrem Biß oder Stich bringen ſie ein Gift in den Körper ihres Opfers, das dort die bekannten Erſcheinungen der Rötung, des Schmerzes, der Quaddelbildung und des Juck⸗ reizes erzeugt. Es wird manchen intereſſieren, wenn er hört, daß die Kröte ein Herzgift, der Salamander ein äußerſt ſchweres Krampfgift produziert. Beim Baden im Meer können wir mit dem Gift der Neſſeltiere, der Quellen, unangenehme Bekanntſchaft machen. Im Großen und Ganzen können wir aber ſagen, daß wir in unſerer gemäßigten Zone von gifti⸗ gen Tieren weit weniger bedroht ſind als die Bewohner tropiſcher und ſubtropiſcher Gegenden. Dort genießen die Skorpione und Spinnen eine ſchreckliche Berühmtheit; der Biß der Tarantel iſt ja ſprichwörtlich geworden. Die Schlan⸗ genbiſſe ſind zu bekannt, als daß wir noch darauf einzugehen brauchen. Filmſchau. „Hans Weſtmar“, einer von vielen, ein deutſches Schickſal aus dem Jahre 1920, das Schickſal Horſt Weſſels, läuft am Diens⸗ tag und Mittwoch im Palaſt⸗Theater. Der Film iſt vom Zentralinſtitut für Erziehung und Unterricht als ſtaatspolitiſch beſonders auf alle, ob alt, ob jung, iſt ungeheuer ſtark; denn dieſer Geiſt eines unerhörten Kämpfers und Sterbens für Deutſchlands Zukunft zün⸗ deutſcher Geſchichte aus den Jahren der Schmach, heroiſche Geſchichte, die rückſichtslos die Wahrheit zeigt. Danksagung. Für die vielen Beweise aufrichtiger Anteil- nahme beim Heimgang unseres lieben Ent- schlafenen sagen wir allen unseren innigsten Dank. Besonderen Dank Herrn Pfarrer Fichtl für seine trostreichen Worte am Grabe und den Krankenschwestern für ihre liebevolle Pflege. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Frau Georg Volz Wtw. Mhm.Seckenheim, 13. März 1935. Terpentinöbl per Ltr. Mk. 0.60, 0,50 5 Fußbodenlack 1 Bernſteinlack Zierol⸗Glanzöl 5 farblos, gelb und rot Cauſte⸗Soda per Pfd. Mz. 0.50 2 Ablaugpulver per Pfd. Mk. 0.45 a Schmierſeife per Pfd. Mk. 0.24 f 2 Pinſel u. Trockenfarben in größter Auswahl 8 empfiehlt ann% nm N et 23 Iimmer-Wohnung Billige VBerſammlungs Kalender. NS⸗Frauenſchaft. Heute abend 7.45 Uhr Gymnaſtik in der Schulturnhalle. Liedertafel. Heute abend 8.30 Uhr Probe. NeS⸗Hago. Beginn des Luftſchutzkurſes morgen Donners⸗ tag, den 14. März 1935, vormittags 8 Uhr im „Schloßſaal“. Jedes Mitglied hat entweder ſelbſt zu erſcheinen oder ein Angehöriges ſeiner Familie zu ſchicken. Dauer des Kurſes: Donnerstag: 8—12 und 2—6 Uhr; Freitag: 8—12 und 2— 6 Uhr; Sams⸗ tag 8— 1 Uhr. Sterbeksſſenverein„Einigkeit“, Mhm ecken heim Einladung zur Generalverſammlung am kommenden Sonntag, den 17. März 1935, nachm. 3 uhr, in der Wirtſchaft„Zur Pfalz“. Tagesordnung nach Satzungen. Unſere Mitglieder ſind hierzu freundlichſt eingeladen mit dem Erſuchen, recht zahlreich zu erſcheinen. Evtl. An⸗ träge können noch ſchriftlich bis 16. ds. Mts. eingereicht werden. Der Vorſtand. Möbel! zu vermieten. . lette Lahrerſtraße 81. Nerat Küchen von 110.— Reue kompl. tür Splafzinmer von 8550 zue Speiſe⸗ 1 5. 246 Kompletie gebr. Küchen von 38.— Zirka 5) Kleider 728 a8 1 d„ 1•, 2 U. billig zu vetkaufen. ö uh 15 5 in allen 2 Kſcless chene zu verkaufen. Zähringerſtraße 26. Dauend ſehr gut erhalten Pofzellan blase Bestecke lt alle o aällodtetee 4 Meßzircherſtraße 32. 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