one gen. lie- m. pe an⸗ Nai der teln fen kls⸗ uh. Ba⸗ jah⸗ ück⸗ eten ſprechen. L g. Blertt zu Wr. 65 phrrhusſieg Flandins Das Verkrauensvotum mit 350 gegen 196 Stimmen angenommen. Paris, 17. März. Die franzöſiſche Kammer hat nach den ſehr ausgedehn⸗ len Erörterungen über die Erhöhung der Militärdienſtzeit der Regierung Flandin mit 350 gegen 196 Stimmen das Vertrauen ausgeſprochen. Da die Regierung bei der Be⸗ gründung der Dienſtzeiterhöhung Deutſchland als Vorwand benutzt hat, iſt dieſer sieg nicht gerade überwältigend. An⸗ terſtrichen wird das noch durch die Auslaſſungen der fran⸗ zöſiſchen Rechtsbläkter, die von einem Pyrrhusſieg Flandins Unter den Abgeordneten, die gegen die Regie⸗ tung bezw. den von ihr vorgeſchlagenen Plan geſtimmt ha⸗ ben, befinden ſich der ehemalige radikalſozialiſtiſche Mini⸗ ſterpräſident Daladier und der rechtsgerichkete Abgeordnete Oberſt Fabry, wobei die Gründe, die ſie zu dieſer ableh⸗ nenden Haltung veranlaßten, natürlich enkgegengeſetzter Na⸗ tur ſind. Der Kammerdebatte wird am Freitag eine Ausſprache des Senats über die Militärpolitik der Regierung Flandin folgen, und zwar gelegentlich der Anfragen der Senatoren Lemery und General Bourgeois über die Fragen der Effek⸗ tivbeſtände. Senator Lemery erklärte bereits, er könne nicht zugeben, daß die Militärfrage des Landes überhaupt Gegenſtand von Meinungsverſchiedenheiten ſei. General Bourgeois fordert nach wie vor ein neues Geſetz über die zweijährige Dienſtzeit. In politiſchen Kreiſen rechnet man ferner damit, daß Außenminiſter Laval am Mittwoch ei⸗ nen ausführlichen Ueberblick über die internationale Lage geben wird. Der Schlußteil der Kammerſitzung wurde eingeleitet mit einer Rede des Kommuniſften Thorz, der vor leeren Bänken ſprach. Im weiteren Verlauf der Debatte ſetzte ſich der ehe⸗ malige Miniſter Reynaud für die Schaffung eines Berufs⸗ heeres ein. Etwas lebhafter wurde es, als der Abgeordnete Reibel von der Gruppe Tardieu unter fortwährenden Aus⸗ einanderſetzungen mit der Linken die Maßnahmen der Re⸗ gierung als„unzulänglich“ bezeichnete. Einen ziemlich ſchar⸗ fen Angriff richtete der ehemalige Kriegsminiſter und radi⸗ kalſozialiſtiſche Abgeordnete Daladier gegen die Regierungs⸗ maßnahmen. Seit 1920 ſeien ekwa 100 Milliarden für die franzöſiſche Landesverteidigung ausgegeben worden. Daladier ſprach ſich für die Erhöhung der franzöſiſchen Luflſtreitkräfte und für den Ausgleich des Rekrutenausfalls durch die Einſtellung von Spezialiſten aus, die den doppelten Wert hätten wie die gozv' onlichen Soldaten. Ferner wies er darauf hin. daß die römiſchen Abkommen Einſparungen bei der Effektiv⸗ ſtärko an der franzöſiſch⸗italienſſchen Grenze geſtatten müß⸗ Das Austauſchgeſetz und ſeine praktiſchen Auswirkungen. Von Arbeitsamtsdirektor Nicklas⸗Mannheim. Die Anordnung des Präſidenten der Reichsanſtalt vom 28. Auguſt 1934 ging aus von dem Erkennen, daß in den wirtſchaftlichen Notſtandsgebieten ſelbſt alle Arbeitsloſen in abſehbarer Zeit nicht gänzlich untergebracht werden können. Grund dafür iſt die Landflucht der letzten fünfzig Jahre, die eine Zuſammenballung des Elends in den Großſtädten, auf der anderen Seite einen Mangel an Menſchen auf dem Lande erzeugte, was zu einer drohenden Gefährdung der Ernährungsgrundlage geführt hat. Die notwendige Geſun⸗ dung unſerer Wirtſchaft verlangt daher in erſter Linie eine ausgleichende Verteilung der Arbeitskräfte um einmal die Großſtädte aufzulockern und zum anderen den Bedarf der Bauern an Landhelfern zu decken. Denn je mehr der Bauer, geſchützt durch die Marktregelung und die landwirtſchaftlichen Schutzgeſetze, ſeine Produkte zu ſteigern und zu einem gerechten Preiſe zu erzeugen und abzugeben dermag, deſto mehr wird er auch imſtande ſein, der Indu⸗ ſtrie ihre Erzeugniſſe abzukaufen und Arbeitsmöglichkeiten für Tauſende von Volksgenoſſen in den Städten zu geben. Die erſten Meldungen, die mit einer Ueberſicht der alters⸗ mäzigen Zuſammenſetzung der Betriebsgefolgſchaften dem Arbeitsamt abgegeben wurden, ſind keineswegs ſo einwand⸗ frei und gebrauchsfähig geweſen, wie dies in Anwendung einer klaren Arbeitseinſatzpolitik dringend erwünſcht geweſen wäre. Man konnte ſich des Eindrucks nicht erwehren, als ob manche Betriebe durch Meldung einer ziemlich großen Zahl Austauſchverpflichteter wohl einem guten Willen Ausdruck verleihen wollten, der, als es Ernſt wurde, in ſeiner Stärke nicht mehr anhielt. Auch die Verantwortlichkeit in der Prü⸗ fung der perſönlichen Verhältniſſe, insbeſondere in Anwen⸗ dung der Schutzbeſtimmungen des Paragraph 4, Abſatz 2, wonach Jugendliche, die nachweislich(Steuerkartenvermerk) überwiegend zum Unterhalt ihrer Angehörigen beitragen, nicht unter dieſe Anordnung fallen, ließ viel zu wünſchen übrig. Weiter war zu beobachten, daß die Auszutauſchenden zum großen Teil aus Gefolgſchaftsmitgliedern entnommen waren, deren Entlaſſung bei nächſter Gelegenheit ohnehin beabſichtigt war und die tatſächlich, als das Arbeitsamt auf das Austauſchangebot zurückgreifen wollte, überhaupt nicht mehr verfügbar waren, ganz abgeſehen von den Fällen, wo der Austauſch eine erwünſchte Abgabe von Gefolgſchafts⸗ mitgliedern war, die man abſtoßen wollte. Des weileren iſt auffällig, daß verſchiedene Betriebsführer geneigt ſind, den Alstauſch als eine willkommene Verminderung der Gefolg⸗ chaft zu betrachten; denn ſonſt wäre der weitere Voll⸗ zug des Arbeitsplatzaustauſchverfahrens, nämlich ältere Atbeitsloſe an Stelle der Auszulauſchenden in die freige⸗ wordenen Plätze zu bringen, nicht auf ſolche Schwierigkeiten dekoßen. Es muß ausdrücklich darauf hingewieſen werden, 5 gemäß Paragraph 7, Abſatz 2, dieſer Anordnung der Austauſch keinesfalls zur Verminderung der Gefolg⸗ ſchaft führen darf. f f Die Austauſchverpflichteten ſeien noch einmal darau aufmerkſam 110 daß i e einer Landhelfer⸗ oder auswärtigen Arbeitsſtelle zu einer ſelbſtverſchuldeten Arbeitslosigkeit führt, während deren Dauer keinerlei Anter⸗ ützung von ſeiten einer Behörde gewährt werden kann. Es iſt deshalb Pflicht der Eltern und Betriebsführer der ustauſchperpflichteten, ſie in vollem Umfang mit dieſer atſache bekanntzumachen. Leekar ol ten. Erst wenn erwieſen ſei, daß dieſe Mahnahmen nicht ausreichten, könne man eine Heraufſezung der Dienftzeit vornehmen. Nunmehr griff Staatsminiſter Herriot in die Debatte ein, in der offenſichtlichen Abſicht, den Eindruck der Aus⸗ führungen ſeines Fraktionskollegen Daladier auszugleichen. Wenn die Kammer wüßte, ſo erklärte er, was er, Herriot, wiſſe,„was er aber ebenſowenig öffentlich darlegen könne wie den Mobilmachungsplan, dann würden alle Abgeordne⸗ ten für die Maßnahmen der Regierung ſtimmen.“ Als letzter nahm Franklin⸗Vouillon das Wort, der aus⸗ führte, es würde einem Verbrechen gleichkommen, wenn man nicht ſofort ein Geſetz über die zweijährige Dienſtzeit verabſchiedete. Die Haltung der Nadikalſozialiſten Eine beſondere Beleuchtung verdient noch die merk⸗ würdige Rolle, die der Führer der Radikalſozialiſten und Staatsminiſter ohne Portefeuille, Herriot, bei der parla⸗ mentariſchen Erledigung der Dienſtzeit geſpielt hat. Wie man nachträglich hört, waren in der Fraktionsſitzung der Radikalſozialiſten Herriot und Daladier ſcharf aneinander geraten. Herriot hat erklärt, wenn die Fraktion ihm nicht folge, dann werde er als Miniſter und Parteivorſitzender zurücktreten. Die Fraktion hat ſich dann ſchließlich für den ſpäter von Herriot in der Kammer vertretenen Standpunkt ausgeſprochen. Wie„Oeuvre“ feſtſtellt, hat die Furcht vor einer Regierungskriſe, die ein Rechtskabinett ans Ruder bringen könnte, die Radikalſozialiſten beſtimmt, Herriot die Gefolgſchaft nicht zu verſagen. Daß die Kam⸗ merausſprache über die Dienſtzeit unter parteipolitiſchen Ein⸗ flüſſen geſtanden hat, die mit den bevorſtehenden Gemein⸗ dewahlen zu erklären ſind, kommt auch in den übrigen Pariſer Blättern zum Ausdruck. Herriots Organ, die„Ere Nouvelle“ behauptet zwar, daß die Haltung des Staats⸗ miniſters den nationalen Intereſſen diene, läßt aber doch durchblicken, daß die Partei auf dieſe Weiſe auf ihre Koſten zu kommen hoffe. Laval nach Moskau eingeladen Im Juſammenhang mit den ſowjetfreundlichen Tenden⸗ zen, die bei der Kammerdebatte erneut ſichtbar wurden, ver⸗ lautet, der ſowjetruſſiſche Botſchafter in Paris, Potemkin. habe bei ſeinem letzten Beſuch am Quai d'Orſay auch Laval eingeladen, nach Moskau zu kommen. Perkinax äußert hierzu im„Echo de Paris“, Laval werde im Falle eines Scheiterns des Oſtpaktes, mit dem er bereits rechne, den Be⸗ ſuch annehmen. Der Beſuch in Moskau ſtehe mit dem Ab⸗ ſchluß einer franzöſiſch-ruſſiſchen Allianz in enger Verbin⸗ dung. Auch die Außenpolitikerin des„Oeuvre“ behauptet, daß Laval in einigen Wochen nach Moskau reiſen könnte, wobei die franzöſiſch⸗ſowjetruſſiſchen Verhandlungen zum Abſchluß kommen würden. Es iſt durchaus verſtändlich, daß man gerade den Ge⸗ danken der Landhilfe im Austauſchverfabren an die Spitze geſtellt hat. Für einen in der Großſtadt aufgewachſenen Men⸗ ſchen iſt eine Veränderung ſeiner Lebensführung, in der er andere Verhältniſſe und andere Menſchen kennenlernt, ſehr vonnöten. Er erhält vor allem Verſtändnis für die nationale und volkswirtſchaftliche Bedeutung des Bauernſtandes, durch die ſeine Erkenntniſſe völkiſcher Art feſter verankert und ſeine Exiſtenz in der Stadt mit dem Nährſtand in eine notwendige Beziehung geſetzt wird. Das Arbeitsamt wird daher vorwiegend den Austauſch gerade für die Landhilfe durchführen. Wenn man das Ergeb⸗ nis der ärztlichen Unterſuchung betrachtet, wird erſt recht die unerhörte Verpflichtung begreiflich, durch einen vorüber⸗ gehenden Wechſel in die Landhilfe den Geſundheitszuſtand des Städters günſtig zu beeinfluſſen, denn 30 Prozent der Unterſuchten mußten ausſchließlich durch eine in der Großſtadt verurſachte unzweckhmäßige Lebensweiſe im Augenblick als für den Landhilfedienſt untauglich erklärt werden. Zur Förderung der Unterbringung gerade der älteren Ang eſtellten war bisher ſchon ein Leiſtungsausgleich zu Laſten der Reichsanſtalt möglich. Leider iſt in Mannheim bis jetzt nur in einem einzigen Fall von dieſer Möglichkeit Gebrauch gemacht rronden M. rend bisher nur beim Aus⸗ tauſch eine derartige Förderung gewährt wurde, kann nun⸗ mehr bei zuſätzlicher Einſtellung eines älteren Angeſtellten eine Ausgleichszulage durch das Arbeitsamt bezahlt werden, und zwar wird dem Betrieb eine Beihilfe bis zu 50 Mark und für jedes Kind des Neueingeſtellten 5 Mark auf beſon⸗ deren Antrag beim Arbeitsamt bewilligt. Vorausſetzung iſt, daß der männliche Angeſtellte über 40 Jahre alt, fachlich vorgebildet iſt und in den letzten dret Jahren vor der Ein⸗ ſtellung länger als zwei Jahre Arbeitsloſenunterſtützung aus öffentlichen Mitteln erhalten hat. Für namentlich Angefor⸗ derte wird ein Leiftungsausgleich nicht gewährt. Eine zuſätz⸗ liche Einſtellung iſt gegeben, wenn die Zahl der Angeſtellten eines Betriebes höher iſt, als 1. die Durchechnittszahl der Beſchäftigten des 2. Kalender⸗ vierteljahres 1934 und 5 2. die entſprechende Zahl am letzten Arbeitstag des der Antragſtellung vorhergehenden Monats. Die Gewährung des Leiſtungsausgleichs ſetzt die Ver⸗ mittlung des Neueingeſtellten durch das zuſtändige Arbeits⸗ amt voraus. Der Leiſtungsausgleich iſt von dem Betrieb unter Verwendung des vorgeſchriebenen Vordrucks bei dem zuſtändigen Arbeitsamt zu beantragen. Zuſammenfaſſend ſei auf folgende Punkte beſonders aufmerkſam gemacht: Die Einſtellung von Arbeitskräften unter 25 Jahren darf nur unter vorheriger ſchriftlicher Genehmigung des Arbeitsamtes erfolgen. Ausgefüllte Antragsformulare werden nur vom Betrieb entgegengenommen und nicht durch Arbeitsloſe. Wer Per⸗ ſonen unter 25 Jahren ohne Zuſtimmung einſtellt, muß vom Arbeitsamt ſtrafrechtlich verfolgt werden, wie dies lei⸗ der in einigen Fällen ſchon nötig war. Laut Paragraph 3 der Anordnung haftet der Betriebs⸗ führer für die Richtigkeit der Unterlagen, die dem Arbeits⸗ amt zur ordnungsgemäßen Durchführung der Verordnung verfügbar gemacht werden. Zum Schluß ſei noch auf die Verordnung über den Arbeitseinſatz von gelernten Metallarbeitern hingewieſen, wo⸗ P00 ˙: ͤ ͤ Ä ⁵²ͤK-d Montag, 18. März 1935 nach eine Abwanderung von Metallarbeitern näch auswärts nur mit Zuſtimmung des Arbeitsamtes erfolgen kann. Zu den gelernten Metallarbeitern gehören ſowohl Arbeiter, wie Betriebsbeamte, Werkmeiſter und Techniker, ſoweit ſie eine ordnungsgemäße Lehre als Fachkraft der Metallinduſtrie abgeſchloſſen haben. Handelsteil Die Preisüberwachung „Gefunden Spielraum für den anſtändig Wirtſchaftenden.“ Münſter, 15. März. Auf Einladung der Wirtſchaftlichen Geſellſchaft für Weſt⸗ falen und Lippe ſprach in der überfüllten Stadthalle zu Münſter der Reichskommiſſar für Preisüberwachung, Ober⸗ bürgermeiſter Dr. Gördeler, über„Mittel und Aufgaben der Preisüberwachung“. Er führte u. a. aus: Irgendwelche Preisregelungen und Preisbindungen dürften nicht allein durch ein Diktat der Wirtſchaft zu⸗ ſtandekommen. Vielmehr müſſe hier eine geordnete Aufſicht des Staates geſichert ſein. Wenn er Höchſtpreiſe feſtſetze und dadurch die Beruhigung ſchaffe: nun kann die Ware nicht teuerer werden, dann müſſe er erſt eine wichtige Vor⸗ ausſetzung ſchaffen, nämlich die, daß er die Warenmaſſen für die Verteilung vollkommen in die Hand bekomme. Sonſt ſei keine Gewähr dafür gegeben, daß die Höchſtpreiſe auch wirklich eingehalten werden. Im weſentlichen habe er von der Feſtſetzung von Höchſtpreiſen Abſtand genommen, wenn man nicht auch die Ware ſelbſt faſſen könne. Eine Ausnahme habe er bei der Holzwirtſchaft gemacht, da ja der Staat als Beſitzer der meiſten Forſten ſelbſt die 9 dafür biete, daß die Höchſtpreiſe innegehalten wer⸗ en. Das Entſcheidende ſei und bleibe, für den anſtändigen wirtſchafkenden deukſchen Menſchen einen geſunden Spiel⸗ raum zu ſchaffen, innerhalb deſſen er ſeine Kräfte mit be⸗ ſtem Nutzen für ſeinen Betrieb, für ſein Volk und mit vol⸗ ler Verantwortung gegenüber dem Staate einſetzen könne. Zur Kartellfrage übergehend, betonte Dr. Görde⸗ ler, man dürfe dieſe nicht ohne weiteres in Bauſch und Bogen verdammen, Kartelle und Preisbindungen können in manchen Fällen im Intereſſe der Wirtſchaft wie auch der Allgemeinheit von Nutzen ſein. Aber auf die Dauer den Weg zum billigſten Preis zu verſperren, ſei unſinnig, da⸗ her müßten alle Kartelle und Preisbindungen eine Ueber⸗ gangserſcheinung ſein. Steuerliche Erleichterungen Keine Sonderſteuer mehr für mitverdienende Ehefrauen. Berlin, 18. März. Die bisherigen Beſtimmungen über die Lohnſteuer für mitverdienende Ehefrauen haben dazu geführt, daß die Ehe⸗ leute in vielen Fällen weit höhere Beträge an Lohnſteuer zu entrichten hatten, als für den Ehemann in Frage gekom⸗ men wäre, wenn er ein Gehalt in Höhe ſeines Gehalts zu⸗ züglich des Gehalts ſeiner Ehefrau bezogen hätte. Wenn z. B. der Ehemann und die Ehefrau je ein Gehalt von 200 RM 8bezogen, dann hatten ſie nach der bisherigen Lohn⸗ ſteuerregelung einen Steuerbetrag von zuſammen 14.82 RM zu bezahlen. Wenn jedoch der Ehemann allein ein Gehalt von 400 RM erhielt, dann wäre als Lohnſteuer nur der Betrag von 11.44 RM in Frage gekommen. Der Reichs⸗ finanzminiſter hat nunmehr dieſe ungünſtige ſteuerliche Lage für mitverdienende Ehefrauen beſeitigt. Er hat durch Runderlaß angeordnek, daß in ſolchen Fällen von nun an die Eheleute beantragen können, daß die Lohnſteuer nur bei dem Ehemann erhoben wird, bei der Ehefrau nicht mehr. Zur Berechnung der Steuer iſt dann dem Gehalt des Ehemannes das Gehalt der Ehefrau hinzuzurechnen. Das Finanzamt hat enkſprechende Vermerke auf den beiden Steuerkarten einzutragen. Voller Erfolg der Zinsermäßigung . Berlin, 18. März. Das Angebot auf Zinsermäßigung bei den öffentlichen Anleihen gemäß Geſetz vom 27. Februar 1935 iſt nach den bisher vorliegenden Meldungen in der im Geſetz vorgeſe⸗ henen Friſt von inländiſchen Gläubigern in höhe von nur wenig mehr als 12% Millionen RM abgelehnt worden. Da⸗ Geſamtkapital, das unter die Zinsermäßigung fällt, beläuf ſich auf 2 054 100 000 Rm. Mithin iſt das Angebot au Zinsermäßigung nur für rund 0,6 v. 9. abgelehnt wor den. Dem Angebot auf Zinsermäßigung iſt demnach ei voller Erfolg beſchieden. Marktberichte Lebhafter Wochenſchluß Die Aufwärtsbewegung an der Berliner Aktienbörſe ſetzte ſich auch am letzten Börſentage der Woche fort. Größere Umſätze fanden allerdings nur vereinzelt ſtatt, gleichwohl war ein ver⸗ tärktes Intereſſe bei der Bankenkundſchaft feſtzuſtellen. Anregend wirkte der günſtige Abſchluß bei Zellſtoff⸗Waldhof, der eine Divi⸗ dende von 5 Prozent vorſieht. Auch Rütgers erfuhr eine erhebliche Befeſtigung. Am Montanmarkt erreichten Vereinigte Stahlwerke mit 77,87 einen neuen Höchſtſtand. Für Braunkohlenwerte zeigte ſich vermehrte Nachfrage, die ſich in mehrprozentigen Kursbeſſerun⸗ gen auswirkte. Am Rentenmarkt trat ebenfalls eine neue Geſchäfts⸗ belebung in Erſcheinung, die namentlich dem Ache fend zu⸗ gute kam. Auch Staatsanleihen zeigten durchwe reundliche Haltung. Reichsaltbeſitzanleihe erhöhten ſich auf 112,75. Lebhafte Nachfrage beſtand auch für Zinsvergütungsſcheine. Am Geldmarkt war Tagesgeld reichlich angeboten, ſo daß der Satz für Tagesgeld auf 317 Prozent ſank. Am Deviſen⸗ markt konnte ſich das engliſche Pfund weiter befeſtigen. Deviſenmarkt. Belga(Belgien) 58,17(Geld) 58,29(Brief), dän. Krone 53,27 53,31, engl. Pfund 11,915 11,945, franz. Franken 16,43 16,47, holl. Gulden 168,27 168,61, ital Lire 20,85 20,89, norw. Krone 59,89 60,01, öſterr. Schilling 48,95 49,05, poln. 805 46,86 46,96, ſchwed. Krone 61,44 61,56, ſchweiz. Franken 80,72 80,88, pan. Pe⸗ ſeta 33,95 34,01, ichech. Krone 10,38 10,40, Dollar 2,487 2,491. Lettow⸗Vorbeck 65 Jahre Lettow⸗Vorbecks Name iſt für uns Deutſche der Inbe⸗ griff deutſchen Heldentums in Ueberſee und zugleich unſeres kolonialen Willens geworden. Am 20. März 1870 wurde Lettow⸗Vorbeck in Saarlouis geboren. Er genoß eine gute Erziehung, ganz im Geiſte altpreußiſchen Soldatentums, aber in der deutſchen Heimat fand er für ſeinen Betätigungs⸗ drang nicht genügend Spielraum, und ſeine Sehnſucht trieb ihn nach den Kolonien. Schon in Oſtaſien lernte er den Krieg gegen die chineſiſchen Boxer kennen. In den Jahren 1904 bis 1907 nahm er als Hauptmann in Südweſtafrika an dem Eingeborenenkrieg teil, und wurde 1913 zum Kom⸗ mandanten der deutſchen Schutztruppe in Oſtafrika ernannt. Daß man den rechten Mann an die rechte Stelle geſetzt hatte, ſollte ſich nur allzubald erweiſen. Wenn es nach papiernen Verträgen und Abmachungen gegangen wäre, hätte der Weltkrieg niemals in die afrika⸗ niſchen Kolonien überſpringen dürfen. Die belgiſche Regie⸗ rung verſuchte auch zu Beginn des Krieges, die Franzoſen und Engländer unter Bezugnahme auf das Kongoabkom⸗ men in dieſem Sinne zu beeinfluſſen, aber die Engländer leiſteten ſofort Widerſtand. Die Deutſchen müßten getroffen werden, wo man ſie nur erreichen könne, und unſere Kolo⸗ nien ſchienen eine leichte Beute zu ſein. Alle haben, ſoweit es die verfügbaren menſchlichen und materiellen Kräfte ge⸗ ſtatteten, die Ehre der deutſchen Flagge gewahrt. Das Wort Meyer⸗Waldecks, des Gouverneurs von Tſingtau:„Einſtehe für Pflichterfüllung bis zum Aeußerſten“, war für alle Deut⸗ ſchen, die fern der Heimat auf verlorenem Poſten für ihr Vaterland kämpften, die geheime Parole ihres Handels. In Deutſch⸗Oſtafrika ſollte der heldenmütige Widerſtand der Deutſchen Ausmaße annehmen, die ebenſo die Welt in Staunen verſetzten wie die Wunder deutſchen Heldenmutes an den Heimatfronten. Die Seele des Widerſtandes in Deutſch⸗Oſtafrika iſt zuſammen mit dem energiſchen Gouver⸗ neur von Schnee der tapfere und unbeugſame Führer der Schutztruppen, Lettow⸗Vorbeck, geweſen. Aber auch der beſte Führer kann nur zu höchſten Leiſtungen gelangen, wenn ſeine Gefolgſchaft gleichen Willens iſt. Mit unzureichenden Mitteln haben 3000 Weiße und 11000 Schwarze ſchließlich gegen eine Uebermacht von 300 000 Feinden die deutſche Sache verteidigt. Die Gefechte von Tanga, Jaſſini und Mohiwa ſind Zeugen deutſcher Siege. Als ſich Lettow⸗ Vorbeck in Deutſch⸗Oſtafrika nicht mehr halten konnte, fiel er 1917 in Portugieſiſch⸗Oſtafrika ein, erſchien im September 1918 wieder in Deutſch-Oſt, drang im November in Rhode⸗ ſien vor und hat erſt nach dem 11. November 1918 auf aus⸗ drücklichen Befehl der deutſchen Regierung in durchaus gün⸗ ſtiger Poſition die Waffen geſtreckt. Wenn Lettow⸗Vorbeck an ſeinem 65. Geburtstag vom deutſchen Volke geehrt wird, dann iſt es der Dank des Vater⸗ landes dafür, daß der heldenhafte Widerſtand Deutſch⸗Oſt⸗ afrikas zugleich die Rettung des deutſchen Kolonialgedankens bedeuten mußte. So verteidigt man nur ein Stück Erde, daß Dank unſerer koloniſatoriſchen Tüchtigkeit den deutſchen Farmern lieb wie der Boden der Heimat geworden. Wider die entwürdigende Lüge, die den Raub unſerer Kolonien begründen mußte, Deutſchland ſei unfähig und unwürdig, Kolonien zu verwalten, zeugt die Treue der Askaris, die bis zum bitteren Ende an der Seite der Deutſchen aushielten trotz aller Verlockungen und Verſprechungen der Feinde, weil ſie unter deutſcher Kolonialhoheit ihre eigene Freiheit am beſten gewahrt glaubten. Unſer Anſpruch auf Kolonien iſt nicht nur von unzähligen wirtſchaftlichen Geſichtspunkten aus begründet, er iſt durch die Opfer, die deutſche Männer für ſie brachten, zugleich ein moraliſcher. Das in unermüdlicher Arbeit auch noch nach dem Kriege mit gleichem kämpferiſchen Geiſt vertreten zu haben, iſt ebenſo Lettow⸗Vorbecks Verdienſt. Der Held von Deutſch⸗ Oſtafrika iſt, wie wir es zu Beginn behaupteten, der Inbe⸗ griff unſeres kolonialen Willens geworden! Brillen ſeit 635 Jahren Ueber die Erfindung der Brille herrſchten in der wiſ⸗ ſenſchaftlichen Welt lange Zeit erhebliche Meinungsverſchie⸗ denheiten. Während man früher glaubte, daß bereits das Altertum die Brille in Form von ungefaßten Glaslinſen . habe(Smaragd des Nero usw.), iſt man jetzt der nſicht, daß die optiſchen Eigenſchaften des Glaſes erſt im Mittelalter erkannt und ausgenutzt wurden. Das Geburts⸗ jahr der Brille glaubt man auf Grund eines Erlaſſes des Rats von Venedig, auf das Jahr 1300 feſtlegen zu können. Hier iſt zum erſten Male die Herſtellung von Brillen er⸗ wähnt. Ein b timmter Erfinder iſt nicht bekannt. Ent⸗ ſtanden iſt die Brille auf Grund der Erfahrungen mit dem auf die Schrift aufgeſetzten Leſeſtein der Minneſänger und dem vor das Auge gehaltenen geſtielten Leſeglas. Die er⸗ ſten Brillen waren ſehr primitiv. Die Faſſung beſtand aus Eiſen, und ſie mußten mit der Hand feſtgehalten werden. Die erſten Brillen nannte man Nagel⸗ oder Nietbrillen, ſpätere Formen ſind die Bügelbrille, die Klemmbrille, die Riemenbrille, die Fadenbrille und die ſogenannte Stirn⸗ fortſatzbrille. Im 18. Jahrhundert kamen die uns geläufi⸗ gen Formen der Schläfenbrillen auf, und erſt nach Fortfall der Perücken konnte die Brille in Form der Ohrenbrille mittels Bügel hinter den Ohren befeſtigt werden. Die er⸗ ſten Brillenmacher in Deutſchland gab es 1466 in Straß⸗ burg. e bie 2 Aber Aiudteren! ions gerichfe in Vo und Sud Wenn man einer Hausfrau riete, einmal chineſiſch zu kochen, dann ſchlüge ſie höchſtwahrſcheinlich die Hände über dem Kopfe zuſammen, und ein Ausruf komiſchen Entſetzens wäre die Antwort. Wir haben falſche Vorſtellungen davon, was andere Völker eſſen. Es iſt ja gar nicht ſo, daß die Chineſen nur faule Eier, die Italiener faſt ausſchließlich Mak⸗ karoni, die Bulgaren meiſt Zwiebeln, die Franzoſen viel Vorſpeiſen(Hors d'odeuvres), die Amerikaner ſtundenlang Eiskremes eſſen, ebenſowenig wie die Deutſchen angeblich jeden Tag Sauerkraut und Eisbein zu ſich nehmen. Jedes Land hat ſeine Nationalgerichte, die auch im Rahmen der Küche eines anderen Volkes auf mehr oder weniger Ge⸗ ſchmacksbeifall rechnen können. Die deutſchen Spezialgerichte ſind auch nicht jedermanns Geſchmack; ſo herrlich dem Hamburger ſeine Aalſuppe mundet, ſo begeiſtert der Kölner von Himmel und Erde(Kartoffelbrei und Apfelmus zuſammengekocht, dazu gebratene Blutwurſt) iſt, ſo innig der Sachſe ſeinen Speck⸗ kuchen liebt— die Württemberger ziehen ſicher ihre Spätzle und Knöpfle, die Breslauer ihre Knoblauchwurſt, die Olden⸗ burger ihren Kohl mit Pinkel(fette Grützwurſt) und die Königsberger ihre Fleck vor. In einem ſind ſich alle einig: was gut ſchmeckt, wird gegeſſen! Ob das nun „Wiener Schnitzel“,„Mailänder Spaghetti“ oder„Szege⸗ diner Gulaſch“ heißt, iſt letzten Endes gleichgültig. Die Chineſen haben außer ihren Haifiſchfloſſenra⸗ gouts, Vogelneſterſuppen und anderen unſerem Geſchmack widerſtrebenden Spezialitäten Hunderte und aber Hunderte höchſt ſchmackhafter und köſtlicher Nationalgerichte. Eines davon iſt Selleriefleiſch⸗ Braten. Rinderrouladen⸗ Scheiben recht dünn, wer⸗ den in ſchmale feine Streifen geſchnitten und mit jungem Sellerie⸗ kraut vermiſcht. Beides kommt in eine Pfanne, in der man vorher Oel zur höchſten Hitze bringt. Ganz ſchnell braten und dann einen tüchtigen Schuß Alkohol(Kognak, alten Weißwein oder reinen Alkohol) zuſetzen. Ich habe noch nieman⸗ den— außer Vegetarier — gefunden, der das ſtehenließe. In Spanien ißt man gern gefüllte Zwiebeln. Man nimmt große Zwiebeln, bei uns als Oportozwiebeln bekannt, und füllt ſie mit gehack⸗ tem Fleiſch, darunter et⸗ was Leber und Herz, ein wenig Paprikaſchote, und brät das Ganze— natürlich vorher ein we⸗ nig umwickelt— auf Speckſcheiben langſam weich. In Frankreich kennt man außer den Hors d'oeupres, die man⸗ chesmal leider nur aus trockenen Brötchen mit einer winzigen Oelſar⸗ dine und zwei Blatt grü⸗ nem Salat beſtehen, eine 9 5 delikater Dinge. Zu dieſen gehört die kalte Kalbsleber, die ſehr einfach zuzubereiten iſt; Kalbsleber wird eine gute halbe Stunde in Salzwaſſer ge⸗ kocht. Dann wird die heiße Leber in kaltes Waſſer gelegt, bis ſie völlig abgekühlt iſt. In dünne Scheiben ſchneiden, mit Mayonnaiſe oder Remouladenſoße auf den Tiſch brin⸗ gen. Ein Hauch verſchiedener Küchenkräuter darüber(3. B. Eſtragon, Majoran, Thymian, Beifuß) erhöht noch den Gaumenkitzel. In Italien gibt's leckere Sachen, die mit Makkaroni oder Spaghetti nichts zu tun haben. Eine davon nennt ſich „Römiſches Schnitzel“ und iſt auch für unſere Küche nicht ohne Reiz. Dünne, ſchöne Kalbsſchnitzel werden mit einem kleinen Salbeiblatt und einer Scheibe fetten, rohen Schin⸗ ken oder mageren Bauernſpeck belegt und durch ein oder zwei Holzſtäbchen(Zahnſtocher) zuſammengehalten. Erſt auf der Fleiſchſeite braten, dann ganz kurz die Schinken⸗ ſeite anbraten und zum Schluß auf der Fleiſchſeite fertig⸗ braten. Dazu eine Soße aus Butter und ein wenig To⸗ matenmark, nach Geſchmack gewürzt. In Amerika ſchätzt man ein wundervolles Käſege⸗ richt: In eine mit Butter ausgeſtrichene Form bringt man eine Schicht feiner Semmelbröſel, darüber eine Schicht in papierdünne Scheiben geſchnittenen Käſe, wieder Bröſel, wieder Käſe, wieder Bröſel, wieder Käſe. Als Gewürz(mit Maßen!) Paprika, Pfeffer, Curry, wenig Salz. Man ver⸗ rührt zwei Taſſen gute Milch— am beſten mit einem Schuß Sahne— mit zwei Eigelb und ſchüttet das über den Käſe. Das Ganze wird langſam bei mäßiger Hitze— etwa eine halbe Stunde— im Backrohr gebacken. Und iſt dann eine Sensation auf dem Mittagstisch 5 In Griechenland weiß man auch zu leben. Daz beweiſt folgendes Reisgemüſe: Man röſtet Reis in Butter an, gibt in einen Topf(feuerfeſtes Porzellan am beſten) eine Lage Reis, ſchichtet in Scheiben geſchnittene rohe Tomate darüber, deckt mit Reis wieder zu, legt eine dünne Schicht fein gehackter Peterſilien⸗ und Selleriewurzeln, Mohrrüben und Paprikaſchoten darauf, und wiederholt dieſe Reihen⸗ folge. Oben drauf kommt noch eine Lage Reis, die mit gehackten Küchenkräutern(nur ſolche, die nicht allzu ſtreng ſchmecken) dünn überſtreut wird. Auf das Ganze gießt man kochendes Waſſer, ungefähr im Verhältnis: Zwei Taſſen Waſſer auf eine Taſſe Reis. Man läßt langſam kochen und weich werden. Den Inhalt ſtürzt man vorſichtig in eine hochrandige Schüſſel und bringt das fertige Reisgemüſe warm auf den Tiſch. Fleiſcheſſer lieben dazu kleine ge⸗ bratene Würſtchen. f Steinzeitliche Getreideernte Der älteſte Pflug der Welt. In einem Moore in Walle im Kreiſe Aurich wurde vor einigen Jahren ein Holzpflug gefunden, deſſen Herkunft bis auf 3500 v. Chr. zurückgeführt wird und der als der älteſte Pflug der Welt bezeichnet werden darf. Man ſtieß auf ihn beim Torf⸗ ſtechen. Er war vollſtändig in den„ſchwarzen Torf“, den älteren Bleichmoortorf, eingebettet, der an dieſer Stelle 90 Zentimeter mächtig iſt und über dem der Grenzhorizont in 25 Zentimeter und der„weiße Torf“ in 70 bis 80 Zenti⸗ meter Mächtigkeit lagerte. Wegen der Einzigartigkeit des Fundes und wegen ſeiner großen Wichtigkeit für die deutſche Vorgeſchichte wurde er dem Landesmuſeum in Hannover überwieſen, wo er jetzt, nach jahrelanger fachmänniſcher Be⸗ handlung, in einem großen Schaukaſten ausgeſtellt werden ſoll. Es iſt ein Hakenpflug, bei dem der drei Meter lange Pflugbaum und die Pflugſchar aus einem einzigen Stütz Eichenholz gearbeitet ſind. Der Sterz war hinter dem Anſatz des Pflugbaumes in eine viereckige Durchlochung mit Keilen eingeſetzt. Gezogen wurde der Pflug, wie wir das aus einem bronzezeitlichen Feldbild kennen, von einem Ochſenpaar unter dem Nackenjoch. Der Fund beweiſt die hochſtehende Pflugwirtſchaft unſerer Vorfahren im nordiſchen Kultur⸗ kreiſe während der jüngeren Steinzeit, ſchon vor mehr als 5000 Jahren. Die wichtigſten Getreidepflanzen waren zu jener Zeit drei Gerſte⸗ drei Weizen⸗ und zwei Hirſearten, Die Entdeckung der urgeſchichtlichen Getreidearten in nordiſchen Kulturkreiſe iſt dem fütländiſchen Dorfſchullehrer Frode Kriſtenſen zu danken. Dieſer fand im Jahre 1894 in die Oberfläche eines ſteinzeitlichen Tongefäßes eingebacken ein verkohltes Weizenkorn und überſandte es dem National⸗ muſeum zu Kopenhagen. Dieſes veranſtaltete daraufhin eine umfaſſende Unterſuchung aller Tongefäße und Gefäßſcherben und konnte durch die Arbeiten von G. Sarauw ſchon für die jüngere Steinzeit des nordiſchen Kulturkreiſes aus dem drit⸗ ten und vierten Jahrtauſend v. Chr. Geburt eine erſtaunliche Fülle von Getreidearten nachweiſen. Für Mitteleuropa er⸗ brachten die Unterſuchungen vor allem in den ſüddeutſchen und ſchweizeriſchen Pfahlbauten ganz ähnliche Ergebniſſe. Geerntet wurde das Getreide mit der Sichel, wie eine ſolche in dem Torfmoore von Stenild in Jütland erhalten iſt. Bewundernswert an dieſem an ſich einfachen Werkzeuge iſt die Form des Stieles, wobei der Klinge ein Widerhalt am Rücken und der Hand eine bequeme Lage um das Stiel⸗ ende geboten wird Gemahlen wurde das Getreide auf fla⸗ chen Platten nordiſcher Irrblöcke, unter denen ein feinkörni⸗ ger Granit bevorzugt wurde. Bei dieſer Höhe der Pflug: und Getreidekultur ſchon im vierten Jahrtauſend v. Chr. Ge⸗ burt bedeutet es eine Geſchichtsfälſchung, wenn behauptet wird, daß unſere Vorfahren den Ackerbau erſt durch die Römer oder gar erſt durch die mittelalterlichen Mönche ken⸗ nengelernt hätten. Im Gegenteil, die Römer haben eine ganze Reihe wichtiger Kulturpflanzen erſt von den Ger⸗ manen übernommen. Ein„Totbeter“. In einem rumäniſchen Dorfe wurde ein Schäfer wegen„Totbetens“ verhaftet, ein Verbrechen, das bisher wohl auch noch nicht vor dem Richter verhan⸗ delt worden iſt. Vor einigen Wochen war nämlich eine Bauersfrau zu dem Schäfer gekommen und hatte ihn be⸗ beten ihren Mann„totzubeten“. Der Schäfer verſprach es gegen Entgelt— drei Tage ſpäter war der Bauer tot. Daraufhin wuchs der Kundenkreis des Schäfers ungeheuer, und innerhalb von weiteren acht Tagen hatte er fünf wei⸗ tere Perſonen„totgebetet“, die während der Arbeit— an⸗ ſcheinend ohne jeden Grund— tot umſanken. Gegen den unheimlichen Alten iſt jetzt Mordanklage erhoben worden. Das ganze Land iſt nun geſpannt, ob die Polizei ihm auf die Schliche kommen wird, oder ob es ſich bei dieſen Todes⸗ unglücklichen Zufällen fällen nur um eine Reihe von handelt. Es kommt die Zet. Noch formſt du mit den kleinen Händen Das Brot, ganz ohne Zweck und Ziel; Doch bald, wie ſich die Jahre wenden, Wird mählich Ernſt aus Kinderſpiel. Es kommt die Zeit, da ſtellt das Leben Die harte Pflicht auch vor dich hin Wohl dir, erhältſt du dir daneben Vom Spiel des Kinds den frohen Sinn! 22 e r 10 2 Lifelotte von der Pfalz 5 Die Pfälzerin am Pariſer Hof. „Liſelotte und kein Ende!“ ruft ſchon der Geſchichts⸗ ſorſcher Dr Strich und zählt die Werke auf, die über die deutſche Prinzeſſin am franzöſiſchen Hofe ſeit 25 Jahren er⸗ ſchienen ſind, die„Liſelottiana“, ſie nehmen ſich ſelbſt neben der Goetheliteratur, der„Goetheana“ und den Werken über den Alten Fritz, der„Fridericiana“ recht ſtattlich aus. Das Jahr 1909 hatte Helmolts kritiſches Verzeichnis der Liſelotte⸗ Briefe gebracht, die W. L. Holland, Ranke, Geiger, Bode⸗ mann und Friedemann veröffentlicht hatten; aber erſt 1925 kam die wiſſenſchaftliche und doch allgemeinverſtändliche Lebensbeſchreibung„Liſelotte von der Pfalz“ von Michael Strich, der brauchbare„Liſelotten“ von Jacob Wille(1905) und Gertrud Aretz(1921) vorausgegangen waren. Von der anderen Seite her beleuchtet eine Dame, Arvede Barine, die Geſtalt in Madame, Mere du Régent“ und weiſt u. a. nach, daß Liſelotte eine Mitgift von nur 32 000 Gulden von Heidel⸗ berg nach Verſailles brachte. Aug. Cabnss gibt in„Une Allemande à la Cour de France“ mehr Pikantes als Zu⸗ verläſſiges, und in den Denkwürdigkeiten des Herzogs von Saint⸗Simon iſt viel von„Madame“ die Rede; er ſagt: „Une Allemande au dernier point“, was wir aber nicht überſetzen wollen wie Wille:„Die deutſcheſte der Deutſchen“ oder wie Strich:„Deutſch bis ins Mark der Knochen“ ſon⸗ dern frei:„Eine waſchechte Pfälzerin“. Die neuere Forſchung hat mit der allzu ſentimentalen Auffaſſung der Heidelbergerin Schluß gemacht und ſieht in ihr das heimatliche Naturkind, wie ihre mit mehr Tempe⸗ rament als Gerechtigkeit geſchriebenen, herrlich draſtiſchen Briefe es offenbaren, beſonders die Briefe an die Kurfürſtin Sophie von Hannover, an ihre frühere Hofmeiſterin von Harling und ſeit 1675 an die Raugräfin Luiſe u. a. Aber auch ihre Gegnerinnen am Hofe des„Sonnenkönigs“ ſchrie⸗ ben viele Briefe, die beſten Frau von Sévigné und Frau von Maintenon; die erſte farbig und lebendig wie Liſelotte, die zweite klug und gerecht. Wenn Liſelotte, der Stim⸗ mungsmenſch, je ungerecht war, dann gegen die Geliebte des Königs, die 1684 ſeine Gattin, doch nie Königin wurde. Als Frau von Maintenon 1719 ſtirbt, jubiliert Liſelotte: „Die alte Schrump iſt verreckt,“ ſie ſcheut ſich nicht, die„bi⸗ gotte“ Frau der Brandſtiftung zu zeihen. In ihrem blinden Haß ſchreibt ſie 1683 an Karoline von Wales:„Eh' die alte gott regieret hat, war die franzöſiſche Religion über die Maaße raiſonable, ſie aber hat alles verdorben,“ und ein Teil der Verfolgung, die ihr die Hofkamarilla antat, war ſelbſt verſchuldet. Für Anhänger der Aſtrologie ſei hier ver⸗ merkt, daß Liſelotte die Enkelin des„Winterkönigs“ Friedrichs V und Tochter des Kurfürſten Karl Ludwig von der Pfalz, im Zeichen der Zwillinge, am 27. Mai 1652, ge⸗ boren wurde, während Frau von Maintenon am 27. No⸗ vember 1635 im Zeichen Schütze zur Welt kam. Wer das Horoſkop der Feindinnen ſtudiert, wird ſich manches er⸗ klären können; die Unruhe des Zwillings wurde bei Liſelotte durch das Schickſal ihrer geliebten Heimat, die ihr Schwager Ludwig XIV. oder genauer Louvois 1689 und 1693 ver⸗ wüſten ließ, noch geſteigert, während die Erzieherin von Ludwigs Kindern, durch die Schule harten Leids gegangen, die Begründerin der Erziehungsanſtalt von St. Cyr, den ehrlichen und melancholiſchen Charakter der Schützen zeigt. Eine Frau von hoher Kultur gerät hier an ein Naturkind: beide ſcheinen durch ihre Stellung im Gegenſchein(Oppo⸗ ſition von 180 Grad) dazu beſtimmt, ſich nicht zu verſtehen. Stets war der Pfälzerin die Etikette, der Zwang, ſelbſt die Koſt von Verſailles ein Greuel. Sie ritt zur Jagd, ſonſt aber zog ſie ſich lieber zurück und ſchrieb und ſchrieb. Sie aß gern„Pickelhäring“, braunen Kohl, gut Sauerkraut und Rindfleiſch mit Meerrettich und konnte ſich an die „endloſen Mahlzeiten in 43 Jahren nicht gewöhnen“. Mit dem Trinken war es anders, beſonders den Bacharacher liebt die Pfälzerin, und ſie trinkt ihn nach„Durſt“. Auf H. Rigauds Bildnis ſieht die 60jährige ganz anders aus als auf ihrem Jugendbild im Keſtnermuſeum zu Hannover und auf Jan Weenix' Bild im Kaiſer⸗Friedrich⸗Muſeum. Sie drückt das ſo aus:„Mager wie ein Scheit Holz bin ich aus der Pfalz gekommen, aber nun bin ich eine alte Pagode.“ Ein Stich in der Heidelberger Städtiſchen Sammlung zeigt ſie ſchlank und ein wenig männlich hoch zu Roß auf der Jagd.„Das iſt eine wahre Luſt für einen Rauſcheblatten⸗ knecht, wie ich bin, denn man braucht ſich da nicht viel putzen noch ſchminken wie zu einem Balle.“ Ein weiteres Bild Rigauds entſtand 1682, eine Kopie davon hängt im baye⸗ riſchen Schloß Schleißheim. Nach dem Tode ihres Vaters(1680) häufen ſich für Liſe⸗ lotte die ſchwarzen Tage: 1692 heiratet ihr Sohn Philipp, Herzog von Chartres, eine Tochter der Monteſpan, alſo eine Unebenbürtige; Liſelotte nannte ſo etwas„Mausdreck“. 1701 ſtirbt ihr Gatte,„Monſieur“, Herzog Philipp von Orleans, an einem Schlaganfall, aufrichtig betrauert von ſeiner Witwe. 1714 ſtirbt ihre über alles geliebte Tante Sophie von Hannover, bei der ſie ihre ſchönſten Kindertage ver⸗ bracht hat und der ſie zahlloſe köſtliche Briefe geſchrieben hat. Im nächſten Jahr folgt ihr Schwager, Ludwig XIV., mit dem ſie ſich allen Hofintrigen zum Trotz gut verſtand. Wohl kannte er, als es ſich um den Raubzug in die Pfalz handelte, keine Rückſicht auf ihren Vater und ihre Heimat, aber ſelbſt in ihrer Verzweiflung über des Vaters Tod ſchreibt ſie an Sophie über Ludwig XIV.:„Ja, ehe er Papa ſo verfolgt hatte, geſtehe ich, daß ich ihn ſehr lieb hatte und gern bei ihm war.“ Am 8. Dezember 1722 iſt dann die Herzogin von Or⸗ leans ſelbſt in St. Cloud geſtorben, ohne die Heimat wieder⸗ zuſehen, die ſie als 19jährige 1671 verlaſſen hatte Weder die ernſten noch die heiteren Bühnenſtücke über Liſelotte(H. Stobitzer, Paul Heyſe, R. Presber u. a.) konn⸗ ten dieſes reiche Leben wahrheitsgemäß darſtellen. Nun kommt noch der Tonfilm hinzu, und auch er beſchränkt ſich auf den charakteriſtiſchen Ausſchnitt. Aber während ſich die „Liſelotten“ der Operetten damit begnügten, ein„enfant terriple“, ein Schwankkliſchee aus ihr zu machen, wird der Tonfilm mit ſeinen reichen Möglichkeiten verſuchen, zum erſtenmal ihr Charakterbild zu zeichnen und das Drama ihres Lebens zu enthüllen. Dieſes Drama heißt: Eine junge deutſche Prinzeſſin erfüllt den Willen ihres Vaters und heiratet einen ungeliebten Mann. Sie hofft, ihrem Lande zu dienen, und ſie wird zur unſchuldigen Urſache der Zer⸗ ſtörung ihrer Heimat. Noch im Vorgefühl ihres Todes er⸗ inen ihr die ſchöne Jugend in der Kurpfalz und die Heimat am Neckar. Aber ihr Sohn wird der Erbe des fran⸗ zuſiſchen Throns, der„Régent“; es iſt eine kleine Genug⸗ tuung für Liſelotte, daß die vielgeſchmähte„Madame“ noch 14 den zweiten Titel erhält:„Mere du Regent! Wer mit Eifer die Bücher über dieſe Zeit und beſonders die Liſelottiana“ ſtudiert hat, der blickt dieſem Verſuch eines erſten ernſthaften Liſelotte⸗Dramas mit Intereſſe 1 el 7525 5 „Die Wiener Schwalben“ hatten auch n Koln, wie ja überall, die Gunſt des Publikums im Sturm erobert. Fanni, die immer Luſtige, war nur manchmal ein wenig ſchwermütig, denn ihre Gedanken weilten ſtets bei Egon in Heidelberg. Aber glühende Liebesbriefe mit Verſiche⸗ rungen ewiger Treue, die ſie faſt täglich erhielt, beruhig⸗ ten ſie, und die Fröhlichkeit gewann wieder die Oberhand. Von Köln gingen ſie nach Düſſeldorf. Das war im zweiten Monat nach Heidelberg, alſo im Juli. Die Briefe Egons wurden immer ſeltener, und Fanni war deshalb oft ſehr traurig. Sie fand aber in ihrer unendlichen Liebe und in ihrem Vertrauen eine Entſchuldigung dafür. „Er wird halt viel lernen müſſen und hat net immer ſo viel Zeit,“ ſagte ſie ſich. Wenn aber manchmal die Sehnſucht ſie gar zu ſehr überwältigte, kam es, als wolle ſie ſich ſelbſt tröſten, über ihre Lippen:„Ich bin ein dummes Mädel. Warum ſorg' ich mich denn? Er hat mir ja g'ſchworen, daß er mich net vergißt.“ Dem Großvater gegenüber ließ ſie ſich nie etwas an⸗ merken und zwang ſich immer zur Heiterkeit. Seit dem erſten Auguſt weilten ſie nun in Hamburg und konzertierten im Alſter⸗Pavillon. Herr Dorndorf ut Wort gehalten und das Engagement perfekt ge⸗ macht. Da ſie immer mit dem Großvater zuſammenwohnte, hatte ſie hier zwei hübſche Zimmer mit Kochgelegenheit gemietet. Ueber letztere war ſie beſonders erfreut, denn nun konnte ſie dem Großvater, der die Wiener Küche nur ungern entbehrte, ſelbſt kochen. Sie war nämlich auch eine vorzügliche Köchin. Seit vierzehn Tagen hatte ſie von Egon keinen Brief mehr erhalten und das machte ſie todunglücklich. In Düſ⸗ ſeldorf hatte ſie eine Entdeckung gemacht, die ſie als Egons Frau unſelig glücklich gemacht hätte, die ſie aber jetzt fern von dem Geliebten erſchauern ließ, ſie fühlte ſich Mutter!—— Das letzte Beiſammenſein mit ihm— die herrliche Hufe— der duftende Flieder— ſeine glühenden Küſſe—— f Sie brach in Schluchzen aus. „Ja, warum war ich denn auch ſo dumm? Und er— warum hat er meine Schwachheit ausg'nützt und mich ins Unglück bracht?“ Aber gleich beruhigte ſie ſich wieder. „Er hat mir ja g'ſchworen, daß er mich zu ſeiner Frau macht,— dann wird ja alles wieder gut.“ Dann kamen ihr wieder Sorgen: „Warum gibt er mir keine Antwort? Ich hab' ihm doch vor vierzehn Tagen g'ſchrieben, daß er kommen ſoll. Ich hätt' ihm was z' ſagen, was man net ſchreiben, ſon⸗ dern nur mündlich anvertrauen kann.“ Während ſie ſo vor ſich hingrübelte, ging ſie zum Fenſter und gewahrte unten auf der Straße den Poſtbo⸗ ten. Freudig erregt rief ſie:„Ah, dort unten geht der Briefträger— vielleicht hat er heut' ein' Brief für mich.“ Sie überlegte.„Was tu' ich nur? Das beſte iſt, ich fang! ihn unten ab, damit der Großvater nichts merkt.“ Sie ſah nach der Uhr.„Jetzt iſt's neun, und der Großvater ſchlaft immer bis zehn. Vorher ſteht er ſelten auf, und bis dahin bin ich längſt z'rück.“ Sie nahm Hut und Man⸗ tel, und eilte auf die Straße. Joſef Stolzenthaler war aber heute früher aufge⸗ ſtanden und kam eben aus ſeinem Zimmer. Als er Fanni nicht ſah, ging er zu ihrer Tür und klopfte an. Er wartete eine kleine Weile und da er keine Antwort bekam, dachte er bei ſich:„Sie wird noch ſchlafen. Ich werd' mit'm Frühſtück ein bißl warten und einſtweilen das Repertoire für den heutigen Sonderabend z'ſamm'ſtellen.“ Er ſetzte ſich zum Tiſch und fing an, Notenblätter zu ordnen. In dieſem Augenblick trat Fanni ein. Sie war ſehr niedergeſchlagen, denn der Poſtbote hatte die ſo heiß er⸗ ſehnte Antwort Egons wieder nicht gebracht. Sie ſah den Großvater am TCiſch ſitzen und erſchrak heftig. Stolzenthaler drehte ſich um und als er Fanni in Hut und Mantel vor ſich ſah, blickte er ſie verwundert an. „Ja, Fannerl— wo warſt du denn ſchon ſo zeitig?“ Sie wiſchte ſich verſtohlen eine Träne aus und zwang ſich zur Heiterkeit. „Ich hab' die Butter für's Frühſtück g'holt, Groß⸗ vater!“ Es verurſachte ihr eine große Pein, ihn anzu⸗ lügen. „So?“ ſagte er erſtaunt,„die beſorgt doch ſonſt im⸗ mer unſere Hauswirtin. Warum haſt denn du ſie geholt?“ Fanni log abermals: „Die Frau Werner hat's vergeſſen g'habt! Er ſchüttelte den Kopf. Sein ſcharfer Blick ſagte ihm, daß mit Fanni etwas nicht in Ordnung ſei. Aber gleich beruhigte er ſich mit dem Gedanken:„Sie iſt ein braves Mädel und ein ſehr g'ſcheits noch dazu— die macht keine Dummheiten.“ Fanni hatte unterdeſſen ihre Wirtſchaftsſchürze um⸗ gebunden und ſie ſagte jetzt mit eifriger Bereitwilligkeit: „Großvater, ich koch' dir ein' Kaffee. Wenn du ein bißl warteſt, werd' ich ihn dir gleich bringen.“ Er blickte ihr ſinnend nach, ſtand dann auf und ging mehreremale im Zimmer nachdenklich auf und ab. Plötz⸗ lich blieb er ſtehen. „Die Fannerl hat was auf dem Herzen, das ſie mir net z'ſagen traut. Das muß nichts Rechtes ſein, denn zu mir iſt ſie immer aufrichtig, weil ſie weiß, daß ich ſie gern hab' und es gut mit ihr mein'. Aber, was könnt' das ſein?— Eine Liebſchaft?“ Er machte mit der Hand eine Bewegung durch die Luft, als wolle er damit andeuten, daß er das für ganz unmöglich halte. „Nein, nein, das iſt ganz ausgeſchloſſen, da müßt' ich ja auch was g'merkt haben. Sie iſt doch immer um mich und wenn ſie net bei mir iſt, dann iſt ſie mit den Kolleginnen z'ſamm'. Für die leg ich die Hand ins Feuer, die ſind ſolid. Ich hab' wenigſtens noch nichts g'ſehen und a bört.“ Er ſetzte ſich wieder an den Tiſch und ſtützte den Kopf in die Hände. Mit einemmal ſchreckte er auf, denn ein Gedanke war ihm wie ein Blitz durch den Kopf ge⸗ fahren: „In Heidelberg———2 Ja, ja, das könnt' es ſein. Warum iſt ſie in der letzten Woche nach dem Abendkon⸗ zert immer verſchwunden g'weſen? Sollt' am End' da—“ Fanni kam mit dem Frühſtück. Sie deckte den Tiſch und ſtellte auch eine Vaſe mit Blumen darauf. Dann goß ſie ihm den Kaffee ein. „So, Großvater, trink' und da haſt du auch einen guten Kuchen.“ Sie gab ihm ein Stück.„Ein' Blumen⸗ ſtrauß hab' ich auch mit'bracht— weißt, da ſchaut der Tiſch freundlicher aus und es ſchmeckt eim' nochmal ſo gut.“ Sie verſuchte zu ſcherzen, aber es gelang ihr ſchlecht. Fanni hatte in der Küche ein wenig geweint und ihre Augen waren daher leicht gerötet. Er ſah ſie von der Seite an und ſchüttelte wieder den Kopf, aber diesmal mit Mißtrauen. Sie bemerkte es. „Was haſt denn, Großvater?— Warum ſchüttelſt denn mit'n Kopf?— Iſt dir was net recht?——“ „Das Frühſtück iſt ſchon recht wie immer, aber du—“ er ſah ſie durchdringend an,„— du haſt ja g'weint.“ Sie zuckte zuſammen und wurde verwirrt. a „Ich, Großvater? O nein— du irrſt dich.“ e Er forſchte weiter. „Ich glaub' net, daß ich mich irr', denn deine Augen find ja ganz rot.“ Sie log wieder. „Ja weißt, Großvater, das iſt—“ ſie ſtockte, atmete aber gleich auf, da ſie die Notlüge gefunden hatte, „— das Feuer im Ofen hat net recht brennt und da hab' ich's an'blaſen—— ſchau, ſo,“ ſie markierte es,„und da iſt mir der Rauch in die Augen kommen.“ Sie ſah ihn 1 an, als wollte ſie wiſſen, ob ihre Notlüge Erfolg atte. Er drohte ihr mit dem Finger. E „Fanni— ich glaub', der Rauch“! Sie unterbrach ihn haſtig. 5 „Ja, ja, Großvater, ſo iſt's beſtimmt. Du kannſt mir's glauben.“ Sie konnte ſeinen Blick nicht aushalten und ſenkte die Augen. Jetzt war er überzeugt, daß ſie gelogen hatte. Sein Blick wurde lauernd. „Du, Fanni, wenn meine Augen auch ein bi 1 ſchwach g'worden ſind und nimmer ſo viel taugen, ſo ſeh' ich doch manches, was ich net gern ſehen möcht'.— Und das möcht' ich net gern ſehen, daß du eine andere wirſt, als du bisher warſt.“ Sie ſah erſchrocken zu ihm auf. „Großvater— wie ſoll ich denn das verſtehen? Eine andere, als ich früher war?— Ja, bin ich dens anders?“ „Fannerl, mach mir nichts weiß. Ich bin ſelber 5 g'ſcheit, daß du net immer ledig bleiben kannſt. Ich hab mich auch ſchon mit dem Gedanken vertraut g'macht, daß ich dich einmal verlier'. Aber wenn's ſo weit iſt, dann möcht' ich dich wenigſtens an einen Mann verlieren, der's ehrlich mit dir meint.“ Sie lächelte, um ihn zu beruhigen. „Aber Großvater— damit hat's noch lange Weg'.“ „Ob's kurze oder lange Weg ſind, das iſt mir ganz gleich. Die Hauptſach' iſt, daß ich beſtimmt weiß, daß du glücklich wirſt. D'rum bitt' ich dich nur um das eine: wirf dich net weg!“ Sie zuckte ein wenig zuſammen, ſah ihm dann aber gleich wieder in die Augen. Nach ihrer Anſicht hatte ſie ſich ja nicht weggeworfen, ſondern nur gefehlt, und dieſer Fehltritt, wenn er als ſolcher bezeichnet werden mach würde ja durch ihre Heirat mit Egon wieder gutgemacht werden. Offen und ehrlich war ihr Blick. „Nein, Großvater, das tu' ich g'wiß net. Darüber kannſt ganz ruhig ſein.“ Dieſe Worte beruhigten ihn, und er glaubte jetzt dürfe er überzeugt ſein, daß ihre Herzensruhe bisher noch nicht geſtört wurde. Im gütigen Ton ſagte er:„Ich will dir glauben.“ Er überlegte einen Augenblick und ernſter wer⸗ 17 fuhr er fort:„Aber vorſorgen werd ich, eh's zu ſpät iſt.“ „So?— Wie denn das, Großvater?“ Er gab ſich einen Ruck. „Es wird mir ſchwer, aber es muß ſein. Alſo hör? mich an. Ich hab' bis heut' noch net mit dir über das End! deiner Mutter g'ſprochen, weil ich dir den Schmerz er⸗ ſparen wollt', zu wiſſen, wie ſie g'ſtorben iſt und woran. Aber du biſt jetzt achtzehn Jahr alt und g'ſcheit genug, daß du alles wiſſen kannſt. Es wird dann auch eine War⸗ nung für dich ſein.“ Fanni ſah mit fieberhafter Spannung zu ihm auf. „Du heißt Fanni Stolzenthaler!“ betonte er. „Ja, ganz recht,“ verſetzte ſie„weil meine Mutter ein' Sohn von dein' Bruder g'heiratet hat.“ Er ſah ſie bedeutſam an. „So hab' ich dir immer erzählt, aber es iſt anders.— Du heißt Stolzenthaler, weil deine Mutter eben net ver⸗ heirat' war——“ Fannis Herz ſchlug in harten Schlägen. Sie über⸗ dachte blitzſchnell ihre Lage, und ein heißer Schauer durch⸗ rieſelte ihren Körper. Stolzenthaler fuhr fort:„Ich hab' bis heut' davon geſchwiegen, aber ich halt' es für notwendig, daß du jetzt alles wiſſen ſollſt.“ Er lehnte ſich in den Stuhl zurück, und ein herber Zug umſpielte ſeinen Mund. „Deine Mutter war mein einziges Kind und auch eine Muſikantin wie du.— Schön war ſie und ihre Schönheit iſt ihr zum Fluch g'worden. Sie wurd' viel um⸗ ſchwärmt und einer hat's ganz b'ſonders verſtanden, 5 junges Herz zu betören. Seine Beteuerungen, daß ſeine Frau werden ſollt', hat ſie ernſt g'nommen und ihm vertraut.“. Aus der Welt des Wiſſens Das Harzſtädtchen Stolberg beſitzt ein altertümliches, 1232 erbautes Rathaus, das im Innern ohne Treppen iſt; wer aus einem Stockwerk ins andere will, muß ſich auf die Straße begeben und die Stufengaſſe emporſteigen; von hier aus hat dann jedes Stockwerk ſeinen eigenen Zugang. Einheimiſcher Sport Fußball Seckenheim 1— Ilvesheim 1 11 Seckenheim II— Ilvesheim II 1:4 Seckenheim III— Käfertal III 3:4 Seckenheim Schüler— Neckarhauſen Schüler 1:4 Seckenheim mußte zu dieſem wichtigen Spiel mit Erſatz für Gropp und Lang antreten. Man nahm Hennes⸗ tal wieder in die Verteidigung und ließ Sponagel,„das Mädchen für alles“, auf linksaußen ſtürmen. Das Mann⸗ ſchaftsgefüge klappte, wenn auch nicht alles mit„ſehr gut“ bezeichnet werden kann. Winkler verrichtete ſeine Sache im Tor ausgezeichnet. Hennestal war zu Anfang nicht ganz auf der Höhe, aber kam allmählich brauchbar ins Spiel. Pfliegensdörfer in gewohnter Art„prima“. Die Läufer⸗ reihe mit Würthwein II, Feuerſtein und Würthwein 1 war ganz auf dem Damm. Lediglich verlegte man ſich allzuviel auf Defenſivſpiel, ſodaß der eigene Sturm nicht ganz eingeſetzt werden konnte. Im Sturm war das har⸗ moniſche„Ganze“ nicht feſtzuſtellen. Ueberzeugend war keiner von den fünf Stürmern. Ilvesheim hatte in Lembach eine gute Stütze. Sauer war gut— Hennestal in der Verteidigung erſtklaſſig; er mag wohl der beſte Spieler auf dem Platze geweſen ſein. Die Läuferreihe hatte in Hamann den beſten Mann. Kraft 1 und II waren nicht ſchlecht, aber klebten zu viel am Ball. Im Sturm war Hartmann auf halblinks am gefährlichſten. Nach ihm iſt Schwarz auf rechtsaußen zu nennen. Die Gebrüder Weber waren nicht in gewohnter Form. Mit forſchen Angriffen beginnt die Partie. Beiderſeits iſt man in der Tordeckung auf der Höhe. So ging man torlos in die Pauſe. Wenige Minuten nach Beginn der zweiten Halbzeit paſſiert Pfliegensdörfer das Mißgeſchick, Hände zu machen. Den gegebenen Elfmeter verwandelt Schwarz zu 1:0 für Ilvesheim. Aufgeſtachelt vollbringt der Seckenheimer Sturm eine Energieleiſtung. Ein Durch⸗ ſpiel von links kommt zu Stengel. Ohne Zögern jagt der Rechtsaußen eine Bombe ins Netz 1:1 und erzwingt damit den Schlußſtand. Ein unnötiges Faulſpiel veranlaßt den Schiedsrichter, kurz vor Schluß die Spieler Sponagel und Weber II vom Platze zu ſtellen. Schiedsrichter Schmidt⸗Handſchuhsheim hatte eine gute Spielauffaſſung, war aber in ſeinen Entſcheidungen viel zu„primitiv“. Verſteckte Faulſpiel ſah er nicht. Seine An⸗ ſprachen an die Spieler verbrauchten die meiſte Zeit des Spielgeſchehens. Zuſchauer ca. 500. Handdbal der Bezirksklaſſe. Tv. 98 Seckenheim— Poſtſportverein Mannheim 43(31:1) Man kann auch einmal ein ſchwaches Spiel liefern und trotzdem gewinnen. Allerdings hätte man bei der neuen Lage, die die allerſeits begrüßte allgemeine Wehrpflicht auch für die Polizeiſportvereine bringt, von ſeiten Secken⸗ heims mehr Energie erwartet. Die Chance, die wir voraus⸗ ſagten, iſt jedenfalls der Wahrſcheinlichkeit näher gerückt. Zum Spiel ſelbſt iſt wenig zu ſagen; Poſt hat ſich gebeſſert, Seckenheim lieferte eine ſchwaches Spiel. Trotzdem konnte man ihre beſſere Technik klar erkennen. In An⸗ betracht des am nächſten Sonntag ſtattfindenden Ent⸗ ſcheidungsſpieles um die Berechtigung des Aufſtiegs, wollen wir es unterlaſſen, weitere Kritik zu üben. Möge die Mann⸗ ſchaft dann wieder zeigen, was ſie kann; die Entſcheidung wird alſo am nächſten Sonntag in Seckenheim fallen. Erfolge des Tbd.„Jahn“ beim Waldlauf in Rheinau. Den Auftakt der Volksturn⸗ und Leichtathletikſaiſon bringen alljährlich die Frühjahrswaldläufe, die in allen deutſchen Gauen zur Durchführung gelangen. So trafen ſich auch am geſtrigen Sonntag die Sportler aller Verbände des Kreiſes Mannheim zum Waldlauf in Rheinau. Daß dabei mit großer Konkurrenz gerechnet werden mußte, war voraus⸗ zufehen. Um ſo erfreulicher iſt das Abſchneiden der Turner des hieſigen Tbd.„Jahn“. In der Altersklaſſe(3 km) holte ſich der alte Kämpe Peter Ruf mit großem Vorſprung den erſten Preis. Franz Bender wurde 5. In der Anfänger⸗ klaſſe(5 km) belegten die Tibündler ebenfalls mit großem Vorſprung die erſten 3 Plätze. Hermann Herdt 1., Paul Heierling 2., Adam Ruf 3. Auch in der Jugendklaſſe wurde Scherer und Ruf Sieger. Auswärtiger Sport. Fußball Länderſpiel in Paris: Frankreich— Deutſchland Meiſterſchaftsſpiele der Gauliga Gau Südweſt: 1·3(0:1) Svortfreunde Saarbrücken— 1. FC Kaiſerslautern 611 FSV Frankfurt— Saar 05 Saarbrücken 271 Boruſſia Neunkirchen— Union Niederrad 20 Gau Baden: Vi Mannheim— Karlsruher FV(Sa) 622 SV Waldhof— 1. FC Pforzheim 2:1 Phönix Karlsruhe— VfB Mühlburg 42 Freiburger F— Germania Karlsdorf 2:0 Gau Würktemberg: 5 Sortfreunde Stuttgart— Stuttgarter Kickers 2:2 1. SSV Ulm— Ulmer FV 94 0 SV Feuerbach— Union Böckingen 3:0 S Göppingen— SC Stuttgart 26 Gau Bayern: Macker München— Fc 05 Schweinfurt 902 ASV Nürnberg— SpVg Weiden VfR Mannheim badiſcher Meiſter Karlsruher FV mit 6:2(1:1) geſchlagen. Mit einem zahlenmäßig recht deutlichen 6:2(1:1)⸗Sieg über den ſich ausgezeichnet ſchlagenden Karlsruher FW holte ſich am Samstag nachmittag der fVR Mannheim vor 7000 begiſterten Zuſchauern die badiſche Fußball⸗Gaumeiſterſchaft 1935. Es gab ein ſchnelles, ſpannendes Spiel, das bis etwa 20 Minuten vor Spielſchluß verteilt war, dann aber eine eindeutige Ueberlegenheit der mit größtem Einſatz kämpfen⸗ den VfR⸗Mannſchaft brachte. Vor dem Freudentaumel der Anhänger konnten ſich die glückſtrahlenden VfR⸗Spieler kaum in die Kabinen retten. Das Spiel begann für VfR recht verheißungsvoll. In der 7. Minute konnte Langenbein einen Kopfball Strie⸗ bingers vollends ins Karlsruher Netz befördern. Beide Mann⸗ ſchaften hielten ſich zunächſt die Waage; die 33. Minute brachte den Gäſten durch Schneider auf Vorlage des Rechts⸗ außen Benz den Ausgleich. Mit einem dem Spielverlauf ent⸗ ſprechenden 1:1 ging es in die Pauſe. Vier Minuten nach dem Wechſel ſchon erhöhte Langenbein aus einem Gedränge auf 2:1, Simon knallte ſechs Minuten ſpäter eine Vorlage Theobalds zum 3:1 in die Maſchen. Dann kam in der 61. Spielminute KFV im Anſchluß an eine Ecke durch den Läufer Helm zum zweiten Gegentreffer. Die 70. Minute brachte die endgültige Entſcheidung. Langenbein nahm eine Vorlage Fürſts gut auf und ſtellte auf 4:2. In der 81. Mi⸗ nute erzielte Simon den 5. Treffer für die Raſenſpieler und wieder Langenbein ſtellte mit ſeinem vierten Tor in der 85. Minute den Endſtand 6:2 her. SWV Waldhof— 1. Fc Pforzheim 2:1(0:0). Die 1500 Zuſchauer, die ſich zum„Saiſon⸗Ausklang“ auf dem Waldhof⸗Platz eingefunden hatten, wurden Zeugen eines Verbandsſpieles, das mehr einem Freundſchaftsſpiel denn einem Punktekampf glich. Von beiden Mannſchaften bekam man keine überragenden Leiſtungen zu ſehen. In⸗ tereſſant war lediglich die letzte Viertelſtunde des Spieles. Bei den Platzherren machte ſich das Fehlen Sifflings ſtark N Dehm(Durlach) hatte als Spielleiter nicht viel ühe. Deutſchland ſchlägt Frankreich 3:1 Sieg der deukſchen Länderelf in Paris. Die Hoffnungen auf einen deutſchen Fußballſieg im dritten Länderkampf gegen Frankreich haben ſich erfüllt. Im Innenraum der Pariſer Prinzenpark⸗ Radrennbahn ſchlug am Sonnkag nachmittag die deutſche Nationalelf die Ländermannſchaft von Frankreich in einem überaus kem⸗ peramenkvoll durchgeführken Kampf mit 3:1(1:0) Treffern. Die deutſche Elf lieferte vor 40 000 Zuſchauern, unker denen ſich auch einige kauſend deutſche Schlachtenbummler be⸗ fanden, ein ausgezeichnetes Spiel und obwohl das Publi- kum die franzöſiſchen Spieler von Anfang bis Schluß un⸗ unterbrochen anfeuerte, behielten die deutſchen Spieler die Nerven und ſie zeigten ſo gute Leiſtungen, daß ihr 3:1 Sieg als durchaus verdient angeſprochen werden muß. E⸗ muß erwähnk werden, daß das Publikum überaus korrekt war und auch den Leiſtungen der deutſchen Spieler An⸗ erkennung zollte. Der Kampf begann nach deutſcher Zeit erſt nach 16 fiel und zwar repräſentierten ſich die Mannſchaften wi⸗ olgt: Deukſchland; Jakob Janes Buſch Gramlich Münzenberg Zielinſki Lehner Hohmann Conen Sfifling Kobierſki Frankreich: Thepot Mattler Van Dooren Delfour Verrieſt Gabrillargues Nuic Duhart Nicolas Beck Aſton Die deutſche Mannſchaft hatte alſo noch einige Aende⸗ rungen erfahren, denn es wurde auf Buchloh, Appel und Rohwedder verzichtet. Die Franzoſen ſpielten in der zuletzt e Aufſtellung und Schiedsrichter war der Belgier gert. Die deutſche Mannſchaft wurde bei ihrem Erſcheinen überaus herzlich begrüßt. Sie brachten den deutſchen Gruß aus und die deutſchen Schlachtenbummler ſangen das von der Kapelle geſpielte Deutſchland⸗Lied mit. Begeiſtert ſangen dann die Fran⸗ zoſen, als ihre Mannſchaft ins Feld geſprungen war, die Marſeillaiſe. Die beiden Spielführer, Gramlich und Thepot, ſchritten zur Wahl, wobei Thepot gewann und die Seiten beſtimmte, Deutſchland hatte Anſtoß. Von Anfang an wurde überaus ſchnell geſpielt, wobei die Franzoſen mit den erſten gefährlichen Angriffen auf⸗ warteten, aber nur eine Ecke erzielten. Bei einem Schnitzer in Stuttgart: Württemberg— Bayern von Janes wäre Frankreich beinahe in Führung gegange doch Jakob war Netter in höchſter Not, Janes wuchs pier einmal ausgepfiffen, als er unfair ſpielte. Die deutſchen Angriffe mehrten ſich und da wurde es auch vor dem franzöſiſchen Tor überaus gefährlich. Kobierſki zeichnete ſich beſonderz aus und Gramlich gefiel durch glänzendes Aufbauſpiel. Der franzöſiſche Linksaußen Nuic ſchied verletzt aus. Aſton nahm ſeinen Platz ein, als Rechtsaußen kam der Erſatz⸗ mann Ceſember. In der 35. Minute ging Deutſchland nach Zuſammenſpiel Kobierſki—Conen—Lehner durch Lehner in 1:0⸗Führung und dabei blieb es bis zur Pauſe.— Wenige Minuten nach Wiederbeginn ſchoß Kobierſki einen zweiten Treffer, aber dann wurden die Bemühungen der Franzoſen durch einen Gegentreffer belohnt, der allerdings der Ehrentreffer bleiben ſollte. Kurz vor Schluß köpfte Hoh⸗ mann eine Flanke Lehners zum dritten deutſchen Tor ein. Handball Gauſpiele ˖ 7:12(51:5) 1 in Berlin: Brandenburg— Mitte 7:23(2110) ö Meiſterſchaftsſpiele der Gauliga Gau Südweſt: 5 TS Herrnsheim— Polizei Darmſtadt 6 VfR Kaiſerslautern— Pfalz Ludwigshafen 6 TV Haßloch— SV Wiesbaden 61 SW 98 Darmſtadt— Turngeſellſchaft Offenbach 12 TW Frieſenheim— VfR Schwanheim 0 Gau Baden: SV Waldhof— VfR Mannheim 8.5 TKV Nußloch— Turngemeinde Ketſch 4.7 TW Ettlingen— Turnerſchaft Beiertheim 8˙7 FC 08 Mannheim— Phönix Mannheim 9˙8 Gau Würktemberg: keine Spiele! Gau Bayern: 1. Fc Nürnberg— 1860 München aus Abſchluß des Stuttgarter Reitturniers Mit zwei Peranſtaltungen fand das 28. Reit⸗ und Springturnier des Schwäbiſchen Reitervereins in der Stutt⸗ garter Stadthalle ſeinen Abſchluß. Im Mittelpunkt der Veranſtaltung des Samstog ſtand das ſchwerſte Springen der ganzen vier Tage, ein Jagdſpringen der Klaſſe Sz, hei dem vor nahezu vollbeſetztem Hauſe in zwei Serien 24 Reiter über den mit 12 Hinderniſſen ſchweren Kurs zu gehen hatten. Der Sieg fiel erſt im Stechen Salviatis Großfuͤrſt(Bes.), der damit den Preis des Reichs verbandes gewann. Sietas ſchwimmt Weltrekord Weltrekord, Europarekord und deutſcher Rekord in Düſſeldorf. Der erſte Tag der Reichs⸗Olympia⸗Prüfungsſchwimm⸗ wettkämpfe im Düſſeldorfer Stadtbad an der Kettwigerſtraße war für den deutſchen Schwimmſport ein ganz großer Erfolg, denn auf faſt allen Gebieten konnte ein weiterer Fortſchritt feſtgeſtellt werden. Europameiſter Erwin Sietas(Hamburg 19 wartete im 200 Meter Bruſtſchwimmen mit einem neues Weltrekord auf. Mit einer Zeit von 2:42.4 Minuten ver⸗ beſſerte er die bisherige anerkannte Höchſtleiſtung des Fran- zoſen Cartonnet um zwei Zehntelſekunden. Schwarz(Göp⸗ pingen) rückte zwar bei 150 Meter bedrohlich zu dem Nord- deutſchen auf, kam aber mit dem Endſpurt des in glänzender Verfaſſung befindlichen Hamburgers nicht mit und wurde in 2:44.6 Minuten Zweiter vor dem jungen Heina(Gladbech in 2:46,1 Minuten. Bei den Damen war Europameiſteriſt Martha Genenger(Krefeld) von Anfang an in Front, legte 100 Meter in 1:26. Minuten zurück und ſtellte mit 3:00 Minuten einen neuen Europarekord auf. Sie blieb damit nur vier Zehntelſekunden über dem Weltrekord der Japaner Maychata. Ueberraſchend kam der zweite Platz von Fräulein Wollſchläger(Düſſeldorf), die mit 3:05.8 Minuten ihre bis, her beſte Zeit erzielte. Hanni Hölzner(Plauen) war erkältet und ſchafftke nur 3:08.1 Minuten, während Cläre Dreyer (Düſſeldorf) im anderen Lauf als Siegerin in 3:08.9 Mi nuten die Charlottenburger Niren Engelmann und Halbs“ an Rittmeiſter von guth leicht hinter ſich ließ. Fiſcher(Bremen) verbeſſerte schließlich ſeine eigene Beſtleiſtung im 100 Meter⸗Freiſtil« ſchwimmen von 58.8 Sekunden auf 58.6 Sekunden. Sein Klukkamerad Heibel enttäuſchte etwas, er erreichte nur eile Zeit von 1:00. knapp vor Heiko Schwartz(Magdeburg 100.2. Die 50 Meter hatte Fiſcher in 26.7 Sekunden be⸗ wältigt. Eder boxt im Mittelgewicht. Der deutſche Europameiſter Gu ſtav Eder⸗Dortmund hat ſeine Amerikareiſe nunmehr ganz auſge⸗ geben, aber er tritt neuerdings mit einer anderen Ueberraschung an die Oeffentlichkeit; der Weſtfale will dem Franzoſen Marcel Thi den Titel eines Weltmeiſters im Mittelgewicht abnehmen. Sein nächſter Kampf iſt bereits eine Ausſcheidung in dieſer Gewichts klaſſe, und zwar wird der Engländer Archie Sexton am 29. März in der Berliner Tennishalle ſein Gegner ſein. Haus der Preſſe in 1 Steve Hamas und ſeine Gatti Unſer Bild zeigt von 15 nach rechts: Die Gattin 5 amerikaniſchen Boxers. Rel ſportführer von und Oſten, Steve Hamas und Au lan spreſſere erent. de NSDAP. Dr. Hanfſteng Schmelings Gegner als Git des Reichsſportführers Reichsſportführer von Isch. mer und Oſten empfing J X e eee * r — D 2 ————. 9 2-... r„=—: r— 29 — 2 20 ——— W e e—— r—