F N Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte Rr. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages. und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkründblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Sechenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt. Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr Betriebsſtörungen uſw.e berechtigen zu keinen Erſatzunſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. II. 35: 1200. 355 Jahrgang Stimmen der Vernunft Nun ſieht ſich in den europäiſchen Hauptſtädten ſchon vieles viel ruhiger an. Das, was im Propagandaminiſte⸗ rium verkündet wurde, war längſt erwartet, war längſt überfällig. Nicht nur die Wiſſenden waren davon überzeugt, daß eines Tages eine ſolche Nachricht kommen würde, auch der Mann auf der Straße fühlte und ahnte, daß die Dinge ſo nicht weitergehen konnten. Und der Mann auf der Straße hat manchmal mehr Gerechtigkeitsgefühl als die Staatsmän⸗ ner in ihren Büros und Miniſterien. Wenn man jetzt in den Pariſer Zeitungen von allen möglichen bevorſtehenden Schritten lieſt, ſo können wir das in Ruhe abwarten. Viel⸗ leicht wird man, da man ja die Form wahren will, einen Proteſt gegen die deutſchen Maßnahmen anzubringen ver⸗ ſuchen, aber im Grunde weiß man ganz genau, daß ein neuer Proteſt eine leere Formalität iſt, der der inneren Be⸗ gründung völlig entbehrt. Es mehren ſich denn auch die Stimmen der Vernunft aus aller Welt, ſelbſt aus ehemals feindlichen Ländern. Be⸗ merkenswert iſt die verſtändnisvolle Beurteilung des deut⸗ ſchen Schrittes in der„Libre Belgique“, einer der führenden Tageszeitungen Belgiens. Das Blatt, das in den Rü⸗ ſtungsfragen ſtets eine ziemlich unvoreingenommene Hal⸗ tung gegenüber dem deutſchen Standpunkt eingenommen hat, billigt zwar nicht die Entſcheidung Deutſchlands, die ſeiner Meinung nach in einem Zeitpunkt ſchwebender Ver⸗ handlungen inopportun geweſen ſei. Dafür deckt aber das Blatt mit ſchonungsloſer Offenheit die tatſächlichen Gründe auf, die Deutſchland gezwungen haben, den jetzigen Schritt zu tun. Bemerkenswert iſt der Hinweis auf die bekannte Senatsrede des früheren Miniſterpräſidenten Brocque⸗ ville, der vor etwa Jahresfriſt die ehemaligen Alliierten aufgefordert hatte, Deutſchland endlich Genugtuung wider⸗ fahren zu laſſen. „Wenn Hitler,“ heißt es in dem Aufſatz der„Libre Belgique“,„die Signatarmächte des Verſailler Vertrages beſchuldigt, daß ſie ihre Verpflichtungen der allgemeinen Abrüſtung, die ſie auf ſich genommen hatten, nicht erfüllt haben, ſo ſtellt er nur ä eine unleugbare Tatſache feſt. Als die Abrüſtungskonferenz ſich in Genf im Februar 1932 verſammelte, erkannte die öffentliche Meinung der Welt nahezu einmütig an, daß, wenn es nicht in kurzer Friſt gelingen ſollte, allen Staaten bemerkenswerte Rüſtungsher⸗ abſetzungen aufzuerlegen, der Rüſtungswettlauf unvermeid⸗ lich wäre, Deutſchland ſeine Handlungsfreiheit wieder neh⸗ men und ſeine Rüſtungen erhöhen werde, um dasſelbe Ni⸗ veau wie die anderen Staaten zu erlangen. Der Egois- mus der in Genf vertretenen Staaten hat die Abrüſtungs⸗ konferenz zum Scheitern gebracht. Alle Pläne, die ernſthafte Rüſtungsherabſetzungen vorſahen, ſind ſyſtematiſch zurück⸗ gewieſen worden. Von da ab mußte das Unvermeidliche ſich ereignen. Deutſchland mußte eines Tages wieder aufrüſten. Graf Brocqueville hit dies in ſeiner prophetiſchen Rede vor einem Jahre vorausgeſagt. Er hat den Mut gehabt, Europa zu warnen. Leider hat Herr Barthou, der der Gefangene ſeiner Vorurteile aus der Vorkriegszeit war, ihm mit der Note vom 17. April geantwortet. Frankreich hielt es für nutzlos, die von England vorgeſchlagenen Ver⸗ handlungen fortzuſetzen. Es entſchloß ſich, für ſeine Sicher⸗ heit ſelbſt zu ſorgen. Hat dieſe Haltung nicht eine Heraus⸗ forderung Deutſchlands bedeutet?“ „Man muß auch zugeben,“ fährt das Blatt fort,„daß in der letzten Zeit in Frankreich und England ungeſchickte und unzweckmäßige Kundgebungen ſtattgefunden haben. Wozu dieſe Ueberſtürzung bei der Veröffentlichung des Weißbuches und wozu das Aufwerfen der Frage der zwei⸗ jährigen Dienſtzeit? Wozu auch die Erklärungen des Mar⸗ ſchalls Petain und Herrn Baldwins über die Pflicht jedes Volkes, ſtark zu ſein? Und ſchließlich: Mußte nicht— man muß das loyalerweiſe zugeben— das Anwachſen der ruſ⸗ ſiſchen Rüſtungen, das unſere nationaliſtiſche Preſſe nur zu gern verſchwiegen hat, der Maßnahme des deutſchen Reichskanzlers den Schein der Rechtfertigung geben?“ Be⸗ merkenswert ſind auch die Schlußfolgerungen, die die„Libre Belgique“ aus der neuen Situation zieht:„Eine Anrufung des Völkerbundes wäre illuſoriſch und vielleicht ſogar ge⸗ fährlich. Iſt man ſicher, daß der Haager Internationale Gerichtshof, wenn er vom Völkerbund angerufen würde, ein Gutachten oder ein Urteil abgeben wird, das die ehemaligen Alliierten reſtlos befriedigen würde?“ 5 Es ſei weiter der holländiſche„Telegraaf; angeführt, der nicht im Verdacht der Deutſchfreundlichkeit ſteht. Dieſes Blatt schreibt, Adolf Hitler habe den Zeitpunkt für ſeine aufſehenerregende Tat ſo günſtig wie möglich ge⸗ wählt. Europa befinde ſich in einem chaotiſchen Zuſtand, ele Regierungen hätten infolge der Wirtſchaftsnot die Hände voll zu tun um für ihre Staatsangehörigen das täg⸗ liche Brot für den kommenden Tag zu ſichern. Im übrigen babe oe ouch leur bemichtige Gründe zur Rechtferti⸗ gung des deutichen Vorgehens. Die ſeinerzeitige Entwaff⸗ nung Deutſchlands ſei ausdrücklich im Verſailler Diktat als er Beginn einer allgemeinen Abrüſtung bezeichnet worden. Statt dieſer Verpflichtung nachzukommen, hätten Frankreich 13 England gerade in den letzten Tagen erſt eine be⸗ rächtliche Erhöhung ihres Rüſtungsſtandes beſchloſſen. Hierauf habe Deutſchland mit der„öffentlichen Zer⸗ tuin hung“ des Verſailler Diktats geantwortet.— Der atholiſche„Maasbode“ bezeichnet es als auffällig, wie deb und nüchtern die Regierungen der anderen Länder en deutſchen Schritt aufgenommen hätten. Man könne lch schwerlich dem Eindruck entziehen, daß ſich gegen die lerne Logik, mit der die deutſche Haltung in dem Mittwoch, den 20. März 1935 Die engliſche Note.— Ankerhaltung zwiſchen ſouveränen. Staaten. Berlin, 19. März. Die Note, die der engliſche Botſchafter dem Reichs⸗ außenminiſter Freiherr von Neurath überreichte, hat im Weſentlichen folgenden Wortlaut: 1. Ich beehre mich, Ihnen im Auftrage des königlichen Staatsſekretärs für Auswärtige Angelegenheiten mitzutei⸗ len, daß ſich die königliche Regierung in dem Vereinigten Königreich genökigt ſieht, der deutſchen Regierung ihren Proteſt gegen die von ihr am 16. März verkündete Entſchei⸗ dung zu übermitteln, die allgemeine Wehrpflicht einzufüh⸗ ren und den Friedensrahmen des deutſchen Heeres auf 36 Diviſionen zu erhöhen. Nach der Bekanntgabe einer deutſchen Luftmacht iſt eine ſolche Erklärung ein weiteres Beiſpiel für eine einſeitige Aktion, die, ganz abgeſehen von der grundſätzlichen Seite der Frage, geeignet iſt, die Unruhe in Europa in ernſter Weiſe zu erhöhen. Der Vorſchlag einer engliſch⸗deu tſchen Zu⸗ ſammenkunft, die in einer Woche ſtattfinden kollte, er⸗ gab ſich aus dem Inhalt des engliſch⸗franzöſiſchen Commu⸗ niques vom 3. Februar und der deutſchen Antwort vom 14. Februar. 2. Das Londoner Communique vom 3. Februar ſtellte einerſeits feſt, daß vertraglich begrenzte Rüſtungen nicht durch einſeitige Aktion abgeändert werden können, erklärte aber andererſeits, daß die britiſche und die franzöſiſche Re⸗ gierung zu einer allgemeinen Regelung geneigt ſeien, über die zwiſchen Deutſchland und den anderen Mächten frei ver⸗ handelt werden ſolle. Dieſe allgemeine Regelung ſollte über die Organiſation der Sicherheit in Europa nach den in dem Communique angegebenen Richtlinien Beſtimmung treffen und gleichzeitig Rüſtungs vereinbarungen feſtlegen, die für Deutſchland die einſchlägigen Beſtimmungen des Tei⸗ les 5 des Verſailler Vertrages erſetzen ſollten. 3. Die Antwort der deutſchen Regierung 10 Tage ſpäter begrüßte den Geiſt freundſchaftlichen Vertrauens, den das engliſch-⸗franzöſiſches Communique zum Ausdruck brachte. Sie bemerkte zuſtimmend, daß der Geiſt freier Verhandlungen zwiſchen ſouveränen Staaten allein zu dauerhaften internationalen Regelungen auf dem Gebiete der Rüſtungen führen könne. Die deutſche Antwort endete mit der Erklärung, daß die deutſche Regierung es vor Eingehen auf die vorgeſchlagenen Verhandlungen für erwünſcht halte, in beſonderen Beſprechungen mit den in Frage kommenden Regierungen eine Anzahl von grund⸗ ſätzlichen Vorfragen zu klären. Zu dieſem Zweck lud ſie die königliche Regierung ein, mit der deutſchen Regierung in einen unmittelbaren Gedankenaustauſch einzutreten. 4. Da die königliche Regierung ſich vergewiſſern wollte, daß hinſichtlich des Umfanges und des Zweckes der vorge⸗ ſchlagenen engliſch-deutſchen Unterhaltung kein Mißver⸗ ſtändnis beſtehe, richtete ſie am 21. Februar an die deutſche Regierung eine weitere Anfrage, auf die dieſe am folgen⸗ den Tage antwortete. Das Ergebnis war eine endgültige Uebereinſtimmung zwiſchen den beiden Regierungen, daß der Zweck der beabſichtigten Zuſammenkumft ſein ſollte. die Unterhaltung über alle in dem engliſch⸗franzöſiſchen Com⸗ munique behandelten Fragen ein Stück weiterzuführen. Auf dieſer Baſis hat ſich die königliche Regierung darauf vor⸗ bereitet, den von der deutſchen Regierung vorgeſchlagenen Beſuch in Berlin auszuführen. 5. Was ins Auge gefaßt war, war alſo„eine allgemeine, frei zwiſchen Deutſchland und den anderen Mächten auszu⸗ handelnde Regelung“ und Vereinbarungen über Rüſtun⸗ gen, die für Deutſchland die Beſtimmungen von Teil 5 des Verſailler Vertrages erſetzen ſollten. Es iſt ſtets das Ziel der Politik der königlichen Regierung geweſen und auf die Erreichung des Zieles hat dieſe alle ihre Bemühungen in Genf und ſonſtwo gerichtet; aber das Zuſtandekommen einer umfaſſenden Einigung, die 12 1 Grund allgemeiner Ueber⸗ einſtimmung an die Stelle der Vertragsbeſtimmungen treten ſoll, kann nicht erleichtert werden, wenn man jetzt als eine bereits getroffene Entſcheidung Heeresperſonalſtär⸗ ken bekanntgibt, die alle ſeither in Vorſchlag gebrachten erheblich überſchreiten— überdies Stärken, die, falls ſie un⸗ verändert aufrechterhalten werden, die Einigung mit ande⸗ ren ebenfalls ſtark beteiligten Mächten ſchwieriger, wenn nicht unmöglich machen müſſen. 6. Die königliche Regierung wünſcht keineswegs, die durch den vorbereiteten Beſuch etwa geſchaffene Gelegen⸗ BBBFCCCC ã ͤ VVVVVVVVVbGGbGVGTGTVTVTGTbTVTGTGTGTGTGTGTVTVTVTGTCTVTVTTVTTTTTVTTVTTTTT—W—— Aufruf an das deutſche Volk begründet worden ſei, nicht viel tagen laſſe. Dieſe Logik ſei mau ſo unerbittſich wie damals, als Hitler ſeine Gründe für Deutſchlands Ausſcheiden aus der Abrüſtungskonferenz und aus dem Völkerbunde darlegte. Das Blatt ſpricht die Hoffnung aus, daß durch die militäri⸗ ſche Wiedergeburt Deutſchlands den anderen Mächten end⸗ lich die Augen geöffnet würden, wohin ihre ſtändige Rü⸗ ſtungsausdehnung führen müßte. „Allgemeen Handelsblad“ ſtellt die Frage, welches die Folgen der hiſtoriſchen Tat Adolf Hitlers ſein werden. Es ſei ausgeſchloſſen, ſo antwortet das Blatt ſelbſt, daß man auf eine Wiederholung des Fehlers von 1919 verfallen könne.. 1 „Im Geiſt freier Verhandlungen“ W Nr. 6“ 3 heit, ein allgemeines Einvernehmen zu fördern, unge⸗ nutzt vorübergehen zu laſſen; aber unter den neugeſchaf⸗ fenen Umſtänden hält ſie es vor der Ausführung dieſes Be⸗ ſuches für nötig, die deutſche Regierung auf die obigen Ge⸗ ſichtspunkte aufmerkſam zu machen; ſie wünſcht darüber Gewißheit zu haben, daß der deut⸗ ſchen Regierung das Juſtandekommen des Beſuches mit dem Amfang und Ziel der Unterhaltung, wie früher verabredet, ſo wie es oben in Abſatz 4 ausgeführt iſt, noch erwünſcht iſt. Hierzu teilt das Deutſche Nachrichtenbüro mit: Man wird nicht fehl gehen in der Annahme, daß der Reichsminiſter gegenüber den Einwendungen der engliſchen Regierung zu dem Geſetz vom 16. März dieſes Jahres die abweichende Stellungnahme der Reichsregierung geltend gemacht hat. Deutſchland iſt bekanntlich nicht bereit, zuzugeſtehen, daß der Teil 5 des Verſailler Vertrages, der auch das Ab⸗ rüſtungsverſprechen der anderen Mächte enthielt, einſeitig von Deutſchland verletzt worden ſei. Selbſt nachdem die Interalliierte Kontrollkommiſſion die völlige Entwaffnung Deutſchlands feſtgeſtellt und Deutſch⸗ land verlaſſen hatte, haben hieraus die anderen Mächte nicht die notwendigen Folgerungen gezogen, alsbald ſelbſt zu Abrüſtungsmaßnahmen zu ſchreiten. Sie ſind mit dieſer ihrer Verpflichtung nicht nur ſelbſt ſeit Jahren in Verzug geblie⸗ ben, ſie haben vielmehr fortgefahren, ihre Rüſtungen zu vermehren und zu vervollkommnen. Dies läuft letzten Endes auf eine Verletzung der Grundlagen des Teiles 5 des Ver⸗ ſailler Vertrages durch die Verfaſſer ſelbſt hinaus. Die Maßnahme vom 16. März ſchafft daher erſt die rechte Grundlage, auf der die kommenden Beſprechungen, frei von den bisher auf Grund der deutſchen Diskriminie⸗ rung beſtehenden Belaſtungen und Hemmniſſen, unter voller Berückſichkigung der Sicherheit Aller, zu einem Erfolg füh⸗ ren können. * Druck gibt es nicht mehr „News Chronicle“ ſagt in einem Leitaufſatz, es würde wahrſcheinlich unklug ſein, aus der deutſchen Antwort den Schluß zu ziehen, daß Deutſchland den Standpunkt der britiſchen Note anerkennt, wonach eine Erhöhung der Frie⸗ densſtärke der deutſchen Armee auf 36 Diviſionen eine Vereinbarung ſchwieriger, wenn nicht unmöglich machen würde. Jede Erwarkung, daß Deutſchland ſich unter einem Druck bereitfinden würde, den Aufruf vom Samstag zurück⸗ zuziehen, dürfte enktäuſcht werden. Dies bedeute aber nicht, daß der Berliner Beſuch zwecklos ſei. Deutſchlands Antwork komme vielleicht darauf hinaus, daß es jetzt, wo es die Gleichheit erlangt habe, bereit ſein werde, nicht nur den Vorſchlag von Sichecheitspakten, ſondern auch eines allge⸗ meinen Abkommens zur Begrenzung der Küſtungen zu er⸗ örtern. ö Ein Proteſt Frankreichs? Noch keine Entſcheidung.— Auch ein italieniſcher Schritt? Die franzöſiſche Regierung hat noch keinen Beſchluß über ihre endgültige Haltung gegenüber der von der Reichsregierung bekanntgegebenen Wiedereinführung der Wehrpflicht gefaßt. Miniſterpräſident Flandin hatte eine längere Unterredung mit Kriegsminiſter Maurin und anſchließend mit dem Staatspräſidenten. Außenminiſter Laval empfing den engliſchen Geſchäfts⸗ träger in Paris, der ihm den Wortlaut der engliſchen Note an die Reichsregierung übermittelte. Der Meinungsaus⸗ tauſch mit der italieniſchen Regierung wird auf diplomatiſchem Wege fortgefetzt. Nachdem die engliſche Regierung nunmehr den vorge⸗ ſehenen Proteſtſchritt unternommen habe, werde die fran⸗ zöſiſche Regierung durch ihren Bokſchafter in Berlin einen Schritt in gleichem Sinne unternehmen laſſen. Es habe auch den Anſchein, als ob die italieniſche Regierung in ähnlicher 3915 gegen den Beſchluß der Reichsregierung vorgehen werde. Ein diplomatiſcher Erfolg Det lands Der Außenpolitiker des„Journal“ erklärt, unter die⸗ ſen Umſtänden könne natürlich von einem gemeinſamen feierlichen Proteſt keine Rede mehr ſein. Die„Oeuvre“ iſt etwa der gleichen Auffaſſung und fügt hinzu, daß man der franzöfiſchen Regierung ſicherlich nicht die Schuld in die Schuhe ſchieben dürfe, wenn das Reichsgeſetz über die Wie⸗ dereinführung der Wehrpflicht ſich immer mehr zu einem ausgeſprochenen diplomati⸗ f ſchen Erfolg geſtalte. Der halbamtliche„Petit Pariſien“ drückt ſich zwar ſehr viel vorſichtiger aus, verhehlt aber ebenfalls nicht eine Mißſtim⸗ mung über die Haltung Englands Frankreich, das mehr als ſedes andere Land durch die Wiederherſtellung einer deutſchen Militärmacht berührt werde, werde ſich jeden⸗ falls nicht mit einem harmloſen Proteſtſchritt begnügen. Die Freude des Volkes Ueber die Wiederauferſtehung ſeiner Wehrmachk. Berlin, 20. März. Der Reichswehrminiſter gibt bekannt: Anläßlich der durch die Reichsregierung beſchloſſenen Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht ſind mir aus allen Teilen des Reiches, von Dienſtſtellen und Ver⸗ bänden, aus Wirtſchafts⸗ und Privatkreiſen ſowie aus dem Auslande begeiſterte Juſchriften und Glückwünſche in ſo hoher Jahl zugegangen, daß es mir nicht möglich iſt, allen Einſendern perſönlich zu antworten. Ich bitte daher, auf die⸗ ſem Wege meinen herzlichen Dank entgegenzunehmen. Wie das Reichsminiſterium weiter mitteilt, zeigt die Fülle der Zuſchriften und Glückwunſchtelegramme die An⸗ teilnahme des ganzen deutſchen Volkes an der Wiederauf⸗ erſtehung ſeiner Wehrmacht. Beiſpiele der Opferbereitſchaft Von den vielen Beweiſen dieſer engen Verbundenheit der Wehrmacht mit dem Volke und der ehrlichen Opferbe⸗ reitſchaft aller Schichten ſeien einige angeführt. Ein alter, berufsunfähig gewordener Künſtler ſen⸗ det mit einem an den Reichswehrminiſter gerichteten Schrei⸗ ben ein Zehnmarkſtück von 1888—„Sein und ſeiner Ehefrau heiligſtes Erinnerungsſtück“— mit der Bitte, es als Beitrag zur Wiederaufrichtung der Wehrmacht ſtif⸗ ten zu dürfen! Kranke und gelähmte Volksge⸗ noſſen ſprechen ihr Bedauern aus, nicht mit der Waffe ihrer Dienſtpflicht genügen zu können, und bitten, ihre Kraft dem Vaterlande anderweitig zur Verfügung ſtellen zu dürfen. Männer e ines Arbeitsdienſtlagers ſenden 200 Mark als Mithilfe zum Ausbau des deutſchen Volksheeres. Telegraphiſch melden ſich junge Menſchen frei⸗ willig zum Heeresdienſt unter Angabe des Jahrganges. Ein Stettiner verpflichtet ſich drahtlich, auf zwei Jahre die Löhnung für einen Soldaten zu überneh⸗ men. Ein SA⸗Sturm meldet ſich geſchloſſen zum freiwilli⸗ gen Eintritt ins Heer. Zahlreiche Meldungen ehemali⸗ ger Kriegsfreiwilliger des Weltkrieges trafen ein; darunter befindet ſich auch die Meldung eines in Iſtambul lebenden Auslandsdeutſchen, der in ſeinem Telegramm ſagt:„Melde mich freiwillig für drei Monate — für meine vier Kinder iſt geſorgt.“ Rührend iſt die Zuſchrift einer Mutter, die drei Söhne im großen Kriege hingeben mußte: Jetzt erſt wiſſe ſie, daß ihr Leid einen Sinn gehabt habe und daß ſie nun auch ruhig ſterben könne. Und ein alter Mann, geſchmückt mit dem Frontkämpferehrenkreuz, ſtand am Montag früh vor dem Eingang des Reichswehrminiſteriums und konnte ſeine Begeiſterung nicht zügeln. Jedem eintre⸗ tenden Offizier mußte er die Hand ſchütteln, mußte er leuch⸗ tenden Auges zurufen:„Wir haben unſere Armee wieder.“ Dieſe und ähnliche Kundgebungen, die alle Schichten un⸗ ſeres Volkes, alle Berufsgruppen und Lebensalter umfaſſen und die in ihrer Geſamkheit wiederzugeben hier nicht mög⸗ lich iſt, find ein erhebendes Jeugnis für die Wehrbereik⸗ ſchaft des deutſchen Volkes, das nach ſahrzehntelanger Un⸗ kerdrückung und Mißachtung ſeines Rechtes die Möglichkei⸗ ten und den Weg zur Verteidigung ſeines Vakerlandes wiz⸗ der vor ſich ſieht. Jagoͤgeſchwader Nichthofen Das erſte über einem freien Deutſchland. Berlin, 20. März. In Zuſammenhang mit der Berliner Luftſchutzübung erſchienen Jagdflieger aus Döberitz über der Stadt. Wie dazu von zuſtändiger Stelle mitgeteilt wurde, gehörten ſie dem Jagdgeſchwader an, dem der Führer und Reichskanz⸗ ler auf Vorſchlag des letzten Kommandeurs des ruhmreichen Richthofen-Geſchwaders, des Reichsminiſters der Luftfahrt, General der Flieger Göring, den Namen„Jagdgeſchwader Richthofen“ verliehen hat. Ihre Augen glühten in unheimlichem Feuer. Sie wühlte mit den Händen in ihren Locken und keuchend rang es ſich über die Lippen:„Soll ihr Schickſal auch das meine ſein?— Nein, nein!“ kam es bebend aus ihrem Munde.„Ich kann's net glauben— ich kann's net. Egon wird ſein' Schwur halten. Ja, ja, das muß er auch!“ Und immer wieder, wenn ſie an ihre Lage dachte und ver⸗ zweifeln wollte, rief ſie ſich in Erinnerung, daß er ihr geſchworen hatte, ſie zu heiraten. Sie, die ihr Großvater in ſtrenger Gottesfurcht erzogen hatte und die daher ſehr fromm war, konnte ſich nicht hineinverſetzen, daß jemand einen Schwur brechen könnte. Beruhigend ſagte ſie ſich:„Ein Schwur muß einem Menſchen doch heilig ſein.“ Zu ihrer Entſchuldigung fuhr ſie fort:„Vielleicht hat meine arme Mutter ihrem Ver⸗ führer ohne Schwur vertraut und iſt dadurch in's Unglück kommen? Ich bin ja ſicher, denn wenn ich auch g'fehlt heut ſo hab' ich doch nichts dafür können. Ich weiß ja eut' noch net, wie's g'ſchehen hat können.— Nein, nein, mir droht das Unglück meiner Mutter net, denn Egon hat mir ja g'ſchworen, daß er mich heirat'. Den Schwur muß er halten, denn ſonſt tät ihn ja unſer Herrgott furcht⸗ bar ſtrafen.“ Langſam beruhigte ſie ſich.— Allabendlich jubelte das Hamburger Publikum im Alſter⸗Pavillon der ſchönen, genialen Fanni zu. Ihr Reiz, die Anmut ihres ganzen Benehmens auf dem Podium und ihr ſeelenvolles Spiel hatten ſogar die ſonſt ſo küh⸗ len Hanſeaten begeiſtert. Lächelnd quittierte ſie all die Huldigungen und den Applaus, der ihr geſpendet wurde, obwohl ſie ſich oft dazu zwingen mußte, denn ihr war un⸗ endlich weh ums Herz. Das Schickſal ihrer Mutter hatte ſich wie ein Schatten auf ihr Gemüt gelegt und der Um⸗ ſtand, daß wieder ein paar Tage vergangen waren, ohne daß ein Brief von Egon in ihre Hände gelangte, ließ ſie ſchier verzweifeln. Wilde Phantaſien Ueber angebliche Aeußerungen des Führers. London, 19. März. Der Berliner Berichterſtatter des„Daily Telegraph“ erklärt in einer langen Meldung, er höre, daß bei der Reichs⸗ wehrleitung einige Verlegenheit infolge des Aufrufs vom Samstag herrſche. Die Reichswehr wünſche einen Stoßtrupp von wenig über 300 000 Mann, und dabei werde es wohl auch bleiben. An ſchwerer Artillerie leide die Reichs⸗ wehr noch Mangel. Dagegen vermehre ſich die Zahl der Tanks mit Schnelligkeit. In privaten Beſprechungen habe Hitler kürzlich mehreren Freunden erklärt, er wünſche mit Großbritannien als Oberhaupt eines Staates zu verhan⸗ deln, der militäriſch hervorragend ſei. Er wolle als wert⸗ voller Bundesgenoſſe betrachtet werden. Ferner habe er neuerdings geäußert, Deutſchland wolle keine Ausdehnung nach Weſten. Aber ein deutſch⸗ruſſiſcher Krieg würde im Laufe der nächſten 30 Jahre unvermeidbar ſein. * Die Meldung iſt, ſoweit ſie ſich mit der Perſon des Füh⸗ rers befaßt, völlig unzutreffend und auch im übrigen von Anfang bis zu Ende erfunden. Abeſſinien ruft den Völkerbund an Eingehende Unterſuchung des Streites mit Italien geforderk Genf, 20. März. Das Völkerbundsſekrekariat veröffentlicht die ſchon an⸗ gekündigte Note der abeſſiniſchen Regierung an den Gene⸗ ralſekretfür des Völkerbundes. Darin verlangt Abeſſinien unker Berufung auf Artikel 15 des Völkerbundsvertrages die Befaſſung des Bölkerbundsrates mit dem italieniſch⸗ abeſſiniſchen Streitfall zum Zwecke einer vollſtändigen Un⸗ terſuchung und Prüfung der Angelegenheit. Die abeſſiniſche Regierung erklärt, ſie habe ſich im Ja⸗ nuar in Genf nur unter der Bedingung mit einer Vertagung der Angelegenheit einverſtanden erklärt, daß eine freund⸗ ſchaftliche Regelung möglich ſei. Abeſſinien habe ſich bemüht, von Italien die Anwendung des Artikels 5 des italieniſch⸗ abeſſiniſchen Vertrages von 1928 zu erreichen, der ein Schiedsverfahren vorſehe. Die italieniſche Regierung ſei je⸗ doch nie auf wirkliche Verhandlungen eingegangen und habe vor Unterſuchung des Streitfalles Wiedergutmachung ver⸗ langt. Unter dieſen Umſtänden hätten die unmittelbaren Verhandlungen erfolglos bleiben müſſen. Auch die von Abeſ⸗ ſinien vorgeſchlagene Vermittlung durch die guten Dienſte einer dritten Macht habe die italieniſche Regierung abgelehnt. Bei dieſer Lage müſſe die abeſſiniſche Regierung auf die unmittelbar drohende Gefahr eines Bruches hin⸗ weiſen. Gegenwärtig könne ein örtlicher Zwiſchenfall ſchon als Vorwand für eine militäriſche Aktion dienen. Die Un⸗ abhängigkeit Abeſſiniens, eines Mitgliedes des Völkerbun⸗ des, ſei in Gefahr. Die Völkerbundsmitglieder hätten aber auf Grund des Arkikels 10 des Völkerbundsverkrages die Verpflichtung übernommen, die Unverſehrtheit des Gebietes und die polikiſche Unabhängigkeit ihrer Mitglieder zu achten und gegen jeden Angriff zu ſchützen. Die abeſſiniſche Regie ⸗ rung beziehe ſich ausdrücklich auf dieſe Verpflichtung. i Rücktritt des belgiſchen Kabinetts Brüſſel, 20. März. Das Kabinett Theunis iſt zurückgetreten. Der Miniſter⸗ präſident gab Dienstag nachmittag zu Beginn der Kammer⸗ ſitzung eine kurze Erklärung ab, in der er den Rücktritt der Regierung damit begründete, daß ſie bei der Durchführung ihrer Aufgaben im Parlament und im Lande nicht die Unterſtützung gefunden habe, die ſie bei Uebernahme der Geſchäfte erwartet habe Die Erklärung des Miniſterpräſidenten wurde von der Kammer mit größtem Schweigen aufgenommen. Sie ſaß am Fenſter ihres Fimmers und ſag ſtunend hinaus. Ihre Blicke ſchweiften nach der Richtung, in der weit, ſehr weit Heidelberg liegen konnte. Da ertönte die Flurklingel, der ſchrille Klang ließ ſie aufſchrecken. Sie ſah nach der Uhr. Dieſe zeigte die neunte Stunde. „Das muß der Briefträger ſein,“ dachte ſie bei ſich und ging eilig nach dem Korridor, um zu öffnen, Sie hatte ſich nicht geirrt. Er war es und gab ihr einen Brief. Sie beſah ſich die Adreſſe und erkannte Egons Handſchrift. Ein Stein fiel ihr vom Herzen. Sie gab dem Poſtboten ein gutes Trinkgeld und ſchärfte ihm ein, Briefe mit dem Poſtſtempel Heidelberg immer nur ihr ſelbſt zu geben, und zwar ſo, daß es niemand bemerke. Der Poſtbote ſah ſie pfiffig an, blinzelte verſtehend mit den Augen und verſprach es ihr. Er wäre für das nette Mädel auch durchs Feuer gegangen, wenn ſie es verlangt hätte. Fanni eilte in ihr Zimmer zurück und öffnete mit vor Erregung zitternden Händen den Brief. Sie las: „Süßer, einziger Schatz!“ Sie unterbrach ſich und jubelte: „Ach Gott, da ſteht es ja, daß ich ſein einziger Schatz bin.“ Sie las weiter:„Verzeihe mir, daß ich ſo lange nicht ſchrieb,“— wieder unterbrach ſie ſich.„Aber natürlich verzeih' ich's dir,“ ſprach ſie zu ſich ſelber und drückte da⸗ bei das Blatt an die Lippen;„— aber ich habe ſo viel zu tun.“ Sie ließ die Hand, in der ſie den Brief hielt, in den Schoß ſinken und ſagte ſiegesgewiß:„Ich hab's ja immer g'ſagt, er wird halt viel lernen müſſen.“„Sei nicht böſe, daß mein heutiger Brief ſo kurz iſt, aber du wirſt ja Genz in den nächſten Tagen mehr von mir hören. Dein gon 71 Freudig erregt rief ſie aus:„Er hält ſein Schwur, der iſt net wie die andern.“ Sie ſchlug ſich mit der Hand auf die Stirne.„Ach Gott, war ich dumm, daß ich mich ſo geüngſtigt hab'“ Sie war jetzt in der roſigſten Laune, denn ſie konnte ja nicht ahnen, welch ein Unheil ihr drohte. Sie konnte auch nicht wiſſen, daß der Juſtizrat bereits in Hamburg weilte, um ihr morgen alle Hoffnungen zu rauben und ſie dem Jammer und der Verzweiflung preiszugeben. Da ertönte abermals die Flurklingel. Eilig wollte ſie öffnen, aber noch ehe ſie die Zimmertüre erreichen konnte. wurde dieſe aufgeriſſen und Mizzi kam hereingeſtürmt. Frau Werner hatte ihr bereits geöffnet. Die Verhöhnung des Memelſtatuts Vorſtellungen der Signakarmächte geplant. London, 19. März. Oberſtleunnant Moore fragte im Unterhaus den engliſchen Außenminiſter, ob ihm bekannt ſei, daß das Memelſtatut von den litauiſchen Behörden dauernd ver⸗ höhnt werde. Er wollte wiſſen, ob Sir John Simon zu⸗ ſammen mit den anderen Unterzeichnermächten Schritte kun werde, um die verfaſſungsmäßige Lage, die durch die von Großbritannien unterzeichnete Memelkonvention geſetzlich niedergelegt ſei, wiederherzuſtellen. Lordſiegelbewahrer Eden erklärte im Namen der Regierung: „Man hat ſich darauf geeinigt, daß von den Regierun⸗ gen Englands, Frankreichs und Italiens Vorſtellungen wegen der Lage in Memel bei der likauiſchen Regierung erhoben werden ſollten.“ Als Moore hierauf fragte, ob dieſes gemeinſame Vor⸗ gehen die gewählten Mitglieder des memelländiſchen Landtages in die Lage verſetzen werde, das Recht zu Erörterungen über die Regierung ihres eigenen Landes zu erhalten, ſagte Eden, daß ihm dieſe Frage vorher ſchriftlich mitgeteilt werden müſſe. Italien und Güdflawien Ein Freundſchafts⸗ und Sicherheitsvertrag? London, 19. März. Der Berichterſtatter des„Daily Telegraph“ in Bel⸗ grad glaubt zu wiſſen, daß die italieniſche Regierung der i Regierung folgende vier Vorſchläge gemacht abe: 1. Abſchluß eines Handels vertrages, der Süd⸗ flawien ein großes Einfuhrkontingent an Vieh, Geflügel und Mineralien zugeſteht gegen Erhöhung der italieniſchen Ein⸗ fuhr von Textilwaren und Maſchinen. 2. Abſchluß eines FTreundſchafts vertrages zwi⸗ ſchen Südſlawien und Albanien, in dem Südflawien die italieniſchen Sonderintereſſen in Albanien anerkennen würde. Als Gegenleiſtung würde Südflawien in ſeiner Bal⸗ kanpolitik freie Hand erhalten. 3. Anerkennung und Gewährleiſtung der Rechtsſtel⸗ lung Oeſterreichs. Italien ſcheine bereit zu ſein, in der Habsburger Frage den Standpunkt der Kleinen Entente anzunehmen. Ferner verſpreche Italien, ſeinen Einfluß zu gebrauchen, um Ungarn zum Verzicht auf ſeine Revi⸗ ſionsforderungen, zum Abſchluß wirtſchaftlicher Vereinba⸗ rungen mit der Kleinen Entente und zur Teilnahme an dem öſterreichiſchen Pakt zu veranlaſſen. 4. Italien ſchlage die Ankerzeichnung eines neuen jla⸗ lieniſch⸗füdflawiſchen Freundſchafts⸗ und Sicherheitsverkra⸗ ges vor. Hierüber häkten diplomatiſche Vereinbarungen zwiſchen Rom und Belgrad ſchon begonnen. Panzerſchiff„Deutſchland“ begegnet Ad⸗- Flotte. Liſſabon, 19. März. Bei herrlichem Wetter paſſierte das Panzerſchiff„Deutſchland“ die Kd⸗Flotte. Die Megan der„Deutſchland“ nahm Paradeaufſtellung und unter gro⸗ ßer Begeiſterung wurden auf allen Schiffen die deutſchen Nationalhymnen geſpielt. Der Signalaustaukch„Gute Fahrt“ beſchloß die begeiſtert aufgenommene Begegnung. Blutige Zuſammenſtöße in Indien 20 Toke, zahlreiche Verletzte in Karatſchi. Karatſchi(Britiſch⸗Indien), 19. März. „Anläßlich der Hinrichtung eines Mohammedaners, der einen Hindu ermordet hakte, kam es in Karatſchi zu großen Kundgebungen der mohammedaniſchen Bevölkerung. Als die Menge eine bedrohliche Haltung annahm, eröffnete die Polizei das Feuer. 20 Mohammedaner wurden erſchoſſen, zahlreiche weitere mehr oder weniger ſchwer verletzt. Im ganzen ſoll die Zahl der Opfer 200 überſteigen. „Guten Morgen, Fanni!“ rief ſie und ohne einen Gegengruß abzuwarten, ſprang ſie wie toll im Zimmer umher und ſchwenkte einen länglichen Poſtkarton wie eine Fahne. Dabei ſchrie ſie:„Ich hab's! Ich hab's!“. Fanni blickte ſie ganz faſſungslos an, und als ſich Mizzi ein wenig beruhigt hatte, fragte ſie:„Ja, Mizzi, was haſt denn?“ „Mein neues Saxophon!“ jubelte ſie.„Dein Groß⸗ vater hat's in Klingenthal für mich b'ſtellt und grad hat mir's der Paketpoſtbot unten auf der Straße geben.“ Fanni wurde nun auch neugierig, denn alles, was mit der Muſik zuſammenhing, intereſſierte ſie lebhaft. Und daß Mizzi endlich ein Saxophon hatte, begrüßte auch ſte. Schon in Düſſeldorf mußten hie und da Jazzſtücke geſpielt werden, da die Beſitzer der Lokale den Wünſchen des Publikums Rechnung tragen wollten. Fanni und alle hatten ſich in den Rhythmus ſchnell hineingefunden, aber Mizzi ſpielte noch immer ſtatt des Saxophons die Klari⸗ nette. Stolzenthaler fügte ſich dem Jazzrummel nur widerwillig, aber Mizzi, die für dieſe Muſik ganz begei⸗ ſtert war, wollte unbedingt ein Saxophon dazu haben. Sie zerrte nervös an der Schnur, mit der der Kar⸗ ton umwickelt war. Als ſie dieſe abſolut nicht aufknüpfen konnte, rief ſie ganz ungeduldig:„Haſt du ein Meſſer zum Aufſchneiden?“ i Mährend Fanni das Gewünſchte ſuchte, hatte Mizzi ihre Handtaſche geöffnet und kramte darin herum, ſo d die Hälfte des Inhaltes auf den Boden fiel. Endlich fand ſie eine Nagelſchere und rief triumphierend aus:„J hab' ſchon was!“ Schon nahm Mizzi das Saxophon heraus, ſetzte es an die Lippen und ſiehe, es ging ganz vortrefflich. In Düſſeldorf hatte ſie doch heimlich Unterricht genommen und bei ihrer Auffaſſungsgabe ſich ſchnell zurecht gefun⸗ den. Sie ſpielte nun einen Foxtrott und tanzte dabei im Zimmer herum. Endlich ſetzte ſie ſich und ſah Fanni er⸗ wartungsvoll an. 0 „Na— was ſagſt du jetzt?“ 4 4 4 Is geht ja großartig!“ gab Fanni zurück.„ Mizzi lachte, und ſah ſie luſtig an.. „Net wahr?“ und dann fügte ſiie ſchnell hinzu:„Bel meinem Talent iſt das kein Kunſtſtück. Paß' nur auf, den Amerikanern werd' ich's ſchon zeigen, wie man ein Fos⸗ trott oder ein' Shimmy ſpielt.“ 5 H. 1 Ver bürge angeſt kehrsr für Reiche Ueber der 9 eines Die ſind, 1 zu 7 unglü bei N hauſef 10 15 Fiſchn Fahrt Führe ſchwer hang Arſadk leitete 1 die w baum der 2 die i Bergf Bäun 1 amt Amts nehme amt U gemei in N. vol 1 1 ſtädti hrann raſche erlitte anwa verha 50 Einen wiſſer Baut Zugf, dung keiten lunge . fall ſtetter bars! dann Sofa auf d ſchen Anfal 0 Vor wohn fälſcht ſein( r us den ladioculen Laud i Heidelberg.(Erhöhte Aufwendungen für Verkehrswerbung) Im Verkehrsbeirat teilte Ober⸗ bürgermeiſter Dr. Neinhaus mit, daß die Stadt Heidelbera angesichts der Wichtigteit des Fremdenverkehrs ihre fur Ver⸗ kehrswerbung beſtimmten Mittel etwas erhöht habe. Auch für beſondere Veranſtaltungen, unter die man z. B. die Reichsfeſtſpiele rechnet, ſei der Betrag etwas erhöht worden. Ueber die Thingſtätte wurde mitgeteilt, daß dort während der Reichsfeſtſpiele 1935 das eigens dafür geſchriebene Werk eines zeitgenöſſiſchen Dichters jeden Samstag aufgeführt werde. Die Heidelberger Stadtfarben, die jetzt ſchwarz⸗rot⸗gold⸗grün ſind, ſollen bei nächſter Gelegenheit geändert werden. I Leimen bei Heidelberg.(Von der Zugmaſchine zu Tode gedrückt.) Zwiſchen Nußloch und Leimen ver⸗ unglückte der bei der Firma Himmelbrand in Mühlhauſen bei Wiesloch beſchäftigte Arbeiter Johann Knopf aus Mühl⸗ hauſen tödlich. Der junge Mann, welcher mit einer Zug⸗ maschine von Heidelberg kam, ſtreifte in der Nähe des Fiſchweihers wahrſcheinlich einen Straßenſtein der rechten Fahrbahn. Durch die Wucht des Anpralls wurde er vom Führerſitz heruntergeſchleudert, ſo daß ihn die Räder des ſchweren Bolldoggs erfaßten. Die Maſchine rollte den Ab⸗ hang hinunter. Knopf wurde dabei totgedrückt. Die genaue Urſache des Unglücks dürfte erſt durch die inzwiſchen einge⸗ leitete gerichtliche Unterſuchung zu ermitteln ſein. U Weinheim.(Blühende Mandelbäume.) Durch die warme Witterung der letzten Tage hat ſich die Mandel⸗ baumblüte nun faſt voll entfaltet. Man ſieht an den Hängen der Bergſtraße viele weiß und rot blühende Mandelbäume, die im Sonnenglanze glitzern und verkünden, daß an der Bergſtraße der Frühling eingezogen iſt. Auch ſonſt treiben an Bäumen und Sträuchern die Knoſpen zum Blütenanſatz. U Buchen.(Buchen erhält ein Geſundheits⸗ amt.) Ab 1. April wird hier ein Geſundheitsamt für die Amtsbezirke Buchen und Adelsheim ſeine Tätigkeit auf⸗ nehmen. Ueber die Räumlichkeiten, in denen das Geſundheits⸗ amt untergebracht wird, ſchweben noch Verhandlungen. Ui Mosbach.(Eingemeindung) Die feierliche Ein⸗ gemeindung von Nüſtenbach mit Mosbach findet am 7. April in Nüſtenbach ſtatt. Mosbach erhält dadurch einen Zuwachs von rund 240 Seelen. Eberbach.(Dachſtuhl abgebrannt.) In einem ſtädtiſchen Vierfamilienhaus der König⸗Heinrich⸗Straße brannte der Dachſtuhl ab. Die Feuerwehr verhütete durch raſches Eingreifen ein größeres Unglück. Die Hausbewohner erlitten erheblichen Schaden an ihren Möbeln. Die Staats⸗ anwaltſchaft vermutet Brandſtiftung. Ein junger Mann wurde verhaftet. () Bruchſal.(Eine bedeutſame Erfindung.) Einem hieſigen jungen Maurer iſt es gelungen, mit Hilfe wiſſenſchaftlicher Kapazitäten auf dem Bauſtoffgebiet eine Bauſtoffmiſchung herzustellen, die in Bezug auf Druck⸗ und Zugfeſtigkeit alles bisherige übertrifft. Durch dieſe Erfin⸗ dung entſtehen dem Hoch⸗ und Tiefbau ungeahnte Möglich⸗ keiten. Für den jungen Handwerker werden zurzeit Verhand⸗ lungen zur Finanzierung der Erfindung gepflogen. () Völkersbach bei Ettlingen.(Während eines An⸗ falls erſtickt.) Die 68 Jahle alte Witwe Anaſtaſia Glas⸗ ſtetter, die ihre Wohnung allein bewohnt, wurde von Nach⸗ barsleuten ſeit zwei Tagen nicht mehr geſehen. Als man dann in ihre Wohnung ging, fand man die Frau neben dem Sofa in ihrem Schlafzimmer mit dem Geſicht nach unten tot auf dem Boden liegen. Da die Bedauernswerte an epilepti⸗ ſchen Anfällen litt, nimmt man an, daß ſie in einem ſolchen Anfall auf das Geſicht fiel und dann erſtickte. Kehl.(Zuchthaus für einen Betrüger.) Vor dem Schöffengericht in Offenburg hatte ſich der hier wohnhafte Chriſtian Lobewein wegen Betrugs, Urkunden⸗ fälſchung und Diebſtahls im Rückfall zu verantworten. Am ein Geſchäft aufrecht erhalten zu können, hat der Angeklagte von verſchiedenen Leuten Darlehen genommen und durch die Vorgabe, er würde in einigen Tagen dieſe Darlehen wieder e ſich als zahlungsfähig aufgeſpielt. In einigen Fällen hat er auch mit gefälſchten Schuldſcheinen operiert und einen Wechſel entwendet. Das Urteil lautete auf 18 Monate Zuchthaus und 100 Mark Geldſtrafe. Sieben Wochen der Anterfuchungshaft werden angerechnet. Mildernde Umſtände wurden dem rückfälligen Betrüger verſagt. 8 Willſtätt bei Kehl.(Leichenländung.) Nach langem vergeblichem Suchen gelang es jetzt, die Leiche des eit dem 9. März vermißten Arbeiters Kleinlogel in der Kinzig bei Neumühl aufzufinden und zu bergen. Kleinlogel hal aus Schwermut den Tod in der Kinzig geſucht. 9 Leutesheim bei Kehl.(Einſamer Tod.) In ſeinem Jimmer, auf dem Fußboden liegend, wurde der alleinſtehende Rentner Michael Senn tot aufgefunden. Da man den alten Mann ſchon ſeit mehreren Tagen nicht mehr geſehen hatte, ſhöpfte man Verdacht und forſchte nach. Anſcheinend hat ein Herzſchlag den Tod herbeigeführt. Geheimrat Duisberg geſtorben Der Enkdecker neuer Jarbſtoffe und Gründer der 36. Jarben Berlin, 19. März. Der Vorſitzende des Aufſichtsrates und Verwaltungsrates der JG⸗Farben, Geheimrat Duis⸗ berg, iſt in Leverkusen geſtorben. Geheimer Regierungsrat Profeſſor Dr. Karl Duisberg, der Vorſitzende des Aufſichtsrates und des Verwaltungs⸗ rates der JG⸗Farbeninduſtrie AG, wurde am 29. Septem⸗ ber 1861 in Barmen geboren. Mit ſeinem Namen iſt die Entwicklung der deutſchen chemiſchen Induſtrie eng ver⸗ knüpft. Mit der Entdeckung neuer Farbſtoffe, die die Grundlage der deutſchen Teerfarbeninduſtrie werden ſollte, begann er ſeine wiſſenſchaftliche Arbeit. In der Erkenntnis, daß zur Löſung großer wirtſchaftlicher Aufgaben nur Ge⸗ meinſchaftsarbeit imſtande ſei, ſetzte er ſich früh mit aller Kraft für den Zuſammenſchluß der deutſchen Teerfarben⸗ induſtrie ein. Schrittweiſe iſt es ihm gelungen, die immer wieder auftauchenden Hinderniſſe zu beſeitigen und die ein⸗ 0 chemiſchen Unternehmungen 1904 zur erſten Intereſ⸗ engemeinſchaft dreier großer Firmen, 1916 zu einer erwei⸗ terken Intereſſengemeinſchaft durch den Zutritt ſechs weite⸗ 5 Firmen zuſammenzufügen, bis 1925 ſein Lebenswerk urch Gründung der heutigen JG⸗Farbeninduſtrie Aktien⸗ gaſelhchaft ſeine Krönung erfuhr. Das Vertrauen der In⸗ uſtrie berief ihn schließlich zur Führung der geſamten In⸗ dustrie Deutſchlands. f 9 Nach ſeiner reichen Induſtrietätigkeit ſah Geheimrat 1 b 1 e ie e de um die i er Wiſſenſchaft und der Pflege des wiſſenſchaftlichen Auchwuchſes, ſenſchaft und de Pflege des wiſſenſcht Aus den Nachbarländern Mit Elektrizität geheizte Weinberge Die erſte Einrichtung am Rhein. Bingen. Schon jetzt beginnt in den Weinbaugebieten die Organiſation der Froſtabwehr, die Ende April und beſonders Anfang Mai ſchlagartig einſetzen muß. Sämtliche Orte im Kreiſe Bingen haben ſchon ſogenannte Räucher⸗ wehren zuſammengeſtellt, die bei fallender Temperatur in den Weinbergen, ſobald die erſten Rebblätter ſich ent⸗ falten wollen, in Tätigkeit treten. Durch Einräucherung der Weinberge iſt man ſchon in manchem Jahr dem Froſt er⸗ folgreich entgegengetreten. Aber nicht nur mit Rauch, der durch Verbrennen von Holz, Teer und Stroh erzeugt wird, verſucht man die Temperatur in den Weinbergen, beſon⸗ ders in den Morgenſtunden, zu heben, ſondern auch durch Verglühen von Briketts und Kohlen. Eine ganz neue Ein⸗ richtung ſoll in dieſem Jahre im Kreis Bingen erprobt werden. Bei einer Beſprechung zwiſchen zahlreichen Wein⸗ gutsbeſitzern, Bürgermeiſtern und Weinbaufachleuten des Kreiſes Bingen wurde beſchloſſen, durch die Weinbeobach⸗ tungsſtation in Bingen eine Verſuchsanlage einzurichten, in der zum erſten Mal mit Elektrizität die Weinberge ge⸗ heizt werden ſollen. Durch dieſe Verſuchsanlage ſollen Er⸗ fahrungen geſammelt werden, um im günſtigen Falle ſpä⸗ ter die Elektrizität in den Dienſt des ganzen deutſchen Weinbaues zu ſtellen. Mit dem Motorrad tödlich verunglückt Wolfſtein, 19. März. Der 22 Jahre alte Kaufmann Oskar Oemge von Aſchbach verunglückte nachts mit ſeinem Motorrad tödlich. Der junge Mann fuhr aus bis jetzt noch unbekannter Arſache zwiſchen Hinzweiler und Aſchbach eine kleine Böſchung hinunter und blieb ſchwer verletzt liegen. Der herbeigerufene Arzt konnte nur noch den Tod feſtſtellen. — Neckarſulm.(Aus dem Beiwagen geſchleu⸗ dert) Ein Motorradfahrer aus Baumerlenbach, OA. Oehringen, hatte Brennſtoff getankt und wollte die Fahrt in ſeine Heimat fortſetzen. Als er die Straße überquerte, kam aus Richtung Kochendorf ein Motorrad mit Beiwagen an⸗ gefahren, das den erſten Fahrer ſtreifte und von ſeinem Fahrzeug warf. Ungefähr in der Mitte der Straßenhälfte wurde er erfaßt und an das linke Bankett geworfen, wo er liegen blieb. Durch den ſtarken Anprall der beiden Fahr⸗ zeuge wurde die Beifahrerin des zweiten Motorrades heraus⸗ geſchleudert und nicht unerheblich verletzt. Straßenpaſſanten nahmen ſich ſofort um die Verletzten an und brachten ſie ins hieſige Krankenhaus, wo Verletzungen an Kopf und Fuß feſtgeſtellt wurden. Der Lenker des Motorrads kam mit dem Schrecken davon. — Heilbronn.(Perſonenkraftwagen fährt in geſchloſſene Bahnſchranke.) Die Reichsbahndirektion teilt mit: Ein von Großgartach in Richtung Heilbronn fahren⸗ der Perſonenkraftwagen iſt am Bahnübergang der Staats⸗ ſtraße Eppingen Heilbronn bei Poſten 66 zwiſchen Groß⸗ gartach und Heilbronn auf die geſchloſſene Bahnſchranke auf⸗ gefahren. Dabei wurde der Schlagbaum eingedrückt. Der Schrankenwärter eilte dem herankommenden Perſonenzug 3727 Karlsruhe— Heilbronn entgegen und gab ihm Halteſignale. Der Zug bremſte ſofort ſtark; wenn er auch vor dem Ueber⸗ gang nicht mehr zum Halten gebracht werden konnte, ſo gab doch der durch die Geſchwindigkeitsverminderung erzielte Zeit⸗ gewinn den vier Inſaſſen des Kraftwagens die Möglichkeit, ihren Wagen ſo weit zurückzuſchieben, daß der Zug eben noch vorbeifahren konnte. Offenbach.(Tödlicher Motorradunfall.) Im Dreieichring ereignete ſich ein ſchwerer Motorradunfall. dem ein junges Menſchenleben zum Opfer fiel. Der 22jäh⸗ rige Lackierer Friedrich Klein aus Frankfurt a. M.⸗Ober⸗ rad befuhr mit ſeinem Motorrad den Dreieichring und ver⸗ lor in einer Kurve infolge zu ſchnellen Fahrens die Ge⸗ walt über das Rad, ſo daß er mit voller Wucht gegen einen Baum raſte. In ſchwer verletztem Zuſtand wurde er in das Offenbacher Krankenhaus verbracht, wo er nach einigen Stunden verſtarb. Mainz.(Tödlicher Verkehrsunfall in Mainz.) Auf der Weiſenauer Straße unter der Eiſen⸗ bahnbrücke wurde der 71jährige Inhaber einer Piano⸗ fabrik in Mainz von einem Fernlaſtzug überfahren und ge⸗ tötet. Der Verunglückte fuhr mit einem Leichtmotorrad den Winterhafen entlang und hatte einen entgegenkommen⸗ den Laſtkraftwagen infolge eines an der Halteſtelle ſtehen⸗ den Straßenbahnwagens nicht wahrgenommen. Der alte Mann wurde von dem Kühler des Laſtkraftwagens erfaßt und kam unter den Wagen zu lisgen. Sein Kopf wurde buchſtäblich zermalmt. Der Führer des Laſtkraftwagens konnte trotz ſofortigen Bremſens das Unglück nicht mehr abwenden. Eine Schuld dürfte ihn kaum treffen. Jubiläum des Kardinals Schulte Köln. Der Erzbiſchof von Köln, Kardinal Dr. Karl Jo⸗ ſeph Schulte, konnte ſein 25jähriges Biſchofsjubiläum be⸗ gehen. Er wurde am 19. März 1910 zum Biſchof von Pa⸗ derborn gewählt. Kardinal Karl Joſeph Schulte wurde am 14. September 1871 zu Haus Valbert in Oedingen, Kreis Meſchede, geboren. Sein Vater war dort Gutspächter, kam aber ſpäter als Kruppſcher Betriebsbeamter nach Eſſen. Auf dem Burggymnaſium in Eſſen erledigte Karl Joſeph Schulte ſeine hümaniſtiſchen Studien. Es folgten die Theo⸗ logieſtudien in Bonn, Münſter und Paderborn. Am 22. März 1895 empfing er im Dom zu Paderborn die Prieſter⸗ weihe. Erſt 38 1 75 alt, wurde Dr. Schutte am 30. No⸗ vember 1909 zum Biſchof in Paderborn gewählt; die feier⸗ liche Weihe erfolgte am 19. März 1910 Als Kardinal Fe⸗ lix von Hartmann⸗Köln im November 1919 ſtarb, wählte im Januar 1920 das Kölner Domkapitel den Biſchof von Paderborn zum Erzbiſchof von Köln. 1921 erhielt er den Kardinalshut. Aus Anlaß des Jubiläums fand am Diens⸗ tag, dem Feſte des hl. Joſeph, des zweiten Patrons der Erzdiözeſe Köln, in der Hohen Dom⸗ und Metropolitan⸗ kirche ein feierlicher Dankgottesdienſt ſtatt. Kardinalerz⸗ biſchof Schulte zelebrierte das feierliche Pontifikalamt. In einem längeren Handſchreiben hat der Papſt dem Kardinaſerzbiſchof ſeine Segenswünſche übermittelt. Auch Kardinal⸗Staatsſekretär Pacelli ſandte ein Glückwunſchtele⸗ gramm. 8 1 Glückwunſch des Jührers. Der Führer und Reichskanzler hat an den Erzbiſchof von Köln, Kardinal Dr. Schulte, folgendes Glückwunſchtele⸗ gramm gerichtet:„Ew. Eminenz ſpreche ich zum Tage Ihres 25jährigen Biſchofsjubiläums meine aufrichtigen Glückwün⸗ ſche aus.“ 8 Calcale Nuud schau — Kündigungsfriſten für Spareinlagen. Zwei wichtige Anordnungen für Sparer werden vom Aufſichtsamt für das Kreditweſen bekanntgemacht: Die Kündigungsfriſten für Spar⸗ einlagen betragen für Beträge von mehr als 300 bis 1000 Mark einen Monat, für Beträge über 1000 Mark drei Mo⸗ nate. Mit Einmonatsfriſt dürfen innerhalb eines Monats insgeſamt nicht mehr als 1000 Mark gekündigt werden. Durch Satzung oder Vereinbarung können längere Kündigungsfriſten feſtgelegt werden. Der Rückzahlungsbetrag, der ohne Kün⸗ digung für jedes Sparbuch im Monat geleiſtet werden darf, beträgt bis 31. Dezember 1935 1000 Mark. — Sonntagsverkauf von Automobflerſatzteilen. Die ſchon bisher gültige Regelung für die Abgabe von Betriebsſtoffen, Erſatzteilen und Jubehör für Kraftfahrzeuge an Sonn⸗ und Feiertagen iſt neuerdings auch in die Richtlinien für die Ausnahmen von der Sonntagsruhe in den Bedürfnisgewer⸗ ben, die der Reichsarbeitsminiſter erlaſſen hat, übernommen worden. Darnach iſt in Werkſtätten und Einſtellhallen für Kraftfahrzeuge ſowie in Tankſtellen die Beſchäftigung von Arbeitern und Angeſtellten mit der Abgabe von Beklriebs⸗ ſtoffen und von Erſatzteilen und Zubehör für Kraftfahrzeuge an allen Sonn⸗ und Feiertagen zuläſſig. — Ausgabe der Handwerkskarke. Die Ausgabe der Handwerkskarte erfolgt demnächſt durch die Handwerks⸗ kammern auf der Geſchäftsſtelle der zuſtändigen Kreis⸗ handwerkerſchaft. Die Vorarbeiten für die Ausſtellung der Handwerkskarte erfordern noch einige Zeit. Das inzwiſchen durch den Kreishandwerksmeiſter bzw. durch den Obermei⸗ ſter an die Handwerker ausgegebene Allgemeine Hand⸗ werksabzeichen dient als vorläufige Beſtätigung der Ein⸗ tragung in die Handwerksrolle und damit der Handwerker⸗ eigenſchaft. Zuſchriften und Anfragen an die Handwerks⸗ kammern, die Ausgabe der Handwerkskarte betreffend, ſind möglichſt einzuſchränken, für die Erteilung ſolcher Aus⸗ künfte kommen in erſter Linie die Kreishandwerkerſchaften in Frage. Geſegnetes Alter. Seinen 76. Geburtstag feiert morgen Herr Thomas Bauder, Meßlircherſtraße. Unſere beſten Wünſche. Steuerkarten der in einem Dienſtverhältnis ſtehenden Ehefrauen. Wir weiſen auf die Bekanntmachung des Herrn Oberbürgermeiſters im Anzeigenteil hin, welche für Arbeit⸗ geber, die in ihrem Dienſt Ehefrauen beſchäftigen, ſehr wichtig iſt. Ein heiterer Abend, unvergeßlich für jeden, der ihn erleben wird, findet am kommenden Sonntag im Nibe⸗ lungenſaal des Roſengartens in Mannheim ſtatt. Der be⸗ rühmte und gefeierte ungariſche Geigenkönig Barnabas von Geczy mit ſeinem Orcheſter wird in dieſem Abend einige der ſchönſten ungariſchen Melodien und Volkslieder, unſere herrlichen deutſchen Tanzweiſen und Bearbeitungen klaſ⸗ ſiſcher heiterer Melodien zum Vortrag bringen. Barnabas von Geczy ſpielen zu hören, bedeutet ein Feſt für Herz, Auge und Ohr. Mit ihm erſcheinen die unvergleichliche Irene de Noiret, die Volkslieder und Chanſons aus aller Herrenländer darbieten wird, die erſte Solotänzerin der Städt. Bühne in Eſſen, Hanne Muſch, mit ihren köſtlichen Tanzparodien, Maria Ney, die luſtige„Hamburger Dern“ ſagt das Programm an, der gefeierte Tenor und Filmſtar Herbert Ernſt Groh wird einige ſeiner erprobteſten und ſchönſten Stücke aus ſeinem Repertoire ſingen, und die be⸗ rühmten 5 Kardoſchſänger warten mit neuem Programm auf. Wer es irgend kann, wird es nicht verſäumen, dieſen ergötzlichen, unterhaltenden, heiteren, duftig⸗beſchwingten Abend zu beſuchen. Im Nationaltheater Mannheim findet am Samstag, den 23. März, der erſte Abend der Ehrentage pfälziſch⸗ſaar⸗ ländiſcher Dichtung ſtatt. mit der Erſtaufführung von„Treib⸗ jagd auf Pukatan“, einem auslandsdeutſchen Stück des pfälzi⸗ ſchen Schriftſtellers Karl Schneider⸗Baumbauer. Inſzenierung: Friedrich Hölzlin. Hauptrolle: Hans Finohr. Die nächſte Neuheit der Oper iſt die Erſtaufführung von Rudolf Wag⸗ ner⸗Regenys„Der Günſtling“. Die muſikaliſche Leitung hat Generalmuſikdirektor Wüſt, die Inſzenierung Heinrich Altmann als Gaſt. Eine Schifferſchule in Mannheim geplant. In der erſten diesjährigen Mitgliederverſammlung des Mannheimer Schiffervereins e. V. wies der Vereinsführer, Peter Kühnle, in ſeinem Bericht über die Tätigkeit des Vereins u. a. darauf hin, daß die Bemühungen um die Einführung der Schiffer⸗ ſchule in Mannheim leider erfolglos geblieben ſeien. Der Verein werde ſich aber aufs neue im Intereſſe des Nach⸗ wuchſes um die Einführung der Schifferſchule in Mannheim bemühen und verſuchen, beſondere Vergünſtigungen für den erfo“ en Beſuch der Schule zu erhalten. Ausreißer gefaßt. Die Polizei griff verſchie dene Ausreißer auf. Zwei Kinder im Alter von 9 und 13 Jahren, die in Neuſtadt an der Haardt ihren Eltern ausgerückt waren, wurden zunächſt in das Kinderheim Rheinau verbracht. Weiter wurde ein Fürſorgezögling geſchnappt, der der Fürſorge⸗ anſtalt Flehingen entwichen war. Als die Polizei einen be⸗ trunkenen älteren Mann in der Innenſtadt auf der Straße aufgriff, mußte ſie die F daß er ſich unerlaubt aus dem Kreisaltersheim inheim entfernt hatte. Tödlicher Verkehrsunfall. Bei dem töblich verun⸗ glückten Radfahrer auf dem Friedrichsring handelt es ſich um den 54jährigen Schiffer Jakob Kotter aus Sandhofen. * — Die Autotür fliegt auf... Das Fahrrad iſt heute bei weitem das am meiſten vertretene Ne beine erhebliche Gefahr droht den Radfahrern nun von Seiten unachtſam geführter Kraftfahrzeuge. Auch durch das plötz⸗ liche Oeffnen von Kraftwagentüren ſind in letzter Zeit ſchwere Schäden angerichtet worden. Die Radfahrer ſind durch die neue Verkehrsordnung gezwungen, ſcharf rechts zu fahren. Sie müſſen alſo dicht am haltenden Auto vorbei. Die Kraft⸗ wagenführer ſollten daher die nötige Vorſicht walten laſſen, ehe ſie die Tür öffnen. Dieſelbe Mahnung zur Vorſicht gilt natürlich auch für den Radfahrer. 5 Wetterbericht 1 5 Die Wetterlage hat ſich ſtark geändert. Au aeg d ſind ein Tiefdruckgebiet bei Irland und ein ſchwacher Hoch⸗ druck über Spanien. Anter dieſen Umſtänden iſt für Mitt⸗ woch und Donnerstag zeitweilig bedecktes und zu leichter Un⸗ beſtändigkeit neigendes Wetter zu erwarten. Sonnenaufgang 6.03 Sonnenuntergang 18.13 Mondaufgang 20.07 Monduntergang 5.53 3 Neichsſtatthalter Wagner Für Freiheit, Recht und Glück vor den Mannheimer Partei⸗ genoſſen. Mannheim, 19. März. Reichsſtatthalter Robert Wag⸗ ner ſprach im Roſengarten in einem Generalappell vor den Mannheimer Parteigenoſſen. Der Redner zog dann eine Parallele zwiſchen den Zuſtänden in Volk, Staat und Wirt⸗ ſchaft, wie ſie vor der Machtübernahme noch herrſchten und heute, zwei Jahre nachdem der Führer mit ſtarker Hand die Geſchicke des deutſchen Volkes lenkt. Wir haben dem Volk den Glauben gegeben wieder an ſich ſelbſt, heute ſteht das 66 Millionen⸗Voll wie ein Mann hinter ſeinem Führer. Aber immer noch ſind große Aufgaben zu erfüllen, be⸗ rechtigte Forderungen zu berückſichtigen, immer noch leben 0 Millionen Volksgenoſſen in Not. Aber wir wiſſen, aß der Führer auch dieſer Not noch Herr wird, und wir werden ihm zur Seite ſtehen wie in jenen harten Tagen des ſchwerſten Kampfes um die Macht. Wir können ermeſſen, welche Wandlung in unſerem Volke vor ſich gegangen iſt, wenn es jetzt endlich wagen konnte, die Ketten, die es nie verdiente, ein⸗ für allemal abzuſtreifen. Nicht der Geiſt der Rache und Vergeltung erfüllt uns, vielmehr der Geiſt des Friedens und der Arbeit. Aber Deutſchland wird ſich nie mehr einſchüchtern laſſen, um fremden Willen zu erfüllen. Der Reichsſtatthalter ſetzte ſich dann eingehend mit dem Bürokratismus auseinander, der in den Amtsſtuben immer noch ſein Unweſen treibt. Auch jenen, die glauben, an dem Fundament des heutigen Staates rütteln zu können, ſagte er deutliche Worte. Dank und Anerkennung ſprach er der Partei und Stadt Mannheim für ihren Einſatz gegen die Arbeitsloſigkeit aus. Ueber die Reichsreform entſcheidet allein der Füh⸗ rer, und wie er entſcheidet, wird es von uns in Baden anerkannt. Nicht raſten und ruhen wollen wir, bis das Ziel 10 iſt: Deutſchlands Freiheit, Recht und Glück. Gchutz gegen Motten Mehr noch als für das Auftreten anderer Materialſchäd⸗ linge gilt gegenüber der Mottenplage der Satz, daß Vor⸗ beugen beſſer iſt als Heilen. Denn wenn wir aus dem Klei⸗ derſchrank einen der kleinen, ſtrohgelben Mottenfalter in un⸗ geſchicktem Fluge herausflattern ſehen, ſo können wir in den meiſten Fällen als ſicher annehmen, daß die Larve, aus welcher er entſtanden iſt, durch Zerfreſſen von Wollſtoffen, Pelzen oder Federn bereits Schaden angerichtet hat. Auf die umherfliegenden Falter Jagd zu machen, hat wenig Wert, denn ſie freſſen nicht und überdies handelt es ſich bei ihnen in den allermeiſten Fällen um Männchen oder um Weib⸗ chen, die ihre Eier bereits abgelegt haben. Da es einen gangbaren Weg, die Motten aus unſeren Wohnungen fernzuhalten, nicht gibt, müſſen wir die ge⸗ fährdeten Stoffe vor ihnen ſchützen. Als gefährdet zu gelten haben alle aus tieriſchen Haaren oder Federn hergeſtellten Materialien, alſo Wollſtoffe, Teppiche, Roßhaarfüllungen von Matratzen oder Polſtermöbeln, Pelze, Betten usw., ſo⸗ fern ſie nicht„mottenecht“ ſind oder ſtändig gebraucht werden. Schützen können wir dieſe Stoffe dadurch, daß wir ſie etwa alle acht Tage kräftig klopfen oder bürſten, weil dadurch die loſe aufgelegten Eier immer wieder beſeitigt werden. Beſſer und bequemer iſt es, die längere Zeit hindurch nicht gebrauch⸗ ten Kleidungsſtücke— im Sommer die Winterkleidung und im Winter die Sommerkleidung— einzumotten, d. h. ſo aufzubewahren, daß die begeluſtigen Weibchen ſie nicht er⸗ reichen können. Dazu eignen ſich die heute meiſt aus kräftigem Papier hergeſtellten, überall käuflichen Mottenſäcke oder eine wirklich dicht ſchließende Mottenkiſte, die aus Holz, Blech oder Pappe beſtehen kann. Vor dem Einmotten ſind die Stoffe durch Klopfen und dergl. von den Schädlingen und ihren Eiern zu befreien und, um ganz ſicher zu gehen, empfiehlt es ſich, in die Mottenſäcke oder Mottenkiſten reichlich Naphthalin, Globol oder Hexrachloräthan(„Mottenhexe“) einzuſtreuen. Dieſe Mittel üben bei ſtarker Doſierung und langer Einwir⸗ kungsdauer auf die Motten und deren Brut eine tödliche Wirkung aus, ſie verfehlen aber meiſtens ihren Zweck, wenn ſie in nur geringer Menge in einen nicht dichten und häufig geöffneten Kleiderſchrank hineingebracht werden. Liegt bereits eine ſtarke Vermottung, etwa einer ganzen Wohnung vor, ſo mühe man ſich nicht lange mit irgend welchen Pülverchen oder Tinkturen ab, ſondern ziehe einen erfahreren Fachmann Wannen lll Gerichtszeitung. Vom badiſchen Sondergericht verueteilt. i Mannheim, 19. März. Wegen Ausführung und Ver⸗ breitung einer Greuelſchrift„Die neueſten Witze über Deutſch⸗ land“ hatten ſich vor dem badiſchen Sondergericht zu verant⸗ worten: der 45 Jahre alte Dr. med. Fritz Schnurmann aus Pforzheim, der 39 Jahre alte verheirateke Hermann Biſchoff, die 46 Jahre alte Ehefrau Wilhelmine Dietz und ihre 21 Jahre alte Tochter Klara, die letzten drei Angeklagten aus Dietlingen. Dr. Sch. gab B. die Lügenſchrift iu leſen, welcher ſie an die Angeklagte Dietz weiterreichte. Die Tochter der Frau Dietz will die fragwürdige Lektüre eines Tages in einer Schublade gefunden haben, und hat in einer Straßenbahn dem Wagenführer und einem S A⸗Mann die Schrift gezeigt. Schnurmann erhielt ein Jahr Gefängnis, Biſchof acht Monate Gefängnis, Frau Dietz drei Monate und Klara Dietz zehn Monate Gefängnis. Die AUnter⸗ ſuchungshaft wurde angerechnet. Eine fünfſtündige Verhandlung erforderte die Anklage gegen den 55 Jahre alten Ludwig Häſermann aus Hörde i. W., der als Querulant berüchtigt iſt. Mit den Vermie⸗ tern geriet er jedesmal durch ſeine geradezu ungeheuerlichen Schimpfereien über die Regierung in ſchweren Streit. Obwohl er die Beſchimpfungen beſtreitet, wiederholte er ſie in zahl⸗ reichen Briefen, mit denen er die Staatsanwaltſchaft bom⸗ bardierte.— Urteil: Ein Jahr, vier Monate Gefängnis. Beim Eintritt in ein Papiergeſchäft zu Oberhausen (Bezirk Bruchſal) grüßte am 1. 9. 1934 der 39 Jahre alte Guſtav Klein mit erhobener Fauſt„Not Front“ und„Heil Moskau“. Als die zahlreichen im Laden ſtehenden Kunden hierüber laut lachten, meinte Klein, das Lachen werde ihnen bald vergehen, denn es werde nicht lange dauern, bis die KPD zur Herrſchaft komme. Arteilt acht Monate Ge⸗ fängnis. In einer Freiburger Wirtſchaft erzählte der 38 Jahre alte verheiratete Joſef Kohler das Märchen von der Arheber⸗ ſchaft am Reichstagsbrand. Der Angeklagte hatte ſich ferner abfällig über die im Auguſt 1934 durchgeführte Abſtimmung geäußert. Das Urteil lautete auf neun Monate Gefängnis. Großer Betrugsprozeß vor der Karlsruher Strafkammer. () Karlsruhe, 19. März. Ein umfangreicher Betrugs⸗ prozeß nahm in einer außerordentlichen Sitzung der Großen Strafkammer ſeinen Anfang. Angeklagt ſind die 43jährige Berta Vögtle, deren 51jähriger Ehemann Philipp Chr. Vögtle, beide aus Grötzingen, und der 26jährige Friedrich Meinzer aus Hagsfeld. Die Anklageſchrift zählt 35 Straffälle auf; zumeiſt han⸗ delt es ſich um Betrug, Betrugsverſuch, ſowie ſchwere Blan⸗ kettfälſchung. Ferner liegen Erpreſſung und Beleidigung, gegen den Ehemann Vögtle außerdem Aufforderung zum Meineid und zur Abgabe einer falſchen eidesſtattlichen Erklärung vor. Die ſeit Jahren in Grötzingen anſäſſige Hauptangeklagte Vögtle hatte als Leiterin einer religiöſen Gemeinſchaft eine große Anhängerſchaft zu gewinnen verſtanden, zu der ſie in Betſtunden und Verſammlungen ſprach. Der Wunſch aus⸗ wärtiger Anhänger, die teilweiſe in ihr eine Heilige und Prophetin ſahen, in ihrem Hauſe übernachten zu können, ließ 15 e einrichten und den Gedanken reifen, be⸗ ondere Altersheime für Glaubensgenoſſen zu ſchaffen. Sie kaufte nacheinander eine Reihe Häuſer, deren Finanzierung im weſentlichen Gegenſtand der Anklage bildet. Zunächſt erweiterte die Angeklagte in Grötzingen ihr Haus, erwarb dann ein Anweſen, ebenfalls in Grötzingen, ein Haus in Karlsruhe, das Hotel Meßmer in Ba den⸗ Baden für 300000 Mark, das Haus„Hohenſtein“ in Baden⸗Baden, ſowie ein Anweſen in Neu⸗Malſch. Ferner gründete ſie eine Altersheim⸗Geſellſchaft mbH., deren Ge⸗ ſchäftsführer ſeit 1932 der Mitangeklagte Meinzer war. Ihre geſchäftliche Tätigkeit zwang die Hauptangeklagte, immer wieder nach Darlehens⸗ und Kreditmöglichkeiten Ausſchau zu halten. Sie ließ ſich die Sparguthaben von Anhängern über⸗ ſchreiben, ſchloß Verträge mit einer Reihe von Bau⸗ und Zweckſparkaſſen ab und trat mit Banken, Brauereien und Kreditinſtituten im In⸗ und Ausland mit wechſelndem Erfolg in Verbindung. Ueber die ihr gutgläubig überlaſſenen Gelder verfügte ſie nach eigenem Gutdünken. Trotzdem war es ihr nicht möglich, nur die Zinſen für die enorme Schuldenlaſt aufzubringen. Dabei trieb ſie einen Aufwand, der weit über ihre finanzielle Lage hinausging. Mit 600 Mark Erſparniſſen eines armen Dienſtmädchens kaufte ſie einen Perſianermantel für 2000 Mark. Zahlreiche Geſchäftsleute wurden dalch Warenkreditbetrüge⸗ reien, ungedeckte Wechſel uſw. geſchädigt. Insgeſamt hat die Vögtle von über 90 Darlehensgebern über 280 000 Mark aufgenommen. Rückzahlungen erfolgten nur in geringem Umfange, ſo daß noch über 240 000 Mark rückſtändig ſind. Die Vögtle beſtritt jede betrügeriſche Abſicht. Motiv ihres Handelns ſei die Schaffung von Altersheimen geweſen und ſie habe niemand betrügen oder ſchädigen wollen. Günſtige Arbeitslage Rückgang der Arbeitsloſenzahl im Arbeitsamtsbezirk Mann⸗ heim im Februar 1935 um 1400. Mannheim, 18. März. 1400 Arbeitsloſe weniger als im Januar wurden im Februar beim Arbeitsamt Mannheim gezählt. Die großen Berufsgruppen, die im Arbeitsamtsbezitk vertreten ind, zeigten wayrend der Wintermonate einen gleich⸗ mäßig günſtigen Arbeitseinſatz. Metall-, Maſchinen⸗ und Elektroinduſtrie, die Herſtellung von chemiſchen und Textilprodukten waren auch im Februar mit Aufträgen gut verſehen. Trotz dieſer geſteigerten Produktionstätigkeit mach⸗ ten ſich auch im Februar kaum Rohſtoffſchwierig⸗ keiten bemerkbar.— Befriedigend beſchäftigt waren ferner infolge des ausgedehnten Faſchings die Artiſten, Muſiker und Gaſtwirtsangeſtellten. Die Hauswirtſchaft aber hatte einen ſolchen Zugang offener Stellen, daß die Beſetzung Schwierigkeiten bereitete. 5 Zu dieſen gleichmäßig Gutbeſchäftigten geſellten ſich die Außenberufe. Die Bauzeit hat begonnen und bereits auch den. verwandten handwerklichen Arbeiten eine Neubelebung ge⸗ bracht. Hervorzuheben iſt die ſtarke Aufnahmebereitſchaft der Landwirtſchaft, die ſich in der Anforderung zahlreicher berufsſtändiſcher Kräfte auswirkte. Die Landhilfe, die bereits im Januar Hunderte von Jugendlichen aufnahm, erhielt neuen, ſtarken Zuzug aus den Reihen der Arbeitsloſen, vor allem aber auch in anerkennenswerter Weiſe von jenen, die ihren Arbeitsplatz zu Gunſten arbeitsloſer Familienväter im Zuge der Verordnung vom Auguſt 1934 freimachten. In der Bereitſtellung von Arbeitskräften für die Land⸗ wirtſchaft liegt in der nächſten Zeit die größte Aufgabe der Arbeitsämter. Die Regelung des Arbeitseinſatzes muß ſo weit führen, daß die Ernährung des Volkes ebenſo ſichergeſtellt iſt wie die Erweiterung der Erzeugung von Roh⸗ ſtoffen für unſere Induſtrie. Es ſei darum auch an dieſer Stelle wiederholt auf das Geſetz zur Befriedigung des Be⸗ darfs der Landwirtſchaft an Arbeitskräften hingewieſen, das von weittragender Bedeutung iſt. Neues aus alier Welt ab Gastot einer Greiſin. Eine 77 Jahre alte ehema⸗ lige Erzieherin wurde in ihrer Wohnung in München das Opfer eines Gasunglücks. Die alte Frau wollte ſich auf dem Gas etwas zubereiten, wurde dabei anſcheinend von einer Schwäche überfallen und durch ſpäter ausſtrömende⸗ Gas getötet. zb Schwer gebüßter Uebermut. Der 23jährige Georg Kröner aus Bamberg kletterte in ſeinem Uebermut über die großen eiſernen Tragbogen der Kettenbrücke und führte dort oben eine Art Seiltänzerkunſtſtücke aus. Ob⸗ wohl er von den Untenſtehenden mehrmals gewarnt wurde, gab er ſeine Kletterei nicht auf. Plötzlich ſtürzte er zwölf Meter tief ab und fiel auf das Straßenpflaſter. Be⸗ wußtlos und ſchwer verletzt übergab man Kröner dem Krankenhaus. Zug fährt in Arbeiter kolonne— Sieben Tolk Brüſſel, 20. März. Auf der Strecke Brüſſel—Ankwer⸗ pen fuhr Dienskag bei Mecheln infolge dichten Nebels ein Zug in eine Gruppe Bahnarbeiter. Sieben Arbeiter wur⸗ den auf der Stelle getötet, zahlreiche wurden zum Teil ſchwer verletzt. Schillingsfürſt(Mittelfranken), 19. März. Ein ſchwere⸗ Unglück ereignete ſich bei Bauarbeiten an der Bezirksſtraße Schillingsfürſt—Bellerhauſen. Als die erſten Rollwagen entladen werden ſollten, brach das ca. 3,5 Meter hohe Ge⸗ rüſt und die Wagen ſauſten in die Tiefe, wobei drei Ar⸗ beiter mitgeriſſen wurden. Der 27 Jahre alte Arbeiter Franz Haas wurde zwiſchen zwei Wagen geklemmt und auf der Stelle getötet. Zwei weitere Arbeiter erlitten ſchwere Verletzungen; einer von ihnen ſtarb im Kranken⸗ haus. — Verſammlungs⸗ Kalender. Liedertafel. Heute abend halb 9 Uhr Probe. 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Die Arbeitgeber werden hiermit aufgefordert, die Steuerkarten der in ihrem Dienſt ſtehenden Ehef auen bei der ſtädtiſchen Steuerkartenſtelle N 2, 3 umgehend einzureichen, ſofern der nach§ 14 Abſ. 2 der Lohn⸗ ſteuerdurchführungsverordnung vom 29. Rovember 1934 vorgeſchriebene Vermerk noch nicht infolge beſonderen Antrags eingetragen iſt. Mannheim, 15. März 1935. Der Oberbürgermeiſter. Empfehle: Saathafer(Pom.) Saatgerſte, Saaterbſen Saatwicken Runkelrübenſamen Kleeſamen, Oelſtoffpapier Ferner: Amoniak, Kali 42%. Superphospat Nitrophoska Kalkſtickſtoff, gekörnt Kalkſalpeter Thomasmehl, Düngekalk Huminal, Torfſtreu Torfmull. Mex. Schmich. gummi stempel liefert Zu beziehen durch die Firma Ale Seckenheim, Seckenheimer Hauptstr. 151 Fernruf 47044 und Land wirtschaftliche Ein- und Verkaufs- genossenschaft G. m. b. H., Seckenheim, Ffischmelkende Liege zu verkaufen. Bringe in empfehlende Erinnerung Obſtbäume, Roſenhochſtämme, Buſchroſen, Stauden ue. 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