e 7 ere Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisl ſte Ar, 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Jages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Berkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D. ⸗A. II. 35 1200. 85 Jahrgang Der Gedanke Scharnhorſts Der„Völkiſche Beobachter“ veröffentlicht folgenden grundlegenden Aufſatz des Reichswehrminiſters Gene⸗ raloberſt von Blomberg über die am 16. März verkündete deutſche Wehrpflicht: Als der Führer und Reichskanzler am 16. März 1935 die Wahrung der deutſchen Ehre und die Sicherheit des Rei⸗ ches wieder in die Hand des deutſchen Volkes ſelbſt legte, ge⸗ ſchah das als Abſchluß einer Entwicklung, die ſich vor aller Deffentlichkeit des In⸗ und Auslandes in ſelbſtverſtändli⸗ chem Ablauf vollzogen hatte und daher für niemand eine leberraſchung bedeuten konnte. Dieſe Entwicklung wurde von zwei verſchiedenen Seiten her maßgebend beſtimmt: Einmal hatte ſie ihre Grundlage in der geſunden Kraft eines trotz Kriegsverluſtes und Zuſammenbruches in ſeinem inneren Kern ungebrochenen Volkes, das nicht bereit war, auf die freie Geſtaltung ſeines eigenen Lebens zu verzich⸗ ten. Von der anderen Seite her kam der würgende Druck eines einſeitigen Diktatfriedens, deſſen Anſpruch durch das Ausbleiben der verbrieften Gegenleiſtung von Jahr zu Jahr fragwürdiger wurde und damit immer herabſetzender emp⸗ funden werden mußte. Ein Volk, das im Kriege gegen eine Welt ſeine Ehre behauptet hatte, fand für die heranwach⸗ ſende Generation die Tore zum Waffendienſt verſchloſſen. Rings um die Verbotstafeln, die das kleine Berufsheer eines uns aufgezwungenen Wehrſyſtems umgaben, wuchs der Wunſch der Ausgeſchloſſenen und ſteigerte ſich zur politi⸗ ſchen Tat. Er wurde damit zu einem Anſpruch des ganzen Volkes, der bald nicht mehr zu überhören war. Ein neues Deutſchland entſtand und brach ſich Bahn durch Schwäche und Verzicht hindurch. Im Reich Adolf Hitlers gewann es lebendige Geſtalt. Es wäre falſch, die Einfüh⸗ rung der allgemeinen Wehrpflicht, in der dieſes Streben jetzt ſeine Erfüllung gefunden hat, für ein Ereignis zu hal⸗ ten, das in erſter Linie die Wehrmacht und ihre Intereſſen berührt. In keinem anderen der großen Länder iſt der Ge⸗ danke Scharnhorſts, daß alle Bewohner des Staates ſeine geborenen Verteidiger ſind, in einer jahrhundertelan⸗ gen Geſchichte ſo im Herzen und Bewußtſein des ganzen Volkes verwurzelt wie in Deutſchland. Das hat ſeinen be⸗ ſonderen Grund. Man kann ein Volk nur aus ſeinem ge⸗ ſchichtlichen Werden und den Gegebenheiten ſeiner Grenzen und Landſchaft begreifen. Die Wehrverfaſſung eines Staa⸗ tes iſt letzten Endes nicht das Ergebnis eines freien Ent⸗ ſchluſſes, der willkürlich ſo oder ſo gefaßt oder abgeändert werden kann. Sondern ſie muß im inneren Einklang ſtehen mit den nationalen und ſozialen Vorausſetzungen, ſie wächſt heraus aus den Kräften der Raſſe und des Blutes, die in ihr zur lebendigen Wirkſamkeit gelangen. Der Uebergang von dem im Waffenhandwerk vollendet ausgebildeten Be⸗ rufskämpfer zum Soldaten der alle erfaſſenden Wehrpflicht entſpricht ſo dem inneren Weſen des deutſchen Menſchen, der ſich ſtets als der geborene Verteidiger ſei⸗ nes Volkes und Landes gefühlt hat. Für ihn war es auf die Dauer ein unerträglicher Zuſtand, dieſes vornehmſte Recht des freien Mannes einer Minderheit überlaſſen zu müſſen, 185 ſie durch Uebung und Ausleſe dazu noch ſo berufen in. Im Zeitalter der ſich immer noch ſteigernden techniſchen Entwicklung und der zunehmenden Verfeinerung der Waffe und ihrer Bedienung aber bedeutet die Rückkehr zum kürzer dienenden Soldaten der allgemeinen Wehrpflicht ein kla⸗ res Bekenntnis, das durch kein Urteil, mag es noch ſo voreingenommen ſein, wirkſam entkräftet werden kann: Deutſchland beweiſt damit— durchaus im Sinne der früher an uns geſtellten Forderung nach Umgeſtaltung des Berufs⸗ heeres—, daß es im Waffendienſt ſeiner wehrfähigen Mannſchaft nur das Mittel ſieht zur Verteidigung ſeiner Grenzen und ſeines Lebensraumes. Die Geſchichte lehrt, daß Erobererheere andere Weſenszüge tragen. Hinzu kommt, daß das deutſche Volk in der Wehrpflicht ſtets die durch nichts zu erſetzende Schule der Nation geſehen hat, die Schule der Disziplin, der Kameradſchaft und der praktiſchen Volksgemeinſchaft. In ihr wurde der Cha⸗ takter der fungen Generation geformt. Und zwar blieben ihre Auswirkungen nicht auf die Dienſtzeit ſelbſt beſchränkt, sondern ſetzten ſich in allen Berufen und Lebensaltern be⸗ ruchtend fort. Wir haben ihr Fehlen in den Jahren nach em Zuſammenbruch bitter erfahren müſſen. Dem deutſchen Volk wäre manches erſpart geblieben, manche Entwicklung hätte einen anderen Gang genommen, wenn die ſtraffe Schule des Dienſtes in der Wehrmacht ſich in weiteren Kreiſen hätte auswirken können. Die damalige fſunge Generation hat an dieſem Mangel ſelbſt ſchwer gelitten. Ihre innere Zerriſſenheit im rückliegenden Jahrzehnt hatte N„en firſprung. Die e unde Jugend will das Recht haben, in freier Entfaltungsmöglichkeit in den Staat hineinzuwachſen, den ſie einſt tragen ſoll. Heute öffnen wir unſere Tore weit. Die kommende Generation wird ſich des Rechtes zur Waffe, das ihm das neue Deutſchland wiedergegeben hat, im Geiſt ihrer Väter wert erweiſen. Die Wehrmacht dient der Gegenwart und fühlt ſich als Wegbereiter am Werk der deutſchen Zu⸗ kunft. Sie ſieht den Sinn der Tradition, die ſie als verpflch⸗ lendes Erbe trägt, im Geiſt der gleichen Pflichterfüllung. Die Dienſtpflicht, die wieder alle umfaſſen soll, wird auf der Grundlage der Anſchauungen des nationalſozialiſtiſchen Staates aufgebaut werden. Sie wird keine Privile⸗ Donnerstag, den 21. März 1935 Frankreich ruft den Völkerbund an.— Eine Proteſtnote nach Berlin— Engliſch⸗-italieniſch⸗franzöſiſche Beſprechungen Paris, 20. März. Der franzöſiſche Miniſterrat, über deſſen endgültige Ergebniſſe noch keine Verlautbarung vorliegt, hat, wie Ha⸗ vas meldet, beſchloſſen, den deutſchen Beſchluß vom 16. März, durch den das Reich ſich ſeine Rüſtungsfreiheit wie⸗ der genommen und die Wehrpflicht eingeführt hat, ſofork vor den Völkerbundsrat zu bringen. leber die mehrſtündige Beratung des franzöſiſchen Miniſterrates wird folgende Mitteilung ausgegeben: „Außenminiſter Laval hat den Miniſterrat über die auswärtige Lage unterrichtet. Der Miniſterpräſident hat dem Miniſterrat von der Erklärung in Kenntnis geſetzt, die er heute im Senat abgeben wird. Anſchließend hat der Miniſterrat 1. den Worklaut der Prokeſtnote genehmigt, die in Beank⸗ workung der Mitteilung vom 16. März der Reichsregie⸗ rung überreicht wird; 2. die Verhandlungen, die gegenwärtig mit England und Italien über ein Konſulkationsverfahren gepflogen wer⸗ den, gebilligt, und 3. beſchloſſen, den Völkerbundsrat mit der Angelegenheit zu befaſſen. Der Miniſterrat hat weiter den Außenminiſter Laval ermächtigt, die Einladung der Sowjetregierung, ſich dem⸗ nächſt nach Moskau zu begeben, anzunehmen. Zuſammenkunſt am Samstag Die zwiſchen Rom, London und Paris über eine Zu⸗ kammenkunft von Vertretern Italiens, Englands und Frankreichs geführten Verhandlungen haben zu einem Er⸗ gebnis geführt. Dieſe Juſammenkunft ſoll einen vorbereitenden Charak⸗ ker kragen und vor der Abreiſe Sir John Simons nach Berlin ſtattfinden. Eine zweite Juſammenkunft ſoll nach der Rückkehr Sir John Simons erfolgen. Als Grundlage für die Arbeiten dieſer zweiten Zuſam⸗ menkunft würden die von den Miniſtern von ihren Reiſen nach Berlin, Warſchau und Moskau heimgebrach⸗ ten Elemente dienen. Die erſte Zuſammenkunft ſoll Samskag in Paris ſtatt⸗ finden. Italien ſoll hierbei durch den Staaksſekretär Suvich vertreten ſein, während die Intereſſen Frankreichs durch Laval wahrgenommen werden. * Nach franzöſiſchen Meldungen ſoll ſich Sir John Simon zunächſt gegen die Abhaltung einer Konferenz vor ſeiner Berliner Reiſe ausgeſprochen haben, da dadurch ſeine Berliner Beſprechungen ungünſtig beeinflußt werden könnten. Hierauf hätten Laval und Muſſolini eine gleichlautende Note nach London geſandt, in der ſie in ſehr ſchar fem Tone noch einmal auf ihrer Forderung nach einer Zuſammenkunft beharrten. 1 *——— Eden Vertreter Englands in Patris? Die engliſch⸗franzöſiſch⸗italieniſche Zuſammenkunft wird, wie auch Reuter meldet,„auf Anregung der britiſchen Re⸗ gierung“ am Samstag in Paris ſtattfinden. Vertreter Eng⸗ lands wird der Lordſiegelbewahrer Eden ſein. 17 7 * Die Einberufung des Völkerbundsrats Sofort nach Eingang der franzöſiſchen Mitteilung. Havas meldet aus Genf: Sobald das Generalſekretariat im Beſitz der franzöſiſchen Mitteilung ſein wird, die die ſo⸗ fortige Einberufung des Völkerbundsrats beantragt, wird dieſe Mitteilung dem gegenwärtigen Präſidenten des Rats, dem türkiſchen Außenminiſter Rüſchtü Aras, telegra⸗ phiſch übermittelt werden, der ſich dann mit den übrigen Mitgliedern des Völkerbundsrats in Verbindung ſetzen und einen 1 für den Zuſammentritt des Rats vorſchla⸗ gen wird. . gien mehr kennen. Höhere Bilduna aibt nicht mehr wie einſt das Recht zu einer Abkürzung der Dienſt⸗ zeit, Lediglich Charakter und Leiſtungen ſollen, wie bereits in den„Pflichten des deutſchen Soldaten“ ausgeſprochen worden iſt, den Weg und Wert des Einzelnen beſtimmen. So ſteht die deutſche Wehrmacht heute an einem ent⸗ ſcheidungsvollen Einſchnitt ihrer Entwicklung. Der mann⸗ hafte Entſchluß des Führers hat die Bahn freigemacht zu der wahren Erfüllung des Wortes, das noch die Unterſchrift des verehrten Generalfeldmarſchall⸗Reichspräſidenten trägt: Der Dienſt in der Wehrmacht iſt Ehrendienſt am deutſchen Volk. Das höchſte Gut des Staates, die junge waffenfähige Mann⸗ ſchaft, wird wieder durch ihre Schule der Wehrhaftigkeit gehen. Ich weiß, daß ſich die Wehrmacht des in ſie geſetzten Vertrauens weiter würdig erweiſen wird, getreu ihrem Eide, der ſie an Adolf Hitler, den Schöpfer und Führer des neuep Deutſchland auf Leben und Tod bindet. Dreier⸗ Konferenz in Paris. Nr. 68 Havas erinnert in dieſem Zuſammenhang daran, daß der Völkerbundsrat auf Vorſchlag Litwinows gelegentlich ſeiner Januartagung beſchloſſen hat, daß die Ratsmitglie⸗ der auf jeden Fall fünf Tage vor einer außerordentlichen Sitzung verſtändigt werden müſſen. Flandin zum deutſchen Wehrgeſetz Ungeheuerliche Vorwürfe gegen Deutſchland. Paris, 21. März. Vor dem vollbeſetzten Hauſe eröffnete Miniſterpräſident Flandin mit einer eineinviertelſtündigen Rede die Senats⸗ ſitzung. Er begründete zunächſt die von der Regierung in ihrer vor den Kammern abgegebenen Erklärung vorgeſehenen Maßnahmen zum Ausgleich der rekrutenarmen Jahrgänge. Es ſtehe jedem Parlamentarier frei, eine Ergänzung zu dem gleichzeitig mit der Regierungserklärung eingebrachten Geſetz über die Förderung der Kapitulanteneinſtellung zu beantragen. Im zweiten Teil ſeiner Rede ging der Miniſterpräſident auf die Proklamation der Reichsregierung hinſichtlich der Wehrpflicht über. Man habe dieſes Ereignis als Folge der Veröffentli⸗ chung des engliſchen Weißbuches und der Erklärung der franzöſiſchen Regierung hinſtellen wollen. Dieſe Behaup⸗ tung ſtehe im Widerſpruch zu den Tatſachen. Die 12 Armee⸗ korps und die 36 Diviſionen ſeien in Wirklichkeit ſchon vor⸗ handen geweſen. Außerdem ſei acht Tage früher der amt⸗ liche Beſchluß der Schaffung einer deutſchen Streitmacht zur Luft bekanntgegeben worden. Man ſtehe alſo dem Abſchluß einer Politik gegenüber, wobei man die Proklamation ſicher⸗ lich abſichtlich mit der Heldengedenkfeier zuſammenfallen ließ, um den Eindruck zu verſtärken. Wenn man den Wortlaut der Proklamation mit der Völkerbundsſatzung vergleiche, ſehe man zwei entgegengeſetzte Auffaſſungen. Frankreich könne die Auffaſſung des Reiches nicht teilen, ebenſowenig, wie es die Begründung annehmen könne, die die Reichsregierung dazu gebe. Es ſei nicht wahr, daß das deutſche Volk nach viereinhalbjährigem Zriege die Waffen niedergelegt habe. Ueber die Verantwortung an der Entfeſ⸗ ſelung des Krieges ſei das Urteil längſt geſprochen. Er, Flandin, werde nicht zulaſſen, daß dieſes Urteil in Verjäh⸗ rung gerate. Er fordere Hitler auf, die Erinnerungen eines ſeiner großen Vorgänger, nämlich des Fürſten Bülow, zu leſen über die Umſtände, unter denen die Kriegserklärung Deutſchlands an Rußland erfolgt ſei. Eine vertrauensvolle Zuſammenarbeit der beiden Völker könne nicht zuſtande⸗ kommen durch das Vergeſſen der Verantwortlichkeiten. Es ſei nicht wahr, daß das deutſche Volk freiwillig die Waf⸗ fen im Jahre 1918 niedergelegt habe. Gewiß habe das deut⸗ ſche Volk kraftvoll bis zum Schluß gekämpft, das werde nie⸗ mand leugnen. Aber der Waffenſtillſtand ſei unterzeichnet worden, da Frankreich ihn gewollt habe, um neue Verluſte zu vermeiden, da die Koalition der Völker, die für das Recht gekämpft hätten, ſiegreich geweſen ſei, ebenſo wie ſie es in Zukunft ſein würde. Auch ſei die Behauptung unrichtig, Frankreich habe ſeine Abrüſtungsverpflichtungen nicht erfüllt. Flandin wies im einzelnen auf die angeblichen Abrü⸗ ſtungsmaßnahmen Frankreichs hin und ging ſodann dazu über, darzulegen, daß Frankreich nach und nach auf die we⸗ ſentlichen Klauſeln des Verſailler Vertrages verzichtet habe. Von Spa bis Lauſanne ſei die Liſte der franzöſiſchen Berzichte auf ſeine geheiligten Forderungen an Deutſchland lang. Wenn Frankreich ſich anſchicke, den Völkerbund auf Grund des Artikels 11 der Völkerbunds⸗ ſatzungen mit einem für die Sache des Friedens ſo ſchwer⸗ wiegenden Akt zu befaſſen, ſo diene es dem Intereſſe der Ge⸗ 1 aller Staaten. Der Friede der Welt ſtehe auf dem piel. Gewiß wolle Frankreich nicht e aufrecht⸗ erhalten oder untragbare Zuſtände. Im Rahmen der Lega⸗ lität ſeien alle Abänderungen der Verträge möglich, das habe man, ſo meinte Flandin, der damit auf Oeſterreich, Ungarn und Bulgarien angeſpielt haben ſoll, in der Ver⸗ gangenheit gezeigt. Die Regierung werde in dem Bemühen nicht ablaſſen, um ſich einen mächtigen Block der Staaten zu ſcharen, die denſelben Idealen treu geblieben ſeien wie Frankreich. Der erſte Eindruck der bisher im Auszug vorliegenden Rede des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten geht dahin, daß Flandin es ſich unter Verwendung oft angewandter und ebenſo oft wiederholter Argumente— wie die Kriegs⸗ ſchuld, die längſt durch objektive hiſtoriſche Forſchung wider⸗ legt iſt,— leicht macht, Deutſchland mit ſeinem Entſchluß vom 16. März ins Unrecht zu ſetzen; auf der anderen Seite vermißt man auch den geringſten Hinweis auf die fahre⸗ lang ſich hinziehenden Unterlaſſungen, e und Verſäumniſſe der anderen, ſa deren paſſive Reſſiſtenz, die der Durchführung berechtigter deutſcher Forderungen ent⸗ gegengeſetzt worden iſt. Das deutſche Volk dankt dem Führer Triumphfahrt durch Südweſtdeutſchland. Die i Wiesbaden, 21. März. ie Jahrk des Führers, die am Monkag von Stuttgart nach Wiesbaden führte, geſtaltete ſich geradezu zu 85 Triumphfahrt. Ueberall wurden dem Führer bei ſeiner Durchfahrt jubelnde Dankeskundgebungen zuteil. Von Stuttgart über Sinsheim durch das Neckartal kom⸗ mend, traf der Führer zunächſt in Heideweg ein, wo er 15 ſeiner Begleitung im„Europäiſchen Hof“ abſtieg. Obwohl die Ankunft des Führers vorher nicht bekanntgegeben war hatten ſich doch auf den Straßen große Menſchenmaſſen an⸗ geſammelt, die ſich vor dem Hotel in unabſehbarer Menge zuſammenballten und in Sprechchören den Führer zu ſehen verlangten. Die Absperrung konnte die immer mehr an⸗ ſchwellenden Maſſen kaum zurückhalten. 7 5 Eine Anzahl Kinder wurde in den Hof des Hotels geführt, um dort den Führer aus nächſter Nähe ſehen zu können. Nach erte gelt Sun den verließ der Führer das Hotel und beſtieg ſeinen Kraft⸗ e en 8 Mädel überreichte ihm einen Blumen⸗ auß. Dann fuhr der Wagen des Führers ae en ge s Führers, von brauſenden 5 in langſamer Fahrt durch die Stadt. ne Abſperrung konnte die Menge nicht mehr zurückhalten die bis an den Wagen des Führers arp 5 i Nur ſchrittweiſe konnte der Wa d 9 gen vorwärts kommen und der Führer ſelbſt forderte, im Wagen ſtehend, die be⸗ geiſterte menge auf, ſeinem Wagen Platz zu machen. 25 Unbeſchreiblich war dann der Empfang, der dem Füh⸗ ü in Darmſtadt bereitet wurde. Wie ein Lauffeuer hatte ſich die Kunde von der bevorſtehenden Durchfahrt des Führers bereits in den Mittagsſtunden verbreitet. Im Nu war die geſamte Be⸗ völkerung auf den Beinen. In den erſten Nachmittagsſtun⸗ den ſchon war auf den Durchfahrtsſtraßen, die der Führer 1 e paſſieren würde, an ein Durchkommen nicht zu denken Der Wagen des Führers konnte auch hier ſchrittweiſe weiterfahren. 5 1 In allen Städten und Städtchen durch die der Wagen des Führers kam, ſtand die Menge Kopf an Kopf. i In Wiesbaden, wo die Ankunft 20,45 Uhr erfolgte, ſtanden viele Tauſende Spalier, ſo daß auch nur mit größter Mühe eine ſchmale Durchfahrt geſchaffen werden konnte. Vor dem Hotel„Roſe“, wo der Führer abſtieg, ſtand eine große Menſchenmenge, die ihrer Freude und ihren Dankgefühlen immer wi Ausdruck verlieh. gefüh er wieder Eine klare Lage Der Keichsaußenminiſter über das deutſche Wehrgeſetz. London, 20. März. Der Reichsaußenminiſter Freiherr von Neurath ge⸗ währte dem Reuter⸗Korreſpondenten in Berlin ein Inter⸗ view über die internationale Lage. Freiherr von Neurath erklärte zunächſt: Deutſchlands Stellung war ſtets eine offene und ehr⸗ liche. Wie Sie wiſſen, unterzeichneten wir den Verſaäailler Vertrag einſchließlich des Teiles 5 über die Rüſtungen, der mit den Worten beginnt: „Um die Einleitung einer allgemeinen Rüſtungsbe⸗ ſchränkung aller Nationen zu ermöglichen, verpflichtet ſich Deutſchland, die im folgenden niedergelegten Beſtimmun⸗ gen über das Landheer, die Seemacht und die Luftfahrt genau innezuhalten.“ Deutſchland hat dieſe Klauſeln genau beachtet. Es hat ein Kriegsmaterial ausgeliefert, und zwar bis zu ſolchen Kleinigkeiten hinab wie Hufnägel für Kavalleriepferde. Aber die anderen Mächte haben ihre Verpflichtungen nicht in alei⸗ cher Weiſe beachtet. Wir verließen die Abrüſtungskonferenz, da wir dachten, daß keine Erfolge zuſtandekommen werden, und als wir feſtſtellten, daß alle unſere Bemühungen für eine allgemeine Herabſetzung der europäiſchen Rüſtungen fehlgeſchlagen waren, beſchloſſen wir, die Waffen zu ſchaf⸗ fen, die wir für unſere Verteidigung erforderlich halten. Wir nehmen unſer Recht zur Wiederaufrüſtung, weil die anderen ihre Abrüſtungsverpflichtungen nicht erfüllt ha⸗ ben. Es iſt abſolut notwendig, eine klare Lage zu haben. In einer kürzlichen Rede nahm Baldwin auf die deutſchen ⸗Geheimrüſtungen“ Bezug. Jetzt zum mindeſten iſt unſere Lage ganz klar!“ Frage des Reuterkorreſpondenten: „Aber warum allgemeine Wehrpflicht, Herr Miniſter?“ Neurath:„Noch im Jahre 1932 forderte Herriot, daß Deutſchland eine kurz dienende Armee anſtelle einer lang dienenden haben ſolle, und zwar aus dem Grunde, daß eine kurz dienende Armee weniger geeignet für einen Angriffs⸗ krieg iſt. Die Franzoſen forderten, daß wir unſer Militär⸗ ſyſtem ändern ſollten. Jetzt haben wir beſchloſſen, es zu tun. Außerdem hat auch der Macdonald⸗Plan eine kurz dienende Armee vorgeſehen!“ Frage:„Es iſt die Zahl von 36 Diviſionen, die einige Ueberraſchung hervorgerufen hat.“ Neurath:„Alles, was wir feſtgeſetzt haben, iſt die Verpflichtung jedes geſunden deutſchen Mannes, ſeine Pflicht für ſein Valerland zu tun, wenn er aufgerufen wird. Die Zahl von 36 Diviſſonen iſt der geſetzlich feſtgelegte Rahmen, in 905 die zukünftige deutſche Armee organiſiert werden Wird. Ir age:„Alles in allem, Herr Miniſter, vermute ich, es kann jetzt angenommen werden, daß Deukſchland endlich jene ihm ſolange verweigerte Gleichberechtigung in den Rü⸗ ſtungen hat.“ Neurath:„Jawohl.“ Frage:„Betrachten Sie die Ausſichten des Beſuches Sir Simons in Berlin als hoffnungsvoll?“ Neurath:„Er beginnt in einer guten Atmoſphäre. Die Beſprechungen dürften nicht ganz leicht ſein; aber ſie waren auch vorher nicht leicht und jetzt iſt zum minde⸗ ſten die Grundlage viel klarer. Wir werden über Wee anſtatt über Phraſen reden“ Frage:„Darf ich Sie ſchließlich Folgendes fragen, Herr Miniſter? Der Kanzler hat wiederholt die deut⸗ ſche Bereitſchaft, für die Befriedung Europas zu arbeiten, bezeugt. Auf welchen Linien kann Ihrer Anſicht nach eine Verringerung der gegenwärtigen Spannung er⸗ möglicht werden?“ 8 Neurath:„Das pfychologiſche Moment iſt meiner Anſicht nach ſehr wichtig. Nachdem jetzt Deutſchland genom⸗ men hat, was es für die Gleichheit notwendig erachtet, und nachdem der Kanzler in dem Aufruf verkündet hat, daß dieſe Streitmacht niemals für Zwecke des An⸗ griff benutzt werden wird, ſollte ein allgemeines Ge⸗ fühl der Sicherheit leichter herbeigeführt werden können. Es ſollte möglich ſein, daß die Staaten zu einer gemeinſamen Verſtändigungsgrundlage kommen. Ich bin ſicher, daß jedermann der Ueberzeugung iſt, daß ein neuer Krieg das Ende Europas bedeuten würde.“ Kurzmeldungen Ausſchluß aus der Hitlerjugend Berlin, 21. März. Die Preſſeſtelle derr Reichsjugend⸗ führung gibt folgende Anordnung des Reichsjugendführers bekannt: Ich habe den Führer des Gebietes 13(Heſſen⸗Naſ⸗ ſau), Walter Kramer, wegen ſchwerer Verfehlungen mit ſofortiger Wirkung ſeiner Dienſtſtellung enthoben und aus der Hitlerjungend ausgeſchloſſen. Mit der kommiſſariſchen Führung des Gebietes habe ich den Oberbannführer Pott⸗ hoff beauftragt. gez. Baldur von Schirach. Fanni horchte auf und blickte ſie überraſcht an. „Ja, gehſt denn du nach Amerika?“ Mizzi erſchrak, ſchlug ſich mit der flachen Hand auf den Mund und ſagte leiſe für ſich:„Uj jegerl, jetzt hab' ich mich verplappert.“ Fanni, die ſie noch immer geſpannt anſah, fragte be⸗ dauernd:„Du willſt uns verlaſſen?“ Mizzi wurde verlegen, faßte ſich aber ſchnell. „Aber gar keine Idee. Ich hab' nur g'meint, wenn ich einmal nach Amerika geh'.“ Fanni wurde eindringlich. 5 „Mizzi, du kannſt net lügen. Ich ſeh's dir an dein Naſenſpitzel an, daß du die Unwahrheit ſagſt. Alſo, was iſt's mit Amerika? Heraus mit der Sprach!“ a Fanni hatte Mizzi bei ihrer Ehre gepackt. Nein, ſie konnte nicht lügen und deshalb mußte ſie jetzt Farbe be ⸗ kennen, denn ſie mochte den Verdacht, daß ſie von Stol zenthaler weggehen wolle, nicht aufkommen laſſen. Sie gab ſich eine wichtige Miene und begann:„Fanni, ich will's dir verraten, aber daß du's niemanden weiter ſagſt!“ „G'wiß net, Mizzi.“ „Auch dein' Großvater net!“ Fanni überlegte und kam zu dem e auch dieſem nichts zu verraten, da ſie annahm, daß ihr Mizzi nichts Unrechtes ſagen würde. „Alſo auch mein' Großvater net.“ Mizzi hielt ihr die Hand hin. „Ehrenwort?“ Fanni mußte lachen. „Aber, Mizzi!“ „Nein, ohne Ehrenwort ſag' ich's net.“ Fanni ſchlug in die dargebotene Hand ein. ü „Alſo gut— Ehrenwort!“ i Mizzi war beruhigt und begann:„Alſo paß auf Der Herr—,“ ſie unterbrach ſich und ſah Fanni miß⸗ trauiſch an—„wenn du's aber doch ſagſt?“ Fanni legte beteuernd die Hand aufs Herz. „Beſtimmt net!“ Hauptſchriftleiter der„Kölniſchen Zeitung“ in Schutzhaft Die Staatspolizeiſtelle Köln teilt mit: Der Hauptſchrift leiter der„Kölniſchen Zeitung— Staatsanzeiger“, Dr. Scha fer, wurde wegen Verbreitung unwahrer Angaben lber Zeitungswerbung, die von der Propagandaleitung der NS. DAP, Gau Köln⸗Aachen, durchgeführt wird, und wegen ſeines Verhaltens, das das Anſehen und die Autorität der Parte ſchädigt, in Schutzhaft genommen. Wie der Gauverband Köln. Aachen im Reichsverband der Deutſchen Preſſe mitteilt, wurde gegen Dr. Schaefer ein Ehrengerichtsverfahren vor dem Berufsgericht der Deutſchen Preſſe eingeleitet mit dem Ziele der Streichung aus der Berufsliſte. Die Eigenſchaft als Zeitungsverleger aberkannt. Dem Zeitungsverleger Walter Graef-Anklam, der wäh⸗ rend einer Anklamer Veranſtaktung beim Geſang des Horſt⸗ Weſelliedes gewagt hatte, die Hand auf dem Rücken halten, iſt vom Reichsverband Deutſcher Zeitungsverleger die Befugnis aberkannt worden, die„Anklamer Zeitung“ heraus⸗ zugeben. Deutſcher und ſein Führer bei Zermatt abgeſtützt. Baſel, 20. März. Von einer Partie auf die Dufom⸗ Spitze, die von Zermatt aus Bergführer Graven mit einem deutſchen Touriſten unternahm, kehrten beide nicht mehr zurüc Touriſten, die den Monte Roſa beſtiegen, bemerkten, daß die Beiden unterhalb des Gipfels auf einem Gletſcher leblos lagen. Eine Rettungskolonne fand beide tot auf. Sie waren abgeſtürzt und lagen mit zerſchmetterten Gliedern auf dem Gletſcher. Kandidatenflucht aus den Danziger Oppoſitionsparkeien. Danzig, 21. März. Das nationalſozialiſtiſche Organ„Der Danziger Vorpoſten“ veröffentlichte mehrere Zuſchriften von Perſönlichkeiten, die von der SPD, dem Zentrum und der ſogenannten Nationalen Front als Kandidaten für die be⸗ vorſtehenden Danziger Wahlen aufgeſtellt worden waren. Die Betreffenden erklärten in dieſem Schreiben, daß ſie nicht daran dächten, für eine diefer Splittergruppen zu kandidie⸗ ren, ſondern daß ſie bei den Wahlen für die NSDAP ein⸗ treten werden. In den meiſten Fällen haben die betreffenden Parteien dieſe Perſönlichkeiten auf ihre Liſte geſetzt, ohne ſie überhaupt vorher zu befragen. Aus der Ortſchaft Schwarz⸗ felde wird bekannt, daß die Zentrumspartei dort für die gleichzeitig mit der Volkstagwahl ſtattfindende Gemeinde⸗ wahl eine Liſtenverbindung mit der Polniſchen Partei ein⸗ gegangen iſt. Blutige Wahlausſchreitungen in Angarn Budapeſt, 21. März. In der Gemeinde Endröd jm Wahlbezirk Bekes wollten die Wahlbehörden eine Wahl. verſammlung, in der der Kandidat der unabhängigen Klein- landwirtepartei Andahazi⸗Kusnya nicht erſchienen war, auf⸗ löſen, worauf die Menge den Gendarmeriepoſten angriff, ſo daß dieſe von der Waffe Gebrauch machte. Fünf Perſonen waren ſofork kot, darunter eine Frau, eine ſechſte ſtarb bei der Ueberführung ins Hospital und eine ſiebente Perſon wurde ſchwer verletzt. Der Miniſter des Innern, Kozma, begab ſich an den Tatkork. Neuer Grenzzwiſchenfall in Afrika Rom, 21. März. Di e Agenzia Stefani meldet aus Mo⸗ gadiscio: Unerkannte bewaffnete Gruppen machten neuer⸗ dings bei Agable ſüdlich des Fluſſes Uebis Cebeli einen Ueberfall auf Eingeborene italieniſcher Staatsangehö⸗ rigkeit, denen ſie etwa 100 Kamele fortnahmen. Eine aktive italieniſche Abteilung verſuchte vergebens, die Urheber des Ueberfalls zu ergreifen, die ſofort auf das der Kontrolle der äthiopiſchen Truppen unterſtehende Gebiet geflohen waren. Die Verfolgung wurde eingeſtellt, um keine weiteren Zwi⸗ ſchenfälle hervorzurufen. Die italieniſche Geſandtſchaft in Addis Abeba iſt angewieſen worden, der äthiopiſchen Regie⸗ rung den formellen Proteſt zu übermitteln und ſich die genaue Feſtſetzung der Schadenserſatzforderungen vor⸗ zuhalten. Wien. Vor dem Militärgerichtshof begann der Hoch- verratsprozeß wegen Teilnahme am Juli⸗Aufſtand gegen die Polizeikommiſſare Gotzmann und Hoenigl, den Polizei⸗ 1 5 Heiſchmann und den Major des Bundesheeres, So⸗ inger. „Na alſo, dann will ich dir glauben.— Der Herr Dorndorf, unſer Berliner Agent, der ſo nebenbei bemerkt, mein zweiundzwanzigſter Bräutigam iſt, hat mich, wie er das letzte Mal dag'weſen iſt, eing'laden. Erſt wollt' er mit mir in die Weinſtube gehen, aber ich hab' entſchieden abg'winkt. Du kennſt ja meine Grundſätz': bis daher und net weiter.“ Sie erhob die Hand und ſchüttelte ſie vernei⸗ nend hin und her.„Er hat dann mit mir in ein Kaffee⸗ haus gehen müſſen. Angenehm war's ihm ja net, das hab ich ihm ang'merkt, weil er ein recht dummes Giſicht g'macht hat. Alſo, wir ſind in's Kaffeehaus gangen und im Lauf unſerer Unterhaltung und nachdem ich zwei Taſſen Schokolade, zwei Windbeutel mit Schlagſahne, eine Torte, einen Apfelſtrudel und zwei Pfannkuchen ver⸗ ſchlungen hab'—“ Fanni hob in komiſchem Entſetzen die Hände. „Aber Mizzi— ſo viel—2“ „Das iſt doch net viel!“ ereiferte ſich Mizzi.„Da hab' ich mich ſowieſo noch z'rückg'halten, weil er ſonſt glaubt hätt', ich wär hungrig g'weſen.— Alſo, daß ich dir wei⸗ ter erzähl: Da hat er mir unter dem Siegel der ſtreng⸗ ſten Verſchwiegenheit anvertraut, daß auf ſeine Emp⸗ fehlung hin uns ein amerikaniſcher Agent für ein Jahr nach Amerika engagieren will. Es könnten ſogar drei Jahr' d'raus werden, hat er g'meint.“ Fanni zuckte zuſammen. Mizzi bemerkte es nicht und fuhr fort:„Ich wär' ihm am liebſten um den Hals g'fallen, aber es waren zu viel Leut' im Lokal. Denk' dir, Fanni: wenn wir auf ein Jahr oder gar drei nach Amerika kommen, dann werden wir ja ſchwer reich. Dort drüben ſollen die Millionen nur ſo auf der Straße herumliegen.“ Fanni hatte ſich wieder gefaßt, denn ſie glaubte nicht an das Engagement. Und dann würde ja der Großvater es auch nicht annehmen, wenn ſie doch eine Gräfin würde! Mizzi rieb ſich vor Vergnügen die Hände und der Schalk ſaß ihr im Nacken, als ſie zu Fanni ſagte:„In Amerika freu' ich mich ſchon auf mein' dreiundzwanzigſten Bräutigam. Unter ein' Millionär tu' ich's drüben net.“ Sie fing an, ihr Saxophon einzupacken. Während ſie damit beſchäftigt war, hob Fanni ein auf dem Boden liegendes Notizbuch in rotem Saffianleder auf. Sie wandte ſich fragend an Mizzi:„Du— g'hört das Büch'l da dir?“ „Ja, Fanni!“ rief ſie und nahm es ihr aus der Hand. Sie hielt es hoch.„Das iſt übrigens kein Notizbüchl, ſon⸗ dern ein Adreßbüchl. Da ſtehen nämlich alle meine Bräu⸗ tigämer drin.“ Unterdeſſen war ſie mit dem Einpacken fertiggeworden und bat Fanni, das Saxophon aufzuhe⸗ ben, da ſie noch einige Einkäufe zu beſorgen hätte.„Uebri⸗ gens, du könnteſt mich begleiten, Fannil Willſt du?“ Fanni ſtimmte zu und wenige Minuten darauf ver⸗ ließen ſie das Haus. Sie eilten mit leicht beſchwingten Schritten der Alſter zu und kamen dabei an einer Lit⸗ faßſäule vorüber. Vor dieſer ſtand ein älterer, ſehr diſtinguiert ausſehender Herr mit einer Aktenmappe und betrachtete aufmerkſam ein großes Plakat der Damen⸗ kapelle„Wiener Schwalben.“ Heute ſpielte Fanni mit beſonderer Luſt. Sie trug ja Egons Brief bei ſich, dachte nur an ihn und ſpielte nur für ihn. Während des Konzerts kam ihr einmal in den Sinn, wie ſchön es wäre, wenn Egon ganz unverhofft zur Türe hereinkäme. Sie berauſchte ſich an dieſem Ge⸗ danken. Dann ſagte ſie ſich aber:„Ich bin doch ein recht närriſches Ding. Das könnt' ja gar net möglich ſein. Sein Brief iſt doch von Heidelberg kommen, und von dort bis Hamburg iſt von geſtern auf heut' ein zu weiter Weg. Sle wußte ja nicht, daß Egon nicht mehr in Heidelberg weilte und den Brief an den Diener ſeines Korps geſandt hatte, mit dem Auftrag, ihn dort zur Poſt zu geben. 5 Nein, Egon konnte wirklich nicht im Alſter⸗Pavillon ſein. Aber ein anderer war da, der ſie mit großem In⸗ tereſſe betrachtete: der Juſtizrat. i Nach Erledigung ſeiner Rechtsgeſchäfte kam er auf dem Wege zu ſeinem Hotel an jener Litfaßſäule vorbei. Das große Plakat war ihm ſofort in die Augen gefallen. Was ihn aber am meiſten feſſelte, war ein Mädchenbild⸗ nis von entzückendem Liebreiz; darunter ſtand:„Fanni Stolzenthaler, die geniale Geigerin.“ Er mußte ſich geſtehen, daß auch ihm als Student dieſes Mädchen nicht gleichgültig geweſen wäre. Aber man wußte ja aus Erfahrung, daß gerade Weiber mit ſo unſchuldsvollem Geſicht oft die größten Koketten waren. Um das Mädchen vor der Unterredung noch ſelber zu ſehen, hatte er den Entſchluß gefaßt, das Abendkonzert im Alſter⸗Pavillon zu beſuchen. Er ſaß nun, ohne daß Fanni es ahnte, unter den Gäſten, die das Lokal bis a den letzten Platz füllten. Faſt hätte er keinen Stuhl mehr bekommen, wenn nicht der Kellner, der in ihm einen 1 Gaſt witterte, einen ſolchen irgendwo eingeſchoben ätte. F. Ser rr 4 e * * rr 1 Letzte Meldungen In Madeira gelandet Ankunft der 3000 deukſchen Urlaube. Bremen, 21. März. Die 3000 deutſchen Urlauber ſind glücklich in Madeira gelandet. Von Bord ſandte Reichsorga⸗ niſationsleiter Dr. Ley ein Telegramm folgenden Inhalts: „An den Norddeutſchen Lloyd, Bremen. 3000 deutſche Arbeiter und Arbeiterinnen ſind begeiſtert von wundervoller Seefahrt bei herrlichſtem Sonnenwetker und ſenden von Madeira herzlichſte Grüße.“ Der Norddeutſche Lloyd erwiderte telegraphiſch: „Dank für telegraphiſche Grüße, die herzlich erwidern. Wün⸗ ſchen weiter gute Fahrt und glückliche Heimkehr.“ Inter nationale Taſchendiebe⸗Kolonne Berlin, 21. März. Der Berliner Kriminalpolizei iſt es jetzt in Zuſammenhang mit den Aachener Kriminalbehörden gelungen, eine dreiköpfige, von einem polniſchen Juden ge⸗ führte internationale Taſchendiebſtahls⸗Kolonne auszuheben, deren Mitglieder ſämtlich mit gefälſchten Päſſen nach länge⸗ rem Gaſtſpiel in Paris nach Deutſchland gekommen waren und in Berlin eine„umfangreiche Tätigkeit“ entfaltet hatten. Am 17. März erreichte den Bandenhäuptling ſein Schick⸗ ſal. In einem großen Theater der Berliner Innenſtadt be⸗ merkte ein Beſucher in der Garderobe, wie ihm ſeine Geldtaſche aus dem Rock herausgefingert wurde. Geiſtesgegenwärtig faßte er zu und ließ den Dieb nicht mehr los. Dieſer aber reichte blitzſchnell ſeine Beute an einen war⸗ tenden Komplizen weiter, dem es gelang, im Gedränge zu entkommen. Der Feſtgenommene wurde von der Kriminal⸗ polizei als ein 23jähriger polniſcher Jude namens Roſen⸗ berg entlarvt. Die Beamten des Landeskriminalpolizeiamtes ſtellten feſt, daß ſich die Spießgeſellen des Verbrechers nach auswärts gewandt hatten. Nunmehr wurden alle Grenz⸗ behörden in Kenntnis geſetzt und es gelang der Kriminal⸗ polizei in Aachen, die beiden Helfershelfer des Roſenberg, die aus Argentinien und Chile ſtammen, beim Verſuch, die belgiſche Grenze zu überſchreiten, feſtzunehmen. Negerſchlacht in Harlem Newyork, 20. März. Im Negervierkel Harlem im Norden Newyorks kam es aus einem geringfügigen Anlaß zu wüſten Ausſchreitun⸗ gen, an denen ſich Tauſende von Negern beteiligten. Aeber 100 Perſonen wurden verletzt, darunker viele ſchwer. In einem hauptſächlich von Negern beſuchten Einheits⸗ preisladen war ein Negerjunge beim Diebſtahl einiger Stücke Zuckerwerk ertappt worden. Während er gerade an Ort und Stelle vernommen wurde, wurde an dem Laden ein Sarg vorbeigetragen. In dieſem Augenblick fingen einige Negerweiber laut an zu ſchreien, der feſtgenommene Junge ſei totgeſchlagen worden und werde gerade in einem Sorg weggebracht. Hierauf ereigneten ſich unbeſchreibliche Szenen. Immer größer werdende Mengen von Negern drangen in den Einheitspreisladen ein, ſtürzten ſich auf die Angeſtellten, von denen einige durch Bißwunden ſchwer verletzt wurden und zertrampelten und zerſtörten den größ⸗ ten Teil der ausgeſtellten Waren. Die Ausſchreitungen griffen dann auf die umliegenden Straßen über, und bald war das ganze Negerviertel von Tauſenden von tobenden Negern erfüllt, die Ladenfenſter einwarfen und die in Stärke von mehreren tauſend Mann zuſammengezogene Polizei mit Steinen bewarfen. Auch kommuniſtiſche Plakate mit Lynchmordbeſchuldigungen waren zu ſehen. Der Flugzeugabsturz im Arwald Tod des Generalgouverneurs von Franzöſiſch⸗Aequatorial⸗ Afrika und ſechs weiterer Perſonen. Paris, 20. März. „Durch die franzöſiſche Botſchaft in Brüſſel iſt das fran⸗ zöſiſche Außenminifterium in kKennknis geſetzt worden, daß das ſeit vier Tagen vermißte Flugzeug des Generalgouver⸗ neurs von Franzöſiſch⸗Aequakorial⸗Afrikas, Renard, nach ener beim belgiſchen Kolonialminiſterium eingegangenen Meldung im belgiſchen Kongo bei Belebe zerkrümmert aufgefunden worden iſt. Die Inſaſſen ſind tok. An Bord be⸗ fanden ſich außer dem Generalgouverneur Renard und ſei⸗ ner Frau Major Bonninque, Fliegerhauptmann Gaulard, der Fliegerunteroffſzier Dikte und zwei Mann Beſatzung. Wie die Trümmer entdeckt wurden Ueber das tragiſche Ende des franzöſiſchen General⸗ gouverneurs Renard, ſeiner Frau und ſeiner fünf Begleiter trafen beim franzöſiſchen Kolonialminiſterium nähere Ein⸗ zelheiten ein. Renard war am Freitag der vergangenen Woche mit seinen Begleitern in einem dreimotorigen Flugzeug von Brazzaville abgeflogen, um einen Inſpektionsflug zu unter⸗ nehmen, der ihn bis zum Tſchad⸗See führen ſollte. Das Flugzeug, das dem Lauf des Kongo⸗Fluſſes folgte, iſt jedoch nördlich von Bolobo, hart an der Grenze zwiſchen Fran⸗ Jöſiſch und Belgiſch⸗Kongo, auf belgiſchem Gebiet aus bis⸗ her unbekannter Urſache über dem Urwald abgeſtürzt. Man nimmt an, daß es in einen in dieſer Gegend häufig auftre⸗ tenden Sturm geraten iſt. Ein belgiſches Flugzeug, das den Arwald in kaum 20 eter Höhe überflog, entdeckte am Dienskag eine breus Jurche in dem undurchdringlichen Dickicht und ſtellte bei ge⸗ 1105 Beobachtung feſt, daß die Trümmer des franzöſiſchen ügzeuges auf dem Grund dieſer Furche lagen. Die blau⸗ weiß role Kokarde des Flugzeuges war deutlich ſichtbar. Die belgi den Flieger konnten keine Landung im Ur⸗ mund an der Unglücksſtelle vornehmen, ſondern begaben ſich a Bolobo, wo ſie die belgiſchen Behörden benachrichtig⸗ der Die proteſtantiſche Miſſion von Bolobo ſowie Vertreter sieher lischen Regierung ſind auf dem Wege zur Abſturz⸗ Freiſchärlergefechte in Dſchehol. 00 Preſſemeldungen aus Tientſin zufolge iſt es in Kuanchen ſcharbern Dſchehol) zu blutigen Gefechten mit etwa 500 Frei⸗ er gekommen. Die Freiſchärler zwangen die aus 80 Ja⸗ gern und 300 Mandſchuren beſtehende Garniſon, die Stadt 21 fugeben und ſich unter Verluſt von 12 Japanern und Mandſchuren zurückzuziehen. Erſt am nächſten Tage gelan s mit herbeigerufenen Verſtärkungen die Frei ärler 5 der Stadt zu vertreiben. f 5 e i Aus dem badi ochen CLaud () Am Abbau der Gemeindegetränkeſteuer. Der Badiſche Gaſtwirteverband iſt erneut in einer Eingabe an alle badi⸗ ſchen Gemeindeverwaltungen wegen Aufhebung der Gemeinde⸗ getränkeſteuer herangetreten. Dieſe Eingabe wurde unterſtützt durch die Gaubetriebsgemeinſchaft Handel, den Landesver⸗ kehrsverband, die Landespropagandaſtelle des badiſchen Wein⸗ baues, die Gebietsbeauftragten für die Regelung des Ab⸗ ſatzes für Weinbauerzeugniſſe und die Badiſche Induſtrie⸗ und Handelskammer. Praktiſche Verwaltungsreform Aus acht Zwerggemeinden werden zwei leiſtungsfähige Gemeinden. U Buchen, 20. März. Der Bezirk Buchen ſteht im Lande Baden an zweiter Stelle hinſichtlich der vielen Zwerggemein⸗ den, die an ſich nicht leiſtungsfähig ſind und eine Behin⸗ derung für die Verwaltungsvereinfachung bedeuten. Vor etwa fünf Jahren war bereits einmal der Verſuch gemacht worden, nach einem großzügigen Plan eine Vereinigung durch⸗ zuführen. Dieſer Verſuch ſcheiterte jedoch. Im vorigen Jahre hat Landrat Dr. Wagner gemeinſam mit der Kreisleitung Buchen dieſe Frage wieder aufgerollt. In gemeinſamer Sitzung beſchloſſen die fünf Zwerg⸗ gemeinden des Walldürner Odenwaldes Gottersdorf, Gerol⸗ zahn, Glashofen, Reinhardſachſen und Kaltenbrunn, ſich zu einer großen und lebensfähigen Gemeinde zu vereinigen. Es iſt weiter vorgeſehen, auch die Gemeinde Heitersbach anzu⸗ ſchließen, ſobald die hohe Schuldenlaſt diefer Gemeinde, die von einem Kirchenbau herrührt, eine Konſolidierung er⸗ fahren hat. Wie weiter mitgeteilt wird, ſind im Kreis Buchen noch vier oder fünf derartige Zuſammenlegungen geplant. Damit haben die Gemeinderäte dieſer Gemeinden unter Führung der Bürgermeiſter einen kräftigen Schritt vorwärts getan auf dem Gebiete der Verwaltungsreform. Es wäre wünſchenswert, wenn andere kleinere Gemeinden dem Beiſpiel folgen würden, zumal die neue Gemeindeordnung die Zu⸗ ſammenlegung der Zwerggemeinden vorſieht und es frag⸗ lich iſt, ob die Belange der einzelnen Ortsteile bei einer Zu⸗ ſammenlegung auf dem Verwaltungsweg in dem Ausmaß berücksichtigt werden können, wie dies bei der oben gemeldeten Zuſammenlegung auf Grund freier Vereinbarung der Fall war. U Unterwittighauſen.(Vom Auto erfaßt.) An der unüberſichtlichen Straßenkreuzung des Bahnhofs Wittighauſen wurde der Steinhauer Karl Kemmer von Unterwittighauſen, der ſich mit dem Fahrrad auf dem Heimweg befand, von einem Perſonenkraftwagen erfaßt und zu Boden geſchleudert. Mit Kopfverletzungen blieb er bewußtlos liegen. Der Arzt ordnete nach der erſten Hilfe die Ueberführung in ein Würz⸗ burger Krankenhaus an. I Gerichtſtetten.(Lom Unglück verfolgt.) Auf der Hauptſtraße ſprang ein fünfjähriger Knabe einem Motor⸗ radfahrer ſo unglücklich an das Rad, daß er in ſchwer ver⸗ letztem Zuſtand vom Platze getragen werden mußte. Der Fahrer trug bei dem Sturz nur unbedeutende Verletzungen davon. Das Unglück iſt umſo tragiſcher, als die Mutter des Kindes krank zu Bett liegt und der Vater ſich zurzeit im Krankenhaus befindet. Külsheim.(Hohes Alter.) Die älteſte Einwoh⸗ nerin der Brunnenſtadt, Frau Joſepha Wolpert Witwe, geb. Schmitt, konnte bei noch guter Geſundheit ihren 96. Geburts⸗ tag feiern. ) Pforzheim.(Glück im Anglück.) Glück im Un⸗ glück hatte auf dem Iſpringer Bahnhof eine Frau. Als ſie das Bahngleis überquerte, blieb ſie mit dem Abſatz in den Schienen hängen und ſtürzte, während der zweite Arbeiterzug einfuhr. Einige Männer ſprangen hinzu und riſſen die Frau von den Schienen weg. Der Lokomotivführer ließ die Dampf⸗ pfeife ertönen; er hätte wohl kaum die Maſchine rechtzeitig zum Halten bringen können. () Malſch bei Ettlingen.(Auf freien Fuß ge⸗ ſetzt.) Die Vernehmung des 30jährigen Alois Knam in Raſtatt, der bei Familienſtreitigkeiten ſeinen 41 Jahre alten Bruder erſtochen hatte, hat einwandfrei ergeben, daß Alois Knam tatſächlich in Notwehr gehandelt hat. Das feſtſtehende Meſſer entriß er im Kampfe ſeinem Bruder, der ihn damit bedroht hatte. Auf Grund dieſer Feſtſtellung wurde Alois Knam auf freien Fuß geſetzt. Müllheim.(Kammerſängerin Sutter⸗Kokt⸗ lar 7.) Auf dem Schlößchen Liel iſt die badiſche Kammer⸗ ſängerin Beatrice Sutter⸗Kottlar geſtorben. Der Anfang ihrer Bühnenlaufbahn ging von Straßburg aus, von wo ſie nach Karlsruhe an das damalige Großherzogliche Hoftheater verpflichtet wurde. Frau Kottlar war mit dem badiſchen Schriftſteller Otto Ernſt Sutter verheiratet. 5 O Titiſee.(Eine Gemſe im Titiſeegebiet.) Im Gelände von Titiſee, in der Gegend vom Winterhalder⸗ Birkle⸗ und Schlegelhof, wird eine Gemſe geſichtet. Es ſcheint ſich um das im Höllental ausgeſetzte Stück zu handeln, das nun zu ziehen beginnt. Die Feſtſtellung der Gemſe— an⸗ ſcheinend handelt es ſich um ein weibliches Tier— iſt, wie man berichtet, einwandfrei. (—) Engen.(Kind ertrunken.) Das eineinhalb⸗ jährige Kind eines Landwirts im benachbarten Neuhauſen fiel in einem unbewachten Augenblick in den am Hauſe vorbeifließenden Mühlbach. Das Kind wurde fortgeriſſen und konnte nur noch als Leiche geborgen werden. Der Anſinn des Zungenredens Zeugenvernehmungen im Betrugsprozeß Vögtle. () Karlsruhe, 20. März. In dem Betrugsprozeß gegen Berta Vögtle und Genoſſen berichteten eee die erſten Ermittlungen, bei denen eine Schuldenlaſt von 200 000 Mark feſtgeſtellt wurde. Die Vögtle galt ihren An⸗ hängern als Heilige und Prophetin und man erzählte ſich Wunderdinge von ihr. Später fiel ihr übertriebener Auf⸗ wand auf. Der Bürgermeiſter von Grötzingen betrachtete den ganzen Sektenbetrieb der Vögtle als Humbug und wurde beim Geheimen Staatspolizeiamt wegen Unterſagung vor⸗ ſtellig. Eingehend wurde die Miſſionsſchweſter Louiſe Dages vernommen. Die Tochter der Angeklagten wurde gerügt, weil ſie ſich gegen die Zeugin Dages drohend verhalten hatte und wurde aus dem Saale gewieſen. Im Hotel Meßmer war der Zeugin eine Stellung angeboten worden, die anzutreten ſie ein Jahr vergeblich wartete, ſo daß ſie ſich an das Arbeits⸗ gericht wandte. Die Zeugin war der Auffaſſung, daß mit der religiöſen Aufmachung erhebliche geldliche Einnahmen ver⸗ bunden waren. Sie verbreitete ſich eingehend über den Anſian des Zungenredens, das bei den Verſammlungen der Vögtle eine große Rolle ſpielte. Die Gemeinde ſchrie in religiöſer Ver⸗ zückung wie die Wölfe, ſo daß die Nachbarſchaft glaubte, es handele ſich um die Schreie eingeſperrten Viehs. i Lolcale uud cui au Frühlingsanfang Am 21. März um 14 Uhr 18 Minuten mitteleuropäiſcher Zeit überſchreitet die Sonne in dem am Himmel gedachten Gradnetz den Aequator von der ſüdlichen zur nördlichen Seite; ſie tritt damit in das Tierkreiszeichen des Widders und der aſtronomiſche Frühling beginnt mit dieſem Augen⸗ blick, während man in der Meteorologie ſchon den ganzen März zum Frühjahr rechnet. Aſtronomiſch zeichnet ſich die Tag⸗ und Nachtgleiche— wie ſchon ihr Name ſagt— dadurch aus, daß auf der ganzen Erde Tag und Nacht faſt genau gleich lang ſind. Erinnert ſei an die Tatſache, daß an dieſem Tage zur Mittagszeit ein Beobachter am Erdäquator die Sonne genau im Scheitelpunkt hat, ſein Schatten alſo buch⸗ ſtäblich„zu den Füßen“ fällt, während ein Beobachter am Südpol die Sonne jetzt zum letzten Male vor der halb⸗ jährigen dann dort beginnenden Nacht ſehen würde und um⸗ gekehrt ein Polarreiſender am Nordpol ſie zum erſten Male nach der langen Winternacht wieder über dem Horizont auf⸗ tauchen ſähe und das Tagesgeſtirn ihm nun ununterbrochen ein halbes Jahr leuchten würde. 0 Wegen Erkrankung einiger Mitglieder der Landesbühne kann die für Sonntag angeſetzte Aufführung„Wenn der der Hahn kräht“ nicht ſtattfinden.— Wie im Anzeigenteil mitgeteilt wird, werden die ausgegebenen Karten wieder von den Ausgabeſtellen zurückgenommen. * Schauturnen des Tbd.„Jahn“. Der hieſige Tbd.„Jahn“ wird am Sonntag, abends 8.30 Uhr beginnend, ſein diesjähriges Schauturnen ver⸗ anſtalten, das zweifellos allgemeines Intereſſe für die turnfreundliche Einwohnerſchaft wecken wird. Neuzeitliche Uebungen an Geräten und ſonſtige turneriſche Darbietungen werden im erſten Teil der Veranſtaltung gezeigt werden, während der zweite Teil den Turnern, Sportlern und Turnerinnen vorbehalten bleibt. Die einzelnen Vorführungen ſind ſeit Monaten in Vor⸗ bereitung, ſodaß der Verein in der Lage iſt, auch das bevorſtehende Schauturnen im Schloßſaal zu einem Genuß werden zu laſſen. Der Eintrittspreis iſt ſo geſetzt, daß es jedem Volksgenoſſen möglich iſt, die einmalige Veranſtal⸗ tung während des Jahres in turneriſcher Hinſicht zu be⸗ ſuchen. Eintrittskarten ſind bei den Mitgliedern des Vereins erhältlich. 0 Ul Lebensgefährlicher Sturz auf der Straße. Einen Schä⸗ delbruch erlitt ein Fußgänger, der in der Nacht auf der Breiteſtraße aus bisher noch unbekannter Urſache ſtürzte. Der Verletzte wurde mit einem Privatkraftwagen nach dem ſtädtiſchen Krankenhaus gebracht. Es beſteht Lebensgefahr. Die polizeiliche Unterſuchung über den Hergang des Unfalls iſt im Gange. UI Tragiſcher Tod. In der Oberſtadt wurde eine ältere Frau in der mit Gas angefüllten Küche ihrer Wohnung tot aufgefunden. Da die Frau herzleidend war, iſt anzunehmen, daß ſie einen Anfall erlitten hat und den Gashahn nicht mehr ſchließen konnte. * — Die Steuerfreiheit von Aufwendungen für Repara⸗ kuren. Bei Vorliegen beſtimmter Vorausſetzungen ſind In⸗ ſtandſetzungs⸗ und Ergänzungsarbeiten an Gebäuden und Gebäudeteilen ſteuerlich begünſtigt. 10 v. H. der Aufwen⸗ dungen für ſolche Arbeiten können von der veranlagten Einkommenſteuer des Kalenderjahres bzw. Wirtſchaftsjah⸗ res, in dem die Beträge für Inſtandſetzungen und Ergän⸗ zungen aufgewendet werden, in Abzug gebracht werden. Dieſe Vergünſtigung gilt aber nur, wenn die Arbeiten bis zum 31. März 1935 beendet werden. Ohne Bedeutung iſt dabei, ob das Wirtſchaftsjahr des Steuerpflichtigen mit dem Kalenderjahr übereinſtimmt oder nicht. Die Ver⸗ anlagungsrichtlinien zur Einkommens⸗ und Körperſchafts⸗ ſteuer machen ausdrücklich klar, daß mit einer Verlänge⸗ rung dieſer Friſt nicht gerechnet werden kann, ſo daß alſo für ſehr viele Volksgenoſſen der 31. März ein wichtiger Stichtag ſein wird. — Reifeprüfung und Parteigliederungen. Der Reichs⸗ erziehungsminiſter hat verfügt: Wie im Vorjahre, ſo ordne ich auch für die Reifeprüfung zum Oſtertermin 1935 und für die Reifeprüfungen, die noch im Laufe des Schuljahres 1935/36 abgehalten werden, ausdrücklich an: Bei der Be⸗ urteilung der Perſönlichkeit des Schülers und der Frage der Reife iſt insbeſondere zu berückſichtigen, ob er der SA, der SS oder der Hitler-Jugend angehört. Seine Betäti⸗ gung in dieſen Verbänden, deren Anforderungen gegen früher noch geſtiegen ſind, die Häufigkeit des Dienſtes und die Länge der Zugehörigkeit zu dieſen Verbänden iſt daher gebührend zu würdigen. Das gleiche gilt ſinngemäß auch für die weibliche Jugend bezüglich der Zugehörigkeit zum BdM. — Die Zukunft der Erſatzkaſſen. Es werden immer wie⸗ der hier und da Zweifel über das Schickſal der Erſatzkaſſen laut. Solche Zweifel ſind unbegründet. Das„Geſetz über den Aufbau der Sozialverſicherung“ vom 5. Juli 1934, das die Anterſchrift des Führers trägt, regelt den Einbau der Erſatzkaſſen in die große Reform der deutſchen Krankenver⸗ ſicherung. Das Geſetz erklärt die Erſatzkaſſen ausdrücklich zu Trägern der Krankenverſicherung. Die mit der künftigen Aufſicht der Erſatzkaſſen(Führung, Aufſicht uſw.) zuſammen⸗ hängenden Einzelheiten werden in Durchführungsvorſchriften des Reichsarbeitsminiſteriums geregelt, die im Laufe des Jahres 1935 zu erwarten ſind. Damit hat die Reichsregierung die ſozial bedeutſamen Erfolge, die von den Erſatzkaſſen in der Vergangenheit erzielt wurden, anerkannt. Auch die von den in den Erſatzkaſſen Verſicherten erworbenen Rechte ſind damit geſichert. — Annahme von Anwärtern für den mittleren Staats⸗ dienſt. Im Laufe dieſes Frühjahrs wurden außer Verſor⸗ gungsanwärtern Zivilanwärter für den gehobenen mittleren Dienſt der badiſchen inneren Staatsverwaltung(Verwaltungs⸗ anwärter) aufgenommen. Die Zivilanwärter ſollen das 20. Lebensjahr nicht überſchritten haben. Sie müſſen ariſcher Ab⸗ ſtammung ſein, einwandfteien Leumund beſitzen, rückhaltlos für den nationalen Staat eintreten, den geſundheitlichen An⸗ forderungen entſprechen und mindeſtens die Reife für Anter⸗ prima einer höheren Lehranſtalt mit guten Schulzeugniſſen beſitzen. Die Bewerber haben ihre Geſuche bis spaleſtens 6. April 1935 bei dem Bezirksamt einzureichen, bei dem ſie zum Verwaltungsdienſt einzutreten wünſchen. Nähere Aus⸗ kunft erteilen die Bezirksämter. Unmittelbare Eingaben an das Miniſterium und perſönliche Vorſprachen beim Mini⸗ ſterium ſind zu unterlaſſen. g Aus den Nachbarlaͤndern Furchtbares Familiendrama bei Worms Die Frau erſchlagen, das Kind erwürgt, ſich ſelbſt erhängt. Herrusheim bei Worms, 20. März. Von der Gendarmerie wurde hier ein furchtbares Fa⸗ miliendrama entdeckt. Da der Fabrikarbeiter Zinnel feit einigen Tagen nicht mehr auf der Arbeitsſtelle erſchien, Tiere gegen Schädlinge! Wert und Unwert biologiſcher Verfahren. Wenn allen Bekämpfungsverfahren biologiſche, alſo die Lebensweiſe der Schädlinge betreffende Geſichtspunkte zu Grunde liegen, ſo haben wir doch auch noch ſpezielle biologiſche Verfahren, indem wir zur Nutzanwendung von Feinden, Paraſiten und Krankheitserregern ſchreiten. Dieſe Verfahren ſind ſeinerzeit von dem deutſchen Kerbtierforſcher Ratzeburg empfohlen und praktiſch zuerſt in den Vereinig⸗ Wann iſt Frühling? Aſtronomiſch vom 21. März ab. Unſere Vorfahren haben eine etwas ſeltſame Jahres- einteilung gehabt. Sie kannten nur drei Jahreszeiten, den Frühling, den Sommer und den Winter. Dabei war der Sommer überlang, denn es gab noch keinen Herbſt, fund auf der anderen Seite war der Winter überkurz, denn er dauerte nur vier Wochen. Jedenfalls muß man das annehmen nach einer alten Bauernregel, in der es heißt: Fabian und Sebaſtian(21. Januar) Fängt der Winter erſt recht an. An St. Pauli Bekehrung(25. Januar) Iſt der Winter halb herum. Im Februar der Lenz entſpringt, An St. Peter(22. Februar), Wenn man die Meſſe ſingt. Danach hätte dann der Frühling ſchon Ende Februar begonnen. Auch ein anderer Volksreim in Colerus' Haus⸗ buch vom Jahre 1591, als man ſchon vier Jahreszeiten zählte, hält an dieſem Frühlingsanfang feſt. Er lautet: Vier Theil des Jahres ich fandt: Das erſte wird der Lentz genannt, Petri Stuhlfeier hebt ihn an Und gehet aus auf St. Urban. Wir ſind gewohnt, den Frühlingsanfang erheblich ſpä⸗ ſter anzuſetzen. Kalendermäßig beginnt er am 21. März, und dann iſt nicht immer und nicht überall der Winter ſchon zu Ende. Sogar der Wonnemonat Mai, herkömm⸗ lich der Monat aller Frühlingspracht, hat noch ſeine Tücken, ſund es heißt:„Des Maien Mitte hat für den Winter im⸗ mer noch eine Hütte!“ Von den geſtrengen Eisheiligen wollen wir ſchon gar nicht reden. Aber auch Chriſti Him⸗ melsfahrt, wie Oſtern und Pfingſten ein bewegliches Feſt, kann noch verhältnismäßig früh ins Jahr fallen, und dann gilt die Regel: ö Ein deutſcher Mann von echter Art Trägt ſeinen Pelz bis Himmelfahrt. Und tut ihm dann der Bauch noch weh Trägt er ihn fort bis Bartholomä. Bartholomäustag iſt aber der 24. Auguſt, im allge⸗ meinen der letzte Erntetag, und dann iſt es nach dem alten Bauernglauben auch mit dem Sommer zu Ende. Und da es früher zwiſchen Sommer und Winter noch keinen Herbſt gab, ſo begann gleich der Winter, und da der Mann im Pelz vom Frühling nichts merkte und hinter dem Win⸗ ter gleich der Sommer kam, ſo reichen ſich am Bartholo⸗ ßmäustag Sommer und Winter die Hände. In der Tat, ſeine ſeltſame Jahreseinteilung. Wann fängt der Früh⸗ füng an, wann iſt der Winter zu Ende? Wetterbericht Dem Hochdruckrücken, der ſich von Italien bis nach Skandinavien erſtreckt, ſteht bei Irland ein ſtarkes Tief gegenüber. Vorerſt herrſcht der Hochdruck noch vor, doch iſt für Donnerstag und Freitag Uebergang des zunächſt noch vielfach heiteren und trockenen Wetters in unbeſtändigere Witterung zu erwarten. !: pp ¾ ß Mannheimer Theaterſchau * Im Nationaltheater: 7 Donnerstag, 21. März: Miete D 17, Sondermiete Dg: Muſikaliſcher Komödienabend: Die Abreiſe, muſikali⸗ ſches Luſtſpiel von Eugen d' Albert. Hierauf: Tänze, mit der Muſik von Mozart, Liszt, Schubert und Richard Strauß. Anfang 20, Ende 22.15 Uhr. Freitag, 22. März: Für die NS⸗Kulturgemeinde Mann⸗ heim, Abt. 124 bis 129, 184, 281, 291, 381 bis 386, 544 bis 547, 554 bis 557, 564 bis 567, 594 bis 597, Gruppe D Nr. 1 bis 400 und Gruppe E Nr. 1 bis 300: Lohengrin, von Richard Wagner. Anfang 19, Ende gegen 23 Uhr. ten Staaten von Amerika angewandt worden. Wenn das biologiſche Gleichgewicht in der Natur durch den unter den Lebeweſen beſtehenden Exiſtenzkampf reguliert wird, ſo liegt es nahe, das Uebergewicht mancher Arten, das bei den Eingriffen des Menſchen in die Natur in Form ſog. Schäd⸗ Ungsplagen entſtanden iſt, auch wieder auf biologiſchem Wege zu reduzieren, alſo den Weg, den die Natur geht, nachzuahmen durch Nutzanwendung von Feinden, Para⸗ ſiten und Krankheitserregern der Schädlinge. Die Natur läßt ſich aber nicht ſo leicht nachahmen und ſo haben wir mit biologiſchen Verfahren— wenigſtens bei Geſundheits⸗ ſchädlingen— noch keinen nennenswerten Erfolg zu ver⸗ zeichnen. Verhältnismäßig gut wirkt ſich die Verwendung kleiner Fiſche(Gambuſien) zur Bekämpfung der Brut der Mala⸗ ria übertragenden Stechmücken(Schnaken) aus, was aber für uns in Deutſchland keine nennenswerte Bedeutung hat. Vogelſchutz, der gewiß ſchon aus idealen Gründen der Förderung wert iſt, hat für die Stechmückenbekämpfung nur den Wert eines Hilfs⸗ und Aushilfs⸗Verfahrens. Auch Fledermaus⸗Förderung bietet wenig Ausſicht auf Erfolg. Dasſelbe gilt bezüglich Fliegenplage und Vogelſchutz. In einem Bauernhaus oder einer Stal⸗ lung, an denen ein halbes oder ganzes Dutzend Schwalben⸗ neſter kleben, iſt keine nennenswerte Verminderung der Fliegenplage zu bemerken. Holen die Schwalben von der mit Tauſenden von Fliegen beſetzten Stalldecke immer wie⸗ der neue Fliegen weg, ſo hält dieſer Verminderungsvor⸗ gang im Hochſommer keineswegs Schritt mit der Vermeh⸗ rung der Fliegen in dem Miſthaufen vor dem Stall(je 250 Eier in 8—14 Tagen). D. h. alſo, wo für eine Tierart bezüglich Raum, Ernährung und(Sommer-) Temperatur allerbeſte Entwicklungsbedingungen vorliegen, kommen Feinde mit beſchränkter Nachkommenzahl wie die inſektenfreſſenden Vögel, zu keinem nennenswerten Erfolg. Ausſichtsreicher erſchiene die Verwendung ſich ſtark ver⸗ mehrender Paraſiten, doch kennen wir ſolche bei Geſund⸗ heitsſchädlingen noch nicht. Mit verhältnismäßig ſtarkem Erfolg können Krank⸗ heitserreger, und zwar zu den Paratyphaceen gehörende Bazillen, zur Bekämpfung von Ratten und Mäuſen Verwendung finden. Dieſes Verfahren der künſtlichen Züchtung von ſpezifiſchen Erregern von typhöſen Darm⸗ krankheiten bei Nagetieren, wurde von Profeſſor Löffler in den 9ber Jahren des vergangenen Jahrhunderts aus⸗ gearbeitet und in größerem Maßſtabe zuerſt in Griechen⸗ land zur Bekämpfung der Feldmausplage mit gutem Er⸗ folg angewandt. Das Verfahren hat aber ſo bedenkliche Schattenſeften, daß die Anwendung behördlich ſtark einge⸗ ſchränkt und hoffentlich bald noch ganz verboten wird. Hier mag es genügen, darauf hinzuweiſen, daß die Ratten bei zunehmender Anwendung des Verfahrens auch eine zuneh⸗ mende Immunität(Unempfindlichkeit) gegen dieſe Krank⸗ heitserreger aufweiſen und die Verbreitung der Keime durch Kot und Urin der Ratten auf Nahrungsmittel des Menſchen offenbar bei den zuweilen in ſtärkerem Maße auftretenden paratyphöſen Erkrankungen des Menſchen eine Rolle ſpielt. Die biologiſchen Verfahren ſind alſo bezüglich der Be⸗ kämpfung der Geſundheitsſchädlinge, wenn nicht gerade als Zukunftsmuſik, ſo doch allein angewandt, einſtweilen als unzulänglich und ſonſt nur als Hilfsverfahren anwendbar, oder— was bazilläre Krankheitserreger des Menſchen an⸗ betrifft— wegen Geſundheitsgefährdung des Menſchen ab⸗ zitlehnen. forſchte man nach ſeinem Verbleib. Beim Aufbrechen der Wohnung des Zinnel bot ſich ein grauſiges Bild. Die Frau lag erſchlagen im Bett, das jährige Kind war ebenfalls kok, allem Anſchein nach iſt ez erwürgt worden. Zinnel hat ſich nach der Tat erhängt. Der Grund zu dieſer unſeligen Tat iſt nicht bekannt. Darmſtadt.(Neubaueinſtur z vor dem Richter.) In Unterflockenbach i. D. war im Oktober vorigen Jahres während der Arbeit ein Neubau eingeſtürzt, wobei ein Maurer ſchwer verletzt wurde. In erſter Inſtanz war der Bauunternehmer, ein Maurermeiſter aus dem Badiſchen, zu drei Monaten Gefängnis und Verſagung der Berufsausübung als ſelbſtändiger Bauleiter auf ein Jahr verurteilt worden. In der Berufungsverhandlung vor der Großen Strafkammer blieb es bei der Strafhöhe von 3 Monaten, lediglich die Verſagung der Verufsausübung wurde aufgehoben in der Ueberzeugung, daß der Ange⸗ klagte aus dem Urteil eine Lehre ziehe und in Zukunft vor⸗ ſichtig ſei. chwabenheim(Rheinheſſen.(Die Totgeſagte lebt.) In Schwabenheim läuteten die Sterbeglocken für ein junges Mädchen, das ſich in Mainz einer Operation unterzogen hatte und von dem die Nachricht ins Dorf ge⸗ kommen war, daß es geſtorben ſei. Den Eltern brachte man herzliche Anteilnahme entgegen. Als die Angehörigen aber nach Mainz fuhren, fanden ſie die Totgeſagte auf dem Wege zur Beſſerung. Der Irrtum war durch ein falſch ver⸗ ſtandenes Telephongeſpräch entſtanden. Frankenthal.(Selbſtmord im Gefängnis) Der 32 Jahre alte Willi Kraus aus Ludwigshafen, der ſich im hieſigen Gefängnis in Unterſuchungshaft befand, ver⸗ ſchluckte einen metallenen Gegenſtand, ſo daß er in das ſtädtiſche Krankenhaus überführt werden mußte. Der Ge⸗ genſtand hatte ſich hinter den Kehlkopf geſteckt und mußte auf operativem Wege entfernt werden. Dabei iſt Kraus ge⸗ ſtorben. Bad Dürkheim.(Abgeéſtürzt.) Bei einer Kletter⸗ partie ſtürzte ein junger Mann aus Rheingönheim am gro⸗ ßen Turm der Hardenburg ab. Er zog ſich dabei nicht un⸗ erhebliche Verletzungen im Geſicht zu und mußte nach An⸗ legung eines Notverbandes ins Krankenhaus Bad Dürk⸗ heim verbracht werden. Vom Grabſtein erſchlagen — Strümpfelbach, OA. Waiblingen, 20. März. Ein er⸗ ſchütternder Unglücksfall ereignete ſich in Strümpfelbach. Eine Frau unternahm in Begleitung des ſechsjährigen Kindes einer befreundeten Familie einen Gang zum Friedhof. Da⸗ bei beſuchte ſie auch das Grab des Argroßvaters des Kleinen. Auf bis jetzt ungeklärte Weiſe ſtürzte plötzlich der Grabſtein um und traf dabei das Kind ſo unglücklich, daß es nach kurzer Zeit verſchied. Schweres Autounglück— 2 Tote Metzingen, 20. März. An der Straßenkreuzung Nür⸗ tinger⸗ und Schillerſtraße ſtießen zwei Autos— ein Stutt⸗ garter Laſtauto und ein badiſcher Perſonenkraftwagen— mit ſolcher Wucht aufeinander, daß der Perſonenwagen auf den Gehweg gedrückt wurde. Dem Telegraphenarbeiter Bihler, der in einem Schacht arbeitete, wurde der Kopf zer⸗ drückt, ſo daß der Tod ſofort eintrat. Auch zwei Kinder kamen unter das Auto. Das fünfjährige Kind des Gerbers Weiblen ſtarb nach kurzer Zeit im Krankenhaus. Dem inderen Kinde wurde der rechte Fuß abgefahren und der linke Fuß gequetſcht. Todes-Anzeige. Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen lieben Mann, unseren guten Vater, Bruder, Schwager und Onkel Herrn Bernhard Jörser N 8.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ Teslohn⸗ Wegen Erkrankung einiger Haupt⸗ 8 darſteller kommt die Badiſche Landes⸗ 1 bühne nicht nach Seckenheim. Die bereits gekauften Eintrittskarten können bei den Ausgabeſtellen bis Samstag Abend 6 Ahr wieder eingelöſt im Alter von nahezu 54 Jahren, versehen mit den heiligen Sterbe- sakramenten, in die Ewigkeit abzurufen. Die trauernden Hinterbliebene: Frau Marie Jörger geb. Bauer nebst Kinder und Angehörige. Mhm.⸗Seckenheim, 21. März 1935. Die Beerdigung findet morgen Freitag Nachmittag 3 Uhr vom Trauerhause, Zähringerstraße 20 aus statt. CCC ðVv w ͥã ðͤ Vcc a N Kriegerbund Mannheim⸗Seckenheim. Unſer treuer Kamerad iſt geſtorben. Bernhard Jörger Die Beerdigung findet morgen Freitag nachm. 8 Uhr ſtatt. Antreten ½3 Uhr bei Kamerad Zwingenberger,„Zum Hirſch“. Zahlreiche Beteiligung erwartet Hellgelbe Kernſeife Stück ab 7 Pfg. Weiße Kernſeiſe 250 fr-Stück 14 u. 16 Pfg. Sunlicht⸗Seife Der Vereinsführer. werden. 7 ,. N 77 JJC Schmierſeife, weiß u. gelb Seifenpu ver Zettel Perſil— Henko— Sil Bachguagerker](Sgrebers Selſenfocen vorgeschrieb. 250 Er-Paket 30 Pfg. städtischem 8 Muster) Reines Terpentinöl Pfund 40 Pfg. Terpentinerſatz Pfund 32 Pfg. Leinölfirnis, Fußbodenbl zu haben in der Neckar- Bote- Druckerei. 1 maſſiven Haſenſtall J Geſchäftsſtelle ds. Bl. 6 t ilig, 0,620,622 m, preiswert zu verkaufen. Zu erfragen in der Verſammlungs⸗ Kalender. Töd.„Jahn“. Heute abend allgemeine Turnſtunde im „Schloß“. Von 7.30—8.30 Uhr für Turnerinnen und Frauen. Dann für Jugend, Sportler, Turner und Männer.— Morgen Freitag allgemeine Turnſtunde im „Kaiſerhof“. Anſchließend wichtige Beſprechung und Spielerverſammlung. Mit Rückſicht auf das Schau⸗ turnen darf niemand fehlen. NS.⸗Frauenſchaft. Heute abend 8 Uhr Heimabend im „Schloß“(Nebenzimmer). N liummillom pol liefert in jeder Größe Druckerei des„Neekar-Bote“. 3 Gammel⸗Anzeiger Aur für Mitglieder der Landw.(in- u. Verkaufsgenoſſenſchaft. Harnſtoff! Beſtellungen auf Harnſtoff werden im Lager ent⸗ gegengenommen. Der Vorſtand. Die Ausweiſe für Krafträder ſowie die Ablieferungs⸗ beſcheide für Getreide ſind im Lager abzuholen. Dickrüben Druckarbeiten zu verkaufen. Kloppenheimer ſtraße 40. Neckar-Bote- Druckerei. werden schnellstens angefertigt Bodenwachs 5 Doſe ab 36 Pfg, GBodenlack Doſe 0.75 u. 1.40 Bodenbeize. Doſe 40 u. 70 Pfg. Stahlſpäne— Putzwolle Kräftige Aufnehmer Blütenweißer Hubpliau im Ausschnitt Pfd. 27. 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Ich will mich gerne verpflichten, das Anter⸗ nehmen wieder auf die Höhe zu bringen!“ „Om— darüber ließe ſich freilich reden. Aber da ſpre⸗ chen Sie am beſten mit Karl. Sie müſſen freilich nach An⸗ dernach fahren, da wohnt er.“ „Sie ſind alſo mit der Sache, wie ich ſie eben entwik⸗ kelte, einverſtanden?“ „Natürlich! Ich würde ja ſelber auf der Werft die Schreinerarbeiten machen können!“ Das war ein Gedanke! Peter beeilte ſich, um noch am gleichen Tage nach Andernach abzufahren. Er mußte noch einmal nach Hauſe eilen und fand dort einen Brief vor. Er kam von dem Bankdirektor, den er am Morgen geſprochen hatte. Dieſer teilte ihm mit, er habe in ſeinem Bekanntenkreiſe von Peters geplantem Unter⸗ nehmen geſprochen und es habe ſich jemand, der ſeinen Namen zu nennen verbiete, bereit erklärt, Peter die nötige Summe gegen Verpfändung ſeiner Motorboote und einer Hypothek auf das zu erwerbende Grundſtück vorzuſchießen. Peter wunderte ſich, wer das ſein könnte, und ſein Ver⸗ 5 fiel naturgemäß zunächſt auf den Geheimrat Me⸗ lander. Infolgedeſſen rief er raſch telefoniſch die Bank an. Aber der Direktor konnte ihm auf Ehre und Gewiſſen ver⸗ ae daß Geheimrat Melander nicht hinter der Sache eckte. Peter, der von einem ſtarken Unternehmungsgeiſt wie beſeſſen war, ſagte, daß er das Angebot annehmen werde. ährend der Fahrt nach Andernach kalkulierte er fol⸗ gendermaßen: Er konnte jetzt das Aden erwerben, ohne die beiden Brüder darin zu laſſen. Aber woher dann die Mit⸗ tel nehmen, um die notwenigen Maſchinen zu kaufen? Notgedrungenerweiſe mußte er die Brüder doch noch beteiligt laſſen, um das übrige Geld frei zu behalten; ſo blieb es bei ſeinem erſten Entſchluß. Herr Karl Hackländer ließ mit ſich reden und Peter konnte verhältnismäßig raſch mit ihm einig werden. So kam die„Peter⸗Steffens⸗Werft G. m. b. H.“ zu⸗ ſtande. * Ein junger, gut gekleideter Mann ſchritt, nachdem er vor dem Gartentor einem Auto entſtiegen war, auf die Villa Melanders zu. dem * 7 3 95 K HRein s EDS FCA (Nachdruck verboten.) Es war Sommer. Die Sonntagsglocken läuteten noch. Das Wetter blieb etwas trübe. Auf dem Antlitz des Mannes ſpiegelte ſich eine ge⸗ wiſſe Erregung ab und ein tiefer Ernſt. Anſicher läutete er an der Tür und gab, als der Die⸗ ner geöffnet hatte, ſeine Karte ab. „Dr. Ludwig Erlenkamp, Elberfeld“ ſtand auf dem Büttenpapier. Dr. Erlenkamp hatte eben in Bonn ſein chemiſches Stu⸗ dium abgeſchloſſen. Er hatte ſein Examen mit„gut“ be⸗ ſtanden. Der Geheimrat empfing ihn im Gartenzimmer und ſchritt dem jungen Doktor in froher Erregung entgegen. „Nun, mein lieber Ludwig, du 80 ja heute ein ſo feierliches Geſicht! Wie ich hörte, haſt du deinen Doktor glänzend beſtanden!“ Erlenkamp nahm beſcheiden Platz. „Ja, ja— und weil nun ein gewiſſer Abſchluß erreicht iſt, möchte ich gerne wiſſen, wo ich eigentlich dran bin— kurz, du weißt doch, Onkel, daß ich während meiner Stu⸗ dienzeit oft mit Hedwig zuſammen war. Du ſelber haſt es gerne geſthen, wenn wir zuſammenkamen, und als Sohn deines alten Jugendfreundes war ich ja auch in deinem gaſtfreien Hauſe immer willkommen.“ „Der langen Rede kurzer Sinn, du trägſt dich mit dem räuberiſchen Gedanken, mir mein Töchterchen auszu⸗ ſpannen!“ Ein frohes Leuchten ging über die Züge des jungen Doktors.„Ich— ja—— allerdings bin ich gekommen, um 1 einmal— weißt du— ſozuſagen auf Patrouille zu gehen.“ 5 „Hm. Hot du denn mit Hedwig noch gar nicht ge⸗ ſprochen „Nein. Höchſtens ganz andeutungsweiſe. Und dann iſt ja nicht aus ihr klug zu werden. Sie ſagt irgend etwas lehr Doppelſinniges und lacht einem ins Geſicht, als ob ſte alles gar nicht ernſt nehmen könnte.“ „Gott— ſie iſt ja immer noch ein halbes Kind.— Selbſtverſtändlich ſtehe ich deiner Abſicht mit Sympathie gegenüber. Ob aber bei dem ſtarrſinnigen Mädel etwas zu machen iſt,— ſie hat ihren eigenen Kopf.“ „Wie geſagt, ich habe auch noch nicht aus ihr klug wer⸗ den können. Hat ſie denn etwa—— ich darf doch fragen? — irgendeinen anderen gern?“ Melander war ans Fenſter getreten und machte ſich an dem Vorhang etwas zu ſchaffen. 5 „Gott fa——“ ſagte er ſehr gedehnt,„ich glaube, ſie hat ſich mal für einen en Schiffsmann begeiſtert. Ob das heute noch in ihr ſitzt, kann ich nicht ſagen. Sie ſpricht ſich mit mir nicht darüber aus.“ b 5 Doktor Erlenkamp drehte ſeinen Zylinder zwiſchen den Fingern. 8.. — „Ein Schiffmann, ſagteſt du?“ Der Geheimrat zuckte die Achſel. „Ja, ja,“ ſagte er.„Die Sache hat auch mir ſchon viel Kopfzerbrechen gemacht.— Lieber Ludwig! Was gäbe ich darum, wenn ſie dich leiden möchte!“ In dieſem Augenblick trat Hedwig vom Garten her in das Zimmer. Sie hatte ſich Blumen gepflückt. Als ſie den Doktor bemerkte, trat ſie ihm unbefangen entgegen. „Guten Morgen, mein lieber Ludwig!“ begrüßte ſie ihn, nachdem ſie dem Vater einen Kuß auf die Stirn ge⸗ drückt hatte,„ſo feierlich—? Warum biſt du denn mit dei⸗ ner Angſtröhre hergekommen?“ Aus dem Wildfang war eine vernünftige junge Dame eworden. Wenn ſie auch ſcherzend ſprach, ſo hatte ihr We⸗ en doch nicht mehr jene fahrige Art, die früher für den Backfiſch bezeichnend war. Doktor Erlenkamp zögerte einen Augenblick mit der Antwort. Sollte er ihr die Wahrheit ſagen? Nein! Er erwiderte, er habe an dieſem Morgen verſchiedene 5 zu machen, und er ſei eben nur einmal in ſeinem Beſuchsdreß hereingeſprungen. 5 Hedwig wechſelte noch einige freundliche Worte mit 15 dann verſchwand ſie mit einer freundlichen Entſchul⸗ igung. Sie ahnte richtig, was der Beſuch des Doktors für eine Bedeutung hatte. Zu auffallend machte ihr der junge Freund des Hauſes in der letzten Zeit den Hof. Er war auch wirklich ein netter Menſch. Sie kannte ihn ja ſchon lange. Aber heiraten? Brrrr! Sie ſah voraus, es würde zwiſchen ihr und dem Vater zu einer Ausſprache kommen. So kam es auch. 5 * Dotor Erlenkamp war ziemlich niedergeſchlagen wieder davongegangen. Der alte Herr ſtand ſeinen Plänen zwar äußerſt ſympathiſch gegenüber; aber was er da über Hed⸗ wig erfahren mußte, hatte ihn tief getroffen. Trotzdem beſchloß er, ſeine Verſuche nicht aufzugeben. Er hatte Hedwig aufrichtig lieb. Melander war nach jener Unterredung lange auf und nieder gegangen. Viele Pläne hatte er ſchon bezüglich Hed⸗ wigs erwogen. Auf den Doktor war er noch gar nicht ge⸗ kommen. Nun hatte der ſich ganz unvermittelt in den Brennpunkt ſeines Intereſſes geſtellt. s Die Erlenkamps waren eine angeſehene, alte Familie. Ludwigs Vater war ſein herzlichſter Jugendfreund; ein gerader, offener, tüchtiger und ehrlicher Menſch war er ge⸗ weſen. Der Sohn ſchien ſein Ebenbild werden zu wollen. Melander malte ſich aus, welch ein Glück es bedeuten würde, ſeine Hedwig als Gattin in den Armen dieſes Mannes zu wiſſen. Dieſe Verbindung ſchwebte dem alten Herrn als das Ideal einer Ehe vor. Viele e Nächte lang hatte er ſchon über dieſe Sache gegrübelt, nachdem es ihm klar geworden, daß Hed⸗ wigs e e zu Peter Steffens nicht nur eine Laune war. Er hatte geg aubt, am richtigſten werde er handeln, wenn er nicht ihren Widerſpruch reizte und die Angelegenheit einfach mit Stillſchweigen überging. Jetzt glaubte er, falſch gehandelt zu haben und einen Berg anderen Weg einſchla⸗ gen zu müſſen. Eine gewiſſe Verbitterung gegen Hedwig begann in ihm aufzusteigen. Und auch auf Peter erſtreckte f dieſe Verbitterung; denn der junge Mann war ver⸗ chloſſen geworden und teilte ihm niemals mehr etwas von ſeinen Plänen und Hoffnungen mit. Die freundliche Geſinnung des alten Herrn ihm gegen⸗ über ſchien ſich in das Gegenteil verkehren zu wollen. Nicht nur, daß Peter ihm ſein Kind zu entfremden drohte,; nicht nur, daß er die Förderung mit kühler Zurückhaltung lohnte, ſeit er auf eigene Füße kam; es ſprach auch unbe⸗ wußt noch etwas ganz anderes mit. Und das war der Neid, daß er, der alte Herr, es an Unternehmungsluſt dem Jungen nicht mehr gleich machen konnte. . etzt mußte gehandelt werden! Höchſte Zeit war es, einzugreifen. Er nahm ſich vor, mit ſeiner Tochter zu reden. Nach dem Mittageſſen bat er ſie in den Garten hinun⸗ ter. Dort, in einer Laube, direkt am Rhein, wollte er mit ihr ſprechen. in eigentümlicher Dunſt von Nebeln lag über dem Waſſer. Die Sonne kämpfte mit einem Wolkengebilde, das langſam vorüberglitt. Auf dem Strom fuhr ein Paſſagierdampfer vorübet. Hedwig wußte, worüber der Vater jetzt mit ihr reden wollte. Sie hatte ihre Stirn in krauſe Falten gezogen. Der Geheimrat nahm in einem Korbſeſſel Platz, und bat auch ſie, ſich niederzuſetzen. „Ich ſoll wohl zum Tode verurteilt werden?“ fragte 15 ſpöttiſch, ihn von der Seite betrachtend,„was gibt es enn, Pachen?“ „Ich bitte dich, die Sache nicht leicht zu nehmen, die ich mit dir zu beſprechen habe,“ ſagte Melander mit einem ſtrafenden Blick,„es handelt ſich um deine Zukunft, mein liebes Kind!“ „Darüber mache ich mir wenig Gedanken, Pachen!“ erwiderte Hedwig. Melander beachtete ihren Einrwurf nicht und ſagte: „alſo 25 Sache. Wie gefällt dir eigentlich Doktor Erlen⸗ amp 40 Er iſt ein ſehr netter Geſellſchafter, Pachen, ich weiß ihn in ſeiner Art auch zu ſchätzen!“ Sie blieb ganz ernſt, um dem Vater nicht wehe zu tun. Auch fühlte ſie, daß dieſe Ausſprache wichtig war. „Doktor Erlenkamp war bei mir,“ fuhr der Geheim⸗ rat fort,„um vorzufühlen, ob gewiſſe Hoffnungen, die er in bezug auf dich hegt, eventuell Ausſichten haben?“ „Warum hat er mich nicht zuerſt gefragt?“ erwiderte ſie mit einem geringſchätzigen Achſelzucken. „Er behauptet, aus dir nicht klug werden zu können. Du ſeieſt immer freundlich. Aber du täteſt immer ſo, als ob du ihn gar nicht ernſt nehmen wollteſt!“ „Ernſt nehmen! Ernſt nehmen!“ wiederholte ſie mit ver⸗ kniffenem Munde,„aber ſo ſag doch, was du eigentlich willſt, Pachen—?“ „Ich will, daß du einmal darüber nachdenkſt, ob Lud⸗ wig nicht die rechte Partie für dich wäre!“ „Nein! Nie!“ Sie war aufgeſprungen. In ihren Au⸗ gen blitzte ein unheimliches Feuer,„ich gehe meinen ei⸗ genen Weg,“ fuhr ſie fort,„und ich bitte dich, mir nicht in die Quere zu kommen. Ich laſſe mich nicht verhandeln, verſtehſt du?“ Auch der Geheimrat war aufgeſtanden.„Spukt dir im⸗ mer noch der olle Schifferzunge im Kopf herum?“ Hedwig ſchoß wie eine Furie auf den Vater los: „Was ſagſt du da, Vaker? Du weißt wohl noch nicht, was aus Herrn Steffens geworden iſt?“ Der Alte lachte rauh und hart: „Ja, ja— er hat dir den Kopf verdreht. So eine Be⸗ kanntſchaft wie dich, muß man ſich halten!“ „Vater! Ich kenne dich nicht mehr!“ rief Hedwig em⸗ 1 55„hat er dir nicht im Gegenteil zur Genüge bewieſen, aß er ſich aus eigenen Kräften emporarbeiten und auf deine Hilfe verzichten will?“ b 1215 bitterer Zug war um den Mund Melanders ge⸗ reten. „Ja— er will mich verhöhnen. And du mit ihm!“ Hedwig, erkennend, welche Verbitterung plötzlich über den Alten gekommen war, ſchwieg ſtill. 5 „Ich verlange jetzt“, fuhr ihr Vater nach einer Weile fort,„daß du mir offen ſagſt, wie es um dich beſtellt iſt!“ „Ich liebe Peter Steffens und werde ihn heiraten!“ Der alte Herr bebte vor Aufregung. Ihm war, als habe ſie ihm einen Schlag ins Geſicht verſetzt. Jetzt erſt kam es ihm voll zum Bewußtſein, daß er Hedwigs Neigung zu Peter bisher gar nicht ernſt nahm, weil er ſie nicht ernſt nehmen wollte. Und er hatte ſelber den jungen Men⸗ ſchen immer mehr an ſich gezogen! War er närriſch ge⸗ worden? Jetzt ſchlug ſie eine gute Partie nach der anderen aus, um die Frau dieſes Peter Steffens zu werden. Es erging jetzt dem alten Herrn, wie es vielfach den Leuten ergeht, die gerne den Großzügigen ſpielen, bis ſie ernüchtert erkennen müſſen, daß ſie von altbackenen An⸗ ſchaungen und Traditionen doch nicht loskommen können. „Dieſe Ehe,“ ſagte er mit gebietender Stimme,„werde g ich niemals billigen, meine Tochter!“ Noch einmal versuchte Hedwig den Vater umzuſtin⸗ men.„Sieh, Vater,“ ſagte ſie mit bittender Stimme,„mein Ideal war immer ein Mann, der ſich durch Tatkraft, Tüch⸗ 1 und Weitblick ſelbſt eine Zukunft zimmert und ſolch einen Mann glaube ich in Peter gefunden zu haben!“ (Fortſetzung folgt. 3 Lenzerwachen! Frühlingsliebe Vögelein Höre ich nun wieder Zwitſchern über Flur und Hain Heimattraute Lieder, War ſo lange winterſtill In des Nachbars Garten; Gerne trug ich hoffnungsſtill Eines Glücks Erwarten. 85 8 8 5 Seckenheim im Mittelpunkt O. Schmitz. einer entſcheidenden militäriſchen Operation. Die Schlacht bei Seckenheim 1462 hatte für die Ent⸗ wicklung der Kurpfalz gewiß entſcheidende Bedeutung. Und doch war„dieſe Schlacht“(eigentlich war es nur ein Gefecht) nur einer der Kleinkriege, wie ſie im Mittelalter überall in Deutſchland häufig waren. Von geſchichtlicher Bedeutung für das deutſche Volk war dieſe militäriſche Auseinander⸗ 5 ſetzung gewiß nicht. Im folgenden können wir von einer militäriſchen Operation berichten, die geſchichtlich wichtig genug genannt werden kann und in deren Verlauf unſerem Ort Secken⸗ heim beſondere Bedeutung zukam, da Seckenheim in den entſcheidendſten Stunden dieſes Krieges die Zentralleitung, das große Hauptquartier, beherbergte 5 Die franzöſiſche Revolution hatte für Frankreich den Umſturz des Königstums und die Einführung einer neuen Staatsform, der Republick, zur Folge. Die Herrſcher der übrigen europäiſchen Reiche fürchteten, daß dieſe Staatsform auch auf ihre Länder übergreifen könnte, und in der Sorge um die Sicherheit ihres Thrones ſchloſſen ſie ſich in Bündniſſen gegen Frankreich zuſammen. So erklärte zunächſt im April 1792 Oeſter reich und das mit im verbündete Preußen an Frankreich den Krieg. Als nun gar zu Beginn des Jahres 1793 der franzöſiſche König Louis XVI hingerichtet wurde, ſchloſſen ſich alle weſt⸗ europäiſchen Staaten zu einer Koalition zuſammen, dar⸗ unter natürlich auch das deutſche Reich. Damit waren alle deutſchen Kleinſtaaten offiziell gezwungen, ihre Neu⸗ tralitätsgelüſte einzuſtellen; aber eine tatkräftige Unter⸗ ſtützung ihrerſeits konnte das Reich nicht erhoffen. Dies galt hauptſächlich auch von Pfalzbaiern, zu dem Mannheim damals gehörte. Der Kurfürſt Karl Theodor ließ im Mar 1792 ͤ den Reichstag ſeines patriotiſchen Eifers verſichern, gab aber auch dem Bedenken Ausdruck, daß im Falle eines Krieges ſein Land der Verwüſtung ausgeſetzt ſei. Nachdem nun gar das Reich an Frankreich den Krieg erklärt hatte, wollte ſich der Kurfürſt ſogar nur auf die Deckung der Feſtung Mannheim beſchränken. Aber man weigerte ſich 0 nur, 1195 an 1 Krieg zu beteiligen der Kurfürſt durch öſterreichiſche Kavallerie verſtärkt. Mehr fremde Trup⸗ pen ließ man nicht herein. Der Gouverneur der Feſtung war der pfälziſche General von Belderbuſch, der infolge Altersſchwäche an Geſicht und Gehör litt und deshalb für dieſen Poſten der ungeeignetſte Mann war. Neuerliche Aufforderungen von Seiten des Generals Wurmſer, öſter⸗ reichiſche Verſtärkung aufzunehmen, lehnte er abermals ab. Der öſterreichiſche General von Hotze hatte ſein Lager in Seckenheim aufgeſchlagen. Als im März des Jahres 1794 die Gefahr für Mannheim immer größer wurde, wollte dieſer General von Hotze von Seckenheim aus mit einem Bataillon durch das Heidelberger Tor zu Hilfe ein⸗ marſchieren. Das Tor wurde jedoch vor ihm geſchloſſen, die Beſatzung griff zu den Gewehren und die Batterien machten ſich ſchußfertig. Dieſer ſchnöde Partikularismus erhielt aber, noch ehe das Jahr zur Neige ging, ſeine verdiente Strafe. Ende Oktober war es nur noch die Rheinſchanze, die Mannheim vor dem unmittelbaren Angrif der Franzoſen ſchützte. Un⸗ glücklicherweiſe zerriß am 22. Dez. ſtarker Eisgang die Rheinbrücke und unterbrach ſo die Verbindung mit der Feſtung und am 25. Dezember mußte die Schanze ge⸗ räumt werden. Mit wenig tröſtlichen Ausſichten begann das Jahr 1795. Auf beiden Seiten war a1 5 eine Kriegsmüdigkeit eingetreten. Preußen ſchloß am April 1795 einen Separatfrieden in Baſel und auch 1 5 übrigen ruhten den Sommer über die Waffen am Rhein. Anfang September ſtanden ſich aber Franzoſen und Oeſterreicher wieder ſchlagfertig gegenüber. Und gleich zu Beginn der Feindſeligteiten traf ein ſchwerer Schlag die öſterreichiſchen Armeen. Am 20. September kapitulierte Mannheim, ohne daß ein einziger Schuß gefallen war. Man ſprach offen von Verrat, ohne jedoch einen ſolchen nachweiſen zu können. Man handelte eben getreu der Politik, die die pfälziſche Regierung ſeit 1792 einhielt. Im Reich brach auf dieſe Nachricht hin eine Panik aus. Die Regierungen der am meiſt gefährdeten Staaten wie Baden, Speyer, Mainz, Darmſtadt flohen in das Innere des Reiches. Die Franzoſen drangen bis zur Bergſtraße vor. Hier brachten indeſſen die kaiſerlichen Truppen, trotz der allgemeinen Ratloſigkeit, den franzöſiſchen Vorſtoß auf der ganzen Linie von Doſſenheim bis Wiesloch zum Still⸗ ſtand. Im Oktober ſchritt dann der General Wurmſer zur engeren Einſchließung Mannheims. Ehe man aber an eine regelrechte Belagerung der Stadt denken konnte, mußte erſt der Galgenberg, die Gegend des heutigen Mannheimer i Friedhofes, zurückerobert werden. Dies gelang in einem umfaſſenden Angriff am 29. Oktober. Jetzt konnte man zur entgültigen Belagerung der Feſtung übergehen. Wurmſer hatte ſein Hauptquartier hier in Seckenheim errichtet und leitete von hier aus die Belagerungsoperationen. Am 15. November ſah ſich die Stadt vollſtändig eingeſchlofſen. Es begann die Beſchießung, die in der Nacht vom 20.— 21. November ihren Höhepunkt erreichte. 1400 Bomben flogen in die Stadt. Die Verzweiflung der Einwohner ſtieg aufs höchſte. Sie verlangte die Uebergabe. Der Kommandant der Feſtung, General Montaign, weigerte ſich jedoch immer noch. Er erlaubte zunächſt nur die Abſendung einer Bürger⸗ deputation an Wurmſer, der ſich von ſeinem Hauptquartier Seckenheim an den Galgenberg begeben hatte. Wurmſer wies ſie an ihren Kommandanten und ſetzte die Beſchießung fort. Erſt gegen Mittag ließ General Montaign um Ein⸗ ſtellung des Feuers bitten. Um 6 Uhr abends fiel der letzte Schuß, Die Franzoſen 1 zwei bevollm a. 8 — Am⸗ großen Faß zu- Heidelberg. Das berühmteſte Faß der Welt iſt das Heidelberger Faß. Wenig bekannt iſt es, daß es nicht mehr in ſeiner N Bauart beſteht, ſondern einige Vorfahren atte. Das erſte Faß wurde vom Faßbindermeiſter Mich. Warner aus Landau in den Jahren 1589 bis 1591 her⸗ geſtellt. In dieſem erſten Heidelberger Faß hatte der In⸗ halt von 236 000 Weinflaſchen Platz. Das Faß wurde von 24 eiſernen Reifen zuſammengehalten, die allein 122 Ztr. wogen. Der Dreißigjährige Krieg brachte auch die Ver⸗ nichtung des erſten großen Faſſes von Heidelberg. Im Jahre 1633, als das Heidelberger Schloß belagert wurde, ging auch das große Faß auseinander. Nachdem die Ueber⸗ bleibſel mehr als 30 Jahre im Keller geruht hatten, erhielt der Hofkellermeiſter Maier im Jahre 1644 den Auftrag, das Faß wieder herzuſtellen. Es wurde jedoch um mehr als die Hälfte verkleinert, erhielt aber eine viel ſchönere Ausſchmückung. Neben bunten Bildniſſen waren an dem Faß auch noch verſchiedene Figuren angebracht: auf einem Löwen reitend ein Bacchus mit einem Becher in der Hand, vier Satyre, die auf Blasinſtrumenten blieſen, geſchnitzte Weintrauben, Rankenwerk und das kurpfälziſche Wappen. Auf der Vorderſeite und auf der Hinderſeite ſtanden je acht Verſe. Die Verſe der Vorderſeite behandelten die Geſchichte des Heidelberger Faſſes, die Verſe der Hinterſeite dagegen die Annehmlichkeiten des Weintrinkens. Auf der Hinterſeite hieß es im erſten Vers; Der Wein erquicket Jung und Alten, Und wird darumben aufbehalten. Er gibt dem Landsknecht Heldenmut, Daß er friſch waget Leib und Blut. Und der achte Vers lautete: Man brauet Bier im Land zu Meißen, In Sachſen, Pommern, Holland, Preußen. Gottlob! Die edle Pfalz am Rhein Gib uns und ihnen guten Wein. An den vier Ecken waren Sinnſprüche angebracht, die lauteten: Seid willkommen bier bei bei dieſem Faß, Kein größeres gefunden wird als das. Warum ſollt ich nicht fröhlich ſein, Bin ich doch allzeit bei dem Rhein. Ich habe mehr große Faß geſehen, Das b'hält den Ruhm, muß ich geſtehen. Als dann das Heidelberger Schloß in den Jahren 1689 bis 1693 von den Franzoſen zerſtört wurde, entging zwar das zweite Heidelberger Faß der Vernichtung, geriet jedoch ganz in Vergeſſenheit. Da es nicht mehr benutzt wurde, zerflel es nach und nach. Erſt um das Jahr 1729 wurde es wieder hergeſtellt. Dieſes Faß hielt jedoch nicht lange ſtand. So wurde denn im Jahre 1751 ein ganz neues Faß hergeſtellt, das jetzige Heidelberger Faß. Es kann nicht weniger als 2124 Hektoliter Wein aufnehmen. Ein teurer Glockenton Von Hans Hartig. Miß Evelyn Ryan iſt eine von denjenigen Frauen, die ihrer Laune die Zügel ſchießen laſſen. Sie he genü⸗ gend Geld. um ſich ihr Zahnpulver mit Diaman aſtaub miſchen zu laſſen und Schuhe aus achtzehnkarätigen. Golde zu tragen. Man muß aber zu der Ehre dieſer jungen Dame ſa⸗ gen, daß ſie ihr Geld mit ſolchen Mätzchen nicht vertut. Sie hat viel für die Natur übrig und reiſt das ganze Jahr umher. So war ſie in dieſem Jahre in Oberbayern, und man muß ſchon ſagen, es hat ihr großartig gefallen. Der Bauer, bei dem ſie wohnte, kümmerte ſich wenig um ſie und ließ ſie tun und laſſen, was ſie wollte. Sie glaubte zwar, er täte das aus Rückſicht auf ſie, der Bauer aber wollte„all⸗ weil ſonſten mit dene ſpinnete Frauenzimmer nixen zu tun haben.“ Eines Tages waren die iechte im Vorzimmer. And da hörte die Miß Ryan einen Ton, von ſilbrigem Klange, der lange nachhallte und ein tötliches Schweigen auslöſte. Miß Ryan hatte ein empfängliches Ohr für ſolche Klänge und glaubte nicht anders, als ein Glöcklein von berau⸗ ſchendem Klange habe geſchlagen. And da ſie eine ſchwäche für alte Uhren hatte, trat ſie in das Nebenzimmer 9215 aus und ſah die Knechte ein wenig verlegen umherſtehen. Sie gab zu erkennen, daß ſie gerne die Uhr käuflich er⸗ werben würde, die hier eben Sagen habe. Ja, ſie bot als echte Amerikanerin ſofort einen feſten Preis von hun⸗ dert Mark. Die Knechte wollten nicht recht mit der Sprache 995 aus, und Miß Ryan wurde in dem Glauben beſtärkt, daß es ſich hier um ein altes Werk handeln müſſe, von dem ſich dieſe Braven nicht gern trennen wollten. Sie ſprach ihnen eifrig zu. Sie verſprach noch mehr zu opfern, wenn man ihr die Uhr mit dem Klange geben würde. „Es iſt ka Uhr net,“ ſagte endlich der Erſte Knecht. „Was es auch immer ſei, mein Lieber,“ ſagte Miß Ryan, ich will es erwerben, wenn es in der Lage iſt, ſo zu tönen, wie vorher.“ a Endlich ſchienen die Knechte einverſtanden. 8 * Zehn Minuten ſpäter erhielt Miß Ryan ihren eigenen großen Spiegel aus venetianiſchem Glas. Einer der Knecht hatte die Hand daran gehalten, als er zum 1 755 hinunter gebracht wurde, und dabei war das Glas mit el⸗ lem Ton auf den Steinflieſen in Trümmer gegangen. Miß Ryan lachte und zahlte. Denn ſie war für einen guten Witz zu haben, auch wenn er auf ihre Koſten ging. a— Kreuzworträtſel. 77 P 7 5 0 10 e r 75 170 47 18 5 0 7 75 20 20 7 25 2 28 27 20 550 50 N 1² 5 Waagerecht: 1. Blasinſtrument, 4. Hafendamm, 7. Stifter eines berühm⸗ 18. Fabelname d. Löwen, 19. Mund⸗ ken Tennispreiſes, 9. Führer der Ar- gonauten, 10. Stutzer, Modenarr 11. nordafrikaniſcher Strom, 13. engliſche Bierſorte, 14. ſchweizer Anatom, 15. Gemüſeart, 17. altgriech. Küſtenland⸗ ſchaft, 19. ägyptiſche Göttin, 21. amerikaniſcher Löwe 23. Abſchieds⸗ ruß. 24. Weltſprache, 25, nordiſcher auchvogel, 27. ungar. Willkommens⸗ gruß, 29. Papierformat, 30. Haus⸗ vogel, 31. Gebetsſchluß. 32. Hiebwerk⸗ zeug. Senkrecht: 1. altnordiſcher Sturm- gott, 2. gemuſteter Baumwollſtoff, 3. Schwur, 4. bekannter Jugendſchrift. ſteller 11912, 5. Wohnung. 6. rechter Nebenfl. d Donau, 8. Feſtraum, 9. Ge⸗ danke, 12. Seemannsberuf, 14. weib⸗ lichen Vorname, 16. Naubfiſch, ——— — 21. Dichter, 22. Aufenthaltsnachweis, 23. griechiſch Buchſtabe. 26. Stadt in e Holſtein, 27. unbeſtimmter Artikel, 28. linker Nebenfluß der Donau. Auflöſung aus letzter Nummer. Kreuzworträtſel: Waagerecht: 1. Kobra, 4. Start, 7. Uhr, 8. Rat, 10. Sue, 11. Texas, 13. Ath, 15. Erpel, 18. Laube, 21. Erl, 22. Ira, 23. Reims, 25. Kranz, 27. Eva, 30. Rhone, 32. Bon, 33. Ena, 34. Log, 35. Edler, 36. Laune. Senkrecht: 1. Kurve, 2. Ohm, 3. Areal, 4. Stahl, 5. Run, 6. Tenne, 9. Axt, 12. Sprit, 14. Murat, 16. Ree, 17. Elm, 19. Air, 20. Ban, 23. Robbe, 24. Seher, 25. Kanal, 26. Zeuge, 28. von, 29. Tod, 31. Ton. art, 20. Getreideſpeicher, — ö n