lle 2. Blatt zu Mr. 69 Neckar ote Freitag, 22. März 1935 Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. Mit einem hiſtoriſchen Ereignis, mit einer befreienden Tat begann die Woche: Deutſchland hat ſich ſeine Wehr⸗ freiheit wieder genommen, die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht wurde unter begeiſterter Juſtim⸗ mung des ganzen Volkes verkündet. Was wir getan haben, lag auf der klaern Linie logiſcher Entwicklung. Jetzt ſind die pſychologiſchen und moraliſchen Hemmungen, die bisher immer und überall die Geſpräche zum Stocken brachten, be⸗ ſeitigt und behoben. Wir ſind ſtets zur Mitarbeit am Frie⸗ den bereit geweſen und ſind jetzt bereiter denn je. Das aller⸗ dings wird man bei den fremden Kabinetten wohl wiſſen, daß wir uns von den Maßnahmen, die wir aus eigenem Entſchluß trafen, nichts wieder abhandeln laſſen können. Wir ſind kein Volk minderen Rechts mehr, und gerade des⸗ halb hat ſich die Atmoſphäre des Friedens ſo erheblich ge⸗ beſſert. Nur unfreie Völker ſind eine Gefahr für die Welt, nur Völker minderen Rechts müſſen mit Zwangsmaßnah⸗ men niedergehalten werden. Wenn gewiſſe Hoffnungen im politiſchen Geſchäft enttäuſcht worden ſind, ſo können wir das nicht ändern, denn dieſe Hoffnungen waren Illuſionen, die einer ernſthaften Realität nicht ſtandhielten. Dieſe Hoff⸗ nungen waren geboren im Jahre 1919, als der Verſailler Vertrag unterſchrieben wurde. Inzwiſchen ſind 16 Jahre ins Land gegangen. Die Welt, und mit ihr die Dinge dieſer Welt, haben ſich verändert. Man hat eingeſehen, daß der Zuſtand zwiſchen Siegern und Beſiegten ſich nicht in alle Ewigkeit ſtabiliſieren läßt. Und das iſt gut ſo. Dieſer Zuſtand war es nämlich, der die Spannungen erzeugte und immer wieder künſtlich neue Spannungen zu neuem Leben erwek⸗ ken wollte. Der Entſchluß des Führers und Reichskanzlers mag hier und da gewirkt haben wie ein Blitzſtrahl, wie ein Frühlingsgewitter. Dieſes Frühlingsgewitter aber hat die Luft gereinigt. Wir können in Europa und in Deutſchland wieder aufatmen. Und wenn man an die Verteilung der Aufgaben geht, die nötig ſind, um den Frieden dauernd auf einer gerechten Grundlage zu ſichern, ſo kann man jederzeit zu uns kommen. Der fachliche Ablauf des engliſch⸗deutſchen Notenaustauſches iſt nicht nach den Herzen der Fran⸗ zoſen. In Paris hätte man es lieber geſehen, wenn ſich der engliſche Außenminiſter auf den Standpunkt eines trotz⸗ köpfigen Kindes geſtellt hätte und zu Hauſe geblieben wäre. Frankreich fühlt ſich von England im Stich gelaſſen. Die Pariſer Preſſe klagt, daß das engliſche Kabinett Paris nicht vor Abſendung der Note konſultiert habe. Es hält ihren Ton für zu höflich und verbindlich, und es fürchtet, daß Sir John Simon ſich in Berlin zu größerem Entgegen⸗ kommen bereitfinden läßt. Darum betont die Pariſer Preſſe mit Emphase. daß Sir John in Berlin lediglich als Ver⸗ treter Englands unterhandeln werde. Es ſoll dies auch die Meinung des Außenminiſters Laval ſein. Jedenfalls tut die Pariſer Preſſe ſo als ob die Londoner Verabredungen vom 3. Februar ſo etwas wie einen Kurzſchluß erfahren hätten. Frankreichs Proteſtnote iſt darum auch ausſchließlich Pari⸗ ſer Fabrikat. Sie erging als geſonderte Aktion, und man kann ſchon zugeben, daß es ſeit dem 3. Februar die erſte Handlung auf eigene Fauſt iſt, die Frankreich unternimmt. In London dürfte man die franzöſiſche Taktik nicht allzu tragiſch nehmen. Frankreich wird ſich hüten, die engliſche Freundſchaft zugunſten der Moskauer oder ſelbſt der ſtalie⸗ niſchen aufs Spiel zu ſetzen. Es braucht alle Freundſchaften in ſeinem Seelenzuſtand. Nach der Rückkehr Sir John Si⸗ mons von Berlin wird man verſuchen, den Kurzſchluß und ſeine Folgen durch Einſetzung einer neuen Sicherung wie⸗ der zu beſeitigen. Die nüchterne Art, in der die Engländer den Tatſachen ins Geſicht ſehen, läßt die Franzoſen andere Möglichkeiten erſinnen, um anderwärts Unterſtützung für eine ſchärfere Proteſtſtreik zu gewinnen. Das franzöſiſchedlußenminiſterium möchte den Beſuch Lavals in Moskau jetzt forcie⸗ ren, um den Oſtpakt ſo ſchnell als möglich unter Dach und Jach zu bringen. Man könne ja, ſo meint man in Paris, Deutſchland den Beitritt offenhalten Lehne das Reich ab, ſo hätte Frankreich einen Oſtpakt gegen Deutſchland. Ob dieſe Uebereilung Tatſache werden wird, kann man ruhig ab⸗ warten. England iſt ſo wie ſo kein begeiſterter Verehrer der ganzen Oſtpaktpläne. Italien hat an ihnen ein ſehr gemin⸗ dertes Intereſſe. Frankreich ſtände ſchließlich mit den Bol⸗ ſchewiken, abgeſehen von einigen kleineren Oſtländern, allein. —̃ä—hͤb—————ͤ——ð—.—————— p „Der Herr mit dem vielen Verſtande“ Erinnerungen an General von Lettow⸗Vorbeck. „Wir werden bei dir bleiben, bis wir fallen“, das ſagten nach vierjähriger Kriegszeit im Herbſt 1918 die Askari der eingeborenen Kolonialtruppe zu ihrem General von Lettow⸗ Vorbeck, der in dieſen Tagen ſein 60. Lebensjahr vollendete. Ein beſſeres Zeugnis für die Führerqualität des Komman⸗ deurs, aber auch für die richtige Behandlung der Einge⸗ borenen durch die Deutſchen konnte es nicht geben als dies ehrliche Treuebekenntnis, das in unendlich vielen ſchweren Kämpfen mit dem Blut beſiegelt worden war. Hindenburg hat damals allen Deutſchen aus dem Herzen geſprochen, als er den heimkehrenden General mit den Worten begrüßte: „Möge Ihr Beiſpiel wie dem Feinde ſo auch dem deutſchen Volke zeigen, was deutſche Feſtigkeit ſelbſt in widrigſter Lage vermag, und ihm die Kraft. auch in der Zeit tiefſten die dane und ſchwerſter Gefahr den Glauben an ſich und ie Zukunft hochzuhalten.“. 6 Zu We des Feldzuges in Oſtafrika richtete Lettow ſein Hauptaugenmerk darauf, den Engländern durch Störung ihrer in der Nähe der deutſchen Grenze laufenden Linie der Ugandabahn möglichſt viel Schaden beizufügen. Hier das Erlebnis einer ſolchen Patrouille. In tagelangem An⸗ marſch iſt die Steppe durchquert und die Dynami tladung am Gleis niedergelegt. Der Zug naht, die Exploſion er⸗ folgt, unter donnerähnlichem Krach fliegt die Lokomotive in die Luft und die Waggons des Truppentransportes ſchieben ſich in⸗ und übereinander. e der Keſſel der Maſchine und hüllt alles in weißen Dampf. Der Krach der Erploſion, der Anblick der brennenden Wagen iſt aber wohl für die Nerven der eingeborenen Träger der deutſchen Patrouille zu viel, ſie reißen aus und werfen, um ſchneller wegzukommen, ihre koſtbare ee von ſich, die für den Rückmarſch von ungeheurer Bedeutung ist. So bleiben Die Anſprachen, die bei der Ueberreichung des Beglau⸗ bigungsſchreiben durch den neuen italieniſchen Geſandten in Belgrad gehalten wurden, haben mit Recht beſondere Be⸗ achtung gefunden. Ver neue Sendvote Mufſolinis in Bel⸗ grad hat in ſeiner Anſprache ausdrücklich betont, daß ſeine Tätigkeit in Belgrad auf die Verwirklichung einer tatſäch⸗ lichen Annäherung zwiſchen Italien und Südſla⸗ wien gerichtet ſein werde. Die Anſprache verkündet die italieniſche Abſicht, Südſlawiens Entwicklung oder ſeine ter⸗ ritoriale Integrität nicht irgendwie zu beeinträchtigen. An ihrem Schluß hat der neue italieniſche Geſandte von einer Zuſammenarbeit und Uebereinſtimmung auf politiſchem und wirtſchaftlichem Gebiete geſprochen. Es entſpricht ja den herkömmlichen Ueberlieferungen, daß ſolche Reden diploma⸗ tiſch vorher aufs Genaueſte vereinbart werden, und ſo iſt es nicht weiter verwunderlich, daß der Prinzregent Paul na⸗ mens des ſüdſlawiſchen Regentſchaftsrates die Wendungen der italieniſchen Anſprache wiederholt und ihnen nur noch die Verſicherung hinzufügt, daß dieſe Zuſammenarbeit nicht nur den Intereſſen beider Länder, ſondern auch der Feſti⸗ gung des Friedens dienen werde. Offenbar iſt es Herrn Laval gelungen, ſowohl den neuen lateiniſchen Freund wie den alten ſüdſlawiſchen Verbündeten zu einem Entgegen⸗ kommen zu beſtimmen. Für Südſlawien bedeutet eine An⸗ näherung an Italien, oder auch nur eine Verringerung der beſtehenden Reibungsflächen einen wertvollen inneren und äußeren Gewinn. d Die Vertrauensratswahlen 11 Die Abſtimmung Als Tage, an denen die Abſtimmung zu erfolgen hat, ſind durch die bereits erwähnte Anordnung des Reichsarbeits⸗ miniſters der 12. und 13. April 1935 feſtgeſetzt worden. Die Wahl findet nach Entſcheidung des Abſtimmungsleiters entweder an beiden Tagen oder auch nur an einem der beiden Tage ſtatt, was namentlich bei kleineren Betrieben in Betracht kommen wird. Für den Fall, daß die Wahl aus zwingenden Gründen in einzelnen Betrieben an dieſen Tagen nicht vorgenommen werden kann, können die Treuhänder der Arbeit Ausnahmen zulaſſen. Die Abſtimmung iſt nach Paragraph 8 der Zweiten Durchführungsverordnung ge⸗ heim und erfolgt durch Abgabe eines Stimmzettels. Der Stimmzettel hat unter fortlaufender Nummer die Na⸗ men der als Vertrauensmänner und als Stellvertreter vor⸗ geſchlagenen Perſonen zu enthalten. Der Führer des Be⸗ triebes hat die zur Durchführung der Abſtimmung nökigen Einrichtungen, insbeſondere auch die Stimmzettel und Ab⸗ ſtimmungsumſchläge zur Verfügung zu ſtellen. Die Abgabe des unveränderten Stimmzektels gilt als Zuſtimmung, die Abgabe des durchſtrichenen Stimmzettels als Ab⸗ lehnung. Die Abſtimmungsberechtigten können auch einzelne der als Vertrauensmänner und als Stellvertreter vorge⸗ ſchlagenen Perſonen durch Streichung der Namen auf dem Stimmzettel ablehnen. Ermittlung des Abſtimmungsergebniſſe Die Feſtſtellung des Ergebniſſes der Abſtimmung hat der Abſtimmungsleiter in Gegenwart der von ihm zu ſeiner Unterſtützung berufenen beiden Mitglieder der Gefolgſchaft vorzunehmen. Sie erfolgt in der Weiſe, daß zunächſt er⸗ mittelt wird, auf welche der aufgeſtellten Perſonen eine Mehrheit der abgegebenen Stimmen entfallen iſt. Haben ſich alſo bei einer Gefolgſchaft von 90 Arbeitern und Ange⸗ ſtellten nur 60 Arbeiter und Angeſtellte an der Abſtimmung beteiligt, ſo iſt zu ermitteln, welche von den als Vertrauens⸗ männer oder Stellvertreter aufgeſtellten Perſonen bei der Abſtimmung wenigſtens 31 Stimmen erhalten haben. Es zählt dabei für ſie jeder Stimmzettel, auf dem ihr Name nicht durchgeſtrichen iſt. Diejenigen Perſonen, die keine Mehr⸗ heit erhalten haben, ſcheiden bei der Feſtſtellung der Liſte der Vertrauensmänner und Stellvertreter aus. Aus den übrigen Perſonen werden, und zwar in der Reihenfolge der Liſte ohne Rückſicht auf die Zahl der Stimmen, die auf die einzelne Perſon entfallen ſind, zunächſt die Vertrauens⸗ männer und ſodann die Stellvertreter entnommen. Haben von den als Vertrauensmänner aufgeſtellten Perſonen bei der Abſtimmung nicht ſoviel Perſonen eine Mehrheit erhalten, daß aus ihnen die erforderliche Zahl der Vertrauensmänner entnommen werden kann, ſo ſind die übrigen Vertrauens⸗ männer aus den als Stellvertreter aufgeſtellten Perſonen, auf die eine Mehrheit entfallen iſt, zu entnehmen. den Patrouillenführern, deutſchen Unteroffizieren, nur zwet Askari zur Seite, mit denen, ohne Verpflegung und ohne Waſſer, der tagelange Rückmarſch durch die baumloſe, dürre Steppe angetreten wird. Das Unglück will es, daß ſich der Führer beim Durchkriechen von Dornenbüſchen mit dem eige⸗ nen Revolver in den Oberſchenkel ſchießt. And ſie haben es doch geſchafft, die Truppe wieder zu erreichen. Ein anderes Bild: Die Stellungskämpfe in der Nähe des Rufiji⸗Fluſſes, im Januar 1917. Der engliſche Ober⸗ befehlshaber ließ General von Lettow ſagen, er ſolle ſich mit ſeiner Truppe ergeben, denn in der ſumpfi⸗ gen Niederung der Rufiji laufe er Gefahr, das Opfer des Sumpffiebers zu werden. Er, der Engländer, ſei voller An⸗ erkennung für die Leiſtungen der Deutſchen, er werde ihnen daher in weiteſtgehender Weiſe entgegenkommen. Selbſtver⸗ ſtändlich lehnte General von Lettow dieſen Vorſchlag ab. Gewiß war die immer ſchlechter werdende Verſorgung der Truppe mit Medikamenten, vor allem mit Chinin, eine der Hauptſorgen für den Kommandeur, es war für ihn darum außerordentlich wichtig, daß es der biologiſchen Station in den im Norden der Kolonie gelegenen Uſambarabergen ge⸗ lungen war, einen brauchbaren Chininerſatz herzuſtellen. Es iſt bezeichnend, daß dies eigene Erzeugnis allgemein nur „Lettow⸗Schnaps“ genannt wurde. Im Januar 1918 weicht Letlow den konzentriſch vor⸗ dringenden engliſchen Abteilungen dadurch aus, daß er den Grenzfluß, den Rovuma, überſchritt und den Krieg in das portugieſiſche Gebiet trug. Hier, in einem reichen, vom Kriege bisher verſchonten Lande, fand die Truppe alles, was ſie brauchte, zumal die Angriffe gegen die portugieſiſchen Formationen große Beute an Munition, Ausrüſtungsgegen⸗ ſtänden und Proviant brachten. So gelang es, am 3. Juli drei portugieſiſche und unmittelbar darauf zwei engliſche Kompagnien vernichtend zu ſchlagen. Leltow machte kehrt und zog wieder nordwärts, wobei es gelang, eine engliſche Ab⸗ teilung zu überfallen und zu vernichten. Entſcheidung des Treuhänders Ergibt ſich bei der Abſtimmung für keine der als Ver⸗ trauensmänner und Stellvertreter aufgeſtellten Perſonen eine Mehrheit, ſo kann der Treuhänder der Arbeit die Verkrauens⸗ männer und Stellvertreter in der erforderlichen Zahl be⸗ rufen. Ergibt ſich bei der Abſtimmung eine Mehrheit nur für eine kleinere Zahl von Perfonen, als nach dem Geſetz Vertrauensmänner zu beſtellen ſind, ſo kann der Treuhänder der Arbeit die übrigen Vertrauensmänner und die Stell⸗ vertreter berufen. Erhalten dagegen von den aufgeſtellten Perſonen ſo viele eine Mehrheit, daß wenigſtens die erforder⸗ lichen Vertrauensmänner beſtellt werden können, ſo hat es dabei zunächſt ſein Bewenden. Der Treuhänder kann in ſolchem Falle erſt dann eingreifen, wenn durch Ausſcheiden oder zeit⸗ weilige Verhinderung von Vertrauensmännern der Ver⸗ trauensrat nicht mehr vorſchriftsmäßig beſetzt iſt. Die den Abſtimmungsberechtigten gegebene Möglichkeit, einzelne Perſonen von der Liſte der Vertrauensmänner und der Stellvertreter zu ſtreichen, kann dazu führen, daß die Berücksichtigung der Angeſtellten oder die Berück⸗ ſichtigung der Arbeiter im Vertrauensrat in einem offenen Mißverhältnis zur Zuſammenſetzung der Gefolgſchaft führen würde. Hier greift die vom Geſetz dem Treuhänder der Arbeit verliehene Befugnis Platz, zur Beſeitigung eines offenbaren derartigen Mißverhältniſſes in der Zuſammen⸗ ſetzung des Vertrauensrates auf Antrag des Führers des Betriebes einzelne Vertrauensmänner abzuberufen und durch andere Vertrauensmänner zu erſetzen. Das Geſetz ſieht ſchließlich einne Anrufung des Treu⸗ händers der Arbeit für den Fall vor, daß bei dem Abſtim⸗ mungsverfahren Vorſchriften des Geſetzes oder der Durch⸗ führungsverordnung derart verletzt worden ſind, daß das Abſtimmungsergebnis beeinträchtigt werden konnte. In dieſem Falle kann der Treuhänder die Wiederholung der Abſtimmung anordnen oder die aufgeſtellten Vertrauensmänner beſtätigen oder an ihre Stelle andere Vertrauensmänner berufen. Das Baviſche Weinbauinſtitut im Jahr 1934 O Freiburg, 20. März. Das Badiſche Weinbauinſtitut veröffentlicht ſoeben ſeinen Jahresbericht für das Jahr 1934. Die Tätigkeit dieſer ſtaatlichen Verſuchs⸗ und Forſchungs⸗ anſtalt für Weinbau und Weinbehandlung erreichte im Be⸗ richtsjahr eine außerordentliche Höhe, denn außer der mit Hybridenumſtellung im Zuſammenhang ſtehenden Steigerung des Schriftverkehrs wurde auch durch die An⸗ gliederung der Hefereinzucht, der Verrechnung der Re⸗ benveredelungsanſtalt in Durlach und der Uebertragung der Weinunterſuchungen für das ganze Land die Tätigkeit ſtark vermehrt, ſo daß der durch die Abgliederung der Haupt⸗ ſtelle für Pflanzenſchutz entſtandene Arbeitsrückgang ſich nicht auswirken konnte. Die Beſichtigungen des Inſtituts, des Weinbaumuſeums und der Rebanlagen nahmen im Berichtsjahr vor allem von Mitte Juli ab einen großen Umfang an. Die Bereitwilligkeit zur Hybridenumſtellung hat im Berichtsjahre nicht die gewünſchten Fortſchritte gemacht, denn die zur freiwilligen Vernichtung gemeldete Hybriden⸗ rebfläche betrug nur 128.69 ha gegen 154.29 ha im Vor⸗ jahre. Die meiſten Hybriden ſind zur Umſtellung gemeldet aus den Amtsbezirken Bruchſal(27.43 ha) und Bühl(25.43 ha). Dieſe Bezirke beſitzen auch den umfangreichſten Hybriden⸗ anbau. Die Bezirksſachverſtändigen, denen die Ueberwachung der Rebgelände übertragen iſt, ſorgten für ſtrengſte Be⸗ achtung der ſtaatlichen Anordnungen für den Hybridenanbau durch die Bevölkerung. In Baden wurden im Jahre 1934 auf 10 ha Fläche im ganzen 95 neue Reblausherde feſtgeſtellt mit 15 887 verſeuchten Stöcken. Dieſe Stockzahl iſt ungefähr doppelt ſo groß wie bisher in einem Jahre, weil zwei bisher überſehene große Verſeuchungen in Tannenkirch und in Ihringen allein zuſammen 7943 verſeuchte Stöcke aufweiſen. Im ganzen Lande ſind bisher 59 Gemeinden als reblausverſeucht be⸗ kannt geworden. Die reblausverſeuchte Rebfläche beträgt bisher 44.57 ha(0.36 Prozent der 12 200 ha umfaſſenden Geſamtrebfläche). Von der verſeuchten Rebfläche ſind bis jetzt 25.77 ha durch Pfropfrebenanbau dem Weinbau wieder zugeführt worden. Die erhöhte Gefahr der Reblausver⸗ ſchleppung hat es notwendig gemacht, in viel höherem Maße als früher die Entſeuchung der in den Verkehr zugelaſſenen Wurzel⸗ und Blindreben anzuordnen. So müſſen, auf An⸗ ordnung des Reichsernährungsminiſteriums, Wurzelreben, auch wenn ſie von ſtaatlichen oder kommunalen Rebſchulen kom⸗ men, vor dem Verſand entſeucht werden. FVDVVVVVVVVVVVTVTVTVTVTVTVTCTCT(TCT(TſTVTVTVTVTVTVTVTVVVTVVTVTVTTVTVTvVTVTVVTVTVVTVVIVITVIVI1+1W11WW Wie hoch Lettom von der engliſchen Führung eingeſchätzt wurde, beweiſt die Frage eines engliſchen Generals, als Lettow 1919 in Daresſalam war: ob er wohl in der Schlacht bei Tanga dreſſierte Bienen gehabt habe, die er im entſcheidenden Augenblick auf die Engländer losgelaſſen habe! Der wahre Sachverhalt war indeſſen der, daß durch das Bombardement der engliſchen Schiffsgeſchütze Palmen, auf denen ſich wilde Bienenſchwärme ſeſtgeſetzt hatten, umgelegt waren. Die darob in begreifliche Wut geratenen Bienen hatten ſich auf Deutſche und Engländer geſtürzt, wodurch auch bei den Deutſchen vorübergehend ein Maſchinengewehr außer Gefecht geſetzt wurde. a Daß die engliſche Führung im übrigen die Ritter⸗ lichkeit ihres tapferen Gegners anerkannte, beweiſt das Glückwunſchſchreiben des engliſchen Oberbe⸗ fehlshabers, des Generals Smuts, der Lettow die Verleihung des„pour le merite“ mitteilte und hierzu ſeinen herzlichen Glückwunſch ausſprach. Lettow ſelbſt hat es ausgezeichnet verſtanden, auch für ſeine Kriegsführung und Kriegsziele ſich ſehr ſchnell das blinde Vertrauen der Truppe zu erwerben und— es zu behalten. Alls dee e; lius er hielt Lettow, von den Ein⸗ geborenen den ehrenvollen Beinamen„der Herr mit dem vielen Verſtande“. Der Zuſammenbruch in Deutſchland machte auch Lettows Kriegsführung ein Ende. Auf eng iſchem Boden erreichte den General die Nachricht von dem in Europa eingetretenen Waf⸗ ſenſtillſtand. So ſtreckte er, unbe jegt, die Waffen, die, wie die Engländer zu ihrem größten Erſtaunen feſtſtellen konnten, ämtlich engliſcher Herkunft waren. Die Truppe war an dieſem Tage nur noch 25 Offiziere, 100 Unteroffiziere und 1000 Askari ſtark! Wie engliſche 109 ſelbſt zugaben, hat General von Lettow von 19141918 die Ehre gehabt, mit ſeiner kleinen Truppe gegen insgsſamt 146 Generäle und entſprechend große Trugpenmaſſen zu e 95 7. 9. L Die Frau und ihre elt Die Berufswahl unſerer Mädels Wieder tritt zu Oſtern die Frage an die Eltern heran, für welchen Beruf ift unſere Tochter geeignet, welchen wird ſie ergreifen? Schon im letzten Schuljahr wird dieſe Frage von unſeren Mädels ſelbſt hin und her erwogen, werden Neigung und Ausſichten für einen beſtimmten Beruf mit den Schulkameraden durchgeſprochen. Sehr oft verlaſſen ſich die Mädel auf irgendein Gerücht, das ihnen irgendwo zugetragen wurde, in bezug auf die Ausſichtsloſigkeit dieſes oder jenes Berufes oder auch in bezug auf„fabelhafte An⸗ gebote“, anſtatt ſich zunächſt einmal mit der Berufsberatung in Verbindung zu ſetzen, die genau über die Lage der ein⸗ zelnen Berufe unterrichtet iſt. Ganz beſonders zu begrüßen iſt das hauswirt⸗ ſchaftliche Anlernjahr, das jedem Mädchen, alſo vor allem auch der bisher nicht erfaßten Volksſchülerin, Ge⸗ legenheit geben ſoll, vor dem Eintritt in das Arbeits⸗ und Berufsleben koſtenlos ein Jahr lang in allen hauswirtſchaft⸗ lichen Arbeiten angelernt zu werden und damit eine gründ⸗ liche Vorbereitung für die Frauenpflichten im Familien⸗ haushalt zu erfahren. Der einzelne Haushalt und die zu⸗ künftige Anlern⸗Hausfrau werden von den zuſtändigen Stellen ſorgfältig geprüft, ſo daß die Mütter dann ihre Töchter dem zugelaſſenen Haushalt unbedingt anvertrauen können. Bei den Mädeln ſelbſt iſt Vorausſetzung Eignung und eine gute Geſundheit, ein feſter Wille und Luſt und Liebe zur Sache! Von allen in Frage kommenden Berufen bietet der hauswirtſchaftliche heute die meiſten Ausſichten, ganz abge⸗ ſehen von der ſo notwendigen Schulung jeder zukünftigen Hausfrau und Mutter. Es darf im neuen Staat nicht mehr vorkommen, daß die Fabrikarbeiterin, die Bürohilfe und die zahlreichen Fachberufstätigen ohne die geringſte Ausbil⸗ dung im Hausweſen heiraten. Die erſchreckende Zahl der unglücklichen Ehen in den vergangenen Jahren iſt zu einem guten Teil auf dieſe Tatſache zurückzuführen. Die Schülerin der höheren Schule, die dank der ge⸗ ſamten Neuordnung der Mädchenerziehung noch in der Schule ſelbſt von der hausfraulichen Ausbildung, die auch Säuglingspflege in ſich ſchließt, erfaßt wird, kann mit 17 Jahren ſofort in den Arbeitsdienſt eintreten. Sollte ſie aber eine unmittelbar an die Schule anſchließende Fach⸗ ausbildung vorziehen, ſo ſteht ihr der Arbeitsdienſt auch ſpäter, bis zum Alter von 25 Jahren, noch offen. Die meiſte Betreuung erfordert nach wie vor das Mädel, das mit 14 Jahren die Schule verläßt und mindeſtens bis zum Eintritt in den Arbeitsdienſt(mit 17 Jahren) untergebracht werden muß. Natürlich gibt es Fälle, die das ſchulentlaſſene Mäd⸗ chen ſofort auf einen natürlichen Arbeitsplatz in die eigene Familie ſtellen. Das wird bei zahlreichen kleineren Ge⸗ ſchwiſtern, bei einer kranken Mutter, bei einem Geſchäfts⸗ haushalt, bei ländlichen und bäuerlichen Betrieben, ſehr häufig der Fall ſein. Aber auch hier muß nach Möglichkeit dafür geiorg, werden, daß eine einſeitige Arbeitsweiſe ver⸗ mieden wird, was immer am beſten erreicht wird, wenn man es in eine neue Gemeinſchaft hineinſtellt, wo neben den äußeren Fähigkeiten auch die inneren geſchult werden zum Dienſt am Du, an Volk und Heimat! Die große Nachfrage nach Haushaltshilfen jeder Art, von der ganz fungen Haustochter angefangen bis hinauf zur älteren Hausbeamtin, zur Beſchließerin und Diätköchin, läßt auf beſte Ausſichten für die Erlernung des hauswirt⸗ ſchaftlichen Berufes und zahlreiche Entwicklungsmöglichkei⸗ ten ſchließen. Darunter ſind nun keinesfalls etwa nur Pri⸗ vathaushalte zu verſtehen, ſondern ebenſo Haushaltsbetriebe größeren Umfangs in Krankenhäuſern und Heimen jeder Art, für Kinder, Jugendliche, Erholungsbedürftige und Ge⸗ neſende, Einrichtungen der Gemeinden oder der Partei. Für den umfangreicheren Betrieb iſt natürlich neben der prak⸗ tiſchen Lehrzeit eine mehrjährige theoretiſche Ausbildung notwendig. a Auch in der Landwirtſchaft wurde vor zehn Jahren ſchon von den ländlichen Hausfrauen⸗Organiſationen die Ne Lehre eingeführt. Heute heißt dieſe Aus⸗ ildung die Haus⸗Werkausbildung, ganz gleich, ob es ſich dabei um eine bäuerliche oder eine landwirtſchaft⸗ liche Ausbildung handelt. Während die Ausbildung der Jungbäuerin freiwillig iſt, wird die land wirtſchaftliche Haus⸗Werkbildung zur Pflicht für alle, die einen Beruf in der ländlichen Hauswirtſchaft ergreifen wollen. Von weite⸗ ren ländlichen Berufen iſt rege Nachfrage nach gut vorge⸗ bildeten Gärtnerinnen, Gartenbaulehrerinnen und Sied⸗ lungsberaterinnen. Ein beſonderer Arbeitsdienſt bereitet auf den Beruf der Siedlungsberaterin vor. Ein weiteres großes Betätigungsfeld bieten die ſozi⸗ alen Berufe der Volkspflegerin in der Wohlfahrtspflege, der Kranken⸗ und Kinderpflegerin, der Fürſorgerin in der kommunalen Arbeit. Bei allen Entſcheidungen, die für Eltern und Töchter keinesfalls leicht ſind, muß aber im Vordergrund immer die Eignung und Neigung der jungen Berufsanwärterin ſelbſt im Zuſammen⸗ hang mit der geſundheitlichen Eignung ſtehen. M. Groche. Auf Wohnungſuche. Von Gertrud Reinſch. Es gibt allerdings viele Menſchen, die„dauernd“ umziehen und deren Möbel ſich faſt zu jedem Umzugstermin auf „Rädern“ befinden. Sie 0 5 bereits eine gewiſſe Fertigkeit, ſich auf der Wohnungsſuche„richtig zu verhalten“. Jene anderen aber, die 5 ſind, benehmen ſich beim Wohnungſuchen äußerſt ungeſchickt. Einerſeits iſt es ihnen „peinlich“, in fremde Wohnungen hineinſehen zu müſſen, die noch bewohnt ſind Gewiß bringt ſo ein Wohnungſuchender immer eine gewiſſe Aufregung in die derzeitig bewohnte Wohnung, aber das iſt nun einmal nicht anders n Ver⸗ e der Suchenden werden aber ſo verwirrr dadurch, daß ie auf der Treppe ſchon nicht mehr wiſſen, wie die eben be⸗ ſichtigte Wohnung mgeſchich hat. Das iſt ihre Schuld. Von größtem Ungeſchick, oft auch von Mangel an Wahr⸗ aftigkeit, zeugt die Axt, eine als ungeeignet befundene ohnung abzuſchlagen. Da werden die verſchiedenſten„Tricks“ und Ausreden angewendet Die einen kommen„im Auftrage meines Freundes, meiner Schweſter, meines Onkels, einer Be⸗ kannten“, andere finden die Wohnung wundervoll, nur dies oder das paßt ihnen nicht. In Wirklichkeit aber 8 0 ſie die dun ſo lange„wundervoll“ und aus ezeichnet paſſend, als der Mietpreis noch nicht bekannt war. Plötzlich haben ſie es dann ſehr eilig, wieder davon zu kommen. Warum das alles? Gefällt eine Wohnung wirklich nicht aus dieſen oder jenen Gründen. iſt ſie etwg für die vor⸗ handenen Möbel zu klein, für die geſtellten Anſprüche nicht ſchön genug, oder hat ſie keine oder wenig Sonne— dann ſagt man das dem Hauswirt und er wird niemandem den Kopf deswegen abreißen, daß ſeine Wohnung nicht den Geſchmack des Suchenden traf. Iſt der Mietpreis aber zu hoch, dann braucht ſich niemand zu ſchämen, wenn er eingeſteht:„Die Wohnung iſt wundervoll, wie ich ſie ſuche, aber ich kann die Miete nicht bezahlen und muß daher verzichten!“ Oder:„Ich kann entſprechend meinen Einnahmen nur 50 Mark Miete monatlich ausgeben, und muß verzichten, wenn Sie auf 70 Mark beſtehen bleiben!“ Ein ſolches ehrliches, den Tatſachen entſprechendes Ge⸗ ſtändnis hat ſchon oft zur Folge gehabt, daß der Hauswirt auf vielleicht 60 Mark herunterging und eine Einigung zuſtande kam. Beſtimmt verbittert es auch die Vermietenden, ſich durch⸗ ſichtige Ausreden anhören zu müſſen und aus Höflichkeits⸗ gründen noch ſo tun müſſen, als glaube man den aufgelegten Schwindel von der Tante oder den guten Bekannten. Kein Vermieter kann doch etwas ändern, wenn die Wohnung aus baulichen Gründen nicht dem Geſchmack des Suchenden ent⸗ ſpricht und dieſer letztere das offen bekennt. Es können ja ſchließlich nicht alle den gleichen Geſchmack, Anſpruch und die gleich gefüllte Kaſſe haben— das ſollte auf der Wohnungſuche bedacht und danach auch gehandelt werden! „Großmutter.“ „Dann geh' ich zur Großmutter!“ Nie vergeſſe ich die kleine Szene, wie das dralle Bübchen in ſeiner vierjährigen Un⸗ bekümmertheit vor der Mutter ſtand, die ihm ſoeben einen Wunſch verſagte. Dann trollte der Kleine in der Richtung nach der Küche ab, wo er wußte, daß da die Großmutter war. Bekümmert ſah die junge Mutter dem Kinde nach:„So macht er's immer!“ klagte ſie halblaut, damit man ihre Stimme in der Küche nicht höre. Natürlich wieder eine der unglück⸗ lichen kleinen Nachkriegswohnungen, in die ſich zu viele Menſchen teilen müſſen. „Was ſagt denn Ihre Mutter dazu?“ erkundigte ich mich. „Das iſt es ja eben“, meinte Frau Anna leiſe,„ſie ver⸗ wöhnt den Jungen ſchrecklich. Und das hat ſo ein Kind natür⸗ lich gleich heraus!“ „Warum reden Sie denn nicht einmal ein ernſtes Wort mit ihr?“ „Ach, das habe ich verſucht“, ſeufzte die junge Frau,„aber es war alles vergebens. Gleich gibt es Tränen und Vorwürfe, von Undankbarkeit wird geredet, wo man uns doch, damit wir heiraten konnten, in die Wohnung genommen habel Nun wolle man ihr noch das letzte bißchen Freude am Leben nehmen: das Enkelkind! Dann wäre man ja ſchon beſſer gar nicht mehr auf der Welt! In dieſer Tonart geht's ununterbrochen, ſobald wir uns gegen das maßloſe Verwöhnen des Kindes wehren wollen. Zum Schluß aber kommt immer der gleiche Einwand:„Warte nur, bis du ſelbſt einmal Großmutter biſt— dann machſt du es genau ſo!“ Unwillkürlich horchte ich auf: in dem Schlußſatz der Groß⸗ mutter lag unbedingt etwas Wahres. Ging es denn nicht ſo in den meiſten Fällen? Wenn Mütter, die es noch leidlich ver⸗ ſtanden, ihre eigenen Kinder zu erziehen, erſt einmal Groß⸗ mütter geworden, dann ſchienen ſie die einfachſten Erziehungs⸗ regeln vergeſſen zu haben. Dem Enkel laſſen ſie eben einfach alles durchgehen, was ſie dem eigenen Kinde nie erlaubt hätten. Die Liebe zum Enkelkind ſcheint ihr Verantwortungsgefühl vollſtändig verdrängt zu haben. Wie mit Blindheit geſchlagen ſind ſie in bezug auf die Fehler der Enkel. Niemand aber iſt klüger als ein Kind, wenn es ſeinen Vor⸗ teil gilt.„Aha“, merkt ſich ſo ein Dreikäſehoch,„wenn auch Vater und Mutter„nein' ſagen, dann gibt's noch immer eine Großmutter, die wird ſchon ja“ ſagen! Man muß ſie nur ein bißchen liebhalten, dann tut ſie alles, was man will!“ Die törichten Großmütter in ihrer Verblendung aber ſehen nicht, wie ihnen das Kind auf der Naſe herumtanzt. Sie er⸗ füllen ſeine Wünſche und ſind ſogar in gutem Glauben, ſich für die Enkelkinder zu opfern. In Wirklichkeit aber iſt ihre hemmungsloſe Liebe nur Egoismus, der ſich ſelbſt und feine Befriedigung ſucht, ſtatt das wahre Wohl des Kindes Wenn ſchon vernünftige Mütter ſelten ſind— vernünftige Großmütter ſind es noch mehr! Und doch ſollte gerade die Großmutter, hinter der oft ein langes, erfahrungsreiches Leben liegt, weiſe und abgeklärt ſein. Vor allem gilt es, das wahre Wohl des Menſchen, den wir lieben, im Auge zu behalten. Schrankenloſe Verwöhnung aber kann nie zum wahren Wohl des Kindes werden. Denn dadurch werden Anſprüche in ihm großgezogen, die das ſpätere Leben faſt nie erfüllt. Gerade die älteren Frauen, die das Leben kennen mit all ſeinen Licht⸗ und Schattenſeiten, gerade ſie ſollten klug ſein! Hier iſt vor allem wichtig, daß Liebe mit Klugheit Hand in Hand geht— gilt es doch das ſpätere Wohl der Enkelkinder. Nicht diejenige wird„Großmutter“ im wahren Sinne des Wortes ſein, die in blinder Vergötterung ihre Enkel verwöhnt und ihnen dadurch das Leben dereinſt erſchwert— ſondern jene, der das wahre Wohl ihrer Nachkommen am Herzen liegt: ihre Ertüchtigung zu brauchbaren, verantwortungsvollen Menſchen! J. Adams. Zehn Gebote für die Ehefrau. Uebe dich nicht in der Rechthaberei, beſonders nicht deinem Manne gegenüber, denn eine rechthaberiſche Frau iſt jeder weiblichen Anmut bar. Ein Mann liebt aber an der Frau gerade die Anmut. Habe nicht immer„keine Zeit“, wenn dein Mann gern möchte, daß du Zeit für ihn hätteſt, denn dadurch beginnt er ſich langſam von dir fortzuwenden Schneide deinem Manne nicht allen männlichen Verkehr ab, in der illuſoriſchen Hoffnung, du allein könnteſt ihm ge⸗ nügen, denn ein Mann muß auch einmal ein Wort mit Männern ſprechen, ſonſt wird er zum Waſchlappen. Dränge dich nicht voller Neugier gewaltſam in das Vor⸗ leben deines Mannes, denn was ein Mann nicht erzählen will das erzählt er doch nicht, und deine Neugier kann ſchließlich nur Aerger heraufbeſchwören. Poche nicht immer nur auf dein Recht, denn du würdeſt es 8 50 pocn, dee 8060 0 50 Mann 1 ebenfalls auf ſeine e pocht. Jedes Recht gebiert eine Pflicht. Dadurch gleichen ſich Rechte und Pflichten vollkommen aus. b Laufe nicht immer, wenn dein Mann nach Hauſe kommt, in alter, abgelegter, häßlicher Kleidung umher, denn dein Mann ſieht dich gern ſo hübſch und adrett gekleidet, wie du als Braut gekleidet gingſt. Alſo empfange ihn ſo bei ſeiner Heimkehr. Schwärme zu deinem Manne nicht immer von den Vor⸗ zügen anderer Männer, denn er könnte eines Tages Gleiches mit Gleichem vergelten und auch nach einer anderen Frau Um⸗ ſchau halten, die die Vorzüge an ihm entdeckt, die du nicht an ihm fandeſt. 5 „Mache deinem Manne nicht immer mit unerfüllbaren Wünſchen das Leben 0 denn es iſt ſchon nicht leicht für n erfüllbaren Wünſchen und Anforderungen gerecht zu erden. Tiſche deinem Manne nicht immer mit der Mahlzeit auch unangenehme Geſchehniſſe auf, denn du nimmſt ihm dadurch den Appetit und dir iſt nicht geholfen. 5 Verſtehe zur rechten Zeit zu ſprechen und zur rechten Zeit zu ſchweigen, denn das iſt eine weſentliche Vorausſetzung für eine gute Ehe. Erika Thomy. Es wird wieder Frühling. Die jungen Kräuter als Frühjahrskur. Kommt der März ins Land, dann freuen wir ans über die jungen Triebe und Sproſſen in Gärten, auf Wieſen und Rainen. In tiefen Atemzügen ſaugen wir ihren würzigen belebenden Duft ein; aber dabei ſollten wir es nicht bewenden laſſen. Wenn ſchon der Anblick und der Duft des jungen Grüns unſere Nerven und Sinne ſo belebt und ſtärkt, wiepſel mehr werden uns dieſe Kräfte zugute kommen, wenn wir ſie als Speiſe genießen. Ein Menſch mit natürlichem, unverbildetem Inſtinkt ſehnt ſich nach dem jungen Grün in dieſer Zeit, und ſo iſt es eine althergebrachte Sitte, am Gründonnerstag etwas Grünes auf den Tiſch zu bringen, ſei es nun ein Spinatgemüſe, eine Kerbel⸗ ſuppe, ein Rapunzelſalat oder auch ein Kräuterpfannkuchen, nicht nur als Schmuck, ſondern auch als Speiſe; eine gute alte Gewohnheit, die wir beibehalten wollen, nicht nur für den Gründonnerstag und die Oſterfeiertage, ſondern für die ganze weitere Zeit. Wir fangen damit an, wenn wir die erſten zarten Blättchen der Schafgarbe, des Löwenzahns, der Brenneſſel, des Sauer⸗ ampfers, des Kerbels, der Brunnenkreſſe und vieler anderer eßbaren Kräutlein finden. Zuweilen wird man ſagen, mit ein paar Kräuterblättchen kann man doch nicht viel anfangen; das iſt doch nicht der Mühe wert, ſie heim zu bringen! Man be⸗ denke aber, wenig von dieſem erſten Grün kann unſerer Ge⸗ ſundheit mehr nützen, als ſpäter große Mengen; es kommt eben nicht immer auf die Menge an. Auch wenige Blätter kann man fein wiegen und auf das Butterbrot legen oder in die Suppe ſchütten— aber nicht mit kochen laſſen—, oder auf den Quark ſtreuen, den man gerade für den Tiſch zurecht ge⸗ macht hat, oder über ein Rührei, oder unter einen Kartoffel⸗ oder Gemüſeſalat miſchen. Welch feſtliches Ausſehen gibt das gleich, und das freudige Bewußtſein: es iſt wieder Frühling. A. E. Der Frühlingsaufſatz. Auch der Frühling ſpiegelt ſich verſchieden im Gemüt des Menſchen. Intereſſant iſt, was Klein Grete in der Volksſchule darüber ſchreibt:„Der Frühling kommt nach dem Winter. Er iſt die erſte der vier Jahreszeiten. Im Frühling legen die Hühner wieder Eier und die Bauern Kartoffeln...“ Die praktiſche Hausfrau. f. Mülleimer bedeutend haltbarer zu machen. Mülleimer werden bedeutend haltbarer, wenn man den Boden mit terpentinverdünntem Aſphaltlack beſtreicht. Letzteren erhält man in Farbengeſchäften. Der Geruch verſchwindet nach kurzem Auslüften. f. Waſſerflecke oder weiße Flecke, die häufig auf Möbeln durch heißes Waſſer oder durch Aufſtellen von heißen Schüſſeln entſtehen, kann man auf verſchiedene Art entfernen. Entweder gießt man Eſſig darauf, läßt ihn einige Zeit ſtehen und reibt dann die Stelle mit einem Wolltuch ab. Oder man benutzt etwas angefeuchtetes Kochſalz zum Ausziehen, wäſcht die Stelle ab und reibt ſie mit einem Kork blank. f. Um beim Entfernen der Aſche aus den Kochherden oder Oefen das ſehr läſtige und ſchmutzende Stauben zu vermeiden, empfiehlt es ſich, den Eimer mit einem feuchten Tuch zu be⸗ decken und es nur leicht anzuheben, um mit der gefüllten Kohlenſchaufel in den Eimer zu gelangen. f. Schwere Möbelſtücke verrücken. Nicht wenig Mühe macht es der Hausfrau, wenn ein größeres Möbelſtück von einem Platz nach dem anderen gerückt werden muß. Ohne viel An⸗ ſtrengung kann man es verſchieben, wenn man das zu ver⸗ ſetzende Möbelſtück an den Kanten ankippt und unter jeden Fuß einen Filzpantoffel ſchiebt. Danach kann man den Gegen⸗ ſtand ziehen und hat keineswegs zu befürchten, daß er Schrammen auf dem Fußboden hinterläßt. Allerlei Zwiebelgerichte. Zwiebelſuppe. Ein Pfund Zwiebeln ſchält man und ſchneidet ſie in feine Scheibchen. Dieſe läßt man in Fett oder Oel hellgelb werden(ja nicht ſchwarz!), gibt 1 Liter Milch dazu, ſalzt und läßt die Suppe kochen. In die Suppenſchüſſel legt man drei bis vier Schnitten Brot, mit geriebenem Kräuterkäſe beſtreut, gießt die Suppe darüber und trägt auf. Zwiebel Frittate. Schöne weiße Zwiebeln ſchneidet man in Scheiben und läßt ſie in kaltem Waſſer eine Stunde ſtehen. Man trocknet ſie ab und läßt ſie in heißem Oel oder Fett hell⸗ braun werden. Man muß achtgeben, daß die Zwiebeln nicht ſchwarz werden. Wenn ſie ſich zu färben anfangen, werden ſie geſalzen und mit geſchlagenen Eiern übergoſſen. Zwiebelgemüſe mit brauner Tunke. Schöne gleichmäßige Zwiebeln werden gehäutet und in Salzwaſſer gar gekocht— das erſte Waſſer ſchüttet man ab Sind die Zwiebeln ſchön weich, macht man eine Einbrenne aus 1½ Löffeln Mehl, die man mit Brühe ablöſcht und bei der auch Zucker nicht fehlen darf. Butter und Zucker müſſen braun ſein, ehe man das mit Waſſer glattgerührte Mehl dazu gibt. In dieſer ſämtigen Tunke, die man mit Salz abſchmeckt, werden die Zwiebeln noch einige Zeit mitgekochi. Ebenſo kann man die Zwiebeln in einer Tomatentunke kochen und mit Zitronenſaft beträufeln, oder mit einer Bechamelſoße bereiten. Gebackene Zwiebelringe. Aus großen Zwiebeln, die man in Scheiben geſchnitten hat, löſt man Scheiben, wendet ſie in Mehl und bäckt ſie in heißem Fett knuſprig. Man bekommt die leckerſten zwiebelringe, die man ſich nur denken kann. Zwiebelſoße. Zwei bis drei mittlere Zwiebeln hackt man und kocht ſie mut Salz, Pfeffer und etwas geriebener Muskat⸗ nuß in 1%½ Taſſen Milch und ſiebi ſie dann ab. Aus 1% Eß⸗ löffeln Butter und 1 Eßlöfſeln Mehl macht man eine Ein⸗ brenne, die man mit der Zwiebelmilch aufgießt. Man läßt noch zehn Minuten kochen. Die Tunke muß recht dick ſein. Gefüllte Zwiebeln. Die großen Oporto⸗ oder Madeira⸗ zwiebeln eignen ſich am beſten hierzu Nachdem ſie gehäutet und in Waſſer halb gar gekocht wurden, ſchneidet man vor⸗ ſichtig mit einem ſcharfen Meſſer einen Deckel ab, löſt die Hälfte des Innern aus und füllt die Zwiebeln mit einem Ge⸗ miſch von Reis und Tomaten, oder man ſchabt Leber, die man unter den gekochten Reis gibt, oder man macht eine Füllung von geſchmorten Pilzen(Es können auch eingeweckte oder getrocknete ſein, die man vorher gut eingeweicht hat und durch die Maſchine drehte. Aber eine Füllung von friſchem oder gekochtem Fleiſch, mit Pfeffer, Salz, Kümmel, Ei und ge⸗ mebener Semmel vermiſcht, iſt auch nicht zu verachten.— Der Deckel der Zwiebel muß auch etwas ausgehöhlt werden, um dem ſich dehnenden Zwiebelinhalt Raum zu geben Es ſieht ſchlecht aus, wenn die Zwiebeln nicht gut geſchloſſen ſind Der Deckel wird kreuzweiſe e Die ſo gefüllten Zwiebeln ſetzt man in eine Kaſſerolle, gibt Fett daran und ſchmort ſie im Bratojen. Mit vorhandener ene kann man ſie ſervieren. Gänſebratenſoße ſchmeckt beſonders gut dazu, aber auch jede andere Soße. E. Th. niſt. Pol eine mög Fra Ber Luf: der und die land nun tend lon der Br Ge ſich verl! Wir was heer „Um kung land das inne 1919 Jahr tung