E Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm.Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Rr. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Nages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Berkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D. ⸗A. II. 35: 1200. 355 Jahrgang i Slartzer Staat, geſunde Wirtschaft Die deutſche Wehrhoheit.— Wirtſchaftlicher Viederaufbau. Geſchäfktsabſchlüſſe und Außenhandelsergebnis. Auch in der letzten Woche haben die politiſchen Ereig⸗ niſſe einen unbedingten Vorrang vor den wirtſchaftlichen Vorgängen. Durch die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht hat der Führer die Innen⸗ und Außenpolitik des Reiches auf eine neue feſte Grundlage geſtellt. Die deutſche Wirtſchaft aber hat aus der Abwehrbereitſchaft und dem Verteidigungswillen der Reichsregierung eine feſte und ſichere Stütze für ihre friedliche Aufbauarbeit erhalten. Die Erfahrung aller 1 hat gelehrt, daß die Wirtſchaft eines Landes auf die Dauer nur im Zeichen einer ſtarken und entſchloſſenen Staatsführung zu gedeihen vermag. Wenn auch, wie bereits betont, die politiſchen Vorgänge alles andere in den Schatten ſtellten, ſo liegen doch auch auf wirtſchaftlichem Gebiet verſchiedene ſehr bedeutſame Tat⸗ ſachenergebniſſe vor. Reichswirtſchaftsminiſter und Reichs⸗ bankpräſident Dr. Schacht hat den Aufbau des gewerb⸗ lichen Organiſationsweſens durch Schaffung von Bezirks⸗ wirtſchaftskammern klargeſtellt und damit einen weiteren entſcheidenden Schritt in der Durchführung des wirtſchaft⸗ lichen Wiederaufbaues getan. Ferner hat der Leiter der Reichsgruppe Induſtrie, Regierungsrat a. D. Hecker, gleichzeitig eine Anordnung über die Bildung von induſtriel⸗ len Bezirksgruppen erlaſſen. Bis zur Bildung der Reichs⸗ gaue werden die Treuhänderbezirke als Wirtſchaftsbezirke zugrunde gelegt. Die Anordnung des Leiters der Reichs⸗ grüppe Induſtrie übernimmt aus der Verfügung des Reichs⸗ wirtſchaftsminiſters die räumliche Beſtimmung der Wirt⸗ ſchaftsbezirke, hält aber einheitlich daran feſt, daß jeweils nur eine Bezirksgruppe für jeden Wirtſchaftsbezirk eingerich⸗ tet wird. Eine der nächſten Aufgaben wird es nunmehr ſein, innerhalb der Bezirke eine Abgrenzung der Arbeits⸗ gebiete der gemiſcht⸗induſtriellen Bezirksgruppen und der be⸗ zirklich⸗fachlichen Gruppen ſowie der Induſtrie⸗ und Handels⸗ kammern vorzunehmen. Immerhin iſt ſchon nach der Durch⸗ führung der beiden neuen Anordnungen der Weg zu einer ungehinderten, tatkräftigen Zuſammenarbeit der wirtſchaft⸗ lichen Körperſchaften frei. Weiterhin verdient die Tatſache hervorgehoben zu wer⸗ den, daß das Angebot auf eine Zinsermäßigung bei den öffentlichen Anleihen nur von rund 0,6 Prozent des an dieſer geſetzlichen Regelung beteiligten Geſamtkapitals von über 2 Milliarden RM. abgelehnt worden iſt. Damit haben die Zinsſenkungsmaßnahmen der Reichsregierung auch nach dieſer Richtung einen vollen Erfolg erzielt. Für das unbe⸗ chats Vertrauen zu der amtlicherſeits verfolgten Wirt⸗ ſchaftspolitik iſt auch die Entwicklung des Spareinla⸗ 3 kennzeichnend. Nach den Zweimonats⸗ llanzen der deutſchen öffentlichen Sparkaſſen für Ende De⸗ zember 1934, die in dieſen Tagen veröffentlicht wurden, hat ſich im vergangenen Jahre einſchl. der Uebertragungen aus der Aufwertungsrechnung eine Spareinlagenſteigerung von etwa 1500 Millionen RM. ergeben, von denen rund 650 Mil⸗ llonen RM. auf echten Spareinlagenzuwachs entfallen. Selbſtverſtändlich hat die günſtige Einlagenentwicklung auch 0 1 Tätigkeit der Sparkaſſen im Kreditgeſchäft gestattet. Auch die Deutſche Bau⸗ und Boden⸗Bank A.⸗G. hat ſich, wie der Geſchäftsbericht erkennen ließ, lebhaft für die Förderung von Wohnungsbau und Arbeitsbeſchaffung ein⸗ geſetzt. Die Umſätze dieſes Unternehmens haben ſich im vergangenen Jahr auf 17,3 Milliarden RM.(i. V. 5,9) ge⸗ ſteigert, alſo beinahe verdreifacht. Die Bilanzſumme ſtieg von 285 auf 453 Millionen RM. Unter den Geſchäftsabſchlüſſen der vorigen Woche ſind vor allem die Bilanzen der Mitteldeutſchen Stahlwerke und der Eiſenwerksgeſellſchaft Maximilianshütte hervorzuheben, die neben der organiſatoriſchen Umgruppierung die ge⸗ beſſerte Konjunkturlage der Eiſeninduſtrie erkennen ließen. Die Gemeinſchaftsgruppe Deutſcher Hypothekenbanken bringt wiederum eine Dividende von 5 Prozent zur Ausſchüttung. Die im Geſchäftsſahr 1934 eingetretene Entſpannung iſt zu einer inneren Kräftigung der in Frage kommenden In⸗ ſtitute verwandt worden. Weiterhin iſt bemerkenswert, daß ſich die Zahl der Zwangsverſteigerungen und Zwangsver⸗ waltungen verringert hat. Schließlich iſt noch das deutſche Außen handels⸗ ergebnis im Februar zu erwähnen, das gegenüber anuar einen verringerten Einfuhrüberſchuß ergab. Die Zahlen laſſen erſtmalig— wenn auch nur in geringem aße— die mit dem 18. Februar erfolgte Rückgliederung des Saargebietes erkennen. Die dadurch bewirkte Erweite⸗ rung des deutſchen Wirtſchaftsgebietes wird bei der Be⸗ urteilung der handelsſtatiſtiſchen Ergebniſſe in den kommen⸗ den Monaten beſonders zu berückſichtigen ſein. Die bereits erwähnte Verringerung des Einfuhrüberſchuſſes im Fe⸗ ar gegenüber dem Vormonat ergibt ſich vorwiegend aus m Warenverkehr mit Europa. Bemerkenswerterweiſe iſt r Einfuhrüberſchuß im Handelsverkehr mit den Vereinig⸗ Staaten, der im Januar etwas zugenommen hatte, im bruar erſtmalig durch einen kleinen Einfuhrüberſchuß abgelöſt worden. Völkerbundsrat am 15. April Laut Mitteilung der Auatoliſchen Telegraphenagentur der derzeitige Ratspräſident Tewfik Rüſchtü Aras Genfer Generalſekretariat ſeine Entſcheidung mitge⸗ teilt, den Bölkerbundsrat auf den 15. April einzuberufen, alſo nach der Konferenz von Streſa und den anderen ge⸗ dlanten Besprechungen. ere Montag, den 25. März 1935 Nr. * Beginn der deutſch⸗engliſchen Beſprechungen Berlin, 25. März. Der Führer und Reichskanzler kraf Sonnabendmiktag nach Beendigung ſeines Wiesbadener Aufenthaltes wieder auf dem Berliner Flughafen Te of ein und begab ſich ſofort in die Reichskanzlei. Bei Abfahrt aus Wies⸗ baden hatte ihm die Bevölkerung ſtürmiſche Huldigungen dargebracht. Am heutigen Montag beginnen die Beſprechungen zwi⸗ ſchen dem Führer und dem engliſchen Außenminiſter Sir John Simon. Selten ſtanden diplomatiſche Unterhaltun⸗ gen ſo ſtark im Mittelpunkt des europäiſchen Intereſſes wie der Veſuch der engliſchen Miniſter. Selten aber auch iſt eine ſo klare politiſche Situation geſchaffen, wie es dies⸗ mal der Fall iſt. Es iſt tatſächlich ſo, wie Reichsaußenmini⸗ ſter von Neurath kürzlich in ſeinem Interview erklärte, daß man in Berlin ſich über Realitäten und nicht über Phraſen unterhalten werde. Der Wunſch, in dem Europa von heute eine klare Friedensorganiſation auf dem Boden der Gleich⸗ heit zu beſprechen, iſt beiden Verhandlungsteilen gleich wich⸗ tig. Durch den Beſuch, den Unterſtaatsſekretär und Großſiegelbewahrer Eden unmittelbar vorher in Paris ge⸗ macht hat, um dann gemeinſam mit dem Außenminiſter Simon nach Berlin zu kommen, hat zweifellos dazu bei⸗ getragen, die Atmoſphäre noch weiter zu klären und für beide Teile wichtige Informationsmöglichkeiten zu ſichern. Wenn wir einen Wunſch für die Verhandlungen ausſprechen dür⸗ fen, dann iſt es der, daß in ihnen die engliſchen Herren von dem ehrlichen Willen zum Frieden überzeugt werden, den das neue Deutſchland aus ſeiner geiſtigen Baſis, der nationalſozialiſtiſchen Idee, ſchöpft. Gimon über ſeine Aufgabe Der engliſche Außenminiſter hat vor Antritt ſeiner Ber⸗ liner Reiſe noch zweimal öffentlich geſprochen, und zwar zu⸗ nächſt in Gilderſome, wo er ſich für die Einigkeit des Unter⸗ hauſes in der letzten außenpolitiſchen Debatte bedankte. In Birſtall kam Sir John Simon ſodann auf ſeine Berliner Reiſe zu ſprechen. Niemand wiſſe beſſer als die Regierung, wie ernſt und wie ſchwierig ihre Aufgabe ſei. Aber es ſei richtig, daß England dieſe Aufgabe auf ſich nehme. Was immer der Erfolg des Berliner Beſuchs ſein möge, er werde nichts Plötzliches oder Ueberraſchendes zuſtande bringen, denn er ſei nur der Anfang eines Prozeſſes, deſſen Weiterenkwicklung im großen Umfange von der Klugheit und der Beharrlichkeit abhänge, mik der England dieſe An⸗ gelegenheit behandele. „Ein neuer und entſcheidender Abſchnitt in den gegen⸗ wärtigen europäiſchen Verhandlungen beginnt während des Wochenendes“, ſchreibt der diplomatiſche Mitarbeiter der „Morning ⸗Poſt“ und gibt damit die Anſicht der ge⸗ ſamten engliſchen Preſſe wieder, die dem bevorſtehenden engliſchen Miniſterbeſuch in Berlin mit größter Spannung und Erwartung entgegenſieht. Der diplomatiſche Mitarbeiter der„Daily Mail“ meldet, daß die engliſche Regierung die Einberufung einer europäiſchen Mächte⸗Konferenz ein⸗ ſchließlich Deutſchlands nach London plane, falls die Berliner Beſprechungen erfolgreich ausfallen. Die britiſchen Miniſter ſehen dem Ergebnis des Berliner Beſuches hoffnungsvoll entgegen. Man ſei der Anſicht, daß ein direkter und offener Meinungsaustauſch zwiſchen dem Führer und dem engliſchen Außenminiſter viele Fragen löſen könne. Der Empfang der Engländer Der engliſche Außenminiſter Sir John Simon und Lordſiegelbewahrer Eden ſind am Fonntag nachmittag um 17.30 Uhr in einem Sonderflugzeug der Imperial Airways auf dem Berliner Zentralflughafen Tempelhof gelandet. In der Umgebung des Flughafens hatte ſich am Sonn⸗ tag nachmittag eine nach vielen Tauſenden zählende Menge angeſammelt. Das Flughafengelände ſelbſt war faſt bis auf den letzten Platz von Zuſchauern gefüllt. Bald nach 17 Uhr fanden ſich die amtlichen Perſönlichkeiten ein: der engliſche Botſchaft Sir Eric Phipps mit den Herren der Bot⸗ ſchaft, Reichsaußenminiſter Freiherr von Neurath, der Staatsſekretär in der Präſidialkanzlei Dr. Meißner als perſönlicher Vertreter des Führers und Reichskanzlers, der Staatsſekretär des Auswärtigen Amtes, von Bül o w, der Chef des Protokolls Graf Baſſewitz. Die inländiſche und ausländiſche, insbeſondere die engliſche Preſſe, war ebenfalls zahlreich vertreten. Auf dem Nollfeld war der erſte Sturm der Leibſtandarte Adolf Hitler als Ehrenbereitſchaft angetreten. Pünktlich um 17.30 Uhr ſetzte das Flugzeug zur Landung an. Die offiziellen Perſönlichkeiten traten auf das Rollfeld. Als erſter verließ Außenminister Sir John Simon das Flugzeug. Er begrüßte den Reichsaußenminiſter Freiherrn von Neurath, mit dem er ſich eine Zeitlang unterhielt; er begrüßte weiter den engliſchen Botſchafter, die Staatsſekretäre und die übrigen zum Empfang erſchienenen Perſönlichkeiten. Nach Simon verließ Lordſiegelbewahrer Eden das Flugzeug. Der Kommandant des Ehrenſturms der Leibſtandarte Adolf Hitler meldete dem engliſchen Außen⸗ miniſter die für die englischen Staatsmänner angetretene Ehrenbereitſchaft. e Miniſter beſtiegen darauf die bereitſtehenden Kraft⸗ wagen. Die engliſchen Gäſte wurden von dem vieltauſend⸗ köpfigen Publikum lebhaft begrüßt. Die Fahrt ging vom Flughafen zum Hotel Adlon, wo die engliſchen Miniſter Wohnung nehmen. Die engliſchen Gäſte begaben ſich zunächſt zur engli⸗ ſchen Botſchaft, wo ſie gemeinſam den Tee einnah⸗ men. Als die Miniſter in der Wilhelmſtraße eintrafen, hatte ſich hier, wie auch vor dem Hotel Adlon und in der Straße Unter den Linden, eine große Menſchenmenge an⸗ geſammelt, die den Miniſtern einen herzlichen Empfang be⸗ reitete. Auch während die engliſchen und die deutſchen Mi⸗ niſter in der engliſchen Botſchaft zum Tee weilten, hielt die wartende Menſchenmenge in unverminderter Stärke die Bürgerſteige der Wilhelmſtraße und der Linden beſetzt. Eine Ueberraſchung bedeutete es für ſie, als plötzlich Dr. Goebbels im offenen Wagen durch die Wilhelmſtraße fuhr. Ihm wurden herzliche Kundgebungen bereitet. England wünſcht erſt Como, dann Genf In politiſchen Londoner Kreiſen iſt man der Auffaſſung, es wäre beſſer, wenn der Völkerbundsrat ſich erſt nach der Zuſammenkunft in Norditalien mit der franzöſiſchen Be⸗ ſchwerde beſchäftigen würde, denn dann wäre der Völker⸗ bundsrat in der Lage, alle bei dieſer Zuſammenkunft be⸗ reits vorgebrachten E punkte und Möglichkeiten bei der⸗ Behandlung des franzd en Antrags zu erörtern. Ic Ne eien Wade Die Pariſer Beſprechungen Konferenz in Streſa am 11. April. Paris, 25. März. Am Samstag fanden hier die franzöſiſch⸗engliſch⸗italie⸗ niſchen Beſprechungen ſtatt. Am Schluſſe wurde folgende amtliche Verlautbarung ausgegeben: „Außenminiſter Laval, Lordſiegelbewahrer Eden und Unterſtaatsſekretär Suvich ſind am Samstag am Quai d'Orſay zuſammengetroffen und haben einen Mei⸗ nungsaustauſch über die allgemeine Lage vorgenommen. Im Laufe der Ausſprache iſt daran erinnert worden, daß der Beſuch der engliſchen Miniſter in Berlin einen In⸗ formationscharakter hat und daß der Rahmen und der Ge⸗ genſtand ihrer Beſprechungen dem entſpricht, was in der Londoner Verlautbarung vom 3. Februar ausgemacht worden iſt, auf der ſich die Einheit der Anſichten der Re⸗ gierungen in London, Paris und Rom begründet. Es ift beſchloſſen worden, daß die Außenminiſter Eng⸗ lands, Frankreichs und Italiens ſich nach dem Berliner Beſuch und den anderen engliſchen Beſuchen in Moskau, Warſchau und Prag, bei denen die franzöſiſche und ſtalie⸗ niſche Regierung die Engländer mit ihren Münſchen beglei⸗ ken, am 11. April in Streſa zuſammenkreffen werden. Außenminiſter Laval, Lordſiegelbewahrer Eden und Un⸗ kerſtaatsſekretär Suvich haben mit Befriedigung die völ⸗ lige Solidarität ihrer Regierungen feſtgeſtelll.“ In franzöſiſchen politiſchen Kreiſen legt man offenbar Wert darauf, nach der Beendigung der Besprechungen er⸗ neut zu betonen, daß man ſtarr an der bisherigen Einſtellu ng feſthält. So wird erzählt, die franzöſiſche Regierung wolle bei den laufenden Verhandlungen den amtlichen deutſchen Beſchluß auf Wiedereinführung der Wehrpflicht und auf Schaffung eines Heeres von 36 Dini⸗ ſtonen nicht beruckſichtigen. Er ift der Auffäſſung, daß gat ſolches Heer Deutſchland eine Ueberlegenheit gegenüber den Armeen der Nachbarſtaaten und nicht nur die geforderte Gleichberechtigung verleihen würde. Als Tag der Zuſammenkunft des Völkerbunds⸗ rates denkt man ſich in Paris den 16. April. Laval würde ſeine geplante Reiſe nach Moskau entweder in der erſten Aprilwoche, alſo vor der Streſa⸗Beſprechung, oder in der letzten Aprilwoche, alſo nach der Völkerbunds⸗ ſitzung, unternehmen. Kleine politiſche Meldungen In franzöſiſchen politiſchen Kreiſen rechnet man damit, daß die geplante Reiſe des e Außenminiſters Laval nach Moskau zwiſchen dem 10. und dem 20. April erfolgen werde. Im polniſchen Sejm wurde gegen die Stimmen der Oppoſition das Vollmachtsgeſetz angenommen, das nach Schluß der Sejmſeſſion den Pröſidenten ermächtigt, Verordnungen mit Geſetzeskraft zu erlaſſen. Neue Rüſtungs forderungen in Frankreich 5 Der franzöſiſche Kriegsminiſter Maurin hat einen Ge⸗ ſetzesvorſchlag eingebracht, der es den Reſerveoffizieren er⸗ laubt, erneut in den aktiven Dienſt einzutreten. Die Min⸗ deſtverpflichtung beträgt ſechs Monate und die Höchſtgrenze acht Jahre. Außerdem ſoll die Zahl der Berufsſoldaten und ſogenannten Spezialiſten, die bisher auf 117000 Mann feſt⸗ geſetzt war, erhöht werden. i Verkauf Madagaskars an Italien? London, 25. März.„Sunday Expreß“ meldet in großer Aufmachung, daß Frankreich im Rahmen der franzöſiſch⸗ italieniſchen Berſtändigung bereit ſei, die Inſel Madagas⸗ kar für 75 Millionen Pfund an Italien zu verkaufen. Or. Goebbels an die Aoͤreſſe Frankreichs. Reichsminiſter Dr. Goebbels begab ſich von Wies⸗ baden im Sonderflugzeug nach Hannover, um dort in einer gewaltigen Kundgebung in der Stadthalle zu ſprechen. Außer dem rieſigen Kuppelſaal der Stadthalle waren noch fünf große Säle überfüllt. Mit großem Jubel begrüßt, wandte ſich Dr. Goebbels zunächſt innenpolitiſchen Proble⸗ men zu und ging anſchließend auf die außenpolitiſche Ltige ein. Auf abſehbare Zeit— ſo führte der Miniſter aus— werde es in Deutſchland keinen Staatsmann mehr geben, der auf die Lebensrechte ſeines eigenen Volkes verzichte, nur um damit die Welt zu beruhigen. Deutſchland wolle nichts als die volle Gleichberechtigung mit den anderen großen Nationen. Als uns die Welt diete verweigerte, haben wir ihre Konferenzen verlaſſen. Wir haben am 16. März die Maßnahmen getroffen, um die Sicherheit unſeres Volkes wieder der eigenen Kraft der Nation zu überantworten. Wir bauen keine Armee auf, um Krieg zu führen, ſondern um den Frieden zu be⸗ wahren; denn nicht das bewaffnete, ſondern das unbewaff⸗ nete Deutſchland habe Europa beunruhigt. Die Welt ſei durch das Wehrgeſetz vom 16. März nicht überraſcht wor⸗ den. Sie habe längſt gewußt, was vor ſich ging, ja ſogar mehr, als katſächlich der Fall war. Dr. Goebbels führte zum Beweis die kürzlich ſchon von ihm zitierten Reden Baldwins und anderer ausländiſcher Staatsmänner an, in denen ſie ſchon längſt die deutſchen Rüſtungen als Tatſache hingeſtellt hatten. Der Miniſter kam dann auf die Klage Frank⸗ reichs beim Völkerbund zu ſprechen und fragte, ob Frankreich dort auch gleichzeitig über ſeine eigene Nicht⸗ abrüſtung verhandeln kaſſen wolle, durch die es ſelbſt den Verſailler Vertrag verletzt habe. Warum antworte Frankreich nicht auf die Friedens⸗ angebote, die ihm von Deutſchland gemacht worden ſeien? Es werde erkennen müſſen, daß Deutſchland ehrlich den Frieden wolle. Allerdings wolle Deutſchland als gleich⸗ berechtigte Großmacht behandelt werden. Von dieſer Ent⸗ ſchloſſenheit ſei es nicht mehr abzubringen, mit dieſer Tat⸗ ſache müſſe die Welt ſich abfinden. Die Völker hätten längſt erkannt, daß es nichts gebe, was den Frieden gefährden müſſe, niemand wolle den Krieg; warum alſo rede man immer vom Krieg? Niemand wolle ein wirtſchaftliches Chaos, warum ſpiele man damit? Deutſchland wolle nichts anderes, als das, was die an⸗ deren Völker als ihr ſelbſtverſtändliches Recht beanſpruchen: Die Ehre und die nakionale Souveränität. Es ſei ande⸗ rerſeits gewillt, dieſes Recht auch allen anderen Völkern zuzuerkennen. Es habe keinen Ehrgeiz, kriegeriſche Lor eeren zu ſuchen, denn es habe große innere Aufgaben vor ſich: die konſequente Forkführung der Arbeitsſchlacht, die Erzeugungsſchlacht und die große Reichsreform. Wenn man heute eine Jugend auf den Straßen in den nationalſozialiſtiſchen Formationen, im Arbeitsdienſt und in der Wehrmacht marſchieren ſehe, eine Jugend, die unter dem vergangenen Regime auf den Stempelſtellen hätte verwahr⸗ loſen müſſen, ſo wiſſe man, daß hinter dem nationalſoziali⸗ ſtiſchen Aufbau ein ganzes Volk ſtehe, gewillt, das Regime Adolf Hitlers gegen ſeine Feinde zu ſchützer, ge⸗ willt aber auch, nach beſten Kräften am Neubau einer beſſe⸗ ren Weltordnung mitzuarbeiten. Die Rede wurde immer wieder von ſtürmiſchem Bei⸗ fall unterbrochen und endete unter minutenlangem Hände⸗ klatſchen der vielen Tauſende Zuhörer. Dr. Goebbels flog gleich nach Beendigung der Maſſenkundgebung nach Ber⸗ in zurück. Muſſolinis ſtarke Worte Anläßlich des 16. Gründungstages der faſchiſtiſchen Kampfbünde hat Muſſolini vom Balkon des Palazzo Venezia aus an die faſchiſtiſche Jugend eine kurze, aber ganz auf die politiſche Gegenwart zugeſchnittene Rede gehalten, in der er u. a. ausführte: en politiſchen Gegen⸗ el wunderbarer Ruhe. Heute iſt Italien na en erſtarkt. Kein Er ⸗ eignis wird uns unvorbere t finden. Dieſe Tat⸗ ſache ermöglicht uns, trotzig der nächſten Aufgabe einer nicht ge⸗ rade fernliegenden Zukunft ins Auge zu ſchauen. Wir ſind zu jeder Aufgabe bereit, die uns das Schickſal ſtellt, auch, wenn es nötig ſein muß, über alle Hinderniſſe hinweg, die ſich uns in den Weg ſtellen ſollten. Unſer Wille zum Frieden und zur Zuſammen⸗ arbeſt in Europa verfügt auch über etliche Millionen Stahlbajonette. Morgen ſchon ſind wir bereit, zu zeigen, welcher Geiſt und welcher Mut das liche Italien des Faſchis⸗ mus unter dem Zeichen des Liktorenbü beſeelt.“ Am gleichen Tage hat der italieniſche Regierungschef in ſeiner Eigenſchaft Miniſter der italieniſchen Wehr⸗ macht die ſchriftliche Einberufung der ganzen Jahresklaſſe Die Einberufung der amt als Vorſichtsmaßregel be⸗ „Inet ordnet. es Reichsinnenminiſters. Berlin, 25. März. hallen am Kaiſerdamm wurde die Wunder des Lebens“ feierlich er⸗ In den Ausſtellungs roße Ausſtellung„2 Dr. ick, J den ſter Dr. Fr eichsernährungsminiſter Darre und Reichs⸗ Ar Heitc i Indi 5 arbeit mier Seld e. Nach den Präludien von Franz von Liſzt, die vom Philharmoniſchen Orcheſter geſpielt wur⸗ 5 nahm Bürgermeiſter Dr. Maretzky das Wort zu einer Begrüßungsanſprache. Das„Jubilate“ von Händel, geſungen vom Chor der Berliner Singakademie leitete zu der Eröff⸗ nungsanſprache des Reichs⸗ und preußiſchen Miniſters des Innern Dr. Frick über. Er führte u. a. aus: Der Sinn des Lebens als eine Aufgabe, die jedes irdiſche Weſen zu erfüllen hat, und der auch der Menſch als„Krone der Schöpfung“ ſich nicht ungeſtraft entziehen kann und darf, das iſt es, was in dieſer Ausſtellung ſich aus dem Geſetz des Lebens entwickeln ſoll. 85 Der Menſch muß wieder lernen, daß er ja auch nur ein Teil der Natur ſelbſt iſt. Er ſoll ſeine Ueberheblichkeit ab⸗ legen und ſich als ein Glied der großen Volksgemeinſchaft fühlen, die ihn dazu verpflichtet, verantwortlich an der Er⸗ füllung ſeiner eigenen Lebensaufgabe mitzuwirken, nämlich das geſunde Erbgut der Vorfahren zu erhalten und es in der ununterbrochenen Kette der Geſchlechter rein weiterzu⸗ geben, um auf dieſe Weiſe gewiſſermaßen ſelbſt unſterblich zu ſein! Eine ſolche Auffaſſung vom Leben iſt der Kern na⸗ tionalſozialiſtiſcher Weltanſchauung, die es auf allen Gebieten des Staates, der Wirtſchaft und des Lebens durchzuſetzen gilt. Die Bedeutung der Vererbung und Raſſenlehre für den deutſchen Menſchen iſt weiten Kreiſen der Bevöl⸗ kerung durch den Kampf unſeres Führers für die Erneuerung von Staat und Volk klar geworden. Doch wir dürfen mit dem Erreichten noch nicht zufrieden dein. Wir werden den wiſſenſchaftlichen und praktiſchen Erfahrungen folgend die Maßnahmen zur Verhütung erbkranken Nachwuchſes auszu⸗ bauen und zu ergänzen haben; wir werden vor allen Dingen aber dafür ſorgen müſſen, daß in Zukunft nur erb⸗ geſunde und raſſiſch wertvolle Menſchen einander hei⸗ raten. Wir werden alſo die Vorlage und den Austauſch von Ehegeſundheitszeugniſſen vor der Eheſchließung in Ausſicht nehmen müſſen. Dies war bisher nicht möglich; denn erſt die Vereinheitlichung des Geſundheitsweſens und die zum 1. April 1935 vorbereitete Einrichtung der Geſundheitsämter im ganzen Reich ermög⸗ lichen es uns, die Eheberatung in Deutſchland einzuführen. Trotz der ungeheuer großen und das Leben der Nation bedrohenden Arbeitsloſigkeit, trotz des Kampfes der Emi⸗ granten und der Hetze gegen unſere Wirtſchaft iſt es uns ge⸗ lungen, der Familie gewiſſe, wenn auch beſcheidene ſteuerliche Erleichterungen zu bringen und vor allen Dingen der Mutter ihren berechtigten Stolz und die Freude an ihren Kindern wiederzugeben. N 5 Hochbetagtes Bauernehepaar ermordet Raubmord bei Wismar. Steklin, 25. März. Im kreiſe Belgard wurde in Köſternitz⸗Abbau Has hoch. betagte Bauernehepaar Guſe in ſeiner einſam gelegenen Wohnung erſchoſſen aufgefunden Unter dem Verdacht, den Mord begangen zu haben, wurden ein Emil Otto aus Köſternitz und ein Heiſe aus Bel⸗ gard in Haft genommen. Emil Otto, ein Neffe des Getöteten, ſollte ſpäter einmal das Anweſen übernehmen, da die Ehe⸗ leute Guſe kinderlos waren. Das geſamte Bargeld wurde in der Wohnung vorgefunden. Ein zweites Kapitalverbrechen wurde in Mecklenburg verübt. In der Nähe von Maßlow wurde der Händler Jo⸗ hann Ciſzewſki, der mit ſeinem Kraftwagen geſchäftlich un⸗ terwegs war, nachts von zwei Verbrechern namens Saß und Pankow mit einer Eiſenſtange erſchlagen und ſeiner Barſchaft beraubt. Die Räuber legten die Leiche neben den Kraftwagen des Ermordeten, wo ſie ein Gutsbeſitzer ent⸗ deckte. Die Mörder ſind bereits verhaftet. Das geraubte Geld wurde den Verbrechern wieder abgenommen. Flug mit dem ferngeſteuerten Kompaß Ein Fernflug des amerikaniſchen Roboterflugzeuges mit automatiſcher Steuerung iſt nunmehr geglückt. Nach ſieben⸗ ſtündigem Fluge über dem Stillen Ozean iſt der Apparat unter Führung des Erfinders des Roboters, des Armee⸗ fliegers Albert Hegenberger, wieder in ſeinem Heimathafen Oakland(Kalifornien) gelandet. Der Flug ging über etwa 500 Meilen. An Bord befand ſich eine öreiköpfige Beſatzung. Die Verſuchsflüge ſollen fortgeſetzt werden. Die Oſichinabahn verkauft Endgültige Ankerzeichnung des Kaufvertrages. Tokio, 25. März. Nach nahezu zweijährigen Verhandlungen iſt jetzt die über 1700 Kilometer ſich erſtreckende oſtchineſiſche Eiſenbahn in den Beſitz des Kaiſerreichs Mandſchukuo übergegangen. Die Verträge über den Verkauf der Bahn wurden jetzt in Tokio in einer feierlichen Sitzung endgültig unterzeichnet. Die Bahn erhält die Bezeichnung Nordmandſchuriſche Bahn und wird an das Netz der mandſchuriſchen Staaksbahnen angegliedert. Gleichzeitig gingen alle Telegraphen⸗ und Te. lephonanlagen des Landes an die neugegründete Mand⸗ ſchukuo Telegraphen- und Telephongeſellſchaft über. Bei den unterzeichneten Verträgen handelt es ſich um den eigentlichen Kaufvertrag, um zwei Protokolle und zwei Noten. Die Unterzeichnung des eigentlichen Bahnvertrages und des Schlußprotokolls erfolgte für die Sowjetunion durch Botſchafter Jurenew. Für Mandſchukuo durch den Ge⸗ ſandten Ting. Das dreiſeitige Protokoll wurde von dem japaniſchen Außenminiſter Hirota, von Botſchafter Ju⸗ renew und von dem Geſandten Ting unterzeichnet. Schließ⸗ lich unterzeichneten Hirota und Jurenew zwei Garantie- noten. Anſchließend an die Unterzeichnung der Schriftſtücke händigte der Geſandte Ting dem ſowjetruſſiſchen Bolſchafler Jurenew als erſte Kaufpreisrale einen Scheck über 23 330 000 Ben aus. Japaniſch⸗ruſſiſche Friedensreden Bei der Unterzeichnung der Verträge führte Außen⸗ miniſter Hiro ta aus, daß der Vertrag dem Frieden Oſtaſiens und damit der ganzen Welt diene. Der Vertrag ſtelle einen wichtigen Abſchnitt in der Geſtaltung der Beziehungen zwi⸗ ſchen Mandſchukuo und Sowjetrußland dar und berechtige zu weitgehenden Hoffnungen. Die jetzt erledigte Aufgabe ſei die Grundlage für Frieden und Freundſchaft zwiſchen den drei Nationen. Der ſowjetruſſiſche Botſchafter Ju⸗ renew betonte, daß Sowjetrußland ſich ſtets um den Frie⸗ den bemühe. Es ſei beſtrebt, die Beziehungen zu Japan zu verbeſſern und habe ſeinem Friedenswillen dadurch Aus⸗ druck gegeben, daß es Japan den Verkauf der Bahn vorge⸗ ſchlagen habe. Der Juſtizrat wurde unruhig. „Allerdings muß man einen Schwur halten, wenig⸗ ſtens vom moraliſchen Standpunkt aus. Aber bedenken Sie, Fräulein Stolzenthaler, unter welchen Umſtänden dieſer Schwur geleiſtet wurde. Sie ſind jung und ſchön— der Graf iſt, was man zu ſagen pflegt, auch ein hübſcher junger Mann— er war in leidenſchaftlicher Liebe zu Ihnen entbrannt.— Sie waren beide allein, und in ſol⸗ chen Situationen pflegt man nicht ruhig und ſachlich zu überlegen.“ Sie ſah ihn ernſt an. „Herr Juſtizrat,“ entgegnete ſie,„Sie waren auch einmal jung, und ich frag' Sie auf Ehr' und Gewiſſen: hätten Sie einem Mädel, dem Sie in einer ſolchen Situa⸗ tion, wie Sie eben g'ſagt haben, g'ſchworen, es zu heira⸗ ten, den Schwur brochen?“ Dem Juſtizrat wurde unheimlich zumute. Das Mä⸗ del, das ihm gegenüberſaß, rüttelte mit eherner Gewalt an ſeinem Gewiſſen, und er, der alte Juriſt, der ſchon ganz anderen Schwierigkeiten im Leben gegenübergeſtan⸗ den hatte, kam ſich ganz unbeholfen vor. * Wie um ſich zu entſchuldigen, erwiderte er:„Ich war allerdings auch mal jung, aber ich entſinne mich nicht, einem Mädchen, das ich nicht die Abſicht hatte, zu heira⸗ ten, einen Schwur geleiſtet zu haben. Es kommt in ſolchen Situationen auch hauptſächlich auf die Charakterveran⸗ lagung des Betreffenden an.“ Er machte eine kleine Pauſe und fuhr dann fort:„Bedenken Sie aber, daß ein Eid vom juriſtiſchen Standpunkt aus nur dann einen Wert hat, wen er vor dem Gericht geleiſtet wird.“ Mit feſter Stimme ſagte ſie:„Ein Schwur muß einem heilig ſein mit oder ohne Gericht!“ Der Juſtizrat kam jetzt zu der Ueberzeugung, daß er guf dieſe Weiſe nicht zum Ziel käme. Er mußte die Sache anders anpacken. Aber mit der Tür in's Haus fallen durfte er bei der Gemütsverfaſſung des Mädchens auf keinen Fall. Vielleicht gelang es ihm, wenn er— wenn 11 Er räuſperte ſich ein wenig und begann dann mit großer Vorſicht:„Fräulein Stolzenthaler, ich bin von der Hochanſtändigkeit Ihrer Geſinnung vollkommen über⸗ zeugt, aber— nehmen Sie mir meine Frage nicht übel: hat der Reichtum von Egons Vater und die Ausſicht, Frau Gräfin werden zu können— nicht— ſagen wir—“ Sie unterbrach ihn raſch: „Ich weiß ſchon, was Sie meinen, Herr Juſtizrat. Sie wollen ſagen, daß mich der Reichtum gelockt hätt'. Nein, ganz g'wiß net, denn— ſchauen's, Herr Juſtizrat, ich verdien' monatlich fünfhundert Mark. Sparſam bin ich auch und wenn ich da noch ein paar Jahr' konzertier', hab' ich ſo viel beiſammen, daß ich ein' Mann net wegen dem Geld heiraten brauch'. Und wegen dem Titel Gräfin? Ich bin ein einfaches Mädel und— mein Gott— es muß ja recht ſchön ſein, wenn man eine Gräfin iſt, aber das hat mich auch net gelockt. Nein, nein, ganz beſtimmt net! Ich hab' den Egon gern, wirklich gern, aber net des⸗ wegen, weil er ein Graf iſt.“ Harmoniſch wie ihr ganzes Weſen klangen dieſe ſchlichten Worte aus ihrem Munde, und die Natürlichkeit und die ungekünſtelte Art ihrer Ausdrucksweiſe nahmen den Juſtizrat ſo gefangen, daß er überraſcht aufgehorcht hatte. Er war felſenfeſt überzeugt, daß bei ihrer Liebe zu Egon keine unlauteren Motive mitſpielten. Er war der Meinung, daß Egon mit dieſem Prachtmädel, wenn er ſie heiratete, unendlich glücklich werden könnte. Aber was nützte das alles. Er hatte ſich ſeines Auftrages zu entle⸗ digen ohne Rückſicht auf ſeine Gefühle. Umſomehr mußte zer Sache ein Ende gemacht werden, da ja der alte Herr eine Einwilligung zu einer derartigen Heirat nie erteilen würde. Ferner war zu berückſichtigen, daß Egon ſie doch nicht mehr liebte und ſein Herz längſt an die ſchöne Baronin von Prachtitz verloren hatte. Dieſe ſehnte eine Verlobung mit Egon herbei und es konnte ſich nur mehr um Tage handeln. Egon war bei der Abreiſe des Juſtiz⸗ rates nach Hamburg am Bahnhof als da bei der Aus⸗ ſprache Fanni erwähnt wurde, blieb er kühl bis ans Herz. Er hatte den Juſtizrat nur gebeten, ſchonend mit ihr zu verfahren. Das war alles. Fanni hatte nichts mehi von ihm zu erhoffen. 1 Der Juſtizrat holte tief Atem. VVV „Fräulein Stolzenthaler, es tut mir unendlich leid, aber ich habe Ihnen eine ſehr betrübende Mitteilung zu machen. Ich bitte Sie, gefaßt zu ſein und es auch zu blei⸗ ben. Auch wollen Sie es mir nicht nachtragen, wenn Ihnen meine Eröffnungen großen Kummer bereiten wer⸗ den, denn ſo ſchwer es mir auch wird, ich muß im Auf⸗ trag des Herrn Grafen Eberhard handeln.“ 5 Fannis Geſicht war während dieſer Erklärung nach und nach von einer unheimlichen Bläſſe überzogen wor⸗ den; ihr Herzſchlag ſtockte. Was würde da kommen? Der Juſtizrat fuhr fort:„Ich habe Ihnen alſo mit. zuteilen, daß Egons Vater ſeine Einwilligung zu einer Heirat zwiſchen Ihnen und ſeinem Sohn verweigert. i Fanni zitterte und fragte mit bebender Stimme; „Und— Egon—2“ 4 „. fügt ſich dem Willen ſeines Vaters.“ 15 Sie ſprang auf. Ihr Geſicht wurde weiß wie die Decke des Zimmers, jeder Blutstropfen ſchien daraus ge⸗ wichen zu ſein. Ihre Augen wurden ſtarr vor Schreck und Schmerz, und ein wahnſinniger Schrei kam aus ihrem gequälten Herzen. Sie griff mit den Händen in die Luft, als wollte ſie ſich an etwas halten, und ſank dann lautlos auf den dicken, ſchweren Teppich. a Der Juſtizrat war aufgeſprungen und beugte ſich über ſie. Dann trug er ſie zum Klubſeſſel und ſetzte ſe ſanft hinein. Er war tief erſchüttert. Das hatte er m erwartet. Sollte er jemand rufen? Nein, das ging nicht, denn die Situation konnte für ihn falſch gedeutet werden. Er eilte alſo zur Waſchtoilette, tauchte das Handtuch ins Waſſer und war im Begriff, ihr damit die Stirn zu küh len; im ſelben Augenblick ſchlug ſie die Augen auf. Sie blickte umher, als wäre ſie aus einem ſchweren Traum erwacht, langſam kam ſie zu ſich. Die Erinnerung kehr zurück, und mit einer unheimlichen Ruhe ſaß ſie da. Dieſe Ruhe legte ſich auch auf die Bruſt des Juſtizrats denn die Situation war furchtbar peinlich für ihn. Plötzlich ſtürd ten Tränen aus Fannis Augen und ſie weinte bitterli Der Juſtizrat, der tief bewegt bei ihr ſtand, wurde nun etwas ruhiger, denn er war überzeugt, daß Tränen den ſtummen Schmerz lindern würden. g / F rr e Ausleſe an den höheren Schulen Ein Erlaß des Reichserziehungsminiſters Reichserziehungsminiſter Ru ſt hat folgenden Erlaß her⸗ ausgegeben: Bei der Ausleſe an den höheren Schulen haf die libe⸗ ruliſtiſche Grundhaltung der vergangenen Zeit zu einer ein⸗ ſeiligen Bevorzugung der rein verſtandesmäßigen Anlagen geführt und die für die volksführenden Berufe nicht minder wichtigen körperlichen und charakterlichen Kräfte ſowie die raſſiſchen Werte vernachläſſigt. Durch dieſe Art der Aus⸗ leſe wurde der einſeitig intellektuelle und frühreiſe Schüler im Uebermaß gefördert, während raſſenbiologiſch wertvollere und volkgebundenere Teile der deutſchen Jugend oft zurück⸗ blieben. Der Führer und Reichskanzler hal demgegenüber immer wieder eine Ausleſe gleichmäßig nach körperlichen, charakterlichen und geiſtigen Geſichtspunkten gefordert. Dieſem Ziel tragen die vom Reichserziehungsminiſter Ruſt geſchaffenen grundlegenden Beſtimmungen über die Schülerausleſe an den höheren Schulen Rechnung. Die Auf⸗ gabe der höheren Schule iſt es danach, den körperlich, cha⸗ rakterlich und geiſtig beſonders gut veranlagten Teil der deutſchen Jugend ſo zu erziehen, daß er fähig wird, ſpäter in gehobenen oder führenden Stellen unſer politiſches, kultur⸗ liches und wirtſchaftliches Volksleben maßgebend mitzuge⸗ ſtalten. ö Die höhere Schule hat daher die Pflicht, unter den zu ihr kommenden Jugendlichen(die männlichen Bezeichnungen gelten überall auch für die Schülerinnen uſw.) eine Ausleſe zu treffen, welche die Ungeeigneten und Unwürdigen aus⸗ scheidet, um die Geeigneten und Würdigen um ſo mehr för⸗ dern zu können. Die ſtändige Prüfung muß ſich auf die körperliche, charakterliche, geiſtige und völkiſche Geſamteig⸗ nung erſtrecken. Körperliche Ausleſe 1. Jugendliche mit ſchweren Leiden, durch die die Le⸗ benskraft ſtark herabgeſetzt iſt und deren Behebung nicht zu erwarken iſt, ſowie Träger von Erbkrankheiten ſind nicht geeignet und werden daher nicht in die höhere Schule auf⸗ genommen. In Zweifelsfällen iſt ein amtsärzkliches Gutach ⸗ ken zu verlangen. 2. Jugendliche, die eine dauernde Scheu vor Körper⸗ pflege zeigen, und diefes Verhalten krotz aller Erziehungs⸗ verſuche nicht ablegen, werden von der höheren Schule ver⸗ wieſen. 3. Ebenſo führt ein dauerndes Verſagen bei den Lei⸗ besübungen, das ſich vor allem in Mangel an Willen zu körperlicher Härte und Einſatzbereitſchaft äußert, zur Ver⸗ weiſung, wenn nicht Amtsarzt und Sporklehrer ein Ver⸗ bleiben befürworten. Charakterliche Ausleſe 1. Wer durch ſein allgemeines Verhalten in und außer der Schule gröblich gegen Anſtand und Sitte verſtößt, iſt von der Schule zu verweiſen. 2. Fortgeſetzte Verſtöße gegen Kameradſchaftlichkeit und Gemeinſchaftsſinn ziehen nach vergeblichen Beſſerungsver⸗ ſuchen die Verweiſung von der Schule nach ſich. 3. Dasſelbe geſchieht bei dauernden Verſtößen gegen Zucht und Ordnung und gegen Ehrlichkeit, die auf einen grundſätzlichen Mangel an Einfügungs⸗ und Ordnungsſinn und andererſeits an Offenheit deuten. Geiſtige Ausleſe 1. Die geiſtige Ausleſe erfolgt auf der Grundlage der für die einzelnen Klaſſen und Stufen in den Lehrplänen geforderten Denkfähigkeit, geiſtigen Reife und Kenntniſſe. 2. Entſcheidend iſt hier nicht die Summe angelernten Wiſſensſtoffes, ſondern die geiſtige Geſamtreife. 3. Grundſätzlich gilt ein Schüler als verſetzungsreif, wenn er in allen Geiſtesfächern das Klaſſenziel erreicht hat. Wertvoller als ein allgemeines Genügen iſt jedoch, daß wenigſtens auf einzelnen Gebieten Höherleiſtungen vorhan⸗ den ſind. Um deretwillen kann dann über Minderleiſtun⸗ gen in anderen Einzelfächern hinweggeſehen werden, vor⸗ ausgeſetzt, daß dieſe Minderleiſtungen nicht auf einem all⸗ gemeinen Mangel an Denkfähigkeit und geiſtiger Reife beruhen. Völkiſche Ausleſe 1. Ariſche Schüler dürfen hinter nichtariſchen nicht zu⸗ tückgeſetzt werden. Es iſt daher nicht angängig, an Nicht⸗ grier(im Sinne des Reichsgeſetzes zur Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 und ſeiner Nachträge) irgendwelche Vergünſtigungen zu geben(Schul⸗ gelderlaß, freie Lehrmittel, Erziehungsbeihilfen und derglei⸗ chen), ſolange ſie ariſchen Schülern verſagt werden. „2. Schüler, die durch ihr Verhalten in und außer der Schule die 9 70. 8 fl oder den Staat wiederholt ſchädigen, ſind von der Schule zu verweiſen. Aus dem Geſamterlaß ſind weiterhin fender Einzel⸗ beſtimmungen für die Oeffentlichkeit von beſonderem Inter⸗ eſſe: Aufnahme in Sexta findet auf Grund eines Gut⸗ achtens der Grundſchule mit einer ſchriftlichen, mündlichen und körperlichen Eignungsprüfung an der höheren Schule ſtatt. Wer in der unterſten Klaſſe(Sexta) das Klaſſenziel micht erreicht, hat die höhere Schule zu verlaſſen, wenn der Anſtaltsleiter ihn nach Anhören der in der Klaſſe unter⸗ nichtenden Lehrer für ungeeignet hält. Die Entlaſſenen können ſich früheſtens nach drei Jahren nochmals für die Untertertia(4. Klaſſe) einer gſtufigen oder für die erſte Klaſſe einer Aufbauſchule melden. Wer das Klaſſenziel der Anterſekunda(6. Klaſſe) in elnem Jahre nicht erreicht, darf in der Regel nicht zum Beſuch der Oberſtufe zugelaſſen werden. In die Unterprima(8. Klaſſe) ſollen nur ſolche Schüler gelangen, deren geiſtige, charakterliche und ſportliche Ent⸗ wicklung die ſichere Gewähr für eine erfolgreiche Mitarbeit in der Prima(8. und 9. Klaſſe) bietet. Ein Schüler iſt nur dann zu verſetzen, wenn erwartet werden kann, daß er in der nächſten Klaſſe erfolgreich mit⸗ zuarbeiten in der Lage iſt. Bei der Entſcheidung ſind die Geſamtperſönlichkeit des Schülers, wie ſie ſich im Schul⸗ mmer und auf dem Sportplatz bewährt hat, und etwaige erleiſtungen im Sinne dieſer Beſtimmungen gebührend zu werten... Die Zeugniſſe haben in Zukunft zu enthalten: 5 Eine allgemeine Be ⸗ urteilung des körperlichen, charakterlichen und geiſtigen rebeng und e Dieſe iſt nicht in Noten aus⸗ zudrücken. b) Eine Wertung der Leiſtungen in den Einzel⸗ ſächern. Dabei ſind überall die Urteile 1(ſehr gut), 2(gut), (genügend), 4(nicht genügend) anzuwenden. Zwiſchen⸗ ſtatthaft. nummern ſind in den Zeugniſſen ni die ſchweres Lehrge Bei allen ausſondernden Maßnahmen auf Grund man⸗ gelhafter geiſtiger Leiſtungen ſind die körperlichen und cha⸗ rakterlichen Fähigkeiten voll mitzuverwerten. Wenn der Schüler hervorragende Führereigenſchaften beſitzt und getä⸗ tigt hat, iſt beſonders wohlwollend zu verfahren. Gute rein verſtandesmäßige Leiſtungen können jedoch nicht als Ausgleich charakterlicher Mängel angeſehen werden. Dieſe Beſtimmungen wurden vom Reichserziehungsmi⸗ niſter Ruſt in hervorragender Zuſammenarbeit mit dem Raſſenpolitiſchen Amt der NSDAP. geſchaffen. Sie ſtellen eine ſorgfältig abgewogene grundlegende Maßnahme dar, die geiſtig Unzulänglichen oder charakterlich Wertloſen von der höheren Schule fernzuhalten und lepti den raſſiſch oder charakterlich wertvollen, langſamer Reifenden den Zu⸗ gang zu den volksführenden Berufen zu ermöglichen. Aus dem Sache aud Der Führer dankt () Karlsruhe, 24. März. Die anläßlich der Einführung des Geſetzes zur allgemeinen Wehrpflicht überfandten Treue⸗ grüße des Landes Baden durch den Reichsſtatthalter erwiderte der Führer mit folgendem Telegramm:„Herzlichen Dank für die mir namens des badiſchen Volkes ausgeſprochenen Treue⸗ grüße. Ihnen allen Heil! Adolf Hitler.“ () Bruchſal.(Ehrung durch den Führer.) An⸗ läßlich der Vollendung ſeines 90. Lebensjahres wurde dem Altveteran Johann Beining vom Führer Adolf Hitler eine Photographie mit eigenhändiger Unterſchrift und Glückwunſch⸗ ſchreiben überſandt. J Heidelberg.(Gräberfeld aus der Hallſtatt⸗ zeit.) Mit dem Fund eines Urnengrabes bei Sandhauſen im Baugebiet der Reichsautobahn ſcheint man ein ganzes Gräberfeld angeſchnitten zu haben, denn es wurden inzwiſchen weitere Funde gemacht. So wurde ein zweites Urnengrab auf⸗ gedeckt, deſſen Aſche in einer ſchwarzen, ſehr dünnwandigen Arne von bauchiger Form lang und der als Beigaben ein etwa handgroßes Kugelgefäß und ein taſſenähnlicher Behälter mit Henkel beigegeben waren, die wohlerhalten geborgen wur⸗ den. Die Wände der Urne zeigten Verzierungen. Ferner fand man zwei Scherbenhaufen, die darauf ſchließen laſſen, daß Gräber durch Baumwuchs zerſtört worden ſind. Die Gräber ſcheinen etwa aus der Zeit von 800 v. Ehr. zu ſtammen, alſo aus der Hallſtattperiode. In der Aſche des zuerſt auf⸗ gedeckten Arnengrabes iſt bei genauerem Durchſuchen ein bronzenes Meſſer gefunden worden. Die Grabungen werden fortgeſetzt. Oberkirch.(Intereſſanter Fund.) Wiederum wurde bei den Kanaliſationsarbeiten ein intereſſanter Fund gemacht. Vor der Apotheke, dem früheren Sommerſitz des bekannten Kardinals Rohan⸗Straßburg, wurde eine tadellos erhaltene Ziſterne aufgedeckt, die offenbar früher zu dem Beſitztum gehörte. Dieſelbe hat eine anſehnliche Tiefe wie auch Durchmeſſer und iſt aus ſchön behauenen Steinen gemauert. Wie feſtgeſtellt wurde, iſt dieſe Ziſterne im alten Stadt⸗ plan von Oberkirch eingezeichnet und dürfte wohl über 200 Jahre alt ſein. Kardinal Rohan erbaute dieſes wohl ſchönſte Gebäude Oberkirchs 1743 auf den Kellern und Grundmauern des 16. Jahrhunderts und zwar genau nach dem Stil ſeines Schloſſes in Straßburg. Die beiden Delphine, die den Balkon tragen, ſind dem Rohanſchen Wappen entnommen. Ende des 18. Jahrhunderts ging das Anweſen in den Abt Fiſcher⸗ ſchen Beſitz über, aus deſſen Nachlaß 1824 Apotheker Leo das Haus erbte und die noch heute beſtehende Apotheke darin aufmachte. Lörrach.(Stare und Störche kommen.) Ueber Frankreich her durch das Oberelſaß ſind gegenwärtig Schwärme von Staren im Anzug. Im Wieſental wurden auch ſchon die Störche beobachtet. Es ſind die Männchen, die vor⸗ ausfliegen, um feſtzuſtellen, ob die alten Neſter noch vor⸗ handen ſind. Vom Storchenneſt auf dem Röttler Schloß konnte letztes Jahr ein junger Storch die Reiſe nach dem Süden nicht antreten, weil er anſcheinend zu ſchwach war. Ein Tierfreund in Lörrach⸗Stetten nahm ſich ſeiner an und pflegte ihn zuſammen mit einigen anderen Tieren, u. a. einem Pavian, der von dem in Konkurs geratenen Zirkus Barum übriggeblieben war, den ganzen Winter hindurch. Nun kann er, wenn er dazu im Stande iſt, ſein eigenes Storchenneſt bauen, wenn die Störche auf den umliegenden Kirchtürmen und Schornſteinen ihre Neſter wieder inſtand ſetzen. Der verblaßte Heiligenſchein Dramatiſche Szenen im Betrugsprozeß Vögtle. () Karlsruhe, 23. März. Im Betrugsprozeß Vögtle wurden am fünften Verhandlungstag Zeugen gehört über den Verſuch der Angeklagten, bei einer Bank in Saar⸗ brücken unter falſcher Darſtellung ihrer wirtſchaftlichen Verhältniſſe ein Darlehen von mehreren tauſend Mark auf⸗ zunehmen. Da die Bank dahinter dam, daß ſie getäuſcht wurde, ſcheiterte der Verſuch der Angeklagten. Als der Gerichtsvollzieher ins Haus kam, arbeiteten die Angeklagten mit falſchen Behauptungen; die Fahrniſſe ſeien übereignet. Bei einer Bank in Baden⸗Baden verſuchten die Eheleute Vögtle im März 1934 ein Darlehen von 100 000 Mark aufzunehmen, wobei ſie die Bank über die Reutabilität des Altersheims täuſchten, indem ſie eine Liſte von Intereſſenten vorlegten, die mit hohen Einkunftſummen vermerkt waren, die ſie hätten nicht aufbringen können. Den Anterzeichnern wurde erklärt, es handelte ſich nur um eine Formſache. Auch dieſer Verſuch, zu Geld für den Uebergang des Hotels 1 in die Hände der Eheleute Vögtle zu gelangen, ſchei⸗ erte. Bei der Vernehmung der Zeugen, die zum Teil heute noch an die„Heilige“ und„Prophetin“, die ſie als„Werk⸗ zeug“ Gottes anſehen, glaubten, kam es zeitweiſe zu drama⸗ tiſchen Szenen. Die naive und vertrauensſelige Anhänglichkeit an die Schwindler⸗ und Hochſtaplerin veranlaßte den Vor⸗ ſitzenden zu dem Ausruf: „Sp etwas iſt fürchterlich, man ſollte nicht glauben, daß man im 20. Ishrhundert it.“ Es muß jedoch feſtgeſtellt werden, daß die Mehrzahl der Zeu⸗ ginnen gründlich bekehrt und eines beſſeren belehrt ſind und heute wiſſen, was ſie von der„Heiligen“, deren Nimbus ſtark verblaßt iſt, 5 halten haben, namentlich diejenigen, Id bezahlen mußten. f Am Nachmittag wurde die Vernehmung der Zeugen fortgeſetzt. Es kamen Fälle von Kreditbetrug und Betrügereien mit Mech ſe hn zur Sprache. Auch der Ankauf des Anweſens in Neu⸗Malſch und des Hauſes Hohen⸗ 10 in Baden⸗Baden bildeten Gegenſtand der Beweis auf⸗ nahme. Lalcale Nuudocliau Der geſtrige Sonntag war kalendermäßig der erſte Sonntag nach Frühlingsanfang. Die ſchönen Frühlingstage der letzten Woche wurden geſtern durch einen launiſchen und regneriſchen Tag abgelöſt, der eher in den Monat April gepaßt hätte. In der evang. Kirche wurden geſtern 76 Konfirmanden (41 Mädchen und 35 Knaben) geprüft. Die feierliche Ein⸗ ſegnung findet in 14 Tagen ſtatt. In Ilvesheim werden am kommenden Sonntag 36 Konfirmanden eingeſegnet. Am Nachmittag fand hier im evang. Gemeindehaus eine Handarbeits⸗Ausſtellung ſtatt, die ſich eines regen Beſuches erfreuen konnte. Die Ausſtellung war reichlich beſchickt von ſchönen Handarbeiten und ſie wird manche Mutter davon überzeugt haben, daß wir in der hieſigen evang. Nähſchule eine tüchtige Kraft haben; ſie werden daher ihre Töchter und Kinder wieder zum regen Beſuch der Schule veranlaſſen. Im allgemeinen war der geſtrige Sonntag der Tag der Feuerwehr. In den Morgenſtunden gingen unſere braven Wehrleuten mit ihren Sammelbüchſen und ihren gelben Kosmosblüten von Haus zu Haus, um ein Scherflein für die Winterhilfe zu erbitten. Der Ausflugsverkehr war trotz des launiſchen Wetters lebhaft; große und kleine Wandergruppen konnte man allent⸗ halben feſtſtellen, die ſich an den Hängen der Bergſtraße an der erwachenden Natur erfreuten. * Frühjahrs⸗Ochauturnen des Turnerbund„Jahn“ Auch das 2. große Schloß ⸗Schauturnen, das geſtern Abend ſtattfand, brachte dem Verein einen vollen Erfolg und die Erkenntnis, daß ein anderer Vorführungsraum als der geräumige Schloß⸗Saal auch in Zukunft nicht mehr in Frage kommen kann. Der Saal war wieder dicht beſetzt von erwartungsfrohen Beſuchern. In Anweſenheit von Ver⸗ tretern des Kreisturnrats mit Kreisführer Stalf an der Spitze, Vertretern der Partei, Formationen, Geiſtlichkeit und Lehrerſchaft wickelte ſich ein Programm ab, das wohl⸗ tuend durch ſeine Kürze, Sachlichkeit und Aufbau wirkte und inhaltlich unbedingt die Note vorzüglich verdient Wiederholt ſtarker Beifall bekundete die Anerkennung für das Gebotene. Ein ſinniger Begrüßungsvorſpruch durch 2 Schüler und eine Schülerin war die Einleitung, dem nach einem Aufmarſchlied ſämtlicher Schüler eine Freiübung dann frohes Turnen der Schülerinnen und Sprünge der Schüler folgten. Drollig waren dabei die Kleinſten, die ihren älteren Kame⸗ raden nicht nachſtehen wollten. Eine feine Sache war dann der Gruppentanz der älteren Schülerinnen, der in ſeiner Ausführung einer Turnerinnenabteilung alle Ehre gemacht hätte. Auch die Schüler wollten nicht zurückſtehen und verſchaffen ſich einen durchſchlagenden Erfolg mit ihrer zeitgemäßen Rekrutenfreiübung mit Gewehr. Ein ſchöner Abſchluß des erſten Teils war der Leuchtkäferreigen der Schülerinnen, der bei völliger Dunkelheit des Saales durch das bunte fortbewegende Schwingen farbiger Lichter be⸗ zaubernd wirkte. Im zweiten Teil erfreuten die Turnerinnen mit Stab⸗ übungen und Walzerreigen. Körperſchule der Sportler und Bodengymnaſtik der Jugendturner verrieten vortreffliche Schulung. Die Männer warteten mit einer exakten Frei⸗ übung auf und bewieſen, daß auch im Alter das Turnen gepflegt werden kann. Zum erſtenmale trat die neugegrün⸗ dete Frauenriege mit Freiübungen auf, die ihre Feuertaufe glänzend beſtand. Es wäre nur zu wünſchen, daß noch recht viele dieſen verheißungsvollen Auftakt zum Anlaß nehmen, ſich der Abteilung anzuſchließen. Was die Aktiven beim Barren⸗ und Pferdturnen zeigten, war gute Körperbeherr⸗ ſchung, wobei einige Glanzleiſtungen herausſtachen. Auch beim Reckturnen waren ganz beachtliche Leiſtungen zu ſehen. Den Vogel des Tages ſchoſſen aber wieder die Turnerinnen ab mit ihrem temperamentvollen Marſchtanz am Schluſſe des Programms, ausgeführt in eigens dazu angefertigten netten Tanzkleidchen. Stürmiſcher anhaltender Beifall be⸗ lohnte dieſes Kabinettſtückchen von Vorführungskunſt und erzwang eine Wiederholung. Das Schlußbild ſah die geſamte Aktivität auf der Bühne mit Fahnen im Hintergrund. Ein Jugendturner for⸗ dert in einem eindrucksvollen Schlußſpruch alle zur Mit⸗ arbeit am Werke Jahns auf, Die beiden Nationallieder beſchloſſen die eindruckvolle Veranſtaltung in würdiger Weiſe. Während die Männerriege auf der Bühne ſtand, ergriff nach vorheriger Begrüßung durch den Vereinsführer der Kreisführer Stalf das Wort zu einer zündenden Werbe⸗ anſprache für Turnen und Sport und würdigte die Be⸗ deutung der Deutſchen Turnerſchaft für den einzelnen und für Volk und Heer. Anſchließend konnte der 54 jähr. ver⸗ diente jetzt noch aktive Turner Peter Ruf durch Verleihung der ſilbernen Kreisehrennadel des Turnkreiſes Mannheim geehrt werden. Der Geehrte dankte in kerniger Anſprache und forderte ſeine übrigen Altersgenoſſen zum Turnen auf. Zuſammenfaſſend darf nochmals geſagt werden, daß der Turnerbund ſtolz auf ſeine Arbeit blicken kann. Den fach⸗ lichen Leitern aber gebührt voller Dank und Anerkennung, für die große Arbeit, die ſie im Intereſſe der Sache zum Wohle der Geſamtheit in uneigennütziger Weiſe leiſten. — Sonntagsrücfahrkarten für die Kundgebung der alten Garde. Zur Teilnahme an der Karlsruher 5 der alten Garde geben die Bahnhöfe im Bezirk der Reichsbahn⸗ direktion Karlsruhe und die in Baden gelegenen Bahnhöfe der Reichsbahndirektion Mainz gegen Vorzeigung des Ein⸗ ladungsſchreibens Sonntagsrückfahrkarten(auch blanko) mit Geltung von Samstag, den 30. März 0 Uhr bis Montag den 1. April, 12 Uhr nach Karlsruhe aus. 5 Organiſakionsverbot bis zum zehnken Lebensjahr. Weich e iſter Ruſt führt in einem Erlaß aus, es ſei ihm zur Kenntnis gekommen, daß Schulkinder unter 10 Jahren Vereinen außerhalb der Schule angehören. Kin⸗ der in dieſem frühen Alter würden durch die N die ihnen von der Schule auferlegt werden, bereits ſtark in An⸗ ſpruch genommen. Ihre Welpe Zeit ſolle der Familie gehören. Der Miniſter ordnet daher an, daß Schulkindern unter 10 Jahren die Beteiligung an Vereinen oder Ver⸗ bänden außerhalb der Schule zu verbieten iſt. Aus Stadt und Land Rieſenfeuer im Kreiſe Lauterbach Drei Scheunen mit Stallungen und ein Wohnhaus ein⸗ geäſchert, zwei Wohnhäuſer ſtark beſchädigt. Lauterbach. Im Kreisort Altenſchlirf brach um die Mittagsſtunde in der Scheune des Landwirts Georg Jo⸗ hann Langwaſſer Feuer aus, das ſich mit unheimlicher Ge⸗ ſchwindigkeit ausbreitete. Durch den ſtarken Funkenflug wurden nicht nur die übrigen Gebäude der Hofreite, ſondern auch die angrenzen⸗ den Häuſer in Brand geſetzt. Sieben Jeuerwehren aus der ganzen Umgebung einſchließlich der Lauterbacher Kreis⸗ feuerwehr bekämpften den Brand mit äußerſter Kraft. Die Löſcharbeiten wurden durch den ſtarken Wind außerordent⸗ lich erſchwert. der ekwa 50 meter von dem eigentlichen Brandherd entfernt liegende hof des Bauern Johannes henkel geriet durch den Funkenflug ebenfalls in Brand. Immerhin wurden von den tapferen Feuerwehrmän⸗ nern erſtaunliche Leiſtungen vollbracht. Bis zum Abend wütete das Feuer und noch während der Nacht lohten hin und wieder die Flammen auf. Insgeſamt fielen dem wüten⸗ den Element drei Scheunen mit Stallungen und ein Wohn⸗ haus vollſtändig zum Opfer, an zwei weiteren Wohnhäu⸗ ſern brannten die Dachſtühle nieder und zahlreiche Gebäude litten ſtark unter den ungeheuren Waſſermaſſen der Löſcharbeiten. Viele landwirtſchaftliche Maſchinen und die Erntevorräte wurden vernichtet. Dagegen konnte das Vieh rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Die Höhe des Schadens beläuft ſich auf mindeſtens 50 000 Mark. Wie verlautet, ſoll es nur teilweiſe durch Verſicherung gedeckt ſein. Dreifaches Todesurteil beſtätigt — Stuttgart, 24. März. Der Reichsgerichtsdienſt des Di meldet aus Leipzig: Der Erſte Strafſenat des Reichs⸗ geerichts hat die von dem 35jährigen Emil! Weber aus Bad Cannſtatt gegen das dreifache Todesurteil des Schwurgerichts Stuttgart vom 8. Dezember 1934 ein⸗ gelegte Reviſion als unbegründet verworfen. Das Urteil iſt durch dieſe Entſcheidung rechtskräftig geworden. Weber hatte am Nachmittag des 15. Juli in ſeiner Wohnung in der Olgaſtraße in Bad Cannſtatt ſeine Ehefrau und ſeine beiden achteinhalb und ſieben Jahre alten Söhne durch Beilhiebe auf den Hinterkopf und Aufſchneiden des Halſes und der Puls⸗ adern an den Handgelenken ermordet. * * Montabaur.(Der raſende Tod.) Ein folgen⸗ ſchwerer Verkehrsunfall ereignete ſich in der Nähe des Weſterwalddorfes Unnau. An einer Wegemündung ſtießen ein Motorrad— und ein Radfahrer in voller Fahrt zu⸗ ſammen. Beide Fahrer wurden auf die Straße geſchleu⸗ dert. Die Verletzungen der beiden Verunglückten waren ſo ſchwer, daß ſie ſofort einem Krankenhaus zugeführt werden mußten, wo ſie einer Operation unterzogen wur⸗ dn. Das Befinden des Radfahrers gibt zu Bedenken Anlaß. Pirmasens.(Selbſtmord.) In feiner Wohnung hat ſich der 75 Jahre alte Rentner Johann Kreutz erhängt. in einem hinterlaſſenen Briefe gibt er an, die Tat aus Lebensüberdruß begangen zu haben. Man nimmt jedoch an, daß ſie in einem Anfall geiſtiger Umnachtung ge⸗ ſchehen iſt. Göring ehrt einen alten Veteranen. In Treptow a. d. Tollenſe feierte der Ruheſtandsbeamte Auguſt Käding ſeinen 95. Geburtstag. Dem Jubilar, der mehr als 50 Jahre dem preußiſchen Staat treue Dienſte geleiſtet und die drei deut⸗ ſchen Einigungskriege mitgemacht hat, hat der preußiſche. Miniſterpräſident Göring eine ganz beſondere Freude be⸗ reitet. Vollkommen überraſchend beſuchte der Adjutant des Miniſterpräſidenten, Major Conrath, den Jubilar und über⸗ reichte ihm ein Bild des Miniſterpräſidenten mit Widmung ſowie als perſönliches Geſchenk einige Flaſchen Wein, Zi⸗ garren und Blumen. Komponiſt des Badenweiler Marſches 65 Jahre alt. Der Münchener Obermuſikmeiſter Georg Fürſt, der Komponiſt des Badenweiler Marſches, feierte ſeinen 65. Geburtstag. 1914 rückte Georg Fürſt mit dem Infanterie⸗Leibregiment als Obermuſikmeiſter ins Feld. Später war Fürft beim Freikorps Epp und kam bei Gründung der Reichswehr als Obermuſikmeiſter zum 1. Bataillon des Infanterie⸗Regi⸗ ments 19. Georg Fürſt hat insgeſamt 21 Militärmärſche komponiert. N Jelsſturz an der Moſel. Oberhalb des Moſeldorfs Ernſt löſten ſich in einem Steinbruch gewaltige Felsmaſſen und ſtürzten unter donnerndem Toſen zu Tal. Die Erdmaſſen und Steinblöcke rollten bis zur Moſelſtraße, knickten die im Wege ſtehenden Bäume wie Streichhölzer um und überſchüt⸗ teten weite Felder und Wieſen. Ein etwa 150 Zentner ſchwerer Felsblock blieb vor einer Feldſchmiede hängen. Alexander Moiſſi f. Im 55. Lebensjahr ſtarb in Wien der aus Trieſt gebürtige Schauſpieler Alexander Moiſſi an den Folgen einer ſchweren Grippe. Alexander Moiſſi, deſſen Laufbahn von Wien über Prag an die Reinhardt⸗Bühnen nach Berlin führte, hatte ſeine größten Erfolge in den klaſſi⸗ ſchen bange Rollen als Prinz Heinrich, Romeo und Hamlet. Auf Veranlaſſung Mu ſolinis war ihm dieſer Tage das italieniſche Staatsbürgerrecht verliehen worden. Stockholms größte Vergnügungsſtätke niedergebrannt. Die größte Stockholmer Vergnügungsſtätte, Gröna Lund, wurde in nächtlicher Stunde von einer verheerenden Feuersbrunſt heimgeſucht. Trotz aller Anſtrengungen der Feuerwehr konnte nicht verhindert werden, daß der Brand be auf ein nahegelegenes Holzlager verbreitete. Der Scha⸗ en wird auf 200 000 ſchwediſche Kronen geſchätzt. 100 ruſſiſche Fiſcher im Sturm verſchollen. Bei einem heftigen Sturm, der über das Aſowſche Meer Hine de ſind 100 ruſſiſche Fiſcher abgetrieben worden. Zwei Damp⸗ fer, die ausgeſandt wurden, um die Fiſcher zu retten, muß⸗ ten unverrichteter Dinge zurückkehren. Man bezweifelt, daß die Fiſcher noch am Leben ſind. Farmerhäuſer unter dem Treibſand begraben. In Nordamerika toben noch immer heftige Sandſtürme. In Springfield kamen durch Einatmen des Sandſtaubes fünf Menſchen infolge von Entzündung der Lungen ums Leben. In Elkhart ſollen 12 Menſchen umgekommen ſein. Zahl⸗ reiche Farmerhäuſer wurden bis zum Dachrand unter dem Treibſand begraben. Die Feldern ähneln Wüſten. Das Vieh iſt in ganzen Herden verendet. Die Landwirte ſehen die Ernteausſichten gleich Null an. Tagelang iſt die Sonne durch die Sandmaſſen halb verdunkelt. Ein Farbſtoff rettet vom Gastod Gas als ſchleichender, tückiſcher Feind, der in unſere Atemwege eindringt und den Körper von innen heraus zerſtört, begegnet uns im täglichen Leben und im Beruf öfter, als man annimmt. Nicht nur dann, wenn der Gas⸗ hahn verſehentlich offengeblieben oder die Gasleitung ſchad⸗ haft geworden iſt, bedroht uns der Gastod. Das Kohlen⸗ oxyd, das dem Leuchtgas ſeine Giftigkeit gibt, entſteht über⸗ all da, wo Kohle oder kohlenſtoffhaltige Subſtanzen bei un⸗ genügendem Sauerſtoffzutritt verbrannt oder erhitzt wer⸗ den. So iſt Kohlenoxydgas auch enthalten in den Abgaſen der Kraftfahrzeuge, in den Hochofengaſen, im Lokomotiv⸗ rauch, in den Sprenggaſen von Exploſionen. Selbſt der wärmende Stubenofen kann dieſe todbringenden Dünſte aus⸗ hauchen, wenn er nicht in Ordnung, wenn ſein Abzug z. B. verſtopft iſt oder zu früh verſchloſſen wird. Das ſeiner Farbloſigkeit und Geruchloſigkeit wegen un⸗ erkennbare Kohlenoxyd iſt ein gefährliches und tückiſches Gift. Ahnungslos atmen wir es ein. Nachdem es aber von den Atmungsorganen aufgenommen und durch ſie dem Blute zugeführt iſt, beginnt es, unſeren Lebensſaft zu zer⸗ ſetzen. Es iſt nämlich ſtark verwandt mit dem Blutfarbſtoff Hämoglobin, kettet ſich an dieſen und verdrängt den ſonſt mit dem Hämoglobin verbundenen lebenerhaltenden Sauer⸗ ſtoff. Der Sauerſtoff, ſeines Trägers beraubt, kann nicht mehr zu den einzelnen Zellen und Organen des Körpers gelangen. Als Folge hört die Gewebsatmung auf, ſo daß Störungen der Körperfunktionen erfolgen und in ſchweren Fällen der Tod durch Erſticken eintritt. Schon ein Kohlenoxydgehalt von 0,15 Prozent kann zu ſchweren geſundheitlichen Schädigungen führen, ein Anteil von 0,37 Prozent führt bei zweiſtündiger Einwirkung den Tod herbei. Selbſt bei nicht tödlichem Ausgang können ſchwere Folgeerſcheinungen in Geſtalt von Lungenkrank⸗ heiten, Zuckerkrankheit, Lähmungen und Geiſtesſtörungen auftreten, die oft nur langſam oder gar nicht mehr zu be⸗ heben ſind. Die Behandlung durch Sauerſtoffinhalation kann die Regeneration des Blutes lediglich unterſtützen. In den ſchweren Fällen, wo die roten Blulkörperchen mit Koh⸗ lenoxyd geſättigt, keinen Sauerſtoff mehr aus den Lungen aufzunehmen vermögen und tödliche Erſtickung unmittelbar droht, verſagt ſie. In diefer über Tod und Leben entſcheidenden Phaſe ſpringt das Methylenblau rettend ein. Dieſer Stoff hat nämlich die Fähigkeit, durch Sauerſtoffübertragung auf das lebende Gewebe gleichſam eine Hilfsatmung zu bewerkſtel⸗ ligen. Denn Methylenblau oxydiert das zweiwertige Eiſen der Körperzellen und des Blutfarbſtoffes, das ſogenannte Atmungsferment zu dreiwertigem Eiſen, das dann die or⸗ ganiſche Subſtanz ſolange oxydiert, bis alles Methylenblau in Leukomethylenblau verwandelt iſt. So wird ſelbſt bei völliger Vergiftung des Atmungsfermentes durch Giftgaſe von der Art des Kohlenoxyds die Sauerſtoffverſorgung der Gewebe ermöglicht. Sowohl durch Verſuche an Tieren als auch an vergifteten Perſonen wurde die lebensrettende Wir⸗ kung des Methylenblau erprobt. Etwa 10 Kubikzentimeter einer einprozentigen Löſung in die Vene eingeſpritzt, erge⸗ ben oft verblüffende Wirkungen. Binnen weniger Minuten ſchon vertieft ſich die Atmung, die erloſchenen Reflexe kehren wieder, der Vergiftete erwacht zum Bewußtſein. Verzögert ſich in Einzelfällen der Erfolg, ſo kann die Einſpritzung ohne Schädigung wiederholt werden. Die Bekämpfung der Krähenplage () Karlsruhe, 23. März. Nach Mitteilung landwirt⸗ ſchaftlicher Stellen ſind in der letzten Zeit Klagen über erheb⸗ liche Flurſchäden durch Krähenſchwärme im Lande ein⸗ gelaufen. Der badiſche Landesjägermeiſter hat nunmehr, um die Bekämpfung der Krähen einheitlich zu organiſieren, die Abteilung für Krähenbekämpfung beim ehemaligen Badiſchen Bund deutſcher Jäger ſeiner Oberaufſicht unterſtellt, um ſo die gemachten bedeutſamen Erfahrungen dieſer Abteilung weiterhin dem deutſchen Weidwerk nutzbar zu machen und auszuwerten. Die Krähenvertilgung ſoll künftig planmäßig in möglichſt vielen Revieren durchgeführt werden; eine reſtloſe Vertilgung der Krähen iſt natürlich weder gewünſcht, noch beabſichtigt, da auch die teilweiſe Nützlichkeit nicht zu leugnen iſt; andererſeits erſcheint die Krähenvertilgung in einzelnen Landesteilen, beſonders in Niederwild⸗Revieren, eine dringende Notwendigkeit, hauptſächlich zu dem Zwecke, die erforderliche Hebung der Niederwildſagden zu fördern. Ein Proſpekt der „Krähenbekämpfungsſtelle des Landesjägermeiſters Baden“ enthält die genauen Anweiſungen, in welcher Form die Be⸗ kämpfung vor ſich zu gehen hat. Neues aus aller Welt Lindberghs Kind noch am Leben? Eine phantaftiſche Geſchichte.— Das angebliche Geſtändnis des Gangſters. Newyork, 22. März. Die Frau des wegen der Entfüh⸗ rung des Lindberghbabys zum Tode verurteilten Haupt⸗ mann weilt, wie in Newyork bekannt wurde, in Detroit Sie will dort das Kind ſuchen, das in einem kürzlich 9100 Pontiac(Michigan) in Newyork eingetroffenen anonymen Briefe als angebliches Lindberahbabn bezeichnet wurde. Dieſer Brief ſpricht von einem angeblichen Geſtändnis, das der Entführer des Kindes kurz vor ſeinem Tode einem De⸗ troiter Gangſter abgelegt habe. Dieſer Gangſter ſeldſt ſei im Dezember vorigen Jahres von anderen Gangſters in De⸗ troit ermordet worden. In dem angeblichen Geſtändnis heißt es: Das Lindberghkind wurde in der Entführungsnacht nach Brooklyn gebracht. Gleichzeitig wurde die Leiche eines anderen Kindes, das auf dem Friedhof im Newyorker Vorort Bronce begraben worden war, in der Nähe des Landſitzes des Oberſt Lindbergh zurückgelaſſen, nachdem man der Leiche die Kleider des Lindberghbabys angezo⸗ gen hatte. Dies ſei geſchehen, ſo heißt es in dem angeblichen Geſtändnis weiter, um dem Oberſt Lindbergh eine n Schreck einzujagen, weil bekannt geweſen fei daß er das Löſegeld gekennzeichnet hatte. Der Entführer habe das Kind Lindberghs ſpäter nach Detroſt gebracht und es dort in einem Kino zurückgelaſſen. Es ſei dann von den Behörden in einem Waiſenhaus unterge⸗ bracht worden. i Die New Jerſeyer Polizei erklärt hierzu, ſie habe kei⸗ nen Zweifel daran, daß die in New Jerſey gefundene Leiche tatſächlich die Leiche des Kindes Lindberghs geweſen ſei. Geiſelentführung in der Mandſchurei Mukden, 25. März. Chineſiſche Freiſchärler haben den Polizeipräfekten von Tunchua, Südmandſchurei, und ſeine beiden japaniſchen Be⸗ rater in einem Kraftwagen entführt. Sie verlangen die Entlaſſung ihrer Kameraden, andernfalls würden ſie die Geiſeln erſchießen. Kloſterkapelle eingeäſchert London, 25. März. In Mill Hill⸗London iſt die Kapelle des Nonnenkloſters St. Vincenz in dem Augenblick in Brand geraten, als gerade 200 Waiſenkinder die Kirche verließen. Immer wie⸗ der liefen die Nonnen in die Kapelle hinein, um die wert⸗ vollen Kirchengefäße, Bilder und Plaſtiken zu retten. Kurze Zeit nach dem Eintreffen der Feuerwehr ſtürzte das Dach der Kapelle krachend ein. Während das Uebergreifen des Feuers auf andere Gebäude verhindert werden konnte, iſt das Innere der Kapelle nahezu zerſtört worden. Man hofft jedoch, daß der herrliche Altar, der früher einmal in Paris ausgeſtellt war, reſtouriert werden kann. Hauseinſturz— Acht Schwerverletzte Madrid, 25. März. In Saragoſſa ſtürzte bei Repara⸗ turarbeiten ein Haus zuſammen und begrub eine Familie und acht Arbeiter unter ſich. Während die Mitglieder der Familie mit leichteren Verletzungen davonkamen, wurden die acht Arbeiter ſchwer, zum Teil ſogar lebensgefährlich verletzt. Kaufmann von Banditen e t ührt Japan verlangt Maßnahmen. Tokio, 2 März. Das japaniſche Außenminiſterium hat den japaniſchen Generalkonſul in Kanton beauftragt, gegen die Entführung eines japaniſchen Kaufmannes durch chine⸗ ſiſche Banditen Proteſt zu erheben. Ueber das Schickſal des Entführten iſt bis jetzt noch nichts bekannt geworden. Die Entführung habe— ſo behaupten die japaniſchen Stellen— einen politiſchen Hintergrund. Der japaniſche General⸗ konſul verlangt von den chineſiſchen Behörden, daß ſie ſofort Maßnahmen zur Auffindung des Entführten ergreifen. Das geheimnisvolle Verſchwinden des japaniſchen Kauf⸗ kiannes erinnert an die Entführung des japaniſchen Vize⸗ konſuls Kuramoto, wobei die Japaner ſofort drohten, gegen Nanking militäriſche Maßnahmen zu ergreifen und Kriegs⸗ ſchiffe entſandten. Im letzten Augenblick wurde Kuramato dann von chineſiſchen Bauern aufgefunden, allerdings im irren Zuſtande. Die Japaner haben zurzeit in Kanton zwei ⸗riegsſchiffe. Zahlungs aufforderung. Evang. Kirchenſteuer betr. Auf 1. April iſt das letzte Viertel der vorläufigen Kirchenſteuer fällig. Wir bitten um Zahlung. Die Rückſtände ſind binnen 8 Tagen bei Vermeidung weiterer Betreibung zu zahlen. Mhm.⸗Seckenheim, 22. März 1935. Der Erheber. Aus gabe von Fiſch⸗Gutſcheinen morgen Dienstag, den 26. März 1935. Gruppe A u. B von 8— 9.30 Uhr Gruppe C von 9.30 11.30 Uhr Gruppe D von 2— 4 Uhr Gruppe E von 45.30 Uhr Die Fiſche müſſen anſchließend bei Jak. Würthwein abgeholt werden. Verſammlungs⸗Kalender. NS.⸗Hago. Heute Montag abend 8.30 Uhr Sitzung der Amtswalter und Zellenwarte im„Pfälzer Hof“ — — Goeben erſchienen: Bauerntum Ane, vor den Toren der Großſtadt eetteteentetetteredteecenttomtcaneneammdendened Von Dr. Karl Kollnig. Eine neue Heimatſchrift über das Sechkenheimer Bauerntum in Geſchichte und Gegenwart, in ſeiner Sprache, in Sitte, Brauch und Volksüberlieferung. 60 Seiten mit 6 Bildtafeln Preis: 1.50 Mk. Zu beziehen durch den Verlag„Neckar-Bote“. —— — Kräftige Salat⸗Oetzlinge zu haben bei Gropp, Meersburgerſtraße 28. vol kes 33—— der us Geſucht für Geſchäft a ae 2 Mädchen für Vormittags. Räheres in der Geſchäftsſtelle ds. Bl. 2 . 8„ enkreistellen- 1 fort Fami enfTgL SN 5 walddas 2791 v8 des ohen a 5 be ac hsben or f — 1 eee. 2 0