r Blatt zu Wr. 75 Arbeitsdienſt und Wehrpflicht. Der Arbeitsdienſt geht künftig dem Wehrdienſt voraus. Grundlegende Rede Hierls. Leipzig, 28. März. Am dritten Tag der Reichstagung der Deutſchen Ar⸗ beitsfront machte Reichsarbeitsführer Hierl ſehr bedeut⸗ ſame Ausführungen über das Verhältnis von Arbeitsdienſt und Wehrpflicht. Er führte u. a. aus: Aus den Wehen des Weltkrieges wurde die national⸗ ſozialiſtiſche Idee geboren und der ureigenſte Sohn dieſer nationalſozialiſtiſchen Idee iſt der Gedanke des Arbeits⸗ dienſtes, und zwar der allgemeinen Arbeits dienſt⸗ pflicht.. Wir erklärten den Dienſt am Volk durch Arbeit, den Acbeitsdienſt, in gleicher Weiſe wie den Wehrdienſt, als Ehrendienſt. Das Wohl des deutſchen Volkes fordert den Arbeits⸗ dienſt in ſeiner doppelten Auswirkung: Als Arbeit am deut⸗ ſchen Boden und als Arbeit am jungen deutſchen Menſchen. Das Friedensdiktat hat unſere Ernährungsgrundlage ge⸗ ſchmälert und verſchlechtert. Ein Volk aber, das für ſeine Verſorgung mit lebensnotwendigen Bodenerzeugniſſen auf das Ausland angewieſen iſt, iſt unfrei. Die in Deutſchland noch möglichen Bodenverbeſſerungen könnten zu einer Steigerung unſerer landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe im Werte von ungefähr zwei Milliarden im Jahre führen. Zu ihrer Durchführung wären 250 000 Arbeiter für mindeſtens 40 Jahre nötig. In Zuſammenhang hiermit ſteht die bevölkerungspoli⸗ tiſch entſcheidend wichtige Aufgabe der UAmſiedlung un⸗ ſeres Volkes, der Erlöſung großer Teile unſeres Bodens aus der volkstumszerſtörenden Zuſammenballung in Groß⸗ ſtädten und die Verbindung der Maſſe der deutſchen Men⸗ ſchen mit dem Heimatboden mit Hilfe der Bauernſiedlung und Heimſtättenſiedlung. Beide Aufgaben, die Bereinigung der Ernährungsfreiheit und die Umſiedlung, ſind nur zu löſen durch den planvollen Einſatz eines dem Staate zur Verfügung ſtehenden Arbeitsheeres, wie es der Arbeits dienſt liefert. Mit der Erfüllung dieſer Aufgaben durch Arbeit am deutſchen Boden iſt die andere, noch wichtigere Arbeit des Arbeitsdienſtes verbunden, die Arbeit am fungen deut⸗ ſchen Menſchen, die Erziehung zur nationalſozialiſtiſchen Volksgemeinſchaft und zum nationalſozialiſtiſchen Arbeits⸗ ethos. Das Bekenntnis zur Arbeitsdienſtpflicht, die Erhebung des Arbeitsdienſtes zum Ehrendienſt am Volke, iſt die höchſte Ehrenbezeugung, die dem Wert der Handarbeit und des Handarbeiters in der Geſchichte jemals erwieſen worden iſt. Wir haben im Arbeitsdienſt den Begriff des„Sol⸗ daten der Arbeit“ geprägt. Der„Arbeitsmann“, wie er uns als Erziehungsideal vorſchwebt, dem wir in der Praxis erfolgreich näherrücken, iſt ein neuer Typ, ein Typ, ſo, wie ihn Soldat oder Seemann darſtellt, beſſer vielleicht noch ein Begriff wie etwa gentleman. Der ſo ge⸗ ſchmiedete Typ des Arbeitsmannes iſt das Ergebnis einer Verſchmelzung der drei Grundelemente, des Soldatentums, Bauerntums und Arbeitertums, Aus der Tätigkeit der Arbeitsfront Die Vormittagsſitzung am dritten Tag der Reichstagung der Deutſchen Arbeitsfront brachte Rechenſchafts⸗ und Tätigkeitsberichte über verſchiedene Aemter der DAF. Zu⸗ nächſt ſprach Abteilungsleiter Dr. Weiß über die NS⸗Ge⸗ meinſchaft„Kraft durch Freude“. Die Befreiung des deutſchen Arbeiters in ſeeliſcher und kultureller Beziehung habe ſich die NS⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ zum Ziele geſetzt. Sie verſchiebe nicht die Volksgenoſſen nach Art eines Reiſebüros nach Nord, Süd, Oſt und Weſt, ſon⸗ dern in der Gemeinſchaft ſolle der ſchaffende Menſch ſich ſelbſt, ſein Volk, ſein Vaterland erleben. Wenn die Ge⸗ meinſchaft darauf dringe, menſchenwürdige Arbeitsſtätten zu ſchaffen, ſo diene ſie damit wiederum der Arbeit. Die Teilnahme an den Kulturgütern der Nation ſolle auch dazu dienen, in der Maſſe der Schaffenden die Kräfte freiwerden zu laſſen, die eines Tages berufen ſeien, Träger des künſt⸗ leriſchen Schaffens zu ſein. Das Preſſeweſen der Arbeitsfront Die Tätigkeit des Preſſeamtes der D A F be⸗ handelte ſodann der Leiter des Amtes, Biallas. Das„Ar⸗ beitertum“ habe eine Durchſchnittsauflage von 14 Millionen, der„Aufbau“ eine ſolche von 1,37 Millionen. Beide Blätter, deren ſpätere Vereinigung geplant ſei, würfen nennenswerte lieberſchüſſe ab. Daneben gebe das Preſſeamt den„Informationsdienſt“ und das„Amtliche Nachrichtenblatt“ der Daß und NS⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ heraus. Eines der wichtigſten Gebiete der Betreuung ſei das Werkzeitungsſyſtem. Mit der Eingliede⸗ rung des Dinta habe die Deutſche Arbeitsfront 98 Werk⸗ zeitungen mit einer Geſamtauflage von wöchentlich 1,3 Millionen übernommen. Hierzu kämen 115 dem Dinta nicht angeſchloſſene Werkszeitungen. Nach dem Willen des Reichsorganiſationsleiters habe jedes Mitglied der DA Anſpruch auf koſtenloſe Lieferung eines Fachblattes. 5 „Der Leiter des Rechtsamtes, Dr. Bähren, gab ein Bild über die Rechtslage in der DA und ihre Entwicklung. Die augenblickliche Rechtslage ſei 1 ende: Alle Gewerkſchaften und ſonſtigen Verbände ein⸗ chließlich der Arbeitgeberverbände ſind aufgelöſt, ihre Vermögen ſind jedoch noch nicht in das Eigentum der DA bergegangen. Die DAß verwalte ſie vielmehr nur treu⸗ änderſſch, bis das Vermögen durch Reichsgeſetz auf die F übertragen werde. Nach der Anordnung des Füh⸗ rers vom 24. Oktober 1934 ſolle das Vermögen dieſer Ver⸗ bände den Grundſtock für die Selbſthilfeeinrichtungen der Daß bilden. Eine Uebernahme von Schuldverbindlichkeiten würde dieſem Zweck ſelbſtverſtändlich nicht dienlich ſein, alle drei in nationalſozialiſtiſcher Auffaſſung. Der Arbeits⸗ mann, wie wir ihn zu entwickeln und zu formen bemüht ſind, iſt treu, gehorſam und kameradſchaftlich, er iſt hart, echt und beſcheiden, er iſt ein Feind der hohlen Phraſen und des trügeriſchen Flimmers und Scheines. So wollen wir den Arbeitsmann als Kraft für das deutſche Arbeitervolk. Gerade in dem Umſtand, daß im Arbeitsdienſt das hohe Arbeitsethos auf dem Gebiete primitiver Handarbeit und Gemeinſchaftsarbeit zur Geltung gebracht wird, liegt die ungeheure arbeitsſittliche Bedeutung des nationalſozialiſti⸗ ſchen Arbeitsdienſtes. In dieſer volkserzieheriſchen Wirkung kann der Arbeits⸗ dienſt von keiner anderen Einrichtung erſetzt werden. Die vom ganzen deutſchen Volke als Wiederherſtellung unſeres nationalen Selbſtbeſtimmungsrechtes und damit unſerer nationalen Ehre freudig begrüßte Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht berührt die Aufgaben und die Notwendigkeit des Arbeits⸗ dienſtes nicht. Leute, die den Sinn des nationalſozialiſtiſchen Arbeitsdienſtes nicht erfaßt haben oder nicht erfaſſen woll⸗ ten, haben den Arbeitsdienſt als Erſatz der bisher fehlenden allgemeinen Wehrpflicht, als getarnten Teil der Wehrmacht angeſprochen. Arbeitsdienſt und Wehrdienſt ſind aber verſchiedene Dinge, die ſich nicht gegenſeitig erſetzen laſſen. Die Wehrmacht iſt dazu berufen, den deutſchen Lebensraum nach außen zu ſchützen, der Arbeitsdienſt als praktiſch ange⸗ wandter Nationalſozialismus iſt der Garant dafür, daß unſer Volk im Inneren nie wieder durch Klaſſengegen⸗ ſätze zerriſſen wird. Ebenſowenig wie die allgemeine Arbeitsdienſtpflicht einen Erſatz für die Wehrpflicht hätte bieten können, eben⸗ ſowenig kann die wiedereingeführte allgemeine Wehrpflicht die Arbeitsdienſtpflicht unnökig machen. Nur ein völliges Mißverſtehen der Idee des national⸗ ſozialiſtiſchen Arbeitsdienſtes könnte zu dem Gedanken füh⸗ ren, einen Teil unſerer dienſtpflichtigen Jugend dem Wehrdienſt und einen anderen, minderwertigen Teil dem Arbeitsdienſt zuzuführen. Eine ſolche Scheidung würde jeder nationalſozialiſtiſchen Auffaſſung Hohn ſpre⸗ chen und wieder eine Kluft aufreißen zwiſchen Arbeiter und Soldat, die nie wieder entſtehen darf. Der Arbeitsdienſt muß daher künfkig dem Wehr⸗ dienſt vorangehen. Wer die Ehre hat, Soldat zu werden, muß ſich dieſer Ehre dadurch würdig erweiſen, daß er vorher als Arbeitsmann in Ehren gedient hat. Dies gilt insbeſondere für alle künf⸗ kigen Führer der Wehrmacht, die Unteroffiziere und Offi⸗ ziere. Gerade für ſie iſt der Dienſt in der nationalſozia⸗ liſtiſchen Schule des Arbeitsdienſtes unentbehrlich. Dann werden durch Schule, Ar eitsdienſt und Wehr dienſt im nakionalſozialiſtiſchen Geile erzogene Geſchlechte⸗ heranreifen, auf deren Schultern die Jukunft des deutſchen Volkes ſicher ruht. Aeberkommene Gewohnheiten, Vor⸗ urkeile und Kückſichten müſſen zurücktreten, Anbequemlich⸗ keiten und Härken für Einzelne ertragen werden. Denn über allem anderen ſteht die Zukunft unſeres Volkes und oberſtes Geſetz für jeden iſt: Dienſt am Volke. typenbildende ebenſo eine Liquidation des Vermögens. Beides komme daher nicht in Frage. Mit dem Erlaß des Reichsgeſetzes über die Einziehung des Vermögens der ehemaligen Gewerkſchaften und ſon⸗ ſtigen Verbänden ſei in den nächſten Monaten zu rechnen. Alle Prozeſſe, die aus Anlaß der Auflöſung der Ge⸗ werkſchaften gegen die DA, gegen Dr. Ley, gegen die NSDAp oder ſonſtige Stellen angeſtrengt worden ſeien, ſeien auf Anordnung des Keichsinnenminiſteriums aus⸗ eſetzt. 7 5 8 werde vermieden, daß die Gerichte vielleicht Urteile fällen, die im Widerſpruch zu den bevorſtehenden eſetzlichen Regelungen ſtehen. Zum Schluß behandelte der edner die Frage der Rechtsnatur der D A F. Sie ſei keine Körperſchaft öffentlichen Rechtes, auch kein Verein mit eigener Rechtsperſönlichkeit. Das Rechtsamt vertrete den Standpunkt, daß die DA eine einzigartige MNeuſchöpfung ſei, die einer beſonderen geſetzlichen Regelung bedürfe. g.. Zum Schluß der Vormittagsſitzung berichtete der Leiter der Rechtsberatungsſtelle, Dr. Hellwig, über deren Tätigkeit. Die DAF verfüge über 390 hauptamtlich beſetzte Rechtsberatungsſtellen. Im Januar ſeien die Rechtsberatungsſtellen von 240 000 Perſonen, im Februar von 230 000 beſucht worden. 5 Die Nachmittagsſitzung erhielt ihr Gepräge durch die Anweſenheit ſtarker Arbeitsdienſtabordnungen. Nach dem feierlichen Fahneneinmarſch ſprach zunächſt Stabsamtsleiter Reiſchle über die Grundlagen und Auswirkungen der nationalſozialiſtiſchen Marktordnung. Die Stadtkreiſe nach der Reichs gemeindeord nung Im Rahmen der Erſten Verordnung zur Durchführung der deutſchen Gemeindeordnung werden, wie die„Wandel halle“ meldet, vom Reichsinnenminiſter auch die nunmehn im Reichsgebiet noch vorhandenen Stadtkreiſe bekannt gegeben. Als Stadtkreis in Bayern wurden u. a. beſtimm die Städte Frankenthal, Kaiſerslautern. Ludwigshafen Neuſtadt a. d. H., Pirmaſens, Speyer und Zweibrücken In Baden ſind die Städte Baden⸗Baden, Freiburg Heidelberg, Karlsruhe, Konſtanz, Mannheim und Pforz heim, in Heſſen die Städte Darmſtadt, Gießen, Mainz, Offenbach und Worms als Stadtkreiſe beſtimmt worden. Alle übrigen Gemeinden in Deutſchland gelten als kreisangehörige Gemeinden im Sinne der Deutſchen Ge⸗ meindeordnung. In der Zugehöriakeit oder Nichtzugehöria⸗ keit der Gemeinden zu einem Landkreis tritt bis auf weite⸗ res keine Aenderung ein. Freitag, 29. März 1935 Der deuiſche Pferdeſport muß wieder Volksſport werden! „Ihr Vertreter der Rennvereine ſeid dazu berufen, die Mittel, die Euch der Staat und Eure Mitglieder zur Ver⸗ fügung ſtellen, ſo zu verwalten und zu verteilen, daß ſie ſich zum Wohl des Ganzen von Zucht und Sport im natio⸗ nalſozialiſtiſchen Sinne auswirken können. Ihr ſeid die erſten Vorkämpfer für die Volkstümlichkeit des Sports, Eure Maßnahmen ſind maßgebend dafür, ob meine Forde⸗ rungen in dieſer Hinſicht erfüllt werden. Es gibt für die Tätigkeit der Rennvereine hinſichtlich der Erweiterung ihres Mitgliederkreiſes und der Rennbahnbeſucher kein Rezept. Hier iſt der Initiative der einzelnen Rennvereine der größte Spielraum gelaſſen. Nur eins muß verpönt werden, nämlich eine im heutigen Staate nicht angebrachte Excluſivität, ein Feſthalten an ſtarren Formen. Nicht allein die traditionelle Form iſt es, die die Galopprennvereine zu bewahren haben, ſondern ihr hohes Ziel, das in jedem Rennvereinsſtatut verankert iſt, iſt einzig und allein das Wohl der Landespferdezucht. Tauſend Wege führen dork⸗ hin. Wir haben uns in der Folgezeit nicht darüber zu ſtpei⸗ ten, ob die eine oder die andere Maßnahme der Wünde des Rennſports entſpricht. Heute gilt es einzig und allein, die durch Starrheit und übertriebenes Verharren im Her⸗ gebrachten verſchwundene Volkstümlichkeit wiederzugewin⸗ nen, ohne das Ziel, nämlich die beſtmögliche Förderung von Zucht und Sport, aus den Augen zu verlieren.“ So führte Reichsſportführer von Tſchammer und Oſten auf dem Gemeinſchaftsabend des Galopprennſports in Ber⸗ lin am 31. Januar 1935 aus. Er hat damit den deutſchen Rennvereinen den Weg gewieſen. Wenn wir einen Rfüick⸗ blick auf die Geich chte des Badiſchen Rennvereins werfen, ſo iſt darauf hinzuweiſen, daß die höchſte Blüte vor dem Weltkrieg erreicht wurde. Mitgliederzahl, Rennbeſuch und Wettumſatz geſtatteten, Rennpreiſe auszuſetzen, die uns heute geradezu märchenhaft anmuten. Waren doch allein in der Badenia, dem größten deutſchen Hindernisrennen, Summen zu gewinnen, die heute nur noch mit einer reich⸗ lichen Hälfte an allen drei Renntagen im Mai erreicht werden. Wenn Großherzogs nach Mannheim kamen und zum Rennplatz fuhren, dann war der Badeniatag ein Volksfeſt im vollſten Sinne des Wortes. Und wenn man die ſoziale Schichtung der Menſchenmaſſen, die ſich auf allen Plätzen drängten, einer Unterſuchung unterzog, dann er⸗ gab ſich, daß alle Stände vertreten waren. Mannheim hat unter den ſüddeutſchen Rennplätzen hinſichtlich der Beſucher⸗ zahl immer den höchſten Stand erzielt. Und im Sport konnte ſich der Badiſche Rennverein mit den erſten deut⸗ ſchen Rennplätzen meſſen. Nicht allein der Weltkrieg mit ſeiner Umwälzung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe iſt ſchuld an dem Niedergang des deutſchen Pferdeſportes. Auch andere Umſtände, die in den Zeitverhältniſſen liegen, vor allem die Ausgeſtaltung des Sports im allgemeinen, haben dazu entſcheidend bei⸗ getragen. Jeder Renntag iſt zu einem waghalſigen Unter⸗ nehmen geworden. Jede unfreundliche Einſtellung des Wettergottes kann den Voranſchlag völlig über den Haufen werfen. Der Mitgliederſtand, der bei allen Rennvereinen vor dem Weltkrieg rund Einundeinhalbtauſend betrug, iſt auf ein Siebentel zurückgegangen. Die früher überfüllten Logen ſind heute gähnend leer, ſofern nicht die Rennfolge außergewöhnliche Ereigniſſe verſpricht, oder hervorragende Perſönlichkeiten angeſagt ſind. Die Rennpreiſe entſprechen längſt nicht mehr den Anforderungen, die man an ſie ſtel⸗ len muß, wenn ſie anziehend auf die Rennſtallbeſitzer wir⸗ ken ſollen. Der jährliche Aufwand für ein Rennpferd an Futter, Training, Nennungs⸗ und Reitgeldern, Reiſekoſten uſw. beträgt etwa 4000 RM. Da die Geſamtrennpreiſe der deutſchen Rennvereine von 12 Millionen RM vor dem Weltkriege auf etwa 4 Millionen RM zurückgegangen ſind, entfallen auf jedes Pferd, das Sieg oder Platz läuft, nur noch 2500 RM. Von dieſem völlig unzulänglichen Betrage aber gehen noch die entſprechend höheren Rennpreiſe der großen klaſſiſchen Rennen ab. Kann man es unter dieſen Umſtänden dem Rennſtaäll⸗ beſitzer verdenken, daß er entmutigt die Flinte ins Korn wirft? Das ſoll anders werden, wie aus den Ausführun⸗ gen des Herrn Reichsſportführers hervorgeht. Die Renn⸗ preiſe werden wieder auf eine Höhe gebracht, die die Hal⸗ tung des hochgezüchteten Vollblüters ohne Verluſt geſtattet Damit wird zugleich die deutſche Edelpferdezucht gefördert, die der Eckpfeiler der Halbblutzucht iſt, die mit der Wieder⸗ einführung der allgemeinen Wehrpflicht einen ſtarken Auf⸗ trieb erhalten wird. Jeder Deutſche muß ſchon aus dieſem Grunde begeiſterter Rennbeſucher werden! Brotgetreideverſorgung geſichert Lockerung der Ablieferungspflicht.— Beſſere Futler⸗ getreideverſorgung. Die letzten Erhebungen über die Getreidebeſtände haben den im vorigen Herbſt verſchiedenklich aufgetretenen Befürchtungen zum Trotz, daß die Berſorgung Deutſchlands mit Brotgetreide infolge des trockenen Sommers gefährdet ſei, erneut klargeſtellt, daß die Brokgetreideverſorgung des deutſchen Volkes bis zur neuen Ernte vollkommen ge⸗ ſicherk iſt. f Es hat ſich darüber hinaus ergeben, daß zum Schluß des laufenden Getreidewirtſchaftsjahres die normalen und notwendigen Beſtände an Brotgetreide für die Deckung des Bedarfs 25 Uebergangszeit vorhanden ſein werden. Auf⸗ grund dieſer Lage iſt den Getreidewirtſchaftsverbänden die Möglichkeit gegeben worden, ſolche Bauern und Landwirte, die bisher in angemeſſe⸗ nem Umfange ihrer Pflicht gegenüber der Volksgemein⸗ ſchaft und den norgeſchriebenen Ablieferungsſoll enkſpre⸗ chend Brotgetreide abgelſefert haben, von ihrer weiteren Ablieferungspflicht zu befreien. In ſolchen Fällen kann ferner dem Erzeuger geſtattet werden, inländiſchen Roggen oder inländiſchen Weizen, abweichend von der bisherigen Regelung für Zwecke der Verfütterung zu verkaufen oder zu veräußern. Die Befreiung von der weiteren Ablieferungspflicht wird getrennt für Roggen und Weizen ausgeſprochen. Die Ge⸗ treidewirtſchaftsverbände ſind ferner ermächtigt worden, im Einzelfall auch ſolches Getreide für Zwecke der Verfütte⸗ rung freizugeben, das ſich bereits in der zweiten oder weiteren Hand befindet. ie ind ihre Welt Das bunte Käferlein. Es flog mir auf die müde Hand ein buntes Käferlein. Sein Farbenkleid hat mich gebannt Im Abendſonnenſchein. Was biſt du für ein prächtig Tier! Wer hat dich wohl erdacht? Du kleines Weſen, ſag' es mir, wer dich ſo ſchön gemacht? Da hob es ſeine Flügelein, ſchwirrt' in des Himmels Blau, ließ meine Frage Frage ſein nach dieſer Farbenſchau. H. Schmitz. Der Beweis. Sie fuhren jeden Morgen in der Stadtbahn miteinander. Jeden Morgen hatte er Gelegenheit, einen ganzen Winter lang, höflich den Hut abzunehmen und„Guten Morgen!“ zu ſagen. Seit Weihnachten ſprachen ſie auch miteinander. Sie klappte ihren Roman zu, wenn er hereinkam; er ſteckte die Zeitung in die Manteltaſche. Sie ſprachen höflich und gut erzogen mit⸗ einander, wie Leute, die gerade ein Stück mit der Eiſenbahn fahren; ſie ſprachen über ein Buch, übers Theater, vom Kino, von den Tagesneuigkeiten und ſchließlich ſogar von den Be⸗ rufen. Beim Ausſteigen grüßten ſie ſich höflich, und damit war die Tagesordnung erledigt. Seltſamerweiſe begann ſie ihn aber zu vermiſſen, wenn er nicht mit demſelben Zug fuhr. Seltſamerweiſe begann er ſich auf dem Bahnſteig nach ihr umzuſehen, wenn die Zeit knapp war. Es fiel aber keinem von beiden etwas dabei ein. Bis halt ſo der Frühling kam. Sie ſprachen nicht mehr nur über Bücher und Zeitungen und übers Theater, ſie machten ſich höflich und gemeſſen auf die grünen Gärten und die blühenden Bäume aufmerkſam und auf den peinlichen Gegenſatz zu den Bürowänden, in die man jetzt mußte. Bei der Gelegenheit dachte ſie etwas intenſiver an ihn und er an ſie. Es fiel ihr auf, daß er eigentlich ein hübſcher Kerl und ſehr gut angezogen war. Es fiel ihm auf, daß ſie eine reizende Frau und ſehr hübſch angezogen war. Beſonders Handſchuhe und Schuhe. Und die Zähne. Und das Haar. Und ſonſt noch allerhand, Madame. Na, ſchön! Es wurde ſogar warm. Eines Morgens fragte ſie lächelnd: „Heute können wir wohl das Fenſter auflaſſen?!“ Und da er vorwärts ſaß, deutete ſie auf die Scheibe neben ſich ſelbſt. Er aber ſtand auf, ließ das Fenſter neben ſeinem Sitz herunter und ſagte beſcheiden:„Für Sie hole ich mir ſogar gerne einen Schnupfen.“ Das war der Beweis! Einen Arm für eine Dame brechen — gut, da iſt Romantik dabei; da kann man als Ritter ohne Furcht und Tadel den Arm ſchick in der Schlinge tragen und ſich zärtlich betreuen laſſen. Eine Piſtolenkugel, einen Degen⸗ ſtich, eine halsbrecheriſche Hochtour, eine beſeſſene Autofahrt — ja, ja! Aber einen Schnupfen! Die übelſte aller Krank⸗ heiten, bei der einem das Geſicht verquillt, die Naſe rot, der diskrete Atem laut und gemein wird, mit der Unappetitlichleit verbunden iſt und das ſchlimmſte Uebel, Lächerlichkeit? Wenn das ein Mann ſagt, dann hat er Abſichten. Dann hat er ſogar ernſte Abſichten. Das war der Beweis. Und es war nicht verwunderlich, daß wenige Wochen ſpäter eine Verlobungsanzeige in der Zeitung ſtand. M. W. Das Spiel und die Spielſachen der Kinder. Geſunde Kinder tragen den Trieb in ſich zum Spielen. Ja, man kann geradezu ein Kind, das nicht ſpielt, als krank oder anormal bezeichnen. Verſchiedene Urſachen treiben das Kind um Spiel. Zunächſt iſt es die überſchüſſige Kraft, von der ſich as Kind durch das Spiel befreit. In noch weit höherem Maße iſt es der angeborene Inſtinkt, ſich zu üben und zu bilden, der das Kind zum Spielen bringt. Schon die Muskeln des Säug⸗ lings tragen in ſich den Inſtinkt, durch Betätigen, und ſei es nur Strampeln, Greifen, Betaſten und Schreien, ſich zum eigentlichen Gebrauch für das ſpätere Leben vorzuüben. Alles Nachtun und Nachahmen der Erwachſenen durch Kinder erfolgt aus der dem Kinde unbewußten Einſtellung heraus, es den Erwachfſenen gleich zu tun. Das Spielen iſt ſeitens des Kindes eine unbeabſichtigte Vorbereitungsübung für das Leben. Die Spiele des Kindes kann man deshalb auch dahin unter⸗ ſcheiden, daß ſie einmal Spiele ſind, die die Ausbildung körper⸗ licher Funktionen, der Muskelbewegungen und ſeeliſcher und geiſtiger Fähigkeiten fördern. Zum andern ſind es Nach⸗ ahmungsſpiele, in der ſie das Leben der Erwachſenen teils als Geſellſchafts⸗ oder teils als Alleinſpiele kopieren. In dem Fangen, Verſtecken, Suchen, den Räuber⸗, Indianer⸗ und Soldatenſpielen kommen Reſte der Jagdbetätigung unſerer Vor⸗ fahren zum Ausdruck, ſo daß dieſen Spielen eine gewiſſe ent⸗ wicklungsgeſchichtliche Bedeutung zukommt. Hat ein Kind bei den Geſellſchaftsſpielen keine Spiel⸗ kameraden zur Verfügung, ſo ſchafft es ſich dieſe mit Hilfe ſeiner Phantaſie. Es führt Handlungen und Selbſtgeſpräche durch mit Hilfe der von ſeiner Phantaſie geſchaffenen Perſonen. Sehr aufſchlußreich iſt dabei die Wahl und Benutzung des Spielzeugs. Goethe hatte das bereits erkannt und ſchrieb des⸗ halb:„Kinder wiſſen beim Spiel aus allem was zu machen— ein Stab wird zur Flinte, ein Stück Holz zum Degen jedes Bündelchen zur Puppe, jeder Winkel zur Hütte.“ Wie oft haben Eltern unterm Weihnachtsbaum ſchon erleben müſſen, wie der neue Kaufmannsladen mit der genauen Einrichtung eines wirklichen Ladens durch die Holzkiſte mit den verbeulten Blechgegenſtänden und zerbrochenen Käſten verdrängt wird. Und das Mädchen beſchäftigt ſich nur kurze Zeit mit der großen Puppe mit Schlafaugen und natürlichen Locken, um wieder zu ſeiner alten Geſpielin, der Lumpenlies, zu greifen. Warum? Es iſt ein Mangel unſerer dem wirklichen Vorbild immer näher kommenden Spielzeuge, daß ſie zu kompliziert ſind und der kindlichen Phantaſie zu wenig Raum geben. Das Kind liebt Spielzeuge, die es an Dinge der Erwachſenen erinnern, ihm aber auch Gelegenheit geben, ſelbſtändig daran zu ändern oder ſie mit ſeiner Phantaſie auszuſchmücken. Eine Puppe mit ſolch komplizierten und leicht zerreißbaren Kleidern, die dem Kinde es verbieten, ſie aus⸗ und anzuziehen, iſt für das Kind wert⸗ loſer als ein Stück Holz, dem es irgendwelche alten Kleider umhängen und anzſehen oder zurechtmachen kann. Ohne Zweifel haben unſere Jungen heutzutage eine Vorliebe für Spielzeuge, die Nachſchaffungen der Technik ſind. Aber auch dann müſſen dieſe ſo ſein daß der Junge nicht bloß an ihnen aufzuziehen hat, ſondern mit ihnen ſpielen, d. h. als kleiner Techniker arbeiten kann Denn Spiel bedeutet für das Kind nicht Erholung von der Arbeit, wie für uns Erwachſene; Spiel iſt dem Kinde ernſte Arbeit. Wenn ein Kind ſpielt, dringt es ſich und andere Kinder in eine Situation ernſthafter Betätigung hinein, in der es ganz aufgeht und ſein Weſen, ſeine Neigungen und Veranlagungen offenbart. Darum ſollen die Eltern dem Kinde nicht nur Spiel⸗ achen geben, die es anregen und zur Betätigung reizen, ſon⸗ ern auch vor allem darauf achten, wie das Kind mit den Sachen und mit den anderen Kindern ſpielt. Für die Be⸗ urteilung und Erziehung laſſen ſich wertvolle Schlüſſe daraus gewinnen. H. M. Vom Hundertſten ins Tauſendſte Eine ganze Weile hatte ich nun ſchon zugehört. Was hätte ich auch anderes tun können] Unaufhaltſam floß der Strom der Rede. Ihn unterbrechen wollen, wäre vergebliche Mühe geweſen. Geriet meine Freundin Margret erſt einmal ins Schwatzen, ſo unterbrach ſie ſo leicht nichts. Plötzlich ſtutzte ſie:„Aber du ſagſt ja gar nichts!“ „Und darüber biſt du erſtaunt, Margret? Ich dachte mir, es genüge dir vollſtändig, wenn du allein redeſt!“ Margret errötete:„Wenn man einmal ins Plaudern gerät, dann redet man eben immer weiter!“ meinte ſie entſchuldigend. „Während man ſpricht, fällt einem immer etwas Neues ein. Man kommt dabei vom Hundertſten ins Tauſendſte...“ 8 Wie meiner Freundin Margret, ergeht es vielen Frauen. Iſt erſt einmal die Schleuſe ihrer Beredfamkeit geöffnet, läßt ſie ſich ſo leicht nicht wieder ſchließen. Sie beginnen zu ſprechen, weil ſie etwas zu ſagen haben. Später aber reden ſie weiter, nur um zu reden. Leider iſt der Menſch, der nur redet, um ſich reden zu hören, faſt immer weiblich! Es gibt ein Sprichwort, das heißt:„Reden iſt Silber— Schweigen iſt Gold!“ Und wäre es wenigſtens noch immer Silber, was da geredet wird! Ein ganz Unhöflicher könnte vielleicht ſtatt des Wortes„Silber“ auch„Blech“ ſetzen! Doch ſo unhöflich wollen wir nicht ſein. Nur feſtſtellen möchten wir, daß dieſe endloſen Schwatzereien, wo man vom Hundertſten ins Tauſendſte gerät, wenig vorteilhaft für den Ruf der Frauen ſind. Denn ſchwatzhafte Frauen ſind nur zu oft gefährlich. Ihr ſteter Drang zu reden, gleichviel über was oder über wen, artet häufig genug in üble Nachrede und Verleumdung aus. Wer ununterbrochen ſpricht— kann der wohl ſeine Worte richtig wägen? Sie fließen in unaufhalrſſamem Strom über ſeine Lippen. Wieviel Häßliches und Gefährliches führt dieſer Strom mit ſich! Wie viele Lebenswerte hat er vernichtet, Ehre, Glück und Frieden ganzer Familien! Es iſt ein großes Glück für die Menſchheit, daß ſie die Sprache beſitzt. Doch faſt nichts im Leben wird ſo mißbraucht, wie gerade die Gabe der Rede. Und daran tragen zum großen Teil die Frauen die Schuld. Deshalb: klare Linienführung auch in der Unterhaltung! Kein Unterbrechen eines begonnenen Gedankenganges um ſinn⸗ loſer Seitenſprünge willenf Was man ſagen will, wenn man wirklich etwas zu ſagen hat, das ſage man in knapper, ver⸗ ſtändlicher Form. Kein Ueberſtürzen und Ueberhaſten, denn dadurch wird unſere Rede nur unverſtändlich. Wer auf ſich ſelbſt beim Reden achtet, der wird all dieſe Fehler zu vermeiden wiſſen. Jedenfalls ſehr zum Vorteil ſeines eigenen Wortes. Denn das Wort eines Menſchen, der vom Hundertſten ins Tauſendſte gerät, verliert an Wert. Hier ſchadet unbedingt die Quantität der Worte der Qualität des Wortes! Smada. Ueberarbeitung. Man kann ſich überarbeiten, um mehr Geld zu verdienen; man kann es auch tun, weil die Umgebung uns ausnützt. In beiden Fällen iſt es gleich unſinnig. Im erſten Fall, weil man es doch nicht aushält und früher oder ſpäter eine Zeit kommt, wo es ſich rächt und wo man dann vor der Zeit die Arbeit aufgeben muß. Materiell hat man nichts davon, und körperlich und geiſtig leidet man darunter. Und wer ſich überarbeitet, weil er aus⸗ genützt wird, handelt unwürdig. Man darf ſich nicht miß⸗ brauchen laſſen; wer das zuläßt, iſt ein Sklave, ein willenloſer Menſch, ein Schwächling, dem es an Selbſtgefuühl, an Charakter mangelt. Gewiß iſt Egoismus ein ſchlechtes Zeichen und doch darf man nicht vergeſſen, daß es Pflicht iſt, für ſich ſelbſt zu ſorgen, auf daß man weiterhin für andere ſorgen kann. Es iſt ſelbſt⸗ verſtändlich, daß nur derſenige, der ſeine volle Kraft beſitzt, mit allen Kräften geben kann. Man muß ruhen, wenn man Ruhe notwendig hat. Man darf dabei nicht nach anderen ſehen. Man weiß am beſten ſelbſt, was man zu tun und zu laſſen hat. Die Lebens⸗ bedürfniſſe des einen ſind nicht die des anderen, und nur, wenn man die Pflichten gegen ſich ſelbſt erfüllt kann man ungehindert ſeinen Pflichten anderen gegenüber nachkommen. Man darf auch nicht zögern, ſich hin und wieder etwas Be⸗ ſonderes zu gönnen. Worin dieſe Extravaganz beſtehen ſoll, muß man ſelbſt wiſſen. Vielleicht eine kleine Reiſe, eine Wanderung, ein Buch, ein Kino- oder Theaterbeſuch, oder ſonſt etwas Derartiges. Das verſchönt den Alltag und gibt neue Lebensfreude. Wer ſo für ſich ſelbſt ſorgt, ſorgt auch für andere, daß ſie auf dem Damm bleiben. Es iſt verkehrt, ſich zu überarbeiten; geiſtige Ueberarbeitung iſt mindeſtens ebenſo ſchädlich wie körperliche. Ein edles Gleichmaß walte in allen Formen des Daſeins, in der Arbeit und im Genuß; Uebertreibungen ſind immer und überall verderblich; ſie ſollen deshalb immer und überall ver⸗ mieden werden. Zw. Schlanke Jeſſelin Nicht alle Frauen haben ſchlanke Feſſeln, aber— alle wollen ſchlante Feſſeln haben Und ſie gebrauchen dazu die möglich⸗ ſten und unmöglichſten Mittel und Mittelchen Die einen verwenden Gummibinden, die anderen Gummi⸗ ſtrümpfe oder einen Maſſageapparat. Wieder andere treiben illen möglichen Sport. Spielen Tennis turnen, laufen, fahren Rad und erklettern Berge, und nicht lange mehr wird es dauern und einige werden zu boxen anfangen. 5 Allen Frauen mit zu dicken Feſſeln ſoll hiermit geſagt werden, daß ſie viel mit einfachem Kochſalz erreichen können, denn Salz hat nicht nur einen Nährwert, ſondern auch Zehrwert. Jeden Abend ein Umſchlag mit Salzwaſſer um die ver⸗ ſchönerungsbedürftigen Feſſeln gelegt, erzielt ungeahnte Erx⸗ folge, hilft mehr als faſt alles andere. Auch wenn eine Gewichtsabnahme des ganzen Körpers erreicht werden ſoll, müſſen Salzwaſſerbäder dazu herhalten. Dieſe Salzwaſſerbäder dürfen aber nicht übertrieben werden, denn ſie können leicht geſundheitsſchädlich bei Frauen mit ſchwacher Konſtitution ſein, wenn das Herz zu ſehr in Mit⸗ leidenſchaft gezogen wird. Jede Frau muß alſo ſo ſie das Kochſalz zu Verſchönerungs⸗ zwecken nehmen will, ihre Vernunft dabei walten laſſen und auf die Grenzen Obacht geben, die dieſe ihr zieht. Einzug auf dem Balkon. Von Gertrud Reinſch. Der Balkon iſt für den Städter ſoviel wie die Laube für den Kleingärtner oder wie der Hausgarten für den Landbewohner. Es iſt ein grünes„Fleckchen“, auf dem er ſich erholt, durch das er ſich mit der Natur verbunden fühlt und wohin er aus der Zimmerenge entflieht, wenn die Zeit einen Ausflug ins Grüne nicht geſtattet. Sobald die Sonne wärmer und länger ſcheint, wird der Balkon einer eingehenden Prüfung unterzogen. Sind die Balkonkäſten noch dicht? Hält das Klettergitter noch? Wie ſteht es mit der Erneuerung der Erde? Sind die vorjährigen Geranien ſchon verſchnitten? Das Unkraut entfernt? Dünger beſorgt? Samen gekauft? Das ſind wichtige Fragen. Und dann kommt das Pflanzen und Säen, der Einkauf von Blumenerde an die Reihe. Die Balkonmöbel werden vom Boden oder aus dem Keller die Balkonbank geholt, die vorjährigen Pflanzen werden mit den Käſten am Tage in die Sonne geſtellt, und Mutter ſorgt ſchon für die Sitzkiſſen und ſucht einige Kattunreſte zuſammen, oder bezieht die Sitzflächen der Korbſtühle neu. Gegebenenfalls werden dieſe neu geſtrichen und die Windſchutzgardinen ge⸗ waſchen. Damit hat eigentlich ſchon das„erſte Leben auf den Balkons“ eingeſetzt. Und dann iſt auch der Tag nicht mehr fern— viel⸗ leicht iſt es ſogar ein warmer und ſonniger Frühlings⸗ ſonntag!— an dem Einzug auf dem Balkon gefeiert wird! Das iſt dann ein kleines, aber wunderſchönes Familienfeſt. Und man ſchielt hinüber zu Nachbars Balkon, wo ſich auch ſchon alles eingefunden hat, um den erſten Kaffee„draußen“ zu trinken. Nur bei Schulzes— eine Treppe tiefer— kann man nichts ſehen, denn„die“ haben eine— Sonnenmarkiſe herunter⸗ gelaſſen und ſind„was ganz Vornehmes“. Doch nur kein Neid — es iſt und bleibt doch eine ſchöne Einrichtung, dieſes Eckchen am Hauſe, und man iſt„im Freien“, ohne daß es Geld koſtet, kann ſich ausſtrecken und zu neuem Tagewerk ausruhen: Grund genug, dieſen Einzug zu einem kleinen Feſt zu geſtalten und ſich zu freuen! 2 4 Die praktiſche Hausfrau. k. Tintenflecke aus einem Schreibtiſchtuch entfernen. Friſche Tintenflecke im Schreibtiſchtuch laſſen ſich meiſtens durch Aus⸗ reiben mit Benzin, Zitronenſaft oder warmer Milch beſeitigen. Bei veralteten Tintenflecken hilft folgendes, allerdings etwas ſcharfes Mittel: Man ſtelle einen Brei aus Kleeſalz und heißem Waſſer her. Dieſen Brei laſſe man auf den betreffenden Fleck einige Minuten lang einwirken und ſpüle gründlich mit klarem Waſſer nach. Wenn noch Spuren zurückgeblieben ſein ſollten, ſo wiederhole man das Verfahren. 5 f. Die Tiſchplatte zu ſchonen. Um ein Entſtehen der häßlich ausſehenden Ränder und Flecke auf den Eßtiſchen zu ver⸗ meiden, wäre es ratſam, auf der Tiſchplatte eine Friesunter⸗ lage in der Größe der Platte zu befeſtigen und dann über 51 die Tiſchdecke zu legen. Der Fries trägt gar nicht auf und die Tiſchplatte bleibt wie neu. Außerdem ſollten heiße Schüſſeln, Kaffeekannen uſw. nie ohne Unterſatz auf den Tiſch geſtellt werden. f. Das Reinigen der Teekanne. Die Teekanne, der gute Freund der Abendſtunden, wird oft genug falſch behandelt. Viele Hausfrauen werden ſich freuen, einen guten Ratſchlag zur Reinigung der Teekanne zu hören. Um den häßlichen An⸗ ſchlag im Innern der Kanne zu entfernen, füllt man dieſelbe mit kochendem Waſſer, in das man zwei Teelöffel voll Soda gibt. Eine Stunde lang läßt man die Kanne hinten auf dem Ofen ſtehen, ſo daß das Waſſer warm bleibt. Dann wird mit warmem Seifenwaſſer gut ausgewaſchen und mit kaltem Waſſer geſpült. Die gute Teekanne wird nach dieſer innerlichen Reini⸗ gung wie neu ausſehen . Schonung der Mutratzen. Um die Matratzen ſowie die Unterbetten lange tadellos zu erhalten, legt man unter das Laken. in die Mitte, cane Unterlage, die aus einer alten Woll⸗ decke Plättdecke uſw beſtehen kann. Dieſe Maßnahme trägt zur Schonung der Inletts weſentlich bei, denn die Erfahrung wird ſchon gelehrt haben, daß die Unterbetten und Matratzen deſonders da, wo der Körper ruht, zuerſt entzweigehen. Speiſen von überallher. Schuſterpfanne(Sachſen und Anhalt). Ein recht fettes Stück Schweinefleiſch wird mit der Schwarte in eine eiſerne Brat⸗ pfanne gelegt. Auf die eine Seite legt man eine Schicht un⸗ geſchälter, kleiner, mürber Aepfel, auf die andere Seite kleine, geſchälte, mehlige Kartoffeln. Als Zugabe N61 man Salz, ein wenig Beifuß und Waſſer an das Fleiſch.(Dieſe Speiſe wurde früher vor der Kirche von den Hausfrauen Köthens zum Bäcker gebracht, damit ſie im Backofen gar werden ſollte. Dann holten ſie die Söhne des Hauſes nach der Predigt wieder ab. Durch das Sonntagsbackverbot wurde aus dieſem Spezial⸗Sonntags⸗ gericht für die Köthener ein Gericht für den wöchentlichen bürgerlichen Mittagstiſch.) Nürnberger Peterlingsſuppe. Die ganz jungen Peterſilien⸗ wurzeln werden geſchabt, gewaſchen und in fingergliedlange Stücke geſchnitten, mit kräftiger Fleiſchbrühe übergoſſen und unter Zugabe von friſcher Butter weichgekocht. Die Suppe wird nunmehr mit Butter und Mehl ſämig gedickt vor dem Anrichten mit einigen verquirlten Eigelb und etwas ſüßer Sahne ab⸗ gezogen und mit einem Strich Muskatnuß gewürzt. Als Ein⸗ lage gibt es die beliebten Schwemmklöße, die wie folgt bereitet werden: Man rührt nach Bedarf Butter ſchaumig, fügt vier Eigelb hinzu, gibt drei gehäufte Löffel voll recht feinen Grieß hinein, würzt und kocht die mit dem Löfſel abgeſtochenen Klöß⸗ chen in kochender Brühe, um ſie beim Anrichten in die Suppe einzulegen. Weſtpreußiſche Kartoffelkeulchen. Man kocht eine gute Kar⸗ toffelſuppe mit Wurzelwerk und Zwiebeln, wobei zu beachten iſt, daß die Kartoffelſcheiben nicht verkochen dürfen Unterdeſſen macht man aus Roggenmehl, Waſſer und Eiern kleine, längliche Klößchen, die in Salzwaſſer gekocht abgetropft in die Kartoffel⸗ 8 9 5 gelegt werden. Vor dem Anrichten ſchmück' man das Bericht. Bunte Finken(Bremer Gericht). Von einem halben Pfund vorgeweichten, weißen Bohnen, einem halben Pfund ein⸗ geſalzenen oder friſchen Schnittbohnen, ſtreiſig geſchnittenen Karotten, kleingeſchnittenem Porree, Zwiebeln und anderthalb Pfund Schweinebauch, ſetzt man eine Suppe an, der man zwanzig Minuten vor dem Garwerden kleinwürflig geſchnittene, angekochte Kartoffeln beigibt. Der rechtzeitig aus der Suppe warmgeſtellte Schweinebauch wird entweder würflig geſchnitten untergemiſcht oder in Scheiben nebenbei gereicht.. Gubener Hefeplinſen(Mark). Aus einem halben Pfund Mehl, zwei Eiern, einer Priſe Salz, 20 Gramm Hefe und der nötigen Milch wird ein dünnflüſſiger Teig bereitet, der auf⸗ gehen muß. Hierauf bäckt man daraus Pfannkuchen(Plinſen) von der Dicke eines Meſſerrückens. Dieſe werden mit Butter beſtrichen und dick mit Zucker beſtreut, zuſammengerollt, und warm zum Kaffee gegeben. 5 Holſteiner Kalbspaſtete In Stückchen geſchnittenes Kalbs⸗ ſchnitzelfleiſch würzt man mit Salz und Pfeffer. Auf dem Boden einer gebutterten Schüſſel fegt man einige Scheiben Schinken oder Speck, das Kalbfleiſch, hartgekochte Eidotter, fein gehackte Peterſikie, einige geſchälte Steckzwiebelchen und über⸗ gießt mit zwei Eßlöſſel voll Fleiſchbrühe, bedeckt mit ungeſüßtem Blätterteig und bäckt ungefähr zwe Stunden. 5 8 Foa e r 11. 22 22 f j d 1 —9 EFD SSS