* 2. Blatt zu Wr. 78 John Bull und der Bär Seiner Majeſtät des Königs von Großbritannien Lord⸗ ſiegelbewahrer Eden hat den Bolſchewiken in ihrer Haupt⸗ ſtadt einen amtlichen Beſuch abgeſtattet. Er hat es alſo nicht verſchmäht ſich in die Höhle des Bären zu begeben. Welche Wandlung ſeit der noch gar nicht ſo weit zurücklie⸗ genden Zeit, da man den Ruſſenbär mit der Bolſchewiken⸗ mütze als den Schrecken der Welt und beſonders der bra⸗ ven, ruhigen britiſchen Bürger hinſtellte. Noch vor zwei oder drei Jahren hätte ſich vermutlich ein britiſcher Ariſto⸗ krat nach einem Händedruck mit einem Bolſchewiken die Hände gewaſchen. Heute wechſelt man Trinkſprüche, und der ruſſiſche Außenkommiſſar erhebt auf die Geſundheit eines Königs ſein Glas! In einem langen amtlichen Communique wurde als Ergebnis des britiſch⸗ruſſiſchen Meinungsaustauſches feſt⸗ geſtellt,„daß gegenwärtig keine Widerſprüche bezüglich der Intereſſen beider Regierungen in keiner einzigen Haupt⸗ frage der internationalen Politik beſtehen und daß dieſe Tatſache ein feſtes Fundament für die Entwicklung frucht⸗ bringender Zuſammenarbeit zwiſchen ihnen für die Sache des Friedens ſchafft.“ Und„Daily Herald“ überſchreibt ſeinen Bericht„Die Rivalität zwiſchen Eng⸗ land und Sowjetrußland iſt zu Ende“. Der diplomatiſche Korreſpondent des Blattes meldet aus Mos⸗ kau, die zurückhaltenden Worte des Communiques, die von freundſchaftlicher Zuſammenarbeit zwiſchen den beiden Län⸗ dern ſprächen, enthüllten eine hochwichtige Tatſache, die für den Frieden Europas und der Welt höchſt bedeutungsvoll ſei. Seit Jahren ſei jedes Außenminiſterium von der An⸗ nahme ausgegangen, daß England und die Sowjetunion notwendigerweiſe Feinde ſeien oder jedenfalls einander unfreundlich gegenüberſtänden. Jetzt ſeien infolge der Be⸗ ſprechungen Edens mit Stalin und Litwinow beide Seiten nicht nur überzeugt, daß ein Konflikt nicht notwendig ſei, ſondern ſie ſeien geradezu erſtaunt, zu finden, wie nahe ſie einander in ihren Anſichten von den Weltproblemen ſtän⸗ den. Litwinows Ausſpruch von der„Unteilbarkeit des Friedens“ ſei von jetzt ab der Hauptgrundſatz der europäi⸗ ſchen Politik. Die Engländer und die Sowjetruſſen ſeien ſich einig darüber, daß ſede Art Einkreiſung unerwünſcht ſei, daß Deutſchlands Teilnahme wichtig ſei und daß Deutſchland durchaus fair bei voller Anerkennung ſeiner Gleichberechtigung behandelt werden müſſe. Zugleich könne aber Deutſchland nicht durch die Verweigerung ſeiner Teil⸗ nahme die Errichtung eines Sicherheitsſyſtems verhindern. Der Sonderkorreſpondent der„Times“ in Moskau lieſt aus dem Communique über Edens Beſprechungen eine Belebung der engliſch⸗ſowjetruſſiſchen Beziehungen heraus. Darüber hinaus weiß der Berichterſtatter mit allerlei Intimttäten aus dem Zuſammentreffen Edens mit Stalin aufzuwarten, die nicht ohne Intereſſe ſind. So ſoll nach Mitteilung vor vertrauenswürdiger Seite Stalin an Eden die Frage gerichtet haben, ob er die Kriegsge⸗ facher heute für größer oder geringer halte als im Jahre 1914. Eden habe geantwortet, ſeiner Anſicht nach ſei ſie weniger groß. Stalin habe ſich zur gegenteiligen Auffaſ⸗ ſung bekannt. Der„Times“⸗Verichterſtatter gibt auch die Darlegungen wieder, mit denen Stalin die Auffaſſung be⸗ gründet haben ſoll. Sie verdienen niedriger gehängt zu werden. Stalin hat nämlich dem Blatt zufolge erklärt, es habe 1914 nur eine Nation gegeben, deren Ausdehnungs⸗ beſtrebungen die Kriegsgefahr heraufbeſchworen, während es 1935 zwei Nationen gebe: Deutſchland un d Japan. Gewiſſermaßen begütigend fügt der Korreſpondent hinzu: Stalin ſei aber nicht weitſchweifig auf die deutſche Gefahr eingegangen, ſondern habe im Gegenteil Achtung vor dem deutſchen Volke und ſeinen Eigenſchaften. Er habe die Ueberzeugung ausgedrückt, daß ein Verſuch, eine Nation in der Mitte Europas niederzuhalten oder zu iſolieren, ver⸗ geblich bleiben würde. Deswegen befinde ſich Deutſchland heute in einer gefährlichen Geiſtesverfaſſung und Vor⸗ ſichtsmaßnahmen ſeien für den Frieden Europas wichtig. An einer Stelle der Beſprechungen habe Stalin mit einem Blick auf eine Landkarte Europas und Aſiens geſagt, ſonderbar ſei der Gedanke, daß die Entſcheidung über Frieden oder Krieg in den Händen eines ſo kleinen Landes wie England liege. Der Korreſpondent fährt fort: Die britiſchen Beſucher haben in Moskau ein ſogar noch tieferes Mißtrauen gegen die britiſche Poli⸗ tik gefunden als ſie erwartet hatten. Eden habe klarge⸗ ſtellt, daß Großbritanniens Politik auf Frieden, auf den ganzen Frieden, auf nichts als Frieden abziele, und daß kein Grund für den ruſſiſcherſeits ſeit langen Jahren ge⸗ hegten Verdacht beſtehe, hinter jeder Bedrohung der ruſſi⸗ ſchen Grenzen ſei England zu ſuchen. Deshalb ſei in der amtlichen Verlautbarung der Satz ſo bedeutungsvoll. in dem beide Lander ihre Achtung vor der„Integrität und Wohlfahrt“ des Anderen hervorheben. Ebenſo wichtig ſei, daß Eden auf Stalin den Eindruck der Aufrichtigkeit und fairen Denkweiſe gemacht habe. Der Frage der kommuniſtiſchen Propagan⸗ da ſei, wenn ſie bei den Beſprechungen überhaupt erwähnt worden ſei, keine übertriebene Bedeutung beigemeſſen worden. Zu dieſer ſehr charakteriſtiſchen Tatſache gibt der Berichterſtatter als Begründung an, im Jahre 1935 er⸗ ſcheine Krieg als eine größere Gefahr als eine Weltrevolu⸗ tion. Dementſprechend befleißigt er ſich auch, am Schluß ſeines Berichtes einen auffallenden Peſſimismus an den Tag zu legen. Er ſagt, die Beſuche in Berlin und Moskau hätten die entſcheidenden Fragen über jeden Zweifel hin⸗ aus geklärt. Es ſei nötig zu erklären, daß jetzt alles von Großbritannien abhänge, das heißt, daß Großbritannien bei niemandem einen Zweifel daran laſſen ſollte, welchem Kurs es folgen werde, wenn der Frieden mutwillig gebro⸗ chen würde. Es gebe viele zuverläſſige Beobachter, von denen zwar das helle Licht begrüßt werde, das die Beſu⸗ che in Berlin und Moskau auf den gefährlichen Stand der Dinge in Europa geworfen hätten die ſich aber nicht zum Optimismus berechtigt fühlten Sie hätten vielmehr die Empfindung, daß der fortſchreitenden Verſchlimmerung der Lage noch Einhalt getan werden müſſe. Die Beauftragten der NSDAP Die Durchführung der Gemeindeordnung. Die deutſche Gemeindeordnung ſieht die Beſtellung von Beauftragten der NSDAP zur Mitwirkung bei beſtimmten Aufgaben der Gemeinden vor. Paragraph 118 beſtimmt, daß, wer Beauftragter der NSDAP im Sinne des Geſetzes iſt, durch den Stellvertreter des Führers geregelt wird. Eine entſprechende Ausführungs verordnung des Stellvertreters des Führers iſt jetzt ergangen. Danach be⸗ hält ſich für die Sadt München der Führer und Reichskanzler die Aufgaben des Beauftragten der NSDAP ſelbſt vor. Im übrigen beſtimmt die Verordnung, daß der Gaulei⸗ ter zum Beauftragten der NS DA p für kreisangehörige Ge⸗ meinden den Kreisleiter ernennt, für Stadtkreiſe ebenfalls den Kreisleiter oder einen der Kreisleiter, falls mehrere Parteikreiſe in einem Stadtkreiſe vorhanden ſind. Wenn ein Kreisleiter hauptamtlicher Beamter oder An⸗ geſtellter oder Hauptleiter einer Gemeinde oder Aufſichts⸗ behörde im Sinne der deutſchen Gemeindeordnung über eine Gemeinde iſt, für die er als Beauftragter zu ernen⸗ nen wäre, ſo ernennt der Gauleiter an ſeiner Stelle den Gauinſpektor(Gaubeauftragter) zum Beauftragten für dieſe Gemeinde. Die Kreisleiter haben Ehrenämter in den Gemeinden, für die ſie als Beauftragter ernannt werden, ſpäteſtens mit dem Zeitpunkt ihrer Ernennung zur Verfügung zu ſtellen. Der Gauleiter kann den Beauf⸗ tragten der NRSDApß mit bindenden Aufgaben verſehen. Er kann auch ſelbſt anſtelle des Beauftragten deſſen Geſchäfte wahrnehmen. Die Verordnung tritt am 1. April in Kraft. Die Beauf⸗ tragten ſollen ſofort ernannt werden. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 1. April. Amtlich notierten: Weizen W 15 21.10, W 16 21.30, W 17 21.60, Ausgleich plus 40 Pfennig; Roggen R 15 17.30, R 16 17.60, R 13 16.90, Ausgleich plus 40 Pfennig, Futtergerſte Preis⸗ gebiet G 7 16.30, G 8 16.60, G 9 16.80, Ausgleich plus 35 Pfennig, Hafer§ 11 16.30, H 14 16.80,§ 17 17.10, Ausgleich plus 35 Pfennig, Braugerſte inl. 21 bis 22, Win⸗ ter⸗ und Induſtriegerſte 20 bis 20.75, Raps ab Station 31, Mais mik Sack 21.25; Mühlennachprodukte: Weizenkleie mit Sack W 17 10.80, Roggenkleie R 16 10.56, Weizenfutter⸗ mehl 13.50, Weizennachmehl 17, Ausgleich plus 35 Pfennig, Vollkleie 50 Pfennig höher; Sonſtige Futterartikel: Erdnuß⸗ kuchen 15.30, Trockenſchnitzel 8.88, Rohmelaſſe loſe 9.08, Stef⸗ 20 Pfennig(der neue Zuſatz gilt für alle Futterartikel bis ein⸗ ſchließlich Leinkuchen), Soyaſchrot 13, Rapskuchen 12.10, Palm⸗ kuchen 13.30, Kokoskuchen 15.30, Seſamkuchen 14, Lein⸗ kuchen 15.30, Trockenſchnitzel 8.88, Romelaſſe loſe 6.08, Stef⸗ fenſchnitzel 10.48, Ausgleich für Trockenſchnitzel, Rohmelaſſe und Steffenſchnitzel plus 35 Pfennig, ſonſtige Futterartikel plus 40 Pfennig, Rauhfutter: Wieſenheu loſes 9.80 bis 10.60, Luzernekleeheu 10.50 bis 11, Stroh: Preßſtroh, Roggen und Weizen 5 bis 5.50, dito Hafer und Gerſte 5 bis 5.50, ge⸗ bundenes Stroh Roggen und Weizen 4.80 bis 5.20, dito Hafer und Gerſte 4.80 bis 5.20; Weizenmehl: Weizenfeſt⸗ preisgebiet 17 Type 790 aus Inlandsweizen 28.55, 15(Bauland, Seekreis) 27.95, per Mai⸗Juni plus 10 Pfen⸗ nig, Roggenmehl: Feſtpreisgebiet 16 Type 997 24.70, R 15 24.10, R 13 23.70, per Mai⸗Juni plus 10 Pfennig; zuzüg⸗ lich 0.50 Mark Frachtausgleich frei Empfangsſtation gemäß Anordnungen der WV. Weizenmehl mit einer Beimiſchung von 10 Prozent Auslandsweizen 1.50 Mark Aufſchlag per 100 Kilogramm. Mannheimer Großviehmarkt vom 1. April. Auftrieb: 101 Ochſen, 87 Bullen, 251 Kühe, 236 Färſen, 950 Kälber, 33 Schafe, 2059 Schweine, 4 Ziegen. Preiſe pro 50 Kilo⸗ gramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen 39 bis 42, 86 bis 38, 32 bis 35; Bullen 38 bis 40, 33 bis 37, 30 bis 32; Kühe 33 bis 35, 27 bis 32, 22 bis 28, 17 bis 21; Färſen 39 bis 42, 35 bis 38; Kälber 55 bis 58, 49 bis 84, 41 bis 48, 30 bis 40; Schafe nicht notiert; Schweine 50 bis 52, 48 bis 52, 46 bis 51, 45 bis 49.— Marktverlauf: Großvieh mittel; Schweine ruhig; Kälber lebhaft. Frankfurter Produktenmarkt vom 1. April. Weizen Feſt⸗ preisgebiet Wg 209, W 13 213, We 16 217, für alle drei Notierungen: Großhandelspreis der Mühlen des genannten Preisgebietes; Roggen: R 9 169, R 13 178, R 15 177, für alle drei: Großhandelspreis der Mühlen des genannten Preisgebietes; Futtergerſte: G 9 171, G 11 174, G 12 176, für alle drei: Großhandelspreis ab Station, bei Waſſer⸗ verladung über 100 Tonnen 3 Mark mehr; Sommergerſte für Brauzwecke 200, Hafer H 13 169, H 14 171, bei beiden wie bei Futtergerſte. Weizenmehl W 13 27.60 plus 50 Pfen⸗ nig Frachtausgleich, W 16 28.05 plus 50 Pfennig Fracht⸗ ausgleich; Roggenmehl R 13 23.70 plus 50 Pfennig Fracht⸗ ausgleich, R 15 24.10, plus 50 Pfennig Frachtausgleich; Weizennachmehl: 17.50, Weizenfuttermehl 13.75, Weizenkleie W'e13 10.87, W' 16 11.08, Roggenkleie R 13 10.14, R 15 10.38, die zwei letzten ſind Mühlenfeſtpreiſe ab Mühlen⸗ ſtation, Sopaschrot 13, Palmkuchen 13.30, Erdnußkuchen 14.50, für die letzten drei Fabrikpreiſe ab ſüddeutſcher Fabrikſtation. Treber geſtrichen; Trockenſchnitzel 9.65, Heu 10.50, Stroh: gepreßt 5 bis 5.40, dito gebündelt 5 bis 5.40. Stimmung: ruhig, Futtermittel ſtark gefragt bei geringem Angebot. In Handelsklaſſenware fanden Abſchlüſſe nicht ſtatt.. Frankfurter Schlachtviehmarkt vom 1. April. Auftrieb: 1150 Rinder, darunter 305 Ochſen, 159 Bullen, 411 Kühe, 275 Färſen, zum Schlachthof direkt: 2 Ochſen, 2 Färſen, 525 Kälber, 35 Schafe, 3767 Schweine. Ueberſtand: 22 Rinder, darunter 3 Ochſen, 17 Bullen, 2 Kühe, 53 Schweine. Preiſe: Ochſen: a) 41 bis 42, 38 bis 40, 34 bis 37, 28 bis 33, Bullen: a) 38 bis 39, 35 bis 37, 31 bis 34, Kühe: a) 37 bis 39, 31 bis 36, 25 bis 30, 18 bis 24, Färſen: a) 41 bis 42, 38 bis 40, 33 bis 37, d) 28 bis 32, Kälber: d) 53 bis 55, 45 bis 52, 37 bis 44, 28 bis 36, Hammel: b2) 37 bis 38, c) 33 bis 36, Schweine: al) und a2) 50 bis 52, b) 49 bis 52, c) 48 bis 51, d) 45 bis 50, e)—, f) —, 91) 44 bis 45, g2) 38 bis 43. Marktverlauf: Rinder mittelmäßig, geringer Ueberſtand; Käfber mittelmäßig; Ham⸗ mel und Schafe ruhig, ausverkauft; Schweine mittelmäßig, Ueberſtand. 8 3 Wechkaur- Boten haben hesten Exfolg Sport und Spiel Eport⸗Nachleſe vom Sonntag. Spielbericht Tbd.„Jahn“ Seckenheim— Tv. Viernheim. Tbd.„Jahn“ Seckenheim II Meiſter der Kreisklaſſe A. Trotzdem die hieſige Elf in den letzten Spielen eine bedeutende Formverbeſſerung aufwies und Spitzenmann⸗ ſchaften überzeugend aus dem Felde ſchlug, gelang es ihr beim letzten Spiel am Sonntag nicht, den Meiſter der Kreisklaſſe A zu bezwingen. Viernheim übernahm bald nach Anſpiel die Führung und legte in kurzen Abſtänden durch raffinierte Strafwürfe 4 Tore vor, während S. durch ſchlecht plazierte Schüſſe zu keinem Erfolg kam. Damit ſchien das Schickſal der Einheimiſchen ſchon befiegelt. Doch durch eine ungeheure Energieleiſtung gelang es den Einheimiſchen die Partie auf 4:4 zu ſtellen. Zu einem Führungstor reichte es jedoch nicht mehr. Bomoenſchüſſe dre Einheimiſchen wurden über die Latte gejagt oder wur⸗ den eine Beute des ausgezeichneten Viernheimer Torwarts. V. ſpielte wieder in der Hauptſache durch Strafwürfe einen Vorſprung heraus, während S. hilflos ſeine Strafwürfe verſchoß. Es gelang S. nochmals bis auf 2 Tore auf⸗ zuholen. Jedoch ſtand bei Schlußpfiff das Spiel 7:10. Die Viernheimer Mannſchaft, die verdient die Meiſter⸗ ſchaft der Kreisklaſſe errungen hat und durch Ueberreichung eines Lorbeerkranzes geehrt wurde, iſt ausgezeichnet kör⸗ perlich diſponiert. Flink, fangſicher, Zuſpiel und Schuß ſind bei der Mannſchaft ausgeprägt. Ihr ausgezeichneter Torwart iſt das Bollwerk der Hintermannſchaft. Bei den Einheimiſchen zeigte ſich gerade bei dieſem Spiel wieder das Fehlen ſyſtematiſcher körperlicher Schulung. Im Kampf um den Ball zogen die Einheimiſchen faſt immer den Kür⸗ zeren. Auch fehlt ein geeigneter Strafwurfſchütze. Bei dem Spiel der 2. Mannſchaften fielen den Ein⸗ heimiſchen die Punkte kampflos zu. Das Spiel wurde als Privatſpiel ausgetragen. Die 2. Mannſchaft hat damit un⸗ angefochten die Meiſterſchaft ihrer Klaſſe errungen mit nur 5 Punktverluſten. Vorbildlicher Eifer, Energie und Zu⸗ ſammenhalt hat dieſen ſchönen Erfolg gezeitigt, wozu ſie herzlich zu beglückwünſchen iſt. Als äußeres, Zeichen der Anerkennung wurde der Mannſchaft bei ihrem letzten Spiel ein Blumengebinde überreicht. Das Spiel, das zu Gunſten des Winterhilfswerks aus⸗ getragen wurde, litt leider im Beſuch unter der Ungunſt der Witterung. Trotzdem konnte ein ganz ſchöner Betrag überwieſen werden. Dei— Reichsheer 993.9: 965.2 Punkte. Einen eindrucksvollen Abſchluß der Winterhilfs⸗Opfer⸗ woche der Deutſchen Turnerſchaft bildete im Berliner Sport⸗ palaſt der mit Spannung erwartete Kunſtturn⸗Mannſchafts⸗ kampf zwiſchen den Spitzenkönnern der DT und des Reichs⸗ heeres. Unter den 5000 Zuſchauern, die ſich eingefunden hatten, bemerkte man u. a. den Reichswehrminiſter General⸗ oberſt v. Blomberg, den Chef der Heeresleitung, Freiherr v. Fritſch, und den Reichsſportführer v. Tſchammer und Oſten. Der Wettkampf begann mit den Uebungen am Barren. Ueberraſchend kam hier die DT zu einem klaren Vorſprung, der ſich aber nach den Uebungen am Pferd verringerte, denn hier waren die Soldaten die Beſſeren. Bei den Freiübungen machte ſich ein Unterſchied in der Auffaſſung des Kunſtturnens bemerkbar. Die DT zeigte künſtleriſche, gut ausgearbeitete und harmoniſch abgerundete Kür⸗, während die Soldaten geradezu artiſtiſche Leiſtungen unter ſtarker Bevorzugung der Bodenübungen boten. Bei den abſchließenden Reckübun⸗ gen konnte die DT ihren Vorſprung noch ausdehnen, da ſie die größere Sicherheit und das höhere Durchſchnittskönnen zeigte. Im Geſamtergebnis errang die Di ſchließlich einen knappen ober verdienten Sieg mit 993.9:965.2 Punkten. Im Radſport fanden am Wochenende zahlreiche Veranſtaltungen ſtatt. In Antwerpen wurde die Winterbahnrennzeit abgeſchloſſen. In den internationalen Fliegerrennen belegte Albert Richter, der deutſche Fliegermeiſter, hinter dem belgiſchen Weltmeiſter Scherens den zweiten Platz. Auch in den Steherrennen um den Frühjahrs⸗Preis belegte ein Deutſcher, Erich Metze, hinter dem Belgier Ronſſe den zweiten Platz, während Krewer nur Fünfter wurde.— Die deutſche Straßenrennzeit wurde mit mehreren Rennen für Amateure in Angriff ge⸗ nommen.„Quer durch die Lüneburger Heide“ über 146.7 Kilometer wurde von dem Bielefelder Wengler in 4:21:41 Stunden vor Langhoff(Bielefeld) gewonnen.— Der be⸗ kannte Düſſeldorfer Straßenamateur Karl Wiertz gewann das über 126 Kilometer führende Straßenrennen von Köln nach Schuld im Endſpurt vor den Kölnern Hochkeppler und A. Schorn.— Die„Fahrt zur Sonne“ von Paris nach Nigga wurde mit der letzten Etappe von Cannes nach Nizza zu Ende geführt. Geſamtſieger wurde der Franzoſe Vietto vor dem Belgier Digneef und Leſueur(Frankreich). Fuß bal Stand der Gauliga Gau Südweſt: Phönix Ludwigshafen 20 43:25 28:12 FK 03 Pirmaſens 20 49:32 25:15 Kickers Offenbach 20 52738 23:17 FSW Frankfurt 2 20 43.42 2317 Union Niederrad 20 34.41 22:18 Wormatia Worms 19 45.43 2117 Eintracht Frankfurt 19 30:29 2018 Boruſſia Neunkirchen 20 35738 18:22 Sportfr Saarbrücken 20 41:42 16:24 1. FC Kaiſerslautern 20 28:40 12:28 Saar 05 Saarbrücken 20 2760 10:30 Gau Württemberg: 5 5 1 VfB Stuttgart 1 33731 2511 SSV Ulm 8 Stuttgarter Kickers 1 E 1 SV Feuerbach SC Stuttgart Sportfreunde Eßüngen Ulmer FB Sportfreunde Stuttgart Union Böckingen (3. Fortſetzung.) Bisher wurde erzählt: Vor 100 Jahren hat der Fall Seidenfaden die Gemüter in Deutſchland bewegt. In der Grafſchaft Schaum⸗ burg wird eine Reihe von Verbrechen begangen. Den Tätern kommt man auf die Spur. wird ein grauſiges Verbrechen aufgedeckt: Gleichzeitig Zwei der Unkäker haben einen ihrer Helfer ermordet, weil ſie Verrat befürchteten. Als die Täter abgeurkeilt und hingerichtet werden ſollen, iſt der eine, Seidenfaden, aus dem Gefängnis entſprungen. Fünf Jahre ſpäker krifft ein deutſcher Matroſe in der holländiſch⸗indi⸗ ſchen Kolonie einen Sergeanten Wiggers. Der ſpricht deulſch, und es ergibt ſich, daß er die Heimat des Matroſen, die Grafſchaft Schaumburg, kennt. Ihr ſeid wohl Seidenfaden? Der Sergeant fragte, was aus den Mördern geworden ſei, und der Matroſe gab Beſcheid. Der Sergeant fragte nach einer Weile, wie es der Familie des flüchtigen Seiden⸗ faden gehe. Er fragte es ſo obenhin, aber die Stimme klang gepreßt, und ſeine Bruſt hob und ſenkte ſich in mühſam un⸗ terdrückter Erregung, ſo daß die Orden leiſe aneinanderklirr⸗ ten. Dem Matroſen waren die Frage und die Bewegung des Mannes verdächtig. Er ſtellte ihm eine Falle. Es gehe den Kindern und der Frau ſehr ſchlecht. Die Frau müſſe Zwangsarbeit tun, bis ihr Mann zurückkehre, log er. Das braune Geſicht des Sergeanten färbte ſich fahl, und die Stimme verſchlug ihm, als er wieder zum Sprechen anſetzte. Dem Matroſen fuhr es heraus:„Ihr ſeid wohl gar Seiden⸗ faden?“ Da raffte ſich der Sergeant zuſammen und wies ihn kurz ab. Der Matroſe ſprach zu ſeinen Schiffskameraden von ſeinem Verdacht. Das Gerücht verbreitete ſich und kam nicht mehr zum Verſtummen. Die Vorgeſetzten und die Kame⸗ raden des Wiggers hielten drei Monate lang zu ihm, dann mußten auch ſie glauben, daß der Mann, auf den ſie ſich verlaſſen hätten wie auf ſich ſelber, ein landflüchtiger Mör⸗ der war. Bald nach ſeiner Flucht aus dem Gefängnis hatte Seidenfaden unter dem Namen Wiggers holländiſche Kriegs⸗ dienſte genommen. Die Unterſuchung hatte es augenfällig bewieſen. Seidenfaden hätte fliehen können. Er floh nicht. Als das neue Leben, das er ſich aufgebaut hatte, in Paramaribo zuſammenbrach vor dem plötzlich wiedererſtehenden Bilde der Mordſtätte im Tannenwalde, vor der Erinnerung an Lee, O FEN CH LIFERS ERA Auf dem Nachhauseweg von ſeinem Büro kaufte ein Ge⸗ ſchäftsmann in Brighton in einem Konfitürenladen eine Schachtel Konfekt für ſeinen kleinen Jungen Strahlend nahm das vierjährige Kind das Geſchenk aus den Händen des Vaters, aber es ſpie den Reſt des erſten Konfektſtückes gleich wieder aus, weil es ſo ſchlecht ſchmeckte. Eine Stunde ſpäter war das Kind tot. Der Gerichtsarzt ſtellte Strychnin⸗ vergiftung feſt; jedes Stück in der Schachtel enthielt Strychnin. Die Polizei beſchlagnahmt und durchſucht den Warenbe⸗ ſtand des Händlers, und es wird noch in mehreren anderen Konfektſchachteln dasſelbe tödliche Gift gefunden Das Ent⸗ ſetzen, das der Vorfall in der Stadt erregt, ſteigert ſich noch als ſich bei der Behörde mehrere andere Perſonen melden. die ebenfalls nach Genuß von in demſelben Laden gekauften Süßigkeiten ernſtlich erkrankt waren. Eine Zeugin, Fräu⸗ lein Ehriſtina Edmonds, die häufiger in dem Geſchäft Kon⸗ fekt gekguft hatte bekundete daß ſie wiederholt durch einen widerwärtigen Geſchmack noch rechtzeitig vor weiterem Ge⸗ nuß gewarnt worden ſei. Sie habe dem Händler auch Vor⸗ haltungen gemacht, doch der Händler habe auf die Güte und Friſche ſeiner Ware geſchworen und ihr anſcheinend keinen Glauben geſchenkt. Keinem der Zeugen war der Gedanke an eine Vergiftung gekommen ſie hatten geglaubt, daß das Konfekt verdorben geweſen ſei, manchen war auch der Grund ihrer Erkrankung erſt jetzt aus den Zeitungsnachrichten über den tragiſchen Tod des Kindes klar geworden. Anonyme Briefe Der Konfitürenhändler wehrte ſich in faſſungsloſem Entſetzen gegen den Verdacht, daß er an der Vergiftung ſei⸗ ner Pralinen ſchuld haben könne und die Menſchenkenner unter den Polizeibeamten laſen in ſeinem Geſicht, daß er die Herkunft des Giftes ſo wenig erklären konnte wie ſie. Nichts hatte Erfolg, was die Behörde tat, um bei dem Händler und in der Fabrik aus der er ſeine Ware bezog, ſowie auf dem Wege ben ſie bis zu ihm genommen hatte, das Rätſel der Giftbeimiſchung zu klären„Tod durch Unglücksfall“ lautete am Ende reſignierend der Urteilsſpruch der Coroners Jury Die Oeffentlichkeit fand ſich mit dieſem Spruch nicht ab er wurde in allen Familien der Gegenſtand ſchärfſter Kritik Dem Vater des toten Jungen gingen drei anonyme Briefe zu, die in ihn drangen, ſich bei dem Spruch der Jury nicht zu beruhigen ſondern ein neues Verfahren gegen den Kon⸗ fitürenhändler zu verlangen. Der Vater übergab die Briefe, von denen der eine„ein Londoner Geſchäftsmann“ der an⸗ dere„ein Rechtsfreund“ der dritte nur mit den Anfangs⸗ buchſtaben eines offenbar willkürlich gewählten Namens ün⸗ terſchrieben war, dem Brightoner Kriminalinſpektor Gibbs. Inspektor Gibbs ſah bei ihrer Lektüre zunächſt das eine: In allen dreien dieſelbe Schrift. Und— eine Frauenſchrift. Nun ja, daß gerade eine Frau ſich beſonders darüber em⸗ pörte, daß der Tod des unglücklichen Kindes keine Sühne finden ſollte, das ſchien Inſpektor Gibbs ſchon erklärlich. Daß dieſe Frau, wenn ſie das Rachegefühl des Vaters aufſtacheln wollte, nicht ihren Namen unter die Briefe ſetzte, auch das fand er erklärlich. Warum aber, fragte ſich Inſpektor Gibbs, marum wollte dieſe Frau den Eindruck erwecken, daß ein Sogar auf den Mord kommt 5 Edmonds? er zu ſprechen. die Heimat, an Frau und Kind, da war auch die Spannkraft in ihm zerbrochen. Er mochte nicht noch einmal von vorn anfangen. Er blieb alſo, kam in Haft und ſaß längere Zeit im Gewahr⸗ ſam der Hol⸗ länder, denen er ſeine Dienſte ge⸗ leiſtet hatte. Seidenfaden iſt an die deutſchen Behörden ausge⸗ liefert worden, und das fünf Jahre vorher ge⸗ ſprochene Todes⸗ urteil wurde an ihm vollſtreckt. Die Gnade des Landesherrn, die das Urteil hätte mildern können, blieb ihm ver⸗ ſagt. Wie die ſpätere Zeit viel⸗ fach zu milde war, ſo war jene Zeit zu hart. Man möchte, die Geſchichte Sei⸗ denfadens hätte anders geendet. Dem Matroſen fuhr es heraus:„Ihr ſeid wohl gar Seidenfaden?“ J O SONNEN ERG Mann,„ein Londoner Geſchäftsmann“. ein„Rechtsfreund“ nicht eine Frau ſie geſchrieben habe? Warum ſuchte dieſe Frau, ſich ſo zu verſtecken? Auf einmal zog die Frauenhand⸗ ſchrift in den drei Briefen dem Inſpektor eine Bekundung des Konfitürenhändlers in das Gedächtnis zurück, der in der Unterſuchung bisher niemand beſondere Beachtung geſchenkt hatte. Der Händler hatte erwähnt, daß im Laufe einiger Wochen ein paarmal Jungen Kartons Konfekt zurückge⸗ bracht und gegen eine andere Sorte eingetauſcht hatten. Ein ſolcher Umtauſch kam öfter vor, aber ihre häufige Wieder⸗ holung in kurzer Zeit war dem Händler doch ſo befremdlich geweſen, daß er einmal einem Jungen nachgegangen war und geſehen hatte, wie der Junge die neu erhaltene Schach⸗ tel auf der Straße einer jungen, eleganten dame aushän⸗ digte. Dieſe Dame hatte der Händler nachher in der Ge⸗ richtsverhandlung wiedergeſehen. 5 Es war jene Zeugin Chriſtina Edmonds, die bekundet hatte, daß ſie mehrfach bei dem Händler gekauftes Konfekt als ungenießbar gegen anderes ausgetauſcht habe. Aber ſie hatte— ſo überlegte Inſpektor Gibbs— kein Sterbens⸗ wort davon geſagt, daß ſie das Konfekt durch Jungen von der Straße einfach gegen andere Sorten hatte um⸗ tauſchen laſſen Und warum in aller Welt war ſie eine ſo hartnäckige Kundin? Er, der Kriminalinſpektor Gibbs hätte gewiß keinen Kauf⸗ mann, der ihm verdor⸗ bene Ware geliefert hätte, ein zweites Mal mit ſei⸗ ner Kunsſchaft beehrt, Eine ſonderbare, wirklich eine ſonderbare Sache Mit raſcher Feder bat Mr. Gibbs dieſes Fräu⸗ lein Edmonds um die Ehre einer Unterredung und überließ ihr die Feſtſetzung des Zeitpunk⸗ tes Am nächſten Mor⸗ gen hielt er ihren Antwort⸗ rief in den Händen. Er lächelte leiſe dabei, denn die Schrift war die Schrift der anonymen Briefe. Fräulein Edmonds Wer war dieſes Fräulein Sie war jung, 22jährig, ſchön, elegant, luftig und lebensfroh, fein gebildet, das vielumworbene Kind ſehr wohlhabender und hoch⸗ achtbarer Eltern. Es ſchien abſurd, ſie mit dem Morde in Verbindung zu bringen. Inſpektor Gibbs telephonierte ger s Es war jene Zeugin Chriſtina Edmonds, die bekundet halte, nach dem Polizeiauto, ſteckte ſein Notizbuch zu ſich und machte die Runde bei allen Apothekern der Stadt. Als er abends vor ſeiner Wohnung aus dem Auto ſtie ſtanden in ſeinem Notizbuch die Adreſſen von zwei Apothe⸗ kern, bei denen Miß Edmonds Strychnin zur Vergiftung von Ratten gekauft hatte. Und es ſtand noch eine dritte, noch wichtigere Adreſſe darin, die eines weiteren Apothekers, he dem eine Frau Wood Strychnin gekauft hatte. Die Adreſſe die dieſe Frau Wood dem Apotheker als die ihrer Wohnung angegeben hatte, war falſch. Aber ſo, wie der Apotheker die angebliche Frau Wood beſchrieben hatte, genau ſo ſah Miß Edmonds aus! a Inſpektor Gibbs wußte nun, daß er auf warmer Fährte war, aber vergeblich grübelte er nach einem Motiv. Wer einen Mord begeht, der muß ſchließlich und endlich doch ein erklärliches und auffindbares Motiv dafür haben, einen Sta⸗ chel, einen Anreiz, ſo ſtark und ſo ſcharf, daß er alle inneren Hemmungen, die ſich gegen ein ſo ungeheuerliches Verbre⸗ chen ſtemmen, überwindet! Soviel Inſpektor Gibbs auch grübelte, er fand kein denkbares Motiv. Doch dieſer alle Polizeimann wußte aus ſeiner Praxis daß manches nu ſo lange unerklärlich und unwahrſcheinlich iſt, als man nicht alle Zuſammenhänge kennt. Er hielt ſich an Tatſachen: den Umtauſch der Konfektſchachteln, den Kauf des Giftes, die An⸗ gabe des falſchen Namens dabei, das Schreiben der anony⸗ men Briefe— ſollte Miß Edmonds doch erſt einmal ſelber zuſehen, wie ſie das alles erklären wollte! Als Fräulein Edmonds zur vereinbarten Zeit den Poll⸗ zeibeamten in ihrer Wohnung empfing, zog Inſpektor Gibbs einen Haftbefehl wegen Mordes aus der Taſche. tt e Mie feſſele ich dieſen Mann? Miß Edmonds erbleichte, dann lächelte ſie über diesen monſtröſen Verdacht, aber ſie lächelte nicht lange. Kaum hatte die ſenſationelle Nachricht von ihrer Verhaftung die Stadt durcheilt, da erſchien bei Inſpektor Gibbs der prak⸗ tiſche Arzt Dr. Sidney mit einer ſchwerwiegenden Vekun⸗ dung. Er war bis vor einigen Monaten Hausarzt der Fa⸗ milie Edmonds geweſen, und Chriſtina Edmonds die jſeder⸗ zeit die glänzendſten Partien hätte machen können, war ohne ſein Wollen von ihm gefeſſelt worden, vielleicht weil er der einzige ihres Bekanntenkreiſes war, der ſich nicht bemühte, auf ſie Eindruck zu machen Es war für die verwöhnte junge Dame, die ſtets alle ihre Launen mühelos befriedigt geſehen hatte, und deren Schönheit und Charme an leichte Siege ge⸗ wöhnt war, eine große und neuartige Ueberraſchung gewe⸗ ſen, daß ihr immer deutlicheres Entgegenkommen eine ruhige aber feſte Ablehnung erfuhr. Hier ſah ſie— vielleicht auch fen erſten Male— einen verheirateten Mann der ſich durch eine Ehe gebunden fühlte. Der Widerſtand des Mannes er⸗ regte ihren Zorn, aber nicht gegen den Mann ſondern ge⸗ gen das was ſie allein als den Grund ſeines Widerſtandes anſah, gegen die Feſſel, die ihn von ihr fernhielt. Sie war von ihren Reizen überzeugt genug. um es als ſelbſtverſtänd⸗ lich anzuſehen, daß er wie andere vor ihr kapituliert hätte, wenn er nur frei geweſen wäre. Miß Edmonds hatte im Hauſe des Doktors verkehrt, und bei einem ihrer Beſuche bot ſie Frau Sidney aus einer mitgebrachten, eben geöffneten Konfektſchachtel Pralinen an. Beim erſten Geſchmack ſpürte Frau Sidney, daß etwas mit dem Konfekt nicht in Ordnung ſei und ſpie das Stück in das Kaminfeuer. Ihr Mann der ja mehr als ſeine Frau von Fräulein Edmonds wußte, vermutete ſofort, daß Chri⸗ ſtina Edmonds ſeine Frau habe vergiften wollen. Er ver⸗ bot ihr das Haus, er warnte 1 ſeine Frau, aber ſonſt ſchwieg er Beweiſen konnte er ſeinen Verdacht ja nichl, und er konnte auch nicht ahnen, welche Folgen ſein Schwei⸗ gen haben ſollte.. Jetzt, wo nach des Arztes Erzählung die Vorgeſchichte der Tat im Lichte lag, ſah Inſpektor Gibbs auch ein Motiv; nun ſah er alles, was geſchehen war, in ſeinem inneren Zu⸗ ſammenhang.(Fortſetzung folgt.). * ö i daß ſie mehrfach bei dem Händler gekauftes Konfekt als ungenießbar gegen anderes ausgetauſcht hakte. — für Handel, Gewerbe und Indus trie lietert schnellstens Neckar- E ote- Druckerei