r.. röbe 2. Ble zu Wr. 79 Der Reichsneubau Ein neuer Bauſtein: Die Verreichlichung der Juſtiz. Bei dem Staatsakt aus Anlaß der Verreichlichung der Juſtiz in der Staatsoper am 2. April hielt Reichsminiſter Dr. Frick eine Anſprache, deren weſent⸗ licher Inhalt nachſtehend wiedergegeben iſt. Bei einem Ueberblick über den ſtaatsrechtlichen Neuauf⸗ bau des Dritten Reiches muß ich zunächſt kurz den Blick auf die ſtaatsrechtlichen und politiſchen Zuſtände lenken, die der Nationalſozialismus bei Uebernahme der Macht vorge⸗ funden hat. 17 Staatsgewalten, im weſentlichen unabhän⸗ gig neben der Reichsgewalt, ja nicht ſelten im Gegenſatz zur Reichsgewalt; 17 Staatsangehörigkeiten; 17 Landes⸗ parlamente mit parlamentariſch verantwortlichen, d. h. mehr oder weniger verantwortungsloſen Regierungen, ſofern nicht überhaupt„geſchäftsführende“ Regierungen ſogar ohne den äußeren Schein einer Vertrauensbaſis beſtanden; 36 politiſche Parteien; ſtändiger Wechſel der Regierungen im Reich und in den Ländern; gegenſeitige Lahmlegung der zur Staatsführung berufenen Kräfte; immer größere Zer⸗ ſplitterung und damit allmähliche Auflöſung der Verwal⸗ tung; dazu das Fehlen irgendwelcher großen Ideen und Ziele als Richtſchnur des Handelns— das etwa war der ſtaatsrechtliche und politiſche Zuſtand, den die nationalſozia⸗ liſtiſche Revolution bei Uebernahme der Staatsführung vor⸗ gefunden hat. In einer bei der Größe der zu löſenden Probleme un⸗ verhältnismäßig kurzen Zeitſpanne waren die ſchlimmſten Mängel behoben. Die neuen nationalſozialiſtiſchen Geſetze ind nichts anderes als die Umſetzung der nationalſozialiſti⸗ 19 Weltanſchauung in die Tat. Aus der Geſetzgebung, die auf allen Gebieten die Neuordnung in die Wege leitete. ſchält ſich eine Reihe von Staatsgrundgeſetzen her⸗ aus, auf die ſich vor anderen die ſtaatsrechtliche Neuord⸗ nung gründet. Vom Ermächtigungsgeſetz ging der Weg über die beiden Gleichſchaltungsgeſetze, deren zwei⸗ tes durch die Einſetzung von Reichsſtatthaltern die Einheit⸗ lichkeit der Staatsführung im Reich und in den Ländern ſicherſtellte, zum Geſetz über Volksabſtimmung. Wei⸗ ter kam das Geſetz über die Einheit von Partei und Staat, das durch beſonders ſtaatsrechtliche Sicherungen den ſtändigen Gleichklang von Staat und Partei in allen ihren Lebensäußerungen gewährleiſtet. Es folgte das Ne u⸗ aufbaugeſetz vom 30. Januar 1934, durch das die Landesgewalten beſeitigt und die ausſchließliche Reichshoheit des Dritten Reiches ſtabiliſiert wurde. Nach dem Ableben des verewigten Reichspräſidenten von Hindenburg erging das Geſetz über das Staatsoberhaupt des Deut⸗ ſchen Reiches, das— entſprechend dem nationalſozia⸗ liſtiſchen Führerprinzip:„Ein Reich, ein Volk, ein Füh⸗ rer“— das Amt des Reichspräſidenten mit dem des Täh⸗ rers und Reichskanzlers vereinigte. Dieſem Geſetz folgte am Tage der zweiten Wiederkehr der nationalſozialiſtiſchen Re⸗ volution das Reichsſtatthaltergeſetz. Und ſchließlich am 16. März dieſes Jahres hat der Führer dem deutſchen Volk wieder die allgemeine Wehrpflicht geſchenkt. Die magna charta der Reichsreform iſt das Geſetz über den Neuaufbau des Reichs, das einen vielhundert' jährigen Traum der Deutſchen erfüllt und den Abſchluß einer tauſendjährigen Entwicklung darſtellt: Der Einheit des Volkes, wie ſie ſich bei der Volksabſtimmung am 12. November 1933 offenbart hatte, iſt die Einheit des Reiches gefolgt; Deutſchland iſt zum Einheitsreich ge⸗ worden. Auf Grund dieſes Geſetzes wurden die letzten bundes⸗ ſtaatlichen Erſcheinungsformen durch Aufhebung des Reichsrats und durch Schaffung einer einheitli⸗ chen Reichs angehörigkeit beſeitigt und die Neu⸗ ordnung der Verwaltung auf allen Gebieten, vor allem auf dem der Rechtspflege in Angriff genommen. Weſentlich für die Reichsreform war auch die Beſeitigung des unheilvol⸗ len Dualismus zwiſchen dem Reich und Preußen. Unter den geſetzgeberiſchen, den Neuaufbau des Reiches berührenden Maßnahmen ſteht im Vordergrund die leberleitung der Rechtspflege auf das Reich. Neben die beſtehenden Reichsverwaltungen tritt damit als neuer Verwaltungszweig des Reiches die Juſtiz⸗ verwaltung. Bei der nunmehr vollzogenen Uebernahme der Juſtiz auf das Reich liegt die Frage nahe, ob nicht auch für die verſchiedenen anderen Verwaltungszweige, ins⸗ beſondere die allgemeine und die innere Verwaltung, die Zeit zur Durchführung der„Verreichlichung“ gekommen iſt, und ob der für die Verreichlichung der Rechtspflege einge⸗ ſchlagene Weg nicht auch für ſie als Vorbild dienen kann. Bei der Rechtspflege und vor allem bei dem noch engeren Begriff der Juſtiz handelt es ſich um einen im weſentlichen won lange durch das Gerichtsverfaſſungsgeſetz feſtſtehen⸗ den, in ſich geſchloſſenen Kreis von ſelbſtändigen, nicht mit er allgemeinen Landesverwaltung verflochtenen Behör⸗ den mit in der Hauptſache reichsrechtlich beſtimmten Ge⸗ ſchäftsaufgaben. Weſentlich anders liegen die Verhältniſſe bei der er waltung als dem Inbegriff der geſamten ſtaatli⸗ chen Tätigkeit, ſoweit ſie nicht„Juſtiz“ iſt. Die Verwaltung gliedert ſich in eine größere Zahl durchaus verſchiedenarti⸗ ger Geſchäftsbereiche oder Verwaltungszweige, die jedoch untereinander in engem inneren und äußeren Zuſammen⸗ hang ſtehen und ſtehen müſſen, wenn ſie der Geſamtauf⸗ gabe aller Verwaltung ſinnvoll und zweckentſrechend die⸗ nen ſollen. Der Grundſatz, daß die Verwaltung des Staa ⸗ tes eine Einheit bildet, iſt eines der wichtigſten 9 50 niſatoriſchen Geſetze, das für jedes geordnete Staatsweſen und ganz beſonders für den nationalſozialiſtiſchen Staat gilt, für den ſich dieſer Grundſatz ſchon zwangsläufig aus dem Führerprinzip ergibt. Eine der wichtigſten Aufgaben des Nationalſozialismus auf dem Gebiete der Verwaltung iſt es daher, die verloren ⸗ gegangene Einheit der Verwaltung ſoweit als möglich her⸗ tler. Die Reichsregierung hat dieſen Weg mit der f eichsgemeindeordnung vom 30. Januar 1935 lar und eindeutig fortgeſetzt Das bedeutet aber, daß Son- erverwaltungen mit eigenem Behördenunterbau zu beſchränken und grundſätzlich nur für ſolche Gebiete zu⸗ zulaſſen ſind, die den Aufgabenkreis der allgemeinen Ver⸗ waltungsbehörden nicht zu ſtark überſchneiden. Zur Ueber⸗ eitung der allgemeinen Landesverwaltung und ihrer Iweige in die Reichsverwaltung muß dader ein Wea be ⸗ ſchritfen werden, der die Einheit der Verwaltung gewährleiſtet. Der erſte Schritt in dieſer Richtung iſt mit der Zweiten Neuaufbauverordnung und dem neuen Reichs⸗ ſtatthaltergeſetz getan. Neben dieſen organiſatoriſchen Maßnahmen muß auf die Bedeutung der Vereinheitlichung des mate ⸗ riellen Rechts im Reiche hingewieſen werden. Die Vereinheitlichung des Rechts iſt auf dem Gebiet der Juſtiz am weiteſten vorgeſchritten, auf dem ſchwierigeren und ver⸗ ſchiedener gearteten Gebiet der Verwaltung iſt ſie in vollem Fluß. Das bunte Vielerlei des Landesrechts iſt in der jüngſten Zeit auch hier vielfach xeichseinheitlicher Regelung gewichen. Unter dieſen beiden Vorausſetzungen wird ſchließ⸗ lich auch die allgemeine Verwaltung nach dem Muſter der Juſtizverwaltung geſchloſſen auf das Reich übergeführt werden können. Zum Schluß wird das große Werk der Reichsreform gekrönt werden durch die kerritoriale Neugliederung des Reiches. So wird der begonnene Reichsneubau in zäher, uner⸗ müdlicher Arbeit organiſch werden und wachſen; Bauſtein wird auf Bauſtein gefügt werden, bis endlich das Gebäude des Dritten Reiches, gegründet auf die biologiſchen Grund⸗ geſetze und gefügt in die naturgewachſene Wurzel deutſcher Art und deutſchen Weſens, fertig daſteht. Mit aller Kraft wollen wir an die weitere Arbeit gehen und zum Wohle unſeres Volkes, zum Segen des Reiches die uns vom Füh⸗ rer geſtellte Aufgabe der Löſung zuführen. 11 sm eech Heimatfſorſchung Sinn und Aufgabe.— Geſchichte und Leben.— Geſchtehts⸗ ſchreibung von unten. Wir ſtehen mitten in dem großen entſcheidenden Er⸗ lebnis unſerer Zeit, der Amformung des deutſchen Volkes zu einer neuen Gemeinſchaft. Dieſe Umformung kann nur geſchehen durch den Rückgriff auf die tiefſten und wahren Quellen einer Volksgemeinſchaft, wie ſie ſich in den un⸗ vergänglichen Werten Volkstum und Heimat uns erſchließen. Dazu iſt aber unerläßlich, daß das Heimatgefühl, obwohl es aus dem Erlebnis zunächſt des engeren Raumes erwächſt und ſich erneuert, immer frei bleibe von aller Enge. Die unter dieſen Geſichtspunkt geſtellte praktiſche Volkstumsarbeit wird immer eine weſentliche Unterſtützung durch die Heimat⸗ geſchichte und die auf ihre Erſchließung gerichtete For⸗ ſchung erhalten. Alle geſchichtliche Betrachtung wird in dem Augenblick verinnerlicht, wo es uns gelingt, den Blick für das in unſerem Volkstum lebendige geſchichtliche Erbgut zu öffnen, möge es ſich hier handeln um Volkstum in ſeiner mehr äußerlichen Erſcheinungsform wie Sitte, Brauchtum. Tracht, Hausformen, Volkskunſt oder um die geiſtigen, dor allem um die Sprache und ihre Schöpfungen. Unſere heimat⸗ geſchichtliche Forſchung kann ſich verdient machen durch die Bereitſtellung heimatlichen Anſchauungsſtoffes, beſonders zur Volks⸗ und Volkstumsgeſchichte, alſo für Fragen, die bei uns bislang gegenüber territorialgeſchichtlichen und ſtaats⸗ rechtlichen Zuſammenhängen ſehr zu kurz gekommen ſind. Nicht zuletzt wird die Geſchichte des Bauerntums ſtärker zu berückſichtigen ſein. So gilt es überall, Geſchichte und Leben in Beziehung zu ſetzen, Forſchung verpflichtet. Wer das Glück hak, ihr aktiv zu dienen, hat auch die Verpflichtung, ihren Be⸗ trag zu aktivem Volksgut zu machen und ihn für die national⸗ ſozialiſtiſche Willensbildung auszuwerten. Dazu iſt unerläß⸗ lich, daß der Heimatgeſchichtler ſich freihält von nur anti⸗ quariſcher Sammelei und individualiſtiſchem Spezialiſtentum, das für die Allgemeinheit unfruchtbar iſt. Organiſatoriſch iſt nötig, daß aus dem Nebeneinander der um die landes⸗ und heimatgeſchichtlichen Forſchung wie um die Weckung und Pflege eines geſchichtlichen Intereſſes bemühten Ver⸗ bände ein Miteinander werde. Auf dieſe Weiſe können Fragen der landes⸗ und heimatgeſchichtlichen Forſchung und ihrer Hilfsgebiete gleichmäßig bis ins kleinſte Dorf hinein zur Behandlung und Klärung getragen werden. Es gibt eine Fülle geſchichtlichen Fragen, zu deren Klar⸗ ſtellung auch der einfachſte Volksgenoſſe mittätig eingeſpannt werden kann. Auch in ihm läßt ſich echte„Forſcherfreude“ wecken. Wir ſtärken damit zugleich den Gedanken der Volks⸗ gemeinſchaft. Nicht zuletzt wird der einfſuche Mann da an der Geſchichtsſchreibung der Heimat intereſſiert ſein, wo es gilt, das gewaltige Erleben der letzten 20 Jahre in Nieder⸗ ſchriften aus dem Eigenerlebnis feſtzuhalten. Durch dieſe „Geſchichtsſchreibung von unten“, die auch ſchon von manchen Kreisleitungen der NSDAP angefaßt worden iſt, läßt ſich eine Fülle heimatgebundener Beiſpiele heldiſchen, kämpferiſchen Einſatzes für Volk und Vaterland, von opfer⸗ bereiter Front⸗ und Volkskameradſchaft, vom Willen zur — gebunden iſt und im Boden der Heimat verwurzelt. Es fehlt noch eine Million Kinder Die deutſche Preſſe hatte bereits Stellung genommen gegen Veröffentlichungen in der italieniſchen Preſſe, in denen behauptet worden war, die anſteigende Bevölke⸗ rungsziffer in Deutſchland könne eine Gefahr für andere Völker bedeuten. Nunmehr liegt eine offizielle Stellung⸗ nahme des Raſſenpolitiſchen Amtes der NSDAP zu der Frage vor, ob die Bevölkerungsziffer Deutſchlands in der Tat die Welt bedrohe. Das Raſſenamt erklärt dazu, daß das allgemein bekannte und hieb⸗ und ſtichfeſte ſtatiſtiſche Material über die tatſächliche Bevölkerungsbewegung in Deutſchland ohne jeden weiteren Kommentar bereits eine entſchiedene Zurückweiſung der italieniſchen Zeitungsauf⸗ faſſung ſei. Wurden 1900 noch ungefähr zwei Millionen Kinder im Jahr geboren, ſo ſei dieſe Zahl 1933 erſtmalig unter eine Millionen geſunken. Dieſe abſteigende Entwick⸗ lung der Geburtenziffer könne niemals durch den Erfolg eines einzigen Jahres aufgehalten werden. Ein endgültiges Urteil über die bevölkerungspolitiſche Entwicklung des deutſchen Volkes werde erſt nach mehreren Jahren abge⸗ deben werden können Wenn man weiter die in den näch⸗ ten Jahren zu erwartende Steigerung der Sterbeziffer ve⸗ rückſichtige, ergebe ſich, daß auch die erhöhte Geburten- ziffer des letzten Jahres noch nicht einmal für die Erhal⸗ tung unſeres Bevölkerungsſtandes ausreichend iſt. Alte Oele ſammeln! Die Landesbauernſchaft Baden teilt uns mit: Deutſch⸗ land deckt ſeinen jährlichen Verbrauch an Schmierölen von rund 300000 Tonnen noch nicht zu einem Viertel aus eigener Erzeugung. Daraus erwächſt für jeden deutſchen Volks⸗ genoſſen die Pflicht, mit Schmieröl ſo ſparſam wie möglich umzugehen und Verluſte zu vermeiden. Auch dec deutſche Bauer wird viel dazu beitragen können, unſeren Bedarf an Schmierölen herabzuſetzen. Dazu mögen folgende Vor⸗ ſchläge dienen: Das Schmieren von Maſchinen und Geräten ſoll nur mittels einer richtigen Schmierkanne erfolgen, denn nur bei Verwendung einer ſolchen iſt ein ſparſames Schmieren möglich. Leider findet man vielfach beim Grasmäher auf der Wieſe oder beim Kartoffelroder auf dem Felde Bier⸗ flaſchen oder dergl. als Schmierkannen, abgeſehen davon, daß eine derartige Verwendung von Bierflaſchen ſtrafbar iſt, muß in dieſem Falle bei einer derartigen Verwendung berückſichtigt werden, daß viel Oel- berſchüttet und eine un⸗ geheuerliche Verſchwendung getrieben wird. Ein Fehler, den man häufig antrifft, iſt der, daß man Getriebe⸗ und Lagergehäuſe zu hoch mit Oel anfüllt. Die neuerdings viel verbreiteten Oelbadgetriebe verleiten hier⸗ zu. Grundſätzlich ſoll der Oelſpiegel in ſolchen Oelbadgetrieben ſo niedrig wie möglich ſein. Wird zu hoch eingefüllt, ſo ver⸗ ſchlingt das Getriebe ſehr viel mehr Kraft, und es können Oelverluſte durch Ueberlaufen uſw. eintreten. Wenn keine Füllmarke angegeben iſt, ſo füllt man nur ſoweit auf, daß das am tiefſten reichende Zahnrad Oel aus dem Bad ſchöpft, dadurch werden alle Laufflächen genügend unter Oel gehalten. Es iſt neuerdings der Technik gelungen, auch alte Oele wieder aufzuarbeiten und aus ihnen wieder vollkommen ſchmierfähige Friſchöle herzuſtellen. Daraus erwächſt die Ver⸗ pflichtung, alles Altöl ſorgfältig zu ſammeln und abzuliefern. Solches Altöl fällt beim Bauern an, beiſpielsweiſe wenn bei Schleppern das Oel aus den Motorgehäuſen abgelaſſen wird. Auch bei der regelmäßig durchgeführten Kontrolle der elektriſchen Anlagen iſt es zweckmäßig, das Oel aus den Lagern der Elektromotoren abzulaſſen und durch neues zu erſetzen. Wenn die Grasmähmaſchinen nach der Oehmdernte nach Hauſe gefahren werden, iſt es Zeit, das Oel aus dem Oelbad abzulaſſen und das Gehäuſe durchzuſpülen. Auch das hierbei anfallende Oel ſollte nicht verloren gehen, ſondern geſammelt und zur Verfügung geſtellt werden. e 2 E Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Bauernfunk, Wetter; 6.10 Choral, Morgenſpruch; 6.15 Gymnaſtik J; 6.30 Zeit, Wetter, Frühmeldungen; 6.45 Gym⸗ naſtik II; 7 Frühkonzert; 8.15 Gymnaſtik für die Frau; 8.30 Wetter, Waſſerſtandsmeldungen; 10 Nachrichten; 11.15 Funkwerbungskonzert; 11.45 Wetter, Bauernfunk; 12 Mit⸗ tagskonzert 1: 13 Zeit, Saardienſt; 13.05 Nachrichten, Wet⸗ ter; 13.15 Mittagskonzert II; 16 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22 Zeit, Nach⸗ richten. Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Donnerstag, 4. April: 8.35 Frauenfunk; 10.15 Volks⸗ liedſingen; 10.45 Alte Cello-Muſik; 14.15 Sendepauſe; 15.15 Tante Näle erzählt; 15.30 Frauenſtunde; 18 Spaniſch; 18.15 Kurzgeſpräch; 18.30 Dr. Klemm und ſein Werk, Hörbilder aus Böblingen; 19 Und jetzt iſt Feierabend; 20.15 Muſik aus der Shakeſpeare⸗Zeit; 21 Gruß an Alt⸗Berlin, Tanz⸗ abend; 22.20 Worüber man in Amerika ſpricht; 22.30 Rauh, aber herzlich; 23 Sonate für Violine und Klavier; 23.30 Wir bitten zum Tanz. Freitag, 5. April: 8.35 Frauenfunk; 10.15 Muſik an deutſchen Fürſtenhöfen; 10.45 Klaviermuſik; 11.45 Die Aus⸗ bildung unſerer Lehrlinge; 14.15 Sendepauſe; 15.30 Kinder⸗ ſtunde; 18 BdM⸗Sportſtunde: Wir erarbeiten uns das Leiſtungsabzeichen; 18.30 Kinder ſpielen Handharmonika; 19 Viertelſtunde des alten Frontſoldaten; 19.15 Viertes offenes Liederſingen 1935; 20.15 Stunde der Nation; 21 Konzert; 22.30 Unterpaſtunaskonzert; 24 Nachtmuſit. Samstag, 6. April: 10.15 Stücke für Violine und Kam⸗ merorgel; 10.45 Max⸗Reger⸗Stunde; 11.05 Drei Lieder von Carno Brönnle: 14.15 Bunte Muſik; 15 Stuttgart Barce⸗ lona, ein deutſcher Flugkapitän erzählt; 15.15 Robert Koch, Hörſpiel; 18 Tonbericht der Woche; 18.30 Zum Wochenende — ein Tänzchen; 20.10 Unterhaltungskonzert; 22.30 Volks⸗ geſänge aus dem Oſten; 23 Tanzmuſik. Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ Nummern: 6 Bauernfunk; 6.15 Gymnaſtik I; 6.30 Gymnaſtik II; 6.50 Zeit, Wetter; 6.55 Morgenſpruch; 7 Frühkonzert; 8.15 Gymnaſtik; 10 Nachrichten; 10.15 Schulfunk; 11 Werbe⸗ konzert; 11.30 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wet⸗ ter; 11.45 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert 1; 13 Zeit, Nach⸗ richten; 13.10 Lokale Nachrichten; 13.15 Mittagskonzert; 14.15 Zeit, Nachrichten; 14.30 Wirtſchaftsbericht; 14.45 Zeit Wirtſchaftsmeldungen; 14.55 Wetter, 17 Nachmittagskonzert; 18.45 Das Leben ſpricht; 18.55 Wetter, Wirtſchaftsmeldungen, Programmänderungen, Zeit; 20 Zeit, Nachrichten, Tages⸗ ſeiesck: 1 Zeit, Nachrichten; 22.15 Lokale Nachrichten, Wet⸗ er, Sport. Donnerstag, 4. April: 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Kinderfunk; 16 Kleines Konzert; 16.30 Einmaleins für Gartenfreunde; 16.40 Der nordiſche Menſch; 18.30 Kunſtbericht der Woche; 18.35 Joſef Pil⸗ ſudſti, ein großer Staatsmann und Soldat; 19 AUnker⸗ haltungskonzert; 20.15 Orcheſterkonzert; 21.15 Bettina von Arnim, zum Gedächtnis des 150. Geburtstages; 22.20 Wo⸗ rüber man in Amerika ſpricht; 22.30 Satire im Lied; 23 Ein Jahr um Bilgaſſims Garten. Freitag, 5. April: 9.15 Volksmuſit; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Für die Frau; 16 Kleines Konzert; 16.30 Kriegsgefangene in Indien, Erinne⸗ rungen; 16.45 Der Himmel im April; 18.30 Jugendfunk;: 18.45 Das Leben ſpricht; 19 Unterhaltungskonzert; 20.15 Stunde der Nation; 21 Kammermuſfik; 22.30 Sportſchau der Woche: 23 Nachtmuſik. Samstag, 6. April: 14.30 Die beſten Schallplatten der Woche: 15 Jugendfunk; 18 Stimme der Grenze; 18.20 Steg⸗ reifſendung; 18.35 Wir ſchalten ein, das Mikrophon unter⸗ wegs; 19 Militärkonzert; 20.15 Fahrt in den Frühling, feſtlicher Unterhaltungsabend; 22.30 Tanzmuſik. uu liſiseu. — Was der Lenz am Knaben tut Von Albert Steffen. Was der Lenz am Knaben kuk. Seine Glieder muß er recken. Aeſte klettern, Säfte ſchmecken. O wie riecht der Nußbaum gut. Sind die Knie auch wund geſchürft, Von der uralt rauhen Kinde. Lippe fühlt das Laub ſo linde, Aetherzarten Hauch er ſchlürft. Hat auf höchſtem Krippenſtand lich ein Zweiglein hergebogen, keimgrün, röklich überflogen, blumig eingerollter Rand. Süßer als die reife Nuß, Düfte bis ins Mark zu ſaugen. Baumgeiſt öffnet ſeine Augen. War das nicht ein Frühlingskuß? (Aus„Gedichte“ von Albert Steffen, Verlag für ſchöne Wiſſen⸗ ſchaften, Stuttgart und Dornach 1931. Mit gütiger Erlaubnis des Verfaſſers.) 5 Von Hermann Skoltzenberg. Endlich lugten die Baracken des Trup⸗ penübungsplatzes durch das Baumgrün. Ge⸗ ſtrafft im Sattel zogen, vor dem Einrücken, die Dragoner an ihrem Eskadron⸗Chef vor⸗ über. Dichter Staub überwirbelte das leuch⸗ tende Friedensblau der Waffenröcke, de⸗ gradierte die oſtpreußiſchen Goldfüchſe zu ſtumpfem Mauſegrau. „Dies Jahr iſt's aber wirklich das letzte⸗ mal, daß ich hier in Arys exerziere“, ſagte der Rittmeiſter, als wir zum Frühſtück gin⸗ gen.„Nee— warrraftik— ich hab' mich immer noch nich vom Regiment trennen können— aber nu wird's Ernſt.“ Er wies mit dem Reitſtock nach der Richtung, wo das maſuriſche Meer, der Spirdingſee, ſein mußte:„Da drüben wartet unſere Klitſche; ich ſoll das Ding übernehmen. Mein alter Herr iſt müde... Brüder habe ich nicht— alſo! Uebrigens— wie iſt das mit Suſi?“ Suſi war eine tiefſchwarze Schönheit mit drei koketten weißen Strümpfen. Edelſtes Preußenblut. Als knapp Vierjährige kam ſie in meine Hände. Suſi zeigte, als ich ſie in den Ernſt des Pferdelebens einzuführen begann, nach weiblicher Art ab und an ihren eigenen Kopf, ließ ſich aber mit Zucker über⸗ zeugen... Sie lernte alles: ſie paradierte vor dem Dragonerzuge, wenn ich eingezo⸗ gen wurde, ſie ging unter Dame, im Wagen und konnte allerhand Kunſtſtückchen. Holte ich ein Stück Zucker hervor und gab es ihr nicht gleich, ſo kniete ſie und bettelte bis ſie es bekam. Ohne Zaum oder Hafter ging ſie an meiner Seite ſpazieren, hin und wieder ihren Kopf auf meine Schulter lehnend, ob nicht ein Leckerbiſſen fällig würde. Auf ihren Namen hörte ſie wie ein Hund und antwortete mit leiſe ſchnuppernden Nüſtern, wenn ich ſie rief. Und doch— ich mußte mich von Suſi tren⸗ nen! Es war— vorausſichtlich wohl für lange Zeit— meine letzte Militärübung; man rief mich ins Ausland. Unmöglich, Suſi mitzunehmen. Mein Rittmeiſter wollte Suſi in ſein Geſtüt zu Hauſe einſtellen. Beſſer konnte ich meinen Liebling nicht aufgehoben wiſſen, und das Rückkaufsrecht, wenn ich einmal wiederkommen ſollte, behielt ich mir ausdrücklich vor 5 Das Jahr darauf ſchrieb man 1914. Es gelang mir, rechtzeitig nach Deutſchland zu kommen Und als nach den erſten Sturm⸗ ſiegen im Weſten die Lanzen in die Ecken geſtellt wurden und alles zum Spaten grei⸗ fen mußte, ſchrieb ich vom Unterſtand aus wegen Suſi So aber war ihr Schickſal ge⸗ weſen: Ueberraſchend ſchnell brachen die Ruſſen in Oſtpreußen ein. Mein ehemaliger Rittmeiſter fiel gleich zu Anfang des Feld⸗ zuges. Auf ſeinem Gut„rabuſcherten“ die Moskowiter; das Geſtüt wurde ausgeraubt, die Zuchtſtuten wurden nach Rußland über die nahe Grenze geſchleppt, darunter Suſi mit ihrem Saugfohlen. Wenn die Menſchen, zahllos, in dieſem Kriege verſchollen blieben, ſoll man da we⸗ gen eines Pferdes trauern? Ich trauerte um Suſi 5 1918 kam meine Diviſion nach dem Oſten, nach der Ukraine, dem Lande der frucht⸗ ſtro zenden ſchwarzen Erde, wo die Zucker⸗ könige ihre Latifundien beherrſchten. Ein ſolcher Magnat, deutſcher Abſtammung, hatte uns eingeladen, ſeine Felder und Fa⸗ briken zu beſichtigen. Beim Nachmittagstee bat ich die Dame des Hauſes, mir ein Stück⸗ chen Zucker einſtecken zu dürfen, für mein Pferd nachher.„Ich nehme ſelbſt auch Zucker mit“, lächelte die Gaſtgeberin.„Sie müſſen ſich nach dem Tee noch unſere Orloff⸗Traber anſehen. Zum Glück haben die Ruſſen uns ie Pferde gelaſſen.— Sie wiſſen, der rol⸗ lende Rubel—, aber es ſind auch wertvollſte iere dabei, einzigartiges geradezu unerſetzlich!“ Zuchtmaterial, Bald machten wir uns auf den Weg. An die zwanzig Mutterſtuten weideten auf einer rieſigen Graskoppel. Viele Schimmel dabei, herrliche Langſchweife, typiſch ruſſiſche Tra⸗ ber vom berühmten Orloff⸗Htamme. Aber etwas abſeits der Herde, fiel mir ein Pferd auf, anderen Schlages: ein hochbeiniger Glanzrappe, mit drei weißen Strümpfen— der unverkennbare Oſtpreuße.. Betroffen blieb ich ſtehen, das Fernglas zitterte mir in der Hand: Herrgott— dieſer edle, trockene Kopf— der Halsanſatz— die gera⸗ de Naſe Suſi? Ich zwang mich zur Ruhe:„Verzeihen Sie, gnädige Frau— das Pferd dahinten, mit den drei weißen Strümpfen, kein Orloff — könnten Sie mir jagen, wie das Pferd hierher gekommen iſt?“ „Ach, die Stute“, es klang ein wenig ver⸗ ſchleiert,„die haben wir vor garnicht langer Zeit von einem ruſſiſchen Offizier gekauft— er floh vor den Bolſchewiken unter den deutſchen Schutz hier nach dem Süden es ſoll ein deutſches Beutepferd ſein, wiſſen Sie, aus Oſtpreußen damals— vielleicht könnte es ſpäter einmal eine Zuchtſtute ab⸗ geben— ſie ſoll ſchon ein Fohlen ge⸗ habt haben.“ Ich ſtand vor Suſi und rief ſie an. Sie warf den Kopf vom Graſen hoch, kam näher...„Suſi!“ Da ſchnupperte Suſi mit leiſen Nüſtern vor ſich hin und unterſuchte, wie ſie immer getan hatte, meine Rocktaſche nach Zucker. Und als ich ihr nicht gleich das Stückchen gab, das ich mir mitgenommen, beugte ſie ſich vorſichtig auf ihre Knie, bet⸗ telte, wie früher, als ſei ſie nie von mir ge⸗ trennt geweſen, und als ich mich wandte, wollte ſie nicht von meiner Seite weichen. Nach einer Stunde war Suſi wieder mein; anders, als ich mir einſt gedacht, hatte ich das Rückkaufsrecht ausgeübt, und ich brachte ſie durch alle Wirrnis aus dem Kriege nach Hauſe. Heute noch fährt ſie auf meines Bruders Gut täglich die Kinder zum Schulzug, und wenn ich Suſi beſuche, geht ſie wieder ohne Zaum und Halfter nachmit⸗ tags mit mir ſpazieren, genau ſo, wie vor fünfundzwanzig Jahren, als wir beide noch jung waren Der unbekannte Netter Von Erna Büſing. Er hatte ein reizendes Haus in Long Is⸗ land, dieſer Mann, den ein ſo ſonderbares Geheimnis umſpann. Das Haus war nicht nur freundlich im Aeußeren, es war auch urgemütlich im Innern, und ſein Garten war beſtimmt ein Stückchen vom verlorenen Paradies. An einem Herbſttag ſaßen wir in dieſem Garten. Die lichten Bäume ließen viel Durchblick auf die Umgebung, hin und wieder regneten welke Blätter, und im Gar⸗ ten ſelbſi waren ſie vom Gärtner in Haufen zuſammengefegt, und ihr Gelb ſtrahlte wie gehäufeltes Gold. Es war die Zeit, wo die Natur Zwieſprache mit aufhorchenden Men⸗ ſchen hält. In einer ſolchen Stunde erzählte der Mann uns ſein Geheimnis, offen, frei. Er ſagte: „Ich bin durch einen Schiffbruch nach Amerika verſchlagen worden. Nicht weit von der Küſte wurde ein Paſſagierdampfer, den ich benutzte, von einem Kohlendampfer durchſchnitten. Es war morgens, ich lag im Bett und wurde durch ein furchtbares Krachen aus dem Schlafe geweckt. Da wurde meine Kabinentſr mit Gewalt geöff⸗ net. Die kräftigen Arme eines Matroſen packten mich, ſchleiften mich an Bord und ſetzten mich in ein Rettungsboot, das man ſofort zu Waſſer ließ. Wir Inſaſſen wur⸗ den von einem Dampfer, der eine Holzla⸗ dung an Bord hatte, aufgenommen, das weiß ich noch, dann ſchwanden mir die Sinne. Ich litt lange unter einem Nervenzuſam⸗ menbruch, hatte dieſer Schiffszuſammenſtoß doch vielen Menſchen das Leben gekoſtet. Beim Durchſchneiden des Schiffes wurden Menſchen getötet, und beim Herablaſſen der Rettungsboote, denn der ſinkende Dampfer hatte ſich ſeitwärts gelegt, wurden mehrere Boote in ſeinen Strudel gezogen und unter Waſſer gedrückt. Hernach kam für mich die Zeit, wo ich Arbeit ſuchte. Ich konnte und durfte nur noch an mich denken. Kannſt du morgen noch in einem billigen Wirtshaus eſſen, haſt du übermorgen noch Fahrgeld und dann noch die Miete? Das waren meine Gedanken, die ſich in meinen Tag hinein⸗ ſogen. Doch ſchließlich hatte ich Glück, erſt kam ich zu einem geſicherten Einkommen und dann zu einem gewiſſen Wohlſtand, ich konnte dieſes Haus bauen. Seitdem ich in ihm wohne, denke ich an meinen Retter. Ich ſehe oft ſeinen blauen Anzug, fühle ſeine kräftigen Arme, die mich in das Boot ſchleiften. Seinen Namen wußte ich nicht, ich kann mich nicht einmal auf ſein Geſicht beſinnen, ich empfand ihn nur als einen Matroſen. Ich gab mir die redlichſte Mühe, doch konnte ich nichts über ihn erfahren. Es waren etliche Matro⸗ ſen gerettet, mehrere mit den Rettungsboo⸗ ten verunglückt, und ein Teil der Beſatzung war mit dem Schiff in die Tiefe gegangen. Ich ſuche Verkehr mit Seeleuten. Oft ſind welche bei mir zu Beſuch. Ich bewirte ſie weder mit Whisky und Soda noch ſtehr nördlicher Grog auf dem Tiſch, ich will nur eins, ſie ſollen ſich bei mir zu Hauſe fühlen. Wenn ſie dann im Garten ſitzen, wunſchlos in das Grün der Bäume ſehen und ſich freuen, Land unter den Füßen zu haben, bin ich für Augenblicke glücklich. Jedoch iſt das Suchen nur betäubt, es bleibt in mir Wie gerne würde ich meinem unbekannten Retter eine Heimat bieten, wie freudig würde ich mit ihm teilen. Mir iſt immer, als ob er jetzt alt iſt und ein Stück⸗ chen Land ſein eigen nennen möchte, ich habe oft das Gefühl, als ob er in wirtſchaftlicher Not verfacke. Vielleicht iſt er auch ſchon lange tot. Ich weiß es nicht, ich fürchte nur, ich werde ihn nie finden.“ Als wir ſein Haus verließen, waren wir böſe auf die Menſchen, die uns Geheimniſſe über dieſen Mann zutuſchelten,„der immer etwas Lauerndes an ſich habe, wenn er den Hafen entlangſchleiche, und der in ſeinem eigenen Hauſe oft ſeine Gäſte mit den Blik⸗ ken durchbohre.“ Wußten wir doch, daß ſein Weſen nur von Unruhe erfüllt war, weil er ſeinen Retter erwartete. Der verkannte Peſtalozzi Von Edda Prochownir. Der allſeitig gefürchtete Schulrat ſollte zur Reviſion in eine 4. Volksſchulklaſſe in Baden kommen. Der Jahrgang der Zehn⸗ und Elfjährigen war diesmal beſonders gut im Schuß, davon konnte der vielgeplagte Klaſſenlehrer, Herr Reinke, ein Liedchen singen. Und dann noch Klaſſenprüfung von dem als timplich und pedantiſch verſchrienen Schulgewaltigen. Beſagter Herr Reinke ſchwitzte alſo Blut und Waſſer, während er ſeine muntere Schar voller Eifer auf den erwarteten Beſuch vorbereitete. Am beſten klappte natürlich die ſtramme Haltung bei der Begrüßung, wie ein Mann ſtanden die Jungens mit unbeweglich erhobener Rech⸗ ten da. Da war keine Bange nötig, aber was dann kam! Geſittetes Melden, Ant⸗ worten im Satz, Stillſitzen, dialektfreies Sprechen! Endlich kam„er“ wirklich, und Herr Reinke hatte nun ausgiebig Gelegenheit, ſeine Zöglinge in den verſchiedenen Grund⸗ begriffen der Weisheit, als da ſind Rechnen, 8 Der Führer beſichtigt das Jagdgeſchwader Richthofen. 0 Der Führer und Reichskanzler ſtattete in ſeiner Eigenſchaft als Oberſter Befe 181 b de 15 Wehrmacht zum erſten Male ſeit Beſtehen der Reichsluftwaffe einem Verband 7 5 1 kräfte in Döberitz einen Beſuch ab. Rechts vom Führer Miniſterpräſident und Reichs⸗ miniſter der Luftfahrt, General der Fliegen Hermann Göring.(DNB.) 8 —— Schreiben, Leſen, Anſchauung, vorzuführen Anſchauung war das Steckenpferd dez Schulrats, da hatte er ſeine beſonderen Me thoden. Daher konnte es ihm leider keiner recht machen, der nicht dasſelbe Stecken pferd ritt. Herr Reinke hielt eine wohl⸗ durchdachte Lektion über das Thema„Wie erhalte ich mich geſund“. Die Jungens pack ten gut an, was kein Wunder war. da ſie dieſe Lehrſtunde ſeit Tagen eingepaukt be. kommen hatten. Ja, ſie bemühten ſich ſogar mit Erfolg, in gedrechſeltem Hochdeutſch zu antworten und ſtatt der üblichen Brocken ganze Sätze hinzulegen. Selbſt Guſtav, das Schmerzenskind. von ſeinen Kameraden„der eiſerne Juſtav“ benannt, nahm ſich zuſam⸗ men und benahm ſich ausnahmsweiſe gn⸗ ſtändig. Und trotzdem war der geſtrenge ert nicht zufrieden! Nach einer Weile unter⸗ brach er denn auch den Lehrer:„Ja, das ſt alles recht gut und ſchön, aber es fehlt die Anſchaulichkeit, lieber Herr Reinke. An ſchauung iſt aber, wie unſer großer Peſtg⸗ lozzi ſaͤgt, das Fundament aller Erkenntnis Und vor allem natürlich in einer Anſchal ungsſtunde. Sie ſprechen da von guter Lufl und ſchlechter Luft, aber wo iſt die Praxis „Haſt du ne Ahnung“, dachte der Lehre „wenn du ſechs Stunden hier in der Klaſſe wärſt, da weißt du in Praxis, was ſchlechte Luft bedeutet!“ Laut aber ſagte er höfliche „Ganz recht, Herr Schulrat. Jetzt wollte ich nun die praktiſche Anwendung auf unſere Atmung durchnehmen!“ Aber der Schulrat war in ſeinem Element und wollte gern eine Probe ſeines anſchaulichen Unterrichts ablegen. Der Lehrer wurde alſo vorüber⸗ gehend abgeſetzt, und der Schulrat ſtellte ſich vor die Klaſſe. „So, Jungens, nun wollen wir uns mal etwas miteinander unterhalten. Paßt gut auf! Ich mache euch jetzt etwas vor und iht ſollt mir ſagen, was ich da gemacht habe! Geſpannt ſtarrte ihn die Klaſſe an, während er mit gerötetem Geſicht übertrieben tief ein⸗ und ausatmete. Aber kein Finger er⸗ hob ſich, die Klaſſe ſaß ſtumm und verdutzt auf ihren Plätzen. „Jungens, das müßt ihr doch wiſſen, was ich euch hier vormache, ihr habt doch vorhin ſo ſchön geantwortet, ich mache es noch ein; mal!“ Wieder erfolgte die Atemübung, diesmal noch eindringlicher mit vernehm⸗ lichem Einziehen der Luft durch Mund und Naſe.„Doch alles blieb ſtill wie zuvor!“ Der Lehrer grinſte, aber nur nach innen, vetſteht ſich. Nun wurde der Schulrat el⸗ was ärgerlich, daß keiner auf ſeine glän⸗ zende, anſchauliche Einführung in die Theo, rie des Atmens anbiß. „Aber, Jungens, ſtellt euch doch nicht ſo dumm an! Seht ihr denn immer noch nicht, was ich euch vormache? Das kennt ihr doch alle, das tut ihr doch immerzu.“ Und er unternahm eine letzte Anſtrengung, den At⸗ mungvorgang anſchaulich zu produzieren. Raſſelnde Geräuſche ertönten, der Bruſtkorz weitete ſich zuſehends, die Naſenflügel vibrierten. Da endlich huſchte ein Blitzſtrahl der Erkenntnis über Guſtavs Geſicht, et ſprang auf und fuchtelte dem Schulrat auf⸗ geregt mit beiden Händen vor der Naſe her, um. Der Lehrer wollte ihn zu anſtändigem Melden veranlaſſen, aber der Schulrat wat ſo heilfroh, daß ſich überhaupt eine Hand erhob, daß er den eifrigen Melder freund⸗ lichſt zu ſich nach vorn holte. „Na, endlich ein kluger Burſche, nun, was habe ich gemacht?“, ermunterte er den Schüler. „Se hab'n jeſchnieft!“ Buntes Allerlei Gräben aus dem Weltkrieg. Engliſche Berichterſtatter meldeten in det letzten Phaſe des griechiſchen Bürgerkrieges ihren Blättern, daß die Aufſtändiſchen. den Kämpfen an der mazedoniſchen Gren Gräben und Unterſtände benutzt hätten, die ſchon während des Weltkrieges von deul⸗ ſchen und bulgariſchen Truppen angelegt worden waren. Die Stellungen ſeien u ſo gut inſtand geweſen, daß ſie den Vene liſten wirkſamen Schutz hätten bieten kön. nen. Tatſächlich iſt ein noch ſehr erheblicher Teil der Schützengräben und Unterſtände aus dem Weltkriege im ganzen Balkan vor handen. Die Gräben ſind natürlich verfallel, die Unterſtände und Baracken, die 1914 bis 1918 angelegt worden ſind, werden zum Teil aber heute noch von der Bevölkerung für alle möglichen Zwecke benützt. Der Grabſtein des Miſter Powney. Durch Zufall entdeckte man dieſer Tage einem Dorf einen Grabſtein, der vor Jahren verloren gegangen war u 0 als Unterbau eines Herdes diente. e großen Feierlichkeiten wurde der Grabſig wieder in der Windſor⸗Kirche aufgeſte Er war nämlich einem engen Freund 15 Königs Karl ll gewidmet, dem Parlamen mitglied John Powney, der in einem gegen einen Offizier fiel. Karl A den Tod ſeines Freundes ſo aufgeben daß er wider alle Regeln der Tradiieon vom Recht ganz zu ſchweigen, den ſiegte! Duellanten hinrichten ließ. 5 „—— e——— r e rr 18S 2 88 8 rere e r