o * 2. Blertt zu Nr. 82 een er Zu den Vertrauensratswahlen Die Amtsperiode der Vertrauensmänner, die erſtmalig vor einem Jahr gewählt und mit Inkrafttreten des Ge⸗ etzes zur Ordnung der nationalen Arbeit am 1. Mai ihr unt angetreten haben, läuft mit dem 30. April dieſes Jah⸗ res ab. Die Vorbereitungen für die demnächſt ſtattfinden⸗ den Neuwahlen ſind in vollem Gange. Es beſteht nun⸗ mehr die Möglichkeit, Mängel, die ſich beim Einſpielen eines jeden Geſetzes zeigen, auszumerzen, und in der Sache und in der Perſon vollkommener zu werden, um den Zie⸗ len, die das Geſetz verfolgt, immer näher zu kommen. Man muß ſich hierbei ſtets bewußt ſein, daß das Ar⸗ heitsordnungsgeſetz das Grundgeſetz der neuen Sozialver⸗ faſſung darſtellt, daß es in bewußter Umkehr von dem frü⸗ heren klaſſenkämpferiſchen liberal⸗marxiſtiſchen Syſtem den Gedanken der Betriebs⸗ und Volksverbunden⸗ heit verwirklichen will, und daß in erſter Linie dem Ver⸗ krauensrat in dieſer Zielſetzung eine hohe und verantwor⸗ tungsvolle Aufgabe zufällt. Er hat, grundſätzlich geſehen, wie ſein Name ſchon beſagt, die Aufgabe, das gegen⸗ ſeitige Vertrauen in der Betriebsgemeinſchaft zu vertiefen, und ſich in allen Fragen nur von den Grundſätzen der Arbeitskameradſchaft und der Gemeinſam⸗ keit der Betriebs⸗ und Volksintereſſen führen zu laſſen. Er hat ſpeziell die Aufgabe, alle Maßnahmen zu beraten, die der Verbeſſerung der Arbeitsleiſtung, der Geſtaltung und Durchführung der allgemeinen Arbeitsbedingungen, insbeſondere der Betriebsordnung, der Durchführung der Verbeſſerung des Betriebsſchutzes, der Stärkung der Ver⸗ bundenheit aller Betriebsangehörigen untereinander und damit dem Betriebe und dem Wohle aller Glieder der Ge⸗ meinſchaft dienen. Er hat ferner auf eine Beilegung aller Streitigkeiten innerhalb der Betriebsgemeinſchaft zu wir⸗ ken. Er iſt vor der Feſtſetzung von Bußen auf Grund der Betriebsordnung zu hören. Der Vertrauensrat unterſcheidet ſich von dem früheren Betriebsrat fundamental dadurch, daß er keine einſei⸗ tigen Intereſſen zu vertreten hat, daß ihm der Be⸗ triebsführer mitangehört und er und die Vertrauensmän⸗ ner zuſammen arbeiten müſſen. Wohl hat der Betriebsfüh⸗ rer in Hervorkehrung des echten Führerprinzips in allen betrieblichen Angelegenheiten unter eigener Verantwortung das letzte Wort, jedoch ſoll der Vertrauensmann ihm das letzte Wort vorbereiten helfen. Entſprechend der hohen Stellung des Vertrauensrates iſt deſſen Amt ein Ehrenamt. Der Kandidat muß 1. die bürgerlichen Ehrenrechte beſitzen. 2. Mitglied der DA ſein, 3. vorbildliche menſchliche Eigenſchaften aufweiſen, 4. die Gewähr für rückhaltloſes Eintreten für den natio⸗ nalſozialiſtiſchen Staat bieten, alſo im nationalſozialiſtiſchen Sinne politiſch zuverläſſig ſein. Außerdem ſoll der Kan⸗ didat 5. mindeſtens das 25. Lebensjahr vollendet haben, g. mindeſtens 1 Jahr dem Betriebe angehören, 7. minde⸗ ſtens im gleichen oder verwandten Berufszweig tätig ſein. Die Wahl des Vertrauensrates kommt nur für die Be⸗ triebe mit„in der Regel“ mindeſtens 20 Beſchäftigten in 115 Eine gelegentliche Unterſchreitung iſt alſo unbe⸗ achtlich. Der Vertrauensrat beſteht aus dem Führer als Leiter des Vertrauensrats und den aus der Gefolgſchaft entnom⸗ menen Vertrauensmännern. Die Zahl der Vertrau⸗ ensmänner und deren Stellvertreter richtet ſich nach der Betriebsgröße. Sie beträgt in Betrieben von 20—49 Beſchäftigten 27 von 50—99 Beſchäftiaten 3; von 100199 Beſchäftigten 4: von 200—399 Beſchäftigten 5. Bei der Auswahl ſind Arbeiter, Angeſtellte und Hausgewerbetrei⸗ bende angemeſſen zu berückſichtigen. Iſt bei der Aufſtellung der Liſte keine Einigung zwi⸗ ſchen Führer und Betriebszellenobmann bzw. Betriebswal⸗ ter zu erzielen, oder verfällt die Liſte ganz oder teilweiſe der Ablehnung, oder kommt aus einem anderen Grunde ein Vertrauensrat nicht zuſtande, ſo kann der Treuhän⸗ der den Vertrauensrat berufen oder ergänzen. Die Amtszeit der Vertrauensmänner beginnt am 1. Mai und endet jeweils am 30. April. Vor dem Amtsantritt haben die Mitglieder des Vertrauensrates vor der Ge⸗ folgſchaft das feierliche Gelöbnis abzulegen, in ihrer Amts⸗ hrung nur dem Wohle des Betriebes und der Gemein⸗ ſchaft aller Volksgenoſſen unter Zurückſtellung eigennützi⸗ er Intereſſen zu dienen und in ihrer Lebensführung und jenſterfüllung den Betriebsangehörigen ein Vorbild zu lein. Hieraus ergibt ſich ſinnfällig die hohe Bedeutung des Amtes. Der Reichsarheitsminiſter hat auf Grund der 10. durchführungsverordnung durch gleichzeitige Anordnung vom 5. März 1935 als Abſtimmungstage den 12. und 13. April beſtimmt. Der leite Tag für den Aushang der Liſten war daher der 28. März. Dr. Ley ſpricht in den Kruppwerken. Mit der machtvollen Kundgebung am Freitag mittag in den Eſſener Kruppwerken erreichte der Berſammlungs⸗ 1225 der Deutſchen Arbeitsfront zur Bertrauensrakswahl 1935 ſeinen Höhepunkt. In der weiten Halle haben Kopf an Kopf 6000 Werksangehörige Aufſtellung genommen, während in allen übrigen Betrieben ſich die Gefolgſchaft des Aruppwerkes wie in allen Werkshallen des Ruhrgebietes, allen großen und kleinen Betrieben ganz Deukſchlands dae et ſich zum Gemeinſchaftsempfang verſammell 5 Die Klänge der Werkskapelle tönten auf, als Dr. Ley gegen 12 Uhr die Werkshalle betrat. In ſeiner großen Rede hrte er u. a. aus: Glaubſt du an Deutſchland? Jawohl, Schickſal, ich glaube an Deutſchland—, ſo ſprach ein erblindeter Soldat, und kaum ſchenkte ihm das Schickſal das Augenlicht wieder, ſeellte er ſich allein in rauchige Wirtsſtuben und ſprach zu den verhetzten Maſſen:„Kehret zurück, es iſt alles nicht wahr, es iſt Lug und Trug, was man euch ſagt, glaubt ihnen nicht.“ Sie schlugen und beleidigten ihn, ſie nannten n einen Kapitaliſtenknecht. Und doch verlor dieſer ein⸗ ſache Soldat, dieſer Mann aus dem Volke. den Mut nicht. ier liegt die göttliche Sendung Adolf Hitlers, unſeres Führers„Und doch glaube ich an mein Volk!“ Wir nannten uns ein Volk und waren doch nur ein Haufen von Menſchen, die ſich untereinander nicht mehr verſtanden. Wir ſprachen eine gemeinſame Sprache und waren uns fremder denn je. Adolf Hitler führte uns wieder zuſammen und zeigte uns etwas, was wir bis da⸗ hin nicht kannten: unſer Blut und unſere Raſſe, das einzige gemeinſame Band eines Volkes. Wir erklären alle unterſchiedslos, ob Unternehmer, Angeſtellte oder Ar⸗ Ueiter: alle Intereſſen haben dort aufzuhören, wo die In: tereſſen der Gemeinſchaft beginnen. Solange es noch zwei Millionen Arbeitsloſe gibt, kann weder der Unternehmer Dividenden ausſchütten, noch kann dem Arbeiter ſein Lohnniveau erhöht werden. Beide Teile müſſen begreifen, daß in einer Zeit, wo das Volk auf Le⸗ ben und Tod um ſeine Exiſtenz kämpft, jeder das größt⸗ mögliche Opfer zu bringen hat, und ihr Arbeiter, ihr habt euch bewährk in dieſem großen Opfer. Wir wollen in Ruhe arbeiten, die Welt ſoll uns in Ruhe laſſen, die Welt ſoll aber auch wiſſen, daß hinter der wiedergewonnenen Wehrhoheit Deutſchlands nicht allein ein herrliches ſtolzes Heer, ausgerüſtet mit den modernſten Waffen, ſteht, ſondern daß dahinter nicht mehr einm In⸗ ktereſſentenhaufen von Parteien, Gewerkſchaften und Arbeit. geberverbänden ſteht, ſondern ein geeinkes Volk voll fana⸗ kiſchem Glauben an ſeine Zukunft und in kiefer, kreuer Ver⸗ ehrung zu ſeinem Führer. Siegheil! Die wirtſchaftliche Betätigung der Gemeinden Zum ſechſten Teil der Deutſchen Gemeindeordnung, der die grundſätzlichen Vorſchriften über die deutſche Gemeinde⸗ wirtſchaft enthält, hat jetzt der Reichs⸗ und preußiſche Innen⸗ miniſter eine„vorläufige Ausführungsanweiſung“ erlaſſen. Ausgenommen von den Abbaumaßnahmen ſind Betriebe, zu deren Erhaltung die Gemeinden geſetzlich verpflichtet ſind, z. B. Waſſerwerke, Einrichtungen für Schulzwecke, für Kör⸗ perertüchtigung uſw. Durch die Vorſchriften der Gemeinde⸗ ordnung werden, wie der Miniſter hervorhebt, die zur Zeit ihres Inkrafttretens beſtehenden wirtſchaftlichen Unterneh⸗ men in ihrem Beſtande nicht berührt. Soweit ſie jedoch außerhalb der Grenzen für die wirtſchaftliche Betätigung der Gemeinden liegen, entſpricht es, ſo beſtimmt der Miniſter, den Abſichten des Geſetzes, wenn die Gemeinden auf ihren Abbau Bedacht nehmen. Die Ausführungsanweiſung enthält auch Vorſchriften zur Darlehensaufnahme. Sie ſagt u. a.: Darlehen dürfen ausnahmslos nur für Zwecke aufgenommen werden, die im Rahmen der gemeindlichen Aufgaben liegen. Die Aufnahme von Darlehen zur Weitergabe an andere, für außerhalb des Aufgabenbereichs der Gemeinden liegende Zwecke, insbeſon⸗ dere an private Wirtſchaftsbetriebe, iſt unzuläſſig, da die Vermittlung von Krediten nicht Aufgabe der Gemeinde iſt. Das größte ſoziale Werk aller Zeiten Der Abſchluß des zweiten großen Winterhilfswerks vich⸗ tet das Augenmerk auf die ungeheuere organiſatoriſche Ar⸗ beit, die die Reichsführung des Winterhilfswerks auch in dieſem Winter wieder geleiſtet hat. Mitten im einſtmals roten Neukölln liegt in einem ehemaligen Fabrikgebäude das Hauptquar⸗ tier der Winterhilfe. In dieſem Haus läuft die Arbeit der 32 Gaue, 800 Kreiſe und rund 22 000 Ortsgruppen zuſam⸗ men. Und doch beträgt die Höchſtzahl der hier Tätigen während der Wintermonate nur rund 1000. In einer um⸗ fangreichen ſtatiſtiſchen Abteilung iſt das große Winter- hilfswerk zahlenmäßig bis ins Kleinſte erfaßt. Eine beſondere Abteilung„Frachtfreiheit“ zeigt den großen Anteil der Reichsbahn. Bis zu 12 000 Frachtbriefe mußten hier wöchentlich bearbeitet wer⸗ den. Insgeſamt hat die Reichsbahn einſchließlich Februar bis über 12,5 Millionen Zentner für das WHW befördert. Bei der Poſtſcheck⸗ und Bankabteilung ſind in den fünf Wintermonaten etwa 5,5 Millionen Mark ein⸗ gegangen gegenüber 3 in dem vergangenen Jahr. In der Plakettenausgabeſtelle zeigen große Tafeln den Verbrauch der einzelnen Gaue an Monatsplaketten. Auch die Abrechnung der Anſtecknadeln und Abzeichen gibt einen Ueberblick über die Rieſenarbeit, die geleiſtet worden iſt. Im Durchſchnitt wurden von allen Abzeichen 10 bis 11.5 Millionen ausgegeben. Bei der Herſtellung dieſer Abzeichen ſind vor allem die Notſtandsgebiete in Schleſien, Sochſen, Thüringen, Baden, in der bayeriſchen Oſtmark und im Odenwald berückſichtigt worden. Schließlich zeigt die Abteilung Kohlenperſor⸗ gung noch, daß in dieſem Winter insgeſamt 53 Millionen Zentner Kohlen aus begehen morden ſind. Zur Durchführung des ganzen Werks ſind die verſchie⸗ denſten Büros und Abteilungen eingeſetzt worden. Da gibt es neben der Oragniſationsabteilung eine Finanzabteilung, Wohlfahrts⸗ Rechts⸗ Preſſe⸗ und Provagandaabteilung und ein graphiſches Büro, in dem auch die Entwürfe für die Abzeichen hergeſtellt werden, eine Buchbinderei, Kar⸗ teien und vieles mehr. Dieſe Wunderorganiſalion dient mit aller Kraft und Hingabe dem größten ſozjalen Werk aller Zeiten, damit nach dem Willen des Führers kein Jeutſcher Volksgenoſſe Not zu leiden braucht. 1 13 4 Samstag, 6. April 1935 Handel und Wirtſchaſt Bötſe. Die Börſe zeigt immer noch eine abwartende Haltung. Die Zeit der Unſicherheit über die weitere außen⸗ politiſche Entwicklung hat die Zurückhaltung im deutſchen Anlagepublikum verſtärkt. Vor allem machten die Währungs⸗ vorgänge in Belgien Eindruck. Es trat die Beſorgnis her⸗ vor, daß eine neue Periode verſchärfter Währungsunſicher⸗ heiten den Weltmarkt beeinfluſſen könnte. Im großen und ganzen zeigten die Märkte aber doch große Widerſtands⸗ fähigkeit. Wenn das Publikum auch nicht kauft, ſo zeigt es auf der andern Seite auch keine Neigung zu Verkäufen. Die ſehr ruhige, konſervative Haltung zeigte ſich beſonders am Markt der deutſchen Renten. Der Rentenmarkt iſt nach wie vor durchaus konſolidiert. Für Aktien ergaben ſich mehrfach Schwankungen bei uneinheiklicher Tendenz. f Geldmarkt. Die Ultimo⸗Abziehungen hielten ſich im er⸗ warteten Rahmen. Die Geldlage iſt aber noch angeſpannt, da auch in den erſten Apriltagen ein größerer Geldumſchlag als ſonſt zu bewältigen iſt. Im ganzen war der Vierteljahres⸗ ſchluß aber nicht beſonders ſchwierig. Man erwartet eine baldige Entſpannung, da die Reichsbank große Auszahlungen für fällige Anleiheablöſungsſchuld, Schuldbuchforderungen, Zinsvergütungsſcheine zu leiſten hat. Die Coupon⸗Auszah⸗ lungen dürften kaum allzu große Anforderungen bringen, da ſie ſich hauptſächlich durch Verrechnung innerhalb der Banken vollziehen und etwa verbleibende Salden bald wieder aus⸗ geglichen ſein dürften. 5 a Produktenmarkt. An den Getreidemärkten hat ſich hin⸗ ſichtlich der Abſatzverhältniſſe keine Aenderung ergeben. Das Angebot von Brotgetreide hat zwar eine Kleinigkeit nach⸗ gelaſſen, iſt aber, gemeſſen an der Nachfrage, immer noch reichlich. Da andererſeits die Mühlen über große Lager⸗ beſtände verfügen, iſt es auch ſchwer unterzubringen. Lediglich Weizen iſt in höherwertigen Qualitäten mehr beachtet. Warenmarkt. Die Großhandelsinderziffer iſt von 100.6 wieder auf 100.8 geſtiegen. Etwas höher waren Agrarſtoffe und induſtrielle Fertigwaren, während induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren unverändert lagen. Die deutſche Wirtſchaft iſt vor große und ſchwierige Aufgaben geſtellt, die nur mit Einſatz aller Kräfte gelöſt werden können. Im Innern haben wir die ſchlimmſten Schäden unſerer Wirtſchaft zwar ſchon heilen können, aber die Wiedereingliederung Deutſchlands in die Weltwirtſchaft erfordert noch äußerſte Anſtrengungen, weil vom Ausland her immer neue Störungen kommen. Eine ſolche iſt vor allem die Abwertung des Belga. Ein weiterer Unſicherheitsfaktor ſind die deutſch⸗italieniſchen Wirt⸗ ſchaftsverhandlungen, die vorausſichtlich nur zu einem kurz⸗ friſtigen Abkommen führen werden. Die Pariſer Verhand⸗ lungen zielen auf eine grundſätzliche Aenderung des Waren⸗ verkehrs zwiſchen Deutſchland und Frankreich. Mit Rumä⸗ nien konnte erſtmals ſeit dem Kriege wieder ein langfriſtiger Handelsvertrag abgeſchloſſen werden, von dem man einen Aufſchwung des Wirtſchaftsaustauſches erhoffen darf. Viehmarkt. Der Geſchäftsgang auf den Viehmärkten war recht unterſchiedlich. Für Großvieh gab es größten⸗ teils Preisbeſſerungen. Nuch Kälber holten mehrfach auf. Bei Schweinen blieben die Preiſe bei mittelmäßigem Ge⸗ ſchäftsgang ziemlich unverändert. Kampf dem Ankraut Ein wichtiger Abſchnitt der Erzeugungsſchlacht. Es iſt eine bekannte Tatſache, daß das Unkraut be⸗ ſonders widerſtandsfähig iſt. Der Bauer und Landwirt, der Siedler und Gartenbeſitzer wiſſen ein Lied davon zu ſingen. Darum gehört eine entſchiedene Bekämpfung des Unkrautes zur Erzeugungsſchlacht. In den Mitteilungen für die Land⸗ wirtſchaft wird jetzt zum Kampf gegen das Unkraut auf⸗ gerufen. Dabei wird hervorgehoben, daß die chemiſchen Mittel nur ein Notbehelf in dieſem Kampfe ſind. Die Hauptſache bleibe die ſachgemäße Unkrautbekämpfung durch entſprechende Ackerungsmaßnahmen. Daß das möglich iſt, zeigt die Tat⸗ ſache, daß es in der Vorkriegszeit völlig unkrautfreie Aecker gab. Es gab damals Gutsbeſitzer, die jedem einen Taler zahlten, der ihnen einen Hederich⸗ oder Senfſtengel in ihren Feldern zeigte. Leider iſt dieſe Reinheit unſerer Böden durch Mangel an Arbeitskräften im Kriege und durch die Notzeit nach dem Kriege wieder verloren gegangen. Darum muß hier mit entſchloſſener Hand zugepackt werden. Eine erſte Vorausſetzung iſt dabei die Entwäſſerung zu feuchter Feldſtücke. Böden, die unter ſtauender Näſſe leiden, ſind allen Kulturpflanzen unzuträglich und fördern dement⸗ ſprechend den Unkrautwuchs gewaltig. Nächſt dieſer Maß⸗ nahme hat die Bekämpfung auf dem Hof zu beginnen. Es darf kein keimfähiger Unkrautſamen mit dem Dünger wieder auf den Acker gelangen. Die Spreu von verunkrautetem Getreide darf nicht verfüttert werden, da viele Unkraut⸗ ſamen, ohne Schaden zu erleiden, durch den Tierkörper hin⸗ durchgehen und dann mit dem Dung wieder auf das Feld gelangen. Selbſtverſtändlich muß jedes Saatgut gründlich gereinigt werden. Der Schwerpunkt der Unkrautbekämpfung liegt jedoch in den richtigen Ackerungsmaßnahmen. Dieſe müſſer ſo ausgeführt werden, daß die Unkrautſamen zum Aufgang gebracht werden in einer Zeit, wo noch keine Kultur⸗ pflanzen beſtellt ſind. Die Amerikareiſe des Dresdener Kreuz Chors. Der berühmte Knaben⸗ chor hat auf feiner Amerika⸗Fahrt hervor⸗ ragende Erfolge erzielt. Unſer Bild zeigt die Knaben des Kreuz⸗ Chors an Bord der „Stuttgart“ bei der An⸗ kunft im Hafen von New Pork. Deutſches Nachrichtenbürs Her Frühling in der Schale. Draußen treiben wieder die Zweige Knospen, draußen wagen ſich die erſten Blüten und Blumen aus dem träch⸗ tigen Erdreich... Der Frühling meldet ſich an! Friſches Grün füllt ſchon die Vaſen und Schalen, unſere dumpfen, winterlichen Stuben erhalten einen freundlichen Schimmer durch junges, eben erwachtes Leben Wie iſt draußen die Welt ſchon wieder hell, wie iſt ſie frohgeſtimmt und treibend. Alles jubelt laut nach langer Nacht, alles freut ſich des neuen Lebens. Was könnte es Schönres geben als die Symbole dieſes Neuen, als den grü⸗ nen Strauch, die weichen, ſeidigglän⸗ zenden Knoſpen, die erſten Frühlings⸗ blumen und das — Eil Das gute friſche deutſche Hühnerei. Wenn die Frau Henne zum erſten Male nach langer Pauſe wieder zum Neſte eilt, um hier eine wichtige Verrich⸗ tung mit Ernſt und Ausdauer zu erledigen und nach gebührlicher Zu⸗ 2 rückgezogenheit im 5 Kreiſe der Genoſ⸗ 2 1674 ſinnen freudig N gackernd verkündet, 5 daß die Verrich⸗ tung glücklich von⸗ ſtatten ging, dann fällt die Hühnerſchar lobend ein, und alle Hühner beeilen ſich, es dem guten Vorbilde gleichzutun. ann iſt der Frühling da, denn jedes Ei bedeutet neues Leben, in jedem Ei, in jeder Schale verbirgt ſich der Frühling! Da eilen Kinder geſchäftig durch den Garten. Sie heben hier einen Stein und lugen dort unter die Büſche. Sie ſtoßen die hohen Schollen und wälzen da das alte, modernde Laub. Hier glänzt ihnen ein weißes Ei ent⸗ gegen, dort ein herrlich buntes. Sie heben es auf, und jubelnd ſammeln ſie die Oſtereier. Warum iſt der Eifer er Kinder faſt ohne Grenzen, warum der Jubel ſo groß? Weil ſie ein Ei gefunden haben...? Das allein iſt es nicht! Weil ſie ſchon ſeit dem erſten Bewußtſein wiſſen, daß es mit dem Oſterei doch eine beſondere Bewandtnis hat. Sie lieben den Frühling über alles, und wenn ſie ſpähend die Oſter⸗ eier ſuchen, 0 wollen ſie den Frühling finden. Gerade unſere Kinder ſollen immer wieder das Kom⸗ men des Frühlings neu empfinden, neu erleben, damit ſie als reife und denkende Menſchen nicht nur die Schönbet, ſondern auch den tieferen Sinn des Frühlings erfaſſen kön⸗ nen. Es iſt deshalb keine leere Spielerei und keine über⸗ flüſſige Mühe, wenn wir unſere Kinder am Oſtertage die Oſtereier ſuchen laſſen. Aber es brauchen ja nicht allein die O ſt er eier zu ſein, viel ſchöner bringen die erſten Frühlingseier den Kindern dieſen Glauben näher. Urſprünglich waren die Eier ja als die Frühlingskünder geſchätzt und verehrt. Später brachte man wie ſo viele alte Bräuche auch das Frühlingsei mit dem Oſterfeſte in Verbindung. Deshalb iſt es zu begrüßen, wenn in den nächſten Wochen vor dem Oſterfeſte in einigen Städten des Vater⸗ landes unſeren Kindern ein Eierſuchen veranſtaltet wird, vor allem unſeren Kindern aus den großen Städten. So ſollen z. B. in Berlin 20 000 Kinder Eier ſuchen, 100 000 Stück an der Zahl, die ihnen die NS.⸗Frauenſchaft zwiſchen Sträuchern und Bäumen und Raſen verſteckt hat. Die Kin⸗ der der Großſtadt werden den Frühling ſuchen! Das iſt ein herrlicher Gedanke, der überall Eingang finden ſollte! Die NS.⸗Frauenſchaft will die Eier beim Kleinhandel einkaufen und an fröhlichen Gemeinſchaftsabenden bei anregender Un⸗ terhaltung färben. Wenn dann die Plätze und Anlagen in den Städten von frohem Jubel der Kinder widerhallen, dann wiſſen wir, daß die Kinder nicht nur glückſelig ſind, weil ſie köſtliche Beute fanden, ſondern daß ſie Freude und 1 5 fanden im ſinnvollen Spiel mit Eiern und um 8(1. Kreuz und Quer Der unfreiwillige Umzug.— Der gefoppte Dieb.— Der 1. April iſt nicht nur ein Termin, um ſeinen lieben Mitmenſchen in den April zu ſchicken oder Zinſen zu be⸗ zahlen, der min. Es nahm deshalb nicht Wunder, daß in den letzten Tagen wieder ſehr viel Möbel- und ähnliche Wagen in den Straßen zu ſehen waren, um die Leute in eine neue Be⸗ hauſung zu befördern. Alte und neue Möbelſtücke, Gegen⸗ ſtände aus Großmutters Zeiten, wurden treppab und trepp⸗ auf geſchleppt. Auch eine in dem Berliner Vorort Pank o w — bekannt durch den Polka, den unſere Großväter und auch ſtellenweiſe wir heute noch tanzen— wohnende Frau wollte die Wohnung wechſeln. Als ſie nun in den letzten Tagen des Februar in den Abendſtunden von einer Beſorgung zurück⸗ kehrte, fand ſie zu ihrem größten Entſetzen die Wohnung völlig leer; wenn die Wände auch hätten mitgenommen werden können, wären ſie ſicherlich auch verſchwunden ge⸗ weſen. Sogleich eilte die Frau auf die Polizei, weil ſie den ſehr ſtarken Eindruck hatte, daß Diebe ihr einen Streich ge⸗ ſpielt hatten. Die Polizei nahm ſich ſofort der Sache an und gab auch eine Mitteilung an die Preſſe. Am folgen⸗ den Morgen las ein Fuhrunternehmer die Zeitung und ent⸗ deckte den Polizeibericht. Seine Augen weiteten ſich, denn der Dieb, der da geſucht wurde, war er ſelbſt. Im Galopp ſuchte er ſeine beiden Mitarbeiter auf und zu dreien be⸗ gaben ſie ſich auf die Polizei. Sehr bald war auch der Auf⸗ traggeber ermittelt, der zuſammen mit ſeinem Bruder dieſen „Umzug“ ausgedacht hatte. Nun dürfen die beiden Auftrag⸗ geber einige Jahre hinter Gittern über ihren Plan nach⸗ denken. Aber auch ein Dieb kann eine Aeberraſchung erleben. In einer Ortſchaft des Laabertales wollte ein in einer Gaſt⸗ wirtſchaft befindlicher Mann der Vorratskammer des Wirtes einen Beſuch abſtatten. Gedacht, getan. Wenn auch das Auge des Geſetzes nicht wachte, ſo wachte doch das Auge eines Freundes des Wirtes über den Dieb. Dieſer, offenbar kulinariſch eingeſtellt, entnahm der Vorratskammer eine große Doſe mit Bratheringen und verbarg dieſe koſtbare Beute in der Nähe der Scheune unter alten Säcken, dann begab er ſich wieder in die Wirtſchaft zurück. Inzwiſchen wechſelte 3 Quartalswechſel gilt auch als Umzugster⸗ Dieſer neuerweckte Brauch des gemeinſchaftlichen Eier⸗ ſuchens durch die Kinder verdient, wieder allgemein Sitte zu werden. Ganz abgeſehen davon, daß vielen Kindern erſt ſo die Freude des Oſtereies wird, iſt nichts beſſer als dieſes Suchen geeignet zur gemeinſchaftlichen Freude am Früh⸗ lingserlebnis, zur Wiedererweckung alter Bräuche, die heute nicht weniger ethiſche Werte in ſich bergen wie in alten Zeiten. Die Sitte des Eierbeſchenkens hat uralten Urſprung. Bei allen Völkern des Altertums und in allen Religionen ſpielte das Ei bei den Frühlingsfeiern eine große Rolle. Ob Griechen und Aegypter, Babylonier und Perſer, Römer und Chineſen— überall ſchenkte man ſich in der Freude über den erſten Frühling Eier, roh und gekocht, mit weißer Schale und bunt bemalt. Auch den alten Germanen galt das Ei als Symbol der fruchtbaren Erde und der ſpen⸗ denden Natur, und wenn ſie ſich in den erſten Tagen des Frühlings mit bunt gefärbten Eiern beſchenkten und den Göttern, vor allem der verehrten Frühlingsgöttin Oſtara, blutbeſprengte Eier zum Opfer brachten, ſo meinte man. neues Leben zu geben. Für die Germanen war der Haſe ein guter Waldgeiſt und galt als Symbol der Fruchtbar⸗ keit. So iſt es kein Wunder, daß mit dem Haſen die erſten Eier in Verbindung gebracht wurden und man ihm zu⸗ ſchrieb, daß er die erſten Frühlingseier lege. Später machten ſich die Prieſter dieſen Glauben zunutze und verſteckten weiße Eier im Walde. Bei den Germanen iſt ſpäter unter dem Einfluß des Chriſtentums vor allem die Sitte des Eierſchenkens in Ver⸗ geſſenheit geraten. Erſt die Kreuzritter wurden im Mor⸗ genlande wieder daran erinnert, als die Mohammedaner ſich gegenſeitig und ihre chriſtlichen Gefangenen am moham⸗ medaniſchen eee mit bunten Eiern beſchenkten. Und erſt als die Kreuzritter nach ihrer Heimkehr von dieſem Erlebnis Kunde gebracht hatten, kam ein altgermaniſcher Brauch wieder zur Geltung; die Kirche nahm ihn auf, das weiße Ei wurde zum Sinnbild für die Auferſtehung Chriſti und der Kirche. Weil ſie die Geſundheit erhielten, ver⸗ chenkte man geweihte Eier an jene Menſchen, die einem jaheſtanden. Von dieſen Eiern verſprach man ſich auch, daß ie Hof und Vieh wachſen ließen und Menſchen und Tiere dor Schaden bewahrten. Und begoß man gar ein rot ge⸗ ärbtes Ei mit geweihtem Wein und verſteckte es in die erſte Garbe, ſo ſtand eine gute Ernte bevor. An dieſen Bräuchen ſind die Aeußerlichkeiten weniger maßgebend als Va. le Tatſache, daß der tiefere Sinn von dem Ei als Spender zeuen Lebens kündet, daß man das Ei möglichſt am Tage es Frühlingsbeginns ſchenkte. Bräuche ſind dort, wo deutſche Art Väterſitte zäubig übernommen und liebevoll gepflegt hat, bis auf den Dieſe „tigen Tan orgatten geblieben Noch mancherorts legt der Bauer an einem Morgen im Frühling ein Ei in die Furchen des Feldes, um der Erde neue Fruchtbarkeit zu ſchenken. In anderen Gegenden werden in den Feldern die Eierſchalen vergraben; nicht etwa, weil man die chemiſche Wirkung der Schalenſtoffe kennt, ſondern weil der Glaube an die ſpendende Kraft des Frühlings in der Schale erhalten geblieben iſt. Heute noch gilt uns der Oſterhaſe als Frühlingsſymbol. Wie die Alten die Eier färbten und bemalten, ſo haben ſich bis heute Tauſende und aber Tau⸗ ſende Arten der Eierfärbung und ⸗ausſchmückung nicht nur erhalten, ſondern zu einer hohen Form volkskünſtleriſcher Betätigung entwickelt. Dabei iſt beſonders beachtenswert, daß hier wie ſonſt nirgends die Mittel der Alten benutzt werden: Wachs, Zwiebelſchalen, Stoffreſte, Binſenmark uſw. Gerade mit dieſen Mitteln geſchmückte Eier ſind nicht ſelten Prachtexemplare ſchönſter Volkskunſt. Mit ſicherer Hand werden mit flüſſigem Wachs wundervolle altüber⸗ lieferte Muſter auf die Eier gezaubert. Nachdem die Eier mit Zwiebelſchale gefärbt worden ſind, wird mit einem heißen Tuch das 1 85 von den Eiern abgewiſcht, und die Muſter kommen in eiß auf dem farbigen Grunde zum Vorſchein. Wie ſchön ſind die bunten Eier, auf denen Stoff⸗ reſte mit Binſenmark befeſtigt wurden. In vielen Landſchaften iſt es heute noch Sitte, am Oſtervormittag Kinder mit Körben bei den Verwandten und Bekannten anklopfen und die bunt bemalten Eier ſam⸗ meln zu laſſen, bis der Korb gefüllt iſt. In anderen Gegen⸗ den, wie in der Lauſitz, verſammeln ſich am Oſternachmittag Burſchen und Mädels auf einem Bankviereck vor der Kirche, den Singebänken. Hier werden Oſterlieder geſungen. Dann erſcheinen einige Burſchen mit Körben, machen vor einem Mädchen nach dem andern halt, und jedes Mädchen holt aus einem Verſteck in der Kleidung einige bunte Eier her⸗ aus, um ſie mit fröhlichen Worten in den Korb zu legen. Das geht nicht ohne urwüchſige Bemerkungen der Burſchen ab, und wenn alle Mädels ihr Scherflein beigetragen aber der Beobachter die volle Doſe gegen eine leere aus, füllte dieſe ſorgfältig mit Sägemehl, Kuhdünger und Waſſer, verſchloß ſie ebenſo ſorgfältig und brachte ſie dann an den Verſteckplatz. Auch den Heimweg des Diebes beobachtete man. Mit ſchleichendem Schritt und in Vorahnung der zu er⸗ wartenden Genüſſe ging dieſer ſeiner Behauſung zu. Welches Geſicht er beim Oeffnen der Doſe gemacht hat, wird un⸗ ſchwer zu erraten ſein, außerdem hat er neben der Schande auch noch den Spott zu ertragen. a Mit dieſem„Gulaſch“ wird der Mann nicht viel an⸗ fangen können, obwohl Gulaſch ſonſt ein beliebtes Eſſen iſt — wenn man es nicht zu viel vorgeſetzt erhält, auch das kann vorkommen. Eine italieniſche Schauſpielertruppe hatte mit dem Stück„Das Gulaſch“ einen großen Erfolg. In dieſem dreiaktigen Stück hatte eine Darſtellerin in jedem Akt ein Gulaſch zu verzehren, alſo Abend für Abend drei Portionen. Während das Publikum ſich käſtlich unterhielt und Lachſtürme durch den Saal dröhnten, wurde die Portion Gulaſch der Darſtellerin langſam aber ſicher über, und das dürfte auch für den leidenſchaftlichen Gulaſcheſſer verſtändlich ſein. Die Verſuche der Schauſpielerin, die Portionen Gulaſch von drei auf zwei für den Abend herabzuſetzen, ſcheiterten bei dem Direktor, und da das Stück nach wie vor aus⸗ haben und die Körbe gefüllt ſind, dann geht es ans redliche Verteilen unter alle Burſchen. Erſt wenn dieſes Werk getan, kommt der rechte Feſttrubel zur Geltung. Viele Bräuche werden heute in den Eierſpielen noch fleißig geübt. In Brandenburg iſt das Eierpeitſchen zu Hauſe. Kinder, mit Ruten und Körben bewaffnet, ziehen von Haus zu Haus und„peitſchen“ ſich Eier von den Frauen, um am Nachmittage auf der Dorfwieſe durch ge⸗ ſchicktes„Kullern“ den Beſtand zu vermehren— auf Ko⸗ ſten der andern— oder zu verlieren. In vielen Landſchaf⸗ ten iſt übrigens, wenigſtens der erſte Teil dieſer Sitte, das Eierſtiepen noch heimiſch. Wo unverheiratete Mädchen im Hauſe ſind, erſcheinen Kinder mit Ruten und ſtiepen die Mädels ſo lange, bis ſie ſich durch eine Eierſpende losgekauſt N, = 2 haben. Von dieſem Eierſtiepen mag das öſterliche Stiepen oder Stäupen ſeinen Anfang genommen haben. In Schwa⸗ ben iſt das Eierleſen oder der Eierlauf noch bis heute üb⸗ lich. Hier werden die Eier auf die Wege getegt, und die Jugend hat die Eier ſchnell aufzuſammeln. Wer die Eier am ſchnellſten ſammelt, iſt der Sieger. Im Orte Schoe⸗ neken werden 100 Eier in genauem Abſtand auf die Straße elegt, und während ein„Läufer“ nach dem auf einem zerg liegenden Nachbardorf hin⸗ und zurückläuft, muß der „Raffer“ die 100 Eier gefunden und aufgerafft haben: wer das am ſchnellſten ferkigbringt, wird als Sieger gefeiert. In anderen Orten wieder iſt es Sitte, daß einer der Läufer ein Glas Waſſer oder ein Glas Wein in der Hand hält; er hat das gefüllte Glas im Lauf ins Ziel zu bringen. Der andere Läufer, man nennt ihn auch„Raffer“, muß im Lauf die auf der Straße verſteckten Eier aufleſen. Wer zuerſt am Ziele anlangt, iſt der Sieger. Der Eierlauf iſt heute noch in Schwaben ein Dorffeſt erſten Ran⸗ ges. In anderer Form hat der Eierlauf in vielen Gegenden Deutſchlands vor allem bei der Jugend Freunde: Die Läu⸗ fer müſſen auf einem Löffel ein Ei balan⸗ cieren. Das alles macht den Kindern un⸗ bändigen Spaß. Etwas robuſt iſt jene Sitte, die in der Gegend von Bautzen, aber auch anderwärts noch erhalten — geblieben iſt: Die von der Jugend geſammelten Eier werden unter gro ßem Hallo einen Abhang hinuntergekol⸗ lert. So ſinnlos das auf den erſten Blick erſcheinen mag, genau wie etwa das Werfen von Eiern in die Höhe oder über einen Baum hinweg— es hat doch einen Sinn, denn in dieſem Kinderſpiel haben ſich Reſte einer alten Kulthandlung erhalten. Unzählig ſind die Bräuche um die Frühlings⸗ und Oſtereter, andere Bräuche knüpfen nur an die erſten Eier des Frühlings an. In manchen Gegenden ſoll jedes Fami⸗ lienmitglied ein erſtes Ei eſſen, nüchtern oder vor dem Mittagsmahl, und die beſorgte Mutter bringt die weich⸗ gekochten Eier den Kindern ſogar in der Frühe ans Bett und verzehrt ſie nach einem kurzen Gebet gemeinſam mit ihnen. Fragt man nach dem Sinn dieſer Sitte, ſo iſt es doch wohl der, daß die Eier, die beim Wiedererwachen des Lebens im Frühjahr gelegt ſind, ganz beſondere Kräfte enthalten, die dem Menſchen die Lebenskraft erneuern ſol⸗ len. Die neuzeitliche Forſchung hat übrigens den alten, auf uns überkommenen Vorſtellungen unſerer Ahnen recht gegeben. Wenn jetzt die NS.⸗Frauenſchaft in den Städten wie der die Jugend zum Eierſuchen ſammelt und ihnen die alten Eierſpiele vermittelt, ſo iſt dieſer Verſuch begrüßens⸗ wert, nicht nur als ſoziale Tat, ſondern auch, weil er ur“ altes Volksgut zu neuem Leben erweckt. Dieſer Verſuch verdient Nachahmung, ſei es in gemeinſchaftlicher Arbeit, ſei es durch jeden einzelnen, vor allem in der Familie. Das Ei iſt der Frühling in der Schale; Frühling heißt neues Leben! Pflegen wir mit unſeren Kindern die alten Eierbräuche, ſo feſtigen wir in ihnen wie⸗ der den Glauben an die 5 5 Macht des Frühlings, der ewig iſt und 4 immer wieder⸗ kehrt. 8 Kurt Winkler. Zeichnungen Kruſch. vertaufte Haußer erzielte, ſo daß das Ende der Qual nicht abzuſehen war, meldete ſich die Schauſpielerin krank, na dem der Arzt ihr ein Atteſt ausgeſtellt hatte. Aber der Ver- trauensarzt des Direktors beſcheinigte, daß da⸗ Gulaſcheſen nicht ſchädlich wäre, ſo mußte Carla weiter Gulaſch 111 5 Und als ſie ſich ihrer Verpflichtung entziehen ſuchte, want ſich der Direktor an das Gericht. Als der Fall verhande werden ſollte, war die Truppe mit ihrem„Gulaſchſtüc 5 in eine andere Stadt gezogen und als die Akten aue. nun zuständige Gericht geſandt waren, hatte die Ae abermals ihren Ort gewechſelt. Inzwiſchen hatte male der Preſſe davon geleſen und das Publikum interessen ſich nun ſehr ſtark für die Gulaſcheſſerin. Als das Eſſen 11 erſten Akt aufgetragen wurde, tobte das Publikum und 1 der Schauſpielerin aufmunternde Worte zu. Auch der 115 tor tat das ſeine, indem er die Gage erhöhte, aber me Ekel konnte auch ſo nicht behoben werden, und ſchließ kam der Tag, an dem ſie keinen Biſſen mehr ſchlucken 15 Die Zuſchauer lachten, daß die Wände zu berſten dior und Carla brachte dann unter Tränen und Krämpfen en die verhaßte Speiſe hinunter. Nun ſind auch die Akten, Gerichts eingetroffen und die Entſcheidung, ob die„r ſtellerin wellerhin wird Gulaſch eſſen müſſen. ſtebt be S= E. e „ rere Ein Maientag an der Donau. Die Sonne ſpiegelte ſich in den Wellen, und die Na⸗ tur prangte im Frühlingsſchmuck. Reizvoll leuchtete das Blau des Himmels und das zarte Grün der Wälder und Wieſen. Der Flieder blühte und ſtrömte berauſchenden Duft aus, und in den Bäumen ſangen die Vögel ihr Lie⸗ beslied. Die junge Mutter ſaß unter dem Kaſtanienbaum und hatte ihr Kind in den Armen. Die friſche, würzige Maienluft hatte ihre Wangen ſanft gerötet. Sie ſah nach langer Zeit wohler aus und war auch wieder heiter ge⸗ worden. Die Sonne ſandte ihre wärmenden Strahlen auf ſie, als freue auch ſie ſich über das junge Mutterglück. Es war ein erhebender Anblick, wie Fanni ſo daſaß und mit einem verklärten Lächeln ihr Kind anblickte. Frau Kernlinger trat aus dem Hauſe und blieb bei der Tür ſtehen. Sie betrachtete Fanni wohlgefällig, denn dieſe hatte durch ihr beſcheidenes Weſen raſch die Sym- pathien der alten Frau erworben. Frau Kernlinger hatte ſie lieb gewonnen wie eine Tochter. Lein herrlicher Tag— net wahr, Fannerl?“ Fanni blickte ganz verſonnen in all die Frühlings⸗ pracht, die ſich ihr bot, und ſagte mit einem leuchtenden Blick ihrer wieder frohen Augen:„Ja, es iſt ſchön, und ich fühl' mich ſo wohl, wie ſchon lang nimmer.“ Dankend empfand ſie den ſtillen Frieden, den ſie hier gefunden hatte. Frau Kernlinger kam heran und ſtreichelte ihr wie⸗ der roſig gewordenes Geſicht. f „Die roten Wangen ſind auch wieder da!“ „Meinen Sie?“ ſagte Fanni lächelnd und es kleidete ſie reizend. Sie blickte auf ihr Kind.„Schauen Sie, wie lieb er ſchläft. Net wahr, er iſt ſchön? Bitt' ſchön, Frau Kernlinger, ſagen Sie mir, daß mein Kind ſchön iſt.“ „Ja, ja, Fannerl— ein nettes Buberl und dir wie aus dem G'ſicht herausg'ſchnitten.“ Fanni war überglücklich über das Lob, das ihrem Kind geſpendet wurde. „Glauben Sie mir, Frau Kernlinger, ich werd' nur mehr für mein Kind leben— nur mehr für mein Kind!“ Sie lachte faſt übermütig. „Siehſt, Fannerl, jetzt lachſt wieder,“ entgegnete Frau Kernlinger.„Weißt du noch, was ich damals g'fagt hab', wie du kommen biſt? Ich hab' recht g'habl. Paß auf, du tanzt noch auf unſerer Kirchweih.“ Fanni ſchwieg einen Augenblick, dann traf ein inni⸗ ger Blick Frau Kernlinger, denn ſie fühlte ſich beglückt durch die Liebe und Hingabe dieſer Frau. g „Und das hab' ich alles Ihnen z'danken, Frau Kern⸗ lnger.“ „Nein, nein!“ wehrte dieſe beſcheiden ab.„Ich hab' das wenigſte'tan.— Weißt du, wer dir g'holfen hat?“ Fanni ſah ſie fragend an. Frau Kernlingers Blick wurde ernſt. „Die Muttergottes. Ja, die hat dir g'holfen, weil du ihr zu Ehren immer ſo ſchöne Liedeln g'ſpielt haſt. Die laßt niemand im Stich, der gläubig ihre Hilf' anruft. Die hat's haben wollen, daß du nach München fahrſt und dort meine Adreſſ' g'leſen haſt. Das war alles ihre Fügung.“ In Fannis hübſchem Geſicht ſpiegelte ſich ein andäch⸗ tiger Ausdruck. Plötzlich durchrieſelte ſie ein kurzer Schauer und ſie ſagte mit tiefer Bewegung:„Wenn ich dran denk', wie ich nah d'ran war, mein Leben wegz'wer⸗ en. Und auch hier die erſten Tag' wollt' ich immer zur Donau nunter laufen, um ein End' z machen. Mit Schau⸗ der denk' ich d'ran. Ich hatt' ja ſo viel Leid und Weh er⸗ litten, daß ich glaubt hab', ich müßt' ſterben, damit meine chand' ausg'löſcht g'weſen wär'.— Sie, liebe Frau Kernlinger, können's ja net wiſſen, wie's in mein' Herzen ausg ſchaut hat. Das kann nur eine fühlen, die's ſelber mitg macht hat.“ Auf Frau Kernlingers Stirn legte ſich ein Schatten. Sie ſetzte ſich zu Fanni und ſagte dann nach einer langen Pauſe:„Weißt du ganz beſtimmt, daß ich das net alles ſelber mitg'macht hab'?“ Fanni ſah ſie erſtaunt an. Ja, ja, ſchau mich nur an. Ich hab's bis heut' ſtill mit mir rumtragen und kein' Menſch was geſagt. Aber dir will ich's erzählen, weil ich ganz genau weiß, daß du's bei dir b'halten wirſt.“ Tanni hing geſpannt an ihren Lippen. Frau Kernlinger fuhr fort:„Ich war ſo alt wie du und bin bei ein Bauern im Dienſt g'weſen. Ein ſauberes Dirndl war ich auch, und ſo iſt mir denn ſein Sohn auf Weg und Steg nachg' laufen. Wie er gemerkt hat, daß mit mir nichts z'machen war, hat er mir's Heiraten verſpro⸗ chen und dann iſt's halt kommen, wie's ſcheint hat kom⸗ men müſſen.—— Eines Tag's hat mich ſein Vater aus m Hof'naus g'jagt und mir'droht, daß er die Hund auf mich hetzt, wenn ich net aus'm Dorf verſchwind'.“ Fianni ſtarrte auf ihr Kind. Ihr Herz ſchlug ihr bis zum Hals hinauf Das war ja ihr Lebensſchickſal, nur mit em Unterſchied, daß es hier ein reicher Bauernſohn war. ie Wirkung aber war dieſelbe.— Frau Kernlinger wußte nicht, wer der Vater von Fannis Kind war. Bei der den ſe erhielt es den Namen Joſef und wurde als Sohn er unehelichen Fanni Stolzenthaler in das Kirchenbuch eingetragen. So ſehr ſich auch der Pfarrer und der Orts vorſteher Mühe gaben, den Namen des Vaters in Erfah⸗ rung zu bringen, es war vergebliche Mühe. Fanni wei⸗ gerte ſich beharrlich, ihn zu nennen, und ſagte nur immer, aß ſie für ihr Kind ſchon ſelbſt ſorgen würde und von zem Vater keinen Pfennig annähme. Und damit mußten die beiden zufriedengeben. Frau Kernlinger erzählte weiter: 5 Ich bin mit meiner Schand verlaſſen dag ſtanden and hab mir kein Rat g'wußt. Zu meiner Mutter hab 15 mich net traut und ſo bin ich denn mit meine paar neter. die ich mir erſpart g'habt hab', nach Wien g fah⸗ 15 Dort bin ich ganz verzweifelt hin und herg'irrt und dar genau ſo nah' wie du d'ran, mein' Leben ein End machen. Ein' Wachmann bin ich aufa fallen und der hat erſten Frühjahrsſtoffe, die ihre mich auf die Polizei mitg'nommen. Von dort aus haben ſie mich ins Findelhaus g'ſchafft und dort iſt mein Kind zur Welt kommen. Ich hab's aber net lang g'habt, denn unſer Herrgott hat's mir nach acht Tagen wieder weg⸗ g'nommen. „Damals war g'rad eine großer Nachfrag' nach Pfle⸗ gerinnen und weil ich zu dem Beruf eine Freud' g'habt hab', bin ich gleich d'rin blieben. Ich war recht anſtellig und drum hat mich der Profeſſor ein' Kurſus mitmachen laſſen. Nach ein paar Jahr' bin ich ins Dorf'kommen. Hier hab' ich auch mein' Mann kennen g'lernt, mit dem ich, bis er vor vier Jahren g'ſtorben iſt, recht glücklich g'lebt hab'.“ Ihre Miene wurde belebter. „Den aber, der mich verlaſſen und in meiner Schand' hat ſitzen laſſen, hat unſer Herrgott ſchwer g'ſtraft. Drei Monat' hernach hat er eine reiche Bauerntochter g'heirat und alle Leut' haben glaubt, er wär' der glücklichſte Menſch auf der Welt. Das Glück hat aber net lang dau⸗ ert, denn ein Jahr d'rauf hat der Blitz in ſein Anweſen eing'ſchlagen und es iſt in Flammen auf' gangen. Am an⸗ dern Tag' iſt er mit ſein' Weib vor den rauchenden Trüm⸗ mern als Bettler g'ſtanden, weil er net verſichert war. Heut' iſt er Taglöhner und muß ſich kümmerlich das täg⸗ liche Brot verdienen.“ Eine kleine Schadenfreude blitzte in ihren Augen auf. Sie blickte nach dem Himmel und ſagte im feierlichen Tone:„Ja, ja, der da oben laßt net mit ſich ſpaßen.“ Sie erhob ſich.„So, Fannerl, jetzt weißt alles. Und jetzt wirſt du auch begreifen, warum ich mit den armen Haſcherln, die zu mir kommen, ſo viel Mitleid hab' und alles tu, was in meinen Kräften ſteht, um ihnen ihr trauriges Los zu erleichtern. Wenn ſie kommen, heulen ſie, und wenn ſie fortgehen, fallen ſie mir alle um den Hals und buſſeln mich ab“. Sie machte eine kleine Pauſe. „Nur auf Wiederſehen' ſagt keine.“ Sie lachte.„Na, das kann man begreiflich finden.— Und jetzt, Fannerl, werd' ich dir was z'eſſen bringen.“ Sie ging ins Haus. Auf Fanni hatte die Erzählung einen tiefen Ein⸗ druck gemacht. Sie ſaß ſtumm da und ſenkte den Kopf. Leiſe flüſterte ſie vor ſich hin:„— der da oben laßt net mit ſich ſpaßen—“ Sie ſchüttelte den Kopf, als wollte ſie einen Gedanken abwehren.„Nein ich wünſch' keine Wie⸗ dervergeltung. Er ſoll meinetwegen glücklich werden.“ Auf dem Wieſenweg wurde jetzt der Briefträger Korl Hofbauer, ein hübſcher, luſtiger Menſch, ſichtbar. Er ſlezuis dem Häuschen mit eiligen Schritten zu. Vor kur⸗ zem hatte er ſeine Militärzeit abgedient und kam dann als Briefträger in das Dorf. Er betrachtete ſich als Staatsbeamten und war ſehr ſtolz darauf. Ein Beamter hätte zwar nicht ſo viel, ſagte er ſich immer, aber das We⸗ nige ſei ſicher. In der letzten Zeit kam er faſt täalich zu edler mehr ui An Vopapbe lten, „ SHOefbejf m mocefneR Kleid Die Mode fängt wieder an, das Schneidern etwas ſchwieriger zu geſtalten. Man muß ſich ſchon etwas mehr Mühe geben und auf die Verarbeitung mehr Zeit verwen⸗ den. Die Kunſt der Nadel kommt mit allen Feinheiten zur Geltung und verbeſſert den Eindruck neugewonnener Ele⸗ ganz. Neben unzähligen Rüſchen, Bieſen, Volants und an⸗ deren ſchneidertechniſchen Beſonderheiten gibt man uns mit Stickereien und Smockarbeit viel Gelegenheit, Geſchmack und Fingerfertigkeit zu beweiſen. Ob Wolle oder Seide, jedes Material iſt geeignet, um die Smockarbeit, die wir eigentlich nur von den Baby⸗ Kleidern her kennen, auszuprobieren. Es beginnt bei den Halsgarnituren aus blütenweißem Glasbatiſt oder paſtell⸗ farbigem Georgette und Seidenkrepp. Kragen oder Man⸗ ſchetten mit dieſen zierlichen Knötchen und abwechſlungs⸗ reichen Stichen ſehen modiſch aus und machen das Kleid bedeutend wertvoller. Man nimmt ſich ſogar die Zeit, helle Waſch⸗ und Seidenbluſen in dieſer Art zu verzieren. Sie werden ganz einfach verarbeitet. Der Hauptreiz liegt in der reichen Smockarbeit, die bei Nr. 1 von der Paſſe ausläuft; in der Taille wird die Weite mit zwei viereckigen Motiven wieder zuſammengehalten. Der kleine, abſtehende Schoß iſt ringsum in Fältchen ge⸗ legt. Auch am mattblauen Seidenkreppkleid beginnt die Weite in der Anſatznaht der Raglanärmel. Der Rock iſt in der Taille ebenfalls mit Smockarbeit angeſetzt. Aber nicht nur Kleider, ſon⸗ dern auch Mäntel wer⸗ den mit zwei bis drei Reihen grober Smock⸗ arbeit verſehen. Der loſe, weitfallende Complet⸗ mantel(Nr. 3) hat eine runde Paſſe, die ein we⸗ nig über die Achſeln greift. Die geraffte Hals⸗ partie wird mit zwei an⸗ geſchnittenen Enden un⸗ leicher Länge gebunden. 8 Am bluſenartigen Aer⸗ mel wiederholt ſich der gleiche Zierſtich. Man ſieht, mit wie wenig Mitteln die ein⸗ fachſte Form zum ele⸗ i Modell werden ann, wenn man die e Handarbeit zu Ehren kommen läßt.„„ Ae farben 12 Wiebsglen Neue Frühjahrsmäntel zeigen die Verwendung der orzüge in vielen Farben und Webarten zur Schau ſtellen. Gerade am Mantel ſtellt es ſich heraus, ob ein Material wirklich brauchbar iſt und ſich nicht als kurzlebige Modelaune verdrängen läßt. Für die neuen Stoffe hat man eine ſehr praktiſche Form und Frau Kernlinger, denn Fanni bemühte ſich, ein Engage⸗ ment zu erlangen, und unterhielt mit den Konzertagentu⸗ ren eine lebhafte Korreſpondenz. Schon von weitem ſah er ſie ſitzen und ſchwenkte luſtig ſeine Mütze. Einen Brief hochhebend, kam er eilig auf ſie zu. Fanni, die ihn ſchon geſehen hatte, war freudig be⸗ wegt, denn heute ſollte der Kontrakt kommen, der ihr wieder ein gutes Engagement mit einer ſehr auskömm⸗ lichen Gage in Ausſicht ſtellte. Sie hatte von ihren drei⸗ tauſend Mark, die ſie von Hamburg mitnahm, noch reich⸗ lich über zwei Drittel, denn Frau Kernlinger war in ihren Anſprüchen ſehr genügſam geweſen. Doch ſie mußte daran denken, wieder zu verdienen, für ſich und ihr Kind. Unterdeſſen war Hofbauer oben angelangt und ſa⸗ lutierte militäriſch. „Guten Morgen, Fräulein Stolzenthaler.— Hier hab' ich einen eingeſchriebenen Brief aus München für Sie. Er gab ihn ihr, und Fanni ging ins Haus, um den Empfangsſchein zu unterſchreiben. Hofbauer ſah ihr nach und ſeufzte. Er hatte ſich ſterblich in ſie verliebt und hätte ſie vom Fleck weg gehei⸗ ratet, wenn ſie auch noch mehr Kinder gehabt hätte. Be⸗ vor Fanni ins Haus ging, hatte ſie ihr Kind in den Wa⸗ gen gelegt. Hofbauer ging hin und betrachtete das Kind liebevoll. Unterdeſſen kam Fanni mit dem unterſchrie⸗ benen Schein wieder aus dem Hauſe und übergab ihn Hofbauer. Dieſer konnte ſich aber ſo ſchnell nicht trennen. Um ſich bei ihr einzuſchmeicheln, lobte er das Kind und ate„Ein ſchönes Buberl haben Sie, Fräulein Stolzen⸗ thaler.“ Fanni, die immer ſtrahlte, wenn jemand ihr Kind lobte, fragte ihn:„Iſt's denn auch wirklich wahr, Herr Hofbauer?“ „Aber ganz beſtimmt!“ erwiderte er feierlich.„Das Buberl muß ja ſchön ſein, weil's ganz nach Ihnen g'raten iſt. Die lieben ſchönen Augerln,“ er betrachtete dabei Fan⸗ ni und nicht das Kind,„— und das liebe, kleine Handerl —,“er ſtreichelte des Kindes Hand und da ſie gerade ihre Rechte auf dem Kopf des Buben liegen hatte, ob mit oder ohne Abſicht, Fannis Hand. Sie entzog ſie ihm ſcherzhaft drohend. Dem Kind fiel eben der Schnuller aus dem Mund, und beide wollten ihn dem Kind wiedergeben. Fanni ſtand rechts vom Wagen, Hofbauer links. Sie waren über das Kind gebeugt, ſo daß die Köpfe ſich berührten. In dieſem Augenblick kam Frau Kernlinger mit einem Tablett aus dem Hauſe. Sie ſah die Gruppe und rief:„Aber, Herr Hofbauer!“ Er fuhr empor, bekam einen roten Kopf und ſtam⸗ melte verlegen:„Ich hab' ja bloß dem Buberl ſein Han⸗ derl g'ſtreichelt.“ Frau Kernlinger drohte mit dem Finger. „Das kennt man ſchon, Sie Schlaucherl. Das Kind wird g'ſtreichelt, und die Mutter meinen Sie.“ l verſchtebenartige Verwenoung gefunden. Der kleidartige Mantel iſt da, d. h. der ſtrenge Mantel mit typiſchem Kra⸗ gen und Manſchetten iſt etwas in den Hintergrund getreten. Man bevorzugt eine weichere Form, die manchmal den Ein⸗ druck eines Mantelkleides erweckt. Sogar für die Regen⸗ kleidung iſt dieſe Form vorgeſehen. Der moderne Regenmantel Nr. 1 iſt aus Gabardine, hat ein ellenbogenlanges Cape, das in Kleiderart in der Mitte bis zur Taille zu knöpfen iſt. Auch bei Nr. 2 iſt der Eindruck des Mantels durch den runden Bubikragen und durch die karierte Taftſchleife vollkommen verwiſcht. Seit⸗ licher Verſchluß und mehrere Taſchen vervollſtändigen das Ganze. Zur Schleife gebundene Gürtel und Phantaſieverſchlüſſe in Form von Patten oder Clips, einfache Aermel oder Manſchet⸗ ten tragen viel zu dieſer Ver⸗ wandlung bei. Abnehmbare Capes oder Kragen ſorgen für Abwechſlung im Ausſehen. Das iſt ſchließlich der Sinn des vielen Ueberlegens, mit einem Kleidungsſtück verſchie⸗ dene Wirkungen zu erzielen. Es erfordert zwar ein bißchen Nach⸗ denken, aber es verträgt ſich mit dem Geldbeutel mit dem Ausſehen ſehr gut. Text und Zeichnungen(): Hildegard Hoffmann. Non Kam nie genug lernen. Zum Beiſpiel: daß es beim Abkochen der Wäſche wichtig iſt, den Keſſel nicht ganz voll zu füllen, weil die Wäſcheſtücke gut durch⸗ kochen und öfter umgerührt werden müſſen; daß die Wäſcheſtücke ſchon vor dem Einweichen nach kochechten und unechten. Wollſachen und anderen ſortiert werden müſſen: daß Roſtflecke in den Wannen vor der Wäſche beſeitigt werden müſſen, weil ſie ſonſt die Wäſche„zieren“; daß Wolldecken nach dem Waſchen ſchön flockig weich bleiben, wenn ſie nicht heiß gewaſchen und nicht ausgewrun⸗ gen werden, dafür aber ſofort aus dem Spülwaſſer, dem man ein wenig Glyzerin zuſetzt, triefendnaß auf die Leine kommen; daß Fett⸗ und andere Flecke aus Wollkleidern noch immer mit Quillajarinde⸗Waſchung am ſicherſten entfernt werden; daß man auch weiße ſeidene Kleidungsſtücke niemals an der Luft trocknen läßt, ſie werden nach dem Waſchen in ein Tuch eingewickelt und werden geplättet, mit einem Stück Mull bedeckt. Das Eiſen darf nicht zu heiß ſein; daß man die durch das Blauen entſtehenden weißen Flecke auf der Wäſche vermeiden kann, wenn man dem Spülwaſſer eine Taſſe Milch oder etwas Salz hinzuſetzt. * Ein einfaches Mittel, um Gardinen nach dem Waſchen die urſprüngliche Form zu erhalten, ſollte öfter zur Anwen⸗ dung kommen. Nach dem Waſchen legt man die naſſen Gar⸗ dinen der Länge nach einmal zuſammen, hängt ſie auf die Leine und befeſtigt ſie mit Klammern. Dann legt man in die Bruchfalte eine genügend lange Stange. Dadurch wird die Gardine während des Trocknens ſchon gespannt. Einheimiſcher Sport. Fußball Einen ſpielfreien Sonntag benützt man im Secken⸗ heimer Fußballager dazu, mal einem Gegner gegenüber zu treten, mit dem man ſchon über ein Jahr nicht mehr „in den Schranken“ geſtanden hat. Spp. Sandhauſen iſt die Mannſchaft, die alle Jahre ſchon mitentſcheidend war, die Meiſterſchaftsfrage des Bezirkes 1 Gruppe Oſt zu klären, dem es aber nur einmal gelang, die Meiſterſchaft felbſt zu erringen, um in der höchſten Klaſſe ein Jahr zu ſpielen. So begnügte man ſich immer mit dem 3. und 4. Tabellenplatz. Auch in dieſem Jahre konnte man mit dieſer Tradition nicht brechen. Die Sandhauſen Elf lei⸗ ſtete Kirchheim— dem Gruppenmeiſter Schritt⸗ macherdienſte, um ſelbſt mit dem 5. Tabellenplatz zufrieden zu ſein. Der Gäſtemannſchaft geht ein guter Ruf voraus, ſodaß man beſtimmt ein ſchönes Spiel erwarten darf. Seckenheim wird die„Sache“ beſtimmt nicht auf die leichte Schulter nehmen dürfen, ſonſt. Fair play und Glück auf. ch P. S. Wer die Saarreiſe an Oſtern mitmachen will — auch Nichtmitglieder— muß ſich bis ſpäteſtens Dienstag abend ſchriftlich angemeldet haben. Am beſten geſchieht dies morgen an der Platzkaſſe. Fahrtkoſten bei Sondervergütung RM. 2.20 hin und zurück ab Ludwigs⸗ hafen.(Fahrtroute: Neunkirchen— Saar— Ober⸗ berbach. 1 Epori⸗Vorſchau Das erſte Sportwochenende des Monats April bring! gleich eine Hochflut von ſportlichen Großereigniſſen, an derer Spitze die erſten Endſpiele um die Deutſche Fußball⸗ meiſterſchaft ſtehen. Auch ſonſt läßt das umfangreiche Programm an Qualität nichts zu wünſchen übrig, nenner wir nur das Gaſtſpiel der Rugby⸗Fünfzehn des Co⸗ mites„Lyonnais“ in Heidelberg, die beiden Hockey⸗ länderkämpfe gegen die Schweiz in Luzern und gegen Frank⸗ reich in Paris, den nunmehr zum 87. Male zwiſchen den Univerſitäten von Orford und Cambridge zum Austrag ge⸗ langenden Achterkampf, das Eilenriede⸗Rennen bei Hannover und die 1. Deutſche Meiſterſchaft für Frei⸗ ballone in Darmſtadt. Schließlich treten noch Radſport und Pferdeſport mehr als bisher in den Vordergrund, ſo daß für jeden Sportintereſſenten am Wochenende„etwas los“ iſt. Im Fußball hat ſich erſt am letzten Sonntag die Reihe der 16 deutſchen Gaumeiſter geſchloſſen. Die beiden weſtdeutſchen Vereine, Schalke 04 und VfL Benrath, bedurften noch der offiziellen Beſtätigung als Gaumeiſter. Nun kann das Rennen um den höchſten im deutſchen Fußballſport für Vereinsmannſchaften zu vergebenden Titel beginnen. Gleich am erſten Spieltag greifen ſämtliche Meiſter in das Geſchehen ein. Die Spiele regeln ſich nach folgendem Plan: in Karlsruhe: Vfn Mannheim— VfR Köln, in Elberfeld: VfL Benrath— Phönix Ludwigshafen, in Nürnberg: Sp⸗Vgg. Fürth— 1. S Jena, in Hanau: Hanau 93— VfB Stuttgart, in Berlin: Hertha BS— Vorw. RSV Gleiwitz, in Chemnitz: Polizei Chemnitz— Vork Inſterburg, in Gelſenkirchen: Schalke 04— Stettiner SC, in Altona: Eimsbüttel— Hannover 96. Von den vier ſüddeutſchen Gaumeiſtern ſpielen alſo jeweils zwei in ihrem Gaugebiet oder müſſen die Reiſe 55 Gegner antreten. In Karlsruhe hat der Badiſche eiſter, VfR Mannheim, den Mittelrhein⸗Meiſter, VfR. Köln, zum Gegner. In dieſem erſten Spiel dürften ſich die Vertreter Badens einen Sieg holen. Schwerer hat es da⸗ gegen die Elf des Phönir Ludwigshafen, die in der gleichen Gruppe in Elberfeld auf den VfL Benrath trifft. Gegen die äußerſt kampfſtarken Rheinländer trauen wir den Pfaͤlzern ein gutes Abſchneiden, wenn auch gerade nicht einen Sieg zu. In der dritten Gruppe ſind gleichfalls zwei ſüddeutſche Vertreter zu finden. Die Sp⸗Vgg ür t h, die den bayeriſchen Titel im Galopp nach Hauſe führte, hat in dem 1. S Jena einen ſicher zu ſchlagenden Gegner er⸗ halten und der VfB Stuttgart hat in Hanau gegen den dortigen FC 93 gleichfalls einen Gegner erhalten, gegen den er ein beachtliches Ergebnis, vielleicht auch einen Sieg herausholen kann. Aus den übrigen Gruppen erwarten wir noch Hertha BSC, Polizei Chemnitz, Schalke 04 und Eims⸗ büttel Hamburg nach ihren erſten Starts zur„Deutſchen“ in Front. Im ſüddeutſchen Fußbal! gibt es außer den beiden erſten Spielen zur Deutſchen Meiſterſchaft in Karls⸗ ruhe und Nürnberg in der Meiſterſchaft noch ein Nachhut⸗ gefecht zwiſchen Eintracht Frankfurt und Wor⸗ matia Worms im Gau Südweſt. Außer den zahlreichen reundſchaftsſpielen, von denen wir Bayern München— V Waldhof, Fa Pirmaſens— Bf Neckarau, Sport⸗ freunde Stuttgart— 1. FC Pforzheim und VfB Mühl⸗ burg— Kickers Offenbach als die bedeutendſten erwähnen, tragen die Gaue Württemberg und Baden in Stuttgart einen Gaukampf aus. Im Handball ind in Süddeutſchland die Meiſter ſchon ermittelt. Trotz⸗ m gibt es in drei von den vier ſüddeutſchen Gauen noch 1 die ſich nach folgendem Programm ab- wickeln: Baden: VfR Mannheim— TW Hockenheim, 1 Mannheim— Iſchft. Beiertheim, TV Ettlingen— SV Nußloch. Württemberg: Ulmer FV 94— Tgeſ. Stutt⸗ gart, TV Bad Cannſtatt— Tgd. Göppingen, Stuttgarter TV— TW Altenſtadt. 3 Bayern: TV Leonhard⸗Sündersbühl— 1. FC Bam⸗ rg. Es handelt ſich hier in erſter Linie um Spiele, die über den Abſtieg beſtimmen.— In Neunkirchen hält die Elf des Saargebiets ein Uebungsſpiel ab. ſchaft, gegenüber. Im Rugby nimmt das Spiel der Fünfzehn des Comites„Lyonnais“ in Heidelberg das Hauptintereſſe für ſich in Anſpruch. Als Gegner tritt den Franzoſen wieder die Nord⸗Süd⸗Mann⸗ ſchaft, die verſchiedentlich gute Erfolge gegen die Comites⸗ Mannſchaft erzielen konnte, alſo die deutſche Nationalmann⸗ „Meiſterſchaft von Baden“ Zehn Nad⸗Veranſtaltungen in Karlsruhe. Die Radrennbahn Karlsruhe⸗Ettlingen eröffnet die Renn⸗ zeit am Sonntag, 28. April, mit einem bemerkenswert guten Programm. Zum Flieger⸗Hauptfahren und zum 300 Runden⸗ Mannſchaftsrennen ſind zahlreiche Nennungen aus dem Reich eingegangen, doch wird, um eine erſtklaſſige Beſetzung der Rennen zu ſichern, eine ſorgfältige Auswahl getroffen werden. Insgeſamt ſind für die Ettlinger Bahn zehn Renntage genehmigt worden. Darunter befindet ſich für einen noch genau feſtzulegenden Termin auch die Austragung der„Mei⸗ ſterſchaft von Baden“. Zur Förderung des Nachwuchſes wird jeder Renntag außer dem normalen Programm auch ein Jugendfahren aufweiſen. Badiſche Ringer⸗Meiſterſchaft. Mit den Kämpfen Germania Hornberg Eiche Sand⸗ hofen und Alemannia Kuhbach— ASV 84 Mannheim nehmen am Wochenende die Entſcheidungskämpfe um die Badiſche Mannſchafts⸗Meiſterſchaft im Ringen ihren Anfang. Im Hockey werden zwei Länderſpiele deutſcher Mannſchaften in Luzern und Paris gegen die Schweiz und Frankreich aus⸗ getragen. Beide Begegnungen müßten mit deutſchen Siegen enden. In der Leichtathletik geht es jetzt langſam dem Saiſon⸗Beginn entgegen. Vorerſt werden aber nur Gepäckmärſche oder Straßenläufe durch⸗ geführt, ſo u. a. der„Hindenburg“-Gepäckmarſch des SC Komet Berlin über 35 Kilometer, für den der Führer und Reichskanzler einen wertvollen Ehrenpreis geſtiftet hat und der 25⸗Kilometer⸗Straßenlauf in Stuttgart. Im Rudern wird in Deutſchland mit der Alſter⸗Regatta in Hamburg die erſte Wettfahrt veranſtaltet.— Weit über die Grenzen Englands hinaus intereſſiert aber die Sportwelt das tra⸗ ditionelle Achterrennen zwiſchen den Aniverſitäten von Oxford und Cambridge, das in dieſem Jahre ſchon zum 87. Male ausgefahren wird. Wenn nicht alles trügt, werden die Oxford⸗Studenten das Rennen, das über 6.8 Kilometer von Putney nach Mortlale auf der Themſe führt, in dieſem Jahr zu ihren Gunſten entſcheiden. Im Boxen iſt bei den Amateuren nicht viel Betrieb. Lediglich tragen VfR Mannheim und die VF Freiburg ihren erſten Endkampf zur badiſchen Mannſchaftsmeiſterſchaft aus, dem dann die zweite Begegnung acht Tage ſpäter in Mann⸗ heim folgt. Verſchiedenes. Im weiteren Zuge ſeiner Olympia⸗Vorbereitungen ver⸗ anſtaltet der Deutſche Schwimmverband an beiden Tagen des Wochenendes in Berlin eine genaue Prüfung der Olym⸗ pia⸗Kernmannſchaft im Waſſerball. Alles, was einen Namen hat, wird hierbei vertreten ſein.— Die erſte deu Freiballon⸗Meiſterſchaft, die einem ſtarken Sturm zum Opfer fiel, wird nun am kommenden Sonntag in Darmſtadt ausgetragen. Startberechtigt ſind für das Rennen, das als Ausſcheidung für den Gordon⸗Bennett⸗Flug gilt, 18 Ballone. CCC C ˙ Acc In 30 Sekunden auf 130 Kilometer! Verkürzte Fahrzeit durch erhöhte Anfahrbeſchleunigung.— 28 neue Wechſelſtrom⸗Triebwagen der Reichsbahn. RD. Die Deutſche Reichsbahn hat 28 neuartige Wechſel⸗ ſtrom⸗Triebwagen für die elektrifizierten Strecken in Süͤd⸗ deutſchland, Schleſien und Mitteldeutſchland in Auftrag ge⸗ geben, von denen ein großer Teil bereits mit Beginn des Sommerfahrplans 1935 eingeſtellt werden ſoll. Die neuen zwei⸗ und dreiteiligen Wagen ſind mit vier Motoren von zuſammen 900 KW(1200 PS) ausgerüſtet und zeichnen ſich beſonders durch hohe Anfahrbeſchleunigung aus. Sie erreichen ihre Höchſtgeſchwindigkeit von 120 Stunden⸗ Kilometern ſchon in 80 Sekunden und fahren damit elwa fünfmal ſo ſchnell an wie Perſonenzüge mit Dampflokomo⸗ tiven. In ihrem Ausſehen ähneln die neuen, in den Farben silbergrau, elfenbein und rot gehaltenen Triebwagen dem Fliegenden Hamburger; auf dem Dach haben ſie jedoch zwei Stromabnehmer. Die Wagen beſtehen aus zwei kutz⸗ gekuppelten vierachſigen Wagen, zwiſchen denen, wie bei den D⸗Zügen, ein Uebergang mit Faltenbalg angebracht iſt. Zur Vermeidung der bei hohen Geſchwindigkeiten auftrelenden Schwingungen iſt zwiſchen den beiden Wagenkäſten eine ner⸗ artige Dämpfungsvorrichtung eingebaut. Am die Bremſung zu verbeſſern, ſind an Stelle der bisherigen gußeiſernen Bremsklötze die von den Automobilen her bekannten Brems⸗ trommeln verwendet. Die Doppelwagen haben drei Einzel abteile 2. Klaſſe mit insgeſamt 18 Plätzen und mehrer Räume 3. Klaſſe mit 146 Sitzplätzen. Beide Klaſſen ſind gepolſtert, die 2. Klaſſe beſonders weich. Die 2. Klaſſe⸗ Abteile haben große Klapptiſche, die 3. Klaſſe⸗Abteile kleine Ablegetiſchchen. Die Fenſter können durch Kurbeln geöffnet werden, ohne daß der Reiſende ſich von ſeinem Platze zu erheben braucht. Elf Stück der neuen Triebwagen ſollen der Neichsbahn⸗ direktion Stuttgart für die Strecke Stuttgart Tübingen überwieſen werden. Die Fahrzeit der Eilzüge Stuttgart— Tübingen werden ſie auf eine Stunde, die der Strecke Stuttgart Reutlingen auf 45 Minuten herabsetzen. Neben dieſem Triebwagen ſind bereits weitere für Ge ſchwindigkeiten von 160 Stunden⸗Kilometern in Bau, dig ebenfalls mit Beginn des Sommerfahrplans in Betrieb ge⸗ nommen werden ſollen. Ferner wird zum erſten Male ein Wechſelſtrom⸗Beſchleunigungswagen für 130 Stunden⸗Kilo⸗ 910 1 der ſeine Höchſtgeſchwindigkeit in 30 Sekunden erreicht. —— RKundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Bauernfunk, Wetter; 6.10 Choral, Morgenſpruch; 6.15 Gymnaſtik I; 6.30 Zeit, Wetter, Frühmeldungen; 6.45 Gym⸗ naſtit II; 7 Frühkonzert; 8.15 Gymnaſtik für die Frau: 8.30 Wetter, Waſſerſtandsmeldungen; 10 Nachrichten; 11.15 e 11.45 Wetter, Bauernfunk; 12 Mit⸗ tagskonzert 1; 13 Zeit, Saardienſt; 13.05 Nachrichten, Wet⸗ ter; 13.15 Mittagskonzert II; 16 Nachmittagskonzert, 20 Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22 Zeit, Nach⸗ richten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 7. April: 6.35 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Wet⸗ ter; 8.20 Gymnaſtik; 8.40 Bauer, hör zu!; 9 Kath. Morgen⸗ feier; 9.45 Morgenkonzert; 10.45 Funkſtille; 11 Reichsſen⸗ dung: Tag des deutſchen Ruderſports 1935; 11.30 Bach⸗ kantate; 12 Standmuſik; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Schallplatten⸗Erſtaufführung; 13.50 Zehn Minuten Erzeu⸗ gungsſchlacht; 14 Kinderſtunde; 15 Klänge aus dem Schwarz. wald; 15.45 Viertelſtunde für Handel und Handwerk; 16 Bunter Nachmittag; 18 Handel hat goldenen Boden, Hör⸗ folge; 18.30 Heitere Moralpauke; 18.45 Barnabas von Geczy und ſein Orcheſter ſpielen; 19.45 Sport; 20 Heiteres aus deutſchen Opern; 23 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Nachtmuſik; 24 Nachtmuſik. Montag, 8. April: 8.35 Frauenfunk; 10.15 Altdeutſche Tänze für Cembalo mit Streichquartett; 10.45 Heiterkeit und Fröhlichkeit; 14.15 Sendepause; 15.30 Der erſte Schulbeſuch, Hörbild, 18 Familie Pimpf im Olympiatraining; 18.30 Kleine Fingerfertigkeiten, muſikaliſche Köſtlichkeiten; 19 Quer⸗ ſchnitte durch Operetten; 20.15 Ein Frühlingsſtimmenwalzer, bunter Abend; 22.30 Tanz und Unterhaltung. Dienstag, 9. April: 8.35 Schallplatteneinlage; 10.15 Bach⸗Händel⸗Konzert; 14.15 Sendepauſe; 15.15 Blumen⸗ ſtunde; 15.45 Tierſtunde; 17.30 Bunte Liedfolge; 18 Fran⸗ zöſiſch; 18.15 Kurzgeſpräch; 18.30 Eine Viertelſtunde Paul Lincke; 18.45 Karl Hans Strobl erzählt; 19 Hänſel und Gretel, Märchenſpiel; 19.40 Der Feldherr 20 e Vor⸗ trag; 20.15 Schwäbiſche Komponiſten; 21 Die e merkwürdiges Heldengedicht;: 22.30 Das deutſche Lied: Mittwoch, 10. April: 8.35 Vom Oſterhas, Zwiege⸗ ſpräch; 10.15 Melodien in Tanzform; 10.45 Klaviermuſik; 14.15 Sendepauſe; 15.30 Kinderſtunde; 17.45 Vortrag: Das Reichsfliegerorcheſter im Aufbauwillen deutſcher Kulturarbeit; 18 Lernt morſen; 18.15 Kurzgeſpräch; 18.30 Neue Lied⸗ lyrik; 19 Und jetzt iſt Feierabend, Jägermuſik und Jäger⸗ latein; 19.30 Ge ällige Kleinigkeiten; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Symphonie⸗Konzert des NS⸗Reichsſymphonie⸗ Orcheſters; 22.30 Wir wollen mal wieder bummeln geh'n, alte und neue Tanzmuſik.. Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ Nummern. 6 Bauernfunk; 6.15 Gymnaſtil 1; 6.30 Gymnaſtik II; 6.50 Zeit, Wetter; 6.55 Morgenſpruch; 7 Frühkonzect; 8.15 Gymnaſtik; 10 Nachrichten; 10.15 Schulfunk; 11 Werbe⸗ konzert; 11.30 Programmanſage, Wirtſchaflsmeldungen, Wel ter; 11.45 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert 1: 13 Zeit, Nach⸗ richten; 13.10 Lokale Nachrichten; 13.15 Mittagskonzert, 14.15 Zeit, Nachrichten; 14.30 Wirtſchaftsbericht; 14.45 Zeil Wirtſchaftsmeldungen; 14.55 Wetter; 17 Nachmittagskonzetl, 18.45 Das Leben ſpricht; 18.55 Wetter, Wirtſchaftsmeldungel, Programmänderungen, Zeit; 20 Zeit, Nachrichten, Tages ſpiegel; 22 Zeit, Nachrichten; 22.15 Lokale Nachrichten, Wet ter, Sport. ö Sonntag, 7. April: 6.35 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Wet ter; 8.20 e 8.45 Choralblaſen; 9 Evang. Morges 9 9.45 Deutſches Schatzkäſtlein; 10.15 Chorgeſang; 1 g des deutſchen Nuderſports 1935; 11.30 Bachkankale 12 Mittagskonzert 1) 13 Aus der deutſchen Kolonie 10 Alexandrien; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Kinderfunkz 1 Stunde des Landes; 16 Nachmittagskonzert; 18 Jugend- funk; 18.30 Deutſche Freiballonmeiſterſchaft 1935, Fun richt, 19 Herz im Vorfrühling, Funkfolge; 19.55 Sport 0 Sechſtes Volkskonzert der Muſeumsgeſellſchaft; 22 Zeit, 0 0 richten; 22.15 Lokale Nachrichten, Wetter; 22.20 Sport- ſpiegel des Sonntags; 22.45 Tanzmuſik; 24 Nachtmuſik. Montag, 8. April: 10.45 Prattiſche Nalſchläge für Küch und Haus; 15.15 Kinderfunk; 16 Lied und Volkslanz det Auslandsdeutſchen; 16.30 Einmaleins für Gartenfreunde, 16.40 Ludendorffs Werdegang, eine Würdigung zum(0, 0 burtstag; 18.30 Jugendfunk; 19 Unterhaltungskonzerk⸗ 20. Neue Chor- und Klaviermuſik; 20.15 Retter der 17 5 unkfolge; 22.20 Kitſch in der Muſik, Plauderei mit Bel ſpielen; 23 Nachtkonzert. 5 Dienstag, 9. April: 15.15 Für die Frau; 16 e muſik; 16.30 5000 Kilometer im Auto durch Wüle 1 Dornbuſch in Mauretanien, Erlebniſſe; 16.45 Erfinder 10 Entdecker— ihre Leiden und ihre Kämpfe, Zwiegeſpral 19.30 Zum 100. Todestag von Wilhelm von Hun 18.45 Deutſchlands wee Handelsgeſellſchaft im M 5 alter, Bericht; 19 Unterhaltungskonzert; 19.40 Der ſ r Ludendorff, Vortrag; 20.15 Seine Glanzrolle, 0 rhard Hüſch; 22.20 Wiegenlieder der Völker; 23 am Abend. Mittwoch, 10. April: 10.45 Küche und Haus; 15.15 Muſik für 16 Kleines Konzert; 16.30 Aus Zeit und Leben 1 Von großen Köchen und ihrer Kunſt; 19 Unter 1 konzert; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 5 unt; 22 Mandolinenkonzert; 22.30 Zeit, Nachrichten. kale Nachrichten, Wetter, Sport; 22.45 Tanzmuſl. raktiſche Ratſchl 5 0 und B 1 W 1 1— 1 2: 08 A . 7 tale; Der ältere Herr— er befand ſich an jener Grenze, die die ſogenannten und vielgeprieſenen beſten Jahre von den grauſam unwider⸗ ruflichen des Alters trennt— ſtand vor dem Spiegel und zupfte an ſeiner Krawatte. Es gibt Situationen, die auch älteren Herren die Verpflichtung auferlegen, ihrem Aeuße⸗ ren eine ſorgſame Pflege angedeihen zu laſſen, und unſer älterer Herr gar hatte Grund genug zu ſolcher Eitelkeit: ſtand ihm doch nichts Geringeres bevor als eine Verab⸗ redung, ein Rendezvous mit einer jungen Dame, Liſa, der Tochter eines Studienfreundes, mit welcher er ſich zu einem Spaziergang durch die Anlagen des Stadtparks verſprochen hatte. Nicht heimlich natürlich— wie dürfte ein ſolcher Verdacht wohl den älteren Herrn treffen? Der ältere Herr, wiewohl Junggeſelle, war von durch⸗ aus gediegener Art und wußte, was er ſeinem Freunde und deſſen Tochter ſchuldig war. Der ältere Herr bedurfte nicht der verſchwiegenen Wege der Jugend, um ein Ren⸗ dezvous einzuhalten, und wenn ſeiner Verabredung viel⸗ leicht auch gewiſſe Abſichten zugrunde lagen, Abſichten, von denen man nur andeutungsweiſe ſprechen darf, weil ihr Ziel noch einer weiteren Zukunft vorbehalten bleiben mußte, ſo ſoll man darum nicht ſchlecht oder mit Spott von dem älteren Herrn denken, denn auch ältere Herren haben noch eine Zukunft, ſolange ſie nicht die Grenze überſchritten haben und alte Herren geworden ſind. Und niemand, nein. niemand kann wiſſen, ob eine Zukunft, wie ſie älteren Her⸗ ren noch offenſteht, eine ſtille alſo, aber ſichere und friedlich heitere Zukunft eine junge Dame wie Liſa nicht vielleicht lockte. Wer vermag dergleichen von vornherein zu beſtimmen? Der ältere Herr alſo ſtand vor dem Spiegel, zupfte an ſeiner Krawatte, rückte an den Knöpfen ſeines Habits und betrachtete ſich eine kleine Weile. Und weil die Früh⸗ ngsſonne den Raum mit einem feſtlichen Schimmer ſchmückte und die friſche Luft geheime Liebkoſung ſpürte, ſah ſie mit ſich zuſammen ein⸗ gehen in ſeine Zukunft, ſeine ein wenig ſtille, aber heitere Zukunft. Und der ältere Herr wiegte ſich ein wenig, ein ganz klein wenig in den Hüften und ſchwenkte ſeinen Spazier⸗ ſtock und ſagte:„O ja, und nun, nach meinen jahrelangen Reiſen, gedenke ich, mich alſo hier am Ort niederzulaſſen.“ Nun, das war eine Andeutung, eine zarte und unver⸗ bindliche Andeutung, und niemand konnte erwarten, daß eine ſo guterzogene und zurückhaltende junge Dame wie Liſa ſogleich bitten würde:„Mit mir!“ Nein, niemand konnte dergleichen erwarten, und auch der ältere Herr er⸗ wartete es nicht. Doch ſchien ihm die Frage, die in aller Offenheit geſtellte Frage, ob er ſich auch zu verheiraten gedenke, immerhin nicht ohne einige Bedeutung, und als er auf ſein unentſchloſſenes„Vielleicht!“ und den bedenkenden Hinweis auf ſein Alter unter herzlichem Lachen nun gar erfuhr, daß er ja noch in den beſten Jahren ſei, ſchien es ihm durchaus offenbar, daß man ihn verſtanden hatte, voll⸗ kommen verſtanden. Und beinahe wäre es geſchehen, daß der ältere Herr, in befremdlicher und gefährlicher Weiſe erregt, ein wenig zu viel von ſeinen Abſichten für die Zukunft hätte verlau⸗ ten laſſen, als urſprünglich beſchloſſen war. Beinahe— aber in dieſem Augenblick erſchien ein junger Herr. Dieſer junge Herr, durch nichts ausgezeichnet als durch ſeine Jugend, und alſo für den objektiven Beobachter nichts anderes als ein durchſchnittliches Exemplar ſeiner Genera⸗ tion, ſtürzte ſich mit einem freudigen Laut des Wieder⸗ erkennens auf die Begleiterin des älteren Herrn, auf die junge Dame Liſa. Und es blieb dem älteren Herrn— er war ja eben ein älterer Herr und hatte in dieſen Dingen ſchon ſo ſeine Erfahrungen— durchaus nicht verborgen, belebend durch das geöffnete Fenſter her⸗ eindrang, ſo fiel es dem älteren Herrn auch durchaus nicht ein, die ſilbern getön⸗ ten Haare an ſeinen Schläfen als ein Zei⸗ des nahen Alters zu betrachten. Waren ſie nicht vielmehr eine intereſſante Zier ſeines noch jugendlichen und elaſtiſchen Aeußeren. das durch kein Embonpoint oder etwa eine andere, Würde vortäuſchende Lächerlichkeit verunſtaltet wurde? Der ältere Herr, in einer Laune beſchwingter Fröhlichkeit, nickte ſeinem Spiegelbild, mit dem einen Auge zwinkernd, wohlgefällig zu, ergriff ſeinen Spazierſtock, ſchwenkte ihn zwiſchen den Fingern und verließ, leiſe vor ſich hinpfei⸗ fend, mit federnden Schritten das Haus. Er wurde bereits an der Pforte des Parks erwartet. Der ältere Herr, ſich ga⸗ lant über die Hand der jungen Dame beu⸗ 10 und ſich wegen ſeiner Verſpätung ent⸗ chuldigend, erfuhr betroffen, daß nicht er ſich verſpätet, ſondern vielmehr die junge Dame ſich verfrüht habe, eine Tatſache, die ihn eine Minute lang beunruhigte. Uner⸗ träglicher Gedanke, daß ſie etwa auf ſein Alter Rückſicht genommen haben könnte! Da dem älteren Herrn aber zugleich zu Vewußtſein kam, daß er ja auch ein Mann mit Namen war— ein nicht unbedeutender Forſchungsreiſender und vor kurzem erſt aus fernen Landen heimgekehrt— daß alſo ſolche Rückſichtnahme ſich ſehr wohl auf ſeinen öffentlichen Ruhm beziehen konnte und da die junge Dame ſich eben in dieſer Minute zutraulich in ſeinen Arm hing und ihn aufforderte, zu erzählen, ſo gelang es ihm binnen kurzem, den Schatten der Sorge zu zerſtreuen. Der ältere Herr alſo, beru⸗ higt, erzählte, und er erzählte ſcharmant Er befand ſich, die hübſche Zuhörerin o nahe zur Seite, in einer ſonderbar glück⸗ lichen Stimmung. Kein Zweifel: Der ältere Herr war verliebt, eben ſo verliebt, wie es nur ältere Herren zuweilen im Frühling in können, wenn die Schneeglöckchen fühn, er war verliebt und dachte nicht an herbſt und Winter. Der ältere Herr lräumte, indes er erzählte. Er träumte, er gah dieſes ſunge Mädchen, Liſa, jung wie die Primeln dort unter den Hecken, ſich ur Seite gehen, kaum merkbar in ſeinen Arm gelehnt, daß er die ſchmetterlings⸗ eichte Harn des schlanken Körpers wie eine daß dieſe fröhliche Begrüßung keineswegs auf eine zurück⸗ haltende Ablehnung ſtieß, wie er es erwartet hatte, ſondern ein ebenſo fröhliches Echo fand. Der ältere Herr ſtutzte. Er vernahm die Verſicherungen des jungen Herrn über den köſtlichen Zufall dieſer Begegnung, der ihn gleichzeitig mit einem ſo berühmten Manne bekannt mache, nur mit miß⸗ trauiſch geſpitzten Ohren, und da er nun überdies den Blick bemerkte, mit dem die beiden in heimlichem Einverſtändnis einander zuwinkten, wurde ihm vollends klar, daß hier von einem Zufall nicht die Rede ſein konnte. Der ältere Herr kam zu der ſchwerwiegenden Erkenntnis, daß man ſich auf ſeine Koſten verabredet hatte. Der ältere Herr lächelte, und es war ein ein wenig ver⸗ legenes Lächeln, ein Lächeln der Entſagung und auch ein Lächeln der Weisheit. Entſagung, Verlegenheit vor dem Leben, und Weisheit— immer gehen ſie Arm in Arm miteinander! Der ältere Herr war ein kluger Mann— o, er ſah wohl, was hier vorging. Und da der ältere Herr wußte, daß er in dieſem Augen⸗ blick— er hatte ja derlei Erfahrungen ſeit langem hinter ſich— ein ganz überflüſſiger älterer Herr war, ſo benutzte er die nächſte ſich bietende Gelegenheit, um unbemerkt von den beiden, die allerdings überhaupt nichts anderes zu be⸗ merken ſchienen als ſich ſelbſt, zu verſchwinden. Er drückte ſich heimlich in einen Seitenweg und blickte ihnen, ſtehen⸗ bleibend, nach. Da gehen ſie, dachte der ältere Herr, und: Was für eine Dummheit hätte ich alter Eſel da beinahe wieder ausgeheckt! Ja, nun kam er ſich vor wie ein Narr. Und er zog ſein Taſchentuch, nahm den Hut ab und trock⸗ nete ſich die Stirn, denn die Sonne ſchien an dieſem Tage ſchon ungewöhnlich warm zu ſein. Der ältere Herr ſtarrte auf eine Gruppe blauer Veil⸗ chen, die zu ſeinen Füßen der Erde entlohten, über ihm zwitſcherte im noch kaum belaubten Ge⸗ weig eines Baumes winzig ein Vogel. nd es überfiel den älteren Herrn wie von ungefähr und ganz aus heiterem Himmel die Frage, wie oft es ihm wohl noch ver⸗ önnt ſein möchte, den Frühling, dieſe, eltſame und zauberiſche Jahreszeit, noch zu erleben. Ueber dieſen Gedanken aben erſchrak der ältere Herr jäh, denn er wußte, daß er mit ihm plötzlich und unwiderruf⸗ lich etwas anderes geworden war, als er bisher geweſen, etwas nämlich, wogegen er ſich vor kurzem noch ſo heftig zur Wehr geſetzt hatte: Ein alter Herr! Und er blickte mit ſcheuen und ängſt⸗ lichen Augen umher, ob vielleicht außer ihm ſelbſt etwa noch ein Unbefugter dieſes Geheimnis entdeckt haben könnte Diemar Moering. Frühlingslled der Liebe Sieh, aus jedem Baum und Strauch Lachen junge Knoſpen! Du biſt jung. Willſt du nicht auch Von dem Frühling koſten? Linde Lüfte, lieb und lau Spielen in den Bäumen, Und des Himmels zartes Blau Lockt zu ſtillen Träumen. Zu dem erſten Frühlingsgang Auf verſchwiegnen Wegen. Wunderſam geheimer Drang Will ſich in dir regen. Wie dich dieſes Sehnen ſchmückt, Blieb dir ſelbſt verborgen, Und aus deinen Augen blickt Holder Liebe Morgen. Von des Frühlings Widerſchein Biſt du ſtill geſegnet. Bald wird einer glücklich ſein, Der dir froh begegnet. Vogellied im Strauch erklingt. Wenn's doch ewig bliebe, Was ſein junges Jauchzen ſingt: Frühlingslied der Liebe. Georg Beßler. — Nadina ſang. Alle fielen ein: Niemals lauſche ich dem Glockenklange, Der erſchallt bei meinem Grabesgange. Aber heute hör ich ſie noch lange, Abendglocken aus dem Kloſtergarten. Niemals faſſen meine welken Hände Roſen meines Grabes durch die Erdenwände, Doch noch blühen ſie für mich ohn Ende Rot und weiß dort in dem Kloſtergarten. Das Lied umwogte warm ihre Herzen. Zum erſtenmal, ſeit das alte Dorf, das Kloſter, zerſtört und die neue Fabrik⸗ ſiedlung errichtet ward, in der die flachbedachten, kaſernen⸗ weiß getünchten Häuſer gerade ausgerichtet, eines wie das „Ihr wißt doch, daß es keine Glocken mehr gibt!“ fuhr's mit ſcharfer Stimme dazwiſchen. andere numeriert und regiſtriert daſtanden, als wollten ſie zu einer Parade vor dem Kommiſſar ausgerichtet ſein. Zum erſtenmal ertönte das Lied, ſeit auch in dieſem Dorf die neue Arbeitswoche eingeführt, die Bewohner des Dorfes, die geſtern noch Bauern waren, in die Armee der Fabrik⸗ arbeiter eingereiht wurden, weil es in den Fünfjahresplan paßte, hier Induſtrie und keinen Ackerbau zu treiben. Zum erſtenmal ſeit Monaten, in denen ihnen das bis dahin frei und froh trotz aller Armut ſich fühlende Herz zertrümmert wurde und ihre Hände an die Maſchinen wuchſen, deren Hebelgriffe ſie bedienten, ach, zum erſtenmal, ſeit dieſe furchtbare Zeit begann, hatte Nadina wieder leiſe zu ſingen angefangen. Das Lied quoll dünn und zart aus Nadinas Kehle und wuchs ſofort zu einem alle mitreißenden Strom. Es war wie ein erlöſendes Bad der Seele. Sie ſangen den Wald⸗ vögeln gleich, die dem Käfig entronnen waren. Wo das Kloſter einſt ſtand mit ſeinen ſtillen grünen Türmen, da ragten nun die Dampfkeſſel und Schlote der Fabrik. Doch ſie hörten aus dem Lied heraus die fromme Glocke und ſahen die Roſen an der Kloſtermauer blühen. Immer wieder ſangen ſie es. Immer inbrünſtiger. Die nahen Waldberge des Urals fingen den Sang auf und war⸗ fen ihn mit einem leiſe verklagenden Echo zurück, wenn ſie endeten; dies Echo verlockte, immer noch einmal zu be⸗ ginnen: Niemals lauſche ich dem Glockenklange— 9 l Dl 5 Frzdhſung cds Sous etiu SSE 5% AIfreq Hein „Ihr wißt doch, daß es keine Glocken mehr gibt!“ fuhr's mit ſcharfer Stimme dazwiſchen. Petujew, der Aufſeher, der ſo gern Kommiſſar werden möchte und die Programme beſſer auswendig wußte als die zehn Gebote, ſtand vor ihnen. „So'n bißchen ſingen— wem ſchadet das? Es iſt wirk⸗ lich bloß ſo'n bißchen dahergeſungen— ſo zum Abend—“ ſagte Pjotr Waſſilewitſch, der Vater Nadinas. „Ah— du verteidigſt wohl deine Tochter, die hat an⸗ gefangen, nicht wahr? Alter, ich ſage dir— wir verſtehen keinen Spaß. Wenn Nadina— ich habe ihre Stimme wohl erkannt— fetzt weiß ich's ganz genau— noch einmal nach den Glocken und Roſen im Kloſtergarten ſolche Sehnſucht hat, dann muß ſie ſo was in Moskau vergeſſen lernen— in der Frauenſchule—“ „Lieber ſterb ich“ flüſterte Nadina ihrer Nachbarin ins Ohr, die ihr erſchrocken den Mund zuhielt, der noch „dieſe Satansſchule!“ ziſchte. „Sagteſt du was, Nadina?“ fragte Petujew biſſig und lauernd. „Wir werden nicht mehr ſingen, und damit iſt es wohl gut—“ miſchte ſich jetzt Tſchitſchikow, der junge Vorarbeiter, dazwiſchen, der das Wohlwollen Petujews beſaß, weil er ſofort in die Partei eingetreten war und offenſichtlich mit Freude das Neue in ſich aufnahm. „Es ſoll noch einmal gut ſein. Es iſt aus mit ſolch weinerlichem Zeug. Volkslieder ſind verboten. Stimmt das Kampflied an—“ Tſchitſchikow begann:„Vorwärts, Brüder, laßt die Zeit nicht warten, mutig kommen wir ihr ſchon zuvor—“ Wie Maſchinen ſangen ſie mit. Und ſie ſpürten in den Händen die ewig gleichen Hebel⸗ griffe, die ſie in der Fabrik machen mußten. Die Sirene erſcholl. „Los— in den Radioſaal— Heut abend iſt ein Vor⸗ trag über das„Erwachen des ruſſiſchen Dorfes“. Das hört euch an.“ * Am andern Tag war die Lautſprecheranlage im Radio⸗ ſaal geſtohlen und der alte Pjotr Waſſilewitſch aus dem Dorfe verſchwunden. Nadina wurde in ein ſcharfes Ver⸗ hör genommen, aber ſie wußte wirklich nicht, wann ihr Vater das Haus verlaſſen und wohin er ſich gewendet hatte. Doch am Abend wurde es allen klar, wo Pjotr Waſſi⸗ lewitſch weilte. Als ſie in dem gemeinſamen Speiſeſaal beim Eſſen ſaßen und die Abendſonne die Höhen des Urals ver⸗ goldete, da begann plötzlich aus der Tiefe der Bergwälder mächtig und herzerſchütternd das Lied aufzuſteigen: Niemals lauſche ich dem Glockenklange— Alle legten den Löffel weg, ließen den Brei kalt wer⸗ den und lauſchten. 9 Petujew befahl das Kampflied. Aber die Töne wirbelten durcheinander, und plötzlich ſangen alle das alte Volkslied mit, das immer noch aus dem Vergwald drang. Sieben Tage erſcholl jeden Abend um die gleiche Stunde Pjotr Waſſilewitſchs Stimme und ſandte dem Heimatdorf das verbotene Lied. Er wurde verfolgt, man fand ihn nicht; bald näher, bald ferner erklang der Sang. Endlich haſchten ſie ihn, nachdem eine ganze Abteilung Soldaten aus der Gouvernementsſtadt herbeigeholt war und den ſingenden Alten regelrecht umzingelt hatte. e* Er ſang weder Lautfprecher hinein, hoch oben im Wip⸗ fel einer Buche ſitzend, die mit ihrer Krone die Tannen überragte. Pjotr Waſſilewitſch wurde nach Moskau gebracht und wegen Widerſtands gegen die Staatsgewalt auf ein Jahr nach Sibirien geſchickt. „Darf man dort die alten Lieder ſingen?“ fragte er den Richter. „Dort hört's keiner, den wir für unſern Aufbauplan brauchen. Dort können die Wölfe mit dir heulen.“ „Darf ich dann immer in Sibirien bleiben?“ fragte Pjotr, „Nein. In einem Jahr wirſt du im übrigen gern in neue Dorf und in die Fabrik zurückkehren, wenn du Sibirien wirſt kennengelernt haben.“ „Kann ich Nadina mitnehmen?“ „Nein.“ „Es iſt doch meine Tochter.“ „Sie iſt Rußlands Tochter, ſonſt nichts, verſtanden? Wir haben ſie in die Frauenſchule gebracht. Da wird ſie das Singen verlernen und nützlichere Dinge ſich aneignen“ „Ach, was brauchen wir nützliche Dinge? Waren wir nicht glücklich mit einer Handvoll Mais, ein paar Rüben und einem kleinen Lied? Ich verſtehe die Welt nicht mehr.“ In Sibirien war Pjotr Waſſilewitſch der Fröhlichſte von allen. Immer ſang er ſein Lied von den Glocken und den Roſen im Kloſtergarten. Ehe das Jahr der Verbannung herum war, ſtarb er. „Gott holt mich ihnen zum Trotz—“ flüſterte er ſelig in der Todesſtunde.„Bleib ſtandhaft, Nadina— ſinge, Na⸗ dina, ſinge—— ſinge——“ In Sibirien war Pjotr Waſſilewitſch der Fröhlichſte von allen. Immer fang er ſein Lied von den Glocken. 3 2—— NF EIVMEH EIDE YO M ADO NFHEU BEAT Mit 44 mußte er noch ins Gefängnis. Er war ein Chauffeur und hatte ein Kind überfahren. Ein ſtiller, freundlicher, ſicherer Fahrer, mit dem ſeine Dienſtgeber zu⸗ frieden waren. Aber die beſten Zeugniſſe haben ihm vor Gericht nichts genutzt. Wie das war, konnte er ſelbſt kaum angeben. Er war in nicht zu ſchneller Fahrt die Straße lang gekommen, und von drüben hatte eine Dame gewinkt. Er hatte hingeſehen und im nächſten Augenblick war ihm ein grauenhaftes Ge⸗ fühl durch die Glieder gefahren, die ee einer Se⸗ kunde: Ein Schrei, ein Fetzen Kleid, er hatte den Wagen angehalten, ſich umgeſehen und, ja, da ſtanden die Menſchen um ein Kind, das auf dem Fahrdamm lag. Dieſes Kind hatte er überfahren. Wer war ſchuld? „Haben Sie Signal gegeben?“ fragte der Richter. Das mußte er verneinen. Die Straße lag frei. Die Zeugenaus⸗ ſagen waren teils für, teils gegen ihn.„Das Kind iſt direkt in das Auto gelaufen!“ ſagten einige. Andere behaupteten, daß der Chauffeur, wenn er aufgepaßt hätte, das Unglück im letzten Augenblick wohl hätte verhindern können. Er dachte: Schuld iſt vielleicht die Dame, die winkte. Aber das durfte er nicht ſagen. Er und die Dame waren ſchuld. Ir⸗ endeine Schuld mußte auch ſie haben, wenn es auch ihr Recht war, zu winken. Aber für dieſe Schuld konnte ſie nichts, und niemand konnte ſie zur Verantwortung heran⸗ 1 5 Nur ihn. Oder war das Kind ſchuld? Er wußte, aß es ſich nur um einen Augenblick gehandelt haben konnte, warum mußte in dieſem Augenblick das Kind...? Viel⸗ leicht haben wir alle ſchuld! entſchied er dann ſtill für ſich. Der Richter entſchied anders. Grobe Fahrläſſigkeit. Sechs Monate Gefängnis. Das Kind war glücklicherweiſe nicht tot. Es lag im Krankenhaus mit einem Beinbruch. Die anderen Verletzun⸗ An waren unbedeutend. Aber es war möglich, daß das ind hinken würde... Dieſe Auskunft hatte er ſich noch eben laſſen, ehe ſich die Tore des Gefängniſſes hinter ihm chloſſen. Er dachte oft an das Kind. Er haßte es manchmal. Dann begann er, das Kind zu lieben. Er hatte nie⸗ mand, den er lieben konnte. Er war allein, nicht nur hier in der Zelle, auch draußen in der Welt. Er wollte wiſſen, wie es dem Kinde ging. Er wollte wiſſen, ob das Kind etwa hinken würde. Das war ein furchtbarer Gedanke. Dann ſchrieb er einmal einen Brief, die Adreſſe hatte er von dem Gefängnisdirektor bekommen. „Liebes Kind, wie ich höre, liegſt Du immer noch im Krankenhaus. Du wirſt den Namen nicht kennen, der unter dieſem Briefe ſteht, ich bin der Mann, der Dich überfahren hat. Wirſt Du den Brief jetzt weiterleſen? denn es tut mir ſehr leid, und ich möchte Dich ſehr lieb haben und ſehr gut zu Dir ſein, immer. Du wirſt bald wie⸗ der aufſtehen und fröhlich herumlaufen, paß auf, dann komm mich doch bitte mal beſuchen, denn es iſt ſehr bitter im Gefängnis. Denke Dir, ein Mann, der ſo alt iſt wie Dein Vater, vielleicht noch älter, und der auch nie Böſes getan hat, wie Dein Vater, und der nur Unglück hatte. Wirſt Du kommen, damit ich ſehen kann, wie Du wieder gehen kannſt und fröhlich biſt? Karl Gropp.“ Dieſer Brief war im Krankenſaal, wo Lotte mit ande⸗ ren Patienten lag, das Ereignis des Tages. Alle fanden dieſen Brief rührend. Schweſter Anna mußte den Brief ſo⸗ gar im Nebenſaal vorleſen. Und Lotte lag ganz ſtill, ſie dachte an den armen Mann im Gefängnis. Sie war ihm gar nicht böſe. Vielleicht war ſie auch ſelbſt ſchuld. Das wollte ſie ihm ſchreiben. Vielleicht kam er dann eher frei. 25 Dieſer Brief ſtand wie ein Licht über den Tagen des Gefangenen. Lotte war froh, daß ſie Ablenkung hatte durch die Briefe, die ſie jetzt von dem fremden Manne bekam. Es machte ihr auch Freude, ihm wiederzuſchreiben, es war die aufregende, geheimnisvolle Stunde des einförmigen Tages, wenn ſie ſchrieb. Schweſter Anna half ihr dabei. „Lieber Herr Gropp! Ihren Brief habe ich empfangen. Ich danke Ihnen vielmals. Ich habe mich ſehr gefreut. Mir geht es ſchon beſſer, und wenn ich ganz geſund bin, will ich auch zu Ihnen kommen. Wiſſen Sie, ich denke, vielleicht bin ich nur ſchuld an dem Unglück, wenn Sie glauben, daß es Ihnen nützen kann, ſo geben Sie dieſen Brief dem Richter, der Sie verurteilt hat, vielleicht kommen Sie dann frei. Dann müſſen Sie mich auch beſuchen, es iſt nämlich furcht⸗ bar langweilig in ſo einem Krankenhaus, und ich muß vor⸗ läufig noch ganz ſtill liegen. Auch Schweſter Anna läßt Sie grüßen. Und alle hier im Saal. Ich bin Ihnen nicht böſe. Schreiben Sie wieder mal? Es grüßt Lotte.“ Dieſer Brief ſtand wie ein Licht über den Tagen des Gefangenen. In den Monaten, die nun kamen. leuchteten noch mehr Sterne. Vierzehn Tage ſpäter:„Lieber Herr Groppl Heute bin ich ſchon aufgeſtanden und ein paarmal im Zimmer auf und ab gegangen, noch mit einem Stock; aber es wird ſcho werden. Ich freue mich ſehr. Ich will bald zu Ihnen kom; men. Viele Grüße Lotte.“. Die Briefe von Lotte kamen nun weniger pünktlich, aber dafür meldeten ſie Erfreuliches.„Heute bin ich zum erſtenmal im Garten geweſen, den Stock hab ich gar nicht gebraucht. Es geht bald ſo. Ich hinke ja noch ein wenig, aber der Arzt ſagt, das wird ſich mit der Zeit ſchon geben. Eines Tages bekam er Beſuch. Lotte war da. irklich ſie war gekommen. Sie kam ihm wie der Frühling vor in dieſem grauen nüchternen Beſuchszimmer, mit ihren gerb⸗ teten Backen und dem hellen Kleidchen. Sie hatte ihm Blu, men mitgebracht. Nachdem ſie ihre erſte Schüchternheit überwunden, erzählte ſie viel. Von den Menſchen im Kran⸗ kenhaus, von der Schule, von dem Leben draußen. ſie ſtill an. 5 Sie kam noch zweimal, und dann rückte auch der Zei punkt ſeiner Entlaſfung heran. Da bekam er einen Brief: „Lieber Herr Groppl Leider konnte ich mich nicht meht von Ihnen verabſchieden. Papa iſt plötzlich verſetzt a und wir ziehen in eine Stadt in Weſtfalen. Ich wer Ihnen von dort mal ſchreiben. Sie kommen 12 auch b. 1 5 5 Ich wünſche Ihnen alles Gute. Vergeſſen Sie nich re immer noch an Sie denkende Lotte.“ 4 So entſchwand ſie ihm langſam wie das Märchen 1 75 ſtillen, ſpäten Liebe. In ihren Briefen und an den 1 Abenden war ſie ſein Kind geworden. Er hatte ihr d Liebe ſeines einſamen 0 geſchenkt. Nun aber hatte er ſie ſchon verloren. Sie vergaß welche Spur ſie— ſchuldlos oder ſchuldig— in 1 5 Menſchenleben hinterlaſſen hatte. Manchmal lachte 16 wenn irgendwo das Thema berührt wurde: bin a ſchon mal überfahren worden!“ i 7 7 9— EIN ZCCCNFTSYNO MAN Copyright by Ernſt Keil's Nachf.(Aug. Scherl) G. m. b. H., Berlin 27. Fortſetzung. Der Zuſammenſtoß zwiſchen den Seeſtreitkräften Eng⸗ lands und Amerikas hat ſich ereignet. Aber gleichzeitig hat die fremde Macht eingegriffen. Als die Kampfſchiffe das Ge⸗ fecht eröffnen wollten, konnten die Geſchütze nicht feuern, weil die Rohre mit den Verſchlüſſen verſchweißt waren. Die Ru⸗ dermaſchinen blockiert... die Torpedos unbrauchbar die Panzer zogen ſich zuſammen, denn aller Stahl auf den Schiffen war magnetiſiert. Die amerikoniſche Flotte wurde von einer unbekannten Macht nach Oſten gezogen, auf die Küſte Englands zu, die engliſche nach Amerika. Die unbe⸗ kannte Macht, der große Strahler im Eisberg, war in Tätig⸗ keit getreten und machte dem Kampfe ein Ende.„Der Krieg iſt aus! Die Macht fordert Gehorſam. Sie ſtraft Ungehorſam!“ Dieſe Botſchaft der geheimen Macht nahmen alle Telegraphen⸗ ſtationen der Erde auf. In Amerika wird Cyrus Stonard geſtürzt, England kann die Ereigniſſe noch nicht faſſen. Soll das freie England ſich der Macht fügen? Lord Gaſhford fuhr auf. „Aber wir? Großbritannien... das freieſte Land der Welt, ſtolz darauf, niemals einer fremden Macht hörig ge⸗ weſen zu ſein. Wie werden wir uns ſtellen?“ 85 Lord Horace antwortete langſam, und Reſignation klang aus ſeinen Worten:„Der Frieden mit Amerika wird nicht ſchwer zu ſchließen ſein. Viel ſchwerer der mit unſeren Dominions und Kolonien. Ich fürchte, daß Auſtralien ſich vom Reich löſen wird. Die afrikaniſche Union braucht uns noch. Trotz ihrer eigenen ſtarken Induſtrie benötigt ſie. vorläufig noch das Mutterland. Und Indien..“ 5„Und Indien...“ Lord Gaſhford ſtieß die Frage heraus. „Indien... Einer von den dreien iſt ein Inder... Ich hoffe, daß die indiſche Intelligenz das Gute zu würdigen weiß, das die engliſche Regierung dem Lande gebracht hat. Wir haben nicht immer fein gewirtſchaftet. Es ſind Hundert⸗ tauſende unter unſerer Herrſchaft verhungert. Aber Mil⸗ lionen hätten ſich gegenſeitig die Hälſe abgeſchnitten, wenn wir nicht dageweſen wären.“ Lord Gaſhford zählte an den Fingern wie ein Schul⸗ knabe bei ſeiner Rechenaufgabe: „Kanada verloren.. Auſtralien halb verloren.. Afrika unſicher... Indien nicht ſicher...“ „So könnte es wohl geſchehen, daß uns nur die britiſchen Inſeln bleiben.“ Lord Horace blickte düſter vor ſich hin. Ein leiſes Nicken nur drückte ſeine Zuſtimmung aus. Der Ferndrucker auf dem Tiſch begann zu ſchreiben. Ein Erſuchen der amerikaniſchen Regierung, Zeit und Ort für die Friedensverhandlungen zu beſtimmen. Lord Gaſhford las und ſchob den Streifen Lord Horace zu. „Sie kennen die Union ſeit langen Jahren. Ich erſuche Sie, die Verhandlungen als Bevollmächtigter Großbritan⸗ niens zu führen.“ 5 Lord Horace verließ den Premierminiſter. Er hatte ein Gefühl, als ob die Wände des Gemaches ihn erdrücken wollten. Aufatmend ſtand er auf der Straße und ſog in tiefen Zügen die friſche Luft ein. Dann gab er dem Wagen⸗ lenker einen kurzen Befehl. Der Wagen wand ſich durch die Straßen der Stadt und nahm den Weg über das freie Land. Vorbei an ſaftſtrotzen⸗ den Triften und Weiden. durch Dörfer und ſommergrüne Wälder. Lord Horace achtete nicht darauf. Seine Gedanken be⸗ ſchäftigten ſich mit der Macht. Erſt in dieſer Stunde kam es ihm ganz zum Bewußtſein, wie eng und eigenartig ge⸗ rade die Beziehungen ſeines Hauſes zu den dreien waren, die heute der Welt ihren Willen diktierten. Seine Gattin ſo eng bekannt mit dem einen, dem Mäch⸗ ligſten. Die Gattin des anderen ſeit Wochen als Gaſt unter ſeinem Dach. Irgendein Pfad müßte ſich zeigen, auf dem England aus dieſer Sackgaſſe herauskommen kann. Die Gedanken verfolgten ihn bis an das Ziel ſeiner Fahrt. In der großen Halle in Maitland Caſtle ſaß Jane auf ihrem Lieblingsplatz. In dem Erker, von welchem der Blick auf die Veranda und den Park ging. Ein Nähkörbchen ſtand vor ihr. Sie arbeitete an einem Jäckchen. Doch die Arbeit lag auf dem Tiſch, und ihre Augen hafteten an einem Schriftſtück. Die blauen Typen des Farbſchreibers. Die letzte Depeſche der Macht. Als der Telegraph die Botſchaft der Macht auch nach Maitland Caſtle meldete, hatte Jane das Schriftſtück an ſich genommen. Seit zwei Tagen trug ſie es bei ſich und las es in jeder unbeobachteten Minute wieder und immer wieder. Ihr Blick hing wie gebannt an den Schriftzeichen. Sie überhörte dabei das Kommen Dianas, die leiſe hinter ſie trat, ihr den Arm auf die Schulter legte. 5 Jane ſchrak zuſammen. Sie verſuchte es, das Papier zwiſchen die Wäſcheſtücke zu ſchieben. „Jane, mein Kind. Schon wieder die Depeſche?“ „Ach... Diana. Sie wiſſen nicht, was die Worte auf dieſem Papier für mich bedeuten. Immer wieder finde ich Troſt in dieſen Zeilen. An alle Welt iſt die Depeſche gerichtet. Ich aber ſehe den vor mir, der ſie abgeſandt hat.“ „Diana hatte ſich der jungen Frau gegenüber niederge⸗ laſſen. Sie ſah wie fliegende Röte über ihre Züge huſchte, las in dieſem Geſicht wie in einem offenen Buch. Freude, daß der Gatte lebte. Stolz, daß die Idee zu dem großen erk in der genialen Erfindung ihres Gatten wurzelte. Glück, daß ſie nach vollendetem Werk Silveſter bald wieder in die Arme ſchließen könne. „Kindl Wenn jemand Sie verſteht, ſo bin ich es. Ich bin ſtolz darauf, die Gattin Silveſter Bursfelds meine Freun⸗ din neunen zu können.“. „„Tieſes Rot überflutete Janes Wangen. Ein hilfloſes Lächeln zuckte um ihre Lippen. OO HAN DON „Was Sie ſagen, ſollte mich ſtolz machen. Aber was bin ich Silveſter? Was kann ich ihm jetzt noch ſein? Je höher Sie meinen Mann und ſein Werk ſtellen, deſto kleiner und unwerter komme ich mir ſelbſt vor. 5 Ich fürchte mich vor dem Wiederſehen! Statt meinen Silveſter zu umarmen, werde ich vor einem Mann ſtehen, zu dem die Welt aufblickt. Was werde ich ihm noch ſein können?“ Diana richtete ſich auf. „Was ſagen Sie, Jane? Sie verſündigen ſich mit Ihren Worten an der heiligſten Beſtimmung des Weißes. Sind Sie ihm nicht Gattin?... Erfüllen Sie nicht damit die hehrſten Geſetze, die die Natur dem Weibe vorgeſchrieben?“ Mit aufleuchtender Freude lauſchte Jane den Worten Dianas. „Jane! Sie geben ihm den Erben. Sie pflanzen ſein Geſchlecht fort, in dem der Name und Ruhm Silveſter Burs⸗ felds weiterleben wird. Er weiß es nicht. Wie er ſich freuen würde, wenn er es wüßte!“ „Glauben Sie.“ „Ganz gewiß!“ „Aber Sie, Diana.. 21“ e „Warum weiß Lord Horace nichts davon, daß Mit einer raſchen Bewegung wandte Diana Maitland den Blick dem Park zu. Jane ſah, wie ihr eine jähe Röte über den Nacken lief. Ein drückendes Schweigen. Bis Diana Maitland ſich mit einer müden Bewegung Jane wieder zuwandte. Sie vermied es, Janes Frage zu beantworten. Nahm den Pa⸗ pierſtreifen aus den Händen der jungen Frau. „da die Depeſche Es ſind die ſtolzen Worte einer überlegenen Macht... Aber ſie künden der Menſchheit den Frieden. Tauſenden von Frauen und Männern be⸗ deuten die Worte der Depeſche Schickſal und Leben. Dann glaube ich zu träumen und zweifle, ob es wahr iſt, was die Worte der geheimnisvollen Macht enthalten Aber nein, es muß wahr ſein.. Denn Eriks Worte ſind es ja.. Erik. lügt nicht!“ „Erik?... Meinen Sie Erik Truwor?“ „Ja, Erik Truwor.“ „Kennen Sie Erik Truwor?“ „Ja.. ich lernte ihn vor Jahren in Paris kennen.“ „Sie kennen Erik Truwor, den beſten Freund meines Mannes?“ Ja. Ich kenne ihn.. habe ihn ſehr gut gekannt.“ „Aber Sie ſprechen nie von ihm. Und doch iſt ſein Name in unſeren Geſprächen ſchon oft gefallen.“ „Laſſen Sie, Jane!.. Es ſind Erinnerungen, die ich.. begraben.. vergeſſen haben möchte. Ich denke jetzt nur noch an ſein Werk... Wird es ihm glücken? * Der lange, ſechs Monate währende Poltag ging ſeinem Ende zu. Dicht über dem Horizont zog die Sonne ihren vierundzwangzigſtündigen Kreis. Immer näher kam ſie der Kimme, wo Eisfeld und Himmel zuſammenſtoßen. Klin⸗ gender Froſt kündete die kommende Polnacht. Erik Truwor trat aus dem Berg. Den ſchweren Eis⸗ ſtock in der Rechten, ſtieg er über die Stufen und Eisbänder ſchnell empor, bis er die höchſte Zinne erreichte. Da hatte in den vergangenen Tagen die Sonne den Eisberg mit wär⸗ menden Strahlen umkoſt und ſeine Formen verändert, hatte aus dem grünlich und bläulich ſchimmernden Eismaſſiv ein Gebilde geformt, das an einen hochlehnigen Seſſel gemahnte, an einen Königsſtuhl aus den Zeiten der Goten oder Mero⸗ winger. Hier blieb er ſtehen, und ſein Auge haftete an der zum Sitz ausgeſchmolzenen Gipfelzinne. „Was iſt das?. Ein Sitzl... Ein Thron mein Thron?!“ Mit einer Herrſchergebärde ließ er ſich nieder. Den ſchweren Eisſtock wie ein Zepter an der rechten Seite. Die Arme auf den Seitenlehnen dieſes bizarren Thrones. So ſaß er dort. rot von der Sonne umglüht, einer Statue vergleich⸗ bar. Saß und ſann. Sprunghaft wurden ſeine Gedanken, kreuzten ſich, über⸗ ſtürzten ſich. In der Höhle des Eisberges neben den Funkenſchrelberr ſtand Atma. Der Inder ließ die Streifen durch die Finger laufen, zurück bis zu der letzten drohenden Depeſche der Macht, die auch hier von den Apparaten mitgeſchrieben war. War die Kluft ſchon ſo weit geworden, daß Erik Tru⸗ wor ſeine Gedanken und ſeine Geheimniſſe für ſich behielt? Mit wachſender Sorge hatte Atma die Veränderung des Freundes verfolgt. Was würde kommen, was würde das Ende ſein? Was ſtand im Buche des Schickſals über Erik Truwor geſchrieben? F Ne 5 Er ſtand auf Atma ſprang auf und verließ den Berg. dem flachen Eis und blickte ſich um. Gegen den tiefroten Abendhimmel hoben ſich die gigantiſchen Formen des Eis⸗ thrones ab. Wie eine dunkle Silhouette ſah er die Geſtalt Erik Truwors dort gegen den blutfarbigen Himmel in den Aether ragen. Ein Zepter an der Seite, den Blick in die Ferne gerichtet. So gewaltig, ſo zwingend war das Bild, daß es Soma Atma in tiefen Bann ſchlug, ſeine Gedanken verzauberte, ſeine Erkenntnis trübte. Sollte er ſich täuſchen? Erhob das Schickſal dieſen Mann weit über alle Sterblichen? War ihm die Weltherrſchaft, die abſolute Gewalt über Tod und Leben aller Geſchöpfe beſtimmt? In eiſiger Einſamkeit verrann die Zeit, bis der Zauber wich, bis Atma nicht mehr den Schein, ſondern das Weſen ſah. Erik Truwor ſaß dort oben und ſtarrte regungslos in den glühenden Sonnenball. Leiſe und abgeriſſen fielen Worte von ſeinen Lippen: „Zu meinen Füßen liegt die Welt! Was bin ich? Was bin ich? Bin ich der Herr?. Ja.. ja! Ich bin ihr Herr. Ich habe die Macht, ſie zu zwingen! Zwingen.. zum Guten zwingen. Ein guter, ein ge⸗ rechter Herr will ich ſein. Aber wenn ſie mir zu trotzen wagen?!... Trotzen.. wer will mir trotzen?... Kein Sterblicher!... Auf Erden keiner... keiner!... Sil⸗ veſter... Atma?.. Auch die nicht... Ha!.. der eine ſicher nicht. Den hat das Schickſal genommen, als er ſein Geſchick erfüllt.. Der andere Atma?. Atma!l Atmal!.. Fiel Cäſar nicht durch Brutus“ Hand? Atma!.. Rief ich dich. Da kommſt du ja...“ Halb aufgerichtet, mit vorgebeugtem Leibe blickte er auf Atma, der langſam den Pfad emporklomm. Feſter umkrampfte ſeine Hand den ſchweren Eisſtock. „Hüte dich, Atma!“ Er ſank in den Seſſel zurück. In Schaute ihn mit der lauerte es. Nun ſtand Atma dicht bei ihm. ganzen Kraft ſeines zwingenden Auges an und ſah, wie Erik Truwor kalt und fremd an ihm vorbeiblickte. „Erik Truwor! Siehſt du deinen Freund nicht?“ Erik Truwor wandte leicht das Haupt und ſtreifte den Inder mit einem flüchtigen kalten Blick. „Was willſt du?“ Fremd und leer klang die Frage. „Fragſt du ſo den Freund?“ Erik Truwor zog die Brauen zuſammen, bis ſie ſich berührten.„Freund.“ Der Ton des Wortes traf das Herz des Inders. „Erik. beſinne dich... Was willſt du tun? Denke an Pankong Tzo, an die Weisſagung, an die Ringe!— Es waren drei!“ „Was gilt mir noch Pankong Tzo?... Und die drei Ringe „Haſt du Silveſter auch vergeſſen?“ „Silveſter?... Silveſter.. Der hat ſein Geſchick erfüllt... Seine Zeit war um... Erik Truwor ſtieß den ſchweren Stock in das Eis, daß die Brocken ſpritzten.„Jetzt geht es um größere Dinge!“ „Dann brauchſt du deinen Freund Soma auch nicht mehr?... Oh, daß ich bei Silveſter im eiſigen Grabe läge, ſtatt dieſe Stunde zu ſehen... Um größere Dinge geht es. ſagſt du.. Denke an die Worte Tſongkapas: Es mag leichter ſein, große Dinge zu vollbringen als gute!! Was du ſinnſt, weiß ich. Unheilig ſind deine Gedanken! Aber ich ſage dir, nie wird ein Werk beſtehen, das auf Gewalt gegründet iſt. Hüte dich vor der Rache des Schickſals Bedenke, daß du nur ein Werkzeug des Schickſals biſt.“ Erik Truwor hatte ſich erhoben. Jeder Nerd der hage⸗ ren, hochragenden Geſtalt war geſpannt. Noch ſchärfer, eckiger als ſonſt ſprang die gebogene Naſe über die ſchma⸗ len Lippen hervor. Tiefe Falten durchzogen die hohe Stirn. Wie Eisblinken blitzte es lauernd und doch gewaltſam in den tiefen Augenhöhlen. Machtlos glitten Kraft und Willen Atmas an dieſer Wandlung ab. „Ich. ein Werkzeug des Schickſals?:: Und wenn ich es verſchmähte, ein Werkzeug des Schickſals zu blei⸗ ben. und wenn ich“— ſeine Geſtalt reckte ſich, als ob er über ſich ſelbſt hinauswachſen wolle—„. wenn ich das Schickſal ineiſtern wollte?!“ Vor dem drohenden Blitz aus Erik Truwors Augen wich Atma einen Schritt zurück. „Jetzt bin ich der Mächtigſte auf Erden. Wer wagt es, mir zu trotzen.. das Menſchengeſchlecht liegt zu meinen Füßen. Die Elemente müſſen mir gehorchen. Ich will die Wogen des Meeres zähmen und dem Sturm ge⸗ bieten, ſich zu legen... nie zuvor wurde einem Menſchen ſolche Macht gegeben. und ich ſoll ſie nicht gebrauchen?“ Atma trat dicht auf Erik Truwor zu. Noch einmal ſuchte und fand er Worte, um den Freund zu halten. „Erik, du biſt krank. Der Tod Silveſters hat deine Seele erſchüttert, die Arbeit deinen Körper geſchwächt.“ 1 Erik Truwor ſchüttelte den Arm des Inders unwil⸗ 19 ab. „Krank?.. Erſchüttert?. Hal Mein Körper iſt kerung mein Geiſt klarer und friſcher denn je.“ r ließ den ſchweren Eisſtock wie ein Spielzeug durch die Finger laufen. „Erik Truwor!“ Die Stimme Atmas klang ſtreng. „Du frevelſt!. Du fervelſt am Schickſal. Hüte dich!“ 5„Ich mich hüten?. Vor wem?. Vor dir?“ Er hob den Eisſtock, als wolle er Atma zu Boden ſchla⸗ en Dann ſtieß er ihn tief in das ſplitternde Eis hinter ich und reckte die Arme mit geballten Fäuſten gegen den Himmel, als wolle er einem unſichtbaren Gegner in de (Lüften droßen. Die Fäuſte öffneten ſich, und wie Krallen bewegten ſich die Finger.„. ſeinen Augen l Die in die waagerechten und ſenkrechten Felder⸗Reihen einzutragenden Wörter ſind aus den bildlichen Darſtellun⸗ gen zu erraten. Die Wörter der waagerechten Reihen ſind in dem oberen, die der ſenkrechten in dem untern Teil des Bildes zu ſuchen. Au Jehl-⸗Aufgabe. Unter Hinzufügung der Silbe„ſe“ als zweite in jedem Worte ſollen aus nachfolgenden 26 Silben 13 Wörter gebil⸗ det werden. Sind dieſe richtig gefunden, ergeben ſie in ihren Anfangsbuchſtaben in beſtimmter Folge eine Volksſitte.— a ar buch ca chaf da ei fall grim ho i il kon kow le na nach nik pa pot quenz re ſau walk weis wind. Scharade. Die eine kommt als Anfang aller Plage, Und früh umdüſtert ſie dir deine Lebenstage. Ach, wie viel lieber in dem luſt gen Wald Hörſt du, wenn dir der anderen Lied erſchallt. Doch wenn du wie das Ganze dich befleißt, Iſt's möglich, daß man dich noch einmal Doktor heißt. Bilder⸗Rätſel. Jetzt iſt nicht Zeit zum Wühlen nicht Zeit für die Partei, Jetzt iſt es Zeit zu fühlen daß eins das größte ſei: Das Land, aus deſſen Schoße uns Leib und Geiſt erſtand Das heilige, das große das deutſche Vaterland. Die fettgedruckten Buchſtaben ergeben richtig aneinan⸗ dergereiht den Namen des Dichters Schach-Aufgabe. 2 b 0 d e 1„ i e, N N eee 0 e 1 8 h d Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge matt. Auflöſungen aus voriger Nummer. Bilder⸗Rätſel: ſüßer die Raſt. Silbenrätſel: 1. Doris, 2. Echſe, 3. Ragaz, 4. Eis⸗ bein, 5. Ilſe, 6. Narwal, 7. Zirkus, 8. Unke, 9. Gerhard.— Je höher das Tagewerk, deſto Der Einzug des Lenzes. jeden Abend, jeden Morgen i Chloredont Magiſches Moſaik. „ ͤ N„ e 5 1 0 0 9 4 * 7 0 0 2 8 2 S8 2 2* 8 0 Nn Gegenſätze 1. vermählt, 2. eilends, 3. rege, 4. ſtill. 5. enthaltſam, 6. täppiſch, 7. zugetan, 8. unbedacht, 9. nach⸗ läſſig, 10. genügſam.— Verſetzung. Rätſel: Aar— Ahr Schach⸗-Aufgabe: 1. Ke6—d6, Beliebig, 2. Kdö—eß5 oder De7—c4 matt. Die Nachbarin. „Ehrenrühriges können Sie Ihrer Nachbarin doch nicht nachſagen?“ „Ich könnt's ſchon, aber ich tu's nicht!“ „Wie ſchützt du dich vor Anſteckung?“ „Ich koche das Trinkwaſſer ab!“ „Und dann?“ „Dann ſteriliſiere ich es nochl“ „Und dann?“ „Dann trinke ich Bier!“ 8 Vor Gericht:„Warum waren Sie denn drei Jahre im Gefängnis?“ „Weil man mich nicht früher herausgelaſſen hat.“ * Junger Ehemann:„Es ſcheint Zeit zu ſein, aufzuſtehen!“ Junge Ehefrau:„Warum?“ Junger Ehemann:„Das Baby iſt eingeſchlafen!“ * Der alte Mann weckte den Apotheker mitten in der Nacht„Geben Sie mir doch etwas Morphium— ich kann nicht ſchlafen!“ „Haben Sie denn ein Rezept?“ e „Nein“ „Dann kann ich Ihnen kein Morphium geben!“ Der alte Herr denkt einen Augenblick nach und ſagt: „Dann möchte ich etwas Inſektenpulver haben!“ HUN pE- ZUcH DRESSURANSTALUT „Sie, der Hund, den ſie mir ver⸗ kauft hatten, iſt ja eine Hündin!“ „Lieber Herr, dafor kann ick niſcht. Dat liecht an die RNaſſe! Seine Mutter war doch ne Hündin!“ Flugunterricht. „Meine Herren, wir kommen jetzt zur Uebung ſchwie⸗ rigerer Fluglagen, und es iſt daher die Handhabung des Fallſchirms für jeden unerläßlich. Sie brauchen im Notfalle nur an dieſer Schnur zu ziehen und der Fallſchirm öffnet ſich Sollte er ſich aber bei dem einen oder anderen nicht öffnen, dann kommen die Betreffenden nachher zu mir; ich gebe ihnen dann einen anderen!“ Oang iſt's her! Geſchäftsführer:„War das ein älterer grauem Haar, der Sie bedient hat?“ Gaſt:„Als ich beſtellt habe war er noch blond.“ * Er weiß ſich zu helfen. Kurti ſoll Oſtern zur Schule kommen. Er tritt jetzt zur ſchulärztlichen Muſterung an. Kurti iſt klein und zier⸗ lich, und die Schulärztin rät der Mutter, dem Jungen doch ein Jahr zurückſtellen zu laſſen. Die Mutter will nicht. Der Junge hört das Geſpräch. Nach der Unterſuchung vor der Schule: 5 „Mutti, warum ſoll ich denn noch nicht in die Schule gehen?“ „Weil du noch ſo klein biſt.“ „Aber ich kann doch in die Schule gehen!“ „Aber Kurti, die anderen Jungen ſind größer, da ſieht dich der Lehrer gar nicht!“ „Aber Mutti do kann ich doch öfter hu— hu rufen!“ Kellner mit Feder nach ſeiner Faſſon Es ſoll mit der Ueberſchrift beileibe keiner liberaliſtiſchen Ketzerei das Wort geredet werden. Es iſt die friderizianiſche Weis⸗ heit, an die wir anknüpfen. Die alte preußiſche Regierungsweis⸗ heit, in der Staatsräſon mit einem vernünftigen organiſchen Spiel⸗ raum der perſönlichen Entfaltung zum Einklang gebracht war Im Preußen Friedrichs des Großen konnte jeder nach ſeiner Faſſon ſelig werden. Auch das nationalſozialiſtiſche Deutſchland weiß der perſönlichen Faſſon zu geben, was ihr ohne Schädigung der Volksgemeinſchaft und der ſtaatlichen Ordnung zukommt Aus dieſer weiſen Einſicht in die Natur des Menſchen, vornehmlich des deutſchen Menſchen, iſt der Staat bei uns nicht zu jener gewalt⸗ ſamen Konſtruktion erſtarrt. die auf dem bolſchewiſtiſchen Rußland wie ein ungeheuerlicher Alpdruck laſtet. Im Gegenteil. Immer und immer wieder iſt der Staat bemüht, durch ſeine berufenſten autoritären Vertreter nicht nur das Recht, ſondern die Pflicht zur perſönlichen Initiative, zur perſönlichen Unternehmungsfreude und erfinderiſchen Leiſtung zu verkünden. Mit Recht. Denn eine durch⸗ gehende mechaniſche Schabloniſierung der Wirtſchaft müßte ein all⸗ gemeines Sinken der Lebenshaltung zur Folge haben. Nur die vom Nationalſozialismus angeſtrebte organiſche Wirtſchaftsordnung mit dem ſchöpferiſchen Spielraum der perſönlichen Initiative iſt zur natürlichen Entfaltung und Steigerung des völkiſchen Lebens befähigt. In dieſem Zuſammenhang wird die große Bedeutung der pri⸗ vaten Verſicherung erkennbar. Sie iſt weit mehr als bloße Not⸗ abhilfe, ſo wichtig die Schadenregulierung an ſich ſein mag. Sie iſt wie jedes geſunde kaufmänniſche Unternehmen ein dynamiſcher produktiver Faktor der geſamten Wirtſchaft. Sie trägt dazu bei, den Schwung der ſchaffenden Kräfte zu erhalten, die eine größere, mächtigere deutſche Zukunft bereiten. 7 Er ist vielleichat Zn laktvoll, es Ihnen zu sagen UU doch bemerkt er es, wenn lhre Hände nicht mehr das zarte, gepflegte Aus- schen haben, das ihn fesselte, damals, als Sie sich kennen- lernten. Vernachlässigen Sie Ihre Hände nicht! Kaloderma- Gelee, das Spezialmittel zur Pflege der Hände, verhindert mit Sicherheit jedes Rot- und Rauhwerden, ganz gleich wie sehr Ihre Hände angreifender Tätigkeit in Haushalt und Beruf oder rauhem Wetter ausgesetzt waren. Es er- hält die Hande zart und jung und macht sieren und kneten Sie tüchtig ein, Minute lang. Sie werden bemerken dab bereits in dieser kurzen Zeit di Haut das Gelee vollständig in sic aufgesaugt hat und merklich glatte und elastischer geworden ist, Laser Sie Kaloderma- Gelee über Nacht dir ken und beobachten Sie den Erfolg VB. Raloderma· Gelee ſettet niclit undi daher besonders angenehm im Gebrauch auch bereits angegriffene Haut über Nacht wieder weich und geschmeidig. Machen Sie einmal diesen ein- fachen Versuch; Verreiben Sie ein wenig Kaloderma-Celee auf Hand. rücken, Gelenk und Fingern. Mas. In Tuben zu RM—. 30,—.50 und l F. WOI FF AS SOHN. KARI SRU H Eier Vorrat 7 iner Tic der Jule in hervor rag 92 5 1 ihren Bedert in Gerantol einlegen Kleinste Pockung 45 Pfg. in Apotheken und Drogerien erhslilich leidende erhalten kostenlos und unver- bindlich Aufklärung,»ie man den Asthma schwersten Antal sofort beseitigt e ed Brat. Berin-Temnemo! 200 KES T0 ak FLE 32. Fin Kal kost. Tägl. Dankschr b t cker sistwede 2 n Hopes, FSlieſeteſe 581 VBeinleiden Krqatpfadern Flechten, ſchwerhellende Wunden heilt San. Nat Dr. Strahls Sauslalbe kühlend und juchkreizſtillend Doſe RM 1.13 u. RM 2.07. Literatur und Probe durch Chemiſche Fabrik Dr. Hofkbauer, Verlin SW 68/84 8 WGswechselbope Optik bis 2: Schl erschlug 1/000 Esel Sebbstbese, 8 5 5 Stales kl 5 I irassE- Kad EnaWEGK- Oursbfu Silk —. 70 Zum Wochenende?„Die Familie? und„Zum Zeitvertreib“ Nr 14 e nls Beilage D 4 1. Bi. 1935 669959 Für die auf dieſer Seite 0 1 Anzeigen iſt der Verlag der vorl Zeſtung gicht zuſtändig VBerantwort Sonn nr Anzeigenteil Car! Görg. e ſämtlich in Berlin Wi. Mauec ker ne Schriftleitung Kurt Winkler agsblatt Deutſcher Proving⸗Verleget Was Frauen nie vergeſſen ſollten. Frau Lucie war eine tüchtige Hausfrau, parſam, umſichttg, und les dachte ſie, an ihren Nur an ſich dachte ſie kaum. Fleiß und bausfrauliche Tüchtigteit ſind gewiß nützliche Dinge. Eine gute Frau und Mutter iſt immer unentbehrlich. Aber wir müſſen geſtehen, daß Hausfrauen oft N tr Aeußeres zu pflegen und wichtig. Fragen Sie einen Ebemann! eder wird zugeben, daß eine Frau ihr Aeußeres immer angenehm, ilt natürlich beſonders für eſicht regelmäßig pflegen. Braucht man denn Zeit dazu? Wenige Minuten am Tage ge⸗ nügen! And braucht man denn Geld dazu! So viel oder ſo wenig von früh bis ſpät auf den Beinen. An lieben Mann, an die geliebten Kinder. u erhalten. Das iſt dabei ſo w ön und begehrenswert balten ſoll. Das as Geſicht. Folglich ſollte jede Frau das wie eine Semmel koſtet! And welche Vorzüge tauſchen Sie für dieſe germge Ausgabe ein? Sie bleiben immer jung, wenn Sie Ihr Geſicht vernünftig und einſichtig mit Marylan⸗Creme, einem cein deutſchen Markenartikel, pflegen. Die Jahre gehen ſpurlos an Ihnen vorüber, dank der Marylan⸗Ereme. Ihr Mann, Ihre Kinder freuen ſich, ſolch eine ſchöne, junge Frau und Mutter zu beſitzen. Sie ſelbſt haben viele Jahre hindurch täglich helle Freude daran, daß Sie ſo ausſchauen, als ſeien Sie vom gefährlichen Alter noch weit entfernt. Alle dieſe Vorzüge verſchafft Ihnen die regelmäßige Anwendung der Marvlan⸗Creme, die ſchon Anzähligen geholfen hat. Sie haben es nicht nötig, teuere ausländiſche Schönheſtsmittel zu benutzen, die deutſche Marblan⸗Creme iſt eine Spitzenleiſtung vaterländiſcher Kos⸗ metik. In mehr als 30 000 Dankſchreiben, die Zahl iſt notariell be⸗ glaubigt, wird dies immer wieder verſichert von Damen und Herren aller Kreiſe, darunter auch eine Reihe ſehr bekannter Künſtlerinnen 6 und Künſtler. Selbſt viele Aerzte loben die Wirkung der Warden Creme. Am Sie noch ſchneller zu überzeugen, daß die Marplan een Ibr Geſicht pflegt, verfüngt und verſchönt, machen wir Ihnen 1 5 guten Vorſchlag, wir ſenden Ibnen koſtenlos und portoſret 110 Probe Marylan⸗Creme und das unentbehrliche Büchlein über Schönheitspflege.. ſchem Deshalb ſchneiden Sie bitte den endſtebenden Gratisbesugsſcze aus und legen ihn in einen offenen Briefumſchlag. Dann kleben eine 3. Pfennig. Marke auf, und auf die Nückſeite ſchreihen Ste dche⸗ Ihre genaue Adreſſe. Marvlan⸗Creme iſt in allen emichlng gere ſchäften zu haben; Gratisproben nur dirett vom Marylan- 5 Hracisbezügsſchein; An den Marvlan. Bertkteb, Bern 4e, ge ſtraße 24. Erbltte koſtenlos und portotret die Probe Marplan- Set Hund das Schönheitsbüchlein mit Abbildungen. 75 KALODE 90 DAS SPEZIALMITITEL 1 ZUR PFLECE DER HAN DE 5 3 f